Final Fate von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 19: Die Geschichte -------------------------- Nach dem verhängnisvollen Streit der Brüder am Tor war Tales Son Goku hinterhergelaufen und hatte seinen humpelnden Zwilling schnell eingeholt. Es herrschte Schweigen zwischen ihnen. Jeder dachte über seine Probleme nach und Goku verspürte nicht die mindeste Lust sich über irgendetwas mit irgendwem zu unterhalten. Er hielt sich immer noch die Mitte, wo ihn Radditz Schlag übel getroffen hatte und der ihm eine ganze Reihe von Verletzungen wieder ins Gedächtnis gerufen hatte. Kurz bevor sie den Palast erreichten wurde er langsamer, sein Atem ging schwerer und er hatte das Gefühl sein verletztes Bein würde ihn keinen Moment mehr tragen. Wortlos hatte sich Tales seinen Arm geschnappt, ihn sich über die Schulter gelegt und seinen Bruder gestützt. Er hätte ihn auch tragen können, ziemlich problemlos sogar, doch er war sich ziemlich sicher, dass er ihrer nicht so guten Beziehung damit keinen Gefallen tun würde. Goku hatte ihm mit einem kurzen Nicken gedankt und sie waren schweigend weiter gehumpelt. Das nächste Problem, dem sie sich stellen mussten, war der gigantische Palast. Tales kannte sich hier nicht aus, Son Goku sowieso nicht und somit lag ihr Ziel fernab ihrer Reichweite. Allerdings hatte Goku schon immer verdammt viel Glück und auch Tales schien dieses Privileg zu genießen, denn ihnen lief Runa über den Weg. Sie erfasste mit einem Blick die Situation, befahl einem Diener mit harschen Worten Pers zu holen, griff nach Gokus anderem Arm und gemeinsam brachten sie den Verwundeten zu den Königsgemächern. Hier musste sich Tales verabschieden. Auch wenn er geduldet wurde, vom König Aufträge bekam und sich entgegen aller Gesetze im Palast bewegen durfte, es gab Bereiche, da hatte er nichts zu suchen. Also sah er Runa und Kakarott besorgt hinterher, ehe sich die großen Türen schlossen. Einige Zeit später suchte ihn ein sehr junger Saiyajin in Dienertracht auf, der sich als Chiore und Gokus Diener vorstellte und ihm mitteilte, dass sein älterer Bruder die nächsten Tage strenge Bettruhe verordnet bekommen hatte. Runa ließ ihm ausrichten, sie würde sich um ihn kümmern, ihm die Zeit vertreiben und sobald er wieder aufstehen konnte, würde sie Tales eine Nachricht zukommen lassen. Danach verschwand Chiore eiligst wieder, denn er wollte sich um Essen und Trinken für seinen Herrn kümmern. Tales sah ihm mit gefurchter Stirn hinterher. Kaka hatte also sogar einen Diener … er musste grinsen und rieb sich über den Hinterkopf, während er den Weg zu seinem eigenen Zimmer antrat, oder eher zu suchen begann. Einen Diener, das hätte sich aber auch keiner von ihnen zu träumen gewagt. Das war einfach so absurd, passte nicht zusammen, sodass ihm dafür echt die Worte fehlten. Aber nun ja, wenn Kaka erst mal ans Bett gefesselt war und er nicht zu ihm konnte, dann konnte er sich in dieser Zeit um seinen anderen Auftrag kümmern. Immerhin gab es da noch ein paar Erdlinge, über die er mehr in Erfahrung bringen musste. Und dieser Aufgabe widmete er sich nun eben zuerst. Für Son Goku brach die Hölle an, denn er musste im Bett bleiben. Einen Tag, einen Zweiten, einen Dritten … und Chiore achtete sehr peinlich darauf, dass er das auch tat, sagte ihm immer das Pers ihm gedroht hatte, er würde ihm den Schweif abschneiden lassen, wenn er Kakarott auch nur einen Fuß aus dem Bett setzen ließ. Da der Junge davor wirklich Angst zu haben schien und sich Goku nicht sicher war, ob das wirklich nur eine leere Drohung war, er wollte Chiore nicht in Schwierigkeiten bringen, unterließ er es sich seinem Bewegungsdrang zu unterwerfen und blieb liegen. Runa verbrachte sehr viel Zeit in diesen ersten drei Tagen an seinem Bett und so hatte er eigentlich immer jemanden um sich, der versuchte ihm die Zeit zu vertreiben, außer wenn er schlief. Von Chiore erfuhr er, dass der Junge sehr stolz und zufrieden mit seiner Aufgabe als Diener im Palast war. Besonders stolz, dass er ihm, als Supersaiyajin dienen durfte. Er war das siebte Kind aus einer niederen Familie aus dem Kriegsadel und der Schwächste unter seinen Geschwistern. Es war früh ersichtlich gewesen, dass er nicht zum Krieger geboren war und für einen Minister war der Rang seiner Familie zu niedrig. Somit war für Chiore nur die Ausbildung zum Leibdiener im Palast übriggeblieben, was ihn für seine Familie zwar nicht unsichtbar machte, aber er dennoch ganz unten in der Ansehensliste stand. Zumal sein überschwängliches und lebhaftes Wesen nicht die besten Attribute für einen Diener waren, den man am besten nicht sah und nicht hörte. Umso überraschter war er gewesen, als er aus der