Kyou Kara Maou - Ein geschlossener Pakt von Ceasar ================================================================================ Kapitel 4: Neue Welt und neue Gedanken -------------------------------------- Endlich das Kapitel fertig bekommen ^^ Ich hoffe es gefällt euch :) Anmerkungen und oder Rückmeldungen jederzeit gern gesehen :-) Also, Viel Spaß beim Lesen ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Huh? Wer ist da?“ Türkisfarbene Haare wirbelten auf, als sich der Kopf nach links und rechts drehte. Eine sanfte Brise wehte in das liebliche Gesicht. „Bitte, zeige dich! Ich werde dir nichts tun.“ Mit einem freundlichen Lächeln schaute sich die junge Frau um. Ihre blinden Augen wanderten über ihre Umgebung. Und tatsächlich entdeckte sie einen kleinen, schwach schimmernden Umriss. Sie sah nicht mit ihren wirklichen Augen. Es war mehr ein Bild in ihrem Kopf, das sich formte. Sie hatte die Gabe entwickelt, Mithilfe ihrer magischen Begabung zu sehen, wenn auch nur verschwommen und wie durch Wasser getrübt. Der schimmernde Umriss näherte sich ihr zaghaft und wurde etwas größer. Die junge Frau konnte den Umriss einer schwebenden Kugel erkennen, die etwa auf der Höhe ihrer Hüfte in der Luft verharrte. „Wer bist du?“, fragte sie mit einem freundlichen Lächeln in Richtung der Kugel. „Du… Du kannst mich sehen?“, kam die verwirrte Gegenfrage. „Nunja, nicht wirklich,“ ein kleines Kichern entwich der jungen Dame, „schließlich bin ich Blind. Aber ich sehe deinen Umriss. Aber sag mir doch bitte, wo sind wir hier? Und wer bist du?“ Fragend musterte sie den schimmernden Ball, der nun etwas nervös wirkte und sich leicht von rechts nach links bewegte. „Das ist nicht gut… Das ist ganz und gar nicht gut! Was mache ich denn jetzt? Ach verdammt! Wie konnte das nur passieren?“ Die Kugel wurde unruhiger und verwandelte sich unter dem verblüfften Gesicht der jungen Frau in einen Jungen, der aufgebracht auf und ab ging. Er strahlte ein sachtes Leuchten aus, als würde er glühen und fuhr sich nachdenklich durch die bronzefarbenen Haare. „Oh man, oh man, oh man… Er wird mich köpfen! Wie bekomme ich das nur wieder hin? Es muss doch irgendeinen Weg geben!“ „Entschuldige, aber du wirkst so aufgebracht. Wieso erzählst du mir nicht was los ist und wir überlegen zusammen, wie wir dein Problem lösen können?“ Sie legte ihm die Hand auf die Schulter und schenkte ihm ein warmes Lächeln. „Ich bin Susannah Julia von Wincott, aber nenn mich doch bitte Julia. Und wie heißt du?“ Sie musterte ihn freundlich und hätte sie ihn direkt sehen können, so hätte sie sein verwirrtes und ratloses Gesicht gesehen. „I.. Ich? Glannadon… Glannadon ist mein Name.“ Er schaute zu ihr auf und musste unweigerlich ihr Lächeln erwidern. Es hatte etwas ansteckendes und für einen kurzen Moment entspannte sich seine Haltung und die Aufregung verflog. „Freut mich Glannadon. Also, was hast du denn für ein Problem? Und wer wird dich köpfen?“ Julia musterte ihr Gegenüber fragend, schenkte dennoch ein freundliches Lächeln. Dass sie gerade mit einem Jungen sprach, der eben noch eine schwebende, leuchtende Kugel war, ließ sie Außen vor. Sie war eine der großen Hexen des Dämonenreiches gewesen und hatte sich viel Wissen über die magischen Künste angeeignet. Zwar hatte sie nie etwas über seltsame Lichtkugeln, die sprechen oder sich verwandeln können, gelesen, aber es würde schon eine Erklärung geben. Der Junge erinnerte sich scheinbar wieder an sein Problem und sogleich änderte sich sein Gesichtsausdruck. Er blickte sich um und seufzte ratlos. „Du bist das Problem! Du dürftest gar nicht hier sein! Ich weiß nicht, wie du hierherkamst, aber es dürfte nicht sein! Wenn er das erfährt,“ er blickte sich wieder um, „dann wird er bestimmt nicht erfreut sein.