Final Fate von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 13: Die Vorhaben ------------------------ Vegeta hatte exzellent geschlafen, dies spürte er schon, als er noch gar nicht richtig wach war. Er nahm einen tiefen Atemzug, genoss das Gefühl der weichen Laken auf seiner Haut und der angenehmen Wärme in seinem Rücken. Es war selten, dass er Runa gestattete nach ihren Vereinigungen in seinem Bett zu bleiben. Doch hin und wieder war ihm danach mit ihr im Arm einzuschlafen und auch mit ihr aufzuwachen. Er lächelte. Meist geschah dies, wenn sie sich hitzig geliebt hatten und danach völlig fertig und verschwitzt ineinander verschlungen dalagen. Eigenartig war nur, dass er sich nicht mehr an den Akt der gestrigen Nacht erinnerte. Vielleicht konnte ja eine Vereinigung am Morgen seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen; und dem Ziehen in seinen Lenden Abhilfe schaffen. Der König der Saiyajins drehte sich auf den Rücken, die Arme über seinem Kopf ausstreckend und einmal herzhaft gähnend. Dabei öffnete er langsam seine Augen und musterte den Arm, der da immer noch über seinem Bauch lag. Allerdings vertrieb auch mehrmaliges Blinzeln nicht das, was er zuerst für ein Nachbild seines Schlafes gehalten hatte. Der Arm über seiner Mitte gehörte definitiv nicht Runa … und auch keinem anderen weiblichen Saiyajin … dafür war er zu muskulös. Seine schwarzen Augen folgten dem Körperteil zu dessen Ursprung, er zog die dünne Decke ein Stück nach unten und da lag Kakarott, mit wild zerwuschelten Haaren, seitlich an ihn gelehnt. Der beständige Atem des Jungen strich über seine Brust und machte das Ziehen in seinen Lenden nicht einfacher zu ertragen. War ihm jemals in den Sinn gekommen, dass es lästig war, dass dieses Teil auch ohne seine Zustimmung seinen Willen einforderte? Vegetas Herz machte einen Satz, als Kakarott sich enger an ihn drückte und seinen Oberkörper versuchte als Kissen zu benutzen. Jetzt lag dieser Haarschopf doch tatsächlich auf seiner Brust! Sämtliche Muskeln in seinem Körper anspannend, um ja keine unachtsame Bewegung zu machen, schob er sich seitlich davon und gleichzeitig eines der Kissen zu ihm. Der Köder wurde geschluckt, Kakarott zog es murmelnd heran und schlief weiter. Als könnte jede weitere Berührung des neben ihm liegenden Körpers ihn verbrennen, nahm er mit spitzen Fingern Kakarotts Arm und hob ihn von seinem Bauch. Im selben Moment kam der komplette gestrige Tag zurück, auch warum der Kerl in seinem Bett lag. Den ersten Impuls diese penetrante Nähe zu unterbinden, Kakarott nämlich wie einen Sack zu packen, zu schütteln und ihn aus seinem Bett zu werfen, hatte er zum Glück unterdrückt. Diese Szene wollte er auf gar keinen Fall heraufbeschwören. Allein der Gedanke der Jüngere würde dabei aufwachen und mitbekommen was hier passiert war … nein, einfach nur nein. Abermals sehr vorsichtig, damit dieses Szenario nicht doch noch eintrat, schob er seine Beine unter der Decke hervor und rutschte noch weiter von ihm weg, so dass nun endlich sämtlicher Hautkontakt unterbrochen wurde. Kakarott sank von seiner seitlichen Liegeposition auf seinen Bauch und murrte unwillig. Den Kopf drehend sah Vegeta, wie Kakarott mit seinem Arm über den Platz tastete an dem er zuvor noch gelegen hatte, ein weiteres Kissen zu fassen bekam, es unter seinen Kopf zog, einen sehr tiefen, zufrieden wirkenden Atemzug nahm und dann wieder fest einschlief. Vegeta bemerkte irritiert, dass er selbst den Atem angehalten hatte und das starke Herzklopfen war mit Sicherheit der Anspannung zu schulden, dass er unter gar keinen Umständen wollte, dass irgendjemand jemals von dieser Nacht erfuhr. Auch, wenn rein gar nichts passiert war. Sich über das Gesicht reibend, beruhigte er seinen Herzschlag. Es gab viel zu tun an diesem Morgen und der beste Start würde es sein, wenn er dafür sorgte, dass Kakarott aus seinem Bett verschwand. Hinter ihm seufzte es tief und er drehte abermals den Kopf, betrachtete das schlafende Gesicht, welches ihm zugewandt war. Es hatte einige blaue Flecken, einige Risse in der Haut, die geklebt worden waren. Sie waren nicht so tief, dass Narben zurückbleiben würden und er hatte keine Ahnung, ob Kakarott das überhaupt interessierte. In Anbetracht seiner allgemeinen Lage, schätzte Vegeta, eher nicht. Es war eigenartig, obwohl ihm viel daran gelegen war, dass Kakarott von dieser Nacht, oder diesem Erwachen, nichts erfuhr, konnte er sich jetzt nicht dazu aufraffen aufzustehen. Er saß hier, betrachtete dieses junge Gesicht und ertappte sich bei der Frage, was wohl dazu geführt hatte, dass Kakarott ein Supersaiyajin geworden war. Wie war er aufgewachsen? Wie hatte er dieses Paradoxon aus Krieger und Gefühl werden können? Wie hatte er diese Techniken erlernt? Denn dieses Kamehameha, oder wie das hieß, war seinem Final Flash ebenbürtig gewesen. Er erinnerte sich an dieses herausfordernde Funkeln in den türkisenen Augen, die verraten hatten, wie sehr er ihren Kampf genossen hatte. Das jetzt schwarze, aber damals blonde Haar, lag nun auf seinen blauen Laken. Er hätte es fast berührt. Wie es sich wohl anfühlte? Seine Augen fixierten eine Strähne und seine Finger schoben sich über die Decke, als würden sie von ihr magisch angezogen werden. Er berührte die Spitzen … nicht anders als sein Haar auch. Vielleicht ein wenig struppiger, aber das war auch schon alles. Der Kuss in der Mine kam ihm in den Sinn. War das tatsächlich erst am gestrigen Tag gewesen? In seinen Blick kamen Kakarotts Lippen. Er erinnerte sich an den Gedanken, dass ihm Kakarotts Geschmack gefallen hatte, dass ihm auch jetzt seine Nähe nicht das Geringste ausmachte, ja, dass es ihm eigentlich noch nicht mal etwas ausmachte, dass sie die Nacht im selben Bett verbracht hatten. Bei Runa hatte es ihn am nächsten Morgen immer gestört … Ein leises Geräusch auf dem Flur, wohl von einem Diener verursacht, hatte den Effekt einer Eisdusche auf den König. Binnen eines Wimpernschlages waren seine Finger aus der Strähne Kakarotts verschwunden, er aus dem Bett und schon auf halbem Weg zur Tür. Er musste hier raus … und er musste auch Kakarott aus seinem Zimmer bekommen. Im Vorbeigehen hob er die dünne Mantelrobe vom Boden auf, ein Indiz dafür, dass wirklich keiner der Diener in seinem Zimmer gewesen war. Zum Glück!, und verließ sein Gemach. Schon nach wenigen Schritten kam ihm der Diener entgegen, der soeben seine Rettung aus diesen eigenartigen Gedanken gewesen war. Er hielt an, senkte den Kopf, als sein König mit wallenden Gewändern an ihm vorbei ging, stehen blieb, sich umdrehte. Der Diener senkte den Kopf noch ein Stück tiefer. „Schick Diener in meinen Schwimmraum und lass Nappa und Veran finden. Sie sollen zu mir kommen und meinen Marschall Kaido.