Nordlichterketten von lula-chan ================================================================================ Kapitel 1: Nordlichterketten ---------------------------- “Hey, was machst du da?”, fragt Eliot. Schnell schlägt Quentin Buch und Notizheft zu und legt das Notizheft über das Buch, sodass man den Titel nicht mehr sehen kann. Gerade noch rechtzeitig, denn schon legt Eliot von hinten einen Arm um Quentins Brust und bettet sein Kinn auf Quentins Kopf. “Nichts”, antwortet Quentin. “Das sieht mir aber nicht nach nichts aus”, meint Eliot. Mit seiner freien Hand versucht er das Notizheft von dem Buch herunterzuziehen, doch Quentin hält eisern dagegen. “Komm schon, Q.” “Lass dich einfach überraschen. Du siehst es, sobald es fertig ist”, meint Quentin genervt. “Gut gut”, Eliot tätschelt ihm die Schulter, dann geht er wieder seines Weges. Natürlich lässt Eliot Quentin nicht in Ruhe. Ständig wuselt er um Quentin herum, um herauszufinden, was Quentin vor hat, doch Quentin hält dicht und Eliot erfährt kein bisschen. Es ist kurz vor Weihnachten. Quentin liegt auf der Coach des Physical Kids' Cottages und döst vor sich hin, während er auf Eliot und Margo wartet. Brakebills’ Campus ist nun viel leerer als sonst. Die Ferien haben bereits vor einigen Tagen angefangen und viele sind zu ihren Familien oder sonst wohin gefahren. Quentin, Eliot und Margo haben sich jedoch dagegen entschieden wegzufahren. Wohin auch? Eliot und Margo haben zu ihren Familien keinen Kontakt mehr und klar Quentin könnte seine Mutter besuchen gehen, aber so wirklich Lust hat er darauf nicht, und sonst wohin in den Urlaub zu fahren, wollte keiner von ihnen so wirklich. Vielleicht liegt es daran, dass dies ihr letztes gemeinsames Jahr in Brakebills ist, bevor Eliot und Margo im Sommer graduieren und Quentin ein Jahr ohne sie in Brakebills zur Schule gehen muss. Quentin hört, wie die Tür des Cottages aufgeht. Daher öffnet er seine Augen und setzt sich auf. Er blickt über seine Schulter und beobachtet, wie Eliot und Margo das Cottage betreten. Ob sie ihn sehen, ist jedoch zweifelhaft. Der riesige geschmückte Weihnachtsbaum versperrt ein wenig die Sicht. “Quentin?”, fragt Eliot laut. “Couch!”, antwortet Quentin. Eliot und Margo kommen zu ihm herum. Margo lächelt, setzt sich neben Quentin und dreht seinen Kopf zu ihr, um ihn zu küssen. “Hey, ich will auch!”, motzt Eliot gespielt. Er lässt sich auf Quentins andere Seite fallen und dreht nun seinerseits Quentins Gesicht zu sich und küsst ihn. Quentin lächelt. “Also dann.” Quentin springt auf. “Was ist denn jetzt los?”, fragt Margo verwirrt. Quentin grinst verschmitzt. “Eliot hat endlich keinen Grund mehr mich zu nerven.” “Wie bitte?”, fragt Eliot leicht gekränkt. Quentin lacht. “Wieso? Du bist mir doch ständig hinterhergerannt, weil du wissen wolltest, was ich da ausarbeite.” “Also kriegen wir jetzt endlich zu sehen, was du da vorbereitet hast?”, fragt Margo freudig. “Ganz genau. Ich musste euch beide erst hier raus haben, damit ich in Ruhe alles vorbereiten konnte”, erklärt Quentin. “Darum hast du also so darauf bestanden, dass wir doch noch losziehen sollen”, stellt Eliot fest. Er lächelt. “Dann zeig uns mal, was du da versucht hast, vor uns zu verstecken.” Eliot lehnt sich entspannt zurück und sieht Quentin erwartungsvoll an. Quentin dreht sich zum Weihnachtsbaum um, atmet noch einmal tief durch und vollführt dann eine Reihe von Handgesten und spricht eine Mischung aus Isländisch und Norwegisch. Als das letzte Wort verhallt ist und die letzte Geste geformt wurde, passiert erst einmal nichts, dann beginne die Glühlampen an der Lichterkette des Weihnachtsbaums aufzuglühen, aber anstatt in dem normalen Gelb zu leuchten, leuchten sie in einer Mischung aus grün, blau und rot. Das Licht bewegt sich. Fasziniert steht Margo auf und betrachtet die Lampen von Nahem und tatsächlich so nah dran kann sie es genau erkennen. Kleine Nordlichter tanzen auf den Birnen der Lichterketten. Auch Eliot ist aufgestanden und sieht sich begeistert das kleine Spektakel an. In seinen Augen funkelt es. Sie sind wahrlich wunderschön. Später am Tag haben es sich Eliot, Quentin und Margo auf der Couch bequem gemacht. Immer noch leuchten die Nordlichter im Weihnachtsbaum. Die drei lassen sich durch nichts stören, auch nicht als Penny mit Kady im Arm mitten im Wohnzimmer erscheint. “Was ist denn hier los?”, grummelt Penny. Margo öffnet ein Auge. “Wenn es dich stört, geh weg”, erwidert sie und schließt ihr Auge wieder. Kady hat in der Zwischenzeit die Nordlichter im Weihnachtsbaum entdeckt. Kindliche Begeisterung