Final Fate von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 15: Das Spiegelbild --------------------------- Ungläubig beobachtete Son Goku wie sich Vegeta zu ihm an den Tisch setzte. Seine Frage wie denn das Fleisch schmecke, brachte ihn für einen Moment völlig aus dem Konzept; wie so oft, wenn er direkt mit ihm zu tun hatte. „Gut.“, gab er knapp und aus Reflex denn etwas anderem als Antwort, und verfiel dann in Schweigen. Der König begann sich seinen Teller zu füllen und zu essen. Nicht einmal sah er zu ihm oder gab ihm das Gefühl, dass er als Person wahrgenommen wurde. Wenigstens muss ich, schoss es Goku sarkastisch in den Kopf, nicht wieder zu seinen Füßen sitzen und bekomme seine Brotkrumen ab wie ein Hund. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sah Vegeta schweigend zu. Ihm selbst war der Appetit vergangen, auch wenn all die fremdartigen Speisen wirklich ausnahmslos köstlich waren. Allerdings ließ sich Vegeta mit dem Essen wirklich verdammt viel Zeit. Das Rot des Himmels wandelte sich immer weiter Richtung Schwarz und Diener erschienen um leere Platten abzuräumen, neue aufzutragen und dann um Licht anzuzünden. Bald schon war der Dachgarten unregelmäßig von gelblichen, fast unsichtbaren Lampen erleuchtet. Son Goku hielt es nicht mehr aus. „Warum bin ich noch nicht tot?“, platze es wütend aus ihm heraus, als er diesem ganzen Gehabe und Theater überdrüssig geworden war. Vegeta hob den Blick von seinem Teller und sah ihn fragend an. „Warum solltest du tot sein?“ „Weil ich dein Gegner bin?“ „Und warum ist das die Antwort auf meine Frage?“ Son Goku schnappte nach Luft. „Na weil der … die Person am ersten Morgen? Du erinnerst dich? Da hast du mir doch gezeigt, was mit denen passiert, die dir nicht gehorchen.“ Vegeta legte das Besteck zusammen und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, musterte Kakarott eingehend. Die verschränkten Arme vor der verletzten Brust, das trotzig vorgereckte Kinn, der sture und herausfordernde Blick in den schwarzen Augen. Diener erschienen erneut, begannen abzuräumen und stellten zwei Kelche auf den Tisch, die sie mit einer silbrig glänzenden Flüssigkeit füllten, ehe sie auch die Karaffe auf dem Tisch abstellten. Erst als sie verschwunden waren, Kakarott argwöhnte ja mittlerweile schon, dass sie sich unsichtbar machen konnten, weil sie einfach immer lautlos und aus dem Nichts auftauchten, um einen Befehl auszuführen, den Niemand mitbekommen hatte, ließ sich Vegeta dazu herab Son Goku zu antworten. „Du hast da etwas missverstanden, Kakarott.“ „Ach ja? Für mich war das eindeutig.“ „Ich habe dir damals begreiflich gemacht, zu was ich in der Lage sein kann, wenn ich es will und was die Konsequenzen sind, wenn man mir nicht gehorcht.“ Goku schnaubte. „Ich würde meinen unsere Auseinandersetzung fällt darunter.“ Vegeta hob belustigt einen Mundwinkel und maß Goku, wie man einen Frischling maß, der etwas unglaublich Dummes aus Unwissenheit gesagt hatte. Dieser Blick … ärgerte Goku über alle Maße. „Was?!“, schnappte er. „So etwas kannst du nur sagen, weil du keinerlei Ahnung von einem Onair Sabaid hast.“ „Nappa hat es mir erklärt.“ „Aber er wird dir kaum begreiflich gemacht haben, was diese Kämpfe für unsere Kultur bedeuten. Geschweige denn, dass du verinnerlicht hast, welchen Stellenwert ein Ehrenkampf bei uns einnimmt.“ Goku schnaubte abfällig und griff nach dem Kelch. Er hatte Durst. „Vorsicht, wenn man den Fuilreul zum ersten Mal probiert ist er ziemlich stark.“ Diese Worte mit einem giftigen Blick quittierend, setzte Goku den Kelch an seine Lippen an und stürzte das Getränk in einem Zug hinunter, verschluckte sich, schmeckte dessen Schärfe, begann zu husten und musste sich vorbeugen und auf die Brust schlagen. Als er wieder normal Luft bekam und sich aufrecht hinsetzen konnte, sah er wie Vegeta seinen Kelch wieder füllte und sich mit dem Seinen entspannt in seinem Stuhl zurücklehnte. Moment … Vegeta hatte da wirklich SEINEN Kelch gefüllt? Misstrauisch sah er ihn an, erwartete eine herablassende Bemerkung, welche nicht kam und sah sich diesem schwarzen, musternden Blick gegenüber, der zusammen mit den ganz leicht gehobenen Mundwinkeln ein Gefühl in ihm hervorrief, als würde er vor einer Katze sitzen, die mit ihrem Essen spielte. Um zu zeigen, dass er sich nicht einschüchtern ließ, griff er wieder nach dem Getränk, trank diesmal aber sehr viel vorsichtiger und kostete den Geschmack der fremden Flüssigkeit zur Gänze. Scharf, ja, aber auch exotisch, frisch, irritierend. Er hatte nicht damit gerechnet, dass eine Flüssigkeit, die sich bewegte und aussah wie Quecksilber, so gut schmecken würde. Wenn man mal von dem brennenden Abgang absah. „Du hast Glück. Der Fuilreul wird nur zu dieser Zeit hergestellt, weil die Früchte nur für sehr kurze Zeit reif genug dafür sind.