New Family von writer ================================================================================ Kapitel 12: Zweifel ------------------- Ein paar Minuten stand Sakura einfach nur dort auf dem Bürgersteig, wo er sie zurück gelassen hatte. Ihr Herz klopfte sehr schnell und sie musste sich erstmal beruhigen. So richtig überrascht hatte sie das nicht. In den letzten Tagen waren ihr seine Blicke nicht entgangen. Aber sie hatte gedacht, dass sie sich das höchst wahrscheinlich einbildete. Und selbst wenn nicht, hätte sie nicht geglaubt, dass er ihr so offen und unverholen sagen würde, was er von ihr wollte. Mochte ja sein, dass das für ihn kein Problem war, aber sie war für so viel Offenheit definitiv zu verklemmt oder unerfahren. Klar, es ging einfach nur um Sex. Das war etwas völlig normales, etwas das alle Menschen ständig taten. Aber trotzdem. Doch seine Offenheit war eigentlich nicht so schlimm. Die Art, wie er sich verhielt und ausdrückte war eher das, was sie störte. Schlimm war jedoch, dass sie wusste, dass er recht hatte. Auf rein körperlicher Ebene sehnte sie sich nach ihm, so sehr sie sich selbst auch dafür verachtete. Und schlimm war, dass ihm das offenbar mittlerweile auch klar war. Sonst wäre er nicht so selbstsicher gewesen. Sakura atmete einmal tief ein und aus und straffte die Schultern. Immerhin war es auch noch gut möglich, dass er sie bloß ärgern wollte und dass er, sollte sie tatsächlich zu ihm kommen, vor hatte sie auszulachen, weil sie ihm abgekauft hatte, dass er sie begehrenswert fand. Sie derart demütigen zu wollen wäre allerdings schon ziemlich schrecklich von ihm. Würde er so etwas tun? Sie hatte keine Ahnung was Sasuke tun würde oder nicht. Aber sie hatte ihm doch nichts getan, oder? Es konnte doch nicht so sehr an seinem Ego kratzen, dass sie ihn auf Abstand hielt oder seine Hand nicht nahm, wenn er ihr aufhelfen wollte. Klar, das war ungünstig gewesen vor all ihren Mitschülern und es hatte mit Sicherheit seinen Stolz verletzt. Sie war daran Schuld gewesen, dass man über ihn gelacht hatte. Aber das würde doch nicht so eine Racheaktion rechtfertigen, oder? Und außerdem hatte sie schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass er sie intensiver betrachtete. Oder achtete sie vielleicht einfach in letzter Zeit grundsätzlich mehr darauf, was Sasuke so tat? Das mit Sicherheit. Zuvor hatte sie ihn so gut wie komplett ausgeblendet. 'Das meiste, was er sagt, meint er nicht so, glaub mir.' Das hatte ihr Itachi vorhin erst über Sasuke gesagt. Aber das hatte er positiv gemeint. Und nicht so, als würde er es dann noch schlimmer meinen, als er es sagte. 'Er ist einfühlsamer als man denkt.' Besonders einfühlsam fand sie es eigentlich nicht ihr zu sagen, dass er mit ihr schlafen wollte. Und zwar nicht aus dem Grund, dass er sie irgendwie toll fand, sondern nur, weil sie ihn nicht langweilte und sie es ihm nicht leicht machte. Und wenn sie es ihm leicht machen würde? Dann würde er es auch nicht wollen, oder? Das bedeutete das doch? Ob Itachi diese Seite von seinem Bruder überhaupt kannte? Falls ja, dann würde er das doch nicht gutheißen oder? Aber eigentlich wusste sie nicht viel über Itachi. Jedenfalls brachte es sie nicht weiter hier zu stehen und zu grübeln. Sie würde jetzt ins Haus gehen, möglichst leise, um hoffentlich niemandem zu begegnen, und dann in ihrem Zimmer bleiben, bis sie sich etwas sortiert hatte oder sie gezwungen war wieder herauszukommen. Momentan war sie jedenfalls so verwirrt, dass sie nicht einmal wusste, ob sie Hinata anrufen wollte oder nicht. Sie legte den Rest des Weges zurück, stieg die Treppen zum Eingang hoch und