Monster Rumble Resurrection von RaoulVegas ================================================================================ Resurrection ------------ 1 25. Dezember Wundervoll! Dieser seltendämliche, schwule Clown und diese noch dämlichere, arrogante Fledermaus sind ein für alle Mal Geschichte! Zerquetscht von einem tonnenschweren Eisenbahnwagon. Welch unverhofftes und doch so befriedigendes Ende. Zerquetscht wie das Ungeziefer, das sie ja auch sind. Oh, Verzeihung. Das sie ja auch waren, selbstverständlich. Innerlich kann Norris nur grinsen und Luftsprünge machen. Doch noch ist er nicht ganz am Ziel. Eine nervtötende Zecke muss er noch ausschalten, ehe er sich diese Stadt untertan machen kann. Und wer weiß, was dann noch alles geht. Heute Gotham und morgen die ganze Welt! Uih, bei der bloßen Verstellung wird ihm ganz kribbelig, was durch seinen derzeitigen animalischen, triebgesteuerten Körper nur noch begünstigt wird. Also nur nicht zu viel freuen, sonst leidet die Konzentration, und dass wollen wir doch nicht. Schließlich hat er noch diesen dümmlichen Rätselfreak vor sich, und der ist eine Ecke schwieriger zu erledigen. Doug will ihn nämlich als nächsten Wirt benutzen. Als menschlicher Ziegenbock regiert es sich auch so schlecht eine ganze Stadt. Aber in Gestalt des Riddlers wird es auch gleich viel lustiger. Denn wer würde schon glauben, dass dieser verhältnismäßig harmlose Schurke zu solch größenwahnsinnigen Taten fähig wäre? Womöglich ergibt sich ihm die Stadt sogar von selbst, wenn er den Leuten erzählt, dass er sowohl den berüchtigten Joker wie auch den selbsternannten Rächer Batman um die Ecke gebracht hat? Wenn er ihnen den Kopf des Clowns präsentiert, werden sie ihn unzweifelhaft als Helden feiern, der sie nach so endlos langer Zeit von diesem geisteskranken Geschwür befreit hat. Und erst dann wird er ihnen eröffnen, dass auch die Fledermaus durch seine Hand ins Gras gebissen hat. Dann, ja dann werden sie begreifen in welch mieser Lage sie sich eigentlich befinden. Das er ihr neuer Herrscher seien wird. Oh, ja! Das ist der reinste Wahnsinn! Noch irrer wäre höchstens noch die Vorstellung, wenn er Batman als neuen Wirt hätte nehmen können. Stell sich das nur mal einer vor. Batman hat den Joker und den Riddler ermordet, verstößt damit gegen seine jahrelangen Prinzipien und fordert jetzt die Stadt als seine Belohnung dafür ein! Oh, Gott, welch Vorstellung. Doch leider ist die Fledermaus jetzt nur noch Fledermatsch. Schwamm drüber, das Kerlchen hier tut es auch. Okay, aber jetzt erst einmal wieder konzentrieren. Nigma ist immerhin eine harte Nuss – geistig gesehen natürlich, körperlich ist er ein lächerliches Würstchen. Obgleich es jetzt, wo er seinen widerwertigen Lover verloren hat, durchaus einfacher seien dürfte. Dennoch ist Vorsicht geboten. Der Bengel ist gewieft und hat sicher noch ein paar Tricks drauf, Gefühle am Boden hin oder her. Die Verzweiflung in der Not darf man hier daher nicht unterschätzen. Auch das zahmste Tier beißt schließlich irgendwann zu, wenn es nur lange genug in die Ecke getrieben wird. Langsam streckt Norris nun also seine mentalen Finger aus und versucht damit, in Nigmas Verstand einzudringen. Allerdings kommt er nicht allzu weit, bis er auf eine seltsame Art Mauer stößt. „Was zum...“, setzt er an, wird dann aber schon von einer Flut aus Wörtern erstickt. Löse mir dieses Rätsel. Was ist...? Wer bin...? Wo muss...? Warum mache...? Weshalb brauche...? Wieso kann...? Löse mir dieses Rätsel! Was will...? Wer weiß...? Wo mag...? Warum tut...? Weshalb sage...? Wieso lacht...? Löse mir dieses Rätsel! Was kann...? Wer fragt...? Wo steckt...? Warum malt...? Weshalb kauft...? Wieso weint...? LÖSE MIR DIESES RÄTSEL!!! „Argh! Was soll denn das? Höhöhör sofort auf damit! Mir platzt gleich der Kopf...“, wimmert der Bock gepeinigt und versucht, seine mentalen Finger wieder zurückzuziehen. Zu seinem Schrecken muss er allerdings feststellen, dass er das nicht kann. Irgendwie hängt er in den wirren Gedanken dieses Kriminellen fest, kommt weder vor noch zurück. Überall sind Mauern – unendlich hoch und über und über mit Lautsprechern bestückt, die immer wieder dieselben Worte von sich geben – richtiggehend in sein Hirn hineinschreien. Löse mir dieses Rätsel. Wer bin ich...? Löse mir dieses Rätsel! Wer bin ich...? LÖSE MIR DIESES RÄTSEL!!! WER BIN ICH...??? „Nein, lass mich sofort frei, du Spinner!“, jammert Norris und hält sich den schmerzenden Schädel. Kraftlos fällt ihm dabei die Magnum aus der Hand, die er dem Rätselmeister an den Kopf gehalten hatte. „Dann löse mein Rätsel! Wer bin ich?“, kommt es flüsternd vom Brünetten. „Wie soll ich das denn machen? Das ist ein dummes Rähähätsel! Du musst mir schon einen Tipp geben, damit ich es löhöhösen kann!“, faucht Doug ungehalten, steht schwankend auf und versucht, sich von dem anderen zu entfernen, was ihm aber nicht gelingt, solange dieser seine mentalen Finger nicht freigibt. „Du brauchst keinen Tipp. Es ist eine ganz simple Frage, die dir jedes Kind in Gotham beantworten kann. Also, wer, verdammt noch mal, bin ICH?“, kommt es nun knurrend von Ed, während er ebenfalls aufsteht und unbemerkt die Pistole wieder aufhebt. „Ich weiß es nicht!“, kreischt Norris verzweifelt, während ihm ein Schwall Blut aus der Nase spritzt und er heulend versucht, sich zu entfernen. Oh, diese Kopfschmerzen bringen ihn noch um! „Die Zeit ist um, Mistkerl!“, grinst Edward verächtlich, völlig fern seines Selbst, und richtet die Waffe auf den Goatman. Seine Verzweiflung über den Verlust seines Freundes zeigt sich im Moment offenbar eher in aggressiver Wut statt in tiefer Trauer und Hilflosigkeit. Kurz darauf zerreißt ein Schuss die Stille des Bahnhofs und der Bock geht ungelenk zu Boden, hält sich das zerschossene Schienbein. „AH! Das wirst du mir bühühüßen!“, jammert er. Doch ehe er seine mentalen Finger noch einmal versuchen kann zu befreien, tauchen plötzlich Batman und Joker neben ihm auf, packen ihn grob an den Schultern und drücken ihn rücklings zu Boden. „Es ist vorbei, Flohfänger!“, gluckst der Clown. „Beende es, Nigma!“, harscht Bruce den Brünetten an, der die beiden nur mit fassungsloser Erleichterung betrachten kann. „Ihr – ihr lebt...?!“, stottert er. „Ja, mein Hübscher! Und jetzt verpass dem blöden Bock ein drittes Auge, bevor er sich losreißen kann.“, erwidert sein Gefährte gelassen. Ein paar Mal blinzelt der Ältere noch ungläubig, dann richtet er die Waffe wieder auf den Goatman. „Warte!“, kommt es erschüttert von dem Wesen. Angewidert verharrt der Angesprochene. „Was?“ „Sag mir wenigstens die Löhöhösung!“, bittet Doug ihn. In der Hoffnung, doch noch unbemerkt in seine Gedanken eindringen zu können. „Aber selbstverständlich. Ich bin...“, und ein Knall zerreißt die Stille, als Edward abdrückt. „...der...“, wieder ein Schuss. „...verdammte...“, noch einer. „...Riddler...“, und noch einer. „...verflucht noch mal!“, grinst Edward völlig geisteskrank und feuert abermals. „Nigma, verflucht...!“, setzt Batman an, doch Joker hält ihn zurück. „Hey, mein Hübscher! Von seinem Schädel ist nur noch Pudding übrig. Ich denke, es reicht, meinst du nicht auch?“, fragt er zuckersüß und versucht, seinen Freund von dem Abgrund zurückzuholen, an dem er gerade unzweifelhaft geistig zu stehen scheint. Schwer atmend hebt Ed den Blick, doch seine Augen sind seltsam leer – Norris hat es in letzter Sekunde doch noch geschafft, in seinen Geist einzutauchen, was der Brünette aber nicht mitbekommen hat, hält er sich doch noch im Hintergrund, bis der richtige Augenblick gekommen ist. Welcher genau jetzt ist! Und plötzlich richtet Edward die Waffe daher auf die Stirn des Clowns und betätigt wie von Sinnen den Abzug... 2 Überrascht reißt Joker die Augen auf und blickt direkt in den Lauf der Waffe, deren verborgene Kugel ihm in wenigen Sekundenbruchteilen das Hirn aus dem Schädel blasen wird. Er ist völlig perplex, kann sich nicht rühren, Batman ebenfalls nicht. Als der Abzug zurückgezogen wird, ertönt allerdings nur ein hohles Klicken im Lauf. Wütend verzieht Nigma/Norris daraufhin das Gesicht und drückt erneut ab – wieder nur das hohle Klicken. Allem Anschein nach hat er wohl all seine Kugeln für den Goatman verbraucht. Diese Tatsache will ihm aber nicht so recht in den Kopf, da er trotz alledem immer wieder den Abzug durchzieht. Die verzweifelten Bemühungen, seinem Liebhaber/Gegner das Leben aus dem Kopf zu pusten, veranlassen den Prinzen und den Dunklen Ritter allerdings dazu, sich wieder deutlich zu entspannen. Fast schon mittleidig werfen sich die ungleichen Rächer einen Blick zu, während Riddler/Norris weiterhin versucht, einen Schuss aus der leeren Waffe abzufeuern. Schließlich scheint er das Ganze doch noch zu begreifen und lässt die Magnum sinken. Wütend starrt er die Pistole an, als würde sie sich für ihr Versagen bei ihm rechtfertigen müssen. „Verdammt!“, schimpft er zähneknirschend und schleudert sie dann ins naheliegende Gleisbett. Sekunden später greift er sich schmerzlich an den Kopf und versucht krampfhaft, einen Schrei zu unterdrücken. Erschrocken wenden sich seine Mitstreiter wieder ihm zu. „Was hat er denn?“, fragt Joker nahezu aufgelöst. „Ich weiß es nicht...“, meint Bruce etwas überfordert. Nun stößt Riddler/Norris doch den Schrei aus, den er bis jetzt erfolgreich zurückhalten konnte, reißt weit die Augen auf, nur um einen Moment später ohnmächtig nach hinten in den Kies zu fallen... Letztendlich wurde er also doch entdeckt und von diesem miesen Rätselfreak erfolgreich vertrieben. Mit Worten regelrecht erschlagen und richtiggehend nach draußen geprügelt. Somit heißt es wohl endgültig Schluss für Doug... Er hat nicht mehr die Kraft, um einen der anderen beiden in Besitz zu nehmen, von der Gelegenheit dazu ganz zu schweigen. Nigma hat ihn mit all seinen wirren Gedanken viel zu fertig gemacht. Allerdings will der stolze Wissenschaftler das ganz und gar nicht hinnehmen. Es kann einfach noch nicht zu Ende sein. Es darf noch nicht zu Ende sein! Irgendetwas muss ihm einfallen, und zwar sehr schnell. Im Moment ist er schließlich nicht mehr als eine körperlose Seele, die hilflos herumirrt. Er hat nur wenige Augenblicke, ehe er sich ganz auflösen und unverrichteter Dinge im Nirwana verschwinden wird. Aber das darf nicht sein, das darf einfach nicht sein! Doch dann wird auf einmal alles schwarz... 3 „Es ist Morgen...“, kommt es angetan vom Prinzen und er betrachtet das Schauspiel am Horizont, als hätte er so etwas zuvor noch nie gesehen, obwohl sich die Sonne auf der ganz anderen Seite befindet und ein viel spektakuläreres Bild abgibt. Doch der Dunst, der die erwachende Stadt so friedlich einhüllt, ist einfach nur zu schön. Ein sanftes Lächeln legt sich auch auf Batmans Züge. Allerdings trüben schwere Wolken den schönen Anblick in der Ferne und sie ballen sich immer dichter zusammen. „Schnee...“, haucht Edward plötzlich und blickt in den Himmel hinauf. Sekunden später landet eine dicke Flocke genau auf seiner Wange, schmilzt dort und rinnt wie eine Träne daran herab. Ihr folgen weitere, und innerhalb von Minuten ist alles um sie herum weiß. „Scheiße!“, entkommt es dem Clown hektisch. „Was ist?“, will sein Freund besorgt wissen, und auch Batmans Muskeln spannen sich kampfbereit an. „Weihnachten. – Heute ist Weihnachten!“, platzt es dann breit grinsend aus dem Verrückten heraus. Bruce´ Mundwinkel zuckt bei seinen Worten erneut hoch. „Er hat recht. Heute ist der Fünfundzwanzigste.“ „Unglaublich, dass wir das überhaupt noch erleben dürfen!“, erwidert Riddler seufzend. Lächelnd hocken die drei noch eine Weile im immer dichter werdenden Schneetreiben und werden sich dessen allem vollkommen bewusst. Als die Kälte sie dann schon beinahe völlig ausfüllt, erheben sie sich und stapfen zum Batmobil zurück. Schnee überzieht die schattengleiche Oberfläche des einschüchternden Wagens und lässt ihn vollkommen unwirklich erscheinen – fast wie ein schlafendes Tier in einem tiefen Winterwald. „Lasst uns zurückfahren, bevor die Straßen völlig verstopft sind.“, meint Bruce und öffnet die Tür der Fahrerseite. 4 Stimmen, da sind eindeutig Stimmen. Er kann sie hören. Leise zwar, wie aus der Ferne, aber in dieser klirrenden Kälte klar und deutlich. Oh, es ist so schrecklich kalt. Doch warum ist das so? Vorher hat er doch nicht so gefroren. Immerhin hat er doch ein Fell, oder nicht? Er ist doch ein verdammter Ziegenbock! Schwerfällig versucht er, die Augen zu öffnen. Allem Anschein nach ist er ja doch noch nicht ins Nirwana entschwebt. Aber warum? Oh, so viele Fragen, auf die er keine Antwort weiß. Das würde diesem selbstverliebten Rätselheini sicher sehr gut gefallen. Der würde sich glatt schlapplachen, das dumme Arschloch. Seine Augen wollen sich auch nicht wirklich öffnen lassen. Bei dem einen schafft er es schließlich, das zweite weigert sich im Moment noch entschieden, doch das ist nicht so wichtig. Die Welt vor seinem einem Auge ist sehr weiß, er kann gar nichts erkennen. Ist er womöglich blind geworden? Er blinzelt ein paar Mal, dann fokussiert sein Auge langsam doch noch etwas. Das ganze Weiß entpuppt sich als Schnee, auf den er da starrt. Norris war auch so, als hätte er eine der Stimmen sogar etwas über Schnee sagen hören, also ist das wohl okay. Wie es scheint, liegt er auch auf dem Boden. Jeder Knochen im Leib tut ihm weh, was daher wohl kein Wunder seien dürfte. Doch warum empfindet er Schmerz, wo er doch nicht mehr als eine körperlose Seele ist? Plötzlich reißt er weit die Augen auf. Es ist eine sehr heftige Reaktion, gleichermaßen die Erkenntnis, sodass sich ihr sogar das zweite Auge fügen muss, auch wenn es nicht ganz so weit hochschnellt, was ihm einen eher verdatterten Ausdruck verleiht. Der einzige Grund, warum er Schmerzen spüren kann, kann nur einer sein: Das seine Seele im letzten Moment doch noch einen neuen Wirt finden konnte! Eine endlose Erleichterung schwappt über ihn hinweg. Es besteht also doch noch Hoffnung, dass er seine heißersehnte Rache bekommen wird und sich die Stadt aneignen kann. Das ist sehr gut. Die Stimmen, die er gehört hat, waren dann ganz sicher die seiner drei Widersacher. Sie klangen zu friedlich, um in Sorge bezüglich einer von ihnen zu seien. Also hat Norris ganz sicher keinen von ihnen in Besitz genommen. Doch wer ist dann der Unglückliche? Vorsichtig versucht er, sich zu bewegen. Daraufhin breitet sich an so vielen Stellen in seinem neuen Körper ein stechender Schmerz aus, dass er einen Aufschrei gerade noch so verhindern kann. Sein neuer Wirt scheint also nicht in bester Verfassung zu sein. Egal, solange er nur irgendwie auf die Beine und in sein Labor kommt, dann kann er sich sicher helfen oder einen anderen Wirt finden. Nun vernimmt er das tiefe Brummen eines Motors. Der Wagen befindet sich gar nicht so weit weg, doch nun setzt er sich in Bewegung und scheint den Bahnhof zu verlassen. Gut, dann ist Doug diese drei Trottel erst einmal los. Sollen sie nur ihr dümmliches Weihnachten feiern, von dem sie da gefaselt haben, und sich in Sicherheit wiegen. Denn schon bald werden sie sich diesen Tag noch sehnlichst zurückwünschen! Oh, ja. Norris wird ein paar neue Monster züchten, sodass die letzten dagegen wie Schoßhüdchen wirken werden! Jetzt weiß er ja auch, wie er es anstellen muss, also wird es sicher schneller und vor allen Dingen besser gehen. Und dann wird er sie hinterrücks überfallen und in der Luft zerreißen! 5 Bevor er sich allerdings diesem überaus erregenden Gedanken hingeben kann, muss er erst einmal auf die Füße kommen. Das ist jedoch weit leichter gesagt als getan. Wo befindet er sich hier eigentlich? Höchstwahrscheinlich noch auf dem Rangierbahnhof, sonst hätte er die drei Trottel ja auch nicht hören können. Doch hier ist es sehr beengt, zudem dunkel. Nur an einer Seite, direkt vor seinem Gesicht, kann er nach draußen in den Schnee blicken. Unter ihm ist jedoch nackter Boden, gefroren durch die Kälte und mit einigen alten Blättern übersät, die der Wind im Herbst hereingeweht hat, sonst nichts. Schön, er muss hier also erst mal raus. Sehr vorsichtig und überaus langsam dreht er sich nun auf den Bauch herum. An seinen, von der Kälte schon fast völlig tauben, Händen entdeckt er dabei fingerlose Handschuhe, die schon weit bessere Tage gesehen haben und somit in mehr als nur einer Hinsicht vollkommen nutzlos wirken. Sein Körper scheint zudem in eine Art Mantel gehüllt zu seien. Doch so dünn wie der Stoff ist, muss es sich dabei wohl eher um einen Trenchcoat handeln. Also kein Wunder, dass er friert wie ein Hund. Schwerlich drückt sich Doug nun etwas hoch, sodass er die Knie unter sich ziehen kann, was neue Schmerzwellen durch seinen Körper schickt. Wie lange hat sein Wirt hier eigentlich schon gelegen? Oder ist das etwa der Normalzustand? Dann ist der arme Tropf wahrlich nicht zu beneiden, kann vermutlich sogar froh sein, von Norris übernommen worden zu seien. Doch die Antwort darauf findet er vielleicht, wenn er hier rauskommt. Somit fängt er nun an zu kriechen. Ein wahrlich unglaubliches Unterfangen, welches sein körperliches Befinden keineswegs positiv beeinflusst. Es scheint daher Stunden zu dauern, bis er endlich völlig erschöpft im Schnee zusammenbricht und angesträngt atmet. Seine Lungen brennen dabei wie Feuer und ein schwerer Husten schüttelt ihn minutenlang durch. Das ist keineswegs gesund. Seine Lippen sind aufgesprungen, blutverkrustet und taub. Seine Zunge fühlt sich pelzig an, viel zu groß für den Mund. Seine Zähne schmerzen von der kalten Luft, die er röchelnd einatmet. Und da ist dieser Durst. Gar schrecklicher Durst. Aber nicht nach Wasser, wie er verwundert feststellt. Es ist ein nahezu noch primitiverer Durst, falls so etwas überhaupt möglich ist: Das Verlangen nach Alkohol! Oh, weh. Norris ahnt Schlimmes. „Ich stecke wohl in irgend so einem bemitleidenswerten Penner...“, krächzt er. Beim Klang seiner Stimme läuft ihm ein Schauer über den Rücken. Sie klingt kratzig, fast weinerlich und nicht ganz deutlich. Seinem Empfinden noch liegt das aber nicht an irgendeinem Restpegel, sondern daran, dass ihm ein paar Zähne fehlen. Mit angewidert verzogener Miene schiebt er seine widerliche Zunge durch den Mund. Sie offenbart ihm ein wahres Schlachtfeld. Mindestens vier Zähne fehlen, hauptsächlich vorne. Außerdem schmerzen die meisten anderen, zwei oder drei scheinen auch noch locker zu seien. Sie werden vermutlich nur noch von dem ekelhaft dicken Belag und dem geschollenen Fleisch an ihrer Stelle gehalten, welche sich durch den ganzen Mund zu ziehen scheinen. „Oh, Mann, da wäre ich ja lieber krepiert...“, gibt Doug mitleidig von sich und versucht, sich schwerlich aufzurichten. Und wie das alles wehtut! Wenn es ihm nicht irgendwie gelingt, sich etwas besser fortzubewegen, wird es unzweifelhaft nicht mehr lange dauern, bis er tatsächlich ins Gras beißt... Er muss dringend raus aus der Kälte. Quälende Minuten, die sich eher wie Stunden anfühlen, vergehen, ehe er endlich aufrecht sitzen kann. Sein Atem geht in schweren, kratzigen Stößen, die ein erneutes Husten auslösen, das tief in der Brust schmerzt. Aber diese Tatsache muss er jetzt erst einmal außer Acht lassen, auch wenn es noch so brennt. Seine Gedanken müssen frei für seine Rache sein und dürfen sich nicht von all diesen unschönen Gebrechen ablenken lassen. Zumindest hat sein Wirt noch nicht aufgegeben. Doug kann spüren und auch in seinen Gedanken lesen, dass er zwar sehr unglücklich über seine Situation ist – was ihn vermutlich auch zum Trinken treibt –, doch er ist bereit zu kämpfen. Er will nicht sterben, solange es noch einen Morgen gibt. Immerhin ein kleiner Trost für den ehemaligen Wissenschaftler. Nachdem die meisten Schmerzen erst einmal wieder etwas abgeklungen sind und sich sein Atem allmählich beruhigt hat, blickt sich Norris ein wenig um. Der Schneefall ist inzwischen sehr dicht und hat sein kümmerliches, neues Dasein schon fast in einen lebendigen Schneemann verwandelt. Daher schüttelt er sich etwas schwerlich, um sich von dieser Last zu befreien, und dreht dann langsam den Kopf von einer Seite zur anderen, um sich einen Überblick zu verschaffen. Zu seiner Linken kann er den herabgestürzten Wagon sehen, der eigentlich das kalte Grab dieser beiden Volltrottel hätte darstellen sollen. So ein verdammter Mist aber auch! Mehr als Kopfschmerzen hat ihm diese Aktion leider nicht gebracht. Wie, in aller Welt, ist es ihnen nur gelungen, dem zu entgehen? Diese Frage wird er so schnell vermutlich nicht beantworten können, und im Moment ist es ihm auch reichlich egal. Er muss jetzt erst einmal über viel wichtigere Dinge nachdenken. Auf der rechten Seite kann Doug die Lok erkennen, mit der er vorher versucht hatte, die selbsternannten Rächer zu überfahren. Sie liegt wie ein totes Tier auf der Seite. Ihre restlichen Wagons drapieren sich wie ein Schwanz um den stählernen Kadaver. Schnee bedeckt das Ganze und verleiht ihm noch mehr das Aussehen eines elendig krepierten, mechanischen Lebewesens. Von den Schienen, die kreuz und quer über das Bahnhofsgelände verlaufen, ist bei dem hefigen, weißen Treiben schon nichts mehr zu sehen. Der kalte Mist ist inzwischen mehr als knöcheltief, und es sieht nicht aus, als würde es bald nachlassen wollen. Im Gegenteil, es wird immer mehr. Norris ahnt es noch nicht, doch gegen Mittag wird Gotham unter nahezu zwanzig Zentimetern Schnee begraben liegen, und dass fast bis Neujahr. Der Schwarzhaarige gibt ein schweres Seufzen von sich. Sein Plan war so gut und alles lief anfangs auch so perfekt. Er kann beim besten Willen nicht begreifen, wie ihn diese Idioten so vorführen konnten und er sein Dasein jetzt in diesem menschlichen Wrack fortführen darf, bis ihm einfällt, wie er das ändern kann. Vielleicht war es ja Schicksal oder eine höhere Macht? Ganz egal, er wird sich dem widersetzen, und zwar gewaltig! Ein weiteres Mal schüttelt er sich den Schnee vom Leib und dreht sich dann herum, um endlich festzustellen, unter was er da eigentlich zu sich gekommen ist. Seine trüben Augen fallen auf ein kleines Holzhaus. Auf einem Schild über der Tür steht in Großbuchstaben Büro. Darunter, etwas kleiner, steht das Wort Warenverwaltung. Der Obdachlose, in dem Norris zu sich gekommen ist, hat unter der Veranda gelegen, die sich vor der Tür erstreckt. Auf den schlichten Holzplanken stehen zwei Plastikstühle, auf denen vermutlich die Arbeiter sitzen, bis die Loks mit ihren Waren zum Stillstand gekommen sind, oder sie warten einfach nur darauf, dass überhaupt ein Zug eintrifft. Das Häuschen benutzen sie dann bestimmt auch zur Überwachung des Ganzen. Dort stehen vermutlich viele Ordner, in denen die ganzen Ein- und Ausfuhren dokumentiert sind. Sicher gibt es da auch eine Kaffeemaschine. Das wäre ein herrlicher Gedanke, um sich etwas aufzuwärmen. Aller Wahrscheinlichkeit nach gibt es da auch ein Klo, denn sonst ist hier weit und breit nichts als Ödland, das von unzähligen Schienen, Loks und Wagons eingenommen wird. Durch den ganzen Lärm, den der Kampf verursacht hat, ist hier allerdings niemand aufgetaucht. Doug meint sich auch zu erinnern, dass diese Möchtegernhelden irgendwas davon gesagt hätten, dass wegen des Wetters hier keiner arbeitet würde und sie froh darüber seien, dass somit niemand verletzt werden kann. Zudem sind heute und morgen Feiertage, da wird ganz sicher auch niemand hier sein. Und wenn es so weiter schneit, erst recht. Somit hat Doug also alle Zeit der Welt, um irgendwie wieder auf die Beine zu kommen. Dennoch wird er es, wenn irgend möglich, nicht darauf anlegen, solange hierzubleiben. Das schlechte Wetter und die Tatsache, das Weihnachten ist, spielen ihm dabei sogar in die Hände. Die meisten Leute sitzen Zuhause bei ihren Familien am warmen Ofen und denken gar nicht daran einen Fuß vor die Tür zu setzen. Das heißt, dass sich Norris ziemlich frei bewegen kann. Und sein neuer Körper begünstigt das Ganze zudem auch noch. Meint es das Schicksal also vielleicht doch nicht so schlecht mit ihm? War diese Niederlage womöglich vielleicht sogar von einer höheren Macht beabsichtigt, damit er nun etwas viel Größeres erschaffen kann? 6 Abermals scheint es Stunden zu dauern und zudem auch noch literweise Schweiß zu kosten, um auf die Füße zu kommen. Das Erklimmen der drei Stufen die Veranda hinauf, gleicht dabei einer echten Klettertour, doch schließlich steht Norris vor der Tür der kleinen Holzhütte. Dort entdeckt er den Zettel, dass niemand hier ist, schenkt ihm aber keinerlei Beachtung. Stattdessen versucht er die Klinke. Sie lässt sich problemlos niederdrücken, doch die Tür öffnet sich nicht. Mit grimmiger Miene mustert Doug sie, als könne er sie somit zu etwas anderem überreden. Langsam hebt er den Blick und lässt ihn einmal am Rahmen entlangwandern. Er will schlicht und einfach nicht wahrhaben, dass sein mühevoller Aufstieg völlig umsonst gewesen seien soll. Die Zarge steht an keiner Stelle über, sodass man auf ihr eventuell einen Ersatzschlüssel deponieren hätte könnte. Außer den zwei Stühlen befindet sich auch nichts anderes auf der Veranda. Also kein Blumentopf, in den die fleißige Hausfrau einen Schlüssel tun würde. Mist! Und jetzt? Dann fällt dem Schwarzhaarigen allerdings auf, dass der Rahmen der Tür ganz verzogen ist, vermutlich durch die Kälte, ist ja alles nacktes Holz. Vielleicht ist sie also doch nicht abgeschlossen, sondern klemmt bloß? Also sammelt Norris alle Kraft zusammen, die es in diesem Körper nicht zu geben scheint, und wirft sich dann mit der Schulter gegen das Holz. Die Tür gibt ein kreischendes Knarren des Protestes von sich, zittert in ihrer Halterung, rührt sich aber nicht. Missmutig starrt Doug die Tür an und reibt sich die schmerzende Schulter. Vielleicht sollte er das Ganze doch lieber aufgeben und zu seinem Labor gehen? Der Weg dorthin ist zwar nicht weit, aber bei dem Wetter nicht gerade einfach. Hinzu kommt seine miese Verfassung, derer er sich nun noch mehr bewusst ist, jetzt, wo auch seine Schulter pocht. Ein verstimmtes Seufzen verlässt seinen Mund und er wendet sich zum Gehen um. Im Nachhinein ist er echt froh, dass er sich diesen Platz für den letzten Kampf ausgesucht hatte. Immerhin befindet sich der Hafen, und somit auch sein Labor, auf der anderen Seite des Bahnhofs. Langsam setzt er einen Fuß vor den andren und steigt die drei Stufen der Veranda wieder herunter. Dabei fühlt er sich, als würde er auf rohen Eiern laufen, doch zumindest bleibt ihm ein Sturz erspart. Norris hofft, dass das auch für den Rest des Weges gelten wird, denn sollte er fallen, wird er vermutlich ohne Hilfe nicht mehr aufstehen können – und bei diesem Wetter treibt sich sicher niemand freiwillig am Hafen herum, erst recht niemand, der eine hilfsbereite Ader vorzuweisen hat. Nachdenklich und auf jeden einzelnen Schritt konzentriert, stapft er durch den knöcheltiefen Schnee. Ein steter Wind fährt ihm in die steifen Glieder und macht das Vorankommen nicht gerade leichter. Nicht zum ersten Mal wird ihm daher bewusst, wie bescheiden sein Wirt doch gekleidet ist. Nun fallen ihm auch dessen Schuhe auf. Falls man dergleichen überhaupt so bezeichnen kann. Der rechte ist sehr durchgelaufen, die Sohne hat sich an mehreren Stellen gelöst. Das Ganze wird halbherzig von einer Unmenge an Schnürsenkeln zusammengehalten, von denen viele auch nur noch durch die Anwesenheit ihrer Nachbarn eine Verbindung zueinander haben. Um den linken ist es noch schlimmer bestellt. Dort gibt es gar keinen Schuh im eigentlichen Sinne. Norris kann eine Socke spüren, die an mehreren Stellen Löcher aufweist. Sie ist mit einer dicken Schicht aus Zeitungspapier umwickelt, das bei dieser Witterung völlig durchnässt und schon teilweise gefroren ist. Gekrönt wird das Gebilde wieder durch taktisch angebrachte Schnürsenkel. Kein Wunder also, dass Doug keinerlei Gefühl mehr in den Füßen hat. Zitternd schlingt er die dürren Arme um den Körper und stapft verbissen weiter. Trotz der Tatsache, dass der Hafen hier gleich um die Ecke liegt, braucht er dennoch fast eine Stunde, um den Container zu erreichen, in dem sich sein Labor befindet. Und das ist längst noch nicht das Ende seines Weges... 7 Eine ganze Weile bleibt er, trotz der nagenden Kälte, die sich immer tiefer in seinen fast schutzlosen Körper hineinfrisst, vor dem Container stehen und starrt ihn ungläubig an. Die Tür ist verschlossen, irgendwie jedenfalls. Sie ist allerdings so dermaßen verbogen und mit tiefen Kratzspuren übersät, dass es ihm eiskalt den Rücken hinabläuft. Dunkel, sehr dunkel kann er sich daran erinnern, dass seine Monster ein Unglück hervorgerufen hatten, bei dessen Resultat er mit dem Goatman verschmolzen war. Sein menschlicher Körper kam dabei zu Tode, was er erst viel später realisiert hatte, nachdem ihm bewusst geworden war, dass sich seine Seele in diesem dummen Bock befindet. Welch eine schreckliche Nacht das doch war... Was ihm als nächstes ins Auge fällt, ist gelbes Polizeiabsperrband. Es ist nicht mehr viel davon übrig. Der Wind und die Kälte haben das meiste davongetragen. Dennoch wird Doug dadurch bewusst, dass die Bullen wohl sein Versteck gefunden haben. Vermutlich hat er das Batman und seinen zwei Musketieren zu verdanken. Mit einem Knurren nähert er sich nun der verbogenen Tür und zieht sie auf. Das geht hier viel leichter, da sie kaum noch verankert ist und sich allem Anschein nach niemand die Mühe gemacht hat, sie irgendwie zu versiegeln. Das vermittelt ihm ein ziemlich schlechtes Gefühl, was er im Inneren vorfinden wird... Dieses Gefühl wird auch nicht endtäuscht. Als die spärlichen Reste der Beleuchtung anspringen, ist praktisch nichts mehr da. Der gesamte Container ist leer! Mit offenem Mund sieht sich der Schwarzhaarige um und kann es dennoch nicht fassen. Sein Lebenswerk einfach so verschwunden. Dass kann doch alles einfach nicht wahr sein! Was soll er denn jetzt bloß machen? Diese Frage kann er zur Abwechslung allerdings doch einmal beantworten. Denn eine Kleinigkeit haben die Bullen übersehen: Eine winzige Kamera ganz oben in der Ecke des Containers, die seine Forschung aufzeichnen sollte. Sie scheint auch noch in Betrieb zu seien. Ihr rotes Lichtchen blinkt stumm ihn den vorherrschenden Schatten dort oben. Mit ihrer Hilfe kann er also sicher herausfinden, was hier in seiner Abwesenheit vorgefallen ist. Sein Computer und dergleichen sind allerdings weg, sodass er sich die Aufzeichnungen hier nicht ansehen kann. Doch das ist kein allzu großes Problem. Eine Kopie davon wird an einen zweiten Computer gesendet, der bei ihm Zuhause steht. Naja, Zuhause ist ein ziemlich hochtrabendes Wort für einen Raum, der sich in einem geheimen Keller unter einer verlassenen Lagerhalle befindet. Doch immerhin hat er dort alles Nötige. Sogar eine Dusche! Und was noch viel wichtiger ist: Dort befinden sich auch Kopien seiner gesamten Forschung. Also ist nicht alles verloren, nur weil die Polizei hier alles mitgenommen hat. Erleichterung macht sich in ihm breit, dennoch schwappt ein Hauch Melancholie über ihn hinweg. Doug hat gern hier gearbeitet und jetzt ist alles futsch. In seinem Zimmer wird er bei Weitem nicht so gut arbeiten können. Dafür ist es zu eng. Doch wenn er sich geschickt anstellt und vorsichtig ist, kann er seine Arbeit sicher in die Lagerhalle oberdrüber verlegen. Dort ist massig Platz. Das Ganze ist also beschlossene Sache. Fast schon beschwingten Schrittes dreht er sich herum und verlässt den Container ein für alle Mal. 8 Die Lagerhalle befindet sich glücklicherweise auch hier am Hafen, sodass es nicht allzu lange dauert, sie zu erreichen. Doch damit sind seine Kräfte nun auch wahrlich erschöpft. Heute wird er daher wohl nichts mehr zustande bringen können. Aber das ist absolut nicht schlimm. In seinem bescheidenen Domizil angekommen, entsperrt er den Computer und ruft die Datei der Kamera auf. Wie weit wird er wohl zurückgehen müssen? Seine Finger gleiten über die Tasten und dann beginnt das Video abzuspielen. Zu sehen sind die wenigen Momente vor dem Unglück. Doug sieht, wie seine Monster unruhig werden. Dann löst sich das Stromkabel von der Decke und fällt direkt auf den Käfig des Goatman, an dem er gerade steht, um ihm die letzte Injektion zu verabreichen. Der gewaltige Ladungsblitz ist so grell, dass das Bild der Kamera sekundenlang weiß ist. Dann sieht sich Norris selbst am Boden liegen, den Bock ebenfalls, qualmend wie in einem schlechten Film. Danach geht alles drunter und drüber. Irgendwie gelingt es den Bestien, sich aus ihren Käfigen zu befreien. Nach einem Moment kommt der Goatman wieder zu sich und die anderen helfen ihm doch tatsächlich dabei, sich zu befreien. Ihren Schöpfer würdigen sie allerdings keines Blickes. Schließlich vergreifen sie sich an der Tür, auch wenn davon fast nichts zu sehen ist. Der Winkel der Kamera stimmt dafür nicht ganz. Er zeigt weiterhin Norris‘ Leiche und lediglich die verzerrten Schatten der Bestien. Ewigkeiten danach passiert nichts mehr, weshalb der ehemalige Wissenschaftler ein ganzes Stück vorspult. Irgendwann dann betreten Batman und diese zwei Irren den Container. Sie reden miteinander und inspizieren seinen Leichnam. Leider kann Norris nichts hören, die Kamera zeichnet nur Bilder auf. Aber es wäre sicher sehr interessant, zu wissen, was sie so besprochen haben. Mit Entsetzen sieht er dann allerdings, dass dieser Riddler sein Notizbuch gefunden hat und es auch noch einsteckt. Kurz darauf wirken alle drei ziemlich erschrocken und verlassen fast schon fluchtartig den Container. Doch warum? Doug denkt nach. Nachdem er begriffen hatte, was mit ihm passiert sein muss und er sich irgendwie damit abgefunden hatte, jetzt der Goatman zu sein, hatte er sich anfänglich ganz in der Nähe aufgehalten. Seine Seeschlange hatte sich ebenfalls im Hafen getummelt und mit den Schiffen gespielt. Batman und seine seltendämlichen Helfer haben sie dann erledigt, dass konnte er genau beobachten, und jedes weitere Vergehen dieser Schweine später ebenfalls. Norris hatte noch gehofft, dass der blöde Clown krepiert, was aber leider nicht der Fall war. Also hat sie wohl der Lärm im Hafen aus dem Container getrieben. Sie kehren auch erst mal nicht zurück. Doch einen Tag später taucht die Polizei auf und nimmt Norris‘ Leiche mit. Danach passiert sehr lange nichts, bis irgendwann die Bullen wiederkommen und alles mitnehmen. Dann gibt es nichts mehr zu sehen, bis Doug selbst in seiner neuen Gestalt im Container auftaucht und das Unglück sieht. Schöner Mist aber auch! Die Blauhemden haben all seine Sachen. Doch mit seinem Computer dürften sie nicht allzu viel anfangen können. Wenn sich ein Fremder darauf Zugriff verschaffen will, löscht sich die Festplatte automatisch. Oder besser gesagt: Der ganze Computer fliegt in die Luft! Dürfte also eine schöne Überraschung für die Jungs gewesen sein, wenn sie sich damit schon beschäftigt haben. Schlimm ist allerdings, dass Batman sein Notizbuch hat. Kein Wunder also, dass es ihnen immer wieder gelungen ist, seine Monster zu besiegen. Eine Lösung dafür konnten sie sicher seinen Aufzeichnungen entnehmen. Das war zumindest der Fall beim Ninki-Nanka, wo die Lösung ja praktisch schwarz auf weiß stand und sie es nur fertigbringen mussten, ihm den Kopf abzuschlagen und den Drachenstein zu finden. Oh, Norris könnte sich in den Hintern beißen, wenn er daran denkt. Er hat es diesen Trotteln ja förmlich auf dem Silbertablett serviert, was zu tun ist. Doch das wird ihm diesmal nicht passieren. Schließlich gehen die drei sicher davon aus, dass er tot ist. Von daher wird er sie aus dem Hinterhalt heraus überfallen können. Dieses Versteck hier werden sie zudem niemals finden. Obwohl er sich auch fragt, wie sie den Container gefunden haben. Ob sie wohl Zugang Darknet hatten? Anders kann es gar nicht gewesen seien. Doch das ist jetzt egal. Sein Labor gibt es schließlich nicht mehr und sein Versteck hier ist nirgendwo verzeichnet. Außerdem weiß er jetzt viel besser, wie er es anstellen muss, weshalb er nicht einmal mehr auf ein Notizbuch angewiesen ist. Er hat alles im Kopf. Und die Recherchen dafür kann er über das Internet machen. Zur aller größten Sicherheit kann er anschließend auch alles vernichten, wenn er seine neuen Monster freigelassen hat. Dann wird niemand mehr einen Hinweis finden, und die drei Spinner können lange rumrätseln, wie sie damit fertigwerden! Seine Rache wird so wundervoll werden und die angeblichen Helden so sehr leiden. Norris wird sich daran ergötzen und dann steht ihm Tür und Tor offen, um Gothams neuer Herrscher zu werden. Welch eine berauschende Vorstellung. Langsam erhebt er sich von seinem Stuhl und schwankt zu der nackten Matratze hinüber, die er sein Bett nennt, und legt sich hin. Kaum, dass er sich in die Decke eingekuschelt und sein Kopf das Kissen berührt hat, ist er auch schon eingeschlafen. Doug träumt von gar schauerlichen Monstern, doch es ist ganz sicher kein Albtraum! Old Wounds ---------- 1 2. Mai – 21:12 Uhr Der laue Abend lässt einen schon mit dem Sommer liebäugeln, doch der friedliche Schein trügt in Gotham selbstverständlich mal wieder, wie könnte es auch anders sein. Denn geschickte Hände verbinden nämlich gerade die letzten Drähte miteinander, dann ist die Bombe scharf. Ein durchtriebenes Grinsen huscht über das stark geschminkte Gesicht des jungen Mannes hinweg, doch die braunen Augen darin drücken tiefe Traurigkeit und verletzten Stolz aus. Und genau diesen Gefühlen wird der Clown nun, im wahrsten Sinne des Wortes, Luft machen. Flinken Schrittes verlässt er das verminte Gebäude und steigt auf ein nahegelegenes Dach, sodass er alles bestens im Blick hat. So ein Feuerwerk kann man sich schließlich nicht entgehen lassen. Rund um ihn herum sind alle Häuser und Gebäude verlassen, dass weiß er nur zu gut – dennoch hat er es sich nicht nehmen lassen, und noch einmal alles gründlich kontrolliert. Auch wenn er nichts dagegen hätte, ein paar dieser dämlichen Bürger mit in den Tod zu reißen. Diese Stadt ist schließlich voll von selbstverliebten, dummen Arschlöchern, die es nicht anders verdient hätten. Also alle leer, bis auf eines. Ein Motel, in dem er so viele glückliche Stunden verbracht hatte. Doch das war letztes Jahr – gefühlt in einem ganz anderen Leben… Nun ist alles anders, alles schlechter… Nun regieren Wut und Enttäuschung in ihm und verlangen nach einem bleibenden Eindruck, damit ihr Verursacher mal gründlich über sein missratenes Verhalten nachdenkt. Oh, wie sehr er ihm doch das Herz gebrochen hat... „ED! Komm raus, du Scheißkerl, und sieh deinem Schöpfer ins Gesicht!“, brüllt der Clown dann Richtung Motel. Es folgt jedoch keine sichtbare Reaktion. Angesäuert brummt der Grünhaarige in sich hinein. Das ist mal wieder so typisch für diesen elenden Feigling. „ED! Ich weiß, dass du da bist, du feiges Arschloch, also zeig dich endlich, bevor es hier so richtig knallt!“, gibt er erneut zum Besten. Daraufhin öffnet sich sehr zaghaft die Tür, die in die Lobby des ehemaligen Motels führt. Vorsichtig, als fürchte er, augenblicklich erschossen zu werden, tritt der Riddler schließlich unter die Zarge, sofort bereit, wieder in seine sichergeglaubte Zuflucht zu springen, sollte sein Gegenüber auch nur mit einem Muskel zucken. Dabei wirkt er so verschreckt wie ein kleines Schulmädchen, das zum Direktor muss, und ganz hinten im Kopf dennoch genau weiß, wieso... „Können – können wir bitte darüber reden, bevor du irgendetwas machst, das du später vielleicht bereust...?“, fragt Edward wenig hoffnungsvoll und gerade so laut, dass Joker ihn von seinem erhöhten Standpunkt aus hören kann. „Was gibt es da schon zu reden? Ich krieg von dir doch sowieso immer nur dieselben dummen Antworten und du bist zu keinem Kompromiss bereit. Also, warum sollte ich da mit dir reden wollen?“ Leicht verdreht der Brünette die Augen – was sein Gegenüber bei der Entfernung zum Glück nicht sehen kann. Wie oft haben sie diese Diskussion nun schon geführt und es kommt immer das gleiche Ergebnis dabei heraus. Der Clown will ihn einfach nicht verstehen, aber irgendwie ist es andersherum nicht viel besser. „Du bist doch ebenfalls zu keiner Einsicht fähig! Ist es da denn verwunderlich, dass ich mich dir nicht fügen will?“, gibt Nigma leicht angesäuert zurück. Dennoch ist ihm bewusst, dass er seine Worte vorsichtig wählen sollte. Joker ist schon unter normalen Umständen unberechenbar, erst recht, seit Ed ihn vor die Tür gesetzt hat. Mit ihm ist daher nicht zu spaßen. Zudem entnimmt der Ältere den vorangegangenen Worten seines ehemaligen Gefährten, dass dieser hier womöglich eine Bombe oder dergleichen platziert hat. Doch würde der Verrückte wirklich so weit gehen und den Rätselmeister töten wollen, weil er ihm das Herz gebrochen hat? Dabei ist das Ganze doch bloß ein dummes Missverständnis... 2 Batman kann beim besten Willen nicht verstehen, was eigentlich los ist. Er dachte die ganze Zeit, dass Ed und Joker ein glückliches Paar seien und der Kriminalität daher weitgehend den Rücken gekehrt haben. So hatten sie es ihm zumindest versprochen, als sie sich an Neujahr voneinander verabschiedet hatten. Doch hatte er das wirklich geglaubt? Tief im Herzen und im Verstand? Eher nicht. Der Maskierte hatte es sich von ganzem Herzen gewünscht und die beiden wirkten auch oftmals so. Eine ganze Weile war es sogar ruhig um sie geworden. Doch ehrlich gesagt wollte sich dieser Gedanke nicht so richtig in seinem Kopf formen. Vermutlich kein Wunder, wenn man bedenkt, was die beiden früher so alles gemacht haben und wie viele Versprechungen es da schon immer gab, die doch nie gehalten wurden. Er hatte seinem eigenen Vorschlag nachgegeben und sich mit den beiden in der Silvesternacht auf dem Schrottplatz getroffen. Ein verborgen unschuldiger Gedanke ganz hinten in seinem Verstand hat versucht ihm vorzugaukeln, dass sie hier wirklich nur ein paar Raketen und Böller in die Luft jagen würden, so wie der Rest der Menschen in Gotham. Doch da hat er mal wieder die Rechnung ohne den durchgeknallten Bengel gemacht. Letztendlich hat der Irre fast den gesamten Schrottplatz in die Luft gesprengt und hektarweise Müll ist in Flammen aufgegangen, sodass es einem Inferno glich, das giftige Dämpfe über der ganzen Stadt zu verteilen drohte. Zu Jokers Verteidigung könnte man vielleicht erwähnen, dass es ein wahrlich farbenfrohes Spektakel war, das jeder Pyrotechniker beneidet hätte, aber in Anbetracht der folgenden Ausmaße nicht wirklich mehr nennenswert. Batman musste dem daher Einhalt gebieten, was dem Spaß des Grünhaarigen einen herben Dämpfer verpasst hatte, doch er schien augenscheinlich nicht nachtragend zu sein. Nigma hatte sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten und das Spektakel von der feiertagsbedingt leeren Hütte des Müllwarts aus beobachtet. Als Bruce anschließend mit ihm gesprochen hat, nachdem die größte Gefahr gebannt war, schien Ed nichts von dergleichen Ausmaßen gewusst zu haben. War selbst schockiert von alledem. Danach war es jedoch ruhig um die zwei Gauner geworden, wie sie es ihm nach alledem versprochen hatten. Ruhig, bis vor drei Monaten die erste Bombe in der Stadt gezündet wurde. Wayne ist ziemlich schnell dahintergekommen, dass das Jokers Werk war. Allerdings gelang es ihm bis jetzt nicht, den ausgeflippten Clown zu schnappen, um so vielleicht eine Erklärung dafür zu bekommen. Seitdem sind in regelmäßigen Abständen weitere Bomben in ganz Gotham explodiert. Zuerst hat es der Schwarzhaarige nur für blinde Zerstörungswut gehalten, weil der Bengel einfach nicht stillsitzen kann – Auslauf braucht, wie Riddler das gern bezeichnet – und daher schlichtweg etwas kaputtmachen muss. Diese Annahme wurde noch dadurch untermauert, dass die Gebäude, die Joker gesprengt hat, alle leerstehend waren und in absehbarer Zeit eh abgerissen werden sollten. Das rechtfertigt in Batmans Augen selbstverständlich nichts, immerhin ist dadurch erheblicher Schaden entstanden. Inzwischen hat er seinen Gedanken aber verworfen, denn das ist ganz sicher kein Spieltrieb mehr – nicht einmal für Jokers Verhältnisse –, dahinter steckt ein Muster, wie er vor einer Weile festgestellt hat. Und dieses Muster wird vermutlich heute Nacht seine Vollendung finden... Als Bruce all die Orte, bei denen Jokers Bomben explodiert sind, in einer Karte eingetragen hat, kam dabei doch tatsächlich ein Herz heraus! Soll das Ganze womöglich also eine kranke Art von Liebesbeweis dem Riddler gegenüber sein? Er würde es dem Grünhaarigen in jedem Fall zutrauen. Doch damit nahm das alles noch kein Ende. Weitere Explosionen folgten. Ihr Bild ergibt nun einen Pfeil, der durch das Herz jagt, ganz so wie in einem kitschigen Comic. Zur Vollendung all dessen fehlt nur noch die Spitze des Geschosses. Und wenn sich der Mitternachtsdetektiv nicht völlig vertan hat, dann wird diese Explosion das letzte Gebäude der runtergekommenen und völlig verlassenen Richard Street treffen. Bei diesem handelt es sich um ein altes Motel, das erst letztes Jahr aufgegeben wurde. Ob das etwas zu bedeuten hat? So wie er den Clown einschätzt, in jedem Fall, oder er deutet auf etwas, das sich in unmittelbarer Nähe davon befindet. Aber was? Um das rauszufinden, und im besten Fall die Explosion zu verhindern, rast Bruce nun im Batmobil dorthin und hofft inständig, noch rechtzeitig anzukommen. Er braucht dringend Antworten. Jokers Leben steht sonst nämlich auf der Kippe. Der Bürgermeister hat endgültig genug von dieser sinnlosen Zerstörung und hat daher Scharfschützen auf ihn angesetzt, um dem Ganzen endlich ein Ende zu bereiten, dass hat Gordon ihm vor Kurzem anvertraut. Zu Waynes Glück haben die Polizisten das Muster der Tatorte scheinbar noch nicht entschlüsselt, obwohl es so einfach zu seien scheint. Aber egal. Batman ist sich sicher, dass er dem heute Nacht ein Ende setzen kann, es muss. Koste es, was es wolle! 3 Als er das Batmobil schließlich in einer Querstraße abstellt und aussteigt, hört er schon ein aufgebrachtes Stimmengewirr. Es klingt wie ein Streit. Eine der Stimmen ist unzweifelhaft die gellende, Glas zum Zerspringen bringende des Jokers, die andere ist im Verhältnis dazu zu leise, um sie zweifelsfrei zu identifizieren, doch sie klingt verängstigt, selbst bei den halbherzigen Widerworten, die sie hervorbringt. Somit ist Bruce hier wohl richtig. Jetzt muss es schnell gehen, ehe der irre Clown den Zünder betätigt. Flink biegt er um die Ecke und entdeckt den Grünhaarigen nicht weit entfernt auf einem Gebäude, dem Motel genau gegenüber. Nun sieht er auch, wem die zweite Stimme gehört und ist doch überrascht. Warum streiten sich der Verrückte und der Rätselmeister? Zudem befindet sich Nigma auch noch in der Lobby des Motels, als versuche er sich in dem Gebäude vor dem durchgeknallten Bengel zu verstecken. Eine ganz schlechte Idee, denn scheinbar weiß er nicht, dass sich dort eine Bombe befindet. Hat Joker ihn also vielleicht sogar in einen Hinterhalt gelockt? Doch warum sollte er ihm schaden wollen? Ärger im Gangster-Paradies? Egal, die Antworten kann sich Wayne später immer noch von den beiden holen, jetzt muss er erst einmal die Explosion verhindern und zusehen, dass er den Riddler aus dem Motel bekommt, bevor es womöglich doch in die Luft fliegt. Ungesehen von den beiden Streitenden, erklimmt Bruce das Gebäude, auf dem der Clown Stellung bezogen hat. Kaum, dass er über den Rand blicken kann, sieht er auch schon, wie der Prinz des Verbrechens mit dem Zünder herumwedelt. „Wenn du es nicht anders haben willst, mal sehen, wie schön du dir gleich die Hosen nass machst, mein Freund!“, gibt der Jüngste schließlich von sich, wobei er das letzte Wort so dermaßen sarkastisch betont, dass für Batman kein Zweifel mehr besteht, dass die beiden ein ernsthaftes Beziehungsproblem zu haben scheinen. Das hat ihm zu allem Übel gerade noch gefehlt. Zwei verrückte Super-Kriminelle, die sich aus verschmähter Liebe gegenseitig an die Gurgel springen und dabei die Stadt in Schutt und Asche legen… Sich wie dumme Teenager benehmen, wo sie doch so hochintelligent sind. Liebe ist wahrlich eine komische Erfindung – zum Lachen ist Bruce dabei aber keinesfalls zu mute. Demonstrativ hebt Joker nun den Zünder höher, sein Daumen schwebt über dem Auslöser. Die Erkenntnis über das Bevorstehende steht Nigma ins Gesicht geschrieben, allem Anschein nach aber nicht die Tatsache, dass er das Opfer dieser Explosion werden soll, da er sich hinter der Tür des Motels zu verstecken versucht, nur sein Gesicht schaut noch nach draußen. Ein besseres Stichwort braucht Batman nun wirklich nicht mehr. Schnell schwingt er sich über den Rand, hastet in einem Bogen zu dem Clown, um nicht gesehen zu werden, und packt ihn schließlich von hinten. Kraftvoll schlingt er dem Grünhaarigen den rechten Arm um den Hals, drückt ihm so etwas die Luft ab, während er mit der Linken die Hand mit dem Zünder umklammert und fest zudrückt, in der vagen Hoffnung, dass Joker das Ding dann vielleicht fallenlässt. Erschrocken zuckt der Verrückte zusammen und versucht, sich heftig gegen ihn zu wehren. „Was soll der Scheiß? Lass mich sofort los?