Mission Mistelzweig von Regina_Regenbogen (Balance Defenders Weihnachtsspecial) ================================================================================ Mission Mistelzweig ------------------- Weihnachts-Special: Mission Mistelzweig „Jeden Tag ein bisschen Liebe verschenken, heißt jeden Tag ein bisschen Weihnachten haben.“ (Monika Minder)   Vivien lag auf der Lauer, Ewigkeit mit ihr. Sie hatte der Kleinen versprochen, ihr die Wirkung von Mistelzweigen zu Weihnachten zu demonstrieren. Dies war natürlich von langer Hand geplant.   Vivien hatte die anderen schon eine Woche zuvor dazu gebracht, mit ihr zusammen das Hauptquartier weihnachtlich zu dekorieren, um das richtige Ambiente für die Adventszeit zu haben. Heimlich hatte sie nun einen Mistelzweig an eine prominente Stelle gehängt, an die die anderen zwangsläufig kommen würden, denn sie hatte ihnen mitgeteilt, dass sie dort die Getränke für ihr anberaumtes Treffen hinstellen sollten. In Kürze würden sie zu ihrem verabredeten Miteinander eintreffen. Vorausschauend hatte Vivien ihnen jeweils andere Uhrzeiten genannt, sodass es nicht zu ungewollten Pärchenkombinationen kam, schließlich war sie überzeugte Seretali und Eriane Shipperin! Als erstes hatte sie Erik und Ariane einbestellt. Zu ihrer Freude waren die beiden pünktlich wie immer. Da sie ihnen allen gesagt hatte, sie sollten Getränke mitbringen, begaben sich die zwei direkt zum geplanten Ort des Geschehens. Vivien war schon ganz gespannt und bedeutete Ewigkeit leise zu sein.   Erik und Ariane stellten die Flaschen auf den dafür vorgesehenen Tisch. Doch keiner von ihnen schenkte dem über ihnen hängenden Mistelzweig jegliche Beachtung. Und schon wollten sie sich wieder entfernen. Doch so leicht konnte Vivien ihre Pläne nicht durchkreuzen lassen, schließlich hatte sie Ewigkeit ein Versprechen gegeben! Sie sprang aus ihrem Versteck. „Ihr steht unterm Mistelzweig!“, rief sie so laut sie konnte. Erik und Ariane wirkten für einen Moment von ihrem plötzlichen Erscheinen verwundert, ehe sie Viviens Eröffnung schließlich einordnen konnten. Ariane seufzte und deutete ein Kopfschütteln an. „Vivien.“, sagt sie tadelnd, als würde sie mit einem unreifen Kleinkind reden, das noch nichts von den Pflichten eines Erwachsenen verstand. Erwartungsvoll sah Vivien daher zu Erik. Er würde doch wohl hoffentlich die Gelegenheit ergreifen, um Ariane seine Zuneigung zu zeigen! Es war Erik anzusehen, dass er ihren Gedankengang nachvollzog, auch wenn er nicht begeistert aussah. Er blickte auf Ariane neben ihm. Diese setzte gerade zu weiteren Worten an. „Es wäre absurd, wegen dem Stück einer parasitären Pflanze jemanden zu küssen, den man nicht küssen will.“ Für einen Augenblick sah Vivien Verstimmung in Eriks Gesicht aufflackern. Er wandte seinen Blick von Ariane ab und ihr und Ewigkeit zu. Seine Stimme nahm den arroganten Ton an, von dem weitläufig bekannt war, dass er Ariane stets verärgerte. „Um von mir geküsst zu werden, müsste Ariane sich schon anstrengen.“ „Wie bitte!“, entfuhr es Ariane. Herablassend sah er sie an. „Du denkst doch nicht, dass du in den Genuss meiner Lippen kommst, nur weil du zufällig neben mir stehst.“ „Darauf kann ich verzichten!“, schrie Ariane aufgebracht. „Wer würde das schon wollen!“ Erik hob die Augenbrauen, Spott lag in seinem gehobenen Mundwinkel. Er brauchte keine Worte um auszudrücken, dass so ziemlich jeder, gleich welchen Geschlechts, einen Kuss von Erik Donner haben wollen würde. Vivien musste grinsen. „Du bist so eingebildet!“, brauste Ariane auf. Eriks Mimik wirkte gönnerhaft. „Ich bin mir nur meiner Wirkung bewusst.“ Die Empörung sprach aus Arianes gesamter Haltung. Die Luft geräuschvoll ausstoßend ließ sie Erik stehen. Erik entfernte sich in eine andere Richtung. Ewigkeit sah Vivien fragend an.   