öffnete die Haustür so leise wie sie nur konnte. Aber sie hatte Pech. Sie hörte, dass Sasuke und Itachi im Wohnzimmer waren. Doch wahrscheinlich hatten sie sie nicht bemerkt. Sie würde einfach versuchen vorbeizuschleichen. Wenn sie nicht dem offenen Türbogen zugewandt saßen, der zum Flur führte, würden sie sie vielleicht gar nicht bemerken. Sie schaffte es geräuschlos die Haustür zu schließen und der teure Teppichboden im Flur war ziemlich nützlich, weil er erfolgreich das Geräusch ihrer Schritte dämpfte. Als sie fast in Sichtweite des Türbogens ankam, war sie nah genug dran um zu hören, was die beiden miteinander sprachen. "Ich weiß nicht Sasuke..." Das war Itachi. Wieso klang er so nachdenklich? "Doch, das wird funktionieren!", hörte sie Sasuke sagen. "Du glaubst doch selbst nicht daran!", sagte Itachi. "Das redest du dir nur ein, weil du verzweifelt bist! Selbst wenn das klappen sollte, was durchaus sein kann, glaube ich einfach nicht, dass sich das eigentliche Problem damit in Luft auflöst. Du machst dir da was vor!" Sakura hatte eigentlich vorbeischleichen wollen. Aber nun war sie wirklich neugierig, worüber bitte sprachen sie da? Es klang ernst, nicht so, als ob sie miteinander scherzen würden. Aber wegen was sollte Sasuke denn bitte verzweifelt sein? "Vielleicht", sagte Sasuke, nachdem sie kurz geschwiegen hatten. Er klang total frustriert. "Naja, wir werden sehen. Wenn es sich machen lässt, dann ziehe ich es auf jeden Fall durch. Danach bin ich klüger. Danke jedenfalls für deine Warnung vorhin, ich glaube die war nötig!" "Klar, kein Problem", sagte Itachi. "Ich bin auf deiner Seite." "Lass uns irgendwas unternehmen! Lass mich fahren!" "Du wirst erst nächsten Freitag achtzehnten." "Na und? Ich hab die Fahrprüfung bestanden, oder?" "Von mir aus. Aber wenn uns jemand erwischt, dann kann ich dich da nicht raushauen. Ich sage dann, du hättest mich erpresst und mir mein Auto gestohlen und dass ich unschuldig bin!" Sasuke lachte. "Ja, das wird sicher funktionieren!" Es klang, als wäre er wieder etwas besser drauf. "Natürlich", erwiderte Itachi belustigt. "Ich bin ein netter, freundlicher Typ. Du bist hier definitiv der Bad Boy von uns beiden! Das sieht man gleich an deinem Gedichtsausdruck!" Sasuke lachte wieder. Schön für ihn, dass er wieder gut gelaunt war. Sakura war nicht wieder besser drauf. Sie verstand überhaupt nichts. Sie dachte dran, dass Itachi direkt jemanden angerufen hatte, nachdem er sich von ihr verabschiedet hatte. Und dann war Sasuke plötzlich aufgetaucht, obwohl er sich doch eigentlich zuhause mit Itachi hatte treffen wollen. Aber hier ging es bestimmt gar nicht um sie. Sie steigerte sich da gerade total in etwas hinein. Und es war unfair und mies Leute zu belauschen! 'Kümmer dich um deinen eigenen Kram!', befahl sie sich selbst und ging leise an dem Türbogen vorbei. Sie riskierte für eine Sekunde einen Blick. Itachi saß mit dem Rücken zu ihr auf dem Sofa und warf Sasuke gerade seinen Autoschlüssel zu. Sasuke hätte sie sehen können, aber er war damit beschäftigt den Schlüssel zu fangen, was ihm natürlich auch problemlos gelang. Schnell wandte Sakura den Blick ab, huschte vorbei und leise die stoffbezogenen Stufen der Treppe hoch. Die beiden traten gerade aus dem Wohnzimmer, als sie oben um die Ecke verschwand. Sakura schaffte es geräuschlos in ihr Zimmer, schloss leise die Tür ab und ließ sich mit einem leisen, erleichterten Seufzen endlich auf ihr Bett fallen. Jetzt war sie in Sicherheit und konnte sich erstmal ein wenig sammeln. Wie fühlte sie sich? Sie dachte eine Weile darüber nach, aber so richtig kam sie zu keinem Ergebnis. Und das nicht