New Family von writer ================================================================================ Kapitel 8: Frieden ------------------ "Okay", sagte Sasuke sachlich und zog die Haustür hinter ihnen zu. "Wie ich das sehe haben wir jetzt drei Möglichkeiten." Sakura sah ihn skeptisch an und er fuhr fort: "Erstens, ich mache mich jetzt aus dem Staub, du kannst machen was immer du vor hattest und mich dann bei meinem Vater verpetzten. Zweitens, ich mache mich jetzt aus dem Staub und du bist so nett und bindest es meinem Vater nicht auf die Nase. Dafür hättest du dann was gut bei mir. Oder drittens, wir lernen zusammen." Er zog leicht eine seiner perfekten Augenbrauen hoch und sah sie abwartend an. Sakura überlegte seit Fugaku ihr Sasuke aufgedrückt hatte, wie sie aus der Nummer rauskommen sollte und musste nun zugeben, dass seine Analyse der Lage recht zutreffend war. Allerdings wusste sie nicht recht, was sie jetzt sagen sollte. "Tja, also ich werde jedenfalls nicht lügen", sagte sie schließlich. "Du kannst machen was du willst. Und verpetzten ist nicht meine Art. Aber wenn dein Vater mich fragt, dann werde ich ehrlich sein. Ich habe da Prinzipien." Sasuke schnaubte. "Natürlich hast du das", sagte er. "Du bist immer überkorrekt." "Tja, tut mir leid, dass sich das stört", erwiderte Sakura kühl. "Aber so bin ich eben. Dafür muss ich mich nicht vor dir rechtfertigen." "Also bleiben Möglichkeit eins und drei", stellte Sasuke fest und überging ihren Seitenhieb. "In diesem Fall wäre ich dafür, dass wir tatsächlich lernen. Natürlich nur, wenn du meine Anwesenheit irgendwie ertragen kannst. Ich weiß, du verabscheust mich zutiefst." Er sagte das spöttisch und herablassend und sie fragte sich selbst wieso sie das nun beschäftigte, aber plötzlich kam es ihr furchtbar herzlos vor ihm zu sagen, dass er sich verziehen sollte und sie alleine lassen, auch wenn er dann Stress mit seinem Vater bekommen würde. Außerdem würde ihre Mutter auch alles andere als begeistert sein. "Wenn meine Mutter mitbekommt, dass wir ein Problem miteinander haben, das vielleicht irgendwie ihre neue heile Welt stören könnte, wird sie in Zukunft ständig versuchen, dass wir etwas zusammen unternehmen, damit wir uns verstehen. Darauf kann ich verzichten. Also ja, von mir aus können wir zusammen lernen, das ist es wohl wert um den Stress mit unseren Eltern zu vermeiden." "Gut", sagte Sasuke. Er wirkte zufrieden. Sakura war sich nicht ganz sicher, ob das eine gute Entscheidung war. Aber es war immerhin mitten am Tag. Im Park war sie nicht mit ihm alleine. Er war nicht betrunken und würde ihr sicher nicht nochmal zu nahe kommen, er hatte ja beim letzten mal sicher gemerkt, dass es für ihn bei ihr nichts zu holen gab. Am liebsten hätte sie ihn gefragt, warum er sie geküsst hatte. Aber ihr war das auch total unangenehm. Sie wollte eigentlich nicht darüber sprechen, dafür war sie echt zu schüchtern. Sie würde rot werden und irgendetwas Blödes sagen aus Verunsicherung und er würde super souverän und wahrscheinlich irgendwie verletzend sein. Sie entschied, sich das lieber nicht anzutun. "Du wolltest also in den Park?", half Sasuke dem Ganzen etwas auf die Sprünge. "Ja", sagte sie. "Im hinteren Teil gibt es einen schönen Teich, da hat man seine Ruhe." "Ja, ich weiß", sagte Sasuke