Twenty-four dayz til xmas #2x20 von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 14: Das letzte Weihnachtsfest ------------------------------------- Das letzte Weihnachtsfest by Natsuo Kurokawa Wenn ich an das Weihnachtsfest letztes Jahr denke, bekomme ich regelrecht Bauchschmerzen. Zu Hause bei meinen Eltern ist so ein Fest gar nicht vorgesehen, da sie Buddhisten sind. Schön und gut, aber mich an meine Freunde zu einer Weihnachtsparty abschieben war schon nicht nett. Vor allem, weil ich mal so ein Weihnachtsfest haben wollte, wie in diesen amerikanischen Filmen. Alles hübsch geschmückt, Weihnachtsbraten und nicht zu vergessen die wunderschön verpackten Geschenke mit schicken Schleifchen. Dazu Weihnachtsmusik, die durch das gesamte Haus dudelt und ein voll kitschiger Weihnachtspulli gehört auch dazu. Nicht zu vergessen: Kekse! Da bringt mir eine Weihnachtsparty mit alten Freunden aus der Schule nichts. Vor allem, da es dort keine Milch und Kekse gab, sondern nur Alk und Häppchen. Ist halt so, wenn man in einem Izakaya ‚feiert‘. Als Notnagel musste letztes Jahr mein Cousin Aki und sein Filmtrupp herhalten. Ich hatte die vier extra instruiert, wie ich alles gerne haben wollte. Wie schon erwähnt: Weihnachtsbraten, Geschenke, dudelnde Musik. Das kann man sich alles ja vorstellen – wenn man nicht Aki heißt! Von den anderen Witzfiguren will ich gar nicht erst anfangen. Ich musste an dem Tag noch im 100-Yen-Shop arbeiten, habe mich aber bereiterklärt einen Weihnachtskuchen mitzubringen. Ganz kitschig mit Sahne, Erdbeerdeko, hübsch in Weiß und Rot mit einem kleinen Weihnachtsmann aus Zuckerguss obendrauf. Also machte ich mich nach Feierabend auf den Weg zur Konditorei, um den Kuchen abzuholen und schlug mit bester Laune bei meinem Cousin auf. Eigentlich hatte ich große Hoffnung in den Abend gesetzt, da ich recht detailliert mit Aki über meine Vorstellungen geredet hatte. Als mir Reo dann die Tür öffnete, schlug mir bereits eine riesige Rauchwolke entgegen, die sich durch die gesamte Wohnung zog. Aki riss gerade alle Fenster auf und verkündete hysterisch, dass der Braten verkokelt war. Und zwar so richtig. Ich wusste ja, dass Aki mit Kochen nicht viel am Hut hatte, aber die ehemalige Gans ähnelte eher einem Stück Kohle als einem Braten. So ziemlich zeitgleich zu meiner Entdeckung hatte Shohei seinen Finger in das Kartoffelpüree gesteckt, um davon zu naschen. Die Feststellung, dass dieses total versalzen war, folgte ad hoc. Das Essen jedenfalls hatte sich erledigt und wir bestellten kurzerhand Pizza. Und da Pizza ohne Bier und alkoholische Cocktails aus der Dose nicht schmeckte, hatten sich Reo und Meto zum nächsten Konbini auf den Weg gemacht. Ich nutzte die Gelegenheit und erkundete die Wohnung auf der Suche nach der ‚hübschen Weihnachtsdekoration‘. Aber auch da gingen meine Vorstellungen mit denen von Aki sehr weit auseinander. Auf dem Tisch stand eine Schneekugel mit einem Häuschen. Wenn man sie schüttelte, fielen die Glitzerstückchen binnen von wenigen Sekunden wieder zu Boden. Rechts und links neben dem Fernseher hatte mein Cousin zwei kleine, weiße Bäumchen aufgestellt. Die wechselten synchron ihre Farbe von Rot zu Orange, dann Gelb, weiter zu Grün und Blau, um dann wieder bei Rot anzufangen. An der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift ‚Merry Christmas‘. Auch diesem Accessoire sah man an, dass es low budget war. Also generell schien Aki im 100-Yen-Shop das Sortiment einmal aufgekauft zu haben, um es dann lieblos in seiner Wohnung zu verteilen. Der Haufen mit den Weihnachtsmützen, der auf der