Unspoken von Tasha88 ================================================================================ Kapitel 18: Kapitel 18 ---------------------- “Musst du wirklich?” Niedergeschlagen sah Elsa Mario an, der ihr am Esstisch gegenüber saß, vor ihnen noch das benutzte Geschirr ihres Abendessens. Masaru saß auf ihrem Sofa und sah sich ein Bilderbuch an. “Ja, leider. Ich wünschte, ich könnte einfach absagen, denn ich wäre lieber hier bei euch …” Marios Wangen nahmen einen sanften Rotton an und er schluckte. “Ähm, bei Masaru. Auch bei dir, doch. Vermutlich habe ich mich schon sehr an dich gewöhnt.” Ein Schmunzeln erschien auf Elsas Zügen. “Das kann natürlich auch gut sein. Aber trotzdem. Wie lange bist du dann weg?” “Ich fahre direkt am Montag und komme Freitagmittag wieder. Also eine ganze Arbeitswoche.” “Okay.” Elsas Gesicht verzog sich und sie griff nach ihren Stäbchen, um ihre Hände beschäftigen zu können. “Masaru wird dich sicherlich sehr vermissen.” Ich dich auch - aber das traute sie sich nicht auszusprechen. “Ich ihn auch. Ach ja, aber gut, es ist nur eine Woche, die bekommen wir rum. Ihr werdet schon merken, noch ehe ihr euch richtig versehen habt, bin ich wieder da. Vielleicht fällt es euch gar nicht auf, dass ich weg bin.” Mario sah Elsa direkt an. “An sich könntest du dir auch überlegen, in meinem Bett zu schlafen in der Zeit. Dann musst du nicht mit dem Futon auf dem Fußboden vorlieb nehmen.” Nun waren es Elsas Wangen, die rot wurden. “Mal schauen”, murmelte sie. “Dein Rücken wird es dir danken.” Sein Blick war ernst. Sie hob einen Mundwinkel. “Und was, wenn ich danach dann nicht mehr aus deinem Bett ausziehen will?” “Dann …”, sein Blick war weiterhin ernst auf sie gerichtet, “müssen wir es vielleicht teilen …” Elsa riss ihre Augen weit auf und ihr Herz setzte aus. Was? “Das war ein Scherz”, brach es aus Mario heraus, als er ihren Blick erkannte. “Elsa, nur ein Scherz.” “O-okay”, murmelte sie und sprang auf, um hektisch das Geschirr zusammen zu stellen. “Elsa”, Mario legte eine Hand auf ihren Unterarm und hielt diesen so einen Augenblick fest, “entschuldige bitte, das war ein dummer Scherz. Aber du darfst trotzdem in meinem Bett schlafen. Mein Angebot ist völlig ohne Hintergrundgedanken.” Sie sah ihn wieder an, hoffte, dass er ihr nicht ansah, wie aufgewühlt sie jetzt war. “Ich werde darüber nachdenken”, murmelte sie. “Mach das. Ansonsten”, er blickte sie fragend an, während er ebenfalls aufstand, “hast du vielleicht einen kleinen Koffer, den ich auf die Geschäftsreise mitnehmen kann?” “Natürlich. Ich hole ihn dir nachher kurz aus dem Keller, ja?” “Sehr gerne. Vielen Dank, Elsa.” “Nicht dafür.” Sie winkte ab und begann dann, das Geschirr in die Küche zu tragen, während sie sich selbst schimpfte. Sie musste mit diesen dummen Gedanken aufhören. Sie waren Eltern und Freunde, ja. Sie durfte in Marios Aussagen nicht mehr hineininterpretieren, als da tatsächlich war. Ein Seufzen entkam ihr. Vermutlich würde sie noch verrückt werden … oder es sich zumindest machen. ~~~ Es war 22.30 Uhr in Tokio, in Deutschland 15.30 Uhr. Sieben Stunden Zeitunterschied mussten einfach irgendwo untergebracht werden, wenn man miteinander sprechen wollte. Elsa saß auf ihrem Sofa, eine Decke über den Beinen ausgebreitet, darauf ihren Laptop stehend, auf dessen Bildschirm ihre Freundin Hannah zu erkennen war. Sie versuchten regelmäßig miteinander zu telefonieren, oft auch so, dass Masaru noch etwas von seiner Tante hatte. Doch heute hatte sie einfach nur die Zeit füllen wollen, in der Masaru im Bett lag und sie allein