beiläufig und setzte sich in Bewegung. "Ich bin da auch öfter." "Echt?", fragte Sakura überrascht und vergaß kurz, dass sie ihn ja eigentlich nicht leiden konnte. Es war ganz in Ordnung so nebeneinander herzugehen. "Ich hänge da öfter mit Naruto und Neji rum. Allerdings meistens zu Uhrzeiten, zu denen du schon brav im Bett liegst." Jetzt fiel ihr wieder ein, dass sie ihn nicht leiden konnte. "Schon klar, ich bin total langweilig und uninteressant", sagte Sakura genervt. "Das habe ich nicht gesagt", erwiderte Sasuke sachlich. "Aber du hast es so gemeint." "Nein." Jetzt verwirrte er sie wieder. Wollte er jetzt nett sein? Vermutlich sollte sie sich nicht zu früh freuen, sie hatte noch den ganzen Nachmittag vor sich. "Können wir nicht einfach schweigen bis wir da sind?", schlug sie vor. Sasuke antwortete nicht. Wahrscheinlich war das Zustimmung, denn er sprach in den nächsten fünfzehn Minuten tatsächlich nicht mehr. Und das gab Sakura Zeit darüber nachzudenken, wie merkwürdig es war, dass sie nun mit Sasuke Uchiha durch den Park spazierte. Vor zwei Monaten noch hätte sie sich keine Realität vorstellen können, in der sowas vorkommen würde. Aber das Leben steckte leider voller Überraschungen. Sie stellte fest, dass das Leben ziemlich anders sein musste, wenn man er war. Während sie sich mit der Auswahl ihrer Klamotten und ihrem Auftreten alle Mühe gab nicht aufzufallen und unsichtbar zu bleiben, indem sie jedem Blick auswich, damit ja niemand auf den Gedanken kam, sie könnte Interesse an Konversation haben, fiel Sasuke den Leuten total auf. Klar, das kannte sie schon aus der Schule, nur da war sie meistens weit entfernt von ihm und auf gewisse Weise war es sogar praktisch für sie, dass sich immer alles um ihn zu drehen schien. Dadurch hatte sie umso mehr ihre Ruhe. Jetzt, wo sie genau neben ihm war, war sie plötzlich auch irgendwie im Mittelpunkt und neugierigen Blicken ausgesetzt. Einmal kamen sogar zwei Mädchen vorbei, die Sasuke kichernd grüßten und die er auch irgendwie zu kennen schien, aber er blieb zum Glück nicht stehen, um mit ihnen zu sprechen. Sakura hatte es schon immer auf gewisse Weise faszinierend gefunden, dass Sasuke nur aufgrund seines fantastischen Aussehens so viel Aufmerksamkeit bekam. Er war verschlossen, unhöflich, dreist, herablassend, überheblich und kümmerte sich wenig darum, wie es anderen ging oder was er mit seinen Handlungen auslöste. Und dennoch verziehen die meisten Leute ihm fast alles. Er musste sich nicht einmal entschuldigen. Es war so, als würden alle akzeptieren, dass er in der Rangordnung einfach weiter oben stand, nur weil er aus einer reichen Familie kam und gut aussah. Sakura fand das total bescheuert. Klar, auch sie fand, dass er gut aussah. Aber das hieß doch nicht, dass er mehr wert war als andere. Das entschuldigte doch nicht, wie er sich benahm. Es ärgerte sie, dass die meisten Menschen derart oberflächlich zu sein schienen. Sie wusste, dass sie Derartiges auch einfach als Realität akzeptieren hätte können und nicht derart verachtend darauf reagieren könnte. Auf gewisse Weise war sie dadurch auch überheblich. Aber leider nervte sowas sie nunmal und wer konnte schon etwas gegen seine Gefühle tun? Sie seufzte. Das bereute sie sofort, denn sie hatte vergessen, dass sie nicht alleine war und nun musterte