Moonlight Lovers von currypulver (Sunday) ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 4 (deutsch) ------------------------------ Wir hatten uns im großen Salon versammelt. Eine Leiche war gefunden worden. Mein Blick ging durch den Raum. In jedem der Gesichter standen unterschiedliche Gefühle, sie alle hingen ihren Gedanken nach und dann war ich diejenige, die das Wort ergriff. „Wo… ist Sunday?“ Fragte ich schließlich und sah mich um. Meine Vampirin fehlte. „Sie hat sich freiwillig gemeldet, die Leiche zu entsorgen.“ Gab Aaron mir die Antwort. „Sie und Ivan, waren es auch, die die Leiche gefunden haben…“ Fügte er hinzu und seufzte. Dann glitt mein Blick erneut durch den Raum. „Und wo ist Ivan? Hilft er ihr?“ Fragte ich nach und Aaron schüttelte den Kopf. „Er ist in seinem Zimmer… das ganze Blut, er hatte einen Anfall und wir mussten ihn ruhigstellen.“ Ich seufzte. Vielleicht würde ich nachher nach ihm sehen. „Diese Leiche… habt ihr da eine Spur? Ich meine… wie… was ist da passiert?“ Wieder musste ich fragen, da niemand sonst reden wollte. „Eine junge Frau, auf dem Waldweg. Wir wissen nicht wer es gewesen sein könnte und ob es ein Vampir war oder nicht. Sie hatte keine sichtbare Bisswunde. Ich will ehrlich sein, Eloise… das Mädchen wurde mit einem Messer aufgeschlitzt und ihr Herz rausgeschnitten.“ „Und ihr anschließend in den Mund gesteckt…“ Ergänzte Ethan das blutige Detail, von dem Aaron überlegt hatte, wie er es erklären sollte. Auf dieses Detail hätte ich wohl verzichten können, aber irgendetwas in mir… sagte mir, dass es wichtig werden könnte. „Kam das… schon häufig vor?“ „Hin und wieder haben wir mal mit kleineren Problemen zu tun, aber ein Mord wie dieser, in unserer Nähe, ist bisher noch nicht vorgekommen. Vielleicht ist es tatsächlich ein Mensch gewesen, der das Mädchen umgebracht hat, vielleicht ein Vampir, der seine Spur geschickt zu verbergen weiß…“ Nahm Raphael das Wort an sich und sah dann zu Beliath, welcher ungewöhnlich still – für seine Verhältnisse – war. „Möchtest du etwas hinzufügen?“ Fragte Raphael ihn und Beliath nickte. „Ehrlich gesagt, denke ich schon, dass es ein Vampir war. Es gab an der Leiche keinen Geruch, den wir als Spur folgen könnten, aber irgendwas hat mich an den Verletzungen von Sunday erinnert.“ „Du meinst, der Vampir, der Sunday angegriffen hat, hat nun dieses Mädchen ermordet als Warnung an sie?“ Fasste Vladimir zusammen und Beliath nickte. „Und unsere Sunday, scheint auch der Meinung zu sein… warum sonst hätte sie sich freiwillig gemeldet, die Leiche zu entsorgen?“ „Sie hat sich auch auf der Party seltsam verhalten… nachdem sie mich in mein Zimmer gebracht hat.“ Wir alle wirbelten zu Ivan herum, der in der Tür stand und zur Seite sah. Er wirkte fiebrig und direkt standen Vladimir und Aaron zu seiner Seite. „Du solltest in deinem Zimmer bleiben, komm… ich bring dich wieder hinauf…“ Kam es von Aaron, doch Ivan schüttelte den Kopf. „Ich muss es euch erst erzählen…“ Murmelte der jüngere Vampir und setzte sich dann zu uns an den Tisch, während Aaron neben ihm stehen blieb. „Sunday war gestern so nervös. Sie hat mich auf mein Zimmer gebracht und danach aus dem Fenster gesehen. Sie wirkte… angespannt und dann ist sie losgerannt und wollte nach Eloise sehen.“ „Als ich im Garten war, oder schon auf meinem Zimmer? Draußen hatte ich etwas rascheln gehört…ich war aber so wütend auf Sunday, weil sie mich hat stehen lassen, dass ich sämtliche Gläser ins Gebüsch geworfen habe…“ Dachte ich laut nach und spürte sofort sämtliche Blicke auf mir liegend. „Die Gläser, habe ich vorhin aus dem Geäst gesammelt… alle 8.