Final Fate von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 20: Die Einladung ------------------------- „...Kakarott all diese Probleme wert ist? Er ist nur ein Saiyajin und durch Euer Ansinnen bringt Ihr weit mehr Krieger gegen euch auf, als es das wert zu sein scheint.“, hörte Son Goku Nappa auf seinem Lauschposten sagen. „Ein Supersaiyajin, Nappa. Das ist etwas völlig anderes.“ „Verzeiht.“ Vor seinem geistigen Auge konnte Goku sehen wie sich der ältere Krieger verneigte. „Würdet Ihr mir dennoch erlauben offen zu dieser Situation zu sprechen, mein Rìgh?“ „Du weißt, ich schätze deine Meinung, Nappa.“ „Habt Dank.“ Es entstand eine Stille in welcher Goku den Atem anhielt, um sich nicht zu verraten. Vielleicht ergab sich ja endlich die Chance etwas zu erfahren, was ihm irgendwie einen Vorteil verschaffen würde. „Seit mehreren Mondzyklen haben wir immer wieder Probleme an der freezischen Grenze. Es ist noch nicht ersichtlich, was sich dort anbahnt, aber die Zeichen deuten auf eine Verschärfung der Konflikte hin.“ „Mir sind die Lageberichte bekannt.“ „Und aus diesem Grund ist zurzeit Stabilität und Stärke eine wichtige Linie eurer Regentschaft, das Beste, was Ihr für das Reich tun könnt. Es war eine gute Entscheidung euren Geburtstag zu feiern und diesen auch im ganzen Imperium ausrichten zu lassen. Es hat eurem Volk Stärke und Zuversicht gegeben.“ „Deswegen habe ich diese Entscheidung getroffen.“ „Mein Rìgh, und genau dies ist das Verhalten, welches ich hervorheben möchte. Bisher waren Eure Entscheidungen stehts logisch und durchdacht, mehr noch, vorausschauend. Doch Euer Verhalten bezüglich der Bainrìgh und Kakarott lassen diese Voraussicht und Logik vermissen.“ Etwas raschelte und Stille kehrte ein. Goku verharrte mucksmäuschenstill. „Nur weil man die Voraussicht und die Logik nicht auf den ersten Blick erkennt, bedeutet das nicht, dass sie nicht da ist Nappa.“, sprach Vegeta. „Dass ihr sie nicht erkennt, bedeutet nicht, dass ich willkürlich handle.“ Der ältere Krieger schien einmal tief Atem zu holen und ließ die Luft dann in einem brummenden Geräusch wieder seinen Lungen entweichen. „Mein Rìgh, ich...“ „Nappa“, unterbrach ihn der König. „Die Wahl der Bainrìgh ist schon lange überfällig. Mein Vater hat seine Wahl schon mit 20 Sternenzyklen getroffen. Das Reich wächst. Mehr und mehr Völker schließen sich uns an, was einer der Gründe sein wird, warum die alten Grenzkonflikte mit Freezer wieder aufflammen. Wir werden ihm zu mächtig. Und gerade deswegen wird es das Imperium stärken, wenn ich mir nun endlich eine Bainrìgh nehme. Die Zeugung eines starken Thronfolgers wäre in absehbarer Zeit noch ein weitaus besseres Zeichen.“ „Dem stimme ich zu, mein Rìgh, doch warum, und mit allem gebührendem Respekt, lasst Ihr dem nicht die vorgeschriebene Zeit?“ „Wegen Kakarott.“ Der so Genannte zuckte zusammen und die Äste um ihn herum raschelten. Sofort unterdrückte er den Impuls und lauschte mit wild klopfendem Herzen, ob sich im Gespräch etwas verändert hatte. Doch die beiden Saiyajins sprachen in der gleichen Tonlage weiter. „Mein Rìgh?“ „Jede Überlieferung, jede Geschichte, jeder Text, den ich zu Rate gezogen habe, spricht unmissverständlich dieselbe Warnung aus. Ein Supersaiyajin erscheint, wenn das Volk in Gefahr schwebt, wenn es in höchster Not ist. Dann, und nur dann wird er geboren. So war es bei mir und ich vermute, dass es auch so bei ihm gewesen ist. Er kämpft noch nicht allzu lange auf diesem Level, hat noch Schwierigkeiten diese immense Kraft richtig zu kanalisieren, also vermute ich, er wird in seinen Kämpfen gegen die Minotauren diesen Sprung geschafft haben. Als das Menschenvolk in Bedrängnis war.“ „Würde dies aber nicht bedeuten, mein Rìgh, dass sein hier sein und sein Status nichts mit den Saiyajins zu tun hat?“ „Und warum ist er dann hier?“ Goku konnte sich bei dieser Frage die Mimik des Königs gut vorstellen. Die hochgezogene Braue, der Blick, der sagte: ich habe Recht und du nicht, der dezent arrogante Zug um seine Lippen und die stolze Haltung seines Kopfes. „Wenn das Erscheinen eines Supersaiyajins nichts mit meinem Volk zu tun hat, warum ist er dann hier und nicht auf der Erde? Warum haben es die Minotauren geschafft, ihn zu überrumpeln, wenn die Chance dafür gen Null geht? Und wie wahrscheinlich ist es, dass sie ihn dann auch noch ausgerechnet zu uns bringen, obwohl sie gewusst haben müssen, was es für Folgen haben könnte, wenn herauskommt, dass sie die Steine besitzen und benutzen? Nein Nappa, Kakarotts Anwesenheit hat einen Grund und ich vermute, dieser wird eine Herausforderung für uns alle werden.“ „Ist es deswegen Euer Bestreben ihn zu eurem Geàrd zu machen?“ „Auch“, gab Vegeta nach einer kurzen Pause, oder konnte Goku da sogar ein Zögern aus der Stimme heraushören?, zu. „Du weißt das mir Veran von Anfang an nicht gepasst hat. Ich wollte dich als meinen Geàrd und nicht diesen arroganten, wichtigtuerischen Idioten, der, während er bei mir ist, nur an das eine denken kann.“ Eine weitere Pause und dann klang Vegetas Stimme amüsiert, als er weitersprach. „Bist du wirklich überrascht, Nappa? Oder ist das Bestürzung, die ich da sehe?