Double Face von Acquayumu (Wenn du deinen Doppelgänger findest) ================================================================================ Kapitel 4: Slenderman ist der Dieb ---------------------------------- Als sie das Tablett vor ihr abgestellt hatte, war Jean mehr als enttäuscht. Sie hatte heute noch keine warme Mahlzeit zu sich genommen und das ungetoastete Stück Brot blickte ihr traurig entgegen. Auf diesem befand sich ein Stück Käse und als sie diesen anhob, stellte sie fest, dass sich noch nicht mal Butter auf dem Toast befand. Daneben stand ein Glas Wasser. „Will diese Hexe mich auf Diät setzen oder warum bekomme ich nur Brot und Wasser zu essen?“ beschwerte sie sich und stemmte frustriert die Hände in die Hüften. Nicht, dass es diesen Touch von Gefängnis, in welchem Jean sich zweifelsfrei befand, noch hervorgehoben hätte. Die rothaarige Frau schenkte ihr daraufhin einen verwirrten Blick. „Du isst doch sonst nur Toast? Und deine Sprachweise kommt mir heute auch ziemlich seltsam vor. Nicht, dass du Miss Helena je gemocht hättest, aber...“ entgegnete diese ihr und setzte sich ungefragt auf Lianas Bett. Jean konnte es nicht leiden, wenn Besuch sich auf ihrem Bett niederließ. Auch wenn es in den Fall nicht ihres war... Trotzdem gehörte es sich nicht. Aber scheinbar standen die Beiden sich Nahe, sonst wäre sie nicht auf dem einzigen Foto im Raum. Seufzend lief die Blondhaarige sich neben ihr auf dem Bett nieder. „Ich bin ja auch nicht Liana. Wir sehen uns zwar zum Verwechseln ähnlich.... Helena, oder wie sie heißt, hat mir meine Personalien abgenommen, wollte mich in ein viel zu kleines Outfit stecken und hat mich anschließend hier eingeschlossen. Ich heiße übrigens Jean.“ stellte sie sich vor und reichte ihren Gegenüber sie Hand, welche nur zögerlich entgegengenommen wurde. „Ich nehme mal an, dass du kein Persönlichkeitsanteil von Liana bist... Diese wissen normalerweise, dass sie zu ihr gehören. Außerdem verschwindet eine Essstörung nicht von heute auf morgen. Also bist du eine Art Doppelgänger?“ „Persönlichkeitsanteil? Hat Liana eine Persönlichkeitsstörung? Würde mich bei der Mutter nicht wundern. Wir sehen ziemlich identisch aus. Nur bei mir sind die Haare kürzer und ich bin anscheinend dicker als sie. Zumindest passen mir ihre Kleider nicht. Und wer genau bist du?“ „Ja. Liana hat eine Dissoziative Identitätsstörung. Und tut mir leid, dass ich mich noch nicht vorgestellt habe. Ich heiße Magda, bin Miss Helena Rosewells persönliche Assistentin und eine gute Freundin von Liana. Naja... Eigentlich sind wir ein wenig mehr als Freunde.“ Abwehrend hob Jean die Hände: „Okay. So genau will ich das gar nicht nicht wissen. Ich habe jedenfalls eine Partnerin, mit der ich sehr glücklich bin... Glücklich sein sollte.“ „Beziehungsprobleme?“ fragte sie Magda und rückte dabei ihre Brille zurecht, was wohl einen professionellen Eindruck machen sollte, aber bei Jean eher ziemlich seltsam rüberkam. >Du bist nicht meine Seelenklempnerin. Lianas vielleicht. Aber nicht meine.“ grummelte die Blondhaarige gedanklich vor sich hin und entgegnete laut: „Sie distanziert sich in letzter Zeit von mir und ich weiß nicht warum.“ Besonders im Bett lief es nicht gerade gut, was Jean dazu veranlasst hatte sich woanders auszutoben. Beide Männer, Dante und Nick, waren ihr dadurch sehr wichtig geworden. Es schmerzte sie sie gehen zu lassen. Aber das schlechte Gewissen plagte sie. Jean liebte Galadriel und sie wollte sie unter keinen Umständen verlieren. Aber das musste sie Magda nicht unbedingt auf die Nase binden. Sie kannte diese Frau schließlich nicht. „Kannst du mir vielleicht helfen von hier zu fliehen, diesen Jonathan kontaktieren oder mir einen Ladekabel für mein Samsung S6 besorgen? Ich habe Gal schon Bescheid geschrieben, aber bis jetzt hat sich noch nichts getan.