“, blafft er auch schon los, während Ed das Ganze nur mit großen Augen verfolgen kann. „Dann lass du den Zünder los!“, knurrt Wayne ihm ins Ohr und verstärkt seinen Griff noch. „Niemals!“, harscht der Prinz zurück und versucht weiterhin, den Auslöser zu drücken. „Nun reiß dich doch mal zusammen, verdammt!“ Aber Joker ist ebenso unfähig, Beherrschung an den Tag zu legen, wie er seine verworrenen, sich ständig ändernden Pläne für einen grandiosen Akt der Zerstörung Batmans aufgeben kann. „Nein, lass mich!“ Sie rangeln heftig miteinander, und dass, obwohl sich Joker ja in seinem Klammergriff befindet und kaum Bewegungsfreiheit haben dürfte. Dabei landet der Daumen des Clowns mehr als einmal auf dem Auslöser, ohne ihn jedoch wirklich drücken zu können. Dadurch wird dem Schwarzhaarigen aber immer mehr bewusst, dass er die Explosion einfach nicht verhindern können wird. „ED! Raus da! Gleich fliegt alles in die Luft!“, ruft er daher zu dem Brünetten herunter, der sie beide noch immer anstarrt, wie ein Reh das Scheinwerferlicht. „JA!“, jauchzt der Joker vergnügt, und dann gelingt es ihm, seinen Arm zu befreien. Ein unsagbar geisteskrankes Grinsen teilt seine rotgeschminkten Lippen und seine Augen laufen vor lauter Wahnsinn regelrecht über. Da endlich realisiert der Rätselmeister, was auf ihn zukommen wird. Hastig verlässt er das Motel und rennt zum nahegelegenen Ende der Straße hinüber. Gerade noch rechtzeitig. Denn kaum, dass er seine sichergeglaubte Zuflucht verlassen hat, schafft es Joker tatsächlich, den Auslöser zu drücken. Eine Sekunde später zerreißt die rasant anschwellende Explosion die unruhige Nacht. Überall fliegen Trümmer herum, die Dunkelheit wird von einem Lichtblitz erhellt, der dutzende Meter in den Himmel hinaufjagt, und kraftvolle, heiße Finger drücken sich in Edwards Rücken, schieben ihn vorwärts, sodass er fast zu Boden stürzt. Erst als sich der Qualm etwas lichtet, erkennt Bruce, dass es gar nicht das Motel war, auf das es der Clown abgesehen hat, sondern das Gebäude, das ihm am nächsten stand. Bildlich gesehen deutet die Pfeilspitze also auf das Motel. 4 Das Dröhnen, das die Explosion in seinen Ohren verursacht hat, ist noch gar nicht verklungen, da vernimmt Edward auch schon das durchgeknallt-ausgelassene Lachen seines Ex-Gefährten. Das Geräusch klingt so schrecklich, dass es ihm richtiggehend das Herz zerreißt, hätte er doch nie gedacht, dass er dergleichen mal bezogen auf seine Person hören müsste. „Und Ed? Hast du dir die Hosen nass gemacht?“, gluckst der Jüngste irre, kann sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten, würde Batman ihn nicht noch immer festhalten. Nigma verkneift sich jegliche Antwort dahingehend, es würde nur den außer Kontrolle geratenen Wahnsinn des Grünhaarigen weiter antreiben. Zudem ist ihm bei der ganzen Aktion mehr als nur das Herz in die Hose gerutscht, weshalb er eh kein Wort herausbekommen würde, ohne hilflos-weinerlich zu stottern – und diese Blöße will er sich nicht auch noch geben müssen. Das Einzige, was Ed an der ganzen Sache interessieren würde, wäre sowieso nur die Frage nach dem Warum. Allerdings kann er sich das auch getrost schenken, denn immerhin weiß er ja nur zu gut, warum Joker so durchdreht, und kann es ihm daher fast nicht übelnehmen. Somit schweigt er lieber und wendet sich nur vorsichtig herum, um zu sehen, was Batman vielleicht als nächstes macht. Dass das Ganze eine Strafe seitens des Dunklen Ritters nach sich ziehen wird, ist Edward klar, doch im Moment ist er sich ziemlich unschlüssig, ob er seinem Ex-Gefährten in dem Fall beistehen oder es einfach geschehen lassen soll. Doch egal für was er sich auch entscheiden würde, Joker hätte keine Dankbarkeit für ihn übrig, sondern würde nur weiterhin streitlustig sein und ihn beschimpfen, und dass kann er langsam nicht mehr ertragen. Oh, wie sehr er sich doch wünscht, dass das alles nie passiert wäre... Was der Rätselmeister nicht ausspricht, kommt nun aus dem Mund des Rächers, der immer noch mühevoll versucht, den durchgedrehten Bengel festzuhalten. „Was soll der ganze Mist hier eigentlich, Joker?“, knurrt er dem zappelnden Clown entgegen. „Das geht dich einen Scheißdreck an, Herzchen!“, giftet der Prinz zurück und versucht, sich weiterhin loszureißen. „Ich denke schon, dass mich das etwas angeht, wenn du meine Stadt so mutwillig zerstörst. Außerdem hat der Bürgermeister Scharfschützen auf dich angesetzt, wenn noch ein weiteres Gebäude explodieren sollte. Sie werden dich wie einen räudigen Hund abknallen, sobald sie dich sehen!“ Dafür hat Joker nur ein weiteres Lachen übrig. „Na und? Ich hab doch eh nichts mehr zu verlieren.“ Bei diesen Worten zuckt Ed sichtlich zusammen, und ihm wird klar, wie schwer das alles Joker wirklich getroffen haben muss. „Du bist vollkommen verwirrt. In Arkham kann man dir helfen, also komm brav mit, damit ich dich dort hinbringen kann.“, versucht es Bruce weiterhin, diesmal ruhig, versöhnlich. Er will nicht, dass der Clown erschossen wird. Das würde ihr gemeinsames Schicksal zerstören, und das kann Wayne nicht einfach so aufgeben. Außerdem hat sie die ganze Sache mit den Monstern letztes Jahr ziemlich eng zusammengeschweißt, weshalb er erst recht verhindern will, dass dem Grünhaarigen etwas passiert. Sie mögen zwar auch weiterhin auf verschiedenen Seiten des Gesetzes stehen, dennoch sind sie auf irgendeiner Ebene Freunde geworden. Daher hofft er, eine Lösung für das alles hier zu finden, damit es wieder so wird wie vorher. „Ha! Glaubst du ernsthaft, dass ich in diese bekloppte Anstalt zurückgehe? Die können mir nicht helfen, wie du sehr gut weißt, und du willst mich nur da sehen, um deine eigene Seele zu beruhigen, weiter nichts! Ob man mich wie einen räudigen Köter abknallt oder in einen Zwinger sperrt, kommt letztendlich sowieso auf dasselbe hinaus.“ „Das sehe ich anders. Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass man dich erschießen wird, sobald du dich irgendwo herumtreibst. Dort bist du sicher und kannst dich ausruhen. Und dann findet sich bestimmt auch eine Lösung für euer Problem.“ „Problem? Ich hab kein Problem, sondern diese Weichflöte da unten.“ Finster funkelt der Grünhaarige in Riddlers Richtung, was diesen wieder leicht zusammenzucken lässt. „Das ist vollkommen egal. Du brauchst etwas Ruhe, Zeit zum Nachdenken, und dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“ „Ich brauche keine Ruhe. Höchstens Ruhe vor dir, damit ich das hier ein für alle Mal klären kann!“ „Ich fürchte, dass kann ich nicht zulassen.“ „Oh, du glaubst ja gar nicht, wie e...“, weiter kommt der Verrückte mit seinen Worten nicht mehr, da besprüht Batman ihn auch schon mit einem hochwirksamen Betäubungsmittel. Kraftlos sackt der Clown in seinem Griff zusammen, ehe er ihn einen Moment auf dem Dach ablegt, um selbst durchatmen zu können. 5 „Willst du mit nach Arkham kommen?“, wendet sich der Rächer schließlich an den Rätselmeister, der immer noch wie ein verlorenes Kind dort unten steht und nichts mit sich anzufangen weiß. Langsam blickt Ed zu ihm nach oben, sein Gesicht eine mitleiderregende Miene all der Gefühle, die ihn nicht loslassen. „Nein, ich denke nicht. – Wäre vielleicht besser, sich im Augenblick nicht in Jokers Nähe aufzuhalten...“ „Könnte stimmen. Wo finde ich dich, wenn ich ihn abgeliefert habe? Ich denke, du bist mir ein paar Erklärungen schuldig.“ „Oh. – Ich werde wohl hier sein, denke ich. Solange keine Polizei oder so auftaucht. Ansonsten hinterlasse ich dir eine Nachricht in der Lobby...“ „In Ordnung. Lass dich bis dahin nirgendwo blicken.“ Der Brünette nickt nur traurig, lässt die Schultern hängen und stapft dann ganz langsam zum Motel zurück. Einen Moment lang beobachtet ihn der Ritter noch, dann greift er sich den schlafenden Clown und bringt ihn zum Batmobil. Kurz darauf beginnt auch schon die Fahrt nach Arkham. 6 Batman wird das Gefühl nicht los, dass Joker ihn die ganze Zeit verarscht. Sie sind schon fast an der Anstalt angekommen, doch der Grünhaarige tut noch immer so, als wäre er betäubt. Der Rächer ist sich hundert Prozent sicher, dass er das nur vorspielt. Bei jedem anderen Mal, wenn Bruce ihn betäuben musste, um seinem zerstörerischen Treiben Einhalt zu gebieten, hat es kaum fünf Minuten gehalten und dann hat der Bengel wieder Unfug gemacht. Der Schwarzhaarige hat das Betäubungsmittel in der Zwischenzeit zwar mehrfach angepasst, aber das Ergebnis war stets unverändert. Also führt Joker ihn mal wieder an der Nase herum. Eigentlich könnte es ihm ja auch egal sein. Immerhin hat er so seine Ruhe und muss sich den Mist nicht anhören, den der Irre für gewöhnlich von sich gibt. Andererseits macht ihn das Ganze ziemlich nervös. Der Bursche könnte ja auch irgendetwas aushacken, um ihm zu schaden. „Nun hör schon mit diesen Spielchen auf! Ich weiß, dass du wach bist.“, harscht der Rächer angesäuert, doch der Clown rührt sich nicht. Warum auch? Er war schon immer ein prima Schauspieler. Grummelnd denkt Wayne einen Moment lang nach. Ohne den Blick von der Straße zu nehmen, rammt der seinem Sitznachbarn dann ohne Vorwarnung den Ellenbogen gegen den Oberarm. Keine Reaktion, nicht mal ein Zucken. Kann man das noch so überzeugend spielen? Der Mitternachtsdetektiv ist etwas überfragt. Kurz vor der Brücke, die nach Arkham rüberführt, stoppt er schließlich und betrachtet den Bengel eingehender. „Joker, hörst du mich?“, fragt er fast schon vorsichtig und wedelt mit der Hand vorm Gesicht des Jüngeren herum. Nichts. Er schnipst mit den Fingern. Wieder nichts. Murrend zieht er sich den Handschuh aus und legt dem Prinzen die flache Hand auf die Brust. Das Herz darunter schlägt langsam und gleichmäßig, ganz so, als würde er wirklich schlafen. Nun hält er ihm die Hand unter die Nase. Warmer Atem schlägt ihm entgegen. Soweit scheint also alles in Ordnung zu seien. Noch einmal denkt er nach. Schlussendlich gibt er sich einen Ruck und packt nun die Nase des Clowns, drückt sie zusammen und ihm somit die Luftzufuhr ab. Bruce wartet gut eine Minute, wobei er sich immer wieder bewusst zu machen versucht, dass Joker ein ziemlich gutes Lungenvolumen hat, selbst wenn er vorher nicht tief Luft holt. Dennoch wird er langsam nervös. Dann ganz plötzlich regt sich der Grünhaarige unter ihm, schlägt die Augen auf und fängt an zu grinsen. Batman lässt wieder von ihm ab – innerlich doch etwas erleichtert. „Ich wusste doch, dass du mich verarschst.“, murrt er. „Mag sein, aber du hast trotzdem Schiss gehabt. Gib’s doch zu!“, gluckst der Verrückte vergnügt. „Lass den Mist, wir sind da. Du hast jetzt zwei Möglichkeiten. Entweder du kommst freiwillig mit rein oder ich muss dich zwingen.“ „Denkst du wirklich, dass du mich zwingen könntest?“ „Denk an die Scharfschützen. Wenn du die Biege machst, werden sie sich erschießen.“ „Das ist mir schnuppe, also…“ „Mir aber nicht!“, unterbricht ihn der Rächer scharf. Der geschminkte Mann zuckt sichtbar neben ihm zusammen und sieht ihn dann mit großen Augen an. „Nun guck mich nicht so an! Denkst du etwa, ich habe vergessen, was wir letzten Winter zusammen durchgemacht haben? Denkst du ehrlich, ich würde wollen, dass sie dich erschießen? Und wenn dir das nicht reicht, was ist dann mit unserem gemeinsamen Schicksal? Was ist mit der hochheiligen Tatsache, dass nur ich dich töten darf?“ Ist das etwa ein Zittern in der Stimme des ach so stolzen Ritters? Kaum wahrnehmbar, ganz tief hinten, und dennoch scheint es da zu seien. „Du – machst dir ernsthaft Sorgen um mich?“ „Selbstverständlich mache ich mir Sorgen um dich!“ „Wie rührend…“ „Ach, hör schon auf mit deinem elenden Sarkasmus!“, blafft Bruce zurück. „Das war kein…“ „Schluss jetzt! Kommst du jetzt mit oder muss ich grob werden?“ Der Clown grinst wieder breit. „Ich bitte drum!“ „Du bist echt unmöglich…“ Die Fledermaus verdreht nur die Augen und setzt den Wagen wieder in Bewegung. 7 Als das Batmobil schließlich in unmittelbarer Nähe zur Eingangstür stehenbleibt und sich schussbereite Wachleute darum versammeln, wendet sich Wayne noch einmal an den Grünhaarigen. Ehe er jedoch zu sprechen beginnen kann, öffnet Joker schon den Mund. „Okay, wie stellen wir es an? Soll ich dir eine Szene machen oder wie ein geprügelter Hund hinter dir herschleichen?“ Seine Worte wirken ziemlich belustigt. In Anbetracht der Tatsache, dass er sonst tatsächlich eher halb bewusstlos von dem Rächer nach drinnen geschleift wird, vielleicht nicht verwunderlich. Womöglich ist dem Früchtchen auch einfach noch nicht ganz klargeworden, dass das hier kein Spaß ist, auch wenn Batman im Moment gute Miene zum bösen Spiel macht. Gewissenhaft legt Bruce seinem Gegenüber Handschellen an, um nach außen hin den Schein zu wahren, was sich der Clown auch wortlos gefallen lässt. „Mir wäre es lieber, wenn du einfach nur brav mitkommst. Keine Szene, keine unnötige Dramatik, keine Gewalt, nichts. Sei einfach mal ganz normal, falls das irgendwie möglich ist.“ Der Schwarzhaarige wirkt bei seinen Worten regelrecht betrübt, was Joker dazu verleitet, leicht verdutzt eine Augenbraue zu heben. „Schön, dann machen wir es ausnahmsweise mal auf deine Weise, mein Großer.“, fügt er sich ihm und wartet dann darauf, dass Batman aussteigt und die Tür auf seiner Seite öffnet. Nahezu sanft umfasst der Mitternachtsdetektiv dann den Oberarm des Verrückten und holt ihn aus dem Wagen heraus. Brav verweilt der Kriminelle in seinem ungewohnt lockeren Griff, während die Wachleute ihre Waffen auf sie richten und einen schmalen Durchgang in ihren Reihen freimachen, damit sie die Anstalt betreten können. Hinter der großen Doppelflügeltür wartet auch schon Dr. Arkham auf sie, umringt von noch mehr Wachmännern. „Sie…“, setzt der Anstaltsleiter an, wird dann aber schon vom maskierten Rächer unterbrochen. „Ich weiß schon, wo er hinmuss. Sorgen Sie nur für alles andere und geben Sie mir ein paar Minuten mit ihm, bevor er sediert wird.“ Ungeachtet einer möglichen Antwort stapft Bruce einfach weiter und schiebt Joker dabei leicht vor sich her, auch wenn der Jüngere keine Führung braucht, um den Weg zu seinem ungeliebten Zwangsheim zu finden. Dr. Arkham lässt es erst einmal dabei bewenden, doch die Wachen folgen den beiden in sicherem Abstand über unzählige Treppen und endlose Flure hinweg. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen sie dann die karge Zelle, in der Joker für gewöhnlich sein Dasein fristen muss. 8 Mit einem beunruhigenden Krachen fällt die Tür hinter den beiden ins Schloss zurück und schottet sie so von der Außenwelt ab. Nahezu lässig lässt sich der Clown auf seine karge Schlafstätte sinken und blickt den Ritter dann abwartend an. Dieser überlegt einen Moment, ob er wie sonst auch weiterhin den Abstand wahren soll oder doch lieber etwas vertraulicher werden könnte. Mit einem Seufzen setzt er sich dann doch neben den Clown, was diesen wieder verwundert die Augenbraue heben lässt. „Lass uns reden…“, setzt er etwas unbeholfen an. „Und worüber, mein Großer?“ „Ich denke, dass weißt du ganz genau. Warum all diese Bomben? Warum das Herz mit dem Pfeil?“ „Du hast es also bemerkt?“ „Natürlich habe ich es bemerkt, sonst wäre ich wohl auch kaum rechtzeitig bei euch gewesen, oder?“ „Auch wieder wahr.“ „Also?“ „Tja, im Grunde gibt es da nicht viel zu sagen, zumindest von meiner Seite aus nicht. Du hast die Botschaft gesehen. Wenn du eine Antwort auf den Rest haben willst, solltest du dich wohl mit Nigma unterhalten.“ Joker verschränkt die Arme vor der schmalen Brust und lehnt sich fast schon schmollend zurück an die Wand. Den Nachnamen seines Ex-Gefährten spuckt er schon fast aus. „Nigma? Meinst du nicht eher Ed? Oder wie hast du ihn sonst noch genannt? Eds?“ „Er mag nicht, wenn ich das sage…“ „Ich weiß. Ich wollte damit auch nur deinen kühlen Tonfall hinterfragen.“ Vom Prinzen kommt nur ein Schnaufen als Antwort. „Habt ihr euch gestritten?“, fragt Bruce schließlich geradeheraus. Immerhin haben sie nicht ewig Zeit zum Reden. Nun schmollt der Grünhaarige wirklich. „Ich hab mich nicht gestritten, er hat sich gestritten!“, motzt er nachdrücklich. „Ich verstehe…“ „Ich weiß gar nicht, was der ganze Scheiß überhaupt soll! Von einem Tag auf den nächsten fällt ihm plötzlich ein, dass er mich vor die Tür setzen muss!“, platzt es aus Joker heraus, während ihm eine Träne die rechte Wange hinabgleitet. „Oh, dass ist mies. Aber du liebst ihn noch, oder?“ Nun zittert die Unterlippe des Clowns deutlich. Krampfhaft versucht er weitere Tränen zurückzuhalten, schnieft unmelodisch, schluckt hart und nickt dann langsam. „Okay. Ich bin sicher, das Ganze lässt sich irgendwie klären. Ich werde mit Ed reden und dann komme ich wieder, einverstanden?“ „Das – würdest du tun?“ „Ich werde es zumindest versuchen, ja. Doch dafür musst du mir versprechen, dass du so lange hier in Arkham bleibst und nichts anstellst.“ „Mach ich. Ich weiß im Augenblick eh nichts Besseres mit mir anzufangen…“, betrübt lässt er die Schultern hängen. Einen Moment später klopft es nachdrücklich an die Tür. „Ich fürchte, ich muss jetzt gehen. Sei brav, ja?“, meint Bruce in einem durchaus tröstlich gemeinten Tonfall und erhebt sich langsam, während Dr. Arkham schon eintritt. Eigentlich will Joker ihm noch etwas sagen, doch dann fällt sein Blick auf die obszön große Spritze, die der Arzt bei sich hat. „Welchen Elefanten willste denn damit ins Koma pusten, Jerry?“, fragt er leicht scherzhaft. Allerdings vergeht ihm jeglicher Spaß, als er die ernsten Blicke der zwei Männer vor sich sieht. „Oh, nein, vergiss es!“ Hecktisch springt er von seinem provisorischen Bett auf. Ehe er jedoch genug Abstand gewinnen kann, packt Batman ihn bei den Oberarmen – diesmal allerdings richtig fest. „Bats? Was…“ „Es ist nur zu deinem Besten. Du musst dich etwas ausruhen…“ „Du elendes…“ Doch da ist Jeremiah schon an ihn herangetreten und rammt ihm die Nadel in den Arm. Es dauert nur ein paar Sekunden, dann erschlafft der Körper abermals im Griff der Fledermaus. „Dass sollte ihn ein paar Stunden ruhigstellen…“, murmelt Arkham geschäftig vor sich hin und verlässt die Zelle wieder, ohne die beiden Verbliebenen noch eines Blickes zu würdigen. 9 Es ist schon fast Mitternacht, als Batman zurück zum Motel findet. Mit festen Schritten betritt er die Lobby und blickt sich um. Der Raum wirkt, als wäre auch hier eine Bombe eingeschlagen. Die Tapete hängt in langen Fetzen von den Wänden, eine Handvoll Schlüssel und anderer Sachen liegen auf dem Boden verstreut, der dicke Teppich ist mit undefinierbaren Flecken übersät und an etlichen Stellen zerschnitten, ein Getränkeautomat in der Ecke ist zertrümmert und geplündert worden, der Tresen aufs Übelste zerkratzt, ein Sofa im Wartebereich zerfetzt und die Watte auf dem Boden verteilt, und sämtliche Fenster sind zerschlagen. All das registriert der Rächer zwar, doch es kümmert ihn wenig. Vandalismus ist ein weit verbreitetes Problem in Gotham, aber immer noch das kleinste Delikt. Sein Blick wandert wieder zum Sofa hinüber. An einem Ende hockt Edward. Auf seinem Schoß liegt ein Heft mit Kreuzworträtseln, doch der Kopf des Brünetten liegt schon fast auf seiner Brust. Beim Warten auf den Rächer muss er wohl eingeschlafen sein. Bruce überwindet den Abstand zu ihm und rüttelt ihn dann vorsichtig an der Schulter. Heftig zuckt der Jüngere zusammen und zieht so schnell seine Pistole, dass dem Schwarzhaarigen vor Schreck fast das Herz stehenbleibt und er gar nicht mehr hätte reagieren können, wenn tatsächlich ein Schuss gefallen wäre. „Hey, ganz ruhig! Ich bin es nur…“ „Oh…“, japst Ed atemlos und lässt die Waffe wieder sinken. „Tut mir leid…“, murmelt er betroffen und steckt die Magnum zurück in sein Jackett. „Schon gut. Können wir irgendwo ungestört reden?“ „Ja, sicher. Aber was ist mit Joker? Hat er dir Ärger gemacht?“, fragt Nigma und erhebt sich langsam. Er klingt dabei hörbar betroffen, wie eine besorgte Mutter, die unerwartet Besuch von der Polizei bekommt, weil ihr Spross mal wieder über die Strenge geschlagen hat. „Joker wird erst mal für ein paar Stunde schlafen, denke ich. Ansonsten geht es ihm den Umständen entsprechend. Zumindest mir gegenüber war er fügsam.“ „Okay, dann komm mit nach hinten.“, führt Riddler aus und nähert sich dem geheimen Zugang zur Wohnung. Wayne staunt nicht schlecht, als er das sieht, erst recht, als ihm der Jüngere auch noch schildert, dass der ehemalige Besitzer das Ganze eingebaut haben muss. Die Überraschung ist dann perfekt, als sie die Wohnung betreten. „Habt ihr euch etwa die ganze Zeit hier versteckt?“, will er schließlich wissen, da ihm Eds Bewegungen zu sicher vorkommen, als dass er das Motel erst heute Nacht zum ersten Mal betreten hätte. „Ja, wir haben es in der Nacht gefunden, als wir den Kampf mit dem Chupacabra hatten und sich unsere Wege trennten. Zuerst haben wir in einem der Zimmer geschlafen. Doch als wir nach dem Kampf mit dem Drachen in Blackgate wiederkamen, war alles zerstört. Jedes einzelne Zimmer. Nur durch puren Zufall haben wir dann diese Wohnung hier gefunden und uns häuslich niedergelassen. Das Chaos draußen haben wir absichtlich so belassen, damit keiner denkt, dass es hier noch etwas zu holen gibt.“ Im Wohnzimmer setzen sie sich auf die große Couch, dann herrscht erst einmal Schweigen. „Joker hat mir erzählt, dass du ihn einfach so vor die Tür gesetzt hast.“, ergreift Batman schließlich das Wort. Seinem Sitznachbarn entgleiten sämtliche Gesichtszüge. „Er hat – Himmel! Erstens war es nicht einfach nur so. Und Zweitens habe ich ihn gar nicht vor die Tür gesetzt!“, völlig entgeistert mustert er den Älteren. Der bleibt jedoch völlig ruhig. „Schön, dann lass deine Version hören.“ Hilflos lehnt sich Ed nach hinten, atmet tief durch und denkt nach, wie er das Ganze am sinnvollsten formulieren soll. Es fällt ihm nach allem immer noch schwer, mit einem anderen Mann über dergleichen zu sprechen. „Dichter interpretieren Liebe immer wieder falsch, manchmal sogar mit Absicht. Liebe ist keine gute Fee, sie ist ein Menschenfresser. Liebe ist nicht blind, sie ist ein äußerst scharfsinniger Kannibale. Liebe ist gefräßig wie eine Heuschrecke, immer hungrig und niemals satt, bis man an ihr zugrunde geht…“, gibt der Rätselmeister dann von sich, während er traurig die Augen niederschlägt. Bruce mustert ihn etwas skeptisch. Dann nickt er langsam. „Da ist schon etwas Wahres dran. Aber Liebe hat ja auch ihre guten Seiten.“ „Das stimmt, ja. Dennoch ist sie niemals einfach und schon gar nicht wie in einem Märchen, auch wenn man sich das immer wünscht…“ „Damit willst du mir also sagen, dass du noch Gefühle für ihn hast, oder?“ „Ja, das will ich damit sagen.“ „Das ist doch gut. Joker geht es ebenso.“ Nun macht Edward große Augen und blickt ihn hoffnungsvoll an. „Ehrlich? Hat er das gesagt?“ „Ja, und es klang sehr glaubwürdig. Du hast sicher mitbekommen, dass überall in der Stadt in letzter Zeit Bomben hochgegangen sind. Sie ergeben ein Muster. Ein Herz, das von einem Pfeil durchbohrt wird, dessen Spitze genau hier auf das Motel deutet. Vermutlich versucht Joker so seine gekränkten Gefühle auszudrücken. Doch das ist ein gefährlicher Weg. Der Bürgermeister hat Scharfschützen auf ihn angesetzt, um dem endlich ein Ende zu machen. Ihn nach Arkham zu bringen, bewahrt ihn davor, solange er nicht ausbricht.“ Nigma gibt ein tiefes Seufzen von sich, das einfach alles bedeuten könnte. Leer starren seine grünen Augen ins Nichts. Das alles will so gar nicht in seinen Kopf hinein, von seinem Herzen ganz zu schweigen. „Was ist zwischen euch vorgefallen?“ „Nun – nachdem wir uns Neujahr von dir getrennt haben, wollten wir versuchen, ein weitgehend ehrliches Leben zu führen, so wie du es dir gewünscht hast. – Anfänglich hat das auch ganz gut funktioniert. Hier in der Wohnung gab es aller Hand zu tun und zu entdecken, weshalb Joker ordentlich ausgelastet war. Doch irgendwann gab es nichts mehr und ihn packte die Langeweile. Zuerst wollte er wieder raus, um irgendetwas kaputt zu machen, doch davon konnte ich ihn abhalten. Aber was stattdessen tun? Ist ja nicht so, dass wir einen geregelten Tagesablauf hätten. Morgens aufstehen und zur Arbeit gehen und dergleichen. Daher war es schwer, etwas zu finden, womit man sich dauerhaft beschäftigen kann…“ „Dir wäre doch sicher etwas eingefallen?“ „Ja, selbstverständlich. Aber Joker ist nun einmal nicht der Typ, der sich den ganzen Tag mit einem Buch vor den Kamin kuschelt oder so. Er braucht Auslauf, im besten Fall Action. Etwas, das ihn fordert und auslaugt. Er muss sich vor allen Dingen körperlich betätigen können, nicht nur geistig. Aber…“ „Aber?“ „Aber, das Einzige, was ihm dahingehend eingefallen ist, war ständig – na, du weißt schon…“, beschämt färben sich die Wangen des Brünetten dunkelrot und er wendet den Blick zur Seite. „Oh…“, entkommt es Wayne in einem undefinierbaren Tonfall. „Zum Schluss war es so schlimm, dass ich das Gefühl hatte, nur noch zum Essen und für den Toilettengang das Bett verlassen zu dürfen. Es hatte nichts Schönes mehr an sich, geschweige denn Befriedigendes, es glich mehr einer unliebsamen Arbeit, die dennoch verrichtet werden muss. – Ich hab – versucht, mit ihm darüber zu reden. – Dass das nicht so weitergehen kann. – Das ich das weder körperlich noch geistig ertrage. – Ich – meinte zu ihm, dass – es besser wäre, wenn – wenn wir mal eine Pause machen würden. Etwas Abstand zueinander hätten. – Ich meinte damit keineswegs, dass er gehen soll. Vielmehr meinte ich, dass sich jeder eine Art Hobby oder so suchen sollte, was den Großteil der Zeit rumbringt, damit es dann etwas Schönes ist, sich abends im Bett zu treffen. Darüber zu reden, zu schmusen und dann vielleicht auch Sex zu haben. – Doch er hat das irgendwie falsch verstanden und gedacht, ich würde mich von ihm trennen…“ „Was ist dann passiert? Joker ist doch sicher nicht freiwillig gegangen, oder?“ „Er – er ist völlig ausgerastet, hat rumgebrüllt und mir gedroht. – Ich – ich hab versucht, ihn zu beruhigen, doch das hat nicht funktioniert. Er war der festen Überzeugung, dass ich mich von ihm trennen will. – Ich kann wahrscheinlich von Glück reden, dass er mir gegenüber nicht auch noch handgreiflich geworden ist. – Irgendwann ist er dann durch die Tür in die Nacht verschwunden. Ich dachte anfangs, dass er nur etwas Dampf ablassen will und dann zurückkommt, damit wir dieses Missverständnis aus der Welt schaffen können. Tage vergingen, ohne ein Zeichen von ihm, und mir wurde klar, dass er tatsächlich gegangen ist…“ „Hast du nach ihm gesucht?“ „Ich wollte es, doch – ich hatte Angst, dass er mir dann wehtun könnte. Und ich wusste ja auch überhaupt nicht, wo ich nach ihm suchen sollte. Das Ganze ist jetzt drei Monate her. Ich habe versucht, mich in der Stadt nach ihm umzuhören, konnte jedoch nichts herausfinden. Vermutlich wollte er auch gar nicht von mir gefunden werden. In regelmäßigen Abständen kam er aber doch hierher, aber es gab immer nur Streit. Er wollte mich nicht verstehen, und irgendwie wollte ich ihn auch nicht verstehen…“ „Das Ganze nagt an euch, doch ihr findet keine Lösung, auch wenn ihr sie euch wünscht.“, fasst Batman zusammen. „Ganz genau. – Ich will ihn so gern wieder an meiner Seite haben. Doch ich fürchte, dass es dann wieder ganz genauso wird, und dass halte ich einfach nicht aus.“ „Das würde wohl niemand lange aushalten. Aber wenn ihr euch einmal richtig aussprechen könntet, würde sich sicher eine Lösung dafür finden, meinst du nicht auch?“ „Bestimmt sogar. Nur weiß ich einfach nicht, wie ich das anstellen soll, wenn er mir nicht einmal zuhören will…“ „Was ist, wenn ich als Schlichter zwischen euch stehen würde? Ich wäre in dem Fall neutral, kann beide Seiten nachvollziehen, weiß, wie ihr denkt.“ Eine gewisse Erleichterung huscht über Edwards Gesicht hinweg. „Das könnte sogar funktionieren. Doch denkst du, dass Joker dafür auch bereit wäre?“ „Das kann man ja leicht herausfinden. Wir gehen einfach nach Arkham, dann kann er dir nicht ausweichen. Und wenn er durchdreht, können sie ihn wieder ruhigstellen.“ „Arkham – Eigentlich will ich ungern dorthin zurück, doch dein Vorschlag klingt logisch. Allerdings brauche ich etwas Zeit, um mich auf so ein Gespräch vorzubereiten. Mir ein paar Szenarien auszumalen.“ „Vielleicht kein schlechter Gedanke. Heute wird Joker eh nicht mehr zu gebrauchen sein. Du hättest mal die Spritze sehen sollen, die man ihm verabreicht hat.“ „Oh, auf die Vorstellung verzichte ich dankend, sonst wird mir ganz schlecht.“ „Okay, dann werde ich jetzt gehen. Ich komme in drei Tagen wieder und dann gehen wir zu Joker. Sollte er allerdings vorher ausbrechen, komme ich dich holen, damit wir ihn gemeinsam suchen können, und hoffentlich auch vor den Scharfschützen finden.“ „Ja, gut. Ich denke, dem kann ich zustimmen…“ Batman nickt nur und verlässt dann die Wohnung. In sich gekehrt bleibt Ed allein zurück und weiß nichts mit sich anzufangen. „Was soll ich nur tun…?“, doch darauf findet er im Moment einfach keine Antwort. Jedes Mal, wenn er es versucht, schmerzt sein Herz und er denkt an all die schöne Zeit zurück, die sie hatten. Aber kaum, dass er sich über all das zu freuen beginnt, jagt eine bittere Erinnerung ihrer ungewollten Trennung durch seinen Geist und ihm ist nur noch zum Weinen zu mute. Daher hofft er inständig, dass Batman zwischen ihnen vermitteln kann. Bevor es allerdings wirklich dazu kommen kann, passiert etwas, von dem keiner der drei geahnt hätte, dass dergleichen jemals wieder möglich wäre… Wet Grave --------- 1 5. Mai – 20:31 Uhr „Sind Sie sich damit auch wirklich ganz sicher?“, fragt Batman zum wiederholten Mal. Eigentlich war der Rächer ja auf dem Weg, um Edward abzuholen, damit sie das hoffentlich klärende Gespräch mit Joker in Arkham führen können. Auf halber Strecke wurde er jedoch von Gordon angehalten, der beunruhigende Nachrichten hat. „Du siehst doch die Fotos! Sag du mir, was ich davon halten soll…“, grummelt der Commissioner um seine halb gerauchte Zigarette herum. Abermals blättert Bruce die Bilder durch. Sie wurden gestern Nacht in sichtlicher Hektik von ein paar Hafenarbeitern gemacht, daher sind sie nicht besonders gut. Dennoch ist dort ein Wesen erkennbar. Es scheint einen menschlichen Oberkörper zu haben und einen langen Fischschwanz, ähnlich einer Meerjungfrau, wirkt aber eher männlich. „Es könnte eine ganz einfache Erklärung dafür geben. Vielleicht ist es eine Art optische Täuschung, wie bei dem angeblichen Monster von Loch Ness? Erst recht im Dunkeln kann einem die Fantasie einen ziemlichen Streich spielen. Und dann auch noch auf dem Wasser. Womöglich waren diese Männer damals ebenfalls bei dem Angriff der Seeschlange dabei und sehen jetzt verständlicherweise überall Gespenster? Seeleute sind zudem von Natur aus sehr abergläubig, dass bringt der Beruf irgendwie so mit sich.“, meint Wayne schließlich. „Das will ich hoffen, alter Freund. Doch, was ist, wenn das wieder so ein Monster von diesem Norris ist?“ „Das kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen. Norris ist tot, seine sterblichen Überreste verbrannt und in alle Winde verstreut. Und selbst wenn wir eines seiner Monster übersehen hätten, was ich für sehr unwahrscheinlich halte, hatten wir doch seine Aufzeichnungen, kann ich mir nicht vorstellen, dass es sich fünf Monate ungesehen in den Gewässern rund um Gothams herumtreiben kann. Die ganze Sache mit Norris hat immerhin nicht mal einen Monat gedauert und dass mit zahlreichen Monstern, die sich praktisch die Klinke in die Hand gegeben haben. Keines davon hat sich irgendwie bedeckt oder gar versteckt gehalten.“ „Und wenn es sich um einen Nachahmer handelt? Gibt schließlich genug verwirrte Superhirne hier, die dazu mit Sicherheit in der Lage wären. Denk nur mal einer daran, was Poison Ivy schon alles für Pflanzen-Zombies auf die Stadt losgelassen hat. Oder, Gott bewahre, jemand ganz neues. Die Irren schießen in Gotham bekanntlich wie Pilze aus dem Boden. Einer durchgeknallter als der andere…“ „Schon möglich. In jedem Fall werde ich dem nachgehen. Doch dafür werde ich sicher wieder Hilfe brauchen, so wie damals in Blackgate, was sich ganz gut trifft, da ich einen meiner früheren Mitstreiter eh gerade aus einem anderen Grund aufsuchen wollte.“ „Wenn das mal kein glücklicher Zufall ist. Gut, dann beeilt euch bitte, damit nicht wieder Chaos ausbricht. Ich werde so lange sehen, dass ich dergleichen Nachrichten von der Bevölkerung fernhalten kann. Und hoffen wir, dass dieses Ding keine Freunde hat…“ Batman nickt stumm und schwingt sich dann wieder hinter das Lenkrad. Er hat ein ungutes Gefühl bei der Sache, ein sehr ungutes… 2 Wenig später erreicht der Rächer das verlassene Motel. Edward erwartet ihn bereits in der verwüsteten Lobby. Der Rätselmeister wirkt sichtlich nervös, aber gefasst. „Die drei Tage sind um.“, beginnt Batman möglichst beiläufig das Gespräch. „Ich weiß, und ich denke, dass ich jetzt auch bereit dafür bin. – Hat Joker etwas angestellt? Du wirkst so angespannt…“, stellt der Brünette mit einem Anflug von Sorge fest. Er kann einfach nicht aufhören, sich Sorgen um seinen ehemaligen Gefährten zu machen. Da sind noch all diese Gefühle, die sich warm und drückend in seinem Magen ausbreiten, sobald er auch nur entfernt an den Clown zu denken vermag. Hinzu kommt das unberechenbare Wesen des Grünhaarigen, das einem auch unter normalen Umständen schon ständig Sorgen bereitet. Wenn man den Umgang mit Joker denn in irgendeiner Weise als normal ansehen will. Batman kann davon in jedem Fall auch ein Lied singen. „Joker scheint das Ganze nicht so gut zu verkraften, wie ich gedacht habe, und er sich mir anfänglich gegenüber gegeben hat. Laut Dr. Arkham hat er ständig nur randaliert. Von den etwa einundsiebzig Stunden, die er nun einsitzt, mussten sie ihn knapp sechzig Stunden ruhigstellen. Aber jedes Mal, wenn die Wirkung weitgehend verflogen war, fing er wieder an. Das ist zwar unschön, aber ausnahmsweise mal nicht der Grund für meine Anspannung.“ Sehr betroffen lauscht Ed dem Ganzen. „Das ist ja furchtbar! Armer Joker. – Aber, was ist denn noch passiert?“ Der Maskierte schweigt einen ganzen Moment, was sein Gegenüber nur noch mehr beunruhigt. Schließlich zieht er langsam die Fotos, die er von Gordon bekommen hat, aus seinem Gürtel. „Was hältst du davon?“ Nigma betrachtet die Bilder minutenlang, blättert sie immer wieder durch. „Das ist unten am Hafen, nicht wahr? Denkst du…“ „Ich weiß nicht, was ich denken soll. Doch Gordon fürchtet, dass es eines von Norris‘ Monstern sein könnte.“ „Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Schließlich hatten wir seine Aufzeichnungen, und dergleichen gab es darin nicht. Zumal uns die Viecher wie in einem schlechten Film praktisch genau nach Drehbuch entgegengekommen sind. Ganz so, als hätte die Reihenfolge ihrer Entstehung etwas mit ihrem Auftauchen zu tun gehabt.“ „Da hast du recht. Könnte es dann womöglich ein Nachahmer sein?“ „Hm. – Möglich wäre es, doch so recht kann ich das nicht glauben. An die Öffentlichkeit ist so gut wie nichts vorgedrungen. Die Existenz von Norris oder eine Verbindung der verschiedenen Wesen zueinander, wurde nirgends erwähnt. Die Polizei hat das Ganze ausnahmeweise einmal erstaunlich gut unter den Teppich gekehrt. Hat sogar erschreckend plausible Lügen für die Vorfälle erfunden, die die Bevölkerung direkt betroffen haben. Wenn es einen Nachahmer geben sollte, muss er schon währenddessen mit Norris zusammengearbeitet haben, damit es Sinn ergibt. Und dass kann ich mir noch weit weniger vorstellen. Norris war ein überzeugter Einzelgänger und wollte den Ruhm für sich allein einstreichen, was verständlich ist, wo er früher doch immer unter dem Scheffel seiner Kollegen und Vorgesetzten stand. Das hat ihn ja letztendlich erst dazu gebracht, seine Monster zu erschaffen.“ „Das stimmt wohl. Vielleicht gibt es dann ja eine ganz einfache Erklärung dafür? Ich habe Gordon in jedem Fall versprochen, mich umgehend um die Sache zu kümmern. Würdest du mir vielleicht wieder dabei helfen?“ Fast schon entgeistert sieht ihn der Jüngere an. „Du meinst, so wie letztes Jahr? – Ich – weiß es nicht…“ „Ich würde dich vorher zu Joker bringen, damit ihr hoffentlich euer Problem klären könnt. So viel Zeit dürfte wohl noch sein. Immerhin hat dieses Wesen noch keinen Angriff oder dergleichen gestartet. Und wenn es wirklich irgendein Monster ist, brauchen wir sicher auch seine Hilfe.“ „Da könnte etwas dran sein. Aber, was ist, wenn wir keine Einigung finden oder Joker ablehnt? Darf ich das dann auch?“ „Besonders gut würde ich das nicht finden, aber ich will euch auch nicht dazu zwingen und die ohnehin schon angespannte Situation damit womöglich noch verschlimmern. Und wenn Joker zustimmt, musst du deswegen nicht mitmachen müssen, wenn du das nicht durchstehst. Aber wenn es sich nur irgendwie machen lässt, bleiben wir so lange in Arkham, bis ihr euch eben wieder versteht oder zumindest das Kriegsbeil begraben könnt.“ „Gut zu wissen, danke. – Gut, dann bringen wir erst einmal das Gespräch hinter uns, dann werde ich entscheiden, was ich mache.“ 3 Nach so langer Zeit wieder nach Arkham zu gehen, – mehr oder weniger freiwillig sogar – ist ein überaus komisches Gefühl für den Rätselmeister. Die Tatsache, dass Batman bei ihm ist, und die Gewissheit, dass er die Anstalt auch sehr bald wieder verlassen darf, vertreiben das Unwohlsein nicht wirklich. Dafür verbindet er einfach zu viele schlechte Erinnerungen mit diesem Ort. Der Brünette hofft daher inständig, dass das Gespräch mit seinem Ex-Gefährten gut verlaufen wird, und sie vielleicht morgen früh wieder zusammen einschlafen können – ganze egal wo. Den Gedanken an irgendwelche Monster verdrängt er im Augenblick so vehement wie nur irgend möglich. Schließlich bleiben sie vor einer Tür stehen. Ed erinnert sich noch gut an diesen Raum. Dorthin wurden sie immer gebraucht, wenn es wieder einmal Zeit für eine sogenannte Therapiesitzung war oder die Polizei ein ernstes Wörtchen mit ihnen reden wollte, gleichermaßen Batman. Er weiß gar nicht mehr, wie viele Psychologen er hochmotiviert kommen und nahezu wahnsinnig wieder gehen gesehen hat. Die immer nur dasselbe erzählt haben und seinen Geist dennoch nicht zu ergründen vermochten. Wie viele von ihnen selbst heillos verrückt geworden sind, in dem simpel erscheinenden Versuch, den Joker in seinem Wahnsinn auch nur ansatzweise verstehen zu wollen. Von Heilung kann jedoch nirgendwo die Rede sein. Der Großteil war einfach nur am Ruhm interessiert, in dem sie die wahnwitzigsten Dinge bei dem Clown oder auch anderen Insassen, die gerade groß in den Schlagzeilen standen, diagnostiziert haben wollten. „Bist du bereit?“, fragt Wayne mit der Hand auf der Klinke. „Sitzt er schon drinnen?“, kommt prompt die Gegenfrage. „Ja. Ein Wärter ist bei ihm, und er weiß natürlich, dass wir kommen.“ „Gut – okay…“, mehrmals atmet Edward tief ein und aus und gibt ihm dann ein Zeichen, die Tür zu öffnen… 4 Als die Tür nach innen aufschwingt, betritt Bruce als erster den übersichtlichen Raum. Das gibt Ed noch einen Moment, um sich zu sammeln. Dem Brünetten fällt jedoch zuallererst die Veränderung in dem unliebsamen Zimmer auf. Für gewöhnlich gibt es hier nur einen fest mit dem Boden verschraubten Stuhl für den Insassen, einen Tisch und einen zweiten, freistehenden Stuhl für den Psychologen oder dergleichen. In Anbetracht der Tatsache, dass sie hier heute zu dritt sein werden, wurde ein weiterer Stuhl hinzugefügt. Zwei der Stühle und der Tisch wurden allerdings erst einmal zur Seite an die Wand geräumt – vermutlich um anfängliche Ausschreitungen zu vermindern –, sodass Joker nun auf dem festgeschraubten Stuhl mitten im Raum wie eine Missgeburt in einer Raritätenshow hockt. Der Clown trägt eine mehrfach gesicherte Zwangsjacke, die mit zusätzlichen Lederriemen mit dem Stuhl verbunden ist, und einen Stahlring um den Hals, der mit einer stabilen Kette am Boden fixiert ist. Der Kopf des jungen Mannes ist gesenkt, das Kinn ruht auf seiner schmalen Brust, sodass es wirkt, als würde er schlafen. Edward stimmt der Anblick traurig, dennoch glaubt er nicht, dass Joker so ausgeknockt ist wie er sich gibt oder gar schläft. Mit ihm im Raum ist der erwähnte Wachmann, der dicht hinter und leicht neben ihm steht und einen dieser fiesen, elektrischen Viehtreiber in der Hand hält. Bei diesem Anblick verzieht der Rätselmeister unweigerlich das Gesicht und fährt sich mit der Hand unbewusst in den Nacken, dort, wo sie ihn immer damit getroffen haben. An dieser Stelle ist die Haut weißlich verbrannt und narbig. Sein Unwohlsein in dieser Hinsicht hält jedoch nur einen Moment, dann gibt Batman dem Mann ein Zeichen, woraufhin dieser leicht nickt und dann den Raum verlässt. Geräuschvoll schlägt hinter ihm die Tür ins Schloss zurück. Im selben Augenblick erwacht der Grünhaarige. Ich dachte, ich sehe dich lächeln, Als ich durch die Tür ging Dachte, deine Arme wären weit geöffnet, So wie sie es vorher waren Überschwänglich grinsend erblickt er die Fledermaus. „Batsy! Oh, wie nett von dir, mich hier mal wieder zu besuchen!“, flötet er erfreut, als wäre das Ganze ein spontaner Einfall gewesen und nicht lange geplant. Beim Anblick seines Ex-Freundes verfinstert sich auch sogleich wieder das Gesicht des Clowns und er schiebt schmollend die Unterlippe vor. „Tja, ich könnte ja sagen, dass ich beleidigt bin, weil du IHN mitgebracht hast, doch das wäre wohl nicht so angebracht, da ich damit ja irgendwie einverstanden war…“, brummt er weiter, würdigt Nigma aber keines Blickes. Warum siehst du mich an, Als wäre ich heute Nacht ein Fremder? Warum ziehst du dich zurück, Wenn du mich früher so festgehalten hast? Betroffen senkt Ed den Blick, obwohl er sich bewusst ist, dass er damit nur anzeigt, wie sehr ihn die Worte des anderen verletzten. Doch er kann einfach nicht anders. Allerdings beißt er sich dabei heftig auf die Zunge, um dem Ganzen nichts undurchdacht Schnippisches zu erwidern, was die Situation womöglich aus dem Ruder laufen lassen könnte. Liebst du mich nicht mehr? Hast du gelernt, dein Leben ohne mich zu führen? Liebst du mich nicht mehr? Entschieden räuspert sich der Rächer und mustert den Clown fast schon streng. „Bist du so weit bei klarem Verstand, dass wir uns vernünftig und ernsthaft unterhalten können?“ Der Grünhaarige grinst verstohlen. „Oh, Herzchen, wir kannten uns noch gar nicht, als ich das letzte Mal bei völlig klarem Verstand war.“ Leicht rollt Bruce mit den Augen. „Du weißt genau, was ich damit meine! Immerhin haben sie dich ständig ruhigstellen müssen, sodass ich bezweifeln muss, ob du auch nur einen Meter geradeaus gehen könntest.“ „Ach das. Von dem Trip bin ich schon eine Weile wieder runter. Ist bei der Billigmischung, die sie einem hier verabreichen, aber auch echt kein Wunder. Dein Zeug ist um Längen besser und man hat anschließend auch keinen so fiesen Kater. Aber diese Spielverderber hätten mir wirklich auch mal etwas Zeit geben können, um mich ein bisschen abzureagieren, bevor sie mir wieder eine Spritze in den Arsch jagen. Mehr wollte ich doch auch gar nicht, aber nein…“ „Ich verstehe. Es gibt da nämlich etwas, worüber ich mit dir sprechen muss, bevor ihr zwei euch womöglich wieder an die Gurgel springt. Das würde dir dann sicher auch die Möglichkeit geben, dich abzureagieren, sollte das dann noch nötig sein.“ „Oho, so ernst, mein Großer?“, fragt der Grünhaarige mit einem Anflug von Argwohn und dennoch sichtlicher Neugierde. Ed ist sehr froh darüber, dass Bruce dieses Thema vorher ansprechen will, so kann er noch etwas in sich gehen. Vielleicht stimmt Joker das Ganze sogar etwas milde? Anstatt sich an seinem ehemaligen Gefährten abzureagieren, könnten die möglichen Monster ja dafür herhalten, wie der Ritter es schon angedeutet hat, was beim doch sehr zügellosen Temperament des Clowns eine sehr gute Idee wäre. „Durchaus. Wenn sich das Ganze bewahrheitet, werden möglicherweise bald wieder irgendwelche Monster auftauchen…“ Verwundert hebt Joker eine Augenbraue und grinst irritiert, als würde er das Ganze für einen schlechten Scherz halten. „Wie soll das gehen? Ist Norris als Zombie auferstanden und hatte wieder Lust, Doctor Frankenstein zu spielen?“ „Das halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. Doch irgendetwas treibt sich in den Gewässern rund um Gotham herum.“ Langsam zieht er die Fotos, die Gordon ihm gegeben hatte, aus seinem Gürtel, und reicht sie dem Verrückten, oder eher, er hält sie ihm vor die Nase, da die Hände des Jüngeren ja noch unter der Zwangsjacke stecken, und der Rächer nicht so schnell vorhat, dass zu ändern. Nicht sonderlich angetan von der Vorstellung wirft Joker einen Blick auf die Bilder und runzelt die Stirn. „Soll das Arielles verschollener Stecher sein oder ein Photoshop-Unglück?“, fragt er fast schon amüsiert. „Die Fotos sind echt, wenn du das meinst. Sie wurden gestern von den Hafenarbeitern gemacht. Allerdings kann ich nicht sagen, um was es sich dabei genau handelt oder ob es vielleicht nur eine optische Täuschung sein könnte. Meine Frage daher, ob du bereit wärst, dich wieder einer möglichen Monsterjagd anzuschließen?“ „Wenn ich ja sage, heißt das dann, dass du mich hier rausholst?“ „Ja. Für die Dauer der Mission wärst du offiziell auf freiem Fuß und würdest meiner Obhut unterliegen. Das habe ich im Vorfeld schon mit Dr. Arkham abgesprochen, auch wenn ihm die Vorstellung keineswegs behagt. Und je nachdem, wie sich das Ganze entwickelt, könnte ich anschließend ein gutes Wort für dich einlegen, damit du erst einmal nicht wieder zurückmusst.“ „Na, wenn das nicht mal nach einem guten Angebot klingt!“ Wann ist das Feuer ausgegangen? Wo ist das Gefühl geblieben? Ist es weggerutscht, als ich nicht da war? Dann verändert sich der Blick des Jüngsten und er schielt finster zum Rätselmeister hinüber. „Ich hab da nur noch eine Frage. Kommt der da etwa auch mit?“ Sichtlich zuckt Nigma zusammen und sieht hilfesuchend zu Bruce. „Die Entscheidung dazu ist noch nicht ganz gefallen, und auch du kannst deine Meinung noch ändern. Doch dann musst du selbstverständlich weiterhin hierbleiben.“ Joker rümpft verächtlich die Nase. „Schön, dann lass mal hören, was du jetzt zu sagen hast, Nigma.“ 5 Da war es wieder, die eiskalte Erwähnung seines Namens. Aber nicht nur dass, es war auch noch sein Nachname, ganz so, als würde die beiden rein gar nichts verbinden. Als wären sie nur flüchtige Bekannte. Es bricht dem Brünetten das Herz, und dennoch muss er sich zusammenreißen und das hier irgendwie durchstehen. Ich dachte, du würdest mich zurückhaben wollen Ich war mir so sicher, dass du mich bitten würdest zu bleiben Ich dachte, du bräuchtest mich noch Ich denke, das hat nicht so geklappt Hilfesuchend sieht er abermals zu Bruce, doch dieser steht nur mit verschränkten Armen und ausdrucksloser Miene da. Von ihm kann der Rätselmeister wohl nichts mehr erwarten. Dies ist nun eine Sache zwischen ihm und Joker. Batman wird höchstens im Notfall eingreifen, wenn das Ganze irgendwie ausarten sollte. Na schön, damit muss er sich dann halt abfinden. Doch wie soll er nur anfangen? Was soll er sagen oder tun, um Joker von sich zu überzeugen? Immerhin war es ja der Clown gewesen, der ihn letztes Jahr von sich überzeugt hat. Selten hat sich Ed so ratlos wie in diesem Augenblick gefühlt. Liebst du mich nicht mehr? Hast du gelernt, dein Leben ohne mich zu führen? Liebst du mich nicht mehr, Darling? Der Brünette stößt ein schweres Seufzen aus und blickt dann in das abwartende Gesicht seines Ex-Freundes. Es wirkt so kalt und abweisend, wie er es selbst früher nie zu sehen geglaubt hat, als sie noch Konkurrenten im Kampf um die Herrschaft über die Stadt waren. Das macht es keineswegs leichter… Wann ist das Feuer ausgegangen? Wo ist das Gefühl geblieben? Warum ziehst du dich zurück, Wo du mich doch immer so festgehalten hast? „Ich – habe sehr lange über alles nachgedacht…“, beginnt er schließlich unsicher. „Dennoch weiß ich nicht, was ich sagen kann, damit du mir wieder vertraust und weiterhin an meiner Seite sein willst…“, bittend betrachtet er den Grünhaarigen, von dem jedoch kein Mucks kommt, was Edward irgendwie für ein schlechtes Zeichen hält. Liebst du mich nicht mehr? Hast du gelernt, dein Leben ohne mich zu führen? Liebst du mich nicht mehr? „Gut, aber vielleicht hilft es ja, wenn wir das Ganze noch einmal in Ruhe durchgehen?