“ Der große Krieger schwieg. „Veran ist so vermessen und denkt, ich merke es nicht. Aber jeder Idiot merkt, woran er denkt, wenn er bei mir ist. Sogar Kakarott hat das schon herausfinden müssen. Ich habe ihn auf Abstand gehalten und nie offiziell anerkannt, in der Hoffnung, dass ihn ein stärkerer Krieger herausfordert und mich von diesem Problem erlöst. Und siehe da, schon wieder kommt Kakarott ins Spiel. Niemand kann ihm das streitig machen. Laut einem unserer ältesten Gesetze gehört der Posten des Geàrds ihm. Alles was er noch machen muss, ist ihn sich zu nehmen.“ Goku schluckte. Konnte es das sein? Konnte es vielleicht wirklich so einfach sein? Er nahm sich diesen Posten, besiegte Veran und bekam als Dank dafür die Freiheit seiner Freunde? Doch die Worte Vegetas aus ihrem Gespräch in der Nacht kamen ihm wieder in den Sinn. Keine Lippenbekenntnisse, keine absolute Freiheit mehr, sie würden nach wie vor unter der Verwaltung der Saiyajins stehen und er könnte nie wieder in sein Leben auf der Erde zurück. War es dann überhaupt sinnvoll, diese Lösung und das was er im Moment tat, das worüber er Vegeta sein Wort gegeben hatte, zu tun, anzustreben? Oder war es nur ein Strohhalm nach dem er griff, um nicht den Verstand zu verlieren? Das Alibi IRGEDNETWAS zu tun, weil er sonst einfach nichts weiter tun konnte? „...Kakarott den Vorzug gegeben. Es waren viele Mitglieder des Kriegsadels anwesend und das Verhältnis zwischen den Urteilen von Aspar und Radditz hat für starke Unruhen und viele Protestschreiben gesorgt. Können wir uns in einer solchen Lage das leisten, mein Rìgh?“ Son Goku fluchte innerlich. Da hatte er sich einen Moment von seinen Gedanken ablenken lassen und schon etwas Wichtiges verpasst. „Nein, nein, wir können es uns nicht leisten, aber weder Verans Familie, noch eine der anderen wird allzu laut schreien, oder protestieren. Es wird bei diesen Schreiben bleiben. Keiner von ihnen wird im Moment riskieren wollen meine Gunst zu verlieren und damit die Chance, dass die neue Bainrìgh aus ihrem Hause kommt. Sie werden ruhig bleiben und bis meine Wahl gefallen ist, wird die Sache mit Aspar und Veran schon nicht mehr so wichtig sein. So gesehen war es sogar eine glückliche Fügung, dass ich mich zu diesem Schritt entschlossen habe.“ „Und dass die Familien darum gebeten haben das Bankett bis jetzt aufzuschieben, da einige der Kandidatinnen auf Missionen unterwegs waren.“ „Ja, das auch.“, kam es mit einem abwesenden Unterton von Vegeta. Danach herrschte eine sehr lange Zeit Schweigen zwischen dem König und seinem Vertrauten. „Mein Rìgh, wisst Ihr schon was mit Runa...“ „Nein, weiß ich nicht.“, wurde Nappa unwirsch von Vegeta unterbrochen und sein Tonfall machte deutlich, dass er jetzt nicht darüber reden wollte. „Das kläre ich zu gegebenem Zeitpunkt.“ „Sehr wohl, mein Rìgh.“ In seiner Vorstellung sah Goku wieder wie sich Nappa verneigte. „Das wäre dann alles für heute, Nappa. Ich wünsche, dass du morgen Abend die Koordination der Palastwache und Freiceadan übernimmst. Veran wird als Vertreter seines Hauses anwesend sein und kann sich nicht um diese Pflichten kümmern.“ „Sehr wohl. Habt ihr denn schon jemanden ins Auge gefasst von den Töchtern, welche die Voraussetzungen erfüllen?“ „Nein.“ Man hörte deutlich, dass der König nicht weiter über dieses Thema reden wollte. „Dann, mein Rìgh, werde ich mich nun zurückziehen und Euch Euren Aufgaben überlassen.“ Goku hörte Kleider rascheln. „Ja, tu das.“ Schritte, Nappa schien sich zu entfernen, dann hielt Vegeta ihn noch einmal zurück. „Nappa, schick ihn zu mir.“ „Sehr wohl.“ Weitere Schritte, die sich erst ein wenig entfernten, dann wieder näherkamen. Verflixt, Nappa musste den Weg genommen haben, an dessen Rand sich Goku in den Büschen versteckte. So unauffällig wie möglich versuchte er sich noch weiter in den Schatten der Äste zu verkriechen, bis er absolut sicher war, dass man ihn vom Weg aus nicht sehen konnte. Als Nappa in sein Blickfeld kam, hielte er sogar den Atem an. Der große Krieger ging weiter, noch einen Schritt und noch einen. Dann blieb er, ohne in seine Richtung zu schauen, stehen und seine tiefe Stimme erklang: „Der Rìgh wünscht deine Anwesenheit, Kakarott.“, ehe er, ohne weiter Zeit zu verlieren, seinen Gang wieder aufnahm. Verflucht noch eins! Hatten sie ihn also doch bemerkt. Jetzt hatte er wohl keine andere Wahl, als in den sauren Apfel zu beißen, obwohl er absolut keine Lust hatte sich jetzt eine Standpauke von Vegeta anhören zu müssen. Er war immer noch geladen wegen seiner Auseinandersetzung mit Tales und jetzt diesen arroganten Kerl ertragen zu müssen ging einfach über das hinaus, was seine Geduld ertragen würde. Aber eine Wahl hatte er nicht wirklich, oder? Also kämpfte er sich aus dem Busch hinaus, wischte sich einige Blätter und Zweige aus den Haaren und betrat nach wenigen Schritten den kleinen, grünen Alkoven, der von Anfang an sein Ziel gewesen war. Dabei setzte er ein so mürrisches und abschreckendes Gesicht auf, wie er es eben zustande brachte. Die Atmosphäre jedoch, die ihn erwartete, ließ ihn dieses Gesicht schwer aufrechterhalten. Da saß kein wütend dreinblickender König, der ihn mit stechendem Blick und wütender Miene erwartete, sondern Vegeta ruhte lässig, halb liegend auf einer der kleinen Steinbänke, die