Spiel mit dem Feuer von Seredhiel ================================================================================ Kapitel 12: Gravierende Entscheidungen -------------------------------------- Leider musste Himuro schon bald zurück nach Tokio fliegen, doch Sakura wollte noch bleiben. Es fehlte noch eine endgültige Entscheidung, damit ich ohne ihre Unterschrift alles weitere in Auftrag geben durfte. Daher beschloss ihr Mann ohne sie zurück zu fliegen, aber zuvor drückte er mich und sprach mir Mut zu. Er würde jederzeit zurück kommen, sollte ich seine Hilfe brauchen. Das war so lieb von ihm, weshalb ich ihm einen Kuss auf die Wange gab. “Ich danke dir, Onkel Himuro”, lächelte ich ihn an und er strahlte. “Nicht dafür, Kleines”, entgegnete er mit einem sanften Lächeln auf seinen Lippen. “Pass gut auf deine Tante auf”, zwinkerte er mir noch zu und ich kicherte. Er war wirklich einmalig und wusste, wann er die Situation etwas auflockern konnte. Genau deshalb mochte ich die beiden auch so sehr. Weitere Tage zogen an uns vorbei und ich hatte endlich die Bestätigung vom Gericht, dass ich ab sofort als Mündig und volljährig zähle. Es waren zwar nur noch eineinhalb Monate bis zu meinem 18. Geburtstag, doch so konnte Sakura beruhigt nach Hause fliegen. Zwar spürte ich allzu deutlich, dass sie das noch nicht wollte, aber so hart es auch klang... ich musste alleine damit klar kommen, mein Leben zu bestreiten. Aus diesem Grund beschloss ich schweren Herzens das Haus, in dem ich all die Jahre lebte, zu verkaufen. Es war wirklich schade, aber das beklemmende Gefühl blieb weiterhin und ich war mir sicher, dass sich das nicht wirklich ändern würde. Sakura verstand mich sehr gut in diesem Punkt und half mir dabei eine Wohnung zu finden. Da ich nicht sicher war, ob ich nach dem Studium noch in Frankreich bleiben würde, beschloss ich mein neues Zuhause nur zu mieten und nicht zu kaufen. Meine Meinung teilte Sakura ebenso. Sie meinte sogar, dass ich später immer noch kaufen könnte, wenn ich es wollen würde. Zum Glück war eine passende Wohnung leichter gefunden, als wir dachten. Da ich nur mein Schlafzimmer aus dem Haus behalten wollte, war der Umzug schnell erledigt. Für die Kaution kam Sakura vorübergehend auf, bis das Haus verkauft wurde und ich demnach über das Bargeld verfügen würde. Obwohl sie mir immer wieder sagte, dass ich ihnen das nicht zurück zahlen müsste, so war es für mich glasklar, dass ich dies tun würde. Schließlich hatte ich das Geld, nur eben nicht in dem Augenblick. Demnach genügte es mir, wenn Sakura mir die Summe vorstrecken würde. Alles war so weit in die Wege geleitet und meine neuen Möbeln für das Bad, das Wohnzimmer und die Küche waren ebenso bestellt. Am Abend saßen wir noch zusammen auf dem provisorischen Sofa, als Sakura einen Anruf von ihrem Mann erhielt. Nur zu deutlich konnte ich erkennen, dass ihre Augen sich geweitet hatten und sie schwerer schlucken musste. Ich verstand nur einen Bruchteil von dem, was Himuro am anderen Ende erzählte. “Ist etwas passiert?”, fragte ich direkt nach, nachdem sie auf gelegt hatte. Leise seufzte sie und nickte. “Subaru hatte einen Arbeitsunfall im Labor”, fing sie an und meine Augen wurden riesengroß. Subaru war ihr ältester Sohn, der in der Pharmaindustrie arbeitete. Genauer gesagt war er in der Abteilung der Entwicklung von Medizin tätig. “Tante Sakura... du musst nicht hier bleiben... Subaru braucht dich jetzt mehr”, sprach ich sanft aus und ich konnte ihren Zwiespalt sehen. “Maron.... ich will dich jetzt nicht alleine zurück lassen”, kam es von ihr, denn ihrer Meinung nach brauchte ich sie genauso dringend wie ihr Sohn. Doch das stimmte nicht. “Ich komme klar... alles ist in die Wege geleitet und der Anwalt kümmert sich um die Abwicklung”, begann ich ihr zu erklären, dass ich trotz allem nicht alleine war. “Er