“ Julia überlegte was sie am besten darauf antworten sollte, aber sie war verwirrt. Sie fragte sich, wo sie sich befand und wieso es ein Problem war. Aber viel wichtiger war die Frage nach dem WER? Wer wäre nicht sehr erfreut, sie hier zu finden? „Aber wo bin ich denn hier überhaupt? Und wieso dürfte ich nicht hier sein? Bitte, lieber Glannadon, klär mich auf.“ Mit Hoffnung und Vertrauen suchten Ihre blinden Augen den Blick des Jungen. Dieser stieß einen weiteren Seufzer aus und zuckte nur mit den Schultern. ´Was habe ich sonst für eine Wahl?´, dachte er sich, ehe er sacht nach Julias Arm griff. „Komm, Julia. Erstmal sollten wir uns einen ruhigen Platz zum Reden suchen. Dann können wir uns eine Lösung überlegen.“   „So, setzt dich. Hier haben wir unsere Ruhe und können uns sicher unterhalten.“ Julia spürte eine Bank an ihren Beinen und ließ sich langsam darauf nieder. Sie strich mit der Hand über das Holz und fühlte die kleinen Kerben. Doch sie merkte auch, wie geschmeidig das Holz sich anfühlte. Ganz weich glitt ihre Hand darüber, ohne auf eine raue Stelle zu stoßen. Scheinbar hatte der Junge bemerkt, dass sie die Bank inspizierte, denn sie hörte, wie er stolz die Arme in die Hüfte stemmte und tief einatmete. „Großartige Arbeit, nicht wahr? Ich habe sie selbst gefertigt! Hat mich ganz schön viel Zeit gekostet, aber dafür sieht sie toll aus, oder nicht?“ Julia musste ein Lachen unterdrücken, konnte ein Schmunzeln jedoch nicht zurückhalten. Der kindliche Stolz in der Stimme von Glannadon war kaum zu überhören und auf Julia wirkte er nur umso mehr wie ein junger Bursche. „Ja. Sie ist wirklich großartig. Es gibt nicht eine raue Stelle hier und sie ist wirklich bequem. Das ist wirklich gute Arbeit“, sagte sie lächelnd und legte den Kopf schief. „Aber sag mir doch bitte, wo sind wir hier?“ „Ach entschuldige.“ Sie hörte, wie er sich erhob, ein paar Schritte entfernte und scheinbar etwas in einem Regal suchte. „Ach wo ist es denn? Ich bin mir sicher, dass ich noch etwas haben müsste… Ah! Da ist es ja!“ Die Schritte nährten sich ihr und sie wandte den Kopf in die Richtung. Bevor sie etwas fragen konnte, spürte sie einen Lufthauch in ihrem Gesicht und etwas wie Staub, der ihr ins Gesicht gepustet wurde. Sie blinzelte, hustete und wandte den Kopf zur Seite. „Was… Was sollte das…?“, fragte sie und hielt sich hustend die Hand vor den Mund. Sie blinzelte erneut und... und sah plötzlich den Jungen vor sich stehen. Sie konnte ihn sehen! Richtig sehen! Verblüfft hielt sie inne und starrte ihn an. Etwas verlegen lächelte er sie an und schaute dann zu Boden. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht verärgern. Ich dachte nur, dass es helf-„ „Ich kann dich sehen! Ich kann dich tatsächlich richtig sehen!“, unterbrach sie ihn und schlug sich die Hand vor den Mund. Ungläubig musterte sie ihn und blinzelte mehrmals, doch es war keine Einbildung. „Aber wie…?“ „Ich dachte, es würde helfen, wenn du auch sehen könntest. Bist du böse?“ Sie hörte den entschuldigenden Unterton in seiner Stimme und schüttelte langsam den Kopf, woraufhin der Junge fröhlich lächelte. „Nein… es ist nur… Ich bin Blind und plötzlich... plötzlich kann ich sehen… Wie ist das möglich?