für ihn mit Decken und Kissen gepolstert worden war. Er trug auch nicht das, was er sonst immer trug. Keine blau anliegende, enge Kleidung, keine Rüstung, keinen Mantel. Vielmehr hatte er sich eine der langen, natürlich blauen Roben locker um den Körper geschlungen und hielt ein Datenpad in der Hand, in welchem er aufmerksam las. Der Tisch neben ihm war mit Leckereien und Fuilreul gedeckt und alles wurde untermalt von dem leisen Plätschern des kleinen Teiches, der hier angrenzte. Goku blieb wie angewurzelt stehen. Das hatte er so nicht erwartet. Niemals wäre ihm in den Sinn gekommen, in Vegetas Anwesenheit etwas zu empfinden, dass Frieden und Entspannung in ihm hervorrief, gar das Gefühl von Geborgenheit. Doch genau diese Empfindungen drängten sich ihm nun auf. Dieses ganze Bild, alles, strahlte einfach nur Gelassenheit aus. „Zu lauschen ist unanständig, Kakarott.“ Und sofort war das Gefühl wieder verflogen und Gokus aufhellende Miene verfinsterte sich abermals. Er wollte Vegeta schon die entsprechende Antwort geben, als er dessen mühsam beherrschte Mimik sah, die ihm klar machte, dass der König sich wirklich und wahrhaftig einen Scherz mit ihm erlaubte. Wohlgemerkt einen Scherz, den er erstens nicht verstand und der zweitens seine Laune nur noch verschlechterte. „Dann sei halt nicht genau da, wo ich hin will.“, gab er patzig zurück, worauf sich Vegetas Mundwinkel so weit hob, dass man es wirklich ein Lächeln nennen konnte. „Das ist immerhin mein Garten, also kann ich auch hin wo ich will.“ „Schön.“ Son Goku verschränkte die Arme. „Kann ich dann wieder gehen? Ich habe nämlich keine Lust auf deine Gesellschaft.“ „Wenn du gehen möchtest...“ „Hab ich doch gerade gesagt!“ „Dann, bitte. Ich halte dich nicht auf.“ Das Bedürfnis unterdrückend Vegeta an die Kehle zu gehen, wirbelte Goku herum und stapfte auf den Weg, den er gekommen war, zu. Allerdings wurden seine Schritte dabei immer kleiner und verloren an Schwung, bis er schließlich stehen blieb. Ihm ging etwas nicht aus dem Kopf, auf das er eine Antwort wollte. Die ganze Zeit hatte er versucht, diese Frage zu unterdrücken und nicht daran zu denken, doch das, was er eben gehört hatte, hatte sie wieder präsent werden lassen. „Warum hast du mich im Thronsaal beschützt?“ Er drehte den Kopf zum König und in dem Moment, da er die Frage ausgesprochen hatte, wusste er, dass es richtig gewesen war sie zu stellen. Er fühlte sich erleichtert. Egal wie die Antwort lauten würde, er fühlte sich nun deutlich besser, als wenn er weiter versucht hätte diese Sache zu ignorieren, oder sie sich mit Überlegungen selbst zu beantworten. Vegeta freilich hatte es nicht eilig ihm bei seiner Erleichterung unter die Arme zu greifen. Seine Augen ruhten weiterhin auf dem Datenpad und man hätte fast meinen können, er hätte die Frage Gokus gar nicht gehört. Dann jedoch hob sich sein Kopf und kurze Zeit später auch sein Blick. Er begegnete Kakarotts und für mehrere Herzschläge sahen sie sich an. Das brachte Goku zum Schlucken und seinen Puls dazu sich zu beschleunigen. Verflucht nochmal, der Kerl hatte aber auch einen Blick drauf, bei dem man das Gefühl hatte völlig nackt vor ihm zu stehen. „Beschäftigt dich das so sehr?“ Keinen Muskel verzog der König bei dieser Frage und auch seine Stimme war bar jeder Deutung, doch Goku kam es so vor, als würde aus jedem Wort Zufriedenheit sprechen. Er verschränkte mit mürrischem Gesicht die Arme. „Da es da um mein Leben ging, wäre es schon angemessen mir zu antworten, oder?“, gab er hitzig zurück. „Ein berechtigter Einwand.“ Vegeta machte eine einladende Geste auf die zweite Bank, welche zwar nicht so weich gepolstert und ausstaffiert war wie seine, aber dennoch hergerichtet zum entspannten Sitzen. Goku überlegte. Wenn er Antworten wollte, dann blieb ihm wohl nichts anderes übrig, aber eigentlich hatte er ja in Ruhe über etwas völlig anderes nachdenken wollen. Das konnte er aber immer noch, oder? Sein Blick glitt halb verborgen unter seinen Liedern zurück zu Vegeta, dann wieder zu der Bank und ehe er sich noch lächerlich machte, indem er weiter in der Gegend herumstand, ließ er sich auf der Sitzgelegenheit nieder. Keine fünf Atemzüge später erschien lautlos ein Diener und stellte einen zweiten Pokal auf den Tisch, goss ein, ehe er ebenso lautlos wieder verschwand. Nein, beschloss Goku, um das Rätsel dieses Phänomens würde er sich jetzt nicht auch noch kümmern. Er griff nach dem gefüllten Becher, denn er hatte wirklich Durst, und sah Vegeta dabei zu, wie dieser sich ein wenig aufrechter hinsetzte und das Datenpad bei Seite legte. Die blaue Robe raschelte und verrutschte, während sich der König einmal ausgiebig streckte und die Muskeln lockerte. „Was denkst du denn Kakarott, warum ich dich gerettet habe?“ „Wenn ich es wüsste, hätte ich nicht gefragt.“ „Und wenn ich dir jede Frage beantworten würde, wo bliebe da der Spaß, dass du selbst deinen Kopf anstrengen musst?“ Der junge Saiyajin knurrte. „Für mich war das kein Spaß! Dieser Kerl war kurz davor mich in meine Atome zu zerlegen.“ „Das ist mir aufgefallen.“ „Dann … warum?! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass du mich, einen Feind, einem langjährigen Verbündeten vorziehen würdest.