Neville und der Herbst von _StrawHat_Luffy_ ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Als er munter wurde, war der Schlafsaal bereits leer. Verwirrt blickte sich Neville um, als ihm siedend heiß bewusst wurde, dass er verschlafen hatte. „Oh verdammt, wir haben Zaubertränke!“ Er versuchte sich aus seinen Laken zu befreien und fiel dabei aus dem Bett. Ein stechender Schmerz fuhr ihm durchs rechte Bein und leise fluchend rappelte er sich hoch. So schnell er konnte, zog er sich seine Schuluniform an, schnappte sich seine Schultasche und humpelte aus dem Schlafsaal. Dabei entging ihm, dass sein „Erinner-mich“ hellrot aufleuchtete… Gehetzt lief Neville durch den Gemeinschaftsraum, der ebenfalls still vor ihm lag. Mehr durch die Luke fallend als kletternd stolperte er schließlich durch die Gänge. Wenn er es nicht rechtzeitig in Snapes Unterricht schaffen würde, würde sein Zaubertränkelehrer bestimmt eine besonders gemeine Strafarbeit für ihn in petto haben. Neville lief durch das fast menschenleere Schloss zu den Kerkern und kam schließlich keuchend vor der verschlossenen Klassenzimmertür an. Schweiß trat aus allen Poren, als er die zitternde Hand hob, um die Tür zu öffnen… Zwei quälend lange Stunden später schleppte sich Neville hinter seinen Klassenkameraden aus Snapes Kerker. „Zwei Abende Kesselschrubben ist wirklich eine Gemeinheit!“, sagte da plötzlich Ron Weasley neben ihm und klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter. „Ja, du warst ja auch nur zehn Minuten zu spät.“, pflichtete ihm Seamus Finnigan zu, der auf seiner anderen Seite auftauchte. Neville seufzte auf und ließ den Kopf hängen. „Warum habt ihr ihn nicht geweckt?“, keifte da auch schon Hermine Granger die beiden Jungen an. „Das war doch nicht mit Absicht…“ „Ja, wer denkt denn daran, dass er…“, versuchten sich die Zwei zu verteidigen. „Vergiss es, Hermine! Es war nicht ihre Schuld.“, meinte Neville niedergeschlagen und trottete neben ihnen her, auf dem Weg zur nächsten Doppelstunde, Verwandlungen. Bis zum Klassenzimmer nörgelte das Gryffindor-Mädchen an ihren Mitschülern herum, sodass schließlich niemand mehr eine Erwiderung riskierte, da man bei ihr sowieso nicht gewinnen konnte, wenn man in ihre Missgunst geraten war. Schon beim Betreten von Professor McGonagalls Zimmer wusste Neville, dass sein Tag auch jetzt nicht besser werden würde. Am Plan stand ein besonders schwerer Zauberspruch, der eine Kakerlake in einen Schlüssel verwandeln sollte. Er gab sich alle Mühe, aber die Zeit verging und verging, ohne dass sich seine Kakerlake auch nur ein bisschen veränderte. Besonders frustrierend war, dass Hermine, die neben ihm saß, den Zauber bereits nach fünfzehn Minuten beherrschte. Erleichtert verließ Neville das Klassenzimmer, als McGonagall endlich den Unterricht beendete. Inmitten seiner Mitschüler ließ er sich durchs Schloss zur Großen Halle treiben. Es war Zeit für das Mittagessen. Bei den verlockenden Düften, die aus der Halle strömten, zog sich sein Magen schmerzhaft zusammen. Es wurde ihm jetzt erst bewusst, wie hungrig er eigentlich war. Er ließ sich neben Harry Potter auf die Bank fallen, der bereits zu essen begonnen hatte. Harrys beiden besten Freunde gesellten sich zu ihnen und begannen ein anregendes Gespräch. Neville hörte nur mit einem Ohr zu, während er sich Roast Beef und Bratkartoffeln auf seinen Teller häufte. Er begann