Sasuke sie von der Seite. Allerdings sagte er nichts. Er schien ihren Vorschlag zu Schweigen praktischerweise überaus ernst zu nehmen. Ob er das jetzt durchzog, bis sie zuerst wieder etwas sagte? Sasuke blickte wieder nach vorne und Sakura stellte fest, dass sie den eher belebten Teil des Parks nun verlassen hatten und in den wilderen und weniger gepflegten Bereich weiter hinten kamen. Hier fand sie es großartig. Es gab alte kleine Steinbrücken, die hier und da den kleinen Bach kreuzten, der sich durch den ganzen Park schlängelte. Außerdem viele Weidenbäume und von Efeu bewachsene Statuen und Mauern. Die Strahlen der warmen Nachmittagssonne fielen auf die frisch entfalteten Frühlingsblätter und ließen sie aufleuchten, wo Licht durch die Baumkronen fiel. Sakura steuerte auf eine halbrunde Bank unter einigen Bambuspflanzen zu, die in eine Steinmauer eingelassen war und auf die am Rande des Teiches Sonnenlicht fiel. Sie setzte sich und zog die Tasche auf ihren Schoß, um ihr Buch, ihren Schreibblock und ihren Laptop mit ihren Notizen herauszunehmen. Sasuke blieb einen Moment vor ihr stehen und sah nachdenklich auf sie hinab. Sie hob den Kopf und blickte ihn an. "Was?", fragte sie skeptisch, weil er sie einfach weiter ansah. Er bewegte leicht den Kopf, als wollte er einen Gedanken abschütteln, dann rührte er sich endlich, setzte sich mit ein wenig Abstand neben sie und holte auch seine Sachen hervor. "Also", sagte Sakura ein wenig zögerlich, "ich würde sagen jeder lernt einfach für sich." Irgendwie kam es ihr gerade so vor, als wäre sie ziemlich gemein zu ihm. Wenn er den Mund hielt, war er eigentlich ganz in Ordnung. Und wenn er nichts sagte, was sie verärgerte oder provozierte, war es dann zu fies von ihr ihn so kühl zu behandeln? Wieso bekam sie jetzt Gewissensbisse? Sie schob den Gedanken beiseite. Es spielte keine Rolle was er dachte, Sasuke war nicht ihr Problem. "Okay", sagte Sasuke, schlug sein Buch auf und fing an darin herumzublättern. Sakura riss sich zusammen und wandte den Blick von ihm ab und auf die Aufgaben, die sie zur Übung lösen wollte. Irgendwie konnte sie sich nicht gut konzentrieren, wenn er neben ihr saß. Doch das Problem löste ihr Ehrgeiz für sie, denn als sie bei der ersten Aufgabe nicht direkt zur Lösung kam, kratzte das an ihrem Stolz und sie verbiss sich darin, bis sie es schaffte. Der Rest ging schließlich besser und sie kam eine Weile gut voran. "Kann ich dich was fragen?" Sakura blickte überrascht auf. Sie war so konzentriert gewesen, dass sie ganz in ihrer eigenen Welt gewesen war und vergessen hatte, dass er da war. Er hatte sich wirklich still verhalten. Vielleicht, dachte sie, lag es gar nicht so sehr an ihm, dass um ihn herum immer so ein Trubel war. Ob es ihn wohl auch manchmal nervte, dass er ständig so viel Aufmerksamkeit bekam? Bisher hatte sie immer gelaubt, dass er es genoss. Aber eigentlich konnte sie das nicht beurteilen, sie hatte keine Ahnung, was Sasuke sich so dachte. Er war ein Mensch mit Gefühlen und Problemen, so wie jeder andere auch. Sie wunderte sich ein bisschen, dass sie das bisher nie wirklich wahrgenommen hatte. "Wegen Mathe?", fragte sie, in der Hoffnung deutlich zu machen, dass sie nicht begeistert von der Vorstellung wäre, eine persönliche Frage gestellt zu bekommen. "Ja", sagte