Die Hoffnung von Aranii - Zerstörung - von abgemeldet (Preview) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Der Brutalismus zeigte sich in jedem Zentimeter dieses Gebäudes und die kühle, modernistische Einrichtung unterstrich diese Ausstrahlung perfekt. Die Tische waren in einem ’U‘ angeordnet, weiße Tischdecken darauf zusammen mit Getränken und Gläsern. Männer und Frauen unterschiedlichen Alters, fast alle in Anzügen und Kostüm, betraten den Tagungsraum und suchten sich ihren Platz. Wer saß zog ein Tablett oder Smartphone aus der Tasche und legte es auf den Tisch. Einige der Besucher schenkten sich Getränke ein, während sie die neuen Besucher mit einem Kopfnicken oder Ruf begrüßten. Von den 60 Sitzplätzen waren 57 belegt. Zwei Männer standen am Eingang und unterhielten sich: „Ist das Schild draußen? Nicht das wieder jemand Unerwünschtes hier hereinplatzt!“ Der Angesprochene antwortete beschämt und pikiert zugleich: „Das ist nur ein einziges Mal passiert. Ich habe allen Mitarbeitern nochmals eingeschärft, dass das hier mein Restaurant ist und nicht deren privater Partyraum.“ „Gut.“, nickte der ältere der Beiden und zog sein Smartphone heraus. Sein Sperrbildschirm zeigte einen Kreis, in welchem vier weitere Kreise abgebildet waren. Die vier Kreise fassten jeweils ein anderes Wort in verschiedenen Sprachen als Rahmung. Im Innern dieser Kreise bildeten Linien stilisierte Blumen. In der Mitte der vier Kreise befand sich ein fünfter Kreis. Sein Zentrum zierte ein Kreuz. „Dann wollen wir die Tagung beginnen.“ Er drückte auf einige Tasten und überall im Raum summten und klingelten die elektronischen Geräte und der Mann begab sich auf die freie Fläche, auf die alle Tagungsgäste Blick hatten. „Meine sehr verehrten Weidmänner und -frauen! Willkommen zu unserer jährlichen Tagung. Es ist immer wieder eine Freude unsere Brüder und Schwestern zusammenzusehen. Daher danke ich Euch für die, teils sehr weite, Anreise.“ Er sah in die Runde. Die konforme Kleidung machte es schwer das Anreiseland zu bestimmen, aber die teils sehr blassen Hauttönungen der Gäste aus dem hohen Norden stachen ihm in die Augen, ebenso, wie die sonnengebräunte Haut der australischen Besucher. Er räusperte sich und fuhr geschäftsmäßig fort: „Wir entschuldigen heute unseren Bruder Reserês. Er ist mit einem Auftrag beschäftigt.“ Der Vorsitzende hüstelte und sprach weiter: „Wie ihr eben bemerkt habt, habe ich Euch die Tagesordnung über das Intranet zukommen lassen. Als Anhang findet Ihr einige Videos und Bildreihen von Erfolgen des letzten halben Jahres, sowie eine Demonstration unseres neusten Werkzeuges.“ Einige der Anwesenden wischten bereits auf ihren Geräten herum und blätterten zum jeweiligen Thema, dass sie interessierte, vor. „Wir beginnen mit dem Vortrag eines unserer Mitglieder über die Bereinigung seines Zielobjektes.“ Der Mann ging auf ein Pult zu auf dem ein Laptop stand. Eine Leinwand fuhr herunter und das Logo, welches auch das Smartphone des Mannes zierte, erschien darauf. „Roseah, wärst du so freundlich uns mit deinem Vortrag zu unterhalten?“, forderte der Mann eine Frau auf, die sich sogleich erhob und nach vorne trat. „Danke Vorsitzender Mezerê.“, begann Roseah und nahm eine Fernbedienung von dem Vorsitzenden entgegen. Sie drückte auf einen der Knöpfe und das Bild hinter ihr veränderte sich. Eine Landkarte erschien, auf der eine Markierung in Spanien zu sehen war. „Letztes Jahr haben wir zwei Subjekte ausgemacht, die einer Überprüfung bedurften. Beide befanden sich in meinem Territorium. Es hat sich herausgestellt, dass eines davon tatsächlich ein Überbleibsel Araniis war.