New Family von writer ================================================================================ Kapitel 17: Prinzipien ---------------------- Während Sakura auf ihre Mitschüler zu ging, stellte sie erstaunt fest, dass sie sich gerade gar nicht unsicher oder schüchtern fühlte. Und das obwohl mindestens die Hälfte der Leute zu ihr hin sah. Aber das war ihr gerade egal. Und ihr wurde auch klar, warum es ihr gerade egal war. Es war nicht ihr Ärger, der ihr ihre Unsicherheit nahm. Gut, ein bisschen vielleicht. Aber hauptsächlich ging es hier um etwas anders. Wenn sie normalerweise verunsichert und überfordert war, dann war das, weil sie ihr Leben lang so zurückgezogen verbracht hatte, dass ihr einfach Übung im Umgang mit anderen und bestimmten Situationen fehlte, die andere bereits bestens kannten. So wie Sex. Oder mit Freunden Essen gehen. Oder Leute im Park treffen. Oder Dates. Das führte ihr dann immer vor Augen, dass sie die Ausbildung solcher Fähigkeiten vollkommen vernachlässigt hatte. Es konfrontierte sie mit einer ihrer größten Schwächen. Das war ihr unangenehm und dann wurde sie unsicher und schüchtern. Aber hier wusste sie genau, was sie wollte. Hier ging es um nichts anderes als um ihre Prinzipien und die waren ihr wichtig. Wichtiger als alles andere vielleicht. In der Vergangenheit hatte man sie einfach in Ruhe gelassen, daher war ihr das bisher nie aufgefallen. Aber gerade wurde ihr klar, dass sie durchaus den Mut besaß für sich einzustehen. Sie war Sasuke nicht ausgeliefert. Er konnte ihr, im Gegensatz zu den andern, nichts antun. Alles was er tun könnte, könnte sie einfach seinem Vater sagen. Sie könnte Fugaku auch einfach von der Party erzählen, das wollte Sasuke ja offenbar nicht. Und wenn er erfahren würde, dass sie miteinander geschlafen hätten, wäre er sicher alles andere als begeistert. Sasuke wusste genau, dass er sein Auto ganz schnell wieder los sein würde, wenn Fugaku mitbekam, dass er sich daneben benahm. Und Neji konnte ihr auch nichts Fieses antun, denn Hinata würde es seinen Eltern sagen können. Oder Sakura konnte einfach Tenten erzählen, was er heute so von sich gegeben hatte und ihm damit sein Spiel kaputt machen, dass er ja offenbar so mochte. Und Naruto wollte sich sicher nicht in eine Situation bringen, in der er sich zwischen Hinata und seinen Freunden entscheiden müsste. Er würde sich also raushalten. Hinata war ihr gegenüber loyal, das wusste Sakura sicher. Und das wusste auch Naruto. Aber selbstverständlich würde sie alles in der Welt tun, um zu verhindern, dass Hinata in ihre Probleme hineingezogen werden würde. Natürlich wollte Sakura nichts von diesen Dingen tun. Das war nicht ihre Art. Sie wollte in Ruhe gelassen werden und ließ andere ebenso in Ruhe. Trotzdem war es gut zu wissen, dass sie nicht wehrlos war. "Hey", sagte sie entschieden, als sie bei Sasuke ankam. Er stand mit Naruto und Neji in mitten von ein paar Leuten, die offenbar alle unbedingt mit ihnen reden wollten. Sasuke sah sie kühl an. So sah er sie erst an, seit sie 'ich hasse dich' gesagt hatte. "Kann ich was für dich tun?", fragte er überheblich. Neji und Naruto wandten sich ihr ebenfalls zu und sie nahm wahr, dass auch die Aufmerksamkeit aller anderen nun auf sie gerichtet war. "Nein danke", erwiderte sie. "Ich will euch Drei bloß darüber informieren, dass ihr sowas besser nicht nochmal tun solltet, falls ihr ein friedliches Miteinander schätzt." "Wie bitte?", fragte Neji. Er sah ein bisschen aus, als wäre er nicht ganz sicher, ob er richtig gehört hatte. Lass mich etwas deutlicher werden, damit ihr mich versteht", sagte sie. "Behandelt ihr mich noch einmal auf so