Neuer Versuch! Vitali und Serena trafen ein, doch anstatt ihre Getränke an den dafür vorgesehenen Platz zu stellen, blieben sie erst mal stehen und wunderten sich offenbar, wo die anderen waren. Üblicherweise waren Ariane und Erik schließlich pünktlich. Erst als sie die Flaschen der beiden auf dem aufgestellten Tisch stehen sahen, kamen sie auf die Idee, sich dorthin zu begeben. Von ihrem Versteck aus, konnte Vivien erkennen, dass Serena den Mistelzweig kurz darauf entdeckt hatte und augenblicklich verkrampfte. Vitali jedoch schien noch keine Notiz davon genommen zu haben. Seinem Blick nach zu urteilen, war er allerdings verwundert, warum Serena plötzlich so angespannt war, doch er sagte nichts. Da Serena ihre Augen vor Scham zu Boden geschlagen hatte, fiel ihm auch die Ursache ihres Zustands nicht auf. Vivien wartete mit Ewigkeit. Aber es tat sich nichts. Überhaupt nichts! Und Serena war offensichtlich drauf und dran, nun doch die Flucht zu ergreifen. Wieder sprang Vivien aus ihrem Versteck hervor. „Ihr steht unterm Mistelzweig!“, rief sie lautstark. Vitali schaute irritiert und blickte dann nach oben, wo er nun endlich das Herzstück von Viviens Planung entdeckte. Doch im gleichen Moment tickte Serena komplett aus. „Du spinnst wohl!“, kreischte sie. In ihrer Erregung packte sie den Mistelzweig über ihrem Kopf, riss ihn von der Deko und warf ihn Vivien vor die Füße. „Mach das nie wieder!“, brüllte sie wutentbrannt und eilte davon. Vitali sah zu Vivien und der verdutzten Ewigkeit und hob mit einem Schulterzucken die Arme zur Seite. Vivien seufzte.   Frustriert saß Vivien auf der Couch des Hauptquartiers und sah auf den Mistelzweig in ihren Händen herab. Ewigkeit hatte sie nach Hause zu ihren Geschwistern geschickt, um etwas alleine zu sein. Justin kam herein, doch Vivien hob den Blick nicht. Seine Schritte verkündeten sein Näherkommen. „Vivien? Ist alles okay?“ Sie schüttelte den Kopf. Er nahm neben ihr Platz. „Was ist?“ „Ich hatte einen Mistelzweig aufgehängt, aber die anderen sind wütend geworden, statt sich darüber zu freuen.“ Vivien musste nicht aufsehen, um zu wissen, dass die Eröffnung Justin erröten ließ. Natürlich hielt er das für einen ebenso üblen Einfall wie die anderen. Sie hörte ihn Luft holen. „Vivien, es ist nicht in Ordnung, dass du sie zwingen willst, sich auf eine solche Weise nahe zu sein. Man kann doch niemanden zu einem Kuss zwingen.“ Vivien zog einen Schmollmund und sah Justin in die Augen. „Sie hätten sich doch nicht küssen müssen. Ich wollte doch nur, dass sie nett zu einander sind. Sich was Nettes sagen oder einander umarmen oder einfach nur einander anlächeln und darüber lachen. Aber sie sind gleich wütend geworden.“ Sie zog wieder den Kopf ein. „Ich wollte Ewigkeit zeigen, wie sehr wir alle zusammengewachsen sind und dass auch sie ein Teil davon ist. Schließlich ist Weihnachten und Ewigkeit hat sonst keine Familie.“ Sie hörte Justin die Luft ausstoßen, als habe er seufzen wollen. Seine Stimme war sanft. „Das hättest du ihnen sagen sollen.“ Vivien schob ihre Unterlippe noch weiter nach vorn. „Ich weiß. Ich wollte sie bloß überraschen.“ Wieder ein stummer Seufzer von Justin. Einige Momente herrschte Schweigen. Vivien blieb geknickt. „Wollen wir einen Spaziergang machen?“ Überrascht blickte sie auf. Vorsichtig nahm Justin den Mistelzweig aus ihrer Hand und legte ihn auf den Sofatisch vor ihnen. Behutsam legte er dann seine große, warme Hand auf die ihre und umfasste diese. Das schenkte ihrem Herzen augenblicklich etwas Trost und so ließ sie sich von ihm nach draußen führen, ohne dass es weiterer Worte bedurft hätte.   Vitali kam zurück ins Hauptquartier. Zu seiner Überraschung fand er vor dem Tisch, auf den sie die Getränke gestellt hatten, Serena auf einem Stuhl stehend vor, wie sie versuchte, etwas an der Deko zu befestigen. Sie stellte sich dabei jedoch nicht sonderlich geschickt an. „Soll ich helfen?