“ Kam es von Vladimir, mit halb tadelndem Blick. „Aber es waren neun… ich hatte neun Gläser mit in den Garten genommen.“ Wiedersprach ich kleinlaut. „Zusammenfassend gesagt, Sandy verhält sich merkwürdig, ein Verrückter läuft umher welcher Menschen ausweidet und die Kleine wirft im Garten mit Gläsern umher, von denen eines fehlt.“ Kam es von Ethan und alle seufzten. „Wann habt ihr die Leiche gefunden, Ivan?“ Fragte ich schließlich, um von den Gläsern abzulenken und Ivan sah zu mir. „Es ist noch nicht lange her… wir waren in der Stadt zusammen und als wir zurückkamen, lag sie auf dem Weg… der Blutgeruch kam uns schon am Waldesrand entgegen. Sunday ist vorgegangen und dann lag das Mädchen da. Sunday hat mich sofort hierhergeschickt, und ist dortgeblieben, um Spuren zu sichern.“ „Oder zu verwischen…“ Murmelte Ethan und verschränkte die Arme. „Warum sollte sie das tun?“ „Warum nicht? Wenn es der Vampir war, der sie vor ein paar Wochen verprügelt hat… sie will sich allein um den Typen kümmern und nicht das wir uns einmischen.“ Fasste Ethan zusammen und ich seufzte. „Aber, könnte der Mörder dann nicht noch in der Nähe sein? Es ist doch noch gar nicht so viel Zeit vergangen… seit… dem Fund. Oder?“ Ich sah unsicher in die Runde und als Aaron etwas sagen wollte, stand Raphael plötzlich auf, die Stirn in Falten gelegt. „Da… ist etwas… jemand im Wald…“ „Sunday?“ Fragte Vladimir nach und Raphael schüttelte den Kopf. „Nein… ich fühle diese Aura das erste Mal.“ Flüsterte er und wenige Minuten später rannte Aaron raus. „Aaron, warte!“ Rief Vladimir noch doch der rothaarige Vampir war verschwunden. „Ethan und ich folgen ihm, ihr bleibt hier…“ Kam es von Beliath und dann rannte er mit Ethan aus dem Haus. „Ich verriegle die Türen und Fenster, Raphael, bring bitte Eloise und Ivan auf ihre Zimmer.“ Vladimir wollte gerade den Raum verlassen. „Ich bleibe lieber bei Ivan… ich fühle mich dann sicherer.“ Sagte ich schnell und alle drei sahen mich überrascht an. „Das… ist keine gute Idee…“ Flüsterte Ivan und sah beschämt zu Boden. „Aber ich …“ Ich sprang auf, doch wenig später stieß ich gegen den Tisch. „Eloise?“ Raphael war bei mir, doch ich hörte seine Stimme nur noch fern. Etwas in mir verkrampfte sich. Mir wurde schlecht, mein Blickfeld verschwand und ein fiebriger Schauer durchzog mich. Schließlich verlor ich das Bewusstsein und sackte in mich zusammen. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im kleinen Salon auf der Couch. Noch immer drehte sich alles in mir und ich spürte ein leichtes Zittern. In der Luft lag ein bedrückendes Gefühl, ohne sagen zu können warum, ich hätte am liebsten angefangen zu schreien, zu weinen, um mich zu schlagen und mich gleichzeitig wie eine Katze unter dem Bett zu verstecken. „Sie ist wach! Eloise… hörst du mich?“ Die Stimme klang fern, ich blinzelte und dann erkannte ich Ivan, welcher mich besorgt ansah. Kurz darauf kamen Vladimir und Raphael in den Raum. „Wie fühlst du dich?“ Fragte Vladimir besorgt und setzte sich auf die Couchkante. „Ich weiß nicht… es… irgendetwas ist da… ich kann es nicht zuordnen… dieses Gefühl…“ Flüsterte ich und ohne es zu wollen, fing ich an zu weinen. „Da ist… irgendetwas passiert… oder?“ Flüsterte ich und merkte Raphaels Hand auf meiner Schulter. „Ruh dich aus… du bist zusammen gebrochen…“ Sagte er sanft, doch ich schüttelte den Kopf. „Was ist mit den anderen, was ist mit Sunday?