zuletzt, weil ihre Gedanken ständig wieder zu Sasukes Berührungen und Worten abdrifteten. Als er gesagt hatte, was er wollte, hatte sie ihm geglaubt. Nun fragte sie sich immer mehr, ob das ein blöder Scherz war, um sie zu demütigen. Hatte er nicht tatsächlich für einen kurzen Moment traurig ausgesehen, als er sie gefragt hatte, ob sie ihn hasste? Ihr das vorzuspielen machte doch auch keinen Sinn. Oder war das bloß ihre Einbildung gewesen, weil sie sich wünschte, dass er tiefgründiger war, als es den Anschein hatte? Wahrscheinlich. Er hatte offen gesagt was er wollte. Er wollte mit ihr schlafen. Entweder er wollte das wirklich oder er war darauf aus sie zu demütigen. Alles andere, zum Beispiel darüber nachzudenken ob er kurz traurig ausgesehen hatte oder nicht, war albernes heruminterpretieren ihrerseits, weil es ihr einfach unmöglich vorkam, dass jemand so ein Idiot war, wie er es offenbar war. Aber die Welt war nunmal nicht nur voll von friedlichen, freundlichen Menschen. Das war eine Realität, die sie akzeptieren musste. Und doch, alles was sie von ihm oder über ihn mitbekam, passte vorne und hinten nicht zusammen. Itachi schien Sasuke vor ihr in Schutz genommen zu haben. Aber war Itachi überhaupt vertrauenswürdig? 'Ich bin auf deiner Seite' hatte sie ihn eben sagen hören. Wer war denn nicht auf Sasukes Seite? Welche Seite überhaupt? Und weswegen war Sasuke frustriert? Hatte das was mit ihr zu tun oder war es da um etwas vollkommen anderes gegangen? Um Fugaku vielleicht? Wahrscheinlich. Wahrscheinlich war sie gerade empfindlich und bezog alles auf sich. Sasuke hatte mit Naruto über sie gesprochen. Das hatte er selbst gesagt. Und Naruto war doch einer von den Guten! Naruto würde doch Sasukes Verhalten ihr gegenüber nicht unterstützen, oder? Neji schon. Rückblickend kam es ihr nun fast so vor, als hätte Neji Kiba nur geärgert, weil Sasuke neben ihr hatte sitzen wollen und Kiba nicht aus dem Weg gegangen war. Falls Sasuke Neji gesagt hatte, das er sie rumkriegen wollte, dann würde Neji Sasuke helfen, da war sie sich sicher. Aber Naruto hatte Sasuke auch irgendwie geholfen, am Ende hatte er Kiba aufgefordert sich weg zu setzen und Kiba hatte es getan. Und dann war Sasuke zufrieden gewesen. 'Das weiß Kiba ganz genau' hatte Neji gesagt, als Tenten hatte wissen wollen, warum Neji sich so aufgeführt hatte. Was sollte das bedeuten? Hatte Sasuke etwa allen erzählt, dass er vor hatte sie zu verführen oder sie das zumindest glauben zu lassen, um sie dann zu demütigen? Hatte Sasuke allen gesagt, dass er vorhatte sie zu entjungfern und dass ihm niemand in die Quere kommen sollte? Das wäre absolut inakzeptabel. Dann würde jeder Bescheid wissen, dass er sein Ziel erreicht hatte, sobald er nichts mehr dagegen hatte, wenn ihr jemand zu nahe kam. Sollte sie Kiba vielleicht danach fragen? Sakura vergrub stöhnend ihr Gesicht in ihren Händen. Das Nachdenken verwirrte sie bloß noch mehr. Sie atmete einmal tief ein und aus. Stop. Sie ging das völlig falsch an. Es war total egal, was irgendjemand sagte, dachte oder tat. Das spielte keine Rolle. Sie war von den Vorhaben anderer nicht abhängig. Sie war sie. Sie hatte eigene Gedanken und Bedürfnisse. Es kam nicht darauf an, was irgendjemand wollte, es kam darauf an, was sie wollte. Das musste sie sortiert bekommen und sonst nichts. Wenn sie sich dann dadurch in eine blöde Situation brachte und ihr jemand übel mitspielte war das unschön. Aber das war dann okay. Weil sie dann selbstbestimmt getan hatte, was sie für sich für das Richtige hielt. Also, was wollte sie? Das würde sie in den nächsten Tagen herausfinden müssen. Es gab keine Notwendigkeit