“ „Jawohl, mein Rìgh.“ Vegeta drehte sich um, schritt weiter, seinen Kopf beschäftigte er mit allgemeinen Dingen, welche an diesem Tag zu erledigen waren. Energisch stieß er die beiden Türen zur Schwimmhalle auf, als sie sich nicht schnell genug öffneten. Die Decke war hoch, der Raum hell und eine Seite bestand, ähnlich wie bei seinem Schlafzimmer, komplett aus Glas, während eine andere in grau-schwarzem Stein gehalten wurde, über das ein beständiger Wasserfall den Zustrom zum Becken bildete. Durch die große Glasfront konnte er die Zinnen seines Schlosses sehen, die Stadt dahinter, und dahinter seine Welt. Ohne auch nur einen Moment länger zu warten, ließ er die Robe von seinem Körper gleiten und sprang in das kühle Wasser, begann mit kräftigen Schwimmzügen das natürlich aussehende Becken zu durchpflügen, stieß sich an seinem Ende ab und schwamm zurück. Die Temperatur des Wassers kribbelte auf seiner Haut, verschaffte ihm einen klareren Kopf und kühlte etwas anderes ab, was sich so auf gar keinen Fall wieder zeigen durfte. Bei Bahn Fünf kamen Diener herein, brachten einen Tisch, Stühle, legten den kalten Boden mit einem Teppich aus. Andere brachten Essen, Getränke und drapierten alles auf dem Tisch. Die nächste Horde an Dienern brachte Gewänder und Rüstungen, Stiefel, Handschuhe und Umhang. Alles wurde für ihn bereitgelegt, so dass er keine weiteren Befehle mehr geben musste. Zufrieden stieß er sich ab und zog noch mehr Bahnen. Als die Türen das nächste Mal aufgingen, Nappa, Veran und der Kaido hereinkamen, saß der König entspannt beim Frühstücken, in ein Datenpad vertieft. Er schien bester Laune zu sein und nahm sogar den Blick, den sich die Drei zuwarfen und welcher ihm sagte, dass sie sich vorher unterhalten hatten, gnädig hin. Sie traten zu ihm, verneigten sich und warteten bis er das Wort an sie richtete. „Marschall Kaido, die Tagesaufgaben.“ Er streckte die Hand nach dem berobten, kleinen Saiyajin aus, der ihm mehrere Datenpads reichte, die er kurz überflog und dann auf den Tisch legte. „Veran, du hast die Gäste am gestrigen Abend aus dem Schloss evakuiert und die Palastwache, inklusive meiner Freiceadan auf ihre Posten zurückgeschickt. Wie war die Stimmung unter ihnen?“ „Mein Rìgh“, der Geàrd führte seine Faust geballt an sein Herz. „Eure Elite hat sich nichts anmerken lassen, doch man konnte spüren, dass es hinter ihrer Fassade brodelte. Auch am heutigen Morgen spürt man eine gewisse Unruhe, die sich im Schloss immer weiter verbreitet.“ Vegeta nickte. So etwas hatte er sich schon gedacht. „Vermutlich wird es nicht lange dauern und diese Unruhe wird die ganze Stadt erfassen.“, sinnierte er. „Sollen wir dies unterbinden?“ Kaido trat vor und senkte sein Haupt. „Nein. Die Nachricht von einem weiteren Supersaiyajin wird sich schon längst verbreitet haben. Wenn wir jetzt dagegen vorgehen würden, hieße das, wir hätten etwas zu verbergen. Macht es öffentlich, verkündet, dass ein weiterer Supersaiyajin geboren wurde und dass der gestrige Kampf ein Test seiner Kraft war.“ „Verzeiht“, Veran verneigte sich tiefer. „Aber die Zuschauer gestern wissen, dass es ein Onair Sabaid war.“ „Gerüchte Veran“, Vegeta hob einen Mundwinkel. „Die Anwesenden aus dem Kriegsadel werden es zu Hause diskutieren, besprechen, überlegen, was dies nun für die Politik bedeuten könnte. Die Diener werden es hören, darüber tratschen und so wird es sich weiter verbreiten. Wir streuen nur ein alternatives Gerücht. Der Kriegsadel wird sich hüten es zu dementieren und die Ränge weiter unten werden nicht wissen was die Wahrheit ist. So ist das bei Gerüchten immer.“ „Die Palastgarde?“, hakte der Geàrd vorsichtig nach. „Wird den Mund halten.“, dabei wurde Vegetas Blick durchdringend und er maß Veran, als auch Nappa eindringlich. Die beiden Krieger verstanden. Das zu bewerkstelligen war ihre Aufgabe. „Außerdem“, Vegeta wandte sich wieder seinem Marschall Kaido zu. „Will ich das du für den heutigen Tag eine Inspektion der Truppen in der Hauptstadt ansetzt. Alle hier stationierten Einheiten haben sich in den Kasernen der entsprechenden Ringe bereitzuhalten. Freiceadan bis Unterschicht, ich werde die Inspektion persönlich durchführen.“ Der Marschall schien von dieser Nachricht ebenso überrascht wie überfordert zu sein. Nappa hingegen nickte. „Des Weiteren wirst du beim Kriegsadel verkünden, dass ich mich nun entschieden habe. Das Bankett für die Vorauswahl der Bainrìgh wird in einigen Tagen abgehalten. Erstelle eine Liste aller Familien, die eine geeignete Kandidatin bereitstellen können und schick ihnen eine Einladung. Ich selbst will dann eine Liste dieser Frauen haben. Vor dem Bankett versteht sich.“ Die Reaktion aller drei Saiyajins hätte irritierender kaum sein können. Selbst Nappas Mund stand für einen Moment offen, auch wenn er sich am schnellsten wieder fing. Vegeta beschloss in seiner Großmütigkeit dieses Tags, auch das zu übergehen. „Das wäre dann alles Kaido.