Another Love von Flordelis (Another World, another Wesker ~ Sidestory) ================================================================================ Kapitel 2: Ich kann nie wieder ins Büro --------------------------------------- [LEFT]Albert erwachte nach einem unruhigen Schlaf, der ihm nicht viel Erholung brachte. Er wusste nicht, wie spät es war, aber Jill war irgendwann aufgestanden, also musste es zumindest nach zehn Uhr sein – vorher wachte sie selten an einem freien Tag auf. Eine Weile wälzte er sich noch herum, immer noch mit den Ereignissen der letzten Nacht beschäftigt. Selbst jetzt glaubte er noch, Chris' Lippen auf seinen zu spüren. Es war seltsam, wie lange dieses Gefühl blieb. Bei Jill war das nicht gewesen. War es sein schlechtes Gewissen, das dazu führte?[/LEFT] [LEFT]Schlussendlich entschied er sich, aufzustehen, weil ihm Jills Wärme fehlte. Er fand sie im Wohnzimmer auf dem Sofa, wo sie gerade einen Kaffee trank und dabei versuchte, Moby Dick zu lesen, einer der Klassiker, der ihm geschenkt worden war. Nicht mal er war darin weit gekommen, deswegen wunderte es ihn nicht, dass Jill die Stirn gerunzelt hatte – und das Buch sofort sinken ließ, als sie ihn bemerkte. »Guten Morgen, Albert. Willst du auch einen Kaffee?«[/LEFT] [LEFT]»Das wäre gut, ja.« Nach letzter Nacht hatte er wirklich das Gefühl, einen zu brauchen.[/LEFT] [LEFT]Jill stand sofort auf, bedeutete ihm, sich zu setzen und verschwand dann in Richtung der Küche. Albert nahm auf dem Sofa Platz und dachte darüber nach, dass er sich vielleicht doch einen Fernseher zulegen sollte, damit Jill sich nicht langweilen musste, wenn er nicht da war. Jedenfalls bezweifelte er, dass sie seine Bücher durchging, wenn sie sich nicht gerade langweilte.[/LEFT] [LEFT]Jill kam mit einer Tasse zurück, die sie ihm reichte. Er bedankte sich, dann setzte sie sich neben ihn und sah ihn erwartungsvoll an. »Okay, du wolltest mir erzählen, was gestern passiert ist?«[/LEFT] [LEFT]Daran erinnerte sie sich? Das war nicht schlecht, er war sich nicht sicher, ob er sich so etwas im Halbschlaf merken könnte.[/LEFT] [LEFT]Zuerst nahm er einen Schluck Kaffee, ehe er ihr einen kurzen Überblick über Chris' Erzählungen gab. »Er hasst diese BOWs wirklich sehr. Aber das wundert mich gar nicht.«[/LEFT] [LEFT]»Mich auch nicht«, sagte Jill. »Ich hoffe, wir werden außerhalb unserer nächsten Missionen nichts mehr von ihnen zu sehen bekommen.«[/LEFT] [LEFT]Sie wollten Umbrella noch aufreiben, sie so sehr fertigmachen, dass sie nicht mal mehr aus der Asche zurückkehren könnten. Aber Enrico wollte, dass ihre Pläne erst absolut wasserdicht waren und alle Eventualitäten berücksichtigt waren. Natürlich war das die vernünftige Herangehensweise, aber für Albert ging es teilweise zu langsam, er hätte schon längst mindestens eine der Anlagen gestürmt – und damit wieder Leute in Gefahr gebracht. Enricos Vorgehensweise war wesentlich sicherer. Außerdem konnte er so eine friedliche Zeit mit Jill und Chris und den anderen S.T.A.R.S.–Mitgliedern verbringen.[/LEFT] [LEFT]»Wir haben auf jeden Fall sehr viel getrunken«, fuhr er fort, »Chris um einiges mehr als ich, und dann habe ich ihn nach Hause gebracht.«[/LEFT] [LEFT]Sie nickte verstehend und lauschte immer noch aufmerksam. Sicher erwartete sie mit Spannung, was er als seltsames Ereignis bezeichnet hatte. Er war sich immer noch nicht sicher, wie er das am besten erklären sollte, also versuchte er es direkt auf den Punkt zu bringen: »Als wir vor seiner Tür standen, hat Chris mich geküsst. Für mehrere Sekunden, vielleicht Minuten, ich bin mir nicht sicher.«[/LEFT] [LEFT]Warum hatte er den letzten Satz hinzugefügt? Das machte alles ja fast noch schlimmer.[/LEFT] [LEFT]Jill gab nicht zu verstehen, was sie dachte. Ihre Miene war neutral, genau wie ihre Stimme, als sie ihm eine Frage stellte: »Was hast du gemacht?