Spiel mit dem Feuer von Seredhiel ================================================================================ Kapitel 2: Eine geplante Gala nach der anderen ---------------------------------------------- Unbarmherzig klingelte am Morgen schon mein Handywecker und ich grummelte verschlafen vor mich hin. Dieses Ding hätte ruhig noch etwas länger stumm bleiben können. Eindeutig habe ich viel zu wenig Schlaf bekommen, aber da musste ich wohl durch. Ich musste noch meine Besorgungen erledigen und zu meinem Chef ins Büro fahren. Vielleicht hatte sich Mister Smith schon gemeldet wegen den kommenden Terminen. Somit könnte ich das für mich im Kalender notieren und durchgehen, ob ich noch andere Buchungen hatte. Wobei der März oftmals voll mit den Galas mit Mister Smith war. Er war nahezu an allen Wochenenden irgendwo eingeladen und ich wusste genau, dass es ihn mehr als langweilte, da es einfach zu viele waren. Jedoch war das in gewisser Weise Teil seines Jobs. Denn als Geschäftsmann musste er sich zeigen und präsentieren. Dabei seine Kontakte pflegen und mit diesen auch ‘private’ Unterhaltungen führen. Obwohl man auf den Galas ganz sicher nicht privat war, so waren die Gäste durchaus unter sich. Immerhin gab es eine bestimmte Liste und wer darauf nicht stand, kam demnach nicht hinein. Während ich aufstand, musste ich direkt schmunzeln, da ich mich an den Abend erinnerte, an dem ich alleine zur Gala gefahren bin, da meine Begleitung wegen eines Meetings zu spät dran war. Mein Grinsen wurde nur noch breiter, denn ich werde niemals vergessen, wie verdutzt die Security war, als ich meinen Namen nannte. In der Gästeliste war ich tatsächlich als Mister Smiths Enkelin eingetragen. Der wollte danach tatsächlich meinen Ausweis überprüfen und ich zog ihm direkt den Zahn. Schließlich konnte er mich nicht anders behandeln, nur weil er meinte, dass ich ihm einen falschen Namen genannt hätte. Bei niemandem sonst hatte er einen Nachweis sehen wollen und das brachte mich zur Weißglut und mein Temperament gewann die Oberhand. Seine Kollegen waren schon ihm zur Hilfe geeilte, weil er plötzlich ganz klein war und erstarrt, weil Mister Smith plötzlich neben mir stand. Knallhart hatte er nachgefragt, was denn das Problem sei und warum seine Enkelin – ergo ich – noch immer draußen war und nicht im Inneren. Deren Gesichtsausdrücke waren einfach nur unbezahlbar und doch war ich danach etwas peinlich berührt, weil ich mich nicht zügeln konnte. Auf meine Entschuldigung bei Mister Smith, hatte er nur abgewunken. “Liebes... sie müssen sich niemals für die Wahrheit entschuldigen oder schämen... die wussten genau, wie sie aussahen und doch haben sie sich herausgenommen, sie so vor zu führen. Ihre Reaktion war genau richtig, um sie in die Schranken zu weisen. Schließlich sind sie meine Enkelin und das müssen sie sich eben nicht gefallen lassen.” Allein wegen dieser Worte hatte er sich einen besonderen Platz in meinem Herzen erschlichen. Mit einem Lächeln ging ins Bad und machte mich einmal frisch, bevor ich mich für den Tag fertig machte. Eine einfache Jeans und eine gewöhnliche Bluse reichten völlig aus. Die Haare hatte ich ganz locker zu einem Zopf zusammen gebunden und mir meine Lippen mit einem Lipgloss nach gezogen. Danach nahm ich meine Handtasche und im Flur zog ich meine Sneakers an. Die Schlüssel schnappte