Fucking Isekai von CookieEmpress ================================================================================ Kapitel 1: Die ersten Schritte der neuen Duchess ------------------------------------------------ Lasst es mich so sagen: Verdammte Scheiße... Oder um es etwas genauer zu formulieren, mich hat ein Truck ordentlich aus dem Leben geballert und mein, eher klägliches, Leben beendet. Natürlich wurde ich wiedergeboren, man könnte sagen ‚geisekaied', nur dummerweise nicht wie man sich das vorstellt. Kein übermächtiger Magier, kein Monster mit großem Potential und Wabbelfaktor oder acht Beinen... Nein. Vielmehr bin ich einer Parallelwelt gelandet die unserem 15. Jahrhundert ähnelt und bin Teil der hiesigen Adelsgemeinschaft, sprich Politik, Intrigen und endlos lange und vor allem langweilige Gespräche. Aber fangen wir doch ganz von vorne an, bevor ich zum zweiten Mal das Licht einer Welt erblickt habe. Mein Name tut eigentlich nichts zur Sache, immerhin trage ich seit nunmehr sechs Jahren einen anderen, meine Berufung hingegen ist da etwas anderes. Um es abzukürzen, geschichtlich und Archäologisch bin ich ziemlich auf der Höhe, von Architektur und Ingenieurwesen verstehe ich auch etwas, privat hingegen war ich immer gerne Jemand der Kreativ gearbeitet hat. Vielleicht wäre sogar etwas aus dem Leben geworden, wenn der Truck mich nicht geplättet hätte. Sei's drum. Victoria Anne Duchess of Blackstone, das ist mein neuer Name. Eigentlich ganz nett der Geschlechterwechsel das sorgt für etwas Abwechselung. Man soll ja alles positiv sehen nicht wahr? Geboren in das Hause Blackstone, ehemals eines der einflussreichsten Adelshäuser, heutzutage einen Steinwurf davon entfernt vollends aus den Geschichtsbüchern zu verschwinden. Und bei wem kann man sich dafür bedanken, bei diesen Inkompetenten Personen die sich meine neuen Eltern nennen. Sie haben absolut kein Gespür für Politik, Etikette oder Dergleichen. Der einzige Grund warum man sie noch nicht beseitigt hat bin wohl ich. Wie ich herausgefunden habe gelte ich als kleines Genie, eigentlich kein Wunder bei all dem Wissen das ich aus meiner alten Welt mitbringe. Mathematik, Physik... eigentlich fast alles was für mich Grundlagen waren ist hier Wissen um das sich die Personen reißen. Und genau das ist die Schwäche dieser Gesellschaft, fehlendes Wissen. Diese Schwäche weiß ich zu nutzen. Zuerst muss ich Jack und Amelie, die neuen Eltern, loswerden um freie Hand über das verbliebende Vermögen und den letzten Bediensteten zu haben. Der ältere Mann Namens Joseph Black, Black daher, weil seien Familie seit Generationen dem Hause Blackstone dient, ist tatsächlich ein sehr feiner Kerl. Äußerst fähig als Butler und Adjutant, in der Lage selber zu denken und zu handeln und noch viel wichtiger, Loyal bis in den Tod. Das einzige Problem ist das er bereits ein recht fortgeschrittenes Alter erreicht hat, sogar für unsere Zeit. Deshalb verfolge ich den Plan Blackstone wiederaufzubauen, neue Bedienstete zu formen und dann meinen ursprünglichen Plan, den der Machtergreifung, weiter fortzusetzen. Deshalb schreibe ich diese Zeilen nieder, um all dies festzuhalten und mich daran zu erfreuen, wenn ich in vielen Jahren darauf zurückblicke. Außerdem kann man damit wunderbar zukünftige Archäologen ärgern, die werden Spaß haben diese Dokumente zu entziffern. Damit Niemand meine Tagebücher oder Entwürfe für Architektur und Technologie lesen und stehlen konnte, habe ich damit begonnen in alles möglichen Sprachen zu schreiben, Deutsch, Japanisch, etwas Französisch... Dinge die man hier noch nie gesehen hat. Nun habt ihr eine kurze Zusammenfassung von allem wichtigen meiner ersten zwölf Lebensjahre, wenn ich es nicht erwähnt habe ist es auch nicht wichtig. Heute mache ich mich auf den Weg, zusammen mich Joseph, um Duke Charles zu besuchen. Duke Charles Gordon Seymour ist ein intelligenter Adliger Gentleman mittleren Alters der bisher zu meinen größten Förderern gehört, unteranderem weil er am meisten davon profitiert. Aber er hilft mir auch dabei einen gewissen Freiraum zu bewahren in dem ich meine Ideen ohne Stress und Druck entwickeln kann. Deshalb mein Besuch, ich will verhandeln. Verhandeln um mein Leben, um die nächsten paar Jahre die ich in Freiheit verbringen will um an verschiedenen Dingen zu arbeiten. Dementsprechend habe ich mich herausgeputzt, mein bestes Kleid in dunklem Blau, die Haare ordentlich hochgesteckt und mit einer Schleife verziert. Um ehrlich zu sein kann ich schleifen nicht ausstehen, nicht nur an mir selbst auch früher fand ich schleifen an anderen Personen immer hässlich, sie wirken so kitschig... irgendwie beinahe künstlich. Für Make-Up bin ich mit meinem Zwölf Jahren noch zu jung, außerdem habe ich in meinem früheren Leben mal davon gehört das es schädlich für die Haut sein soll, ob das wirklich wahr ist war mir ehrlich gesagt egal, andererseits sollte ich mich darüber auch mal genauer informieren. Immerhin weiß man nie wann und wie man sich bei Hofe mit anderen unterhalten muss. Mit langsamen aber dennoch sicheren Schritten folge ich dem Hausmädchen, dass mich zu seinem Arbeitszimmer bringt. Die Tür steht bereits offen und als der werte Duke uns beide erblickt erhebt er sich aus seinem Stuhl, ein Stuhl der wahrscheinlich mehr kostet als der Jahreslohn eines armen Bauern. „Ah, die junge Tochter des Hauses Blackstone. Komm doch herein." Wie gelernt, hebe ich leicht mein Kleid und mache einen Knicks. „Duke Seymour, danke für die Einwilligung zu diesem Treffen." Anschließend betrete ich das Zimmer, dort wo manchmal ein wohliges, warmes Feuer knistert herrscht heute jedoch gähnende Leere. Eigentlich kaum ein Wunder, immerhin wird es langsam Sommer, die Temperaturen steigen und wenn man Feuerholz sparen kann, so sollte man dies tun. „Selbstverständlich, für dich und deine Ideen habe ich beinahe immer Zeit." Mit einem Nicken beordert er seine Bedienstete uns Alleine zu lassen. Sie gehorcht, schließt die Tür hinter sich und macht sich, ihren Schritten zu urteilen nach, auf den weg Richtung Küche, vermutlich um Tee zuzubereiten. Als ihre Schritte langsam verklingen wird mein Gesicht ernster und das Unschuldslächeln verfällt in wenigen Augenblicken, auch der Duke wird ernster. „Also Charles, reden wir nicht lange um das wirkliche Thema herum." In den letzten Jahren habe ich mir angewöhnt ihn in Zweisamkeit beim Vornamen zu nennen, es geht einfacher von der Zunge als Duke Seymour und er stört sich nicht daran. „Also wie immer?" Unter seinem Schnauzer formen sich die Lippen zu einem Schmunzeln. „So in etwa, ja." Ich nicke bestätigend. „Ich will meine Ruhe, endgültig." Diesmal lasse ich mich nicht auf einem der Sessel nieder, ich erliege meiner Gewohnheit bei Diskussionen oder Überlegungen auf und ab zu gehen. „Ich will die beiden Störfaktoren ausschalten, ich will einige Jahre Ruhe haben um meine Pläne in Ruhe zu entwickeln und ich will Zeit um Blackstone wiederaufzubauen, unter meiner Leitung." „Nun, das erste stellt kein großes Problem dar und nach ihrem Tod bleibst du als alleinige Erbin zurück. Das bezieht allerdings auch sämtliche Schulden mit ein, dessen bist du dir hoffentlich bewusst mein Kind?" Etwas beleidigt verschränke ich die Arme vor der Brust. „Selbstverständlich, ich bin ja nicht dumm. Deswegen bin ich auch hier, sonst könnte ich die kleineren Probleme auch alleine lösen. Ich will Das Anwesen verkaufen und mich eher in die ländliche Gegen zurückziehen um alles wiederaufzubauen. Das inkludiert Bedienstete und das Vermögen. Das heißt ich werde weiterentwickeln und meine Ideen an dich weiterleiten damit