Eins mit dem Tier von ValnarsKatze ================================================================================ Kapitel 3: Blutdurst -------------------- Am nächsten Morgen.   Zum ersten Mal seit seiner Verwandlung konnte Valnar sich alleine entspannen. Jeder Krieger bekam sein eigenes Zimmer, sogar mit Bad. Vampire schienen hohen Wert auf Bäder zu haben, aber er verstand auch wieso. Das Wasser hatte immer eine beruhigende Wirkung auf die Seele und dem Tier.   Er stieg aus der Badewanne und wollte nach Handtüchern suchen, aber blieb vor dem Spiegel stehen und betrachtete sich.   Eher gesagt, die Tätowierung auf seinem Arm. Die Hohepriesterin hatte ihnen gestern ein bisschen davon erzählt. Sie kam mit der Verwandlung und seins war ein Rabenmotiv mit einigen Elementen, wie Sonne und Mond. Alles, was einen Vampir der Licht und Schatten Affinitäten ausmachte. Es war nicht einfach zu erkennen, aber der Rabe besaß den Körper eines Löwen. Das war für ihn schon außergewöhnlich.   Laut Alaine hatten Vampire drei verschieden Affinitätengruppen, welche zufällig in jedem Vampir erwachten. Licht und Schatten, Feuer und Status und Eis und Blut.   Warum man diese Affinitäten nicht beeinflussen konnte, war nicht bekannt.   Valnar drehte seinen Arm etwas herum. Es ging von Schulter bis Handgelenk und war pechschwarz. Er hatte Garrin und Kizuna gar nicht gefragt, welches sie bekommen hatten, aber dafür war später noch genug Zeit.   Was man damit wohl anstellen konnte? Solche Geheimnisse lernten sie als Neulinge noch nicht.   Nachdem er sich noch einen Moment weiter betrachtet hatte, fand er ein Handtuch in einem der Schränke und breite es auf dem Bett aus, dann legte er sich darauf und starrte auf das Blutrosenmotiv an der Decke.   Er überlegte, ob er sich den morgendlichen Druck erleichtern sollte, aber dafür hatte er keinen Kopf. Das Gefühl war stärker geworden, so wie alles andere. Gestern war es noch nicht so extrem gewesen. Alle seine Sinne waren schärfer denn je und selbst seine Muskeln fühlten sich härter an, als er über sie strich. Er schnupperte in der Luft und nahm den Geruch der frischen Morgenluft wahr. Als Mensch war es ihm nie so sehr aufgefallen. Die Leidenschaft für die kleinsten Emotionen machten sich in ihm breit und dabei dachte er immer, dass er diese als Vampir verlieren würde. Welch Macht er nun besaß! Es war unglaublich. Mehr, als er sich hätte erträumen lassen können.   Schließlich drehte er sich auf die Seite und drückte sein Gesicht in die weiche Matratze.   Später.   Valnar spazierte über den Burghof und ein drohendes Gefühl von Durst machte sich in ihm breit. Seine Kehle brannte und sein Tier schrie nach Nahrung, zerrte an seiner Seele. Du musst töten. Du musst dich nähren. Immer wieder versuchte es, ihn zu drängen. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, als er sich zwang, die Kontrolle zu bewahren.   Aber langsam wurde es unerträglich.   Aus Verzweiflung hockte er sich vor einer Pfütze und schlürfte das Wasser hastig aus seinen Händen.   Natürlich half es nicht. Es verringerte das Verlangen kein bisschen.   Er brauchte Blut.   Die Bestie sehnte sich danach und er stimmte ihr zu. Valnar stand auf und taumelte den Weg entlang, bis ein lieblicher Geruch in seine Nase eindrang. Am Ende kniete eine Dienerin, die sich um einige Blumen kümmerte. Er konnte ihr Vampirblut riechen, so süß und mächtig.   Seine Eckzähne wurden länger und ragten aus seinem Kiefer, bereit sich in seine Beute zu verfangen.   Knurrend hielt er sich den Schädel. Bloß nicht! Er durfte seine Verbündeten nicht angreifen!   Valnar stöhnte auf, lehnte seine Stirn gegen die Mauer und prügelte gedanklich auf die Stimme ein, aber sie rief nach mehr. Kurz überkamen ihn Aggression und Hass, aber dann ließ er sofort ab, als das Tier verstummte.   »Du schaffst das schon«, flüsterte er sich selbst zu. »Denke einfach an nichts.«   Plötzlich packte ihm jemand am Arm, worauf er sich umdrehte und die Zähne blecken wollte, aber er hielt inne, als er direkt in die roten Augen der Dienerin starrte.   