“ Ihr Blick wanderte durch den Raum, den sie nun erkennen konnte. Sie waren in einem großen Zimmer, in dem der Junge scheinbar wohnte. Sie sah ein Bett auf einem kleinen steinernen Vorsprung und eine Feuerstelle an der gegenüberliegenden Wand. Ein Topf war über ihr befestigt und leichter Dampf stieg auf und verbreitete sich im Raum. Vor ihr stand ein Tisch, der ebenso wie die Bank leichte Kerben aufwies und aus einem dunklen Holz gefertigt war. Auch einige Kerzen standen im Raum verteilt, die ein warmes Licht spendeten. Rechts von ihr erkannte sie mehrere Regale mit einigen Büchern und Fläschchen. Von der Decke hingen einige Kräuter und Pflanzen herab, die wohl zum Trocknen aufgehängt worden waren. Sie erkannte kleine Wurzeln und schloss daher, dass sie sich in einer Höhle befanden. Zumindest unter der Erde. Dann glitt ihr Blick wieder zu dem Jungen, der noch immer vor ihr stand und ein Glas mit schimmerndem Inhalt in der Hand hielt. Sie schaute auf und musterte ihn. Bronzefarbene Haare, rötliche Augen und leicht schimmernde Haut. „So etwas habe ich noch nie gesehen,“ sprach sie ihren Gedanken leise aus. „Du kommst nicht aus dem Neuen-Dämonenreich, oder? Und auch nicht aus Chimaron, nehme ich an?“ Sie legte den Kopf schief und sah ihn nachdenklich an. „Chima... son…? Neues-Dämonenreich…?“ Er schien sichtlich verwirrt und schüttelte den Kopf. „Nein… was sind das denn für Orte? Du bist hier in Alzareth. Aber von solchen Orten wie du sie nennst, habe ich noch nie gehört.“ Er legte sich die Hand an sein Kinn und überlegte. Auf einmal weiteten sich seine Augen. „Das… Das ist unmöglich…!“ Er wich einen Schritt zurück und starrte sie an. „Aber wie… Das muss ein Fehler sein… Ihr könnt nicht in diese Welt…!“ Schockiert ließ er sich auf die Bank fallen und stütze den Kopf in beide Hände. „In diese Welt?“, wiederholte Julia und ein mulmiges Gefühl beschlich sie. „Aber du sagtest, es gäbe gewiss eine Lösung. Erzähl mir doch bitte genauer, was das hier für ein Land ist.“ Glannadon hob seinen Blick und schaute in das lächelnde Gesicht der türkisfarbenen Dame. Sie wirkte auf ihn so ruhig und verständnisvoll. Und das, obwohl er ihr gerade gesagt hatte, dass sie in einer fremden Welt sei. Behutsam beugte sie sich vor und griff sacht nach der Hand des Jungen und legte ihre Hände darum. Sie waren etwas kühler als seine, aber es war angenehm. Ihm war, als würde durch ihre Berührung eine beruhigende Wärme in seinen Körper gleiten. Er entspannte sich und erwiderte das Lächeln schwach. „Du hast Recht. Also, um mich richtig vorzustellen, mein Name ist Glannadon und ich bin ein Irrlicht. Wir sind hier in Alzareth. Ich weiß nicht ob dir der Name etwas sagt, aber es ist eine wundervolle Welt.“   Fasziniert lauschte Julia dem, was ihr der Junge erzählte und nahm wissbegierig die Geschichte auf. Er sprach von einer Welt, in der die Geister zuhause waren. Keine Gespenster oder andere Gruselgestalten, sondern Wesen, denen gleich, die in der Erde unter dem Schloss des Dämonenreiches schliefen. Wassergeister und Erdgeister, sogar Windgeister lebten hier. Aber sie mussten wohl nicht eine spezielle Bindung zu den Elementen oder anderen Dingen haben. Sie waren frei und konnten die verschiedensten Formen annehmen. Glannadon gehörte den Irrlichten an, eine Untergruppe der Geister, die gemeinhin als friedliche Gestalten galten und über leichte magische Kräfte verfügten. Ihr Wissen über Kräuter, Pflanzen und die Natur war enorm, weshalb sich viele in der Nähe von Wäldern oder Oasen