“ Keine Reaktion, der Clown starrt ihn nur weiterhin durchdringend an. „Ähm, okay, also…“ „Du hast mich vor die Tür gesetzt!“, unterbricht ihn der Prinz dann erstaunlich trotzig und sieht ihn nun wieder schmollend an. „Das – stimmt so nicht…“, versucht sich Ed zu rechtfertigen. „Ach nein? Wenn dem nicht so ist, warum sind wir denn dann hier und ich muss immer noch Regenbögen von diesem Scheiß-Beruhigungsmittel pinkeln?“ Liebst du mich nicht mehr? Hast du gelernt, dein Leben ohne mich zu führen? Liebst du mich nicht mehr? „Oh, weh. – Weil – du mich missverstanden hast und ich hoffe, es dir jetzt endlich begreiflich machen zu können.“ Wieder fängt der Grünhaarige an zu schmollen, als wolle er nicht wahrhaben, dass die Schuld möglicherweise bei ihm selbst liegen könnte. „Liebst du mich eigentlich noch?“, fragt er dann jedoch etwas kleinlaut, was Nigma die Hoffnung gibt, dass das hier doch noch gut ausgehen könnte. „Natürlich liebe ich dich noch, sonst wäre ich sicher nicht hier, um das Ganze zu klären. Ich habe nicht eine Minute aufgehört dich zu lieben. Bin vor Sehnsucht fast wahnsinnig geworden! – Liebst du mich denn auch noch?“ „Selbstverständlich tue ich das, oder denkst du etwa, es macht mir solchen Spaß, hier drinnen zu sitzen und mit billigen Drogen vollgepumpt zu werden? Ich bin schließlich nur deinetwegen ständig so ausgerastet.“ „Ich weiß und es tut mir leid, dass du das durchmachen musstest. – Aber ich kann mich nur entschuldigen und dir versuchen begreiflich zu machen, dass alles nur ein dummer Irrtum war. – Ich möchte mit dir zusammen sein, ich war sehr glücklich mit dir, doch…“, Ed beißt sich auf die Unterlippe und denkt nach, wie er das Folgende formulieren soll, ohne sein temperamentvolles Gegenüber unnötig aufzuregen. Der Jüngste wirkt allerdings nicht so, als hätte er sonderlich viel Geduld dafür, weshalb der Rätselmeister schnell weiterspricht und hofft, dass die richtigen Worte einfach so kommen werden – aus seinem Herzen, da er mit Nachdenken nicht das Gefühl hat, sonderlich viel zu bewirken. „Während dieser ganzen Monster-Sache letztes Jahr hatte ich immerzu Angst sterben zu müssen, daher habe ich deine Nähe irgendwann sehr zu schätzen gewusst. Wollte dich so oft es ging um mich haben und dir nahe sein. Es hätte schließlich jederzeit vorbei sein können. – Als das Ganze dann überstanden war und ich wusste, dass wir auch weiterhin ein Paar sein würden, wurde ich ruhiger und hatte gedacht, dass es dir ebenso ergehen müsste, weil dieser ganze Druck nicht mehr auf uns lastet. – Doch du warst genauso wie vorher. Nicht, dass das etwas Schlechtes wäre, ganz und gar nicht, doch es ist ein bisschen viel für mich. – Weißt du, eine Beziehung kann nicht einfach nur aus Sex bestehen…“ „Was soll das denn heißen? Als hätten wir nichts anderes gemacht…“, schnauzt Joker plötzlich. Überrascht schaut Edward ihn an. „Siehst du das so? Ich hatte das Gefühl, dass wir gar nicht mehr aus dem Bett gekommen sind. Manches Mal hatten wir vier oder fünf Mal am Tag Sex, und dass waren immerhin auch keine Quickies, das waren Stunden! Da hat es sich ja kaum gelohnt, sich anschließend wieder anzuziehen oder gar zu duschen. Das geht so nicht! Daher wollte ich dir eine Pause vorschlagen. Mit dir darüber reden, dass wir dergleichen vielleicht auf höchstens einmal pro Tag reduzieren oder mal einen Tag zwischendurch freilassen. Sex sollte doch, zumindest in meinen Augen, etwas Besonderes sein und nicht aus Langeweile heraus entstehen oder dergleichen. – Du dachtest aber anscheinend, dass ich mit Pause etwas anderes meine und warst so aufgebracht. Wolltest mir nicht zuhören. Bist einfach gegangen, ohne dass ich dich aufhalten oder mich erklären hätte können…“, der letzte Satz ist kaum mehr als ein Flüstern und Ed ringt sichtlich mit seinen Gefühlen. „Soll ich dazu jetzt was sagen?“, brummt der Clown. „Nein, nur, dass du jetzt vielleicht verstehst, was ich meine und wir das alles vergessen und hoffentlich von vorn anfangen können…“, flehend sieht ihn der Brünette an. Joker scheint einen Moment darüber nachzudenken. Flüchtig sieht er sogar zu Batman hinüber, doch dieser zeigt keine Regung – in Gedanken ist er schon längst wieder bei dem möglichen Monster und wartet daher etwas ungeduldig auf den Ausgang des Ganzen hier. „Tja…“, setzt der Grünhaarige an. „Vielleicht verstehe ich, was du sagen willst, vielleicht auch nicht. Vielleicht will ich es auch einfach nicht wahrhaben, dass dergleichen der Grund für all den Mist hier sein soll. Das überlege ich mir noch. Vergessen kann ich das aber nicht so schnell, war wirklich echt fies die Nummer. – Aber wenn unser Fledermäuschen recht mit seinem Monster hat, dann bleibt uns ja noch etwas Zeit, um uns womöglich wieder aneinander zu gewöhnen? Doch das heißt nicht, dass ich jetzt wieder auf gut Freund mit dir mache, sobald ich von diesem Stuhl runterkomme. Also überleg dir gut, was du in nächster Zeit machst, oder du bist diesmal derjenige, der eins auf die Nase bekommt. Und ich denke nicht, dass dir das so recht sein dürfte, wie es das mir damals war.“, mahnt ihn der Clown. „Ich – werde es mir merken, und danke, dass du mir noch eine Chance geben willst. Das bedeutet mir wirklich sehr viel.“, kommt es mit einem zaghaften Lächeln von Nigma, während verhalten Tränen in seinen Augen glitzern. „Das heißt also, dass du Batman jetzt helfen willst? – Was ist, wenn ich nicht mitmachen will?“, setzt er wieder an. „Tja, dann fürchte ich, werde ich auch nicht mitmachen. Doch ich werde dafür sorgen, dass wir zwei in eine hübsche Zelle kommen und uns die nächsten Tage mit einer Zwangsjacke gegenübersitzen, bis ich der Meinung bin, dass wirklich alles zwischen uns wieder in Ordnung ist oder es endgültig vorbei ist. Was womöglich bedeuten könnte, dass einer von uns dann vielleicht nicht mehr ganz so heil sein dürfte…“ „Das klingt, als könnte es sehr unschön werden…“ Doch Ed ist erstaunt, dass Joker dergleichen sagt. Es klingt, als hätte er wirklich Interesse daran, die Beziehung zu retten, und dass erleichtert ihn sehr. „Ja, dass fürchte ich auch.“ „Gut, dann denke ich, dass wir das erst einmal so weit geklärt haben, wie es uns im Moment möglich ist, und wir dir jetzt zur Seite stehen werden, Batman.“ „Wunderbar! Dann nichts wie los.“, brummt der Rächer. Innerlich ist er allerdings sehr erleichtert, dass das Ganze so friedlich abgelaufen ist, was er keinesfalls für möglich gehalten hat. Erst recht nicht nach der Drohung des Grünhaarigen. Doch er denkt, dass es vielleicht anders sein wird, sobald die beiden wieder draußen sind und miteinander agieren können oder müssen. Daher wiegt er sich nicht allzu sehr in Sicherheit, muss sie im Auge behalten, so wie am Anfang, als er ihnen letztes Jahr noch nicht trauen wollte. Mit schnellen Schritten nähert er sich nun dem Prinzen des Verbrechens und befreit ihn von der Zwangsjacke und der Kette. „Bevor wir gehen, können wir doch sicher mal einen Abstecher zur Asservatenkammer machen, damit ich etwas Spielzeug mitnehmen kann.“, flötet Joker mit leichtem Tatendrang in der Stimme. „Ich würde da auch gern ein paar Sachen haben wollen.“, wirft Edward ebenfalls ein, und gemeinsam begeben sie sich dorthin. 6 Als das alles erledigt ist, besteigen die Drei das Batmobil, wobei Nigma auf dem Rücksitz Platz nimmt, um seinem Gefährten genug Freiraum zu lassen. Dabei fällt ihm auf, dass Joker nicht nur seine Spielsachen mitgenommen, sondern sich auch umgezogen hat. Er trägt immer noch sein seltsames Outfit mit der abgewandelten Zwangsjacke, doch im Gegensatz zu letztem Jahr sind die Ärmel nun wieder überlang und jetzt auch grün gestreift anstatt lila. Seine Hose ist ebenfalls grün gehalten. Schuhe scheint der Bengel allerdings immer noch nicht zu besitzen, was jetzt aber weit weniger absurd wirkt als beim letzten Mal. Schließlich ist jetzt Mai und es herrschen fast zwanzig Grad, zumindest tagsüber. Röhrend startet der Mitternachtsdetektiv den Motor des schweren Wagens. „Am besten ist es wohl, wenn wir erst einmal in die Höhle fahren und versuchen, ein paar Recherchen anzustellen…“, gibt er brummend von sich und hält auf die Brücke zu, die sie nach Otisburg überführt. Als sie gerade die Mitte der Konstruktion erreicht haben, beginnt das Wasser unter ihnen auf einmal wie wild Wellen zu schlagen, ja fast schon zu brodeln. Überrascht bremst Bruce ab und blickt aus dem Seitenfenster, gleichfalls seine beiden Helfer. „Sieht aus, als hätte jemand die Herdplatte angelassen.“, kommt es als versuchter Scherz von dem Clown, doch niemand antwortet ihm. Sie starren alle nur wie gebannt auf das Wasser, das nun in schäumenden Fontänen hoch in die Luft spritzt, wie bei einem übergroßen Springbrunnen. „Oh, Himmel! Das ist das Monster, oder nicht?“, entkommt es Edward mit ängstlicher Stimme, doch auch er bekommt keine Antwort. Nun verändern sich die Fontänen. Sie wirken nicht mehr wie ein Springbrunnen, sondern eher so, als würden sie aus einem unsichtbaren Schlauch geschossen werden. Somit steht die Brücke nun unter einem Hochdruckbeschuss. Die Fahrbahn steht zwischenzeitlich so hoch unter Wasser, dass die Reifen des Batmobils in den Fluten versinken, ehe das Ganze wieder ablaufen kann. Doch auch damit gibt sich die fremde Macht nicht zufrieden. Ehe Wayne den Wagen erneut in Bewegung setzen kann, wird dieser auch schon seitlich von den Wasserstrahlen getroffen. Das Gefährt schwankt dabei erschreckend heftig auf seinen Stoßdämpfern hin und her. Die Insassen kommen sich dadurch so vor, als würden sie von einer Gruppe Raudies herumgestoßen werden oder als wären sie direkt in ein Erdbebengebiet gefahren. „Nun tritt doch mal aufs Gas!“, harscht der Grünhaarige und legt dann doch tatsächlich sogar den Sicherheitsgurt an, den er sonst nur benutzt, wenn er selbst am Steuer sitzt. „Das versuche ich ja!“, blafft der Rächer zurück. Doch bei den vorherrschenden Wassermaßen können die Reifen kaum festen Grund greifen – Aquaplaning in einer ganz neuen Definition. Als es ihnen doch endlich gelingt, treffen den Wagen nun auch Strahlen von vorn und hinten. Der Druck des Wassers wird dabei sogar noch stärker, sodass sich das Auto wie von selbst in Bewegung setzt und langsam Richtung Anstalt zurückgeschoben wird. Das Personal hat in der Zwischenzeit jedoch auch mitbekommen, dass etwas nicht stimmt, und daher die Insel abgeriegelt. Somit könnten sie nicht einmal in Arkham Schutz suchen, selbst wenn sie es wollten. Sie können nur noch Richtung Gotham fahren, was ihnen aber gerade ziemlich erschwert wird. „Wir müssen hier raus!“, japst Edward entsetzt und versucht, nach dem Griff an der Tür zu fingern. „Nicht! Wenn du aussteigst, wird dich der Wasserdruck von der Brücke werfen oder dich gleich umbringen!“, entkommt es Batman hastig, während er weiterhin versucht, den Wagen entgegen dem Wasserstruck in Bewegung zu setzen. „Aber was sollen wir denn dann machen?“, will der Rätselmeister nun wissen. Bevor ihm allerdings jemand antworten kann, ergießt sich eine regelrechte Springflut über den Wagen. Das Wasser scheint jedoch jeglichen Gesetzen der Schwerkraft zu trotzen und umgibt auch Sekunden später noch das Auto. Die ungleichen Helden kommen sich jetzt wie Fische in einem Aquarium vor. Direkt vor der Windschutzscheibe taucht nun auch ein Schatten im Nass auf. Unzweifelhaft muss es sich dabei um das Monster handeln, das die Hafenarbeiter gesehen haben wollen. Genau zu erkennen ist es jedoch noch nicht, hält noch Abstand. Dafür scheint es aber irgendwie das Wasser beeinflussen zu können, es zu lenken. Das Aquarium um sie herum verschwindet auch weiterhin nicht, dafür tauchen wieder Hochdruckstrahlen auf, die den Wagen nun an der Fahrerseite mit unglaublicher Wucht rammen. Die schwere Panzerung des Batmobils fängt den größten Teil der Energie ab, doch sie kann nicht verhindern, dass das Gefährt langsam zum Rand der Brücke gedrückt wird. Das Konstrukt steht allerdings auf breiten Betonpfeilern, sodass keine Seile oder dergleichen den Wagen daran hindern könnten, ins Wasser zu stürzen. Es gibt keine seitlichen Begrenzungen, gerade mal eine einzige Fahrspur, und nur eine kleine Kante, die kaum mehr als fünfzig Zentimeter hoch ist. Genau gegen diese Kante wird das Batmobil nun gedrückt. „Wir – wir werden ins Wasser geworfen!“, schluckt der Riddler hart. Seine Mitfahrer erwidern nichts, doch sie kommen auf dieselbe Erkenntnis, können dagegen aber auch nichts unternehmen. Sie sind dem Ganzen hilflos ausgeliefert! Geistesgegenwärtig aktiviert Batman den Funkkommunikator in seiner Maske. „Alfred? Kannst du mich hören?“ „Sehr wohl, Sir, laut und deutlich.“ „Dann hör mir jetzt genau zu, denn ich weiß nicht, wie viel Zeit uns bleibt. Ich habe Joker und Riddler bei mir im Batmobil. Wir stehen auf der Brücke von Arkham Richtung Otisburg und kommen nicht weiter. Irgendein Wesen scheint uns zu behindern und ich fürchte, dass es nur noch Sekunden dauern wird, bis wir im Wasser landen.“ „Um Himmels willen!“, entkommt es dem Butler erschrocken. Bruce ignoriert seine Worte und spricht schnell weiter. „Du hast die Bilder gesehen, die Gordon mir gegeben hat. Vielleicht kannst du herausfinden, um was für ein Wesen es sich handeln könnte und uns dann die Informationen zukommen lassen? Ich werde Joker und Riddler auch Funksender geben, sodass du im Ernstfall hoffentlich irgendeinen von uns erreichen kannst.“ Ein lautes Poltern ertönt und der unterdrückte Schrei des Rätselmeisters wird laut, als sich der Wagen nun gefährlich schräg über die Kante der Brücke lehnt. „Ich werde mein Bestes versuchen, Master Bruce. Aber seien sie alle um Himmels willen vorsichtig!“, presst der Grauhaarige erstickt hervor, dann wird die Verbindung unterbrochen. Hastig wendet sich Batman an seine beiden Mitstreiter. „Hier, steckt euch schnell die Knöpfe in die Ohren. Damit können wir auch untereinander kommunizieren.“ „Dürfte unter Wasser ein bisschen schwer werden.“, wirft der Verrückte ein. „Wohl wahr. Doch das Batmobil ist wasserdicht, daher wird es eine Weile dauern, bis es dazu kommt. Und wenn es so weit ist, habe ich auch Atemgeräte.“ „Kannst du auch am Grund rumfahren und Torpedos verschießen?“, fragt Edward nun in einem seltsamen Tonfall, der gleichermaßen Ernst und zweifelnde Belustigung ausdrücken könnte. „Ja, das kann ich. Doch der Wagen wird nicht untergehen, solange ich es nicht will. Er hat Luftpolster, ähnlich einem U-Boot. Aber ich fürchte, dass auch meine gesamten Waffen nicht reichen werden, um dieses Wesen zu bezwingen. Dafür ist der Raum, den es zur Verfügung hat, einfach zu groß. Von daher werden wir wohl gezwungen sein, den Wagen zu verlassen, um es aus nächster Nähe angreifen zu können. Dies muss allerdings möglichst schnell passieren. Das Wasser hat nur eine Temperatur von fünf Grad und daher droht insbesondere euch beiden eine Unterkühlung.“ „Na, dann hoffen wir doch mal, dass Alfi schnell tippen kann und eine Lösung findet, ehe wir alle noch Spülfinger bekommen…“, gluckst Joker, doch es ist kein fröhlicher Laut. 7 Die Stimme des Grünhaarigen ist noch gar nicht ganz verklungen, da erreicht das Batmobil seine kritische Schieflage. Eine Sekunde balanciert es noch schwankend über dem Abgrund, dann gibt es ein widerlich hochtöniges Schaben, als die Panzerverkleidung über den Beton schrammt. Es folgt ein seltsam schwereloses Gefühl im Magen, ähnlich wie bei einem stark anfahrenden Fahrstuhl, dann dreht sich der Wagen einmal um seine Längsachse und schlägt anschließend mit der Schnauze zuerst auf die Wasseroberfläche, wodurch seine Insassen ordentlich durchgeschüttelt werden, und selbst Joker froh über den Sicherheitsgurt ist. Das Heck folgt Sekunden später, sodass das Auto einen Moment auf dem Wasser zu schweben scheint. Langsam beginnt es etwas zu sinken, doch weit wird es nicht eintauchen, wenn Batman es nicht will. Aber dem Wesen geht das nicht schnell genug oder es hat bemerkt, dass das Auto nicht vollständig eintauchen wird, weil es etwas Besonderes ist. Erneut schlagen daher heftige Fontänen und Wellen auf das Fahrzeug ein, zerren es mit unsichtbaren Fingern immer tiefer hinab. Mit einem seltsam gedämpften Poltern landet das Batmobil schließlich auf dem Grund, und entgegen Bruce‘ Annahmen lastet ein enormer Druck auf der Karosse, sodass es nicht wieder an die Oberfläche treibt, wie es eigentlich sein sollte. Ein paar Momente passiert nichts, sodass die drei Helden in sich gehen können. Angespannt warten sie darauf, dass sich Alfred vielleicht noch rechtzeitig meldet, ehe das Ganze wirklich losgeht. Derweilen verteilt Batman aber schon einmal vorsichtshalber die Atemgeräte an seine beiden Mitstreiter. Im Ernstfall geht sicher alles sehr schnell drunter und drüber. Kaum ist das geschehen, taucht plötzlich wieder ein Schatten vor der Windschutzscheibe auf. Diesmal traut sich das Wesen aber so nahe heran, dass es nun klar im Lichtkegel der eingeschalteten Hochleistungsscheinwerfer erkennbar wird. Im ersten Augenblick denken alle drei an einen typischen Meermann, wie man ihn aus Geschichten oder Filmen her kennen mag. Doch auf den zweiten Blick werden die Unterschiede deutlich. Seine Haut ist milchig-weiß, sodass er genauso geschminkt wirkt wie der Joker. Die Ähnlichkeit der beiden wird sogar noch deutlicher, hat das Wesen doch ebenfalls grüne Haare. Sie sind bei Weitem nicht so grellgrün wie die des Clowns, dennoch ist es fast schon erschreckend. Das Gesicht ist maskulin, nahezu hübsch anzusehen, wie ein junger Bursche, der gerade den Schritt ins Mannesalter gemacht hat und die letzten Spuren der Pubertät losgeworden ist. Gleichzeitig wirkt es nichtssagend, weil es so unglaublich blass ist, dass es schon fast wieder konturlos erscheint. Im Gegensatz zum Verrücken wird es auch nicht durch Schminke betont. Das einzig Auffällige sind da noch seine tiefschwarzen Augen, die vor unverständlichem Zorn und Mordlust zu sprühen scheinen. Unterhalb des Bauchnabels geht sein Körper in eine Fischflosse über. Doch dies wirkt nicht wie im Film, wo es immer so aussieht, als hätten sich die Figuren eine übergroße Socke mit dickem Gummibund angezogen. Die Flosse hat eine grauschwarze Farbe und der Übergang von dem männlichen Torso ist farblich so fließend und glatt gehalten, als wäre das Wesen auf ganz natürliche Weise durch jahrtausendlange Mutation und Auslese entstanden, und nicht mal eben in einem Reagenzglas zusammengerührt worden. Und noch ein Unterschied zur Filmgestalt fällt nun auf. Die Flosse ist nahezu grotesk lang und ziemlich dünn. Bruce schätzt das Ganze auf mindestens die doppelte Körperlänge eines ausgewachsenen Mannes, sodass das Wesen an die fünf Meter messen muss. In den kräftigen Händen hält das Wesen einen langen, gekrümmten Stab, wie man ihn auch aus Filmen her kennen mag, wenn jemand von einer Bühne gezerrt wird. Der Stab wirkt allerdings sehr stabil und ist aufwendig verziert. Noch während die drei Helden das Wesen mit nachdenklichen Mienen ansehen, beginnt der Meermann damit, seinen Stab kraftvoll gegen die Windschutzscheibe des Batmobils zu schlagen. Heftig zucken die beiden Verbrecher zusammen, obwohl sich das Geräusch im Inneren des Wagens, zudem unter Wasser, seltsam gedämpft anhört. Bruce verzieht kaum das Gesicht, mustert das Monster nur weiterhin aufmerksam. Will ihm nicht das Gefühl vermitteln, in irgendeiner Form Macht über sie zu haben. Auf der großen, gewölbten Oberfläche der Scheibe ist nichts von dem Aufprall zu erkennen, was das Wesen etwas zu irritieren scheint, Wayne aber ein Gefühl von – womöglich nur trügerischer? – Sicherheit vermittelt. „Was ist, wenn die Scheibe bricht?“, fragt Ed schließlich etwas ängstlich. „Das wird nicht passieren.“, gibt Batman nichtssagend zurück. Die Angst des Rätselmeisters schwindet daraufhin selbstverständlich nicht, verwandelt sich eher in Panik, die ihn langsam hysterisch macht. Er fühlt sich in dieser panzerverstärkten Sardinenbüchse eingesperrt wie in einem steckengebliebenen Fahrstuhl, der im zwanzigsten Stock hängt und dessen Haltekabel hörbar immer weiter zu reißen scheinen. Die ganze Kabine kurz vor dem Abstürzen steht. „Ach ja? Warum bist du dir da so verdammt sicher? Immerhin hast du auch behauptet, dass der Wagen nicht untergehen könnte, und jetzt hocken wir am Grund des Gotham River und kommen nicht mehr weg!“, kommt es patzig von dem sonst so ruhigen Brünetten. Seine Stimme ist dabei hochtönig und schrill, bricht fast, wie bei einer Frau, die eine Ratte gesehen hat, hilflos auf einen Küchenstuhl springt und nun verzweifelt nach ihrem Mann schreit. Der Angesprochene bemüht sich um Ruhe, was nicht leicht ist, wo er gleichzeitig über eine Lösung des Problems nachzudenken versucht. Nach all den Monaten der Einsamkeit muss er sich erst wieder daran gewöhnen, dass die beiden nun bei ihm sind und nicht eines seiner früheren Mündel, die seine weitgefächerte Ausbildung hinter sich haben. Dass hinter ihren geisteskranken Köpfen nur ganz normale Menschen stecken, die in dergleichen Situationen eben mit Panik reagieren. Jedenfalls trifft das auf den Riddler zu, Joker verhält sich da ganz anders, aber sein ausgemachter Wahnsinn erlaubt es ihm gar nicht erst, sich wie ein normaler Mensch zu benehmen. Erst recht nicht in gefährlichen Situationen. Der Clown sitzt daher nahezu erschreckend ruhig neben dem Ritter und blickt fast schon belustigt zwischen ihm und Nigma hin und her, als würde er ein Tennisspiel zwischen ein paar abgerichteten Hunden beobachten. „Die Scheibe besteht aus einem Spezialwerkstoff, der sogar einer Explosion aus nächster Nähe standhalten kann. Solch eine Kraft kann das Wesen unmöglich aufbringen, und schon gar nicht mit seinem kleinen Stab. Zudem wird die Wucht durch das ihn umgebende Wasser auch noch erheblich abgeschwächt.“ Die Antwort scheint den Jüngeren nicht sonderlich zu beruhigen, weshalb er seine Argumente weiter fortsetzt. „Und der Wasserdruck? Den kann das Biest doch allem Anschein nach Belieben ändern, sonst hätte es uns wohl kaum wie ein billiges Spielzeug von der Brücke werfen und hier unten festhalten können.“ „Der Druck spielt hier auch keine entscheidende Rolle. Das Batmobil kann problemlos in einer Tiefe von zweitausend Metern fahren und agieren, ohne Schaden zu nehmen. Und davon sind wir noch meilenweit entfernt. Der Druckmesser am Armaturenbrett zeigt für diese geringe Tiefe zwar einen weit höheren Wert an, befindet sich aber in einer völlig bedenkenlosen Zone.“ „Schön. Doch nehmen wir nur mal an, die Scheibe reißt doch. Was passiert dann beispielsweise mit der Elektronik? Bekommen wir alle einen tödlichen Stromschlag oder dürfen nachher nach Hause laufen, weil alles hinüber ist?“ „Nein, Edward. Auch die Elektronik ist vor Wasser geschützt und hält dasselbe wie die Windschutzscheibe aus. Wenn das Ganze hier vorbei ist, wird der Wagen mit Sicherheit von allein wieder an die Oberfläche treiben und dann fahren wir auf dem Wasserweg zum nächstgelegenen flachen Ufer und von dort wieder an Land.“ Nigma seufzt hörbar. Er möchte das alles gern glauben, kann es aber nicht so wirklich. Zu sehr schwirren ihm die Monster vom letzten Jahr noch im Kopf herum, wie sie alle Dinge vollbringen konnten, die kein menschlicher Geist begreifen kann. Besonders fällt ihm dabei der Waldmensch ein, der sie nur so mit lebensechten Illusionen bombardiert und so grausam den Tod des Rätselmeisters inszeniert hatte. „Versuch dich ein bisschen zu beruhigen. Es bringt gar nichts, kopflos in Panik zu verfallen…“, setzt Bruce in seiner unnachahmlich trockenen Weise zu einer Art Trost an. Nahezu schmollend mustert ihn der Brünette daraufhin und sucht nach einer schnippischen Antwort. In diesem Moment summt es allerdings in ihren Ohren, dann ist Alfreds Stimme zu hören. „Hallo? Ist jemand da?“ „Ja!“, ertönt es im überschwänglichen Chor von den dreien, woraufhin sie sich alle leicht belustigt ansehen. „Oh!?“, gibt der Butler etwas überrascht von sich, gleichzeitig ist er froh, sie alle scheinbar noch unversehrt zu erwischen. „Ist bei den Herren alles in Ordnung?“, fragt er dennoch. „Konntest du etwas finden, Alfred?“, erwidert Wayne allerdings drängend, ehe einer seiner Mitfahrer das Wort ergreifen kann und das Ganze somit unnötig in die Länge gezogen werden könnte. „Durchaus, Sir. Wenn mich nicht alles täuscht, müsste es sich bei diesem Wesen um einen sogenannten Hakemann handeln, und…“, plötzlich verschwindet Alfreds Stimme. Doch sie versinkt nicht etwa in irgendwelchen Störgeräuschen oder dergleichen, sie ist abrupt verstummt, als hätte jemand mitten in einem Telefonat den Hörer aufgelegt. Hier ertönt nun jedoch kein Freizeichen, es bleibt einfach still. „Alfred? Kannst du mich hören? Alfred?!“, ruft Batman vergebens. „Ist der Funk zusammengebrochen?“, fragt der Clown verwundert. „Nein, das dürfte…“ „Oh, vermutlich erzählst du uns jetzt, dass das gar nicht passieren kann, oder? Weil du und das Batmobil ja etwas so erstklassig Besonderes seid.“, unterbricht ihn Ed mit sarkastisch triefender Stimme. Schmollend verschränkt er die Arme vor der Brust und lässt sich an die Rückenlehne sinken. Wie ein trotziges Kind erwidert der Schwarzhaarige seinen Blick und verkneift sich jedes Wort dahingehend, obwohl er kaum begreifen kann, warum Edward gerade so verrückt spielt. Er benimmt sich ja schon fast wie der Joker! Der Grünhaarige hingegen fängt breit an zu grinsen und beobachtet die beiden wieder hochinteressiert. Trotz der widrigen Umstände jetzt und in ihrer derzeitig unterbrochenen Beziehung, findet es der Verrückte dennoch immer wieder sehr aufregend, wenn sich der sonst so friedliche Nigma auf die Hinterbeine stellt und sich Batman gegenüber behaupten will. Seine hochausgeklügelten Fähigkeiten infrage stellt. Hingerissen beißt sich der Jüngste auf die Unterlippe und erinnert sich nur zu gut daran, als dergleichen das erste Mal passiert war und sie danach endgültig zusammenfanden. Viel Zeit, um sich über derlei zu freuen, hat der durchgeknallte Clown jedoch nicht, dann schlägt der sogenannte Hakemann wieder mit seinem Stab gegen die Windschutzscheibe. Diesmal zuckt sogar der furchtlose Ritter zusammen, war er doch gerade so in die Diskussion mit Nigma vertieft gewesen. Als sich alle drei der Scheibe zuwenden, überläuft sie unweigerlich ein Schauer. Die Wucht der Schläge mag vielleicht nicht ausreichen, um nennenswerten Schaden anzurichten, doch der Wasserdruck steigt immer weiter an. Zudem scheint das Wesen ein sehr gutes Zielvermögen zu haben, es trifft exakt jedes Mal die gleiche Stelle! So dauert es nur ein paar Schläge und dann bildet sich tatsächlich ein milchig-weißer Fleck, ähnlich einem Steinschlag. „Oh, Mann…“, flüstert Bruce mit einer Mischung aus Unglauben und böser Vorahnung. Abermals trifft der Stab auf das verstärkte Glas. Von dem milchigen Fleck gehen nun strahlenförmige Risse aus, die sich schnell über die ganze Scheibe ziehen, sie völlig eintrüben. Ein seltsames Knirschen ertönt. „Schnell, macht eure Gurte los und setzt die Atemgeräte auf!“, kann Batman gerade noch hervorbringen, dann gibt es ein weiteres Knirschen, das das gesamte Glas eindrückt. Sekunden später zerreißt der enorme Wasserdruck die Scheibe in tausend winzige Bröckchen, die in den Innenraum hineingeschossen werden, gefolgt von einer regelrechten Springflut… 8 Die Wassermassen schlagen so heftig auf die drei ungleichen Helden ein, dass sie fast die Besinnung verlieren. Bruce gelingt es dennoch, halbwegs die Orientierung zu behalten und sich aus dem Wagen zu befreien. Dabei stellt er sichtlich erleichtert fest, dass sich der Hakemann erst einmal wieder etwas zurückgezogen hat – vermutlich, um selbst die Lage zu überblicken und herauszufinden, wie seine drei Opfer auf die Situation reagieren. Irgendwo aus den düsteren Untiefen des Gotham River heraus beobachtet er sie und wartet auf den richtigen Moment für seinen Angriff. Das gibt den dreien zumindest etwas Zeit, um sich zu sammeln und vielleicht eine Strategie zu entwickeln. Aber zuerst sollte er feststellen, ob es seinen beiden Mitstreitern auch gutgeht. Immerhin hat Batman dergleichen Notfallsituationen schon hundertmal geprobt oder auch durchlebt, was er von den zwei Schurken nicht unbedingt behaupten kann. Der Wasserdruck scheint nun auch erst einmal wieder normal zu sein, sodass sich der Rächer ganz gut fortbewegen kann. Als er sich umwendet, um ins Batmobil zu sehen, erblickt er den Joker, der leicht benommen durch die kaputte Windschutzscheibe kommt. Von Nigma ist allerdings noch nichts zu sehen. Fragend wendet er sich an den Clown, der nur mit den Schultern zuckt. Etwas schwerlich kämpft sich der Schwarzhaarige zur Rückbank vor, und da sitzt Edward noch immer. Das Atemgerät konnte er noch aufsetzen, doch er hat es nicht mehr geschafft, sich von dem Gurt zu befreien, der, wie es aussieht, auch noch blockiert hat. Hektisch versucht er es jetzt, doch das ist ohne Hilfsmittel praktisch unmöglich, zumal es durch seine wachsende Panik nicht gerade leichter wird. Nahezu grob schlägt Batman die zitternden Hände des Rätselmeisters von der Verriegelung des Gurtes weg und zieht dann einen Batarang aus seinem Gürtel. Mit der scharf geschliffenen Flügelkante durchtrennt er geschickt den breiten Riemen, während sich Nigma wie eine Katze im Polster der Rückbank festklammert und irgendwie versucht wieder ruhiger zu werden. Als die Last dieser ungewollten Fessel von ihm genommen wird, entspannt er sich tatsächlich etwas und sucht dankbar den Blick des Rächers. Dieser nickt nur stumm und deutet ihm dann an, ihm nach draußen zu folgen. Ed nickt ebenfalls und schwimmt dann hinter ihm her. Als sie aus dem Wagen heraus sind, blicken sie sich in dem leicht trüben Wasser des Gotham Rivers um. Erst nach einer Weile entdecken sie den Joker, der sich schon fast aus dem breiten Lichtkegel der Scheinwerfer entfernt hat, sich dafür aber sehr aufmerksam umsieht. Einvernehmlich schwimmen die beiden auf ihn zu, doch sie erreichen ihn nicht mehr… Plötzlich schießt der Hakemann wie ein Torpedo aus dem Nichts heraus auf den Clown zu. Er hat seinen Stab wie zum Schlag erhoben, doch danach sinnt es ihn gar nicht. „Joker, Vorsicht!“, ruft Batman ihm noch über Funk zu. Der Grünhaarige wendet sich nach hinten und erblickt seine beiden Weggefährten, scheint sich aber der drohenden Gefahr noch nicht bewusst zu sein. Vielleicht hat er die Worte des Rächers auch nicht verstehen können? In diesem Moment schlingt sich jedoch das gekrümmte, obere Ende des Stabs um seine Hüften. Es ist nicht zu übersehen, dass eine erschreckende Kraft dahintersteckt, die Joker außerhalb des Wassers womöglich sogar den Rücken hätte brechen können. Der Meermann schleift den Verrückten so etliche Meter durchs Wasser hinter sich her, ehe er ruckartig stoppt und sein Opfer mit dem verbliebenden Schwung gegen den nahegelegenen Brückenpfeiler schleudert. Das Ganze wirkt, als wäre das Wasser in diesem letzten Augenblick gar nicht vorhanden. Bruce bildet sich sogar ein, den Aufprall hören zu können. Getroffen sinkt Joker auf den Grund zurück und rührt sich erst einmal nicht mehr. Erschrocken zuckt Edward neben dem Ritter zusammen und will seinem Freund zu Hilfe kommen, doch der Mitternachtsdetektiv hält ihn zurück. Zornig mustert ihn der Brünette. Kurz darauf wird er von Wayne geschupst, was unter Wasser nicht sonderlich viel Wirkung hat. Dennoch reicht es aus, dass der Hakemann statt ihm nun Bruce mit seinem Stab erwischt und durch die Tiefe zerrt. Der Brückenpfeiler bleibt der Fledermaus zum Glück erspart, aber auch nur, weil es ihr vorher gelingt, dem Monster die flache Hand mitten ins Gesicht zu schlagen. Mühsam kommt Batman wieder frei und der Hakemann zieht sich abermals zurück. 9 Diesen Moment der Ruhe nutzen die Drei, um wieder zueinander zu finden. Etwas hilflos versuchen sie, sich einen geeigneten Plan zu überlegen. Doch das ist einfacher gesagt als getan, erst recht, wo sich die Kälte des Wassers immer tiefer in sie hineinfrisst – selbst Batman merkt langsam etwas davon und will sich daher nicht vorstellen, wie es für die zwei Verbrechen sein muss. Die Geschwindigkeit des Hakemann macht ihnen besonders Sorgen. Und im doch eher trüben Wasser ist er mit seiner Färbung nicht leicht ausfindig zu machen. Sie sind sich jedoch darüber einig, dass es ihnen unmöglich gelingen kann, mit dem Wesen mitzuhalten. Sie müssen es also entweder in die Ecke drängen, was so gut wie unmöglich sein dürfte, oder aber es irgendwie überrumpeln. Die Zeit zum Nachdenken ist allerdings weit kürzer als gedacht… Abermals nähert sich ihnen der Hakemann aus dem düsteren Hinterhalt. Mit erhobenem Stab peilt er diesmal Edward an. Dieser kann ihm erstaunlicherweise gerade noch im letzten Moment ausweichen. Dafür bekommt der Meermann einen Fausthieb von Batman zu spüren, welcher ihn etwas aus der Bahn wirft. Der Schlag trifft das Wesen seitlich am Kopf, wodurch es etwas unsicher wirkt. Diesen Augenblick macht sich nun Joker zu nutze. Schnell schwimmt er näher heran und packt dann mit der linken Hand die lange Schwanzflosse. Als hätte ihn etwas gebissen, zuckt das Monster zusammen und schüttelt den Clown dann in einer kraftvollen Bewegung von sich. Hastig versucht sich das überrumpelte Wesen wieder zurückzuziehen, doch es wirkt seltsam geschwächt. „Was hast du gemacht?“, fragt Ed seinen Ex-Gefährten. Dieser grinst breit unter der Atemmaske und hebt dabei die Hand, die nach der Schwanzflosse gegriffen hat. Auf dem Ballen direkt unterhalb des Mittelfingers sitzt eine kleine, knallgelbe Scheibe, aus der eine etwa drei Zentimeter lange Nadel hervorragt. Mehr braucht der Rätselmeister auch nicht zu wissen. Diese Nadel hat Joker schon des Öfteren benutzt, daher weiß der Brünette, dass sie hohl und mit Gift gefüllt ist, das durch den Kontaktdruck freigesetzt wird. Das Smilex scheint beim Hakemann allerdings nicht die gleiche Wirkung wie bei normalen Menschen zu haben. Das Monster verspürt nicht den unbändigen Drang zu lachen, bis es ihn innerlich zerreißt. Dennoch setzt ihm das Gift zu, macht ihn langsam und unvorsichtig. Somit steigt die Chance, ihn zu erwischen, erheblich an. Seine Macht scheint das Wesen zumindest schon einzubüßen. Der Wassersdruck normalisiert sich wieder, wodurch nun das Batmobil wieder an die Oberfläche steigt. Nahezu fasziniert betrachten die Drei das Schauspiel einen Moment. „Ich hab eine Idee, wie wir das Biest zur Strecke bringen könnten!“, flötet der Grünhaarige nun und tauscht dabei die Nadel in seiner Handfläche gegen einen weiteren, zweckentfremdeten Scherzartikel aus: seinen elektrischen Joy-Buzzer. „Wir verpassen ihm eine schöne Elektroschocktherapie!“, führt er weiter aus. Die Augen des Rätselmeisters weiten sich begeistert. „Das ist ein guter Plan. Und als hätte ich es geahnt, habe ich vorhin auch meinen anderen Stock mitgenommen.“ Nun greift Nigma in sein Jackett und zieht ein eckiges, grünes Fragzeichen hervor. Als er einen kleinen Knopf an der Seite drückt, fährt ein Stab aus der unteren Seite heraus und gibt dem Ganzen damit seine volle Größe. Batman gefällt die Idee auch ganz gut, sie hat nur einen Haken. „Ich bin ebenfalls dabei, doch wir müssen zuerst das Wasser verlassen, sonst würden wir uns auch unter Strom setzen.“, merkt er an. Ed nickt nur, kam ihm der Gedanke auch schon. Joker hingegen wirkt so, als wäre so eine Tatsache völlig neu für ihn. Sicher ist ihm klar, dass Wasser Strom ganz hervorragend leitet, doch er hat wohl nicht bedacht, dass es ihn selbst treffen könnte. „Okay, am besten ist es wohl, wenn wir ihn in ein Netz einwickeln und an die Oberfläche ziehen. Dann können wir uns an Land begeben und ihn von dort aus gefahrlos unter Strom setzen. Außerdem wird es langsam gefährlich für euch. So oder so müsst ihr in ein paar Minuten aus dem Wasser raus, um nicht völlig auszukühlen.“, erläutert Bruce nun und zieht dabei eines seiner großen Wurfnetze aus dem Gürtel. Mit Werfen funktioniert es unter Wasser allerdings nicht so gut. Daher schwimmt Joker jetzt dichter an den Hakemann heran und rammt sich dann kraftvoll in dessen Rücken. Wie erhofft, ist der Meermann noch immer geschwächt und somit lässt er durch den Schreck seinen Stab fallen. Ehe er nach diesem tauchen kann, schwimmen nun Batman und Riddler heran und stülpen das Netz über ihn. Das findet das Monster jedoch alles andere als witzig und setzt sich heftig dagegen zur Wehr. Mit größter Mühe versuchen die zwei Helden nun, die Enden des Netzes zusammenzubinden, damit das Wesen nicht gleich wieder entkommen kann. Doch wird das Netz halten? Der Hakemann beginnt an den einzelnen Gliedern zu zerren, wobei er gar nicht mehr so schwach wie noch vor ein paar Momenten wirkt. Das Gift verflüchtigt sich wohl allmählich. Also muss es jetzt schnell gehen. Zur Sicherheit zieht Edward ebenfalls ein Netz aus seiner Tasche. Passend zu seinem Image hat es die Form eines Kreuzworträtsels. Somit sind nicht alle Lücken zwischen den Seilen tatsächlich Lücken, sondern in gewissen Abständen gefüllte Felder, was die Stabilität doch um einiges steigert, wie er hofft. Geschwind ziehen er und Joker also ein zweites Netz über den Hakemann, während Batman ein langes Seil am Endknoten befestigt, damit sie ihn Richtung Oberfläche ziehen können. 10 Das Monster macht ihnen den Weg nach oben aber alles andere als einfach. Heftig zappelt es und zerrt weiterhin an dem Netz, versucht es sogar mit seinen scharfen Zähnen zu zerbeißen. Einige Stränge geben auch tatsächlich nach, doch zum Glück ist da dann ja noch das zweite Netz vom Riddler. Und die beiden Gauner geben sich auch alle Mühe, das Wesen mit ihren Waffen in Schach zu halten, damit nichts weiter reißt. Bruce hingegen hat sich das Ende des Seils um die Hüften gebunden und schwimmt stur Richtung Oberfläche, egal was sich hinter ihm auch abspielt. Schließlich durchbricht er die leicht aufgewühlte See und sieht sich um. In einiger Entfernung kann er das Batmobil in der Nähe der Brücke treiben sehen. Pflichtbewusst wartet das Gefährt auf seinen nächsten Einsatz, doch es wird wohl noch eine Weile warten müssen. Wayne lässt seinen Blick weiter schweifen und sucht nach einer niedrigen Stelle, an der sie an Land gehen können. Ganz in der Ferne, am anderen Ende der Brücke, kann er Land erkennen – Otisburg. Und dort gibt es einen kleinen Badestrand unweit der Überführung nach Arkham, der den einzig flachen Zugang zum Festland hier in der Nähe bildet. Alle anderen Brücken enden hochgelegen und der Weg zum Wasser ist von Mauern versperrt. Somit bleibt ihnen nur diese eine Möglichkeit. Zum Schwimmen ist es allerdings zu weit. Daher wendet sich Batman nun doch seinem Wagen zu. Über Funk kontaktiert er seine beiden Helfer. „Kommt hoch zu mir. Wir müssen das Batmobil nehmen. Der nächste flache Zugang zum Land ist zu weit weg.“ „Okay. Ich kann meine Finger auch schon gar nicht mehr spüren, trotzdem verpass dem Vieh noch eine Ladung Gift, damit es uns nicht entfleucht.“, erwidert der Verrückte. Wenige Augenblicke später tauchen die beiden Gauner sichtlich erschöpft im Wasser auf und schwimmen zum Auto hinüber, wo der Schwarzhaarige gerade damit beschäftigt ist, das Seil am Wagen zu befestigen. „Wie sieht es da unten aus?“, fragt der Rächer, während sie sich alle in das Batmobil begeben. „Ganz gut, würde ich mal sagen. Die zweite Dosis hat ihn erst mal etwas ausgeknockt. Ich denke, dass dürfte reichen, bis wir an Land sind.“, erwidert der Clown recht zuversichtlich und wringt das Wasser aus seinen Klamotten. Als alle sitzen, geht ein Rucken durch den Wagen. Dabei klappen die Räder zur Seite weg, vereinigen und blasen sich wie ein extravagantes Schlauchboot auf. Der Ausgang des Nitroantriebs zieht sich dafür ins Innere des Fahrzeugs zurück und wird dann durch eine leistungsstarke Schiffsschraube ersetzt. Kurz darauf schießt das Batboat dann auch schon durchs Wasser Richtung Otisburg. 11 Kaum, dass sie in Fahrt gekommen sind, meldet sich auch schon Alfred bei ihnen. „Ich hoffe doch, dass bei den Herren alles in Ordnung ist?“ „Das ist es, als Freund. Wir haben den Hakemann im Schlepptau und sind gerade auf dem Weg zum Badestrand in Otisburg, um ihn dann an Land erledigen zu können. Somit ist es ihm dann hoffentlich nicht möglich, das Wasser gegen uns einzusetzen.“, erläutert Bruce das weitere Vorgehen. „Hm, das klingt nach einem vernünftigen Ansatz.“, bestätigt der Butler. „Wie hast du das Vieh eigentlich so schnell gefunden?“, will Joker nun wissen und nimmt damit Edward und auch Batman die Frage aus dem Mund. „Oh, ich habe ganz simpel angefangen und die Suchmaschine nach Bildern von Meermännern gefragt, die ich dann durchgegangen bin, bis ich eines gefunden hatte, das mit dem Foto übereinzustimmen schien, das ich von Master Bruce hatte. Das entsprechende Bild gehörte zu einer Webseite, die ähnlich wie ein Lexikon aufgebaut ist, nur eben für allerhand Monster, Fantasie- Sagengestalten. Eine Art modernes Necronomicon, wenn Sie so wollen.“ „Necrowas?“, fragt Joker verwirrt und wendet sich automatisch zu seinem Ex-Gefährten herum, um eine Antwort zu erhalten. Etwas belustigt schmunzelt Nigma. „Das Wort heißt Necronomicon. Hast du denn deinen Lovecraft nicht aufmerksam gelesen?“, erwidert der Brünette. „Ich wüsste nicht, was das nun wieder sein soll…“ Leicht seufzt Ed in sich hinein. Er hätte sich auch denken können, dass sein kindlich veranlagter Freund keinen Sinn für klassische Literatur hat. „H. P. Lovecraft war ein berühmter Schriftsteller Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Er schrieb grausige Horrorgeschichten, die sich hauptsächlich mit Wesen und Monstern aus anderen Welten beschäftigten, die neben unserer existieren sollen. Parallelwelten, wenn man so will. Und innerhalb seiner Geschichten existierte ein Buch, das Necronomicon, das den Protagonisten als eine Art Lexikon diente. In ihm stehen aber auch Zaubersprüche und Formeln, um dergleichen Wesen zu beschwören oder Portale in so eine Parallelwelt zu öffnen.“ „Du meinst so wie der Geisterführer bei den Ghostbusters?“, hakt der Jüngste nach. Mit dergleichen kennt sich Edward zwar nicht so gut aus, dennoch nickt er. „So in der Art, ja. Du stehst doch so auf Horror, da wundert es mich jetzt, dass du Lovecraft nicht kennst.“ „In Büchern ist mir Horror immer zu langweilig. Und da kenn ich auch nur Stephen King, der schreibt ganz gut. Ich muss das eher sehen. Meine eigene Vorstellungskraft überspitzt das Ganze nur und ich bin dann enttäuscht, wenn ich einen Film zu so einem Buch sehe, weil ich mir das dann viel blutiger oder so vorgestellt hab.“ „Das wundert mich jetzt so gar nicht.“, wirft Bruce ein und beendet das Thema damit erst einmal wieder. Der Strand ist auch fast erreicht. 