Eins mit dem Tier von ValnarsKatze ================================================================================ Kapitel 16: Abschied -------------------- Auch wenn Valnar vor Schmerzen selbst kaum laufen konnte, trug er Alaine auf den Rücken. Er musste sie um jeden Preis beschützen und sie vor weiteren Leid bewahren. »Vorsicht!«, rief sie ihm zu und er wich einen fallenden Kirschbaum aus.   Schrecklich. Sie waren einst so schön gewesen und nun war alles niedergebrannt.   Wenn er sich nur nicht von Morlon entführt gelassen hätte ... Er stand am Morgen überraschend in seinem Zimmer und trat ihm so heftig zwischen die Beine, dass er sofort zusammensackte. Danach sah er schwarz und wachte festgekettet im Turm wieder auf.   Fauchend rannte er aus dem Burghof hinaus. Dort war das Feuer nicht so stark ausgebreitet, aber die Krieger Asrans kämpften immer noch gegen die Iranis‘.   »Hohepriesterin!« Nyria rannte auf sie beide zu. »Asran ist verloren! Ihr müsst hier so schnell wie möglich raus!« Alaine klammerte sich an Valnar und gab ihr einen ernsten Blick. »Seid vorsichtig und kommt uns bald nach.«   Nyria nickte ihr zu, dann sah Valnar eine rothaarige Frau mit einer Lanze auf sie zustürmen.   »Passt auf!«, schrie er.   Schockiert drehte Nyria sich um und wich den Angriff noch in letzter Sekunde aus.   »Jayna?!«, keuchte sie und erstarrte.   »Du Verräterin!«, fauchte Jayna und griff sie an. Nyria blockierte den Schlag noch mit ihrem Schild und knurrte aufgebracht.   »Nein! Du bist nicht Jayna!«, schrie sie.   Wieder schlug Jayna auf Nyrias Schild ein. »Du hast ihnen erlaubt, dass sie eine Missgeburt aus mir machen!« Sie war wie eine unkontrollierbare Maschine aus Zorn. Ohne Reue schlug sie auf sie ein, als hätte ihr Tier sie schon komplett übernommen.   Für einen Augenblick war Nyrias Gesicht voller Trauer, aber schnell fing sie sich wieder. »Hör auf zu lügen! Meine Schwester weiß, dass ich ihr eine zweite Chance ermöglichen wollte!« Mit einem Ruck drängte sie sie mit ihrem Schild zurück.   »Hohepriesterin! Verschwindet von hier! Ich halte sie auf!«   Valnar rannte schon weiter, aber Alaine zappelte herum und rutschte von seinem Rücken herunter. »Nein! Kehr um! Wir müssen ihr helfen!«   Er packte ihren Arm und zog sie mit. »Nichts da! Du musst hier raus! Respektiere, dass sie ihr Leben für deine Sicherheit gibt!«   Alaine hörte auf sich zu wehren, weinte nur, während er sie immer weiter durch Asran zog. In der Ferne sah er die Menschenstadt vollkommen zerstört und in Flammen. Sein Tier kochte. Wenn er seine Liebste nicht hier rausbringen musste und ein Schwert gehabt hätte, hätte er diese Schweine aus Iranis büßen lassen.   »Valnar!« Garrin rannte auf ihn zu, voller Blut. Kurz beäugte er Valnars und Alaines vereinte Hände, bevor er seinen Blick wieder auf ihn richtete.   »Wir müssen hier weg!«, knurrte Valnar, als zwei Krieger auf sie zustürmten.   »Gebt uns die Hohepriesterin!«, riefen sie.   Ohne mit der Wimper zu zucken, köpfte Garrin einen von ihnen, während Valnar den anderen anfauchte.   »Fass sie an und du bist tot!«, brüllte er und trat dem Angreifer in den Magen, worauf Garrin auch ihn enthauptete. Alaine krallte sich an Valnars Hemd, konnte kaum reagieren.   »Vielleicht hättest du dir mal ein Schwert mitnehmen sollen!