kümmert sich darum, dass die Steuer bezahlt wird und auch das Geld an euch zurück kommt, was ihr mir geliehen habt”, fügte ich an und zählte alles weitere auf. Schließlich war ich schon an der Universität angemeldet. Die Gebühren dafür würden erst im Juni fällig, bis dahin hätte ich die Summe auf meinem Konto und würde alles direkt anlegen. Dabei half mir der Anwalt ebenso. Daher musste sich Sakura um mich keine Sorgen mehr machen und sie seufzte. “Also gut... doch du rührst dich, sollte sich etwas verzögern... Himuro und ich helfen dir aus, solange bis alles geklärt ist”, wollte sie noch ein Versprechen von mir haben. Ich hatte das Gefühl, dass sie nur dann zurück fliegen würde. “Ich verspreche es dir, Tante... ich melde mich auch sonst einmal die Woche bei euch... ob nun telefonisch oder per Mail, wie es sich eben ausgehen würde, sobald ich das Studium starte”, setzte ich noch dazu, um ihr deutlich zu machen, dass ich wirklich alleine zurecht kommen würde. “Also gut... ich schaue, wann ich einen Flug zurück bekommen kann”, lenkte sie ein, da sie meine Sturheit wohl schon von meinen Eltern kannte. Tatsächlich war ich da ihnen sehr ähnlich. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog ich es bis zum Ende durch. “Mach das”, lächelte ich und holte schon den Laptop, damit sie gleich nach den Flügen sehen konnte. Während sie das machte, kochte ich schnell Tee und Kaffee, aber auch eine Kleinigkeit zum Essen. Nudeln gingen immer, obwohl es für Sakura ungewohnt war, schmeckten sie ihr ebenso. “Morgen Abend ist der früheste Flug zurück”, hörte ich Sakura, die nun in die Küche kam, um den Tisch zu decken. Das hatte sich irgendwie eingependelt bei uns, dass einer kochte und der andere den Tisch für das Essen fertig machte. “Das ist gut... und es wird dann alles wieder gut”, sagte ich, um ihr Mut zu machen. Sie lächelte mich leicht an und nickte. “Du bist deiner Mutter so ähnlich, Maron... verändere niemals deine Ansicht, egal wie schwer es sein... und wie dunkel die Welt manchmal erscheinen mag... wir werden hinter dir stehen und dich unterstützen”, kam es von ihren Lippen und ich spürte schon, wie die Tränen sich anbahnten. “Genau wie ich für euch da bin, wenn ihr mich braucht”, entgegnete ich und blinzelte meine Tränen weg. “Wir können essen”, verkündete ich und wechselte damit das Thema. Denn Sakura sollte Mut fassen, dass es ihrem Sohn soweit ging. Natürlich hielt Himuro sie auf dem Laufenden und schrieb ihr jede Neuigkeit, die er von den Ärzten bekam. Trotz der Zeitverschiebung war Sakura dadurch auf dem neusten Stand. Am frühen Morgen erhielt sie die Entwarnung, dass die OP gut gelaufen war, denn Subarus linker Arm und sein linker Oberkörper waren in Kontakt mit einer Chemikalie, die gefährlich für die Haut war. So ganz hatte ich nicht verstanden, welche das war, aber sie mussten die oberste Haut vorsichtig lösen und er würde wieder werden. Damit war er außer Lebensgefahr und das beruhigte nicht nur Sakura, sondern auch mich. Umso wichtiger war es, dass sie am Abend zurück flog, um bei ihrem Sohn sein zu können. Den Tag verbrachten wir noch damit, ihren Koffer zu packen, zusammen noch essen zu gehen und ich begleitete sie sogar noch zum Flughafen. “Sag Subaru gute Besserung und grüß die anderen”, lächelte ich und nahm meine Tante noch zum Abschied in den Arm. Sie drückte mich sanft an sich und streichelte meinen Rücken. Genauso wie sie es immer getan hatte. “Und du meldest dich regelmäßig bei uns”, wisperte sie und ich nickte an ihrer Schulter. “Natürlich”, lächelte ich sie an und winkte ihr, ehe sie durch die Sicherheitskontrolle ging und ich wartete sogar, bis das Flugzeug abhob. Es klang komisch, aber ich wollte sicher gehen, dass sie wirklich nach Hause flog. Ihr Sohn brauchte sie jetzt mehr als ich. Seit dem Abflug von Sakura waren ein