“ Hauchte ich und ein drückendes Schweigen erfüllte die Luft, welches allein durch das Knistern des Kaminfeuers und meinem Schluchzen unterbrochen wurde. „Sie sind zurück, haben jedoch keine Spur von dem Mörder gefunden…“ Sagte Vladimir schließlich. Das Thema mit Sunday schien ihm unangenehm zu sein, er warf einen hilfesuchenden Blick zu Raphael, der das Wort an sich nahm. „Sie ist verschwunden… aber wir werden sie finden. Das du zusammengebrochen bist, liegt daran das etwas mit ihr passiert ist… ihr beide habt eine Verbindung zueinander… daher reagiert die eine, auf die Emotionen oder Schmerzen der anderen…“ Ich nickte und legte mich wieder hin. „Aber… sie ist nicht tot, oder?“ Fragte ich leise und bekam als Antwort nur ein bitteres Schweigen. Vladimir und Raphael, tauscht nur gemurmelte Worte, flüsterten Ivan etwas zu und verließen dann den Raum. Ich spürte das Unbehagen des Vampirs, allein mit mir in einem Raum zu sein und nervös fummelte er am Stoff seines Umhanges umher. „Wäre sie tot… würdet ihr es mir erzählen, oder?“ Fragte ich leise und sah zu Ivan, welcher nickte. „Was ist dann passiert…?“ Fragte ich heiser und Ivan sah einmal zur Tür und dann wieder zu mir. Er sahs vor der Couch, mit dem Rücken zum Karmin, damit er mich ansehen konnte. „Sie haben eine weitere Leiche gefunden… wieder auf die gleiche Weise ermordet wie das erste Mädchen doch… an dieser klebt Sundays Geruch. Sie… hat sie gebissen…“ Murmelte Ivan und ich setzte mich ruckartig auf. „Du lügst! Das würde sie niemals tun! Ich bin ihre Blutmagd, ich…“ Ich wusste kaum etwas über Sunday, außer dass sie eine Aztekin war, deren Volk mit rituellen Morden vertraut war. „Das Herz…“ Flüsterte ich. „Das Herz… die getöteten Mädchen, das sollte eine Anlehnung an die rituellen Morde ihres Volkes sein…“ Traf mich die Erkenntnis und ich sprang auf, obwohl ich sofort schwankte und mich an der Couch festhielt. „Ich muss in mein Zimmer… die Bücher…“ Sagte ich hastig und Ivan stand auf. „Warte, ich hol sie. Bleib hier und setzt dich wieder…“ Sagte er und rannte aus dem Zimmer. Ich tat es und setzte mich wieder hin, während mein Blick zum Feuer glitt. Es dauerte mehrere Minuten, ehe Ivan wiederkam, mit leicht erröteten Wangen. „Hier sind die Bücher.“ Murmelte er. „Ich habe den anderen gesagt das du dich ausruhst, aber lesen möchtest…“ Erklärte er und setze sich wieder vor die Couch auf den Boden. „Danke.“ Sagte ich und nahm eines der Bücher entgegen. „Wir suchen nach den Beschreibungen der Rituale und Opferungen.“ Fügte ich hinzu und blätterte sogleich in einem der Bücher und überflog die Seiten. „Neben Dank und Bitte als Ziel und Zweck des Menschenopfers kommt bei den Azteken noch ein sehr spezifischer Aspekt hinzu: Die Götter erschufen die Welt, indem sie sich selbst opferten und so die Erschaffung des fünften Weltzeitalters ermöglichten. Aufgabe des Menschen war es, diesem Beispiel der Götter zu folgen und ebenfalls Opfer darzubringen durch Selbstkasteiung und Menschenopfer, um nicht nur die Gottheiten und Menschheit, sondern auch die Welt und das jetzige Zeitalter am Leben zu erhalten. Das Blut des Menschen garantierte als das wertvollste Opfer, als Chalchíuhatl – übersetzt als köstliche Flüssigkeit – und vitale Energie, vor allem den Erhalt des Kosmos, konkret der Sonne und der Welt. Man erhoffte sich mit dem Blut geopferter Menschen außerdem Regen, Fruchtbarkeit und generell das Wohlergehen des Menschen und des Volkes. Blut und Herzen waren die Symbole schlechthin für Leben. Entsprechend wurde jeden Morgen ein Mensch geopfert, um den Sonnenaufgang zu garantieren.