ich mir beim Rausgehen und schloss die Wohnung nach mir ab. Ein Blick auf das Handy verriet mir, dass es bereits halb 11 war und ich demnach genug Zeit hatte, alle Besorgungen zu erledigen. Mein Chef war nicht vor 14 Uhr im Büro. Tatsächlich arbeitete er jeden Tag, da er viele Kunden hatte, die überall auf der Welt verstreut waren. Diese Tatsache fand ich sehr faszinierend und es war sehr lohnenswert, aber auch lehrreich. Mittlerweile konnte ich dadurch meine Sprachkenntnisse vertiefen und sogar neue Sprachen dazu lernen. In der Agentur war ich das kleine Sprachwunder und war oftmals deswegen sehr beliebt. Jeder von uns hatte eine Besonderheit und unser Chef wusste genau, wie er das vermarkten konnte. Einige meiner Kolleginnen waren sehr gut in der Politik oder der Wissenschaft. Wir hatten sogar einige Kollegen, die sich in der Filmbranche und der Modewelt perfekt auskannten. Auf diese Weise wurden wir meist ausgewählt oder zugeteilt, wenn ein neuer Kunde kam. Ein Seufzen verließ meine Lippen. Auch wenn mir das Gerede anderer nichts ausmachte, so war ich nicht glücklich, wie mein Leben momentan lief. Bestimmt würden meine Eltern sich für mich schämen, wenn sie dies miterleben würden. Schnell verwarf ich die trübenden Gedanken und machte mich daran eine kleine Shoppingtour zu machen. Neben Lebensmittel brauchte ich noch einige Hygieneartikel und einen neuen Termin, um meinen Haaransatz nachfärben zu lassen. Zudem wollte ich neue Unterwäsche, aber auch Hosen besorgen. Vor allem einen Hosenanzug, da ich vermutlich bei mindestens einer Gala kein Abendkleid tragen musste. Erst lief ich die Kleidungsgeschäfte ab und fand sogar das ein oder andere Dessous Set, die ich von der Farbwahl her perfekt zu meinen vorhandenen Kleidungsstücken ergänzen konnte. Zudem entdeckte ich einen wunderschönen und locker gestrichenen Hosenanzug, der dunkelblau war und sich perfekt an meinen Körper anpasste. Daher fackelte ich nicht lange und kaufte die Dinge direkt, somit müsste ich das später nicht mehr machen. Meist holte ich mir eine ordentliche Auswahl, sodass ich problemlos eine Session lang kein Outfit doppelt trug und zum kommenden Jahr variierte ich die Schnitte, soweit es möglich war, und auch den Schmuck. Denn ich fand es verschwenderisch, wenn man jedes Mal ein neues Kleid hatte. Zufrieden mit meiner Ausbeute, ging ich weiter in einen Drogeriemarkt und besorgte mir dort alltägliche Dinge, die eine Lady wie ich nun mal brauchte. Dazu hatte ich noch etwas Deo und neues Shampoo geholt, da meines langsam zu Ende ging. Solche Sachen musste ich ebenfalls besorgen, wie alle anderen. Zum Schluss war ich noch im Supermarkt und holte frisches Gemüse und Obst, zusätzlich noch Reis und Nudeln. An der Kühltheke nahm ich mir für den Abend Fisch mit und für die kommenden Tage etwas Fleisch. Tatsächlich kochte ich sehr gerne und probierte oft Neues aus, jedoch machte ich nur die Gerichte erneut, die auch mir schmeckten. Vollbepackt mit den Einkäufen fuhr ich erst mit der Bahn nach Hause, um diese dort zurück zu lassen. Wobei ich die Lebensmittel noch in den Kühlschrank stellte, bevor ich die Wohnung nach einigen Minuten wieder verließ. Mein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mehr Zeit zum Einkaufen gebraucht hatte, als ich dachte, denn es war schon nach 15 Uhr. Daher beeilte ich mich, während