Ausbildungsgruppe herausgeholt worden und hierher versetzt worden war. Hierher, in die direkten Gemächer des Königs, zu dessen zukünftigem Gèrad, der auch noch ein Supersaiyajin war. Jedes Mal wenn er davon sprach, bekam er funkelnde Augen. Da konnte Goku ihm auch noch so oft sagen, dass er weder der Gèard war, noch vor hatte es zu werden, noch vor hatte hierzubleiben, noch sonst irgendetwas. Chiore war einfach so glücklich darüber diese Aufgabe bekommen zu haben, dass Son Goku anfing darüber nachzugrübeln, ob etwas, dass er aus seiner Perspektive als ungerecht oder Erniedrigung empfand, für andere vielleicht eine Lebenserfüllung war. Runa, ganz im Gegensatz zu Chiore, erzählte nicht viel von sich. Sie hörte zu. Erst erzählte Goku ihr die Geschichte zu Ende, die sie am Abend des gemeinsamen Essens schon begonnen hatten, dann unterhielten sie sich ganz allgemein über Weltanschauungen und dann kamen sie wieder auf die Dinge zurück, die Son Goku in seinem Leben schon erlebt hatte. Wie er aufgewachsen war, wer seinen Charakter geprägt hatte, seine Kämpfe, Auseinandersetzungen, angefangen bei Prinz Pilaw über die Red Ribbon Arme, Tao Baibai hin zu Tenshinhan und den Herrn der Kraniche. Hier kam einer der seltenen Momente, da sie ihn in seinen Erzählungen unterbrach. „Moment, Moment … du hast doch erzählt, dass Tenshinhan und Chao Zu dir auf deiner Reise vor dem Turnier so übel zugesetzt haben und dann auch während dem Turnier. Der Kampf gegen deinen Freund Krillin, der mit unfairen Mitteln geführt worden ist und dann aber auch gegen dich.“ Goku nickte. „Und jetzt erzählst du mir, dass ihr, also dieser Tenshinhan und du, während eures Kampfes all diese Zwistigkeiten überwunden habt und am Ende als Freunde daraus hervorgegangen seid?“ „Vielleicht nicht direkt als Freunde, das kam erst später, als sie mir gegen Oberteufel Piccolo geholfen haben.“ „Wen?“ „Oberteufel Piccolo. Ein harter Gegner. Er hatte eigentlich schon die Kontrolle über die Welt und Tenshinhan hat sich ihm in den Weg gestellt und war bereit sein Leben zu opfern, um ihn wieder in einem Reiskocher zu versiegeln.“ „Was ist ein Reiskocher?“ „Na, das ist ein kleines, rundes Gerät, in das man Wasser füllt, Reis dazugibt, den Deckel schließt und es erhitzt.“ „Und damit kann man Teufel besiegen?“ „Nein, damit kocht man Reis.“ „Und mit dem Reis kann man dann den Teufel besiegen?“ „Äh, nein … den isst man.“ Stille. Runa blinzelte, verstand kein Wort, dachte nach und beschloss diesen letzten, absurden Teil einfach zu übergehen. Sie hatte nun nach zwei Tagen in Gesprächen mit Kakarott schon festgestellt, dass seine Welt eine Welt voller irritierender Dinge, komischer Ansichten und noch sehr viel verrückteren Bewohnern war. Wenn auch Kakarotts Erzählungen der Natur und Topographie sie beeindruckt hatten. Sie beschloss zu versuchen das Gespräch wieder auf das Wesentliche zu lenken. „Was ich meinte ist, dass ich es sehr verwunderlich finde, dass du ihnen nach all diesen Dingen nicht weiterhin misstraut hast.“ „Warum sollte ich das denn tun?“ „Weil sie dich mehrfach hintergangen haben.“ „Aber das lag doch zurück. Sie hatten sich geändert.“ „Aber das konntest du doch nicht mit Gewissheit wissen. Sie hätten dir das auch nur vorspielen können, um dein Vertrauen zu gewinnen.“ Goku musste einige Momente über diese Worte nachdenken und Runa wurde klar, dass er diese Überlegungen wirklich noch nie angestellt hatte. Und irgendwie fand sie das süß, possierlich; possierlich wie bei einem Haustier. Aber es stand keinem Saiyajinkrieger gut zu Gesicht. „Wenn sie es vorgespielt hätten“, sagte Goku schließlich. „Dann hätte ich sie eben besiegen müssen.“ „Aber war Tenshinhan zu diesem Zeitpunkt nicht stärker als du?“ „Wir waren ziemlich gleichstark.“ „Wäre es deswegen nicht besser gewesen, ihnen weiterhin zu misstrauen und dieses Risiko nicht einzugehen?“ „Vielleicht, aber dann hätten sie sich vielleicht ja auch nicht so verändert wie sie es getan haben.“ „Wie meinst du das?“ „Natürlich war es ein Risiko ihnen zu vertrauen, aber wenn sie sich ändern wollten und es wäre niemand da gewesen, der ihnen eine zweite Chance gegeben hätte, dann hätten sie sich vielleicht gar nicht geändert. Außerdem hat Jackie Chun in Tenshinhan ein gutes Herz gesehen.“ „Das war dieser alte Meister, der dich bei deinem ersten Turnier geschlagen hat, richtig?“ „Ja.“ Runa verfiel abermals in Grübeleien. „Weißt du“, sagte sie schließlich. „Es stimmt schon … wenn man sich ändern will, aber das Umfeld lässt das nicht zu, dann ändert man sich auch nicht. Aber einem Feind die Hand der Freundschaft zu reichen ist sehr … nun ja, es entspricht nicht unserer Art.“ „Und deswegen bin ich froh, dass ich auf der Erde aufgewachsen bin.