«, schimpfte Garrin, aber Valnar ignorierte ihn und schnappte sich das Schwert des gefallenen Kriegers.   »Lasst uns schleunigst verschwinden!«, schrie Alaine. Valnar zog sie an sich und sie rannten zu dritt gemeinsam weiter. Tapfer kämpften die Krieger Asrans um ihr Leben, als sich das Feuer noch weiter ausbreitete. Die gesamte Luft roch nach Vampirblut und Rauch. Die Menschenstadt war nur noch ein riesiger Feuerball. Valnar musste an die Schlacht von Tradan denken, nur war das hier noch heftiger.   Dann sah er ihn: Morlon.   Er schlachtete einen Krieger nach den anderen ab und schaute nach irgendetwas mit diesem irren Blick Ausschau. Sicherlich nach Alaine.   Alaine keuchte bei seinem Anblick, aber Valnar drückte sie beschützend hinter sich. Die innere Stimme pochte in ihm, wollte ihn dazu bringen, diesen Bastard in Stücke zu zerfetzen. Er fletschte die Zähne und knurrte, das Schwert bereit.   Plötzlich ertönte hinter ihnen ein lautes Knacken. Der gesamte Palast brach in sich zusammen und drohte sie alle zu zerquetschen. Er sah noch, wie Morlon mit einigen Kriegern flüchtete. Das Tier schrie vor Wut und für einen Augenblick wollte Valnar ihm hinterher, wollte seine Rache.   Aber er schmiss seine Waffe zu Boden. »Rennt!!«, schrie er und nahm Alaine mit beiden Händen hoch. Dann eilte er zum Ausgang, zog die Kraft aus seinem Tier.   Auf einmal hörten sie einen Schrei. Garrin blieb stehen, als er weit hinten Kizuna entdeckte. »Kizuna!« Sie war umzingelt von Kriegern und sah wie versteinert den fallenden Palast an. Auch diese drehten sich schließlich um und schrien verzweifelt auf.   »Garrin!« Aber er hörte nicht. Valnar sah nur noch, wie er auf sie zustürmte. Er konnte ihn nicht aufhalten, musste weiter rennen und Alaine retten.   Sie hatten es gerade aus den Toren geschafft, als der Palast auf den Boden aufprallte und alles unter sich zerstörte.   Valnar und Alaine wurden von der Wucht des Aufpralls wieder weggeschleudert. Er wollte sie noch packen, sie mit seinem Körper schützen, aber dann wurde alles schwarz.   *   »Valnar, wach auf.«   Valnar öffnete die Augen und blinzelte, bis er Alaine wahrnahm, die ihn am Schütteln war.   »Geht es dir gut?«, fragte sie und er sah die Erleichterung in ihrem Gesicht.   »Alles gut.« Er hustete den Staub aus seiner Lunge und setzte sich auf. Sie fiel ihm direkt in die Arme und er hielt sie fest an sich.   Sein Kopf dröhnte etwas und seine Muskeln schmerzten. Allmählich realisierte er wieder, was passiert war.   Nach einigen Sekunden ließen sie voneinander ab und Valnar schaute hinauf. Asran war nur noch eine gigantische Ruine. Er konnte nicht glauben, dass das einmal ihre Heimat gewesen war.   Neben ihnen hatten sich einige Vampire versammelt. Überlebende.   Valnar hielt nach seinen Freunden Ausschau. Es waren höchstens zehn bis fünfzehn, aber niemanden, den er kannte. Welch grauenhaftes Schicksal. Nur so wenige hatten den Angriff überlebt?   Garrin, Kizuna, Nyria ... und so viele andere. Sie waren tot. Begraben unter den Ruinen.   Langsam ließ er auch den Gedanken an sein gemeinsames Kind mit Alaine zu. Es war fort, bevor er überhaupt davon wusste, und er konnte nicht begreifen, warum so etwas Grausames passieren musste.   So viel Leid ... So viel ... verloren.   Er ballte die Hände zu Fäusten und zitterte, biss sich auf die Zähne, als er seinen Kopf auf den Boden senkte.   