er. Eben war er höflich gewesen. Jetzt klang er genervt. "Wegen Mathe." Er hielt ihr das Buch hin und sie rutschte sein Stück zu ihm rüber, um sehen zu können, um welche Aufgabe es sich handelte. "Was ist damit, kommst du damit nicht weiter?", fragte sie. Sie sah hoch zu ihm, weil er nicht gleich antwortete. Sasuke blickte rasch auf das Buch. Wo hatte er denn vorher hingeschaut? Auf ihren Nacken? Sie bereute schon wieder, dass sie ihm näher gekommen war. Sie strich ihre Haare auf die andere Seite. Vielleicht hatten ihre Haarsträhnen ihn einfach nur am Arm gekitzelt und abgelenkt. "Ich habe das falsche Ergebnis raus", sagte er. "Aber ich glaube, dass sie die Lösung hinten falsch abgedruckt haben. Ich glaube es ist ein Tippfehler. Kannst du das mal nachrechnen?" Sakura rutschte wieder ein Stück von ihm weg und griff nach ihrem Block und Stift, um das zu überprüfen. Sie rechnete damit, dass er sich vertan hatte, aber es stellte sich heraus, dass es stimmte. Das war ein Tippfehler in der Lösung. "Ja, du hast recht", sagte sie und Sasuke nickte zufrieden. "Danke." Er wandte sich wieder seinem Buch zu und fing mit der nächsten Aufgabe an. Sakura saß da und beobachtete ihn. Sie wusste nicht, ob sie diese ruhige, friedliche Seite an ihm bisher einfach nie gesehen hatte, ob er einfach keine Lust hatte mit ihr zu reden, oder ob er sich zurück hielt, weil sie deutlich machte, dass sie das nicht wollte. Das wäre dann fast nett von ihm. Oder aber er tat so, als wäre er nett, weil er irgendwas Merkwürdiges im Schilde führte. Den Kuss hatte sie schließlich noch deutlich in Erinnerung. Doch seine Ruhe gerade war keine komische Masche, er würde sich doch nicht derart bemühen, oder? Der Kuss war eine spontane Entscheidung von ihm gewesen, weil er betrunken gewesen war und für ihn war das einfach nichts besonders Wichtiges. Es war albern zu glauben, dass er sich auf irgendeine spezielle Weise verhielt, nur um ihr irgendwas vorzuspielen und irgendwas von ihr zu bekommen. Dazu war sie wirklich nicht wichtig oder interessant genug. Nicht wenn ständig so viele hübsche Frauen um ihn herum wuselten, die nur allzu bereit waren ihm alle seine Wünsche zu erfüllen. Wieso sollte er sich groß für sie interessieren? Sakura bemerkte, was sie da tat und blätterte verärgert eine Seite um, einfach nur um irgendwas zu tun und ihn nicht anzustarren. Der Kuss hatte sie offenbar doch ein wenig durcheinander gebracht. Seit wann dachte sie darüber nach, warum Sasuke irgendwas tat oder nicht tat? Es konnte ihr vollkommen egal sein, das hatte überhaupt nichts mit ihr zu tun! Sie zog den Smoothie aus der Tasche, den sie sich in der Küche eingesteckt hatte. Gewissermaßen war der Smoothie daran schuld, dass sie nun mit Sasuke hier saß. Wäre sie nicht in die Küche gegangen, um ihn sich zu holen, wäre sie nicht Fugaku und ihrer Mutter begegnet und sein Vater hätte Sasuke nicht vor ihr so runter gemacht und ihn dann gezwungen mit ihr zu lernen. Ob Sasuke traurig war, dass sein Vater ständig so streng zu ihm war und ihn immerzu mit Itachi verglich? Stopp! Wieso dachte sie nun schon wieder darüber nach, wie Sasuke sich fühlte? Sie nahm einen entschiedenen Schluck Smoothie, vielleicht ein bisschen heftiger als nötig gewesen wäre. Die Strafe folgte auf dem Fuße, denn sie verschluckte sich