Eins mit dem Tier von ValnarsKatze ================================================================================ Kapitel 18: Vereint ------------------- Monate vergingen. Alaine wurde wieder schwanger und sie war mehr als glücklich. Sanft streichelte sie über ihren Bauch, spürte, wie stark die Präsenz ihres Kindes mit jedem weiteren Tag wurde. Diesmal würde sie es beschützen, komme was wolle. Und diesmal musste sie es nicht verstecken. Das Tier ließ natürlich nicht ab, verweilte wieder beschützend bei ihrem Kind. Vielleicht mochte es die Wärme? Oder weil es ein neues Lebewesen war? »Bald können wir vielleicht das Geschlecht herausfinden.« Sie lag auf ihrem Bett, während Valnar seinen Kopf an ihrem Bauch lehnte, um zu horchen. »Das funktioniert?«, fragte er aufgeregt. Daraufhin grinste sie. »Ja, ich brauche nur etwas Feingefühl.« Wahrscheinlich dauerte es noch ein paar weitere Monate, bis sie es im Geist des Kindes ertasten konnte. Soweit sie wusste, war es bei jeder Schwangerschaft unterschiedlich. Auch könnte das Tier dieses Vorgehen verhindern und es ihr erschweren. Valnar ließ von ihr ab und legte sich neben sie. »Ich werde es sowieso lieben, egal was es wird.« Alaine dachte genauso. Ob Tochter oder Sohn, sie würde sich über beides freuen. Allein der Gedanke mit Valnar ein neues Leben erschaffen zu haben, machte ihre Existenz so vollkommen. Sie würden ihren Nachwuchs beide mit ihrer ganzen Liebe überschütten. Auch wenn sie bei diesen Gedanken nicht aufhören konnte zu lächeln, verflog es doch recht schnell, als ihr etwas anderes wieder in den Sinn kam. »Meinst du König Aaron wird es bald besser gehen? Er ist schon seit Wochen krank, aber dieser Meister Ghadar erzählt mir kaum etwas.« Sie dachte daran, wie unfreundlich er war. Sicherlich tat er seine Pflicht als Berater, trotzdem wünschte sie sich, er wäre ihr gegenüber nicht so abweisend. König Aaron wurde von Tag zu Tag schwächer und langsam machte sie sich große Sorgen. Nach einiger Zeit des Schweigens seufzte Valnar. »Ich hoffe es.« * Hand in Hand liefen sie durch die Hallen und wurden von den Wachen begrüßt. Sie hatten nun viele von ihnen im Schloss als Vampire. Alaine war froh zu sehen, wie sie sich entwickelten, doch wollte sie sie erst noch weiter beobachten, bevor sie mehrere erschuf. Da sie schwanger war, übernahm Valnar ihre Ausbildung und sie war wirklich stolz auf ihn. Er legte mehr Wert auf den Geist, so wie sie es ihm beigebracht hatte. Was ihnen noch fehlte, war ein Tempel zur Meditation. Meister Ghadar kam auf sie zu und gab ihnen einen prüfenden Blick. »Geht es König Aaron immer noch nicht besser?«, fragte Alaine besorgt, hoffte, er würde ihr diesmal eine bessere Antwort geben. »Nein, aber er verlangt nach Euch, meine Dame.« Sie senkte den Kopf und seufzte, dann ließ sie Valnars Hand los. »Warte im Speisesaal auf mich«, flüsterte sie ihm noch zu und er gab ihr einen Kuss auf die Wange und nickte. Und so folgte Alaine den Berater in König Aarons Gemächer. Die Diener und Wachen beobachteten sie aufmerksam. Natürlich wussten sie, was sie war, schließlich lebten sie zusammen. Zurzeit lief alles hervorragend, doch packte sie manchmal die Angst, dass sich Gerüchte über sie bis in die Stadt verbreiten könnten. Dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis Morlon davon