“ Goku hob skeptisch den Kopf, sah zu Vegeta, welcher ebenfalls an seinem Becher nippte. „Und welche Jahreszeit ist das?“ „Das Ende des Sternenzyklus rückt näher und damit das Riannog Pàrtaith, das Sternenfest. Der Tradition entsprechend bringen wir es im Kreise derer zu, die uns am wichtigsten sind. Freunde, Familie, du verstehst.“ Irrte sich Goku oder war die Stimme Vegetas gerade um einige Tonlagen gefallen und leiser geworden? Unauffällig versuchte er ihn zu beobachten, wie er so dasaß und den Kelch in seiner Hand leicht schwenkte. In diesem Moment hatte er nichts von dem Diktator und Tyrannen den Goku in ihm sah. Er wirkte wie … ja wie ein ganz normaler Mensch, Saiyajin, der einfach in seine Gedanken versunken war. „Wo ist deine Familie?“, rutschte es ihm heraus, bevor er sich bremsen konnte. 'Wo ist deine Familie?', was für eine bescheuerte Frage Goku!, sagte er sich selbst. Erstens hilft sie dir in keinster Weise in deiner Situation weiter und zweitens, wird er dir darauf garantiert nicht an… „Tot.“ Der Erdsaiyajin blinzelte. „Was?“ „Sie sind tot, Kakarott. Schon seit vielen, vielen Jahren.“ Vegetas Blick schweifte in den mittlerweile schwarzen Nachthimmel, an welchem sich immer mehr Sterne zeigten. „Den Saiyajins ging es nicht immer so gut wie es das im Moment der Fall ist. Wir mussten uns diese Sicherheit und diesen Wohlstand hart erkämpfen und haben dafür einen hohen Preis bezahlt. Ich habe dafür einen hohen Preis bezahlt.“ Die Augen Vegetas kehrten zu Son Goku zurück, der einfach nicht anders konnte, als nachzufragen. „Was ist passiert?“ „Ein Krieg, ein starker Gegner und ich habe eine Entscheidung treffen müssen.“ „Welche?“ „Zwischen meiner Familie und meinem Volk, der Verantwortung als Prinz.“ „Und du …?“ „Ich wählte letzteres. Stellte ihr Überleben über mein Glück. Das war der Moment, da der Supersaiyajin in mir geboren wurde.“ Sie sahen sich in die Augen und Gokus Hals wurde eng. 'Er wird versuchen dich zu manipulieren. Du musst achtsam bleiben Son Goku.', hörte er Piccolos mahnende Worte, aber … Vegeta versuchte nicht ihn zu manipulieren. Er sagte ihm einfach nur die Wahrheit. Der Blick des Königs wurde durchdringender. „Ich weiß, was es bedeutet dieses Level zu erreichen, Kakarott. Ich weiß, was der Auslöser ist. Ich weiß, was man dafür bezahlt.“ Son Goku schluckte, sie starrten sich an und ihm wurde kalt. Ein Heer von Ameisen lief seinen Rücken hinab, kroch ihm unter die Haut, begann ihn zu beißen. Das Bild von grauem Stein, bröselndem Beton drängte sich in sein Bewusstsein. Und dann rot. Die Farbe Rot, die sich darauf ausbreitete und das Grau überlagerte, eine Hand … eine kleine Hand. Grau und Rot, das waren die Farben die ihn seither in seinen Alpträumen begleiteten. Grau und Rot. „Du kennst diesen Preis.“, hörte er Vegetas Stimme, ohne es wirklich zu realisieren. „Du hast ihn auch bezahlt.“ Mit aller Willensanstrengung, die er aufbringen konnte, verbannte er diese Erinnerungen zurück in sein Unterbewusstsein und wurde nun dem intensiven Blick Vegetas gewahr, der auf ihm lag. Ja, dachte er, ja das habe ich. Zeitgleich wurde ihm bewusst, dass dieser Gegner, dieser Saiyajin, der Einzige außer ihm war, der wirklich begriff, was er durchgemacht hatte. Keinem seiner Freunde hatte er es begreiflich machen können. Kein Wort hatte ausgereicht, um zu beschreiben, was nötig gewesen war, welche Veränderung nötig gewesen war, um die Ketten zu sprengen, die diese Kraft verborgen gehalten hatten. Er hatte sich sogar noch anhören dürfen, warum ihm das nicht schon früher gelungen war. Natürlich waren diese Spitzen von Piccolo gekommen, dennoch … er selbst hatte sich diese Vorwürfe ja auch gemacht und sich gefragt, was er hätte verhindern können, wenn er früher dieses Level erreicht hätte. Und jetzt, hier, am Arsch des Universums sah er das Verstehen und Begreifen in den Augen eines Feindes und das ohne, dass er dieses hätte beschreiben müssen. „Was“, erklang Vegetas angenehme Stimme. „War der Auslöser bei dir?“ „I...ich bin nicht rechtzeitig gekommen.“ „Wohin?“ „Zu dieser Stadt.“ „Welcher Stadt?“ „Der Östlichen. Die Minotauren griffen sie an, aber wir waren auf der anderen Seite des Planeten. Es war zu spät. Als wir ankamen, lag sie in Trümmern und ...