das heute Abend noch schaffen zu müssen. Sie würde nun erstmal Hinata anrufen und ihr alles erzählen. Und das tat sie auch. Hinata war total empört darüber wie Sasuke sich verhielt. Und gemessen daran, wie toll Naruto offenbar nach wie vor zu ihr war, war das auch wirklich unterirdisch. Bloß versuchte Sakura ihr klar zu machen, dass Hinata mit Naruto auch totales Glück hatte und dass es keinesfalls der Regelfall war, dass etwas so gut lief. Sie fand, dass die beiden auf fast schicksalhafte Weise für einander bestimmt zu sein schienen. Und Naruto und Hinata schienen es selbst so zu empfinden. Obwohl Naruto immer gut gelaunt zu sein schien, hatte Sakura ihn noch nie SO gut gelaunt erlebt. Und Hinata, die doch sonst oft so zurückhaltend war, hatte sie noch nie so selbstsicher erlebt. Es war, als ob sie beide einfach absolut sicher wären, dass sie zusammen gehörten. Und als ob keiner der beiden irgendeinen Zweifel daran hätte. Sakura beneidete sie fast ein wenig. "Ja okay, vielleicht hast du Recht und ich habe wirklich einfach totales Glück, das glaube ich ja auch!", sagte Hinata. "Aber Sakura, du kannst dich nicht an Sasuke verschwenden!" "Aber dann hätte ich es hinter mir. Alle hatten schon Sex, du bist doch auch kurz davor. Nur weil ich keine Beziehung will, will ich doch nicht ewig Jungfrau bleiben! Ich will das einfach erledigen und das Thema dann endlich wieder aus dem Kopf bekommen! Ich habe keine Lust auf diese Träume und wenn ich das durchziehe, dann werde ich auch wieder uninteressant für ihn und er lässt mich wieder in Ruhe. Und dass es gerade Sasuke ist hat auch Vorteile. Er weiß wenigstens, was er tut, ich habe doch davon keine Ahnung. Und ich brauche auch nicht so zu tun, als wäre es anders, weil er das ja weiß. Ihm ist es wahrscheinlich nicht mal wichtig wie es wird. Er will einfach nur bekommen, was er haben will und dann ist er zufrieden und die Sache ist erledigt. Es ist einfach eine günstige Gelegenheit für mich, ich weiß ehrlich gesagt nicht, was eine Bessere sein könnte. Ich will mit niemandem was Festes ich will keine Beziehung, also würde ich irgendwann an jemanden geraten, der auch nur eine einmalige Sache will. Und da würde ich mich dann erst recht nicht wohl fühlen, weil ich mich super stressen würde, weil ich keine richtige Vorstellung davon habe, was ich tun muss. Und Sasuke hat immerhin versprochen, dass er sich bemühen würde, damit es für mich gut wird. Im Internet liest man die ganze Zeit nur, dass Leute ihr erstes Mal total schrecklich fanden. Vielleicht wäre ich bei Sasuke gar nicht so schlecht aufgehoben!" "Aber er nutzt dich aus Sakura!" "Ich nutze ihn doch genauso aus. Wir würden uns gegenseitig ausnutzen. Das macht es ja gerade so herrlich unkompliziert!" "Ja aber was wenn er es dann überall in der Schule rumerzählt, damit alle sehen, dass er natürlich mal wieder gewonnen hat und du ihm doch nicht widerstehen konntest? Wenn du das leise und heimlich erledigen willst, ist er definitiv der Falsche dafür. Alle werden es mitbekommen. Jeder guckt doch die ganze Zeit darauf, was er tut! Und du hast selbst gesagt, du bist unsicher, ob er dich vielleicht nur reinlegen will, um dich bloßzustellen. Aber selbst wenn nicht, willst du dich wirklich in die Schlange seiner Eroberungen einreihen? Ich finde diese Genugtuung hat er einfach nicht verdient!" Nach diesem Gespräch war Sakura auch nicht wirklich entschiedener. Es erschreckte sie allerdings ein wenig, dass sie, danach zu urteilen, was sie Hinata gesagt hatte, scheinbar wirklich ernsthaft darüber nachdachte auf Sasukes Angebot einzugehen. Hinata wollte vorsichtig bei Naruto nachfragen, ob er