Another Side von Flordelis (Another World, another Wesker 1.5) ================================================================================ Kapitel 12: Ich will nur mit ihr reden -------------------------------------- [LEFT]Albert erwachte zum zweiten Mal in dem albtraumhaften RPD, diesmal im Büro von Chief Irons, das zumindest hier nicht mehr über all die ausgestopften Tiere verfügte. Nachdem er aus dem Krankenhaus nach Hause zurückgekehrt war, hatte die Müdigkeit ihn doch noch überwältigt. Doch die Hoffnung, nicht mehr von diesem seltsamen Albtraum heimgesucht zu werden, erwies sich offenbar als vergeblich.[/LEFT] [LEFT]Die Haupthalle war diesmal verlassen, doch im Gang, der zu seinem Büro führte, lag jemand auf dem Boden. Als er näher kam, erkannte er, dass es sich um Jill handelte, ihr Hals war in einem unnatürlichen Winkel abgeknickt – und sie bewegte sich nicht mehr. Er ging neben ihr in die Knie griff nach ihrer Schulter und flüsterte ihren Namen. Doch ihr starrer Blick war weiter in die Ferne gerichtet.[/LEFT] [LEFT]»Oh Gott, Jill, nein!« Es war nur ein Traum, doch trotzdem schnürte ihm diese Situation und die Tränen die Kehle zusammen.[/LEFT] [LEFT]Ein hämisches Lachen aus der Tiefe des Gebäudes ließ ihn aufhorchen. Wesker war immer noch unterwegs, suchte vermutlich nach weiteren Opfern – oder einfach nach ihm. Aber er konnte das nicht zulassen, sonst wäre Jills Tod umsonst gewesen.[/LEFT] [LEFT]Albert wischte sich hastig die Tränen weg, schloss Jills Augen, dann stand er auf und ging zum S.T.A.R.S.–Büro, das offen war. Hier gab es diesmal keine Sicherheit zu finden. Also lief er möglichst leise weiter, vorbei an der Wäschekammer, in die Bibliothek, die so verwüstet war wie der Rest des Gebäudes. Hier hielt er kurz inne und presste sich mit dem Rücken gegen eines der Regale, als er die schweren Schritte von Wesker vernahm. Aus dem Augenwinkel sah er den anderen vorbeilaufen, das Messer in seiner Hand funkelte im Licht. Er atmete erst auf, als Wesker wieder fort war und er nicht mal mehr seine Schritte hören konnte.[/LEFT] [LEFT]Dann eilte er durch die Eingangshalle, durch die offene Eingangstür– und hielt fassungslos wieder inne, als er an dem Steinbogen ankam, der das RPD vom Rest der Stadt abgrenzte. Normalerweise gab es hier nur ein einfaches Eisengitter, doch jetzt ragte ein riesiges Stahltor vor ihm auf, das sich nicht mal einen Zentimeter von ihm bewegen ließ.[/LEFT] [LEFT]»Was ist hier nur los?«, murmelte er. »Was ist das für ein seltsamer Traum?«[/LEFT] [LEFT]»Ah, da bist du!«[/LEFT] [LEFT]Die Stimme schabte unangenehm an seinem Gehirn und jagte tausend Schauer über seinen Rücken. Wesker stand hinter ihm, ein kaltes Grinsen im Gesicht. »Siehst du endlich ein, dass es sinnlos ist, dich mir zu widersetzen?«[/LEFT] [LEFT]»Was willst du von mir?«, fragte Albert.[/LEFT] [LEFT]»Ist das nicht offensichtlich?«, kam die Gegenfrage. »Ich will, was du hast: deinen Körper. Du hast lange genug gezeigt, dass du nichts mit deinen überlegenen Genen anzufangen weißt. Ich dagegen werde die Gelegenheit zu schätzen wissen.