hungrig zu essen. Erst als das Wort „Muggelkunde“ fiel, rann es ihm eiskalt den Rücken hinunter. Ihm fiel plötzlich ein, dass er etwas essentiell Wichtiges vergessen hatte. Die Professorin für Muggelkunde Charity Burbage hatte eine besondere Herbstveranstaltung angekündigt, die alle möglichen Muggelaktivitäten beinhaltete. Jeder Zauberer und jede Hexe ab dem fünften Schuljahr durfte teilnehmen. Natürlich war dieser Abend Gesprächsthema Nr. 1 im gesamten Schloss. Es waren geteilte Meinungen darüber, wobei besonders die Slytherins ihre Abneigung gegen diese Veranstaltung laut kundtaten. Die anderen drei Häuser jedoch versuchten sie zu ignorieren und waren freudig erregt. Obwohl es eine andere Art von Veranstaltung war wie z.B. der Tanzabend im vierten Schuljahr, versuchten der Großteil der Schüler eine Verabredung für besagten Abend zu finden. Auch Neville hatte vorgehabt eine bestimmte Hexe zu bitten ihn zu begleiten, doch hatte er nicht den Mut aufgebracht, es immer wieder verschoben und deshalb im Endeffekt komplett verschwitzt. „Wann soll ich sie jetzt noch fragen? Die Veranstaltung ist schon heute Abend!“, dachte er verzweifelt. Als ihn jemand mit dem Ellbogen in die Rippen stieß, wurde er aus seinen düsteren Gedanken gerissen. „Hey Neville, mit wem gehst du zum Muggelherbst?“, wollten zwei neugierige Weasleyzwillinge von ihm wissen. Rot anlaufend stammelte Neville etwas vor sich hin, dass nicht besonders dazu beitrug, dass die beiden Rotschöpfe aufhörten zu grinsen wie zwei Breitmaulfrösche. „Mit wem geht ihr denn?“, half ihm da Hermine aus seiner Misere. Zwinkernd nickten die Beiden hinüber zu Angelina Johnson und Katie Bell. Traurig blickte Neville in die Runde seiner Mitschüler, in der eine heiße Diskussion über die Verabredungen ausgebrochen war. Jeder schien schon ein Date zu haben oder zumindest mehrere Anfragen erhalten zu haben. Etwas neidisch hörte Neville wie Fred und George alle Namen der Mädchen aus Harry herauskitzelten, die mit ihm zu dem Event gehen wollten, was diesem sichtlich unangenehm war. Neville überraschte es nicht, dass sein Freund sich nicht vor Anfragen retten konnte. Er wurde als der Retter der Zauberwelt gehandelt, war überaus nett und hilfsbereit, zudem sah er gut aus. Seufzend erhob sich Neville und verließ langsam den Gryffindortisch. Hermine rief ihm nach, doch er winkte nur ab und ging weiter. Beim Verlassen der Großen Halle warf er einen verstohlenen Blick zum Ravenclawtisch, an dem er einen blonden Schopf entdeckte, der etwas abseits saß und in eine Zeitschrift vertieft war, die verkehrt herum auf dem Tisch lag. Er bemerkte wie er leicht rosa um die Nase wurde und sein Herzschlag sich beschleunigte. Eilig schritt er voran und lief die Treppe hinauf, um in ein bestimmtes Stockwerk zu gelangen. Er konnte gerade noch ein paar Slytherins ausweichen, bevor er vor dem Wandteppich von Barnabas dem Bekloppten zum Stehen kam. Er schloss die Augen, ging dreimal vor dem Teppich auf und ab und stellte sich fest vor, einen bestimmten Raum zu betreten. Als er das nächste Mal die Augen öffnete, war vor ihm eine schlichte dunkelbraune Tür erschienen. Noch einmal prüfend um sich blickend betrat Neville den Raum. Es war, als hätte er eine andere Welt betreten. Vor ihm lag ein Waldstückchen mit einer kleinen Lichtung. Die kühle Luft duftete nach Fichtennadeln und frischem Gras und ließ die Blätter geheimnisvoll