ihr sagen konnte, was Sasuke über sie dachte. Aber dadurch wurden sie nicht klüger. Naruto sagte bloß, dass Sasuke und Neji seine besten Freunde seien und er nichts nach außen weitergeben würde, was sie miteinander besprachen. Das war an sich sehr löblich von ihm. In diesem speziellen Fall war es allerdings höchst ärgerlich. In der Schule wartete Sakura auf einen Moment, in dem sie vielleicht einmal ungestört mit Kiba würde sprechen können. Besonders engagiert versuchte sie es jedoch nicht. Sie traute sich nicht, aktiv auf ihn zuzugehen, das war einfach nicht ihre Art. Und sie war sich auch gar nicht sicher, was genau sie ihn eigentlich fragen sollte. Vielleicht machte sie sich total lächerlich mit ihrem Verdacht. Einmal ergab sich jedoch eine Situation, als sie gerade im fast leeren Schulkorridor an ihrem Spind stand und er vorbei kam. Kiba lächelte sie an und schien auch gerade zu überlegen, ob er stehenbleiben und mit ihr reden sollte, doch genau in diesem Moment kam Neji um die Ecke und als er ihn und Sakura sah, rief er laut: "Schön weiter gehen Kiba!" Kiba warf Neji einen wütenden Blick zu und ging wirklich weiter. Neji sah ihm kurz nach, dann kam er entschlossen auf Sakura zu. "Hat er mit dir geredet?", fragte er. "Nein", sagte Sakura verunsichert, aber auch entschlossen diese Situation zu nutzen. "Aber ich würde gerne wissen, warum dich das interessiert. Und warum bist du ihn letztens im Park so angegangen?" Neji runzelte leicht die Stirn und blickte auf sie hinab. "Das hat seine Gründe", sagte er schließlich. "Aber die werde ich dir nicht mitteilen." Er drehte sich um und wollte gehen, aber Sakura musste es jetzt wissen. "Machst du das, weil Sasuke das will?", fragte sie. "Hat er dich gebeten das zu tun?" Neji blieb stehen und drehte sich wieder halb zu ihr um. Fast erwartete sie, dass er sie nun auslachen und sie fragen würde wie sie denn auf sowas kam. Aber das tat er nicht. "Er hat mich nicht darum gebeten", sagte er schließlich. "Er ist mein Freund. Er muss mich nicht um sowas bitten." Damit ließ er sie stehen und Sakura schloss daraus, dass Neji höchst wahrscheinlich über das bescheid wusste, was Sasuke ihr gesagt hatte. Und offenbar hatte er beschlossen dafür zu sorgen, dass Sasuke als Erster bei ihr landen würde, indem er alle anderen vertrieb, die Sasuke vielleicht einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Sakura hielt das für albern. Wieso sollte Kiba oder sonst jemand plötzlich interessiert an ihr sein? Die letzten Jahre war das doch auch niemand gewesen. Doch dieses Verhalten war ein weiterer Grund Sasuke vielleicht doch einfach zu geben, was er wollte. Dann würde Neji wieder mit dieser Bewacherei aufhören. Sasuke selbst sprach die Sache nicht nochmal an. Er verbrachte fast das ganze Wochenende und den Anfang der nächsten Woche mit Itachi in seinem Zimmer oder sie fuhren weg, Sakura wusste nicht, was sie trieben. Wenn sie Itachi begegnete, beim Essen oder auf dem Flur, war er nach wie vor sehr freundlich zu ihr, aber sie sprachen nicht groß miteinander. Sasuke verhielt sich ihr gegenüber höflich und relativ neutral. Er war weder nett noch fies zu ihr. Fast hätte sie diesen Zustand genossen. Doch sie befürchtete, dass er sich nur so verhielt, weil er auf eine Antwort aus war. Aber dass er nicht fies war, hieß immerhin, dass er noch an ihrer Antwort interessiert war und wollte, dass sie positiv ausfiel. Als Itachi am Mittwoch abreiste, um wieder seine Kurse an der Uni zu besuchen und wieder in seine eigene Wohnung zurückzukehren, sah Sakura Sasuke wieder ein wenig öfter. Er bedrängte sie nicht, er war nach wie vor einigermaßen