ansammelten. Dabei lebten sie im Einklang mit den Geistern, die sich im Wald ein Zuhause gesucht hatten und pflegten sogar freundschaftliche Beziehungen untereinander. Während der Junge aufgeregt über seine Welt berichtete, zeichneten sich die verschiedensten Gesichtsausdrücke auf dem lieblichen Gesicht von Julia. Von einem freudigen Lachen, als sie von den Geschichten des Jungen hörte, als er seine Unterkunft errichtete und sich mit den Waldgeistern zanken musste, um Holz zu bekommen. Ein betrübter, als sie von seiner Einsamkeit erfuhr. Ein leichtes Schmunzeln, während er von seiner Arbeit an Bank und Tisch prahlte und sich mit Handwerksmeistern verglich, die in dieser Welt scheinbar mächtige Artefakte schufen und sie mit magischer Energie spleißten. Artefakte, wie man sie auch in Julias Welt fand. ´Ob Morgif oder die Schätze des Dämonenkönigs auch von hier sind´, ging es ihr durch den Kopf. Und schließlich ein Funkeln in den Augen bei seinen Erzählungen über die Wirkungen der Kräuter und Substanzen, die die unterschiedlichsten Effekte hervorrufen konnten. Das Pulver, das ihr gewährte zu sehen, wurde aus der gemahlenen Rinde eines uralten Baumes gewonnen. Zusätzlich sollte man es mit dem Blütenstaub der Nachtorchidee, die nur am dritten Vollmond blühte, veredeln und schließlich mit dem Wasser des großen Flusses filtern. Laut der Erklärung des Jungen war dieser Fluss, der sich vielfach teilte und ein gigantisches Netz spannte, die größte Kraftquelle dieser Welt. Dann horchte Julia auf, als er von „Dem Einen“ sprach. Für den Jungen schien das nebensächlich zu sein, da er gerade mit der Aufzählung der Gattungen seiner Familienmitglieder beginnen wollte, als er von der jungen Dame unterbrochen wurde. „Wer ist dieser „Eine“?“, fragte sie langsam und musterte den Jungen mit gespanntem Blick. Ihre Gedanken wanderten zu Shino. Ob er damit gemeint war? Langsam ließ Glannadon seine Hände, mit denen er während seiner Erzählung wild gestikuliert hatte, sinken. Er blickte unsicher zu der jungen Frau, die ihn gespannt anschaute. „Er… Nunja, er ist… wie soll ich es sagen…“, er zuckte mit den Schultern und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, „Er ist für diese Welt verantwortlich.“ Erneut zuckte er mit den Schultern und schaute verlegen zu Julia. Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln und sogleich hellte sich auch sein Gesichtsausdruck auf. „Ist er euer König?“ „König? Was ist ein König?“ Fragend musterte er sie mit schiefem Gesicht. ´Komische Welt muss das sein, wo sie herkommt. Was soll denn ein König sein?´ „Also ein König regiert sein Land und kümmert sich um seine Bewohner. Er erlässt Gesetze und sorgt für Ordnung.“ Julia suchte nach Worten, um einen König zu erklären, aber sie blickte nur in das fragende Gesicht des Bronzehaarigen, der sich durch die Haare fuhr. „Also es gibt Regeln, aber sie sind allgemein und gelten schon seit jeher. „Der Eine“ ist der Wächter dieser Welt. Er lebt im Schloss und ist für jeden der hier lebt immer zu erreichen und bietet Rat.“ Er legte den Kopf schief und blickte in die blassblauen Augen von Julia. „Macht das ein König in deiner Welt auch?“   „Nunja, das hängt von dem König ab. Aber ein guter König ist immer für seine Untertanen da und kümmert sich um ihre Anliegen.