“ Las Ivan vor und ich sah zu ihm. „Der Mörder verhöhnt Sunday also...“ Überlegte ich und nahm Ivan das Buch ab und las die Zeilen selbst noch einmal und überflog die kommenden Zeilen. „Sunday lebt auf ihre eigene Weise als Vampir. Sie ehrt jeden Moment, wo sie trinkt.“ Fügte Ivan hinzu und ich nickte. „Wann immer ich sie trinken lasse, kniet sie sich vor mich hin und nimmt mein Handgelenkt.“ Überlegte ich laut. Es war mir zuvor nie bewusst gewesen, dass sie nicht einfach trank – sie schätzte jeden Moment. „Das erklärt aber nicht, warum sie das Mädchen gebissen haben soll…“ Sagte ich dann laut, und schlug das Buch zu. „Ich... brauche frische Luft.“ Damit ließ ich Ivan zurück im kleinen Salon und ging hinaus in den Garten. Die kühle Nachtluft umfing mich und ich setzte mich auf die Bank. Es war bewölkt und langsam fing es an zu regnen. Wiedermal. „Eloise… geht es dir besser?“ Ich fuhr herum, als ich Aarons Stimme hörte und nickte. „Ja… ein wenig. Ich brauchte frische Luft.“ Sagte ich und strich mir das nasse Haar aus dem Gesicht. „Komm rein, ehe du dich erkältest… oder Fieber bekommst.“ Aaron sah mich besorgt an und ich nickte und folgte ihm hinein. „Habt ihr… noch etwas rausfinden können?“ Fragte ich leise und Aaron schüttelte den Kopf. „Nein, nichts… Sie haben es dir erzählt?“ Er sah mich fragend an und ich nickte. „Ivan.“ Gestand ich. Die restliche Nacht verging, während der Regen die Spuren der Morde verwischte. Ich wärmte mich mit einem heißen Bad auf und gerade als ich in mein Zimmer trat, um noch etwas zu lesen, klopfte Raphael an die Tür. „Ich habe dir eine heiße Schokolade gemacht. Genau das richtige, um der Stimmung dieses trüben Wetters zu entkommen.“ Sagte er lächelnd und reichte mir die Tasse. „Vielen Dank.“ Sagte ich lächelnd und probierte vorsichtig. „Ich wünsche dir noch eine angenehme Nacht, sollte etwas sein, kannst du zu jedem von uns kommen.“ Sagte er, nickte mir zu und verschwand dann. Ich sah ihm kurz nach, dann seufzte ich. Ein paar Nächte vergingen und von Sunday fehlte jede Spur. Zwischenzeitlich spürte ich wieder krampfartige Schmerzen, aber ich verlor nicht mehr das Bewusstsein. Ich verbrachte die Nächte mitlesen, half Vladimir bei der Gartenarbeit oder sah Raphael und Aaron beim Fechten zu. Obwohl beide mir anboten, mir das Kämpfen beizubringen, lehnte ich ab und verkroch mich zurück ins Gutshaus. Gerade hatte ich die Comics zusammengesammelt und Ivan zurückgegeben, als ich vom Dachboden ein Geräusch hörte. „Sunday?“ Rief ich und rannte zur Tür, stürzte die knarrenden Treppen hinauf und eilte über den staubigen Dachboden zu ihrer Schlafecke. „Sunday!“ Doch statt meiner Vampirin, stand ich Ethan gegenüber, der mich verwirrt ansah. „Nein, sie ist noch nicht zurück…“ Murrte er und sah zur Seite. „Was… hast du hier gemacht?“ Fragte ich und sah an ihm vorbei. Der Laptop lief und ich ballte die Hände zur Faust. „Ernsthaft? Sie ist verschwunden und du benutzt einfach ihre Sachen?“ Schrie ich ihn wütend an, doch der Vampir verzog keine Miene. „Sie hat es erlaubt. Außerdem… sie hat ihr Handy dabei…“ Damit hockte er sich vor dem Tisch und tippte etwas ein und sogleich erschien eine Karte auf dem Bildschirm. „Was… hast du gemacht?“ Fragte ich neugierig und setzte mich neben ihn. „Sandy hat ihr Telefon zwar dabei, aber nicht ständig an… das erschwert die Suche. Ich habe versucht ihr Handy zu orten… es war heute das letzte Mal in der Nähe des Moondance eingewählt. Jetzt ist es wieder aus… Ich will mit Beliath ins Moondance, vielleicht finden wir noch eine Spur.