“ Rot und Grau. Alles wurde rot und grau. Son Goku schüttelte den Kopf, um die Bilder loszuwerden und irgendwie fühlte er sich, als wäre er aus einer Trance erwacht. Sein Blick, der auf die Tischplatte gesunken war, auf dieses graue Metall, schoss zu Vegeta zurück. Abermals starrten sie sich mehrere Herzschläge an, bis Goku begriff, was er da gerade im Begriff gewesen war zu tun. Augenblicklich verschloss sich seine Miene. Vielleicht war das ja Vegetas Plan. Ihn einfach ganz harmlos nach den Dingen zu fragen, die er wissen wollte, um so noch mehr in die Hand zu bekommen, was er gegen ihn einsetzten konnte. „Als ob ich dir das sagen würde!“, entgegnete er ihm schroff. „Wenn du denkst ein paar Worte von dir reichen, um mich davon zu überzeugen, dass du kein arroganter Arsch bist, dann hast du dich geirrt!“ Vegeta hob sacht eine Braue, während Goku ihn weiter feindlich anstarrte. „Du brauchst mir nichts von dir zu erzählen und dann hoffen, dass ich plaudere. Ich will rein gar nichts von dir wissen. Von dir nicht und von deinem Volk auch nicht. Alles was ich will, ist, dass du mir meine Freunde zurück gibst, mir diese Kette abnimmst, die Menschen gehen lässt und dass ich keinen von euch je wieder sehe!“ Zu Vegetas Braue gesellte sich ein Mundwinkel. „Das sind ganz schön viele Forderungen für jemanden, der mir im Gegenzug nicht mehr bieten kann, als seine Stärke und seine Gefolgschaft.“ „Ich habe dir gar nichts geboten!“ „Und genau das ist der Punkt, Kakarott. Ich kann nicht einfach Tràills freilassen, die meinem Volk nützen, geschweige denn ein ganzes Volk oder einen Planeten in die Freiheit entlassen. Wenn ich das machen würde, würden meine Feinde denken, ich sei schwach. Die Saiyajins seien schwach. Und das hätte Auswirkungen auf mehr als nur ein Volk und einen Planeten.“ „Du meinst, deine ganzen Sklaven würden sich erheben und ihre Freiheit verlangen? Sehr gut. Das halte ich für eine gute Sache.“ „Du missverstehst, Kakarott.“ Vegeta sah ihn scharf an. „Du denkst, alle anderen Völker in meinem Reich sind Tràills? Du irrst. Meinem Imperium haben sich viele Völker aus freien Stücken angeschlossen, weil wir sie vor ihren Feinden beschützen können.“ Goku schnaubte. „Wer‘s glaubt.“ „Du wirst es glauben, denn du wirst es sehen.“ „Du kannst mir viel zeigen und behaupten, es sei die Wahrheit, die es aber nicht ist.“ „Nicht ich werde es dir zeigen.“ „Ich glaube keinem von euch!“ „Auch nicht deinem Zwillingsbruder?“ Goku wollte schon antworten, hielt dann aber inne. Tales, er hatte einen netten Eindruck auf ihn gemacht. Ja, er war ein Saiyajin, er gehörte zu ihnen … aber er war ihm einfach … normal vorgekommen. Also normal im Sinne von … na ja, so wie er selbst eben. Ungewollt drängten sich ihm die anderen 'normal' wirkenden Saiyajins auf, die er im Schloss gesehen hatte. Die zusammengestanden und gelacht, sich gestritten oder in einem Fall auch geküsst hatten. Er hatte es hier nicht mit Monstern zu tun, die einfach alle böse waren und alles töten wollten. Er hatte es mit einem Volk zu tun, noch dazu dem Volk, von dem er abstammte. Und er selbst war ja gar nicht so verkehrt, wie er fand. Auch bei den Menschen gab es immerhin gute und schlechte. „Wie … wie meinst du das?“ „Du hattest recht Kakarott und ich habe einen Fehler gemacht.“ Goku klappte der Mund auf. Dieser …. dieser arrogante Arsch gab einen Fehler zu?! „Ich hätte dir viel früher die Kultur und die Geschichte deines Volkes näherbringen sollen. Wenn du es immer noch möchtest, wird Tales das in der nächsten Zeit übernehmen. Soll ich ihm das ausrichten lassen?“ Er fragte allen Ernstes ihn das?! Er entschied nichts über seinen Kopf hinweg und befahl es ihm auch nicht? Was … was sollte das? Irritiert hatte er schon den Mund aufgemacht, um Vegeta zu sagen, dass er rein gar nichts davon wissen wollte, als er sich an Piccolos Worte erinnerte: 'Versuch so viel über sie herauszufinden, wie du kannst.' Das hier wäre seine Chance. Und er bekam sie sogar angeboten! „J...ja. Ich würde … gerne mehr über euch … uns erfahren.“, brachte er stockend und gepresst hervor. Vegeta nickte und trank einen Schluck. Goku tat es ihm gleich, verwirrt von dem Verlauf, dass dieses Gespräch genommen hatte. Der König räumte ihm also die Chance ein etwas über sein Volk zu lernen. Überhaupt verhielt er sich ausgesprochen anders ihm gegenüber. Ob das was mit ihrem Kampf zu tun hatte? Verdammt! Eigentlich sollte er sich nicht dafür interessieren, aber … er wollte es wissen! „Du hast“, setzte er zögernd an und sah von dem Kelch in seinen Händen zu Vegeta zurück. „In der Arena etwas über dieses Level gesagt. Den Supersaiyajin?“ „Ja.“ „Was war das gewesen?