Twenty-four dayz til xmas #2x20 von Daisuke_Andou ================================================================================ Kapitel 22: Der Mäusekönig -------------------------- Der Mäusekönig by Natsuo Kurokawa Das bin ich: Musiker in einer aufstrebenden Band mitten in Tokio. Nicht, dass es schon immer mein Traum gewesen wäre, Musiker zu werden, aber ich beschwere mich sicherlich nicht. Ich habe keine festen Arbeitszeiten aber dafür ‘ne Menge Spaß bei den Auftritten und die anderen Bandmember sind auch gar nicht mal so übel, wenn man ihre Macken einfach ausblenden kann. Es macht mir Spaß, ein Idol zu sein. Der coole Typ auf der Bühne, den jeder zum Freund haben will. Noch dazu kann ich übel coole Klamotten anziehen und mich hübsch machen lassen für die Auftritte, Videodrehs oder Fotoshootings. Alles in allem: Es ist klasse in die Rolle des coolen Bassisten zu schlüpfen und eine unbeschwerte Zeit zu haben. Das Geld stimmt natürlich auch! Und das da bin auch ich! Der Typ mit dem verwuschelten Haaren und den dunklen Augenringen, der gerade seinen heißen Kakao geleert hat und jetzt nochmal sein Kopfkissen aufschüttelt, um endlich den Schlaf der Gerechten schlafen zu dürfen. Der Tag war anstrengend und ich bin ziemlich geschafft. Nur irgendwie bin ich skeptisch, ob meine Nacht so erholsam wird. Seit der Winter Einbruch gehalten hat, träume ich jede Nacht von sehr merkwürdigen Dingen. Zum Beispiel spielte ich in einem Traum auf einmal in einer Serie mit, die ich mir Tage zuvor angesehen hatte. Entsprechend war ich in irgendwelche Intrigen involviert und am Morgen nach dem Aufwachen total gerädert. Fraglich, in was für einer Traumwelt ich mich in ein paar Minuten wiederfinden werde und wie merkwürdig es diese Nacht wird. Nur eins weiß ich: Es ist sehr anstrengend nicht zu wissen, was Traum und Realität ist. Da sind wir auch schon. Ich sitze zusammen mit meinen Bandkollegen an einem großen Tisch in einem weißen Raum. Zwischen uns auf dem Tisch liegt ein Stapel Karten und ich bemerke, dass ich einen Fächer mit 10 Karten in der Hand habe. Oh, anscheinend spielen wir heute zusammen analoge Spiele! Ich werde angesehen und entscheide mich dafür, erstmal eine Karte zu ziehen. Mich lacht ein Joker an und auch, wenn ich die Darstellung auf der Karte gruselig finde, behalte ich die Karte und entscheide mich dafür, die Herzdame wegzuwerfen. Es folgt Gelächter. „iZA hat verloren!“, ärgert mich Ryoga und ich starre auf die weißen Karten in meiner Hand. Vehement versuche ich mich daran zu erinnern, wie das Spiel geht, welches wir hier spielen. Aber das scheint vergeudete Liebesmüh zu sein, denn vor mir ist ein neues Spiel regelrecht aus dem Tisch gewachsen: ein Turm aus Holzklötzen. Oh! Ich weiß, wie dieses Spiel funktioniert! Nur nicht den Turm umwerfen! Das bringt Unglück! Die Karten sind schnell vergessen, als ich das erste Sushi aus dem Turm ziehe und wieder oben auflege. Das gehört so, da bin ich mir ganz sicher! Nein, es ist nicht merkwürdig, dass sich die berührten Holzklötze in Essen verwandeln. So gesellen sich neben mein Lachssushi ein Schokoriegel und daneben ein Keks. Der Turm steht. So geht es ein paar Runden weiter und dann bin wieder ich dran. Doch kaum angefasst, fällt der Turm in sich zusammen und ich breche auf dem Tisch zusammen. Schmollend sehe ich auf die überall verteilten Steine und spüre schließlich eine Hand auf meinem Rücken. Als ich aufblicke, sehe ich, dass es Kouryu ist, der mich trösten will, aber ich verstehe nicht, warum er ein Mäusekostüm trägt. Sein Gesicht ist von grauem Stoff eingerahmt und er hat zwei runde Ohren. Auch Schnurrhaare sind mit schwarzen Strichen auf seinen Wangen angedeutet. Als ich etwas dazu sagen will, grinst er mich an und steckt mir ein Stückchen Käse in den Mund. Willig nehme ich es entgegen und kaue genüsslich. Vielleicht war das nur eine Nettigkeit, um mich von meinem Versagen abzulenken, aber kurz darauf schwirrt mein Kopf. Mein Mund ist trocken und ich stehe auf, um Wasser zu holen. Jedoch stolpere ich zur Seite und stütze mich am Tisch ab, sehe wieder Kouryu vor mir. Er trägt einen roten Umhang mit hohem Kragen und weißen Fellbesatz. Zwischen seinen Ohren sitzt eine aufwändig verzierte Krone. Mit einem Zepter deutet er auf mich und dann werde ich gepackt. Sie heben mich unter den Armen hoch und tragen mich weg. Raus aus der Tür. Ich verliere jegliches Zeitgefühl und finde mich in einem heruntergekommenen Kerker wider, in den sie mich schubsen. Hinter mir schließen sich quietschend die Gitterstäbe. Als ich an mir nach unten sehe, bemerke ich, dass ich wie ein Bettler gekleidet bin. Ein cremefarbenes Gewand, durchzogen von Dreck. Und auch meine Schuhe strotzen nur so vor Löchern. „Na, hat dich der Mäusekönig auch gefangen genommen?“, werde ich angesprochen und blicke zur Seite. Dort sitzt Tsurugi auf einem Strohballen, eine Akustikgitarre auf dem Schoß und stimmt ein trauriges Lied an. „Gefangen“, beginnt er zu singen und wippt im Takt mit seinem Kopf. „Ohne Ausweg!“ Begleitet werden seine Worte von ein paar langsamen Gitarrenklängen, die die bedrückende Stimmung im Kerker nur noch mehr untermalen. Ich kann nichts anderes tun, als hier stehenzubleiben und seiner Darbietung zu lauschen. „Sei auf der Hut, es dürstet ihm nicht nur nach deinem Blut!“ Tsurugi beginnt schneller in die Saiten zu hauen und die Melodie schwindet fast komplett, verleiht seiner Geschichte mehr Dramatik. „Er wird nach dir Haschen, um dich mit Haut und Haar zu vernaschen!“ Ich öffne meine Augen und muss verwundert feststellen, dass ich in meinem Bett liege. Grelles Licht sucht sich seinen Weg in mein Schlafzimmer und erst jetzt bemerke ich, was mich aus meinem Schlaf gerissen hat. Mein Smartphone vibriert wie wild auf der Matratze neben mir. Noch schlaftrunken nehme ich den Anruf entgegen. „Guten Morgen! Das Instore heute wird total cool! Kouryu-kun hat eine Überraschung für uns!“, schlägt mir Ryogas tiefe Stimme entgegen. „Viel kann ich nicht sagen, aber er meint, es wird animalisch!“ Von einem Augenblick auf den anderen war iZA hellwach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)