“ „Wie meinst du das?“ „Na, wenn ich hier aufgewachsen wäre, würde ich so denken wie ihr und dann hätte ich den beiden diese Chance nicht gegeben, aber das hätte dazu geführt, dass ich den Kampf danach, gegen Oberteufel Piccolo, nicht gewonnen hätte. Es war Tenshinhan, der mir die Chance gab, die Zeit verschaffte, ihn zu gewinnen. Und danach haben Tenshinhan und Chao Zu sogar mit uns zusammen trainiert, um für den Kampf gegen Oberteufel Piccolos Sohn bereit zu sein. Und der, er hieß auch Piccolo, hat uns dann gegen die Minotauren geholfen.“ Runa blinzelte. „Du hast noch einen Gegner, der am Ende mit dir zusammen gekämpft hat?“ Die Überraschung in Runas Stimme war nicht zu überhören. „Eigentlich … also wenn man es genau nimmt“, Son Goku grübelte nach. „Waren alle meine Freunde früher Gegner. Yamchu war ein Dieb, der uns ausrauben wollte, Krillin wollte mich im Training ständig ausstechen und Tenshinhan, Chao Zu und Piccolo hatten wir ja gerade.“ „Du hast keinen einzigen deiner Gegner getötet und sie alle irgendwie auf deine Seite gezogen?“ „Nicht alle, aber die meisten, ja. Warum?“ Runa schüttelte fassungslos den Kopf und ihre langen Haare bewegten sich in einem Farbenspiel aus schwarz und blau im Licht, welches Gokus Aufmerksamkeit auf sich zog. Für ihn war sein Leben, nun ja, sein Leben eben. Da war nichts Absonderliches, oder Irritierendes dran. Er war seinen Weg gegangen, ging ihn immer noch und würde ihn auch weiter gehen. Für Runa und jeden anderen Saiyajin war die Tatsache einen Gegner zu verschonen eine Unmöglichkeit. Ein Feind gehörte eliminiert, Ende. Und so sagte sie ihm das auch. Worauf Son Goku sie fragte, wie sie sich dann weiterentwickeln und stärker werden wollten, wenn sie nicht auch bereit waren solche Risiken einzugehen. Er hatte von all seinen Feinden eine Menge gelernt. „Ihr nicht?“, fragte er und bekam auf diese Frage keine Antwort. Danach führten die Gespräche zu den letzten fehlenden Erzählungen zurück, der Kampf gegen Oberteufel Piccolo, danach die Vorbereitung, das Training bei Gott, der Kampf gegen Piccolo und schließlich die Invasion der Minotauren. Runa sah sich am Ziel ihrer Suche nach der Verwandlung zum Supersaiyajin und so drehten sich die Gespräche in den letzten Tagen von Gokus Erholung, in der er zwar schon aufstehen durfte, aber noch nicht lange gehen und stehen sollte, ausschließlich darum. Allerdings führten sie nicht zum gewünschten Ziel. Egal wie sehr Runa es auch versuchte, oder welche Fragen sie stellte, egal wie sie das Thema anging, Son Gokus Antwort war immer dieselbe: Er war furchtbar wütend gewesen, so wütend wie noch nie in seinem Leben und mit einem Mal war die Kraft aus ihm herausgebrochen. Das Schlimme daran war, er log nicht, das sah sie in seinen Augen und sie war sich nach den ganzen verbrachten Stunden mit ihm ziemlich sicher, dass er das gar nicht konnte. Dennoch traf sie sich weiter mit ihm, leistete ihm Gesellschaft und ging mit ihm im Dachgarten spazieren. Sie genoss seine Gesellschaft, die Unterhaltungen, die Erzählungen, den Austausch und merkte erst sehr spät, nach mehr als zehn Tagen, als Pers Goku die Erlaubnis gab die Umgebung seines Bettes zu verlassen, dass sie ihn wirklich sehr zu mögen begonnen hatte. Immerhin wusste sie auch fast alles über ihn. Allerdings gab es eine Sache, die sie nicht wusste und über die Goku auch in all seinen Erzählungen niemals auch nur ein Wort verloren hatte: die Dragonballs; denn wenn die Saiyajins herausbekommen würden, was es mit diesen Kugeln auf sich hatte, wäre jede Chance auf eine Rückkehr zur Erde und ihrer Normalität ausgelöscht. Das war sogar Goku klar. Vegeta sah er im Übrigen in diesen ganzen zehn Tagen nicht einmal, und er wusste nicht, ob das nun ein gutes, oder ein schlechtes Zeichen war. Chiore brachte ihm am elften Tag, dem Tag, nachdem Pers ihm gestattet hatte wieder aus seinem Verlies, genannt Zimmer, heraus zu dürfen, eine Nachricht von Tales in der stand, dass sich sein Zwilling gerne mit ihm treffen würde. Kakarott wisse schon um was es ging. Das war der Moment, da ihn die Realität wieder einholte. Warum oder wie auch immer es passiert sein mochte, aber in den Tagen seiner Erholung hatte es Son Goku geschafft, sich vollkommen von der Situation, in der er sich befand, zu distanzieren. Obwohl er die ganze Zeit über die Erde und seine Freunde gesprochen hatte, hatte er es vermieden direkt an sie in ihrer jetzigen Situation zu denken. Er hatte einfach alles beiseite geschoben, was auf ihm gelastet hatte und sich einfach nur darauf konzentriert wieder zu einer gesunden Form zu finden, bei der er nicht bei jeder Bewegung spürte, dass er verletzt