“ „Eine Passage, die in ihrer Form nur noch mündlich überliefert wird, da es von unserem ursprünglichen Heimatplaneten keinerlei Aufzeichnungen mehr gibt.“ Goku nickte, während es in seinen Gedanken arbeitete. „Nappa hat davon gesprochen. Dies ist nicht euer ursprünglicher Planet, oder?“ „Ja. Sadala wurde vor Jahrhunderten zerstört.“ „Wie?“ „Innere Konflikte, Unstimmigkeiten zwischen den Saiyajins, genau weiß das Niemand mehr.“ „Hat der damalige König das nicht verhindert?“ Irritierenderweise lächelte Vegeta auf diese Frage hin. „Eine sehr gute Frage, Kakarott. Wir Saiyajins hatten damals noch keinen König. Niemanden, der die enorme Macht und Kraft der Saiyajins in Bahnen lenkte und zügelte. So ist Sadala und unsere eigene Vergangenheit der bitterste Lehrmeister den wir haben. Eine der bittersten Erfahrungen, die wir haben machen müssen.“ Son Gokus Augen schmälerten sich. „Das versteh ich nicht.“ „Lass uns“, holte Vegeta, weiterhin mit diesem amüsierten Lächeln aus. „Doch diesen Punkt nutzen, um zum Anfang unseres Gespräches zurückzukommen. Du willst, dass ich die Menschen und den Planet Erde aus meinem Besitz entlasse.“ „Sie gehören dir nicht!“ „Dadurch würde ich Feinden von außerhalb das Signal vermitteln, dass meine Macht bröckelt. Vielleicht auch Feinden innerhalb meines Reiches. Ich würde schwach wirken, Kakarott. Und Schwäche ist immer eine Einladung für andere dich anzugreifen. Mein Volk würde sich fragen, was mich zu dieser Entscheidung verleitet hat.“ Vegeta suchte Son Gokus Blick und der Jüngere kam nicht umhin die Überzeugung und Entschlossenheit zu spüren, die hinter diesen und den nächsten Worten lagen. „Wir sind Saiyajins, Kakarott, und Saiyajins folgen der Stärke. Wenn es nichts Stärkeres gibt, dass diesen Willen, diese Kraft in Bahnen lenkt, dann wird sie zum Chaos. Zu einem Chaos, das so verheerend werden kann, dass es einen ganzen Planeten ausradiert.“ „Du sprichst von Sadala?“ „Ja. Damals gab es Niemanden, der uns anführte. Keinen König, keinen Supersaiyajin, keinen starken Krieger, dem alle folgten. Das Ergebnis war fast unsere eigene Vernichtung.“ „Aber ihr habt überlebt.“ „Ja, weil auf unserer Suche nach einer neuen Heimat ein Krieger hervortrat, der das Problem erkannt hatte. Er wurde unser erster König.“ „Und … dann?“ „Dann folgte eine lange Reihe von Ereignissen und Gegebenheiten, die uns schließlich an diesen Punkt brachte, an dem wir heute sind, Kakarott. Wir haben hart dafür gekämpft und viel bezahlt. Und ich werde mit all meiner Macht verhindern, dass mein Volk denselben Preis ein zweites Mal zahlen muss. Aus diesem Grund darf ich nicht schwach sein. Ich darf auch nicht schwach wirken, denn das wäre der Anfang unseres Untergangs.“ Stille trat auf diese Worte hin ein. Man konnte den Wind hören, der um die Ecken, Kanten und Erker des Palastes wehte, durch die Pflanzen in diesem Garten. „Aber“, setzte Goku an und musste sich zusammenreißen, um seine Stimme fest wirken zu lassen. „Wenn du ein Volk entlässt, warum sollte dich das schwach wirken lassen?“ „Weil ich keinen Gegenpfand dafür bekomme. Sollte ich so eine Entscheidung treffen, Kakarott, dann muss ich rechtfertigen warum ich sie getroffen habe. Ansonsten könnten andere Völker das gleiche fordern, oder Völker, die sich meinem Schutz unterstellt haben, abspalten, weil sie denken, dass ich diesen nicht mehr gewährleisten kann.“ Trotzig schnaubte Goku. „Als würde sich irgendjemand freiwillig unterwerfen.“ Vegeta hob einen Mundwinkel. „Für einen Saiyajin eine absurde Vorstellung, richtig. Doch schau dir deine Menschen an.“ Der Blick des Jungen verdüsterte sich. „Den Berichten zu Folge leisten sie keinen Widerstand, haben schon damals nach den ersten verheerenden Scharmützeln auf der Erde keinen Widerstand geleistet. Die Einzigen, die sich widersetzt haben, wart ihr.“ „Und das zu recht!“ „Das streite ich nicht ab. Um seine Freiheit zu kämpfen ist niemals falsch, Kakarott.“ „Aber du hast doch gerade...“ „Lass mich zu Ende sprechen!“ Goku verstummte und presste trotzig die Lippen zusammen. Das war doch einfach … dieser Kerl … das … das … das widersprach sich doch alles! „Ich habe dir schon einmal gesagt, es gibt in diesem Universum weitaus schlimmere Ungeheuer als mich. Und vor diesen beschütze ich, oder besser wir die Saiyajins, die schwächeren Völker, welche sich uns anschließen. Viele der Planeten und Rassen, die ich unter meiner Herrschaft vereint habe, haben sich mir freiwillig unterworfen. Sie führen ihre Planeten autonom, so lange sie den Tribut für unseren Schutz entrichten.