du sie publizieren und zu Geld machen kannst. Ich bekomme einen Teil der Einnahmen um den Rest finanzieren zu können und du hältst mir die Aasgeier vom Hals." Ich pausiere meine Hin und Hergelaufen richte meinen Blick auf Charles, dieser scheint zu überlegen, abzuwägen ob sich dieser Deal wirklich für ihn lohnt. „Wie lange?" „Acht Jahre. Dann habe ich alles zusammen und kehren zurück in das öffentliche Leben des Adels. Ohne Schulden, mit dem neuern Hause Blackstone." Es klopft. Wie erwartet ist es selbige Bedienstete von vorhin, in der einen Hand balanciert sie ein Tablett mit einer Teekanne und zwei Tassen. In der Anderen eine kleine Platte mit Gebäck, hauptsächlich klassisches Gebäck für diese Region. Darunter etwas das mich sehr stark an schottisches Shortbread erinnert. Zum Tee trinken setze ich mich auch hin und schenke der Bediensteten, ich glaube ihr Name war Maya, ein freundliches Lächeln. Bei fast allen Hausdienern und dem persönlichen Butler vom Duke habe ich einen dicken Stein im Brett. Einerseits weil sie mich als eher direkten und freundlichen Gast des Hauses mehr schätzen als die anderen Adligen, andererseits weil ich eine recht gute Beziehung zu Charles habe. Ich denke sie gehen davon aus, dass er eine Art Vaterfigur für mich ist und eher weniger ein Geschäftspartner. „Die sollst du haben, wann soll es los gehen?" „Am besten sofort." Kurz wandert mein Blick zum heißen Tee. „Und damit meine ich nach dem Tee." Maya konnte sich ein leises Kichern nicht verkneifen aber einen heißen Tee sollte man nie verschmähen solange nicht das eigene Leben auf dem Spiel steht. „Einverstanden, ich werde alles Nötige in die Wege leiten." Ich antworte lediglich mit einem Nicken und wende mich an die Bedienstete die im Begriff ist zu gehen. „Sei so freundlich und sag Joseph er soll die Kutsche vorbereiten, wir fahren in circa 20 Minuten." Anstelle einer einfachen Antwort erhalte ich lediglich eine kleine Verbeugung und die Tür schließt sich wieder hinter uns. Bereits als ich meinen ersten Fuß wieder auf den Grund meines Anwesens setzte kam mir ein Uniformierter entgegen, in knappen Worten gab er mir zu verstehen das meine Eltern verhaftet wurden und nun der Justiz übergeben werden. Oder mit anderen Worten, sie werden baumeln und mich nicht länger behindern. Zeit zum Neuaufbau. „Joseph!" Man könnte meinen er hätte die Nachricht das seine Meister verhaftet wurden schlecht aufgenommen aber im Gegenteil. Mit wachem Blick, wohl dem ersten seit Jahren, wartet er auf weitere Worte als ich seinen Namen ausspreche. „Ich werde dir jetzt die einmalige Möglichkeit geben zu gehen, ich denke du weißt grob was ich gedenke zu tun." Ich blicke in seine alten blauen Augen die beinahe zu leuchten beginnen. „Das gnädige Fräulein will das Hause Blackstone zu altem Glanz verhelfen und die Schande eurer Eltern beseitigen." Anschließend legt er die rechte Hand auf seine Brust und verbeugt sich demütig. „Und ich für diesen Zweck bleibe ich mit Freuden an eurer Seite und widme ihm den Rest meines Lebens. Erneut einen ehrbaren Meister zu haben soll mir nicht verwehrt werden." Ohne darauf groß einzugehen nicke ich ihm zu und bedeute ihm mit einer Handbewegung er solle sich doch wiederaufrichten. „Hör zu, was wir machen werden lässt sich nicht innerhalb von Wochen, Monaten oder ein paar Jahren erreichen. Wir werden uns für eine Weile zurückziehen, Blackstone hinter uns lassen und eine neue Generation aufbauen bevor wir in altem Glanz zurückkehren. Daher verkaufen wir das Anwesen und sorgen für neues Personal, ich weiß um deine Loyalität und genau das brauche ich. Daher stellen wir keine neuen Personen ein, sondern formen sie selber... langsam aber sicher." Ich warte einen Moment ab, nicht das es eine Frage seinerseits gibt. Die einzige Antwort die ich erhalte ist jedoch Schweigen. „Dann wirst du dich auf den Weg in die Stadt machen, genaugenommen zum Sklavenmarkt. Dort kaufst du zwei Kinder, Minimal sechs Jahre alt, maximal acht. Sie müssen noch formbar sein, ich präferiere welche aus den östlichen Reichen und am wichtigsten... Ich will Zwillinge, das wird es zwar etwas teurer machen aber das sollte kein Problem für unser Budget darstellen." Joseph unterbricht sein stetiges, bestätigendes Nicken und mustert mich kurz fragend. „Ich werde später alles etwas genauer erklären, sie werden nämlich nicht nur im Dienst an unserem Haus und Loyalität ausgebildet. Und wenn es möglich ist zweieiige Zwillinge." Nun hatte er endgültig den faden der Befehle verloren. „Verzeiht, ich verstehe nicht ganz... Zweieiig?" Ich seufze innerlich, natürlich weiß man zu dieser Zeit noch nichts über solche medizinischen Details. „Ein Junge und ein Mädchen aber nur wenn es machbar und nicht zu überteuert ist, zwei Mädchen oder zwei Jungen tun es im Fall der Fälle auch." Kurz, knapp, knackig, ich habe jetzt keine Zeit im das genauer zu erklären, vielleicht später. „Ich werde unterdessen ebenfalls in die Stadt gehen und zwei weitere Personen aufsammeln die sich uns anschließen werden, sie wissen es nur noch nicht." Mit dem letzten Satz scheine ich den alten Mann wieder amüsiert zu haben, zumindest kann ich ein Schmunzeln unter dem grauen Bart erkennen. „Braucht ihr keine Begleitung, es wäre zu gefährlich euch alleine in die Stadt gehen zu lassen." „Deine Sorge ist rührend aber Duke Seymour hat mir zwei seiner Wachen zur Verfügung gestellt die mich in der Stadt erwarten. Die beiden sollten reichen, immerhin gehören sie zu den anständigeren, sind noch naiv und glauben an das was sie machen." Erneut verbeugt der Butler sich vor mir. „Dann erwarte ich euch recht bald zurück." Ich erwidere das mit einem Nicken und füge noch hinzu. „Solltest du vor mir wieder hier sein sorge dafür, dass die beiden vorzeigbar sind und beginne meine Sachen zu packen." Mit diesen Worten mache ich mich auf den Weg, die Zeit zum umziehen hätte ich zwar aber einerseits untermahlt diese Erscheinung mein Auftreten und andererseits habe ich keinen Nerv jetzt noch die Kleidung zu wechseln. Circa eine Viertelstunde später erreiche ich den Treffpunkt am äußeren Rand der Stadt wo die beiden Burschen auf mich warten, tatsächlich habe ich das Gefühl beide zu kennen. Der rechte heißt John irgendwas, ein junger attraktiver Mann mit dunkelbraunem Haar und Himmelblauen Augen, der linke wird nur Junior genannt und ist recht blass im Gegensatz zu seinen rötlichen Haaren. Dennoch tragen beide die Uniformen mit dem Wappen von Charles, ein Schwert am Gürtel und wirken recht ordentlich. „Sehr gut, Pünktlichkeit ist ein wichtiges Attribut. Verschwenden wir keine Zeit, ich denke ich weiß ohnehin wer ihr seid und ihr solltet auch wissen wer ich bin. Inwieweit hat euch der Duke informiert?" Die beiden wechseln einen schnellen Blick und nicken anschließend, dann meldet sich John zu Wort. „Unser Befehl lautet euch heute zu begleiten und eure Sicherheit zu garantieren, komme was wolle!" „Sehr gut, eventuell werde ich davon gebrauch machen müssen. Ich hoffe jedoch das Beste... Dann kommt, unsere Ziele liegen beide im Westviertel." Diesmal heben beide skeptisch die Brauen, wohl kaum ein wunder denn ich vermute die beiden waren noch nie im Westen der Stadt. Der viel treffendere Namen wäre auch wohl Armenviertel, Bettlerviertel oder Dinge dergleichen. Ohne weiteres zu erklären marschiere ich voran, die beiden reihen sich jeweils an meinen Seiten neben mir ein ohne weitere Fragen zu stellen. So dauert es weitere zwanzig Minuten bevor wir die erste Straße des Westvierteles erreichen, bereits auf dem haben uns diverse Menschen seltsam angestarrt. Hier wird es noch