“ „Zuerst einmal Kakarott, du bist nicht mein Feind. Du bist einer meiner Untertanen, die ich zu beschützen habe. Und dabei spielt weder Zeit, noch Kraft, noch sonst etwas eine Rolle. So viel müsstest du mittlerweile verstanden haben.“ „Schon“, brummte der junge Saiyajin ausweichend. „Dann hast du doch deine Antwort.“ Son Gokus Schweif peitschte auf und schlug auf die Bank. Nein, seine Antwort hatte er nicht! Denn diese Antwort mochte alles sein, aber nicht die richtige auf seine Frage. „Hör auf mich zu verarschen! Ich bin nicht dumm! Da im Thronsaal ist wesentlich mehr passiert als einfach nur das. Ich habs gespürt und du verdammt nochmal auch!“ „Mäßige deinen Tonfall, Kakarott.“ „Ich denk ja nicht dran! 'Mäßige deinen Tonfall, Kakarott', was bin ich denn? Ein dummes Kind?! Und wenn du immer wieder darauf rumreitest, dass du ja all deine Untertanen beschützen musst, was war denn dann mit Veran, mhm? Du hast sein Leben bedroht, damit ich am Leben bleibe. Was hättest du denn getan, wenn es nicht funktioniert hätte? Dann wären wohl drei deiner ach so geliebten Untertanen nun tot.“ Da hatte er allerdings nicht ganz unrecht, befand Vegeta, dennoch ging der Tonfall, in dem Kakarott mit ihm sprach, überhaupt nicht. „Ich sag es nicht noch einmal, Kakarott.“ Son Goku knallte den Becher auf den Tisch, so dass der Inhalt überschwappte und stand auf. Mit einem vernichtenden Blick, der eigentlich gar nicht zu ihm passte, starrte er zu Vegeta, kurz davor einfach auf ihn loszugehen, doch er beherrschte sich. Das hatte keinen Sinn, absolut keinen Sinn. Er würde eh nicht die Antworten bekommen, die er brauchte und von diesem belehrenden Gehabe hatte er die Schnauze voll an diesem Tag. „Lass stecken. Für dich und alle anderen hier bin ich doch nur ein Witz, den man im Dunklen tappen lassen kann. Antworten? Wozu denn auch? Immer nur dieses herablassende Gehabe, als wärt ihr die Krönung der Schöpfung! Das ist einfach nur ätzend! Du willst mir nicht antworten? Gut, dann brauch ich auch nicht länger hier zu sein, um für dich den Pausenclown zu spielen!“ Wütend und mit geballten Fäusten war Goku schon längst auf den Beinen gewesen und bemerkte erst jetzt, dass er immer dichter an Vegeta herangegangen war. Es hätte nicht mehr viel gefehlt und er hätte über ihn gebeugt dagestanden. Hätte ihn vielleicht sogar an dem blauen Kragen seiner Robe gepackt. In seiner Vorstellung hatte er das sogar und ihn einmal quer durch den ganzen Garten geprügelt und über die Balustrade geworfen. Gott, er musste sich beruhigen, ganz dringend beruhigen. Das war doch sonst nicht seine Art. Aber dieser ganze Scheiß hier zerrte einfach permanent und ständig an seinen Nerven. Er bekam einfach keine Ruhe! Ihm fiel Vegetas Blick auf. Starrten sie sich schon die ganze Zeit so an während er in seiner Vorstellung das tat, was er leider gerade nicht tun konnte? Scheiße, verdammt. Er musste endlich alleine sein! Ohne ein weiteres Wort, drehte er sich um, und wollte losstürmen. Zurück zu dem kleinen Weg, runter von diesem Dachgarten, raus aus dem Schloss und einfach nur weg … soweit weg, wie er nur konnte, doch er hatte seinen Plan ohne den König gemacht. Vegeta, der das Ganze bisher neutral, und ohne mit der Wimper zu zucken, hatte passieren lassen, packte Kakarotts Handgelenk. Dann ging alles so schnell, dass Goku nicht einmal mehr sagen konnte, wie genau und in welcher Reihenfolge Vegetas Bewegungen abgelaufen waren. Er fühlte sich nur gepackt, wie bei einem Tanz herumgewirbelt, wobei Vegeta ihn nicht ein einziges Mal losließ und dann fand er sich auf seinen Knien wieder, mit dem Rücken zu Vegetas Beinen. Sein Schweif peitschte durch die Luft, er versuchte aus dem Griff des Königs zu entkommen, knurrte, doch Vegeta zog seine Arme unbeeindruckt soweit hinter seinem Nacken zusammen und nach unten, dass er die Handgelenke mit einer Hand dort festhalten konnte. Die andere lag plötzlich unter Gokus Kinn und drückte seinen Kopf zurück. „Möchtest du das eben Gesagte vielleicht noch einmal wiederholen, Kakarott? Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich dich richtig verstanden habe?“ Es war grotesk. Es war lächerlich. Es war einfach nur dämlich. Doch Son Goku konnte nicht anders. Er wusste, es war ein Fehler, ein riesiger Fehler, doch er fing an zu grinsen. „Hab ich da einen wunden Punkt getroffen? Einen Fehler in deiner ach so perfekten Wahrheit, die du mir versuchst aufzutischen? Denkst du, ich lass mich so leicht manipulieren?“ Der Druck auf die Handgelenke in seinem Nacken nahm zu und es begann in seinen Armen, seinen Muskeln und Gelenken eklig zu ziehen. Vegeta beugte sich ein Stück vor, so dass sie sich entgegengesetzt anstarrten. Goku schluckte und dabei konnte er die Hand des Älteren überdeutlich an seinem Hals spüren. Die Bedrohung war da, trotzdem verspürte er keine Angst. Es war paradox, doch es war so. Das Einzige, was seine Anspannung vielleicht verraten hätte, hätte Vegetas dies spüren können, war sein schneller schlagendes Herz. Es pochte heftig in seiner Brust, ungewöhnlich heftig, doch ohne Angst erwiderte er den Blick des viel mächtigeren Saiyajins; ein weiteres Paradox, welches er in diesem Moment nicht einmal bemerkte. „Kakarott“, Vegetas Stimme löste eine ungewohnte Vibration auf seiner Haut aus, fast, als würde sie darunter widerhallen und sämtliche Haare auf seinem Körper elektrisieren. „Spielst du eigentlich gerne mit der Gefahr oder hast du eine perfide Sehnsucht nach Schmerzen?