war. Das hatte funktioniert. Nun aber krachte dieses ganze Gewicht der Verantwortung wieder auf seine Schultern und er wäre beinah in die Knie gegangen. Er hatte Vegeta etwas versprochen und das galt es nun einzuhalten in der Hoffnung damit die Freiheit seiner Leute erkaufen zu können. Chiore brachte ihm die gewünschte Kleidung. Lange, blaue Hose, blaues Hemd mit kurzen Ärmeln, den einfachen Brustpanzer und die weißen Stiefel. Seinen Schweif eng um die Hüften geschlungen stapfte er hinter seinem plappernden Diener her, der ihn in die Archive brachte, wo Tales gebeten hatte, das er hinkommen sollte. Sie waren anders als er sich das vorgestellt hatte. Bei dem Wort Archiv hatte Son Goku sofort an Bücher gedacht, doch das, was da in Halterungen an den Wänden hing, waren keine Bücher. Um genau zu sein, er wusste nicht was das war und starrte nur irritiert auf die ganzen summenden, kleinen Geräte. Und warm war es in dem Raum, nicht übermäßig, aber doch um einiges wärmer als die Temperatur an die er sich in den letzten Wochen, oder waren es sogar schon Monate?, gewöhnt hatte. Chiore verabschiedete sich mit den Worten, er würde in der Nähe bleiben und ehe Goku fragen konnte, ob er nicht gleich dableiben wollte, war der Junge auch schon verschwunden. Neugierig trat Goku an die verzweigten und sich ineinander schlingenden Wände heran, verfolgte mit den Augen so etwas wie Bahnen, wobei er keinerlei Ahnung hatte was sie transportierten und stellte fest, dass es in der Nähe der Wände wärmer war. Kam das etwa von diesen Geräten? „Kaka?“ Er fuhr zusammen und wirbelte herum. Tales stand unweit hinter ihm und blickte bei Gokus Reaktion entschuldigend drein. Gedanklich ärgerte sich Goku einmal mehr über die Sache mit dem Nichtspüren der Auren, setzte aber ein verhaltenes Lächeln gegenüber Tales auf. Sein Zwilling konnte für die ganzen Probleme nichts, das wusste er, aber trotzdem blieb Goku reserviert. Er wollte einfach nicht die nächste Enttäuschung in Bezug auf diesen Teil seiner Familie erfahren. Nicht nach den vorangegangenen Ereignissen. „Tales.“, erwiderte er das Ansprechen in neutralem Ton. Der jüngste Bruder merkte sofort, dass sie wohl nicht einfach zu der Tagesaufgabe übergehen konnten, für die sie nun hier waren, wich Gokus Blick aus, rieb sich über den Hinterkopf und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Kakarott die gleiche Geste vollführte. Und auch Goku bemerkte das, was sie schließlich beide zu einem verlegenen Lächeln brachte. „Hör mal“, begann Tales. „Das alles, also wirklich alles, dieser ganze Mist, der Kampf, das im Thronsaal, am Tor, das … das tut mir leid, wirklich. Als wir die Nachricht bekommen haben, dass du noch am Leben bist und wieder auf unserem Planeten, da habe ich mich so gefreut. Ich war so gespannt auf meinen Zwilling, wollte dich unbedingt kennenlernen, wollte wissen, ob du so bist wie ich, ob … ob wir uns ähnlich sind … all das eben, was man so über Zwillinge sagt.“ Tales Worte verhallten in dem großen Raum und Goku war hin und hergerissen. Einerseits hatte er sich gesagt, er würde sich von nun an auf die Familie konzentrieren, die ihn so akzeptierte wie er war, andererseits klangen Tales Worte wirklich aufrichtig in seinen Ohren. Er seufzte, nickte. „Dann, nochmal von vorne?“ Tales sah ihn bittend an. „Von vorne.“, bestätigte Goku. Das Gesicht seines Bruders hellte sich auf, begann zu grinsen. „Dann komm mal mit. Eigentlich soll ich dir ja was über unsere Kultur beibringen, aber das Zeug ist furchtbar langweilig und öde, deswegen hab ich mir gedacht, wir machen am ersten Tag was anderes.“ „Und was?“ „Na, wir lernen uns kennen? Wenn man sich kennt, dann lernt man besser zusammen, oder?“ Und so kam es, dass Goku in den ersten beiden Tagen in diesem seltsamen Raum, der, wie er von Tales erfuhr, eigentlich ein einziger, großer Computer zur Datenspeicherung war, seine Lebensgeschichte ein weiteres Mal erzählte. Tales war neugierig, ungeduldig und ein richtiges Energiebündel. Er unterbrach ihn dauernd, stellte zu allem möglichen Fragen, wollte alles bis ins kleinste Detail wissen und konnte nicht genug von der Erde, den Menschen, oder auch Gokus Kämpfen und Siegen bekommen. Zum Glück gab es in diesem Archiv Bereiche mit großen Monitoren und Tischen, an denen man bequem sitzen, reden oder eben Daten abfragen konnte. Sie ließen sich von Chiore das Essen dorthin bringen und als Goku bei seinem letzten Kampf gegen die Minotauren angekommen war und seine Geschichte beendet hatte, war aus anfänglicher Reserviertheit mehr geworden. Tales, stellte er fest, hatte ein ebenso einnehmendes Wesen wie er selbst. Wenn man sich länger in seiner Nähe aufhielt, fing man ganz automatisch an ihn zu mögen, zumindest, wenn man einen Charakter wie Son Goku hatte. „Jetzt erzähl du aber mal“, wendetet Goku das Thema von sich auf Tales. „Wie hast du so gelebt? Ihr“, verbesserte er sich schnell. „Und was“, hier stockte er kurz. „Ist mit unseren Eltern passiert? Wie waren sie so?