schlimmer, die Leute die vertrauen Uniformen, Wappen oder generell Personen die wohlhabend wirken, eher weniger. Erst vor einem heruntergekommenen Gebäude, das durchaus mal ein prächtiger Bau gewesen sein muss, halten wir an. Bereits draußen sieht man worum es sich hier handelt oder eher wer hier arbeitet, leichte Damen, Kurtisanen oder einfach Prostituierte. „Blicke nach vorne und nicht ablenken lassen." Ich schnipse einmal als die beiden Männer sich umsehen, wahrscheinlich eher aus Schock als aus Interesse. Dann betrete ich das Etablissement und winke eine der Frauen zu mir heran, diese wirken ebenso verwirrt über mein erscheinen wie meine Wachen. „Diana Walters, ist sie anwesend?" Scheinbar war sie zu unsicher und verwirrt um ein Wort herauszubekommen und nickt einfach. „Sie hat fünf Minuten, Erstes Zimmer unten links." Ich warte einige Sekunden um sicher zu gehen das die Frau vor mir es verstanden hat, als sich ihre Augen weiten und sie sich eilig auf den Weg macht bin ich mir sicher das dem so ist. Immerhin ist das benannte Zimmer das der Zuhälterin, es gibt schließlich das ein oder andere zu besprechen. Dann gehe ich weiter und wende mich wieder an John und Junior. „Keine unnötige Gewalt bis ich es sage. Und kein Wort bis ich etwas sage." Beide nicken und folgen mir auch als ich durch die Gänge schlendere und schließlich ohne anzuklopfen das kleine Büro betrete, die Frau hinter dem Tisch wirkt weniger überrascht als man meinen würde. „Sie sollte gleich da sein." Ohne auf eine Antwort oder eine Einladung zu warten setzte ich mich auf einen der beiden Stühle und ordere John an, er solle sich bei der Tür positionieren. „Dann gehe ich davon aus du..." Ein strenger Blick von Junior bringt sie zum Schweigen, es scheint auch so als wolle er etwas sagen kann sich aber noch zurückhalten. „Ihr seid die Duchess of Blackstone?" „So sieht es aus, ihr habt meine Nachrichten ja bereits erhalten und wisst worum es geht." Sie nickt stumm und wartet ab, kurz darauf kommt die erwartete Frau rein und wirkt sichtlich panisch als sie die beiden Uniformierten erblickt. Daraufhin erhebt sich die Frau hinter dem Tisch und macht sich auf den Weg zur Tür. „Ihr habt fünfzehn Minuten, hör dir an was sie zu sagen hat." Kurz lächelt sie Diana an und legt ihr eine Hand auf die Schulter. Diese hingegen wirkt nun eher etwas bockig als sie alleine mit uns im Raum zurückgelassen wird. „Kommen wir also direkt zum Punkt, du bist... entschuldige, warst eine beliebte Person am Hofe. Zumindest für diverse Männer im Adelsstand, bis du deine Gunst verspielt hast. Du hast dich verplant, warst zu arrogant und unüberlegt." Mittlerweile lehnt die Frau rücklings an der Wand, verschränkt die Arme vor der, nicht gerade kleinen, Brust und starrt beleidigt an mir vorbei. „Deshalb bist du hier, verwendest das letzte bisschen was du noch zu bieten hast um deinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das will ich ändern, ich will dich anstellen als eine Art Ausbilderin und Lehrerin. Deine Erfahrung am Hofe und im Bett gleichermaßen sollen dabei zur Geltung kommen." Nun sieht sie mich das erste Mal direkt an, verwundert und leicht überrascht aber immer noch etwas zickig. „Was soll das heißen? Was kann ich mir darunter vorstellen.?" Vorsichtig macht sie einige Schritte auf mich zu. „Ich gehe davon aus das du grob weiß wer ich bin und was ich mache. Daher gibt es genauere Details erst bei einer Zustimmung. Du wirst nicht mehr gezwungen sein deinen Körper zu verkaufen, du erhältst einen Ort zum Schlafen, drei Mahlzeiten pro Tag und ein Gehalt von 15 Silberstücken pro Monat." Bei diesem Satz klappt ihr Mund zu, kurz macht sie ihn wieder auf und will etwas sagen, schafft es nicht und klappt ihn wieder zu. In der Währung dieser Zeit sind diese 15 Silberstücke äquivalent zu einem Monatsgehalte von etwa 1200€. Im ersten Moment klingt es nicht nach viel aber mit dem Versprechen eines Wohnsitzes und warmen Mahlzeiten und im Vergleich zu einer Zeit die dem 15. Jahrhundert gleicht, ist es doch ein wahrlich gutes Angebot. „Nimmst du an verpflichtest du dich für acht Jahre, danach bist du frei kannst aber eventuell weiter bei mir arbeiten." Ihr Blick wanderte von mir zu John, zurück zu mir und dann zu Junior. „Sind das alle Voraussetzungen?" „Nein, eine weitere gibt es. Ich werde an meinen Projekten arbeiten und verlange absolute Verschwiegenheit. Wenn ich auch nur das Gefühl habe, du spionierst oder versucht meine Ideen zu verkaufen, werde ich dafür sorgen, dass du deinen letzten Atemzug auf einem Schafott tätigst." Erneut erhalte ich nur ein Nicken als Antwort, dann beherrscht für wenige Minuten ein Schweigend en Raum. „Ich nehme an, ich vertraue auf die Dinge die ich über euch gehört habe." „Sehr gut. Du hast eine halbe Stunde zum Packen, Junior wird dich zum Anwesen begleiten dort meldest du dich bei Joseph Black, meinem Butler, und wartest auf mich. Ich werde unterdessen die letzte Person aufsammeln die ich benötige. Alles verstanden?" Die drei Personen Nicken und Junior fügt noch ein, „Verstanden M'Lady." Hinzu und macht sich mit Diana auf den Weg. „Darf ich euch eine Frage stellen?" John mustert mich für einen Augenblick, achtet aber darauf nicht unhöflich zu starren. „Du hast eine, sprich." „Was habt ihr wirklich vor?" „Das werdet ihr noch früh genug sehen. Was sich an Ideen, Plänen und Konzepten in meinem Kopf befindet ist für Personen wie dich kaum greifbar. Du musst nur wissen das ich gedenke den Menschen zu helfen, wie ich es bisher getan habe. Zumindest den meisten." „Da habt ihr wohl recht, ich bin nur ein einfacher Soldat. Aber was ich bisher über euch gehört habe ist beeindruckend und seltsam zu gleich." „Dann mach dir nicht zu viele Gedanken darüber, zumindest zunächst nicht. Wir gehen weiter, diesmal ist das Gefängnis unser Ziel." Ohne eine weitere Frage zu stellen nickt er lediglich und folgt mir wieder, hinaus durch die Gänge bis auf die Straße. Erneut steht uns ein weiterer Fußmarsch bevor der ruhig verläuft und uns zum besagten Gefängnis führt. Dabei handelt es sich weniger um ein klassisches Gefängnis, sondern eher um eine Art Aufbewahrungsort für spezielle kriminelle Subjekte. In diesem Fall ähnelt das Ganze ein bisschen der Kurtisane von vorhin, Jemand hat seine Gunst bei seinem Herrn verloren und ist nun hier gelandet. Ich komme mir beinahe etwas wie ein Müllsammler vor, ich klaube auf was andere bereits entsorgt haben. Aber diese beiden sollten es Wert sein und haben gleichzeitig kaum etwas zu verlieren so das ihre Kooperation doch recht wahrscheinlich ist. Ich zeige den Wachen vor dem Gefängnis, welche uns aufhalten und nach dem Sinn unseres Erscheinens fragen, einen Brief mit dem Siegel von Charles. Kurz lesen sie ihn durch, bitten mich einen Moment zu warten und eine der Wachen verschwindet für einen Moment. Immerhin arbeitet man hier säuberlich, die Wachen gehen ja auch davon aus hier sitzen die schlimmsten aller Kriminellen ein. Anschließend kommt die wache wieder angestiefelt, salutiert und entschuldigt sich für die Wartezeit bevor er uns durch die kalten Gänge des Gebäudes führt. Die Person die ich hier suchen ist etwas das man als Assassine oder Attentäter beschreiben könnte. Nach einer gescheiterten Mission wurde er weggeschmissen wie ein Stück gammliges Fleisch und sein Herr und Meister hat sich aus der Affäre gewunden. Also alles wie man es hier kennt und liebt. „Wir sind da M'Lady!" Die Wache salutiert erneut und entfernt sich einige Meter um den Anschein von Privatsphäre zu geben, nun immerhin besser als nichts. „Sandalj Vukmir, komm her." Ich stimme wieder meinen