“ „Eigentlich keines von beidem.“ „Dann frage ich dich, warum du es darauf anlegst, meine Gutmütigkeit zu verlieren?“ Vegetas Griff an seinem Hals veränderte sich. Der Daumen lag nun an seinem Kiefer, der Zeigefinger an seinem Kinn. Er musste wieder schlucken. Und er bekam dieses dämliche Grinsen einfach nicht von seinen Lippen. Noch dazu schien sein Schweif ein Eigenleben entwickelt zu haben und schlug unkontrolliert zwischen seinen Oberschenkeln und Vegetas Beinen hin und her. „Ich lass mich einfach nicht gerne einschüchtern.“ „So, lässt du dich also nicht?“ Irrte sich Goku, oder war Vegeta ein Stück nähergekommen? Hatte sich noch weiter zu ihm herunter gebeugt? „Nein“, gab er mit Verspätung als Antwort, wobei seine Stimme nicht halb so fest klang, wie er sich das vorgestellt hatte. Was geschah hier gerade? Warum wehrte er sich nicht? Warum … empfand er gerade nichts? Er hätte doch Unwohlsein empfinden müssen, Abscheu, irgendetwas. Aber da war einfach nur diese stoische Ruhe in ihm. Die, und sein immer schneller schlagendes Herz, sowie sein peitschender Schweif. Moment, sein Schweif, was war mit dem? Warum schlug der nicht mehr um sich? Er riss die Augen auf. War das etwa Vegetas Schweif, der sich um seinen geschlungen hatte, um ihn still zuhalten? Er wollte den Kopf drehen, nachsehen, ob er sich täuschte, doch er konnte den Blick nicht von dem Gesicht des Königs abwenden. War Vegetas Zeigefinger da etwa gerade an seiner Unterlippe angekommen? Was zur Hölle geschah hier?! „Was“, Gokus Stimme war nur mehr ein Krächzen. „Tust du da?“ Der König gab ihm keine Antwort, aber er war wirklich nähergekommen. Er konnte seinen Atem spüren. Der Zeigefinger hatte die Kante seiner Unterlippe erreicht, sie zitterte. Und mit einem Mal war die Erinnerung an den Kuss wieder da. Dieses komische Gefühl, als sich die Lippen Vegetas auf seine gepresst hatten und das Gefühl des Ekels, welches er dabei empfunden hatte. Er knurrte. Sein Schweif entzog sich dem Griff des anderen, schlang sich um das Handgelenk der Hand, die an seinem Kinn lag und versuchte sie wegzuziehen. Gleichzeitig begehrte er gegen den Griff in seinem Nacken auf und obwohl das alles nur symbolische Gesten des Wiederstandes waren, er mit Sicherheit weder den Griff an seinem Kinn, noch den anderen hätte sprengen können, brach dieses Aufbegehren den Bann, der sie befallen hatte. Vegeta ließ ihn augenblicklich los, trat zurück. Son Goku sprang auf, wirbelte herum, blieb in einer Angriffshaltung stehen. Seine Brust hob und senkte sich heftig, sein Herz raste, doch Vegeta tat nichts außer ihn anzustarren. Langsam, fast verunsichert, senkte sich Gokus Faust, beruhigte sich sein Herz. Was zur Hölle … ?! „Du solltest jetzt gehen, Kakarott.“ Irrte er sich, oder hatte Vegetas Stimme kurz gestockt bevor sie seinen Namen ausgesprochen hatte? „Ja, ja, ich denke das wäre besser.“, erwiderte er mechanisch und seiner Stimme war das Stocken deutlicher anzuhören als Vegetas. Fast so, als hätte er nicht genug Atem gehabt, um die Laute zu formen. Und was war das bitte für eine lahme Antwort vom König? Hatte er keinen dummen Spruch mehr? Keinen bissigen Kommentar? Kein … irgendetwas? Nein, scheinbar hatte er das nicht. Ohne noch eine weitere Sekunde zu verlieren, stürmte er an Vegeta vorbei, verschwand auf dem Pfad zwischen den Büschen und kaum war er außer Sichtweite fing er an zu rennen. Wohin, war vollkommen egal, Hauptsache weg hier! Vegeta sah ihm nicht nach. Er starrte immer noch auf die Stelle an der Kakarott gestanden hatte. Doch sein Blick ging durch die Wirklichkeit hindurch, während sein Gehirn sich vor lauter Gedanken überschlug. Er versuchte herauszufinden, was soeben passiert war. Welcher logische Grund ihn dazu veranlasst hatte zu tun, was er fast getan hätte. Doch jede Erklärung war nicht plausibel. Jeder logische Gedanke ergab keinen Sinn, keinen Zusammenhang, hatte keinen Rückhalt in seinen Plänen. Für das, was da eben zwischen ihnen passiert war, gab es einfach KEINEN logischen Grund, nichts, was er hätte vorschieben können, um sein Hirn zu beruhigen. „Verflucht!“, entfuhr es ihm, während er sich auf seine Bank zurückfallen ließ. Er starrte in den Nachthimmel, fixierte einen der Sterne und rieb sich über das Gesicht. Was auch immer das gewesen sein mochte, es durfte sich nicht wiederholen. Die ganze Sache mit Kakarott war schon kompliziert genug, auch ohne dass ihre … was auch immer, verrückt spielten. Zumal das Bankett der Vorauswahl schon morgen Abend anstand. Nein, für so einen Mist hatte er keine Zeit. Son Goku rannte so schnell er konnte. Er schlug Äste zur Seite, setzte über Farne und kleine Büsche hinweg und nahm den direktesten Weg zu seinem Zimmer den er kannte. Dort allerdings kam ihm Chiore lächelnd entgegen, der auf ihn gewartet hatte, doch Goku wollte jetzt einfach nur alleine sein. Er hatte keine Lust mit dem Jungen lange hin und her zureden, oder sich irgendwelchen neugierigen Fragen zu stellen. Also ließ er ihn