«[/LEFT] [LEFT]Er musste nicht fragen, was er dann vorhatte, Albert konnte sich denken, dass er genau dasselbe tun würde, wie in der Welt der anderen Jill: die Infektion der gesamten Menschheit, um dann der Gott einer neuen Evolutionsstufe zu werden.[/LEFT] [LEFT]Nichts, was Albert erstrebenswert fand. Deswegen zögerte er nicht mehr, sondern rannte nach rechts weg, in die Gasse hinein, die zur Feuertreppe führte.[/LEFT] [LEFT]»Rennen ist zwecklos!«, rief Wesker ihm hinterher. »Ich bin schon ein Teil von dir! Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Infektion dich übernimmt!«[/LEFT] [LEFT]Wenn die Antikörper weiter abnahmen, würde er dann wirklich zu diesem Wesker werden? Zu einer Gefahr für die Menschheit, sofern niemand ihn aufhalten könnte?[/LEFT] [LEFT]Albert weigerte sich, das zuzulassen. Nicht einmal über seine Leiche würde er diesem Wesker erlauben, seinen Körper zu benutzen.[/LEFT] [LEFT]Plötzlich wurde er gepackt, wie schon letztes Mal, aber diesmal wurde er nicht fortgeschleudert, sondern gegen den Zaun vor sich gedrückt. Etwas Schwarzes schlängelte sich um seinen Hals, drohte wieder, ihm die Luft abzuschneiden. Wesker kam ihm viel zu nahe, er konnte den kalten Atem in seinem Nacken spüren. »Sieh es ein, deine Zeit ist um, Albert. Dein Leben hat nicht funktioniert, jetzt sollte es mir gehören!«[/LEFT] [LEFT]»Niemals«, presste Albert hervor. »Eher sorge ich dafür, dass dieser Körper ganz zerstört wird.«[/LEFT] [LEFT]Nach allem, was die andere Jill ihm erzählt hatte, würde er niemals zulassen, dass seine Jill oder Chris oder auch nur einer der anderen, dieselbe Hölle durchleben müsste, nicht wegen ihm. Und wenn er es verhindern konnte, dann würde er das auch tun.[/LEFT] [LEFT]Wesker lachte spöttisch. »Dann beenden wir das lieber schnell.«[/LEFT] [LEFT]Er hob das Messer – dann erklangen Schüsse. Wesker keuchte und ließ Albert los. Wütend fuhr er herum. »Chriiiis!«[/LEFT] [LEFT]Selbst wenn er nicht gemeint war, erschauerte Albert bei der Verachtung, die in Weskers Stimme zu hören war. Deswegen brauchte er einen Moment, bis er selbst Chris erkannte, der einige Schritte entfernt stand, die Pistole immer noch im Anschlag. Als ihre Blicke sich kreuzten, nickte Chris zur Seite. Albert folgte dem Signal sofort und lief weiter zur Feuertreppe. Wesker kümmerte sich nicht um ihn, seine gesamte Aufmerksamkeit galt nur noch Chris, der weitere Schüsse abfeuerte.[/LEFT] [LEFT]Während er die Feuertreppe hinaufhastete, wagte er nicht, zurückzublicken, stattdessen fragte er sich, wohin er gehen sollte. Wo wäre er sicher? Wie käme er hier heraus? Es war nur ein Traum, aber er vertraute nicht darauf, dass er aufwachte, sobald er starb.[/LEFT] [LEFT]Im ersten Stock trat er in den östlichen Gang, wo er ein eigentümliches Geräusch hörte, dem er, in Ermangelung eines richtigen Ziels, folgte. Als er um die Ecke bog, entdeckte er eine offene Luke auf dem Boden, aus der schwarzer Rauch strömte, auch das Geräusch, das er nicht mal zu beschreiben wusste, kam von ihr. Es ergab keinen Sinn, dass sich hier eine Luke befand, die ohnehin nur ins Erdgeschoss führen dürfte. Aber es war immerhin ein Traum, warum sollte da überhaupt irgendetwas Sinn machen?