Ihr ganzer Korb war voller Blutrosen und Valnar gierte nach dem Duft von ihnen und ihrem Blut.   »Ihr solltet nicht hier sein. Kommt mit! Ich bringe Euch zum Speisesaal«, bot sie ihm an und er atmete erleichtert auf, fand wieder die Kraft, sich zurückzuhalten.   »Danke. Ich ... hatte mich einen Moment nicht unter Kontrolle.«   Aber die Dienerin nickte und lächelte nur. Wahrscheinlich hatte sie selbst Probleme mit dem Durst und verstand es nur allzu gut. *   Zwei Wachen öffneten das Tor zum Speisesaal für Valnar, als wurde er schon erwartet. Wieso ließen sie die Tür nicht einfach offen? Er bekam seine Antwort sofort. Kaum war sie einen Spalt geöffnet, klatschte ihm förmlich der Geruch von Blut ins Gesicht.   Jeder Sinn in seinem Körper erwachte, genau wie das Tier. Valnar ließ ein Stöhnen hören, lief wie von selbst in den Saal. »Wo hast du dich denn schon wieder herumgetrieben?«   Er riss sich aus seiner Trance und starrte Garrin an, wessen Mund blutverschmiert war. Überall labten sich die Vampire an anderen Vampiren und er war verwirrt. Sollten sie nicht Menschen aussaugen?   »Das sind unsere Feinde«, erklärte Garrin, als er Valnars Blick bemerkte. Valnar hob eine Augenbraue und Garrin grinste ihn an.   »Hast leider verpasst, wie die Hohepriesterin diese Vampire detailliert beschrieben hat. Es sind Ausgestoßene. Vampire, die zu machthungrig waren und deshalb verbannt wurden.«   Garrin machte eine Geste, als wäre das alles lustig.   »Also tu dir keinen Zwang an, sie komplett auszusaugen.«   Valnar beobachtete das Ganze noch eine Weile. »Ich verstehe«, antwortete er schließlich, um zu entkommen. Er lief zu einem der großen Tische und betrachtete eine Frau. Sie war noch am Leben und ihre Arme und Beine waren fest gekettet. Zudem hatte sie schon einige Bisswunden und ihr Gesicht war schmerzerfüllt.   Mit einem leisen Knurren stützte sich Valnar mit den Armen auf den Tisch ab und seine Nägel bohrten sich ins Holz. Sein Mitleid war nur begrenzt, denn sie war eine Kriegerin und wusste, worauf sie sich einließ, gegen das Asran Imperium zu kämpfen.   Doch war das hier richtig?   Tu es. Du willst es auch!   Fauchend öffnete Valnar den Mund und keifte sein Tier im Inneren an.   Halt den Mund!   Aber diesmal hatte es recht. Valnar wollte es, musste es tun. Der Durst wurde immer stärker. Er lehnte sich über den Hals der Frau, leckte über die Bisswunden und genoss den Geschmack der Tropfen ihres süßen Blutes. Mehr! Er musste mehr haben!   Seine Reißzähne bohrten sich in ihr Fleisch und machten ihr zwei neue Wunden. Dann trank er gierig, saugte all ihr Blut. Es lief durch seinen Körper und breitete sich überall aus, nährte ihn, ließ seine Sinne auf Hochtouren laufen. Sein Tier überschüttete ihn mit Liebe, schmiegte sich an ihn und erregte ihn. Schließlich wurden sie eins. Valnar konnte nicht anders, als zu stöhnen. Seine Arme zitterten vor Euphorie, vor diesem bizarren Liebesakt mit der inneren Stimme.   Aber dann spürte er, wie die Stimme mehr wollte, sich in Valnar festbiss. Mit einem Fauchen ließ er von seinem Opfer ab und leckte sich die Lippen.   Das wars. Er hatte genug getrunken und das machte er der Bestie auch klar, die widerwillig seine Entscheidung akzeptierte.   Selbst sich zu nähren war für einen Vampir ein Höhepunkt an Gefühlen! Er fühlte sich direkt erholt, alle Last von ihm genommen.   Kaum drehte er sich um, stand der dunkle Krieger vor ihm.   »Das erste Mal vergisst man nie«, seufzte er, als würde er in Erinnerungen schwelgen. »Ist zwar nicht so gut wie Menschenblut, aber es stillt den Durst.«   Valnar nickte ihm zu, während er rot anlief. Er schien ihn beobachtet zu haben, und auch wenn er nichts gesehen hatte, war es doch irgendwie zu intim.   »Ich habe Euch draußen beobachtet, Valnar«, fügte er hinzu.   Verdammt. Das hatte er auch gesehen? Er kannte seinen Namen? Valnar wollte sich schon rechtfertigen, aber der Krieger legte die Hand auf seine Schulter. »Ich sehe Potenzial in Euch. Nicht jeder kann dem Tier in solch einer Situation widerstehen und schon gar nicht den dunklen Krieger verletzen.