“ „Ich… bin beeindruckt.“ Gestand ich. „Ich hätte nie gedacht, dass Vampire auf… solche Technik zurückgreifen würden.“ Sagte ich ehrlich und sah zu Ethan, welcher grinste. „Vlad und Aaron, würden das auch niemals… aber zum Glück bin ich ja hier und weiß damit umzugehen.“ Gerade wollte er noch etwas hinzufügen, als auf der Karte ein Symbol erschien. „Sie hat ihr Handy eingeschalten…“ Wir sahen uns beide an, ehe sich Ethan daran machte, den genauen Standort zu ermitteln. „Bleib hier und behalte das im Auge…“ Befahl er mir und ehe ich hätte reagieren können, lief der Vampir bereits aus dem Dachgeschoss und ließ mich allein zurück. Mein Blick glitt zu dem Bildschirm und auf das leuchtende Symbol, welches sich langsam zu bewegen schien. Dann erlosch es wieder und ich seufzte erneut. Neben dem Laptop lag ein Zettel mit Notizen. Als ich so allein in Sundays Schlafecke stand, fröstelte es mich. Ihr Schlafsack, lag seit Tagen unbenutzt dort. Zeitschriften lagen am Kopfende, ebenso Bücher und eine Plüschfigur eines Kükens. In Gedanken griff ich nach der Einhorn Figur und schaltete das Licht an. Die pastellenen Farben wechselten ihr Licht und schwankten zwischen, rosa, blau, grün, lila und orange. Immer abwechselnd und gleichmäßig. Nach einer Weile schaltete ich das Licht aus und sah mich auf dem restlichen Dachboden um. Eine große antike Standuhr stand hier, welche wahrscheinlich mal im großen Salon stand. Die Zeiger bewegten sich nicht mehr und ich ließ meinen Blick weiterhin umherschweifen. Ein Karton erregte meine Aufmerksamkeit. Er wirkte nicht so alt, wie die anderen Sachen, also trat ich hin und öffnete diesen. Es kamen kleinere Geschenke zum Vorschein. Alle liebevoll eingepackt und alle an das Waisenhaus adressiert mit meinem Namen. Ich nahm Sundays Jacke, welche ich mir überzog und setze mich auf den Boden und langsam, nach und nach, packte ich die Sachen aus. Es kamen mehrere Holzspielzeuge zum Vorschein, eine Stoffpuppe mit blonden Locken, einige Bücher und sogar einige Kleidungsstücke. „Sunday, hat dir jedes Jahr Geschenke besorgt… sie hatte von dem Kind erfahren, welches ins Waisenhaus kam, wegen dem Tod ihrer Eltern… dem Kind, das eines Tages dieses Haus erben würde.“ Ich drehte mich um und sah Vladimir, welcher mit traurigem Blick auf die Spielsachen sah, von denen einige vielleicht älter waren als ich. „Ich habe… nur einmal eines bekommen…einmal zu Weihnachten. Ein kleines Holzspielzeug…“ Flüsterte ich und Tränen rannen über meine Wangen. Ich sah Vladimir, welcher sich zu mir setzte. „Ich habe ihr versprochen, dass ich mich darum kümmere, dass du sie bekommst. Doch dann habe ich sie hier auf den Boden verstaut…ich dachte es wäre besser, wenn keine Verbindung zustande kommen würde. Es wäre seltsam gewesen, niemand wusste um die Todesursache deiner Eltern…“ Fing er leise an. „Aber einmal…hatten wir uns gestritten und sie hat Beliath um Hilfe gebeten. Er hat nie nachgefragt, was es damit auf sich hatte, sondern ist einfach Sundays Bitte nachgekommen…“ „Du wolltest nicht das ich die Sachen bekomme? Damit ich nicht nach dieser Person suchen würde? Jedes Jahr ein anonymes Geschenk… ich hätte sicherlich versucht rauszufinden, von wem das ist…“ Sagte ich leise und wischte mir die Tränen weg. „Ich hätte gewusst, dass es jemanden gibt, der mich kennt…der vielleicht eine Ahnung hat, weswegen ich im Waisenhaus gelandet bin…“ Fasste ich zusammen und Vladimir nickte. Eine Weile hockten wir schweigend nebeneinander, während ich die Spielsachen betrachtete. Das staubige Papier, die aus der Mode gekommenen Kleidchen und die Puppe, welche in einem erstaunlich guten Zustand war. Erneut ließ ich meinen Blick über die Sachen schweifen. „Ich behalte die Puppe… den Rest werde ich dem Waisenhaus spenden. Die Sachen mögen alt sein…aber es gibt dort sicherlich Kinder, die sich darüber freuen werden.