12 Kurz bevor das Batboat den weißen Sand erreicht, fahren die Räder wieder in ihre eigentliche Position und der Antrieb wechselt zurück. Sobald die Reifen festen Grund spüren, schieben sie den Wagen vorwärts, bis er wie ein gestrandeter Wal auf dem Strand zum Stehen kommt. Hastig verlassen die ungleichen Helden das Auto und zerren gemeinsam am Seil, um den Hakemann an Land zu ziehen. Dieser ist inzwischen schon wieder recht munter geworden und zappelt nun heftig im Netz herum, das schon einiges an Schaden einstecken musste. So wie es aussieht, haben sie den Strand gerade noch rechtzeitig erreicht. Wie es sich die Drei auch schon gedacht haben, versucht das Wesen es nun wieder mit seiner Magie. Wasser spritzt in kleinen Fontänen auf und spült über den verlassenen Strand hinweg. Doch das Ganze wirkt eher kläglich und endet schließlich abrupt, als der Meermann vollständig von seinem feuchten Element getrennt wird. Mühevoll schliefen ihn die selbsternannten Rächer so weit wie möglich den Strand hinauf, während sich das Monster mit all seiner verbliebenen Kraft dagegenstemmt. Ein paar Momente gönnen sich die Drei eine Verschnaufpause und beobachten ihr Opfer dabei genau. Der Hakemann wirkt nun wie ein übergroßer Fisch auf dem Trockenen. Er japst angestrengt und versucht weiterhin das Netz zu zerreißen. Panik steht in seinem jugendlichen Gesicht. Würden sie ihn hier liegenlassen, würde er mit Sicherheit irgendwann ersticken. Doch darauf können sie sich nicht verlassen. Noch bevor sie ihre Pause beendet haben, geben die Maschen des Netzes schließlich dem Drängen des Wesens nach. Erstaunlich schnell schlüpft es dann in die Freiheit und robbt etwas unbeholfen aufs Wasser zu. Richtiggehend perplex betrachten die Drei das Ganze, dann setzen sie sich ebenfalls in Bewegung. Die Fingerspitzen des Hakemann berühren schon fast das Wasser, als Bruce ihn plötzlich am Ende seiner Flosse packt und zu ziehen beginnt. Das Wesen gibt einen überraschten Laut von sich, der als halb ersticktes Pfeifen seine Kehle verlässt. Fast schon hilflos versucht es mit der Flosse nach dem Ritter zu schlagen, doch es gelingt ihm nicht wirklich, da Joker und Riddler in diesem Moment ebenfalls zupacken. Gemeinsam ziehen sie das sich windende und um sich schlagenden Monster wieder den Strand hinauf. Als sie den den Strand umgebenden Grüngürtel erreichen, schlingt Wayne ein Seil um die Flosse und bindet es an einem nahestehenden Baum fest, damit keine weitere Flucht passieren kann. Diesmal gönnen sich die Helden keine Pause. Stattdessen tritt Joker mit seinem Joy-Buzzer vor und verabreicht dem Meermann eine ordentliche Ladung. Das allein haut das Wesen selbstredend noch nicht um, doch das haben sie auch nicht erwartet. Für einen normalen Menschen wäre der Stromstoß allerdings sehr wohl tödlich gewesen. Daher ist Edward nun an der Reihe. Knisternd sprühen Funken aus dem Fragenzeichen am oberen Ende seines Stocks, mit dem er nun weit ausholt, als wolle er einen Baseball schlagen. Das schwere Fragezeichen knallt dem Monster direkt zwischen die Schulterblätter und jagt Blitze über seinen Körper hinweg. Der Hakemann stößt einen ohrenbetäubenden Schrei aus, versucht sich aber weiterhin zu befreien, auch wenn seine Bewegungen schon sichtlich langsamer geworden sind. Deshalb tritt Bruce nun etwas näher heran. In der Hand hält er ein pistolenartiges Gerät, das sich als Taser zu erkennen gibt. Als er auf den Auslöser drückt, schließen zwei kleine Stahlstift daraus hervor und bohren sich tief in die blasse Haut des Meermannes. Kurz darauf jagt der Strom die zwei hauchdünnen Drähte entlang in die Stahlstifte hinein und damit in den wehrlosen Körper. Die Stromstärke ist längst nicht so stark wie bei Joker oder Riddler, dennoch tut sie ihren Dienst. Aber das Monster ist zäh. Somit wechseln sich die drei Helden mehrmals ab und wiederholen das Ganze. Am Ende ist die Haut des Hakemanns richtiggehend verbrannt und mit schwärenden Blasen übersäht. An einigen Stellen ist sie wie eine Bockwurst tief aufgeplatzt, und versenktes Blut rinnt aus den Wunden. Es sieht aus, als hätte man ihn bei lebendigem Leib versucht zu kochen. Als die Drei ihre Bemühungen schließlich einstellen, qualmt der Leichnam und letzte Blitze zucken über den Körper hinweg. Die dunklen Augen sind in ihren tiefliegenden Höhlen wahrhaftig wie überreife Trauben geplatzt. Die dickflüssigen Überreste laufen dem Toten wie brodelnde Tränen die Wangen hinab. Die hauchzarten Schuppen seiner Schwanzflosse verteilen sich zu hunderten auf dem Sand. Wie gepufftes Popcorn sind sie einfach von seiner Haut abgeplatzt. Somit endet dieses erneute Unglück, und ein jeder von ihnen hofft, dass es sich nicht bald wiederholen wird und damit alle schlimmen Vorahnungen bewahrheitet wären… 13 Nicht weit entfernt, auf dem Hochsitz des Bademeisters, sitzt Norris zusammengekauert da und versucht das Bild zu verarbeiten, das sich ihm hier gerade bietet. Diese mieser Ignoranten haben es doch schon wieder geschafft, eines seiner heißgeliebten Monster zu töten! Es ist doch zum Auswachsen! Doch irgendwo tief in seinem Verstand hat er selbstredend damit gerechnet. Daher verpasst es seinem Plan keinen Dämpfer. Schließlich war das hier erst das erste Monster seiner zweiten Generation. Weitere werden folgen und irgendeinem davon wird es schon gelingen, diese Mistkerle auszuweiden! Gotham wird ihm gehören – früher oder später. Das Spiel fängt schließlich gerade erst an! Need to talk? ------------- 1 6. Mai – 0:17 Uhr Nicht lange nach diesem feuchten, aber ganz und gar nicht fröhlichen Abenteuer, erreichen die drei ungleichen Helden die Bathöhle. Erleichtert werden sie von Alfred in Empfang genommen und über den Ausgang des Ganzen befragt, während er gewissenhaft seine berühmte Bestandsaufnahme über den Zustand eines jedes macht. Als auch das erledigt ist, zerrt die Müdigkeit sehr an ihnen, weshalb sie sich in ihre Schlafzimmer begeben. Mit einer gewissen Traurigkeit muss es der Butler jedoch hinnehmen, dass es ihre beiden vorrübergehenden Verbündeten vorziehen, diesmal getrennt zu schlafen. Selbstverständlich hatte Bruce Alfred alles von der zurzeit schwierigen Beziehung der Gauner erzählt, dennoch konnte es der Grauhaarige nicht so ganz glauben, wo er sich noch so lebhaft und erfreut an ihre letzte Begegnung unterm Weihnachtsbaum erinnert. Es bricht ihm das Herz, dass die Zwei sich so entfremdet zu haben scheinen, und daher hofft er umso mehr, dass sie diese womöglich neue Mission wieder zusammenbringen wird. Und sollten keine weiteren Monster mehr auftauchen, wird sich Alfred eben höchstpersönlich um die Angelegenheit kümmern! Mehr als alles andere wünscht sich Edward ebenfalls, dass alles wieder so wird, wie es letztes Jahr so wundervoll begonnen hatte. Verloren liegt er mal wieder in diesem viel zu großen, viel zu leeren Bett, in einem Zimmer, das nahezu gewaltig zu sein scheint, und das ihm dennoch das Gefühl vermittelt, von den Wänden qualvoll erdrückt zu werden. Wie, nur wie soll er das womöglich erneut wochenlang aushalten, wenn tatsächlich eine neue Horde Monster Gotham heimsucht? Diese Frage wagt er nicht einmal zu beantworten. Er fürchtet sich schlichtweg vor der Antwort. Er hat es satt, immer nur nachzudenken und trotzdem nichts zu wissen. Er hat es auch satt, Angst zu haben wie ein Mann, der voller Zuversicht eine Höhle betritt und dann feststellen muss, dass er sich womöglich verirrt hat. Verirrt in der grausamen Dunkelheit all dieser unbeschreiblichen Gefühle, die ihn wie ein endloses Loch hinab in die Tiefe ziehen… Ruckartig richtet er sich auf und starrt richtiggehend zornig auf die dunkle Wand gegenüber. Es reicht! Er kann hier nicht untätig rumsitzen, rumliegen schon mal gar nicht. An Schlaf ist schlichtweg nicht zu denken, egal wie müde sein Körper vielleicht auch zu glauben zu seien scheint. Ehe sein Kopf nicht ebenfalls zum Schlafen bereit ist, wird das so oder so nichts. Daher muss er jetzt versuchen, seine Beziehung zu retten, und dass kann er nicht, wenn er hier allein im Dunkeln hockt und hofft, dass sich das Ganze vielleicht von selbst regelt. Das er morgen aufsteht und Joker ihm so freudestrahlend wie eh und je entgegenkommt. Alles also nur ein böser Traum gewesen ist, aus dem er viel zu lange nicht erwachen konnte. Aber das ist es nicht, es ist kein Traum. Es ist die grausame Wirklichkeit, genauso wie das Monster, das sie vorhin zur Strecke gebracht haben. Daher sollte er sich nichts einbilden, das ihn eh nicht trösten kann. Er sollte handeln! Noch heute Nacht! Jetzt auf der Stelle, ohne irgendwelche Umschweife! Fest entschlossen schwingt er nun also die Beine aus dem Bett und erhebt sich. Dann steht er einen Moment einfach nur so da und atmet tief durch. Entschlossenheit durchflutet zwar seinen Körper, lässt ihn vor Tatendrang richtiggehend kribbeln, doch da ist dennoch ein Fünkchen Angst. Joker ist im Moment schließlich nicht so gut auf ihn zu sprechen, was er noch immer sehr gut nachvollziehen kann, andererseits auch wieder nicht, wo alles doch nur ein dummer Irrtum war, den man so leicht einfach unter den Teppich kehren könnte und gut ist es. Der Grünhaarige kann äußerst unberechenbar sein, erst recht, wo er jetzt nicht mehr an einen Stuhl gefesselt ist. Wenn er nun also zu ihm geht, könnte das womöglich schmerzhaft werden. Allerdings ist es mindestens genauso schmerzhaft, hier ganz allein zu hocken und nicht zu wissen, was der nächste Tag bringt… Eine echte Zwickmühle. Nachdenken wird ihm dabei aber wohl nicht helfen, was ihn sehr wurmt, ist Denken doch immerhin seine größte Stärke. Er muss also einfach gehen und es wenigstens versuchen, ganz gleich, was dabei passieren könnte. Vielleicht ist Joker ja auch zu einem Gespräch bereit? In Arkham hat es sich zumindest so angehört, als hätte er großes Interesse daran, der Beziehung noch eine Chance zu geben. Vielleicht sitzt der Clown auch gerade ebenso ratlos in seinem Bett und grübelt darüber nach, wie er womöglich den ersten Schritt machen könnte? Oder er wartet schlichtweg darauf, dass Edward es nicht mehr aushält und zu ihm kommt? Wäre höchstwahrscheinlich sogar schwer enttäuscht, wenn Nigma jetzt nicht die Initiative ergreift! Schließlich können sie nicht immer darauf warten, dass Batman sie beide an die Hand nimmt und neben ihnen steht, damit sie sich nicht gegenseitig an die Gurgel springen, wenn einer etwas Unpassendes sagt. Sie müssen das ganz allein hinbekommen! Okay, das genügt dem Rätselmeister. Mit festen Schritten nähert er sich der Tür und tritt dann auf den Flur hinaus. Ganz schwach erhellen ein paar Lampen den schier endlosen Gang. Es ist totenstill im ganzen Anwesen. Richtiggehend unheimlich. Doch dergleichen Gedanken verdrängt er schnell wieder. Dafür setzt er sich nun wieder in Bewegung und geht den Flur hinunter. Dabei lässt er sich schon einmal durch den Kopf gehen, was er Joker sagen will, lässt sich aber auch genug Spielraum für mögliche Argumente oder Reaktionen, sollte sein Ex-Gefährte andere Pläne haben. Bei ihm muss man halt immer auf alles gefasst sein, erst recht auf Ungewöhnliches. Nach einer gefühlten Ewigkeit steht er dann vor der Tür, hinter der der Grünhaarige nächtigt. Das sich ihre Zimmer so dermaßen weit voneinander entfernt befinden, stößt Nigma ziemlich sauer auf. Doch Alfred hat es sicher nur gut gemeint, als er sie aussuchte. Dachte, dass ihnen die räumliche Trennung sicher guttun könnte. Eine Weile steht er dennoch einfach nur vor dem dunklen Holz in dem halbdunklen Flur, atmet tief durch und fragt sich, ob sein ehemaliger Liebhaber womöglich schon schläft. Andererseits kann er sich dergleichen auch nicht wirklich vorstellen, weshalb er dann doch all seinen Mut zusammennimmt und an die Tür klopft. 2 Eine Antwort erhält der Herr der Rätsel nicht, weshalb er sich wieder zu fragen beginnt, ob Joker womöglich doch schon schläft – der schieren Erschöpfung durch den Kampf mit dem Monster erlegen ist. Er könnte aber auch im Bad sein und das Klopfen daher einfach nicht gehört haben. Hoffnungsvoll entscheidet sich Nigma für die zweite Version und klopft daher nun etwas kräftiger an die Tür. Immer noch keine Reaktion. „Er schläft vermutlich doch schon. Wer könnte es ihm verübeln, nachdem er so mit Drogen vollgepumpt wurde, von dem Kampf mit dem Hakemann ganz zu schweigen…“, flüstert Edward in den leeren Flur hinein. Seufzend stößt er Luft aus und will sich schweren Herzens wieder in sein Zimmer begeben. Es wird sich sicher eine andere Gelegenheit finden, um ungestört mit dem Clown zu sprechen. Er will es sich auch nicht noch mehr mit ihm verscherzen, wenn er ihn jetzt weckt oder ihn anderweitig belästigt. Als er sich umwendet, vernimmt er allerdings ein leises Geräusch hinter der Tür. Steht der Grünhaarige womöglich dahinter und lauscht? Wartet darauf, wie der Ältere wohl auf sein Schweigen reagieren wird? „Joker?“, fragt er daher mit neuer Hoffnung, allerdings auch vorsichtig. Daraufhin öffnet sich doch tatsächlich die Tür und das ungeschminkte Gesicht des Clowns blickt ihm ausdruckslos entgegen. Ed schluckt leicht. „Kann – ich vielleicht reinkommen? Können wir ein bisschen reden?“, fragt er scheu und sieht seinen verlorenen Partner flehend an. Der Ausdruck im Gesicht seines Gegenübers verändert sich nicht, doch der Grünhaarige tritt einen Schritt von der Tür weg, als wolle er Ed tatsächlich hereinbitten. Erleichtert geht der Brünette darauf ein und nähert sich ihm. Doch Joker verfolgt, allem Anschein nach, einen anderen Plan. Als Nigma so unbedarft in seine Reichweite kommt, packt ihn der Jüngere regelrecht grob an der Vorderseite seines T-Shirts und zerrt ihn ruckartig ins Zimmer hinein, dass der Stoff an den Nähten ein wehklagendes Geräusch von sich gibt. Erschrocken schnappt der Rätselmeister laut nach Luft. Hinter ihm gleitet die Tür wie von Geisterhand ins Schloss zurück und vermittelt ihm damit irgendwie ein sehr ungutes Gefühl von Auslieferung… „Wenn du nicht mit mir reden willst, kann ich das verstehen. Doch bitte sei mir nicht böse! Ich wollte dich nicht stören. Wenn du willst, kann ich auf der Stelle wieder…“, setzt Edward hilflos an. „Sei still!“, zischt der Verrückte, woraufhin sein Gegenüber augenblicklich den Mund wieder zu macht und betroffen den Blick zu Boden richtet. In seinem festen Griff wird Ed weiter ins Zimmer hineingezogen und stolpert daher etwas unbeholfen hinter ihm her. Schließlich bleibt Joker stehen und sieht ihn wieder an. Doch nur eine Sekunde, dann zerrt er den Kleineren dichter zu sich heran und drückt harsch seine Lippen auf die des anderen! Überrascht reißt Nigma die Augen auf. Damit hat er nun wirklich nicht gerechnet. Auch nicht damit, dass Joker splitternackt ist! In seinem Körper entbrennt daraufhin augenblicklich eine fast schon ungeahnte Sehnsucht, sodass er den Kuss erwidert, ohne weiter darüber nachzudenken. Er ist einfach nur so unendlich glücklich, dergleichen wieder spüren zu dürfen. Das Ganze dauert jedoch nicht lange, da trennt sich der Grünhaarige auch schon wieder von ihm. Nun überkommt den Älteren sichtliche Enttäuschung. Aber das muss nicht sein. Sicher erwartet Joker einfach nur von ihm, dass er jetzt die Initiative ergreift und weitermacht, warum sonst hätte er ihm auch im Adamskostüm die Tür öffnen sollen? Daher beugt sich Ed nun nach vorn, um den Kuss zu wiederholen. Allerdings dreht Joker schnell den Kopf zur Seite. Stattdessen ergreift er wieder Nigmas Hemd und schubst ihn dann auf das nahestehende Bett. Unsanft landet der Brünette mit dem Rücken in den zerwühlten Laken und blickt mit großen Augen zu seinem ehemaligen Gefährten hinauf. 3 Die tiefen Schokoladenseen dieser Augen fixieren ihn unverwandt. Schon einen Wimpernschlag später hockt der Clown auf seinem Schoß und drückt ihn bestimmend ins Laken hinein. Ed erlebt ein richtiggehendes Déjà-vu, wird der doch schlagartig daran erinnert, wie es war, mit dem Grünhaarigen letztes Jahr so unzählige Male Sex zu haben. Gleichzeitig ist es jetzt etwas ganz anderes, oder etwa nicht? Könnte das Ganze hier vielleicht so etwas wie Versöhnungssex werden? Oder will Joker ihn womöglich bestrafen? Nigma ist hin- und hergerissen von diesen Gedanken. Will sich nicht so ganz vorstellen, was nun als nächstes passieren wird… „Joker…“, wimmert er daher leicht verloren und sieht hilflos zu ihm auf. Sein Gegenüber erwidert den Blick erschreckend kalt und ausdruckslos, weshalb Edward der Gedanke kommt, dass das hier vermutlich doch kein Versöhnungsakt werden wird – noch nicht zumindest. Trotz der Distanziertheit in seinen Augen beugt sich der Jüngere dennoch zu ihm herunter und vereint ihre Lippen erneut miteinander. Dem Brünetten schwirrt augenblicklich abermals der Kopf, er weiß gar nicht mehr, was er von alledem halten soll, von denken ganz zu schweigen. Verloren erwidert er daher den Kuss, um sich wenigstens ein bisschen einzubilden, dass das hier etwas Gutes werden könnte. Die Vorstellung verschwindet jedoch schlagartig wieder, als sich der Grünhaarige nun aufrichtet, mit beiden Händen den dünnen Stoff von Nigmas T-Shirt ergreift und es dann, wie in einem billigen Film, in Fetzen reißt. Erschrocken weiten sich ein weiteres Mal die grünen Augen des Rätselmeisters und er schluckt überaus hart. „Joker…“, presst er erneut hervor, bekommt aber wieder keine Antwort. Nur diesen kalten, unberechenbaren Blick… Oh, er fühlt sich so gar nicht wohl bei alledem. Doch, was soll er schon tun? Sich wehren, selbstverständlich, auch wenn er weiß, dass er dem anderen Mann kräftemäßig meilenweit unterlegen ist. Zudem befindet er sich in einer ziemlich unpraktischen Position für eine sinnvolle Gegenwehr. Wären doch wenigstens seine Beine frei… Dennoch sieht er es nicht ein, sich hier einfach alles gefallen zu lassen, nur weil dieser Irre mal wieder eine fixe Idee hat und sie in seiner trotzig-kindlichen Art auszuleben versucht. Ed muss ihm unter allen Umständen klar machen, dass er dergleichen jetzt so ganz und gar nicht will. Theoretisch stimmt dieser Gedanke, doch sein Kopf ist nicht der Einzige, der hier ein Wörtchen mitreden möchte, wie er nun unzweifelhaft feststellen muss. Unvermittelt fangen nun nämlich seine vernachlässigten Lenden an zu kribbeln! Auch wenn Edward diese Vorstellung im Moment so gar nicht behagt, kann er es seinem Körper dennoch nicht verübeln. Immerhin ist es mehr als drei Monate her, seit sie das letzte Mal Sex miteinander hatten. Für gewöhnlich stört sich der Herr der Rätsel nicht daran, wochen- oder gar monatelang enthaltsam zu sein, doch seit er den Clown auf diese Weise kennengelernt hat, scheint sein Körper ganz andere Pläne zu haben – regelrecht danach zu lechzen, – als es Nigma normalerweise anstrebt. Doch ist das jetzt wirklich richtig? Sein Körper brüllt geradezu JA! Im selben Moment erhebt sich die Erregung des Brünetten auch schon aus ihrem langen, so ungewollten Schlaf und presst sich verlangend gegen den Unterleib des anderen. Joker hebt daraufhin eine Augenbraue und mustert ihn weiterhin erstaunlich ausdruckslos. Dennoch wirkt es fast so, als wolle er sagen: Echt jetzt, Nigma? Das sind ja ganz neue Saiten. Wohl wahr. Dem ist sich der Brünette ebenfalls bewusst. Trotzdem kann er nichts dagegen tun. Dem Körper ist es ja oftmals ziemlich egal, was man gerade denkt, und dass in den unpassendsten Momenten. Deswegen schiebt Edward nun auch schmollend die Unterlippe vor. „Sieh mich nicht so an, ich kann auch nichts dafür. Unser letztes Mal ist immerhin schon eine Weile her, wie du sehr gut weißt…“, kommt es versucht trotzig von ihm, woraufhin der Verrückte leicht zu grinsen beginnt, als wolle er sagen: Sieh an, wie du mich scheinbar doch vermisst hast. Das Grinsen schleicht sich sogar zu einem winzigen Stück in seine ernsten Augen, verfliegt aber sehr schnell wieder. Nun erhebt sich der Clown von ihm, aber nur so lange, um dem Liegenden nahezu grob die Shorts vom Leib zu reißen, ohne ihm dabei die Möglichkeit zum Aufstehen oder dergleichen zu geben. Abermals zuckt der Ältere zusammen, doch längst nicht mehr so sehr wie zuvor. Mittlerweile ist er sich durchaus bewusst, worin das hier enden wird, und dass er nicht wirklich etwas dagegen tun kann – wenn es nach seinem Körper geht, auch nichts tun will. Also wird er sich mehr oder weniger seinem Schicksal ergeben und seinen ruhelosen Lenden etwas Befriedigung gönnen, sollte das Ganze nicht in irgendetwas Unschönes ausarten, und somit die Chance bestehen, es zu genießen. Joker hält sich auch nicht weiter mit Vorbereitungen auf, sondern platziert sich wieder auf dem Schoß seines Ex-Gefährten. Ist die richtige Position gefunden, drückt er sich hoch, um die wartende Erregung des Rätselmeisters in sich aufzunehmen. Edward geht das zwar zu schnell, doch seine Einsprüche werden von dem Jüngeren systematisch ignoriert – von seinem eigenen glühenden Körper ganz zu schweigen. Zugegebenermaßen sind sie auch nur halbherzig vorgetragen, weshalb Ed wohl nicht mal auf sich selbst hören würde, dennoch will er die Worte ausgesprochen wissen, falls sein ehemaliger Partner ihm doch in irgendeiner Form Gehör schenken mag. Als sich der warme, willige Körper des Prinzen auf ihm niederlässt, entkommt Nigma ein tiefes Stöhnen, das er nicht unterdrücken kann. Es macht ihm ein ums andere Mal deutlich, dass er Joker nicht nur psychisch, sondern auch physisch an seiner Seite wissen will, ihn auf jede nur erdenkliche Art und Weise vermisst. Gedanklich versucht er sich noch immer etwas dagegen zu wehren, und spricht es auch weiterhin aus, doch ein weit größerer Teil von ihm lässt sich einfach nur fallen und freut sich unendlich über die unerwartete und dennoch so vertraute Nähe des Grünhaarigen. Rhythmisch beginnt dieser sich nun auf ihm zu bewegen. Ed kann dem nicht so viel entgegenbringen wie sonst immer, da Joker ihn vehement weiter ins Laken drückt, sodass ihm kaum Bewegungsfreiheit bleibt. So wirklich stören tut ihn das noch nicht, zu vernebelt ist sein Geist bereits und sinkt auch immer tiefer in dieses wundervolle Nirwana hinab. Kraftlos klammern sich seine tastenden Finger an den Unterarmen des Clowns fest, halten sie aber nur ganz leicht fest, sollte es dem Verrücken doch nicht passen und er sich loseisen wollen. So weit es geht, will Edward das hier genießen und seinen ehemaligen Gefährten daher so wenig wie möglich zu irgendwelchen unerwünschten Handlungen animieren. Schon einen Augenblick später fragt er sich aber, ob er nicht schon unbewusst einen Fehler dahingehend gemacht hat. Denn nun beugt sich der Grünhaarige etwas zu ihm hinunter, ohne die Bewegungen seiner Hüften zu unterbinden. Seine kräftigen Hände drücken einen Moment auf Nigmas Brust, dann entfernen sie sich wieder davon, nur um sich jetzt um den Hals des Rätselmeisters zu legen. Erschrocken reißt Ed die Augen auf, schnappt nach Luft und presst erstickt Jokers Namen hervor. Das geht nun aber wirklich zu weit! Hilflos krallt er sich jetzt mit aller Macht an den dünnen Unterarmen seines Peinigers fest, zerkratzt die blasse Haut, bis sie zu bluten beginnt, wobei Joker allerdings keine Miene verzieht. Stattdessen drückt er fester zu. Edward weiß gar nicht, wie ihm geschieht. Tausend Gedanken durchfluten seinen vernebelten Geist, stimmen ihn auf die Panik ein, die er nun unzweifelhaft empfinden sollte. Doch auch jetzt ist sein Körper ganz anderer Meinung – seine Lust scheint sich praktisch ins Unermessliche zu steigern! Obwohl die Hände um seinen Hals ihm immer weiter die Luft abdrücken und ihm das entsetzliche Angst macht, empfindet er dennoch zwei sehr gegensätzliche Gefühle. Einmal ist es diese richtiggehend erschreckende Erregung, die seinen ganzen Körper erbeben lässt wie nie zuvor. Zum anderen ist es unverständlicherweise Geborgenheit. Jenes Gefühl von Geborgenheit ist schwer zu erklären, und er versucht es daher auch gar nicht erst, hat im Moment auch keine gedanklichen Ressourcen dafür. Viel später wird er aber begreifen, woher es kommt. Er ist wieder mit dem Menschen zusammen, der für ihn sterben würde, ohne zu überlegen oder zu zögern. Das weiß Edward einfach, völlig egal, wie viel Kälte und Distanz auch noch zwischen ihnen herrschen mag. Eine Träne rinnt daraufhin seine Wange hinab, als er von seinem Höhepunkt regelrecht überwältigt wird. Dennoch kann er noch sehen, dass auch Jokers Wangen mit Tränen benetzt sind. Und noch mehr als dieses seltsame Gefühl von Geborgenheit macht ihm das klar, dass sie wieder zusammenfinden werden – irgendwann… 4 So endet es also. Joker entfernt sich wieder von ihm und setzt sich auf die Bettkante – sein Blick ist von Edward abgewandt. Fahrig streicht er sich über die noch leicht feuchten Wangen. Ganz langsam setzt sich Nigma ebenfalls aufrecht hin und wischt sich auch übers Gesicht. Unschlüssig betrachtet er seinen Partner und weiß nicht so recht, was er jetzt sagen oder tun soll. Die Situation ist einfach zu merkwürdig und undurchschaubar. Der Grünhaarige wirkt im Moment noch nicht so, als würde er sich jetzt gern neben ihn legen und vielleicht ein bisschen kuscheln, obwohl der Rätselmeister nun nichts lieber machen wollen würde. „Joker, ich…“, setzt er an, auch wenn er gar nicht weiß, was er eigentlich sagen soll. Insgeheim hofft er, dass sein Gegenüber die richtigen Worte finden wird, damit sie sich unterhalten können, um einen guten Abschluss für all das heute zu finden. Joker unterbricht ihn allerdings. „Geh!“ Verwirrt blinzelt der Brünette. „Was?“ „Ich hab gesagt, du sollst gehen!“ Nun wendet er ihm auch den Blick zu, und er ist wieder genauso kalt und distanziert wie vorher. „Aber wir…“, versucht Ed es noch einmal, jedoch mit keinem besseren Ergebnis. „Du sollst verschwinden! Oder dachtest du etwa, mit so einer kleinen Nummer wäre alles vergeben und vergessen?“, knurrt der Jüngere. „Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur…“ „Du denkst zu viel, und genau das war schon immer dein Problem.“ „Ich weiß, aber können wir nicht bitte darüber reden?“ „Hier gibt es nichts zu reden. Du verschwindest jetzt und dann sehen wir weiter.“ Das Ganze nagt an Ed, doch er sieht es nicht ein, immer derjenige zu sein, der nachgeben muss, nur weil er vielleicht der körperlich Unterlegene ist. Er wird für diese Beziehung kämpfen, auch wenn es dadurch im Augenblick vielleicht nicht gerade besser wird. „Verdammt, Joker! Jetzt hör mir doch mal zu! Wir…“, versucht er es ein letztes Mal mit all dem Mut, den er finden kann. Ruckartig erhebt sich der Angesprochene jedoch und wendet sich zur Tür um. „Schön, wenn du nicht gehen willst, ist mir das auch egal.“ „Joker? Was tust du?“ „Das, was du ja scheinbar nicht willst. Ich gehe! Und wag es ja nicht, mir zu folgen! Das hier ist kein billiger Nachmittagsschnulzenfilm!“ Mit offenem Mund kann Nigma jetzt mit ansehen, wie sein ehemaliger Gefährte zum Ausgang geht, ihn öffnet und dann im Flur verschwindet. Mit einer beunruhigenden Endgültigkeit schlägt die Tür hinter ihm wieder ins Schloss zurück. Der Riddler bleibt allein mit einer Art unbegreiflicher Fassungslosigkeit zurück. 5 Na, das hat ja ganz wunderbar funktioniert… Was soll Edward denn jetzt machen? Alles in ihm brennt darauf, Joker zu folgen, doch sein Verstand sagt ihm, dass das eine sehr schmerzhafte Idee sein könnte und es dadurch sicher nur noch schlimmer wird. Schließlich ist das hier das wahre Leben und keine billige Seifenoper im Fernsehen, wie es der Grünhaarige schon so schön betont hatte. Ein ersticktes Schluchzen presst sich seine Kehle hinauf und er lässt es gewähren, ist ja immerhin keiner mehr da, der ihn deswegen aufziehen könnte. Einen Moment ergibt er sich daher seinen Gefühlen und versucht eine Lösung zu finden. Zwar war der Sex auf einer Ebene erschreckend, was das rote Band gereizter Haut an seinem Hals beweist, dennoch war es auf primitive Weise wundervoll und überaus befriedigend. Doch das kann einfach noch nicht alles gewesen sein. Aber es zeigt ihm immerhin, dass Joker weiterhin Gefühle für ihn hat und daran arbeiten will – wenn auch auf merkwürdige Weise. Allerdings scheint er zumindest im Moment nicht zu einem weiteren Gespräch bereit zu sein, und dass muss Nigma wohl oder übel akzeptieren. Warum muss das alles nur so schwer sein? Dergleichen Gefühle sind doch einfach nur zum Kotzen und bereiten einem nichts als Herzschmerz. Aber seien wir doch mal ehrlich. Ist ein Teil von ihm nicht schon seit längerem – wenn nicht gar unbewusst schon immer – in Jokers simple, gewalttätige Natur verliebt gewesen? Von seinem ganzen Rest mal zu schweigen? Hat ein Teil von ihm Joker nicht schon immer bewundert? Einen Mann, der nicht ständig über alles nachdenkt? Einen Mann, der nie so aussieht, als wäre er töricht oder schwach? Einen Mann, der niemals Angst vor irgendwelchen Dämonen hat – seien es echte oder nur die in seinem verschrobenen Geist? Einen Mann, der auf alle schwierigen Fragen des Lebens immer eine einfache Antwort zu haben scheint, die sogar Sinn ergeben könnte? Einen Mann, der sich nicht vor der Dunkelheit fürchtet – weder die der Nacht noch die in seinem tiefsten Inneren –, weil er in der Dunkelheit genauso zu Hause ist wie Batman? Die Antwort auf all diese Fragen lautet ganz unzweifelhaft Ja. Aber Joker kann manchmal auch so ein verdammter Mistkerl sein! Auch wenn Ed das zum Glück bisher eher selten am eigenen Leib zu spüren bekommen hat. ‚Doch er ist mein Mistkerl und ich will ihn wiederhaben!‘, geht es Nigma schmerzlich durch den Kopf. Aber wie soll er das nur anstellen? Auf diese Frage findet er so schnell leider keine Antwort, wie er fürchtet. Allerdings ist sein Wunsch, sich mitzuteilen, immer noch ungebrochen. Mit dem Grünhaarigen kann er das heute wohl nicht mehr ausleben, was er irgendwie akzeptieren kann oder eher muss. Das löst das Problem aber nicht. Hier gibt es auch nicht gerade viele andere Leute, mit denen er sprechen könnte und die die Situation verstehen würden. Wenn man es genau bedenkt, gibt es hier nur zwei andere Leute. Von daher wäre es vielleicht eine gute Idee, sich Bruce anzuvertrauen? Immerhin weiß er ja bestens Bescheid und war bereit, sich der Sache anzunehmen und zu helfen, zwischen ihnen zu vermitteln. Somit hat der Rächer sicher Verständnis für Edwards jetzige Lage. Der Gedanke gefällt Riddler ziemlich gut, und etwas anderes fällt ihm im Moment auch nicht ein. Es gäbe da zwar noch Alfred, doch der Butler steckt in alledem nicht ganz so tief drin. Sollte es mit Batman aber nicht so ganz klappen, kann er ja immer noch zu dem Weißhaarigen gehen, der das Ganze dann vielleicht von einem neutraleren Standpunkt aus betrachtet, als es dem Ritter möglich ist. Gesagt, getan. Nach ein paar Momenten findet er seine Shorts, die Joker vor ihrem ungewöhnlichen Akt einfach irgendwo in die dunklen Weiten des Zimmers geworfen hatte, und streift sie über. Etwas mitleidig betrachtet er sich dann sein zerrissenes Hemd. Mit gerümpfter Nase streift er sich die Reste vom Körper und wirft es dann einfach in einen Papierkorb im Zimmer. Dann tritt er an die große Kommode heran, in der Joker seine Sachen aufbewahrt, und sucht darin herum, bis er ein ausgeleiertes Hemd findet, das ihm zumindest halbwegs passt. So viel schuldet ihm der Clown immerhin. Wieder mit ein paar Klamotten am Leib, fühlt er sich auch gleich erheblich wohler. Dann verspürt er allerdings wieder einen heftigen Stich im Herzen. Das Hemd gehört Joker, ganz unzweifelhaft – auch wenn es alt, schon dünn geworden und völlig ausgeleiert ist, sodass der Clown es höchstens noch zum Schlafen benutzt. Der Geruch des Jüngeren breitet sich allerdings nun um ihn herum aus und ruft so viele schöne Erinnerungen wach, dass Nigma augenblicklich in Tränen ausbrechen möchte. Stattdessen schlingt er fest die Arme um den Körper, als wäre ihm plötzlich schrecklich kalt. Fast eine Minute steht er so da, atmet diesen herrlichen Duft ein und wiegt sich regelrecht darin. Die Tränen blinzelt er vehement weg. Er will nicht, dass Bruce sieht, dass er geweint hat. Das würde die Situation sicher nicht besser machen. Als er sich wieder halbwegs unter Kontrolle hat, geht er zur Tür und tritt auf den Flur hinaus, wie es Joker vor nicht allzu langer Zeit getan hat. Wo mag der Clown wohl hingegangen sein? Auch diese Frage lässt sich nicht beantworten, dafür ist das Anwesen einfach zu groß. Ed ist sich jedoch sicher, dass sein ehemaliger Gefährte nicht zu Bruce gegangen ist, um sich womöglich bei ihm auszuweinen. So wirkte er einfach nicht. Vermutlich hat er sich einfach in einem stillen Kämmerlein verkrochen und will niemanden sehen. Das soll dem Brünetten nur recht sein. So kann sich die Luft zwischen ihnen wieder etwas abkühlen. Langsam wendet sich Riddler nun also in die Richtung um, in der Bruce‘ Zimmer liegt und geht los. Der Weg dorthin ist sogar noch weiter, als er es schon von Eds zu Jokers Zimmer war, doch das stört ihn nicht. Als er vor der Tür stoppt, stellt er sich unweigerlich dieselben Fragen. Ob Wayne schon schläft? Ganz sicher sogar. Immerhin sind schon fast eineinhalb Stunden vergangen, seit sie sich alle zum Schlafen begeben haben. Allerdings stört ihn der Gedanke, den Rächer nun zu wecken, weit weniger als es bei seinem temperamentvollen Freund der Fall war. Daher hält er sich auch nicht mit Klopfen auf, sondern öffnet ungefragt die Tür und tritt ein. 6 Seine Vermutungen bestätigen sich selbstverständlich. Wayne schläft schon tief und fest. Doch das kümmert Nigma reichlich wenig, das Drängen in ihm ist einfach zu groß, um jetzt wieder zu gehen. Zielstrebig nähert er sich daher dem Bett. „Bruce, wach auf! – Bruce!“, gibt der Rätselmeister von sich und rüttelt ihn an der bloßen Schulter. Der Angesprochene gibt ein verschlafenes Brummen von sich und dreht sich auf die andere Seite. „Noch fünf Minuten, Alfred…“, murmelt er dabei in sein Kissen. Innerlich muss Riddler grinsen. So was passt irgendwie nicht zu dem finsteren Ritter, der jede Nacht die Stadt unsicher macht. Aber es macht einem klar, dass Batman eben auch nur ein ganz normaler Mensch ist, auch wenn ihn viele noch immer mehr für einen Mythos halten. „Nein, dafür ist keine Zeit, also wach jetzt bitte auf!“, versucht es der Brünette noch einmal und rüttelt ihn kräftiger. Das Brummen, das folgt, klingt schon sehr nach dem Dunkeln Rächer. Schwerfällig schlägt der Ältere die Augen auf, braucht aber ein paar Momente, ehe er irgendetwas erkennen kann. Daraufhin ist er merklich irritiert, erst recht, weil nicht sein langjähriger Freund vor ihm steht, sondern einer seiner größten Gegner. Mit einem unterdrückten Knurren sieht er auf den Wecker und dann zu seinem Gegenüber zurück. „Himmel, Ed! Was ist denn so wichtig, dass du mich jetzt wecken musst?“, jammert Bruce richtiggehend. Im selben Atemzug schaltet er die Nachttischleuchte ein. Dadurch kann er nun ziemlich deutlich die Würgemale am Hals des Rätselmeisters erkennen. Er ahnt daraufhin nichts Gutes. Dem Jüngeren entgeht sein Blick nicht. Unbewusst gleiten Nigmas Finger nach oben und streichen über das rote Band gereizter Haut hinweg. „Joker?“, fragt der Schwarzhaarige mit leicht sorgenvoller Stimme und setzt sich aufrecht hin. Mit einem Seufzen lässt sich Ed auf die Bettkante sinken. „Ja, aber vermutlich nicht so, wie du es dir vielleicht denken magst.“ Bruce hebt eine Augenbraue. „Ach ja? Und was ist dann passiert?“ Der Kriminelle schweigt eine Weile, doch seine Wangen färben sich rot. „Wir – hatten Sex…“, flüstert er dann schon fast. Der Mitternachtsdetektiv wirkt etwas überrascht. „Okay. – Sieht aber nicht so aus, als wärst du darüber sonderlich froh, oder?“ „Ja und Nein. Es ist etwas kompliziert, fürchte ich…“ „Verstehe. Doch können wir nicht heute Abend darüber sprechen?“, wirft Bruce ein und will sich lieber wieder hinlegen. „Nein, ich muss jetzt mit jemandem darüber reden.“, erwidert der Brünette nachdrücklich. „Und warum sprichst du dann nicht mit Joker?“, gähnt sein Gegenüber. „Wenn ich das könnte, wäre ich wohl kaum zu dir gekommen, oder?“ Der Ältere zuckt nur mit den Schultern und lässt sich in sein Kissen zurückfallen. Ed setzt ein schmollendes Gesicht auf und verschränkt die Arme vor der Brust. Batman rollt nur leicht genervt mit den Augen. „Dann sprich, vielleicht höre ich ja doch zu…“, murrt er und dreht sich auf die Seite.“ „Kann ich hier schlafen? Joker hat mich rausgeworfen und ich will jetzt ungern allein sein.“ „Von mir aus. Aber eines deiner Probleme besteht definitiv darin, dass du dich Joker gegenüber mehr durchsetzen musst. Letztes Jahr schienst du das doch so gut hinbekommen zu haben. Da ist dir der Bengel doch wie ein braves Hündchen gefolgt…“ Es hört sich an, als würde Wayne schon fast wieder schlafen. „Das stimmt womöglich, doch jetzt ist es halt anders und ich kann ihn nicht mehr bevormunden, falls ich das jemals wirklich konnte. Vermutlich war es etwas ganz anderes, was ihn dazu gebracht hat, mir zu folgen? Jetzt ist er so kalt und abweisend, da habe ich keine Chance, mich durchzusetzen…“ Nigma hat nicht gerade viel Hoffnung, hier auf Verständnis und ein Ohr zu treffen, das ihm zuhört. Schließlich war Batman schon vor alledem immer der Meinung, dass Riddler eher ein Weichei ist, das man leicht herumschubsen kann – was auch nicht wenige der anderen Schurken denken, wie er weiß. Seufzend legt er sich daher neben den Rächer und blickt ihn durchdringend an. Noch hat der Schwarzhaarige die Augen offen, doch die Müdigkeit darin ist kaum zu übersehen. „Er hat dich vor die Tür gesetzt?“, hakt er dennoch nach. „Ja. Doch vermutlich ist es besser, wenn ich von vorn erzähle. – Ich wollte unbedingt noch einmal mit ihm reden, um dort anzuknüpfen, wo wir in Arkham aufgehört hatten. Also bin ich zu ihm. Überraschenderweise hat er mich sogar reingelassen, vielleicht sogar auf mich gewartet. Er war nämlich schon nackt, als er mir die Tür geöffnet hat. – Naja, du kannst es dir vielleicht vorstellen, doch mit reden war so gar nichts. Stattdessen hat er mich aufs Bett geworfen und dann – Bruce? – Hey, Bruce?! – Mist…!“, zerknirscht starrt Riddler sein Gegenüber an, doch da regt sich rein gar nichts mehr. Somit wird er wohl doch gezwungenermaßen bis heute Abend warten müssen, wenn er noch mal ein Gespräch mit dem Rächer führen will. Vielleicht wäre es aber doch angebrachter, es bei Alfred zu versuchen? Irgendwie hat Ed nämlich das Gefühl, dass er bei dem Butler eher auf ein gutes Ohr und Verständnis treffen wird. Egal, jetzt sollte er wohl lieber zusehen, dass er wenigstens ein bisschen Schlaf bekommt. Mit einem tiefen Seufzen schließt er die Augen, doch es dauert noch sehr lange, ehe er wirklich einschlafen kann… 7 Nigmas Vermutung, dass sich Joker irgendwo allein verkrochen hat, weil er nach dieser Nummer vielleicht niemanden sehen will, trifft in keiner Weise zu. Der Clown fühlt sich dagegen genauso einsam und sucht die Nähe eines anderen, nur eben noch nicht die seines Ex-Gefährten. Aussprechen will er sich zwar nicht so unbedingt, doch eine Ablenkung und eine Schulter zum Anlehnen wüscht er sich schon. Aber im Gegensatz zum Rätselmeister weiß der Grünhaarige um das eher kühle Wesen des Rächers und versucht es daher gar nicht erst bei ihm – auch wenn Bruce durchaus warmherzig ihresgleichen gegenüber sein kann. Was Ed allerdings schon richtig erkannt hat, ist die Tatsache, dass es hier außer ihnen nur zwei andere Personen gibt. Somit ist das Ziel des Verrücken das Schlafzimmer des Butlers. Einen Moment steht er etwas unschlüssig davor, dann klopft er an. Berufsbedingt hat Alfred einen eher leichten Schlaf und erwacht praktisch augenblicklich, als das Geräusch an der Tür ertönt. „Ja?“, fragt er leicht irritiert, und das Gefühl wird sogar noch stärker, als er sieht, wer nun in sein Zimmer tritt. „Master Joker?“ „Hey, kann ich reinkommen?“ Der Clown wirkt ungewöhnlich scheu, was dem Grauhaarigen schon jetzt klarmacht, dass irgendetwas vorgefallen sein muss. „Aber sicher doch, junger Herr. – Ist etwas passiert?“ „Schon möglich…“, erwidert der Jüngere nichtssagend und setzt sich dann ungefragt auf die freie Bettseite. Das stört Alfred auch gar nicht weiter, stattdessen schiebt er die Decke zu ihm herüber, was Joker dankend annimmt. Langsam legt sich der Verrückte neben ihn und starrt zur Decke empor. Der Butler bleibt neben ihm sitzen und betrachtet ihn aufmerksam, wie es vielleicht ein Psychiater mit einem Patienten tun würde. Geduldig wartet er, doch minutenlang kommt kein Wort aus seinem Gegenüber heraus. „Hatten Sie wieder Streit mit Mister Nigma?“, fragt Alfred schließlich vorsichtig. Joker gibt ein nahezu belustigtes Schnauben von sich. „Streit nicht, nein. Eher was anderes. Aber darüber will ich nicht reden…“ „Verstehe. – War es schlimm?“ „Nein, eher – merkwürdig…“ „Okay. Ist in der jetzigen Situation sicher verständlich. Und wie fühlen Sie sich jetzt damit?“, versucht der Ältere das Gespräch dennoch geschickt in diese Richtung zu lenken, worauf der Grünhaarigen zumindest im Moment auch eingeht. „Ich – vermisse ihn. – Doch es ist komisch nach all der Zeit. Es ist irgendwie, als würden wir uns gar nicht mehr richtig kennen und dennoch ist dort etwas, das uns verbindet, gleichzeitig wieder trennt. – Ich weiß nicht recht, wie ich das sagen soll. – Es ist wie eine unsichtbare Mauer, die mich trotzdem manchmal durchlässt. Ich weiß, dass das alles nur ein blödes Missverständnis zwischen uns gewesen sein soll, aber irgendetwas hemmt mich, ihm so einfach wieder völlig zu vertrauen, als wäre nichts gewesen…“ „Oh, so komisch ist das gar nicht, selbst wenn alles nur ein Missverständnis war. Eine Beziehung baut auf gegenseitigem Vertrauen auf, und genau dieses wurde bei Ihnen gestört, egal auf welche Weise auch immer. Daher braucht es Zeit, bis dergleichen Wunde wieder heilt. Aber ich denke, es ist förderlich, wenn sie beide bereit sind, es noch einmal miteinander versuchen zu wollen. Wenn Sie die Nähe zueinander aufrechterhalten, so gut es geht. Sie sollten sich nicht aus dem Weg gehen, solange es keinen Streit gibt. Versuchen Sie, sich wieder neu zu finden, so wie am Anfang Ihrer Beziehung. Und geben Sie Mister Nigma die Chance, sich Ihnen beweisen zu können, stoßen Sie ihn nicht weg.“ „Hm. Vermutlich hast du recht. – Es war ja auch ganz schön, mal wieder Sex mit ihm zu haben, doch – diese Mauer hat nicht zugelassen, dass ich jetzt noch bei ihm bin…“ „Keine Sorge, dass regelt sich schon. Es braucht nur noch etwas mehr Zeit. Und ich denke, diese werden Sie hier sicher haben, selbst mit irgendwelchen Monstern Nacht für Nacht. Immerhin haben Sie diese Wesen ja erst zusammengebracht. Womöglich hilft es auch jetzt dabei?“ „Das wäre wirklich schön…“ 8 „Aber jetzt mal genug von mir und Ed. Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, den Butler für diesen Brummbär spielen zu wollen?“, will der Clown jetzt mit einem schelmischen Grinsen wissen. „Nun…“, setzt Alfred an und kann sich ein Schmunzeln ebenfalls nicht verkneifen. „…um ganz ehrlich zu sein, war es immer der Wunsch meines Vaters gewesen. Meine Familie steht schon seit einigen Generationen im Dienste der Waynes, und diese Tradition sollte ich daher natürlich fortführen. Daher brachte mir mein Vater schon in sehr frühen Jahren vieles von dem bei, was später zu meinen Aufgaben gehören würde. Ich wuchs allerdings bei meiner Mutter in England auf und sah meinen Vater daher nur in den Schulferien oder zu Feiertagen, wenn wir hierherkamen, um ihn zu besuchen.“ Der Grauhaarige gießt sich ein Glas Wasser ein und spricht dann weiter. „Der Gedanke an so ein Leben gefiel mir damals aber noch so gar nicht, auch wenn ich schwer beeindruckt von diesem riesigen Haus und meinem Vater in seinem Frack war. Ich brach ihm sichtlich das Herz, als ich nach meinem Abschluss eine Schauspielschule besuchte und daher in die Fußstapfen meiner Mutter trat. Ich ging anschließend ans Theater und verliebte mich umso mehr in diese Zunft. Die actionreichen Rollen sagten mir immer am meisten zu.“ „Das kann ich mir vorstellen. Ich hätt dich zu gern mal so gesehen.“, grinst Joker abermals und ist ganz fasziniert von der Vorstellung, dass Alfred eigentlich gar kein Butler sein wollte. „Vielleicht findet sich ja mal eine ruhige Minute, in der ich etwas vorführen kann? – Naja, irgendwann wurde ich dann ins Militär einberufen, was mich anfänglich totunglücklich machte. Schnell habe ich aber doch einen gewissen Gefallen daran gefunden, zumindest im Lazarett.“ „Wurdest du verletzt?“, fragt der Grünhaarige fast schon erschrocken, ist seinem Gegenüber dergleichen doch nicht anzumerken. „Nein, zum Glück nicht. Doch besonders am medizinischen Personal fehlte es immer an der Front und daher sah ich dort auch meine Chance, mit heiler Haut aus dem Ganzen wieder rauszukommen und zurück zum Theater gehen zu können. Meine Leidenschaft für die Medizin war zu einem großen Teil geweckt, auch wenn ich nie Arzt werden wollte. Doch heute hilft es Master Bruce förmlich Nacht für Nacht in einem Stück zu bleiben.“ „Das glaub ich gern. Wenn ich daran denke, was Batsy schon so alles abgekriegt hat, allein von mir, und wie schnell er dann immer wieder auf den Beinen war. Du leistest da echt gute Arbeit.“ „Danke. In der Grundausbildung lernte ich auch den Umgang mit verschiedenen Waffen und den Zweikampf. Einiges davon habe ich Master Bruce später beibringen können, ehe er in die Welt hinauszog, um bei den verschiedensten Kampfkunstmeistern in die Lehre zu gehen. Ich habe ihm auch viele Dinge aus meiner Schauspielkarriere beibringen können, sodass er ein richtiger Verkleidungsexperte geworden ist und sein Alter Ego Bruce Wayne bis zum Unmöglichen aufbauschen konnte.“ „Oh, ja, der berühmte, unnahbaren Playboy.“, kichert der Verrückte in sich hinein. „Ganz recht. Ich bekam jede Menge Auszeichnungen für meinen Dienst, sodass ich anschließend ein paar Jahre als Geheimagent für die Queen eingesetzt wurde.“ „Echt? Wow, wie geil ist das denn? Alfred Pennyworth, 007 im Dienste ihrer Majestät!“ „So könnte man das wohl ausdrücken, auch wenn James Bond erst nach meiner Zeit gedreht wurde.“ „Deswegen ja, die haben dein Leben verfilmt!“ Nachsichtig schüttelt Alfred den Kopf und lächelt. „Ganz so glamourös und aufregend war das dann doch nicht, und ich hatte auch nie ein Bond-Girl.“ Oh, wie schade… Das wäre jetzt meine nächste Frage gewesen.“ Wie ein kleines Kind hat sich Joker inzwischen mit gekreuzten Beinen auf die Decke gesetzt und hört ihm ganz gespannt zu. All der Ärger mit seinem Freund oder mögliche Monster scheinen im Augenblick gar nicht mehr zu existieren. „Ich fand das weniger schade. Ich sehnte mich nur nach dem Theater zurück, weshalb ich den Dienst dann bei nächster Gelegenheit quittierte. Allerdings hatte ich gar nicht die Chance, wieder auf der Bühne zu stehen, da mein Vater vorher starb. Es war eine Tragödie für mich und ich erinnerte mich wieder an alles, was er mir beigebracht hatte. Daher entschied ich mich dann doch gegen die Schauspielerei und trat meinen Dienst als Butler der Waynes an. Wenige Monate später heirateten Thomas und Martha, weshalb ich alle Hände voll zu tun hatte und mich daher schnell an den Alltag hier gewöhnen konnte. Die Arbeit machte mir, entgegen meinen früheren Gedanken und Vorstellungen, sogar sichtlich Spaß. Die Waynes waren ein ganz wundervolles Paar…“, andächtig hält er einen Moment inne. „Ein Jahr nach der Hochzeit wurde dann Bruce geboren, und was soll ich sagen? Ich habe mich vom ersten Augenblick an in diesen kleinen Fratz verliebt. Ich hatte ja selbst nie Kinder oder auch nur Zeit für eine längere Beziehung. Die Drei wurden daher zu meiner neuen Familie, da auch meine Mutter in der Zwischenzeit verstorben war. Doch das gemeinsame Glück blieb uns nur ein paar Jahre erhalten, dann passierte das Unglück. Von jetzt auf gleich hatte ich nun wirklich ein Kind, zudem ein schwer traumatisiertes, um das ich mich nun kümmern musste. – Es war eine sehr schwere Zeit, und dass nicht nur für Master Bruce. Ich habe so oft an mir gezweifelt und wollte aufgeben, sah keinen Sinn mehr. Aber dann stand da dieses hilflose und einsame kleine Kind vor mir und ich wusste, dass ich gebraucht wurde, ganz gleich, was ich auch fühlen mochte und wie sinnlos mir alles vorkam, da war jemand, der mich wirklich brauchte, um überhaupt überleben zu können…“ Seufzend atmet der Butler tief durch, während Joker erstaunlich schweigsam und mitfühlend neben ihm sitzt. „Der kleine Bruce wurde mir das Liebste auf der Welt, es war ja sonst niemand mehr da, und ich tat mein Bestes, um einen anständigen jungen Mann aus ihm zu machen. Als er alt genug war, um auf eigenen Füßen stehen zu können, wollte ich es eigentlich noch einmal mit der Schauspielerei versuchen. Aber daraus wurde erneut nichts, da Bruce diese fixe Idee mit Batman in den Sinn kam und ich ihn daher nach Leibeskräften zu unterstützen versucht habe. Und genau das versuche ich auch heute noch.“ Ernsthaft nickt der Grünhaarige. „Und ich finde, du machst das ganz klasse.“ „Danke, – auch wenn es manches Mal alles andere als leicht war.“ „Das kann ich mir vorstellen. Doch, was im Leben ist schon leicht?“ „Da ist etwas dran…“ Eine Weile herrscht Schweigen zwischen ihnen, ehe sie sich dann doch hinlegen und in den Schlaf abdriften. 9 Gähnend dreht sich Edward auf die Seite und öffnet langsam die Augen. Er braucht einen Moment, um zu begreifen, warum Bruce und nicht Joker neben ihm liegt, doch dann fällt ihm alles wieder ein. Er stößt ein Seufzen aus. Allerdings kann er nicht abstreiten, dass er schon lange nicht mehr so gut geschlafen hat. Wenn man es gewöhnt war, das Bett mit einem anderen Menschen zu teilen, fällt es schwer, wieder allein zu schlafen. Daher ist es vermutlich kein Wunder, dass Bruce‘ Anwesenheit da einen positiven Effekt hatte, auch wenn sich Nigma nicht zu ihm hingezogen fühlt und ihr halbherziges Gespräch keinen aufmunternden Touch für ihn hatte. Eine Weile betrachtet er den schlafenden Mann vor sich einfach nur. Insgeheim wünscht er sich aber, es wäre Joker, dem er jetzt vielleicht liebevoll eine verirrte Strähne aus der Stirn streichen könnte, um ihn zärtlich zu wecken. Es juckt ihm regelrecht in den Fingern, dergleichen zu tun. Ehe er aber auf komische Gedanken kommt, erwacht Wayne und starrt ihn mindestens genauso irritiert an, wie Ed es zuvor unbemerkt bei ihm gemacht hatte. „Da war ja was…“, brummt er anschließend vor sich hin und streckt sich. „Dir auch einen guten Morgen.“, erwidert der Brünette leicht schnippisch. Gähnend setzt sich der Schwarzhaarige aufrecht hin und blickt auf die Nachttischuhr. Bei der Zeit, die er dort ablesen kann, zuckt er fast schon sichtbar zusammen. Alarmiert setzt sich auch Riddler hin. „Was ist los?“ „Nun, es ist schon fast 14 Uhr. Eigentlich hätte Alfred uns schon vor über einer Stunde zum Essen wecken müssen. Irgendetwas muss ihn also daran gehindert haben.“ „Denkst du nicht, dass er uns einfach nur ausschlafen lassen wollte?“ „Nein, das passt nicht zu ihm. In dem Fall ist er richtiggehend penetrant, egal wie sehr ich mich auch dagegen wehre. Oft weckt er mich auch noch viel früher, wenn ich irgendein Meeting in der Firma habe, das unbedingt einer Anwesenheit bedarf.“ „Also denkst du, dass etwas passiert ist, während wir geschlafen haben?“ „Genau das denke ich.“ „Okay, dann sollten wir ihn wohl suchen, und Joker gleich mit?“ „Das ist der Plan.“ Gesagt, getan. Schnell erheben sich die beiden und ziehen sich an. Systematisch durchkämmen sie anschließend das große Haus, von Joker und Alfred fehlt jedoch jede Spur… 10 Das letzte Zimmer, in dem sie noch nicht nachgesehen haben, ist das Schlafzimmer von Alfred selbst. Sie glauben nicht wirklich, ihn dort vorzufinden, daher sind sie mehr als überrascht, gleich beide Vermissten hier anzutreffen. Wie sie sie allerdings antreffen, ist schon ziemlich speziell… Entgegen jeglichen Gedankens liegt der Butler noch im Bett, kam nicht einmal dazu, es zu verlassen. Der Grund dafür wirkt auf die beiden ungleichen Helden eher skurril. Hilflos starrt Alfred zu ihnen hinüber, kann sich aber nicht rühren. „Verzeiht, die Herren, aber könnten Sie mir wohl behilflich sein?“, kommt es resignierend von dem Grauhaarigen, der sich in seiner derzeitigen Lage alles andere als wohl fühlt. Bruce und Ed mustern sich einen Augenblick und sind sich dabei nicht sicher, ob sie jetzt lachen oder irgendetwas anderes machen sollen. Ihr Mitgefühl hat der Älteste in jedem Fall. Joker liegt nämlich eng an ihn geschmiegt und hat fest die Arme um ihn geschlossen, sodass es dem Butler unmöglich erscheint, sich aus diesem regelrechten Klammergriff zu befreien! Letztendlich kann sich Ed das Schmunzeln dann doch nicht mehr verkneifen. Zu sehr fühlt er sich an letztes Jahr erinnert, wo er in einer ganz ähnlichen Lage war, bevor er den Clown lieben gelernt hatte. „Okay, wie lösen wir dieses gewaltige Problem jetzt am besten?“, fragt Bruce schließlich ernst und versucht dennoch ein Grinsen zu verbergen. „Das ist wirklich eine gute Frage. Als ich in dergleichen Situation war, war ich mir immer nicht sicher, ob ich ihn wecken sollte oder nicht, weil ich Schiss hatte, dass er wütend werden könnte. Aber ich denke mal, hier bleibt uns nichts anderes übrig. Am einfachsten wäre es sicher mit etwas zu Essen. Vielleicht etwas Warmes, das gut duftet? Oder schlicht Kaffee.