[/LEFT] [LEFT]Er ging auf die Luke zu, im selben Moment hörte er rasende Schritte hinter sich – dann packte etwas seinen Fuß und riss ihn zu Boden. Die schwarzen, schlangenartigen Tentakeln lösten sich wieder von ihm und kehrten zu Wesker zurück, der zufrieden auf ihn herabblickte.[/LEFT] [LEFT]»Dachtest du wirklich, du könntest mir entkommen, Albert?«, fragte er spöttisch. »Egal, wohin du rennst, du kannst nicht vor deiner Bestimmung davonlaufen – und das bin nun einmal ich. Also sieh es ein und hör mit dem Widerstand auf!«[/LEFT] [LEFT]Jedes Wort, das diese Stimme an ihn richtete, brannte auf seiner Seele, stach in sein Gehirn und ließ ihn immer wieder erschauern. Sein gesamter Wille begehrte dagegen auf, von diesem Mann besiegt und übernommen zu werden.[/LEFT] [LEFT]Er hatte keine Zeit, aufzustehen, deswegen kroch er zu der Luke hinüber. In der Army hatte er derartige Übungen mit Leichtigkeit absolviert, selbst im strömenden Regen durch den tiefsten Matsch, und so war er innerhalb weniger Sekunden angekommen und ließ sich – unter Weskers amüsierten Lachen – in den schwarzen Nebel fallen.[/LEFT] [LEFT]Für einen kurzen Moment befürchtete er, für immer zu fallen. Doch dann landete er und öffnete seine Augen. Über sich sah er seine ihm vertraute Schlafzimmerdecke. Er setzte sich aufrecht hin und wischte sich den Schweiß von der Stirn.[/LEFT] [LEFT]Am Tag zuvor hatte er wegen der Akte und den Erkenntnissen daraus fast vollkommen verdrängt, dass Alex ihm dieses Mittel zur Unterdrückung der Antikörper gespritzt hatte. Aber Weskers Worte – vermutlich nur sein Unterbewusstsein, das ihn noch einmal auf diese Sorge hinweisen wollte – hatten es wieder aufgewühlt und zurück in den Vordergrund gedrängt. Er musste irgendetwas tun, um diesem Antikörper-Abbau entgegenzuwirken. Aber was?[/LEFT] [LEFT]Die Uhr verriet ihm, dass es kurz nach zehn war. Deswegen machte er sich für den Tag fertig, während er darüber nachdachte. Alex hatte gesagt, dass Umbrella dieses Mittel entwickelt hatte, also gab es wohl niemand anderen, der sich damit auskannte, und auch dass es ein Gegenmittel höchstens bei ihr zu finden gäbe. Dass er zu ihr kommen sollte, waren immerhin ihre Worte gewesen – aber wo genau war sie gerade? Das hätte sie ihm vielleicht auch sagen sollen.[/LEFT] [LEFT]Nachdem er sich fertig angezogen und rasiert hatte, überlegte er, ob er einen Kaffee trinken sollte, bevor er noch einmal ins Krankenhaus fuhr. Dabei lief ihm die Zeit davon, er müsste irgendetwas tun, um Alex zu finden.[/LEFT] [LEFT]Im selben Moment klingelte es an seiner Tür. Zuerst dachte er, sich das nur eingebildet zu haben, aber da folgte ein Klopfen an seiner Wohnungstür, das er nicht mehr ignorieren konnte. Er öffnete die Tür, in der sicheren Erwartung, Alex vorzufinden – doch es war jemand, mit dem er gar nicht gerechnet hatte.[/LEFT] [LEFT]»Kevin?«, fragte er perplex. »Was gibt es?«[/LEFT] [LEFT]Kevin störte sich nicht an der fehlenden Begrüßung. »Hey, Boss, kann ich reinkommen?