Twenty-four dayz til xmas #2x20 von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 2: Deine Spuren im Schnee --------------------------------- Deine Spuren im Schnee by Masato Watanabe Masa. Blutgruppe B. Geburtstag 2. April. Blutjunge 18. Abschlussklasse. Schwarze Haare, seit geraumer Zeit aufgehellt, sodass sie aschfarben schimmern. Ja, das sind so die groben Eckdaten, die ich bisher über dich herausgefunden habe. Leider gehörst du zu den Menschen, die einen Stock im Arsch haben, denn alles muss man dir aus der Nase ziehen. Auf deinem Ausweis steht, dass du 170 cm groß bist. Allerdings glaube ich, dass du gewachsen bist. So viel kleiner als ich bist du nämlich nicht. Deine hübschen braunen Augen versteckst du immer hinter grauen oder blauen Kontaktlinsen. Generell missfällt es mir, dass du so einiges vor mir zu verstecken versuchst. Leider muss ich zugeben, dass unser erstes Aufeinandertreffen nicht gerade reibungslos abgelaufen ist. Es fühlte sich ehrlicherweise an wie ein Blind Date, denn wir hatten vorab nur über Mails kommuniziert. Bis es schließlich eines Freitagabends zu einem ersten Treffen kam. Leider war dieses nicht privater Natur, denn du bist nur auf der Suche nach einem Gitarristen für deine Schulband. Und das lässt du immer wieder heraushängen. So hübsch du auch anzusehen bist, du bist wortkarg. Dein Style soll darüber hinwegtäuschen, dass du dich hier nicht wohlfühlst. Also hier, in diesem Land. Als ich versuchte unsere Gespräche auf eine private Schiene zu lenken, erfuhr ich, dass du dein halbes Leben in Miami verbracht hast. Anfänglich war ich neidisch, da ich gerne auch einmal im Ausland gewesen wäre, aber du hast mir erzählt, wie schwer es für dich war, am anderen Ende der Welt akzeptiert zu werden. Und dann doch wieder zurückzukommen, um hier wieder bei null beginnen zu müssen. Ich glaube, diese Erfahrungen haben dich gezeichnet. Ich glaube nicht, dass du so zurückgezogen leben willst, aber du hast auch keine Ambitionen Energie in Beziehungen zu stecken, die auf kurze oder lange Sicht wieder zerbrechen. Trotz dieses Korbes hast du mein Interesse geweckt. Du strahlst etwas aus, was mich magisch anzieht. Vielleicht ist es deine Leidenschaft für Musik. Du hast nicht beabsichtigt mit Bassspielen angefangen. Fast nebenbei hast du erwähnt, dass ein Freund in Amerika dir seinen Bass geschenkt hat, weil er ihm überdrüssig war. Damit hat er in dir aber wohl die Box der Pandora geöffnet. Du scheinst glücklich zu sein, wann immer du über Musik sprichst. So viele unerfüllte Träume verbindest du mit den verschiedensten Melodien und doch liebst du sie wie einen Begleiter, der dich durch und durch erfüllt. Woher ich das weiß? Ich beobachte dich! Ich hatte Zweifel, ob ich in deiner kleinen Band mitmachen sollte, schließlich bin ich ein paar Jahre älter als du. Trotzdem ging mir unser Treffen nicht aus dem Kopf und ich musste immer wieder an dein hübsches Gesicht denken. Dieses Funkeln in deinen Augen, wenn du Bass spielst. Dieser Anblick erfüllt mich. Umso ernüchternder ist es, wenn ich deinen leeren Blick sehe, wann immer es um andere Dinge geht. Ich wünschte mir, dass du mich auch mit diesen funkelnden Augen ansiehst, aber das blieb mir bisher verwehrt. Ich entschied mich dazu, mehr über dich in Erfahrung zu bringen. Und da du so wortkarg bist, laufe ich dir nach. Du merkst es nicht einmal. Dabei ist es so einfach dir zu folgen. Als würdest du Spuren in frisch gefallenen Schnee hinterlassen. Meine Beobachtungen brachten mir einige neue Erkenntnisse über dich. Deine Ernährung ist eine absolute Katastrophe. Du kaufst meist irgendwelche Sandwiches im Supermarkt. Sind es nicht diese, dann greifst du auf No-name-Instant-Ramen für 88 Yen zurück. Dafür liebst du diese Teddykekse und ich fand heraus, dass du die mit Milchcreme allen anderen Sorten vorziehst. Paprika sortierst du stets aus. Du trinkst lieber schwarzen Tee als Grünen, aber meistens hast du einfaches Wasser bei dir. Nach der Schule verziehst du dich stundenlang im Proberaum deiner Schule, machst selbst alle Schularbeiten dort. Generell habe ich das Gefühl, dass man dich nur an drei verschiedenen Orten antrifft: Deinem zu Hause, der Schule inkl. Proberaum oder du bist in irgendwelchen Live Houses, um dir andere Bands anzusehen. Es ist schwierig an dich heranzukommen oder Zugang zu finden. Du wirkst so verloren, als würdest du nur einen Schubs in die richtige Richtung benötigen. Einen Schubs, weg von deinen Zweifeln. Du bist Perfektionist. Das merkte ich recht schnell. Alles, was du machst, versuchst du mit deinen bescheidenen Mitteln umzusetzen. Das Ergebnis soll aber perfekt sein. Du willst alles allein schaffen, tust dich schwer darin, Hilfe anzunehmen. Wobei sich das gebessert hat, seitdem du es geschafft hast, eine komplette Band auf die Beine zu stellen. Trotzdem verziehst du immer wieder deinen Mund als hättest du in eine saure Zitrone gebissen, wenn du die Führung abgeben musst. Ich gebe es nicht gerne zu, aber es amüsiert mich, auch wenn ich weiß, dass es für dich innerlichen Stress bedeutet. Noch immer ist es mir nicht gelungen einen Weg zu dir zu finden. Du machst es mir aber auch nicht leicht. Ich befinde mich seit unserem ersten Treffen – und unserer ersten Meinungsverschiedenheit – augenscheinlich in der ‚friends zone‘. Moment, nein, nicht mal da. Keine Ahnung, wie du die Menschen um dich herum kategorisierst, aber mich hast du wohl unter ‚business‘ eingeordnet. Nicht einmal zum Freund habe ich es geschafft, obwohl ich dich unmissverständlich angebaggert habe. Aber du hast lediglich den Rückzug angetreten. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob eine Beziehung zu einem anderen Mann für dich überhaupt infrage kommt. Deine einzig große Liebe ist halt einfach die Musik. Doch so einfach gebe ich nicht auf. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis ich dich zum Funkeln bringen kann? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)