“ Sagte ich lächelnd. Sicher, die Zeit im Waisenhaus war nie einfach und ich musste mich allein durchschlagen, aber es war nicht alles schlecht. Ich hatte Freunde dort und nun würde ich anderen Kindern eine Freude machen können. Vladimir sah mich überrascht an, doch dann huschte ein Lächeln über sein Gesicht. „Eine gute Entscheidung.“ Sagte er leise und stand auf, während sein Blick in Sundays Schlafecke glitt. „Vladimir?“ Fing ich an. „Glaubst du wirklich, dass Sunday etwas mit dem Mord zu tun hat?“ Fragte ich dann leise nach und stand auf, die Puppe an mich gedrückt. Der Vampir zögerte mit seiner Antwort, als suchte er nach den Worten. „Sunday … würde nicht ohne Grund töten und auch nicht aus Versehen. Ich… weiß von einem Mord, den sie begannen hat… als sie in Rage war… sie hat mich bewusstlos geschlagen als ich versucht habe sie aufzuhalten, ich kam erst wieder zu mir, als… alles vorbei war.“ Vladimir senkte den Blick und drehte mir den Rücken zu. „Wie lange kennt ihr beide euch schon?“ Fragte ich nach. „Schon recht lange… ich war kein Jungvampir mehr und wieder allein unterwegs. Es gab einige Schwierigkeiten und ich musste eine Bleibe für den Tag suchen… mir lief die Zeit davon, plötzlich tauchte sie vor mir auf und bot mir ihre Hilfe an. Wir reisten daraufhin einige Wochen zusammen umher. Aber ihre Art, war mir zu leichtsinnig und ich habe mehr als einmal mit meinem Leben abgeschlossen, in der Zeit. Aber egal wie groß die Schwierigkeiten waren…sie hat sich immer rauswinden können. Unsere Wege trennten sich und führten uns sehr viele Jahre später wieder in diesem Haus zusammen. Sie half mir im Haus ein paar Dinge umzuräumen und erledigte einige Besorgungen für mich. Manchmal hat sie auch Päckchen hergeschickt mit der Anweisung, dass diese erst abends geliefert werden, nach Einbruch der Dunkelheit.“ „Das hat funktioniert?“ Fragte ich und Vladimir lachte. „Die Pakete gingen an Leute, die sie wahllos ausgesucht hatte. Diese Leute kamen nachts hierher, ich nahm ihnen das Paket ab und löschte ihre Erinnerungen daran.“ Erklärte er. „Zu unserem Glück, war die Neugierde der Leute größer als die Vorsicht, einem anonymen Brief in den Wald zu folgen.“ Sagte er leise und verließ dann den Dachboden. Ich blieb allein zurück und setze mich auf den Sessel und sah zum Fenster raus. Alles was ich erfahren hatte, musste ich erstmal verarbeiten. Eine Weile blieb ich stillsitzen, strich gedankenverloren der Puppe übers Haar und betrachtete Sundays Bücher. Schließlich stand ich auf und ging in mein Zimmer und setzte die Puppe auf den Nachttisch, ehe ich hinunter in die Küche ging. Die Tür zum Garten stand offen und gerade als ich sie schließen wollte, packte mich jemand. Im ersten Moment blieb ich stehen, wie ein Reh im Scheinwerferlicht des Autos. Doch dann wurde ich wie ein Kartoffelsack über die Schulter geworfen. Ich wollte schreien, und konnte nicht. Doch schließlich erkannte ich den Mantel. „Ethan! Lass mich runter!“ Befahl ich, während der Vampir mit mir durch den Wald lief. „Nope. Du bist zu langsam und wir haben keine Zeit zu verlieren…“ Knurrte er und rannte weiter, während ich über seiner Schulter hing. Erst als wir die Stadt erreichten, beförderte er mich auf den Boden. „Was soll das?