Final Fate von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 24: Die Hauptstadt -------------------------- „Ist das dein Ernst?!“ Son Goku sah seinen Zwilling mit weit aufgerissenen Augen an. „Wirklich?!“ Tales grinste. Er hatte vermutet, dass sich sein ältere Bruder über diese Nachricht freuen würde. Immerhin hatte er sich selbst für ihn gefreut, als er den Befehl erhalten hatte, ihm zu sagen, dass sie den Palast alleine verlassen durften; noch dazu um Kakarotts Freunde zu besuchen. „Ja, klar. Sonst hätte ich es dir ja nicht gesagt. Wir haben ganz offiziell die Erlaubnis. Ohne Wachen oder jemand anderen. Nur wir beide.“ „Das … das ...“, stotterte Goku sprachlos. Und während er noch darüber nachdachte, was er darauf erwidern sollte, wurde ihm klar, wie viel Zeit vergangen war, seit er seine Freunde das letzte Mal gesehen hatte. Und das er in dieser Zeit rein gar nichts erreicht hatte. Wie sollte er seinen Freunden denn da mit gutem Gewissen unter die Augen treten können? Mit Nichts in den Händen? Die trübsinnige Stimmung, welche ihn seit Verans … seit dieser Nacht im Griff hatte, kehrte zurück. Tales bemerkte das und schlug seinem Zwilling kräftig auf die Schulter, was diesen nach vorne taumeln ließ. „Schluss mit dieser miesepetrigen Laune, Kaka! Ich weiß genau, dass sie sich freuen werden dich zu sehen. Das haben sie mir immer wieder gesagt, ständig nach dir gefragt.“ Goku, der sich gefangen hatte, drehte sich um. „Sie haben was?“ „Es mir gesagt“, wiederholte Tales breit grinsend und betonte dabei jedes Wort. Gleichzeitig hakte er sich bei Kakarott unter und begann ihn mitzuschleifen. „Ich hab sie schon ein paar Mal besuchen dürfen. Hab ich dir das nicht erzählt?“ Immer noch verdattert von dieser Eröffnung, blieb dem Erdsaiyajin gar nichts anderes übrig, als seinem Zwilling zu folgen. „Nein. Nein, hast du nicht“, erwiderte er matt. Tales grinste. „Na, dann habe ich es dir eben jetzt gesagt. Und da du das jetzt weißt, brauchst du dir auch keine Gedanken mehr zu machen, dass sie dich nicht sehen wollen. Also zack, wir haben nen ganz schönen Weg vor uns.“ Tales legte, was sein Schritttempo anging, einen Zahn zu und ließ Son Gokus Arm dabei nicht los. Zwar war er nicht ganz sicher, ob er hätte ausplaudern dürfen, dass er die Freunde seines Bruders schon öfters besucht hatte, doch es war das beste Mittel, um Kakarott die Angst zu nehmen, sie würden nichts mehr von ihm wissen wollen. Er hatte an der Mimik seines Zwillings und dessen Blick erraten können, was in ihm vorgegangen war. Obwohl das eigentlich nur eine Bestätigung seiner Vermutung gewesen war, denn wenn er sich vorstellte selbst an Kakarotts Stelle zu sein, hätte er sich auch Sorgen gemacht, dass seine Freunde nichts mehr von ihm würden wissen wollen. Kakas Mimik … nun ja, die hatte es einfach nur bestätigt. Jedoch stimmte alles, was er zu ihm gesagt hatte. Seine Freunde fragten jedes Mal nach ihm. Wie es ihm ging und ob er sie vielleicht noch einmal besuchen kommen könnte. Dabei sprach so viel Sorge und Ehrlichkeit, trotz ihrer eigenen Situation aus ihnen, dass Tales sich eines gewissen Gefühl des Neides nicht erwehren konnte. Er selbst hatte nur Radditz. Und Radditz hatte ihn. Da sie ständig zusammen unterwegs waren und Radditz sich um einen Auftrag nach dem anderen bemühte, in dem Bestreben, es ihnen zu ermöglichen in die Mittelschicht aufzusteigen, waren sie auch kaum auf Vegeta, so das eigentlich nie die Möglichkeit entstand, andere Saiyajins kennenzulernen. Das hatte ihn bisher nicht gestört. Aber jetzt, da er so viel Zeit mit den Freunden seines Zwillings verbracht hatte, und wusste, dass diese Fünf nicht die einzigen Freunde Kakarotts waren, dass es da auf der Erde noch mehr von gegeben hatte und hoffentlich noch gab, begann er sich zu fragen, wie es sich wohl anfühlte, zu einer solchen Gruppe, mit so viel Vertrauen zu gehören. „Sag mal“, sprach er dann etwas an, was Kakas Freunde ihm nie hatten verraten wollen. „Wie hast du die Fünf eigentlich kennengelernt?“ Goku schaute zu Tales, während sie auf die große Hauptverbindung einbogen, die aus dem Palast in die Stadt und durch sie hindurch führte. Er erinnerte sich an diese Straße. Sie verlief in leichten Biegungen bis zu den großen Landeplätzen, die sich außerhalb befanden. Jene, auf denen er diesen Planeten betreten hatte. Seine Augen folgten den Windungen vor sich, unter der Palastmauer hindurch, soweit sie ihnen folgen konnten. Ohne es zu merken war er stehen geblieben. Den Trubel, den es auf dieser Hauptschlagader der Stadt gab, nahm er kaum war, ihn beschäftigte ein anderer Gedanke. Wie lange genau, war das nun eigentlich her? Wie lange genau, war er schon auf Vegeta? Und wie lange hatte er diese Zeit mit Nichtstun verbracht? Er griff sich in die Haare, versuchte mit einem aufkommenden Gefühl der Panik sich daran zu erinnern. Doch, es brachte nichts. Ein Tag war in den nächsten übergegangen, eine Woche in die andere. Ein Monat in den nächsten? Gott, es fühlte sich wie ein halbes Leben an. „Kaka?