war. Hielt sie es denn tatsächlich nicht mehr aus, ohne jemand anderen in der Wohnung zu sein? Mal abgesehen von Masaru, der um die Uhrzeit aber selbstverständlich schlief. Elsa und Hannah unterhielten sich nun schon eine ganze Weile, redeten darüber, was die letzte Zeit so bei ihnen los gewesen war. Und selbstverständlich hatte erstere auch davon erzählt, dass Mario diese Woche auf Geschäftsreise war und sie und Masaru dementsprechend allein. “Oh, vermisst du ihn etwa?”, fragte Hannah belustigt, denn ihre Freundin wirkte tatsächlich ein wenig traurig diesbezüglich. “Das … das ist gar nicht so!”, wehrte Elsa sich sofort und sah zur Seite. “Ich … habe mich halt an ihn gewöhnt … Es ist schön, mit ihm zusammen zu wohnen. Mit uns beiden und Masaru, das klappt einfach gut. Und … wir sehen uns seit knapp einem Monat täglich. Und dass er jetzt nicht da ist … das ist halt seltsam … Und Masaru vermisst seinen Papa auch sehr! Er fragt ständig nach ihm!” Ein Lachen erklang aus den Lautsprechern ihres Laptops. “Natürlich. Es ist nur so traurig für dich, weil Masaru ihn vermisst.” Der Sarkasmus war Hannahs Stimme eindeutig zu entnehmen. “Es … auch …” Auf Elsas Entgegnung schüttelte Hannah schmunzelnd ihren Kopf. “Oh Elsa, ich erinnere mich noch daran, wie es war, als wir beide hier in Deutschland zusammengelebt haben. Du hast so oft von ihm geschwärmt, was für ein toller Mann er ist, wie wundervoll, wie gut er aussieht. Vielleicht sogar, wie gut er im Bett war. Gut, du hast dir auch immer Sorgen gemacht, dass du sein Leben kaputt machst, weil du von ihm schwanger geworden bist und sein Kind bekommen hast, weshalb du es ihm ja auch nicht sagen wolltest.” “Hannah?” “Worauf ich hinaus will, liebste Elsa, du warst damals so unglaublich in ihn verschossen. Als du wieder in Japan warst, hast du versucht ihn zu vergessen, weil du deiner Meinung ja nie mit ihm zusammen sein könntest. Und dann hat er erfahren, dass Masaru sein Sohn ist, ab da sind deine Aussagen von ihm anders gewesen, nicht mehr so verliebt und schwärmend. Bis vor, was hast du gerade gesagt? Fast einen Monat … seitdem schwärmst du wieder dauerhaft von ihm. Er ist so toll, so lieb, so ein wundervoller Mann. Er sieht immer noch so gut aus und wenn er dich ansieht, blablabla. Hey, du kannst es nicht verleugnen, das alles sagst du doch.” Hannah zuckte mit ihren Schultern und Elsa, deren Wangen tiefrot angelaufen waren, konnte nichts antworten, also blickte sie zur Seite und trank einen Schluck aus ihrem Weinglas. Auch Hannah hatte eines vor sich stehen. Sie hatten in Deutschland Abends ab und an einen Wein zusammen getrunken. Das versuchten sie auf diese Weise fortsetzen, auch wenn es vielleicht ein wenig verrückt für Hannah war, denn dort war es schließlich früher Nachmittag. Aber gut, sie musste nicht mehr mit dem Auto weg und hielt sich an das eine Glas, mehr gab es eben nicht. “Du hast dich wieder in ihn verliebt, oder?”, fragte Hannah in dem Moment und lächelte ihre Freundin aufmunternd an. “Vielleicht auch nicht wieder sondern die Gefühle sind einfach wieder in dir hochgekommen. Vermutlich waren sie nie weg.” Elsas Wangen wurden noch dunkler und sie sah erneut zur Seite, ehe sie seufzte und mit ihren Schultern zuckte. “Es ist egal, was ich empfinde … Mario, er … ich glaube nicht, dass er so für mich empfindet. Ich meine, er akzeptiert mich doch nur, weil ich die Mutter seines Sohnes bin.” “Also das bezweifle ich. So wie du immer erzählst, muss da doch mehr dahinter stecken. Ich kann nicht glauben, dass er dich nicht auch mag.” “Okay, mögen, das