“ Knurrte ich ihn an, doch er lief bereits weiter. „Warte!“ eilig folgte ich dem Vampir. „Junger Mann, ich bin noch nicht fertig mit dir!“ Fluchte ich, während ich versuchte ihn einzuholen. Schließlich blieb er stehen und drehte sich zu mir um und jetzt erst, erkannte ich das Blut an seiner Kleidung. Ich wich einen Schritt zurück. „Was… was ist los?“ Fragte ich und Ethan kam auf mich zu und packte mich am Arm. „Wir haben Sunday gefunden…und jetzt, stell keine weiteren Fragen und komm…“ Flüsterte er und zog mich mit sich in die Seitengasse. Er sah sich kurz um, ehe er gegen die Tür trat, welche sich öffnete. „Des Hintereingang des Moondance. Braucht mich nicht jeder mit Blut auf den Klamotten sehen… Beliath und ich, haben hier ein kleines… Versteck. Manchmal schlafen wir tagsüber hier…“ Erklärte er und führte mich an den feiernden Gästen vorbei, zu den oberen Etagen wo er gegen eine Tür am hinteren Gang klopfte. Wenig später drehte sich der Schlüssel und die Tür wurde geöffnet. Ethan schubste mich in das Zimmer und schloss hinter uns die Tür ab. Neugierig sah ich mich um und erkannte Beliath, welcher auf der Couch sahs. Doch nicht nur ihn. „Sunday!“ Rief ich erschrocken und stürzte zu der Couch und der schlafenden Vampirin. „Sie lebt… aber ist bewusstlos…“ Sagte Beliath leise und ich strich der Vampirin das blutverklebte Haar zur Seite. Selbst im Dämmerlicht des Zimmers und ihrer dunklen Haut, konnte man unzählige Blutergüsse auf ihrer Haut sehen. Ihr Körper war mit Bandagen eingewickelt, welche bereits voll von Blut waren. „Wir haben sie vorhin so gefunden…“ Fügte Beliath hinzu. „Warum habt ihr sie nicht ins Gutshaus gebracht?“ Fragte ich und setzte mich an Sundays Seite. Die Vampire sahen ein andere an, dann nahm Ethan das Wort an sich. „Wir haben sie erstmal hierhergebracht, um ihre Wunden zu versorgen. Wir wissen nicht, ob sie die nächsten Stunden überhaupt überlebt.“ Das erste Mal, seit meiner Ankunft im Gutshaus, sah ich eine sorgenvolle Miene bei Ethan. „Aber du hast mich hierhergeholt.“ Fing ich an. „Für den Fall das sie wach wird und Blut braucht. Wir bleiben die Stunden und den Tag über hier…“ Beliath seufzte und strich sich durch das Haar. „Sie braucht dringend Blut.“ Murmelte ich. „Das… Sunday das letzte Mal von mir getrunken hat, ist schon Tage her…“ „Gut, du hast es von dir aus erwähnt…“ Ethan drehte mir den Rücken zu und fing an in einer Kiste zu wühlen. Als er sich wieder umdrehte, hatte er eine Spritze in der Hand. „Ich nehme dir Blut ab, welches wir ihr einflössen.“ Kommentierte er sein Vorhaben und griff nach meinem Arm. Ich konnte garnicht so schnell reagieren, wie die Nadel sich in meine Haut bohrte. „Ganz ruhig.“ Flüsterte Ethan und ich richtete meinen Blick auf Sunday. Sie sah schrecklich aus und ich wollte nur, dass es ihr besser geht. Kurz danach ließ Ethan mein Blut langsam in Sundays Mund laufen. Er befeuchtete ihre Lippen damit und reflexartig schluckte sie. „Das ist erstmal alles was wir tun können.“ Kommentierte Beliath die Situation und seufzte. „Mach es dir bequem, meine Schöne.“ Ich nickte, blieb aber bei Sunday sitzen. Ich wollte nicht von ihrer Seite weichen, nicht jetzt, wo sie mich brauchen würde. Irgendwann übermahnte mich der Schlaf. Ich wurde von einem Husten wach und fuhr hoch. „Eloise?“ Sundays Stimme klang rau und brüchig und wenige Augenblicke später, warf ich die Decke beiseite und griff nach Sundays Hand. „Ich bin hier… es ist alles gut. Wir sind im Moondance.