erfuhr. Morlon ... Wenn sie an ihn dachte, kam ihr Tier wieder hervor, aber sie drängte es zurück. Dieser Dreckskerl wird ihr nicht noch einmal alles nehmen! Das Tor zum Gemach des Königs öffnete sich und Alaine trat hinein. Es war ein riesiger heller Raum mit einem gigantischen Doppelbett in der Mitte, in dem Aaron lag. »Ah, Alaine«, sprach er und hustete. Sein Anblick ließ sie erschaudern. Seine Augenringe waren noch größer als sonst und er sah wahrlich krank aus. »Mein König«, flüsterte sie leise, als sie zu seiner Seite eilte und seine Hand nahm. Sie sparte es sich zu fragen, wie es ihm ginge. »Hört zu. Ich spüre, dass meine Zeit gekommen ist und Horan braucht einen neuen Herrscher. Einen mächtigen.« Wieder hustete er kümmerlich. »Sicherlich wird Meister Ghadar ein guter König«, war ihre sofortige Antwort. Aber der König lachte. »Meister Ghadar? Nein. Er sollte erst König werden, ja, aber nun habe ich jemand anderen als Anführer im Sinn, dem er mit seinem unverzichtbaren Wissen zur Seite stehen wird.« Alaines Augen weiteten sich und sie ahnte, was er sagen würde. »Ich kenne niemanden, der dafür besser geeignet wäre als Ihr, Alaine. Ich will, dass Ihr mein Reich regiert.« »König Aaron«, stieß sie überrascht aus. »Ich- Soll ich Euch nicht beißen? Ich könnte Euch die Chance geben.« Das Tier pochte bei dem Satz kurz auf und drohte zu erwachen. Er schüttelte den Kopf. »Nein, das würde ich nicht überleben«, lachte er kurz auf, trotz seiner Situation. »Ihr werdet Horan so mächtig machen wie Asran einst war, das weiß ich.« War sie wirklich bereit dafür? Sie hätte nicht gedacht, dass sie noch einmal ein ganzes Reich regieren würde, doch durfte sie niemals den Menschen ihre Identität preisgeben. Sie wäre wieder eine Anführerin wie in Asran: geheimnisvoll und unbekannt. Doch diesmal war sie nicht alleine. Sie hatte Valnar bei sich, der ihr stetig Kraft gab. Mit ihm an seiner Seite konnte sie alles erreichen, mit ihm war sie selbstsicher und stark. Ja, sie war bereit, erneut zu führen. Alaine kniete sich vor seinem Bett und lächelte traurig. »Wenn Ihr es wünscht, dann soll es so sein.« König Aaron nickte zufrieden und tätschelte ihren Kopf. »Ich danke Euch, Alaine. Für alles.« * Um die weitere Ausbildung der Vampire zu erleichtern, wollte Alaine mit dem Bau des neuen Tempels beginnen. Die Meditation war der allerwichtigste Teil ihres Daseins und auch sie sehnte sich wieder nach geistlicher Erlösung. Leider war ihr Meister Ghadar da keine große Hilfe. »Tut mir leid, aber in der Stadt ist durch das Gewitter vor Kurzem die Kirche abgebrannt und ohne diese können die Menschen nicht leben. Wir brauchen alle Materialien dafür.« »Aber unser Tempel ist wichtig! Er ist Tradition und wird das Vampirdasein erleichtern«, flehte sie ihn an, aber er schnaubte. »Das ist ja wohl nicht so wichtig wie unsere Menschentradition«, erwiderte er abfällig und ging an ihr vorbei. Alaine knurrte wütend über seine Unvernunft. Zwar würde sie bald Königin von Horan werden und ihren Willen bekommen, aber noch konnte sie nichts gegen ihn tun. Hoffentlich würden ihre neuen Vampire noch länger aushalten oder das könnte alles übel enden ... Einige Tage später verstarb König Aaron und wurde in den Katakomben begraben. Alaine und ihre Vampire durften nicht dabei sein, aber sie hatte ihn