Unspoken von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 15: Kapitel 15 ---------------------- “Masaru schläft.” Mit einem Lächeln auf den Lippen trat Elsa ins Wohn-Esszimmer ein, wo ihre Mutter und der Vater ihres Sohnes am Esstisch saßen. “Dass du ihn heute zu eurem Kickers-Training mitgenommen hast, hat ihm sehr gefallen. Er hat gar nicht mehr aufgehört darüber zu reden.” Ein leises Lachen entkam ihr. “Also wenn ihr dann irgendwann Nachwuchs für die nächste Kickers-Generation sucht, der erste Kandidat steht bereits bereit.” Auch Mario lachte leise. “Das freut mich sehr zu hören. Und ja, er hatte wirklich Spaß und war ganz begierig auf alles. Er hat versucht, bei all unseren Trainingseinheiten mitzumachen. Natürlich konnten wir das Training heute nicht so ausführen wie sonst, aber die anderen haben sich auch alle darüber gefreut, dass er dabei war. Ich werde ihn auf jeden Fall noch einmal mitnehmen. Vermutlich auch öfter, als nur einmal.” “Sehr schön. Zumindest war er total fertig und ist schnell eingeschlafen.” Elsa setzte sich Mario gegenüber an den Esstisch. “Aber du wolltest noch mit mir reden?” Mario wusste seit fast zwei Monaten davon, dass er Masarus Vater war. Sie hatten sich zusammengerauft, wollten die besten Eltern für ihren Sohn sein. Sie waren beide für ihn da und bekamen es zusammen hin, meistens zumindest. Trotzdem nahm er Elsa immer noch übel, dass sie ihm die Schwangerschaft und auch die ersten drei Jahre von Masarus Leben verschwiegen hatte, dass es den kleinen Jungen gab. Er wurde ernst. “Ich habe eine Wohnung gefunden, in die ich im November einziehen kann.” “Du … ziehst weg?”, fragte Elsa unsicher. “Nein, ich bleibe hier ganz in der Nähe. Es ist eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Ein paar Blöcke von hier entfernt, nur zehn Minuten zu Fuß”, antwortete Mario. “Hältst du es Zuhause bei deinen Eltern nicht mehr aus?”, fragte Akane schmunzelnd. Ihr war klar, dass es nicht so war. Der Angesprochene schüttelte seinen Kopf. “Nein, das ist es nicht. Aber … ich bin 23, ich habe einen guten Job und verdiene genug Geld. Außerdem bin ich Vater. Ich will Masaru auch ein Zuhause bieten können. Natürlich freuen sich meine Eltern, wenn er da ist, aber bei ihnen ist doch gar kein richtiger Platz für ihn. Mein Zimmer ist nur ein Schlauch, das ist nichts für ihn. Doch in der Wohnung hat es genug Platz, für mich und ihn.” Er richtete seinen Blick auf die Mutter seines Sohnes. “Und deshalb will ich, dass Masaru bei mir einzieht.” Elsas Augen weiteten sich und alles an ihr spannte sich an. “Ich … das … du kannst nicht …” “Elsa, es geht mir nicht darum, dass ich ihn dir wegnehmen will, das will ich auf keinen Fall. Du bist seine Mutter, das wirst du immer sein”, versuchte Mario sie zu beschwichtigen. Es war ihr anzusehen, dass sie schier durchdrehte. Sie sprang auf und schüttelte ihren Kopf. “Nein. Du … Er gehört zu mir! Er ist mein Kind, mein Baby! Er muss da sein, wo auch ich bin!” Tränen traten in ihre Augen. “Er ist auch mein Kind, falls du das mal wieder vergessen haben solltest”, antwortete er sofort bissig. “Das habe ich nicht vergessen!”, zischte sie zurück. “Aber ich will ihn dir auch nicht wegnehmen!” “Hast du mir nicht zugehört, Elsa? Ich will ihn dir nicht wegnehmen! Aber ich will auch mehr von ihm haben! Ich will Zeit mit ihm verbringen und …” “Du verbringst viel Zeit mit ihm, Mario! Du siehst ihn fast jeden Tag! Zudem ist er dreimal in der Woche bei dir!” “Das reicht mir nicht, Elsa! Ja, ich sehe ihn regelmäßig, aber ich will mehr als das. Ich will, dass wir einen Alltag haben, einen gemeinsamen! Ich muss ihn immer abends hierher bringen, dass er schlafen kann. Ich kann ihn nicht ins Bett bringen oder morgens mit ihm aufstehen. Ich richte ihn morgens nicht und bringe ihn ebenso wenig in den Kindergarten! Aber das alles will ich genauso tun wie du!” “Dann bleibe hier um ihn abends ins Bett zu bringen und komm einfach früh morgens, um ihn zu wecken!” Elsa warf ihre Hände in die Luft. “Das ist doch kein Problem.” “Für dich ist es so einfach, Elsa, für mich aber nicht!” Mario schüttelte entschieden seinen Kopf. “Ich will keine Minute des Lebens meines Sohnes mehr verpassen. Du hast mir die ersten drei Jahre von Masaru genommen, die weiteren gebe ich dir nicht!” “Das wirst du mir mein Leben lang vorhalten, nicht wahr, Mario?”, brachte Elsa hervor und wich einen Schritt zurück, während Tränen in ihre Augen traten. “Ich weiß, dass das ein Fehler war, aber können wir das nicht langsam vergessen?” “Vergessen?” Mario stand ebenfalls auf, stützte sich mit beiden Händen auf der Tischfläche vor sich ab und lehnte sich nach vorne. “Vergessen? Das kann ich nicht! Das ist keine Lappalie, die ich einfach vergessen könnte, Elsa! Du hast mir mein Kind vorenthalten!” “Elsa, Mario!”, erklang