“ „Wenn du es wollen würdest, könntest du sie aber beschützen, ohne dafür etwas von ihnen zu verlangen!“ „Und wie erkläre ich das meinem Volk?“ „Wie meinst du das?“ „Es sind die Saiyajins, die sie beschützen. Und sie sind es die sterben. Wie soll ich diesen Blutpreis rechtfertigen?“ „Das … also, man hilft eben einfach!“ „Haben die Menschen, das Volk für das du so kämpfst, sich gegenseitig auch so selbstlos geholfen?“ Son Goku hatte schon den Mund aufgemacht für eine Erwiderung, schloss ihn aber wieder. Wich Vegetas Blick aus, dachte nach. Von den Menschen in seinem direkten Umfeld her würde er sagen ja. Aber … konnte er das wirklich von der ganzen Menschheit behaupten? „Ich sehe an deinem Gesichtsausdruck, das dem nicht so ist.“ Gokus Augen kehrten zu Vegeta zurück, er schnaubte. „Gefühle zu zeigen, Kakarott, oder überhaupt zu zeigen, was du gerade denkst, ist eine Schwäche, die du dir abgewöhnen solltest.“ „Sag du mir nicht, was ich mir abgewöhnen soll!“ Er klang schon wieder wie ein trotziges Kind und er merkte es selbst. „Um es nun also abzuschließen“, setzte Vegeta an. „Würde ich die Menschen gehen lassen, ohne eine entsprechende Gegenleistung, dann hätte dies katastrophale Auswirkungen auf mein Reich. Deswegen kann ich sie nicht gehen lassen. Selbst wenn ich es wollte.“ „Du könntest also, wenn du es willst!“ „Mit den schon erwähnten Folgen, ja.“ „Aber das, das ist … das sind doch alles nur Vermutungen!“ „Kakarott“, ein tadelnder, fast schon mahnender Tonfall, schwang in Vegetas Stimme mit. „Du weißt instinktiv, dass ich recht habe. Sonst würdest du jetzt nicht so trotzig wie ein Frischling reagieren. Dir ist schon längst klar geworden, dass es so ist.“ „Das ist es nicht!“ „Ich herrsche“, und nun war es eindeutig Autorität, die aus Vegeta sprach. „Über mehr als fünfzig bewohnte Planeten, mit mehr als dreißig verschiedenen Völkern. Ich habe für sie alle die gleiche Verantwortung. Sie alle würden leiden, wenn ich deiner Forderung nachkomme und es zu interplanetarischen Unruhen in meinem Reich kommen würde, oder sogar zu einem Krieg, oder einem Angriff auf mein Territorium. Ist es das, was du willst? Völker, die sterben? Frauen, Kinder, Familien?“ „Was … ich … nein! Natürlich nicht!“ „Warum forderst du mich dann auf, etwas zu tun, dessen Folgen genau so aussehen?“ Vegeta beobachtete die Unsicherheit, die in Kakarotts Blick einkehrte, die Art und Weise, wie sich seine Mimik veränderte, seine ganze Körpersprache. „Das, das kannst du doch gar nicht wissen! Du kannst nicht wissen, ob all diese Dinge eintreten werden!“ „Natürlich weiß ich das.“ „Woher?“ „Einschätzung, lernen aus Vergangenem, beobachten, Wissen. Ich habe es dir erklärt. Es gehört sehr viel mehr dazu ein Volk zu beschützen, als nur ihr König zu sein, oder einfach, wie in deinem Fall, der Stärkste, der alles Übel fern hält. Es kann immer jemand kommen, der Stärker ist, oder mehr Verbündetet hat, oder auch einfach etwas“, und damit zeigte Vegeta mit dem Finger auf den Kraftzehrerstein an Gokus Hals. „Das man nicht kennt und schon verliert man und zahlt den Preis dafür.“ Der Erdsaiyajin ballte die Fäuste. „Ich glaub dir kein Wort. Du bist ihr König. Dein Wort ist Gesetz! Du müsstest...“ „Kakarott.“ „...doch alle Macht haben und ihnen alles befehlen können. Ein Wink von dir und...“ „Kakarott.“ „...die Diener hier tun alles, was du willst. Wo also ist das Problem, die Menschen einfach ziehen zu lassen? Sie haben dir nichts...“ „Kakarott!“ „...getan und werden dir auch niemals etwas tun, oder stark genug sein, um dir gefährlich zu werden. Wir wollen auf der Erde doch nur...“ „Muss ich dich erst wieder küssen, damit du den Mund hältst und mir zuhörst?“ Son Goku verstummte, starrte den König an, bevor Röte seinen Hals hinaufkroch. Vegeta schüttelte mit einem Schmunzeln den Kopf. „Begleite mich ein Stück, Kakarott.“, sagte er in ruhigem Ton, ehe er sich erhob. „Ich zeig es dir. Vielleicht begreifst du es dann.