“ Beim Klang seiner Stimme wäre sie fast vom Stuhl gestürzt. Völlig verschämt wandte sie sich ihm zu und er erkannte, dass sie offenbar versucht hatte, den Mistelzweig wieder anzubringen. Ziemlich baff starrte er sie an. Offenbar war es ihr peinlich, dass er sie dabei erwischt hatte. „Es ist nicht so wie du denkst.“, druckste sie. „Ich… Es war gemein, es runterzureißen und … Sicher wollte Vivien, dass Justin neben ihr steht.“ Da das alles logisch klang, hielt es Vitali nicht für nötig, weiter darauf einzugehen. „Soll ich?“, fragte er stattdessen. Serena sah ihn unsicher an. Er grinste. „Ich kann fliegen.“ Sie verzog den Mund. „Vivien muss eine Leiter dafür benutzt haben.“ Vitali kam näher und hielt ihr die Hand hin, woraufhin sie ihm den Mistelzweig übergab und vom Stuhl stieg. Aufgrund seiner Größe brauchte Vitali nicht zu fliegen, es reichte, auf den Stuhl zu stehen. So hatte er den Mistelzweig schnell wieder angebracht. Er sah zu Serena, die neben dem Stuhl stehen geblieben war. Dass sie dadurch mit ihm unter dem Mistelzweig stand, schien sie noch nicht begriffen zu haben, sonst hätte sie sich sicher wieder aufgeregt. Er stieg von dem Stuhl und nahm diesen, um ihn an seinen richtigen Platz zurückzustellen. „Vitali.“ Er hielt an und wandte sich ihr zu. „Danke.“, sagte sie leise. Das brachte ihn zum Grinsen. Zu seiner Überraschung sprach sie weiter. „Tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin.“ Es war immer noch ungewohnt, dass sie mal freundlich zu ihm war, daher hob ihr Verhalten seine Stimmung und er konnte nicht anders, als einen Scherz daraus zu machen. „Du würdest mich doch eh paralysieren, wenn ich dir zu nahe käme.“ Sie schaute unzufrieden. „Würde ich gar nicht.“ Ihre Worte ließen ihn kurz stocken, doch er hatte nicht vor, sich falsche Hoffnungen zu machen. „Klar würdest du.“, beharrte er. „Würde ich nicht!“, schimpfte sie. „Achja?“ „Ja!“ Vitali ließ endgültig von dem Stuhl ab und drehte sich vollständig zu ihr um. Serena wandte den Blick ab. „Das würdest du eh nie tun.“, maunzte sie. „Wieso nicht?“ Sie schwieg und wirkte betrübt. Mann, was? Wie sollte er denn darauf reagieren?! Wenn er ihr widersprach würde sie wohl nur wieder austicken. Aber wenn er es nicht tat, … Wieso konnte man bei ihr immer nur alles verkehrt machen? Er senkte seine Lautstärke und versuchte möglichst beiläufig zu klingen. „Ich .. würde dich auf die Wange küssen.“ Im gleichen Moment kam er sich reichlich bescheuert vor. Sicher würde sie ihn jetzt anschreien, dass sie das niemals wollen würde. Stattdessen sah sie mit großen Augen geradezu ängstlich zu ihm auf. Er spürte Nervosität in sich aufkommen und musste schlucken. Ebenso verlegen senkte sie das Haupt. Hastig fügte er an. „Wenn du mich nicht paralysierst, mein ich.“ „Tu ich nicht.“, kam es gedämpft aus ihrer Richtung. Sein Herz machte einen Satz. Doch die Befürchtung, sie werde ihn gleich wieder anschreien, war immer noch da. Vorsichtig tastete er sich daher etwas weiter voran, indem er einen Schritt auf sie zuging. Sie hielt den Blick weiterhin zu Boden gerichtet. Vitalis Atmung wurde flach, Immer noch darauf gefasst, dass sie ihm gleich den Kopf abreißen würde, beugte er sich sachte zu ihr. Sie schloss die Augen. In diesem Moment erklang eine vertraute Stimme in ihren Köpfen. Sie schreckten hastig auseinander, nur um festzustellen, dass Justin nicht anwesend war, sondern sie per Telepathie kontaktierte.   Ariane traf im Hauptquartier ein. Nachdem Justin sie und die anderen per Telepathie über seinen Plan informiert hatte, hatte sie sich direkt auf den Weg gemacht. Hätte sie vorher gewusst, was Vivien mit ihrer Mistelzweig-Aktion bewirken wollte, hätte sie nicht so reagiert. Sie bedauerte es, dass sie sich wegen dieser Kinderei vor Vivien und Ewigkeit mit Erik gestritten hatte. Das war das genaue Gegenteil von dem gewesen, was Vivien im Sinn gehabt hatte. Vitali, Erik und Serena hatten sich bereits eingefunden und standen zusammen unter dem Mistelzweig. Irgendwie war das ein seltsamer Anblick, der Ariane zum Schmunzeln brachte. Sie gesellte sich zu ihnen. „Das ist eine schöne Idee von Justin.