ich über die Straßen lief zur Metro, um mit dieser zur Agentur zu fahren. Zwar hatte ich einen Führerschein und auch ein Auto, doch in Paris nutzte ich dieses nicht gerne. Der Verkehr war einfach nur miserabel und ich wollte mir diesen Stress einfach nicht antuen. Exakt neun Stationen mit der Metro später stieg ich aus. Um genauer zu sein an der Gare Montparnasse. Denn von dieser Station aus war es nur noch ein Katzensprung bis zu dem Gebäude, in dem sich meine Arbeitsstelle – die Escorteagentur - befand. Doch für mich war es nach all den Jahren weit aus mehr als eine Arbeitsstelle. Obwohl mein Chef knallhart sein konnte, so kümmerte er sich stets um das Wohl seiner Angestellten. Anfangs dachte ich wirklich, er würde einen Puff betreiben, aber schon nach den ersten Wochen merkte ich den gewaltigen Unterschied. Jeder, der für ihn arbeitete, hatte freie Wahl über seine Arbeitszeiten und seinen Aufgabenbereich. Demnach wurde für jeden einzelnen ein individueller Vertrag ausgearbeitet und das fand ich großartig. Klar mittlerweile würde ich vielleicht anders handeln, doch damals kurz vor meinem 18. Geburtstag hatte ich keine andere Wahl. Anders wäre ich vermutlich noch weiter abgestürzt, weshalb ich meinem Chef wahrlich dankbar war, dass er mir diese Alternative anbot. Da ich mittlerweile beim Gebäude angekommen war, ging ich direkt hinein und fuhr mit dem Aufzug in das letzte Stockwerk, wo die Meetingräume und die Büros der Verwaltung waren. Schließlich lernten wir den Kunden immer in diesen ‘heiligen Hallen’ kennen. So nannten wir die Kennenlernzimmer liebevoll untereinander. Dort war man im geschützten Bereich, denn unser Chef war immer mit dabei. Egal wie sehr die Kunden beharrten alleine mit uns zu sein, umso beharrlicher war er dabei zu bleiben. Mit einem Lächeln trat ich aus dem Fahrstuhl, als ich oben war. Direkt führte mich mein Weg in das Büro meines Chefs. An der Tür stand groß sein Name drauf: Noyn. Lediglich nur vier Buchstaben, die seinen Vornamen bildeten. Ehrlich gesagt waren wir in der Arbeit alle per Du. Sogar mit dem Chef. Das war eines der ersten Dinge, die er uns beigebracht hatte. Unter den Kollegen hatte ich sogar einige gute Freunde gefunden und fand es super, dass wir uns gegenseitig austauschen konnten. Ich hatte sogar zwei sehr gute Freundinnen unter ihnen gefunden. Mit ihnen konnte ich offen über alles reden, weil sie mich weder verurteilten noch irgendwas einredeten. Beide fanden meine Einstellung lobenswert, aber sie schliefen mit ihren Kunden, da sie es brauchten. An der Tür klopfte ich an und erhielt sofort ein ‘Herein’ von meinem Chef. Lächelnd drückte ich die Türklinge runter und trat ein. Er sah mich bereits an und deutete mit seinem undurchschaubaren Gesichtsausdruck auf den Stuhl. Daher setzte ich mich vor seinen Schreibtisch und holte mein Handy heraus, um alles gleich mit zu notieren. Wenn er mich so anblickte, war er meist in seinem ‘Geschäftsmodus’ und ich kannte ihn gut genug, um das zu erkennen und zu wissen. Gespannt sah ich ihn an. “Also... es freut mich, dass Mister Smith wieder sehr zufrieden war”, begann er und bei seiner Erwähnung lächelte ich schon automatisch. “Er hatte mir die Liste auch schon zu gemailt.” Mit diesen Worten nannte Noyn mir die Tage, an denen die Abendveranstaltungen waren. Die meisten waren ab 20 Uhr und nur bei