Der Blaue Geist und der Freiheitskämpfer von SuperCraig ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Zuko war schlussendlich doch bei den Freiheitskämpfern, wie sich selbst nannten, geblieben. Die ersten 14 Tage vergingen wie im Fluge. Er konnte dabei die gesamte Truppe ein wenig näher kennenlernen und hatte mit ihnen die verschiedensten Aufgaben bewältigt. Dabei hatte sich gezeigt, dass Jet und er ein sehr gutes Team bildeten. Das Einzige woran er sich noch gewöhnen musste war der Fakt, dass man ihn „Lee“ nannte. Darüber, dass sie seine Identität doch erraten würden, machte er sich keine Gedanken mehr. Seit seiner Entscheidung alleine sein zu wollen, sogar ohne seinen Onkel, hatte er sich nicht mehr so wohlgefühlt. Die Suche nach dem Avatar war in den Hintergrund gerückt und er fühlte sich derzeit frei und glücklich. Sie saßen gemeinsam am Lagerfeuer, lachten ausgiebig und waren eine eingeschworene Truppe. So wie auch heute, als er und Jet gemeinsam Wache schoben. „Sag mal, Lee – hast du eigentlich eine Freundin? Oder hattest du?“, fragte ihn Jet, nachdem er Zuko über die Namensherkunft Pipsqueaks aufgeklärt hatte. Der Prinz zögerte kurz. Sollte er die Wahrheit sagen? Eine kleine Notlüge war in Ordnung, ganz sicher. „Nicht so wirklich. War mehr eine Jugendfreundin“, gestand er leise. Mai war wirklich nur eine Jugendfreundin gewesen. So ganz stimmte das natürlich auch nicht, denn er mochte sie wirklich, sogar heute noch, aber daran war gerade nichts zu ändern. „Und einen Freund?“ „Wie?“, blinzelte der Blaue Geist und schrägte ein wenig den Kopf. Einen Freund? „Na du weißt schon – einen männlichen Freund.“ Zuko zog die Augenbrauen in die Höhe. Das war eine seltsame Frage. Natürlich hatte er noch keinen Freund gehabt, wenn er das richtig verstand. Warum auch? In der Feuernation herrschte das klassische Familienbild, Vater – Mutter – Kind, seit Generationen vor. Zwei Väter, wobei sich die Frage stellte, wie dann Kinder dazukommen sollten, waren verpönt und quasi nonexistent. Ihm war jedenfalls kein Fall bekannt. „Nein?“, antwortete Zuko vorsichtig. „Das heißt, du hast auch noch nie einen Jungen geküsst?“, fragte Jet weiter und hob dabei die Mundwinkel ein wenig an. Veräppelte ihn sein Gegenüber? Warum grinste er so seltsam? Wahrscheinlich machte er sich gerade über ihn lustig. Zuko war kurz davor aus der Haut zu fahren, als ihn wieder die mentale Stimme seines Onkels zur Räson brachte: „Beruhigt Euch. Er stellt doch nur ein paar Fragen. Seht Ihr denn nicht wie nervös er ist?“ Natürlich hatte Iroh Recht, dennoch fragte sich der Prinz, warum er mit solchen Fragen konfrontiert wurde. „Nein“, antwortete Zuko erneut. Bevor er wusste wie ihm geschah, war Jet auch schon neben ihm und bettete sein Gesicht sanft in seinen Händen. Ein beruhigendes, sanftes Lächeln aufgesetzt, legte der Anführer der Freiheitskämpfer seine Lippen auch schon auf die des verbannten Prinzen. Sie fühlten sich weich und sanft an. Ihr Geschmack war durchzogen von den Kirschen, die sie zuvor noch gegessen hatten. Obwohl sich alles in ihm hätte sträuben sollen, ließ Zuko ihn gewähren und seufzte leise auf. Es war, als würde eine große Last von ihm abfallen. Ruhe kehrte in ihn ein. In diesem einen Moment war er frei von der Bürde seiner Abstammung, seines Daseins als Blauer Geist, er war einfach nur er selbst, ein Junge mit einer Narbe, die sein Gegenüber nicht einmal zu stören schien. Zuko stieg in den Kuss ein und erwiderte ihn, ganz sanft und zärtlich. Nach einer kleine Ewigkeit löste sich Jet von ihm, zog einen Getreidehalm vom Gürtel und grinste breit. „Was?“, fragte der Prinz und räusperte sich, um seiner Stimme die normale Tonlage zurückzugeben. „Es scheint dir gefallen zu haben“, neckte ihn der Braunhaarige. „Es…“, murmelte Zuko und schaute beschämt zu Boden. Ja, es hatte ihm Gefallen, hatte sich richtig angefühlt, ihm ein Stück Sicherheit und Geborgenheit gegeben. Welch dummer Gedanke das doch gewesen war! Er konnte nicht erwarten, dass Jet sich so für ihn interessierte, zumal er selbst bis vor einigen Augenblicken lang nicht einmal gewusst hatte, wie es ist, einen Jungen zu küssen. „Stumm wie es für den Blauen Geist passt“, gluckste Jet und rückte noch ein wenig näher an Zuko heran um sich seine Hand zu schnappen und ihre Finger miteinander zu verschränken. „Du trägst etwas mit dir herum, eine Last, die weit größer ist als meine. Willst du dich mir nicht doch anvertrauen?