“ Julia strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und dachte dabei an Yuri. Er war ein guter König. Vielleicht würde er zum besten König wachsen, den das Dämonenreich je hatte. Schließlich wurde er von dem Einzigartigen zum König bestimmt. Stehts hatte sie ihn begleitet und ihm in Momenten der Not geholfen, seine unglaublichen Kräfte zu nutzen. „Also dann ist er wohl unser König, aber er betrachtet uns nicht als niedere Wesen. Für ihn sind alle Lebewesen gleich. Ohne Unterschiede. Deswegen gibt es hier immer Frieden und jeder ist zufrieden.“ Der Junge lächelte glücklich und dankte in Gedanken dem Wächter seiner Welt. „Aber wieso bin ich in dieser Welt ein Problem?“ Fragend blickte Julia dem Jungen in die rötlichen Augen. “Und wieso bin ich dann überhaupt hier?“ Als Antwort bekam sie nur ein Schulterzucken und einen entschuldigenden Gesichtsausdruck geschenkt. „Ist das nicht offensichtlich?“ „Huh?“ Beide drehten ihre Köpfe zur Tür. Julia bemerkte aus dem Augenwickel wie sich die Augen des Jungen weiteten und sich seine Mine schockiert veränderte. „Der Eine“, wisperte er leise und senkte sofort seinen Blick. Julias Augen wanderten zu dem Mann, der in lässiger Haltung an der Tür lehnte und sie aufmerksam beobachtete. Das Kerzenlicht erlaubte keinen genauen Blick auf ihn und so konnte sie nur die leichten Umrisse erkennen. Dennoch spürte sie den durchdringenden Blick auf sich, der förmlich in ihr Innerstes blickte. Mit einem leichten Knistern entzündeten sich augenblicklich alle Kerzen im Raum und warfen ihr schwaches Licht auf den Neuankömmling. „Sehr erfreut euch hier begrüßen zu dürfen, meine Liebe.“ Er verbeugte sich leicht, wobei er sich die Hand auf die Brust legte. „Entschuldigt, dass ich euch nicht eher Gesellschaft leistete, aber wie mir scheint habt ihr bereits eine angenehme Bekanntschaft gemacht.“ Er nickte in Richtung von Glannadon, der noch immer mit gesenktem Kopf im Raum stand. Die Stimme hatte einen melodischen Ton und zog Julia förmlich in ihren Bann. Mit geweiteten Augen musterte sie den Mann. Graue Strähnen zierten sein Haar und ein leichtes Lächeln zierte sein Gesicht. Der schwarze Lederharnisch schien das Licht der Kerzen förmlich zu absorbieren. Kleine Insignien glänzte dafür in schwach goldenem Licht. „Es…Es tut mir leid… I… Ich hätte euch sofort…-„, stammelte Glannadon und senkte den Kopf noch weiter. „Nicht doch“, mit einer abwinkenden Handbewegung unterbrach er den Jungen. „Ich wusste von ihrer Ankunft hier. Nichts entgeht meiner Aufmerksamkeit. Außerdem,“ sein Blick wanderte zu der jungen Dame auf der Bank, „Außerdem habe ich sie natürlich hierhergeholt.“     Seufzend ließ sich Yuri aus seinem Sattel gleiten. Sein Rücken und Unterleib schmerzten leicht, da er so lange Reitausflüge nicht gewohnt war. Er rieb sich den Rücken und sein Blick schweifte über den Trott. Sie hatten sich am frühen Morgen auf den Rückweg gemacht. Die fünf Banditen hatten sie gefesselt und sie wurden von den Soldaten begleitet. Daher kamen sie langsamer voran und hatten beschlossen eine kurze Rast einzulegen, ehe sie ihren Weg fortsetzten. Die Räuber schwiegen jedoch über das Hauptlagen, indem sich wohl auch ihr Anführer, Victor, aufhielt. Gwendal hatte ein paar Soldaten, sowie Proviant und Werkzeuge in dem Dorf zurückgelassen. Sie sollten bei den Aufbauarbeiten helfen und sich auch um die verschütteten Männer kümmern. Wenn sie wieder im Schloss ankommen würden, würde er weitere Männer zur Unterstützung schicken. Natürlich auf den Befehl seiner Majestät hin. Der Blick des Grafen wanderte zu dem schwarzhaarigen Jungen, der sich den Rücken rieb. Ein Anflug von Anerkennung und Stolz breitete sich in ihm aus. Anfangs