“ Tales Hand riss ihn aus seinen Gedanken und er hob den Kopf, sah in das besorgte Gesicht seines Zwillings. Er wollte keine weiteren 'Wie es ihm ginge', oder 'Wie er sich fühlte' Fragen beantworten. Beschissen, verdammt nochmal. Er fühlte sich beschissen! Wie sollte er sich auch sonst fühlen? Sein Zwilling verstand ihn, wie so oft, ohne Worte und nickte. Auch etwas, an das er sich erst gewöhnen musste. Diese Art der Kommunikation hatte es bisher nur mit Krillin und Tenshinhan gegeben. Ersterer, weil sie sich einfach schon ewig kannten und die selbe Schule hinter sich hatten, Letzterer weil … keine Ahnung. Tenshinhan und er verstanden sich einfach, zumindest wenn sie trainierten schien es, als würden sie erraten können, was der andere vorhatte. Vielleicht lag das an ihren erbitterten Auseinandersetzungen. Das ihn jemand verstand, der ihn kaum kannte und den er kaum kannte, war ein sonderbares Gefühl. Irritierend, verunsichernd … aber auch, und er traute sich kaum, dies wirklich zu denken, geschweige den zu empfinden, als wäre das so, weil sie zusammen gehörten. „Deine Freunde, wie hast du sie kennengelernt?“ Tales war weitergegangen und Goku schloss sich ihm an. „Unterschiedlich“, gab er zu. „Krillin und ich haben bei Muten Roshi trainiert. Er hat uns alles beigebracht.“ „War er euer Ausbilder?“ „Wir nannten ihn Meister.“ „Und er war ein Mensch? Von ihm hast du deine Technik?“ „Ja.“ „Muss ein großartiger Lehrer gewesen sein.“ Ein kurzes Lächeln huschte bei diesen Worten, als er zu Tales sah, über Gokus Züge. „Ja, ja das war er. Ist er hoffentlich noch.“ „Und die anderen?“, fragte Tales schnell hinterher, als er sah, dass sich das Gesicht Kakarotts wieder verschloss. „Waren sie mit euch in Muten Roshis Ausbildung?“ „Nein sie … Yamchu hat versucht Bulma, Oolong und mich auszurauben, als wir auf der Suche nach den ...“, Goku unterbrach sich schnell. „Na ja, als wir eben gemeinsam unterwegs waren.“ „Wer sind Oolong und Bulma?“ Mittlerweile hatten die beiden den kurzen Tunnel erreicht, der unter der Palastmauer hindurchführte. Die Wachen beäugten sie einen Moment misstrauisch, dann nickten sie kurz und beachteten sie nicht weiter. Als sie den Schatten des Tunnels verließen hatte Son Goku zum ersten Mal die Gelegenheit, von ebenerdiger Warte aus, diesen Teil der Stadt in Augenschein zu nehmen. Bei seiner Ankunft hatte er dafür keinen Kopf gehabt und sonst sah er die Stadt meistens nur von oben aus dem Schloss herab. Zwischen der Mauer, die sie eben durchschritten hatten und dem was dann kam, war ein gigantischer, großer und freier Platz. Soweit er das beurteilen konnte, schien sich dieser überall an die Palastmauer anzuschließen. Einige große Gruppen von Saiyajins standen hier zusammen. Er sah vermehrt die dunkelblaue Rüstung der Palastwächter mit ihren Bein- und Schulterpolstern und den weißen Handschuhen und Stiefeln, aber er sah auch Gruppen von Saiyajins in fast identischen Rüstungen, nur mit einem helleren Blau als Untergewand. „Warum das andere Blau?“, fragte er, während sie den breiten Platz überschritten. „Das sind Kampftruppen der Elite. Sie tragen ein helleres Blau aufgrund von ihrem Stand.“ „Stand? Du meinst dieses idiotische Klassending, was ihr hier am Laufen habt?“ Tales hob dezent eine Braue, ließ sich von dem abwertenden Ton aber nicht dazu hinreisen, wieder eine Diskussion über ihre Kultur anzufangen. „Jede Klasse, oder Stand hat nun mal seine eigenen Farben. Dir ist doch bestimmt schon mal das Wappen an Vegetas Brustpanzern aufgefallen, oder?“ „Ja, und?“ „Ganz einfach“, Tales blieb stehen und suchte mit den Augen nach einer Gruppe, die etwas näher stand. „Schau mal da, die tragen das Königsblau welches du schon kennst.“ „Ja?“ Goku verstand nicht worauf sein Bruder hinaus wollte. „Das sind alles Palastwächter, sehr wahrscheinlich aus dem Kriegsadel. Aber der Kerl der vor ihnen steht, was fällt dir auf?“ Sein Zwilling brauchte einen Moment bis es ihm auffiel. „Er hat ein kleines Wappen auf der linken Brustseite.“ „Richtig, das Königswappen. Das sind Soldaten aus der Leibgarde, nur sie dürfen dieses kleine, angedeutete Wappen auf der Rüstung tragen. Bei den Ministern und dem Geàrd ist es ausgefüllt und beim Rìgh, na ja, einfach größer und Gold umrandet.“ „Und was ist jetzt mit den Farben?“ „Das gleiche Prinzip. Königsblau tragen nur die Leibwächter, die Minister und die Palastgarde. Das hellere Blau, sind Soldaten aus dem Kriegsadel, für die Elite ist das Untergewand schwarz, aber sie dürfen weiße Handschuhe und Stiefel tragen. Danach verändert sich auch der Brustpanzer. Die Mittelschicht trägt auch schwarz, allerdings haben sie keine Beinpolster und Handschuhe sind ihnen verboten. Oh und ihre Stiefel müssen auch dunkel sein.“ Son Goku sah mit zunehmender Irritation zu Tales der fortfuhr. „Und wir aus der Unterschicht haben so einen einfachen Brustpanzer ohne alles. Wir können darunter eigentlich tragen was wir wollen, dürfen aber nicht die Farben des Kriegsadels oder des Königshauses verwenden.“ „Das ist doch bescheuert.“ Tales recht enthusiastischer Gesichtsausdruck, da er seinem Bruder endlich wieder etwas von der Kultur der Saiyajins vermitteln konnte, was ja seine Aufgabe war, verlor ein wenig davon. „Ja, ich weiß, du hältst es für blöd wegen dem Klassenstand. Aber es ist schon gut zu wissen, ob der Saiyajin dem man, natürlich nur aus Versehen, auf die Füße getreten ist, zur Mittelschicht oder Elite gehört. Das ist mir nämlich mal passiert und ich kann dir sagen, die Jungs aus der Elite sind alle beschissene, arrogante, idiotische Arschlöscher.“ Bei letzterem Satz drehten sich die Köpfe einiger junger Saiyajins, in hellblauer Uniform, zu ihnen um. „Hi Leute!“, grüßte Tales mit breiten Grinsen und flüsterte gleich zu Goku. „Siehst du was ich meine? Stock im Arsch.“ Dabei zog er ihn weiter, bevor die Saiyajins Gelegenheit hatten sich zu überlegen, ob ihnen Tales Aussage nun einen Streit wert war, oder nicht. Grummelnd sah der über seine Schulter, ob die Kerle ihnen folgten, als sie den Schatten der ersten hohen Mauer des Kriegsadelsrings betraten. Zum Glück taten sie das nicht. „Passiert dir so was öfter?