danach mit Valnar besucht und sich verabschiedet. Zumindest das waren sie ihm schuldig für alles, was er ihnen gegeben hatte. Nun stand ihre Krönung zur Nachfolgerin bevor, aber der Gedanke machte sie nervös. Sie wollte nicht, dass Horan dasselbe Schicksal wie Asran erleiden musste. Vielleicht war sie doch noch nicht bereit, erneut so viel Verantwortung zu übernehmen. Aber sie hatte es König Aaron versprochen und er hielt so viel von ihr. Wenn sie daran dachte, war sie wieder entschlossen, fühlte sich wie eine Anführerin. Auch war sie nicht alleine. »Ich kann diesen Typen einfach nicht leiden«, knurrte Valnar, als er mit Alaine zusammen in ihrem Zimmer saß. Bald kamen die Dienerinnen und würden sie für ihre Krönung kleiden. Alaine wusste, dass er Ghadar meinte. Immer noch sträubte er sich gegen ihre Traditionen und zeigte ihnen, wie wenig er sie hier haben wollte. Doch ihn zu beseitigen kam nicht infrage. Für sie war es wichtig, die Meinung der Menschen zu hören und sie brauchten jemanden ihresgleichen. Sie hoffte, dass, sobald sie Königin wurde, sie ihm zeigen konnte, dass sie eine gütige Herrscherin war. Vielleicht würde er sich dann zum positiven wenden. »Eventuell ändert er sich noch.« Sie seufzte. »Ich möchte einfach, dass das mit uns funktioniert.« Valnar nickte ihr zu. »Das will ich ja auch, aber ...« Er stieß einen genervten Atem aus. »Du hast ja recht. Hoffen wir, dass er sich zum Guten wendet, wenn du erst einmal Königin bist.« Das Tier nagte an ihr, dass es nicht so sein würde und sie ihn zerfetzen sollte, aber sie blendete es aus. * In einem weißen, schulterlosen Kleid, das ihr hinterher schliff, lief Alaine auf den Thron zu. Von dem ganzen Goldschmuck an ihrem Körper funkelte sie schon fast. Der Thronsaal war gefüllt von allen Bewohnern des Schlosses und Valnar hatte es etwas schwer, den Duft der Menschen zu widerstehen. Das Tier kratzte leicht an ihm, doch zwang er sich, sich auf seine Liebste zu konzentrieren. Er schaute gebannt zu, wie elegant sie sich präsentierte. Für Horan gäbe es keine bessere Königin als sie und es überraschte ihn auch kaum, dass König Aaron sie als Nachfolgerin auserwählt hatte. Nicht nur, weil er keine Nachkommen hatte. Die Zeremonie ging eine Weile, während Alaine einige Worte sprach, aber Valnar war mehr damit beschäftigt, die Umgebung zu beobachten. Noch immer hatten sie Sorge wegen Morlon oder dass jemand aus dem Schloss in die Stadt rannte und Gerüchte verbreitete. Sein Tier nährte sich von seinen Sorgen. Vor allem da Alaine schwanger war, wurde sein Beschützerinstinkt stärker und es entfaltete sich auf seine Sinne aus. Er garantierte für nichts, falls ihr jemand ein Haar krümmen wollte. Schließlich platzierte ein Priester König Aarons goldbestickte Krone auf Alaines Kopf und die Meute jubelte ihr zu. »Es gibt da noch etwas, dass ich verkünden möchte«, rief Alaine und alle wurden ruhig. Sie lächelte Valnar an und streckte ihren Arm aus, woraufhin er sich überrascht umschaute, aber dann auf sie zuging. Fest umgriff sie seine Hände und lächelte. »Valnar, mein Geliebter und Vater meines Kindes, wird euer König sein. Wir werden zusammen als Ehepaar regieren.