«   Valnar öffnete den Mund, aber war zuerst völlig sprachlos. Doch fühlte er sich mehr als geehrt und wollte sich gerade bedanken, als die Wachen hereingestürmt kamen.   »Wir werden angegriffen! Macht euch bereit!«   *   Überall kämpften die Krieger gegen die gegnerischen Vampire und füllten die Luft mit dem Duft des Blutes.   Kizuna knurrte und durchbohrte das Herz eines der Angreifer. »Verdammt, das sind viele!«   »Aber wir sind mehr- Pass auf!«, rief Garrin ihr zu und köpfte einen weiteren, der auf sie zustürmte.   Valnar parierte den Schlag einer Kriegerin. Ihre Angriffe waren aggressiv, ohne jeglichen Verstand versuchte sie auf ihn einzuprügeln.   Im hohen Bogen landete ihr Schwert auf den Boden und sie griff Valnar mit ihren Nägeln an. Ihre Angriffe waren so unkontrolliert und schnell, dass sie ihn an der Wange erwischte und er zurücktaumelte.   Wütend fauchte er sie an und sie tat es ihm gleich. Ihre Augen waren komplett schwarz, mit rot leuchtender Iriden. Sie war verloren; das Tier hatte die volle Kontrolle über sie.   Sie knurrte, während sie sabberte und schmiss sich mit einem irren Schrei wieder auf ihn.   Schon wurde ihr Hals durchtrennt und das Blut spritzte in alle Richtungen, als ihr Kopf weggeschleudert wurde.   Valnar schaute überrascht auf und sah den dunklen Krieger vor sich stehen.   Kaum hatte er ihm geholfen, kamen Weitere angestürmt und die beiden kämpften Rücken an Rücken.   Die Feinde schienen vor allem den Krieger anzuvisieren, aber dieser erledigte jeden Einzelnen mit Leichtigkeit, während Valnar versuchte, sie zurückzudrängen.   Aber es wurden immer mehr. »Tod der Hohepriesterin! Diese Mörderin!«, rief einer von ihnen und der Krieger war so perplex, dass einer es schaffte, auf ihn zu springen und mit seinen Zähnen seine Schulter aufzureißen. Er brüllte vor Schmerz; sein Blut hatte einen so starken Geruch, dass Valnars Tier sich wieder nach vorne drängte.   Saug das Blut aus!   Valnar fauchte. Wenn er sich an ihm laben würde, würde er so mächtig werden! Er könnte alle seine Feinde zur Hölle schicken!   Aber statt auf die innere Stimme zu hören, verbiss er sich in den Hals des Feindes. Dieser kreischte laut und versuchte Valnar zu schlagen, worauf er sich noch einmal festbiss. Wieder ein Gebrüll des Schmerzens, doch er sackte zusammen, als Valnar ihn aussaugte. Das Tier stöhnte nach mehr, gab Valnar wieder dieses Gefühl der Euphorie und Macht. Er war mächtiger denn je. Unaufhaltsam.   Aber es war schnell wieder vorbei und der Feind landete im Dreck.   »... Danke«, keuchte der Krieger, während Valnar sich schützend vor ihm stellte.   Langsam wurden es weniger. Valnar versuchte sein Tier zu benutzen, um seine Hiebe zu lenken. Ein Kopf nach dem anderen flog von den Hälsen der Angreifer. Die Wunde des dunklen Kriegers war längst wieder geheilt und auch er schlug diese Vampire zurück, bis der Rest floh. Valnar knurrte laut und verbannte die Stimme zurück in seinem Inneren, bis er auf die Knie ging und keuchte.   Diese Vampire waren in der Unterzahl gewesen, doch sie waren mehr als gefährlich. Wie konnten sie sich einfach ihrem Tier hingeben?   Überall lagen ihre Leichen und nur wenige von Asran. Schnell schaute Valnar sich nach seinen Freunden um, aber Kizuna und Garrin schien es gut zu gehen. Sie verband gerade die Wunde an Garrins Kopf und er sagte etwas zu ihr, was Valnar nicht hören konnte, aber Kizuna schlug ihm leicht gegen die Schulter und schaute genervt drein. Trotzdem grinste sie. Valnar lächelte leicht.   »Ihr seid wirklich mutig«, lobte der Krieger und half ihm hoch. Valnar nickte stumm, aber die vorherigen Ereignisse ließen ihn nicht los. Warum hatte ihn die Anschuldigung des Feindes so sehr abgelenkt?   »Sie nannten die Hohepriesterin eine Mörderin. Warum?«, fragte er schließlich.   Aber der Krieger schüttelte den Kopf. »Das ist Unfug. Hört nicht auf sie; sie wollen uns nur verwirren.«   Wahrscheinlich hatte er recht. Valnar akzeptierte seine Antwort, auch wenn er ein ungutes Gefühl hatte.   Sicher war das nicht das letzte Mal, dass sie angegriffen wurden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)