zweien war schon 18 Uhr angesetzt. Das wären dann wohl diejenigen mit dem größeren Taram, wie die Spendengala kommenden Freitag und die Operngala am 23. Alles notierte ich mir und fragte nach, welche Garderobe erforderlich war. Jeden einzelnen Tag gingen wir durch und ich machte mir Stichpunkte, was ich anziehen durfte bzw. sogar musste, da es die Kleiderordnung vorschrieb. Ebenso ging ich bei den Schuhen und den Accessoires auf Nummer sicher. Ich sollte standesgemäß aussehen, denn ich wollte meinen ‘Grand-pére’ nicht in Verlegenheit bringen. Auch wenn ich in ihm einen Freund sah, so war er ein Kunde und seine Zufriedenheit war nun mal mein Job. “Danke dir... dann achte ich darauf, dass die Outfits zu den Anlässen passen werden”, lächelte ich ihn an und er nickte. “Das wirst du sicher sehr gut hinbekommen, wie sonst auch, Maron”, sprach er mit einem leichten Mundwinkelzucken aus. Dahingehend hatte er Recht. Seit ich für ihn arbeitete, habe ich meinen Job sehr gut gemacht und war nicht umsonst sehr beliebt und sogar respektiert von einigen Stammkunden. “Danke für deine Worte”, entgegnete ich daher erfreut und überlegte. “Wie kommen denn unsere beiden Neulinge klar?”, fragte ich nun neugierig, da wir seit zwei Wochen eine neue Dame und einen neuen Herrn in unserem Team hatten. “Ehrlich gesagt... bisher gut... Réne ist noch etwas schüchtern, aber seine Kunden loben seine Initiative.” “Das ist gut... er hatte bisher Susanne und Molly, oder?”, hakte ich nach und schmunzelnd nickte Noyn. “Du bist wie immer gut informiert”, meinte er und ich erklärte ihm, dass ich ihn mit den beiden Damen vor zwei Wochen und letzte Woche gesehen hatte. Sie waren gerne unterwegs beim Shoppen und Molly auch bei der ein oder anderen Kunstgala. “Ich weiß... Mister Smith kennt Molly gut und ich denke, durch sie wird Réne auftauen können”, meinte er zwinkernd und überlegte. “Charleen ist noch etwas unerfahren mit ihrem Ausdruck... aber Mister Johnson war zufrieden mit ihr und half ihr sogar bei einigen Formulierungen. Ihr war es unangenehm, aber sie nahm es dankend an.” “Das ist sehr gut... dies wird sie schnell lernen, da sie die Hilfe annimmt und das ist die halbe Miete”, sprach ich erleichtert aus. Ich kümmerte mich gerne um unsere Neulinge, da sie eben meist unerfahren und naiv waren. Wir mussten sie nun mal vorbereiten und sie bekamen deshalb unsere Stammkunden, die nicht viel Anspruch hatten, aber dennoch eine gute Unterhaltung bevorzugten. “Korrekt... im Übrigen kommen Rosalie und Amélie morgen in zwei Wochen wieder”, merkte er an und augenblicklich strahlte ich. Die beiden waren meine besten Freundinnen, wenn man sie so nennen konnte. Mit ihnen konnte ich über alles sprechen und sie hatten mir vor knapp vier Jahren sehr geholfen, da ich da eine Seite an mir entdeckte, vor der ich mich ein wenig fürchtete. “Oh ich freue mich... geht es ihnen so weit gut?”, fragte ich nach. Sie waren nämlich auf einer Kreuzfahrt mit ihren Kunden und konnten nur über Satellit Telefon uns kontaktieren. Noyn bestand immer bei solchen ‘Aufträgen’, dass wir uns alle zwei Tage kurz melden, wenn es neue Kunden waren. Ansonsten einmal die Woche genügte ihm, um zu wissen, dass es uns gut ging bei den Aufträgen. “Ja, sie sind begeistert von der Atmosphäre und auch von der Freizügigkeit um sie herum”, umschrieb er es und ich musste