«[/LEFT] [LEFT]»Ich hab daran gedacht, wie es war, als du mich hast stehen lassen … und ich wollte nicht, dass er auch so frustriert ist. Außerdem war ich ja auch angetrunken. Deswegen … hab ich den Kuss erwidert.« Allein bei der Erinnerung daran spürte er wieder diese Hitze in seinem Inneren, die von Chris auf ihn übergegangen war und die ihn zu mehr hatte antreiben wollen. Deswegen fuhr er lieber hastig fort: »Aber das war dann auch alles. Chris hat mir eine gute Nacht gewünscht und ist in seine Wohnung, ich bin sofort nach Hause gekommen. Oh Gott, Jill, es tut mir wirklich leid!«[/LEFT] [LEFT]Am Ende war seine Stimme derart panisch geworden, dass er sich selbst ein wenig erschreckte. Offenbar machte er sich doch mehr Sorgen, dass sie ihn deswegen verlassen könnte, als er glauben wollte. Dabei war es ja nicht sein Fehler gewesen. Nicht so wirklich jedenfalls.[/LEFT] [LEFT]Er war sich nicht sicher, welche Reaktion er von Jill erwartet hätte, aber diese war es auf jeden Fall nicht: Sie neigte nachdenklich den Kopf und stieß ein »Huh« aus.[/LEFT] [LEFT]»Was meinst du mit huh?«, fragte er irritiert.[/LEFT] [LEFT]Während sie einen Schluck Kaffee nahm, sah sie ihn unschuldig an. »Ach, weißt du, ich bin eigentlich nur überrascht, dass Chris einen solchen Vorstoß gewagt hat. Damit hab ich nicht gerechnet. Er muss wirklich sehr betrunken gewesen sein.«[/LEFT] [LEFT]Albert zog die Brauen zusammen. »Wovon redest du? Was für ein Vorstoß?«[/LEFT] [LEFT]Seine Verwirrung schien auch Jill zu irritieren, die nun die Stirn runzelte. »Na ja, du weißt doch sicher, dass Chris in dich verliebt ist, oder? … Oder?«[/LEFT] [LEFT]Ihre Stimme wurde nun selbst ein wenig panisch, als sie erkannte, dass sie gerade etwas ausgeplaudert hatte, was vollkommen neu für Albert war. Er starrte sie an und wartete darauf, dass sie ihm lachend sagte, dass es nur ein Scherz gewesen sei. Aber das kam nicht. Stattdessen senkte sie den Blick schuldbewusst in ihre Kaffeetasse.[/LEFT] [LEFT]Chris konnte nicht in ihn verliebt sein, das war doch lächerlich! Das hätte er doch merken müssen. Ganz zu schweigen davon, dass es keinen Grund für eine solche Liebe geben könnte. Aber wenn er so darüber nachdachte, erklärte das, warum Chris immer so betrübt war, sobald es um Alberts Beziehung zu Jill ging. Und vor allem auch Chris' Worte, nachdem Albert ihn darauf angesprochen hatte: »Du denkst, ich bin in Jill verliebt?«[/LEFT] [LEFT]Damals hatte er sich nichts dabei gedacht, aber im Nachhinein könnte das schon ein halbes Geständnis gewesen sein.[/LEFT] [LEFT]Am liebsten hätte Albert sich in diesem Moment in einem tiefen Loch der Schande vergraben, wenn er an sein Verhalten zurückdachte. Er war so sehr in Jill vernarrt gewesen und hatte nur Augen für sie gehabt, dass ihm Chris' Gefühle nie aufgefallen waren. Im Gegenteil, er hatte sogar gedacht, Chris sei in Jill verliebt und war auf ihn eifersüchtig gewesen. Die ganze Zeit musste Chris gedacht haben, dass Albert seine Gefühle einfach ignorierte und vielleicht sogar unsensibel genug war, vor seinen Augen mit Jill zu turteln oder zumindest über sie zu sprechen.[/LEFT] [LEFT]»Ich hatte keine Ahnung.«[/LEFT] [LEFT]Jill zog ihre Knie an ihren Körper und legte ihre Arme darum. Sie sah ihn zerknirscht an. »Sag Chris bitte nicht, dass du es erst durch mich gehört hast. Obwohl, nein, sag es ihm lieber, damit er endlich weiß, dass du ihn nicht dauernd wortlos abgewiesen hast.«[/LEFT] [LEFT]Allein der Gedanke, wie sehr Chris darunter gelitten haben musste und trotzdem nie etwas gesagt hatte … Albert fühlte sich ziemlich schlecht, weil er nichts gemerkt hatte.[/LEFT] [LEFT]»Wie lange ist das schon so?«, fragte er.[/LEFT] [LEFT]»So genau weiß ich das auch nicht, immerhin sind er und ich auch erst befreundet, seit wir bei S.T.A.R.S. zusammenarbeiten. Barry kann es dir vielleicht eher sagen.«[/LEFT] [LEFT]»Barry weiß es auch?!«[/LEFT] [LEFT]Das erklärte, warum Barry ihn manchmal so seltsam ansah, seit er wusste, dass er mit Jill zusammen war. Und warum er immer wieder einen besorgten Blick zu Chris warf, wenn Albert im Büro zu viel mit Jill sprach oder mit ihr scherzte. Aber das machte die Sache nicht besser.