glitzert in ihren Augen, als sie sie näher betrachtet. “Wessen Zauber ist das?”, fragt sie und nickt zu den Nordlichtern. “Quentin”, antwortet Eliot ohne die Augen zu öffnen. Penny zieht eine Augenbraue hoch und betrachtet die kleinen Nordlichter kritisch. Genervt öffnet Eliot seine Augen nun doch. “Entweder ihr setzt euch hin und genießt es oder ihr verschwindet sonst wohin.” Bevor Penny eine schnippische Antwort geben kann, packt Kady ihn am Arm und zieht ihn zur Fensterbank hinüber. Sie drückt Penny auf das Polster, setzt sich dann neben ihn und kuschelt sich an. Penny verdreht zwar seine Augen, aber legt dennoch einen Arm um Kady und macht es sich bequem. Und während sie so da sitzen und die Ruhe und Trautheit genießen, brennen die Nordlichterketten im Weihnachtsbaum. Kapitel 2: Ein Jahr später -------------------------- “Pff. Unfassbar”, grummelt Quentin und schiebt seine Hände tiefer in seine Jackentaschen. “Beruhig dich, Babe. Du kennst doch Eliot. Er würde-” “Sich auch mal gut daran tun, über seinen Schatten zu springen”, beendet Quentin Margos Satz. In dicke Wintermäntel gehüllt mit Schal, Mütze und Handschuhen laufen sie durch den kleinen Park, der ganz in der Nähe von Eliots und Margos (und im kommenden Sommer auch Quentins) Wohnung liegt. Vor ein paar Tagen hat es endlich angefangen zu schneien und eine dichte Schneeschicht hat das Gras bedeckt. “Du wusstest, auf was du dich einlässt. Eliot hat nun mal seine Macken, wie wir alle. Mach dir darüber mal nicht so einen Kopf, Q.” Quentin seufzt. “Weiß ich doch. Es wär trotzdem schön, wenn er mitgekommen wäre. Einfach mal um runterzukommen. Ich habe das Gefühl, dass ihn in letzter Zeit irgendwas stresst.” Margo brummt zustimmend. Sie legt einen Arm um Quentins Hüfte und gemeinsam gehen sie noch ein Stück. Auf einer der Brücken bleiben sie schließlich stehen. Margo legt nun beide Arme um Quentins Körper und zieht ihn an sich. “Also wie wäre es, wenn wir das hier genießen und diesen Idioten, der das nicht zu schätzen weiß, einfach mal aus unseren Gedanken streichen”, schlägt sie vor. Quentin setzt gerade zu einer Antwort an, als- “Na, ich hoffe doch nicht.” Quentin und Margo fahren herum und da steht er am Fuße der Brücke eingehüllt in einen dicken Wintermantel. “Eliot!” Quentin grinst und auch auf Margos Lippen liegt ein Lächeln. Hat es dieser Idiot also doch noch geschafft aufzutauchen. Eliot erwidert das Lächeln und kommt die Brücke zu ihnen herauf. Oben angekommen gibt er Quentin einen Kuss auf den Mund und Margo einen Kuss auf die Wange und stellt sich neben sie. “Warum nicht gleich so?”, grummelt Quentin. Ein Lachen entfährt Eliot. Er legt seine Hand an Quentins Wange und streicht darüber. “Weil ich erst noch etwas fertig machen musste.”, antwortet er. Quentin zieht seine Stirn kraus. “Was soll das denn heißen?” Eliot lächelt. “Letztes Jahr hast du uns mit diesen schönen kleinen Nordlichtern überrascht und darum dachte ich, dass ich in diesem Jahr auch etwas mache.” Quentin lächelt. Er stellt sich auf die Zehenspitze und gibt Eliot einen Kuss. “Also dann.” Eliot macht eine Reihe an Handgesten, die weder Margo noch Quentin wirklich zuordnen können, und spricht dem Klang nach in irgendeiner skandinavischen Sprache. Margo stellt sich hinter Quentin, umarmt ihn und legt ihren Kopf auf seiner Schulter ab, während sie beide gebannt beobachten, was Eliot dort macht. Dann ist Eliot endlich fertig und es passiert - gar nichts. “Huh, was?”, fragt Quentin verwirrt. “Wartet ein bisschen ab”, sagt Eliot. Er schirmt seine Augen mit den Händen ab und sieht nach oben. Quentin und Margo folgen seinem Blick. Es beginnt zu schneien. Langsam und stetig fallen immer mehr Flocken herab. Es werden immer mehr und dann halten sie einfach an. Die Schneeflocken stehen mitten in der Luft und bewegen sich kein Stück mehr. “Was zum?” Quentin streckt seine Hand aus und berührt vorsichtig eine der Flocken. Sie trudelt durch die Berührung etwas, bleibt dann aber wieder stehen. Margo hat sich derweil von Quentin gelöst und betrachtet interessiert die Flocken. Jede sieht für sich einzigartig aus. So viele verschiedene kleine Flocken, manche in Haufen, manche allein. Fasziniert nimmt sie immer wieder neue Schneeflocken in den Blick. Dann beginnt sie zu lachen, erst ganz leise, dann immer lauter und klarer. In ihren Augen funkelt die pure Freude und kindliche Begeisterung. Auch Quentin stimmt in ihr Lachen mit ein, während in seinen Augen vor Freude glänzen. Eliot lächelt. Genau so hat er sich das vorgestellt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)