“ Der Jüngste lehnte sich entspannt zurück. „Mhm, wie beschreibe ich das am besten. Vater sah aus wie wir. Also wirklich wie wir, als würde man in den Spiegel sehen und eine ältere Version von sich erblicken. Er hatte auf der Wange eine Narbe, so eine“, bei den Worten fuhr sich Tales über die Wange und zeigte so die Form an. „Und wenn man ihn nach ihr gefragt hat“, erzählte er lächelnd weiter. „Dann hat er einem jedes Mal eine andere Antwort gegeben. Nie war es dieselbe Geschichte, immer eine andere. Und danach haben sich Màthair und er immer so seltsam angeschaut. Zumindest als Kind habe ich das gedacht. Als ich ein wenig älter wurde, habe ich den Blick verstanden und ich glaube“, nun beugte er sich über den Tisch zu Goku und grinste schelmisch. „Mutter hat ihm die Narbe verpasst.“ Das brachte sie beide zum Grinsen und Tales lehnte sich wieder zurück, verschränkte die Finger im Nacken, sah zur Decke, setzte einen Fuß an die Tischkante und begann mit seinem Stuhl zu wippen. „Vater war streng, streng und stolz, eigentlich genauso wie Radditz. Aber er hatte auch viel Humor, so wie wir. Er war nicht so verbissen und engstirnig, sondern ließ die Dinge auf sich zukommen. Und Mutter, sie hat immer gelächelt und geschimpft, wenn wir etwas kaputt gemacht, oder das Haus verwüstet haben. Sie hat sich nichts gefallen lassen, war ein richtiger Wirbelwind, plapperte einfach drauf los, wenn ihr der Sinn danach stand und konnte unseren Vater mit einem einzigen Blick zum Schweigen bringen. Sie konnte toll kochen. Wenn ich die Augen schließe und mich ganz stark konzentriere, dann kann ich ihren Fiadh Eintopf wirklich riechen.“ Er zog tief die Luft in seine Nase ein, was Goku zum Lächeln brachte. „Hört sich so an, als hätten wir eine tolle Familie gehabt.“ Tales öffnete die Augen, sah zu seinem Zwilling und in dessen traurige, nachdenkliche Miene, setzte sich richtig hin und nickte ihm zu. „Das hatten wir … und Kaka, sie haben dich entsetzlich vermisst und furchtbar gerngehabt.“ Goku schnaubte. „Und warum haben sie mich dann weggegeben? Einfach so? Als Baby in eine Kapsel und ab auf einen anderen Planeten?“ Überrascht stellte er fest, dass in seiner Stimme mehr Bitterkeit mitschwang als er gedacht hatte darüber empfinden zu können. Das war eigenartig. Bis jetzt hatte er noch nicht einmal gemerkt, dass ihm das etwas ausgemacht hatte. Er erinnerte sich an die Dinge, die Vegeta ihm schon gesagt hatte. „Lag es daran, dass meine Kampfkraft, oder wie ihr das nennt, so schwach war? Oder dass wir Zwillinge waren, weil das ja ein ach so böses Omen in eurer Welt ist?“ Der Sarkasmus war kaum zu überhören und auch, dass er verletzt war. Zu Gokus Überraschung blinzelte Tales völlig irritiert. „Nein, ja … ich meine: Ja, deine Kampfkraft war als Baby sehr niedrig, deutlich niedriger als meine und ja, das zählt als schlechtes Omen bei uns, weil man glaubt, dass die Kampfkraft...“ „Ich weiß, was ihr glaubt.“, unterbrach Goku seinen Zwilling rüder als beabsichtigt. Tales ließ das einfach an sich abprallen. „Aber du weißt nicht den Grund, warum sie sich entschlossen haben dich fortzuschicken. Das hatte nämlich gar nichts mit deiner Kraft zu tun, sondern mit dem Babykrieg.“ „Babykrieg?“ „Schau.“ Tales betätigte einige Knöpfe in der Konsole des Tisches an dem sie saßen und der große Monitor darauf sprang an. Es erschienen Daten, die Goku nichts sagten und Auflistungen, die ihm noch viel weniger sagten. Dann schien Tales das gefunden zu haben, wonach er suchte und es erschien eine Tabelle mit Jahreszahlen und Fakten. Aber nirgendwo stand etwas von einem Babykrieg. „Ich versteh nicht...“ „Warte“, unterbrach ihn Tales, der daraufhin den Bereich vergrößerte welcher mit 'Zeit des Wohlstandes' betitelt wurde. Es erschienen detailliertere Jahreszahlen und hinten dran eine Auflistung von verschiedenen Ereignissen, aber auch hier stand nichts von einem Babykrieg. Tales markierte einen Bereich, der ziemlich am Ende dieser Zeit des Wohlstandes lag. „Hier ungefähr hat der Babykrieg begonnen.“ „Da steht aber nichts davon.“ „Ja, weil er in keiner saiyajinischen Datenbank aufgeführt wird, zumindest in keiner, die öffentlich zugänglich ist.“ Goku runzelte die Stirn. „Aber ist das hier“, er machte eine ausladende Bewegung zum Raum hin. „Nicht das private Zeug von Vegeta?