sofort lachen. Ich wusste genau, was er meinte und nickte zufrieden. Es freute mich, dass es ihnen gut ging und besonders, dass wir uns sicher bald sehen würden und sie mir das Neuste erzählen würden. “Prima... grüß sie von mir.” “Das mache ich, Maron”, lächelte er und wir sprachen noch etwas von den kleineren Aufträgen, die ich noch die Woche erledigen müsste. Da ich mit der Uni soweit fertig war, konnte ich wieder kleine ‘Brunchdates’ annehmen oder Begleitungen zu einem Einkaufsbummel. Ja sogar für solche Dinge wurden Escortedienste angenommen und das war für uns leicht verdientes Geld, wobei es mir auch Spaß machte, wenn ich mit Misses Smith unterwegs war oder mit Susanne und Molly. Die beiden letzteren Damen hatten keine Nachnamen, weil sie diese nicht mochten. Es waren zwei Freundinnen, die schon einige Jahre gemeinsam verbracht hatten und Noyn gerne unter die Armen halfen, wenn es um Ankleiden ging. Susanne hatte mir bei meiner ersten Garderobe geholfen und Molly hatte uns Damen immer mit Schmuck beraten. An sich sind sie wundervolle Ladies, aber sie hatten einfach genug von ihren Exmännern, die ihnen etwas vorschreiben wollten. Also haben sie sich von ihnen scheiden lassen und um ihnen es zu zeigen, kamen sie auf die Idee sich eben ‘Liebhaber’ zu halten. Als ich davon hörte, musste ich so sehr lachen, dass Noyn mich nicht mehr beruhigen zu können. Danach mochten mich Molly und Susanne sehr, da ich eben mein Herz durchaus auf der Zunge trug. Deshalb halfen sie mir danach in gewissen Situationen erst zu denken, bevor ich etwas aussprechen würde, was nicht gut wäre. Wobei sie gleich sagten, dass man später sowieso ein Gefühl dafür bekommen würden, wo man ehrlich sein konnte und wo man es eben verschleiern musste. In diesem Punkt hatten sie recht. Mittlerweile konnte ich das sehr gut einschätzen und unterscheiden. Nachdem alles besprochen war, verabschiedeten wir uns und ich machte mich auf den Heimweg. Später wollte ich noch ein kleines Wellnessprogramm machen und kochen. Natürlich würde ich mich auf die kommenden Jobs vorbereiten, denn ich musste drei Mal in der Woche raus und Freitag wäre wieder eine Gala mit Mister Smith. Um dort eine gute Figur machen zu können brauchte ich eine gute Recherche und das machte mich nun mal zu einer perfekten Begleitung. Auch wenn Eigenlob stank, doch darauf konnte ich mir was einbilden. Ich war immer professionell und las lieber ein dutzend Mal durch, mit wem ich unterwegs war, als nichts ahnend irgendwohin zu gehen. Zu Hause zog ich mir erst einmal die Schuhe aus, ging in die Küche und holte alles für mein geplantes Abendessen heraus. Vermutlich würde das mir für den und den kommenden Tag ausreichen, weshalb ich schon eine Dose bereit stellte, um die überschüssige Portion in dieser zu verstauen. Da ich Hunger auf Fisch hatte, bereitete ich mir diesen vor und würzte ihn ordentlich, ehe ich ihn Ruhen ließ. Meine Hände wusch ich mir und notierte mir im Handy am kommenden Morgen direkt beim Friseur an zu rufen, um mir einen Termin geben zu lassen. Denn ich brauchte neben einer Auffrischung der blonden Haare auch noch einen kleinen Schnitt. Ein wenig die Spitzen und die Haare etwas in Stufen schneiden würde sicher gut zu den wärmeren Tagen passen. Während der Fisch noch etwas in der Marinade zog, beschloss ich mir eine Gesichtsmaske fertig zu