Nein ... Warum?   Fast fing er an zu weinen und seine Geliebte nahm ihn erneut in die Arme, versuchte ihn zu beruhigen, aber fing selbst an zu schluchzen. Doch das Tier wollte seinen Hass schüren, ihm klarmachen, wer an allem schuld war und für den Tod seiner Freunde, seinem Kind und die Zerstörung Asrans büßen musste.   Es war alles dieser Mistkerl Morlon. Das Tier fauchte in seinem Inneren, wollte diesen König endlich zwischen seinen Fängen zermalmen. Wegen ihn hatte Alaine sich verwandelt! Wegen ihn hatte sie ihm nichts von ihrem gemeinsamen Kind erzählt!   »Ich hoffe Morlon glaubt, ich bin tot. Sicher hatte er die Verwandlung mitbekommen«, flüsterte Alaine nach einigen Minuten der Stille.   Valnar sagte nichts und verweilte weiter in seiner Position.   »Es tut mir so leid«, schluchzte sie leise.   »Nein, gib dir nicht die Schuld«, antwortete er rasch und sie lösten sich aus der Umarmung.   »Aber es ist meine Schuld! Wir haben alles verloren!« Sie klang so verzweifelt, als würde sie jeden Augenblick in Scherben zerbrechen.   Valnar senkte den Kopf, fühlte, wie erschöpft er war, aber er spannte seine Muskeln an, zog an das letzte bisschen Kraft, welches das Tier ihm geben konnte, bevor seine Liebste sich ganz verlor.   »... Du hast große Fehler gemacht, ja ... Aber du bist kein Monster; du wolltest den Vampiren helfen.« Er seufzte und stand auf. »Und Morlon? War das ein Grund, dein komplettes Reich den Erdboden gleichzumachen?«   Mit glasigen Augen starrte Alaine ihn an. Sie öffnete kurz den Mund, aber bekam keinen Ton heraus.   Er zeigte mit dem Kopf zu den Überlebenden. »Wir können das nicht rückgängig machen, aber wir dürfen nicht verzweifeln. Sei deinen Vampiren weiterhin eine Anführerin und führe sie in Sicherheit. Sie brauchen dich jetzt.«   Nun drehte Alaine sich um, betrachtete die Vampire für einen Augenblick. Sie richtete sich auf und schaute ihn wieder entschlossen an.   »Du hast recht.«   Ihr weißes Kleid war unten komplett zerrissen, voller Blut und Dreck, aber trotzdem lief sie auf die anderen zu, wie er sie kannte. Anmutig und stark. Wie eine Hohepriesterin.   Eine Dame humpelte auf sie zu. »Hohepriesterin, Ihr habt Euch verwandelt! Ich habe es gesehen! Wie habt Ihr das überlebt?!«   Alle starrten sie an und Alaine nahm tief Luft.   »Ich war schwanger ... Die Verwandlung hat mein Kind getötet und das hatte mich vor dem Tod gerettet.«   Schockiert blickten sie sie an, tuschelten untereinander.   »Aber Morlon war ein Schwein und ein Verräter! Er hat unser zu Hause zerstört! Wenn er überlebt hat, dann wird er eines Tages dafür bezahlen!«   Die Vampire fauchten und nickten ihr zu, dürsteten nach Rache.   »Was werden wir nun tun, Hohepriesterin?«, fragte eine Dienerin. Die Angst war ihr förmlich ins Gesicht geschrieben.   Alaine überlegte kurz, dann zeigte sie Richtung Norden. »Wir werden nach Horan reisen, um Schutz zu suchen. Es ist ein menschliches Königreich, deshalb müssen wir besonders auf unser Tier achten. Mein Vater kannte ihren Anführer: König Aaron.«   Die Meute nickte und Valnar konnte erneute Hoffnung in ihren Augen sehen. Auch er atmete erleichtert auf.   »Wir haben keine Zeit mehr, nach weiteren Überlebenden zu suchen. Es ist ein weiter Weg und sollte Morlon mit seinen Kriegern noch in der Nähe sein ...