“, wollte Son Goku wissen. „Nein“, log Tales wie aus der Pistole geschossen und sah seinen Zwilling mit unschuldigen Augen an, was Goku zumindest zu einem schiefen Lächeln brachte. „Na gut, schon“, gab Tales zu. „Radditz sagt immer, ich ziehe solchen Ärger förmlich an.“ „Das hat mir auch mal jemand gesagt.“ „Ach ja? Und wer?“ „Bulma.“ „Den hast du schon mal erwähnt. Auch ein älterer Freund?“ „Eine Freundin.“ Tales grinste. „Freundin wie Freundin? Oder Freundin wie … du weißt schon.“ Sein Grinsen wurde breiter und, auch wenn Son Goku nach wie vor nicht danach war, musste auch er etwas mehr lächeln. „Nur eine Freundin. Meine erste Freundin eigentlich. Sie hat mich damals in den Bergen gefunden, in denen ich nach dem Tod meines Großvaters alleine gelebt habe und mich mitgenommen.“ „Wie ist sie denn so?“ „Bulma? Mhm.“ Goku verfiel ins Grübeln als er sich überlegte, wie er seinem Bruder Bulma beschreiben konnte. Währenddessen gingen sie immer noch im Schatten der selben hohen Mauer weiter. Son Goku beobachtetet, während er sich Gedanken über Bulma machte, das rege Treiben. Alle die unterwegs waren, schienen Zeit zu haben, gingen langsam, würdevoll. Er sah nicht nur solche in Uniform, sondern auch Saiyajins die offenbar in zivil unterwegs waren. Dennoch herrschte bei allen Farben die getragen wurden meistens das helle Blau vor. Sie schienen es gerne zu tragen, stolz zu sein. Er sah auch Kinder, die meist mit einem oder mehreren erwachsenen Saiyajins unterwegs waren, aber auch sie wirkten schon irgendwie … erhabener, zumindest versuchten sie das auszustrahlen. Ganz selten begegnete ihnen ein Saiyajin wie Ragus, dem man sein Alter ansah. „Warum fliegt hier denn keiner? Würde doch viel schneller gehen.“, wollte Goku in Gedanken versunken wissen. „Das Gleiche wie im Palast. Gut, im Palast ist es wirklich verboten, aber die Saiyajins die hier wohnen“, Tales klopfte an die hohe Mauer. „Geben sich eben gerne, als würde alles nur ihnen gehören und als wären sie die Krönung der Schöpfung.“ Gokus Augen folgten der Mauer aufwärts. „Ist das immer noch die selbe Mauer?“ Er blieb stehen und sah den Weg zurück, den sie gekommen waren und tatsächlich, eine durchgezogene, lange Mauer. „Jap. Der Kriegsadel hat riesige Grundstücke. Dahinter sind mit Sicherheit traumhafte Gärten, kleine Wälder und was weiß ich noch alles. Ein weiterer Grund, warum hier nicht geflogen wird. Keiner will sich mit jemandem vergnügen und dann fliegt ein Fremder über dich drüber.“ Schnell zog Goku die Hand von der Mauer und starrte seinen Zwilling an, der ihm zuzwinkerte, ehe er weiterging. Einige Zeit lang schwiegen sie beide. Son Goku betrachtete die hohen Mauern links und rechts nachdenklich. Vom Palast aus hatte die ganze Stadt grün und schön gewirkt, aber hier war nur eine breite Straße, die Mauern zu beiden Seiten und ansonsten gar nichts. Es wirkte trostlos und leer, isoliert, abgeschnitten, differenziert. Von oben war ihm das nicht so vorgekommen. Sie erreichten eine Kreuzung. Vier Mauerecken trafen hier aufeinander, eine Gruppe von Saiyajins im Gleichschritt kam an ihnen vorbei. Ernste Gesichter, harte Mienen, kein Wort sprechend. Goku folgte ihnen mit den Augen. Dagegen war es im Palast, trotz seiner Regeln, ja geradezu lebhaft. „Das ist hier normal. Wenn wir in die anderen Ringe kommen wird es besser.“, beantwortete Tales Son Gokus Gedanken. „Warum ist das hier so?“, fragte er, während sie sich wieder in Bewegung setzten. „Weil der Kriegsadel gerne für sich bleibt. Sie haben einen ständigen Machtkonflikt miteinander. Jede Familie will die meisten Minister, oder Befehlshaber stellen, die meisten Palastwächter, Leibgardisten oder eben auch die beiden Geàrds und die Bainrìgh.“ „Beide Geàrds?“ Goku schluckte und vertrieb das Bild von Veran sofort aus seinen Gedanken. „Ich dachte es gibt nur einen?“ „Sobald der Rìgh seine Bainrìgh erwählt hat, wird auch sie eine Geàrd zur Seite bekommen.“ Das ergab natürlich Sinn. „Hinter diesen Mauern leben manchmal mehrere Familien des gleichen Namens. Hin und wieder werden auch zwei Grundstücke zu einem, oder es werden welche getrennt. Je nachdem wie sich eben die Koalitionen ändern.“ Tales zuckte mit den Schultern. „Das ist eben die Politik der Adligen.“ Er sah zu Kakarotts gefurchter Stirn. „Lass uns weiter gehen. Ich mag diesen Ort auch nicht.“ Nach einigen weiteren Mauern nahm Tales ihr Gespräch über Gokus Freunde wieder auf. „Wir waren bei Bulma.“ Ein kurzer fragender Blick des Angesprochenen, dann erinnerte er sich. „Oh ja, Bulma, mhm.“ „Ist sie hübsch? Und stark?“ Tales sah ihn mit gespannten Augen an. „H...hübsch? Stark? Bulma? Äh... “, stammelte Goku der sich überfahren fühlte. Darüber hatte er sich noch gar nicht so wirklich Gedanken gemacht … also über das hübsch. Bulma war eben … Bulma. „Also nicht?“ Enttäuschung sprach aus Tales Stimme. „Äh … stark ist sie nicht. Chichi ist stark.“ „Chichi?“ „Eine andere Freundin. Wir hätten mal fast geheiratet, aber dann … haben wir uns anders entschieden.“ „Oh ha!“ Tales grinste breit. „Erzähl!“ „Da gibt es nicht viel zu erzählen.“ „Na wenn ihr fast geheiratet hättet, es dann aber doch nicht habt … komm schon Kaka, du kannst mir nicht sagen, dass es dazu keine Geschichte gibt!