“ Der kleine Saiyajin verneigte sich eiligst ehe er fast schon rennend den Schwimmraum verließ. Das, was ihm Vegeta aufgetragen hatte, entsprach normalerweise einer Vorbereitungszeit von mehreren Wochen, wenn nicht sogar Mondzyklen. Dass dies nun so schnell gehen musste, verstand er nicht, wusste aber was ihm blühte, wenn er die Befehle nicht ausführen konnte. Die Atmosphäre wurde ein wenig entspannter, als die Diener hinter ihm die Türe schlossen. Der König war nun alleine mit seinem Geàrd und dem Saiyajin, dem er am meisten vertraute. „Ihr wollt endlich eure Bainrìgh wählen? So plötzlich?“, erlaubte sich Nappa mit tiefer Stimme zu fragen. „Verzeiht, doch dieses überstürzte Handeln passt nicht zu Euch.“ „Dem stimme ich zu.“ Nappa sah irritiert zu Veran. Ihm fiel keine Gelegenheit ein, an dem ihm der junge Geàrd jemals zugestimmt hätte. „Es wird Zeit.“, teilte Vegeta schlicht mit. „Ich habe es lange genug vor mir hergeschoben. Eine Bainrìgh wird dem Volk und dem Imperium mehr Stabilität bringen. Erst recht, wenn ich meine Nachfolge gesichert habe.“ Nappa runzelte die Stirn. Dieses Argument war nicht von der Hand zu weisen, vor allen Dingen, da ein weiterer Supersaiyajin aufgetaucht war, der offenkundig nicht den König unterstützte, sondern ihn ganz im Gegenteil bekämpfte. Dennoch, der alte Krieger wurde das Gefühl nicht los, dass sein Rìgh sich da in etwas verrannte. „Es wird Zeit, dass die Dinge an ihren Platz kommen, wo sie hingehören.“, sinnierte Vegeta einen Moment und hatte dabei den Blick aus der Glasfront in die Weite schweifen lassen. Als dieser zurückkehrte, heftete er sich auf Veran. „Sorge dafür, dass der Käfig aus meinem Zimmer verschwindet, dass das Zimmer des Geàrds neben dem Meinen hergerichtet und bewohnbar gemacht wird und übernimm danach die Aufstellung der Palastwache und der Freiceadan. Mit ihnen fange ich heute Mittag meine Inspektion an.“ Verans Gesicht hellte sich auf und er verneigte sich schwungvoll vor seinem Rìgh. „Ich werde mich sofort darum kümmern.“ „Such mich danach auf. Es gibt noch etwas, was ich mit dir besprechen will.“ „Sehr wohl.“ „Jetzt geh.“ Ein letztes Mal neigte der Leibwächter seinen Kopf, dann verließ auch er den Schwimmraum. Zurück blieb Stille, in welcher das leise Plätschern des Wasserfalls überlaut ertönte. „Du denkst es ist ein Fehler.“ Keine Frage, eine Feststellung und Nappa blickte zu dem jungen König, den er hatte aufwachsen sehen, den er hatte trainieren und ausbilden dürfen. „Mein Rìgh, ich...“ „Sag mir, was du denkst, Nappa.“, unterbrach ihn Vegeta und der alternde Krieger sah sich dem durchdringenden Blick seines einstigen Schülers gegenüber. Er atmete tief und ruhig ein. „Ich halte Eure Vorgehensweise für sehr vorausschauend. Die Streuung des alternativen Gerüchts, als auch, dass ihr Euch euren Soldaten zeigen wollt. Es ist ein guter Schachzug sie sehen zu lassen, dass es Euch gut geht und ihr unverletzt seid.“ „Aber?“ „Kein aber, mein Rìgh.“ Vegeta schnaubte und seine Augen fixierten das Wasser. „Ihr wisst das ich Euch bei allem unterstütze. Und Euer Entschluss Veran endlich den ihm zustehenden Platz zu gestatten, wird die Spannungen im Schloss verringern.“ Vegeta verzog das Gesicht, was Nappa eine Braue heben ließ. „Ihr habt doch vor ihm endlich den Platz im Zimmer neben dem Euren zu geben und damit seinen Status endgültig anzuerkennen?“ „Nicht direkt.“ „Mein Rìgh?“ „Geàrd wird der stärkste Saiyajin nach dem König.“ „Aus dem Kriegsadel ausgewählt, richtig.“, setzte Nappa hinzu. „Früher gab es keinen Kriegsadel.“ Der Kahlköpfige zog fragend seine zweite Braue nach oben und Vegeta hob, zur Verdeutlichung, das Datenpad an, in welchem er gelesen hatte, als die drei Gerufenen hereingekommen waren. „Ich habe ein wenig in unserer Geschichte gestöbert, Nappa. Früher, zu Zeiten Vegetas des I. gab es noch keinen Kriegsadel. Dieser kristallisierte sich erst unter der Herrschaft meines Großvaters heraus. Und unter meinem Vater bekam er seine jetzige Macht und Stellung.“ Nappa schwieg, hatte aber schon eine grobe Ahnung, in welche Richtung Vegetas Überlegungen gingen. „Euch ist klar, wenn Ihr das tut, wird Veran außer sich sein, seine Familie ebenso. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kriegsadel dies so hinnehmen wird.“ Das Datenpad knallte auf den Tisch. „Sie werden es hinnehmen. Laut unseren ersten Aufzeichnungen und Gesetzen, umgab sich der Rìgh, der damals diesen Titel noch nicht hatte, schon immer mit den stärksten Kriegern. Den Überlieferungen von Sadala nach, war der stärkste Krieger der Anführer der Saiyajin, egal aus welcher Familie er stammte. Unser Volk folgte damals schon der Stärke. Und dem zweitstärksten Krieger wurde die Aufgabe zuteil den Stärksten zu schützen falls nötig und ihn gleichzeitig ständig herauszufordern, zu prüfen, um sicher zu stellen, dass er auch weiterhin stark genug blieb, um das Volk zu beherrschen.“ Eine kurze Pause entstand, in der Vegeta Nappa anblickte. „Veran ist nicht mehr der Zweitstärkste und er könnte mich niemals herausfordern. Kakarott hat vom ersten Moment an nichts anderes getan.“ „Er würde Euch lieber töten, als Euch zu beschützen.“ „Zur Zeit, ja.“ „Das wird sich nicht ändern.“ „Da gibt es Möglichkeiten … und um diese Möglichkeiten wirst du dich kümmern, Nappa.“ Der große Krieger ließ sich auf sein Knie nieder, die linke Faust gen Boden gestemmt, die Rechte auf dem Herzen, den Kopf gesenkt. „Mein Rígh, verzeiht, wenn ich als Euer Lehrer sprechen muss, aber wahre Loyalität und Aufopferung könnt ihr nicht erzwingen. Kakarott fühlt sich den Menschen und nicht Euch verpflichtet. So wie Ihr die Saiyajins beschützt, schützt er sie und er wird von dieser Position ebenso wenig abrücken, wie Ihr von der Euren.“ „Du vergleichst uns schon?“ „Es“, setzte Nappa stockend an. „Gibt Parallelen.“ Vegeta nickte. „Es ist dir also aufgefallen, gut. Kakarott wird es auch aufgefallen sein.