einfach stehen und war schneller aus seinem Zimmer verschwunden als Chiore etwas fragen konnte. Er sah nach links, nach rechts, überlegte nicht weiter und rannte drauf los. Mittlerweile kannte er sich in dem Labyrinth des königlichen Flügels ganz gut aus, doch da sein Kopf mit etwas völlig anderem als seinem Weg beschäftigt war, dauerte es nicht lange und er fand sich in einer Sackgasse wieder. Na ja, vielleicht keine komplette Sackgasse, denn am Ende des Flures schien es eine Tür nach draußen zu geben. Als Goku sie öffnete, fand er sich auf einem Balkon wieder, der in großer Höhe frei aus den Mauern des Schlosses ragte. Der Wind pfiff ihm scharf um den Kopf und mit einem erleichterten Seufzen ließ er die Türen hinter sich zufallen und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Endlich war er alleine. Endlich konnte er seine Gedanken ordnen. Endlich konnte er seinen Herzschlag beruhigen. Und endlich konnte er auch wieder normal atmen. Das mit den körperlichen Unzulänglichkeiten hatte er recht schnell im Griff, anders sah es dabei mit seinen Gedanken aus. Die wollten und wollten sich nicht beruhigen und kehrten immer wieder zu dem zurück, was da mit Vegeta passiert war und nicht zu dem, über das er eigentlich hatte nachdenken wollen. Und kaum waren seine Gedanken wieder bei dieser irrationalen Situation, spann sein Körper wieder rum. Diesen sich wiederholenden Kreislauf machte er insgesamt dreimal durch, ehe er begriff, dass es so absolut keinen Sinn hatte. Frustriert und fluchend rubbelte er sich durch die Haare und stiefelte auf dem Balkon hin und her. Acht Schritte in die eine Richtung, acht Schritte zurück. Acht Schritte in die eine Richtung, acht Schritte zurück. Acht Schritte in die … die Türen zum Balkon öffneten sich und er blieb wie angewurzelt stehen. Wenn das jetzt Vegeta war, dann würde er über die Balustrade springen! Nichtvorhandene Flugkraft hin oder her! Er würde springen, er würde … doch es war nicht Vegeta, es war Runa. Und sie schien genauso überrascht zu sein ihn hier zu sehen, wie er sie. „Hallo“, begrüßte sie ihn mit einem freundlichen Lächeln, die Hände immer noch an den Öffnungsmechanismen der Tür. „Hallo“, erwiderte er mechanisch und immer noch perplex, ehe Runa nachfragte: „Stör ich dich? Du siehst aufgewühlt aus.“ „Ja. Nein! Ich meine … ja, aufgewühlt schon und nein, doch du störst … nein, du störst nicht. Nicht!“ Runas Mundwinkel zuckten und sie trat zu ihm auf den Balkon, die Türen hinter sich schließend. „Ich sehe schon, du brauchst jemanden, der dir hilft deine Gedanken zu ordnen.“ Sie lächelte und hob in gespielter Ermahnung ihren Zeigefinger, schloss die Augen. „Kakarott, da hast du dir genau den richtigen Balkon ausgesucht. Ich komme hier nämlich immer her, wenn ich meine Gedanken ordnen muss. Aber da es dir viel schlechter zu gehen scheint … keine Angst, Ratgeberin Runa ist schon zur Stelle.“ Sie öffnete ein Auge und linste zu dem Jungen, um zu sehen, ob ihr Scherz angekommen war. Und tatsächlich, um Kakarotts Mundwinkel lag ein angedeutetes Lächeln. Den Finger wieder sinken lassend, trat sie zu ihm heran und griff nach seinem Arm, dirigierte ihn zur Balustrade, damit sie die Aussicht genießen konnten und stellte sich dicht neben ihn. „Dann sag mal, was hat dich denn so irritiert?“ Er atmete tief ein, dann wieder aus. Sie beobachtete wie der Wind durch seine struppigen Haare fuhr, sie bewegte und wieder zurücksinken ließ. So durcheinander hatte sie ihn bisher selten gesehen, auch wenn sie sich gut vorstellen konnte, dass er stets durcheinander war, bedachte man seine Situation. Sie ließ ihm Zeit, sich zu ordnen, seine Worte zu wählen und blieb ruhig bei ihm stehen, sah mit ihm zusammen zu den Lichtern der Stadt und den verschiedenen Schattierungen von Schwarz und Grau, die sie hervorriefen. Es roch angenehm frisch, wie immer um diese Jahreszeit, wenn die Temperaturen abfielen. Auch der Wind verkündete eine kühlere Nacht als noch in den letzten Wochen. Das Ende des Sternenzyklus rückte näher und mit ihm das Riannog Pàrtaith. Ob sie das Sternenfest dieses Jahr wieder mit Vegeta feiern konnte? Oder würde er dann schon seine Bainrìgh gewählt haben und sie nicht mehr von Nöten sein? Sie schüttelte diesen Gedanken ab, presste die Lippen zusammen. Es war noch Zeit, noch hatte sie Zeit Vegeta umzustimmen und das würde sie auch schaffen. Den ihr zustehenden Platz würde keine andere Saiyajin einnehmen. Das würde sie nicht zulassen! „Du scheinst auch aufgewühlt zu sein, Runa.“ Sie blinzelte und wendete ihren Kopf zu Kakarott. „Mhm? Wie kommst du darauf?“ Seine Augen bewegten sich nach unten und sie folgte diesem Wink, um festzustellen was er meinte. Ohne, dass sie es gemerkt hatte, hatten ihre Hände an seinem Arm zugedrückt, ihrer Anspannung Ausdruck verliehen. Sie lockerte ihren Griff. „Entschuldige.“ Sie wollte ihn loslassen, doch Goku hielt sie fest. „Was ist los?“ Sie wich seinem Blick aus. „Runa.“ Sie schnaubte, dann sah sie ihn an. „Hast du auch manchmal das Gefühl, dass du kein Stück vorankommst, egal wie sehr du dich auch bemühst? Dass einfach alles immer in derselben Distanz zu dir bleibt, egal was du auch versuchst?