“ „Nein, gar nicht. Das ist das Archiv, wo all unsere Gesetzte, Traditionen, Bräuche, die Geschichtsschreibung, einfach alles zusammengetragen und gespeichert wurde, was es an Wissen über uns gibt. Jeder Minister, oder Soldat mit einem entsprechenden Rang, hat hierauf Zugriff. Sie wird auch zu Rate gezogen, wenn es um neue Gesetze geht.“ Goku begann der Kopf zu schwirren. „Warte … ich dachte du warst noch nie hier? Also bevor ich hier war, ich meine, hier im Palast … woher kennst du dich damit so gut aus?“ „Na, weil jeder Saiyajin von klein auf das lernt und weiß, dass es hier dieses Archiv gibt. Wir sind stolz darauf so viel von unserer Vergangenheit wieder gefunden zu haben.“ Aus einigen Fragezeichen in Gokus Gesicht wurden plötzlich sehr viele. Tales begriff, dass er anders ansetzen musste. „Also, ich weiß, du willst jetzt lieber eine Antwort auf deine Frage, warum dich unsere Eltern fortgeschickt haben, aber damit ich dir das richtig beantworten kann, sollte ich dir vielleicht erst mal das erklären, was jeder kleine Saiyajin mit als erstes lernt sobald seine Ausbildung begonnen hat. Einfach damit du verstehen kannst, warum ich das weiß und warum“, Tales suchte nach Worten. „Die Dinge eben einfach so sind wie sie sind?“ Nach kurzem Zögern nickte Goku und Tales stieß sichtlich erleichtert die angehaltene Luft aus. „Also, dass Vegeta nicht unser ursprünglicher Planet ist, das weißt du?“ Wieder nickte Goku und Tales ging ans unterste Ende der Auflistung von Jahreszahlen. „Unser eigentlicher Heimatplanet hieß Sadala und wir lebten dort mit einer anderen Rasse zusammen, die sehr viel fortgeschrittener war als wir. Dafür waren wir stärker. Und na ja, irgendwann beschloss wohl irgendwer, dass wir auch diesen Fortschritt haben wollten und da wir stärker waren … du kannst dir denken was passiert ist.“ „Ihr habt sie angegriffen.“ „Nicht nur angegriffen, wir haben sie ausgelöscht.“ Son Gokus Gesicht wirkte nicht begeistert und Tales beeilte sich fortzufahren. „Allerdings gab es damals keinen Anführer. Wir waren einfach ein wilder Haufen von Barbaren, ohne Gesetze, ohne Struktur. Und nachdem unser Feind bezwungen war, begannen wir gegeneinander um die Technologie zu kämpfen. Um die Raumschiffe, die Rüstungen, die Waffen, einfach um alles. Dabei wurde ein Großteil der Technologie, um die es uns ja gegangen war, zerstört. Allerdings zerstörten wir zu viel, unter anderem wohl auch etwas, was mit dem Kern des Planeten verbunden war. Es folgten Naturkatastrophen, Stürme, Plasmagewitter, tektonische Verschiebungen, Vulkanausbrüche. Sadala wurde zu einem Planeten, auf dem man nicht mehr leben konnte. Einige von uns erkannten das, ein Bruchteil, nicht viele und sie flohen mit einer Raumflotte, gerade noch rechtzeitig, denn kaum hatten sie den Planeten verlassen, muss er implodiert sein, oder explodiert. Zerstört halt.“ Tales suchte die passenden Dateien zu dieser Zeit heraus. „Von der Zeit auf Sadala gibt es wenig, was wir retten konnten. Unser Augenmerk lag damals logischerweise auf etwas anderem als Überlieferungen und Geschichte. Aber alles was Rìgh Vegeta der IV., also der jetzige Rìgh, hat finden lassen, kannst du hier nachlesen.“ Goku hob fragend eine Braue. „Vegeta hat nach Geschichte suchen lassen?“ „Ja. Dieses ganze Archiv ist sogar sein Werk. Das war eine seiner ersten Amtshandlungen nach den Königskriegen und nach seiner Thronbesteigung. Ein Archiv unserer Geschichte. Er hat überall im ganzen saiyajinischen Imperium suchen lassen und viele alte, teilweise auch nur noch mündlich überlieferte Geschichten zusammentragen lassen und sie alle hier speichern lassen. Keiner weiß, warum er das getan hat. Manche vermuten, weil er uns ein Gefühl für unsere Wurzeln geben wollte, wo wir hergekommen sind, vielleicht. Andere sagen, es war ein cleverer Schachzug, um sich das Regieren zu erleichtern und wieder andere hielten es für Zeitverschwendung.“ Tales zuckte mit den Schultern. „Wenn du es wissen willst, dann frag ihn am besten selbst.“ Goku würde den Teufel tun und prompt blitzte der Gedanke in seinem Kopf auf, dass diese Handlung durchaus zu dem Saiyajin passte, der mit stolzem Blick auf seine Hauptstadt hinabgeblickt und gesagt hatte, er würde alles für sein Volk tun. „Und deswegen“, fuhr Tales mit seiner Erläuterung fort. „Weiß ich auch, oder besser jeder Saiyajin über dieses Archiv bescheid, beziehungsweise kann darauf zugreifen. Hier direkt in diesem Raum nur die Leute aus dem Palast, wie eben schon erklärt, aber in jedem Ausbildungslager, oder öffentlichem Archiv im saiyajinischen Reich, sind diese Daten auch hinterlegt.“ „Also gehört das alles zu eurem Geschichtsunterricht?“ „Ja, so kann man das ganz gut nennen.“ Tales grinste und Goku erwiderte es. „Was kam dann?