“ Einige Gäste verzogen angewidert das Gesicht, anderen sah man das Lechzen nach mehr Informationen an. „Bei dem Subjekt handelte es sich um einen jungen Mann, der in Madrid lebte. Er konnte all die Jahre unentdeckt bleiben, weil er sich ins Priestertum verkrochen hatte.“ Einige der Gäste lachten schallend und hämisch auf und auch Roseah konnte ihr Grinsen nicht unterdrücken. „Ja, was für eine Ironie, nicht wahr?“ kommentierte sie ironisch und drückte wieder auf die Fernbedienung. „Hier seht ihr, wie das Subjekt seine Schäfchen umsorgt. Er war ein aufmerksamer Priester.“ Sie deutete auf einen Mann in seiner Kanzel, der zu seiner Gemeinde sprach. Dann änderte sich das Bild und man sah den Mann im Gespräch mit einer alten Frau, die trauernd am Grab ihres Mannes stand. Der Mann reichte ihr ein Taschentuch. „Enttarnt habe ich ihn mit einem unserer Messgeräte. Es schlug bei Kontakt mit dem Subjekt sofort aus und ergab eine magische Kraft von weniger als einem Grad. Als ich einige Tage später meinen Auftrag ausführte benötigte ich nicht einmal einen unserer Taser, um seine Kräfte zu unterdrücken. Es war ein Kinderspiel.“ Roseah machte eine demonstrative Pause und schaute in die gierigen Augen der Zuschauer. Sie warteten auf die Fortsetzung, auf den Höhepunkt des Vortrages. Roseah betätigte erneut die Fernbedienung und ein Video sprang an. Der Priester war darauf zu erkennen. Er befand sich in einem Raum. Einige antike Möbel standen darin, ergänzt durch Objekte wie Computer, Aktenordner, einer Topfpflanze auf Rollen und einem Drucker. Die Klimaanlage ließ die heruntergelassene Alu-Jalousie am Fenster klappern und knacken. Dämmeriges Licht aus der Deckenleuchte gab dem Raum ein unwirkliches Aussehen. Am Schreibtisch saß der Priester und tippte etwas in den PC. Es klopfte und der Mann sah vom Bildschirm auf. „Herein!“, war seine überraschte Reaktion auf Spanisch. Er warf einen Blick auf eine Wanduhr. Es war bereits nach 11 Uhr abends. Offensichtlich hatte er nicht mehr mit Besuch gerechnet. Roseah betrat den Raum. Im Gegensatz zu der Roseah, die hier vor dem Publikum stand, trug diese Version von ihr keinen Hosenanzug, sondern einen Overall. Auch Haare und Make-up, stimmten nicht überein, denn im Video trug sie keines. Nur der Blick war identisch. Die Pupillen waren vor Erregung geweitet und hatten fast die komplette Iris verdrängt. Die Frau im Video atmete gepresst, ihre vor Aufregung schneller gehende Atmung unterdrückend. Der Priester fragte: „Guten Abend, wie kann ich Ihnen helfen?“. Noch hatte er nicht bemerkt, dass hier etwas nicht stimmte. Die Frau kam näher und als sie vor seinem Schreibtisch stand verzog sich ihr Gesicht zu einer Grimasse. Die Züge des Mannes entglitten und alle Farbe wich in dem Bruchteil einer Sekunde aus seinem Gesicht. Doch es war zu spät. Die Stille der Zuschauer war beeindruckend. Keiner Sprach, keiner Atmete. Alle starrten gebannt auf die Roseah im Blaumann, die dem Priester mit nur einem Handgriff den Kehlkopf brach. Er konnte nicht schreien, er versuchte es, aber nur ein klägliches Röcheln kam aus seinem Mund. Die Frau zog ein Messer aus einer der Taschen des Anzuges. Ein blau leuchtender Knopf hob sich am Griff ab. Schweiß bildete sich auf der bleichen Stirn des Priesters und lief in seine aufgerissenen Augen. Er war vom Stuhl gerutscht und krabbelte, eine Hand an seinem schmerzenden Hals, an die Wand. Rote Flecken bildeten sich auf den Wangen der Frau und mit festen Schritten ging sie langsam um den Schreibtisch herum. Der Instinkt befahl dem Priester, die Hände über den Kopf zu heben und ihn zu schützen. Doch Roseah hatte nicht vor, ihn einfach zu erstechen. Sie zwang ihn aufzustehen. Und auf wackeligen Beinen und mit gekrümmten Rücken presste er sich gegen die Wand. Doch dort ließ sie ihn nicht stehen. Auffordernd