Befehlston an und warte ab, der Mann hinter dem stabilen Eisengitter und seinen Gefängnislumpen wirkt etwas verwirrt als er mich erblickt. Kurz mustert er mich und festigt schließlich wieder seinen Blick. „Ah... Ich habe von euch gehört bevor... Ihr wisst schon." „Bevor man dich entsorgt hat? Egal, ich bin hier um dir ein Angebot zu unterbreiten. Du wirst hier versauern bis du am Galgen baumelst oder dein Kopf unter die Guillotine kommt. Stattdessen biete ich die eine Arbeit an. Eine Arbeit für acht Jahre, in der du als Lehrmeister agierst und Jemanden ausbildest. Zusätzlich zu deiner Freiheit biete ich dir eine Unterkunft, drei warme Mahlzeiten pro Tag und ein Monatslohn von zehn Silberstücken." Während ich rede kneift er seine Augen zusammen und mustert mich genau. „Und was, wenn ich euch umbringe sobald ich die Möglichkeit dazu habe?" „Dann bin ich tot und du wieder hier drin und alles war umsonst. Du solltest am besten wissen wie unangenehm der Hochadel werden kann, nur das ich nicht gedenke dich als Sündenbock zu verkaufen." „Wenn das was ich über euch gehört habe war ist..., wenn nur die Hälfte wahr ist, dann nehme ich das Angebot dankend an. Damit habt ihr euch meinen Respekt verdient aber keineswegs meine Loyalität." „Das soll mir reichen, das ist mehr als du allen anderen entgegenbringst. Wache!" In wenigen Worten erkläre ich der Wache der Gefangen soll vorbereitet und zum Anwesen der Blackstones gebracht werden. Mein Butler wird in dort in Empfang nehmen. Zu meiner Überraschung wirkt er weniger verwirrt al die anderen bisher, er befolgt seine Befehle und bereitet alles Entsprechende vor. „Wunderbar, John unsere Arbeit ist getan oder zumindest deine ist es. Sobald wir wieder bei Blackstone sind kannst du Junior einsammeln und dich wieder bei Duke Seymour melden. Ich werde ihm berichten, dass ihr euren Auftrag erfolgreich ausgeführt habt." „Ich danke euch, ich gebe zu das war eine sehr ungewöhnliche Eskorte aber dadurch interessant." „Vielleicht lernst du ja etwas daraus, ich wüsste nicht was aber man weiß ja nie." Einige Zeit später, zurück vor meinem Anwesen, verabschiede ich die beiden jungen Soldaten und betrete das Hause Blackstone. Dort werde ich bereits von Joseph empfangen, welcher mich in die große Galerie führt wo bereits Diana und Sandalj auf den Stühlen sitzen und warten. Neben Diana steht ein kleine, etwas schmutziger Koffer und Sandalj hat scheinbar einigermaßen anständige Kleidung von Joseph zu Verfügung gestellt bekommen. „Sehr schön, dann hat alles geklappt. Wie steht es um deinen Auftrag?" Zufrieden lächelt mich der ältere Mann an und verneigt sich wie üblich. „Ich konnte euren Wunsch vollends erfüllen, Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen. Sie sind etwas mehr als sechs Jahre alt." „Hervorragend, dann hat ausnahmsweise alles ohne Problem funktioniert, keine Störungen, egal in welcher Form. Bring sie her." „Sehr wohl!" Erneut verbeugt er sich und macht sich sofort auf den Weg die beiden Kinder zu holen, anschließend wende ich mich an die beiden Wartenden. „Also gut, beginnen wir mit der Erklärung. Ich werde es euch einmal erklären und sollten anschließen noch Fragen offen sein könnt ihr diese hier stellen. Also hört genau zu. Ihr beide werdet die beiden Kinder, die Joseph freundlicherweise für mich besorgt hat, unterrichten. Wie ihr sicher mitbekommen habt ist dieses Anwesen leergefegt und ich brauche neues Personal, neue Diener. Nur will ich das diese zwei mehr als nur loyale und vorzeigbare Diener eines angesehenen Hauses werden. Ich will das sie ausgebildet werden in der Etikette des Hofes, das sie Wörter und Körper nutzen können um ihre Ziele zu erreichen und dort beginnt eure Aufgabe." Zwischendrin kommt Joseph mit den beiden Kindern herein, sie sehen einigermaßen ordentlich aus aber ihre Haare sind ungeordnet und ihre Gesichter noch voller Angst. „Joseph wird sich darum kümmern das diese beiden Kinder zu loyalen Subjekten werden, dass sie mir im Haushalt und am Hofe ordentlich dienen können. Diana wird dafür sorgen, dass sie die Etikette und Regeln des Adels verstehen, dass sie die Kunst der Verführung und der Informationssammlung beherrschen. Und zu guter Letzt Sandalj, deine Aufgabe wird es sein die beiden in der Kunst des Tötens und Schleichens zu unterrichten. Sie sollen töten können, nicht Kämpfen... ich will Assassinen, keine Soldaten." Kurz grinst der Mann der schon diverse Menschenleben auf dem Gewissen hat und nickt bestätigend. „Ich sehe ihr wisst wovon ihr redet." „Dem ist immer so mein Guter. Gibt es Fragen?" Mein Blick schweift einmal durch die Runde, schließlich meldet sich Diana. „Sprich." „Danke M'Lady. Wo wird all das stattfinden, hier in diesem Anwesen?" „Nein, diese Anwesen wird verkauft und wir ziehen für die nächsten acht Jahre in eine Gegend außerhalb der Stadt. Dort befindet sich ein kleineres Anwesen, mit Garten und einem zugehörigen Waldstück. Dort haben wir Platz all das auszuführen und das ohne das uns neugierige Augen beobachten können. Durch den Gemüse-und Kräutergarten sind wir sogar zum Teil selbstversorgend und ich habe noch einige andere Überraschungen vorbereitet. Aber dazu mehr, wenn wir dort ankommen." Nachdem es keine weiteren Fragen zu geben scheint richte ich das Wort an die Zwillinge. „Kommt her, stellt euch vor." Kurz zögern die beiden aber als Joseph sie ermutigend in meine Richtung schiebt gehen sie die letzten Schritte selber. Das Mädchen spricht zuerst. „Ping." Anschließend ist ihr Bruder dran, „Ming." Ich kann nicht anders als den Kopf zu schütteln. „Die Sklaventreiber werden auch immer unkreativer... oder rassistischer. Wie dem auch sei, diese Namen sind nicht tauglich. Hört mit zu ihr beiden, du..." Ich richte mich an den Jungen, „Ab heute ist dein Name Misaki, das bedeutet die Schöne Blüte. Du hingegen..." Diesmal wende ich mich an seine Schwester, „wirst ab dem heutigen Tage Michiya heißen, dass bedeutet Weisheit." Noch immer verunsichert schauen die beiden mich an, dann sich gegenseitig als würden sie nicht so recht wissen was sie damit anfangen sollen. „Gefallen sie euch oder sollen wir uns andere Namen überlegen?" Misaki schüttelt sofort den Kopf, diese scheint etwas extrovertierter zu sein als ihr Bruder. „Er gefällt mir! Er ist viel besser als der Alte!" Ich werfe einen fragenden Blick zu Michiya, dieser nickt kurz, schweigt aber weiterhin. „Dann sollte alles geklärt sein, nur eine Sache noch..." Innerlich grinse ich über beide Ohren und irgendwie bin ich gespannt auf die Reaktionen drei fünf um mich herum. „Wir werden unsere Erziehung etwas unkonventionell vollziehen. Kurz heißt das, wir ziehen sie als Jungen groß und ihn als Mädchen. Verhalten, Kleidung, äußerliches Auftreten, ihre Namen sind bereits passend zu gewählt." Wahrscheinlich hätte ich ihnen das nicht einmal sagen müssen, diese Namen wird hier Niemand kennen. Joseph scheint sich kaum über diese Aussage zu wundern, Diana und Sandalj hingegen wechseln nicht nur überraschte, sondern auch äußerst verwirrte Blicke. Jedoch hinterfragen sie es kaum und nehmen es erstmal trotz der Seltsamkeit hin. Die Zwillinge hingegen haben scheinbar noch nicht so recht verstanden was das überhaupt bedeutet und tauschen wieder fragende Blicke aus. „Seht gut, dann helft Joseph beim Packen, wir werden Morgen früh abreisen." Ich bin doch sehr zufrieden, der erste Schritt ist getan... der erste Schritt zu einem Plan der genauso genial wie bescheuert ist und mir die Macht über ein ganzes Land versprechen kann. Kapitel 2: Das Haus auf dem Lande --------------------------------- Bereits als die anderen in die