paar Wochen vergangen. Sie hatte sich gemeldet, als sie gelandet war und mir sogar ein Bild von sich und Subaru geschickt. Ihn darauf lächelnd zu sehen, hatte mich wirklich beruhigt. Das zeigte mir, dass es bei ihm bergauf ging. Tatsächlich war er nun schon eine Woche daheim. Er musste noch aufpassen, dass er nicht zu viel Wasser auf seine Verletzungen geben sollte. Seine Haut heilte langsamer, aber dank der modernen Verbände ging das ganz gut und er würde nur ganz leichte Narben zurück behalten. Das waren sehr gute Nachrichten. Eine weitere gute Neuigkeit war, dass der Anwalt die Verkäufe abgewickelt hatte. Er hatte bereits alles mit den Steuern geklärt und Sakura ausbezahlt. Den Restbetrag erhielt ich auf mein Konto, welches ich aufmachen musste. Denn ohne ein Konto würde gar nicht gehen. Überall brauchte man eines. Kaum hatte ich das Geld auf dem Konto, schon zahlte ich die Möbel, die geliefert und aufgebaut wurden. Zudem hatte ich bei der Uni alles geklärt, damit die Gebühren vom Konto abgehoben werden. Jedes Semester musste ich diese entrichten. Es kamen noch andere Dinge dazu, sobald ich anfangen würde, aber eins nach dem anderen. Daran hielt ich mich bislang immer. Ansonsten würde ich den Überblick verlieren und das wäre wohl fatal. Da ich meine Finanzen selbst im Blick haben musste. Früher hatten das meine Eltern für mich gemacht. Jedoch war dies nicht mehr möglich. Deshalb musste ich das selber machen und war froh, dass mir Sakura einen guten Tipp gegeben hatte. Es war absolut nicht einfach alle Ausgaben auf einem Blick zu haben, weshalb ich mir Notizen gemacht hatte und alle Worstcase Szenarien ebenfalls notiert. Bei all den Zahlen schwirrte mir schon bald der Kopf. Das war schon unglaublich viel, woran man denken musste. Wie die Erwachsenen das alles machen konnten, war mir tatsächlich schleierhaft in diesem Moment. Mehrere Male ging ich alles durch und musste schnell feststellen, dass ich wohl nicht drum herum kommen würde, zusätzlich zu arbeiten. Das Geld, was ich erhalten habe und noch erhalten würde, würde gerade so knapp ausreichen für die nächsten Jahre. Einige Überlegungen und einem Telefonat mit Sakura später war ich ein wenig schlauer. Indirekt hatte ich nachgefragt, wie ich am besten rechnen sollte, und sie meinte, ich solle auf alle Fälle 20 Prozent als Notfallreserve sehen, falls ich einen neuen Laptop oder eben ein neues Handy brauchen würde. In diesem Punkt hatte sie Recht und ich sprach an, dass ich gerne arbeiten würde neben dem Studium. Sie fand die Idee nicht verkehrt, solange ich etwas Passendes finden würde. Ansonsten würden Himuro und sie mir aushelfen, sollte der Fall eintreffen. Das würde auf alle Fälle mein Plan B sein, wenn ich in nächste Zeit keinen Job finden würde. Ehrlich gesagt wäre es mir um einiges lieber, wenn ich selbst Geld verdienen könnte. Deshalb nutzte ich die nächsten Tage dazu, um alle möglichen Stellenanzeigen durch zu gehen. Bei den meisten musste ich erst einmal 18 werden, doch das war in knapp zwei Wochen soweit. Weshalb ich erst einmal die anderen Anzeigen durch telefonierte, um nach zu fragen und womöglich ein Probetag vereinbaren zu können. Definitiv hatte ich mir all das viel einfacher vorgestellt in einer Großstadt wie Paris. Aber überall war es irgendwie dasselbe. “Erst mit 18 können wir dich einstellen.” oder “Dazu musst du erst einmal 21 werden, da anders du nicht im Club arbeiten kannst.” Natürlich verstand ich ihre Bedenken, doch in dem Moment war es mehr als scheiße das jedes Mal zu hören. Seufzend holte ich mir in einem kleinen Café einen Kaffee und überlegte, wo ich noch fragen könnte. Es würde anfangs sogar ein einfacher Aushilfsjob reichen. Damit könnte ich mir ein kleines Puffer erarbeiten, bis das Studium anfangen würde. Bis Anfang September hatte ich gute drei Monate, in denen