“ Vorsichtig hob der Knieende den Kopf. Er kannte Vegeta schon so lange, doch im Moment hatte er keine Ahnung was in seinem Rìgh vorging. „Du sagst, Kakarott würde mir niemals die Treue schwören, weil er sie den Menschen geschworen hat?“ Der König lächelte, es war ein Lächeln aus Berechnung. „Dann sorgen wir doch einfach dafür, dass wir ihm einen Anreiz schaffen es sich noch einmal zu überlegen.“ „Herr“, wagte Nappa noch einmal den Vorstoß seinem König begreiflich zu machen, was er ihm sagen wollte. „Gefolgschaft aus Zwang ist keine Treue.“ „Das weiß ich. Aber ich will ihn, Nappa. Ich will seine Stärke, ich will seine Treue und ich will ihn in unseren Reihen wissen. Ich will wissen, wie es ein Unterklassekrieger geschafft hat zu einer Legende zu werden und ich will wissen, was sein Erscheinen für unser Volk bedeutet.“ Nappa schwieg, ließ seinem König die Zeit seine Gedanken zu ordnen. „Deswegen“, setzte Vegeta überlegend hinzu. „Wirst du dich darum kümmern, diese Individuen, die er Freunde nennt, zusammenzutreiben. Die meisten von ihnen befinden sich in der Mine, die wir am gestrigen Tag besucht haben. Finde heraus, ob es noch mehr gibt und schaff sie in den Sklavenring, integriere sie dort irgendwo, so dass es nicht auffällt und dass sie keinen Ärger machen können.“ „Als Druckmittel?“ „Als Anreiz. Wenn ich ihm begreiflich machen kann, dass es seinem Volk unter dem Schutz der Saiyajins besser geht, wird er sich diese Möglichkeit vielleicht durch den Kopf gehen lassen.“ Nappa verbat sich die Frage, was geschehen würde, wenn Kakarott sich nicht umstimmen ließ und erhob sich. „Eines noch, mein Rìgh.“ Vegeta hob fragend eine Braue. „Die Sache mit der Wahl der Bainrìgh...“ „Was ist damit?“, hakte der König nach als Nappa nicht weitersprach. „Es mag ein Signal von Bestand und Zukunft an Euer Volk sein, in einer Zeit, da es scheinbar zu Veränderungen kommt.“ „Aber?“ „Passt bitte auf, dass Ihr euch nicht in zu viele Pläne verstrickt und die Dinge übereilt. Eine Bainrìgh in den Palast zu berufen, die sich in deren Ablauf eingliedern muss, wo wir zurzeit eine recht turbulente Anhäufung von unerwarteten Ereignissen haben, wäre vielleicht zu viel. Auch für Euch.“ Vegeta nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte. „Du kennst deine Aufgaben.“ Nappa neigte sein Haupt und war damit entlassen. Er hatte viele gute Punkte angebracht, über die sich Vegeta auch schon Gedanken gemacht hatte. Aber seine Entscheidungen waren gefallen, die Befehle gegeben, der Anfang war gemacht. Zurückweichen lag nicht in seiner Natur und etwas zurückzunehmen auch nicht. Er erhob sich, ließ seine Robe vom Körper gleiten und sprang noch einmal in das Becken. Als das Wasser ihn umschloss, kehrte Ruhe in seinem Kopf ein und ließ ihn einige wertvolle Sekunden lang vergessen, was alles vor ihm lag. Tales schlug voller Ungeduld die Tür ihres Quartiers zu. „Man, das ist doch lächerlich!“, motzt er, während er sich rückwärts auf das Bett fallen ließ, die Hände unter dem Kopf verschränkt und missmutig die Decke anstarrend. „Als wären wir Frischlinge und könnten aus Versehen irgendetwas in die Luft jagen!“ Radditz nahm den erneuten Ungeduldsausbruch seines kleinen Bruders gelassen hin. „Du weißt so gut wie ich, Tales, dass wir hier eigentlich gar nichts zu suchen haben.“ „Und deswegen stellen sie da eine Wache vor die Tür? Wir sind doch keine Gefangenen! Wir haben uns nichts zu Schulden kommen lassen.“ Anklagend wies er mit seiner Hand auf besagte Tür, als wäre es ihre Schuld, dass er nicht hindurch durfte. „Das ist wahr, WIR haben uns nichts zu Schulden kommen lassen.“ Tales sah bei der besonderen Betonung des Wörtchens 'wir' zu seinem Bruder. Radditz stand mit verschränkten Armen und sehr ernst dreinblickend da und musterte, was auch immer ihn außerhalb des Fensters fesselte. „Na ja, bei genauerer Betrachtung … du hast gegen den direkten Befehl des Rìghs gehandelt. Das könnte man schon als 'sich etwas zu Schulden kommen lassen' auslegen.“ Der Langhaarige wand sich mit tief in sein Gesicht gezogenen Brauen zu Tales um. Jener hob beschwichtigend die Hände, nahm mit den Beinen Schwung, richtete sich auf die Bettkante auf und ließ die Unterarme auf die Oberschenkel sinken. „Schon klar, du willst darüber nicht reden.“ „Sehr richtig.“ „Ich würde es aber gerne wissen. Findest du nicht, du schuldest mir da eine Antwort? Das ist doch sonst nicht deine Art. Und dann auch noch beim Rìgh!“ Unter seinen verwuschelten Fransen sah er schelmisch grinsend zu Radditz auf. „Immerhin sagst du ja eigentlich noch nicht mal was, wenn unser Vorgesetzter totalen Mist von sich gibt.“ Bei diesem Blick von Tales wendete Radditz sich schnell ab und betrachtete den Platz unter dem Fenster. Wenn er diesen Blick auflegte, erreichte der Kleine meistens immer was er wollte. Eigentlich tat er das eh immer, sinnierte Radditz und rieb sich über das Gesicht. Verdammt, er war Tales gegenüber einfach zu weich. So würde aus dem Bengel nie ein anständiger Saiyajinkrieger werden. Ständig geriet er mit Höherrangigen aneinander, weil er ihnen auf den Kopf zu sagte, dass ihre Befehle keinen Sinn ergaben. Meistens hatte er damit ja sogar recht, aber … Befehl war nun mal Befehl. Und Gesetz war Gesetz. „Raaadditz“, stichelte Tales weiter und dem Angesprochenen war klar, das Tales keine Ruhe geben würde, ehe er es ihm nicht gesagt hatte. „Er hatte kein Recht dazu.“, brachte er also leise und zerknirscht hervor. „Wer?“ „Der Rìgh.“ „Der Rìgh hat alle Rechte.“ „Hat er nicht.“ „Hat er doch. Er steht ganz oben.“ „Aber nicht über dem Gesetz.“ „Wie meinst du das?“ Radditz rieb sich abermals über sein Gesicht. „Tales, du solltest wirklich gewisse Dinge aufmerksamer studieren. Für unsere Schicht ist das wichtig.“ Der Jüngste der Brüder verdrehte die Augen gen Zimmerdecke. „Lenk nicht ab, Radditz. Wie hast du das eben gemeint?“ „Wie ich es gesagt habe. Der Rìgh steht nicht über den Gesetzen.“ „Aber er macht die Gesetze doch.“ „Und muss sich ebenso daran halten, wie alle anderen auch.