“ „Tja, ich fürchte, da werden wir dann wohl mal in der Küche nachsehen müssen…“, seufzt Batman und verlässt den Raum wieder, dicht gefolgt von Nigma. Alfred sieht ihnen hilflos hinterher und hofft, dass sie schnell wiederkommen. Es scheint eine Ewigkeit zu vergehen, ehe sie dann wieder da sind. Der Mitternachtsdetektiv hält dabei gleich zwei Tassen Kaffee in der Hand, wobei er aus einer davon trinkt, als er den Raum betritt. Er wirkt erstaunlich seelenruhig, als würde ihn das Ganze gar nicht so wirklich kümmern. Der Riddler hingegen trägt eine Pappschachtel mit verschiedenen Backwaren, die Alfred für ein gemeinsames Frühstück besorgt hatte. Der Brünette nähert sich langsam dem Bett. Als er direkt neben seinem Ex-Gefährten steht, der das Gesicht aber von ihm abgewandt an die Schulter des Grauhaarigen gedrückt hält, öffnet er bedächtig die Schachtel. Beim raschelnden Geräusch, das die Pappe macht, als sich die Laschen voneinander lösen, regt sich der durchgeknallte Clown schon merklich. Alfred hält erwartungsvoll den Atem an. Dann ist die Schachtel offen und Croissants, Plunderstücke, Torteletts, Muffins, Schnecken und allerhand mehr Köstlichkeiten kommen zum Vorschein. Ein nahezu ekelerregend süßer Duft breitet sich schlagartig im Raum aus, bei dem sich Edward augenblicklich der Magen umdrehen könnte. Er weiß aber nur zu gut, dass Joker praktisch ausschließlich von dem Zeug leben könnte, wenn er wollte – und Ed es zulassen würde. Somit ist es nicht verwunderlich, dass der irre Clown nun ein Schnüffeln von sich gibt. Es wird immer lauter, sodass man schon das Gefühl bekommt, neben einem Bluthund zu stehen. Nun dreht er den Kopf auf die andere Seite und versucht scheinbar herauszufinden, woher dieser leckere Geruch wohl kommen mag. „Joker, aufwachen! Es gibt Frühstück!“, summt Nigma ihm nun verführerisch ins Ohr. Der Angesprochene gibt es lautes Schmatzen von sich und dreht sich dann völlig auf die andere Seite – somit ist Alfred endlich wieder frei! Schwerfällig öffnen sich nun auch die braunen Augen. „Frühstück…?“, fragt der Jüngste mit noch leicht belegter Stimme, woraufhin hörbar sein Magen zu knurren beginnt. Unweigerlich müssen Ed und Bruce lachen. Der Butler huscht derweilen an ihnen vorbei ins Bad. Joker pflückt seinem ehemaligen Geliebten geschickt die Schachtel aus der Hand, um sich gleich mal das erste Stück in den Mund zu stopfen. „Was ist denn so lustig?“, fragt er nuschelnd mit vollem Mund, während seine beiden Kollegen Kaffee trinkend und umso mehr lachend um das Bett herumstehen. The wolf in the cornfield ------------------------- 1 6. Mai – 22:17 Uhr Der Rest des Tages verlief ruhig, dennoch ergab sich irgendwie keine gute Gelegenheit für die beiden Schurken, erneut ein Gespräch zu beginnen. Fast die ganze Zeit hockten sie nämlich mit Alfred und Batman zusammen in der Höhle und werteten den gestrigen Kampf gegen den Hakemann aus. Und das tun sie auch jetzt noch eifrig. Das Ganze wird zwischendurch höchstens unterbrochen, wenn der Butler ein Tablett mit Essen oder Getränken vorbeibringt, oder sich für die Erfüllung anderer Pflichten eine Weile von ihnen lossagen muss. Brütend sitzen die drei ungleichen Helden vor dem riesigen Batcomputer, als der Grauhaarige wieder zu ihnen stößt. „Sir? Commissioner Gordon wünscht Sie über Funk zu sprechen.“, meint er, während er Kaffee an die Anwesenden austeilt. Batman gibt nur ein zustimmendes Brummen von sich und drückt dann eine Taste auf der großen Konsole, um die Verbindung vom Batmobil auf den Computer herzustellen. „Was gibt es, Commissioner?“ „Wo steckst du?“, kommt prompt die Gegenfrage. „Zurzeit noch in der Höhle. Ich bin gerade dabei, die Geschehnisse von gestern Nacht auszuwerten.“ „Das trifft sich gut. Dann können wir frei reden, sonst wäre das alles unnötig kompliziert. – Diese Seeleute liegen mir auch schon den ganzen Tag damit in den Ohren, wann sie wieder an die Arbeit gehen können…“ „Meinetwegen können sie sofort wieder anfangen. Ich habe bereits alles Notwendige eingesammelt. Doch sie sollen die Augen offenhalten, falls noch irgendetwas auftaucht. Immerhin weiß ich diesmal nicht, was da auf uns zukommen könnte, geschweige denn wie viele es womöglich werden.“ „Okay, ich gebe das so weiter. Irgendetwas, das ich vielleicht in meinem Bericht verwenden kann?“ „Noch nicht wirklich viel. Wie gesagt bin ich noch dabei. Aber sobald ich fertig bin, lasse ich Ihnen wie immer meine Ergebnisse zukommen. Doch ich war so frei, den Kadaver an einen befreundeten Veterinär zu übergeben. Er will eine Autopsie durchführen und kann damit vielleicht klären, wie das Wesen entstanden ist und dergleichen. Außerdem hofft er, daraus eine Publikation machen zu können. Er hat die Sache vom letzten Jahr, trotz unserer Geheimhaltungsversuche, erstaunlich gut verfolgt und verspricht sich davon jetzt einiges.“ „Na, da bin ich ja mal gespannt…“ „Ich auch. Ich schicke Ihnen gleich seine Kontaktdaten. Er kann Ihnen sicher früher ein paar Ergebnisse liefern als ich. Sagen Sie ihm einfach, dass ich Sie geschickt habe.“ „Okay, mach das. Sonst noch etwas?“ „Im Moment noch nicht, und bei Ihnen?“ „Ich habe gleich zwei Sachen, die ich mit dir besprechen muss…“ Gordons Stimme klingt nicht sehr glücklich, was Bruce schon mal kein so gutes Gefühl gibt. Doch, wann hat sich der Commissioner schon mal mit guten Nachrichten bei ihm gemeldet? „Wieder ein Monster?“, fragt er daher sorgenvoll und wirft einen flüchtigen Blick zu seinen drei Helfern hinüber. „Dazu kommen wir später. Doch erst einmal ein eher persönliches Anliegen.“ „Ich höre.“ „Dr. Arkham rief mich heute Morgen an und sagte mir, dass du gestern den Joker aus der Anstalt befreit hast! Und dass du dabei auch noch in Begleitung des Riddlers warst!“ Batman schweigt, weshalb Gordon einfach weiterspricht. „Er sagte mir, du und der Riddler hattet ein Gespräch mit diesem durchgeknallten Clown, und dass ohne anwesendes Wachpersonal, ohne Ton- oder Kameraaufnahmen! Anschließend hättet ihr drei euch Zugang zur Asservatenkammer verschafft und dort sämtliches Zeug der zwei Spinner mitgenommen! Und um das Ganze abzurunden, seid ihr dann gemeinsam durch die Hintertür verschwunden!“ „Arkham hat keine Hintertür…“, setzt Wayne an, wird aber augenblicklich durch Gordons zornige Stimme unterbrochen. „Das spielt doch überhaupt keine Rolle! Was sollte die Nummer?“, faucht er schon fast. „Das war alles mit Dr. Arkham abgesprochen…“ „Ja, schon möglich. Doch er hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass du ihn beschwindelst, dass du vielleicht sogar von den beiden bedroht und benutzt wirst. Vielleicht sogar unter irgendeiner Droge stehst. Zudem lief der Riddler die ganze Zeit frei herum und hätte sonst was anstellen können, und auch der Joker verließ die Anstalt ohne jegliche Sicherungen, was nur noch mehr Fragen bezüglich deiner geistigen Verfassung aufwirft.“ „Ich kann das erklären…“ „Das hoffe ich doch für dich! Nur weil du hier den Helden spielst und ich dich brauche, heißt das nicht, dass es für dich keine Regeln gibt! Ich halte meinen Kopf schließlich schon oft genug für dich hin!“ „Das weiß ich, doch ich hatte keine Zeit, um das anders zu lösen. Schließlich sind wir ja nicht einmal von der Brücke runtergekommen, ehe uns der Hakemann angegriffen hat.“ „Da könnte man ja glatt denken, dass euch das Monster an der Flucht hindern wollte! – Dann erklär mir das Ganze doch jetzt mal ganz genau! Jetzt wirst du ja wohl Zeit haben.“ Der Rächer gibt ein schweres, aber tonloses Seufzen von sich und schaut noch einmal zu seinen Mitstreitern. Diese erwidern seinen Blick stillschweigend. „Als Sie mir die Fotos der Hafenarbeiter gezeigt haben, hatte ich Ihnen gesagt, dass ich gerade auf dem Weg zu einem meiner früheren Helfer war…“ „Sag mir nicht, dass das der Riddler war…“ Batman schweigt wieder einen Moment, weshalb Gordon kurzerhand seine eigenen Schlüsse zieht. „Oh, Himmel! Ich wusste doch, dass ich letztes Jahr den Riddler und den Joker vor Blackgate gesehen hatte! Du hast mich angelogen!“, empört sich der Ältere. „Es war mehr eine Art Notlüge. Ich konnte ja auch nicht ahnen, dass dergleichen noch einmal von Nöten sein würde, sonst wäre es nie rausgekommen oder auch nur erwähnenswert gewesen...“ „Hast du denn jetzt ebenfalls den Verstand verloren, nachdem dieser dämliche Clown gerade die halbe Stadt bombardiert hat!? Und den ganzen Terror, den er anschließend in Arkham gemacht hat!?“ „Ich gebe zu, dass das gerade vielleicht ziemlich mies aussieht und es auch kein sonderlich guter Zeitpunkt diesbezüglich war. Doch ich habe alles unter Kontrolle. Die beiden können keinen Schaden anrichten, versprochen.“ „Aber du denkst, dass sie dir brav folgen und ein paar Monster für dich um die Ecke bringen werden, wenn du sie nett darum bittest und ihnen ein paar Leckerlis vor die Nase hältst?“, kommt es sehr skeptisch und zudem ungewohnt sarkastisch von Gordon zurück. „So würde ich das zwar nicht ausdrücken, aber ja, genau das werden sie tun.“ „Und du übernimmst die volle Verantwortung, wenn etwas schiefgeht?“ „Selbstverständlich.“ „Dein Wort in Gottes Ohren. – Aber ehe wir die ganze Nacht auf dem Thema rumreiten und ich auch noch durchdrehe, kommen wir lieber zum nächsten.“ „Und das wäre?“ „Genau das, was du schon befürchtet hast, denke ich.“ „Ein neues Monster.“ „Höchstwahrscheinlich schon.“ „Können Sie mir schon irgendetwas darüber sagen?“ „Nicht sonderlich viel, fürchte ich. Du kennst die große Wiese im Sheldon Park? Dort, wo die Leute immer ihre Picknicks veranstalten und wo es im Sommer abends Konzerte gibt. – Wie soll ich sagen, die Wiese ist heute Nachmittag verschwunden.“ „Was soll das denn heißen?“ „Augenzeugen haben berichtet, dass das Gras von jetzt auf gleich einfach verwelkt ist. Aber nicht nur an ein paar Stellen oder so, sondern die ganze Wiese auf einmal! Etliche Hektar! Innerhalb von Sekunden! Aus Angst vor irgendeiner gefährlichen Substanz oder womöglich sogar Strahlung haben die Leute glücklicherweise sofort den Park geräumt und uns informiert. Meine Männer haben das ganze Gebiet dann abgeriegelt und die Umweltschutzbehörde, die Seuchenkontrolle und was weiß ich noch alles angefordert. Keiner konnte auf die Schnelle eine Ursache dafür feststellen. Vor zwei Stunden bin ich dann selbst rausgefahren, nachdem ich Dr. Arkham endlich halbwegs beruhigen konnte. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie ich ihm erklären soll, dass du mit den beiden Spinnern zusammenarbeiten willst…“ Bruce ignoriert den letzten Satz erst einmal. „Und was haben sie gesehen?“ „Nun, Gras scheint keines mehr da zu sein. Dafür wächst dort jetzt erstklassiger Weizen.“ „Wie bitte?“ „Du hast mich schon verstanden. Auf der ganzen Wiese steht ein mannshohes Weizenfeld in voller Pracht. Sieht aus, als könnte man das Zeug sofort ernten und Brot draus backen. Aber das ist noch nicht alles. Ich habe das Zeug nicht betreten oder auch nur angefasst, dass war mir irgendwie zu unheimlich. Doch ich hatte das unzweifelhafte Gefühl, dass mich irgendetwas oder irgendjemand aus dem Feld heraus beobachten würde. So, als verstecke sich dort drinnen etwas, das nur darauf wartet, dass ich näherkomme und es mich dann packen kann. – Fast so wie in dieser einen Horrorgeschichte mit diesem blutrünstigen Maisgott…“ „Sie meinen ‘Kinder des Zorns‘ von Stephen King. Der, der hinter den Reihen wandelt.“ „Ja, das wird es wohl gewesen sein.“ „In Ordnung, wir werden uns umgehend darum kümmern.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, trennt Bruce die Verbindung und wendet sich herum. „Ihr habt alles gehört, also lasst uns keine Zeit verlieren.“, weist er seine zwei schurkischen Helfer an und erhebt sich auch sogleich, um zum Batmobil zu gelangen. Schweigend folgen ihm die beiden Gauner. „Alfred, verbinde dich schon mal mit diesem Monster-Wiki, das du gefunden hast, und warte auf mein Zeichen. Wenn wir Sichtkontakt haben, schalte ich meine Helmkamera ein, damit du ein Bild für die Suche hast.“ „Sehr wohl, Master Bruce.“ 2 Nachdem das Batmobil die Robert Kane Memorial Bridge überquert hat, geht es immer am Wasser entlang, bis nach Robbinsville, wo sich auch der Sheldon Park befindet. Praktisch schon von Weitem ist zu sehen, dass dort irgendetwas nicht stimmt. Normalerweise ist der Park auch abends und in lauen Sommernächten rege besucht, weshalb er nur so vor Laternen überzuquellen scheint. Jetzt allerdings erhebt sich vor ihnen eine schattige Masse in den Himmel. Das dort wachsende Korn ist fast zwei Meter hoch und erinnert somit mehr an Mais, als es den Dreien lieb ist, sodass es die Laternen fast verschluckt. Die einzelnen Birnen, die sonst einen sanften, kreisförmigen Lichtfleck neben den anderen auf den Boden zaubern, schaffen es nun gerade mal, als eine Art Punktstrahler zu fungieren und die oberen Zentimeter der Ähren anzuleuchten. „Wie sollen wir in diesem undurchdringlichen Meer denn irgendein Wesen finden?“, fragt Nigma beim Aussteigen. „Wie wäre es, wenn wir den ganzen Mist einfach abfackeln, so wie damals bei diesem Waldmenschen? Machen wir dem Biest Feuer unter dem Hintern!“, gluckst der Joker vergnügt in sich hinein. „Das halte ich für keine so gute Idee. Wir wissen schließlich nicht, womit wir es zu tun haben und ob der Weizen vielleicht nur eine Art Ablenkungsmanöver sein könnte.“, dämpft Batman seinen Tatendrang. Schmollend schiebt der Clown die Unterlippe vor und scheint schon nach etwas anderem zu suchen, was das Wesen auf möglichst spektakuläre Weise an Licht bringen könnte. Der Rächer hingegen aktiviert die Wärmebildkamera, die in seine Maske integriert ist. Langsam lässt er nun den Blick über das Kornfeld wandern und sucht nach etwas Auffälligem. Doch abgesehen von ein paar Mäusen, die sich an den überreifen Körnern laben, ist nichts auszumachen. „Siehst du etwas?“, fragt Ed, obwohl der Gesichtsausdruck des Älteren schon die Antwort verrät. „Nein, gar nichts.“ „Und was soll uns das jetzt sagen?“, will der Rätselmeister wissen, obwohl ihm auch diese Antwort bekannt ist. Doch er fühlt sich in dergleichen Situationen einfach wohler, wenn er etwas sagen kann. „Das heißt, dass das Wesen allem Anschein nach nicht hier ist.“ „Oder aber es ist ein Geist. Die haben bekanntlich keine Körpertemperatur.“, wirft der Grünhaarige grinsend ein, auch wenn ihm die Vorstellung selbst nicht so ganz behagt. Von seinen beiden Mitstreitern erntet er daher auch gleich mal einen mahnenden Seitenblick, auch wenn der Ausdruck in Edwards Augen auch Angst sehen lässt, dass es vielleicht wirklich so sein könnte. Das sie diesmal einem Geist gegenüberstehen und nichts gegen ihn ausrichten können… Joker lässt sich von alledem aber auch nicht beirren, sondern starrt auf das Feld hinaus, als gäbe es dort etwas wahnsinnig Spannendes zu sehen. Eine Weile verharren die Drei und denken nach. Allerdings gestaltet es sich schwierig, für etwas eine Lösung zu finden, wenn man nicht weiß, womit man es zu tun hat. Bruce fällt nur immer wieder die Geschichte von Stephen King ein, was ihm einen eiskalten Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt. Der Film und auch das Buch nahmen in dem Fall immerhin auch kein gutes Ende und es wurde nie geklärt, wer der oder das eigentlich ist, der hinter den Reihen wandelt… Eine schiere Ewigkeit scheint zu vergehen, in der keiner der ungleichen Helden denkt, dass sich irgendetwas tun wird. Dann allerdings setzt ein kräftiger Wind ein. Er scheint wie aus dem Nichts zu kommen und auch nur das Weizenfeld in Bewegung zu setzen, was den Rächern klar macht, dass es jetzt vielleicht doch langsam losgehen könnte. Sie drängen sich etwas enger zusammen und betrachten das Schauspiel. Die goldgelben Ähren wispern in der nächtlichen Stille des verlassenen Parks. Jemand mit viel Fantasie könnte sich womöglich einbilden, darin ein Flüstern zu hören… Dann wird der Wind stärker, gleicht schon fast einem Sturm. Doch mehr als das Feld bewegt sich auch jetzt nicht. An der Stelle, an der die drei Helden in unmittelbarer Nähe stehen, verspüren sie nur ein zartes Hauchen, dieses ist dafür aber eiskalt – wie der sprichwörtliche Hauch des Todes... Der Weizen hingegen wird richtiggehend brutal nach allen Seiten geworfen. Mal neigt er sich nach links, dann wieder nach rechts, vor und zurück. Dann wirkt es, als entspringe der Wind aus der Mitte und pflüge nach allen Seiten gleichermaßen – als wäre eine Druckluftbombe explodiert. Auch das Flüstern hat sich verändert. Nun gleicht es einem Heulen. Ein klägliches und einsames, gleichermaßen hungriges und bedrohliches Geräusch. „Klingt ja wie ein ganzes Rudel Wölfe…“, gibt Riddler unbehaglich von sich. Batman will dem schon etwas erwidern, da wird er vom Joker unterbrochen, der mit ausgestrecktem Finger in den Weizen deutet. „Da! Seht mal!“, entkommt es ihm mit angespannter Stimme. Zwischen den Ähren wird ein rotes Glühen sichtbar, das immer näher zu kommen scheint. Geistesgegenwärtig aktiviert Wayne seine Helmkamera und stellt eine Verbindung zur Höhle her. „Alfred? Kannst du mich hören?“, flüstert er schon fast, während seine Augen gebannt auf das Glühen gerichtet sind. „Ja, Sir.“ „Siehst du das Feld?“ „Auch das, Master Bruce.“ „Gut, ich denke, wir werden unseren Gegner bald zu Gesicht bekommen.“, mehr sagt er nicht. Doch nun beobachtet auch der Butler aufmerksam das rote Licht, das dem Weizen entspringt. Inzwischen hat es seine Bewegung gestoppt, als wolle es nun gleichermaßen seine Gegner beobachten. Ein paar Augenblicke passiert nichts weiter, dann teilt sich das Licht in zwei kleinere auf. Die beiden Punkte stehen dicht beieinander, sodass sie wie Augen wirken. Ein kurzes Flackern, fast wie ein Blinzeln. Schlagartig fühlen sich die drei selbsternannten Beschützer der Stadt beobachtet. Jetzt ertönt ein neuerliches Heulen, und es scheint direkt von diesen roten Augen zu kommen. Mehr denn je muss Joker an einen Wolf denken. Wie wahr diese Vermutung doch ist, erfahren die Helden schon einen Moment später, als sich das Korn teilt und das Wesen schließlich preisgibt… 3 Die zwei roten Lichtpunkte werden größer, als das Wesen nähertritt. Merklich neigen sich die Ähren zur Seite, um ihm Platz zu machen. Dann plötzlich wieder Dunkelheit. Verwundert starren die Rächer den Weizen an. Als sie schon denken, dass es das jetzt erst einmal gewesen ist, prescht ein Schatten aus dem Feld heraus. In hohem Bogen springt das Wesen in die Luft und setzt zum Angriff an. Im letzten Moment können die Männer zur Seite ausweichen. Geistesgegenwärtig macht Batman ein Bild mit seiner Helmkamera, als das Wesen für eine Sekunde hinter ihnen landet und dann genauso schnell wieder im Korn verschwindet. „Kannst du etwas erkennen, Alfred?“ „Ja, Sir. Es sieht aus wie ein – Wolf…“, erwidert der Butler, während sich seine Finger schon ans Tippen machen. Bruce gibt nur ein verstimmtes Brummen als Antwort von sich. „Was hat er gesagt?“, will der Rätselmeister nun wissen. Seine Stimme ist nicht ganz fest und sein Herz wummert ihm laut in den Ohren. „Er sagt, es sieht aus wie ein Wolf…“, entgegnet Wayne, woraufhin Joker einen Laut von sich gibt, der unzweifelhaft ausdrückt, dass er doch mal wieder recht hatte und sie schön blöd waren, ihn zu tadeln. „Ha!“, grinst der Grünhaarige zufrieden, was ihm abermals einen mahnenden Blick seiner beiden Mitstreiter einbringt. Diesen ignoriert er jedoch diesmal gekonnt. 4 Eigentlich will Riddler ja fragen, was sie jetzt am besten tun sollten, bis sich Alfred mit einer Antwort meldet, doch die Worte verlassen gar nicht erst seinen Mund. Stattdessen verspürt er ein merkwürdiges Kribbeln in den Beinen. Als er seine Aufmerksamkeit darauf konzentriert, stellt er jedoch fest, dass es sich dabei eher um ein Zittern aus dem Boden handelt, fast wie ein schwaches Erdbeben. „Leute…“, setzt er an, um seine Feststellung kundzutun. In den Gesichtern seiner Partner kann es jedoch ablesen, dass sie es ebenfalls bemerkt haben. Weiter kann er auch nichts mehr sagen oder einer der anderen antworten, da wird das Zittern merklich stärker. Sekunden später schießen plötzlich neue Weizenstängel in die Höhe und umringen die Drei mit ihrer goldgelben Farbe völlig. Als sie versuchen, einen Ausweg aus dem Feld zu finden, stellen sie jedoch schnell fest, dass es keinen gibt – der ganze Park ist nun davon eingenommen! Zum Glück standen die drei Rächer nicht weit voneinander entfernt, als es passierte, sodass sie sich nun schnell wiederfinden. „Mit Abfackeln ist jetzt wohl wirklich nichts mehr, wie?“, meint der Jüngste hörbar geknickt. Das bleibt unkommentiert, da sich Alfred in diesem Moment schon bei ihnen meldet. „Hallo?“, fragt er etwas atemlos. „Wir hören dich.“, erwidert Bruce. „Oh, gut! Soweit ich das sagen kann, müsste es sich bei dieser Kreatur um einen sogenannten Roggenwolf handeln. – Hier steht, er wäre eine Art Korndämon aus verschiedenen Sagen und Sprichwörtern Deutschlands des 19. Jahrhunderts. Ich habe unterschiedliche Quellen befragt, die alle relativ dürftig sind. Keine ist sich darin einig, ob der Roggenwolf nun ein rein gutes oder ein rein böses Wesen ist, da ihm sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das Korn zugeschrieben werden. Über mögliche Fähigkeiten oder Schwachpunkte konnte ich nichts finden, außer dass er einen unersättlichen Hunger haben soll. Die Quellen stimmen aber auch hier nicht überein. In einigen heißt es, er ernähre sich vom Korn und schade so der Ernte. Andere sagen, er fresse Kinder, die zwischen die Ähren spielen, woraufhin ihre Seelen verflucht umherirren sollen, bis die Ernte eingebracht ist. Das ist alles, fürchte ich. Tut mir leid, die Herren…“ „Schon gut, Alfred. Du hast dein Bestes getan, und dass wird uns sicher weiterhelfen. Den Rest schaffen wir schon…“, erwidert Batman, doch seine Worte klingen nicht so zuversichtlich, wie sie es sonst gern tun. Dass bemerken die beiden Gauner schnell, doch sie sagen nichts, werfen sich nur vielsagende Blicke hinter seinem Rücken zu. 5 Nachdem sie nun wissen, womit sie es zu tun haben, geht es wieder darum, einen Plan zu entwickeln, um das Problem so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen. Doch anhand der dürftigen Informationen fällt es schwer, eine Entscheidung zu treffen – dass hat Alfred sehr gut erkannt, weshalb er ganz sicher auch nicht ruhen und weiter nach anderen Quellen Ausschau halten wird, während sie sich bemühen, das Problem in den Griff zu bekommen. Der Roggenwolf ist jedoch nicht das einzige Problem, das sie haben. Das weitläufige, gut zwei Meter hoch gewachsene Korn macht es sehr schwer, sich zu orientieren und einen gezielten Angriff zu landen, wenn man seinen Gegner im schlimmsten Fall erst sieht, wenn er selbst angreift. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihnen selbstredend natürlich nicht – es wäre auch ein Wunder gewesen. Gerade, als Batman das Wort erheben und eine mögliche Idee aussprechen will, fängt es im Korn zu rascheln an. Allerdings nicht nur an einer Stelle, es scheinen hunderte zu sein! Könnte das bedeuten, dass es unsere Helden mit einem ganzen Rudel aufnehmen müssen? Einem mehr als unnatürlich großem noch dazu? So etwas will sich Bruce gar nicht vorstellen und irgendwie erscheint es auch unlogisch. Wenn es sich bei dem Roggenwolf tatsächlich um eine selbstgebaute Kreatur von Norris handelt, kann es unmöglich so viele auf einmal geben, die womöglich seit Monaten unentdeckt sind. Also sicher nur ein Täuschungsmanöver. Abermals benutzt der Rächer seine Wärmebildkamera, um sich zu vergewissern, während sich seine zwei Mitstreiter nervös nach allen Seiten gleichzeitig umzuschauen versuchen. Allerdings erhält Wayne dasselbe Ergebnis, wie schon zuvor. Die Mäuse sind inzwischen verschwunden – sie wittern sicher die Gefahr und haben sich in ihre Behausungen zurückgezogen. Von daher gibt es jetzt absolut nichts mehr zu sehen. Weder einen Wolf, und schon gar keine hundert. Das macht die Sache aber nur noch komplizierter. Was man nicht sehen kann, kann man immerhin auch nicht sinnvoll bekämpfen. Andererseits konnte er ein erkennbares Foto von dem Wesen machen und sie alle haben für kurze Zeit ein Tier gesehen. Also wird es sich bei dem Roggenwolf wohl kaum um einen Geist handeln, wie Joker gewitzelt hatte. Doch, was ist er dann? Alfred nannte ihn einen Korndämon. Aber handelt es sich dabei wirklich um einen Dämon in Persona oder ist es nur eine abfällige Bezeichnung, aus Ermangelung besseren Wissens? Batman versucht eingehender darüber nachzudenken – noch kann er das auch, außer dem Rascheln ist noch nichts weiter passiert. Einen Dämon im eigentlichen Sinne kann man vermutlich gar nicht töten, ihn eher nur austreiben, wie bei einem Exorzismus, geht es dem Schwarzhaarigen durch den Kopf. Dahingehend stellt sich ihm aber auch die Frage, wie man so ein Wesen überhaupt künstlich erschaffen kann. Leben Dämonen nicht in einer Art Zwischenwelt und können nur beschworen werden? Oder finden durch Zufall eine Lücke in der Membran unserer Welt? Aber, wenn er so darüber nachdenkt, stellt er sich im Allgemeinen die Frage, wie es Norris überhaupt gelungen ist, eines seiner Monster zu erschaffen… Beim Mothman ganz am Anfang konnten sie diese Frage noch halbwegs beantworten. Immerhin war er eine Kreuzung aus Mensch und Motte – grausig mutiert, aber dennoch vorhanden und nachvollziehbar. Beim Chupacabra war es ein ähnliches Verfahren, aber mit mehr Komponenten, wie er später herausfand, nachdem ihn Riddler und Joker hatten sitzen lassen. Die restlichen Wesen werfen bis heute viele Fragen auf, insbesondere die Teketeke und der Waldmensch. Einen Drachen kann man vielleicht noch züchten, aber ein Wesen, das scheinbar unsterblich ist und sich auch aus den kleinsten Fetzen innerhalb von Sekunden wieder zusammensetzen kann wie die Teketeke, erscheint ihm sehr unwahrscheinlich. Einen Wolf im Reagenzglas zu züchten ist wahrlich kein Kunststück – so etwas wird weltweit im großen Stil versucht, um Arten vor dem Aussterben zu bewahren oder bereits ausgestorbenen Tieren und Pflanzen eine zweite Chance zu geben. Alles mit mehr oder weniger gutem Erfolg. Doch einer, der sich scheinbar unsichtbar machen kann? Dafür findet Batman erst einmal keine Antwort. Doch vermutlich fällt ihm etwas ein, wenn geklärt ist, ob das Wesen in irgendeiner Form verwundbar ist. In seinem Denken ist ein Dämon eine unantastbare Gestalt, Jahrtausende alt und unendlich mächtig, und nur durch ein ebenso altes wie mächtiges Ritual zu bezwingen. Um das zu klären, muss es ihnen also irgendwie gelingen, einen Angriff zu starten. Dafür muss sich der Roggenwolf aber erst einmal wieder zeigen… 6 Dies tut er jedoch nicht sofort. Erst mal bewegt sich nur weiterhin das Korn, als würde eine Horde spielender Kinder darin herumlaufen. Mal scheinen sie näher zu kommen, dann entfernen sie sich wieder. Zwischendrin wird ihre Zahl merklich größer und schrumpft dann augenscheinlich wieder. Die drei Helden können damit noch nicht sonderlich viel anfangen, daher verharren sie erst einmal weiterhin und beobachten nur. Warten auf den Angriff, der sicher bald erfolgen wird… Dann endlich passiert es, der erste Angriff. Der Roggenwolf taucht wie aus dem Nichts auf, während das Korn um sie herum weiterhin verschwörerisch raschelt, als würde es sie verspotten. Das Wesen springt wieder in hohem Bogen aus den dichtstehenden Halmen hervor und nun direkt in Jokers Rücken. Die schiere Wucht reißt den Clown zu Boden und er stößt geräuschvoll die Luft aus. Die Bernsteinaugen des Wolfes glühen rot auf und fixieren die anderen beiden eine Sekunde lang. Edward will mit seinem Stock ausholen, um die Kreatur zu schlagen. Doch sein bloßes Muskelzucken allein scheint auszureichen und der Roggenwolf verschwindet wieder zwischen den raschelnden Ähren. „Oh, hat sich jemand die Nummer von dem Laster gemerkt…“, keucht der Grünhaarige und richtet sich schwerlich auf. Ed will ihn fragen, ob er verletzt ist, doch Bruce kommt ihm zuvor. „Alles in Ordnung?“, brummt der Rächer in seiner typisch ausdruckslosen Stimmlage, wobei er ihn nicht einmal ansieht oder es auch nur klingen lässt, als würde es ihn wirklich kümmern. „Ja…“, schmollt der Jüngste und streckt sich, wobei sein Rücken mahnend knackt. „Wirklich?“, hakt Nigma nun doch nach. Sein momentaner Ex-Freund funkelt ihn an. „Ich hab doch ja gesagt. Haste das nicht gehört, oder was?“, blafft er leicht zurück, woraufhin Riddler wieder schweigt und sich seinen Teil denkt. Der nächste Angriff folgt schon wenig später und trifft diesmal den Rätselmeister selbst. Aber im Gegensatz zur ersten Attacke, kommt diese diesmal von vorn, sodass der Brünette hilflos auf dem Rücken landet. Als hätte er es geahnt, hatte Ed gerade seinen Stab vor die Brust erhoben, sodass sich dieser nun zwischen ihm und dem Roggenwolf befindet. Er hält das Wesen damit halbherzig auf Abstand, während die Kreatur die scharfen Zähne fletscht und sabbernd nach ihm schnappen will. Diesmal rührt sich Batman zuerst, doch auch er kann keinen Schritt machen, ehe der Wolf wieder verschwindet. Und dass, obwohl er die Helden im Rücken hatte, fast so, als hätte er am Hinterkopf auch Augen. Verstimmt brummt Wayne in sich hinein. Wenn das so weitergeht, haben sie keine Chance, das Biest auch nur zu berühren. Doch es muss eine Möglichkeit geben, es muss! Der dritte Angriff trifft erneut Edward – diesmal jedoch wieder von hinten. Unter den staunenden Blicken der beiden anderen Rächer springt der Roggenwolf dem Brünetten mühelos über die Schulter hinweg und reißt ihm dabei seinen Stab aus den Händen! Noch ehe der erschrockene Laut des Riddlers verklungen ist, ist das Wesen wieder im Korn verschwunden – mit dem Stab! „Oh, das ist gar nicht gut…“, gibt Ed anschließend von sich. „Das Vieh ist sicher nicht dumm und hat erkannt, dass du ihm damit schaden könntest.“, meint Joker zerknirscht. „Wenn das stimmt, dann ist es ganz sicher nicht unverwundbar.“, erwidert der Rächer, was sie alle irgendwie erleichtert. Nun müssen sie ihn nur noch erwischen… 7 Den drei Helden bleibt kaum Zeit, überhaupt mit Nachdenken zu beginnen, da taucht der Roggenwolf erneut auf. Diesmal jedoch nicht plötzlich aus dem Hinterhalt, sondern er schleicht sich in geduckter Haltung an. Als sie ihn über das stetige Rascheln des Korns hinweg endlich bemerken, steht er schon direkt neben Batman! Der Ritter versucht, Abstand zu gewinnen und einen Angriff zu starten, doch da schnappt die Bestie schon zu. Augenscheinlich wirkt es, als beiße der Wolf Bruce in die Hüfte, doch dem ist nicht so, und auch der Schmerz bleibt aus. Der Dunkle Ritter ist sich aber sicher, dass das Vieh es locker durch sein verstärktes Kostüm schaffen würde. Aber da ist nichts. Und als sich der Wolf wieder entfernt, klebt kein Blut an seiner Schnauze, sondern er trägt Batmans Einsatzgürtel im Maul! Aufgebracht stürzen die Drei auf das Wesen zu, das nahezu abwartend dasteht, wie ein Hund, der etwas gemopst hat und nun gerne damit spielen würde. Erst im letzten Moment macht er einen kräftigen Satz, der ihn über die Helden katapultiert, und verschwindet wieder. „Das ist doch einfach nicht wahr!“, gebärt sich der Mitternachtsdetektiv aufgebracht, doch es ändert nichts an der Tatsache. „Okay, das reicht jetzt! Wenn das Vieh das nächste Mal auftaucht, pumpe ich es so voll Gift, dass es nicht mehr geradeaus gehen kann!“, platzt es aus Joker heraus, während er in seinen Ärmeln und Taschen zu suchen beginnt. „Mit deinem Joy-Buzzer dürfte das ziemlich schwierig werden.“, wirft Nigma ein und erinnert sich daran, wie der Clown den Hakemann mit seiner Nadel traktiert hatte. „Das ist mir auch klar, Herzchen. Doch ich hab genug Murmeln, um das ganze Feld zum Glühen zu bringen, wenn es sein muss.“ „Und uns gleich mit, oder was?“, hakt der Schwarzhaarige mürrisch nach. Joker grinst. „Nicht doch, Batsy. Du musst halt die Luft anhalten, wenn’s so weit ist.“ Dafür hat Batman nur wieder ein Brummen übrig. Aber vielleicht könnte das ihre einzige Möglichkeit sein, so absurd sie auch sein mag… 8 Diesmal vergeht wesentlich mehr Zeit, ehe sich der Roggenwolf wieder zeigt. Die Drei beginnen sich schon zu fragen, ob das Vieh erst einen hübschen Platz finden muss, um seine Errungenschaften zu vergraben. Oder ob es vielleicht verstanden hat, was Joker sagte, und daher nun lieber auf Abstand bleibt. Doch der Wolf will sie schlicht nur in Sicherheit wiegen. Schließlich zeigt er sich wieder in Batmans Nähe und ist diesmal tatsächlich auf einen schmerzhaften Angriff aus. Allerdings entdeckt der Rätselmeister ihn rechtzeitig und kann den Rächer warnen. Dieser hat nur auf dergleichen gewartet und dreht sich blitzschnell herum. Der Wolf ist so überrascht, dass er einen Moment zögert. Daher gelingt es Bruce, ihn am Schwanz zu packen, als er sich umwendet, um wieder zu fliehen. Der Clownprinz stürmt heran, um ihm die Murmel ins Gesicht zu pfeffern. Das Monster überlistet sie aber auch diesmal. Im letzten Augenblick springt es zur Seite und reißt sich von Wayne los, der nur noch ein paar Haare in Händen hält. Somit entgeht der Wolf der gasgefüllten Murmel. Stattdessen wird Bruce nach vorn gerissen und landet direkt in der grünen Wolke, als der kleine Ball in seinem Gesicht zerplatzt! Hemmungslos beginnt der Rächer kurz darauf zu lachen und krümmt sich schmerzlich auf dem Boden zusammen, während der Wolf wieder abtaucht. Hilflos greift sich Batman an die Hüfte, doch da ist nichts. In seinem vernebelten Geist dauert es etwas, ehe ihm einfällt, dass das Vieh ihm ja seinen Gürtel abgenommen hatte, in dem sich das Gegenmittel befindet! „Oh, scheiße!“, knurrt Joker. „Was machen wir denn jetzt?“, will Ed wissen. „Du bleibst da, wo du bist. Nicht, dass du auch noch anfängst.“, weist ihn sein Ex-Gefährte an, woraufhin Nigma stehenbleibt und die sich langsam verziehende Wolke anstarrt. „Ich werde weiterhin versuchen, das Vieh mit meinem Gift zu treffen, und wahrscheinlich muss ich dafür doch das ganze Feld einhüllen. Vielleicht fackle ich es aber auch wirklich ab, egal. Du musst aber schnell nach Batsys Gürtel suchen, ehe er uns hier krepiert.“ „Hast du denn kein Gegenmittel?“, frage Edward hoffnungslos, da er die Antwort schon kennt. „Wüsste nicht, wieso ich das haben sollte. Schließlich will ich normalerweise, dass die Leute von dem Zeug draufgehen.“ „Schon gut. Wie lange, glaubst du, wird er das aushalten?“ „Bin mir nicht sicher. Ist eine neue Mischung, die er noch nicht abgekommen hat, daher vielleicht auch fraglich, ob sein Gegenmittel da so gut wirkt. Doch ich kann vielleicht eines herstellen, wenn wir den Gürtel haben. Aber er hat höchstens fünf Minuten, dann ist er völlig gelähmt und erstickt.“ „Oh, was für Aussichten…“ „Ach, du packst das schon. Hast du noch das Atemgerät vom letzten Mal?“ „Ja…“ „Dann setz es auf, damit du mir nicht auch noch anfängst zu zappeln.“ Edward verzieht bei dieser Vorstellung das Gesicht, obwohl es sein Herz erwärmt, dass sich sein ehemaliger Freund scheinbar um ihn sorgt. Dann nickt er, setzt die Maske auf und verschwindet tiefer im Feld. 9 Die Suche gestaltet sich als äußerst schwierig. Die Ähren stehen dicht an dicht, sodass Ed kaum durchkommt. Er kann spüren, wie ihm die scharfkantigen Blätter an der Kleidung zerren oder in seine Hände schneiden, weshalb er schon seine Handschuhe angezogen hat. Im Korn ist es zudem stockfinster. Die Laternen strahlen wahrlich nur die oberen Enden der Ähren an, der Boden dagegen ist eine undurchdringliche schwarze Masse. Schlauerweise hat er eine kleine Taschenlampe bei sich, die ihm die Wahrheit zeigt. Der Untergrund besteht aus hellbraunem, staubtrockenem Sand, wie man ihn auch aus Maisfeldern her kennt. Da ist sie wieder, die Geschichte vom Dämon im Maisfeld... Warum musste Gordon auch damit anfangen? Egal, bloß nicht daran denken. Der Sand ist zudem so locker, dass das Vorrankommen schwerfällt, als ginge man barfuß über einen Strand. Außerdem verliert er hier drin jegliche Orientierung. Das ist wohl der einzige Unterschied zu einem Maisfeld. Mais steht immer in ordentlich geraden Reihen, die man entlanggehen und so vielleicht einen Weg nach draußen finden kann, der Weizen hingegen wächst ohne jegliche Ordnung kreuz und quer, wo es ihm gerade passt. Wie soll Nigma in all diesem Chaos nur den Gürtel oder seinen Stab finden, erst recht, wenn sie womöglich wirklich vergraben sind? Dennoch muss es einen Weg geben, um Batmans Leben zu retten, und das ihre vermutlich auch. Das ganze Geraschel macht ihn allmählich wahnsinnig. Langsam hat er auch das Gefühl, im Kreis zu laufen, doch wer kann das schon sagen? Das Denken fällt ihm auch immer schwerer. Edward will einfach nur zurück, egal ob in die Bathöhle oder ins Motel. Selbst Arkham klingt verführerisch, Hauptsache weg von hier. Er hätte es wissen müssen und dem Ganzen gar nicht erst zustimmen dürfen… Immerhin hat er so einen Mist schon einmal durchgemacht. Doch die untrügliche Liebe zu diesem durchgeknallten Clown lässt ihm irgendwie keine Wahl, also weiter! 10 Joker fällt es nicht minder schwer, seiner selbstgewählten Aufgabe nachzukommen. Der Wolf scheint es diesmal wirklich vorzuziehen, sich zu verstecken. Ganz gleich, was der Clown auch anstellt, er kann das Biest nicht wieder hervorlocken. Angefressen bläst er sich ein paar verirrte Strähnen aus der Stirn und denkt nach. So wird das hier in keinem Fall etwas. Daher muss ihm etwas einfallen, wie er den Roggenwolf zu sich locken kann. Doch was? Ein ums andere Mal fällt ihm nur Feuer ein. Aber kann er das wirklich riskieren? Immerhin besteht inzwischen der ganze Park aus diesem verfluchten Weizen, und den kann er unmöglich abfackeln. Es würde nicht nur den Wolf treffen – wenn überhaupt –, sondern auch ihn, Riddler und Batman. Oder vielleicht doch nicht? Prüfend betrachtet er sich noch einmal die Ähren. Sie sind goldgelb und erntereif, die Körner fallen ihm praktisch schon durch bloßes Berühren in die Hände. Die Stängel sind ebenfalls ziemlich trocken und würden daher wohl lichterloh brennen. Irgendein Löschmittel steht ihnen nicht zur Verfügung. Aber wenn er nur eine kleine Ecke anzünden würde? Nur ein paar Halme? Würde der Geruch von Feuer den Wolf dann nicht aufschrecken, ehe alles in Flammen steht? Bei einem gewöhnlichen Tier wäre das in jedem Fall so. Und würde der Wolf vielleicht sogar versuchen, etwas gegen das Feuer zu unternehmen, so wie der Waldmensch? Vielleicht würde der Roggenwolf aber auch die Flucht ergreifen, aus dem Park hinaus, und dann könnten sie ihn immerhin mehr oder weniger auf offener Straße erledigen. Vielleicht ist das Korn aber auch eine Art Illusion wie beim Waldmenschen und es könnte verschwinden, wenn Joker es in Brand steckt… Das sind eine Menge Vielleichts… Sie bereiten dem Grünhaarigen schon Kopfschmerzen. So was ist nicht seine Art des Denkens. So denkt Batman oder auch der Riddler. Außerdem kann er sich beim krankhaften Lachen des vergasten Rächers kaum konzentrieren. In einem verborgenen Teil seines Gehirns beginnt er sogar zu verstehen, wie sich die Leute da wohl in seiner Gegenwart fühlen müssen… Kein so schönes Gefühl. Egal, dass ist jetzt nicht das Thema! Allerdings kommt ihm nun doch eine Idee, wie er das Feuer auch ohne Löschmittel tilgen könnte, sollte es ausarten. Schließlich hat er Unmengen seines Gases bei sich, und dieses ist nicht brennbar oder explosionsfreudig! Zudem schwerer als Luft. Es könnte die Flammen also im Ernstfall ersticken, ehe sie die Anwesenden versengen oder zu einem Inferno werden. Ein durchtriebenes Grinsen breitet sich auf seinem blassgeschminkten Gesicht aus. „Du wirst mir nicht entkommen, Flohfänger!“, flüstert Joker glucksend in sich hinein. „EEEEHEEEED!“, grölt er daher über den Weizen hinweg. Sichtlich zuckt sein Kollege unter dem Lärm zusammen, war er doch gar nicht so weit von ihm entfernt. „Was?“, fragt der Angesprochene aufgebracht und befürchtet etwas Schlimmes. Überrascht sieht Joker ihn kurz darauf durch die Halme brechen und dann neben ihm zum Stehen kommen. „Ich hab die Lösung für unser Problem!“, flötet der Clown begeistert. „Ach ja? Und was soll das sein?“ „Ich fackle das Scheiß-Feld doch ab!“ Für einen Moment sieht Ed einen Wahnsinn in Jokers Augen, der schwärzer als der triebhafte Drang zu töten in dem Bengel zu sein scheint. Er schluckt schwer. „Das – das kann doch nicht dein Ernst sein! Wir werden verbrennen!“, hält er daher dagegen. „Nein, werden wir nicht. Du musst mir nur vertrauen und deinen Hintern aus der Gefahrenzone schieben.“ „Wie soll ich das anstellen? Das verdammte Feld ist überall, falls es dir entgangen sein sollte!“, motzt der Brünette zurück. „Auch das weiß ich. Aber ich kippe ja kein Benzin ins Feld und werfe dann ein Streichholz rein. Ich kokel nur eine kleine Ecke an.“ „Aber wie soll ich denn dann meinen Stab und Batmans Gürtel finden?“ „Na, wenn der ganze Scheiß hier weg ist, dürfte das doch wohl leichter sein, oder?“ „Aber – Schön, mach doch, was du willst…“, resigniert der Ältere schließlich säuerlich und sieht kein gutes Ende dafür. „Danke. Und jetzt schnapp dir mal unsere Lachnummer da drüben und macht mal einen kleinen Spaziergang.“ „Denkst du denn, dass er mitkommen wird, oder auch nur in der Lage dazu ist?“, fragt Ed, während sie zu Batman hinübergehen. „Klar, der schafft das. Doch wir müssen uns ein bisschen beeilen. Er hat höchstens noch zwei Minuten oder so. – Okay, mein Großer, hoch mit dir. Du machst jetzt einen schönen Spaziergang mit Onkel Eddie.“ Leicht verstört hebt Nigma eine Augenbraue. „Was soll das?“ „Was denkst du denn? Unser Fledermäuschen hat grad schwer zu arbeiten, da hilft nur ne einfache Sprache, um sich verständlich zu machen.“ „Wenn du meinst…“ Mit etwas Mühe ziehen sie Bruce auf die Beine und dann geht – oder eher torkelt – Edward mit ihm in Richtung Parkrand. 11 Kaum, dass sich die beiden in Bewegung gesetzt haben, wendet sich Joker wieder dem Weizen zu. Er kramt ein Feuerzeug aus seinem Ärmel und schnippt die Flamme an. Bedrohlich leuchtet sie in der vorherrschenden Dunkelheit auf. Grinsend erhebt er anschließend die Stimme. „Hey, Wölfchen! Komm her und schau, was ich mit deinem tollen Weizen mache!“ Beim Sprechen senkt er den Arm und lässt die Flamme von einer der Ähren kosten. Gierig frisst sie sich hinein. Es gibt ein puffendes Geräusch, als die einzelnen Körner unter der Hitze explodieren. Als sich die Flamme bis zu den Blättern durchgerungen hat, springt sie auf die umliegenden Ähren über und breitet sich schier unaufhaltsam aus. Im selben Moment ertönt ein Heulen aus dem Korn. Doch es ist nicht das typische Wolfsgeheul, nein, diesmal klingt es mehr wie ein Schmerzensschrei. Das Feuer breitet sich rasant aus, sodass Joker etwas zurücktreten muss. Gleichermaßen steigert sich das Heulen bis an jegliche Schmerzgrenze. Überrascht halten Batman und Riddler inne, als um sie herum der Weizen zu flackern beginnt, als wäre er auch nur eine Illusion oder eine Störung in einer Fernsehübertragung. Doch dem ist nicht so. Das Korn ist eher Teil des Roggenwolfes, daher empfindet er auch Schmerzen, wenn den Ähren Leid zugefügt wird. Die Qual ist so groß, dass er seine Macht nicht mehr aufrechthalten kann. Schlussendlich verschwindet das Feld ganz plötzlich. Zurück bleibt das saftige Gras der Wiese, als wäre es die ganze Zeit über dagewesen. Das Feuer verschwindet restlos mit dem Korn, als wäre es ebenfalls nur ein Zauber gewesen. Etwa in der Mitte der Wiese steht nun der Wolf und hechelt angestrengt. Batman, Joker und Riddler befinden sich etwa in gleichem Abstand zu ihm, nur auf zwei verschiedenen Seiten. In der Ferne, der nun wieder ungehindert leuchtenden, Laternen kann Ed etwas glitzern sehen. Etwas ruppig lässt er den Rächer los, der haltlos zu Boden geht und langsam schwerer atmet, während er weiterhin grotesk lacht. Zur selben Zeit setzt sich auch Joker in Bewegung und hält auf den Wolf zu. Der Rätselmeister erreicht die Stelle und stellt erleichtert fest, dass es sich um Batmans Gürtel und seinen Stab handelt, die vermutlich im Sand vergraben waren, nun aber auf dem Rasen liegen. Schnell eilt er damit zurück und sucht nach dem Gegengift. In der Zwischenzeit setzen Joker und der Wolf zum Angriff an. Nun, da er ihn ungehindert sehen kann, kann der Clown ihm auch gut ausweichen. In einer fließenden Bewegung und ohne aus dem Tritt zu kommen, fischt er ein paar neue Murmeln aus seinen Taschen und wirft sie in kurzen Abständen nach dem Monster. Den ersten kann das Biest noch leicht ausweichen. Doch als sie auf dem Boden aufschlagen, platzen sie auf und setzen ihre Giftgaswolke frei. Damit hat der Roggenwolf nicht gerechnet. Und so dauert es nicht lange, bis das Tier völlig davon eingehüllt wird und ein seltsames Husten von sich gibt. Darauf hat der Verrückte gewartet. Er zieht einen langen Gegenstand aus seinem Ärmel heraus, der sich als Zimmermannshammer entpuppt. Allerdings ist der Kopf etwas größer und schwerer und der Stiel dicker und länger. Mit beiden Händen umfasst er das glatte Holz und holt noch im Gehen damit aus. Der Wolf kann sich kaum noch auf den Beinen halten. Zwar bringt ihn das Gas nicht zum Lachen oder dergleichen, doch er kann darin nicht atmen und die dichte grüne Wolke versperrt ihm komplett die Sicht, von seinem Geruchssinn ganz zu schweigen. Er weiß nicht mehr, wo vorne und hinten ist, ist völlig orientierungslos. Daher bemerkt er viel zu spät, dass sich ihm einer der Menschen nähert, die er eigentlich töten soll. Als er ihn endlich verschwommen sehen kann, ist es schon zu spät zum Reagieren. Krachend landet der schwere Metallkopf des Hammers auf der linken Schädelseite des Wolfs und schleudert ihn zur Seite, sodass er endlich die Gaswolke verlassen kann. Allerdings nützt ihm das nichts mehr… Getroffen prallt das Wesen aus den Rasen und versucht verzweifelt, wieder auf die Beine zu kommen. Seinen Schädel ziert eine widerliche Delle, aus der Blut und Hirnflüssigkeit sickert. Die Zunge hängt ihm heraus und er zittert am ganzen Körper, liegt unzweifelhaft im Sterben. Doch Joker wäre nicht Joker, wenn ihm das genügen würde. Daher tritt er nun auch aus der Wolke heraus, wirft einen kurzen Blick zu seinem Ex-Freund und dem Rächer hinüber und konzentriert sich dann wieder auf den Roggenwolf. Dieser versucht, von ihm wegzukommen, doch seine Beine wollen ihm nicht gehorchen. Tiefes Knurren verlässt daher seine Kehle, doch es wirkt nicht sonderlich einschüchternd auf den irren Clown. „Oh, so was aber auch. Ich glaub, das Hundchen hier hat die Tollwut. Da muss es leider notgeschlachtet werden…“, kommt es gespielt mitleidig von dem Grünhaarigen, während er wieder den Hammer schwingt. Edward versucht, den Blick abzuwenden und sich stattdessen auf Batman zu konzentrieren, doch er kann es nicht. Wie festgewachsen kleben seine Augen an dem Wolf. Der Hammer trifft wieder dessen Schädel, diesmal allerdings genau von oben. Abermals entsteht eine groteske Delle. Blut, Fell und Knochensplitter spritzen auf. Das Gesicht des Wesens wird dadurch irgendwie zusammengepresst und gleichzeitig fast in der Mitte gespalten. Ein zweiter Schlag folgt, wodurch dem Vierbeiner die Augen nahezu aus dem Kopf fliegen und ihm dadurch einen übertrieben überraschten Blick verleihen. Das reicht Ed nun aber wirklich. Schwerlich gelingt es ihm endlich, den Blick abzuwenden. Gerade noch rechtzeitig, da sein Mager der Meinung ist, auch etwas zu dem Thema beitragen zu wollen. Während er sich der Übelkeit hingibt und Batmans Lachen langsam abebbt, kann er weiterhin überdeutlich hören, wie Joker ausgelassen lachend mit dem Hammer auf den Wolf einschlägt. Unweigerlich muss Nigma dabei daran denken, wie sein – damals noch nicht ganz – Freund mit der Sense auf die Teketeke eingeschlagen hatte. Das verursacht ihm nur noch mehr Übelkeit, besonders als die Geräusche einen immer feuchteren Ton annehmen… 12 „Hey, Batsy, alles klar?”, ertönt auf einmal eine Stimme neben ihm. Schwerlich wendet sich Ed herum und erblickt den Clown, der neben Batman am Boden kniet. In seiner unmittelbaren Nähe liegt der Hammer im Gras. Der halbe Stiel ist mit Blut besudelt, in dem das Fell und auch einige Knochenreste des Wolfes kleben. Der schmiedeeiserne Kopf sieht aus, als hätte man ihn in Farbe getaucht. Der Anblick bereitet Edward abermals Magenbeschwerden, doch er hat inzwischen alles von sich gegeben, weshalb nichts mehr kommt, nicht mal ein Würgen. Stattdessen sieht er sich Batman an, den er schon fast vergessen hatte. Der Rächer liegt reglos am Boden ausgestreckt. Sein Gesicht wirkt noch immer verkrampft, ist aber nicht zu einem schmerzlich-grotesken Grinsen erstarrt. Also muss das Gegenmittel, das Ed gefunden hat, irgendwie gewirkt haben. Schließlich haben Jokers Opfer nicht die Eigenschaft, friedlich und entspannt aus dieser Welt zu scheiden. „Lebt er noch?