“ „Dir zur Flucht verhelfen kann ich nicht. Wenn Miss Helena das erfährt, bekomme ich Ärger. Aber einen Ladekabel besorge ich dir. Die Nummer von Mr. Crane habe ich leider nicht und ich weiß auch nicht wo er sich gerade aufhält.“ „Ein Ladekabel ist schon mal ein Anfang. Wenn sie mein Handy bis dahin nicht entdeckt hat. Jedenfalls... Sei so lieb und bringe mir was warmes zu essen. Ich hatte heute noch nichts. Oder mach mir zwei getoastete Toast, mit Butter und Käse.“ Magda nickte nur und stand auf: „Ich werde Miss Helena gegenüber nochmal ansprechen, dass du nicht Liana sein kannst. Sollte das nicht klappen, besorge ich dir den Kabel. Es müsste eigentlich noch etwas Hähnchen vom Mittag übrig sein. Ich schaue mal in der Küche nach.“ Anschließend verließ sie den Raum und schloss wieder ab, ehe Jean das Klicken des Schlosses erneut hörte. Ein Teller mit Essen wurde hineingeschoben, bevor sie sich wieder schloss. Anscheinend, so vermutete sie, durfte Magda sie nicht länger besuchen. Umso mehr fühlte Jean sich wie im Knast. Seufzend nahm sie den Teller mit dem kalten Hähnchenschenkel und fing diesen an zu essen. Als sie fertig war, stellte sie die Teller und das Glas auf den Schreibtisch und ging zu Bett. Zum Glück musste sie nicht in Unterwäsche schlafen, da Liana wohl eher dazu tendierte Nachthemden zu tragen. Um halb sechs wurde sie von den Dienerinnen geweckt, welche ihr beim Waschen halfen und sie einkleideten. Anscheinend hatte Helena ein frigides Outfit in Jeans Größe auftreiben können. Anschließend wurde sie in den Speisesaal geschickt, in dem Helena bereits auf sie wartete. Die lange Essenstafel war reichlich gedeckt mit Brotkörben und allerlei Aufstrichen. Jean beschloss heute extra viel zu zulangen. Wenn Liana eine Essstörung hatte, würde der Mutter das seltsame Essverhalten ihrer Tochter sicherlich auffallen. Also nahm Jean sich zwei Brötchen, schnitt diese auf, klatsche seeehr viel Butter darauf und leerte fast das ganze Marmeladenglas darüber. Helena warf ihr einen angewiderten Blick zu, äußerte sich aber nicht. Dafür nahm Jean sich seeehr viel Zeit beim Schmieren und planierte die Brötchen mit einem breiten Grinsen schön platt. „Ich muss zugeben, dass ein Essverhalten, nein dein generelles Verhalten schon ziemlich seltsam ist.“ hörte Jean sie sagen. Helena schien dieselben Essgewohnheiten wie ihre Tochter zu haben. Denn vor ihr lag ein Brot mit einer Scheibe Käse. Ohne Butter, versteht sich. „Wasch hascht du jesaht, Mami?“ schmatzend kaute sie ihr Brötchen, um Helena nochmal einen zusätzlichen ich-bin-nicht-Liana-Vibe zu geben. „Aber im Grunde ist es egal. Hauptsache meine Tochter heiratet George und nicht diesen...Jonathan. Ob jetzt Liana oder ein Double von ihr am Altar steht, macht für den Pastor keinen Unterschied.“ Entsetzt spuckte Jean ihr zerkauten Brötchen wieder aus: „Bitte was? Sie wollen wirklich ihrer Tochter diesen Mann aufzwingen? Sind wir hier im Mittelalter? Vor allem... Selbst wenn ich könnte, würde ich Lianas Unterschrift nicht fälschen.“ Wütend kniff Helena ihre Augen zusammen „George Smith stammt aus einer reichen Familie mit guten Geschäftsbeziehungen. Während dieser Jonathan ein abgehalfterter Psychologe aus Gotham ist. Liana wird so einen sicher nicht heiraten.“ Jean im Gegenzug schlug wütend mit ihren Händen auf den Tisch „Wer fängt denn was mit einem Psych-... Egal! Ich kann und werde Lianas Unterschrift nicht fälschen.