«[/LEFT] [LEFT]»Ich bin nicht mehr dein Boss«, erwiderte Albert, trat aber beiseite und ließ ihn herein, was Kevin auch sofort nutzte, um sich dann interessiert umzusehen.[/LEFT] [LEFT]Es erinnerte Albert ein wenig an den Besuch der anderen Jill, die genauso neugierig gewesen war. Aber Kevin stoppte sich selbst, als er im Wohnzimmer stand und wandte sich Albert zu, der ihn noch einmal fragte, was er hier wollte.[/LEFT] [LEFT]»Mehrere Dinge«, antwortete Kevin schließlich. »Zum einen wollte ich dich heute ins Krankenhaus fahren. Chris hat gesagt, Barry hätte dich gestern heimgefahren, also ...«[/LEFT] [LEFT]Tatsächlich hatte Barry ihm das gestern angeboten, nach Alberts nebensächlicher Aussage, dass er sich ein Taxi rufen müsste. Im Auto hatten sie nicht viel miteinander gesprochen, obwohl Albert das Gefühl nicht losgeworden war, dass Barry eigentlich etwas sagen wollte. Vielleicht hatte er gespürt, wie müde Albert war und es deswegen nicht getan.[/LEFT] [LEFT]»Außerdem siehst du echt fertig aus«, sagte Kevin. »Also kein Problem.«[/LEFT] [LEFT]Wenn es sogar Kevin auffiel, musste er wirklich furchtbar aussehen. Es lag also doch nicht nur am Licht im Badezimmer, wie er sich während des Rasierens eingeredet hatte.[/LEFT] [LEFT]»Danke dafür«, sagte Albert. »Was sind die anderen Dinge?«[/LEFT] [LEFT]»Barry hat dir bestimmt gesagt, dass ich gestern auch im Krankenhaus war, aber dann hab ich da diese Frau gesehen ...«[/LEFT] [LEFT]Albert hoffte, dass Kevin ihm nicht einfach nur von irgendeiner Eroberung erzählen wollte. Dafür hätte er im Moment absolut keine Geduld und auch keine Nerven. Zu seinem Glück fuhr Kevin direkt fort, allerdings in eine Richtung, die er nicht erwartet hatte: »Jedenfalls sagte ich ihr, dass ich bei den S.T.A.R.S. bin, darauf wollte sie, dass ich dir etwas gebe, weil du jetzt bestimmt genug Zeit zum Nachdenken hattest.«[/LEFT] [LEFT]Es überraschte ihn nicht einmal, dass Kevin versuchte, bei Frauen zu landen, indem er ihnen erzählte, dass er zu einer Eliteeinheit gehörte. Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, was Kevin ihm eigentlich mitteilen wollte.[/LEFT] [LEFT]»Warte, was? Sie hat dir etwas für mich gegeben?«[/LEFT] [LEFT]»Ja.« Kevin griff in seine Tasche und zog einen Zettel heraus, den er Albert reichte. »Sie meinte, du wüsstest schon Bescheid. Hast du vielleicht schon mit ihr angebandelt?«[/LEFT] [LEFT]Albert sagte nichts dazu und nahm den Zettel an sich, um einen Blick darauf zu werfen. Es war eine Adresse im Norden von Raccoon City, so viel konnte er sagen. Aber er erinnerte sich nicht, je dort gewesen zu sein.[/LEFT] [LEFT]»Wie sah die Frau aus?«, hakte er nach.[/LEFT] [LEFT]»Na ja, kurzes blondes Haar, weißer Anzug, ich dachte, sie wäre eine Ärztin oder Managerin oder sowas da. Ich glaube, sie hatte auch eine Schlüsselkarte für einen gesperrten Bereich.«[/LEFT] [LEFT]Wie hatte er ignorieren können, dass Alex zumindest in einem Bereich des Krankenhauses unterwegs sein könnte, wenn sie leitende Forscherin war? Aber dass sie sich dann sogar seinen Kollegen näherte, um Nachrichten an ihn zu übermitteln, war eine Überraschung. Traute sie sich nicht, noch einmal in direkten Kontakt mit ihm zu treten, sofern er sich ihr nicht näherte? Vielleicht glaubte sie, dass er doch noch schießen würde – oder er überdachte es zu sehr und es war einfach dem Umstand zu verdanken, dass er gestern so spät ins Krankenhaus gekommen war.