Akanes Stimme streng und brachte die jungen Eltern wieder ins Hier und Jetzt zurück. “Beruhigt euch bitte. Es geht um euer gemeinsames Kind. Ihr solltet an einem Strang ziehen und nicht wieder anfangen zu streiten. Damit tut ihr beide euch überhaupt keinen Gefallen.” Sie wurde von beiden angesehen, ehe sowohl Elsa als auch Mario sich wieder auf ihre Stühle setzten. “Meine neue Wohnung hat ein Kinderzimmer und das werde ich für Masaru einrichten. Ich habe mich extra nur auf Drei-Zimmer-Wohnungen beworben und bei allen geschaut, dass sie hier in der Nähe sind.” Mario rieb sich die Schläfen. “Elsa, ich habe mich informiert. Bitte verstehe es nicht falsch, ich finde, dass du eine sehr gute Mutter bist. Masaru liebt dich und ich will euch beide nicht trennen.” Die ihm Gegenübersitzende erstarrte erneut. Wenn er schon so anfing, was kam dann jetzt? Alles in ihr zog sich zusammen. “Es gibt ein sogenanntes Wechselmodell, bei dem das Kind abwechselnd zeitweise bei beiden Elternteilen wohnt. Zum Beispiel eine Woche bei dir, eine Woche bei mir. Da er aber noch so jung ist, wäre es vielleicht sinnvoller, dass wir alle drei Tage oder so wechseln. Das bedeutet, er lebt drei Tage bei dir. Am dritten Tag hole ich ihn im Kindergarten ab und er wohnt bei mir. An meinem dritten Tag holst du ihn im Kindergarten ab, falls es ein Wochenende trifft, dann machen wir etwas anderes aus. Natürlich mit Ausnahmen, aber das können wir dann ja besprechen.” Kaum dass er das ausgesprochen hatte, sprang Elsa auf. Erneut schüttelte sie fassungslos ihren Kopf. “Das … nein. Nein!” “Bitte Elsa, Masaru hat hier doch gar kein eigenes Zimmer. Bei mir hat er eines, das wird ihm gefallen. Und er ist alt genug dafür.” “Aber … das stört ihn nicht! Wir haben seit seiner Geburt immer in einem gemeinsamen Zimmer gelebt”, wandte sie sofort ein. Als sie eine Hand auf ihrem Unterarm spürte, sah sie zur Seite, von wo aus ihre Mutter sie anblickte. “Liebes, es tut mir leid, es dir jetzt so sagen zu müssen, vor allem, weil ich weiß, dass du das nicht hören willst. Mario hat recht. Natürlich macht es Masaru nichts aus, das Zimmer mit dir zu teilen, aber er wird größer und irgendwann braucht er seinen Rückzugsort. Und das ist eigentlich nur der kleine Teil, den ich gut und richtig finde. Das, was viel schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass Mario Masarus Vater ist. Er will mehr Zeit mit seinem Sohn verbringen. Darüber solltest du dankbar sein, es gibt genug Männer, die das nicht wollen. Für ihn steht, genauso wie für dich, Masaru an erster Stelle. Ihr beide müsst da eine Lösung finden und diese sollte nicht für euch passen, sondern in erster Linie für euren Sohn.” Elsa schluckte, als sie vernahm, was ihre Mutter ihr sagte. Unsicher sah sie zu Mario hinüber. Er erwiderte ihren Blick und sie konnte ihm ansehen, dass ihm das alles nicht so leicht fiel, wie man vielleicht denken könnte, vor allem, da er alles logisch herüber gebracht hatte und auch seine Stimmlage nicht anmerken ließ, dass er ebenfalls unsicher war. “Es … gibt noch eine weitere Möglichkeit”, brachte er zögernd hervor, als ihm diese Idee kam. “Und die wäre?”, fragte Akane anstelle von Elsa, die kein Wort hervorbrachte. “Du … könntest mit mir und Masaru in die Wohnung einziehen, Elsa. Dann hätte er uns beide und wir müssten uns keinen Kopf darüber machen. Ihr beide wärt zusammen und er und ich. Die Wohnung hat nur zwei Schlafzimmer, aber da können wir sicherlich irgendeine Lösung finden.” Elsa blickte ihn ungläubig an. Mit ihm und Masaru zusammenziehen? Nein, mit Mario zusammenziehen? “Elsa wird darüber nachdenken”, vernahm sie erneut die Stimme ihrer Mutter. “Ihr lasst das Gespräch jetzt beide erst einmal sacken und überlegt euch, welche Lösung für Masaru die bessere ist.” Akane sah Mario an, der dankbar nickte. “Das fände ich gut.” Die Großmutter seines Sohnes nickte. “Ich finde, du hast dir wirklich viele Gedanken gemacht, Mario. Vor allem denkst du an deinen Sohn, das finde ich sehr schön.” “Er ist das Wichtigste”, erklärte er leise. “Das ist er. Und ich bin froh, dass ihr beide das wisst.” Akane nickte ihm zu. Er stand auf und schob den Stuhl gleich darauf wieder unter den Esstisch. “Dann gehe ich jetzt.” Er blickte die Frau an, die so viel in seinem Leben ausmachte, immerhin war sie die Mutter ihres gemeinsamen Kindes. “Denk darüber nach, Elsa. Und sonst sehen wir uns morgen.” Und damit ging er. Akane wandte sich ihrer Tochter zu, die immer noch wie erstarrt da stand. Sie strich ihr sanft über den Rücken. “Wie Mario gesagt hat, denk darüber nach, Elsa. Nicht darüber, was für dich das Beste ist sondern allein, was das Beste für deinen, nein, euren Sohn ist.” Und damit ging auch Akane aus dem Raum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)