“ „Doch. Das wirst du. Oder du bleibst für immer hier. Oder ich lasse dich einfach verschwinden. In einer halben Stunde fahren wir los, um uns mit George beim Standesamt zu treffen. Bis dahin musst du aufgegessen haben.“ mit diesen Worten stand Helena auf und verließ den Raum. Stotternd versuchte Liana dem Polizisten zu erklären, wie ihr ihre Tasche gestohlen wurde. Sie hätte sich vorher eine gute Lüge zurechtlegen sollen. Denn das was gerade aus ihrem Mund kam, wirkte mehr als nur unglaubwürdig. Selbst Galadriel warf ihr einen skeptischen Blick zu. Der Polizeibeamte allerdings wirkte eher gelangweilt und kommentierte jeden von Lianas Sätzen mit „Aha.“. Dies brachte sie nur noch mehr aus dem Konzept. „Also verstehe ich das richtig? Sie haben Ihre Tasche am Straßenrand abgestellt und dann ist jemand gekommen, hat sie sich geschnappt und ist damit weggerannt? Und der Mann sah aus wie Slenderman?“ fasste der junge Mann Lianas Bericht einmal kurz zusammen. „Slenderman, wirklich? Ich würde nur zu gerne wissen auf welchen Drogen du heute bist.“ fügte Jeans Partnerin mit angezogener Augenbraue hinzu. Liana wollte im Erdboden versinken. Sie nickte nur, woraufhin der Polizeibeamte den Bericht schloss. „Der Kerl scheint ja nicht ganz unauffällig zu sein. Den werden wir hoffentlich schnell gefunden haben. Wenn wir was wissen, melden wir uns.“ Liana nickte erneut und zusammen mit der Anthrazithaarigen stand sie auf, um das Büro zu verlassen. Draußen wartete auch schon Nicholas auf sie. Galadriel seufzte genervt: „Anscheinend hat Slenderman ihre Tasche entführt, wo sie danebenstand. Lass uns schnell die Bahncard besorgen, damit ich endlich ins Bett kann.“ Ihr Vater kicherte daraufhin und warf Liana einen belustigten Blick zu: „Und jetzt teilt er sich die Beute wahrscheinlich mit Jeff the Killer.“ „HA HA.“ entgegnete Liana ein wenig angepisst und stieg direkt ins Auto. Der nächste Halt war am Bahnhof. Dort fragte Galadriel an der Information nach, was sie im Falle einer verlorenen Bahncard machen konnten. Die Dame am Schalter erklärte ihr, dass sie eine neue Karte über die App oder dem Account der Bahnwebseite erhalten konnte. Und damit tat sich auch schon das nächste Problem auf. Liana hatte nicht Jeans Passwörter. „Da dein Handy auch weg ist, müssen wir das wohl zu Hause über deinen PC machen. Falls der nicht auch entführt wurde.“ stichelte Galadriel und brachte damit das Maß fast zum Überlaufen. „Nein. Der PC wird wohl keine Beine bekommen haben.“ giftete se zurück und verließ die Bahnhofsinformation, um so schnell wie möglich wieder in den Wagen zu gelangen. Als Liana einfach einstieg ohne etwas zu sagen, war Nicholas ihr einen fragenden Blick zu, welcher aber von ihr ignoriert wurde. Wenig später kam Galadriel hinterher und setzte sich ebenso wortlos auf den Beifahrersitz. Nicholas seufzte „Also sprechen wir heute nicht miteinander? Gut. Dann vielleicht morgen.“ Als keine Antwort von den beiden Damen kam, setzte auch er sich in den Wagen, um sie nach Hause zu fahren. Nachdem sie sich von Nicholas verabschiedet hatten, schloss Galadriel die Türe auf und verschwand direkt in einen Raum, den Liana anschließend als Küche identifizierte. Sie setzte sich an den Küchentisch und schaute ihr dabei zu, wie Galadriel eine Lasagne in die Microwelle schob. Nach sechs Minuten entnahm sie die heiße dampfende Verpackung und stellte sie auf der Küchentheke ab. Anschließend holte sie zwei Teller aus einer der Schränke und tat auf jeden eine Hälfte der Lasagne. Das konnte Liana unmöglich essen. Als Galadriel ihr einen der Teller hinstellte, schob sie diesen nur von sich weg „Es tut mir leid. Aber ich habe heute keinen Hunger.