“ Son Goku konnte nicht verhindern, dass sich wieder ein Schmunzeln auf seine Lippen legte und als er daraufhin zu Tales sah, der ihn angrinste, wie es nur ein Bruder konnte, der ein Geheimnis witterte, geschah etwas eigenartiges. Für einige wertvolle, kurze Momente fühlte er sich einfach nur wohl, wie früher, mit seinen Freunden, wenn sie zusammen waren. „Chichi“, setzte er an. „Ich hab sie als Kind getroffen, als ich mit Bulma, Yamchu, Oolong und Pool auf meiner ersten Reise war.“ „Oolong und Pool?“ „Freunde, aber keine Kämpfer.“ „Du hast sehr viele Freund gefunden, mhm?“ Einen Moment dachte der Ältere darüber nach. An alle, die ihm auf seinen Reisen begegnet waren. „Ja“, gab er zu. „Schon.“ „Das ist beneidenswert.“ „Beneidenswert?“ Goku blinzelte irritiert. „Ja, klar.“ „Warum?“ „Weil … na ja“, nun war es Tales, der herumdruckste, bis er endlich mit der Sprache rausrückte. „Bei uns gelten Freundschaften als seltener Luxus. Wenn man überhaupt das Risiko eingeht, eine zu haben.“ „Das Risiko?“ „Du weißt was ich meine.“ „Nein.“ Tales blähte die Backen auf. „Wenn man jemandem vertraut, dann kann man verraten werden. Und da die meisten Saiyajins auf ihren eigenen Vorteil aus sind … den Rest kannst du dir denken.“ „Ich sag doch euer System ist bescheuert.“, schoss Goku zurück, ohne noch einmal über seine Worte nachzudenken. Beide Saiyajins blieben abrupt stehen, sahen sich an. Der eine, weil ihm die Worte leid taten, der andere, weil er spürte, dass etwas tief in ihm drin, dem er bisher kaum Beachtung geschenkt hatte, begann, nach eben jener zu verlangen. „Also, ich … ähm, Chichi … Chichi hab ich getroffen als ich noch ziemlich jung war.“, versuchte nun Goku das Gespräch und ihren Weg wieder aufzunehmen. „Und sie hat mich gefragt, ob wir heiraten, wenn wir groß sind. Ich hab damals gar nicht gewusst, was sie wollte und hab zugestimmt.“ Verlegen fuhr er sich über den Nacken und sah zu Tales. „Erst sehr viel später hab ich sie auf einem Turnier wiedergesehen. Sie hat mich gesucht. Unser Versprechen hatte ich zu diesem Zeitpunkt längst vergessen.“ „Du hast es vergessen?!“ Tales, der ihm die Worte zuvor nicht übel zu nehmen schien, klappte die Kinnlade runter. „Wie kann man so was vergessen?“ „Ja, was weiß ich“, verteidigte sich Goku, dem das alles, jetzt wo er es wiedergab, selbst lächerlich vorkam. „Ich hatte damals andere Dinge im Kopf. Zum Beispiel Piccolo zu besiegen, bevor er die Welt versklavt.“ „Warte. Warte, warte, warte. Piccolo? Der Piccolo? Dein Freund? Der Namekianer?“ „Jaaa?“ „Aber … ich dachte er wäre dein Freund. Jetzt ist er … dein Feind?“ Goku fuhr sich durch die Haare und drehte sich zu Tales um. „Er war mein Feind. Jetzt, sagen wir, wir sind Verbündete. Wir haben das gleiche Ziel.“ „Uns los werden“, antwortetet Tales spontan, ohne weiter darüber nachzudenken. „Ja. Nein! Doch … ja, schon.“ Gokus Stimme verhaspelte sich, sie sahen sich an, konnten erkennen, dass sie beide an das selbe dachten. Erst an Gokus spontane, nicht überdachte Antwort Tales gegenüber und nun war das Gleiche auch Tales passiert. Wie es schien, und das wurde beiden Brüdern mit einem mal klar, hatten sie mehr gemeinsam, als nur ihr Aussehen. „Weißt du“, setzte Tales mit belustigtem Ton in der Stimme an. „Es tut gut, dich mal ein wenig fröhlicher zu sehen. Und … ich versteh das. Ich versteh das wirklich. Wenn ich mir vorstelle, da kommen so ein paar Kerle und legen meine Heimat in Schutt und Asche, die würde ich auch loswerden wollen.“ Er lächelte seinem Zwilling aufmunternd zu und Goku fühlte mit einem mal, wie sich etwas in ihm löste und er das Gefühl hatte, seit einer unbestimmbaren Zeit, wieder freier atmen zu können. Er sah Tales an und es kam ihm wie damals vor, als er Tenchinhan und Chao Zu zum ersten Mal begegnet war. Er kannte ihn zwar noch nicht gut, seinen Bruder, seinen Zwilling, und sie mochten auf verschiedene Seiten stehen und verschiedene Ansichten haben, aber er war sich sicher das Tales jemand war, dem er Vertrauen konnte; auch wenn Tales selbst das noch nicht klar sein mochte. „Also Piccolo war dein Feind, ist jetzt dein Verbündeter und du warst mit Chichi verlobt.“, fasste jener zusammen, als sie weiter gegangen waren. „Und wenn sie bei einem Turnier angetreten ist, gegen dich, gegen den Namekianer, dann muss sie stark sein. Oder?“ „Ist sie“, ging Goku auf Tales Versuch ein, wieder die Illusion eines ganz normalen Ausflugs unter Brüdern, wachzurufen. „Chichi hat verdammt viel Potenzial. Wenn sie es wollen würde, dann könnte sie noch viel stärker werden.“ „Das klingt nach einer tollen Frau. Und du wolltest sie nicht haben?“ Tales beobachtetet wie Goku rot wurde. „Aha, also doch!“ Der Ertappte begann zu grinsen. „Ich mochte sie. Also, ich mag sie nach wie vor, aber … wir waren uns einige, das wir noch etwas warten wollten.“ „Und dann?“ „Kamen die Minotauren.“ „Oh.“ „Ja.“ Die Zwillinge verfielen wieder in Schweigen. Son Goku nutzte das, um sich umzusehen. Sie waren während ihrem Gespräch durch den Tunnel gegangen, welcher das Viertel des Kriegsadels von dem Viertel der Elite trennte und hier war es anders, stellte er fest. Zwar waren die Straßen auch breit und die Mauern hoch, doch die Grundstücke waren nicht mehr so riesig wie zuvor. Es gab mehr Unterbrechungen und man sah viel mehr Saiyajins. Auch liefen diese nicht mehr so gestelzt herum, bewegten sich normal, ja rannten sogar hin und wieder. Und vor allem, es gab viel mehr Farben: grau, schwarz, immer wieder blau, grün, gelb, rot. Auch schien hier nicht einfach Mauer an Mauer zu grenzen, Grundstück an Grundstück. Es gab Grünflächen, wo er sich treffende Saiyajins sah, Geschäfte in denen eingekauft wurde, wohl auch Restaurants, denn es roch an einigen Ecken einfach himmlisch und er musste einfach die Nase in den Wind halten und schnuppern. Kurzum, dieser Teil der Stadt erinnerte ihn an den Ort, wo Bulma lebte. „Das ist der Ring der Elite. Zwar dürfen nur sie hier leben, aber arbeiten tun hier Saiyajins aus allen Rängen. Man kann sogar bis hierher aufsteigen, wenn man das nötige Talent dazu besitzt. Das wird für Radditz und mich zwar immer ein Traum bleiben, aber wer weiß“, er gab Goku einen leichten Rippenstoß. „Mein Bruder ist ja der legendäre Supersaiyajin, also schaffen Radditz und ich das vielleicht auch mal.