Morgenstunden von QueenLuna ================================================================================ Kapitel 1: only chapter ----------------------- Für AnnKathrin & alle STAYS. Morgenstunden - Mit dir allein - Unwillig öffnete ich die Augen einen Spalt breit, nur um sie gleich darauf wieder geblendet zusammenzukneifen. Zu hell. Ich drückte mein Gesicht noch tiefer, wenn denn irgendwie möglich, in das Kissen und murrte verhalten. Wieso waren die Vorhänge offen? War ich gestern so schnell eingeschlafen, dass ich vergessen hatte, sie zu schließen? Es dauerte eine Weile, bis die Erkenntnis in meinem vom Schlaf vernebeltem Hirn ankam, dass das hier gar nicht mein Zimmer war. Das Bett war eindeutig zu weich und zu … zu anders eben. Auch das Kissen fühlte sich nicht nach meinem an. Wo - Ich schaffte es nicht, den Gedanken weiterzuverfolgen, eine leichte Berührung in meinem Nacken ließ mich erstarren und unbewusst die Luft anhalten. Es war still im Zimmer, nur gedämpft drang der Straßenlärm von draußen hinein. Jedoch lauter als zu Hause. Stimmt, das hier war gar nicht Seoul, sondern Paris. Das bedeutete… Geräuschvoll stieß ich die Luft wieder durch die Nase aus, ehe ich den Kopf langsam zur Seite drehte und in die Helligkeit und zu demjenigen blinzelte, der gerade neben mir im Bett lag und unbeirrt weiter mit meinen Haaren spielte. „Morgen…“ Es war nicht mehr als ein undeutliches Genuschel, das meinen Mund verließ, dennoch erschien ein breites Lächeln auf seinem Gesicht. „Guten Morgen.“ Mein Herz machte einen kleinen Sprung. Diese tiefe, raue Stimme… Unwillkürlich zuckten meine Mundwinkel nach oben. Die dunklen Haare lagen verstrubbelt auf dem Kissen verteilt, seine Sommersprossen strahlten mit ihm um die Wette. Es war fast zu viel auf einmal. Seufzend drückte ich das Gesicht zurück ins Kissen und versuchte das Kribbeln, das sich bei Felix' Anblick in meinem Körper ausbreitete, zu ignorieren. Warum war ich nochmal so bereitwillig auf seinen Vorschlag eingegangen, dass wir uns ein Hotelzimmer teilten, obwohl für jeden von uns ein einzelnes gebucht worden war? Ja, richtig, einfach, weil ich seine Nähe mochte und es so sehr genoss, ihn bei mir zu wissen. Etwas, das, seit wir in getrennten Wohngemeinschaften lebten, viel zu selten geworden war. Leider. Aber anscheinend ging es Felix diesbezüglich ähnlich, denn sonst hätten wir in den letzten Tagen nicht beinahe jede Minute miteinander verbracht. Was allerdings nichts daran änderte, dass mich seine Nähe am Morgen eiskalt erwischte. Nicht nur heute, sondern bereits seit Jahren – und genauso lange kämpfte ich jedes einzelne Mal mit der kurzzeitigen Überforderung und Unruhe, die mich in seiner Nähe ergriff. Man möchte meinen, ich hätte mich irgendwann dran gewöhnt, aber weit gefehlt. Wobei ich mich vielleicht auch gar nicht daran gewöhnen wollte. Schließlich waren diese Momente, in denen mein Herz für einige Schläge aus dem Takt geriet und meine Atmung minimal stockte, etwas Besonderes. Etwas, das mich aufwühlte und mir gleichzeitig dieses angenehm wärmende Gefühl von Vertrautheit und Geborgenheit schenkte. Um nichts in der Welt wollte ich das missen. Schaudernd zog ich die Schultern hoch, als sein warmer Atem mein Ohr streifte. „Hey, Hyunjin. Nicht wieder einschlafen.