I take care of you von Feuchen ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Lass uns noch ein Eis essen, bevor wir zurückgehen.“ Die Stimme hallte leise zu ihm durch, ohne das er wirklich wusste, wieso er genau diese Stimme in der Masse der Menschen, die durch den Park lief, so genau erkennen konnte. Langsam zog er seine Cappie ein Stück nach vorne, während seine Augen die Menschen beobachteten, die an ihm vorbeiliefen. Tenn war sich ziemlich sicher, dass er wusste, dass er diese Stimme kannte, obwohl er sie seit Jahren nicht mehr so direkt gehört hatte. Er war sich außerdem sicher, dass er nicht wollte, dass ausgerechnet er ihn hier fand, weil er wusste, dass er dieser Person nichts vormachen oder sich vor ihm verstecken konnte. Er zog seine Jacke ein wenig um seinen Körper, sah von einer Seite zur anderen. Wenn nur Gaku endlich zurückkommen würde, damit sie hier verschwinden konnten. „Ich bin gleich zurück. Warte hier und überanstreng dich nicht, Tenn.“ Tenn war sich nicht sicher, wie lange er bereits wartete, aber es war gerade alles zu lang, wenn er hier weiter wartete und dabei riskierte, ihn zu treffen. Oder von ihm gesehen zu werden. Er schob eine seiner Haarsträhnen zur Seite, blinzelte, als er geradewegs zu der Person sah, die an ihm vorbeilief. Auffallende kurze, rote Haare, die ihm etwas ins Gesicht fielen, während sich in genau dem Moment die Augen des anderen auf ihn richteten. Tenn wusste, dass er keine Möglichkeit hatte, ihm zu entkommen, jetzt, wo sich diese roten Augen auf ihn gerichtet hatten. „... Tenn-nii“, hallte diese klare, überraschte, Stimme an seine Ohren, während Tenn nicht wusste, wie sehr er diesen Klang dieser Stimme, wie sehr er den Klang seines Namens in dieser Version, vermisst hatte. Dabei war das hier der falsche Zeitpunkt, dass er ihn sah. Er durfte nicht in Rikus Nähe sein. Er durfte nicht schwach sein, auch, wenn er sich gerade wünschte, dass er ihn einfach festhalten konnte. „Nanase-san, wer ist das?“, hallte eine weitere Stimme fragender an seine Ohren und Tenn war in dem Moment froh, dass er zumindest nicht von jemand völlig Fremden erkannt wurde. Auch, wenn er sich fragte, wer die Person war, mit der Riku, sein Riku, unterwegs war. „Das ist–“, fing Riku an, unterbrach sich selbst, schüttelte den Kopf, „... gehst du schonmal vor, Iori?“ „Was?“, kam es fragender von dem anderen, als Tenn bemerkte, wie dieser seine Augenbrauen zusammenzog, „du solltest nicht–“, „Keine Sorge, Iori! Ich komme gleich nach!“, sagte Riku so breit lächelnd, dass es dafür sorgte, dass Tenn einfach nur zu ihm sehen konnte. Auch, wenn dieses Lächeln eher diesem Iori gegolten hatte. Warum wurde er nur so schwach, wann immer er Riku lächeln sah? „Hmm ... na schön, wir sehen uns später“, murmelte Iori ein wenig grummelig, bevor er sich umdrehte und sie schließlich alleine ließ. Oder so alleine, wie sie mitten in einem Park sein konnten. Aber Tenn wusste auch, dass niemand wirklich Notiz von ihnen nahm. Niemand hatte ihn schließlich erkannt, außer Riku. Aber was erwartete er von seinem Zwillingsbruder, selbst wenn sie sich Jahre nicht gesehen hatten? „... Warum ist Tenn-nii hier draußen?“, flüsterte Riku nach einem Moment der Stille, nachdem er sich neben ihm auf die Bank gesetzt hatte. „Ich warte nur auf meinen Kameraden“, entgegnete Tenn, drehte seinen Kopf in eine andere Richtung, um nicht zu ihm zu sehen. „Tenn-nii gehört ins Bett, oder?