“ Darauf wollte Goku nichts erwidern und genoss, wie Tales auch, die Eindrücke dieses Viertels, welche auf sie einstürmte. Das war schon mehr die Stadt, wie sie sich Son Goku vom Palast aus vorgestellt hatte. Allerdings mischte sich plötzlich ein unangenehmes Gefühl unter sein Staunen. Was würde passieren, wenn er erfolgreich war? Wenn er es schaffte, Vegeta zu besiegen. Was würde mit all diesen Bewohnern passieren? Mit diesem eigenartigen System? Mit den Kindern, die gerade an ihm vorbei liefen? Er hatte zwar nicht vor, die Bevölkerung anzugreifen … aber was, wenn er das müssen würde? Mit einem mal kam ihm der Gedanke, ob er das für sie werden würde, was die Minotauren und Saiyajins für ihn waren. Während er sich dabei umsah, und dieser unschöne Gedanke in seinem Gehirn wurzeln schlug, wurde ihm bewusst, dass viele der Saiyajins zu ihnen starrten. Goku drehte sich um, um sicherzugehen, dass niemand hinter ihnen stand. Als dort Niemand war, schoss seine Hand zu seinem Hals, um sicherzugehen das sich die Kette unter seiner Kleidung befand. Nur zu gut erinnerte er sich an die herablassenden Blicke und die Beleidigungen, welche er hatte über sich ergehen lassen müssen, als er wie ein Haustier und in Ketten durch das Schloss geschleift worden war. „Warum starren die mich denn alle so an?“, fragte er Tales und bekam eine Antwort, die ihn überraschte. „Die starren nicht dich an, sondern mich.“ „Wieso dich?“ Tales hob eine Braue und deutete auf seine Rüstung. „Was habe ich dir über die Rüstungen, die Stadtringe und Klassen erklärt?“ Goku überlegte kurz und kam fast auf den richtigen Schluss. „Du bist durch die Rüstung als Unterklasse erkennbar und … darfst hier nicht sein?“ „Ja und nein. Dürfen schon, aber es kommt eigentlich nicht vor, dass sich jemand von uns hier so öffentlich zeigt. Wir werden gerne für die niederen Arbeiten hergeholt, aber keiner der Elitären hier will zugeben, dass er das macht. Gesicht waren und so nen Scheiß.“ Ein kurzer Blick in die Runde bestätigte, dass es wohl besser war einfach weiterzugehen, bevor noch jemand fragen stellte und sie noch mehr Zeit verloren. „Im Ring der Mittelschicht wird es dir gefallen.“ Aufmunternd grinste Tales Son Goku an und die beiden setzen ihren Weg durch die Königsstadt und den Elitebereich fort. Der Eindruck eines Stadtkerns, wie er auf der Erde, in einer der vier großen Hauptstädten war, blieb und sie folgten der großen Straße, der Hauptschlagader. Jene wurde immer belebter und sie mussten immer öfter Saiyajins ausweichen, welche große Lasten mit sich trugen, oder kleine Transportgleiter flogen. Es wurde sogar zu einem richtigen Gedränge, als sie sich dem nächsten Mauerabschnitt näherten. Dort lenkte Tales ihr Gespräch zurück zu der Frage, die ihm sein Zwilling immer noch nicht beantwortet hatte. „Jetzt weiß ich also ein wenig über Chichi. Aber über Bulma hast du mir immer noch nicht viel gesagt.“ „Ja, ähm, sie ist … clever. Richtig clever. Sie baut Dinge, die es vorher nicht gibt und kennt sich mit Maschinen aus und manchmal kann sie ganz schön angsteinflößend sein.“ „Angsteinflößend?“ Tales prustete los. „Ja“, Goku sah pikiert zu seinem prustenden Bruder. „Wenn sie zornig wird, versteckt man sich besser und geht ihr aus dem Weg.“ Tales begann zu lachen. „Das ist wirklich nicht lustig.“ „Also hat sie viel Temprament und ist intelligent. Das sind doch gute Eigenschaften. Warum sie nicht?“ „Weil wir...“ Son Goku brach den Satz ab, als sie aus dem Mauertunnel, der Elite und Mittelschicht voneinander trennte, in helles Licht traten und er den Arm heben musste, um nicht gänzlich geblendet zu sein. Als er blinzelnd endlich wieder etwas sehen konnte, verschlug es ihm die Sprache ein weiteres Mal. Auf dem kleinen Platz vor dem Mauertunnel, und der Hauptstraße dahinter, erstreckte sich ein Gedrängel, wie er es nur von dem großen Turnier auf der Erde kannte. Saiyajins hasteten, oder flogen sogar, von einem Ort zum anderen, schienen Dinge zu transportieren, oder Besorgungen zu erledigen, saßen in kleinen Grünanlagen vor Geschäften und aßen, lachten und schlenderten umher. Auch Fluggeräte, kleine Gleiter und Transportmittel, ähnlich dessen, der ihn am ersten Tag durch die Stadt gebracht hatte, sah er zur Genüge. Außerdem herrschte ein Geräuschpegel vor, dass man sein eigens Wort kaum verstand, denn von vielen kleineren, offenen Läden, priesen die Besitzer ihre Waren an. Es war ein buntes Gewusel, ein chaotisches Treiben und es hatte nichts mehr mit der Strenge und Erhabenheit gemein, welche in den anderen beiden Stadtteilen vorherrschte. Tales ließ seinen Bruder in Ruhe, ließ ihn sich umsehen, die ganzen Eindrücke in sich aufnehmen und beobachtetet ihn nur schweigend. Es war gut gewesen, dass sie sich für diesen Weg entschieden hatten und er nicht in einem Gleiter mit