“ „Na ja“, warf Tales ein. „Da wäre Vegeta der IV. aber auch der Erste, der das so handhabt.“ „Richtig. Und genau weil er es bisher so gehandhabt hat, war seine Einmischung in das Onair Sabaid nicht rechtens. Zumal uns diese alten Gesetze heilig sind, wie du wissen solltest.“ Tales verdrehte wieder die Augen. „Ja, ich weiß. Diese uralten Gesetze aus der Zeit vor der Wanderung sind in unserem Volk so tief verwurzelt, dass sie jeder Frischling, kaum dass er sprechen kann, eingeimpft bekommt.“ „Und was sagen diese Gesetze über das Onair Sabaid?“, wollte Radditz mit leicht gehobener Braue wissen, während er sich zu Tales umdrehte, der nun ihn mit finsterem Blick maß. „Wird das jetzt ein Abschlusstest oder was?“ Die Braue wanderte noch höher und Tales ließ sich, die Arme in die Luft werfend, zurück in die Matratze fallen. „Die Regeln des Oniar Sabaid“, begann er mit genervter Stimme zu rezitieren. „Stammen aus der Zeit vor der Wanderung. Es herrschte das Recht des Stärksten. Damit sich die schwächeren Krieger jedoch nicht zu jeder Zeit bekämpften und töteten, um aufzusteigen, wurde das Onair Sabaid eingeführt. Ein Kampf um die Ehre, der von Stärkeren genehmigt werden musste und der bei Verfehlungen als Klärungsfrage des Rechtes herbeigezogen wurde. Da diese Kämpfe tödlich endeten, war der Gewinner somit im Recht. Einmal ausgerufen, war es keinem mehr erlaubt in die Kämpfe einzugreifen, weil so nicht zweifelsfrei ermittelt werden konnte, welche Partei im Recht war und welche nicht. Absatz, nächste Zeile … später dann, nach der Zeit der Wanderung, als die Saiyajins ihre zweite Heimat gefunden und weitere Gesetzte erlassen worden waren, fand das Onair Sabaid seltener statt, da man versuchte seine Differenzen auf andere Art zu klären. Es bekam zu einem großen Teil die Prägung, die es auch heute noch in unserer Kultur hat: die Klärung zwischen zwei Kriegern bei der Verletzung der persönlichen Ehre. Aaabsaaatz, nächste Zeile … König Vegeta der IV. führte nach zwei Königen, die an diesem Gesetz nichts geändert hatten, eine gravierende Änderung herbei. Er verbot, dass der Ausgang des Onair Sabaid tödlich endete. Stattdessen muss sich der unterlegene Krieger öffentlich entschuldigen, seinen Fehler einsehen und Abbitte leisten. Die Zukunft wird zeigen, ob diese Änderung an einem der ältesten Gesetze der Saiyajins mit Weitblick getroffen wurde, oder nicht. Punkt, Ende der Seite.“ Herausfordernd hob Tales den Kopf von der Matratze und sah seinen Bruder über seine Brust blickend an. „Und jetzt, beantworte dir deine Frage selbst Tales.“ Der Kopf des Jüngeren fiel mit einem Seufzen wieder zurück. „Schon klar. Es hat keiner das Recht einzugreifen und der Rìgh hat es getan. Deswegen hast du nein gesagt.“ Radditz nickte zufrieden als Tales in die Senkrechte schoss. „Aaaaber“, setzte der Jüngere sofort hinzu. „Es heißt ja auch, dass der Unterlegene nicht getötet werden darf und oh man, Kakarott hätte mit dir so was von den Boden aufgewischt. Ich meine, hast du das gesehen?“ Tales Augen strahlten regelrecht als er begann zu erzählen, als wäre Radditz nicht in der Arena anwesend gewesen. „Ich meine, diese Aura, das war der totale Wahnsinn! Und wie er dem Rìgh Paroli geboten hat! Einfach irre. Ich hätte niemals gedacht, dass ich den legendären Supersaiyajin in meinem Leben zu Gesicht bekommen würde und dann sehe ich gleich zwei! Und einer davon ist mein Bruder! Unser Bruder! Radditz! Unser BRUDER! Aus der Unterschicht! Ich meine, was, wenn wir das auch können? Du und ich. Was dann?“ „Red nicht so einen Mist Tales! Wenn wir das könnten, denkst du nicht, wir hätten es dann schon geschafft? Wir sind nicht so stark. Das ist nicht unser Platz.“, knurrte Radditz abwertend und sah Tales finster an. „Kakarotts Platz aber auch nicht. Und trotzdem hat er es geschafft!“ Der Ältere brummte. Das sein jüngerer Bruder ein Supersaiyajin war, hatte ihn ebenso sprachlos gemacht, wie wohl auch alle anderen in der Arena. Und ja, Kakarott HÄTTE mit ihm den Boden aufgewischt, dennoch war es ein Onair Sabaid. Er hätte lieber alle Knochen im Leib gebrochen bekommen, als die Schande hinnehmen zu müssen, dass der Kampf unterbrochen worden war. „Sag mal“, riss ihn Tales aus seinen Gedanken. „Wirst du dich jetzt eigentlich bei Kaka entschuldigen müssen? Also dieses ganze Tramtram öffentlich und so? Obwohl der Kampf ja eigentlich nicht zu Ende geführt wurde?“ Radditz brummte missmutig. „Wäre es“, versuchte es der Jüngste vorsichtig. „Vielleicht nicht besser, wenn du dich einfach so bei ihm entschuldigst? Bevor du es öffentlich machen musst, meine ich … vielleicht lässt man den Teil dann einfach fallen und wir können...“ „Können was?“, hakte Radditz nach, nachdem man Tales Stimme anhörte, dass er nicht wirklich weitersprechen wollte. „Na ja, heim gehen … zusammen. Wieder eine Familie sein.“ Der Langhaarige schnaubte. „Vergiss es.“ „Aber...“ „Ich sagte, vergiss es!“ Mit einer herrischen Handbewegung schnitt er Tales weiteren Protest ab. „Ich werde mich nicht bei Kakarott entschuldigen.“ „Dass du ihm mit der Sache des Siùrsach Unrecht getan hast, dass ist dir aber schon klar, oder? Und dass er kein Schwächling ist, ist ja offensichtlich gewesen. Ich finde schon, dass du dich da entschuldigen solltest.“ „Woher willst du wissen, ob er dem König seinen Hintern hinstreckt oder nicht?“ Tales Gesicht wurde finster. „Das hat man bei dem Kampf wohl eindeutig gesehen, dass die beiden sich nichts geschenkt haben. Keine Ahnung wie du das siehst, aber ich würde jemanden mit dem ich meine Nächte verbringe nicht so vermöbeln.“ „Du hast davon ja auch noch keine Ahnung.“ Tales schnappte nach Luft. „Hör auf mich wie einen Frischling zu behandeln!“ „Dann hör auf so naiv zu reden und dich wie einer zu verhalten.“ „Ich verhalte mich überhaupt nicht wie ein Frischling! Du verhältst dich einfach nur verbohrt! Verdammt Radditz, er ist nicht unser Vater! Er ist nicht Bardock! Er wird dir niemals das gleiche antun wie er! Er...