“ Son Goku blieb sitzen, die Hände auf den Oberschenkeln geballt und starrte zu ihm hoch. Vegeta wartete nur ruhig, ließ den jungen Saiyajin seine Entscheidung treffen und nickte dann wohlwollend, als auch er aufstand. Was hatte er auch für eine andere Wahl? Hier sitzen bleiben und den Himmel anstarren, das würde seine Freunde nicht retten. Ob er wollte oder nicht, der Weg zu seinem Ziel führte über Vegeta. Also musste er wohl oder übel tun, was dieser von ihm verlangte und versuchen zu verstehen, wie er das bekommen konnte, was er wollte. Zerknirscht ging er hinter ihm her, konnte sich aber einer Bewunderung für den schönen Garten, der sie umschloss, nicht erwehren. Da gab es recht zugewachsene Stellen, die beinah so aussahen, als würden sie wild wachsen, mit engen Pfaden dazwischen, auf welchen die Schultern der Vorbeigehenden die Farne und Äste streiften. Dann wieder kleine, gepflegte Rasenplätze mit hohen bunten Stauden, Blumen in allen Farben und Formen und sogar kleinen Tümpeln. Die sanfte Beleuchtung schaffte eine friedliche Atmosphäre und eigentlich wäre dies ein Ort gewesen, an dem er sich sehr wohl gefühlt hätte. Seine Augen kehrten zu dem blau bekleideten Rücken vor sich zurück. Wäre da nicht dieser Saiyajin gewesen. Ohne es bewusst zu lenken, ballten sich Gokus Hände und er presste die Nägel in sein Fleisch. Dass dieser Kerl einfach behauptet hatte, er hätte verstanden, was er meinte! Das machte ihn wütend. Als ob Vegeta wissen würde, was in ihm vorging! Sie schritten auf einem weiteren der engen Pfade durch dichte Fauna und auf einmal tat sich diese vor ihnen auf und ein starker Wind fuhr Goku durch die Haare. Er hob im ersten Moment aus Reflex den Arm und musste blinzeln. Doch dann ließ die Böe nach und er trat auf die freie Fläche hinaus, welche von einem Geländer und hinter ihnen von den dichten, hohen Büschen beschränkt wurde. Er musste staunen. Jeder, der diese Aussicht zum ersten Mal sah, würde das tun. Und so trat er völlig in dieser Aussicht gefangen an das Geländer heran und stützte seine Hände darauf. Neben und unter ihm erstreckten sich noch Teile des Palastes in seinem Blickfeld, doch die Aussicht reichte weit, sehr weit darüber hinaus. Er sah Gebäude des Palastbezirkes, die Mauern unter denen er am ersten Abend mit den Minotauren durchgefahren war und dahinter ein Meer aus Gebäuden, Plätzen, Pflanzen, Straßen; fast so weit wie er sehen konnte. Alles erleuchtet von den Lichtern einer blühenden und lebenden Stadt. „Das“, hörte er Vegeta nicht ohne Stolz neben sich sprechen. „Ist das Herz der Welt, die ich beschütze, Kakarott. Und ich werde niemals zulassen, dass etwas geschieht, was diese Welt in Gefahr bringt. Egal was ich dafür tun muss, egal wie weit ich dafür gehen muss.“ Son Goku drehte den Kopf. Vegetas Gesicht war der Aussicht zugewandt, er konnte nur das Profil des Königs erkennen und dieses trug eine solche Entschlossenheit, dass es dem jungen Saiyajin fröstelte. Ich werde ihn umbringen müssen, schoss eine Gewissheit in Gokus Bewusstsein, von der er weder wusste, wo sie herkam, noch warum dieser, für ihn absurde Gedanke, entstanden war. Aber das war das, was er empfand. Wenn sein Weg die Richtung einnahm, die Menschen und seine Freunde ohne Vegetas Zustimmung zu befreien, würde er ihn vorher töten müssen. Vegeta würde nicht ein Stück zurückweichen. Nicht einen Millimeter. Frustriert ballte Goku die Fäuste, presste die Zähne zusammen. Das … er wollte das nicht! Aber wenn er sich entscheiden musste …? „Kakarott.“ Die schwarzen Augen des Jüngeren, die sich gesenkt hatten, wanderten wieder nach oben. Vegeta hatte ihm das Gesicht zugewandt. „Da gibt es nichts, was ich für mein Volk nicht tun würde.“ Die Worte schlugen wie Schläge auf den jungen Erdsaiyajin ein. Er war noch nie einem Gegner begegnet, der eine solche Überzeugung, eine solche Furchtlosigkeit ausgestrahlt hatte; und der sein Herz auf diese Art und Weise hatte schneller schlagen lassen. „Du fühlst genauso, richtig? Für die Menschen.“ Verdammt! Damit ihn seine Mimik nicht verriet, wendete er den Blick wieder der Aussicht zu. Doch er konnte aus den Augenwinkeln sehen, wie Vegeta sich gänzlich zu ihm umdrehte. „Wir sind eine Kriegerrasse, Kakarott, die Stärkste, die es in diesem Universum gibt. Wir scheuen den Kampf nicht, keine Auseinandersetzung, keine Konfrontation.“ Gokus Hände auf der Brüstung ballten sich noch stärker. Es schmerzte, und er versuchte auszublenden, dass Vegeta nähergekommen war, sich direkt neben ihn gestellt hatte und mit ihm auf die Stadt niederblickte. „Du und ich, wir sind uns ähnlich. Nur stehen wir auf der Seite verschiedener Völker.“ Er wollte das nicht hören! Er wollte das NICHT hören! Er hatte nichts, absolut GAR NICHTS mit Vegeta gemeinsam! Reichte es nicht, dass ihm das selbst schon klar geworden war? Musste Vegeta das auch noch sehen? „Oder gibt es da irgendetwas, was du für die Menschen nicht tun würdest?“ „Ich … werde sie mit allen Mitteln beschützen die ich habe!“, presste Goku zwischen den Zähnen hervor, sah daraufhin wie sich Vegetas Mundwinkel anhob. „Wir sind also gleich.“ „Sind wir nicht!