“, wollte er wissen. „Sadala war zerstört und ihr habt diesen Planeten hier gefunden?“ „Nicht ganz. Du hast ja Ragus im Thronsaal gehört. Natürlich waren die Ressourcen auf den Schiffen knapp, da wir uns auf diese Reise nicht vorbereitet hatten. Luft, Lebensmittel, Treibstoff. Da wir es bis dahin immer so gehandhabt hatten, haben wir angefangen darum zu kämpfen, zum Teil sind wohl sogar ganze Schiffe dabei zerstört worden. Einige Krieger erkannten, dass, wenn es so weiter ging, kein Saiyajin überleben würde. Also begannen sie andere Saiyajins um sich zu scharen, sie davon zu überzeugen, dass es so nicht weiter gehen konnte, dass es Veränderung brauchte, um zu überleben. Natürlich waren diese Saiyajins stark, stärker als die anderen und so bildeten sich verschiedene Gruppen, die sich auch wieder gegenseitig bekämpften. Aber anders als zuvor, brachten zwei dieser Gruppierungen die Unterlegenen nicht um, sondern boten ihnen an, sich ihnen anzuschließen. Nur gemeinsam konnten sie überleben, nur gemeinsam konnten sie die Saiyajins wieder stark machen. Das waren die Gruppen von Vegeta dem I. und Asparagan, der dann der erste Gèard in unserer Geschichte wurde. Vegeta gewann diese Auseinandersetzung, aber das hast du im Thronsaal ja schon von Ragus gehört.“ Goku nickte. „Danach machten wir uns unter der Führung von Vegeta dem I. auf die Suche nach einem geeigneten Planeten und diese Phase unserer Geschichte wurde als die Zeit der Wanderung in unserer Geschichtsschreibung hinterlegt.“ Er hob die dazugehörigen Dateien auf dem Monitor hervor. „Zu der Regentschaft von König Vegeta dem I. gehört allerdings noch, dass wir unter seiner Herrschaft diesen Planeten hier fanden, eroberten und mit unserer Ansiedlung begannen.“ „Ihr habt ihn erobert?“ „Ja.“ „Ja klar, was auch sonst.“ Der abwertende Tonfall in Gokus Stimme entging Tales nicht. „Was willst du damit sagen?“ „Na … das ist doch offensichtlich.“, empörte sich Goku. „Für mich nicht.“ Tales verschränkte die Arme. „Ihr verliert euren Heimatplaneten, weil ihr die andere Rasse darauf ausgelöscht habt. Dann findet ihr einen neuen Planeten und anstatt diesen friedlich zu betreten, löscht ihr die hier siedelnde Rasse einfach aus? Habt ihr da aus euren Fehlern nicht vielleicht irgendetwas dazugelernt?“ „Haben wir doch!“, verteidigte sich Tales. „Zwei verschiedenen Rassen auf einem Planeten funktioniert nicht. Also haben wir sie vernichtet.“ Goku klappte der Mund auf. „Ja, zugegeben, wäre Vegeta der I. wie sein Urenkel, dann hätten wir die Rasse wohl als Tràills in unsere Reihen aufgenommen. Das wäre sogar besser gewesen, denn sie kannten das Land und ihren Planeten, aber soweit waren wir damals einfach noch nicht.“ Wenn überhaupt möglich, wurde Gokus Blick noch ungläubiger. „Das“, ächzte er. „Habt ihr deiner Meinung nach aus der Sache gelernt?“ „Ja, sicher. Was sollen wir denn sonst gelernt haben?“ „Vielleicht, dass andere Rassen auszulöschen Völkermord ist? Dass man das einfach nicht macht! Dass es nichts Schlimmeres gibt, als wenn man ohne Grund angegriffen wird, sieht wie sein Volk stirbt und leidet, Städte in Trümmern liegen, Menschen schreien und Kinder … Kinder …“ Abrupt brach Goku ab, stand auf, ging von dem Tisch weg, ging von Tales weg. Gott, schon wieder dieses Bild! Dieses Bild von Rot und Grau, dem Stein, der Hand … wurde er das denn nie wieder los? Würde ihn das immer weiter und weiter verfolgen? Noch dazu diese absolut hirnrissigen Aussagen von Tales! Dabei hatte er gerade geglaubt, dass sich ihr Verhältnis gut entwickelte, dass sie harmonierten, dass da wirklich etwas entstehen könnte, eben einfach … eine normale Beziehung zu seinem Zwillingsbruder. Aber normal war auf diesem Planeten einfach nichts und niemand. „Kaka?“ „Was?“ „Ich wollte dich nicht daran erinnern was mit den Minotauren und der Erde passiert ist.“ „Hast du aber.“ Das war ungerecht, aber das war ihm in diesem Moment egal. „Ich … ich kann doch auch nichts dazu, dass wir … eben so sind wie wir sind und … unsere Geschichte besteht nun mal aus vielen Kämpfen und Schlachten. Wir sind eine Kriegerrasse, Kaka. Du hast doch auch gegen deine Feinde gekämpft.“ „Aber ich habe sie nicht umgebracht oder Völkermord begangen.“ Tales Stimme veränderte ihre Tonlage. Aus entschuldigend, gar mitfühlend wurde mit einem Mal herausfordernd. „Und was hast du in deiner Jugend gemacht? Denkst du, dass alle gegen die du bei dieser Armee gekämpft hast, überlebt haben?“ Son Goku blinzelte, von dem plötzlichen Angriff seines Zwillings überrascht. „Ich, nein … nein das denke ich nicht.