“ Kakarotts Blick und sein Schnauben waren ihr Antwort genug. Wie töricht. Dass sie ausgerechnet ihn das fragen musste! Natürlich wusste er wie sich das anfühlte, denn ihm erging es ja so seit er hier war. „Entschuldige.“, sagte sie abermals und ließ ihn nun doch los. Son Goku ließ es geschehen, sah zu, wie sie sich ein, zwei Schritte von ihm entfernte und ihre Unterarme auf das Geländer stützte. „Eigentlich solltest du mir doch erzählen was dich bedrückt und nicht umgekehrt.“ Er trat zu ihr und legte seine Hand auf ihre Schulter. Es war eine freundliche Geste, eine Tröstende und überrascht hob sie den Kopf. „Vielleicht“, sagte er vorsichtig. „Ist es jetzt an der Zeit, dass ich dir zuhöre. Wenn dich was bedrückt, dann kannst du mir das sagen. Ich … ich werde das nicht ausnutzen, oder so. Das ist es doch immer, vor was ihr Angst habt, wenn ihr jemandem eure Gefühle zeigt, oder?“ „Saiyajins haben keine Angst.“, gab sie prompt zurück, was ihm aber nur ein dezentes Schmunzeln entlockte und sie dann zum Lächeln brachte. „Zumindest würde dir das nun jeder Saiyajin sagen.“ „Aber du nicht?“ Er sah sie fragend an und sie stieß geräuschvoll die Luft aus. Ihr langer Zopf bewegte sich im kühlen Wind. „Die Wahrheit ist, wir Saiyajins fühlen genauso Angst und Liebe, Hass und Wut, wie jedes andere empfindungsfähige Geschöpf. Wir zeigen es nur nicht, weil es eine Schwäche ist.“ „Ich glaube nicht, dass sie das sind.“ „Das habe ich schon mitbekommen.“, doch Goku schüttelte nur den Kopf. Seine Worte hatten nicht das ausgedrückt, was er versuchte zu vermitteln. „Nein, du verstehst es nicht. Sie sind wirklich keine Schwäche. Ich sage zwar: ich glaube es, aber eigentlich weiß ich es und Vegeta weiß es auch.“ Nun wurde Runa hellhörig und sah ihn interessiert an. „Gefühle machen einen nicht schwach, sondern stark. Wenn ich sie nicht zugelassen hätte, wenn ich nicht so unfassbar zornig geworden wäre, dann hätten sie diese Tür in meinem Inneren niemals aufgebrochen. Ich habe ihnen einfach freien Lauf gelassen, ich hab sie nicht mehr beherrschen wollen, ich...“ Er brach ab und presste die Lippen zusammen. Das hatte er doch gar nicht sagen wollen, verflucht! Fast hätte er ausgeplaudert, wie er zum Supersaiyajin geworden war. Das würde ihm gerade noch fehlen, dass von Vegetas Sorte hier noch zwei oder drei rumlaufen würden. Ihm reichte schon der Eine als Gegner. Doch Runa schien zu ahnen, was er ihr da gerade fast offenbart hatte, denn sie drehte sich zu ihm um und ihr Gesicht sprach Bände. „Willst du damit sagen, der Schlüssel zu deiner Kraft war Wut? Nicht nur Gefühle, also beherrschte Gefühle wie du es mir schon einmal versucht hast zu erklären, sondern Zorn? Unkontrolliert? Den du nicht versucht hast zu unterdrücken?“ Goku wich ihrem Blick aus. „Kakarott.“ Seine Augen huschten zu ihr und wieder weg. Aus irgendeinem Grund wollte er sie nicht belügen. Die ganze Zeit schon war sie die Einzige, die ihm zugehört hatte, die Verständnis für seine Situation gezeigt hatte und die … normal mit ihm umgegangen war, ohne dass sie irgendetwas von ihm erwartet oder Verständnis für etwas gefordert hätte, das seiner Natur widersprach. Kein 'Kakarott, tu dies', kein 'Kakarott, das ist eben so', kein 'Akzeptier das, nimm es hin und halt die Klappe'. Und schon gar keine beschissene zur Schaustellung von Überlegenheit! Er nickte, und das reichte ihr. Sie quietschte auf, wie er das bisher nur von Bulma gekannt hatte und bevor er sich überhaupt darüber im Klaren war, was geschah, hatte sie sein Gesicht gepackt und ihm einen Kuss auf den Mund gedrückt. Augenblicklich erstarrte er, riss die Augen auf, doch der Moment war so schnell vorbei, wie er gekommen war. Sie hielt nur noch sein Gesicht fest und sah ihn mit strahlenden Augen an. „Bei allen Kräften, Kakarott, du hast gerade alle meine Probleme in Rauch aufgehen lassen.“ Überrumpelt von dieser Reaktion, brauchte er zwei Anläufe, um ihr zu antworten. „W...wirklich?“ „Aber ja.“ Immerhin war das nun der Schlüssel. Das musste der Schlüssel sein! Denn egal wie wütend und zornig sie bisher immer geworden war, seit Kakarott ihr erzählt hatte, dass dies der Auslöser war, sie hatte immer einen letzten Rest an Beherrschung bewahrt. Das, was man jedem Saiyajin von klein auf beibrachte, niemals die Gefühle triumphieren lassen. Niemals die Zügel aus der Hand geben. Niemals die komplette Kontrolle verlieren. „Ich habe schon so lange versucht herauszufinden, was mir gefehlt hat, um dieses Level zu erreichen und endlich, endlich weiß ich es.“ Sie strahlte ihn weiterhin an und ihm wurde klar, dass ihre Hände immer noch auf seinen Wangen lagen. Ziemlich zügig wandelte sich seine Gesichtsfarbe daraufhin in ein verlegenes Rot, dass er damit nun doch einem eventuellen Gegner verraten hatte, wie es ging, war aus seinem Gehirn verschwunden. Runa blickte ihn lächelnd ob seiner Röte an. „War das etwa dein erster Kuss?“ „Wah...? Nein!