Kutsche steigen ergreife ich das Wort, Joseph sitzt als Kutscher draußen und treibt die Pferde an die uns zu unserem neuen Heim bringen. „Sobald wir ankommen verteile ich die Zimmer und anschließend erstelle Tages und Wochenpläne." Die einzige Antwort die ich erhalte sind fragende Blicke. „Ich will geregelte Trainings und Studierzeiten. Ich werde alles in einzelne Kategorien sortieren und entsprechend verteilen, beispielsweise steht montags Etikette und Kampftraining auf unserem Plan. Dabei ist der Samstag für jeden ein freier Tag und ich sorge dafür, dass ihr beide..." Ich blicke Sandalj und Diana an, „noch einen weiteren freien Tag in der Woche habt. So bleibt alles ordentlich und geregelt, ich denke es gibt keine Einwände?" Ich erwarte nichts das es keine gibt, vielmehr bestimme ich es mit einer Aussage wie dieser und die beiden Erwachsenen sowie die Kin der nicken mit zu. Dennoch bin ich mir sicher, dass nur die Hälfte dieser vier Personen wirklich verstanden hat was ich meine. Sei's drum, sie werden es noch früh genug verstehen. „Ach und noch etwas... Bedenkt das ich keinen unangekündigten Besuch akzeptieren werde." Dabei richte ich mich erneut hauptsächlich an die beiden baldigen Lehrer. „Falls ihr also gedenkt eine Person für die Nacht mit auf das Anwesen zu bringen, vergesst es. Falls euch der Sinn nach solcher Ablenkung steht, geht in die Stadt. Ich brauche Ruhe und vor allem eine gewisse Privatsphäre, wenn ich an meinen Projekten arbeite die uns die nächsten Jahre finanzieren sollen." Erneutes Nicken, begleitet von Schweigen. Nur wenige Sekunden später beginnen die Kinder aus dem Fenster zu sehen. Scheinbar begeistert von der vorbeiziehenden Landschaft und er Geschwindigkeit der Kutsche kommen sie aus dem Staunen kaum heraus. Beinahe lachhaft, wenn ich daran denke wie ich in meiner Zeit gereist bin, per Bus, Bahn oder im Auto, teils sogar im Flugzeug. Alles Dinge die sich die Menschen hier nicht einmal vorstellen können, zumindest jetzt noch nicht. Auch die anderen beiden scheinen ihren Gedanken nachzuhängen und beachten wieder die anderen Insassen der Kutsche, noch die Landschaft draußen, mir soll es nur recht sein. Es dauert einige Stunden aber schließlich halten die Pferde mit einem schnauben und Joseph kündig uns die Ankunft am Anwesen an. Selbstverständlich verlasse ich die Kutsche als Erste und betrachte mein neues Heim, ich war zwar bereits hier um Haus und Gelände zu begutachten aber jetzt wo wir hier wohnen werden, wirkt es beinahe so als hätte sich der Blick auf das Gebäude verändert. „Joseph, schnapp dir die anderen vier und ladet unser Gepäck ab. Am besten schafft ihr alles sofort in die Eingangshalle, dann werde ich jedem sein Zimmer zeigen." Nachdem mein treuer Butler diesen Befehl mit einem, „Jawohl, M'lady." bestätigt hat mache ich mich auf den weg hinein. Die schwere Arbeit kann ich den andren überlassen und auch die Kinder sollen merken das sie hier nicht zum Vergnügen sind, sondern sich ihren Unterhalt und die Bildung verdienen müssen. Das Landhaus ist trotz seiner geringeren Größe recht elegant gestaltet, es gibt nur eine kleine Eingangshalle in der eine einfache Treppe in den ersten Stock führt. Hier unten gibt es drei Türen, davon führt eine in den geräumigen Keller der bereits mit Vorräten gefüllt wurde, die zwei anderen führen zu kleinen Fluren die wiederum zu einigen Zimmern führen. Darunter das das Kaminzimmer mit der wunderbaren Glasfront die einen Blick auf die schöne Landschaft und das Gebirgspanorama freigibt, wäre ich künstlerisch etwas aktiver, wäre dieses Zimmer mein Atelier geworden. Dennoch eignet es sich hervorragend um Gäste zu empfangen und zu bewirtschaften oder um einfach einen angenehm ruhigen Abend mit einem guten Buch und einer Tasse Tee zu verbringen. Ich muss zugeben das ich trotz der fehlenden Technologie diese Ruhe und vor allem diese unberührten Landschaften sehr zu schätzen weiß, ein Luxus den es in meiner Zeit nicht wirklich gab. Auf der gleichen Seite, dem Westflügel, befinden sich auch noch die Küche und das Esszimmer. Letzteres besitzt einen Zugang zur Veranda und dem zugehörigen Garten, in diesem wiederum steht ein kleiner Pavillon umringt für bunten Blumenbeeten. Im Ostflügel befinden sich drei einfache Zimmer, zwei davon werde ich jeweils Diana und Sandalj zuteilen, das dritte jedoch wird als Gästezimmer dienen. Einerseits weil es wohl besser ist so ein Zimmer stets vorbereitet zu haben, andererseits weil mir nichts besseres dafür eingefallen ist. Mit einem zufriedenen Lächeln gehe ich in herrschaftlicher Manier die Treppe hinauf, vielleicht etwas affektiert aber dennoch ein sehr angenehmes Gefühl wie ich zugeben muss. Oben angekommen erwarten mich vier weitere Türen, zwei im Ostflügel, eine im Westflügel und eine die zur Rückseite führt. Für meine Bediensteten sind die Zimmer im Osten vorgesehen, angenehm in meiner Reichweite falls ich etwas benötigen sollte. Die anderen beiden Räume werde ich belegen, dass im Westen wird mein Privatzimmer werden und das schönste Zimmer mit Balkon zur Rückseite hinaus wird mein Arbeitszimmer. Sollte ich den Duke oder andere Interessenten jemals hier begrüßen, so kann ich ein wenig mit diesem Grundstück prahlen. Als ich zurück in das Erdgeschoss gehe haben die vier anderen bereits das Gepäck in die Eingangshalle gebracht, dort stapeln sich nun Koffer, Taschen und einige Beutel. „Sehr gut, Joseph nimm dir die Zwillinge du kennst die Zimmerverteilung ja bereits. Anschließend kannst du ihnen den Rest des Hauses zeigen damit sie wissen wo sie alles finden. Ihr beide seit hier im Erdgeschoss untergebracht. Ich habe mir die Freiheit genommen eure Zimmer grob einrichten zu lassen, das nötigste an Mobiliar und Kleidung. Alles Weitere ist euch selbst überlassen, sehen wir uns also eure Zimmer an." Mit einer simplen Geste bedeute ich den beiden mir zu folgen, während Sandalj recht gut gelaunt und begeistert von dem gesamten Anwesen ist, scheint Diana eher überrascht und leicht verwundert zu sein. „Das Zimmer dort rechts ist das Gästezimmer, ich wollte ein Zimmer mit guter Aussicht bieten können. Je nachdem welche Gäste wir hier empfangen werden." Ich überspringe also das erste Zimmer auf der rechten Seite und gehe zum zweiten, dort öffne ich die Tür und gebe den Blick für die beiden frei. „Das wird von dir bewohnt Diana, in jedem eurer Zimmer gibt es auch ein kleines Badezimmer." Die neue Zimmerbewohnerin betritt selbiges und blickt sich recht begeistert um. „Nimm dir Zeit und sieh dir in Ruhe alles an, gehe auch die Kleidungsstücke durch und sortiere Dinge aus die dir nicht so ganz passen. Ich zeige Sandalj sein Zimmer." Ich nicke besagtem Mann zu und führe ihn über den Flur zu seinem Zimmer. „Bei dir habe ich zusätzlich einige Waffenhalter an den Wänden anbringen lassen, für deine kleinen Schätze, zum präsentieren oder einfach damit es nicht so leer wirkt. Ich dachte mir das passt besser als Gemälde oder Wandteppiche." Anschließend öffne ich die Tür und zeige ihm sein neues Zimmer, er nickt lediglich bestätigend und sieht sich um. „Das ist... seltsam?" „Das du von einer Gefängniszelle in eine angenehme Wohnung auf einem noblen Landanwesen wanderst oder das sich Jemand tatsächlich Gedanken um dich macht?" Leicht belustigt kann ich mir ein Schmunzeln kaum verkneifen und mustere ihn. „Ihr seid anders... vielleicht zu anders für diese Welt. Aber ich werde es darauf ankommen lassen." Mit ernster Miene sehen mich zwei hellblaue Augen aus tiefen Augenringen an, erneut schmunzele ich. „Ich bin zu früh für diese Welt aber solange du profitierest sollte es dich