“ Sagte ich eilig und sah mich um. Das Zimmer war verdunkelt, aber draußen schien es hell zu sein. Beliath und Ethan schliefen auf einer anderen Couch. Und jetzt erst bemerkte ich, dass die Decke in Wirklichkeit Ethans Mantel gewesen war. Ein Lächeln huschte über meine Lippen und ich sah zu Sunday, welche ein Auge geöffnet hatte. Eilig kniete ich mich neben die Couch und strich ihr über das Haar. „Ich bin hier…“ Wiederholte ich und lächelte. „Du musst trinken.“ Flüsterte ich und die Vampirin nickte. Mit meiner Hilfe setzte sie sich auf und zog mich an sich. „Wäre... es dir Recht, wenn ich heute aus dem Hals trinke? Es geht schneller… und ich bin so hungrig.“ Sagte sie leise, fast wimmernd. Ich antwortete nicht, sondern neigte mein Kopf zur Seite und strich mein Haar beiseite. Wenig später drückte Sunday sich an mich. Ihre Zähne gruben sich in mein Fleisch und ich keuchte erschrocken auf. Bisher hatte sie mich nur ins Handgelenk gebissen, und somit war ich über die Intensität dieses Bisses erschrocken. Es tat nicht weh, im Gegenteil. Dieser Biss, ging viel tiefer und weckten etwas in mir. Ich konnte nicht anders, als Sunday an mich zu drücken und kommentierte jeden Schluck, den sie trank mit einem keuchen. Als sie ihren Kopf schließlich zurückzog und sich das Blut von den Lippen leckte, merkte ich erst, wie erregt ich war. Eilig drehte ich mich zur Seite, während meine Wangen glühten vor Scharmgefühl. Sie wusste nichts von meinen Gefühlen und jetzt wäre sicherlich nicht der beste Zeitpunkt dafür. „Schlafen die zwei?“ Fragte sie schließlich und ich sah zu Ethan und Beliath. „Sieht so aus.“ Murmelte ich und sah zu Sunday die nach ihrem Handy griff, welches auf den kleinen Tisch lag. Wankend stand sie auf. „Nein… bleib noch liegen!“ Befahl ich, doch Sunday sah mich an und grinste. „Bei allen Respekt Eloise… für die Gelegenheit, die zwei in so einer Situation zu fotografieren, würde ich auch aus dem Grabbe gekrabbelt kommen.“ Sagte Sie scherzhaft ging wankenden Schrittes auf die Couch zu, auf der Ethan und Beliath, unfreiwillig, kuschelten. Ich setzte mich auf die Couch und beobachtete das Bild, wie Sunday ihren inneren Paparazzi auslebte und die beiden Vampire aus jedem Winkel fotografierte. Schließlich setzte sie sich zu mir und ging die Bilder durch. „Ethan bringt mich um, wenn er diese Bilder sieht…“ Sie lachte und mir ging das Herz auf, sie so Lachen zu hören, nachdem ich sie tagelang nicht gesehen hatte und einige Stunden zuvor noch um ihr Leben gebangt hatte. Ohne groß nachzudenken, rutschte ich näher und schloss sie in meine Arme. „Ich bin froh das es dir gut geht…“ Flüsterte ich und lächelte schwach. Sie wirkte im ersten Moment verlegen, ehe sie ihre Arme um mich schloss und mich auf die Stirn küsste. „So schnell sterbe ich nicht… ich habe schon schlimmeres überlebt.“ Flüsterte sie und sah mich an. Ich versank, in diesem wunderschönen grün ihrer Augen und diesmal neigte ich meinen Kopf als erstes zu ihr. Doch bevor sich unsere Lippen berührten, flog ein Kissen gegen die Couch, wir beide zuckten zusammen und hörten wenige Sekunden später, Ethan hämisches Lachen. Wir sahen beide zu der Couch und sahen Beliath und Ethan, wie sie neugierig zu uns sahen. „Ethan, es war äußerst unhöflich die Damen zu unterbrechen…“ Ermahnte Beliath den anderen und stand dann auf. „Schön zu sehen, dass es dir besser geht Sonnenschein. Dann kannst du uns jetzt erklären, was passiert ist.“ Sunday nickte und schien froh über den Themenwechsel zu sein. „Natürlich.“ Kapitel Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)