“, fragt der Rätselmeister dennoch, da sein Gegenüber besorgt wirkt. „Ja, schon, aber er scheint ohnmächtig oder so zu sein…“ Gewissenhaft tastet Joker nun den kleinen Teil von Batmans Gesicht ab, der nicht von seiner Maske verborgen wird, um festzustellen, ob er vielleicht doch irgendwelche Lähmungserscheinungen hat. Noch während er damit beschäftigt ist, schlägt Bruce schwerfällig die Augen auf. „Wasch mascht du da?“, nuschelt er schließlich, wobei Joker ihm gerade die Wangen zusammendrückt. Frech fängt der Clown an zu grinsen. „Sehen, ob du noch was merkst.“ „Sieht ganz so aus, oder?“ „Ja, irgendwie schon. Ne Schnute ziehen kannst du in jedem Fall noch!“, gluckst der Verrückte. 13 Leise in sich hineinknurrend hockt Norris auf einem Baum und beobachtet die drei Rächer aus sicherer Entfernung. Er kann es nicht fassen, aber diesen Möchtegernhelden ist es abermals gelungen, eines seiner Monster zur Strecke zu bringen. Und wieder war es dieser miese Schwuchtel-Clown, der Hackfleisch aus seiner wundervollen Schöpfung gemacht hat. Es ist doch zum Haar raufen! Naja, damit muss er jetzt leben. Aber immerhin war es längst noch nicht das letzte Monster, mit dem sie es zu tun haben werden. Es ist also noch alles offen. Und Norris könnte sich kugeln vor Lachen, wenn er daran denkt, dass dieser selten dämliche Clown fast Batman mit seinem Gift um die Ecke gebracht hätte. Es war wirklich haarscharf. Zudem scheinen Joker und Riddler nicht mehr ganz so gut miteinander auszukommen. Das ist ihm schon beim Hakemann aufgefallen. Da liegt etwas in der Luft, und wenn er Glück hat, breitet es sich aus und behindert sie früher oder später bei der Monsterjagd. Einmal unaufmerksam und dann hat er sie! Norris muss nur warten, doch damit hat er keine Probleme. 14 Nach einer Verschnaufpause besteigen die Drei wieder das Batmobil und setzen Richtung Höhle. Allerdings fährt diesmal Riddler, da sich Batman noch nicht wieder ganz von alledem erholt hat. Doch etwas Schlaf wird da sicher helfen. In der Höhle angekommen, denken sie alle nur noch ans Schlafen. Zielstrebig wendet sich Joker zu Alfred. „Was dagegen, wenn ich wieder bei dir penne?“ „Nein, aber vielleicht können wir etwas weniger auf Tuchfühlung gehen, als beim letzten Mal, wenn das möglich ist?“ Joker grinst nur wieder. „Mal sehen. Ich werd’s versuchen.“, flötet er und schlurft den Flur in Richtung von Alfreds Zimmer hinunter. Missmutig sieht Edward ihm nach. Vielleicht besteht ja morgen mehr die Chance dazu, mal mit ihm zu reden? Seufzend sieht er nun aber erst einmal Bruce an. Dieser seufzt ebenfalls. „Nun guck doch nicht so. Du weißt, wo es zu meinem Schlafzimmer geht. Also machen wir keine Staataffäre draus, sondern bringen es hinter uns…“ Das klingt zwar nicht sonderlich einladend oder auch nur mitfühlend, aber Ed ist dennoch froh darüber. Er will ungern allein sein, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Open Grave ---------- 1 8. Mai – 18:50 Uhr Gut eineinhalb Tage sind seit dem Kampf mit dem Roggenwolf vergangen und Edward hat es immer noch nicht geschafft, ein womöglich versöhnliches Gespräch mit Joker zu führen. Es ist doch wirklich zum Auswachsen! Es ist ja nicht so, als hätte Ed es nicht versucht. Im Gegenteil hat er es schon so oft versucht, dass er selbst schon jegliche Lust daran zu verlieren beginnt, was den Ernst der Lage nicht gerade verbessert, von seiner getrübten Stimmung diesbezüglich mal ganz zu schweigen. Der Clown will einfach nicht mit ihm sprechen. Wenn Nigma ihn darum bittet, lehnt er jedes Mal ab, wird im Ernstfall sogar wütend oder trotzig wie ein kleines Kind. Nichts hilft. Direkt aus dem Weg gehen tut ihm Joker zum Glück nicht, dass wäre dann wahrlich wie ein Stich ins Herz. Jedes andere Gespräch führt er praktisch mit Freuden mit ihm. Doch sollte das Thema in diese spezielle Richtung abschweifen, beendet er das Ganze augenblicklich und oftmals mit sehr viel Nachdruck und lässt den Brünetten dann einfach an Ort und Stelle im Regen stehen. Somit kommt der Rätselmeister zu dem Schluss, dass es vielleicht besser wäre, das alles erst einmal auszusitzen und darauf zu warten, dass der Grünhaarige eher ihn um ein Gespräch bittet als umgekehrt… Die erdrückende Warterei, die dadurch entsteht, macht den Älteren zwar mindestens genauso verrückt, wie Jokers kindlicher Trotz, aber was will man schon machen? Es ist in jedem Fall gesünder, sich etwas zurückzuhalten. Schließlich will er keinen neuerlichen Streit anzetteln, in dem er seinen Ex-Gefährten unbewusst bis aufs Äußerste bedrängt. So etwas ist immerhin keine gute Basis für eine erneute Aufnahme ihrer fragilen Beziehung… 2 Die Drei haben gerade das Abendbrot – oder in ihrem Fall wohl eher das Spätstück – beendet und sitzen nun jeder in seinen eigenen Gedanken versunken am Tisch, den Alfred langsam abzuräumen beginnt. Dabei schweift der Blick des Butlers aus dem großen Fenster über der Spüle. Dieses bietet eine perfekte Sicht auf den angrenzenden Friedhof. Die Vorstellung mag vielleicht wenig einladend klingen, hat auf den Grauhaarigen aber durchaus eine beruhigende Wirkung. Von hier aus kann er nämlich auf die Grabstelle von Bruce‘ Eltern schauen. Und bisher hat ihn der Anblick immer in der Vergangenheit schwelgen lassen. Ihn an eine Zeit erinnert, in der es Batman noch nicht gab, an ihn noch nicht einmal im Entferntesten zu denken war; in der in diesem Haus viel Liebe, Lachen und Fröhlichkeit herrschten, und sie alle eine glückliche Familie waren. Als er seine Augen nun allerdings in das langsam schwindende Tageslicht hinausschickt und den kleinen Hügel betrachtet, auf dem die Grabsteine dieser beiden so unglaublich wichtigen Menschen friedlich stehen, ist es alles andere als beruhigend für ihn. Im Gegenteil scheint sein Herz auf der Stelle stehenbleiben zu wollen… „Könnten die Herren wohl einen Moment Ihre Aufmerksamkeit aus dem Fenster lenken?“, fragt er hörbar stockend in die Runde. Verwirrt sehen ihn die Anwesenden an, aus ihren Gedanken gerissen, weshalb sie einen Moment brauchen, um die Situation zu realisieren. Das blasse Gesicht des Butlers macht ihnen aber klar, dass es sich womöglich um etwas Ernstes handeln könnte. Schweigend erheben sie sich in perfektem Gleichklang, was anderntags lustig oder gar unheimlich gewirkt hätte, und treten dann an die Spüle heran, während Alfred zwei Schritte rückwärts macht, da er den Anblick nicht länger ertragen kann. Die bloße Vorstellung, dass sich dort draußen etwas seltsames ereignen könnte, treibt ihm schon jetzt die Tränen in die Augen, obwohl noch nicht einmal klar ist, um was es sich handeln könnte oder ob ihm vielleicht nur seine überreizte Fantasie einen Streich zu spielen versucht. Was die drei selbsternannten Helden dort sehen, lässt sich allerdings nur schwer beschreiben. Deutlich ist der Grabhügel im Schein der schon fast völlig verschwundenen Sonne zu sehen. Das dunkle, nahezu zornig wirkende Orangerot der Dämmerung wird jedoch getrübt. Es wirkt, als würde die Erde an dieser speziellen Stelle von innen heraus glühen. Ein grelles, weißes Licht drängt sich nun an die Oberfläche, als hätte man dort einen Scheinwerfer aufgestellt. „Du lieber Himmel…“, entkommt es Edward erstickt, wobei er schlagartig an jeden billigen Zombiefilm denken muss, den er sich jemals unfreiwillig mit dem Grünhaarigen ansehen musste. Wie er bei diesem Glühen ausgerechnet auf Zombies kommt, weiß er zwar nicht, doch der Gedanke ist praktisch allumfassend. Bei der Vorstellung wird ihm ganz kalt und er greift fast schon reflexartig nach Jokers Arm, um sich instinktiv etwas Trost von ihm zu erhoffen. Bei so einem Film tut der Verrückte es liebend gern, immer leicht über Eds Ängstlichkeit lachend, aber immer auch ehrlich und liebevoll. Doch diesmal tut ihm der Clown diesen Gefallen nicht wirklich. Er blickt sich zwar verwundert nach seinem sensiblen Ex-Gefährten um, maßregelt ihn aber praktisch im selben Moment mit seinen durchdringenden braunen Augen, ihm nicht ungefragt so nahezukommen. Leicht zuckt der Ältere zusammen, hebt beschwichtigend die Hände und tritt einen Schritt zurück, um etwas Abstand zu gewinnen und Joker somit seinen Freiraum zu lassen. Batman schenkt der Szene der beiden keine wirkliche Aufmerksamkeit, dennoch spürt er mal wieder deutlich die Spannung zwischen ihnen und hofft daher, dass das hier weiterhin gut ausgeht und sie sich zumindest im Kampf so weit wie möglich zusammenreißen. Es könnte sehr böse enden, wenn Joker auf einmal auf dumme Gedanken kommen würde. Dagegen wäre selbst Riddlers Ausbruch, letztes Jahr Batman gegenüber, ein lausiger Witz. Wenn der Clown austickt, gibt es für gewöhnlich Tote auf allen Ebenen. Doch wenn diese Sache hier erledigt ist, können sich die beiden, seiner Meinung nach zumindest, den ganzen Rest der Nacht streiten, wenn es sein muss. Hauptsache sie sind im Nachhinein noch in der Lage weiterzukämpfen, sollte es von Nöten sein, was er leidlich befürchtet… „Kommt, das sehen wir uns sofort an.“, brummt er ihnen streng zu, während er den Weg zur Höhle antritt, um sich umzuziehen. Sein Tonfall duldet mal wieder keine Widerworte. Umziehen oder dergleichen brauchen sich Ed und Joker nun nicht, daher folgen sie ihm auch nicht dorthin, sondern verlassen das Anwesen über die Terrassentür der Küche und betreten dann die weitläufige Rasenfläche davor, die sie bis an den Rand des Friedhofs bringen wird. 3 Richtung Friedhof gewandt, warten die beiden Schurken auf den Ritter. Ed würde gern etwas sagen, um das bedrückende Schweigen zwischen ihnen zu brechen, doch er weiß beim besten Willen nicht was, abgesehen von seinem wachsenden Unbehagen beim Anblick des seltsamen Lichts dort hinten. Still seufzt er in sich hinein und geht daher lieber den Inhalt seiner Taschen durch, um die Dinge zu studieren, die er aus der Asservatenkammer in Arkham und dem Motel hatte mitnehmen können. Fast schon erfreut stellt er fest, dass der Grünhaarige daraufhin etwas ähnliches macht, wobei er allerdings mehr seine überlangen Ärmel untersucht als seine wenigen Taschen. Keine zwei Minuten später stößt Bruce in voller Montur wie ein bedrohlich dunkler Schatten auch schon zu ihnen. Gemeinsam überqueren sie den schier endlosen Rasen und nähern sich dem angrenzenden Friedhof, während Alfred unten in der Höhle breit vor dem Computer sitzt. Dabei fällt ihnen auf, dass das Licht, das aus dem Boden zu kommen scheint, nun fast wie ein Herzschlag pulsiert. Unweigerlich muss Nigma wieder an Zombies denken. Sein Herz krampft sich nahezu schmerzhaft zusammen und er schluckt schwer. Wird denn dieser ganze Mist niemals aufhören? Werden sie bis ans Ende aller Zeiten dazu verflucht sein, irgendwelchen Schauergestalten nachjagen zu müssen? Gestalten, die ihnen unentwegt nach dem Leben trachten… Seine beiden Kollegen lassen sich allerdings nicht davon beirren, sie sind aus härterem Holz geschnitzt als der sensible Rätselmeister. Ein ums andere Mal wünscht sich der Brünette, dass er so etwas auch könnte. Doch sein sonst so herausragend analytisches Denken scheint bei dergleichen regelrecht zu blockieren, sodass nur noch die Angst in ihm vorherrscht. Wenn er doch nur Trost bei Joker suchen könnte, dann würde ihm das Ganze hier sicherlich viel leichter fallen. Doch das ist im Moment wohl nicht möglich. Dergleichen bei Batman versuchen zu wollen, würde nicht viel besser enden, selbst wenn er es zur Abwechslung einmal zulassen würde. Im schlimmsten Fall könnte es sogar dazu führen, dass der Clown eifersüchtig wird und dann auch noch einen Streit mit der Fledermaus anzuzetteln versucht. Das wäre sehr schlecht. Daher lässt er nur wieder die Schultern hängen und versucht, sich irgendwie zu beruhigen. Immerhin ist ja noch gar nichts passiert, und es bringt rein gar nichts, sich vorher schon völlig verrückt zu machen. Das sagt er sich zumindest immer wieder, auch wenn das überausgeprägte Panikareal in seinem Kopf da anderer Meinung sein will. Wenig später erreichen sie das Ende des Wayne-Anwesens und betreten den angrenzenden Friedhof mit Hilfe eines Schlüssels über eine kleine schmiedeeiserne Tür im rankenüberwucherten Metallzaun. Zielstrebig führt Bruce seine Begleiter durch die endlosen Reihen bis hin zur Mitte, wo sich die Grabstelle seiner Eltern auf einem kleinen Hügel befindet, und von wo das Licht ausgeht. Der Gedanke, hier womöglich einen erbitterten Kampf austragen zu müssen, behagt dem Rächer kein bisschen. Noch weit weniger als der Kampf gegen den Chupacabra letztes Jahr in der von ihm so verwünschten Crime Alley. Sie werden hier womöglich ein entsetzliches Chaos hinterlassen, das man schlichtweg nur als Grabschändung deklarieren kann. Den Gedanken haben die beiden Schurken wohl ebenfalls. „Gib’s hier einen Nachtwächter oder so was?“, fragt der Clown. „Ja, aber der taucht erst in etwa einer Stunde auf, um das Tor zur Straße hin zu zuschließen. „Zumindest kann ich hier niemanden außer uns entdecken.“, fügt Riddler hinzu, was durchaus beruhigend ist. Fragt sich nur, ob sie das Problem in so kurzer Zeit in den Griff bekommen, und was sie dem Nachtwächter anschließend erzählen sollen, was hier passiert ist… Doch darüber können sie sich beraten, wenn es so weit ist. In jedem Fall haben sie spätestens morgen sicher eine ganze Menge aufzuräumen und zu erklären, und dass schürt ihr Unbehagen an diesem Ort nur noch mehr… 4 In freudiger Erwartung hockt Norris auf einem der üppig grünen Friedhofsbäume, unweit der Stelle, an der er sein Monster platziert hat. Er selbst ist von hier aus nicht zu sehen, das frühlingsjunge Blattwerk verbirgt ihn komplett. Dafür hat er aber eine ungetrübte Sicht auf den möglichen Kampfplatz. Doch wie lange wird es wohl dauern, bis Batman und seine beiden idiotischen Helfer hier aufschlagen werden? Eine wirklich gute Frage, die er so gar nicht beantworten kann. Aber das ist halb so schlimm. Wenn es sein muss, kann er hier die ganze Nacht warten, auch wenn sein neuer Wirtskörper ihn das sicher tagelang bereuen lassen wird. Die langsam aufziehende Nachtkälte und die damit einhergehende Feuchtigkeit spürt er schon jetzt allmählig in diesen alten Knochen. Doch es dürfte unwahrscheinlich sein, hier so lange warten zu müssen. Über einen Informanten hat er den Dienstplan des Wächters erfahren und weiß daher, dass dieser in spätestens einer Stunde hier aufschlagen und alles verrammeln wird. Er wird die Geschehnisse hier sehen und ganz schnell um Hilfe schreien. Und dann wird auch Batman sehr bald auftauchen. Vielleicht taucht auch zuerst die Polizei auf, im besten Fall mit diesem nervigen Gordon. Der hat allem Anschein nach irgendwie einen guten Draht zu dem angeblich Dunklen Ritter, der wird ihn dann in jedem Fall her lotzen. Womöglich schaut auch mal der ehrenwerte Mister Wayne zufällig aus dem Fenster und schiebt dann Panik, sodass er die Polizei ruft. Doch ganz egal, wer was macht, im Endeffekt wird Batman mit diesen beiden selbstgerechten Schurken hier aufschlagen und sich seinem Monster stellen müssen. Und spätestens dann kann der Spaß beginnen! So lange muss Doug aber dann doch nicht warten, wie er sehr erfreut feststellt. Mit einem Fernglas hat er die Umgebung fest im Blick, besonders die Einfahrt. Doch diese hat nun nicht seine Aufmerksamkeit erregt. Dafür aber ein paar Gestalten auf dem Rasen der Waynes in genau entgegengesetzter Richtung. Mit großen Augen stellt er fest, dass es sich dabei nicht um diesen neureichen Sprössling oder irgendwelche Angestellten handelt, sondern um die zwei selten dämlichen Schurken! Das kann doch nicht möglich sein!? Was treiben die bei Bruce Wayne? Der wird sie ja wohl kaum zu einem gemütlichen kleinen Dinner eingeladen haben. Das wäre in jedem Fall ein Zufall zu viel. Aber warte mal! Warte mal einen verdammten Moment! Das kann doch nun wirklich nicht mehr wahr sein! Norris glaubt, dass er träumt, anders kann er es sich nicht erklären, warum nun auch noch Batman das Anwesen verlässt und zu den zwei Schurken hinüberkommt. Soll das etwa bedeuten, dass Bruce Wayne mit Batman verbandelt ist? Der reiche Playboy und sein düsterer Helden-Freund? Denkbar wäre es schon, immerhin hat die Fledermaus sauteure Spielsachen, allein schon diese verschärfte Karre. Ist dann bestimmt von Vorteil, wenn man einen spendablen Kumpel hat. Doch dann auch noch zwei der meistgesuchtesten und auch noch geisteskranken Schurken der Stadt bei sich eintreten zu lassen? Das erscheint ihm dann doch etwas unglaubwürdig, selbst wenn der Flattermann für sie bürgen würde. Oder, was wäre, wenn das ein falscher Gedanke ist? Was ist, wenn Bruce Wayne selbst Batman ist? Das klingt ebenfalls irgendwie ziemlich logisch. Würde zumindest ganz gut erklären, warum die zwei Gauner aus dem Haus gekommen sind, ohne eine Panik oder dergleichen auszulösen. Oh, auf was ist er da nur gestoßen? Das stellt seinen schönen Plan in ein ganz neues Licht! Zum Glück hatte er noch nicht alles völlig ausgefeilt. Der finale Kampf – immer vorausgesetzt keines der Monster vorher hatte eine Chance gegen diese Spinner, was er doch sehr bezweifelt, immerhin hat er diesmal wirklich tief in seine Trickkiste gegriffen – hat noch keinen perfekten Austragungsort. Doch nun, nun weiß Doug definitiv, wo er die Sause steigen lassen wird! Vielleicht kann er bis dahin seine Vermutungen auch noch etwas mehr bestätigen? Selbstredend ohne sich dem Grundstück nähern zu müssen. Das wäre viel zu auffällig und würde schlichtweg auch nichts nützen. Aber sich auf die Lauer zu legen hat noch niemandem geschadet… Doch erst einmal warten wir dieses Aufeinandertreffen hier ab. Vielleicht muss er sich dann auch schon gar keine Gedanken mehr machen? Höchstens, was er nach dem grausigen Ableben des Heldentrios so alles mit seinen restlichen Schöpfungen Schönes anstellen kann, damit diese dämliche Stadt endlich ihm allein zu Füßen liegt! Schon bei der bloßen Vorstellung beginnt es in seinen vernachlässigten Lenden zu kribbeln. Diese Empfindung dürfte selbst für den Penner, der seinen momentanen Wirt darstellt, eine ganz neue und langvermisste sein. Ein Grinsen schleicht sich auf sein zerfurchtes Gesicht. Oh ja, diese Stadt wird bluten, und zwar bis zum Letzten! 5 Das pulsierende Licht scheint immer hektischer zu werden, je näher ihm die drei Helden kommen, ganz so, als stünde es kurz vor einem tödlichen Herzinfarkt. Wenige Meter vor der Doppelgrabstelle bleiben sie schließlich stehen. Das Licht hat inzwischen die Dimensionen eines Stroboskops angenommen und wirkt daher so schmerzlich für die Augen, dass man gar nicht mehr hinsehen kann. Zumindest geht es den beiden Schurken so. Batman hingegen hat genug Filter in seiner Maske, um dennoch alles ungehindert beobachten zu können. Wenig hoffnungsvoll probiert er verschiedene davon durch, um das Ganze etwas zu analysieren. Allerdings bleibt ihm nicht viel Zeit dafür und er kommt daher auch zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Denn plötzlich erlischt das Licht und lässt die drei Männer im spärlichen Schein einiger weit entfernter Laternen zurück. Die ersten weißen Schaden Bodennebel erheben sich dabei aus dem hohen Gras. Wie der Atem eines unsichtbaren Riesen steigt der Dunst aus dem dunkler werdenden Grün. Fast so als wäre die Erde lebendig… Augenblicklich steigt das Unbehagen in Nigma wieder an. Instinktiv rückt er etwas dichter an seinen Ex-Gefährten heran, diesmal jedoch, ohne ihn zu berühren. Ein Hauch Erleichterung durchflutet ihn, als er merkt, dass Joker es zulässt, solange er körperlichen Abstand hält. Dann starrt er gebannt auf das Doppelgrab, so wie auch seine beiden Mitstreiter. Den Gedanken an irgendwelche Zombies kann er noch immer nicht vergessen, und er wird immer einnehmender, als sich nun die Erde auf den letzten Ruhestätten zu regen beginnt! Mit offenem Mund verfolgen die Drei, wie sich Sand, kleine Steinchen und feuchte Brocken in Bewegung setzen, das ebenmäßige Gras durchstoßen und sich auftürmen, als würde sich ein Maulwurf an die Oberfläche schieben. Was sich dort allerdings den Weg in die Freiheit bahnt, ist alles andere als ein halbblinder Insektenfresser. Es ist eine Hand! Sie taucht genau zwischen den beiden Gräbern auf, sodass es sich wohl kaum um eine Art Reinkarnation von Martha oder Thomas Wayne handeln dürfte. Zumal die Zwei schon so viele Jahre in ihrer letzten Ruhstätte liegen, dass von ihnen kaum noch etwas Beständiges übrig sein dürfte – auch wenn Bruce diesen Gedanken gar nicht erst haben will, dennoch nicht darum herumkommt. So ist nun einmal der natürliche Lauf der Dinge. Alles muss vergehen, um dadurch auch neues Leben zu schenken. Geistesgegenwärtig schaltet er daher lieber seine Helmkamera ein, damit Alfred das grausige Schauspiel verfolgen und sich anschließend auf die Suche machen kann. Der Hand folgt eine zweite. Grabschend versuchen die Glieder der fast völlig fleischlosen Finger Halt auf dem lockeren Erdreich zu finden, das sie aufgewühlt haben. Darauf folgen Arme, bedeckt mit grauweiß verwestem Fleisch und einzelnen Lederriemen, die vermutlich zu einer Art Kleidung gehören. Schließlich durchbricht der Kopf die Erde. Er steckt jedoch in einem Helm, ähnlich dem eines Ritters oder Kriegers. Der Helm trägt an den Seiten die Hörner eines Ochsen und auf der Oberseite eine kurze Finne, ähnlich wie die Rückenflosse eines kleinen Hais. Der Augenbereich wird von einem goldfarbenen, gebogenen Blech geziert, das an eine Vogelmaske erinnert, und über dem Nasenrücken spitz ausläuft. Fast wie die festlichen Masken auf einem pompösen Ball. Der nachfolgende Oberkörper ist fast völlig nackt, doch eindeutig als männlich zu erkennen. Nur ein breiter Lederriemen zieht sich über die rechte Schulter zur linken Hüfte hinab und soll vermutlich Schutz vor einem Angriff bieten. Die weißlich verweste Haut ist von tiefen, trocknen Wunden durchzogen und spannt sich fast bis zum Zerreißen über das Skelett. An der linken Seite der Rippen fehlt ein beachtliches Stück, als wäre es von einem wilden Tier herausgebissen worden, sodass die blanken Knochen sichtbar sind. Unterhalb der Hüften trägt die Gestalt weitere Stoff- und Lederstreifen, die Ähnlichkeit mit einem Lendenschurz oder Kilt haben. Der Stoff wirkt aufwendig verziert, dennoch ist er so alt, dass er fast zu zerfallen scheint und daher etliche Risse und Löcher aufweist. Schwerfällig zieht das Wesen seine Beine aus dem Boden und richtet sich langsam zu seiner vollen Größe auf, die fast zwei Meter zu betragen scheint. Es trägt keine Schuhe oder Socken. Auch keine Hosen. Sein linkes Bein weist, wie die Rippen auf dieser Seite, eine große Wunde auf, sodass das Kniegelenk vollkommen freiliegt. Es wirkt völlig unwirklich, dass sich das Bein ohne sichtbare Sehnen am Knie überhaupt bewegen lässt oder auch nur irgendeinen Zusammenhalt haben kann. Die rechte Gliedmaße wirkt dagegen heil und trägt zum Schutz einen breiten Lederriemen im Kniebereich, der zusätzlich mit einer dünnen, gebogenen Metallplatte bedeckt ist. Das Wesen scheint sie anzustarren – obwohl wegen des Helms keinerlei Augen erkennbar sind –, während es seine rechte Hand in die Erde steckt, aus der es gekommen ist. Heraus zieht es ein langes Schwert, dessen zweischneidige Klinge fast bis zur Unbrauchbarkeit verrostet zu sein scheint und zudem etliche herausgebrochene Stellen aufweist, als würde es an einer schweren Form von Lochfraß leiden. So steht das Monster da und betrachtet, allem Anschein nach, seine mutmaßlichen Gegner geduldig. Somit hat Alfred alle Zeit der Welt, die Gestalt zu begutachten und seine Suche zu starten. Flink huschen seine leicht zitternden Finger über die Tasten, gefolgt von seinen ruhlosen Augen auf dem sich aufbauenden Bildschirm… 6 „Ich wusste es doch…!“, zischt Edward leidlich in sich hinein. „Was wusstest du?“, will sein Partner neben ihm wissen. „Dass wir diesmal gegen einen Zombie kämpfen müssen.“, erwidert der Brünette hörbar aufgelöst und zittrig. Sein Gesicht ist dabei fast so weiß wie die Schminke seines Ex-Gefährten – oder aber wie das verweste Fleisch der Bestie… Daraufhin gibt Joker nur ein helles Kichern von sich. „Was ist so lustig?“, faucht der Ältere schon fast und wendet sich mit mahnendem Blick zu ihm herum. „Das ist doch kein Zombie.“, gluckst der Grünhaarige hörbar vergnügt. „Ach ja? Sieht für mich aber so aus! Immerhin ist es eine wandelnde Leiche, oder etwa nicht? Das ist ja wohl die Definition eines Zombies, falls man so etwas von einer eigentlich nichtexistierenden Wesenheit überhaupt behaupten kann!“ „Wenn man es so oberflächlich betrachtet, dann schon. Dennoch ist es kein Zombie.“, beharrt der Jüngste weiterhin gelassen. Genervt verdreht Ed die Augen. „Und wieso nicht?“ Er weiß, dass es vermutlich keinen Sinn hat, mit Joker zu diskutieren, schon gar nicht über Zombies, die die Lieblingshorrorgestalten des Clowns darstellen, doch das lenkt den Rätselmeister immerhin etwas von diesem Wesen ab, bis der Kampf tatsächlich beginnt. „Tja, erstens bewegen sich Zombies nicht koordiniert. Können sich nicht bücken oder eigenständig wieder aufrichten, wenn sie auf freier Fläche zu Boden gehen. Sie können nur dahinschlurfen und sinnlos nach irgendwas grabschen. Zweitens stehen sie nicht einfach nur so da und beobachten einen stillschweigend. Sie grunzen und keuchen ohne Unterlass vor sich hin, sind niemals still oder gar unauffällig, und wollen alles fressen, was sich bewegt. Und drittens…“ Anstatt etwas zu sagen, versetzt er seinem Gegenüber stattdessen einen kräftigen Stoß, sodass der Brünette unsanft mit dem Hintern auf dem leicht feuchten Gras landet. Verdutzt blickt er zu seinem Kollegen auf, als in diesem Moment das Schwert des Wesens die Luft genau an der Stelle zerreißt, an der er bis eben noch gestanden hat. Ehe es abermals ausholen kann, wird das Monster jedoch von Batman zur Seite gestoßen, sodass es seine Aufmerksamkeit erst einmal dem Ritter zuwendet. Währenddessen reicht Joker Edward die Hand, um ihm aufzuhelfen. Dabei grinst der Clown jedoch ziemlich schadenfroh. „Und drittens schwingen Zombies keine Schwerter.“, beendet er schließlich seine zuvor begonnene Ausführung mit lehrerhaft erhobenem Zeigefinger. In seiner Stimme und seinen Gesten ist keinerlei Wut oder Abneigung dem Rätselmeister gegenüber zu erkennen. Edward ist sich jedoch sicher, dass das Ganze nur der Tatsache zu verschulden ist, dass Joker recht hat und damit jetzt vor ihm angeben kann. Doch immer noch besser als alles andere, was er im Moment von ihm bekommt. Der Riddler hat dennoch nur ein Schnauben für dessen Worte übrig, doch im Grunde hat sein irrer Ex-Gefährte ja auch irgendwie recht. Aber was ist es dann und wie können sie es besiegen? Wird vermutlich nicht genügen, ihm das Hirn zu zermatschen wie bei einem richtigen Zombie, wenn man mal davon ausgeht, dass dergleichen Fantasiegestalten echt sein könnten… „Und viertens…“ setzt Nigma die Aufzählung spaßeshalber noch fort. „…kommen mir die Muster auf seinem Leibchen irgendwie nordisch vor, soweit ich das bei diesem spärlichen Licht beurteilen kann. Sie haben erschreckende Ähnlichkeit mit den Runen, die wir zur Bekämpfung des Drachen in Black Gate verwendet hatten.“ „Hm…“, macht der Verrückte nachdenklich und betrachtet sich den Fetzen Stoff und Leder, den das Wesen um die Hüften gewickelt trägt. „Ja, da könntest du allerdings recht haben. Irgendwas klingelt da bei mir…“ 7 „Damit hat Mister Nigma wirklich recht.“, unterbricht Alfreds Stimme sie schließlich alle. Batman ist es inzwischen gelungen, das Monster auf Abstand zu bringen, sodass er auch gut zuhören kann. Das Verfluchte an der Sache ist aber, dass dabei drei oder vier Grabsteine umgestoßen wurden und diese nun anklagend die Namen ihrer Besitzer in den dunklen Himmel hinaufsehen lassen. Doch das lässt sich jetzt nicht ändern und es war auch vorhersehbar, dass so etwas passieren wird. Das Wesen hingegen hält sogar inne und betrachtet sich wieder seine drei Gegner, die es ungewollt umzingelt zu haben scheinen. Es ist fast so, als hätte auch das Monster den Butler hören können… „Sprich weiter, Alfred. Noch haben wir hier mehr oder weniger Ruhe.“, erwidert der Rächer und tritt dabei unter den wachsamen Augen des Nicht-Zombies ein paar Schritte zur Seite, damit er nicht über einen der umgestürzten Grabsteine stolpert. „Sehr wohl, Sir. – Mein Monsterwiki identifiziert dieses Wesen als einen sogenannten Draugr. Ein Draugr ist im skandinavischen Volksglauben ein Toter, der in seinem Grabhügel weiterlebt und für die Menschen in seiner Umgebung eine große Bedrohung darstellt. Der skandinavische Volksglaube geht auf eine noch wesentlich ältere Vorstellung zurück, wonach ein Toter in seinem Körper mit voller Lebenskraft weiterexistiert. Dies hat aber nichts mit der Vorstellung einer unsterblichen Seele gemein, wie hier ausdrücklich betont wird. Ihr Aussehen richtet sich zudem nach der Art des Todes. So erscheinen zum Beispiel Ertrunkene triefend nass oder im Kampf Gefallene blutverschmiert mit klaffenden Wunden. Außerdem haben sie übermenschliche Kräfte. Oft werden sie als Wächter der Grabbeigaben beschrieben. Des Weiteren konnte ich sogar herausfinden, wie das Monster wohl zu besiegen sein dürfte.“ „Na, wenn das nicht mal praktisch ist.“, flötet Joker begeistert. „Naja, so einfach wird es vermutlich nicht werden, junger Herr. Denn hier steht, dass der Draugr nicht mit normalen Waffen verwundet geschweige denn von ihnen besiegt werden kann. Von daher müssen Sie Drei sich etwas einfallen lassen, um das irgendwie zu bewerkstelligen. Sie müssen ihm nämlich den Kopf abschlagen, diesen dann zu seinem Gesäß legen und dann den ganzen Körper vollständig verbrennen…“ Die Freude des Clowns schmälert sich etwas, durch die Tatsache, dass herkömmliche Waffen keine Chance bei diesem Ding haben. Doch seine Stimmung hebt sich gleichermaßen wieder, als er hört, dass er etwas abfackeln darf. „Danke, Alfred. Wir werden uns schon etwas einfallen lassen.“, brummt Bruce. „Verbrennen dürfte sicher kein Problem sein, wenn ich mir Joker so ansehe…“, setzt Edward an und schielt zu seinem Partner hinüber, der breit grinst und vor Vorfreude regelrecht zu glühen scheint. „Doch wenn unsere Waffen nutzlos gegen diesen Draugr sind, können wir ihn vermutlich nur mit seinem eigenen Schwert niederstrecken…“, führt er weiter aus. „Da hast du sicher recht. Doch dafür müssen wir das besagte Schwert auch erst einmal in die Hände bekommen, und dass wird er sicher nicht zulassen, wenn uns nichts einfällt, um ihn irgendwie zu überlisten.“, merkt der Schwarzhaarige an. „Hm, vielleicht können wir ihn ja irgendwie festhalten oder fesseln oder so. Wenn wir Glück haben, lässt er sein Brotmesser dabei dann fallen…“, kommt dem Grünhaarigen nun der Gedanke. „Keine so schlechte Idee. Und womöglich habe ich da sogar das richtige Gadget dafür…“, grübelt der Rätselmeister und beginnt dann, in seinen Taschen danach zu suchen. 8 Langsam wird Norris etwas nervös. Was labern diese drei Spinner da nur die ganze Zeit vor sich hin? Leider kann er überhaupt kein Wort davon verstehen, verflucht. Sie sollen schließlich um Leben und Tod kämpfen und kein Teekränchen abhalten! Damit schienen sie ja sogar sein wunderschönes Monster zu verwirren. Oder kann es sein, dass es etwas hört, das für Doug nicht ersichtlich ist? Es wirkt fast so, als würden die sogenannten Helden jemandem zuhören, der nicht hier ist, aber womöglich dennoch alles sehen kann… Hat Batman also vielleicht einen weiteren Partner, von dem Norris nichts weiß? Wäre durchaus möglich. Selbst unter dem Gesichtspunkt, dass der Dunkle Ritter für gewöhnlich angeblich strickt allein arbeitet. Immerhin hat er sich ja auch diese zwei Spinner angelacht. Vielleicht ja irgendein Diener? Schließlich sind sie alle aus dem Wayne-Anwesen herausgekommen, und für Doug besteht schon kein Zweifel mehr, dass Bruce Wayne wirklich Batman sein muss. Dennoch wird er dem noch etwas nachgehen müssen, um ganz sicher zu sein. Dem Anwesen nähern kann er sich ja leider nicht. Somit kann er das Ganze auch nicht unterbinden. Andererseits, was soll jemand Abwesendes schon ausrichten können, selbst wenn er hier alles beobachten kann? Immerhin würde es Stunden dauern, herauszubekommen, um was für ein Wesen es sich hier handelt, wenn man dessen Namen nicht kennt, und wie man es folglich vielleicht sogar besiegen könnte. Das weiß Doug schließlich aus eigener Erfahrung. Und diese Zeit haben sie ganz und gar nicht. Von daher können sie so viel labern, wie sie wollen, es wird ihnen doch nichts nützen! Dennoch sollte Norris diese Tatsache nicht unbeachtet lassen. Es könnte definitiv zu Problemen führen, wenn diese Möchtegernhelden noch mehr Unterstützung von außen bekommen. Könnte ja immerhin auch sein, dass diese geheime, nicht anwesende Person die Polizei verständigt. Aber die sind in jedem Fall machtlos gegen das Monster. Außer Donuts, Kaffee und Schmiergeldern können die ja nichts und niemanden erfolgreich fangen. Also erst einmal weitersehen, wie sich diese Spinner mit seinem wunderschön schaurigen Draugr schlagen. 9 Was Nigma schließlich aus seiner Tasche zieht, hat große Ähnlichkeit mit einer dunkelgrünen Spielzeugpistole. Argwöhnisch betrachtet Batman die Waffe, ist er doch kein Freund von dergleichen, nicht einmal, wenn es sich dabei um ein harmloses Spielzeug handeln sollte. Auch der Joker wirkt etwas irritiert. „Ein Spielzeug?“, fragt er skeptisch, da sein Ex-Gefährte sich für gewöhnlich nicht mit so etwas abgibt. „Ganz im Gegenteil. Andererseits hast du dennoch recht. Es war mal ein Spielzeug, das ich modifiziert habe, ganz ähnlich, wie du das immer machst.“ „Und was kann dieses Ding?“, fragt Bruce noch immer skeptisch. „Ich…“, setzt der Riddler zu einer Erklärung an. Doch er kommt nicht dazu, da der Draugr in diesem Moment realisiert, dass seine Gegner ihm vielleicht gefährlich werden könnten und es daher besser wäre, sie schnell zu vernichten. Immerhin war das ja auch der Befehl seines Schöpfers und er ist bestrebt, dem Folge zu leisten. Zudem ist die ferne Stimme, die er gehört hat, inzwischen verstummt und er kann sich somit wieder auf seine Aufgabe konzentrieren. Doch er hat sich schlichtweg von dieser fernen Stimme ablenken lassen, was ihn auf äußerst primitive Weise wurmt. Das wird ihm so schnell nicht wieder passieren. Daher schwingt er nun sein Schwert und geht zum Angriff über. Mit grunzendem Geschrei stürmt er auf die Drei zu, die sich zum Reden wieder etwas dichter zusammengefunden hatten. Pfeifend saust die ramponierte Doppelschneide durch die kühler werdende Luft und scheucht die Helden auseinander wie ein paar Hühner, die vor einem Fuchs im Stall Reißaus zu nehmen versuchen. „Okay, für lange Erklärungen haben wir wohl keine Zeit, daher zeige ich euch einfach, was die Pistole kann…“, keucht Ed und drückt ab. Sein Ziel ist unzweifelhaft der Draugr, doch mit dieser Art von Waffe ist das Zielen weit schwieriger, da das Geschoss sehr langsam ist, und dagegen kann nicht einmal ein so hervorragender Schütze wie Edward etwas ausrichten. So kommt es, wie es kommen muss, und Batman wird davon getroffen, als er gerade dem Angriff des Monsters entgehen will… Auf einmal fühlt sich der Rächer seltsam schwerelos. Als er an sich herabblickt, berühren seine Füße nicht einmal mehr den Boden! Er schwebt doch tatsächlich in der Luft! Eine Art Blase hält ihn gefangen. „Oh, weh…“, seufzt Ed bei diesem Anblick. Joker kichert nur wieder. „Ist ja echt was Neues, dass du mal danebenschießt!“ „Ich habe nicht danebengeschossen, doch die Blase braucht etwas Zeit, um das Ziel zu erreichen…“, kontert der Brünette überaus pikiert, als würde allein die Vorstellung, danebenzuschießen, seinen Stolz verletzten. „Verstehe. Trotzdem eine geile Idee. Doch wie bekommen wir unser Fledermäuschen da wieder raus?“ „Das ist nicht schwer. Die Blase hält bei dieser Größe nur ein paar Sekunden, was aber ausreicht, sich im Ernstfall einen Vorsprung zu verschaffen. Zudem ist sie sehr fragil und platzt leicht, wenn man sich da drin bewegt…“ Genau in diesem Moment erklingt ein hohles Ploppen, die Blase zerreißt mit einem feuchten Schmatzen und der Rächer landet unsanft auf dem nassen Gras. Gerade noch rechtzeitig kann er sich kurz darauf zur Seite rollen, bevor ihn das Schwert des wieder angreifenden Draugr treffen kann. „Versuch’s nochmal, vielleicht klappt es jetzt.“ „Es muss klappen. Ich kann damit nur zweimal schießen, für mehr Blasen reicht der Tank nicht aus, ohne dass die Waffe völlig kindisch aussieht…“, schnauft der Rätselmeister, als ihm diese Tatsache nun bewusstwird. Die Waffe war ursprünglich ja auch nur für einen Schuss gedacht. „Scheiße. Okay, warte einen Moment. Ich flitz zu Batsy und wir versuchen dann, das Biest irgendwie zum Stillhalten zu bringen…“ Und schon setzt sich der Clown in Bewegung. Wie ein flüchtendes Reh springt der Grünhaarige überraschend elegant über die umgestürzten Grabsteine hinweg und nimmt so genug Schwung auf, um sich dem Draugr mit der Schulter voran in den Rücken zu rammen. Mit einem überraschten Laut stolpert das Monster ein paar Schritte vorwärts und wendet seine Aufmerksamkeit somit auch dem Joker zu. Ed hat kein so gutes Gefühl bei dem Gedanken, doch was bleibt ihm schon anderes übrig? Tief atmet er durch und betrachtet dann seine beiden Partner, wie sie nahezu hilflos versuchen, den Draugr am Angriff zu hindern, damit er mal ein paar Sekunden stillsteht. Das ist alles andere als einfach. Weitere Grabsteine landen ungewollt mit anklagendem, leisem Donnern am Boden, nun auch welche mit dem Gesicht im feuchten Gras, was irgendwie noch trauriger ist. Einer geht sogar völlig entzwei, weil er hart auf einen seiner Nachbarn fällt, was nicht nur Bruce das Herz bricht, obwohl er die Person gar nicht kennt. Inzwischen ist der Draugr schon so auf hundertachtzig, dass es praktisch keine Pausen mehr zwischen seinen Schwerthieben gibt. Stattdessen scheucht er das Duo nur wieder vor sich her. Das Gute an der Sache ist allerdings, dass ihm der Draugr den Rücken zudreht und sich voll und ganz auf Batman und Joker konzentriert. Ganz so, als hätte er vergessen, dass er ja eigentlich drei Gegner hat. Das könnte also die perfekte Gelegenheit für den Brünetten sein… Gewissenhaft legt er auf das Monster an und drückt ab. Wenn es sich jetzt aus irgendeinem Grund duckt oder die Richtung wechselt, ist alles aus… Die Blase verlässt die Mündung der Waffe wie ein zusammengepresster Ball. Sobald die Verbindung unterbrochen wird, bläht sie sich allerdings zu einem Durchmesser von fast drei Metern auf und schwebt in wabernden Bewegungen vorwärts. Schmerzhaft beißt sich der Riddler auf die Unterlippe und betet dafür, dass es funktioniert… Die Blase hat ihr Ziel fast erreicht. Nun drückt sie sich gegen den Rücken des Monsters und verschluckt es schließlich wie ein hungriges Maul. Anschließend steigt sie schwerfällig etwa einen halben Meter in die Höhe und verweilt dort träge schwankend. Der Draugr ist völlig überrumpelt und versteht überhaupt nicht, was mit ihm passiert. Und tatsächlich lässt er aus Panik sogar sein Schwert fallen. Doch es landet nicht auf dem Boden, nicht gleich zumindest. Zuerst trifft es auf die fragile Hülle der Blase und zerfetzt sie. Mit einem leisen Geräusch landet es anschließend im Gras. Kurz darauf schlägt der Körper des Wesens mit dumpfem Poltern daneben auf. Durch den Sturz wirkt es etwas orientierungslos. Das ist die Chance! Als hätte man ihn in den Hintern getreten, stürzt Joker nach vorn, grabscht nach dem Schwert, ohne aus dem Tritt zu kommen, und versucht, genauso schnell wieder davon zu kommen. Das gelingt ihm jedoch nicht. Der Draugr umklammert plötzlich seinen linken Knöchel so fest wie ein Schraubstock! Und der Druck wird immer stärker, sodass der Clown ein schmerzliches Keuchen nicht unterdrücken kann. Stattdessen schlägt er der Länge nach hin, kann das Schwert dabei aber festhalten. „Lass los, du Arschloch!“, faucht der Jüngste und wendet sich unbeholfen um, um nach dem Monster zu treten. Das zeigt sich dadurch jedoch keineswegs beeindruckt. Es scheint gar kein Schmerzempfinden zu haben, ganz gleich, wo Joker ihn auch treffen mag. Gut, ohne Schuhe an den Füßen ist es sicher sowieso nicht so schmerzhaft, wie es sein könnte, aber trotzdem. Einen Fuß mit voller Wucht mitten auf die Nase zu bekommen, tut so oder so höllisch weh. Doch da ist dieser verfluchte Helm, der jeden Tritt abfängt und stattdessen dem Verrückten Schmerzen bereitet. In diesem Augenblick kommt auch dem Grünhaarigen eher der Gedanke an einen Zombie. Allein schon diese Kraft. Wenn der Jüngste sich nicht bald befreien kann, wird er sein Schienbein unweigerlich brechen hören können! Zum Glück sind ja auch seine beiden Kollegen hier und beobachten nicht nur alles untätig. Edward nimmt ihm beherzt und mit leidvoll besorgtem Gesicht das Schwert ab und schlägt damit zornig schnaubend und ziemlich unbeholfen auf den Arm des Draugr – das Schwert ist weit schwerer als er es vermutet hat, sodass der Schlag mehr einem Fallenlassen gleicht als einer richtigen Krafteinwirkung. Derweilen zieht Batman seine Enterhakenpistole und zielt auf das Monster. Das herausschießende Seil wickelt sich wie eine Schlinge um dessen Hals und hindert ihn daran, weiter vorwärtszukommen. Als die ramponierte Klinge seiner eigenen Waffe auf den Arm des Draugr trifft, wird dieser so glatt und mühelos abgetrennt, als wäre er nichts weiter als ein Stück Butter! Schwarzes, stinkendes Blut spritzt in einer erschreckend großen Fontäne von irgendwo aus diesem trockenen Körper hervor und das Wesen gibt ein entsetzliches Geheul von sich, als würde es jetzt doch plötzlich Schmerzen empfinden können. Die abgetrennte Hand um Jokers Knöchel verliert ihre Kraft und fällt reglos ins Gras zurück. Schwerfällig kommt der Clown wieder auf die Beine und testet die Belastbarkeit seines Knöchels. Es zieht etwas, doch er dürfte problemlos dennoch das Gewicht seines Besitzers aushalten können, auch wenn er vermutlich bald auf das Doppelte anschwellen wird. Doch für dergleichen Gedanken ist später schließlich immer noch Zeit. 10 Mit einem Knurren reißt Norris die Augen auf und starrt auf das Kampfgeschehen. Diesen Spinnern ist es doch tatsächlich gelungen, seinen Draugr zu überlisten und ihm eine Hand abzuschlagen! Oh, wie konnte das nur passieren? Doug hat sich so Großes von diesem Wesen versprochen, und nun sieht es so aus, als würde es den Kampf verlieren, bevor dieser so richtig angefangen hat… Vielleicht aber auch nicht. Nur weil ihm jetzt eine Hand fehlt und dieser Riddler sein Schwert hat, heißt das ja noch lange nicht, dass der Draugr machtlos wäre. Es kann diesen dummen Möchtegernhelden auch immer noch einhändig den Hals umdrehen! Das Schwert ist auch viel zu schwer, als dass diese Idioten es sinnvoll führen könnten, somit dürfte es ihnen nicht sonderlich viel nutzen. Innerlich feuert er sein Monster an. Es wird dem Trio definitiv nicht mehr so schnell die Möglichkeit geben, es zu überrumpeln. Dafür fehlt ihnen in jedem Fall die Kraft. Nicht abstreiten kann Norris allerdings, dass die Pistole, die dieser Rätselfreak benutzt hat, doch ein sehr interessantes Spielzeug ist. Nur schade, dass die Blase, die Batman gefangen hielt, so schnell wieder zerplatzt ist, sonst hätte sein Draugr leichtes Spiel mit dem Rächer gehabt. Wirklich ärgerlich. Aber dadurch kommt ihm die unschöne Erkenntnis, dass die Fledermaus allem Anschein nach nicht die einzige hier ist, die jede Menge ausgefallenes Spielzeug hat. Dahingehend war er bei seinen Recherchen wohl etwas schlampig. Andererseits konnte Doug ja auch nicht ahnen, dass diese zwei Verrückten auch so eine Vorliebe haben. Diesbezüglich hatte er allerhand Nachforschungen zu Batmans schier unerschöpflichem Vorrat an Krimskrams angestellt. Vom Joker wusste er, dass dieser viel mit Gas und Sprengstoff um sich wirft und eine Vorliebe für Messer hat. Dagegen wirkte der Riddler immer sehr harmlos auf ihn. Von diesem wusste er nur, dass er einen goldenen Gehstock besitzt, in dem sich eine Klinge versteckt, und dass er ein hervorragender Schütze ist, was er letztes Jahr schließlich am eigenen Leib erfahren musste. Welche Überraschungen erwarten Norris – und insbesondere seine Monster – in diesem Fall also noch? 11 „Hier, nimm du das Ding wieder, das wiegt ja eine Tonne…“, meint Ed keuchend und hält seinem Ex-Gefährten das ramponierte Schwert ungelenk entgegen. Dieser mustert ihn leicht verwundert, ergreift aber die Klinge. „Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, diesem Biest mit einem Schlag den Kopf abzuschlagen. Ich kann das Schwert ja kaum richtig anheben. Und ich denke, dass wir nur einen einzigen Versuch dafür haben werden.“, erklärt sich der Herr der Rätsel. „Ja, da hast du wohl recht, dass muss beim ersten Mal sitzen und das Teil hier ist echt weit schwerer als es aussieht…“, stimmt ihm der Clown zu, kann jedoch nicht mehr sagen. Auf einmal stöhnt Batman hinter ihnen angestrengt auf. Als sie sich zu ihm umwenden, können sie gerade noch zurückweichen, als der Draugr mit seiner verbliebenen Hand nach ihnen langt. Noch ein oder zwei kräftige Rucke und er wird sich aus dem Griff der Fledermaus befreien können, weil diese die Enterhakenpistole nicht mehr lange halten kann oder aber das Seil vorher reißt. Ein Plan muss also her, und zwar schnell. Abermals kommt Edward eine Idee und er sucht wieder in seinen Taschen. „Hier, halt das mal kurz…“, meint er und drückt Joker etwas in die Hand, während er weitersucht. „Was ist das?“, fragt der Grünhaarige und betrachtet sich das goldene Fragenzeichen in seiner Hand. „Das ist ein Enterhaken.“, erläutert Nigma, nimmt ihm diesen wieder ab und gibt ihm dafür ein paar Puzzleteile. Überrascht sehen ihn Joker und Bruce an. „Was ist? Ich hatte eben ein bisschen Langeweile, nachdem du verschwunden warst, und dann habe ich halt etwas gebastelt, um mich von all meinen zermürbenden Gedanken abzulenken.“ „Alle Achtung, mein Hübscher! Und was können die Dinger hier?“, will der Jüngste nun wissen. Nigma entgeht dabei nicht, dass ihn sein Ex-Gefährte mit seinem Kosenamen angesprochen hat, was er seit ihrer unschönen Trennung nicht mehr macht. Könnte das also vielleicht ein gutes Zeichen in dieser Hinsicht sein? Riddler wünscht es sich von ganzem Herzen, doch im Moment versucht er, nicht allzu viel dort hineinzuinterpretieren, um sich nicht ablenken zu lassen. Sie haben hier schließlich erst einmal eine Aufgabe zu erfüllen. Für Gefühlsduseleien ist später sicher noch genug Zeit. „Die dürften dir gefallen. Wenn sie auf eine Oberfläche aufschlagen, explodieren sie. Nicht sehr stark, aber als Ablenkung dürfte es allemal reichen.