“ Das leise Raunen schickte augenblicklich eine Gänsehaut über meinen Rücken, genau dort entlang, wo gerade seine Hand über den viel zu dünnen Stoff meines Shirts wanderte. Dieser kleine Teufel machte das doch mit Absicht. Er wusste genau, was er mit seiner Stimme bewirken konnte, besonders wenn er ihr noch eine Spur mehr Tiefe verlieh, so wie jetzt. Und ich war nun einmal niemand, der dagegen immun war. Mit leicht zusammengekniffenen Augen linste ich am Kissen vorbei zu ihm. Dem verschmitzten Grinsen nach zu urteilen, war er sich seines Tuns definitiv bewusst. Engel und Teufel in einem. Seine Hand tänzelte weiter über meinen Rücken, er machte keine Anstalten, auch nur ein wenig mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Vielmehr wirkte es, als würde er sogar noch ein kleines bisschen näher rücken wollen. Auch wenn wir nie direkt darüber gesprochen hatten, da war diese Gewissheit in mir, dass er diese intimen Momente ebenso liebte wie ich. Ein beruhigendes Gefühl. Schließlich gab ich mir innerlich einen Ruck und drehte mich auf die Seite. Die Hand rutschte von meinem Rücken und blieb zwischen uns liegen, während die dunklen Augen mich aufmerksam musterten. Das Kribbeln wurde wieder stärker, wobei es nie wirklich weniger geworden war. Wie von selbst suchte meine gesunde Hand seine und verschränkte unsere Finger ineinander. „Hast du gut geschlafen?“ Seine Mundwinkel zuckten, er ließ mich nicht aus den Augen. „Ja. Und du scheinbar auch, so schnell wie du gestern eingeschlafen bist.“ Ich zog eine wehleidige Grimasse, ehe ich nickte. Es ließ sich nicht leugnen. Die letzten Tage und der gestrige Event-Marathon hatten mich geschafft. Es war schön gewesen, all diese Menschen zu treffen, Paris zu erkunden, so viele neue Eindrücke zu gewinnen, doch die mussten erst einmal verarbeitet werden. „Du siehst momentan auch wesentlich entspannter aus.“ Ich schloss die Augen, als Felix die Hand aus meiner löste, um mir einige Haare aus der Stirn zu streichen. Sie wanderte weiter über meine Wange bis hin zu meinem Hals. „Deine Augenringe sind nicht mehr so dunkel“, fügte er leise hinzu. Dennoch hörte ich die Besorgnis aus seinen Worten heraus, die ich in letzter Zeit auch immer wieder in seinem Blick entdeckt hatte. Erneut entfloh mir ein Seufzen, während ich die Streicheleinheiten genoss. Im Augenblick fühlte ich mich sehr entspannt. Es war kein Geheimnis innerhalb der Band, dass mich die vergangenen Wochen und Monate mehr als sonst geschlaucht hatten. Erst die Verletzung meiner Hand, die sich hartnäckiger hielt, als ich gehofft hatte, die darauffolgende Amerika-Tour, die uns kaum Zeit zum Durchatmen gelassen hatte. Gleichzeitig noch die Vorbereitungen für das neue Album. Dagegen fühlte sich unser Kurztrip nach Paris fast wie Urlaub an. Und insgeheim sah ich ihn auch als solchen. Die letzten Tage hatten mir wieder Kraft gegeben – allein dadurch, dass Felix bei mir war und wir zwischendurch immer etwas Zeit für uns allein hatten. So wie jetzt. „Danke.“ Verwundert hielt Felix in seiner Bewegung inne und blinzelte mich fragend an. „Wofür?“ Behutsam nahm ich seine Hand von meinem Gesicht und hielt sie fest. „Einfach, dafür, dass du da bist.“ Huschte da ein leichter Rotschimmer über seine Wangen? Verlegen unterbrach er den Blickkontakt und schaute auf unsere ineinander verschlungenen Finger. „Immer. Das weißt du doch.“ Natürlich wusste ich das, dennoch hatte es gesagt werden müssen. Wir hatten selten so viel gemeinsame, ungestörte Zeit wie im Moment, weshalb es mir umso bewusster geworden war, wie sehr ich das vermisst hatte. „Aber –“ Kurz schloss er die Augen. „Ich bin auch froh, dass du hier bist.“ Nun war ich derjenige, der überrascht dreinschaute. Der verlegene Ausdruck war nicht aus seinem Gesicht gewichen, dafür hatte sich noch etwas anderes darunter gemischt, das ich nicht ganz deuten konnte. „Es hat mir gefehlt, neben dir aufzuwachen, mit dir Zeit zu verbringen. Allein. Natürlich liebe ich es, die anderen um mich herum zu wissen, aber manchmal… naja, wie soll ich sagen? Es ist halt einfach anders.