rascheln. Die Dunkelheit wurde nur durch ein warmes flackerndes Licht erhellt, denn inmitten der Lichtung prasselte ein gemütliches Lagerfeuer, um das lange Baumstämme lagen, die als Bänke dienten. Erleichtert atmete Neville auf und ging langsam auf das Feuer zu. Er ließ sich auf einen der Stämme sinken und schloss die Augen. Die Flammen wärmten sein Gesicht und er spürte wie seine Anspannung von ihm abfiel. Lichter tanzten vor seinen Augenlidern und er genoss für einen Moment die Stille des Waldes, das Prasseln des Feuers und das Knistern des Holzes. Vor seinem inneren Auge tauchte das Gesicht eines blonden Mädchens auf, das ihm schon seit geraumer Zeit im Kopf herumspukte. Ihre verträumte und eigentümliche Art waren ihm während ihrer DA-Treffen im letzten Schuljahr sofort aufgefallen. Ihre Loyalität, Empathie und Direktheit gefielen ihm. Ihr konnte niemand etwas vormachen und sie war immer für ihre Freunde da, zu denen er seit den Treffen auch zählte. Diese Tatsache erfüllte ihn mit Freude, da sie selbst in ihrem Haus zu den Außenseitern gehörte. Sie sah außergewöhnlich aus mit ihrem schmutzig blonden Haar, ihren heraustretenden Augen und ihrem ungewöhnlichem Schmuck. „Luna…“, dachte Neville und begann eine Melodie zu summen, die ihm immer in den Kopf kam, wenn er an sie dachte. Leise begann er zu singen. Seine Stimme wurde lauter und lauter und erfüllte die ganze Lichtung. Der Text drückte seine Faszination und seine Zuneigung zu diesem besonderen Mädchen aus, in das er sich im Laufe des letzten Jahres verliebt hatte. Die letzten Takte des Liedes summte Neville wieder bis er schließlich verstummte. Um ihn herum war nun nur mehr das Rauschen der Blätter und Stimmen von nachtaktiven Tieren, sowie das Feuer zu hören. Er lauschte den Geräuschen nach und öffnete dann seine Augen. Neben ihm war eine Gitarre wie aus dem Nichts erschienen und er griff entschieden danach. Als er bei einen ihrer DA-Treffen über die Funktion des Raumes erfuhr und wie man ihn heraufbeschwor, hatte er Wochen gebraucht, um ihn als Rückzugsort gebrauchen zu können. Als er es dann schlussendlich geschafft hatte, war er erstaunt gewesen, welche Form der Raum angenommen hatte. War er zunächst etwas ängstlich gewesen in diesem leeren dunklen Wald, hatte er schnell eine Ruhe und Entspannung gespürt, die er oft in dem großen geschäftigen Schloss vermisste. Neville war ein tollpatschiger und schüchterner Junge, der sich selbst nur als mittelmäßigen Zauberer sah. Seine Großmutter vergaß nie zu betonen, wie talentiert seine Eltern gewesen waren. Auch wenn er wusste, dass seine Großmutter ihn liebte, waren es doch Aussagen wie diese, die ihn verletzten. Er selbst war sich dadurch immer talentlos vorgekommen. Nichts konnte er so richtig gut, bis zu dem Tag als er diesen Raum heraufbeschworen hatte. Die Atmosphäre in diesem Wald hatte ihn so sehr beruhigt, dass er irgendwann zu singen begonnen hatte und herausfand, dass er durchaus ein Talent besaß: seine Musikalität. Er selbst wusste davor nicht, dass er gut singen konnte, geschweige denn, dass er die Fähigkeit in sich trug, die es brauchte um ein Instrument zu erlernen. Eines Tages, als er einen besonders schlimmen Tag erlebt hatte, erschien plötzlich jene Gitarre, die auch jetzt vor ihm stand. Obwohl er noch nie ein solches Instrument in den Händen gehalten hatte, wusste er instinktiv, wie man es hielt