höflich, wenn es nötig war, dass sie miteinander interagierten und das einzige, was ihr auffiel war, dass er sie manchmal länger ansah. Den Blick konnte sie nicht wirklich deuten, aber er beobachtete sie. Wahrscheinlich fragte er sich, ob und wann er eine Antwort bekommen würde. Am Freitag, an dem Tag als Sasuke achtzehn wurde, bekam er von seinem Vater, der wohl mit Sasukes schulischen Leistungen wieder zufriedener war, ein ziemlich teuer aussehendes schwarzes Auto und Sakura musste ein Frühstück mit Fugaku, ihrer Mutter und Sasuke über sich ergehen lassen, bei dem Fugaku ihm einen Vortrag hielt, dass er nun erwachen sei und er sich langsam mal ein paar Gedanken machen müsste, wie es nach der Schule für ihn weitergehen sollte. Sasuke reagierte gewohnt genervt darauf, was seinen Vater sichtlich ärgerte. Sasuke ärgerte das offenbar auch, denn sobald er konnte, verschwand er, um zur Schule zu fahren. Er fragte Sakura glücklicherweise nicht, ob er sie mitnehmen sollte, offenbar hatten sich alle irgendwie daran gewöhnt, dass die den Schulweg unbedingt zu Fuß bewältigen wollte. Am Freitag Nachmittag reisten ihre Mutter und Fugaku wieder ab. Sakura wusste nicht genau wohin, sie hatte sich daran gewöhnt, dass sie fast nie da waren und eigentlich war es ihr recht wenn sie ihre Ruhe hatte, daher fragte sie gar nicht groß nach. Entweder war es eine Geschäftsreise oder ein Wochenende mit Freunden von Fugaku. Die beiden schienen nach wie vor zufrieden miteinander und sie waren sowieso nicht die Art eines Elternteils, der sich viel um seine Kinder kümmerte. In den vergangenen Tagen hatte sich Sakura immer mehr mit der Vorstellung angefreundet wirklich zu Sasuke zu gehen und es darauf ankommen zu lassen. Sie wollte endlich wieder ihre Ruhe. Sie würde ihrem Körper geben, was er wollte, dann würden die Träume aufhören. Sie würde Sasuke und Neji wieder gleichgültig sein, so wie die beiden ihr wieder völlig gleichgültig sein würden. Sie würde sich wieder aufs Lernen und den Abschluss konzentrieren können. Und sie würde dann nicht auf ewig Jungfrau bleiben müssen und in einem Jahr die einzige Person auf der Uni sein, die absolut keine Erfahrungen hatte. Sie würde sich dann erwachsener fühlen, weil sie bewusst auf etwas verzichtete, das sie bereits kannte. Dadurch würde sie sich nicht so fühlen, als wäre sie einfach nur unreif. Sie konnte es kaum erwarten, dass sie dieses Thema endlich nicht mehr beschäftigen würde. Denn langsam fühlte sie sich wirklich alleine mit ihrer Unwissenheit. Ganz besonders seit gestern Abend. Denn gestern Abend hatte Hinata mit Naruto geschlafen. Sakura lag auf dem Rücken auf ihrem Bett und blickte an den Baldachin ihres Himmelbettes. Sie lauschte dem Lärm in dem sonst stets so stillen viel zu großen Haus. Heute war Sasukes achtzehnter Geburtstag. Sein Vater und ihre Mutter waren weggefahren. Und Sasuke war die beliebteste Person weit und breit. Und natürlich hieß das, dass alle zu seinem Geburtstag eine riesige Party feiern wollten. Soweit Sakura das mitbekommen hatte, hatte Sasuke keine Party geplant und auch niemanden eingeladen. Sie hatte aus der Ferne gesehen, dass er sich nach der Schule mit Itachi getroffen hatte. Irgendwann gegen Abend hatte sie ihn nach Hause kommen gehört. Da waren dann Naruto und Neji bei ihm gewesen. Und sie hatte mitbekommen, dass nach und nach immer mehr Leute aufgetaucht waren, die ihm irgendwas schenken und mit ihm rumhängen wollten. So war das immer. Alle schienen zu finden, dass Sasuke der Größte war und jeder wollte in seiner Nähe sein, um etwas von seinem Glanz abzubekommen. Es war fast ein bisschen, als ob er ein bekannter