“ Dass ich unbewusst den Atem angehalten hatte, merkte ich erst, als ich ihn gut vernehmlich wieder ausstieß. Was sollte ich darauf noch sagen, außer: „Genau dasselbe habe ich gerade eben auch gedacht.“ Die Unsicherheit wich aus Felix' Blick, fast schon erleichtert lachte er auf. Lächelnd beobachtete ich, wie die Sommersprossen dabei über seine Haut tanzten. „Hatte schon Angst, ich bin der Einzige, der das so empfindet.“ „Niemals.“ Es war mir schon lange bewusst, dass wir sehr ähnlich tickten und fühlten, dennoch änderte es nichts an der Besonderheit seiner Worte. Das, was da zwischen uns war, wollte ich niemals als selbstverständlich hinnehmen. Dafür war es zu kostbar. Sachte strich ich ihm einige Strähnen aus der Stirn, so wie er es zuvor bei mir getan hatte. Eine allzu bekannte Wärme machte sich in mir breit, als er für einige Sekunden die Augen schloss und leise seufzte. „Ich finde, wir sollten die verbliebene Zeit nutzen, bevor es heute Abend wieder zurückgeht.“ „Woran hast du gedacht? Nochmal die Stadt unsicher machen?“ Es war nur ein verhaltenes Murmeln, das nicht so recht zu dem Aufleuchten in seinen Augen passen wollte. Ihm schwebte eindeutig etwas anderes vor als eine erneute Sightseeingtour. Trotzdem dachte ich für einen kurzen Moment über seine Worte nach, wenn auch nur halbherzig. Paris war zwar eine sehr interessante Stadt, nur das hier war mir gerade wichtiger. Außerdem – „Nein, dann wäre auch wieder der halbe Staff dabei.“ Mein Schmunzeln wandelte sich zu einem Grinsen, als ich noch ein wenig näher rückte und ihn schließlich sanft, aber bestimmt zurück in die Rückenlage drückte. Ich hatte inzwischen eine recht genaue Vorstellung, wie ich die nächsten Stunden verbringen wollte und so wie ich Felix einschätzte, wäre er dem sicher nicht abgeneigt. Verwundert weiteten sich die dunklen Augen. „Ich dachte eher daran, dass wir einfach im Bett bleiben, bis man uns sucht, und –“ Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und schlang einen Arm um ihn. „– wir verkuscheln die verbleibende Zeit.“ Zufrieden mit der neuen Position und der wohligen Wärme, die mich jetzt umfing, seufzte ich. Wenn Felix davon irgendwie überrumpelt war, ließ er es sich nicht anmerken. Stattdessen lachte er leise, sein Brustkorb erbebte. Ein Arm legte sich ebenfalls fest um mich, ich spürte, wie er seine Wange an meinen Kopf lehnte und tief einatmete. Ja, so konnte es bleiben. * Ich musste noch einmal weggedämmert sein, denn das Nächste, das ich wahrnahm, war das eingängige Vibrieren eines Handys. Und eine Hand, die sanft, aber stetig meinen Nacken kraulte. Verschlafen tastete ich neben mich, bis ich schließlich bemerkte, dass ich immer noch halb auf Felix lag. Träge öffnete ich die Augen, um nach dem Störenfried Ausschau zu halten, da hatte sich Felix sein Smartphone bereits vom Nachttisch geangelt. Seine gedämpfte, raue Stimme, als er den Anrufer begrüßte, bescherte mir erneut einen angenehmen Schauder und wurde noch von der Hand in meinem Nacken verstärkt, die wenige Augenblicke später wieder damit begann, darüber zu streichen. Dezent desinteressiert lauschte ich dem Gespräch, ahnte ich doch bereits, um was es ging. Viel lieber gab ich mich dem Gefühl hin, das Felix' Nähe und die Berührungen in mir auslösten. Da war es wieder, dieses aufgeregte Kribbeln, das selbst meinen Herzschlag kurzzeitig aus dem Takt geraten ließ. Und ich genoss es in vollen Zügen. Während Felix mit einem unserer Staffs telefonierte, machte sich meine Hand selbstständig und mogelte sich auffällig unauffällig unter Felix' Schlafshirt. Das kurze, gut vernehmliche Einatmen, als meine Finger über die glatte Haut seines Bauchs fuhren, entlockte mir ein amüsiertes Schnauben. Grinsend vergrub ich das Gesicht in seiner Halsbeuge. Keine Ahnung, ob wer-auch-immer am anderen Ende der Leitung etwas davon mitbekam, das Gespräch war jedenfalls ziemlich schnell beendet. „Ey.