ihm geflogen war. Denn er sollte ja etwas von seinem Volk lernen und sehen. Auch wenn sie zu Fuß den ganzen Tag für diesen Ausflug brauchen würden, war dieses überraschte Staunen, welches in Kakarotts Miene gerade vorherrschte, den langen Weg wert. Gemütlich schlenderten sie weiter und Tales beantwortete alle Fragen, die sein Bruder ihm stellte wahrheitsgemäß und geduldig. Auch hielten sie an einem der kleinen Geschäfte, kauften sich etwas zu Essen und setzten ihren Weg fort. Je weiter sie die Mauer zum Elitering der Stadt hinter sich ließen, um so ruhiger wurde es, auch wenn der stetige Strom von Saiyajins auf der Hauptstraße nicht abriss. „Das ist so“, erklärte Tales auf die entsprechende Frage. „Weil alles, was in den oberen Rängen zum Leben gebraucht wird, hier oder in der Unterschicht produziert wird. Und irgendwie muss das alles ja da hin kommen. Große Bestellungen werden mit den Gleitern über die Mauern und Schutzkuppeln transportiert, aber das kann sich eben nicht jeder leisten. Außerdem sind das meistens die Waren, die direkt ins Schloss gehen. Aber auch die werden auf den Landeplätzen der Elite noch einmal streng kontrolliert.“ Goku nickte, besah sich die Straßen, welche von der Hauptader abbogen und bat Tales, obwohl er so schnell wie möglich zu seinen Freunden wollte, dass sie einen kleinen Umweg über die Seitenstraßen machten. Er wollte einfach noch mehr sehen, noch mehr hier von mitbekommen. Es fühlte sich hier draußen so anders an als im Palast. Fast so, als wäre einfach alles normal. Das Bild in den Seitenstraßen änderte sich für den Saiyajin von der Erde abermals. Natürlich wurde es als erstes ruhiger. Geschäfte wichen Wohnhäusern, kleinen Gärten und Werkstätten, die alles möglich zu produzieren schienen, von dem Goku keine Ahnung hatte, aber auch normale Dinge, wie Teller oder Kleidung. „Habt ihr denn keine großen Geschäfte, die so etwas machen?“, wollte er wissen. „Wie meinst du das?“ „Auf der Erde werden solche Sachen in großen Läden hergestellt. Bulma hat mir das mal erklärt, dass so auch viele Waren ihrer Firma produziert werden.“ „Klar haben wir das. Aber das liegt etwas außerhalb der eigentlichen Stadt und wird nur für Raumschiffe, Laser, Schutzschilde und so weiter benutzt, Rüstungen. Eben alles was wir … na ja, was wir eben für den Kampf brauchen.“ „Also die Eroberung.“, kam es bitter von dem Erdsaiyajin. „Ja. Alles andere … wird so produziert, von Hand. Es gibt … richtige Ausstellungen wer die schönsten Stücke fertigen kann. Darauf wird hier, in der Mittelschicht, sehr viel Wert gelegt.“ Son Gokus Finger strichen über einen im Wind wehende Stoff, der in jenem dunklen Blau gehalten war, wie das, welches er selbst trug. Welches Vegeta trug. Welches Veran getragen hatte als er versucht hatte ihn … wie eine hungrige, wilde Bestie durchschlug die Erinnerung, die hauchdünne Schicht aus Normalität, die sich um ihn gebildet hatte. Zerfetzte ohne Rücksicht seinen Schutzschild der Ablenkung und warf ihn Tage zurück in sein Zimmer. Seine Finger krallten sich in den Stoff und der Wind, der seine Haare wehen ließ wurde zu Atem in seinem Nacken, die fernen Geräusche der Stadt zu Geflüster in seinem Ohr, die Hand seines Bruders auf seiner Schulter zu der Hand, die ihn an die Wand gedrückt hatte. Blitzschnell schlug er sie zur Seite, wirbelte herum, stellte sich seinem Gegner. Mit heftig klopfendem Herzen und lautem Blutrauschen in seinen Ohren sah er auf einen verwirrt drein Blickenden Tales. „Kaka? Alles in Ordnung?“ Nein! Nein verdammt, nichts war in Ordnung! Wie könnte irgendetwas in Ordnung sein? Wie könnte … „Ja, alles in Ordnung.“, hörte er sich selbst sagen, als wäre er gar nicht mehr Herr über seine Sinne, als würde da ein Fremder mit seinem Mund sprechen. „Lass uns … lass uns weiter gehen.“ Ohne noch einmal ein Wort an seinen Zwilling zu verlieren, marschierte er zurück zur Hauptstraße, wartetet bis Tales neben ihm war und folgte ihm dann schweigend. Und das Schweigen dauerte lange, denn der Ring der Mittelschicht war der breiteste und größte, machte diese Klasse der Saiyajins doch den Hauptteil ihrer Bevölkerung aus. Tales war irritiert von dem plötzlichen Stimmungsumschwung seines Bruders. Hatten sie sich davor noch so gut verstanden und unterhalten, schien er Kakarott nun mehr zu kaum einem Wort überreden zu können. Er war wie ausgewechselt, sah hin und wieder auf, wenn Tales ihn zu etwas drängte und folgte seinem Zwilling ansonsten schweigend. Vielleicht, überlegte der Jüngere, hatte das mit der Erwähnung der Militärmaschinerie zu tun. Oder es lag an irgendetwas anderem, was er gesagt oder getan hatte. Doch wirklich einen Grund, für diesen rapiden Wechsel im Verhalten Kakarotts, konnte er nicht finden. Und da er das nicht konnte, versuchte er einfach seinen Zwilling aufzuheitern so gut es eben ging. Er fragte weiter nach Bulma, nochmal nach Chichi, nach Muten Roshi, doch das Schweigen blieb bestehen. Wenn überhaupt, dann antwortete ihm Kakarott nur einsilbig. Erst als sie abermals an einem großen Mauerring mit Tunnel ankamen, unter dem sich die Hauptstraße hindurchzog, blieb Goku stehen und drehte sich um. Tales konnte beobachten wie die Augen seines Bruders über die Gebäude und Saiyajins wanderten. Er sah eigenartig angespannt aus, auch wenn er auf den ersten Blick ruhig und gelassen wirkte. Was mochte in ihm wohl vorgehen? Was dachte er gerade? Tales ging plötzlich auf, dass er nie die Möglichkeit in Betracht gezogen hatte, sein Bruder könnte bei diesem Ausflug etwas anderes empfinden als Freude. Er selbst war so aufgeregt gewesen, weil er es für so eine gute Idee gehalten hatte mit Kakarott zu Fuß durch die Hauptstadt zu gehen, dass ihm dieser Gedanke gar nicht gekommen war. Nun stellte er selbst sich die Frage, wie er sich fühlen würde, wenn er an der Stelle seines Bruders wäre. Das er auf diese Frage keine Antwort fand, beunruhigte ihn. Er konnte es sich nicht ausmalen, nicht vorstellen, ja noch nicht mal erahnen, was sein Zwilling in diesem Moment empfinden mochte, hier unter all den für ihn Fremden, die sein Leben auf den Kopf gestellt hatten. „Kakarott?