“ Der Faustschlag kam absolut unvorbereitet und ließ Tales taumeln. Er stieß mit den Kniekehlen an die Bettkante und sackte in die Matratze, sich die schmerzende Wange haltend. Als er wütend und verletzt zu Radditz nach oben sah, starrte dieser seine Faust an, als könnte er nicht glauben, was er da gerade getan hatte. Er hatte Tales noch nie geschlagen, nicht so. Verdammt, dass Kakarott ihrem Vater so ähnlich war, hatte ihn mehr mitgenommen als er dachte. „Tales, ich … es … es tut mir leid.“ Doch der Blick des Jüngeren wurde nicht sanfter, auch nicht verstehender, eher noch verletzter. Versöhnlich streckte er ihm die Hand hin, doch Tales schlug sie zur Seite und sprang auf. „Du bist ein verbohrtes Arschloch, Radditz! Kannst du nicht einfach verstehen, dass ich meinen Zwillingsbruder zurückhaben will? Du hattest ja wenigstens ein paar Monate mit ihm, mit uns, bevor unsere Eltern ihn weggeschickt haben. Aber ich … ich konnte mich noch nicht mal an seine Aura erinnern! Ich wusste bis gestern nichts von ihm! Gar nichts! Nicht, ob er so lebhaft ist wie ich, ob er mir wirklich so ähnlich sieht, nichts! Ich will, dass wir wieder eine Familie sind! Wir drei! Außer uns gibt es Niemanden mehr! Kannst du das nicht verstehen?!“ „Tales, du weißt genau, dass...“ „Ich weiß es!“, fuhr ihn sein Bruder an. „Verflucht Radditz, ich weiß es! Ich hab ihn damals von dir runter geholt, bin mit dir weggeflogen, hab … hab alles mit dir durchgemacht, was danach war, aber … das ist jetzt vier Jahre her. Vier Jahre! Und hier, irgendwo, nicht weit entfernt, ist der Rest unserer Familie. Aber anstatt dich zusammenzunehmen, gehst du ohne Vorwarnung auf ihn los! Das war scheiße, Radditz, richtig scheiße. Und weißt du was? Ich geh ihn jetzt suchen und dann entschuldige ich mich für dich. Bevor er nie wieder mit uns redet.“ „Da ist eine Wache vor der Tür, du kommst nicht aus dem Zimmer.“, merkte Radditz lahm an. „Ach was? Sag bloß.“, giftetet Tales zurück, rieb sich mit dem Handrücken über die Augen und öffnete das Fenster. „Ich bin nicht blöd, weißt du?“ Und damit sprang er nach draußen, erhöhte seine Energie nur minimal, fing den Sturz ab und landete geschmeidig. Er sah nach links und rechts, Niemand hatte es bemerkt. „Tales!“, zischte Radditz über ihm, den Kopf aus dem Fenster gereckt. „Komm sofort zurück! Das ist verboten!“ Der Jüngere zeigte ihm eine Geste, die deutlich machte, was Radditz ihn mal konnte und rannte über den Platz, verschwand unbemerkt hinter der nächsten Hausecke. Radditz fluchte, sah zur Zimmertür, überlegte, dachte nach, wägte ab. Dann flankte er mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck aus dem Fenster. Das würde ihm grade noch fehlen, dass die Tales erwischten, dem Schloss verwiesen und er dann gar keine Chance mehr hatte Kakarott zu treffen. Das würde ihm der Jüngere niemals verzeihen. Dann besser zusammen erwischt werden. Schnell war auch Radditz über dem Platz, bog um die Häuserecke … doch Tales war weg. „Verdammt nochmal!“ Langsam und schwerfällig hoben sich Son Gokus Augenlider. Er hatte das Gefühl, als würde ein ganzer Berg auf ihnen lasten. Auch in seinem Kopf war, kaum dass er die ersten Anzeichen des Aufwachens verspürt hatte, ein wahrer Orkan an Schmerzen losgebrochen. Irgendwie tat einfach alles weh, er konnte nicht unterscheiden wo es anfing oder wo es aufhörte. Ein Stöhnen entwich seiner Kehle, als er sich auf die Seite drehte, das weiche Etwas enger an seinen Körper zog und tief einatmete. Er wollte nicht aufwachen, wollte wieder einschlafen und diesen Schmerzen entgehen. Moment … weich? Er hatte die letzten Wochen nie weich gelegen! Nun doch dazu genötigt, hob er ein Augenlid, sah blaue Laken, ein blaues Kissen, sog tief den Atem ein, Vegetas Geruch. Schlagartig war Goku hellwach und stemmte sich hoch, was sich als fataler Fehler erwies und er sofort wieder mit einem scharfen Zischen zurücksank. Verflucht nochmal, er hielt sich seine Mitte, versuchte seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen und den Schweißausbruch zu verhindern. Als er das Gefühl hatte wieder Herr über seine Sinne zu sein, öffnete er seine Augen ein weiteres Mal. Diesmal verkniff er sich jede überhastete Reaktion und ließ seine Augen über das Blau des Bettes wandern. Vegetas Bett, natürlich roch es nach ihm, schallte er sich einen Idioten. Das hätte er beim ersten Mal schon erkennen müssen. Aber warum zur Hölle lag er in dessen Bett? Er hätte verstanden, wenn er nach dem Kampf ein weiteres Mal auf der Krankenstation aufgewacht wäre, oder wieder festgekettet in seinem Käfig, einem Gefängnis vielleicht ... ob Vegeta überhaupt ein Gefängnis hatte? Mit Sicherheit hatte der eins, sagte er sich selbst und atmete tief durch. Dieser Geruch machte ihn wahnsinnig, er musste hier raus und seine Gedanken ordnen, sie in klarere Bahnen lenken. Was brachte es ihm jetzt darüber nachzudenken, ob dieser Gartenzwerg ein Gefängnis hatte oder nicht? Abermals und sehr viel langsamer als zuvor richtete er sich in dem großen Bett auf und sah sich um. War das hier überhaupt Vegetas Zimmer? Natürlich war es das. Er hatte die letzten Wochen innerhalb dieser Wände verbracht und es fühlte sich so an, als würde er jedes Muster an der Wand und jeden Staubfusel auf dem Boden kennen. Aber, wenn das hier Vegetas Zimmer war, wo war dann sein Käfig? Den sah er nämlich weit und breit nicht. Vorsichtig rutschte er bis zur Bettkante, schlug die Decke beiseite, stellte fest, dass er bis auf Verbände nichts anhatte, wurde rot und schlug die Decke wieder zurück. Seine Finger strichen über den gut sitzenden Verband an seinem Oberschenkel und als er Druck ausübte, spürte er das Ziehen der Wunde darunter. Also war es kein Traum, keine Einbildung und auch keine Illusion gewesen. Der Kampf hatte wirklich stattgefunden. Mit