“ „Okay... Du wirst sicher schon in der Kita gegessen haben. Aber ich dachte Lasagne geht immer? Ist doch dein Lieblingsgericht.“ Galadriel hatte sich ihr gegenüber gesetzt und schaute sie gerade an, als käme sie von einer anderen Welt. „Ja. Aber heute nicht. Mir ist die Sache mit meiner Tasche ziemlich auf den Magen geschlagen. Ich möchte heute Abend nichts essen.“ sobald sie die Lasagne auch schon ansah, wurde ihr schlecht. So viel konnte sie unmöglich essen. Galadriel seuftze: „Na gut. Dann geh und schmeiß schon mal deinen Rechner an. Ich komme, sobald ich fertig bin mit Essen.“ Das ließ Liana sich nicht zweimal sagen. Sofort stand sie auf und verließ die Küche, um sich nach Jeans Zimmer umzusehen. Zuerst fand sie das Bad und anschließend Galadriels Zimmer. Dieses war ziemlich gemütlich eingerichtet und hatte einen weihnachtlichen Touch. Hinter der nächsten Türe fand sie endlich was sie suchte. Jeans Zimmer war voll behangen mir irgendwelchen Mangapostern und Zeichnungen. Auch Fotografien von ihr, Galadriel und anderen Leuten hingen an der Wand oder standen in Schränken. Zahlreiche Mangas und andere Fantasiebücher reihten sich in Regalen. Jean besaß außer ihrem PC noch eine Playstation 4 und eine Nintendo Switch. In ihrem Kleiderschrank hingen ausnahmslos bequem aussehende Klamotten. Das Zimmer wurde in Türkiestönen gestrichen und vermittelte einen hellen und freundlichen Eindruck. Liana fing an den Schreibtischschrank nach irgendwelchen Informationen abzusuchen, die ihr helfen würde an das Passwort des Computers zu gelangen. Doch Fehlanzeige. Inzwischen ahtte Galadriel wohl ich Abendmahl beendet und stand im Türrahmen des Zimmers, den Blick fragend auf Liana gerichtet. „Was zum Henker machst du da? Warum durchwühlst du deine Sachen?“ wollte sie von ihr wissen, die Arme vor der Brust verschränkt. Verlegen kratzte Liana sich am Kopf, ehe sie...etwas Kleinlaut antwortete: „Ich habe wohl das Passwort für meinen PC vergessen.“ Galadriel schlug die Hände über den Kopf zusammen: „Das ist doch jetzt nicht wahr? Weißt denn wenigstens das Passwort für einen Bahn-Account noch?“ „Nein.“ gab Liana knapp zur Antwort. Galadriel raufte sich daraufhin die Haare. „Fahr...einfach diesen Rechner hoch. Vielleicht finden wir das Passwort heraus und wir haben Glück, dass du deine Log-In-Daten gespeichert hast.“ wies sie Liana an. Diese drückte schnell den Knopf am dem Rechner, sodass dieser blinkend hochfuhr. Galadriel hatte sich auf dem Schreibtischstuhl niedergelassen, während Liana daneben stand. „Hmm... Soweit ich weiß war das Passwort der Entsperrcode von deinem Handy. Das müsste dann....die 2359 sein.“ geschwind tippte die Anthrazithaarige die Zahlen ein und es funktionierte. Der Rechner ließ sich damit entsperren. „Ein Glück, dass du mir das anvertraut hast. So konfus wie du heute bist, wären wir noch morgen nicht drin.“ schnell klickte Galadriel den Browser an, nachdem sie Discord und Spotyfy geschlossen hatte und gab „Bahn.US“ in die Suchleiste ein. Zum Glück war Jean sogar noch eingeloggt, sodass Galadriel eine neue Karte bestellen konnte. „So. Das wäre geschafft. Ich hätte ja gesagt, lade dir solange die Bahn-App herunter, aber du hast ja kein Handy. Ich gebe dir für Morgen Geld mit, damit du zu deiner Arbeit kommst. Ich hoffe die Karte kommt bald.“ hörte Liana sie sagen, ehe der Stuhl zurückgeschoben wurde und Galadriel sich zu ihr herumdrehte. „Dann bis Morgen. Schlaf gut.“ sie gab Liana einen kurzen Kuss auf den Kopf, ehe sie das Zimmer verließ. Als sie weg war, seufzte diese schwer „Ich hoffe, dass ich Morgen dann hier weg bin.“ Leider würden ihre Hoffnungen nicht erhört werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)