“, fragte er daher vorsichtig, schon eine Entschuldigung auf der Zunge, wobei er nicht einmal wusste, wofür er sich entschuldigen wollte. Nichts davon war seine Schuld, aber … irgendetwas an seinem Bruder weckte in ihm das Bedürfnis für ihn da zu sein, so wie er für Radditz immer dagewesen war. Seltsam, und das wo er ihn doch erst so kurz kannte. „Kaka ich ...“ „Das alles ist kein Traum, oder?“, unterbrach ihn sein älterer Bruder. „Was?“ „Nein, ein Traum ist es mit Sicherheit nicht.“ „Wie meinst du das, Kaka?“ Son Gokus Augen, welche noch über die Stadt gewandert waren, verweilten auf Tales. „Irgendwie, fühlt es sich jetzt anders an.“ Der Jüngere wurde aus dieser Aussage nicht wirklich schlauer. „Anders?“ Ein plötzliches, kurzes Lächeln auf Gokus Zügen überraschte Tales. „Bisher, hat es sich manchmal wie ein Traum angefühlt, als wäre das alles hier nicht real, als wäre es ein böser Traum, aus dem ich einfach nicht aufwachen kann. Aber das ist er nicht, oder? Es ist real. Alles war hier passiert … passiert ist, ist real.“ Tales blinzelte, brauchte einige Sekunden. „Es kam dir vor wie ein Traum? Dein Kampf mit Vegeta? Das Leben im Schloss?“ Der Angriff Verans, fügte Goku in Gedanken hinzu und schüttelte gleich darauf seinen Kopf, um das Gesicht des Geàrds daraus zu vertreiben. „Wie kann das wirklich passiert sein? Wie kann das real sein?!“ Er griff sich in die Haare und Tales, der von diesen Gedanken nichts wusste und einen völlig anderen Kontext sah, seinem Zwilling helfen wollte, legte ihm die Hand auf die Schulter. „Na ja, wir leben eben. Wir alle leben, die ganze Stadt lebt. Jeder von uns existiert und alles was wir tun, passiert. Du träumst nicht.“ Das machte es für Goku nur um so schlimmer und das Geräusch, welches er als Antwort ausstieß, war eine Mischung aus blanker Panik und purer Verzweiflung, als sein Verstand irgendwie versuchte, dass, was mit ihm beinah passiert wäre, doch noch in das Reich des nicht möglichen abzuschieben. „Komm“, sagte Tales, der hoffte die Worte könnten seinen Bruder wieder aufheitern. „Zu deinen Freunden ist es nicht mehr weit.“ Mit einem kurzen Nicken wendete er sich dem Tunnel zu. Son Goku sah ihm hinterher, sah wie er stehen blieb, auf ihn wartete, ihm Zeit gab. Seine Freunde … sie durften das nicht erfahren. Nie. Niemals. Und sie durften ihn auch nicht so sehen. Sie würden es wittern, es erraten, sie würden ihn fragen, wissen wollen was los war, nicht locker lassen und es am Ende doch herausfinden. Er musste sich zusammen reisen, musste so tun als wäre nichts, musste sein wie immer. Irgendwie … irgendwie würde er das schaffen. Mit Sicherheit, er würde das schaffen, wie alles bisher zuvor, er musste, er hatte gar keine andere Wahl. Er hatte sie noch nie gehabt. Nicht, seit er mit Bulma damals aufgebrochen war und sein Weg hierher begonnen hatte. Vegeta schritt langsam durch die Flure seines Schloss. In seiner Begleitung, zwei Schritte hinter ihm ging Nera, ebenso schweigend wie er und wartetet darauf, dass er seine Gedanken mit ihr teilte. Sie hatten seit dem Verlobungsbankett viel Zeit miteinander verbracht, hatten viele Gespräche geführt und ihre Ansichten ausgetauscht. Sie musste sich eingestehen, dass sie nun verstand, warum ihr Bruder so besessen von Vegeta war. Er war eine faszinierende Persönlichkeit, mit hohen Idealen, weitreichenden Ambitionen und einer ganz klaren Vorstellung von seiner Regentschaft. Man konnte ihn nur bewundern. Allerdings musste diese Bewunderung Grenzen haben, und zu Fanatismus hatte sie, im Gegensatz zu Veran, noch nie geneigt. „Dann bist du also über alles im Bilde, Nera?“ Sie nickte. „Jawohl, mein Rìgh.“ „Ich verlasse mich darauf, dass du alle Teile deiner Familie ab jetzt unter Kontrolle halten wirst.“ „Sie werden Euch kein weiteres mal Ungemach bereiten, mein Rìgh.“ „Und mit dem Schicksal deines Bruders haderst du nicht? Oder dem deines Vaters?“ „Nein, mein Rìgh.“ Vegeta warf einen kurzen Blick zurück, konnte aber kein Zeichen der Lüge an ihr entdecken. „Dann bleiben wir bei unserer Vereinbarung.“ „Das tun wir, mein Rìgh.“ Er blieb stehen und wendete sich um. Nera verneigte sich, ehe sie seinen Blick erwiderte. „Mein Vertrauen, ist nicht leicht verdient. Erwarte also keine Sonderbehandlung, nur weil du meine Bainrìgh wirst.“ „Mein Rìgh, mir ist bewusst, dass ihr diese Entscheidung aus politischem Taktieren heraus trefft und sie nichts mit meiner Person zu tun hat.“ Vegeta hob dezent eine Braue und Nera verneigte sich abermals, diesmal behielt sie den Kopf unten. „Es wird den Kriegsadel besänftigen und ein Zeichen sein, dass ihr keinen persönlichen Groll gegen meine Familie hegt, oder sie gar aus einer Laune heraus vernichten wollt.“ „Dann stimmst du dieser Entscheidung zu?“ „Natürlich, mein Rìgh. Dennoch möchte ich betonen, dass ihr nach dem Verrat meines Vaters und Bruders, und den Dingen welche ich Euch offenbart habe, jedes Recht zu unserer Vernichtung hättet und ich es verstehen würde, wenn Ihr es tätet.