[/LEFT] [LEFT]Mit dieser Adresse in seiner Hand gab es nur noch einen Weg, den er gehen konnte. Aber davor musste er etwas sicherstellen, deswegen bat er Kevin, ihn direkt ins Krankenhaus zu fahren.[/LEFT] [LEFT]»Klar«, sagte er glücklicherweise sofort. »Ich erzähl dir auf dem Weg, was es sonst noch so gibt. Eigentlich wollte ich dir nämlich Neuigkeiten aus dem Revier berichten.«[/LEFT] [LEFT]»Du weißt, dass du das nicht mehr musst? Ich bin nicht länger dein Vorgesetzter.«[/LEFT] [LEFT]Kevin winkte ab. »Ich hab einfach Lust darauf, also lass uns gehen.«[/LEFT] [LEFT]Im Auto erzählte er ihm dann, dass das FBI Irons verhaftet hatte, nachdem er von der Inneren Abteilung seiner Aufgabe entbunden worden war. Albert schmunzelte zufrieden. Da hatten die Agenten und die Detectives mal gut zusammengearbeitet, er selber würde Irons bestimmt nicht vermissen. Enrico würde es sicher nicht anders gehen. Außerdem wurde offenbar gemunkelt, dass Irons auch für eine ungeklärte Mordserie verantwortlich sei, die besonders junge Frauen getroffen hatte. Albert erinnerte sich an diesen Fall, aber er kannte keine Details, da sie alle zu sehr mit dem Arklay-Anwesen und Chris' vermeintlichem Verrat beschäftigt gewesen waren. Vielleicht waren die ausgestopften Tiere in seinem Büro doch ein Zeichen für ein tiefer liegendes Problem gewesen – oder alles stellte sich als Fehler heraus. Allein wegen der Korruption dürfte er lange genug im Gefängnis landen, das war alles, was zählte.[/LEFT] [LEFT]Als sie im Krankenhaus ankamen, war Albert über alles informiert und müde war er dazu auch, der Schweiß lief ihm erneut die Stirn herab. Offenbar sah er so schlimm aus, dass sogar Kevin ihn wieder besorgt musterte, während sie zu Jills Zimmer liefen. »Fühlst du dich echt gut genug? Du könntest dich hier auch gleich einfach checken lassen.«[/LEFT] [LEFT]Man könnte ihm hier nicht helfen, deswegen war es sinnlos. Aber das wollte er nicht erklären, deswegen schüttelte er mit dem Kopf. »Ich bin schon okay. Ich fahr vielleicht gleich wieder heim, um mich auszuruhen.«[/LEFT] [LEFT]»Soll ich dich fahren?«[/LEFT] [LEFT]Albert hielt vor Jills Zimmer wieder inne. Er wäre gern noch einmal hineingegangen, um sie zu sehen, bevor er etwas tat, das eine wirklich dumme Idee war. Aber er wusste auch, dass er möglicherweise wieder einbrechen, ihr alles erzählen und es sich dann ausreden lassen würde. Damit brächte er sie und alle anderen aber vielleicht in Gefahr – und es könnte ihm die Gelegenheit nehmen, noch einmal mit Alex zu sprechen. Er wusste, dass seine Entscheidung vollkommen egoistisch war, aber nachdem sein ganzes Leben von Umbrella gesteuert worden war, konnte er sich das leisten. Wenn er das alles überlebte, erforderte es nur wahnsinnig viele Entschuldigungen.[/LEFT] [LEFT]»Nein, nicht notwendig, ich nehme ein Taxi. Aber kannst du mir vorher Chris rausschicken?