zur Seite von sich gestreckten Armen ließ er sich zurücksinken. Die Matratze unter seinem Rücken federte und der kühle, angenehme Stoff von Decken, Kissen und Laken fühlte sich einfach himmlisch an nach den Nächten auf dem Boden. Eine Hand hob er an seinen Hals, fühlte die Kette, den Stein und ließ den Arm ernüchtert wieder zurücksinken. Natürlich war das Scheißteil wieder da, er hätte es wissen müssen. Ohne, dass er es gemerkt hatte, schien er sich an dieses Gefühl der unterdrückten Kraft gewöhnt zu haben, so dass er eben sicher gehen musste, ob die Kette wieder dran war oder nicht. Warum hätte Vegeta auch das Risiko eingehen und sie ablassen sollen? Aber wenn er eine Gefahr darstellte, wovon er nun einfach mal ausging, denn der König schien von seiner Verwandlung durchaus überrascht gewesen zu sein, warum lebte er dann noch? Er selbst hatte bisher nur aus Notwehr getötet und Piccolo am Leben gelassen, damit er einen Gegner hatte, der ihn herausforderte, um nicht einzurosten. Und wenn, drängte sich ihm der Gedanke auf, Vegeta das ebenfalls getan hatte? Mit ihm? So war ihm der König … Vegeta verdammt!, bisher nur nicht vorgekommen. Viel mehr wie ein kalter Diktator, der alles vernichtete, was ihm nicht passte. Auf der anderen Seite hatte er ihn aber auch zu seinen Freunden gelassen, bestimmt mit einem Hintergedanken, aber immerhin. Und seine Brüder? Die hatte er auch ins Schloss kommen lassen, damit sie sich trafen. Gut, das hatte dann in diesem Kampf geendet, aber es hatte nicht den Anschein gemacht, als hätte Vegeta das geplant gehabt. Nein, eigentlich hatte es eher den Anschein gehabt, dass der Andere extrem überrascht, sogar beeindruckt gewesen war. Goku erinnerte sich an den Moment, da er vor ihm gestanden, seine Hand gehoben und fast seine Haare berührt hatte. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus und sich über die Arme reibend, ging er zurück in die Senkrechte. Vegetas Ki war aber auch der Hammer gewesen, das musste er ihm echt lassen. Schon ohne seine goldene Aura konnte man sich seiner Ausstrahlung kaum entziehen, aber als sich seine Haare langsam golden gefärbt und seine Augen diesen tiefen Türkiston angenommen hatten, war es ihm das Rückgrat hinuntergelaufen und er hatte eine Vorfreude verspürt, wie noch nie in seinem Leben. Alle Sinne in seinem Körper waren Amok gelaufen und er hatte einfach nur noch kämpfen wollen. Nicht einfach so, nicht gegen irgendwen, sondern gegen ihn, nur gegen ihn. Vegeta hatte in diesem Moment, und auch während des Kampfes danach, sein komplettes Denken ausgefüllt. Das war so eigenartig gewesen, völlig anders als seine bisherigen Auseinandersetzungen. Verdammt, er rieb sich über das Gesicht. Das brachte ihn doch alles nicht weiter. Wenigstens, sagte er sich, wusste er nun das Saiyajins und Menschen Stärke im selben Maß wahrnahmen. Seine Sorge, das, was er für stark hielt, könnte hier schwach sein, war unbegründet gewesen. Immerhin etwas, ein Lichtblick. Es gab also eine Chance, dass er hier etwas erreichen konnte. Nur vielleicht sollte er wirklich seine Taktik überdenken. Piccolo hatte es ihm ja gesagt, auch Tenshinhan … mit dem Kopf durch die Wand würde er nicht viel erreichen. Schon gar nicht, wenn Vegeta stärker war als er. Gott, wie ihn das ärgerte! Wie konnte dieser Kerl … Son Gokus Magen meldete sich überdeutlich und laut. Das Knurren schien für einen Moment den ganzen Raum auszufüllen und holte den jungen Saiyajin aus seinen grüblerischen Gedanken. Mit verkniffenem Gesicht hob er den Kopf, schaute über seine Brust zu besagtem Körperteil, als wollte er ihm mitteilen, dass er das Knurren zu unterlassen hatte. Als sein Magen nicht auf ihn hörte und ein weiteres Mal lautstark nach Aufmerksamkeit verlangte, nahm er sich zusammen. Half ja alles nichts. Eine der dünnen Decken greifend und sie sich um Hüfte und Beine legend, schwankte er zur Tür und starrte auf den Gang. Leere, wie in seinem Magen. Sich an der Wand abstützend, versuchte er sich zu erinnern, wo es zu dem Zimmer ging, in welchem am ersten Tag das Frühstück serviert worden war. Aber daran konnte er sich einfach nicht mehr erinnern. Zumal da wohl kaum den ganzen Tag Essen auf dem Tisch stand. „Hallo? Jemand da?“ Er wartete eine Weile, doch als keine Antwort kam, machte er sich auf die Suche. Irgendwo würde mit Sicherheit einer dieser Angestellten oder Soldaten rumlaufen, die er nach etwas zu Essen fragen konnte, oder nach dem Weg dorthin. Das Gehen bereitete ihm Mühe. Immer wieder wurde ihm schwindlig und er musste anhalten, sich an die Wand lehnen und wieder zu atmen kommen. Es war eigenartig, normalerweise war er nach einem Kampf, selbst nach einem schweren, nicht so erschöpft. Hatte vielleicht etwas damit zu tun, dass sein Körper diese immensen Kraftschwankungen ausgleichen musste. Wer wusste das schon? Es war nur lästig. Richtig, richtig lästig. Son Goku war sich nicht sicher, an der wievielten Abzweigung er nun schon vorbei gekommen war ohne jemanden zu treffen. Waren es zwei gewesen? Drei? Vier?! Noch dazu sahen diese Gänge alle gleich aus. Zwar waren Gemälde an den Wänden, ein roter Teppich bedeckte den Boden und es standen allerlei dekorative Pflanzen, zumindest hielt er sie dafür, herum. Aber keine Diener! Ein erneuter Schwindelanfall ließ ihn straucheln. Er trat auf seine notdürftige Bekleidung, stolperte, fing sich an der Wand ab und rutschte kapitulierend an ihr hinunter. Verflucht nochmal! Ziemlich ernüchtert fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare. Es fühlte sich an, als wäre er einen Marathon durch das Universum gelaufen. Müde sah er nach links, dann nach rechts. Immer noch war da Niemand. Dann würde er einfach kurz warten und zurück gehen. Bevor er sich endgültig verlief. Sein Magen knurrte, tat weh. „Gott, ich hasse es hier.