kann ich mir auch vorstellen. Vielleicht können wir wieder Freunde sein oder sind welche, aber mehr kann ich mir nicht vorstellen.” Hannah zog ihre Beine an und schlang ihre Arme darum, während sie Elsa musterte. “Gibt er dir denn keine Zeichen, wo du denken könntest, dass er doch mehr empfindet als Freundschaft?” Stirnrunzelnd erwiderte Elsa den Blick. “Ich weiß nicht …” Plötzlich warf sie eine Hand in die Luft, während sie mit der anderen ihr Weinglas festhielt. “Ich habe keine Ahnung. Er gibt mir total widersprüchliche Anzeichen. Auf der einen Seite sagt er so Sachen wie dass er mich vermissen wird, wenn er weg ist - eben weil er sich ja schon so sehr an mich gewöhnt hat.” “Das hast du mir vorher aber auch gesagt”, warf Hannah ein, Elsa winkte jedoch sofort an. “Dann streicht er mir mit seiner Hand sanft über die Wange und sagt, dass ich toll bin, um im nächsten Augenblick zu ergänzen, dass ich einfach die beste Mutter für Masaru bin und er froh ist, dass wir uns so gut verstehen. Und er sagt auch immer wieder, was für eine tolle Mitbewohnerin ich bin. Und wo sind da nun tiefer gehende Gefühle?” “Okay, das hört sich wirklich nicht so an.” Hannah seufzte und verzog ihren Mund zu einer Schnute. “Richtig. Und deshalb darf ich unsere Beziehung zueinander nicht noch verkomplizieren, in dem ich Gefühle für ihn habe, die er nicht erwidert. Wir sind Masarus Eltern und als diese müssen wir beide es schaffen. Daher versuche ich all meine Gedanken darauf zu schieben!” Mit einem entschlossenen Nicken hob Elsa ihr Glas an und hob es an ihren Mund, um einen großen Schluck zu nehmen. “Ach, ich denke, ich muss ihn mir mal genauer ansehen und dann kann ich dir meine professionelle Einschätzung geben.” Hannah zwinkerte ihr zu und nahm ebenfalls einen Schluck Wein zu sich. “Dazu musst du echt mal herkommen.” “Was etwas ist, über das ich dringend mit dir reden muss, Elsa.” “Was genau?” “Wie spontan bist du?” “Spontan?” Verwirrt blickte Elsa ihre Freundin an. Diese grinste breit. “Ich kann für diesen Samstag einen Flug nach Japan bekommen, der weniger als die Hälfte kostet, als man sonst nach Japan zahlt. Acht Tage später wäre der Rückflug. Ich selbst habe noch genug Urlaubstage übrig, ich kann spontan sein. Es geht also nur um euch.” Überrascht blinzelte Elsa, ehe ein Strahlen ihre Züge erhellte. “Oh, das wäre ja so toll! Das bekommen wir auf jeden Fall hin. Ich kann in der Arbeit zwar vermutlich nicht die ganze Zeit über frei nehmen, aber ein paar Tage Urlaub habe ich auch noch übrig. Und dann wohnst du einfach hier und … oh …” Ihr Gesichtsausdruck änderte sich. “Ich … sollte das erst noch mit Mario abklären … Bis wann brauchst du wegem Buchen Bescheid?” “Am besten so schnell wie möglich. Da diese Flüge Restplätze sind, werden sie vermutlich sehr schnell ausgebucht sein. Und einfach buchen ist auch doof, da eine kostenlose Stornierung nicht möglich ist.” “Hmm …” Elsa runzelte ihre Stirn. “Okay, pass auf. Ich schaue, dass ich gleich morgen früh mit Mario spreche. Vielleicht kann er mich ja noch anrufen, bevor das Seminar startet.” Sie stellte ihr Weinglas ab und griff nach einem Handy, um Mario eine Nachricht zu schreiben, dass er sich doch so schnell wie möglich melden sollte. “Das wäre wirklich super.” “Oh, das wäre es echt. Und Masaru wird sich sicherlich auch freuen.” Elsa und Hannah lächelten sich an. Als Elsas Handy zu klingeln begann, senkte sie verwundert ihren Kopf. “Oh, warte kurz. Es ist Mario. Der ruft aber schnell zurück.” Schnell nahm sie das Telefonat an. “Mario?” “Elsa. Ist alles in Ordnung? Ist