“, sagte sie lächelnd. Vitali grinste. Dass er sie alle unsichtbar machen und Vivien damit überraschen sollte, gefiel ihm offenkundig. „Justin informiert uns, kurz bevor sie da sind.“, sagte Serena. Das wusste Ariane, schließlich hatte er mit ihnen allen gleichzeitig gesprochen. Sie richtete das Wort an Erik. „Kann ich kurz mit dir reden?“ Erik zog ein Gesicht, als wisse er nicht, was es zu reden gab, wandte sich aber direkt zum Gehen und lief zu dem Durchgang, der zu ihren Zimmern führte, nur grade weit genug, damit Serena und Vitali nicht jedes Wort hören konnten. Er drehte sich wieder zu ihr und forderte sie mit einem Blick auf zu sprechen. „Tut mir leid wegen vorhin.“ Er schwieg. „Ich hätte dich nicht beleidigen sollen.“ Noch immer sagte er nichts. War er ihr etwa wirklich böse deswegen? Seinem Gesicht versuchte sie zu entnehmen, was er dachte. Mit eindringlichem Blick und geheimnisvoller Stimme sprach er: „Man braucht keinen Mistelzweig, um jemanden zu küssen, den man mag.“ Plötzliche Aufregung schoss in ihr hoch. Wieso? Was wollte er – Nicht darüber nachdenken! Sie versuchte, sich zusammenzureißen und das Gespräch auf sicheres und unzweideutiges Terrain zu lenken. „Vivien wollte uns einen Anlass dazu geben, einander zu zeigen, wie wichtig wir einander sind.“ Erik schnaubte. Sie konnte nicht sagen, ob aus Spott oder Resignation. „Manches muss man nicht zeigen. Man muss es nur wissen.“ Seine Worte ließen sie aufhorchen und sie glaubte, nun etwas wie Vertrauen in seinen sanften Augen zu lesen. Das berührte sie. „Ja.“, stimmte sie ihm zu und lächelte liebevoll. Er erwiderte die Geste.   Justin führte Vivien zurück ins Hauptquartier. Sie hatte nicht viel gesprochen während dem Spaziergang, was ihm die Möglichkeit gegeben hatte, sich auf die telepathische Kommunikation mit den anderen zu konzentrieren. Dadurch wusste er, dass sie alles vorbereitet hatten. Bei dem Gedanken überkam ihn Vorfreude. Sobald sie die Schwelle übertreten hatten, wurden Viviens Augen groß, denn der Mistelzweig hing an seinem vorigen Platz. Zumindest ging Justin davon aus. Er vertraute darauf, dass die anderen schon den richtigen Ort gewählt hatten. Fragend sah Vivien ihn an. Er lächelte und zog sie sachte mit sich, hin zu dem Mistelzweig. Zu seiner Überraschung wirkte Vivien ruhig, geradezu selig und sanft. Justin hoffte, dass er nicht geradewegs in einen der anderen hineinlief, die sich unsichtbar gemacht hatten. Er steuerte daher einen Punkt an, der nicht direkt unter dem Mistelzweig war. Dort blieb er stehen und drehte sich zu Vivien um. Ihr zartes, fast verletzliches Lächeln brachte sein Herz zum Schmelzen. Das Licht der Weihnachtsbeleuchtung spielte in ihren amethystfarbenen Augen. Sie war wunderschön. „Fröhliche Weihnachten.“, flüsterte er. Das war das Zeichen für die anderen. „Du stehst unterm Mistelzweig!“ schrie es lautstark und Vivien, die den Ansatz gemacht hatte, ihm ihr Gesicht entgegen zu strecken, wurde von den anderen überfallen, die sie in eine Gruppenumarmung nahmen. Vivien lachte hell auf. Ewigkeit, die auf ihren Einsatz gewartet hatte, erschien ebenfalls und drückte sich fröhlich gegen Viviens Wange. Justin beobachtete beseelt, wie glücklich die Überraschung Vivien machte. Doch schon wurde er aus seiner passiven Rolle gerissen. Jäh wurde er von Vitali zu Vivien geschubst und hatte sie im nächsten Moment an seinem Brustkorb hängen. Zunächst noch nicht fähig zu reagieren, legte er schließlich verlegen die Arme um sie, während sie sich kurz an ihn kuschelte. Dann drehte sie den Kopf zu den anderen und rief heiter: „Ich liebe euch alle!“ Ihr herzerwärmendes Lachen ertönte und erfüllte den Raum mit dem Zauber von Weihnachten. Und so hatte der Mistelzweig mit ein wenig Hilfe doch noch seine märchenhafte Wirkung entfaltet. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)