machen. Sie würde genauso lange einwirken, wie ich eben später zum Kochen brauchte. Das wäre optimale Zeitnutzung und daher machte ich mich gleich ans Werk. Schnell lief ins Bad, zog mir meine Sachen soweit aus und schlüpfte in meinen Morgenmantel. Erst danach wusch ich mein Gesicht, legte eine Peeling Maske auf und prüfte im Spiegel, ob alles richtig war und vor allem halten würde. Früher hätte ich sowas wohl kaum täglich gemacht, doch zurzeit war mein Aussehen mein Kapital und noch musste ich darauf extremer achten. Kaum war dies alles erledigt, kümmerte ich mich um mein Abendessen. Geschickt hatte ich alles nach und nach fertig gemacht, denn neben dem gebratenen Fisch beschloss ich mir Reis mit Gemüse zu machen, wobei ich den gekochten Reis für einige Augenblicke in einem Wok anbriet. In solchen Momenten merkten viele, dass ich eigentlich in Japan geboren wurde und die japanische Küche war und würde immer meine liebsten Gerichte hervorbringen. Zumal meine Mutter mir damals das Kochen beigebracht hatte, als ich knapp 10 Jahre war, begannen wir zusammen mit der Zubereitung für das Frühstück, denn mein Vater liebte Tamagoyaki. Das japanische Omeletts unterschied sich durchaus von dem europäischen. Damals verstand ich das nicht. Aus diesem Grund hatte sie mit mir zusammen das Frühstück für Papa gemacht. Erst dadurch begriff ich, dass es zwei verschiedene Gerichte waren, auch wenn beide als Grundkomponente Eier hatten. Seit dem freute ich mich jedes Wochenende darauf, mit meiner Mama das Essen zu kochen und mein Interesse an der japanischen Küche wuchs immer mehr. Klar aß ich auch französische Gerichte, aber nichts würde an die Fernöstlichen heran kommen. Jeder, der sich mehr damit befasst hatte, würde mir da sicher zustimmen. Bei dieser simplen Erinnerung lief mir eine kleine Träne die Wange hinunter und ich musste tief durchatmen, um diese wieder versiegeln zu lassen. Obwohl es schon so verdammt lange her war, so vermisste ich sie unglaublich und es tat immer wieder weh zu wissen, dass ich sie nie wieder sehen würde. Denn sie starben leider vor einigen Jahren bei einem Autounfall. Dass ich noch lebte, war ein purer Zufall. Normalerweise wäre ich mit ihnen gefahren, doch ich hatte am Tag zuvor Fieber bekommen, weshalb sie mich zurück zu Hause ließen. Dieser Umstand rettete mir das Leben, denn die Stürme und die Regengüsse hatten die Straße in eine Rutschhöhle verwandelt und viele Opfer gefordert. Noch immer konnte ich nicht begreifen, dass sie nicht mehr da waren und ich nicht bei ihnen war. Das Einzige, was mich seitdem trösten konnte, waren die Worte von Rosalie. ‘Egal was du tust oder wohin dich dein Weg führen würde, sie werden immer ein Teil von dir sein. Denn sie leben in deinem Herzen weiter, genau wie meine Eltern.’ Sie kannte meinen Schmerz, denn sie hatte ihre ebenfalls bei einem Unglück verloren. Jedoch war es ein Flugzeugunglück. Dank ihr hatte ich begonnen etwas mehr darüber zu sprechen. Es half uns beiden, denn wir hatten gleiche Fragen und Ängste. Das hatte uns noch mehr zusammen geschweißt. Schnell hatte ich mein Essen vom Herd gestellt, um mir meine Maske zu entfernen. Danach holte ich mir einen Teller und machte es mir wie so oft vor dem Fernseher gemütlich, bevor ich die Küche aufräumte und schließlich schlafen ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)