Twenty-four dayz til xmas #2x20 von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 17: Frozen legend ------------------------- Frozen legend by Masato Watanabe Meine Oma kommt aus Sapporo. Ich besuchte sie als Kind immer, wenn es auf Weihnachten zuging. Es waren Ferien und meine Eltern mussten arbeiten. Ich war zu klein, um allein zu Hause zu bleiben, daher ging ich zu ihr, auch wenn ich eigentlich lieber mit meinen Freunden in der Großstadt Zeit verbracht hätte. Trotzdem mochte ich es, die Ferien fernab von dem Weihnachtsstress zu verbringen. Die Welt in Sapporo schien stillzustehen. Das fiel mir immer auf, wenn ich ankam. An zwei Dinge erinnere ich mich aber besonders deutlich: den endlos weißen Schnee und an die Geschichten meiner Oma, die sie mir erzählte, während ich in eine warme Decke gewickelt meinen heißen Kakao schlürfte. Meine Lieblingsgeschichte und wohl auch die einzige, an die ich mich deutlich erinnern kann, ist die von dem Mann aus dem Schnee. Ich weiß nicht, ob sie wirklich so heißt, aber es gibt die Legende, dass ein Mann existiert, der verirrte Wanderer beschützt. Sollte man sich verlaufen haben und in Not geraten, so taucht ein Mann auf, der einen zu einem sicheren Ort bringt. Bis heute weiß ich nicht, ob diese Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht oder einfach nur eine Legende ist. Ich war bestimmt schon seit 5 Jahren nicht mehr in Sapporo. Irgendwann war ich einfach alt genug, um allein zu Hause zu bleiben. Doch gerade jetzt sehne ich mich nach der Ruhe dieses Ortes. Endloses Weiß und alles fernab der hektischen Großstadt, die es zurzeit nicht gut mit mir meint. Mein IT-Studium läuft nicht sonderlich gut, was ich wohl meiner eigenen Faulheit zu verdanken habe. Noch dazu kann ich keine Liebespärchen mehr sehen, die ihre Liebe zu Weihnachten zelebrieren. Ich bin seit über 2 Jahren Single und total neidisch auf all die Menschen, die jemanden haben, der sie in der dunklen Jahreszeit in den Arm nimmt. Offen zugeben würde ich das natürlich nicht. Und als wäre das alles nicht schon ärgerlich genug, hat es mein bester Freund nun auch geschafft, eine Familie zu gründen. Er plant die Hochzeit für das nächste Jahr. Es ist nicht so, dass ich neidisch auf ihn wäre, aber mir kommt es so vor, als entwickeln sich alle Menschen um mich herum weiter, haben laufende Beziehungen, Erfolg im Job oder gründen eine Familie. Nur ich hänge immer noch an der Uni, wohne bei meinen Eltern, eine Beziehung ist nicht in Sicht und ich habe auch absolut keinen Schimmer, wie sich meine Zukunft gestaltet. Manchmal wünschte ich mir, wieder in meine Kindheit flüchten zu können. Damals war die Welt noch in Ordnung. Ich war froh, dass ich Semesterferien hatte und so hielt mich dieses Jahr nichts in der Großstadt. Für mich ging es auf in den Norden – auf zu Oma, den heißen Kakao und den fabelhaften Geschichten. Und noch dazu hatte ich mir vorgenommen, Snowboardfahren zu lernen. Nur leider Gottes hatte ich mir das viel einfacher vorgestellt, als es letztendlich war. Zwar befand ich mich in der Nähe der Stadt, aber heute war kaum eine Menschenseele unterwegs. So viel zu meinem Plan, dass ich einfach jemanden fragen könnte, der es mir zeigte. Nach vielen weniger erfolgreichen Versuchen, bei denen ich meist im Schnee landete, ging die Sonne so langsam unter und ich entschied mich dazu, mich langsam auf den Heimweg zu machen. Doch augenscheinlich hatte jemand einen anderen Plan für mich. Wie auch immer ich es schaffte, bei meinem geplant letzten Versuch fuhr ich wirklich ein paar Meter mit dem Snowboard, aber dann verlor ich erneut mein Gleichgewicht und überschlug mich wie eine Mücke. Schmerz zog sich durch meine Schulter und ich merkte noch, dass ich mich mehrfach drehte, sich die Halterung des Snowboards löste und dann schlug ich hart gegen etwas. Die Welt hatte wieder aufgehört sich zu drehen, als ich im Schnee liegen blieb. Ich öffnete meine Augen, sah den Himmel und die aufziehende Dunkelheit und dann verlor ich anscheinend mein Bewusstsein. Es war so furchtbar kalt und ich wusste gar nicht, wo ich denn war, wie spät es mittlerweile war. Mein Kopf tat weh und mittlerweile war die Nacht hereingebrochen. Mein Körper fühlte sich steif an. Ich fühlte mich nicht in der Lage, mich aufzurichten. Irgendwo kündigten irgendwelche Vögel die Nacht an, zumindest deren Laute konnte ich vernehmen und dann hörte ich Schritte im Schnee. Das Knarzen von Schuhen. Kraftlos öffnete ich meine Augen, drehte meinen Kopf zur Seite und erblickte schemenhaft eine Gestalt. Ein Mann. Er sah aus wie ein Bär. Groß, stark und dann beugte er sich zu mir nach unten. „Der Mann… aus dem Schnee…“, murmelte ich, als ich auf den Arm genommen wurde. Mein Körper fühlte sich unwirklich an, als ich wie eine Feder aufgehoben wurde. Mein Kopf kippte unmittelbar gegen die Brust des Mannes und ich schmiegte meine Wange an den Mantel aus weichem Fell, den er trug. Er war so stark und so viel Wärme ging von ihm aus. Wenn ich mich nicht irrte, roch er nach Sandelholz. Augenblicklich fühlte ich mich sicher. Ich merkte noch, wie wir uns in Bewegung setzten, aber dann übermannte mich die Erschöpfung. Die Kälte hatte sich bereits in meinen Körper gefressen und war mir an die Substanz gegangen. Ich wollte nur noch schlafen. „Oh, du bist ja endlich wieder wach! Wie fühlst du dich, Na-chan?“ Ich blinzelte und sah in das besorgte Gesicht meiner Oma, die sich über mich beugte. Ihre Hand tätschelte meine Wange. Zwar wusste ich nicht, was passiert war, aber an etwas erinnerte ich mich: „Er hat mir geholfen! Ich war in Not und dann kam der Mann aus dem Schnee und hat mich hochgehoben und in Sicherheit gebracht!“, erklärte ich ihr ruhig. In meiner Brust breitete sich eine Wärme aus, die ich vorher noch nie in meinem Leben gespürt hatte. Fast so, als war ein Wunder geschehen und ich war Zeuge davon geworden. Meine Oma aber lächelte mich an. „Aber Natsu, das war doch kein Mann aus dem Schnee. Das war Hiro-kun aus dem Dorf. Ich habe ihn gebeten nach dir zu sehen, als du zum Abendessen nicht da warst. Was machst du auch für Sachen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)