«   Sie schüttelte nur den Kopf. Auch wenn Valnar am liebsten in den Trümmern weiter nach Vampiren gesucht hätte, sie hatte recht. Sie hatten nicht genug Zeit. Er schluckte seine Trauer hinunter, wenn er sich daran erinnerte, wie der Palast alles unter ihnen vergrub.   Niemand hätte das überleben können und falls doch ... dann hoffte er zumindest, dass sie sich auch in Sicherheit bringen konnten oder einen schnellen und friedvollen Tod fanden.   Alaine ging auf ihn zu, nahm seinen Arm. Es scherte sie wohl nicht mehr, ob sie jemand zusammen sah.   Noch ein letztes Mal blickten sie auf Asran und Alaines Gesicht verkrampfte sich schmerzvoll, dann gingen sie fort.   Richtung Norden nach Horan.   *   Sie marschierten durch den Wald zusammen, aber Alaine schwieg, während Valnar ihr den Rücken streichelte. Seine Beine hatten kaum noch Kraft, aber sie mussten weit genug weg, falls Morlon sie doch noch suchte.   »Wie fühlst du dich?«, fragte er sie sanft, auch wenn er es sich denken konnte.   »Schrecklich«, flüsterte sie. »Mein Reich ist zerstört ... Fast alle sind fort.« Sie senkte den Kopf, bevor sie erneut sprach. »Es tut mir unendlich leid, dass ich dir die Schwangerschaft verschwiegen hatte ... Ich wollte nicht, dass du unser Kind nur im Verborgenen ein Vater sein konntest. Das war auch der Grund, warum ich mit Morlon schlief ... Er musste denken, es war seins.«   Valnar nickte betrübt. Auch wenn es ihn verletzte, verstand er. Trotzdem knurrte das Tier, aber er lenkte diese gesamte Wut auf Morlon.   Falls er ihn jemals wiedersehen würde, würde er ihn töten; das schwor er sich.   »Was ist mit den Experimenten?« Vielleicht hätte er sie nicht mit Fragen löchern sollen, aber er musste es wissen.   Erst antwortete Alaine nicht, dann seufzte sie. »Im Krieg gegen Uruya hatte sich mein Vater verwandelt, um unser Reich zu retten. Das war sein Tod.« Sie hob den Kopf und schluckte. »Wir wollten an den Kriminellen experimentieren, um eine Möglichkeit zu finden, diese Verwandlung zu kontrollieren. Doch alles, was wir erreicht hatten, war, dass die Testpersonen ihre Tätowierung verloren und abgeschwächt wurden. Sie galten kaum noch als Vampire.«   Valnar erinnerte sich an den Morgen seiner Verwandlung. Nyria hatte ihr für irgendetwas zugestimmt, was Jayna betraf und allmählich ergab das alles Sinn. »Und Nyrias Schwester? Hatte sie dir erlaubt, an ihr zu experimentieren?« Er dachte immer, sie wäre gestorben, aber das schien nicht der Fall gewesen zu sein.   »Ja ...« Alaine blieb stehen. »Wir bekamen schließlich die Idee, an denen zu experimentieren, die das Tier nicht zähmen konnten. Sie war tot und es ist uns gelungen: Wir konnten sie zurückholen, aber sie war komplett vom Tier verschlungen; ihre Seele war längst fort. Aber ich habe sie gehen lassen, weil ich gehofft hatte, dass sie eines Tages wieder ihr Bewusstsein erlangt. Das war wohl ein weiterer Fehler und jetzt sind sie und ihre Schwester tot ...«   Sie stand kurz vor den Tränen und er wollte sie in die Arme nehmen.   »Am meisten bereue ich, dass ich sie alle verbannt hatte ... Sie waren keine wirklichen Vampire, aber sie waren meine Schöpfungen; ich hätte für sie da sein sollen, anstatt mir darüber Sorgen zu machen, Asrans Ruf zu beschmutzen ... aber das spielt jetzt sowieso keine Rolle mehr.«   »Ich liebe dich, Alaine«, flüsterte Valnar und nahm sie schließlich doch in den Arm. »Du wolltest Gutes tun, das weiß ich.