[/LEFT] [LEFT]Jill zog den Kopf ein wenig ein, als sie kleinlaut antwortete: »Jeder im Büro weiß es. Außer Rebecca und Billy vielleicht.«[/LEFT] [LEFT]Dass Jill es wusste, geschenkt, auch mit Barry kam er irgendwie noch zurecht. Aber alle? Sogar Brad und Enrico? Das war einfach zu viel. Wie hatte er derart blind sein können? Und dachten sie alle, er wäre gemein genug, Chris immer hängen zu lassen? Oder vielleicht waren sie der Meinung, er sei zu dumm, um es zu verstehen – nun, das stimmte immerhin auch irgendwie.[/LEFT] [LEFT]»Sogar Kevin?«, fragte er.[/LEFT] [LEFT]»Er war schon vor seiner Zeit bei S.T.A.R.S. ein Bekannter von Chris«, antwortete sie. »Also weiß er es auch schon eine Weile, ja.«[/LEFT] [LEFT]Verzweifelt legte er sich eine Hand auf die Augen. »Oh Gott. Ich kann nie wieder ins Büro.«[/LEFT] [LEFT]Jill tätschelte seine Schulter. »Es ist wirklich nicht so schlimm. Wir dachten immer, du weißt es, willst Chris aber nicht vor den Kopf stoßen. Das haben wir alle verstanden.«[/LEFT] [LEFT]Er wünschte, irgendeiner von ihnen hätte ihm etwas gesagt, statt es zu verstehen. Dann wäre die letzte Nacht nicht so verlaufen. Aber er konnte niemandem einen Vorwurf machen, er war es immerhin, der die ganze Zeit nichts davon geahnt hatte.[/LEFT] [LEFT]»Was soll ich jetzt tun?«, fragte er seufzend.[/LEFT] [LEFT]Außer zu kündigen und sich in einer Nachbarstadt einen Job zu suchen. Oder im nächsten Staat. Irgendwo, wo wirklich niemand davon wusste.[/LEFT] [LEFT]Jill strich ihm vorsichtig über den Kopf. »Am besten wäre es, wenn du mit Chris reden würdest. Er hat es auf jeden Fall verdient, dass du seine Gefühle endlich anerkennst.«[/LEFT] [LEFT]Er ließ die Hand ein wenig sinken, um ihr einen Blick zuzuwerfen. »Aber was soll ich ihm denn sagen? Ich bin mit dir zusammen. Und ich liebe dich.«[/LEFT] [LEFT]»Und Chris nicht?«[/LEFT] [LEFT]Albert runzelte seine Stirn. »Tut das in diesem Fall etwas zur Sache?«[/LEFT] [LEFT]Sie zuckte mit den Schultern. »Ich will nur, dass du ernsthaft darüber nachdenkst. Bislang gab es diese Möglichkeit für dich gar nicht, vielleicht kommen dir jetzt ganz andere Ideen. Oh, komm schon, sieh mich nicht so an. Ich will diese Beziehung auch nicht beenden, aber ich will auch nicht, dass du irgendetwas bereust. Das habe ich schon hinter mir – und eine andere Jill musste alle Probleme danach regeln. Ich will nicht, dass auch noch ein anderer Albert vorbeikommt.«[/LEFT] [LEFT]Vermutlich wäre das ohnehin eine schlechte Sache. Zu gut erinnerte er sich noch an den Wesker, von dem er in seinen Albträumen heimgesucht worden war, nachdem Alex seine Progenitor-Antikörper gesenkt hatte. Er stand dem bösen Wesker aus der Welt der anderen Jill in nichts nach, aber er könnte keine Probleme hier lösen, nur neue erschaffen. Deswegen verzichtete Albert lieber darauf, sich – auch nur vorübergehend – ersetzen zu lassen.[/LEFT] [LEFT]»Ich bin offen für allerlei Lösungsvorschläge«, sagte Jill lächelnd. »Aber dafür musst du mit Chris reden und auch ehrlich zu dir selbst sein. Machst du das?«[/LEFT] [LEFT]Er verstand nicht so recht, was sie mit Lösungsvorschlag meinte, doch er konnte ihr ohnehin nichts abschlagen, also stimmte er seufzend zu. »Aber ich weiß nicht, wer am Ende das bekommt, was er haben will.«[/LEFT] [LEFT]»Oh, ich bin mir ziemlich sicher, dass alles gut ausgehen wird. Da habe ich volles Vertrauen in dich und Chris.«[/LEFT] [LEFT]Wenigstens eine Person, die es hatte. Er selbst vertraute sich da nämlich gerade gar nicht. Wenn man ihn spontan fragte, war da nämlich nur Jill – aber er erinnerte sich auch an diese Hitze und das Gefühl, dass es richtig war, ihn zu küssen. Irgendjemand würde also garantiert verletzt werden, wenn er länger darüber nachdachte, und wenn es am Ende nur er selbst wäre.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)