ich problemlos arbeiten könnte. Danach wäre ich wohl wegen dem Studium etwas eingeschränkter in meiner Zeit. Einen Schluck nahm ich noch und grübelte etwas, ehe ich mich dazu entschloss, ebenso in den Cafés und Restaurants nach zu fragen. Kellner wurden schließlich immer gesucht. Einige Gastwirtschaften klapperte ich noch ab, ehe ich mich niedergeschlagen auf den Weg nach Hause machte. Keiner benötigte für den Moment jemanden. Bei drei Stellen hatten sie sich zumindest meine Nummer notiert, um mich zu informieren, sollte es sich ändern. Die ganze Suche hatte mich ziemlich geschafft, denn kaum war ich daheim, schon kippte ich nahezu ins Bett und schlief sofort ein. Dass das alles so anstrengend und schwierig sein konnte, hatte ich nicht erwartet. Vielleicht fühlte ich mich auch deshalb nur noch geschlauchter. Der Morgen war ebenso ernüchternd, wie der Abend zu vor. Es war wahrlich zum Haare raufen. Ich begriff nicht, warum keiner eine Aushilfskraft brauchen konnte. Langsam, aber sicher wurde ich verzweifelter, nahezu panisch. Ehrlich gesagt wollte ich meiner Tante und meinem Onkel nicht zur Last fallen, da ich so erzogen wurde. Meine Eltern waren immer für mich da, doch größtenteils hatte ich mein Taschengeld gespart, um mir was kaufen zu können. Diese Unabhängigkeit wollte ich mir unbedingt beibehalten. Deshalb fasste ich neue Kraft, stärkte mich mit Kaffee und einem gemütlichen Frühstück, ehe ich mich auf den Weg machte, die nächsten gastronomischen Läden auf zu suchen. Es lief genauso wie am Tag zuvor. Lauter Absagen und nur wenige hatten sich überhaupt meine Nummer notiert. Gegen Abend ließ ich meine Schultern sinken und schlenderte zur Metrostation, um mit der Metro nach Hause zu fahren. Dabei begegnete ich mehreren Leuten, die mir entweder entgegen kamen oder in meine Richtung gingen. Unwillkürlich schnappte ich ein Gespräch zwischen zwei Frauen auf. Sie sprachen darüber, dass ein neuer Club aufgemacht hatte. Tagsüber war es wie ein Bistro und nachts eine Bar mit gesondertem Bereich im Keller. Das klang nach einem komischen Konzept, doch weiter dachte ich nicht darüber nach, denn ich sah darin eine erneute Möglichkeit eventuell doch noch einen Job zu bekommen. Daher suchte ich schnell nach dem Club, da ich glücklicherweise den Namen aufgeschnappt hatte. So schnell es mir möglich war fuhr ich dorthin, weil viel Zeit hatte ich nicht mehr, um frühzeitig Heim zu kommen. Obwohl ich dank Sakura als mündig zählte, so durfte ich dennoch nicht länger als Mitternacht draußen unterwegs sein. Klar war es nicht immer sofort gegeben, dass man erwischt wurde, aber das Risiko bestand. Tatsächlich wollte ich das nicht eingehen, da ansonsten eben Sakura einen Anruf bekommen würde. Das wollte und würde ich definitiv vermeiden. Deshalb musste ich mich sputen und das tat ich auch. An der Adresse angekommen, sah ich mich kurz um. Die Gegend schien etwas nobler zu sein und es war weiter außerhalb vom Zentrum der Stadt. Es war sogar genau in der entgegengesetzten Richtung, wie meine Wohnung. Einmal atmete ich noch durch und betrat den Laden. Drinnen sah es wirklich gemütlich aus und man konnte die unterschiedlichsten Leute an den Tischen erkennen. Es schien wirklich ein einfaches Restaurant zu sein, weshalb ich nach einem Moment den Tresen entdeckte, an denen die Kellner die Getränke zubereitetet. Direkt machte ich mich auf den Weg dorthin. Dabei schluckte ich einmal meinen Kloß herunter und fragte nach dem Chef, da ich einen Job suchen würde. Beide musterten mich einige Augenblicke, ehe sie leicht nickten. “Einen Moment”, sprach die Größere der Beiden und kam von dem Tresen hervor, bevor sie durch den Raum schritt. Kurz sah ich ihr nach und überlegte, ob ich ihr folgen sollte. Doch ich entschied mich dagegen und wartete somit am Tresen. Es dauerte einige Zeit, weshalb