« Sie hatte Fehler gemacht und auch wenn die gesamte Situation noch so furchtbar war, konnte er sie dafür niemals hassen.   »Danke, Valnar«, schluchzte sie. »Ich habe dich nicht verdient.« Darauf drückte er sie fester. »Sag so etwas nicht.«   Hätte sie auf diesem Weg eine Lösung gefunden, dann wären die Vampire heute noch machtvoller. Vielleicht gab es deshalb diese unaufhaltsame Grenze mit dem Tier. Es würde die Welt sonst aus dem Gleichgewicht werfen.   Kein Wesen durfte so mächtig sein wie ein Gott.   *   Drei Tage später.   Es war nachts und langsam trat der Blutdurst ein. Das Tier kratzte an Valnars Seele, verlangte nach Nahrung. Die Eckzähne ragten ihm aus dem Kiefer, als er Alaines Nacken beobachtete. Ihr süßes, wundervolles Blut würde seine Kehle hinunterfließen, ihn sättigen. Die innere Stimme schrie nach ihr, aber er schüttelte den Kopf.   »Alaine, wir brauchen Blut«, erklärte er ihr. Erst lief sie stur weiter, aber dann stoppte sie und drehte sich um. Auch ihre Zähne waren zu lang für ihren Mund geworden.   Den anderen erging es nicht anders und Alaine nickte, als sie ihre Gruppe betrachtete.   »Wir müssen jagen.«   Jagen ... Seine innere Stimme hüpfte vor Freude, sich seinem Urinstinkt hinzugeben. Nun waren sie tatsächlich so weit unten angekommen, dass sie sich wie primitive Tiere ihre Beute im Wald fangen mussten.   Aber sie hatten in ihrer Situation auch keine andere Wahl gehabt.   *   Vampire waren geborene Jäger, aber das war das erste Mal, dass Valnar seine Nahrung auf diese Weise erhalten musste. Er erkannte wieder, wie gut sie es in Asran gehabt hatten. Menschen, die freiwillig Blut spendeten. Das war für ihn immer selbstverständlich gewesen.   Tief im Wald stießen sie auf eine Siedlung voller Kobolde. Es waren kleine aggressive Mistviecher, die sofort auf sie zustürmten. Er wollte sich gerade schützend vor Alaine stellen, da sprang sie hervor und stoß ihre Fangzähne in den grünlichen Hals des Angreifers.   Fauchend machten es die anderen Vampire ihr gleich und die Monster erkannten direkt, was für einen Fehler sie begangen hatten.   Valnars Tier erwachte, als es die kommende Jagd spürte. Zwei Weitere wollten auf Alaine springen, aber er packte sie mit beiden Händen und rammte sie in den Boden, bevor auch er sich an ihnen bediente.   Gierig schmiegte das Tier sich an seinem Inneren, während er das Blut saugte. Der Geschmack war absolut scheußlich und auch die innere Stimme wand sich vor Ekel. Trotzdem trank er den Kobold komplett aus und bemerkte, wie sein Körper leicht vor Befriedigung zitterte.   Den anderen überließ er seiner Geliebten, die sich gierig an ihm labte. Sie hatte es nötiger gehabt als er. Außerdem machte es ihn stolz, für sie zu sorgen.   Am Ende waren nur noch leere Koboldleichen übrig. Die Jagd und das Blutsaugen befriedigte das Tier und den Durst, auch wenn der Geschmack mehr als widerwärtig gewesen war.   Mehr konnten sie in ihrer Lage aber nicht bekommen und so mussten sie das Beste daraus machen.   *   Der Morgen graute und die Gruppe rastete tief im Wald. Valnar kümmerte sich darum, dass es allen so weit gut ging, während Alaine sich im See säubern wollte.   