Twenty-four dayz til xmas #2x20 von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 10: Wasted ------------------ Wasted by Masato Watanabe Und da fängt es wieder an. Überall tauchen von einem Tag auf den anderen leuchtende Dekorationen in der Stadt auf. Gerade so, als würde man dazu genötigt werden, an diesem Fest namens Weihnachten teilzunehmen. Selbst, wenn man nicht wollte, könnte man diesem Irrsinn doch nicht entkommen. Es ist geradezu eine Pflicht, Lichterketten aus dem Hinterzimmer zu kramen, Schneemänner oder Weihnachtsmänner aufzustellen und dazu dudelnde Weihnachtssongs oder zumindest deren bekannte Melodien rauf und runter laufen zu lassen. Mittlerweile kann ich sicherlich alle Liedtexte auswendig. Mich persönlich nervt das alles nur an. In meiner Wohnung jedenfalls wird man nichts davon finden. Reicht, wenn ich das Zeug in meinem kanadischen Café verteilen muss. Feiern Kanadier überhaupt Weihnachten? Egal, spielt sowieso keine Rolle, denn hier gehört es zum guten Ton. Je schriller und aufdringlicher, desto besser. Aber nicht nur, dass sich visuell einiges zu dieser Zeit in den Geschäften, Restaurants oder Cafés tut, nein, auch die Menschen werden urplötzlich anders. Endjahresstimmung oder so ein Schrott. Alle sentimental und drücken auf die Tränendrüse und alle müssen sich auf einmal so furchtbar schrecklich lieb haben, auch wenn sie sich den Rest des Jahres nicht mal mit dem Arsch ansehen! Solche Heuchelei widert mich an! Aber so richtig! Mir zumindest stellen sich dabei die Nackenhaare auf. Begleitet wird alles von dem Gefühl, als würde mir eine Pistole auf die Brust gedrückt werden. Es muss ein Fazit vom vergangenen Jahr gezogen werden. Ob es erfolgreich war, Repetition, was hätte anders laufen können. Sich und sein Tun hinterfragen, aus Fehlern lernen und all so ein Mist. Schon jetzt neue Vorhaben fassen, ein besserer Mensch zu werden. Und dann, als wäre das alles unwichtig und nie etwas gewesen, feiert man Weihnachten, um das Jahr zu einem glücklichen Ende zu bringen, ehe der ganze Wahnsinn wieder von vorn losgeht. In mir jedenfalls sträubt sich alles, an dieser Scharade teilzunehmen. Mit Weihnachten habe ich nichts am Hut! Ach ja, ich bin übrigens Hazuki, 34 Jahre alt und Co-Inhaber eines kanadischen Cafés. Letzteres ist auch der Grund, warum ich mich gerade in einem der größten Einkaufszentren befinde, um dem Importladen einen Besuch abzustatten. Schließlich benötigt man in so einem Café massenweise Ahornsirup – selbstverständlich made in Canada. Trotzdem sinkt meine Laune immer mehr gen Null, je weiter die Tage voranschreiten und der Weihnachtstag in greifbare Nähe rückt. Warum das so ist? Das kann ich ganz genau sagen! Es war auf den Tag genau der 25. Dezember letzten Jahres. Das letzte Weihnachtsfest. Ich hatte mir an dem Tag freigenommen, um ihn mit meinem Freund verbringen zu können. Takashi war alles, was ich je wollte. Er war jung, hübsch, quirlig, hatte einen ausgefallenen Geschmack, manchmal war er schüchtern und ich liebte es, Zeit mit ihm zu verbringen. Selbst, wenn sich das nur auf Besuche im Café bezog oder wir uns nach Feierabend nur für ein paar Stunden sahen. Das war alles okay, denn ich hatte auch Verständnis dafür, dass er wenig Zeit hatte, denn sein Studium und die Band, in der er neben dem Studium aktiv war, beanspruchten auch sehr viel Zeit. Trotzdem konnte ich mir eine Zukunft vorstellen. Zusammenziehen, gemeinsame Ausflüge und so weiter. Er hatte nur noch ein paar Monate bis zum Ende seines Studiums und mit seiner Musik lief es auch gut. Nichts sprach dagegen unsere Beziehung zu vertiefen. Immerhin half ich ihn ab und an auch finanziell aus oder vermittelte ihm Kontakte, die ihm weiterbrachten. In meinem Café gingen schließlich viele verschiedene Leute ein und aus. Daher erweitert sich mein Bekanntenkreis ständig. So, und dann kam der 25. Dezember. An und für sich kein Thema. Die Wohnung war geputzt, dekoriert, Plätzchen aus der Konditorei standen bereit und alles war in gemütliches gelbes Licht getaucht. Das Essen war vorbereitet und ich hatte ihm Geschenke gekauft. Nichts Weltbewegendes. Eine Kette und Equipment für seine Gitarre sowie eine Schachtel Pralinen. Wir waren für 19 Uhr verabredet. 20 Uhr saß ich immer noch allein in meiner Wohnung, hatte versucht ihn zu erreichen. Ich machte mir Sorgen, da auch irgendwas hätte passiert sein können. Auch, wenn wir bereits seit über 2 Jahren ein Paar waren, hatte ich seine Familie nie kennengelernt und bei einem Notfall wäre ich wohl der Letzte, der benachrichtigt werden würde. Also war ich umso erleichterter, als er schließlich gegen 22 Uhr an sein Handy ging. Jedoch klang Takashi anders als sonst. „Zuki, du nervst!“, meldete er sich. „Aber wir waren doch verabredet!“, erwiderte ich verwirrt. Und dann kam die Nachricht, die alles kaputtmachte. „Verstehst du nicht? Ich habe keinen Bock mehr auf Verabredungen mit dir. Oder generell auf dich. Es ist Schluss! Melde dich nicht mehr bei mir!“ Und dann hatte er aufgelegt. Es hatte nur ein paar Sekunden gedauert und viele Monate voller Zuwendung, Zuneigung, gemeinsamen Treffen, Liebeleien und Liebesbekundungen waren über Bord geworfen worden. Ich weiß bis heute nicht, was ich falsch gemacht habe, dass ich so abserviert worden bin. Ich wollte es auch nicht hinterfragen. Der Schock sitzt mir heute noch in den Knochen. Immer, wenn ich nun diesen Kitsch sehe, der Weihnachten ankündigt, werde ich an diese Situation erinnert und in mir steigt unbändige Wut auf. Wut und Unverständnis. Diese ganze Liebesnummer ist doch nur eine Farce und ich weiß noch nicht, wie ich dieser Weihnachtsspirale entkommen soll! Missmutig stoße ich mit meiner Schulter beim Vorbeigehen einen dieser verkleideten Weihnachtsmänner an, der sich daraufhin lautstark bei mir beschwert. Ich zeige ihm nur meinen Mittelfinger und gehe weiter zur Treppe. Dieses ganze Weihnachtsfest kotzt mich sowas von an! Aber ich weiß auch nicht, wie ich dem entgehen kann! Knurrig und weiterhin schnaubend, da ich nichts an der Routine dieser Tradition ändern kann, verpasse ich die nächste Treppenstufe, rutsche ab und lande schmerzlich auf dem Boden der Tatsachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)