hatte er nicht geglaubt, dass dieser Junge aus einer anderen Welt wirklich ihr neuer König sein sollte. Er war viel zu unerfahren und zu leichtsinnig. Nichts wusste er über diese Welt. Und dann sollte er König werden? Dieser naive Junge? Er hatte sich oft gefragt, wie der Einzigartige auf diese Idee gekommen war. Der Junge hatte sich von einem Abenteuer ins Nächste gestürzt und entkam meist nur um Haaresbreite. Dabei galt seine Sorge und seine Leidenschaft stets den Unschuldigen. Selbst den Unruhestiftern begegnete er mit einer gutherzigen Offenheit und versuchte, sich auch friedlich mit ihnen auseinander zu setzen. Wie viele schlaflose Nächte und Stirnfalten er ihm doch verdankte. Er konnte ihm sagen was er wollte, der Junge war immer darauf aus, seinen Kopf durchzusetzen. Fast schon automatisch hatten sich die Furchen auf Gwendals Stirn vertieft, sobald er in der Nähe von Yuri war.  Aber mittlerweile hatte sich seine Haltung gegenüber seiner Majestät grundlegend geändert. Yuri hatte sich wirklich als ein guter und umsichtiger König bewiesen. Er hatte viele Dämonen und auch Menschen beschützt und es war ihm sogar gelungen, wirklichen Frieden zu schaffen. „Nanu? Was ist denn mit seiner Lordschaft los?“ Jozak ließ den Rucksack auf den Boden sinken und streckte sich genüsslich. Ihm war aufgefallen, dass der Graf den jungen König musterte und tief in Gedanken war. „Vielleicht ist er einfach nur stolz auf seine Majestät.“ „Ach Hauptmann, meint ihr? Ich glaube mittlerweile haben sich sogar noch mehr Sorgenfalten bei ihm gebildet. Und ich dachte schon, das wäre unmöglich!“ Mit einem leichten Grinsen nickte der Orangehaarige zu dem Grafen und entlockte Konrad ein leichtes Lachen. „Ich glaube eher, die hat er Günter und seinen Traueranfällen zu verdanken, wenn seine Majestät einfach entwischt.“ „Hach… Aber wer würde sich auch freiwillig durch diese Kurse quälen wollen?“ Schief grinste Jozak seinen alten Freund an und kratzte sich unschuldig am Hinterkopf. „Jozak!“ Konrad musste ein Auflachen unterdrücken und versuchte daher, seinen Freund zum Schweigen zu bringen. Jozak zwinkerte ihm zu und machte sich dann daran, die Fesseln der Gefangenen zu überprüfen. Konrad wandte den Blick zu Yuri, der sich noch immer den Rücken rieb und die Landschaft bewunderte. Eine Straße, die an einem Wald vorbeiführte und eine leichte Biegung machte. In der Ferne waren Berge zu erkennen und ein kleiner Bachlauf, der sich in einer etwas tiefer liegenden Ebene schlängelte. Konrads Blick wanderte weiter zu einem blonden Jungen, der ein wenig Abseits stand, sein Pferd an den Zügeln führte und grasen ließ. Er seufzte innerlich leicht. Die Beiden hatten wirklich eine komische Art der Beziehung. Wie oft hatte sich Konrad schon die Beschwerden von Yuri angehört. Und doch hegte er die leise Ahnung, dass Yuri nicht ganz ehrlich zu sich selbst war, wenn er Wolfram ganz und gar von sich schob. Doch langsam bemerkte selbst Konrad den Schmerz von Wolfram. Er zeigte ihn kaum und vielleicht bemerkte er ihn nur unterbewusst, aber Konrad konnte ihn in seinen Augen sehen. Wolframs Gefühle zu Yuri waren aufrichtig und tief. Der blonde Prinz hielt an der Verlobung fest und machte daraus auch keinen Hehl, auch wenn er immer wieder von Yuri Zurückweisungen kassierte. „Keine Sorge. Wenn es echt ist, dann wird es auch so kommen. Die Zeit wird die Antworten bringen.