und musste Husten. Zum Glück nur zweimal leicht. Peinlich. Sasuke sah zu ihr. "Geht's?" "Ja." Spätestens jetzt war sie wirklich verwirrt. Er hatte fast schon besorgt geklungen. Der Sasuke, den sie kannte, hätte spätestens diese Gelegenheit genutzt, um irgendwas Fieses oder Überhebliches zu sagen oder sich zumindest über sie lustig zu machen. Sie blickte über den Teich. Sie mussten schon eine ganze Weile hier gewesen sein. Das Nachmittagslicht war blasser geworden und langsam entstanden ein paar lange Schatten zwischen den Bambusstangen und den anderen umstehenden Bäumen. Sie hatte keine Ahnung wie spät es war und sie verspürte keine Lust ihr Smartphone heraus zu holen, um nachzusehen. Denn gerade war alles so ruhig und friedlich und vollkommen, dass sie das Gefühl hatte, dann wäre sie wieder mit der Realität verbunden und diesen Moment wollte sie noch etwas hinauszögern. Vielleicht musste sie sich auch eingestehen, dass sie doch ein wenig einsam war, seit Hinata Naruto hatte. Natürlich gab Hinata sich alle Mühe sie nicht zu vernachlässigen und Sakura freute sich ehrlich für sie und machte ihr sicher keinen Vorwurf. Sie hatte immer gewusst, dass irgendwann ein Moment kommen würde, in dem sie nicht mehr die alleinige Hauptrolle in Hinatas Leben spielen würde. Trotzdem war es nicht leicht für sie. Sie war ein ganz kleines bisschen eifersüchtig, dass Naruto nun einen großen Teil von Hinatas Aufmerksamkeit und Zeit bekam. Nun rächte es sich ein bisschen, dass sie nur eine Freundin hatte. Sie konnte es nicht leugnen, sie fühlte sich etwas verloren. Wahrscheinlich hätte sie sich ansonsten auch vehementer dagegen gestemmt, den Nachmittag mit Sasuke zu verbringen. Fairerweise musste man allerdings sagen, dass er ihr bisher keinen Grund geliefert hatte es zu bereuen. Drei Enten kamen auf sie zu und weil Sakura keine Lust mehr auf Mathe hatte und ohnehin gut genug vorbereitet war, stand sie auf, ging die zwei Schritte bis zum Ende der steinernen Kante, auf der die Bank gebaut war und hockte sich hin, um aufs Wasser hinunter zu sehen. Die Enten schnatterten aufgeregt, weil sie glaubten, dass sie ihnen etwas Essbares geben würde. "Tut mir leid", murmelte Sakura lächelnd. "Ich habe leider nichts für euch." Die Enten schwammen zwei Runden vor ihr im Kreis und schnatterten vorwurfsvoll. "Wenn du willst, kannst du ihnen was von meinem Brötchen geben, das esse ich nicht mehr." Sakura erhob sich und drehte sich überrascht zu Sasuke um. Wieso war er so nett? "Willst du?" Er zog eine Tüte von einer Bäckerei aus der Tasche, die er immer mit zur Schule nahm und hielt sie ihr leicht entgegen. Vermutlich enthielt sie besagtes Brötchen. Sakura fühlte sich etwas überrumpelt. Sie wusste gar nicht, wie sie mit ihm umgehen sollte, wenn er sich so verhielt. "Das...ähm...ist nett von dir", sagte sie nach kurzem Zögern. "Aber eigentlich soll man Enten ja nicht füttern." Sasuke verengte leicht die Augen. "Lehnst du es ab, weil das von mir kommt?" "Was?", fragte Sakura verwirrt. Er brachte sie immer mehr durcheinander. Wollte er jetzt ernsthaft anfangen darüber zu sprechen, dass sie sich für gewöhnlich nicht leiden konnten? Sasuke gab ein 'Tss' von sich und steckte die Tüte wieder in seine Tasche. Sakura ging zu ihm hinüber und setzte sich vorsichtig wieder auf den Platz