«[/LEFT] [LEFT]Da jeder bei S.T.A.R.S. wusste, wie nah sie sich standen, wunderte Kevin sich wohl nicht darüber. Er nickte ihm nur zu und sah zuerst in Chris' Zimmer nach. Überraschenderweise war er dort sogar, offenbar gemeinsam mit Claire, die aber mit Kevin im Raum blieb, während Chris nach draußen kam.[/LEFT] [LEFT]Albert hatte sich inzwischen gegen die Wand gelehnt und rieb sich mit der Hand über die eigentlich verletzte Rippe, die heute schon nicht mehr schmerzte, obwohl er seit gestern keine Schmerzmittel mehr genommen hatte. War sie vielleicht schon wieder verheilt? Rührte das auch von dem Progenitor-Virus und den nachlassenden Antikörpern?[/LEFT] [LEFT]Seine Gedanken wurden unterbrochen, weil Chris ihn ansprach: »Du siehst echt mies aus. Noch mehr als gestern.«[/LEFT] [LEFT]Albert brachte ein halbes Schmunzeln zustande. »Ich weiß. Deswegen kann ich auch nicht rein. Ich will nicht, dass Jill sich Sorgen macht.«[/LEFT] [LEFT]»Aber wenn ich mir Sorgen mache, ist das okay?«[/LEFT] [LEFT]»Natürlich nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass ich mit dir offener darüber reden kann, dass du es eher verstehst.«[/LEFT] [LEFT]Chris' Blick wurde ein wenig sanfter, seine Augen funkelten sogar etwas. Das ermutigte Albert fortzufahren, indem er Chris den Zettel mit der Adresse reichte, die er sich bereits gemerkt hatte. »Ich werde gleich hierhin fahren. Falls ihr morgen noch nichts von mir gehört habt, möchte ich, dass du Enrico Bescheid sagst, weil ich dann bestimmt Hilfe brauche.«[/LEFT] [LEFT]Oder dann vielleicht schon tot war. Aber er sollte lieber versuchen, optimistisch zu bleiben. Denn Chris übernahm bereits den Pessimismus, als er mit gerunzelter Stirn auf den Zettel hinabsah, ohne ihn anzunehmen. »Was willst du dort machen?«[/LEFT] [LEFT]»Ist das wirklich wichtig?«[/LEFT] [LEFT]Chris hob den Blick, um ihn wieder anzusehen. »Ja, ist es, für mich jedenfalls. Ich kann dich doch nicht einfach in eine Katastrophe rennen lassen.«[/LEFT] [LEFT]Am liebsten hätte Albert frustriert geseufzt, aber er beließ es bei einem knirschenden »Chris«, das ihn ein bisschen zu sehr an Weskers Stimme aus seinem Traum erinnerte. »Ich muss das tun, und zwar allein. Ich weiß, dass es vielleicht dumm ist-«[/LEFT] [LEFT]»Es ist absolut dumm«, unterbrach Chris ihn.[/LEFT] [LEFT]»-aber es gibt keine Alternative dafür«, fuhr Albert unbeirrt fort.[/LEFT] [LEFT]»Warum nicht?«[/LEFT] [LEFT]»Weil ich krank bin und es vielleicht die einzige Chance ist, die ich habe.«[/LEFT] [LEFT]Das fachte Chris' Sorge so sehr an, dass er sogar einen Schritt auf ihn zuging. »Krank? Warum? Was ist passiert?«[/LEFT] [LEFT]»Ich kann dir das jetzt nicht erklären, ich kann dir nur sagen, dass ich dorthin muss.«[/LEFT] [LEFT]Unwirsch riss Chris ihm den Zettel aus der Hand, las sich die Adresse durch, erhielt dadurch aber natürlich keine Antwort, was dazu führte, dass er Albert wieder ansah. »Was ist dort? Was erhoffst du dir davon? Ist das wieder so eine Falle?«[/LEFT] [LEFT]»Dort ist jemand, der mir helfen kann«, erwiderte Albert, doch er wurde von Chris unterbrochen: »Wer kann dir helfen? Jemand von Umbrella?