eine respektlose Weise wie eben, dann werde ich euch dafür bezahlen lassen. Ich weiß über euch alle Dinge, die ich gegen euch verwenden kann. Dass will ich nicht. Aber wenn ihr euch nicht benehmen könnt, dann tue ich das, darauf könnt ihr euch verlassen." Sasuke sah sie an, ohne dass seine Miene verriet, was er dachte. Naruto wirkte unzufrieden. Was zum Beispiel würdest du dann tun?", fragte Neji skeptisch. Sie sah ihn an. "Ich bin mir sicher, wenn ihr ein bisschen nachdenkt, dann kommt ihr von selber drauf, was ich alles tun könnte, das euch nicht gefallen würde." Die Drei sahen sie schweigend an und sie nahm ein wenig überrascht wahr, dass ihnen offenbar gerade nichts Schlagfertiges dazu einfiel. Sie zog ihren Geldbeutel aus der Tasche, zog einen zwanzig Euro Schein hervor und hielt ihn Sasuke hin. "Hier. Das schulde ich dir noch. Wir hatten einen Deal und haben beide bekommen, was wir wollten. Darüber hinaus will ich nichts von dir." Sasuke verengte die Augen. "Das war eine Einladung", sagte er kühl. "Du kannst es mir nicht zurück geben." "Sagt wer?", fragte sie. "Ich." "Was du sagst, hat nur eine Bedeutung, wenn dein Gegenüber dem eine Bedeutung bei misst. Und für mich ist es vollkommen irrelevant, ob du sagst, dass du mich einlädst, solange ich entscheide, dass ich es ablehne." "Ich nehme es nicht", sagte Sasuke. Sakura ließ den Schein einfach los. Er segelte hinab und blieb auf dem Gras zu Sasukes Füßen liegen. "Das ist mir gleichgültig", sagte sie. "Du kannst mit deinem Geld machen, was du willst. Wenn du es auf der Wiese liegen lassen willst, dann ist das deine Sache." Um sie herum herrschte Totenstille. Das konnte sie verstehen. Während ihrer ganzen Schulzeit hatte sie noch niemals mitbekommen, dass jemand so mit Sasuke, Neji oder Naruto geredet hatte. "Du kannst ja ein richtiges kleines Biest sein", sagte Neji schließlich. "Das wusste ich gar nicht." Sie sah ihn an. "Ärgert mich nicht, dann muss ich euch nicht ärgern." Neji und Naruto sahen zu Sasuke, als wäre es an ihm zu entscheiden, was nun passieren würde. Sasuke musterte sie lange schweigend. Immer noch waren alle merkwürdig still. Sie hörte, wie irgendjemand leise fragte: "Wovon reden die da eigentlich?" Die anderen hatten sich ja alle erst umgedreht, als Naruto nach ihnen gerufen hatte. "Meine Absicht dahinter war nicht dich zu ärgern", sagte Sasuke schließlich. "Ich hatte was anderes im Sinn." "Und ich nehme an, du sagst mir nicht was das war?", fragte Sakura. "Nein." Sasuke bückte sich und hob den Geldschein auf. Er hielt ihn ihr hin. "Deine Botschaft ist angekommen. Du lässt dir nicht alles gefallen. Nimm das Geld zurück. Und das 'ich hasse dich' auch." Sakura musste sich bemühen, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen. Das lief ja viel besser als erwartet. Er hatte sie verstanden und er bot ihr eine Art Kompromiss an. Das war gut. Besser als Streit mit Sasuke Uchiha. "Okay", sagte sie. "Das habe ich sowieso nicht so gemeint. Ich war nur wütend auf dich." Er hielt ihr den Geldschein noch ein Stück eindringlicher hin. Sie nahm ihm den Schein ab und steckte ihn wieder in ihre Tasche. "Okay Leute, die Show ist vorbei!", sagte Naruto laut und entschieden. "Beschäftigt euch wieder mit eurem eigenen Kram!" Viele Leute sahen immer noch zu ihnen hin, doch einige nahmen auch wieder ihre Gespräche auf. Sakura versuchte niemanden anzusehen. Jetzt wo sie gesagt hatte, was sie hatte sagen wollen, fühlte sie sich wieder unsicher. Neji ging hinüber zu Tenten. "Hey", sagte er und setzte sich neben sie. Er pflückte ein Gänseblümchen und hielt es ihr hin. "Verzeihst du mir wieder?" Tenten sah ihn skeptisch