kaum stören warum, wieso oder weshalb." Sandalj nickt mir lediglich schweigend wenn auch leicht nachdenklich zu. „Sieh auch du dich ordentlich um, wenn etwas nicht zu deiner Zufriedenheit ist melde dich später. In einer Stunde essen wir, dann werde ich euch auch den Verlauf der nächsten Jahre vorstellen." Mit diesen Worten verlasse ich den Raum und mache mich auf den weg nach oben, aus dem Augenwinkel sehe ich noch wie mein Attentäter die Zimmertür schließt. Alles verläuft wunderbar, glücklicherweise habe ich die Stundenpläne schon vor einigen Wochen vorbereitet. Planung ist schließlich die halbe Miete. Eine Stunde später treffen wir sechs uns schließlich im Essenszimmer wieder, Diana hat ihre simple Alltagskleidung abgelegt und trägt stattdessen eines der Kleider das ich für sie besorgt habe. Es ist aus einem dunkelgrünen Stoff und auf einer Seite Bewusst länger geschnitten, zudem sind diverse Blüten aufgestickt diese das sie beinahe wirken lassen wie eine kleine Blumenfee. Sandalj hingegen ist bei seiner einfachen Kleidung geblieben, die Zwillinge tragen kurze Hosen und Westen die einerseits durchaus etwas hermachen aber trotzdem erkennbar machen, dass es sich hierbei um Bedienstete handelt. Für richtige Uniformen oder Anzüge sind die beiden auch noch viel zu jung, die alle paar Monate aufgrund ihres Wachstums neu schneidern zu lassen wäre dann doch zu kostspielig. „Ich hoffe ihr seid alle einigermaßen zufrieden und wie ich sehe hat der ein oder andere sich ja bereits ausgetobt." Während ich das Wort ergreife schiebt Joseph einen kleinen Wagen an den Tisch, darauf befindet sich eine Abdeckkuppel um das Abendessen angenehm warm zu halten. „Was hast du für uns?" Mit einer eleganten Bewegung hebt er die Kuppel ab und eine Dampfwolke stößt uns entgegen. „Geschmorrter Gemüseeintopf nach Art der Provinz, Ratatouille." Ich nicke zufrieden, ein simples Essen perfekt geeignet für einen Tag wie diesen. Die warme Mahlzeit ist nach der Reise genau das richtige um die richtige Stimmung für das neue Leben zu setzen das mit dem heutigen Tage beginnt. „Sehr gut, wenn ich bitten darf." „Selbstverständlich M'lady." Der Diener verbeugt sich knapp und bereitet für jeden einen Teller vor, die anderen vier starren ihre Teller mit dem Eintopf darin an und scheinen es kaum abwarten zu können endlich zu essen, dennoch warte ich bis auf wirklich jeder einen Teller vor sich hat und Joseph sich gesetzt hat. „Dann wünsche ich allen einen guten Appetit." Misaki und Michiya können schließlich nicht mehr an sich halten und beginnen den Eintopf in sich zu stopfen. Sandalj und Diana nehmen meine Ansage und die Zwillinge auch als Zeichen das sie anfangen können. „Gute Arbeit Joseph, wie immer." Erfreut lächelt der alte Mann und neigt dankbar den Kopf. Einige Minuten und einige Nachschläge später ergreife ich erneut das Wort. „Bevor ich euch in die nächtliche Ruhe entlasse werde ich euch mitteilen wie ich euren Unterricht geplant habe. Ich habe versucht alles bestmöglich zu verteilen, Diana du lehrst Geschichte, die Kunst der Verführung, Chemie mit Sandalj zusammen und Etikette mir Joseph zusammen. Sandalj übernimmt abgesehen von Chemie noch Nahkampf, körperliche Ertüchtigung im allgemeinen und Attentate mit alle dazugehörigem. Joseph, du wirst dich um die generelle Ausbildung der beiden in den Bereichen eines Dieners kümmern sowie ihre Loyalität zum Hause Blackstone festigen. Der Unterricht beginnt täglich um 8:00 Uhr, nach einem anständigen Frühstück, mit leerem Magen lernt es nur schlecht." Ich lächele die Zwillinge an. „Dabei arbeiten wir mit vier Blöcken pro Tag, ein Block umfasst dabei 90 Minuten und zwischen den Blöcken gibt es jeweils 15 Minuten für kurze Pausen und in der mittleren Pause 30 Minuten für ein anständiges Mittagessen. Sprich euer Tag geht von 8:00 Uhr morgens bis 15 Uhr nachmittags und das Ganze von Montag bis Samstag. Sandalj wird zudem samstags seinen zusätzlichen freien Tag haben, Diana hat ihren mittwochs. Ich erwarte selbstverständlich das ihr diesen Unterricht nicht nur führt, sondern dass ihr euch auch anständig darauf vorbereitet. Eventuelle Mittel werde ich logischerweise zur Verfügung stellen, wenn ihr mir rechtzeitig bescheid gebt. Der gesamte Plan startet ab nächster Woche, das bedeutet in vier Tagen. Sollte euch demnach noch etwas fehlen, so gebt mir bitte bis morgen Abend Bescheid. Gibt es Fragen?" Ich blicke einmal alle Anwesenden an, die Kinder scheinen das Ganze noch nicht so recht zu verstehen, Diana wirkt nachdenklich und überlegt während Sandalj schweigend den Kopf schüttelt und anschließend fragend zu Joseph blickt. Doch auch dieser schüttelt den Kopf und lächelt. „Für mich ist alles klar und soweit ich das beurteilen kann habe ich sämtliche Mittel die ich für meine Arbeit benötigen werde." „Eine Frage hätte ich noch, ich weiß was ihr mit Etikette und Geschichte meint und ich denke auch das ich verstanden habe was ihr mit ‚Kunst der Verführung' erreichen wollt aber wieso denkt ihr ich bin befähigt Wissen der Chemie zu lehren?" „Es ist recht simpel Diana, du bist zwar keine theoretische Expertin, zumindest noch nicht, aber du hast Übung im Praktischen. Ähnlich wie Sandalj, das Mischen von Giften, Parfüms, Betäubungsmitteln oder Aphrodisiakums fällt ebenfalls unter diesen Bereich. Daher rührt mein Kommentar ihr sollt euch entsprechend vorbereiten, ihr werdet selber genug zu lernen haben. Ich bin jedoch der Meinung das die Möglichkeiten die all das hier bietet in Kombination mit eurer Vergütung das wettmachen sollte." Die ehemalige Kurtisane blickt mich an, öffnet den Mund als wolle sie etwas sagen und klappt ihn wieder zu. Anschließend nickt sie, „Da habt ihr durchaus recht M'lady, für das was ihr bereitgestellt habt kann man so etwas erwarten. Ich werde mein bestes geben." Ein schmales Lächeln breitet sich auf ihren Lippen aus und sein wirkt durchaus motiviert. „M'lady mir ist noch eine Frage eingefallen, worin soll ich den Unterschied in Attentaten und Nahkampf machen, die Grenze ist... nun, recht schmal würde ich sagen." „Bei Attentaten soll es um das Töten und den Gedanken dahinter gehen. Bei welchen stellen am Körper reicht bereits ein Stich, wie plane ich ein Attentat mit Fluchtwegen und ähnlichem und weiteres in dieser Riege. Bei Nahkampf soll es darum gehen das die beiden sich im falle eines Kampfes verteidigen können, ich würde auch waffenlosen Nahkampf bevorzugen aber vernachlässige nicht Übungen mit Waffen." „Deswegen dieses große Gelände auf dem Land..." murmelt er vor sich hin. „Exakt, wir brauchen Platz und Ruhe für alles." Erneut schwenke ich meinen Blick über die Anwesenden und warte ab ob es noch Fragen gibt, als ich bemerke das Misaki nervös auf dem Stuhl herumrutscht kann ich mir ein erneutes Schmunzeln kaum verkneifen. „Auch ihr beide dürft Fragen stellen." Etwas erschrocken blickt der Junge mich an. „Ähm...I-Ich wollte fragen was wir nach dem Unterricht machen sollen?" „Nun wenn ihr älter seid, werde ich euch wie normale Angestellte behandeln und eure Dienste auch dann erwarten. Aber Kinder sollte man immer Kinder sein lassen, zu einem gewissen Grad. Nach dem Unterricht habt ihr frei und dürft machen was ihr wollt. Draußen spielen, drinnen lesen, die Gegen erkunden, wonach euch der Sinn steht solange ihr euch benehmt." Die Mienen der Kleinen erhellen sich und sie Nicken heftig, wahrscheinlich haben sie als Sklaven bereits einige Dinge erlebt und wissen das sie diese Situation auskosten sollten. In ein paar Jahren sind sie ganz mein und das ohne Folter und Qualen, etwas Disziplin und guter Willen kann meistens mehr bewirken. „Dann seid ihr hiermit entlassen. Geht auf eure Zimmer und ruht euch aus, es war ein anstrengender Tag. Und morgen beginnt ein neues Leben. Joseph, wenn du mit den Zwillingen fertig bist komme bitte in mein Arbeitszimmer." „Selbstverständlich M'lady." Er verbeugt sich und führt die Zwillinge, die mir nochmal zuwinken und gut gelaunt aber auch müde lächeln, auf ihr Zimmer. „Dann wünsche ich viel Erfolg bei eurer Arbeit M'lady." Sandalj verbeugt sich ebenfalls, was Diana leicht zu überraschen scheint, und zieht ebenfalls von dannen. „Den wünsche ich ebenso." Sie neigt lediglich den Kopf und wendet sich ab. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen lehne ich mich zurück und warte einen Moment bis ich mir sicher bin das alle auf ihren Zimmern sind, anschließend erhebe ich mich aus dem Stuhl der Hausherrin, gehe die Treppe in den ersten Stock hinauf und betrete mein Arbeitszimmer. Die Wände links und rechts sind gesäumt mit gefüllten Bücherregalen, auf dem Boden leitet ein elegant geknüpfter Teppich aus Seide den Weg zu meinem Schreibtisch, vor welchem zwei Stühle aus feinstem Ebenholz auf mögliche Gäste warten. Generell habe ich in diesem Zimmer beinahe alle Gegenstände aus Ebenholz anfertigen lassen, auch mein persönlicher Stuhl der zudem mit einem Polster aus rotem Stoff versehen ist. Sollten sich Gäste hier niederlassen, erblicken sie hinter mir und meinem Schreibtisch einen wunderschönen Panoramablick auf die Landschaft und das dahinterliegende Gebirge. Gerade als ich mich hinsetze, die Kerzen anzünde und meine Pläne zu Hand nehme klopft es an der Tür. „Herein." Wie befohlen ist es Joseph der sich erneut verbeugt und die Tür hinter sich schließt. „Ihr wolltet mich sprechen M'lady?" „Sei unbesorgt, es handelt sich um keine Dringlichkeit. Bitte mache mir eine Tanne guten Tees zurecht, ich gedenke die Nacht für meine Arbeit zu nutzen." „Welche Sorte?" „Mhm... ich vertraue dir, überrasch mich doch." Mit einem herzerwärmenden Lächeln nickt der Butler lediglich, verbeugt sich zum Abschied erneut und verlässt den Raum. Ich bin gewissermaßen stolz auf meine Sammlung an Tee, aus dem Osten, dem Westen, dem Süden... von überallher lasse ich mir wertvollen Tee liefern. Eine Liebe die ich aus meinem alten Leben übernommen habe. Ähnlich wie das Lesen, manche Dinge werden sich auch nach mehreren Toden nicht ändern. Meine Augen fixieren schließlich den Plan vor mir, er zeigt die Skizze eines Gewehrs, einer Waffe die ich gänzlich für mich entwerfen werde. Die bisherigen Feuerwaffen aus dem Osten sind deutlich zu schwer und zu unhandlich und daher werden sie hierzulande kaum genutzt. Das meiste Schwarzpulver wird für Feuerwerke verbrannt. „Nun gut..." Ein erfolgreicher Tag, ein Grundstein für eine gute Zukunft, darauf würde ich meine Seele verwetten. Kapitel 3: Die Machtdemonstration --------------------------------- Meine vier neuen Bediensteten haben sich bereits nach wenigen Wochen sehr gut eingelebt, zumindest wirkt es so während ich aus dem Fenster blicke und den Zwillingen und Sandalj bei ihrem täglichen Training beobachte. Sie zeigen bereits ein gewisses Talent für einige der Thematiken, Michiya interessiert sich sehr für Geschichte und zeigt Potential in den Übungen mit Waffen, Misaki hingegen beweist Geschick in chemischen und kulturellen Dingen. Auch lernen beide bereits sich als Diener zurechtzufinden, sprich Kochen, Haltung und so weiter. In den letzten Wochen hatte ich auch diverse Gäste, logischerweise hat Charles mich einmal besucht um sich alles anzusehen. Er schien recht begeistert, also weniger von dem Haus und meiner neuen Dienerschaft, sondern vielmehr von meinen neuen Plänen. Sowohl meine Waffe als auch meine infrastrukturellen Verbesserungen scheinen sich einer großen Beliebtheit zu erfreuen. Das Kanalisationssystem wurde bereits großflächig geplant und im Viertel des Adels beginnt bald der Ausbau. Die Waffe ist im Endeffekt eine Winchester, Baustil 1866. Das mag jetzt beides normal oder sogar schrecklich rückschrittlich erscheinen aber für diese Zeit ist es mehr als revolutionär. Auch wenn die Waffe vorerst eine Maßanfertigung für mich sein wird, mit entsprechenden Gravuren und aus den besten Materialien die man aktuell für Geld kaufen kann. Die Kanalisation war mir ein persönliches Anliegen, wenn die eitlen Fatzken seine Nützlichkeit sehen werden sie die gesamte Stadt ausbauen. Das wird nicht nur der erste Anstoß für eine ordentliche Infrastruktur sein, nein... vor allem wird es die Hygienebedingungen stark erhöhen, was wiederum zu weniger Krankheiten führen wird, was wiederum bedeutet das die Gesundheit und Produktivität sowie der Lebensstandard steigt. Weniger Geburten aber dafür überleben 95% der Kleinkinder. Ich nicke zufrieden und wende mich schließlich vom Fenster ab durch welches ich meine Diener betrachtet habe. Mein Blick fällt auf mein Zeichenpapier, dort wartet bereits der nächste Entwurf für die Stadt. Auf den Plänen steht mein Name, der Name Blackstone, und vertrieben wird alles durch Charles. Das wird nicht nur meinen sozialen Stand stärken, sondern auch dem Namen Blackstone wieder zu alter Größe verhelfen. Blackstone... ich habe in den letzten Wochen auf dem Lande viel über diesen Namen nachgedacht und überlegt woher ich ihn kenne. Ich kenne die fiktive Familie der Blacks, den Erzfeinden des Zirkels von Ossus, und beteiligt in den Geschehnissen der damaligen neuen Welt, dem heutigen Amerika. Dann gibt es die Blackstone-Legion, ein Ritterorden unter der Führung einer selbsternannten Kriegsgöttin den Krieg und Tod verbreiten und am Leben erhalten will. Aber keine Verbindung zum alten England und erst recht nicht zum Adel, zumal ich keinen Ort kenne der Blackstone, also Schwarzer Fels hieß. Weder in meiner alten, noch in dieser neuen Welt. Das bringt mich zu einer weiteren Frage der ich viel Zeit schenken konnte seitdem ich hier bin, warum bin ich eigentlich hier? Je wird mein Gedankenspiel unterbrochen als es an meiner Tür klopft. „Ja bitte?" „M'Lady, ich bringe den Tee." „Komm herein Joseph, danke für deine Mühen." „Steht's zu Diensten M'lady." Er trägt ein kleines Tablet mit einer Kanne Tee und einer Tasse darauf, wie schon so oft bewundere ich seinen Gleichgewichtssinn. Kein Makel, kein verschütteter Tropfen, steht's perfekte Haltung. Ein Butler guter alter Schuler und bester Ausbildung. „Joseph, gab es in deiner Familie Jemandem mit dem Namen Morgan, Nathanail oder Amelie?" Als er alles sorgfältig auf meinem Schreibtisch abstellt ergreife ich sofort die Tasse und schnuppere daran. „Mhm... sehr gut." Es handelt sich um eine recht exotische Sorte für diese Region, Tee aus dem Orient, sprich Asien. Im Quasi-Europa des 15. Jahrhunderts. Sicher nicht unmöglich aber ein durchaus kostspieliges Vergnügen. „Meine Urgroßmutter, der damalige Kopf der Bediensteten hieß Amelie. Damals waren es bessere Zeiten." „Ich verstehe. Tu mir den Gefallen und suche den Stammbaum der Familie heraus, im besten Fall auch den deiner. Ich muss einige Dinge recherchieren." Er legt seine rechte Hand flach auf sein Herz und verbeugt sich. „Sehr wohl M'lady." Ich nicke zufrieden und trinke einen Schluck meines Tees, aus der Quasi-Türkei, eine spezielle Apfelsorte. Ich sollte langsam die richtigen Namen verwenden... sollte ich, jaja. Aber meine Pläne gehen vor, genaugenommen mein Waffenplan, denn bis die Kanalisation fertig gestellt ist habe ich noch genug Zeit für mein nächstes Stadtprojekt. Unwillkürlich muss ich grinsen, es ist beinahe als würde ich Anno oder Age of Empires spielen, nur das die Stadt und das Land mir noch nicht ganz