“ Grinsend leuchten die Augen des Clowns auf. „Du hast hoffentlich einen Plan, Nigma…“, keucht der Schwarzhaarige nun überaus angestrengt. Das Seil an seinem Enterhaken wird jeden Moment reißen und dann wäre der Draugr wieder frei! „Ich denke schon, ja. Aber dafür müssen wir die Plätze tauschen, denke ich. Mein Haken passt nicht um seinen Hals mit diesem dämlichen Helm…“ An besagtem Helm befindet sich ein beweglicher Fortsatz, der im Kampf nicht behindert, aber Hals und Nacken vor einem Angriff schützen soll. In diesem Moment gibt es ein reißendes Geräusch und das Seil ist entzwei. Unsanft landet Bruce wieder auf seinen vier Buchstaben. Erstaunlich schnell richtet sich das Monster nun auch schon wieder auf und hält auf die beiden Schurken zu. Gekonnt wirft ihm der Verrückte eines der Puzzleteile mitten ins Gesicht. Die entstehende Explosion ist zwar weit kleiner als von Joker erhofft, doch sie reicht in jedem Fall aus, um das Wesen zu verwirren – Nigma meinte ja schließlich, dass sie nur zur Ablenkung dienen sollen, da Ed für gewöhnlich ja auch niemanden absichtlich töten möchte, wenn es sich vermeiden lässt. Der Draugr bleibt erschrocken stehen und greift sich mit der verbliebenen Hand ins Gesicht – oder eher an den Helm, auf dem sich ein schwarzer Rußfleck an der Stelle des Aufpralls gebildet hat. In diesem Moment erhebt sich Batman wieder und fummelt ein neues Seil in seine Pistole. Währenddessen hastet er um das Monster herum und kommt dann vor ihm zum Stehen. Ed tut es ihm gleich und begibt sich in den Rücken des Draugr. Als die wandelnde Leiche ihren Angriff fortsetzen will, zielt Wayne wieder auf dessen Hals. Erneut umschlingt ihn sein Seil wie eine Henkersschlinge. „Ich hoffe, seine Knochen sind stabiler als sie aussehen…“, murmelt der Rätselmeister vor sich hin. Fest umklammert er die runde Kugel am Ende des Fragezeichens und drückt einen versteckten Auslöser. Daraufhin löst sich der geschwungene oberen Teil von der Kugel und schießt matt funkelnd auf die freiliegende Wirbelsäule knapp über seinem Leibchen zu. Das da ein paar Zentimeter Knochen hervorschauen, konnte Edward gut erkennen, als ihm der Draugr vorhin den Rücken zugekehrt hatte, von vorn ist davon jedoch nichts zu erkennen. Der goldene Haken klammert sich um die blanken Steißwirbel und sitzt nun halb im verwesten Fleisch eingebettet fest. Brüllend versucht sich der Draugr daraus zu befreien, doch mit nur einer Hand ist das etwas schwierig. Dennoch würde seine Kraft sicher dafür ausreichen. Daher wirft Joker ihm kurzerhand noch eines der Puzzleteile mitten ins Gesicht. Als der doch eher zaghafte Ton der kleinen Explosion ertönt, fangen Ed und Bruce gleichzeitig ruckartig an zu ziehen. Mit einem überraschten Laut wird das Monster der Länge nach zu Boden befördert. Die beiden selbsternannten Rächer treten so weit zurück, dass ihre Seile völlig straff gespannt sind und versuchen damit, dem Wesen möglichst viel Bewegungsspielraum zu nehmen. Der Nicht-Zombie setzt sich augenblicklich dagegen zur Wehr. Seine Kraft ist selbst in dieser Haltung erstaunlich und verlangt seinen Gegnern alles ab, um ihn festzuhalten. Doch das werden sie nur kurz durchhalten können, ehe beide Seile reißen oder einer von ihnen loslassen muss… Das ist das stumme Zeichen für Joker. Mit beiden Händen umklammert er fest das schwere Schwert, das trotz seines mitgenommenen Zustandes ein erstaunliches Gewicht hat. Der Clown legt einen kleinen Trab ein, zerrt die Waffe dabei ungelenk über den Rasen und reißt die Klinge dann grunzend in die Luft, bis sie sich fast auf seine Schulter legt. Dabei droht er fast das Gleichgewicht zu verlieren. Er stößt ein animalisches Brüllen aus und setzt alle Kraft in den nun folgenden Schlag. Deutlich treten dabei sämtliche Muskeln und Sehnen an seinem Hals und seinen dünnen Armen hervor. Schweiß steht ihm in dicken Tropfen im Gesicht. Allerdings reißt vorher Edwards Seil durch. Dies hat zur Folge, dass der Draugr durch Batmans anhaltende Zugkraft ein Stück über den Rasen gezogen wird. Die haltlos herabfallende Klinge trifft dadurch nicht das Genick des Wesens, sondern gräbt sich in dessen Rücken hinein. Hörbar zerbricht dessen Wirbelsäule, während sich die Schneide tief im Brustkorb verankert. „Scheiße…“, schimpft der Grünhaarige atemlos und keucht hörbar. Der Draugr gibt ein schmerzliches Heulen von sich, versucht aber sofort wieder, nach seinem Angreifer zu langen. „Hast du noch mehr tolle Spielsachen?“, fragt Joker an seinen Ex-Gefährten gewandt und wischt sich dabei über das nasse Gesicht, was seine Schminke grotesk verschmiert. „Ich fürchte nicht, und ich kann das Seil von meinem Haken auch nicht so leicht austauschen wie Batman, selbst wenn ich eines dabei hätte…“, gibt er trübsinnig zu und kommt wieder auf die Beine. „Na schön. Dann komm her und hilf mir ziehen. Das verdammte Ding hat sich total verklemmt…“ Knurrend tritt Joker dem Draugr auf die grabschende Hand, was diesen jedoch wenig beeindruckt. Etwas ungeschickt umklammert Ed nun ebenfalls den Griff des Schwertes und dann ziehen beide mit aller Kraft, während Bruce dem entgegenzuwirken versucht. 12 Norris kann das alles kaum begreifen. Es sieht doch tatsächlich so aus, als wüssten diese Idioten, wie sie seinen Draugr zu besiegen hätten! Alles wirkt so koordiniert bei ihnen. Zwar haben sie gerade einen kleinen Fehlschlag einstecken müssen, aber das wird sie sicher nicht lange aufhalten. Doch das kann einfach nicht möglich sein! Noch weniger kann es möglich sein, dass diese halbe Portion von irrem Clown so eine verdammte Kraft hat, um das Schwert zu schwingen! Was ist er, ein Scheiß-Berserker, oder was? Und wer, in aller Welt, war nur diese fremde Stimme, die ihnen geholfen hat? Inzwischen ist er sich hundertprozentig sicher, dass es einen weiteren Helfer gibt, das steht völlig außer Frage. Doch wie konnte dieser nur so schnell eine Lösung finden? Das will nicht in seinen Kopf hinein. Allerdings hat er auch nicht die Zeit, sich lange Gedanken darüber zu machen, denn der Kampf nähert sich seinem Ende und somit einer weiteren niederschmetternden Niederlage für Doug… 13 Mit einem widerlichen Knirschen, begleitet von einem schmerzlichen Aufheulen des Draugr, löst sich das Schwert schließlich aus dem halbverwesten Brustkorb. Es reißt mit seiner zerfurchten Klinge eine klaffende Wunde, aus der Knochensplitter herausragen und Haut in Fetzen herabhängt. Die rostige Schneide ist fast bis zur Hälfe mit schwarzem, überriechendem Blut besudelt. Durch das plötzliche Loslösen landen die beiden Gauner äußerst unsanft im feuchten Gras. Doch das kümmert Joker reichlich wenig. Kaum, dass das Schwert wieder frei ist, springt er auch schon auf die Füße zurück und setzt er zu einem erneuten Schlag an. Edward kann fast nicht rechtzeitig zur Seite springen, so impulsiv geht der Clown sein Werk an, um genug Kraft aufbringen zu können, dieses Ding noch einmal zu stemmen. Sichtlich scheint er dabei aber wieder einmal auch Spaß zu haben, fast wie beim Niedermetzeln der Teketeke letztes Jahr. Nigma wird schlagartig übel und er wendet sich ab. Selbstredend ist aber nicht zu überhören, wie sich der Verrückte an die Arbeit macht. Ein Schlag reicht aber auch bei ihm nicht ganz aus, um den Kopf vollständig abzutrennen, doch das schürt das perverse Vergnügen des Grünhaarigen sicherlich noch mehr. So kann er sich etwas abreagieren. Letztendlich braucht Joker sogar drei Schläge, wobei beim letzten seine Arme so sehr zittern, dass ihm das Schwert fast aus den schweißnassen Händen rutscht. Aber es ist auch nur noch ein letzter Hautfetzen zu durchtrennen, bevor der Kopf zur Seite rollt und dafür reicht dann auch ein halbherziger Treffer aus. Batman hat seinen Enterhaken schon nach dem ersten Schlag losgelassen und zuversichtlich dem Ende entgegengeblickt. Er wendet sich zwar nicht sofort von dem Anblick ab, den Joker ihm bietet, doch er betrachtet etwas beunruhigt den Ausdruck in den braunen Augen, die jetzt schon fast schwarz zu seien scheinen. „Seine Augen…“, flüstert er Edward leise zu, während der irre Clown seinen letzten Schlag setzt. „Ich weiß. Das habe ich schon ein paar Mal erlebt. Ich habe so das Gefühl, dass drückt bei ihm eine ganz besondere Form von perfider Freude aus. So was wie ein Blutdurst oder so. – Aber das sollte sich gleich wieder legen, wenn er sich etwas ausgetobt hat. Doch du solltest ihn nicht so anstarren, wenn er so drauf ist. Das könnte ihn zu etwas Unüberlegtem animieren, wenn er den Blick für seine Umgebung verliert…“, flüstert der Rätselmeister zurück, woraufhin sich Wayne ebenfalls umdreht, auch wenn es ihm kein gutes Gefühl verschafft, dem womöglich austickenden Clown den Rücken zu zuwenden. Als Wolle der Grünhaarige Edwards Worte bestätigen, fängt er nun erschreckend geisteskrank zu lachen an. „So, du hässliches Biest, wie gefällt dir das, hä? Jetzt bist du ein echtes Arschgesicht!“ Sein Lachen scheint noch ausgeflippter über diesen billigen Witz zu werden, was selbst Bruce einen kalten Schauer über den Rücken jagt. Ganz langsam drehen sich die beiden zu ihm um und sehen nun, dass Joker den Kopf des Draugr mit dem Gesicht nach unten auf dessen nach oben gewandte Kehrseite gelegt hat. Dann rammt er mit einer letzten Kraftanstrengung auch noch das Schwert in dessen Rücken, als hätte es dort jemals ein schlagendes Herz gegeben, das er nun durchstoßen könnte. Grinsend sieht er sich nach seinen beiden Partnern um und wirkt dabei so zufrieden wie ein kleines Kind, das etwas ansonsten Verbotenes doch endlich mit der Erlebnis seiner Eltern machen durfte. Seine Augen sind nun aber wieder so sanftmütig braun, wie man es ihm gar nicht zutrauen würde. „Ganz toll, Joker. Jetzt fackle das Biest ab, damit das endlich erledigt ist und wir verschwinden können.“, setzt Bruce zu einer Art Lob über diese Ausartung an, da der Clown so wirkt, als würde er nur auf dergleichen warten, um sich wieder völlig zu beruhigen. „Nigma, bleib bei ihm, ich gehe zur Einfahrt. Der Wächter müsste jeden Moment auftauchen und ich will nicht, dass er hier unnötig Alarm schlägt. Vielleicht könnt ihr auch die Grabsteine halbwegs wieder aufstellen, während das Feuer brennt? Um den kaputten kümmere ich mich später.“ Die beiden Schurken nicken und Batman entfernt sich von ihnen. Als er die Einfahrt erreicht, sieht er hinter sich eine meterhohe Stichflamme emporschnellen und will sich nicht unbedingt ausmalen, was Joker da so treibt oder ob das womöglich eine normale Reaktion des Körpers des Draugr auf das Feuer sein könnte. Keine Minute später taucht auch schon der Wärter auf und starrt mit offenem Mund auf das Flammenmeer in der Ferne. Ihn zu beruhigen ist fast noch anstrengender als der Kampf mit dem Monster… 14 Doug hat es gewusst. Irgendwie hat er es sogar von Anfang an gewusst. Sein wunderschöner Draugr ist nun ein Opfer der Flammen und ein weiteres Opfer dieses geistesgestörten Clowns. Es ist wirklich zum aus der Haut fahren. Dieser Bengel metzelt so gut wie jedes seiner mühevoll erschaffenen Monster dahin wie ein paar armselige Fliegen! Diese Kraft ist schlichtweg nicht zu fassen! Dagegen wirkt ja selbst der Dunkle Ritter harmlos! Gut, Batman und der Riddler haben auch ein paar niedergemacht, doch das sah bei Weitem nicht so fies aus, wie das Massaker, das der Joker regelmäßig anrichtet. Aber jetzt ist es halt passiert und es lässt sich nicht mehr ändern. Norris kann nur noch abwarten, bis diese Irren wieder verschwinden und dann selbst den Heimweg antreten… Allerdings ist er sich sicher, dass die Drei es mit seiner nächsten Schöpfung nicht so leicht haben werden. Sie wird sie in ihren Bann ziehen und sie werden keine Chance haben, sich dem zu entziehen! Gar keine! Diesmal wird auch der hochgeschätzte Joker nicht so leicht etwas dagegen ausrichten können! 15 Eine Weile starren Ed und Joker einfach nur die Flammen an, die nun nicht mehr bis hoch in den Himmel ragen. Dies allein war irgendwie nur dem Schwert zu verdanken, wie es schein, das nun doch tatsächlich als geschmolzener Klumpen auf dem brennenden Rücken des Draugr liegt. Jetzt jedoch haben die Flammen eine seltsame, fast schon rosa Farbe angenommen und ihr Knistern erinnert irgendwie an ein unheimliches Flüstern. „Ob das gut ist…?“, fragt Nigma unschlüssig. „Keine Ahnung. Sieht aber nicht so aus, als würde er jetzt als kopfloser Reiter weiterspuken wollen.“, kichert sein Ex-Gefährte kindlich neben ihm. Leicht argwöhnisch mustert ihn der Ältere und zuckt dann einfach mit den Schultern, hofft, dass er damit recht hat. Nigma hat für heute in jedem Fall genug von Monstern. Im Allgemeinen hat er schon lange genug von all diesen Biestern, doch da kann er sich wohl nicht allzu viele Hoffnungen machen, dass es so schnell erledigt sein dürfte. Gemeinsam widmen sie sich nun lieber den umgestoßenen Steinen. Sie sind schwer und von der aufkommenden Feuchtigkeit mit zarten Perlen übersät. Teilweise haben sie sich mehrere Zentimeter tief in den Boden gedrückt, sodass sie auch schwierig zu fassen sind, um sie überhaupt anzuheben. Das macht es nicht leicht, sie wieder aufzurichten, sie drohen immer wieder damit, einem durch die Finger zu rutschen. Daher nehmen sie sich lieber gemeinsam einen Stein nach dem anderen vor, auch wenn es so nicht sonderlich schnell geht. Doch das ist Edward ganz recht, so kann er vielleicht doch noch etwas mit dem Clown reden. „Joker, willst du vielleicht…“ „Nein…“ „Aber, du weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte…“ „Doch, ich sehe es in deinem Gesicht.“ Die grünen Augen sehen ihn etwas überrascht an. „Ja, es ist nicht zu übersehen, was du denkst. Er hat mich heute nicht die ganze Zeit angezickt, vielleicht will er sich ja dann mit mir versöhnen, hab ich recht?“ Fast schon schuldbewusst senkt Ed den Blick und verrät sich damit selbst. „Also, dass du rumzickst habe ich so nicht gedacht. Doch irgendwie kamst du mir heute nicht so abweisend vor wie die letzten Tage. Du hast mich vorhin sogar mein Hübscher genannt. – Aber vielleicht liegt das auch nur daran, dass du eben deinen Spaß haben konntest?“ „Schon möglich. Hat in jedem Fall gutgetan, das Biest um die Ecke zu bringen, auch wenn ich morgen sicher ganz fiesen Muskelkater von dem verdammten Schwert haben werde. Und das könnte mich etwas milde gestimmt haben. Außerdem hast du dir nicht die ganze Zeit in die Hosen gemacht, wie ich es befürchtet hatte, als du anfingst, von Zombies zu faseln.“ Langsam tritt er etwas näher an seinen Ex-Gefährten heran und legt ihm mit Bedacht die von der Anstrengung noch ganz leicht zitternden Arme auf die Schultern. Überrascht holt der Brünette Luft und kann ein Zusammenzucken gerade so vermeiden. Mit großen, flehenden Augen sieht er sein Gegenüber an. Der Clown erwidert seinen Blick völlig ruhig. Dann rückt er etwas näher an ihn heran, sodass sich ihre Körper nun berühren können. Ed schluckt hart und nimmt dann allen Mut zusammen und legt ihm ganz vorsichtig die Hände um die Hüften. Der Grünhaarige entzieht sich dem diesmal nicht, sieht ihn weiterhin nur ruhig an, als warte er auf etwas. Der Rätselmeister atmet einmal tief durch und nähert sich dann zu einem Kuss an. Zu seinem völligen Erstaunen geht der Joker ohne jedes Zögern darauf ein und erwidert das Ganze dann sogar hungrig. Als sie sich wieder trennen, wirkt der Jüngere allerdings wieder etwas ernster. „Das muss für heute reichen, fürchte ich.“, meint er, doch es liegt keine Strenge in seinen Worten. Es wirkt mehr wie eine simple Feststellung. Und damit kann sich Edward durchaus zufriedengeben. Es ist mehr, als er sich hier draußen erhofft hat, und er hat schon jetzt das Gefühl, dass er heute sicher etwas besser schlafen können wird, auch wenn später wieder der falsche Mann neben ihm liegt… „Das ist mir klar, trotzdem danke.“ „Wofür?“ „Naja, dass du mich auch geküsst hast.“ „Ja, das war schön. Aber bilde dir bitte nicht allzu viel darauf ein, ja? Sieh es vielleicht eher als eine Art Belohnung an, dass wir es geschafft haben, diesen Nicht-Zombie zu besiegen.“, erstaunlich sanft lächelt ihm der Grünhaarige entgegen. Seine braunen Augen wirken ungewöhnlich versöhnlich und geben Ed damit die Hoffnung, dass es doch noch dazu kommen könnte, dass sie wieder eine richtige Beziehung führen werden. „Okay, das klingt fair. – Nicht-Zombie? Ein tolles Wort.“ Der Rätselmeister kann ein Glucksen nicht unterdrücken und freut sich umso mehr, als auch Joker darin einstimmt. „Ja, oder? Das Wort schenk ich dir, bis mal ein echter Zombie auftaucht und du einen Grund für deine Panik diesbezüglich hast!“, kichert der Jüngere. „Danke, ich werde es mir merken.“ Einen Moment stehen sie noch so beisammen, dann trennen sie sich endgültig und nehmen sich den letzten Grabstein zu ihren Füßen vor. Kurz darauf stößt auch Batman wieder zu ihnen. Zusammen warten sie noch, bis das Feuer verlischt und dann können endlich sie den Heimweg antreten. Deadly temptation ----------------- 1 9. Mai – 23:12 Uhr Der Tag neigt sich rapide seinem Ende zu und den Helden schmerzen noch die Glieder von der gestrigen Auseinandersetzung mit dem Draugr, doch sie sitzen schon wieder kampfbereit im Batmobil, auf dem Weg zu einem möglichen neuen Monster. Vor wenigen Minuten hatte sich Gordon bei ihnen gemeldet und sie sofort zum Losfahren animiert. Um was es sich genau handelt, erläutert er allerdings erst jetzt. „Wir sind auf dem Weg, Commissioner. Sprechen Sie.“, bittet ihn Bruce, als sie die Höhle mit Hyper-Speed verlassen haben. „Ich werde es versuchen. Allerdings verzichte ich auf irgendeinen Code, da ich doch mal stark annehmen darf, dass deine Leitung sicher sein dürfte und das Ganze sonst nur unnötig kompliziert wird. Und ich denke auch nicht, dass wir so viel Zeit haben, dass ich das alles erst erzählen kann, wenn du hier bist.“, setzt der Rothaarige seufzend an. „Vermutlich würde den Scheiß eh keiner glauben.“, gluckst Joker vom Beifahrersitz aus, was James schlagartig verstummen lässt. Finster wird der Grünhaarige daraufhin von Batman gemustert, was dem Clown aber nur ein noch breiteres Grinsen entlockt. „Gordon? Sind Sie noch da?“, versucht es Wayne anschließend fast schon vorsichtig. Es dauert ein paar Sekunden, ehe eine Antwort kommt, und der Mitternachtsdetektiv ist schon der Meinung, dass es das jetzt vielleicht sogar gewesen sein könnte. „Ja, – aber ich hatte ganz vergessen, dass diese zwei – Herrschaften – auch bei dir sind…“ „Ihnen auch einen guten Abend, Commissioner.“, erwidert nun Nigma mit einem Anflug von Sarkasmus, woraufhin auch er einen mahnenden Blick seitens der Fledermaus erntet, der ihn aber mindestens so sehr kümmert, wie zuvor den Joker. Er verschränkt lediglich die Arme vor der schmalen Brust und hält dem Blick des Maskierten in seiner unnachahmlichen Weise ungetrübt stand. „Oh, man. Das wird sicher heftig…“, murmelt der Rothaarige in seinen langsam ergrauenden Bart hinein. Deutlich ist zu hören, wie Gordon um Fassung ringt und durchzuatmen versucht. Immerhin werden Batman und seine zwei schurkischen Helfer hier bald bei ihm sein, und dann muss er sich irgendwie zusammenreißen, so gern er die beiden Spinner auch wieder hinter Schloss und Riegel sehen würde. Oder noch besser: Mit einer Kugel im Kopf irgendwo in einem namenlosen Grab weit außerhalb von Gotham verscharrt… „Beruhigen Sie sich bitte, Jim. Ich bürge für die beiden.“, versucht es der Schwarzhaarige zur Abwechslung einmal erstaunlich tröstlich. „Ja, ich weiß. Doch wer bürgt für mich, sobald ihr vor mir steht und ich gegen all meine Instinkte handeln muss?“ Darauf lässt sich so schnell mit Sicherheit keine Antwort finden, weshalb Gordon nur wieder tief durchatmet und dann zu erzählen beginnt. „Okay, versuchen wir mal kurz, das alles zu vergessen. – Wie üblich, seit dieser miese Todeswurm letztes Jahr aufgetaucht war, hatte ich zwei meiner Männer losgeschickt, um die Parks der Stadt für die Nacht zu schließen und die Leute nach Hause zu schicken. Was übrigens auch einen deutlichen Rückgang der Drogenkriminalität zur Folge hat, wie ich stolz anmerken kann. Auf diese Idee hätte man also durchaus auch schon früher kommen können. Aber der Bürgermeister war da immer anderer Meinung, wenn ich mal wieder dergleichen vorgeschlagen habe. Doch das ist eine andere Geschichte. – Die letzte Station meiner Männer sollte der Grant Park sein. Vorschriftsmäßig haben sie ihre Ankunft dort gemeldet, doch seitdem habe ich keinen Mucks mehr von ihnen gehört. Wiederholtes Nachfragen hat nichts ergeben. Alle anderen sind auf Streife oder dergleichen in der Stadt unterwegs, weshalb ich mich selbst auf den Weg zum Park gemacht habe…“, es raschelt gedämpft, als James scheinbar seine Position ändert. „Der Park war nicht abgeschlossen, als ich eintraf. Aber das Polizeiauto steht vor dem Eingang – verlassen. Also bin ich rein, um nach meinen Männern zu suchen. – In der Mitte des Parks habe ich sie schließlich entdeckt, doch sie waren nicht ansprechbar…“ „Sind sie verletzt?“ „Soweit ich das beurteilen kann, nicht, nein. Dennoch haben sie Ewigkeiten nicht auf mich reagiert. Als ich doch endlich ihre Aufmerksamkeit hatte, haben sie versucht, mich anzugreifen. Sie waren völlig neben sich. – Fast so, als würde sie jemand fernsteuern oder dergleichen. Ich habe den Rückzug angetreten und sie im Park eingeschlossen. Da mir das Ganze doch sehr seltsam vorkommt, habe ich dich gerufen, anstatt den Rest meiner Leute zusammenzutrommeln und womöglich das Gleiche mit ihnen zu erleben. Immerhin muss es sich ja nicht um ein Monster handeln. Es kann ja auch ein anderer Schurke sein, der da seine Hände im Spiel und sie vielleicht irgendwie unter Drogen oder so gesetzt hat. Schließlich sind Joker und Riddler nicht die einzigen, die gerade fröhlich durch die Stadt tingeln, wohl aber die einzigen, die einen Babysitter dabei haben…“ „Ich denke, das war die richtige Entscheidung…“, setzt Bruce zuversichtlich an und ignoriert dabei aber bewusst die letzte Äußerung, da er sich ganz sicher nicht als Babysitter für die anderen beiden Männer sieht. „Klingt schon wieder nach Zombies, meiste nicht auch, Ed?“, lacht der Grünhaarige seinen Ex-Gefährten über den Rückspiegel fast schon boshaft an. Für ihn besteht schon kein Zweifel mehr, dass es ein Monster sein muss, das dafür verantwortlich ist. Der Rest der Schurken hält sich seit den Angriffen letztes Jahr immer noch eher bedeckt und versucht, weitgehend jede Aufmerksamkeit zu vermeiden, selbst wenn einige von ihnen gerade außerhalb von Arkham unterwegs sind und finstere Pläne schmieden. Abgesehen von Joker selbst mit seinen Bomben. Zumal die wenigsten von ihnen so durchgeknallt oder leichtsinnig wären und sich Polizeibeamte als Opfer aussuchen würden, wenn es sich nur irgendwie vermeiden lässt. „Oh, bitte, verschone mich mit dergleichen Vorstellungen!“, zischt der Brünette verkrampft. „Hört mit dem Unfug auf!“, platzt Batman dazwischen, doch Gordon hat ihre Worte selbstverständlich auch gehört und empfindet sie gar nicht als so dumm, wie es Bruce vielleicht meint. „Zombies? Wie kommt ihr denn auf so einen Mist?“, fragt er dennoch. „Tja, Jimbo, weil Eddie hier schiss vor Zombies hat und er schon gestern der Meinung war, da würde einer aus der Friedhofserde kriechen und nach seinem fetten Hirn gieren.“, amüsiert sich der Clown weiterhin. „Das sah doch auch ganz genauso aus, verflucht noch mal!“, giftet Nigma zurück. „In dem Fall muss ich Riddler wohl zustimmen, wenn ich an euren vorläufigen Bericht und den des Nachtwächters denke. Erst recht die Bilder deiner Helmkamera, Batman. Und meine Männer wirken tatsächlich fast wie Zombies, doch sie sind eindeutig nicht tot – oder eher untot oder was auch immer…“ „Sind sie bewaffnet?“, fragt Edward nun vorsichtig. „Logischer Weise ja, da sie ja im Dienst sind, aber sie haben stattdessen ihre bloßen Hände gegen mich eingesetzt. Sonst würde ich hier vielleicht nicht mehr mit euch reden können. Fredrickson ist einer von ihnen. Der dürfte euch beiden sicher was sagen. Der andere heißt Michaels und ist erst seit ein paar Wochen bei uns.“ Bei der Erwähnung des ersten Namens zuckt Joker kaum merklich zusammen und greift sich unbewusst an den rechten Oberarm. Dort befindet sich die Narbe einer alten Schussverletzung. Und auch in den grünen Augen seines Ex-Gefährten leuchtet unglückliches Wiedererkennen auf. „Hach, der gute Freddie! Der Lucky Luke unter den Bullen von Gotham…“, kommt es nicht so fröhlich von dem Jüngsten. „Eddie oder Freddie, bei einem Duell wäre es echt schwer, zu sagen, wer von euch beiden besser schießen kann…“ Missgünstig verzieht Riddler bei diesem Vergleich das Gesicht, doch der Grünhaarige hat da mal wieder recht. Wenn es irgendjemanden in Gotham gibt, der ihm beim Schießen wirklich das Wasser reichen kann, dann Andrew Fredrickson. Schon während seiner Ausbildung zum Polizisten hat er in der Akademie sämtliche Preise auf dem Schießstand abgeräumt und seine Kollegen verdammt alt aussehen lassen, und dass hat sich bis heute kein bisschen geändert… Mehr oder weniger gelassen hört sich Gordon alles an, was die beiden Schurken zu sagen haben. Irgendwo tief hinten in seinen Gedanken freut es ihn sogar, dass es doch tatsächlich jemanden bei der – oftmals fragwürdigen – Polizei von Gotham zu geben scheint, den diese zwei Spinner nicht auslachen würden und der ihnen im Ernstfall sogar gefährlich werden könnte. „In fünf Minuten sind wir am Park.“, erhebt Bruce nun wieder die Stimme und trennt dann die Funkverbindung, ohne auf ein weiteres Wort von der anderen Seite zu warten. Wo sich James gerade so halbwegs gelassen gefühlt und sogar ruhig und sachlich mit diesen beiden Irren gesprochen hat, wird ihm jetzt wieder schlagartig flau im Magen. Nahezu hilflos versucht er, sich mit dem Gedanken anzufreunden, gleich womöglich Seite an Seite mit ihnen kämpfen zu müssen, anstatt ihnen eine Kugel in den verqueren Schädel zu jagen und der Welt damit eine endlose Last von den Schultern zu nehmen… Das schreit ja geradezu nach einer Zigarette! Mit nicht ganz ruhiger Hand zieht er daher die Schachtel aus seinem Trenchcoat und zündet sich eine an. Tief inhaliert er den würzigen Rauch und versucht, seine Ruhe irgendwie wiederzufinden… 2 Norris freut sich wie ein Kind unterm Weihnachtsbaum. Er hat zwar nicht damit gerechnet, dass hier plötzlich zwei Cops auftauchen würden, aber im Endeffekt ist das vielleicht sogar ein Glückstreffer. Sein Monster – oder sollte er diesmal lieber sagen seine Monster? – haben sie in ihren Bann gezogen, und nun sind sie nichts weiter als willenlose Marionetten! Einfach nur herrlich. Somit kann er sich etwas zurücklehnen und auf die eigentlichen Hauptakteure warten. Doug war sich nämlich nicht ganz sicher, ob es ihm zu hundert Prozent gelungen war, die ganze Macht seines Wesens zu erzeugen und diese dann auch eins zu eins mit zu kopieren, als er es vervielfältigt hat. Allein ist sein Monster diesmal nämlich völlig nutzlos, das geht nur mit Teamwork. Das war wohl das härteste Stück Arbeit, das er bisher zu erledigen hatte. Doch allem Anschein nach hat alles bestens funktioniert. Und verständlicher Weise hatte er auch nicht den Drang, dergleichen an sich selbst auszuprobieren. Sonst würde er hier wohl auch nicht mehr sitzen… Vor Kurzem tauchte auch dieser nervige Gordon auf. Seine süßen Monster hatten sich da aber schon wieder versteckt und ihren Marionetten die Schlacht überlassen. Auch wenn es keine richtige Schlacht oder auch nur ein Handgemenge gab – leider. Dennoch weiß der Commissioner natürlich nicht, womit er es eigentlich zu tun hat, und dass ist auch sehr gut so. Leider haben ihn die beiden Bullen entwischen lassen. Zu schade aber auch, doch was soll man da schon machen? Für einen langsam in die Jahre gekommenen, wie ein Schlot qualmender Stadtbulle ist er noch recht flink zu Fuß. Doch immerhin sah Gordon aus, als hätte er die Hosen bis ganz oben hin voll! Allein der Anblick war schon all die Mühe wert! Und daher steht es für Norris auch außer Frage, dass James seinen Kumpel Batman irgendwie benachrichtigt hat und dieser jeden Moment mit seinen beiden Spinnern hier aufschlagen wird. Zumindest hat der Alte lange genug in sein Funkgerät gequatscht. Und dann wird ihr Schicksal sehr schnell besiegelt sein! Diesmal wird ihnen niemand helfen können! 3 Der Mond hängt wie das halbgeschlossene Auge einer frischen Leiche über dem Grant Park, doch da sind genug Laternen, die diese gruselige Verstellung wenigstens etwas vertreiben. Dennoch wirkt das Grünareal nicht sonderlich einladend, so still und verlassen, wie es sich ausbreitet – und was dort womöglich lauern mag… Mit einem leichten Kopfschütteln versucht Gordon, diesen Gedanken von sich zu schieben, und macht einen weiteren Zug an seiner schon fast aufgerauchten Zigarette. Ein schweres Seufzen verlässt seinen Mund und nimmt den Rauch in einer dichten Wolke mit sich hinaus. Dann allerdings vernimmt er ein vertrautes Geräusch in der Ferne und sein Herz beginnt in freudiger Erwartung schneller zu schlagen. Schon eine Minute später stoppt das Batmobil neben ihm am Straßenrand. Mit dem Anflug eines Lächelns lässt er den praktisch nicht vorhandenen Rest seiner Kippe zu Boden fallen, löscht die Glut mit dem Hacken und nähert sich dann dem imposanten Wagen. Die erste Tür, die sich öffnet, ist allerdings die auf der Beifahrerseite. Irritiert bleibt James stehen und starrt darauf, während das Lächeln auf seinen Lippen allmählich gefriert. Dann steigt der Joker aus und strahlt über das ganze Gesicht, woraufhin sich das Herz des Commissioners so krampfhaft zusammenzieht, dass ihm fast die Luft wegbleibt. Erst eine Sekunde später fällt ihm wieder ein, dass Batman ja diesmal nicht allein ist und auch keines seiner quirligen Vögelchen bei sich hat. An diesen Gedanken wird er sich wohl niemals gewöhnen können – und dass nicht einmal, obwohl er sich ja gerade noch mit den beiden Schurken unterhalten hat. Es ist einfach nur zu skurril, um wahr zu sein… „Jimbo, Herzchen! Lange nicht gesehen!“, flötet der Clown begeistert und tritt mit ausgebreiteten Armen an ihn heran, als wolle er ihn doch allen Ernstes umarmen oder dergleichen. Dem ist nicht wirklich so, er sieht es einfach nur zu gern, wie sich der Ältere erschreckt. Instinktiv verzieht der Rothaarige das Gesicht und tritt einen Schritt zurück. „Komm mir ja nicht zu nahe, du Irrer!“, zischt er sein Gegenüber an und knirscht leise mit den Zähnen. Innerlich hofft er inständig, dass er damit jetzt nichts Falsches gesagt hat, da Jokers Stimmung sehr schnell ins Gegenteil umschlagen kann, wenn er sich von der falschen Person zurückgewiesen fühlt. Im Allgemeinen hat er auch noch einen besonderen Narren an Gordon gefressen, was den Umgang mit ihm nicht gerade leichter macht. Und wer weiß schon, ob selbst Batman im Ernstfall schnell genug reagieren kann… Doch im Moment scheint es den Grünhaarigen nicht so sonderlich zu kümmern. Er grinst nur und tritt mit beschwichtigend erhobenen Händen selbst einen Schritt zurück, ehe sich Jim vielleicht veranlasst fühlt, die Waffe auf ihn zu richten, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Nun gesellen sich auch die beiden anderen zu ihnen. Riddler sieht jedoch davon ab, eine ähnliche Nummer wie sein Ex-Gefährte abzuziehen, es wäre schlichtweg auch nicht seine Art. Er nickt dem Commissioner daher nur schweigend und mit ernster Miene zu. Dieser sieht ihn an und erwidert den Gruß – wenn man dergleichen denn so bezeichnen mag – so dezent, dass es eigentlich gar nicht zu sehen ist und wendet sich dann augenblicklich an den Maskierten Rächer. „Noch ist alles friedlich…“, meint er knapp und blickt sich etwas unbehaglich zum Park hin um. „Umso besser. Je schneller wir Ihren Männern helfen können, bevor irgendein Monster auftaucht, desto besser. Wir müssen sie aus dem Park schaffen, bevor etwas passiert und wir womöglich nicht mehr für ihre Unversehrtheit garantieren können…“, brummt der Mitternachtsdetektiv. 4 Nach einer kurzen Lagebesprechung machen sich die Helden bereit, den Park zu betreten. Gordon wird erst einmal draußen warten und aufpassen, dass niemand sonst den eigentlich schon geschlossenen Park betritt. Über Funk sind sie aber alle miteinander verbunden, falls die Hilfe des Rothaarigen doch erforderlich sein sollte. „Viel Glück…“, meint James noch, als die Drei das Grünareal betreten. Erstaunlich ernst wendet sich Joker zu ihm herum. „Weißt du, Gordi, Glück ist eigentlich nur ein schlechter Witz.“ „Was soll das denn jetzt wieder heißen?“, fragt der Ältere verwirrt, woraufhin der Clown nur wieder zu grinsen beginnt. „Naja, selbst Glück ist nur Pech, das sich mal die Haare gekämmt hat und einen auf nett macht, nur um einem dann noch mehr in den Arsch zu treten.“ Verstimmt verzieht der Commissioner erneut das Gesicht, sagt dazu aber nichts mehr, ohrfeigt sich innerlich nur selbst, überhaupt darauf eingegangen zu sein. Aus Erfahrung weiß er schließlich nur zu gut, dass es nie eine sinnvolle Idee ist, auf Jokers Blödsinn einzugehen – selbst, wenn er tatsächlich recht haben sollte – und womöglich eine Diskussion mit ihm anzufangen, bei der man selbst in jedem Fall nur das Nachsehen haben kann. Der durchgeknallte Bengel hat einfach einen viel zu langen Atem bei dergleichen. Das übernimmt Riddler jedoch an seiner Stelle. „Die Neigung zum Absondern von Blödsinn ist manchen Männern einfach angeboren…“, seufzt er genervt und verdreht theatralisch die Augen über dem Unfug den Jüngsten. Finster funkelt ihn sein Ex-Gefährte daraufhin an. „Wie war das gerade?“ „Du hast mich schon verstanden. Deine sinnfreie Äußerung war mal wieder keineswegs hilfreich.“ „Ach ja? Das war ja auch keine Äußerung, sondern eine handfeste Tatsache, Freundchen!“, knurrt Joker schon fast, was Nigma leicht zusammenzucken lässt. Die Stimmung der beiden scheint heute angespannter als in den letzten Tagen zu sein. Daher ist wohl Vorsicht geboten. „Hört endlich mit dem Unsinn auf, und zwar alle beide!“, maßregelt sie der Ritter erneut und tritt zwischen sie. Beleidigt wenden die Schurken daraufhin gleichzeitig den Blick voneinander ab und ziehen ihres Weges – mit so viel Abstand zwischen einander, wie es auf dem schmalen Weg des Parks eben geht. Mit einem lautlosen Seufzen wendet sich Batman kurz zu Gordon herum. Der Ältere erwidert seinen Blick durchaus mitfühlend. Allerdings hat der Ausdruck in seinen braunen Augen auch etwas Mahnendes, vorsichtig im Umgang mit diesen unberechenbaren Spinnern zu sein; und etwas, das vielleicht an Schadenfreude erinnern könnte. Frei nach dem Motto: Dergleichen war doch wohl offensichtlich, doch du wolltest ja nicht hören und denkst, dass du mal wieder alles immer im Griff hast, nur weil du hier Batman spielst. Bruce betrachtet James noch einen Moment, dann wendet er sich wieder herum und folgt den beiden Schurken in den Park. 5 Etwa in der Mitte des Parks versammeln sich die ungleichen Helden und blicken sich leicht verloren um. Von den beiden Polizisten ist nichts zu sehen – von einem möglichen Monster noch weniger. „Weiß einer von euch, wie Fredrickson mit Vornamen heißt?“, fragt Wayne schließlich, da er noch nicht so viel mit ihm zu tun hatte, um dergleichen Information aus erster Hand zu haben. Und nach Gordons Andeutung und den darauffolgenden Reaktionen seiner ungewollten Partner, schließt er, dass diese die Antwort darauf sicher haben dürften. „Andi.“, kommt es ohne Nachdenken vom Joker. „Andrew Sebastian.“, ist Edwards ebenso sichere und schnelle Antwort. Mit erhobener Augenbraue mustert ihn der Grünhaarige. „Und was noch?“, fragt er scherzhaft. „Oh, ähm, geboren am 16. Juni 1991 in Lansing, Michigan. Alter 36 Jahre. Größe 1,92 Meter. Gewicht 86 kg. Seit sieben Jahren mit Mary Stuart aus Odessa, Texas verheiratet. Zwei Kinder, Peter Jackson, 5 Jahre alt und Lisa Luise, 3 Jahre alt. Linkshänder, wobei er allerdings ausschließlich mit rechts schießt. Er…“ „Es reicht, Nigma!“, unterbricht ihn Bruce schließlich barsch. „Oh, Entschuldigung…“, erwidert der Brünette und schlägt leicht verlegen die Augen nieder. „Sag mal, hast du sein Dating-Profil gelesen, oder was?“, kommt es nun verwundert von dem Grünhaarigen, begleitet von einem breiten Grinsen. „Natürlich nicht! Doch ich bin immer gern über meine Gegner informiert, wie du sicher weißt. Erst recht, um im Ernstfall ein Druckmittel gegen sie zu haben.“, erwidert der Rätselmeister selbstgerecht. „Sag bloß, du kennst auch die Größe seiner Unterwäsche.“, kichert der Verrückte nun äußerst anzüglich. „Mit Sicherheit nicht!“, faucht Ed zurück, wird dabei aber so rot um die Nase, als wüsste er dergleichen vielleicht irgendwie dann doch… „Hört endlich auf damit, verdammt! – Was weißt du über den anderen Polizisten?“, platzt Batman Zähne knirschend dazwischen. „Micheals? Nichts, fürchte ich. Gordon meinte ja, er wäre erst seit kurzem bei ihnen, und ich hatte in letzter Zeit andere Dinge im Kopf, als die Bewerbungsprofile der Cops zu studieren, wie du dir vielleicht vorstellen kannst.“ Mit verkniffener Miene nickt der Rächer und wendet sich an Joker. „Sorry, Darling, keinen Schimmer. Solang ich keinen von denen als Geisel oder so hatte, weiß ich da nicht so viel wie Eddie hier. Und im Allgemeinen reicht mir da auch der Name, um meinen Spaß zu haben. Die meisten von denen sind ja nicht solche Super-Typen wie Freddie, auf den man immer ein Auge haben muss.“ Seufzend brummt der Schwarzhaarige in sich hinein und drückt dann den Funkknopf in seiner Maske, um mit Gordon sprechen zu können. „Hören Sie mich, Jim?“ „Laut und deutlich.“ „Können Sie mir den Vornamen von Micheals nennen?“ „Oh, warte, lass mich kurz nachdenken. – Sam müsste es gewesen sein. Ja, genau, Sam Micheals.“ „Danke, wir melden uns wieder.“ Etwas verdutzt zuckt James mit den Schultern, als wieder nur Stille aus dem Mikro kommt. 6 Mit freudiger Erwartung betrachtet Norris, wie Batman mit seinen zwei durchgeknallten Schergen den Park betritt. Die Drei wirken etwas unsicher, vermutlich weil nichts und niemand zu sehen ist. Das gefällt dem ehemaligen Wissenschaftler. Seine Monster und deren Marionetten halten sich noch versteckt. Doch das wird sich bald ändern. Im Moment beraten sich diese Trottel erst mal wieder. Allerdings ist sich Doug diesmal sicher, dass sie mit Gordon sprechen. Von seinem Versteck aus kann er sowohl den Commissioner als auch die selbsternannten Helden beobachten. Hören kann er leider wie immer nichts. Das ist äußerst frustrierend, lässt sich aber nicht so schnell ändern. Doch was sollte der Bulle ihnen schon erzählen, was Doug nicht schon gesehen hat? In solchen Augenblicken wünscht er sich allerdings, er könnte immer noch der Goatman sein. Dann könnte er zumindest versuchen, in die Gedanken dieser Trottel einzudringen, um herauszufinden, was und mit wem sie sich da ständig unterhalten. Oder womöglich sogar den Commissioner übernehmen! Doch das ist leider nicht mehr möglich. Der Goatman ist Geschichte, und es ist ihm nicht gelungen, noch einmal ein solches Wesen zu erschaffen, obwohl er es mehrfach versuchte, nachdem er seine jetzige Generation Monster vollendet hatte. Und selbst wenn es ihm gelingen würde, könnte er es nicht schaffen, noch einmal so eine Verschmelzung mit dem Wesen fertigzubringen. Im schlimmsten Fall würde er dabei sterben und alles wäre aus. Dergleichen Zufall kann man schlichtweg nicht nachstellen. Der Ausgang wäre unvorhersehbar… Also muss er sich halt damit begnügen, dass er nicht weiß, was sie sprechen. Vielleicht findet er irgendwann eine Lösung dafür, doch bis dahin hat er hier erst einmal genug zu sehen. Daher lasset den Kampf endlich beginnen! 7 Als hätten sie Dougs unausgesprochenen Wunsch gehört, treten nun auf einmal die beiden Polizisten aus dem Schatten heraus. Schon auf den ersten Blick steht für Batman fest, dass etwas mit ihnen nicht stimmt. Ihre Augen wirken glasig, fast teilnahmslos. Ihr Schritt ist eher schlurfend, sodass auch Bruce unweigerlich an Zombies denken muss. So ein Unfug sollte definitiv schnell wieder aufhören, dass ist ja furchtbar! Irgendwann sehen sie überall nur noch Gespenster – oder eben Zombies. Doch er spricht diesen Gedanken nicht aus, um Edward nicht wieder nervös zu machen. Ein Blick zur Seite verrät ihm aber, dass der Rätselmeister ohne Probleme selbst auf dergleichen Vorstellungen gekommen ist und nervös einen Schritt zurücktritt. Versucht tröstlich sieht Wayne ihn an, allerdings schwimmen die grünen Augen schon wieder in beginnender Panik. Dennoch ist da auch ein Funken Entschlossenheit, das Ganze irgendwie durchzustehen, um eines Tages endlich davon befreit zu sein und wieder ein normales Leben führen zu können. So normal, wie es für einen ehemaligen Schurken eben geht. Joker muss sich der Maskierte hingegen gar nicht erst ansehen, der ist wie immer schon ganz wild auf einen Kampf und grinst voller Erwartung übers ganze Gesicht. Das Grinsen hält jedoch nur einen Moment, dann ertönt Edwards Stimme. „Da, seht mal!“, meint er überrascht und deutet auf die Bäume ganz in der Nähe. Sie bilden eine fast kreisrunde Lichtung, auf der sich Leute bei schönem Wetter gern zum Picknick treffen. Dem Zentrum dieses Kreises ist ein Licht entsprungen, ganz ähnlich wie beim Erscheinen des Draugr gestern Nacht. Heute schiebt sich allerdings keine verfaulte Leiche aus dem Boden, die ihnen nach dem Leben trachtet. Dem Lichtkreis entsteigen dafür nun aber auf nahezu magische Weise ein paar Frauen. Insgesamt sind es fünf, die jetzt ihrerseits einen Kreis bilden, sich wie Kinder an den Händen halten und dann zu tanzen beginnen. Verwundert betrachten die drei Helden das Schauspiel und sind sich nicht sicher, was sie davon halten sollen. In ihren Augen wirken diese scheinbaren Jungfrauen nicht gerade wie Monster. Zudem sind es so viele, dass es schwerfällt, sich dergleichen vorzustellen. Könnte das Ganze also vielleicht eine Art Halluzination sein? Ein Trugbild, das das echte Monster erschaffen hat, um sie abzulenken? Oder womöglich doch eine Art Droge in der Luft? Wenn ja, spürt Joker nichts davon. Andererseits ist er auch unter normalen Umständen nicht sonderlich empfänglich für dergleichen, durch die lange Arbeit mit solchen Stoffen weitgehend immun gegen so gut wie alles. Um ihn zu erreichen, müsste das Ganze schon eine überaus tödliche Dosis haben, damit er überhaupt etwas merkt. Doch dem ist sicher nicht so, sonst würde hier niemand mehr stehen. „In was für ein komisches Sektentreffen sind wir denn hier geraten?“, scherzt er daher. Als er sich nach seinen beiden Partnern umsieht, vergeht ihm der Spaß aber ganz schnell wieder. Bruce und Ed wirken abwesend. „Äh, Leute?“ Keine Reaktion. Die beiden starren nur unentwegt auf diese Frauen dort drüben. Wie ferngesteuert bewegen sie sich nun auf die tanzende Gruppe zu, die beiden Polizisten tun es ihnen gleich. „Was soll das denn werden? Bleibt hier!“, entkommt es dem Clown, während er nach Nigmas Ärmel zu greifen versucht. Doch der Brünette geht einfach weiter und reißt sich ohne große Mühe von ihm los – merkt nicht einmal, wie sein Ärmel ein reißendes Wehklagen von sich gibt. Mit fassungslosem Nichtbegreifen sieht der Grünhaarige nun mit an, wie die vier Männer in den Kreis der fünf Frauen treten. Mit offenen Armen werden sie von ihnen empfangen. Schnell finden sich Pärchen zusammen und dann tanzen sie alle gemeinsam. Joker klappt der Mund auf. Das Ganze wirkt ausgelassen und sorglos, wie beim Tanz in den Mai oder dergleichen. Doch der Verrückte muss nicht eins und eins zusammenzählen, um zu wissen, dass das hier eher der Tanz ins Verderben wird! Doch warum erliegt er nicht diesem Drang, dieser Magie oder was auch immer es sein mag? Was unterscheidet ihn von den anderen? Joker zweifelt daran, dass es irgendeine Art Droge in der Luft sein könnte. Das hätte sich sicher anders geäußert und länger zum Einwirken gebraucht, selbst über die Atmung. Allerdings ist er sich auch unsicher, ob er diese Frauen nun als Monster interpretieren soll oder doch als eine Art Trugbild. Wenn er sich das alles aber so betrachtet, wirkt es viel zu echt für ein Trugbild. Diese Frauen sind definitiv hier und körperlich, keine Geister oder so etwas. Dennoch müssen sie nicht das gesuchte Monster sein. Womöglich aber seine Handlanger? Könnte es aber vielleicht sein, dass das Monster ihn absichtlich verschont hat? Oh, ihm brummt schon der Kopf von solchen Überlegungen! Also braucht er Hilfe. Dummerweise hatte Batman seine Helmkamera noch nicht eingeschaltet, um Alfred zu rufen. Daher muss es Joker wohl irgendwie mündlich hinbekommen. Womöglich reicht eine Beschreibung dieser Weiber ja aus, um im Ernstfall das dahinterstehende Monster zu finden? Einen Versuch ist es in jedem Fall wert, und etwas anderes bleibt ihm im Moment wohl auch nicht übrig. Immerhin tanzen sie da alle nur irre rum und keiner will hier irgendwem ans Leder. Somit sollte er die Zeit nutzen. Wer weiß, was demnächst passiert…? 8 Hach, welch ein Anblick! Sieh sich nur einer an, wie geistlos die ach so großen Helden dieser Stadt nun in der Gegend herumglotzen! Als wären sie totale Schwachmaten! Doug könnte sich kugeln vor Lachen. Endlich scheint sich seine harte Arbeit ausgezahlt zu haben. Diesmal werden sie ihm nicht entkommen! Nun setzen sie sich in Bewegung und beginnen ihren verhängnisvollen Tanz… Doch warte mal… Irgendetwas stimmt da wieder nicht… Der selten dämliche Clown scheint sich der Magie seiner Jungfrauen doch allen Ernstes zu entziehen!? Aber wieso, um Gottes willen? Norris begreift es nicht. Der Bengel bleibt davon vollkommen unberührt, steht nur da und versteht nicht, was mit den anderen los ist. Dann jedoch trifft ihn die Erkenntnis so hart, wie ein geballter Faustschlag gegen den Kopf: Der grünhaarige Irre ist stockschwul! Dergleichen hatte er letztes Jahr ja schon festgestellt, als er als Goatman die Gedanken des Jokers gelesen hatte. Allerdings hätte er nicht vermutet, dass so etwas einen Einfluss auf die Macht seiner Monster haben könnte. Doch allem Anschein nach ist es wohl so. Die Magie spricht daher wohl nicht den Urinstinkt des Menschen an, sondern seine selbstgewählte derzeitige Ausrichtung, wenn man das mal so sagen kann. Verfluchter Mist aber auch! Wer hätte auch auf dergleichen kommen können? Na schön, dass lässt sich jetzt nicht ändern, und schimpfen hilft da leider auch kein bisschen, sonst wäre die Welt sicher eine viel bessere. Immerhin hat es die anderen beiden voll erwischt, und ohne ihre Hilfe wird sich der Clown wohl kaum behaupten können. Wenn er nicht gar völlig daran verzweifelt, mit anzusehen, was gleich passieren wird. Die Damen werden kurzen Prozess mit Batman und Riddler machen, von den beiden Polizisten ganz zu schweigen. Und anschließend wird es ihnen ganz sicher auch ohne Zauberei gelingen, den Burschen um die Ecke zu bringen. Schließlich sind sie in der Überzahl und weit gefährlicher, als man es vermuten würde. Was ist der Joker denn noch, wenn sein Lover und sein bester Feind vor seinen Augen ermordet werden? Ja, das klingt doch schon viel besser. Also tief durchatmen und erst einmal keinen Kopf darum machen. Lieber die Show genießen! 9 Einen Moment betrachtet sich Joker noch seine, allem Anschein nach, durchgeknallten Kollegen, wie sie da so ausgelassen mit diesen Weibern tanzen. Angewidert verzieht er das Gesicht. Es gefällt ihm ganz und gar nicht, Edward so zu sehen. Ein richtiggehend rotglühender Schürhaken aus Eifersucht sticht auf sein Herz ein. Scheiß drauf, ob ihre Beziehung gerade Probleme hat oder nicht, Ed sollte dergleichen nicht tun und dabei auch noch gucken, als hätte er sich die Hosen schon bis oben hin vollgespritzt! Der Grünhaarige muss sich also schnell etwas einfallen lassen, ehe das Ganze vielleicht noch weiter ausartet, was er sich gar nicht vorstellen will. Daher betätigt er nun die Ruftaste an dem kleinen Funkknopf in seinem Ohr. „Alfred, kannst du mich hören?“ „Laut und deutlich, junger Herr.“, entgegnet der Butler, leicht verwundert, dass es seine Stimme statt der von Batman ist. „Okay, die schlechte Nachricht zuerst. Batsy und Ed hat es irgendwie erwischt…“ „Oh, sind sie verletzt?“ „Nee, noch nicht zumindest. Doch sie stehen unter einer Art Zauber oder irgendetwas. Sie sind nicht ansprechbar und irgendwie willenlos…“ „Hm, das klingt nicht so gut. Und Sie hat dieser Zauber verschont, Master Joker?“ „Ja, irgendwie schon, und ich vermute, dass es was damit zu tun hat, dass ich auf Kerle stehe.“ „Wie kommen Sie denn auf dergleichen Theorie?“ „Tja, unser Monster, zumindest denke ich, dass es das Monster ist – oder vielmehr die Monster – sind ein paar nackte Weiber, die nur einmal mit den Wimpern geklimpert haben und schwups war das Hirn der beiden auch schon verschwunden. Und jetzt tanzen sie hier mit den Mädels herum, als wollten sie den Frühling einläuten oder so einen Mist.“, erläutert der Jüngere und verdreht dabei genervt die Augen. Am anderen Ende bleibt es eine ganze Weile still, sodass Joker schon fürchtet, dass die Verbindung abgebrochen sein könnte. „Alfred?“ „Ich bin noch da, und das klingt ja wirklich äußerst merkwürdig…“ „Wem sagst du das? Der Anblick ist echt verstörend. Ich fürchte aber, ich kann dir kein Bild liefern, ohne Batsy womöglich den Kopf abreißen zu müssen. Falls ich überhaupt die Möglichkeit hätte, so nah an ihn heranzukommen, ohne eine Revolte auszulösen. Also müssen wir das irgendwie mündlich hinbekommen…“ „Ich denke, das wird schon irgendwie gehen. Es hilft mir in jedem Fall schon einmal, dass Sie mir sagen können, dass es sich bei den Monstern augenscheinlich um weibliche Wesen handelt. Können Sie sie mir näher beschreiben?“ „Du kannst da auch nach Geschlechtern suchen?“ „Ja, das geht. Männlich, weiblich und unbestimmter Natur. Zudem menschenähnliche und tierische Wesen oder auch hier undefinierbare Gestalten.“ „Was es nicht alles gibt! Okay, es sind fünf, falls das eine Rolle spielt. Und sie sehen alle gleich aus, soweit ich das beurteilen kann. – Wie schon gesagt, sind sie nackt…“ „Ganz nackt?“ „Ja, noch nackter, und ich könnte sehen, ob es vielleicht wirklich noch Jungfrauen sind. Doch das will ich mir gar nicht so genau vorstellen. Aber sie sind auch haarlos, abgesehen von den Haaren auf dem Kopf und im Gesicht, wenn du verstehst, was ich meine. Wie 12-jährige Mädchen, was sie aber nicht sind. Aber irgendwie scheinen sie nicht ganz da zu sein, fast so wie Geister. Aber nicht ganz durchsichtig, schwer zu beschreiben…“ „Ich verstehe, denke ich. – Bitte fahren Sie fort.