an. "Ich weiß noch nicht." Neji seufzte theatralisch und griff sich an sein Herz. "Ich weiß nicht, ob ich das überlebe!" "Du bist so bescheuert!", sagte Tenten ärgerlich, aber man sah, dass sie kurz ein Lächeln unterdrücken musste. Sie rupfte ihm das Gänseblümchen aus der Hand und schmiss es achtlos hinter sich. "Hey!", protestierte Neji. "Mach dich nützlich und hol mir eine Limo!", sagte Tenten und nickte mit dem Kopf in Richtung des kleinen Kiosks, der in ihrer Nähe vor dem Parkeingang stand. "Dann verzeihe ich dir." Neji erhob sich mit einem leidenden Gesichtsausdruck. "Alles was du willst!" Tenten wirkte zufrieden mit sich. Naruto hatte sich mittlerweile auf der Wiese niedergelassen, sich hingelegt und die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Mit nur einem geöffneten Auge, vermutlich weil ihn die tiefstehende abendliche Sonne blendete, sah er zu Neji hinüber. "Ah, er hat es wieder hingebogen", sagte er zufrieden. "Ja", sagte Sasuke. Er stand noch. Genau wie Sakura. Auch sie beide hatten Neji zugesehen. Jetzt fiel Sakura ein, dass sie nun wieder irgendwas tun musste. Wollte sie bleiben? Eigentlich nicht. Aufgrund der ganzen Aufmerksamkeit, die sie nun eben auf sich gezogen hatte, fühlte sie sich noch unwohler, als sie es unter normalen Umständen schon getan hätte. Vielleicht war es genug Neues für einen Tag gewesen und Zeit zu ihrem Buch zurückzukehren. Vielleicht konnte sie auch Hinata in einem ruhigen Moment erwischen und ihr am Telefon endlich alles erzählen. Sie fühlte sich, als hätte sie in dem letzten vierundzwanzig Stunden die Erfahrungen von drei Jahren nachgeholt. Seitdem sie bei den Uchihas eingezogen war und vor allem, seit sie mit Sasuke geschlafen hatte, veränderte sich ihr Leben in einem rasenden Tempo. Sie kam fast gar nicht hinterher sich schnell genug mit zu ändern. Und dennoch fühlte sie sich schon ganz anders als noch vor ein paar Monaten. "Ich gehe dann mal", sagte sie in Richtung Sasuke und Naruto. Sie nahm wahr, dass sie nun wieder weniger selbstsicher klang. "Schade", sagte Naruto. "Aber wir sind wohl selber schuld." Sie warf Sasuke einen kurzen Blick zu. Er musterte sie mal wieder schweigend. "Bis dann", sagte sie. "Danke für das Essen." Sie wusste nicht, warum sie das gesagt hatte. Irgendwie kam es ihr gerade so vor, als wäre sie eben ein bisschen zu hart zu ihm gewesen. "Hn", machte er bloß. Aber es klang ziemlich versöhnlich. "Tschüss", sagte sie rasch in die Runde und wandte sich zum Gehen. Machte man das so? Sie hatte keine Ahnung. Langsam konnte sie es wirklich kaum erwarten mit ihrem Buch auf ihrem Bett zu liegen. Ganz in Ruhe. Und alleine. "Bis dann Sakura!", rief Tenten freundlich und Sakura lächelte sie kurz an. Sie war froh, dass zumindest irgendjemand darauf reagiert hatte. An dem schmiedeeisernen Tor des Parkausgangs begegnete sie Neji, der gerade mit der Limo für Tenten zurück kam. "Sakura!", sagte er und beschleunigte seine Schritte, bis er bei ihr stehen blieb. "Wir wollten dich wirklich nicht ärgern. Diese Aktion war nicht von Anfang an unser Plan. Erst, seit wir Hidan getroffen haben." "Was meinst du damit?", fragte Sakura verwirrt. "Das ist Sasukes Sache", sagte Neji bloß. "Ich mochte den Nachmittag. Ich wollte nur, dass du das weißt." "Oh...", sagte sie überrascht und ein wenig vorsichtig. "Das...ist nett von dir." "Also dann, ich muss zu Tenten." Und damit ging er. Und Sakura brauchte den kompletten Nachhauseweg, um die Ereignisse der letzten Stunden auch nur ansatzweise zu verarbeiten. Sie war vollkommen überreizt von all den neuen Eindrücken und Erlebnissen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)