Schauspieler wäre. Nur dass er kein besonderes Talent hatte und seine einzige Leistung darin bestand, dass er rein zufällig mit einem außergewöhnlich guten Aussehen gesegnet war. Sakura seufzte genervt auf und sah weiter nach oben an den Baldachin. Durch die Gratulanten war das Ganze irgendwie zu einer enorm großen Party ausgeartet. Es war nun schon zwei Uhr morgens, Sasukes Geburtstag war vorbei und das Haus war immer noch voller lärmender Leute. Sie hielten Sakura vom Schlafen ab. Natürlich hätte sie auch einfach ihr Zimmer verlassen können, um mitzufeiern. Aber Hinata hatte über das Wochenende mit ihrer Familie zu einer Hochzeit einer Cousine reisen müssen und ohne Hinata hatte Sakura absolut gar keine Lust verspürt das zu tun. Wahrscheinlich würden Sasuke und Neji bloß jeden verscheuchen, der ihr zu nahe kam. Und das würde dann für noch mehr unnötiges Aufsehen sorgen. Irgendwann hatte sie einen ruhigen Moment abgepasst und war ins Bad gehuscht, um zu duschen. Weil sie bei dem Lärm ohnehin weder schlafen noch in Ruhe würde lesen können, hatte sie lange geduscht und das Bad erst wieder verlassen, als ihr absolut nichts mehr eingefallen war, was sie an Körperpflege noch hätte tun können. Doch das kleine Wellnessprogramm hatte gut getan und sie entspannt. Sie war problemlos wieder zurück in ihr Zimmer gehuscht, denn oben im Flur war ohnehin niemand, alle hielten sich unten auf. Und nun lag sie auf dem Bett und steckte in zermürbenden Grübeleien fest. Sie musste sich endlich entscheiden. Mittlerweile war ihr fast alles egal. Sie wollte bloß noch, dass es vorbei war. Sie wollte wieder ihre Ruhe. Irgendwann schien sie doch eingedöst zu sein, denn als sie das nächste Mal auf die Uhr sah, war es schon vier Uhr morgens. Und der Traum, den sie eben wieder von Sasuke gehabt hatte, hatte sie wieder an einer Stelle aufwachen lassen, die sie vollkommen unzufrieden zurück ließ. Das musste aufhören. Sie wollte das nicht mehr. Sie würde zu ihm gehen. Jetzt. Sie lauschte. Im Haus war alles still. 'Jederzeit' hatte er gesagt. Nun, dann würde sie ihn jetzt eben wörtlich nehmen. Sie würde es nun hinter sich bringen. Und sie würde vorher klarstellen worauf sie aus war. Sie würde ihm, sollte er sie wirklich nur demütigen wollen, die Chance dazu nicht geben. Entschlossen stand sie auf. 'Vielleicht ist er gar nicht da', sagte die Stimme in ihrem Kopf. 'Vielleicht ist eine andere in seinem Bett', fuhr die Stimme fort. 'Vielleicht ist er viel zu betrunken um Sex zu haben.' Sakura schob die Stimme beiseite. Sie öffnete leise ihre Zimmertür. Alles war dunkel und still. Mit nackten Füßen ging sie die paar Schritte bis zu seiner Tür. Einen Moment zögerte sie. Dann hob sie die Hand und klopfte. "Bekomme ich ein verspätetes Geburtstagsgeschenk?" Sakura wirbelte herum. Fast hätte sie aufgeschrien. Er hatte sie fürchterlich erschreckt. Sasuke stand hinter ihr in der Dunkelheit. Er war ebenfalls barfuß und er trug nur eine schwarze Jogginghose. Seine weiße, perfekte Haut leuchtete im Dunkeln beinahe. Seine Haare schienen noch ein klein wenig feucht zu sein, wahrscheinlich hatte er geduscht, sie konnte den Geruch seines Duschgels riechen. In seiner Hand hatte er eine volle Falsche Wasser, wahrscheinlich war er in der Küche gewesen, um sich etwas zu trinken zu holen. Er hatte dazu kein Licht anmachen müssen, durch die hohen Fenster am Ende des Ganges fiel genug Mondlicht und schließlich kannte er sich hier aus. Und sie hatte ihn nicht gehört, weil der weiche Teppichboden nicht nur ihr half, sich lautlos zu bewegen. "Hast du dich entschieden?", fragte er. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)