«[/LEFT] [LEFT]»Ich kann es dir nicht sagen.«[/LEFT] [LEFT]Chris blieb stur: »Warum nicht?«[/LEFT] [LEFT]»Weil du sonst verlangst, dass ich es nicht tue, und ich will dich nicht anlügen müssen.«[/LEFT] [LEFT]»Ich sollte das auch von dir verlangen!«, donnerte Chris, in einer Lautstärke, die ihm tadelnde Blicke von Krankenschwestern in der Nähe einbrachte. »Oder es Enrico sofort sagen.«[/LEFT] [LEFT]Albert senkte die Stimme, hoffend, dass auch sein Freund sich dann beruhigte: »Bitte, Chris, tu das nicht. Gib mir eine Chance.«[/LEFT] [LEFT]»Wofür?« Seine zischende Stimme war immerhin leiser. »Dass du dich selbst umbringst?«[/LEFT] [LEFT]»Ich will nur mit ihr reden. Sie wird mich nicht sterben lassen, das garantiere ich dir.«[/LEFT] [LEFT]Chris' Augen weiteten sich, als ihm die Erkenntnis kam: »Du gehst zu Alex?! Al, du hast selbst gesagt, dass sie wahrscheinlich sauer sein wird, weil du dich gegen sie gestellt hast.«[/LEFT] [LEFT]Da Albert nichts sagte, ereilte Chris noch eine Eingebung: »Du hast schon mit ihr geredet! Und sie hat dich infiziert! Und jetzt willst du zu ihr gehen?! Warum tust du so etwas Dummes?!«[/LEFT] [LEFT]Er hatte damit gerechnet, dass Chris sich sperren und ihm Kontra geben würde, aber das war doch heftiger als erwartet. Und es raubte ihm kostbare Zeit. Weskers Stimme echote in seinem Inneren, schabte und kratzte an seinem gesamten Körper, der zu brennen schien. Das alles steigerte seine Frustration so sehr, dass er das einzige ausrief, was Chris noch überzeugen könnte: »Weil sie meine Schwester ist! Ich kann mich nicht einfach von ihr abwenden!«[/LEFT] [LEFT]Tatsächlich brachten diese Worte seinen Freund dazu, nichts mehr zu sagen, aber der Zweifel blieb, deswegen setzte Albert direkt nach: »Was würdest du tun, wenn es Claire wäre? Wenn ich von dir verlangen würde, sie als Feindin zu betrachten?«[/LEFT] [LEFT]Chris presste die Lippen aufeinander. Albert sprach einfach weiter: »Alex ist die einzige Blutsfamilie, die ich noch habe. Ich weiß, dass sie mir nichts tun will und ich werde sie davon überzeugen, das alles sein zu lassen. Bitte, Chris, ich brauche nur diesen einen Tag!«[/LEFT] [LEFT]Als wollte das Universum ihn auch unterstützen, öffnete sich in diesem Moment die Tür zu Chris' Zimmer. Claire kam heraus und sah besorgt zwischen ihnen hin und her. »Stimmt etwas nicht?«[/LEFT] [LEFT]Kevin lief hinter ihr und hob entschuldigend die Hände. Immerhin hatte er wohl versucht, sie aufzuhalten, damit sie dieses Gespräch nicht störte. Erstaunlich, wie ihm bewusst geworden sein musste, dass es für Albert wichtig war.[/LEFT] [LEFT]Chris erkannte dasselbe wohl auch endlich, denn er steckte den Zettel endlich ein. »Es ist alles okay, Claire, keine Sorge. Al muss nur nach Hause und sich ausruhen.«[/LEFT] [LEFT]Ein kaum sichtbares Nicken von Chris in Richtung des Ausgangs war für Albert das Signal, sich zu verabschieden und wirklich zum Taxistand vor dem Krankenhaus zu gehen. Gerade nach diesem Streit hatte er zumindest auch erst einmal kein Verlangen, mit Jill zu reden, weil sie bestimmt auch wissen wollte, was los war – und sie wäre bestimmt nicht so nachgiebig wie Chris.