und es benutzte. Er brauchte zwar etwas Zeit, jedoch hatte er relativ schnell erlernt wie man darauf spielte. Er konnte nicht sagen, wie das möglich war und woher er dieses Wissen besaß. Es war wie ein Gefühl, dass ihm sagte, wie er die Saiten greifen musste, um gewisse Melodien spielen zu können. Vielleicht war dies ja eine magische Gitarre? Er hatte lange darüber nachgedacht, ob er an einem anderen Ort versuchen sollte eine andere Gitarre zu spielen, aber es war ihm von Woche zu Woche gleichgültiger geworden und er hatte den Gedanken wieder verworfen. Seit er sein Talent entdeckt hatte, war er fast jede freie Minute, die nicht für Unterricht und Schulaufgaben draufging, hierher gekommen und hatte geübt. Dabei war ein Lied entstanden, dass er für das blonde Ravenclaw-Mädchen komponiert hatte. Irgendwann würde er vielleicht den Mut aufbringen es ihr vorzuspielen. „Bin ich denn verrückt?“, rief Neville, „ich bin doch nur ein Freund…“ Bitter lachte er auf und schloss erneut die Augen. Er stellte sich Lunas Gesicht vor, schlug die ersten Takte an und begann zu singen: „I know someone with a kind heart and wise mind. I know someone with loyalty and sympathy for everyone. I know someone with grace and the ability to forgive. Extraordinary girl, can’t you see the love I feel for you? Extraordinary girl, can’t you see the admiration I feel for you? Extraordinary girl, Oh can’t you see that I’ve fallen for you? I know someone who believes in miracles and magic. I know someone who stands up for the truth and justice. I know someone who fights for friends and family. Extraordinary girl, can’t you see the love I feel for you? Extraordinary girl, can’t you see the admiration I feel for you? Extraordinary girl, Oh, can’t you see that I‘ve fallen for you?” Als Neville die letzten Takte ausklingen ließ, spürte er einen leichten Luftzug seine Wange streifen. „Anscheinend zieht Wind auf.“, dachte er. Er strich ein letztes Mal über die Saiten der Gitarre, als plötzlich ein leises Klatschen ertönte. Erschrocken öffnete der Gryffindor die Augen und blickte über das Feuer in helle verträumte Augen. Das Mädchen, das er schon so lange bewundert hatte, saß ihm gegenüber, nur das Lagerfeuer trennte die Beiden. Ihr Klatschen verstummte und sie ließ ihre Hände in ihren Schoß sinken. Das Feuer erleuchtete ihr Gesicht, ließ es weich und verletzlich erscheinen. Neville konnte nicht sprechen. Ihr Auftauchen hatte ihn zugleich überrascht und erschreckt. Zudem war er fasziniert von ihrem Aussehen. Sie war heute besonders schön. Ihre Haare fielen ihr weich über die Schulter bis zur Hüfte, den Zauberstab hatte sie wie üblich hinter ihr Ohr gesteckt und sie trug ihre Lieblingsschmuckstücke, die Radieschen-ähnlichen Ohrringe. Es schien ihm, als wäre eine Ewigkeit vergangen, als sie zaghaft die Stimme erhob: „Was für ein wunderschönes Lied. Wirst du dieses denn auch eines Tages diesem besonderen Mädchen vorsingen?“ Dabei strich sie sich mit einer Hand ihr Haar hinter ihr Ohr und sah ihm dabei unverwandt in die Augen. Neville stand auf. Er ging zu Luna hinüber, ergriff ihre Hand, die immer noch hinter ihrem Ohr verweilte, zog sie hoch und ging langsam mit ihr zum Ausgang. Dabei verschränkte er seine Finger mit ihren, sah sie von der Seite an und sagte mit einem liebevollen Lächeln: „Das habe ich gerade getan.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)