“ „Natürlich habe ich das. Doch wie schon erwähnt, habe ich nicht das geringste Interesse daran, noch mehr Scherereien mit deiner Familie zu haben. Solltest du dich als ungeeignet für den Posten der Bainrìgh erweisen, oder mir nur die geringste Information zukommen, dass auch du das Erbe deines Vaters oder Bruders antreten willst, sei dir gewiss, ich werde danach handeln.“ Nera hob den Kopf. Der Blick ihrer schwarzen Augen war willensstark und entschlossen. „Ich werde mir euer Vertrauen verdienen, mein Rìgh und euch in allen Belangen eurer Regenschaft unterstützen. Ich werde meine Pflicht erfüllen und euch einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gebären. Ich werde euren Rücken stärken und so lange an eurer Seite sein, wie Ihr es wünscht. Das schwöre ich beim Blute meines Großvaters und dem Meinen, ich werde mich als Bainrìgh würdig erweisen.“ Vegeta atmete tief ein und nickte, gebot ihr damit sich wieder zu erheben. Mut hatte sie, was sie zum ersten Mal auf seinem Verlobungsbankett bewiesen hatte. Nun würde die Zeit zeigen, ob sie darüber hinaus auch Treue und Ehre besaß. „Den Rest des Weges werde ich alleine gehen. Du bist entlassen.“ „Sehr wohl, mein Rìgh.“ Nera verneigte sich ein letztes Mal, ehe sie sich einige Schritte rückwärts entfernte, aufrichtete und den Rìgh mit seinen Pflichten alleine ließ. Vegeta sah ihr nach, bis sie außer Sicht war. Gut, dies würde in der Tat Ruhe in die politischen Wellen bringen und ihm Zeit geben, seine nächsten Schritte zu planen. Die Bekanntgabe der Bainrìgh musste als nächstes vorbereitet werden, dies konnte er Kaido überlassen. Nappa würde sich im selben Zeitraum um die Koordination der Überwachung ihrer Grenzen kümmern müssen. Vegeta war sich sicher, die plötzliche Ankündigung einer Bainrìgh im saiyajinischen Imperium würde zumindest in einem der angrenzenden Territorien für Unfrieden sorgen. Er atmete tief ein. Da Veran seiner Pflichten enthoben war, liefen in Nappas Verantwortung nun sehr viele Dinge zusammen. Angefangen bei der Koordination der Leibgarde, der Palastwache, ganz zu schweigen von der Kommunikation mit seinen Generälen. Es war wirklich lästig, dass sein Geàrd sich zu solch einer Dummheit hatte hinreisen lassen. Und noch viel lästiger war, dass Kakarott sich beharrlich weigerte anzuerkennen wer er war und wohin er gehörte. Kaum waren seine Gedanken bei dem jungen Saiyajin, schoss ihm das Bild in den Kopf, welches ihn zum ersten Mal seit Jahren, fast seine Fassung gekostet hätte. Er war spät an dem Abend seines Verlobungsbankettes in sein Schlafzimmer zurückgekommen, hatte sich der einengenden Rüstung entledigt und sie achtlos auf den Boden fallen lassen, als ein Geräusch aus dem Nebenzimmer seine Aufmerksamkeit weckte. Er war näher an die Verbindungstür herangetreten und hatte ein weiteres Mal ein Geräusch vernommen, welches er nicht einordnen konnte. Kurzerhand hatte er die Tür geöffnet. Vegeta konnte das, was er empfunden hatte, als er Veran über Kakarott gebeugt hatte dastehen sehen, nicht in Worte fassen. Obwohl er sehr oft, eigentlich sogar ungehörig oft in den Tagen seit diesem Vorfall daran gedacht hatte, war es ihm bisher immer noch nicht gelungen eine Definition dafür zu finden. Überraschung? Ja. Unverständnis? Absolut. Erschrecken? Zumindest im ersten Moment … aber da war noch mehr gewesen, etwas anderes, etwas was sich auf schwer zu beschreibende Weise einen Weg aus seinem inneren an die Oberfläche gebahnt hatte. Er hatte es in jenem Moment nicht fassen können und jetzt konnte er es auch nicht. Das verärgerte ihn. Wie konnte es da etwas in ihm geben, dass sich seiner Kontrolle entzog und sich sogar weigerte von ihm benannt zu werden? Er war Herr über sich selbst und über all seine Gedanken, Empfindungen und Handlungen. In seiner Erinnerung war es erst kalt gewesen, dann war es wärmer geworden, bis es aus ihm herausgebrochen war, ihn regelrecht verbrannt hatte und so heiß geworden war, dass sich alles in seinem Inneren plötzlich wieder kalt angefühlt hatte. Er erinnerte sich, dass es ihn all seine Willenskraft gekostet hatte, Veran nicht auf der Stelle zu zerreißen. Er war eingeschritten ohne zu begreifen, was er da tat und ohne zu wissen, was ihn eigentlich so dermaßen die Fassung hatte verlieren lassen. Das was Veran getan hatte? Oder das er sich über seinen Befehl hinweg gesetzt hatte? Oder das er damit seine Pläne verlangsamte? Oder alles zusammen? Oder gab es da noch etwas? Etwas, das er übersah? Mit einem tiefen Atemzug verbannte Vegeta diese Gedanken aus seinem Kopf. Er hatte wirklich genug Zeit damit verschwendet sie ergründen zu wollen. Umso ärgerlicher war es, dass diese Gedanken ihn, trotz seines Entschlusses sie zu ignorieren, immer wieder aufsuchten. Vor allen Dingen Kakarotts Gesicht in jenem Moment, als sich Vegeta zu ihm umgedreht hatte, nachdem Veran fortgebracht worden war, drängte sich in den unpassendsten Momenten in den Vordergrund. Damit musste allmählich Schluss sein und Vegeta war sich sicher, dass nach dem heutigen Besuch die Sache für ihn endgültig vom Tisch war. Er war auf dem Weg in den Kerker. Zu Veran. Um ihm mitzuteilen, welche Strafe ihn für sein Vergehen erwartete. Und noch während Vegeta das dachte, sah er schon wieder Kakarotts Gesicht vor sich, wie jener zu ihm aufgesehen hatte; und wie dieser Blick irgendetwas verändert hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)