gehören. Den restlichen Tag verbringe ich also wie die vorherigen auch, ich arbeite an meinen Plänen, sehe mir die Arbeiten anderer durch und verfasse Briefe an verschiedene Handwerker und Adlige, sogar das Mittagessen setze ich heute aus. Erst als Joseph zum Abendessen klingelt unterbreche ich meine Arbeitswut, auch weil ich seinem Blick eine gewisse Sorge ansehen kann. Als ich im Esszimmer ankomme warten bereits alle anderen auf mich, sie grüßen mich meinem Rang entsprechend und anschließen wird serviert. Heute gibt es eine Art Quiche, ich versuche dafür zu sorgen das unser Essensplan dynamisch und abwechselnd bleibt. Auch etwas das man in der heutigen Zeit stark vermisst, anständiges und ausgewogenes Essen, immerhin will ich das alle hier gesund und kräftig bleiben. Man könnte beinahe meinen es handele sich bei unserem seltsamen Verein um eine kleine Familie, vielleicht trügt der Schein, vielleicht auch nicht. Noch bin ich mir sehr unsicher über Diana und Sandalj. Genau so oder so ähnlich vergehen die nächsten Tage, Besuch kommt, Besuch geht, ein anständiger Schmied wird instruiert meine Winchester zu fertigen und Charles besucht mich erneut um mir zu berichten das der Ausbau begonnen hat und ohne Probleme von statten geht. So vergehen die Wochen bis die ersten Blätter sich Gelb und dunkelrot färben und langsam von den Bäumen fallen, auch der Wind wird langsam kühler und wilder. Es ist Herbst, der Winter scheint bereits an die Tür zu klopfen. Die Kinder entwickeln sich immer prächtiger, sie lernen fleißig und gehorchen schon auf die meisten Befehle die sie verstehen und ausführen können. Sandalj genießt sein Leben auch in vollen Zügen aber weniger exzessiv als ich damals vermutet habe, lediglich etwas Alkohol und das auch nur an ausgewählten Tagen. Auch Diana kommt langsam mehr aus sich heraus, sie hat sich an das eher normale Leben gewöhnt und ist eine Mischung aus Lehrerin und Hausfrau geworden. Überflüssig wie ich finde, immerhin habe ich nicht umsonst Joseph und die Zwillinge als Butler, hoffentlich sieht sie sich nicht irgendwann noch als Mutter der beiden Kinder. Das könnte ein ernsthaftes Problem werden, für den Fall habe ich allerdings schon eine Idee um dem entgegen zu wirken. Simpel aber effektiv. Joseph hingegen geht auf wie eine wunderschöne Blüte im Frühling ihres Lebens. Man könnte meinen er ist um 20 Jahre jünger geworden, man sieht wie sehr er unter meinen Eltern gelitten hat, wie sehr er will das Blackstone ein Name wird, der in sämtlichen Geschichtsbüchern nachhallen soll. Und in mir sieht er eine würdige Herrin, eine die genau das wieder erreichen kann. Schließlich, am Tag des ersten Schnees, erreicht mich die Nachricht das meine Waffe samt Munition zum Testen bereit ist. Es ist schon seltsam das es hier bereits im November schneit und dann noch so stark, liegt das daran das die Technologie noch so jung ist und der Klimawandel quasi noch nicht existent ist? Interessanter Gedanke, das sollte ich im Hinterkopf behalten. Heute haben sich alle herausgeputzt, schließlich will ich meine Waffe nicht nur testen, sondern auch vorführen. Joseph hat zu diesem Zweck eine Strohpuppe gebastelt und im Garten aufgestellt. Dort, auf der überdachten Veranda, warte ich bereits und trinke einen warmen Tee, immerhin ist es schon recht kalt. Die restlichen Bediensteten sind im Haus, sicherheitshalber haben sie allerdings ihre besten Kleidungsstücke angezogen und sind ermahn wurden ihr bestes Benehmen an den Tag zu legen. Innerhalb der nächsten Minuten trudeln sämtliche Gäste des Tages ein, zum großen Teil hochdekorierte Militärische Führer oder Teile der Adligen Oberschicht. Dickbäuchig oder mit übermäßig vielen Orden dekoriert, teils mit Monokeln. Als Dreizehnjährige ist es etwas schwieriger eine solche Waffe zu bedienen, allerdings habe ich schon etwas Übung im Umgang mit solchen Gewehren. Achja, habe ich das gar nicht erwähnt? Ich bin Dreizehn Jahre alt geworden, mein Geburtstag ist am fünften November. Ich dachte das es nichts wirklich Erwähnenswertes ist. „Herzlich Willkommen Gentleman, ich will Ihnen heute eine Kleien Vorführung bieten die für den ein oder anderen interessant sein könnte." Die eine Hälfte wirkt interessiert, die andere wirkt so als würde sie sich dezent verarscht fühlen, weil ein junges Mädchen ihre Zeit stiehlt. „Mein Dank geht an Duke Charles Gordon Seymour der dieses Projekt finanziert hat." Charles lächelt lediglich und streicht über seinen Bart. „Joseph, darf ich bitten?" Nach der obligatorischen Verbeugung reicht ihr Diener ihr stumm die Waffe, sie ist bereits geladen. Nur damit ihr versteht warum das so besonders ist, diese Männer kennen höchstens schwere Feuerwaffen aus Asien die kaum zum Kampf taugen und extrem unhandlich sind. Diese Narren kämpfen noch immer mit Pfeil und Bogen, Schwertern und Katapulten. In bester Cowgirlmanier lege ich an und feure alle acht Patronen innerhalb weniger Sekunden auf die Strohpuppe hab, der Ladehebel ist dabei angenehm zu bedienen aber noch nicht ganz perfekt ausgearbeitet, ebenso ist der Lauf noch etwas ausbalanciert, daher verfehlt der erste Schuss das Herz und landet im Bauch. Die nächsten zwei kommen der Brust schon näher und die restlichen fünf treffen genau ins Schwarze. Nach circa 8 Sekunden ist alles vorüber und zufrieden blicke ich zu meinen Beobachtern. Charles nickt zufrieden und beginnt sogar zu applaudieren, einige stimmen in den Applaus mit ein. Diejenigen die mir vorher misstraut haben scheinen es nicht ganz fassen zu können und finden weder Worte noch taten um sich auszudrücken. „Es ist nur eine erste Testversion die perfektioniert werden muss, zudem wird nicht jeder Schmied fähig sein solch ein Gewehr zu bauen. Gibt es Fragen?" Mit einem amüsierten Schmunzeln blickt Charles in die Gesichter der anderen, als diese kein Wort von sich geben ergreift er das Wort. „Ich hätte eine werte Duchess, eine durchaus sehr beeindruckende Vorstellung aber es scheint mir das nicht jeder einfache Soldat diese Waffe bedienen kann." „Das ist korrekt Duke Seymour, vorerst ist diese Waffe für Offiziere gedacht, sie können aus der Ferne effektiv kämpfen und ihre Truppen sicher befehligen." „Ich verstehe, ein guter Ansatz für den Anfang." „Ich hätte eine weitere Frage." Schließlich traut sich ein weiterer Mann, ein kleiner, dickbäuchiger Offizier mit markantem Schnurrbart und in Uniform. „Wie hoch sind die Materialkosten pro Kopf?" „Sehr gute Frage, sie sind aktuell noch recht hoch. Es sind eben Maßanfertigungen, wenn wir eine höhere Auflage produzieren und mehr Laute dementsprechend ausbilden verringern sich die Kosten exponentiell." Er hebt kurz fragend die Braue, schweigt aber. Alte Gewohnheit, wahrscheinlich wissen die nicht mal was exponentiell ist, woher auch. „In Ordnung, ich denke das sollte für heute reichen. Die andere Gentleman müssen ihre Eindrücke wohl noch einmal überdenken." Alle nicken daraufhin auf den Vorschlag des Dukes und machen sich langsam auf den Weg, zurück zu ihren Kutschen. Charles selber schmunzelt nur und beugt sich ein Stück zu mir herunter „Genau das habe ich gebraucht, ein ordentliche Vorstellung um ihre Mäuler zu stopfen. Mach mit dem Projekt weiter Victoria." Zufrieden nicke ich und neige leicht meinen Kopf. „Sehr gerne Duke Seymour." Damit habe ich mir nicht nur wertvolle Zeit verschafft sondern auch demonstriert zu was ich fähig sein kann, ich hoffe es verbreiten sich Gerüchte, ich hoffe am Hofe werden sie tuscheln und flüstern... und ich hoffe sie fürchten sich bereits vor dem was aus mir werden wird. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)