“ „Gut, ähm, sie haben lange, dunkelblonde Haare. Reichen ihnen bis weit auf den Rücken. Sie sind etwa 1,70 m groß, würde ich sagen. Vermutlich an die 65 kg schwer, falls man das bei ihrer seltsamen Anwesenheit überhaupt sagen kann. Vom Körperbau sind sie etwas altertümlicher gehalten.“ „Was genau meinen Sie damit?“ „Naja, sie sind nicht die Hungerharken, die die Weiber heutzutage sein wollen. Als dick würde ich sie jetzt auch nicht bezeichnen, eher leicht vollschlank, gut genährt, wenn man so will. Mehr so mittelalterliche Formen halt. Sehr breite Hüften, stramme Schenkel. Der Busen natürlich und groß gehalten. Ich würde sagen, mindestens 90 C. Dabei straff und jugendlich. Ihr Alter, wenn man das so sagen kann, scheint mir bei höchstens 25 zu liegen, eher jünger.“ „Also ich muss schon sagen, junger Herr, für jemanden, der sich ausschließlich zu anderen Männern hingezogen fühlt, scheinen Sie mir ein sehr gutes Auge für Frauen zu haben.“ Joker gibt ein leicht verächtliches Kichern von sich. „Hast du schon mal den Spruch gehört: Der beste Freund einer jeder Frau ist ein schwuler Mann?“ „Ich denke, dem ist so.“ „Tja, da ist manchmal sogar was Wahres dran. Auch wenn ich es nicht hören will, haben Frauen oftmals das Bedürfnis sich bei mir wegen anderen Kerlen oder dergleichen auszuweinen. Besonders Kitty hat öfter mal das Verlangen danach über Batsy zu jammern und da bin ich dann scheinbar ihre erste Wahl. Vermutlich, weil ich auch so meine liebe Mühe mit ihm hab und mich nach seiner Aufmerksamkeit sehne, wie sie es tut, nur eben auf eine andere Weise, wenn du verstehst. Man könnte uns schon fast als Busenfreundinnen bezeichnen, wenn es darum geht. In dem Zuge hab ich schon mehr von ihr gesehen und gehört als mir lieb ist, und kann das daher wohl ganz gut einschätzen. Manche Frauen scheinen sämtliche Hemmungen zu verlieren, wenn sie einen schwulen Kerl vor sich haben.“ „Interessant. Gibt es sonst noch etwas zu diesen Wesen anzumerken?“ „Ich – denke nicht. Sie tanzen halt schon die ganze Zeit, mehr nicht.“ „In Ordnung. Ich denke, dann habe ich vielleicht schon das richtige Wesen gefunden.“ „Echt? So schnell?“ „Durchaus. Ihre Beschreibung war sehr detailliert und ich konnte während unseres Gesprächs gleichzeitig danach suchen.“ „Na, wenn das kein Lob verdient!“ „Warten Sie mit dergleichen lieber bis zum Ende des Kampfes. – Wenn mich nicht alles täuscht, müsste es sich bei diesen Damen um Wilen handeln. Die Wila ist ein weiblicher Naturgeist der slawischen Mythologie. Wilen werden als Gruppenwesen beschrieben. In den Volkserzählungen sind Wilen schöne Mädchen mit durchsichtigem Körper und langen Haaren. Ihre Tanzplätze befinden sich in den Wäldern, sie zu betreten gilt als gefährlich. Den Menschen gegenüber sind sie meist wohlgesinnt, auch Hochzeiten zwischen einer Wila und einem Menschen kommen in den Erzählungen vor. Sie rächen sich aber für Beleidigungen und können auch Menschen verwirren und vom Weg abführen. Im slowakischen Volksglauben sind Wilen hingegen Wiedergängerinnen: Bräute, die vor der Hochzeit gestorben sind und im Grab keine Ruhe finden. Mit ihnen zu tanzen ist für einen jungen Mann lebensgefährlich…“ „Na, wenn sich das mal nicht spaßig anhört. – Vielleicht ein kleiner Tipp, was ich jetzt tun sollte?“ „Ich fürchte, damit kann ich nicht dienen. Doch ich werde noch ein paar andere Quellen diesbezüglich befragen. Womöglich lässt sich dann etwas derartiges finden? Wenn dem so ist, melde ich mich wieder.“ „Danke, war zumindest schon mal eine Hilfe. Wie sagt Batsy immer so schön: Einen Namen für etwas zu haben, kann schon sehr hilfreich sein. Mal sehen, was ich mit dem Rest anstelle…“ 10 Wie es scheint, ist diese unbekannte Person auch wieder mit von der Partie. Zumindest faselt dieser selten dämliche Clown schon seit einer Ewigkeit mit jemandem. Und allem Anschein nach ist es diesmal nicht Gordon. Der steht nämlich immer noch wie bestellt und nicht abgeholt an der Straße vor dem Park und pafft eine Kippe nach der anderen weg, als warte er darauf, dass seine Frau ein Kind zur Welt bringt. Langsam scheint der Bengel sein Gespräch zu beenden. Zu Norris Freude wirkt er aber recht unbeholfen. Womöglich hat er diesmal nicht so viele Informationen erhalten, wie er gehofft hatte? So eine Wila zu besiegen ist schon eine Kunst. Und Doug selbst musste viele Stunden nach einer Lösung dafür suchen, auch wenn es ihn nicht sonderlich kümmert, wie dergleichen möglich sein könnte. Dennoch ist es auch gut zu wissen, wie es klappt, um herauszufinden, ob diese Trottel auf denselben Pfad kommen. Oder einfach nur, um seine Kreation nicht aus Versehen selbst zu zerstören, was in diesem Fall nur allzu leicht hätte passieren können. Eine unachtsame Berührung würde nämlich schon ausreichen, um sie zu vernichten… Augenscheinlich ist das diesmal wohl eher nicht der Fall, dass eine Lösung parat liegt. Zumindest dürfte die entsprechende Person ziemlich lange danach suchen müssen. Mit etwas Glück haben die Wilen dann schon Hackfleisch aus allen hier gemacht! Dennoch sollte er den Clown nicht unterschätzen. Der kommt manchmal auf ziemlich ausgefallene Ideen, erst recht, wenn sein allseits unbeliebtes Temperament mal wieder mit ihm durchgeht. Die Lösung des Ganzen ist nämlich viel einfacher, als man es sich vielleicht vorstellen mag, sie zu finden ist hingegen sehr schwer. Doch der Zufall kann einem bekanntlich schon mal leicht in die Hände spielen. Also warten wir den Ausgang des Ganzen ab… 11 Joker hat sich kaum von Alfred verabschiedet, da beenden die Wilen und ihre Marionetten ihren Tanz. Die vier Männer wirken weiterhin abwesend, nahezu geistlos und regen sich nicht weiter. Die jungen Frauen hingegen bemerken scheinbar erst jetzt, dass da noch jemand ist, der ihrem Zauber aus unerfindlichen Gründen widerstehen konnte. Diese Tatsache schürt die Wut in ihnen. Ganz plötzlich sind sie nicht mehr schön anzusehen. Wild kreischen sie auf und verzerren die ebenmäßigen Gesichter, sodass sie nun mehr wie Hexen aussehen. Dadurch regen sich auch die Männer, als hätten sie diesen tobenden Laut wie einen Befehl verstanden. Langsam setzen sie einen Schritt vor den anderen und nähern sich so dem Clown. „Oh, je…“, seufzt dieser. Was soll er jetzt nur machen? Viele Möglichkeiten bleiben ihm wohl nicht. Eher nur zwei: Kämpfen oder flüchten. Und Flüchten dürfte da wohl eher nur eine vorübergehende Lösung sein, und sie gehört auch so gar nicht zu Jokers Art. Die Monster müssen besiegt werden, um diesem Spuk ein Ende zu bereiten und die dahinterstehende Person zur Strecke bringen zu können, so viel steht fest. Allerdings weiß er beim besten Willen nicht, wie er das anstellen soll. Zudem muss er vorsichtig sein, wenn er gegen die kontrollierten Männer antritt. Schließlich sind die Hälfte davon seine Mitstreiter, sie sollte er also lieber nicht zu sehr ausknocken, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt. Doch außer Gefecht setzen wird er sie zwangsläufig müssen, damit er überhaupt an diese Weiber herankommt. Aber gegen vier Männer gleichzeitig antreten, ist selbst für Joker eine Herausforderung, erst recht, wenn er sie nicht umbringen will, beziehungsweise darf. Von daher wäre noch ein bisschen Hilfe vielleicht nicht schlecht? Ohne die sich nähernden Männer aus den Augen zu lassen, läuft er ganz langsam rückwärts und drückt dabei den Sendeknopf auf dem kleinen Kommunikator, der ihn mit Gordon verbinden wird. „Was gibt es?“, meldet sich der Commissioner tatkräftig, als in seinem Funkgerät ein Summen ertönt. „Jimbo-Herzchen!“, flötet die Stimme des Grünhaarigen daraufhin viel zu laut in sein Ohr. Unweigerlich gleitet ein kalter Schauer seinen Rücken hinab, hatte er doch damit gerechnet, dass es Batman sein würde, der sich bei ihm meldet, und nicht dieser gestörte Clown. „Joker? Was ist los?“, fragt er daher etwas gepresst und versucht, sich dabei die Verwünschungen zu verkneifen, die er diesem Bengel liebend gern an den Kopf werfen würde. „Tja, Herzchen, ich fürchte, ich könnte hier deine Hilfe gebrauchen…“ Die Stimme des Jüngeren klingt leicht gehetzt und zudem höchst aufmerksam. Das gefällt Gordon nicht. Irgendetwas muss da schiefgelaufen sein… „Was soll das heißen, du brauchst meine Hilfe? Was ist mit Batman und dem Riddler?“ „Nun ja, die beiden haben das Team gewechselt und spielen jetzt gegen mich. Irgendwie werden sie von den Monstern kontrolliert, so wie deine Männer. Und daher denke ich nicht, dass ich das mal eben so locker allein hinbekomme, ohne zu viel bleibenden Schaden anzurichten…“ „Habe ich das richtig verstanden? Monster als Mehrzahl?“ „Jupp, es sind fünf. Oder genauer gesagt: Ein Monster in fünffacher Ausführung.“ „Scheiße…“, entkommt es Jim mit brüchiger Stimme. So was hat ihm gerade noch gefehlt. „Hahaha, das kannst du wohl laut sagen, Herzchen. – Bevor du herkommst, aber noch eine Frage…“ „Und die wäre?“, will der Ältere überaus skeptisch wissen. Es klingt irgendwie so, als hätte dieser Clown wieder irgendetwas Verrücktes vor und er darf mal wieder dafür herhalten. Womöglich lügt er sogar und da drüben liegen lauter Leichen und er soll der nächste auf der Abschussliste werden! Zutrauen würde er es diesem Spinner in jedem Fall. Wäre auch nicht das erste Mal in seiner gestörten Karriere als selbsternannter Prinz des Verbrechens. Aber wenn dem tatsächlich so ist, hat er es verdammt schnell und verdammt leise gemacht. Gordon hat praktisch keinen Mucks gehört und es ist nur ein paar Minuten her, seit die Drei den Park betreten haben, und dass passt so gar nicht zum Joker. Bei ihm muss alles in einem unübersehbaren Spektakel enden, das man am besten noch am anderen Ende der Stadt hören kann. Ein Blutbad epischen Ausmaßes, am besten auf einer großen Leinwand, damit auch jeder ungewollt an SEINEM Spaß teilhaben kann. Also sagt er vielleicht ja doch die Wahrheit? Allerdings stellt sich ihm dann die Frage, was er als – zugegebenermaßen – etwas in die Jahre gekommener Polizist hier ausrichten soll, wenn scheinbar sogar Batman von diesen Monstern irgendwie ausgeschaltet wurde… „Hast du eine Sonnenbrille bei dir?“, erwidert der Grünhaarige schlicht. Einen Moment herrscht Schweigen, dann folgt ein leises Rascheln. „Augenblick – ja, hier ist sie. Doch was soll ich damit mitten im Dunkeln?“ Nun wächst seine Skepsis wieder. Das klingt alles einfach nur zu verrückt… „Hey! Kommt mir nicht zu nahe, sonst setzt es was…!“ „Joker…?“, faucht Gordon ins Mikro, als habe er kurz vergessen, mit wem er da eigentlich redet. Seine Geduld nähert sich schon jetzt ihrem Ende, und die ist bei diesem Spinner nie sehr groß. „Ja, ich bin hier, doch unsere Freunde rücken mir langsam etwas zu sehr auf den Pelz, also hör schnell zu. – Bei den Monstern handelt es sich augenscheinlich um nackte Frauen…“ „Wie bitte…?“ „Du hast mich schon verstanden, Herzchen. Unterbrich mich nicht, sonst muss ich Sammy die Fresse polieren!“ „Okay, schon gut…“, brummt Jim in sich hinein. Das ist alles ein sehr schlechter Albtraum… „Wenn ich das richtig sehe, dann bezirzen diese Weiber Männer, um sie zu kontrollieren und vermutlich auch zu töten. Dafür genügt ein einziger Blick in die Augen des armen Idioten und weg ist sein Hirn. Wenn du also die Sonnenbrille aufsetzt, können sie dir bei dieser Dunkelheit nicht in die Augen sehen und du müsstest verschont bleiben.“ „Klingt fast schon logisch. Doch warum haben sie dich nicht in ihrer Gewalt?“ In seinen Ohren klingt das alles ganz und gar nicht logisch oder auch nur vernünftig, doch das kann er dem Clown wohl nicht sagen, ohne den Bogen zu überspannen oder sich noch mehr Unsinn von ihm anhören zu müssen. Von der Tatsache, dass seiner Männer dann zu leiden haben, ganz zu schweigen. Andererseits hat sich die Stimme des Grünhaarigen noch nie so ernsthaft und glaubwürdig wie in diesem Moment angehört… „Was soll ich dazu sagen? Es ist allem Anschein nach nicht wie bei Ivys Pheromonen, die den Sexualinstinkt des Menschen ansprechen und somit auch mich einfangen können, wenn ich es zulasse, dass sie mich damit erwischt. Die Wilas – nee, das war falsch, es heißt Wilen, wenn ich mich recht erinnere – hingegen scheinen das einzig und allein über den Blickkontakt zu machen und damit den Istzustand anzusprechen. Also das, was du dir in deinem Kopf zusammenreimst, worauf die stehst. Da ich ja vom anderen Ufer bin, wirkt es bei mir nicht, was sie gerade auch festgestellt haben und mir daher die Jungs auf den Hals hetzen wollen…“ „Woher weißt du das bloß alles…?“ „Jimmy, weißt du, ich hab noch einen anderen Knopf im Ohr. Und über den hat mir einer von Batsys Kumpels ein paar Infos über diese Weiber besorgt. Den Rest konnte ich schlichtweg beobachten.“ „Du willst mir sicher nicht sagen, was das für ein Kumpel ist, oder?“, kommt es fast schon zuckersüß von Gordon. „Herzchen, wenn ich das wüsste, wäre vieles sicher sehr viel einfacher. Aber dann wüsste ich vermutlich auch, wer unser sexy Fledermäuschen ist und hätte den Spieß längst umgedreht. Nur weil wir gerade zusammenarbeiten, heißt das leider nicht, dass wir Best Buddys sind und er mir seine Lieblingseissorte verrät.“, lügt Joker äußerst gekonnt und behält die Erdbeer-Sahne im Moment noch für sich. Gordon seufzt schwer, reibt sich die Augen und versucht dann wieder, sich zu konzentrieren. „…Was ist, wenn deine Theorie nicht stimmt und die Sonnenbrille nichts bringt…?“ „Tja, Herzchen, dann hab ich ein Problem mehr. Aber falls ich dir eine runterhauen muss, werde ich sanft sein!“, kichert Joker äußert anzüglich, weshalb es Gordon wieder kalt den Rücken hinabläuft. „Eine andere Wahl habe ich wohl nicht, wie?“ „Ich fürchte nicht. Du kannst selbstverständlich auch da stehen bleiben und weiter Löcher in deine Lunge brennen. Doch wenn die mich zu Boden ringen, werden sie sicher den Park verlassen und im Rest der Stadt weitermachen wollen, bis hier nur noch hirnlose, vorzugsweise männliche Zombies rumlaufen und auf ihren Einsatz als Mittagessen für diese Grazien warten. Deine Entscheidung, Jimmy.“ Gordon gibt ein Schnauben von sich. „Schön, ich komm jetzt rein…“ Er wartet keine Antwort mehr ab, tauscht dafür seine Brille gegen die Sonnengläser aus, zieht seine Pistole und betritt dann langsam den Park. 12 Durch die Sonnenbrille etwas zu erkennen, ist in der Dunkelheit wirklich nicht einfach. Einzig die verstreuten Laternen lassen sich zweifelsfrei identifizieren und das, was sich genau darunter befindet. Daher braucht Gordon eine ganze Weile, bis er den Joker entdeckt. Der Clown steht inzwischen mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt da, während sich Jims Männer, Batman und Riddler um ihn scharen wie ein billiger Schlägertrupp in einem noch billigeren Teenie-Film. Halbherzig hebt der Grünhaarige nun den Fuß und schupst Michaels damit von sich weg, ehe dieser nach ihm grabschen kann. Der Mann landet unbeholfen auf dem Rücken und bewegt sich mit erschreckender Langsamkeit wieder auf die Füße. Es sieht so sehr nach einem Zombie aus, dass der Commissioner hart schlucken muss. Zumindest geben sie nicht auch noch irgendwelche Laute von sich, was das Ganze noch aufputschen würde. Sie sind dagegen erschreckend schweigsam. Sam hat nicht mal gegrunzt, als ihn der nackte Fuß traf und er zu Boden ging. Fast so, als wäre er ein Roboter… Er kann dem Verrückten ansehen, dass er nur ungern handgreiflich werden will, obwohl ihm das sonst keine Sorgen bereitet und er nichts lieber macht, als sich mit Batman oder sonst wem zu prügeln. Doch jetzt ist es etwas ganz Anderes und daher zögert er sichtbar, was Jim immerhin ein kleines bisschen ein besseres Gefühl gibt. Es lässt den Jüngeren fast schon menschlich wirken. Gordon muss ihm daher irgendwie etwas Luft verschaffen, damit sie einen richtigen Plan entwickeln können. Sein Blick fällt auf seine Dienstwaffe, die er vorschriftsmäßig neben dem Ohr erhoben hält, um nicht versehentlich auf etwas zu schießen. Mit einem leisen Klicken entsichert er nun die Pistole und streckt den Arm hoch in die Luft. Der Warnschuss zerreißt die Totenstille des Parks mit schrecklicher Ernsthaftigkeit und lässt sie alle zusammenschrecken. Augenblicklich wenden sich die kontrollierten Männer ihm zu und setzen sich wieder in Bewegung. In einem Bogen beginnt Jim, langsam rückwärts vor ihnen davon zu laufen. Sein Weg wird ihn dann zu Joker bringen. Vorher jedoch entdeckt er die Frauen zwischen den Bäumen. Überrascht starrt er sie an. Der Clown beißt sich bangend auf die Unterlippe. „Heilige Scheiße…“, gibt James atemlos von sich und der Irre entspannt sich daraufhin merklich. „Scheint ja, als hätte meine Idee funktioniert, Jimbo.“ „Scheint so. Zumindest fühle ich mich nicht anders als vorher. – Und was machen wir jetzt? Wir können ihnen ja nicht für den Rest der Nacht aus dem Weg gehen…“ Ihm gefällt die Tatsache ganz und gar nicht, mit dem Clown zusammenarbeiten zu müssen, doch er sieht sehr gut, dass ihm nichts anderes übrigbleibt. Von daher muss er sich jetzt zusammenreißen und das irgendwie durchstehen. Der Bengel kann durchaus vernünftig sein, wenn er den richtigen Anreiz hat, was hier wohl der Fall sein dürfte. Schließlich war er sogar bereit, letztes Jahr in Black Gate zu helfen, und dass will schon was heißen. Keiner von den Irren will jemals freiwillig da hin, wo sich ganz gewöhnlich Kriminelle tummeln. Also wird sich Jim einfach daran klammern und hoffen, dass er und seine Männer die Nacht heil überstehen. „Da hast du recht. Aber ich bin mir nicht sicher, wie man sie besiegen kann oder auch nur, ob es uns gelingt, unsere Freunde von ihrem Bann loszubekommen, solange diese Weiber noch atmen. – Wenn sie dergleichen denn tun. Aber ich fürchte, wir müssen die anderen K.O. schlagen, damit wir überhaupt an diese Weibsbilder rankommen…“ „Sieht mir auch so aus. Naja, wird schon irgendwie gehen, erst recht, wenn sie keine Waffen gegen uns einsetzen.“ „Ja, das ist definitiv ein Vorteil für uns. Wie willst du es haben, Herzchen? Willst du deinen Leuten eins runterhauen und ich meinen oder nehmen wir uns einen nach dem anderen vor und entscheiden spontan, wer zuschlagen darf?“ „Gott, ich kann nicht glauben, dass ich so ein Gespräch überhaupt mit dir führe und wir mehr oder weniger zusammenarbeiten. Das kommt mir so unwirklich vor…“, spricht er seine Bedenken dann doch einmal aus, damit Joker es vielleicht nachvollziehen kann. Das hier ist nichts Alltägliches für Gordon. „Geht mehr ähnlich. Ist irgendwie noch merkwürdiger als mit der Griesgram-Fledermaus zu arbeiten.“ „Glaube ich gern. Aber wenn du nichts dagegen hast, würde ich es vermeiden wollen, irgendwem eine runterzuhauen. Das ist doch eher deine Methode…“ „Zu freundlich. Okay, dann versuch sie beisammenzuhalten, damit ich mir immer einen nach dem anderen rauspicken kann. Am besten deine Männer zuerst, die gehen wohl schneller zu Boden.“ „Einverstanden…“ Es klingt nicht sehr zuversichtlich und es stört ihn, sich bei all dem auf den Joker verlassen zu müssen. Aber eine andere Wahl haben sie einfach nicht. Doch er kann ja vielleicht dafür sorgen, dass dieser durchgeknallte Clown die Drecksarbeit macht und er ihn im Auge behalten kann. Falls er völlig ausflippt, kann James das Ganze vielleicht als Notwehr bezeichnen und ihm doch noch eine Kugel ins verquere Hirn jagen, damit es endlich ein Ende hat… 13 Während sich James weiterhin rückwärts durch den Park bewegt und die Aufmerksamkeit der kontrollierten Männer auf sich lenkt, schleicht sich Joker derweilen von hinten an Fredrickson heran. Kräftig greift er nun mit der Hand in das Rückenstück des Polizeihemdes und zerrt den Beamten ruckartig einen Meter zurück. Wie von ihm gehofft, wendet Andrew seine Aufmerksamkeit jetzt ihm zu. Schwerfällig dreht er sich zu dem Clown herum und setzt sich dann mit ausgestreckten Armen wieder in Bewegung. Joker tritt ein paar Schritte nach hinten, um genug Abstand zu Gordon und den anderen zu bekommen und dann huscht er blitzschnell hinter den Polizisten. Ehe der andere Mann in seiner merkwürdigen Langsamkeit reagieren kann, schlägt ihm der Grünhaarige mit voller Wucht die geballte Faust in den Nacken. Diesmal entkommt Andi ein Laut. Er klingt überrascht und irgendwie erstickt. Dann geht er ungelenk und seltsam mechanisch zu Boden, als wäre er nur ein Roboter, dem man den Strom abgestellt hätte. Gordon verzieht bei dem Anblick leicht das Gesicht und ist froh, dass ihn der Schlag nicht getroffen hat. Es sah überaus schmerzhaft und kraftvoll aus – mehr, als vermutlich nötig gewesen wäre… Seine Leute werden nach heute Nacht mit Sicherheit ganz schön Kopfschmerzen haben, und das auch noch, ohne überhaupt zu wissen, was passiert ist. Aber dieses Nichtwissen ist vermutlich ein echter Segen. Schnell wendet der Rothaarige wieder den Blick ab und konzentriert sich weiterhin auf seine Aufgabe. Nicht, dass hier noch etwas schiefläuft, weil er sie aus den Augen lässt. Allerdings entgeht ihm nicht, dass sich Joker schon wieder wie ein hungriger Tiger anschleicht, und in seinem irren Blick liegt eine Dunkelheit, die vor gehässiger Freude, richtiggehender Blutgier, zu triefen scheint. Das kann nicht gut sein. Der Bengel steigert sich da viel zu schnell in etwas hinein, das er womöglich nicht lange kontrollieren kann. Jim sollte also lieber auf alles gefasst sein… Ein anderer Mann, dasselbe Spiel. Auch Michaels dreht sich zu Joker herum. Als sich der Verrückte in seinen Rücken begeben will, packt Sam allerdings seinen Ärmel und klammert sich daran fest. Das blassgeschminkte Gesicht verzeiht sich einen Moment verächtlich, dann teilt ein durchtriebenes Grinsen die rotbemalten Lippen. Joker packt mit der Hand, dessen Arm Sam festhält, nun den Arm des Beamten. Die zweite Hand kommt dazu und schon einen Moment später fliegt Michaels in hohem Bogen über die Schulter des Prinzen hinweg und landet mit einem widerlich-dumpfem Geräusch mit dem Rücken auf dem Gras. Sein Kopf schlägt dabei hart auf eine hervorstehende Wurzel, was auch ihm dann das Licht auspustet. Der Clown lacht gehässig auf. „Oh, ich glaub, da war was falsch, aber ich hab’s nicht so mit Händeschütteln! Nimm’s nicht zu tragisch, Kumpel, wir versuch’s später einfach noch mal!“ Gordons Rücken überläuft ein merkliches Zittern. Das war wirklich ziemlich mies. Hoffentlich hat der arme Kerl jetzt keine Gehirnerschütterung oder dergleichen… James sollte aber in jedem Fall einen Krankenwagen rufen, sobald sich die Situation halbwegs entschärft hat. Nun sind allerdings noch der Riddler und Batman übrig, und dass heißt, dass dieser Spinner jetzt die Samthandschuhe ausziehen wird – falls er dergleichen überhaupt besitzt… Zuerst wendet sich der Grünhaarige dem Rätselmeister zu, was vermutlich die beste Idee ist, Batman ist hier die härteste Nuss, erst recht mit seinem Kostüm. Edward macht seinem Ex-Gefährten aber einen Strich durch die Rechnung, denn er wendet sich schon herum, ehe Joker nach ihm greifen kann. Und so langsam wie die Polizisten scheint er auch nicht zu sein, auch wenn seine Bewegungen abgehakt und etwas unkoordiniert wirken. Überrascht bleibt Joker stehen, und in diesem Moment schließen sich auch schon die Hände des Brünetten um seinen Hals und drücken zu! Gordon würde ihm ja helfen, doch Batman scheint der Meinung zu sein, auch etwas vom Clown abhaben zu wollen, weshalb Jim alle Mühe hat, die Fledermaus bei sich zu behalten, ohne sich gleich selbst eine einzufangen. Nun beginnen Ed und Joker ihr Tänzchen. Sie drehen sich langsam um die eigene Achse, wie zwei angeschlagene Boxer in einem unsichtbaren Ring, während der Griff des Älteren immer fester wird und der Jüngere ihn loszuwerden versucht. In seinen braunen Augen liegt ein Zögern, das James nicht ganz begreifen kann. Es wirkt fast so, als wolle er dem anderen nicht wehtun. Schließlich schafft er es, sich von dem Rätselmeister zu befreien und schupst ihn kräftig von sich weg. Ed knallt dabei mit dem Rücken gegen einen Baum und geht dann auf die Knie. Dabei wird sichtbar, dass er eigentlich gegen einen abgebrochenen Ast gefallen ist. Ein Stück seines Jacketts hängt nun an der scharfkantigen Borke und langsam tränkt Blut den Rücken seines Hemdes darunter. Abermals dieser merkwürdige Blick in den Augen des Verbrechers, als hätte er nun Schuldgefühle. Langsam nähert er sich dem am Boden Knienden. Dieser hebt den Kopf und blickt ihn ausdruckslos an, will schon wieder nach ihm greifen. Mit trauriger Miene reicht Joker ihm die Hand, als wolle er ihm aufhelfen, und zerrt ihn dabei auch tatsächlich wieder auf die Füße. Ed umklammert seine Hand wie ein Schraubstock und bohrt ihm die kurzen Nägel ins Fleisch, bis es schmerzt und halbmondförmige Abdrücke entstehen. „Sorry, mein Hübscher…“, flüstert sein Ex-Gefährte. Einen Moment später dreht er seinem Gegenüber die Hand, die ihn hält, auf den Rücken, ähnlich wie beim Polizeigriff, und legt ihm die andere Hand von hinten um den Hals. Nigma beginnt zu zappeln und gibt dabei ein seltsames Brummen von sich, so als würde Joker eher einem wilden Tier versuchen wollen, die Luft abzudrücken. Vorsichtig verstärkt er daher seinen Griff, bis das Geräusch verstummt und der Körper in seinen Händen zu erschlaffen beginnt. Nahezu sanft geht Joker mit ihm gemeinsam in die Knie und lehnt ihn dann gegen den Baum, der ihm den Rücken zerkratzt hat. Schweigend mustert er ihn einen Augenblick. „Äh, Joker…“, ertönt dann allerdings die atemlose Stimme des Commissioners. Als der Angesprochene zu ihm blickt, sieht er, dass Batman ihn völlig in die Enge getrieben hat. James steht mit dem Rücken gegen einen Baum und umklammert nahezu panisch seine Dienstwaffe. Unschöner Weise macht Bruce das Gleiche, sodass sie wie zwei Kinder wirken, die sich um ein Spielzeug streiten. Wenn nichts passiert, wird sich jeden Moment ein Schuss bei diesem Handgemenge lösen, und da sie sich sehr nahe stehen, wird unweigerlich einer von ihnen getroffen werden. Daher muss sich der Verrückte schnell etwas einfallen lassen. „Kopf runter, Jimbo!“ „Was?“ „Duck dich!“, brüllt der Clown herüber und rennt in einem Bogen auf die beiden zu, sodass er neben Batman ankommen wird. Der Rothaarige hat zwar nicht die geringste Ahnung, was jetzt passieren könnte, doch er lässt widerwillig seine Waffe los, da er sie nicht aus dem eisernen Griff der Fledermaus befreien kann, und versucht, in die Knie zu gehen. Stattdessen landet er aber unbeholfen auf seinen vier Buchstaben. Mit einem Anflug von Verwirrung sieht Wayne zu ihm hinab. In diesem Moment taucht Joker neben ihm auf. Grazil wie ein Balletttänzer hebt er das Bein an und schwingt es in einem kraftvollen Bogen durch die Luft. Sein Hacken tritt den Dunklen Ritter mit voller Wucht am Hinterkopf, sodass er mit der Stirn hart gegen den Baumstamm donnert. Mit einem merkwürdigen Geräusch, als würde eine unter Druck stehende Maschine plötzlich Luft verlieren, geht Batman vor James in die Knie. Blut rinnt unter seiner Maske hervor und seine erschlaffenden Finger geben die Pistole wieder frei. Schwankend hockt er dort einen Augenblick, dann fällt er wie ein erschossenes Tier zur Seite und rührt sich nicht mehr. 14 Norris kann gut nachvollziehen, dass Gordon ständig das Gesicht verzieht. Ihn selbst überläuft auch ein Schauer nach dem anderen, wenn er sich das so betrachtet. Dieser Clown ist so was von brutal! Und dabei scheint er nicht gerade einen Unterschied zwischen den Polizisten und seinen Mitstreitern zu machen. Eher behandelt er die Bullen sanfter. Zumindest scheint es ihn zu schmerzen, dass sein Lover ungewollt etwas abbekommen hat, was er dann aber mit doppelter Energie an Batman auszulassen scheint. Diese Vier sind dann also erst einmal raus aus dem Spiel, bleiben aber immer noch die fünf Damen. Und diese sind jetzt ganz und gar nicht erfreut, dass ihre hübschen Marionetten nun weg sind. Also mal sehen, wie grob dieser Irre mit dem ach so schwachen Geschlecht umzugehen vermag… 15 Gordon hat es kaum geschafft, seine Waffe wieder an sich zu nehmen und halbwegs auf die Füße zu kommen, da vernehmen die beiden auch schon das zornige Kreischen der Wilen. Lautstark zeternd und mit wilden Gesten scheinen sie ihrer Wut in ihrer eigenen Sprache Luft zu machen. Nähertreten oder gar zu einer Art Angriff ansetzen, tun sie allerdings nicht. Ein irgendwie beruhigender Gedanke, doch vielleicht warten sie auch einfach nur darauf, dass die zwei Verbliebenen sie angreifen, um sie dann fertigzumachen? Oder aber in ihnen steckt so viel Weiblichkeit, dass sie sich nicht gegen Männer behaupten können oder gar wollen und womöglich sogar die Flucht ergreifen, wenn sich Gordon und Joker ihnen nähern? Ein verzwickter Gedanke, doch irgendetwas müssen sie tun, um dem Ganzen ein Ende zu bereiten. „Glaubst du, wir können bei denen denselben Trick anwenden?“, fragt Jim vorsichtig. „Frag mich was leichteres, Herzchen. Wir können es nur versuchen, auch wenn ich keine Ahnung hab, ob bei denen irgendwas nützt…“, merkt Joker an und verschwindet dann hinter einem Baum, damit die Biester hoffentlich Gordon ihre Aufmerksamkeit schenken. Der Ältere wirkt etwas überfordert. Die Weiber schimpfen immer noch vor sich hin und haben daher keinen Blick mehr für ihre beiden Gegner. James versucht es mit Worten, doch auch seine laut erhobene, jahrelang trainierte Polizeistimme kann sie nicht vom Meckern abbringen. Unweigerlich muss er daran denken, wie sich seine Mutter früher immer mit ihrer Schwester gestritten hat und nichts half, bis sein Großvater schließlich mit der flachen Hand auf den Tisch gehauen hat. Leicht zuckt der Commissioner mit den Schultern und richtet seine Waffe wieder in den Himmel, um einen weiteren Warnschuss abzugeben. Im ersten Moment ist er sich nicht sicher, ob er sie damit erreicht hat, doch dann zucken die Fünf in einer richtiggehend witzigen, gemeinschaftlichen Geste zusammen und blicken mit großen, erschrockenen Augen zu ihm hinüber. Scheinbar bemerken sie auch, dass hier jemand fehlt. Unverständlich vor sich hin brabbelnd, blicken sie sich nach dem Clown um, können ihn von ihrem Standpunkt aus aber nicht sehen. Allerdings scheinen sie aber auch nicht dazu bereit zu sein, ihren Platz zu verlassen, um sich womöglich Klarheit zu verschaffen. Sie bewegen sich nur ein paar Schritte auseinander, verharren sonst aber auf ihrer Lichtung. Womöglich können sie sie auch gar nicht verlassen? Wenn ja, wäre das ein Vorteil. James nähert sich ihnen jetzt langsam, damit sie ihn weiterhin im Auge behalten. Das gibt Joker die Möglichkeit, sich von hinten an sie heranzuschleichen. Eine der Wilen steht nahe genug an einem Baum, dass der Clown sie von dort ungesehen ergreifen kann. Wie ein stürmischer Liebhaber packt er sie von hinten und schlingt die Arme um sie. Das Wesen stößt daraufhin ein grelles Kreischen aus, das seine Panik und Überraschung verdeutlicht. Die restlichen Frauen wenden sich erschrocken um und weichen vor dem Eindringling in ihrem Kreis zurück. Verzweifelt scheinen sie sich zu beraten, wie und ob sie ihrer Freundin helfen sollen. Joker ist hingegen überrascht, wie wenig Kraft dieses Monster doch zu haben scheint. Hilflos zappelt es in seinem Griff, kann sich aber nicht befreien, ganz so, als hätte er wirklich nur eine ganz gewöhnliche Frau in seinen Armen. Das schürt seine Zuversicht und er hofft inständig, dass das Ganze nicht nur ein Trick ist. Was allerdings soll er jetzt machen? Er muss sie töten, ganz ohne Frage, aber wie? Vermutlich wird sie sich doch bald befreien können, wenn sie weiterhin so zappelt, daher muss ihm schnell etwas einfallen. Und in dem Fall ist Joker ganz sicher kein Gentleman, war es nie gewesen. Daher stößt er sie mit dem Gesicht voran gegen den nächsten Baum, ganz ähnlich wie bei Batman vorhin. Die Wila stößt dabei einen Schrei aus, der augenblicklich verstummt, als sie gegen die harte Rinde knallt und ihre zarte Nase mit einem widerlichen Laut bricht. Ihre Freundinnen kreischen erschrocken auf, rühren sich aber nicht weiter. Ungelenk geht das nackte Mädchen auf die Knie und sieht den Grünhaarigen mit in Tränen schwimmenden Augen an. Sie fühlt sich erstaunlich schwach von diesem Stoß, was eigentlich nicht sein kann. So etwas kann sie nicht töten oder auch nur schwer verletzten, trotz der Tatsache, dass ihr nun Blut über das Kinn läuft. Also muss es einen anderen Grund haben, dass ihr nun so komisch wird, sie ihr Ende spüren kann… Der blassgeschminkte Mann nähert sich ihr nun wieder, um sich erneut an ihr zu vergreifen, und dabei fällt ihr Blick auf seine geballte Faust. Eines ihrer langen Haare hat sich darin verfangen! Der Anblick ihres Todesurteils reicht aus, um ihr den letzten Stoß zu verpassen, der noch fehlt. Ehe Joker nahe genug an sie herankommt, um die Hand gegen sie zu erheben, verdrehen sich ihre Augen, bis nur noch der weiße Grund zu sehen ist, dann kippt sie auf die Seite und regt sich nicht mehr. Augenblicklich brechen ihre Mitstreiterinnen in Tränen aus. Verwundert stoppt der Verrückte und starrt auf die reglose Frau hinab. Einen Moment später beginnt ihr Körper zu glühen. Dann sieht es so aus, als würde sie in den Erdboden hinein sickern wie ein Schluck Wasser. Schließlich bleibt nichts von ihr übrig… „Was ist passiert?“, fragt der Commissioner irritiert. „Wenn ich das bloß wüsste. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie das bisschen Nasenbluten umgebracht hat…“ „Ich auch nicht, aber – ich glaube, sie hat deine Hand angestarrt, bevor sie umgefallen ist…“ Mit erhobener Augenbraue sieht ihn der Grünhaarige an. „Meine Hand?“ Langsam hebt er sie hoch und betrachtet die Faust, die er noch immer geballt hält. Ein seichter Wind streift seine Haut und er sieht das Haar, das zwischen seinen gekrampften Fingern eingeklemmt ist. Vorsichtig fischt er es heraus und hält es hoch, sodass sowohl Gordon als auch die Wilen es sehen können. Die Frauen fangen wieder an zu kreischen, dann glüht das einzelne Haar auf und verschwindet ebenfalls. 15 „Glaubst du…?“, setzt James an. „Finden wir es heraus.“, erwidert sein ungewollter Partner und kramt in seinen langen Ärmeln. Als er die Arme wieder sinken lässt, breitet sich ein Fächer aus Spielkarten in seiner Linken aus. Im Schein des Mondes, der wenigen Laternen in der Nähe und der irgendwie mystischen Aura, die diese Lichtung erhellt, glänzen die Karten bedrohlich. Auf den zweiten Blick wird Gordon klar, dass sie aus Metall bestehen müssen und messerscharf geschliffen zu seien scheinen. Dunkel kann er sich erinnern, eine dieser Karten vor Jahren schon mal an einem Tatort gefunden zu haben – getränkt im Blut eines Opfers, dem fast der ganze Kopf vom Rumpf abgetrennt war. Die Karte steckte tief in der noch triefenden Wunde, als James dort ankam… Unweigerlich muss sich Jim an den Hals fassen, als er diese Erinnerung in seinem Kopf findet. Auf Jokers Gesicht hingegen breitet sich ein abgrundtief irres Lächeln aus. Seine eigentlich braunen Augen wirken schwarz wie Teer und scheinen fast schon überzulaufen. Ehe die Wilen wissen, wie ihnen geschieht, hebt der verrückte Clown den Arm, spannt ihn an und wirft die Karten dann alle auf einmal auf sie zu. Was auch immer sie treffen, wird schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ein kleiner Ast wird so sauber abgetrennt, als wäre ein heißes Messer in Butter geglitten. Die Rinde eines anderen Baumes wird in einem beachtlichen Stück völlig glatt, wie die Schale einer Orange, vom Stamm abgeschält. Eine der nackten Frauen kann nicht schnell genug ausweichen. Ihr Finger wird von einer der Karten abgetrennt und landet im dunklen Gras. Eine zweite Wila wirft sich herum, um auszuweichen, und die scharfe Metallkante säbelt ihr eine dicke Strähne ihres Haares ab, als wäre dies der Beginn einer modischen Kurzhaarfrisur. Ihr Körper beginnt fast augenblicklich zu glühen, noch ehe sie ihre Bewegung vollendet hat, ist sie weg. „Mädels, ihr gefallt mir immer besser! Kratzen, beißen, Haare ziehen, so macht das Spaß!“, Joker kann sich vor ausgelassener Freude kaum halten. Gordons Mundwinkel zuckt nach oben. Wenn das Ganze so einfach zu sein scheint, muss er sich wohl keine Sorgen mehr machen. Daher entfernt er sich nun lieber und betrachtet sich den Zustand der anderen Männer. Soll dieser durchgeknallte Clown sich doch abreagieren so viel er will. 16 „So, Ladies, wer will als nächste?“, flötet Joker und lässt die Fingerknöchel knacken. Die drei verbliebenen Wilen drängen sich hilflos zusammen und versuchen schließlich, vor ihm zu flüchten. Allerdings können sie den Kreis trotz alledem nicht verlassen. Daher können sie ihrem Angreifer nicht sehr gut ausweichen. Als erstes erwischt es die Wila, deren Finger abgetrennt wurde. Fest krallen sich die Finger des Mannes in ihre wehenden Haare, zerren sie daran zurück und schleudern sie dann im Kreis herum, bis sich ein ganzes Büschel löst. Ihr glühender Körper verlässt diese Welt, ehe er irgendwo aufschlagen kann. Somit nur noch zwei. Sie zu erwischen wird schwieriger, da sie sich nicht mehr selbst so sehr im Weg sind. Aber das macht es noch viel spaßiger, sie wie ein paar aufgescheuchte Hühner durch die Gegend zu jagen! Während Joker also freudig lachend hinter ihnen her hetzt, kreischen die beiden sich praktisch die Seele aus dem Leib – sie wollen keineswegs so enden wie ihre Kolleginnen, aber ihnen bleiben kaum Möglichkeiten, um sich gegen diesen Irren zu wehren, der sich auch noch ihrem Zauber entzieht. Nun hechelt der Clown wie ein tollwütiger Hund, knurrt sogar ein bisschen und greift immer wieder nach ihnen, täuscht zumeist aber nur an, er könne sie erwischen. Im Augenblick macht ihm das Ganze einfach zu viel spaß, als dass er es schnell beenden möchte. Nach gefühlten fünf Minuten geht allen langsam die Puste aus, wobei der Grünhaarige schon erstaunt ist, dass diese Wesen so lange durchhalten, wo sie doch praktisch die ganze Zeit nur am Rumschreien sind. Gordon findet den Anblick mehr als verstörend, doch im Moment kann er nicht viel tun, als sich das Ganze anzusehen. Seine Kollegen sowie Riddler und Batman sind noch nicht wieder zu sich gekommen, scheinen soweit aber in Ordnung und nicht ernsthaft verletzt zu sein – soweit man das mit Batmans Maske beurteilen kann, aber zumindest fließt kein Blut mehr darunter hervor. Doch nun passiert das Unweigerliche: Eine der Wilen stolpert, als sie einen Haken schlagen will, und stürzt der Länge nach hin. Als sich ihre Kollegin zu ihr umwendet und ihr womöglich helfen will, ist Joker schon zur Stelle. Wie ein wildes Tier wirft er sich auf die am Boden liegende Frau und pinnt sie dort gewaltsam fest. Seine teerschwarzen Augen richten sich auf die letzte Wila, und allein sein Blick reicht aus, um ihr klarzumachen, dass sie hier nichts mehr tun kann. Ängstlich tritt sie ein paar Schritte zurück und scheint dann zu überlegen, wie sie selbst vielleicht doch noch entkommen könnte. Die Stimme ihres Schöpfers hallt in ihrem Kopf, sie solle alle hier töten, doch sie sieht sich nicht dazu im Stande, schon gar nicht ganz allein. Aber vielleicht kann sie wenigstens einen erledigen, vielleicht…? Während das Wesen verzweifelt nach einer Lösung sucht, hockt Joker auf dem Rücken der gefallenen Wila. Sie zappelt hilflos unter ihm, scheint nach ihrer Kollegin zu rufen oder nach wem auch immer, erhält aber keine Antwort. Dafür wühlt sich die Hand des Clowns nun in ihre Haare hinein. Im ersten Moment wirkt es richtiggehend zärtlich, als wäre er ihr Liebhaber und dies ein sinnliches Vorspiel. Die schlanken Finger tasten sich an ihrem Kopf entlang, als suchten sie nach etwas. Schließlich packen sie fest zu. Ihr entkommt ein Schmerzlaut, doch sie rührt sich nicht mehr. Sie weiß sehr gut, jede falsche Bewegung könnte bedeuten, dass sich eines ihrer Haare löst und damit ihr Schicksal besiegelt. Davon lässt sich der Grünhaarige aber nicht beirren, er will sich nur etwas abreagieren. Daher lässt er sie noch etwas im Unklaren, greift mal fester zu, dann lockert er seine Finger wieder. Als er den Blick hebt, um zu sehen, wie schockiert das Gesicht der letzten Wila doch ist, stellt er allerdings fest, dass sie nicht mehr auf der Lichtung ist! Wie ist das möglich? Er war fest davon ausgegangen, dass sie den Kreis nicht verlassen können und damit in der Falle sitzen. Doch irgendwie muss es ihr gelungen sein, vielleicht allein durch schiere Verzweiflung? Suchend schaut er sich um, doch sie scheint wie vom Erdboden verschwunden zu sein. Fragend wendet Joker den Blick zu Jim, doch dieser hat auch nicht gesehen, wo sie hin sein könnte, war gerade mit den Augen bei den anderen Männern, weil er dachte, dass sich dort etwas geregt haben könnte. So ein Mist aber auch! Das verhagelt dem Verrückten doch jetzt ziemlich die Laune. Aber wenn das alles so einfach wäre, dann hätten sie ja auch kein Problem, oder? Schade, dann muss er sein kleines Spielchen jetzt wohl vorzeitig beenden und nach diesem Biest suchen. Wenn er Glück hat, ist sie noch im Park und kann sich nicht allzu weit von ihrem Tanzplatz entfernen. Wenn nicht, dann ist die Kacke so richtig am Dampfen, wie es so schön heißt. Ohne weitere Verzögerungen zerrt er daher den Kopf der Wila unter sich nach oben, wobei er schon spürt, wie sich einzelne Haare lösen. Mit wütendem Knurren reißt er die Hand nun kräftig nach links und rechts, sodass es aussieht, als würde die Frau etwas heftig verneinen wollen. Sie schreit auf, und in diesem Moment knallt er ihren Kopf mit dem Gesicht voran kräftig auf den Boden. Sie verstummt, dafür beginnt ihr Körper nun zu glühen und sich aufzulösen. Einen Moment später landet Joker mit dem Hintern auf dem Gras, als wäre sie tatsächlich im Boden versunken. 17 Der Prinz ist noch nicht ganz wieder auf den Beinen, da vernimmt er die Stimme von Gordon. Es ist allerdings kein Wort, das er hört, vielmehr nur ein überraschter Laut. Als sich der Blick der noch immer schwarzen Augen hebt, sieht er die letzte Wila! Sie steht hinter dem Commissioner, hat den Arm um seinen Hals geschlungen und bohrt ihm die Spitze eines abgebrochenen Astes gegen die Schlagader. Das hat gerade noch gefehlt… Was soll er denn jetzt machen? Wenn er sich ihr nähert, dann wird sie unweigerlich zustechen und Gordon damit vermutlich töten. Aber wenn er nichts macht, wird sie sicher versuchen wollen, den Park zu verlassen und woanders Unheil anzurichten. Ein einziger armer Tropf reicht aus, um sich eine neue Armee von hirnlosen Zombies aufzubauen. Und allem Anschein nach möchte sie gleich hier damit beginnen und James dafür benutzen. Sie versteht vielleicht nicht, warum Joker ihrem Zauber widerstehen kann, aber sie hat durchaus kapiert, dass diese dunkle Brille der Grund dafür sein könnte, dass sie diesen Burschen hier bisher nicht kontrollieren kann. Daher beugt sie sich näher an sein Gesicht heran und angelt sie überaus geschickt mit den Lippen von seiner Nase. Blinzelnd starrt Jim zu Joker hinüber, dem der Mund offensteht. Nun säuselt ihm die Wila etwas ins Ohr. Vermutlich eine Art lockender Singsang, da sie wohl nicht der menschlichen Sprache mächtig ist. Aber was es auch sein mag, es bewirkt, dass James ihr ohne zu zögern das Gesicht zu wendet, sodass sie ihm ungehindert in die Augen schauen kann. Und schon ist es um den Commissioner geschehen! „Oh, fuck!“, entkommt es dem einzig verbliebenen Helden. Das Monster wirkt nun auch wieder erheblich sicherer, selbst ohne seine Schwestern. Es wird ihr zwar keineswegs gelingen, alle hier zu töten, doch wenigstens einer sollte doch drin sein, damit ihr Meister immerhin einen kleinen Sieg davontragen kann und sie alle nicht völlig umsonst gestorben sind. Nun setzt sich Jim in Bewegung und nähert sich dem Clown in dieser zombiegleichen Langsamkeit. Der Grünhaarige mag ihm so gar keine runterhauen wollen, doch was bleibt ihm schon anderes übrig? Wie zwei Boxer tanzen sie umeinander herum, während Joker sich überlegt, wie er es möglichst sanft machen kann und Gordon nach ihm zu langen versucht. Auf einmal stoppt Jim jedoch und starrt ihn nur geistlos an. Verwundert hebt Joker eine Augenbraue. Was ist nun wieder? Fragend wendet er seinen Blick der Wila zu, um herauszufinden, was sie womöglich ausheckt. Doch sie heckt gar nichts aus. Dafür ragt ihr nun eine Klinge aus der Brust! Auf den zweiten Blick erkennt Joker, dass es sich dabei um die Schneide im Stock seines Ex-Gefährten handelt. Edward ist wieder zu sich gekommen und hat sich die Braut vorgeknöpft! Allerdings lässt sich das Wesen dadurch nicht besiegen, obwohl sein Herz – falls es dergleichen denn überhaupt besitzt – durchbohrt wurde. Stattdessen kreischt es wütend auf, befreit sich mit einem widerlichen Rucken von der Klinge und wendet sich schnaubend nach dem Rätselmeister um. Das ist vermutlich Jokers einzige Chance! Ehe sich also die Blicke der beiden treffen und das Ganze von vorn beginnen könnte, hastet der Grünhaarige los. Im allerletzten Moment schnellt seine ausgestreckte Hand gegen den Hinterkopf der Frau und wuchtet sie damit gegen den Baum neben sich. Immer und immer wieder schlägt er ihr Gesicht dagegen, wirft ihr die übelsten Verwünschungen an den Kopf und kann einfach nicht mehr damit aufhören. Als ihr Körper zu glühen beginnt und sich schließlich auflöst, merkt er es gar nicht, bis seine geballte Faust schließlich gegen den Baumstamm donnert. Er gibt einen wütenden Schmerzlaut von sich und hält sich die Hand, knurrt unkontrolliert in sich hinein und holt dabei schnaufend Atem. Der Grünhaarige wirkt, als würde er jedem Moment vor Zorn explodieren und auf das Nächstbeste losgehen wollen, was das Pech hat, in seiner Nähe zu sein. Unsicher steht Ed neben ihm und weiß nicht so recht, was er tun soll. Hat schlichtweg nur Angst, dass er das Opfer dieses Zorns werden könnte. Ganz plötzlich lässt der Grünhaarige jedoch die Hände sinken. Sein Atem wird ruhiger. Als Joker den Kopf wieder hebt, hat ihn die mörderische Gefährlichkeit verlassen, nicht jedoch der Wahnsinn, und Nigma war selten so froh, dergleichen in diesen tiefen braunen Augen sehen zu können. Bevor er den Mund aufmachen und irgendetwas sagen kann, reißt ihn der Jüngere jedoch in seine Arme und drückt ihn fest an sich. Wenn es nach dem Brünetten ginge, würde er gern den Rest der Nacht so dastehen und den anderen Mann ebenfalls festhalten, doch das Ganze findet ein jähes Ende, als die Hand seines Ex-Gefährten aus Versehen die Wunde an seinem Rücken streift. Edward entkommt ein schmerzliches Geräusch und er zuckt merklich zusammen. Augenblicklich, und doch spürbar widerwillig, trennt sich der Verrückte von ihm. Und in diesem Moment erwachen auch langsam die anderen Männer um sie herum, weshalb es vielleicht so oder so eine gute Idee wäre, sich nun zu trennen. Daher stehen sie jetzt etwas verlegen nebeneinander und betrachten sich ihre Kollegen. 18 Völlig entnervt fährt sich Norris mit der Hand über das Gesicht. Es ist doch einfach nicht zu fassen! Seine wunderschönen Wilen sind vernichtet, und dass praktisch im Alleingang von diesem geistesgestörten schwulen Clown! So etwas kann man einfach nicht begreifen. Und wie viel Spaß er dabei zwischenzeitlich auch noch hatte! Einfach nur widerwärtig! Schön, es lässt sich nicht ändern, wie immer, doch das heißt noch lange nicht, dass sich Doug davon geschlagen gibt. Mit Sicherheit nicht! Er hat noch so einige Monster in der Hinterhand und irgendeinem davon wird es unzweifelhaft gelingen, diese Möchtegernhelden zu bezwingen! Naja, ein bisschen schmunzeln kann er zumindest doch noch. Denn nun sind auch die beiden Polizisten aufgewacht. Und das Erste, was ihnen einfällt, ist, den drei Spinnern die Waffen ins Gesicht zu halten. Wirklich zum Schießen! Schade, dass Gordon das Ganze unterbindet, auch wenn seine Untergebenen es nicht so wirklich verstehen wollen. Wie auch? Sie haben schließlich praktisch nichts mitbekommen und können sich sicher auch nicht an irgendwelche nackten, tanzenden Mädchen erinnern. Nun ziehen die Helden unter den wachsamen Augen der beiden Polizisten von dannen, während der Commissioner wohl einen Krankenwagen ruft. Seine Männer können sich kaum auf den Beinen halten. Daher wäre es angebracht, wenn sich auch Norris jetzt auf den Weg machen würde. Nicht, dass ihn noch jemand sieht und auf dumme Gedanken kommt. Doch er wird wiederkommen, und zwar schon sehr bald, verlasst euch drauf! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)