“ Son Gokus Geduldsfaden riss. Er wollte nicht mit diesem … diesem … Tyrannen auf eine Stufe gestellt werden, mit diesem Mörder! Seinen Ausbruch unterstrich er mit einer energischen Geste seiner Hand, die Vegeta einen Schritt ausweichen ließ. Dabei jedoch fing der König die Hand ab, und Goku konnte nicht weiter zurückweichen, wie er es vorgehabt hatte. Wutschnaubend blieb er stehen und starrte Vegeta an, der weiterhin sein Handgelenk festhielt. Dessen Augen wanderten zu den blutigen Abdrücken von Gokus Nägeln in seiner Handfläche und kehrten dann zum Gesicht des Jüngeren zurück. „Blut ist eine Währung, Kakarott. Die teuerste Währung, die es gibt. Und wir Saiyajins bezahlen sie in jeder Schlacht, die wir schlagen. Ob für uns selbst, oder eines der Völker, die sich unserem Schutz unterworfen haben. Wir sind es, die kämpfen. Und wir sind es, die sterben.“ Vegeta ließ Gokus Hand los. Er zog sie schnell zurück. „Und deswegen werde ich keinen Aufstand, keine Schwäche und keine Störung meines Friedens zulassen.“ Son Goku wich, sich das Handgelenk reibend, wütend ein Stück nach hinten. „Dann sind wir wieder am Ausgangspunkt unseres Gesprächs. Warum lebe ich noch? Du hast es eben selbst gesagt, wir stehen auf der Seite von verschiedenen Völkern und ich werde meines niemals im Stich lassen!“ Vegeta … lächelte. Goku blinzelte. Der Ältere wendete sich der Aussicht auf seine Stadt zu. „Vielleicht gibt es einen Weg, dass wir beide bekommen, was wir wollen.“ „Was?!“ Irritation bestimmte Gokus Mimik und Tonlage, was Vegeta ein weiteres Mal lächeln ließ. „Kakarott, du hast am gestrigen Tag gelernt, dass, wenn man sich an die Regeln hält und die Gesetze befolgt, ich durchaus in der Lage bin Zugeständnisse zu machen.“ Als Vegeta die ganzen Fragezeichen im Gesicht des Jüngeren erblickte, verdeutlichte er seine Worte. „Deine Bitte um Abnahme der Ketten. Du hast sie den Gesetzen der Saiyajins entsprechend vorgebracht und du hast einen Rat, den ich dir gegeben habe, befolgt.“ „Und?“ „Es gibt einen Weg, deiner Forderung zu entsprechen und die Menschen aus ihrem Tràillstand zu entlassen.“ „W...was?!“ Vegeta drehte den Kopf zu Goku und deutete ein Nicken an. „Aber, aber du hast doch die ganze Zeit … dieses ganze Gespräch … es war immer nur die Rede davon, dass es nicht geht!“ Irritiert fuhr sich der Erdsaiyajin durch die Haare. Man konnte ihm ansehen, dass er versuchte sich an alles, was gesagt worden war, zu erinnern, den Punkt zu finden, an dem er vielleicht etwas falsch verstanden hatte, Vegeta missverstanden hatte, und man sah ihm an, dass er damit vollkommen überfordert war. „Ich habe dir lediglich gesagt, dass ich deine Forderung so nicht erfüllen kann und erläutert, warum das so ist.“ „Aber, aber eben, da...“ „Kakarott.“ Son Goku verstummte und starrte Vegeta an. „Ich sagte, SO kann ich deiner Forderung nicht entsprechen. Ich kann die Menschen nicht freigeben, ohne dass ich dafür eine Rechtfertigung habe.“ „Das heißt, es gibt einen Weg?“ Das hoffnungsvolle Gesicht Gokus, war amüsant. Aber es stimmte Vegeta eigenartigerweise traurig, weil er es gleich wieder zerschlagen würde und das … tat ihm tatsächlich leid, zumindest ein wenig. „Ja, den gibt es.“ „Sag ihn mir.“ Der König atmete tief ein. „Dafür ist es noch zu früh. Du musst erst...“ „Sag ihn mir!“ Überrascht hob Vegeta eine Braue und schaute auf die Hand hinab, die seinen Oberarm gepackt hatte und, wäre die Kette nicht gewesen, sehr wahrscheinlich fester zugedrückt hätte. Mit eben solch erhobener Braue sah er wieder nach oben. Herzschläge lang starrten die beiden Saiyajins sich an, dann lockerte Son Goku den Griff und trat einen Schritt zurück, schaute beschämt und zerknirscht, mit geballten Fäusten auf den Boden, ehe er sich auf ein Knie niederließ und den Kopf senkte. „Ich … bitte den Rìgh mir zu sagen, welchen Weg es gibt, die Menschen zu befreien.“ Vegeta sah für einen Moment überrascht auf Kakarott hinab. Stille trat ein, dann heulte der Wind. Es dauerte abermals mehrere Herzschläge bis Vegeta reagierte. Damit hatte er nicht gerechnet. „Du hast es dir also gemerkt?“ Ohne den Kopf zu heben, antwortete Goku. „Ja.“ „Das ist gut.“ Wieder diese Stille. „Hoch mit dir, Kakarott.“ Der verwuschelte Kopf schoss mit einem fragenden Blick in die Höhe. „Aber...“ „Ich sagte hoch mit dir!“ Der Jüngere gehorchte und begegnete zerknirscht Vegetas Blick. Der König tat einen tiefen Atemzug. „Ich werde ihn dir sagen, wenn du soweit bist.“ „Wenn ich soweit bin?“ „Ja.“ „Aber...“ „Kakarott. Um zu verstehen was ich will, um wirklich zu begreifen, was ich möchte, musst du dein Volk besser kennenlernen. Unsere Art zu leben, unsere Kultur, Gesetze, Bräuche. Alles. Erklärst du dich dazu bereit?