“ Der Blonde schaute plötzlich auf und sah sich um. Er hatte doch eine Stimme gehört. Sein Blick fiel auf Konrad, der sich ihm ein paar Schritte genährt hatte, nun aber innehielt und Wolfram musterte. „Alles in Ordnung bei dir?“ Leichte Besorgnis schwang in der Stimme mit. „Huh…? Ja. Hast du das eben auch gehört?“ Verwirrt sah er zu seinem Bruder. „Nein? Was denn?“ „Diese Stimme, ich dachte du hättest es gesagt...“, verdutzt wandte der Junge den Blick ab. „Was hast du denn gehört?“, fragte Konrad etwas neugierig nach. „Ach nichts… Ich habe es schon wieder vergessen… Es war wahrscheinlich nur das Rascheln der Blätter“, winkte er ab. Konrad nickte und Wolfram dachte, er würde wieder gehen, aber zu seiner Überraschung blieb Konrad stehen und musterte ihn. „Gibt es noch was?“ Wolframs Tonfall war ein klang genervter als er es wollte. Aber sein Bruder schien zu wissen, dass er es nicht so meinte. „Ich wollte nur nach dir sehen. Du hast heute kaum geredet und gestern warst du so schnell im Bett verschwunden. Ich habe kaum noch gehört, wie du dich aus deinem Zimmer geschlichen hast in der Nacht.“ Wolframs Augen weiteten sich ein wenig und die Schamesröte legte sich auf seine Wangen. Er hatte ihn also doch gehört, dabei war er sich ziemlich sicher, sehr leise gewesen zu sein. „Na und? Ich bin sein Verlobter! Also darf ich auch in seinem Bett schlafen!“ Schnaubend verschränkte der Prinz die Arme und schaute Konrad mit einem festen Blick, der jedoch von Verlegenheit gezeichnet war, an. Sein Bruder lächelte nur zustimmend. „Aber dennoch bist du heute sehr still. Denkst du über was bestimmtes nach?“ „Nein…“, setzte er an, zögerte jedoch, „Nunja… versprich mir, dass du es für dich behalten wirst…“ Flehend blickte er in die braunen Augen auf.   Die Aufmerksamkeit des Dämonenkönigs wanderte zu den zwei Personen, die etwas Abseits standen und sich zu unterhalten schienen. Gekonnt ignorierte er seinen in weiß gekleideten Berater, der ihm leidenschaftlich schon von seinen nächsten Aufgaben berichtete. Für Yuri hieß das, dass er, sobald sie im Schloss ankamen, das Studierzimmer nicht allzu schnell wieder verlassen würde. Seufzend hatte er sich bereits damit abgefunden und versucht Günter abzuwimmeln, als seine Aufmerksamkeit zu seinen Begleitern wanderte, die sich unterhielten. Er kniff die Augen zusammen und konnte sogar einen kurzen Blick von dem blonden Engel in seine Richtung erkennen. Redeten sie etwa über ihn? Lästerten sie über ihn? Oder machten sich gar lustig über ihn? Die Gedanken in Yuris Kopf brummten fast schon schmerzhaft und er rieb sich leicht den Kopf. Was ein fataler Fehler… „Och! Eure Majestät! Habt Ihr Schmerzen?! Soll ich Euch heilen?! Lasst mal sehen!“ Sofort schwirrte ein weißer Umhang um ihn herum und taste seinen Kopf genau ab. Überfürsorglich untersuchte der Berater seinen König, um etwaige Verletzungen am Kopf zu finden. „Eure Majestät! Wieso habt ihr denn nichts gesagt?! Nicht, dass Ihr schwere Wunden erlitten habt, ohne es zu merken!“ „Günter…. Hey!... Au!... Lass das, mir geht es gut…“ Überrumpelt stolperte der junge König ein paar Schritte zurück, um sich in Sicherheit zu bringen, als er plötzlich auf Widerstand traf. Er hob den Blick und ihm stockte fast der Atem, als er in ein mürrisches Gesicht blickte. „Wenn Ihr nun so weit seid, könnten wir den Weg fortsetzten, Majestät“, räusperte sich der große Mann in grüner Uniform und blickte auf schwarze Haare und Augen hinab. „Ich möchte Anissina nicht länger als nötig das Schloss überlassen.