“, fing Riku erneut an, eindeutig besorgter, kurz bevor er seine Hand gegen Tenns Wange lehnte und sich vorbeugte, so dass er ihm wieder entgegensehen konnte. „Riku ...“, murmelte Tenn etwas mehr, schluckte etwas. Warum musste er nur ausgerechnet Riku treffen? Er hatte den Tag bisher gut damit überstanden, dass niemand gemerkt hatte, dass er nicht ganz fit war. Okay, niemand außer Gaku, als sie von ihrem letzten Termin auf dem Rückweg gewesen waren. Aber bis dahin hatte selbst Gaku nichts gemerkt. Wieso musste er ausgerechnet Riku hier treffen, der ihn auch noch direkt erkannte? Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, spürte er, wie Riku ihn auf die Beine und vorwärts zog. „... Riku?“ „Schick deinem Kameraden eine Nachricht, dass du bei einem Freund bist. Ich kümmere mich um meinen Tenn-nii“, sagte Riku kurz darauf, drehte etwas seinen Kopf zur Seite und grinste ihn über die Schulter hinweg an, „das schulde ich Tenn-nii, oder?“ Tenn zuckte heftiger zusammen, als er wollte, während Rikus Satz in seinem Kopf widerhallte. Riku schuldete ihm absolut gar nichts, immerhin war er es doch gewesen, der ihn alleine gelassen hatte. Auch, wenn er es für Riku getan hatte. „Riku–“, „Ist doch besser, wenn niemand davon erfährt, oder?“, entgegnete Riku dann eine Spur leiser, während er weiterging und Tenn mit sich zog. Tenn war sich nicht sicher, was genau er noch erwidern sollte. Er wollte eigentlich nicht länger mit Riku zu tun haben, immerhin gehörte sein Zwillingsbruder seiner Vergangenheit an, als er noch Nanase hieß. Immerhin gehörte alles, was mit Riku zu tun hatte, einer Vergangenheit an, die er vor langer Zeit tief in seinem Inneren verschlossen hatte und hoffte, nie wieder nach vorne zu holen. Zusammen mit seinen verbotenen Gefühlen für seinen Zwillingsbruder, die er niemals nach außen bringen durfte. Erschrocken blinzelte er zu Riku, als er nur spürte, wie er von seinem Zwillingsbruder in die weichen Kissen gedrückt wurde. Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass sie scheinbar irgendwo angekommen waren. „Ziehst du dir alleine was Gemütlicheres an oder muss ich Tenn-nii helfen?“, fragte Riku daraufhin nach, bevor er ihm ein paar Sachen hinhielt. „Riku, was–“, blinzelte Tenn ihm entgegen, „mir geht es nicht so–“, „Tenn-nii kann vielleicht andere täuschen, aber nicht mich“, unterbrach Riku ihn, schmunzelte etwas mehr, „zieh dich um, schreib deinen Kameraden und ich mach uns in der Zwischenzeit was zu Essen.“ „Riku ...“, flüsterte Tenn etwas verwirrter, sah dann allerdings nur noch, wie er von seinem Zwillingsbruder alleine gelassen wurde und stattdessen den Schlafanzug vor sich anblickte. Schließlich lächelte er allerdings nur ein wenig mehr, griff nur noch einmal nach seinem Handy und tippte eine Nachricht in den Rabbit-Chat mit Gaku und Ryuu. „Hab einen alten Freund im Park getroffen und konnte mich nicht gegen ihn wehren, weil wir uns zu gut kennen. Macht euch keine Sorgen um mich. Bye.“ Er wusste, dass er nicht davon reden konnte, dass er bei seinem Zwillingsbruder war, weil niemand dort draußen wusste, dass Kujou Tenn eigentlich Nanase Tenn war. Oder dass er einen Zwillingsbruder hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)