neben ihn, wo sie die ganze Zeit gesessen hatte. Irgendwie kam es ihr nun so vor, als hätte sie ihn verletzt und als müsste sie es wieder gut machen. "Man soll Enten wirklich nicht mit Brot füttern", sagte sie leise. "Das machen alle ständig", erwiderte Sasuke kühl. Er sah sie nicht an. Er hatte sich nach vorne gebeugt, die Unterarme auf seine Oberschenkel gestützt und sah über das Wasser. Er schien nun eindeutig wieder schlecht gelaunt zu sein. "Ich weiß", sagte Sakura. "Es wird sogar immer in irgendwelchen kitschigen Szenen in Filmen gezeigt. Aber Enten vertragen das eigentlich gar nicht gut. Das weiß ich, weil ich das als kleines Kind öfter gemacht habe und dafür irgendwann Ärger von einem Parkwärter bekommen habe." Sasuke sah zu ihr herüber, als versuchte er herauszufinden, ob sie das wirklich ernst meinte. Oder er war verwirrt, weil sie ihm etwas Persönliches von sich erzählt hatte. Aber ihr erschien es auf einmal wichtig, dass er ihr glaubte. Sein Angebot eben war nett gewesen und es war nicht ihre Absicht gewesen, ihn vor den Kopf zu stoßen. Sasuke zog sein Smartphone auf der Hosentasche und tippte etwas ein. "Stimmt", sagte er leicht überrascht. "Du hast recht." Hatte er das jetzt etwa gegoogelt, nur um herauszufinden, ob sie das Angebot bloß ausgeschlagen hatte, weil sie ihn nicht leiden konnte? Sakura lächelte vorsichtig und fragte: "Was ist es denn für ein Brötchen?" "Ein Laugenbrötchen." Er sah sie an und lächelte schief. Und ziemlich umwerfend. "Wieso? Willst du es?" Sakura zuckte mit den Schultern und musste wieder lächeln. "Ich könnte dir zum Tausch einen halben Mango-Bananensmoothie anbieten. Allerdings nur, wenn es dir nicht unangenehm ist, dass ich schon davon getrunken habe." Sasuke grinste. "Der Handel klingt annehmbar." Er warf ihr die Tüte in den Schoß. Also hielt sie ihm den Smoothie hin. Er nahm ihn. Einen Moment schwiegen sie und sahen wieder auf das Wasser während sie aßen und tranken. Dann verschwanden die letzten Lichtflecken nach und nach und Sakura wurde es langsam ziemlich kühl in ihrem T-Shirt. "Gehen wir zurück?", fragte sie und erhob sich. "Klar", erwiderte Sasuke. Also packten sie ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Rückweg durch den Park in Richtung ihres gemeinsamen Zuhauses. Ein paar Minuten später klingelte Sasukes Smartphone, doch er drückte den Anruf weg. "War nur Neji", sagte er, weil sie ihn fragend ansah. "Habt ihr Streit?", fragte Sakura. Gleich darauf wunderte sie sich, dass sie gefragt hatte. "Nein", sagte Sasuke ruhig. "Ich finde bloß die Ruhe gerade angenehm." Es war seltsam. Zwar schwiegen sie, genau wie auch auf dem Hinweg, aber nun fühlte es sich eigenartig harmonisch an. Von ihren Eltern war nichts zu sehen, als sie das Haus betraten. Sakura blieb stehen, als sie oben vor ihren Zimmern angekommen waren. "Tja, also...", sagte sie ein wenig hilflos, weil sie nicht recht wusste, wie sie sich nun verabschieden sollte, "dann bis morgen oder so." "Ja", sagte Sasuke bloß. Sakura wandte sich rasch ab und betrat ihr Zimmer ohne sich nochmal nach ihm umzusehen. Irgendwie war ihr der Umgang mit Sasuke leichter gefallen, als sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht hatte, dass er auch ein Mensch mit Gefühlen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)