“, entgegnete er entrüstet. Immerhin, war das wirklich nicht sein erster Kuss und auch der mit Vegeta war nicht sein Erster gewesen. Aber das war der Erste, bei dem er sich so dermaßen verlegen fühlte. Seine empörte Antwort ließ Runa schmunzeln und aus einem plötzlichen Impuls heraus, gab sie ihm gleich noch einen. Aber keinen wie zuvor, sondern einen langen, sinnlichen, anhaltenden Kuss. Goku versuchte zurückzuweichen, war mit der Schnelligkeit, mit der sich die Situation entwickelte, überfordert, doch Runa ging mit, hielt sacht sein Gesicht fest, schmiegte ihren Körper an den Seinen und stellte fest, dass ihr alles davon gefiel. Erst als sie Atemluft brauchte, löste sie sich von seinen Lippen und öffnete halb ihre Lider. Kakarotts Wangen waren nunmehr knallrot und in seinen Augen stand eine so unschuldige, gigantische Überraschung, dass es ihr wirklich schwer fiel nicht zu lachen. Behutsam trat sie einen Schritt zurück und ließ ihre Hände sinken. „Entschuldige, ich wollte dich nicht so überfallen.“ Er schluckte, einmal, zweimal, räusperte sich, suchte nach Worten, was man deutlich sehen konnte und brachte dann ein gestammeltes: „H...hast du nicht.“, hervor. Nun musste sie doch leise lachen. Diese Unschuld und Verlegenheit war einfach zu süß und etwas, was ihr bisher noch bei keinem Saiyajin begegnet war. Selbst die Kleinsten begegneten einem schon mit einer Arroganz und Überheblichkeit, als wäre es ihnen angeboren, oder in die Brutkapsel gelegt worden. „Es tut mir trotzdem leid, Kakarott.“ Er sah sie an, Wind kam auf, bewegte ihrer beider Haare und nach dem Wind kam eine verlegene Stille. Als Runa diese nicht mehr aushielt, kam ihr mit einem Mal eine Idee. „Sag mal, hättest du nicht Lust morgen Vormittag mit mir zu trainieren?“ „Trainieren?“ „Ja. Nur du und ich. Wir suchen uns ein abgelegenes Trainingsfeld und dann testen wir unsere Techniken gegeneinander.“ Die Verlegenheit wich erst einem schnellen Aufblitzen von Freude, dann Enttäuschung und wurde schließlich zu etwas, was Runa als Zerknirschtheit beschreiben würde. „Hast du da nicht was vergessen?“, fragte Son Goku sehr leise. „Was denn?“ Er hob die Kette an, als wäre das Antwort genug und sie verstand, was er sagen wollte. „Das macht nichts. Wir messen uns auf dem untersten Niveau. Nur die reine Körperkraft, also nur die Technik.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Weißt du, ich bin nicht immer nur eine Konkubine gewesen. Früher gehörte ich zum Kriegsadel und habe eine erstklassige Ausbildung genossen. Ich kann mein Ki soweit herunterfahren, dass wir uns auf einem Level begegnen können. Na, wie klingt das?“ Das klang eigentlich verdammt gut. Nur zu gerne würde er sich mal wieder in einen richtigen Trainingskampf stürzen. Er vermisste es sich zu bewegen, zu trainieren, seinen Körper ans Limit zu bringen. Auch wenn es bei diesem Training wohl nur um die Technik, Wissen und das Kampfgefühl gehen würde, nicht um die Ausdauer. Aber es war dennoch das beste und netteste Angebot, welches ihm hier jemand gemacht hatte. Allerdings wusste er nun, dass sie auch zum Supersaiyajin werden wollte und er hatte Angst, dass er ihr vielleicht mit einem Kampf irgendetwas verraten würde. Immerhin hatte er ihr schon viel zu viel verraten. Unsicher sah er zu ihr. Sie stand da, vom wenigen Licht des fast vollen Mondes beschienen und sah ihn abwartend an. Er merkte erst, dass er seine Augen an ihr hatte abwärts wandern lassen, als er auf ihre Knie sah. Sofort huschten sie wieder zu ihrem Gesicht, doch er sah, dass sie es bemerkt hatte. Und was passierte? Er wurde schon wieder rot, verdammt nochmal. Diese ätzende Verlegenheit! Das war schon bei Bulma so gewesen und dann auch bei Chichi. Es nervte ihn furchtbar, aber er konnte es einfach nicht abschalten. „Also … ja, auf einen Kampf hätte … hätte ich schon mal wieder Lust.“ Runa strahlte über das ganze Gesicht, griff nach seinen Händen und drückte sie. „Danke Kakarott, du glaubst gar nicht wie glücklich du mich damit machst.“ Er nickte nur, zu mehr war er nicht fähig. Hatte er jetzt vielleicht doch einen dieser Fehler gemacht, vor denen ihn Piccolo immer gewarnt hatte? Vertraute er wieder zu schnell? „Soll ich dich in aller Frühe abholen?“, riss sie Goku aus seinen Gedanken und er nickte. „Wunderbar!“ Sie ließ ihn los und ging beschwingt zu den Türen, öffnete eine davon, blieb stehen, als wäre ihr etwas eingefallen und sah noch einmal zu ihm zurück. „Oh, das hätte ich ja fast vergessen … hast du morgen Abend schon was vor?“ „Morgen Abend?“ Runa nickte. „Nein, was sollte ich denn vorhaben?“ Was könnte er hier überhaupt vorhaben? Was gab es denn, was man hier vorhaben konnte? Er dachte nach, bis ihn Runas nächste Worte aus dieser Überlegung rissen. „Gut, dann begleitest du mich zu Vegetas Bankett. Ich hoffe du kannst tanzen.“ Und mit diesen Worten verschwand sie lächelnd durch die Türen, die hinter ihr wieder zufielen. Der Wind hob seine Stimme an, brauste um die Ecken des Palastes, mittlerweile deutlich kühler als zuvor und brachten Son Gokus Haare in Bewegung. Von weit unten drang die Geschäftigkeit dieses Ortes nur noch leise zu ihm vor und irgendwo weit über ihm, erklang der Nachtruf eines ihm unbekannten Tieres. Son Goku starrte immer noch auf die Türe, die vor ihm zugefallen war und in seinen Gedanken spielte sich diese ganze Szenerie auf dem Balkon noch einmal von vorne ab. Bis hin zu diesem einen schicksalshaften Moment, der ihm diesen Sprung in seiner geistigen Schallplatte verpasst hatte. „T...tanzen?“, ächzte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)