“ „Aber, das habe ich doch schon!“ „Ja, das hast du. Aber erklärst du dich auch dazu bereit, in dem Wissen, um was es dabei geht? Und nicht in dem Wissen, um eine Möglichkeit zu finden gegen meine Gesetzte zu verstoßen und mich zu hintergehen?“ Verdammt! „Ich, ich wollte nicht … aber … wenn das die Bedingung ist, das dauert zu lange! In der Zeit werden die Menschen in den Minen und meine Freunde...“ „Deine Freunde“, unterbrach Vegeta ihn. „Sind bereits hier in der Hauptstadt und gehen einer anderen, nennen wir es sozialeren Arbeit nach.“ Goku klappte die Kinnlade nach unten. „W...wie, was, wieso? Warum?!“, stammelte er. Vegeta tat so, als müsse er kurz nachdenken. „Sagen wir, es ist ein Zeichen meines Entgegenkommens, dass ich es ernst meine. Alles weitere liegt bei dir.“ In Son Gokus Gehirn überschlugen sich die Gedanken. Was konnte das bedeuten? Was konnte Vegeta damit bezwecken? Was hatte er vor? Piccolos Mahnungen schwirrten ihm wieder durch den Verstand. Dass er aufpassen sollte, dass Vegeta gerissen war, dass Vegeta ihn manipulieren würde, dass er ihn hintergehen würde. Aber … unsicher sah Goku zum König, welcher auf seine Antwort wartete, warum machte ihm dann dieser ach so herrschsüchtige Tyrann, dieses Monster so ein Angebot? Warum kam er ihm entgegen? Warum verhielt sich jemand so, na ja, fast freundlich, wenn er alle anderen Möglichkeiten hatte? In vollkommener Verwirrung griff sich der junge Saiyajin an die Stirn, fuhr sich durch die Haare. Er hätte immer noch die Möglichkeit abzulehnen. Aber was würde dann mit seinen Freunden geschehen? Unsicher hob er den Blick. „Und sie sind wirklich in Sicherheit?“ „Ja.“ „Und ich soll nur mehr über euch … uns lernen? Mehr verlangst du nicht?“ „Vorerst, ja.“ „Vorerst?“ „Ich sagte, damit du verstehen kannst, welcher Weg für die Menschen und deine Freunde in die Freiheit führt, musst du etwas über dein Volk lernen. Das, was du dafür tun musst, ist eine andere Entscheidung.“ Da war er also, der Haken. Goku presste die Lippen zusammen. „Oder soll ich deine Freunde wieder zurückbringen lassen? In die Minen?“ „Nein!“ Panisch schoss Gokus Blick zu Vegetas Gesicht. „Also?“ „Hab ich eine Wahl?“ „Ja, durchaus.“ Son Goku schnaubte. „Aber keine gerechte.“ „Das Leben ist selten gerecht.“ Da hatte er leider recht. „Schön! Wie du willst! Ich tue was du verlangst!“ Er verschränkte seine Arme und Vegeta nickte, drehte sich um, tat einige Schritte. Als Goku ihm folgen wollte, hielt er an, wendete sich zu dem störrisch dreinblickenden Saiyajin um. „Eines noch. Die Erfüllung der Möglichkeit auf Freiheit der Menschen erfordert keine Lippenbekenntnisse. Wenn du denkst, dass es damit getan ist, dann beenden wir es hier und jetzt. Entweder du lässt dich darauf ein, bist gewillt es zu begreifen, zu verstehen, zu verinnerlichen und zu akzeptieren, oder ich ziehe das Angebot zurück.“ Sie starrten sich an. Es war ein stummes Duell, bei dem keiner nachgab, keiner den Blick senkte. Erst das Lösen der verschränkten Arme Gokus machte klar, wer nachgab. „Du hast mein Wort drauf.“ Amüsiert hob sich Vegetas Braue. „So wie ich dein Wort am gestrigen Tag hatte? Und alles in einer Katastrophe endete?“ „Das … das ist nicht fair! Ich hab nicht angefangen!“, verteidigte sich Goku entrüstet, während er die Röte auf seinen Wangen spürte. Zu seiner Verblüffung wandelte sich Vegetas ernste Mimik in ein belustigtes Lächeln. „Das war ein Scherz, Kakarott. Ich akzeptiere dein Wort. Und jetzt komm, es wird spät.“ Mehrere Sekunden stand Son Goku noch an seinem Fleck und starte dem König der Saiyajins hinterher. Sein Herz hatte einen Satz gemacht und nicht zum ersten Mal kam ihm der Gedanke, dass Vegeta ein anderes Gesicht als diese ernste Miene wirklich gut stand. Irritiert über seine eigenen Gedanken schüttelte Goku den Kopf und beeilte sich dem anderen zu folgen. Hatte er da wirklich einen Scherz gemacht? Oder war das eine versteckte Warnung gewesen? Er war sich einfach nicht sicher. Dieser Kerl gab ihm ein Rätsel ums Nächste auf. Er konnte ihn einfach nicht durchschauen, oder seine Motive erkennen. Und immer wieder, wenn er dachte, er wüsste wie Vegeta sich verhalten würde, verhielt sich dieser komplett anders. Vor allen Dingen aber ging ihm dieser Vergleich nicht aus dem Kopf … dass sie sich ähnlich waren. Vegeta war es also auch aufgefallen. Verzweifelt rieb sich Son Goku über das Gesicht. Irgendwie hatte er das Gefühl in eine Falle getappt zu sein, die unsichtbar war. Ganz und gar unsichtbar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)