dir oder Masaru etwas passiert? Ich kann den nächsten Zug nach Hause nehmen. Sag mir nur wo ich hinkommen soll und …” Ein leises Kichern ließ ihn in seinem Redefluss innehalten. “Mario, keine Sorge. Uns geht es gut. Ich wollte nur etwas fragen, was auch bis morgen früh Zeit gehabt hätte. Hast du dir etwa Sorgen um uns gemacht?” “Natürlich! Ich mache mir immer Sorgen um euch beide!” Mario ließ ein Schnaufen vernehmen. “Aber Elsa, ich bin wirklich froh, dass es euch gut geht.” “Und geht es dir gut?” Ihr Blick wanderte zu der Uhr an der Wand. “Und solltest du nicht eigentlich schlafen? Du musst doch morgen früh raus.” Nun entkam ihm ein leises Lachen. “Ich finde es irgendwie seltsam, den Abend allein zu verbringen, das war ich jetzt schon eine Weile nicht mehr. Dementsprechend kann ich irgendwie auch schlecht schlafen. Ich bin jetzt schon froh darüber, am Freitag nach Hause zu kommen und dich und Masaru in den Arm nehmen zu können … ähm … Also Masaru in den Arm zu nehmen und dich zu sehen.” Hannah beobachtete von ihrer Seite aus, wie sich Elsas Wangen röteten. Auf dem Gesicht ihrer Freundin lag auch ein sanfter, roter Schimmer. Sie konnte nicht wirklich verstehen, was Elsa auf japanisch sagte, zudem bekam sie ja auch generell nicht mit, was Mario am Telefon von sich gab, aber die Reaktion ihrer Gegenüber am Bildschirm war aussagekräftig genug. “Ich freue mich auch auf Freitag”, antwortete Elsa. “Das finde ich schön. Sollen wir dann zusammen etwas machen? Vielleicht noch in den Tierpark gehen? Da ist Masaru doch gerne. Und ich komme ja schon gegen 14 Uhr an, da ist noch genug Zeit übrig.” “Sehr gerne. Masaru wird sich freuen.” Elsa kicherte leise. Als vor ihr ein lautes Räuspern erklang, sah sie verwundert auf und wurde noch röter. “Äh, weshalb ich eigentlich mit dir sprechen wollte, Mario”, richtete sie an diesen, während ihre Wangen dunkler wurden, je länger Hannah sie mit diesem wissenden Blick bedachte. “Hannah würde diesen Samstag einen recht billigen Flug nach Japan bekommen. Die kosten sonst recht viel, daher würde sich das anbieten. Ebenso den Rückflug. Sie wäre dann acht Tage bei uns. Allerdings ist es deine Entscheidung. Wenn du nicht magst, dann finden wir sicherlich auch eine andere Lösung. oh!” Sie sah Hannah begeistert an. “Vielleicht kann sie sonst auch bei meinen Eltern wohnen. Mein altes Zimmer ist ja jetzt frei. Ansonsten könnten wir vielleicht …” “Geht klar, Elsa. Sie soll buchen. Wir bekommen das schon hin.” “Wirklich, Mario?” Bei seiner Antwort war sie sich sicher, dass er lächelte. “Sonst würde ich es nicht sagen, Elsa. Und ich bin mir sicher, dass es dir und Masaru sehr gefallen wird, wenn sie hier ist. Also sag ihr, sie soll buchen.” “Du bist ein echter Schatz, Mario!”, brach es aus ihr hervor. Dann wurde ihr klar, was sie gesagt hatte. “Ähm, ich meine … also …” Sie stockte. “Danke, Mario.” “Gerne. Ich bin ja schon gespannt auf die Frau, die dich in Deutschland unterstützt hat.” “Sie auch auf dich.” “Dann wird es noch spannender.” Elsa und Mario beendeten ihr Gespräch relativ schnell und noch während Elsa ihr Handy zur Seite legte, blickte sie Hannah an. “Mario sagt, du sollst buchen.” “Wirklich?” Hannah strahlte. “Oh, ich freue mich.” “Und ich mich erst. Das wird so toll werden! Mach dich auf ein straffes Programm gefasst. Ich werde mit dir so viel unternehmen, dass du danach nochmal Urlaub brauchst, um dich zu erholen.” “Mädchen, nicht nur ich”, erwiderte Elsas Freundin sofort und schon brachen beide in gelöstes Lachen aus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)