« Valnar wusste gar nicht, was er sagen sollte und selbst der Saal schien den Atem anzuhalten. Er? König? Ehepaar? »Alaine, ich-« »Psst«, flüsterte sie ihm zu. »Ich liebe dich und es würde keinen geeigneteren König geben. Ohne dich wäre ich niemals so weit gekommen. Ich wäre immer noch die eingesperrte Frau, die ein Reich regiert. Wahrscheinlich an der Seite eines Scheusals.« Sie schüttelte den Kopf, bevor ihre Mundwinkel wieder nach oben gingen und sie ihre Stimme für den Saal wieder anhob. »Also, Valnar. Willst du mich heiraten?« Er lächelte sie breit an und bekam fast Tränen in den Augen. »Ja, Alaine, ich will«, rief er in derselben Lautstärke und sie fiel ihm um die Arme, bevor die Masse wieder laut anfing zu jubeln. Später standen sie alleine im Thronsaal und Alaine zog Valnar zu sich. »Eine Vampirhochzeit ist sehr intim«, erklärte sie leise. »Wir haben so etwas schon einmal getan, aber diesmal ist es offiziell.« Valnars Tier regte sich schon, lechzte nach Alaines kostbaren Blut. Auch er sehnte sich danach, wollte sie wieder in seinem Geist spüren und sich verlieren. Ihre Lippen glitten an seinem Hals, ließ ihre Zunge über die Haut fahren. Gierig tat er es ihr gleich, bevor er sich wieder fing. Das hier war eines der bedeutsamsten Rituale der Vampire; er musste sich beherrschen und sich von seiner Gefährtin leiten lassen. Valnars innere Stimme kreischte, als Alaines Fangzähne in seinen Hals glitten. Auch er verbiss sich in sie und sie tranken gegenseitig von sich, ließen wieder ihre Tiere aufeinander los, welche sich sofort ineinander verfingen. Angestrengt bändigten sie die beiden, bevor sie vom Schmerz überwältigt wurden. Sie ließ ein Stöhnen hören, als sie seinen Geist umwickelte. Diesmal konnte er ihr besser standhalten, fühlte ihre leuchtende Aura, welche ihn mit etliche Wärme füllte. Sie liebkosten sich gegenseitig und erneut war das Gefühl außergewöhnlich. Schöner als alles, was er kannte. Es war unbeschreiblich; er konnte sie sehen, fühlen, schmecken. Alle seine Sinne konzentrierten sich auf sie. Plötzlich ertastete er eine weitere Präsenz und erkannte sofort, dass es die seines Kindes war. So stark und wunderschön wand sie sich, pochte voller Leben und versuchte ihn interessiert zu erfassen. Sie war so hell und es trieb ihm vor Empfindlichkeit die Tränen in den Augen, aber er wollte ihre Anwesenheit nicht zurückdrängen. Neugierig glitt ihr Baby an seinen Geist heran, bis Alaine aufkeuchte. Valnar wusste, warum; er fühlte es auch. Es war ein Mädchen; sie würden eine Tochter bekommen. Sie war so rein und klar, wollte ihnen alles erzählen, doch hatte sie keine Worte. Valnar fing an zu weinen, vor Freude und weil sie seine Seele schmerzlich erkundete. Trotzdem streichelte er sie vorsichtig, als Alaine es ihm gleichtat. Langsam wurde ihm schwindelig, aber er wollte nicht loslassen, wollte sie weiter kennenlernen. Aber dann stöhnte Alaine schon angestrengt auf und ihre Bindung löste sich. Seine Liebste rang nach Luft, ihr Mund blutverschmiert, aber das war bei ihm nicht besser. Auch sie weinte blutige Tränen, aber lachte vor Freude. »Wir bekommen eine Tochter«, sprach sie es aus, obwohl sie es beide so deutlich wahrgenommen hatten. Valnar umarmte sie wieder und sein Leib bebte vor Glücksgefühlen. Ihre Kleine war dermaßen wundervoll und wissbegierig gewesen. Ein bemerkenswertes Geschöpf. »Ich kann es kaum erwarten, sie kennenzulernen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)