“ ´Schon ein einziger Tag ist mehr als genug…´. Ihm kam das strahlende Gesicht der Rothaarigen in den Sinn, als er ihr die Verantwortung überließ. Ein Schauer lief ihm bei dem Gedanken den Rücken herunter. „Hehe… Ja, Ihr habt natürlich Recht, Gwendal. Wer weiß was uns jetzt schon erwartet.“ Verlegen und mit leichtem Unbehagen lächelte ihn der Junge an und Gwendals Mine wurde etwas sanfter. Einen kurzen Seitenblick zu Wolfram und Konrad werfend nickte der König. Im Schloss könnten sie die Männer weiter verhören und angemessen bestrafen, zumindest war das die Begründung des mürrischen Grafen. „Shibuya! Komm mal her. Ich wollte dir erzählen, wie es noch ausgegangen ist, nachdem du geflüchtet bist, weil Lord von Bielefeld dir so nah gekommen ist und dich so verlegen gemacht hat!“ Finster funkelte der Dämonenkönig seinen breit grinsenden, doppelschwarzen Freund an. In Gedanken hatte er ihn bereits nach dem „Shibuya“ geknebelt. Böse murmelnd ging er zu Murata, der ihm freundschaftlich den Arm um die Schultern legte, ehe er ihm lang und breit die Geschehnisse schilderte.     Müde und ausgelaugt streckte sich Yuri. Nach ihrer Ankunft hatten sie die Männer in das Verließ gebracht und Gwendal hatte sich mit Günter um die Vorkehrungen, weitere Hilfskräfte in die Grenzdörfer zu schicken, gekümmert. Sein doppelschwarzer Begleiter hatte sich zum Grabmal des Einzigartigen begeben, wo er sowieso die meiste Zeit verbrachte. Yuri war sich nicht ganz sicher ob ihn die Tempelfrauen dorthin zogen oder doch der Einzigartige. Die beiden hatten eine doch recht seltsame Beziehung zueinander, die wahrscheinlich über den freundschaftlichen Begriff hinausging. Sein Blick fiel auf Greta, die bereits im Bett eingeschlafen war. Sie hatte ihn bei ihrer Ankunft freudig begrüßt und wollte sofort die Geschichte über die Reise hören. Nun schlief sie dicht an Wolfram gekuschelt im Bett. Ein kleines und liebevolles Lächeln legte sich auf Yuris Gesicht. Sie sahen so friedlich aus, wie eine schöne kleine Familie. Sanft strich er dem Mädchen eine Strähne aus dem Gesicht und setzte sich aufs Bett. Er ertappte sich sogar, wie er den blonden Prinzen musterte. Sein Lächeln wurde sanfter und zärtlicher als er in das schöne Gesicht blickte und den gleichmäßigen Rhythmus der Atmung wahrnahm. Für einen kurzen Moment regte sich in dem Schwarzhaarigen das Bedürfnis, die Wange des Blonden zu berühren. Mit klopfendem Herzen streckte er ganz langsam die Hand aus. Seine Wangen wurden heiß und er konnte seine Hand nicht wieder zurückziehen. „Was machst du da?“, fragte ihn eine verschlafene Stimme und eines der grünen Augen wurde geöffnet und schaute ihn an. Ertappt hielt Yuri in der Bewegung inne und drehte sich schnell zur anderen Seite. „Nichts. Nichts…. Schlafen wir, es war ein anstrengender Tag und…. und morgen haben wir viel zu tun…“ Mit glühenden Wangen versuchte sich der Junge zu beruhigen und diese seltsamen Gefühle beiseitezuschieben. „Hmm. Wenn du meinst, Waschlappen“, kam nur die leise und müde Antwort. Yuri musste sich beruhigen und schlafen. Er war müde und wahrscheinlich würde er die nächsten Tage das Studierzimmer nicht verlassen. Es lagen noch so viele Dokumente an und Günter hatte bereits neue Lehrstunden geplant und angesetzt. Ein Seufzen entwich dem jungen Dämonenkönig. Vielleicht würde ihm die Ablenkung helfen, diese komischen Gedanken zu verdrängen. ´Schließlich denke ich ja fast nur noch an meinen schönen Wolfram…´, war der letzte Gedanke, der ihm durch den Kopf ging, ehe er einschlief. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)