“ Eine Hand legte sich über dem Shirt auf meine und gebot ihr Einhalt, noch ehe sie weiter auf Wanderschaft gehen konnte. Nicht, dass mich das ernsthaft aufgehalten hätte. Zart strich ich mit der Nase seinen Hals hinauf und atmete tief ein. Ich spürte, wie er sich leicht anspannte. Der Griff um meine Hand wurde fester. „Hyunjin…“ „Was denn?“, murmelte ich unschuldig gegen die warme Haut. Er sog scharf die Luft ein. Bekam da etwa wer eine Gänsehaut? Es tat gut zu wissen, dass ich ihn ebenso aus der Fassung bringen konnte wie er mich und das nur mit minimalen Berührungen. „Wir wurden gefragt, ob wir zum Essen kommen. Deshalb sollten wir wirklich –“ Er brach ab, als ich abermals mit der Nase seinen Hals entlang fuhr. „Was sollten wir?“ „Aufstehen… Essen.“ Langsam stieß ich die Luft durch den Mund aus – etwas, das ihn abermals zum Erschaudern brachte, als mein Atem seine Haut traf. Ich liebte diese Reaktionen, weshalb ich das Ganze noch einmal wiederholte, während meine Finger sich ungeachtet seiner Hand, die sie immer noch festhielt, erneut selbstständig machten. Ich wollte nicht aufstehen, wollte das hier nicht beenden. Wer wusste schon, wann wir das nächste Mal so nah beieinander sein konnten. „Wie wär‘s stattdessen mit Zimmerservice?“, raunte ich gegen seinen Hals. Einen Moment lang geschah nichts, dann erhellte sein Lachen den Raum. Zwar dämpfte das die Spannung, die sich in den letzten Minuten zwischen uns aufgebaut hatte, zauberte mir wiederum ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht. „Du bist echt unmöglich.“ Leicht kniff mir Felix in den Oberarm, was mich dazu brachte, den Kopf von seiner Schulter zu nehmen und mich ein Stück weit aufzurichten, um besser ihn ansehen zu können. Er lachte immer noch, während er sich mit einer Hand über das Gesicht rieb. „Also du willst heute wirklich nicht mehr aufstehen, oder?“ Das Kopfschütteln hätte ich mir eigentlich sparen können, die Antwort war offensichtlich. „Du doch auch nicht…“ Zwischen seinen Fingern hindurch musterte er mich einige Herzschläge lang, bis er sich ruckartig aufrichtete und mich mit diesem Ausdruck ansah, den ich nie ganz einordnen konnte. Aber ich mochte ihn, denn immer, wenn er mich so ansah, geschah etwas Schönes. Sekunden später landete ich auf dem Rücken, Felix' Grinsen schwebte über mir. „Also gut. Du hast gewonnen. Aber –“ Mit einem Mal fand ich mich in einer seiner berühmten Umarmungen wieder, den Kopf drückte er unter mein Kinn. „– zum einen: Positionswechsel.“ Lachend legte ich die Arme um ihn. Ich würde mich sicher nicht beschweren. „Und du sagst den anderen Bescheid und rufst dann gleich für‘s Essen an. Ich verhungere sonst, wenn wir den ganzen Tag hierbleiben.“ Beinahe hätte ich aufgestöhnt. So schön das hier gerade war, warum tat er mir das an? Er wusste, wie schwer ich mich mit dem starken französischen Akzent der älteren Dame an der Rezeption tat. Aber gut… diesen kleinen Sieg gestand ich ihm zu, dafür hatte ich ihn schließlich für die nächsten Stunden für mich. „Na gut… Nur weil du es bist. Und ich dich heute nicht mehr teilen möchte – und werde.“ Ende Nachwort Ich hoffe, es hat gefallen und ich würde mich über Feedback freuen ^^ Liebe Grüße Luna Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)