Das hatte sie auch verdient, nachdem sie alle sicher durch die Wälder führte und ihnen ständig Hoffnungen gab, ihnen klarmachte, dass sie nicht verloren seien, obwohl sie selbst daran zweifelte und ihr zu Hause vermisste.   Sie war so eine starke Frau.   Eine Dame ihrer Gruppe wurde von den giftigen Klauen eines Kobolds verletzt und die Wunde heilte nur langsam. Valnar kniete sich vor ihr hin, riss ein Stück vom Hemd unter seiner Rüstung ab und wickelte es um ihr Bein.   »Die Hohepriesterin kann sich glücklich schätzen. Ihr steht Ihr so tatkräftig zur Seite«, flüsterte sie, während er es festmachte. »Ihr wärt ein guter Anführer gewesen.«   Er war überrascht über ihre Aussage, aber lächelte nur verlegen. Es war nicht länger ein Geheimnis, wie nahe Alaine und er sich standen, aber keiner verurteilte sie deswegen.   Doch er hielt sich nicht für einen Anführer. Seine Geliebte konnte das viel besser. Er war nur ihr Krieger und beschützte sie und ihre Leute so gut er konnte.   *   Als er fertig war, lief er zum See. Alaine war bis zum Hals im Wasser an einem Felsen gelehnt und ihre Augen waren geschlossen. Kurz zögerte er, aber dann zog er sich aus, stieg ins Nass und schwamm zu ihr herüber, woraufhin sie ihn bemerkte.   »Wenn ich kein Vampir wär, würde ich mich jetzt über die Kälte beschweren«, scherzte er, als er bei ihr ankam.   Er schaffte es zumindest, ein kleines Lächeln aus ihr herauszubekommen und sie lehnte sich schweigend an seine Brust.   »Entschuldige. Ich möchte nicht, dass du weinst und an dieser Last zerbrichst.« Vorsichtig legte er die Arme um sie und küsste ihren Kopf. »Es wird alles wieder gut. Das weiß ich.«   Alaine gab ihm schließlich ein aufrichtiges Lächeln, welches er sofort erwiderte. »Du denkst so positiv ... Ich danke dir.« »Natürlich. Ich bin immer für dich da.«   Selbstverständlich vermisste er ihr zu Hause auch ... seine Freunde ... sein Kind.   Aber er musste für sie stark sein.   Einige Minuten vergingen, während sie zusammen im Wasser verweilten, bis sie wieder das Wort ergriff.   »Ich kann nicht glauben, dass es fort ist«, flüsterte sie und Valnar wusste, dass sie ihr gemeinsames Kind meinte. »Es hatte so eine sanfte Präsenz. Wie du.«   Er umarmte sie und küsste ihre Stirn. »Und es hat dich gerettet«, fügte er hinzu.   Sie nickte unter Tränen und er lehnte seine Stirn an ihre, versuchte sie zu trösten.   »Ich fühle mich so grausam«, schluchzte sie. Er streichelte ihre Wangen mit seinen Daumen und verzog schmerzvoll das Gesicht. Es tat weh, sie so leiden zu sehen.   »... Ich hatte kaum Gelegenheit, darüber nachzudenken. Hätte ich es vorher gewusst ... ich hätte mich wirklich gefreut.«   Das war der Moment, wo Valnar diese Gedanken vollständig zuließ und er musste sich zusammenreißen. Sie hatten ihr Kind verloren, auch wenn es Alaine das Leben gerettet hatte. Dafür war er unendlich dankbar, aber er wünschte sich, es wäre alles anders gekommen. Hätte er sich nur nicht überwältigen lassen.   »Es tut mir so leid.«   Diesmal küsste sie ihn auf den Mund. »Dich trifft keine Schuld.«   Wie schlimm es auch war, Valnar versuchte positiv an die Zukunft zu denken, an all das, was noch kommen könnte. »Aber das heißt nicht, dass wir niemals Nachwuchs haben können.«   Alaine wurde still, bis sie sich abwandte, um in sein Gesicht sehen zu können.   »Mit niemand anderem würde ich mir eine Familie wünschen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)