Twenty-four dayz til xmas #2x20 von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 1: Sparkling Stars -------------------------- Sparkling Stars by Masato Watanabe Schon immer war ich fasziniert von den frühen Geschichten dieses Landes. Mythen und Sagen. Ich liebte, diese teils verträumten, teils brutalen Erzählungen aus einer anderen Zeit. Sei es der starke Held, der die Dämonen besiegt und das Dorf rettet, oder doch nur eine Erzählung über fabelhafte Wesen aus dem Wald, ich verschlang jede Geschichte mit Begeisterung, träumte mich in der Zeit zurück und war fast schon enttäuscht, wenn ich die Magie, welche diese Überlieferungen umgab, nicht in meinem Alltag sehen konnte. Doch ich war mir ganz sicher, dass ich irgendwann selbst zum Teil einer solch faszinierenden Geschichte werden würde. Neben meinem Geburtstag und Weihnachten fiebere ich jedes Jahr dem Sternenfest entgegen. Klar, das Feuerwerk ist sehr hübsch anzusehen und jedes Jahr versammeln sich hunderte auf den Wiesen der Stadt, um es anzusehen, aber mich fasziniert etwas anderes: die Geschichte der beiden Liebenden, die sich nach langer Abstinenz wiedersehen dürfen. Ihre Geschichte ist so traurig, aber auch so schön und jedes Jahr schreibe ich meine sehnlichsten Wünsche auf bunte Papierstreifen in der Hoffnung, dass sie in Erfüllung gehen. Ich bin eben doch ein kleiner Romantiker. So ereignete es sich, dass ich auch dieses Jahr einen gelben Zettel an einen Bambusstrauch band. Seit dem Ende der Schule hatte sich mein Leben um 180 Grad gedreht. Meine Freunde verschwanden in alle Himmelsrichtungen und ich war allein an einer der heimischen Universitäten. In den Vorlesungen saß man zwar nicht allein, aber ich hatte es noch nicht geschafft, wirkliche Freunde zu finden. Ab und an wechselte man ein paar Worte miteinander oder tausche Unterlagen aus, aber die Nachmittage oder die Wochenenden verbrachte ich meist allein oder im Kindergarten bei gemeinnütziger Arbeit. Das ergab sich so, da meine Mutter dort arbeitete und die Kinder mich liebten, weil ich klein bin. Jedenfalls scheint eine innere Verbundenheit zwischen uns zu bestehen. Trotzdem wünschte ich mir doch lieber Freunde in meinem Alter. „Taka-chan!“, hatte mich Tarou laut gerufen und kam auf mich zugerannt, als ich gerade anderen am Bambusstrauch Platz machen wollte, die ebenso ihre Wünsche anbinden wollten. Er war total aufgeregt und deutete auf ein Plastiksäckchen mit einem Fisch darin. „Guck mal! Den hab ich vorhin gefangen! Das war voll schwer!“, erklärte er mir mit funkelnden Augen. Um seine Beute anzusehen, hockte ich mich hin und streichelte ihm durch seine kurzen Haare. „Aber nicht zu schwer für dich! Ich bin stolz auf dich, Tarou-chan!“, lobte ich einen der vorlautesten Jungen aus der Gruppe, die meine Mutter betreute. „Was willst du damit denn machen?“, erkundigte ich mich nach dem gefangenen Lebewesen. „Aki-chan meint, es ist das Beste, ihn wieder freizulassen! Damit er Babys machen kann und ich nächstes Jahr einen noch viel größeren Goldfisch fangen kann!“ „Aki-chan?“, fragte ich verwirrt nach. „Das bin dann wohl ich!“, drang eine tiefe Stimme an mein Ohr und mein Blick wanderte einer schmalen Hüfte nach oben, die von einem grau gestreiften Yukata umhüllt wurde. Ich blinzelte, als ich blond gefärbte Haare erblickte und erhob mich wieder. „Das ist Aki-chan, mein großer Bruder!“, verkündete Tarou derweil die freudige Nachricht. Natürlich verbeugte ich mich rein aus Reflex. „Und du bist?“, hörte ich die informelle Frage des anderen, der seinen kleinen Bruder schützend an die Hand nahm. „Matsumoto Takanori. Tarou-kun ist in der Vorschule in der Gruppe meiner Mutter. Ich helfe dort immer mal aus. Daher kennen wir uns!“, weihte ich den mir Fremden ein. „Ah, cool!“, tat der es jedoch ab und wenn ich ehrlich war, wusste ich nicht, was ich von seiner verschrobenen Art halten sollte. Äußerlich sah er aus wie ein Punk in traditioneller Kleidung. Charakterlich wirkte er wie ein Stoffel, was ich recht schnell revidierte. „Willst du mit uns Dango essen gehen?“ „Au ja! Taka-chan, du musst unbedingt mitkommen! Die haben da vorn einen Stand mit Mitarashi Dango, auf denen sind Sternenstückchen!“ Und ehe ich es mich versah, hatte mich Tarou an der Hand genommen und schleppte mich weg. Natürlich war ich der romantischen Illusion erlegen, dass ich dieses Kennenlernen nur dem Sternenfest zu verdanken hatte, denn dies sollte nicht der einzige Tag bleiben, an dem ich Akira traf. Komischerweise tauchte er immer öfters in der Vorschule auf, um seinen Bruder abzuholen. Dabei war natürlich auch ein Plausch mit mir drin, bis wir uns eines Nachmittags auf einen Spaziergang im Park verabredeten. Die Blicke, die wir uns zuwarfen, wurden immer deutlicher und da war wohl von beiden Seiten Interesse da. Dem ersten Date folgten ein Zweites und auch ein Drittes. Aki-chan war gar nicht so stoffelig, wie er anfänglich rüberkam. Er war speziell, teils kurz angebunden, aber auch aufmerksam. Es ereignete sich, dass ich ihm auch von meinem Hang zu Mythen und Sagen berichtete und er fand das nicht einmal merkwürdig oder warf mir schräge Blicke zu. Viel mehr nutzte er dieses Wissen aus, um mich mit kleinen Aufmerksamkeiten zu überraschen. Auch heute steckte mit Tarou einen Brief mit einer Nachricht von Akira zu. ‚Wenn der Mond den Schnee silbern färbt, kannst du die Sterne im See funkeln sehen!‘ Diese Nachrichten brachten mich zum Lachen. Sie hörten sich so verdammt kitschig an, vor allem, da Akira versuchte, den Ausdruck der damaligen Zeit zu imitieren. Trotzdem ging ich am Abend des Vollmondes zum See im Park. Eingepackt in einen Mantel und umschlungen von einem dicken Schal wartete ich fast eine halbe Stunde in der Kälte, ehe sich warme Hände von hinten über meine Augen legten. Sofort zog ich sie weg und drehte mich um. „Es ist arschkalt!“, beschwerte ich mich. Schließlich war es nicht die Jahreszeit, um lange im Park zu bleiben. „Darum hab‘ ich uns heiße Maissuppe aus dem Automaten gezogen!“, verkündete Aki und umschloss mein Gesicht mit seinen Fingern, ehe er mir einen Kuss auf die Lippen drückte. Wie konnte ich ihm böse sein, wenn er doch so süß war? Er zog die warmen Dosen aus seiner Umhängetasche und stellte sich nah neben mich. Kommentarlos schlürften wir die Suppe und blickten auf den kleinen See. Und er hatte recht: Die Sterne, die sich im See spiegelten, ließen ihn funkeln. Vielleicht war nicht nur an mir ein hoffnungsloser Romantiker verloren gegangen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)