[/LEFT] [LEFT]Während er im Taxi saß, rieb er sich weiter über die Rippe, wo seine Haut inzwischen zu jucken begonnen hatte. Jede einzelne Handbewegung dort führte zu einem leisen, zufriedenen Hm des finsteren Weskers in seinem Inneren, dennoch konnte er nicht aufhören.[/LEFT] [LEFT]Die Adresse führte ihn tatsächlich in den Norden der Stadt, sogar noch weiter, als er gedacht hatte. Es war das letzte Haus, bevor die Wildnis des Raccoon City Forest anfing, wurde von dieser jedoch auch bereits vereinnahmt, da sich niemand um das verwilderte Grundstück zu kümmern schien. Deswegen sah er zuerst nur das Eingangstor, das nicht abgeschlossen war. Nachdem er es hinter sich gebracht hatte, ging er den Weg entlang, wich dabei immer wieder tief hängenden Ästen oder hervorstehenden Wurzeln aus. Nach etwa hundert Metern entdeckte er schließlich das Haus – und hielt überrascht inne.[/LEFT] [LEFT]Da ihm die Adresse so unbekannt gewesen war, hatte er mit nichts Bestimmtem gerechnet, aber das hier war einfach verrückt. Vor ihm ragte eine Villa auf, die einem Märchenschloss zu ähneln schien – in einem Gruselmärchen jedenfalls. Dem Dach fehlten einige Schindeln, der Putz bröckelte von den Wänden, an denen Efeuranken emporkletterten, und die Fensterläden hingen schief in den Angeln. Alles sah verlassen aus, aber dennoch war Albert überzeugt, dass jemand hier war. Nicht nur, weil Alex ihm diese Adresse genannt hatte, sondern weil es sich auch danach anfühlte. Die blinden Fenster schienen ihn zu beobachten, wie er seine Waffe zog und um das Haus herumlief. Dabei versuchte er, einen Blick hineinzuwerfen, doch die Scheiben starrten vor Dreck und im Inneren war es vermutlich ohnehin dunkel.[/LEFT] [LEFT]Kies knirschte unter seinen Schuhen, obwohl er zwischen dem Unkraut nichts davon sehen konnte. Auf der Rückseite des Hauses entdeckte er einen überdachten Steingang, der vom Haus tiefer in den Wald hineinführte. Seine Neugier wollte, dass er dieser Konstruktion folgte, doch ein Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit hinter sich. Er wirbelte herum – und erhielt einen heftigen Schlag gegen seine Schläfe.[/LEFT] [LEFT]Die Welt drehte sich, als er zu Boden fiel, schwarze und rote Lichtpunkte tanzten vor seinen Augen, während eine Welle von Übelkeit über ihn hinwegrollte. Jemand kniete sich neben ihn, die Person lachte, doch der Laut klang dumpf und kam nur schwer bei ihm an. Albert wollte den Blick heben, um sich anzusehen, wer ihm das angetan hatte, doch der Schmerz und die Übelkeit machten es ihm unmöglich. Kraftlos ließ den Kopf zu Boden sinken und schloss die Augen.[/LEFT] [LEFT]Die Person packte seinen Arm und zog ihn unbarmherzig mit sich, ohne dass er sich wehren konnte. Den Bruchteil einer Sekunde fragte er sich, ob Alex ihn wirklich nur in eine Falle gelockt hatte, dann versank sein Bewusstsein endgültig in einer befreienden Ohnmacht, in der er sich keine Gedanken mehr um so etwas machen musste.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)