schob Roseah ihm seinen Schreibtischstuhl entgegen. Der Priester wimmerte. Er flehte, auch wenn keine Worte aus seinem Mund kamen. Sein ganzer Körper schüttelte sich vor Angst und seine Beine wollten unter ihm zusammensacken. Roseah ließ das nicht zu. Mit geschickten Bewegungen sorgte die dafür, dass er auf dem Stuhl landete und drehte den Stuhl, damit der Priester sie ansehen musste. Tränen liefen ihm über das Gesicht als Roseah ihm den Ärmel des linken Armes hochschob. Alles an ihm schrie nach Erbarmen. Doch Roseah hatte keines. Nicht einmal ein tröstendes Wort hatte sie für den armen Mann übrig, dem sie genüsslich das Messer in die Haut stach. Es mutete fast sanft an wie sie, so leicht wie mit einem Pinsel Farbe aufs Papier zu bringen, die bläulich schimmernden Blutgefäße an seinem Arm mit der Klinge nachfuhr. Langsam, aber stetig sickerte das Blut aus der langen Wunde. Und Roseah widmete sich genüsslich dem zweiten Arm. Das Video endete damit, dass Roseah die Kamera an sich nahm, der Overall mit Blut besudelt. Roseah sah sich im Raum um. Alle schauten zur Leinwand oder zu ihr. Sie lächelte und straffte die Schultern. Sie sah nur wenige, die Ekel oder Abscheu zu erkennen ließen. Die meisten Brüder und Schwestern waren erkennbar fasziniert. Der Vorsitzende begann zu klatschen und alle anderen folgten ihm. „Großartig Roseah! Du beweist wieder einmal, wie befriedigend Rache sein kann.“ Roseah ging zurück auf ihren Platz und Mezerê wandte sich dem nächsten Programmpunkt zu. „Wie Ihr den Unterlagen entnehmen könnt, haben wir eine neue Waffe im Kampf gegen Aranii.“ Mezerê sah, wie die Gäste auf ihren elektronischen Geräten wischten und die entsprechende Seite raussuchten. Der Vorsitzende übernahm die Kontrolle über die Fernbedienung. Ein Bild erschien und eine Art Bauchgurt war zu sehen. „Wie bereits beim letzten Treffen angekündigt haben wir den Schild in eine tragbare Form gebracht.“, eröffnete der Vorsitzende Mezerê. „Er wiegt zwar immer noch knapp 10kg, aber er zieht die magische Kraft an. Er fungiert in etwa wie ein Blitzableiter.“ Ein begeistertes Tuscheln ging durch die Reihen. „Er wird einer Kraft bis zum 4. Grad standhalten können.“ Einige Zuschauer verstummten und Skepsis zeigte sich auf einigen Gesichtern. Ein Mann, Mezerê konnte nicht sehen wer, rief: „Das wird uns in einer Schlacht mit dem Militär Aranies nicht helfen!“ „Gut, dass du das ansprichst!“, dankte der Vorsitzende dem Rufer. „Natürlich ist dieser Schutz vorerst nur für den Gebrauch auf der Erde nutzbar. Wir entwickeln dieses Instrument jedoch ständig weiter, sodass wir optimistisch sind, einen effektiven Schild bis zum Einmarsch auf Aranii zu haben.“ „Und wann wird das sein?“, wollte Roseah wissen. Mezerê lächelte. „Wir haben eine E-Mail vom Vatikan bekommen. In diesem gibt er seine Vermutung über ein Portal zum Ausdruck. Tarvus, es soll in deinem Territorium liegen. Ich gebe dir alle Informationen am Ende der Tagung und bitte um Überprüfung.“ Tarvus nickte dem Vorsitzenden zu. Roseah flüsterte ihrer Nachbarin zu: „Das wäre damit das 14. vermutete Portal. Ob sie irgendwann auch mal eines finden?“ „Roseah! Das habe ich gehört!“, erschall es durch den Tagungsraum und Mezerês Augen verdunkelten sich als er sie tadelte: „Sei nicht so undankbar! Wir alle arbeiten hart daran uns von unseren Ketten zu befreien und wir sind zuversichtlich eines Tages zurück nach Aranii zu gelangen, unsere Kräfte zurückzubekommen und uns am Licht und all jenen zu rächen, die uns hierhin verbannt haben!“ Er schlug die Faust in die Höhe und rief: „WIDERSTAND! KAMPF! MACHT! FREIHEIT!“ Er wiederholte die Worte und alle Gäste sprachen die Worte mit ihm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)