“ Und das dachte er wirklich nicht. Jetzt da er älter war, war ihm durchaus klar, dass er damals mit Sicherheit Menschen getötet hatte. Doch als Kind hatte er darüber nicht nachgedacht, auch nicht über den Schaden, den er in seinen Kämpfen angerichtet hatte. Es war für ihn nur wichtig gewesen Ungerechtigkeit auszumerzen und die Dragonballs zu finden, für Upa und seinen Vater. Außerdem hatten diese Menschen vorher andere Menschen getötet, also … „Dann hast du doch auch Leben auf dem Gewissen.“ „Aber keinen Völkermord! Ihr … ihr habt ein ganzes Volk vernichtet, weil ihr ihren Planeten haben wolltet. Mehrere Völker sogar, wenn ihr über so viele Planeten herrscht.“ „Und was hättest du getan, mhm? Wenn es um deine Familie und diese Menschen gegangen wäre? Hättest du sie sterben lassen?“ Fast dieselben Fragen, die auch Vegeta ihm gestellt hatte. Gott, wieso sahen die nur schwarz und weiß? Entweder, oder? Wieso … seine Gedanken brachen ab, als ihm klar wurde, dass er sich vor einiger Zeit gewünscht hatte es würde wieder alles schwarz und weiß werden. Klare Linien, keine Komplikationen. Jetzt hatte er das und es war verdammt nochmal komplizierter als vorher! Er stand auf. „Ich glaube, wir lassen das für heute. Sonst endet es im nächsten Streit.“ Tales aber ließ ihn nicht so leicht davonkommen. „Kaka, ich hätte darauf gerne eine Antwort.“ „Was willst du denn hören?“ „Was du getan hättest.“ „Ich hätte versucht mit der Rasse friedlich zu sprechen, einen Vertrag auszuhandeln, ein Zusammenleben.“ „Und wenn das nicht funktioniert hätte?“ „Das hätte es bestimmt.“ „Und wenn nicht? Hättest du deine Familie sterben lassen?“ Son Goku starrte seinen Zwilling an, biss die Zähne zusammen. Wollte antworten, wollte unbedingt antworten, ihm sagen, dass er niemals ein ganzes Volk ausgelöscht hätte. Aber, er konnte nicht. Er war noch nie in dieser Situation gewesen, zum Glück, oder nein, eigentlich war er in dieser Situation und zwar gerade in diesem Moment. Hatte er nicht selbst gedacht, er müsse Vegeta töten, um seine Freunde und die Menschen zu befreien? Und war ihm da nicht klar geworden, dass er das sogar tun würde, wenn er keinen anderen Weg finden würde? „Ich weiß nicht was ich getan hätte, Tales. Ich weiß es wirklich nicht.“, erwiderte er lahm. „Dann solltest du vielleicht von deinem hohen Berg herunterkommen und aufhören zu urteilen.“ Tales atmete tief durch. „Aber ja, du hast recht. Lass uns morgen weiter machen.“ Er schaltete den Monitor und die Konsolen aus, während Goku ihm schweigend zusah und sich Gedanken über das Gesagte und seine eigenen Fragen machte. Ihre Verabschiedung verlief recht neutral und kurz und sie machten sich in verschiedene Richtungen des Schlosses auf. Während Goku sein Zimmer ansteuerte, herrschte in seinem Schädel ein wildes Durcheinander und egal wie sehr er sich auch bemühte, er bekam es nicht unter Kontrolle. Was würde er jetzt nicht alles dafür geben, mit einem seiner Lehrer sprechen zu können. Mit Gott, Muten Roshi, oder auch Meister Popo. Sie alle hatten ihm viele Dinge mit auf den Weg gegeben, aber nicht einer hatte ihn auf diese ganze Scheiße vorbereiten können, die nun um ihn herum und in ihm drin passierte. Er wusste, dass es falsch war, was die Saiyajins taten und wenn es für seinen Bruder auch noch so normal war und er tat als wäre es eine alltägliche Regel, dass man sich einfach Planeten aneignete. Seine innere Kompassnadel leitete ihn da eindeutig in die richtige Richtung, hatte ihn schon immer in die richtige Richtung geleitet. Doch die Fragen. die er hier gestellt bekam, ließen sie ganz schön wackeln. Was wäre wenn? Was würde er tun? Was hätte er getan? Was war er bereit zu tun, um …? Er brauchte Ruhe. Ganz dringend Ruhe, oder ein Trainingsfeld damit er sich so verausgaben konnte, dass sein Kopf gar keine Kraft mehr hatte, um ihn mit solchen komplizierten Dingen in den Wahnsinn zu treiben. Sein Zimmer betretend fiel sein Blick auf die Tür zum Dachgarten. Das war doch gut. Dort konnte er sich ein Plätzchen suchen, runterkommen und wenn er Glück hatte, meditieren. Vielleicht brachte ihn ein Austausch mit einem gedachten Muten Roshi, oder einem gedachten Gott weiter. Immerhin hatte Meister Popo ihm diese Technik nicht umsonst beigebracht. Sich in seine Gedanken flüchten, die Person vorstellen mit der man reden wollte und dann das Gespräch führen. Ja, vielleicht würde das helfen. Er folgte einem der schmaleren Wege auf dem Dachgarten von dem er wusste, er würde ihn zu einem kleinen Brunnen führen, als er Stimmen hörte und anhielt. Die eine Stimme gehörte Vegeta, die andere Nappa und mit keinen von beiden wollte er nun zusammentreffen. Er wollte mit niemandem zusammentreffen. Also drehte er sich um, um zu gehen, als er seinen Namen hörte, innehielt und lauschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)