ich mich erneut einmal im Raum umsah. Tatsächlich erschloss sich mir das Konzept noch nicht ganz, doch das würde ich sicher früher oder später schon noch erfahren. Je länger ich warten musste, umso nervöser wurde ich. Ich tippte mit den Fingern an dem Tresen und blickte öfters auf die Uhr. Wenn er bald nicht auftauchen würde, würde ich wohl unverrichteter Dinge gehen müssen, um rechtzeitig in meine eigenen vier Wände zu kommen. Eine viertel Stunde würde ich noch warten, ehe ich mich auf den Heimweg machen würde. Als die Minuten verstrichen waren, wollte ich schon wieder gehen. Jedoch kam ich nicht weit, denn die Kellnerin kam mit einem Mann in Begleitung zurück. Dieser stellte sich mir als Chef vom Laden vor und bat mich ihm zu folgen. Erst war ich unsicher, doch da die Kellnerin ebenfalls mit ging, war ich erleichtert. Damit wäre ich nicht alleine mit ihm. Alle anderen Bedenken hatte ich schon gar nicht mehr auf dem Schirm. In dem Büro setzten wir uns und er sah mich erst einmal an, ehe er eine kleine Fragerunde machte. Es überraschte mich, doch überwog die Freude mehr. Dadurch war ich einen Schritt weiter als bei den anderen Stellen. Er notierte sich einiges, doch meinen vollen Namen und meine Anschrift hatte ich ihm nicht genannt. Zwar wusste ich nicht wieso, aber etwas in meinem Inneren sperrte sich dagegen. Das Gespräch war gut gelaufen und er versprach mir, sich zu melden. Wobei ich am Wochenende zum Probearbeiten kommen konnte. Erfreut verließ ich den Laden und wollte direkt zur Metrostation, jedoch wurde ich auf gehalten. “Entschuldigen sie, Mademoiselle”, hörte ich eine dunkle und doch freundliche Stimme. “Ja?”, fragte ich wie von selbst und drehte mich zu der Person um. Vor mir stand ein Mann, der bestimmt über 30 Jahre alt war und schwarzes Haar besaß. Einen Moment blinzelte ich, da er irgendwie ebenso japanisch aussah. “Hätten Sie einen Moment für mich?”, wollte er wissen. Erneut blinzelte ich und ich wusste nicht wieso, doch ich stimmte dem zu. Daher gingen wir ein paar Schritte zu zweit. “Worum geht es?”, fragte ich nach einer Weile nach. “Nun... ich hatte vorhin im Restaurant mitbekommen, dass sie dort arbeiten wollen”, kam er auf den Punkt und ich legte den Kopf schief. Dass dies andere mit bekommen würden, kam mir gar nicht in den Sinn. “Oh... nun ja... dem ist so... ich werde am Wochenende zur Probe dort arbeiten”, erklärte ich und lächelte, da ich mich über diese Chance sehr freute. “Das würde ich an ihrer Stelle nicht tun”, entgegnete er und wir setzten uns auf eine Bank bei der Metrostation. “Wie meinen Sie das?”, hakte ich nach und er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Was er mir dann erzählte klang verrückt. Er meinte doch tatsächlich, dass der Clubbesitzer mehr als zwielichtig war und seine Angestellten nicht fair bezahlen würde. Leicht runzelte ich die Stirn. “Und woher wollen sie das wissen?”, musste ich einfach in Erfahrung bringen. Ein Seufzen entkam ihm. “Weil viele nur einen Bruchteil von dem bekommen, was ausgemacht war... deshalb sucht er ständig neues Personal”, antwortete er und ich überlegte. “Wieso sollte ich Ihnen glauben? Immerhin sind sie ein Fremder”, sprach ich meinen Gedanken aus. “Stimmt... doch er ist es auch, oder etwa nicht?”, konterte er und grinste leicht. Kurz war ich sprachlos, da er mich mit meinen eigenen Worten geschlagen hatte. “Stimmt”, lachte ich leise und seufzte. “Dann habe ich also wieder ein Problem”, verließ es leise meine Lippen. “Nun... wenn es um einen Job geht... ich hätte da einen”, sprach er und ich starrte ihn nun an. “Wenn du möchtest... komm morgen doch vorbei und wir sprechen in Ruhe darüber”, schlug er vor und zog eine Visitenkarte heraus. “Mein Name ist Noyn Claude”, stellte er sich mir mit einem Lächeln vor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)