Anrichte lag, ließ mich stutzen. Das würde nun auch nichts mehr retten. Schließlich hatte es nicht mal zu einer Krüppeltanne gereicht. Letztendlich packte ich meine fein säuberlich eingepackten Geschenke für die anderen auf den Tisch, auf dem bereits andere standen. Andere ‚Geschenke‘, die nicht einmal eingepackt waren, teilweise noch in der Plastiktüte des Billigladens verstaut. Nach Schleifchen konnte ich jedenfalls lange suchen, genau so nach besinnlichen Verpackungen. Ich ahnte schon Schlimmes. Und meine Vorahnung bestätigte sich, als wir alle mit der Pizza und reichlich Alk, Weihnachtsmannmützen auf den Kopf, vor dem TV saßen und uns einen Actionfilm reinzogen. Nackte Weiber, Mord, Verfolgungsjagden, wildes Geballere und schnelle Autos. Alles so gar nicht weihnachtlich. Trotzdem wollte ich mich nicht lächerlich machen und die harten Kerle zu einem kitschigen Weihnachtsfilm mit Rentieren überreden. Es ging also zwangsweise ans Auspacken der Gaben dieser vier Idioten, damit ich diesen Abend schnell beenden konnte. Dies war mir aber auch nicht vergönnt noch ohne ein paar weitere Peinlichkeiten. Wie hätte ich auch glauben können, dass die Geschenkauswahl nur annähernd vernünftig ausfallen würde, wenn die vier ihre Brötchen sowieso mit Perversitäten verdienten? Für die anderen sind solche Sachen vielleicht total natürlich, aber ich lief an wie eine Tomate, als ich explizites Sexspielzeug aus grün glitzerndem Geschenkpapier befreite. Erstens: Wozu brauche ich sowas? Zweitens: Wieso schenkt man so etwas zu Weihnachten? Und drittens: Warum ich? Der Abend war für mich gelaufen. Also beendete ich meine Teilnahme an der Saufparty und verpisste mich. Im Flur sah ich auch noch die Sahnetorte, die ich gekauft hatte und stellte fest, dass diese der Raumtemperatur zum Opfer gefallen war. Das war dann der Tiefpunkt des Abends und ich ging einfach nur nach Hause in mein Bett. Dieses Weihnachtsfest konnte man echt nicht mehr toppen. Definitiv mein Favorit der schrecklichsten Weihnachtsfeste ever. Ein Jahr später befinde ich mich an dem gleichen Ort. Allerdings ist heute einiges anders. Ich muss zum Beispiel heute nicht arbeiten. Vor mir steht ein Glas Milch und auf der Mitte des Tisches ist ein Teller mit selbstgebackenen Plätzchen drapiert. Sogar eine weihnachtliche Serviette liegt darunter. Ich nehme mir einen der Weihnachtsmänner und beiße ihm die Mütze mit dem roten und weißen Zuckerguss ab. Mein Blick wandert zu den Jungen im roten Wollpulli, der vor dem Ofen hockt und dem Braten beim Brutzeln beobachtet. Leise dudelt Weihnachtsmusik im Hintergrund. „Und?“, erkundige ich mich. „Sieht gut aus. Ich denke, dass der bald gut ist. Der Wecker hat ja auch noch nicht geklingelt.“ „Aki und die anderen kommen dann auch?“ „Ja, die hab ich weggeschickt, den Kuchen holen und noch ein paar Zutaten für den Punsch. Das Wohnzimmer haben wir heute Morgen auch schon hergerichtet. Ich hab außerdem schon gesehen, dass das größte Geschenk für mich ist!“ Ich kann ein Grinsen nicht unterdrücken, als sich mein Freund aufrichtet und sich geschmeidig am Tisch vorbeischiebt, um sich auf meinen Schoß zu setzen. „Was ist da denn drin?“, fragt er mich neugierig wie eh und je. „Eine Überraschung für dich, Daichi!“, erwidere ich und halte ihm den Keks hin. Sofort beißt er ein Stück ab, was aber sein Schmollen nicht komplett versiegen lässt. „Du bist so gemein, Kuru-chan!“, beschwert er sich, tupft mir im nächsten Moment aber einen Kuss auf die Lippen. Ja, dieses Jahr wird alles definitiv anders laufen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)