“ Einen Moment noch, nur einen Moment noch Kraft schöpfen, dann ging es zurück. Einen Moment noch … Son Goku bemerkte, dass er eingeschlafen war, als er aus dem Schlaf hochschreckte und direkt in das Gesicht einer wunderschönen Saiyajin, mit einem langen Pferdeschwanz am Hinterkopf, sah. Sie lächelte ihn an. „Da bist du ja wieder. Du hast sehr tief geschlafen. Kakarott, richtig?“ Es dauerte einen Moment, bis ihre Worte bei ihm ankamen, aber dann nickte er. „Und du bist?“ Sie war eine Saiyajin, soviel stand schon mal fest. Ihr Affenschwanz lag eng um ihre Hüfte und sie trug einen königsblauen, enganliegenden Kampfanzug und einen dieser Brustpanzer ohne Schulterteile, der in ihrer Taille endete. War sie eine dieser Leibwachen? Oder Palastwachen? Sie hatte kein Zeichen auf der Brust wie alle anderen, die Goku bisher gesehen hatte. Vielleicht nur eine Trainingsrüstung oder so. „Wer bist du?“, wollte er wissen und versuchte sich an der Wand hochzustemmen. Dabei entglitt ihm jedoch das Laken und er konnte es gerade noch festhalten, bevor es ihm komplett abhanden gekommen wäre. Mit deutlich roten Wangen schielte er zu der Saiyajin, die ihn nur amüsiert anlächelte. „Warum so schüchtern? Da ist doch nichts, wofür du dich schämen müsstest. Du bist doch gut gebaut.“ Goku wurde prompt noch röter, wich ihrem Blick aus und stand zu seiner Erleichterung gerade, ohne zu schwanken. Auch sie erhob sich, ihn freundlich musternd und überrascht stellte er fest, dass sie genauso groß war wie er. „Ich bin übrigens Runa. Schön dich kennenzulernen Kakarott.“ „J...ja, danke.“ Er war irritiert. Bisher waren irgendwie alle Saiyajins überheblich, ernst, arrogant oder Arschlöcher gewesen, oder alles zusammen. Das ein Saiyajin einfach nur freundlich war, das hatte er bisher noch nicht erlebt. Außer bei Tales vielleicht und Nappa schien auch kein allzu schlechter Kerl zu sein. Und die Saiyajins, die er gesehen hatte, auf dem Weg zu seinen Brüdern, die hatten sich auch ganz normal verhalten. Also hatte er ja irgendwie doch schon nette Saiyajins getroffen ... „Was nimmt denn deine Gedanken so in Anspruch?“ Er blinzelte, sah zu ihr und lächelte verlegen. „Ach nichts, ich habe nur versucht etwas zu verstehen.“ „Und, kann ich dir vielleicht helfen das zu verstehen, was dich so beschäftigt?“ Verunsichert sah er den Gang hinab, dann wieder zurück zu ihr. Er blieb auf der Hut. Das konnte auch alles nur Fassade sein und jeden Moment passierte wieder etwas, was ihm ganz und gar nicht gefallen würde. Runa bemerkte, dass sie auf ihre Frage wohl keine Antwort bekommen würde. Weiterhin lächelnd stellte sie eine andere. „Was machst du eigentlich hier draußen? Noch dazu ohne Kleidung.“ „Ich war auf der Suche nach etwas zu Essen.“ Um die Aussage zu unterstreichen, meldete sich sein Magen, was ihm höchst peinlich war und sie belustigte. Ohne Umschweife griff sie nach seinem Arm und hakte sich guter Laune bei ihm unter. Das irritierte ihn. „Pass auf Kakarott, man sieht dir an, dass du eigentlich ins Bett gehörst und nimm es mir nicht übel, aber eine Bettdecke, noch dazu eine von Vegetas Bett, ist vielleicht nicht die beste Tarnung, um sich unbemerkt in die Küche zu schleichen.“ Sie zwinkerte ihm zu, während sie ihn nicht unfreundlich, aber bestimmt, durch die Gänge dirigierte. „Wir machen jetzt folgendes. Ich bring dich zurück, du legst dich wieder hin und ich kümmere mich darum, dass du etwas zu Essen bekommst. Einverstanden?“ Sein Magen war es auf alle Fälle, wie er lautstark verkündete, was Runa zum Lachen brachte. „Ja, ähm … wenn es keine Umstände macht und wenn du das kannst, darfst.“, verbesserte sich Goku dann schnell und rieb sich mit seinem freien Arm verlegen über den Hinterkopf. Runa zwinkerte abermals. „Keine Angst, ich darf ganz offiziell hier im Flügel des Rìghs sein und eine gewisse Befehlsgewalt habe ich auch. Es hat so seine Vorteile, wenn man die Freundin des Königs ist?“ „F...Freundin?!“ Son Goku stolperte über die Decke, aber dank Runa blieb er auf den Beinen. „Was ist daran so verwunderlich?“ Sie sah fragend zu ihm. „Nichts, nichts“, beeilte sich Goku zu antworten, konnte es sich dann aber nicht verkneifen: „Mich wundert nur, dass der Kerl überhaupt Freunde hat.“ Sie lachte, ein wirklich schönes und helles Lachen, dass ihn irgendwie fröhlich stimmte. Es tat gut sich ein wenig normal zu unterhalten und er merkte, wie sehr ihm diese Art der Normalität fehlte. „Ach Kakarott, Vegeta und ich kennen uns schon seit wir Frischlinge waren. Wie sind sozusagen zusammen aufgewachsen und erzogen worden. Mir ist klar, was du von ihm halten musst und das versteh ich auch durchaus, aber er hat auch wirklich Seiten, die man ganz gerne haben kann, auch“, und bei diesen Worten zwinkerte sie ihm wieder zu. „Wenn die wirklich schwer zu entdecken sind.“ Goku brummte. Er wollte sich die Chance auf etwas zu Essen nicht verbauen, weil er ihr nun ins Gesicht sagen wollte, dass Vegeta mit Sicherheit GAR keine guten Seiten an sich hatte, aber nun ja, das Essen gewann diesen Kampf definitiv. „So, da sind wir auch schon.“ Vor den beiden glitten die Türen auf und Son Goku sah sich an seinem Ausgangspunkt wieder. Vegetas Schlafzimmer. „Zum Bett schaffst du es alleine, ja?“ Sie sah ihn mit einem Blick an, der dafür sorgte, dass er sich wie der letzte Grünschnabel vorkam. Schnell entzog er ihr seinen Arm und drückte seinen Rücken durch. „Sicher.“ „Gut, dann ruh dich etwas aus. Ich kümmere mich um das Essen. Es wird nicht lange dauern.“ Er nickte, drehte sich zum Bett um und nahm sich zusammen, um gerade und ohne zu straucheln darauf zuzugehen. Als er hörte, wie die Türen hinter ihm zu gingen und ein Blick über seine Schulter ihm bestätigte, dass er nun alleine war, wich sämtliche Körperspannung aus seinen Muskeln und die letzten zwei Schritte schleppte er sich völlig fertig zu seinem Ziel. Mit einem Ächzen, als wäre er hundert Jahre alt, fiel er in die Matratze und war sofort eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)