“ War das alles ein abgekartetes Spiel? Wollte Jet in seiner Vergangenheit herumschnüffeln und hatte sich deshalb an hin herangemacht? Sollte er etwas erzählen? Bevor sich Onkel Iroh wieder melden konnte, kam ihm sein Neffe zuvor. „Das ist nicht so einfach. Ich will diesen Moment nicht zerstören“, setzte Zuko an und brach den Satz gleich wieder ab. Nein, er durfte nichts sagen – dieser Augenblick war zu schön. Er schaute zu seinem Sitznachbarn und spürte ein angenehmes Kribbeln im Bauch. War das Liebe? Konnte das Liebe sein? Geboren aus einem einzelnen Kuss? War er verschossen? Gefiel ihm Jet, obwohl er ein Junge war? „Du denkst noch immer viel zu viel nach – ich denke, ich mache mal den Anfang.“ Jet drehte sich auf dem Baumstamm so, dass er Zuko direkt gegenübersaß und ihm in die Augen schauen konnte. „Deine Gedanken zu erraten ist echt nicht schwer. Du wirkst manchmal wie ein scheues Reh. Ein äußerst hübsches, scheues Reh, das muss ich zugeben.“ Um seine Worte zu unterstreichen strich er ihm mit dem Zeigefinger über die Wange, wobei er sorgsam darauf achtete, die Narbe auszulassen. Zuko seinerseits zuckte kurz zusammen, hob die Mundwinkel aber an und ließ ihn gewähren. „Du bist wirklich süß, Lee. Dein Lächeln kommt viel zu selten zum Vorschein, dabei ist es so wunderschön. Du bist anders als der Rest – ein geborener Anführer, wie ich. Dir kann ich Verantwortung aufladen. Du hast Mut, Verstand und das Herz am rechten Fleck. Ich möchte nur wissen, was dich so aus der Bahn geworfen hat, dass du dich so verändert hast. Du bist so verbittert und einsam, selbst in einer Runde aus Freunden und Bewunderern.“ Beim letzten Wort zog Zuko die Brauen in die Höhe. „Denkst du, wir hätten nicht alle kapiert, dass du ein Krieger bist? Das liegt nicht nur daran, wie du dich mir im Kampf gestellt hast, sondern deine Bewegungen, deine wachsamen Augen, dein Verhalten – sag mir doch einfach, was los ist, warum du niemandem vertraust? Sogar mir nicht, und ich wage zu behaupten, mit mir verstehst du dich am besten.“ Sollte er etwas sagen? Jet war gerade so ehrlich zu ihm gewesen und er wirkte auch nicht als hätte er gelogen. Zuko schien ihm zu gefallen. Er mochte ihn wohl wirklich. In seinem zweiwöchigen Aufenthalt hatte der junge Prinz aber auch gelernt, dass Jet von einem unbändigen Hass auf die Feuernation angetrieben wurde. Ihm zu erklären, dass der Junge, in den er verschossen war, Zuko wollte bewusst nicht das L-Wort benutzen, genau an der Spitze dieses Teils der Welt stehen sollte, das hätte ihm das Herz gebrochen und ihn selbst wieder dazu verdammt, weiterziehen zu müssen. Das wollte er aber nicht. „Ich kann nicht, Jet“, windete sich Zuko und trat die Flucht nach vorne an. „Das ist zu kompliziert, glaube mir. Können wir uns nicht darauf einigen, dass ich Lee bin, der Blaue Geist und dich wohl auch mag?“ Bevor Jet etwas erwidern konnte, küsste ihn Zuko behutsam. Es war eine total irrige Ansicht, dass die Kraft des Feuers nur aus Wut und Hass geboren war, und die Bändiger sich dementsprechend rabiat und grob verhielten, im Gegenteil – Zuko sehnte sich nach nichts mehr als einem Stück Zärtlichkeit und Geborgenheit. Dass er alles richtig machte schlussfolgerte der Prinz daraus, dass Jet Wachs in seinen Händen wurde und sich verträumt seufzend an ihn lehnte. Er konnte die Finger des Braunhaarigen in seinem Nacken spüren, wo sie ihn kraulten. Ein himmlisches Gefühl. Obwohl er sich geschworen hatte, niemals eine so verletzliche Seite erneut zu zeigen, denn das hätte seinem Vater missfallen, tat er es gerade und es fühlte sich verdammt gut an. Für den Moment war er der unangenehmen Frage nach seiner Herkunft entschlüpft, doch ob ihm das auf die Dauer gelingen würde war fraglich. Er brauchte einen Plan, dringend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)