Turbulenzen von QueenLuna ================================================================================ Kapitel 1: only chapter ----------------------- Für En & Yami Damit es mal wieder JRock Lesenachschub gibt ^^ Die Geschichte gehört ins „Namenlose Grinsekatze“-Universum und ist die unmittelbare Fortsetzung zu Neubeginn. Es ist nicht ganz verkehrt, sich vorher diese Geschichte nochmal durchzulesen^^ Viel Spaß beim Lesen. Turbulenzen Juni 2011 „Zero, gehst du mit mir essen?“ „Jetzt?“ „Nein. lch dachte viel mehr an morgen. Oder übermorgen. Oder wann immer es dir passt.“ „Wird das eine Einladung zu einem Date?“ „Ja... Also nur, wenn du möchtest.“ „[…] Ja, ich gehe mit dir essen. Wenn es denn als Date gedacht ist. Was anderes möchte ich nicht, denn normal essen gegangen, sind wir als Freunde schon oft genug.“ * Zum wiederholten Mal griff ich nach meinem Handy, nur um es gleich darauf ungenutzt zurück auf den Tisch zu legen. Shit, ich war nervös… und was noch viel schlimmer war: vollkommen planlos. Denn ich hatte ein Date… mit Zero! Allein der Gedanke daran ließ meinen Magen einen kleinen Salto veranstalten. Ich fühlte mich gerade wie ein Teenager. Himmel! Was sollte ich tun? Ich war schon lange nicht mehr so aufgekratzt gewesen. Mein letztes Date lag Jahre zurück und war mit irgendeiner Unbekannten gewesen, deren Namen ich inzwischen schon nicht mehr wusste. Doch dieses Mal ging ich mit Zero aus – meinem Freund und jahrelangem Bandkollegen. Das konnte nur schiefgehen. Verzweifelt stöhnte ich auf. Am liebsten hätte ich mir die Haare gerauft, doch aus der Erfahrung der letzten Dutzend Male wusste ich, dass mich das leider nicht weiterbrachte. Nachdem mir Zero gestern Nacht noch einmal klargemacht hatte, dass meine Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhten und er auch über D'espairsRay hinaus bei mir bleiben würde, war er schließlich irgendwann in meinen Armen eingeschlafen. Ich wiederum hatte hellwach im Bett gelegen. Natürlich war es mein Vorschlag gewesen, zusammen essen zu gehen, doch aus irgendeinem Grund hatte mich seine unmissverständliche Ansage, daraus ein richtiges Date zu machen, im ersten Moment etwas überfordert. Natürlich wollte ich nichts lieber als ein Date mit Zero, aber schließlich sollte es etwas Besonderes sein. Wie hatte er gesagt? Normal essen gegangen, waren wir schon als Freunde oft genug. Er hatte recht. Es war mir bisher nie so bewusst gewesen, aber in den letzten Jahren hatten wir wirklich viel unternommen, hatten Restaurants getestet und selbst im Kino und auf Konzerten waren wir unzählige Male gemeinsam gewesen. Prinzipiell alles gute Date-Ideen, aber eben drum fielen diese Sachen aus. Aber was dann? Oh Mann, ich war völlig aus der Übung. Was machte ein gutes Date aus? Wo lag der Unterschied zu einem gewöhnlichen Treffen? Und viel mehr: Was erwartete Zero von mir? Meine nächtlichen Grübeleien waren mir heute Morgen mehr als deutlich anzusehen gewesen, Zeros mitleidigem Blick nach zu urteilen. Deshalb hatten wir unser geplantes Date auch auf Übermorgen verschoben. Zum einen, damit ich mich erst einmal beruhigen konnte. Irgendwie war es mir selbst jetzt, Stunden später, noch unangenehm, dass man mir meine Gefühle so gut im Gesicht ablesen konnte. Ich sollte dringend an meiner Mimik arbeiten. Zum anderen hatte ich so noch etwas Zeit, mir ein paar Ideen aus dem Hut zu zaubern. Nur war, jetzt bei genauer Betrachtung, ein Tag eindeutig zu kurz für eine sinnvolle Planung. Mein Hirn war wie leergefegt. Mir wollte partout nichts einfallen. In meinem Kopf schwebte immer nur das Bild von einem klassischen Candle-Light-Dinner in einem womöglich völlig überteuerten Restaurant herum. Aber das war nun einmal nichts, was sonderlich gut zu Zero und mir passte. Außerdem, wie er gesagt hatte: Wir waren schon oft genug essen gegangen und unser erstes offizielles Date sollte sich schon davon unterscheiden. Date. Oh Gott, wie das klang. Mein Herz machte einen Sprung und ließ mich gleich noch ein bisschen mehr in Panik verfallen. Ich brauchte eindeutig Hilfe. Ich war zu aufgewühlt, um anständig nachdenken zu können und stresste mich damit nur zusätzlich. Doch wen konnte ich fragen? Wer war bei diesem Thema kreativ genug, um etwas Besonderes daraus zu machen? Unschlüssig kaute ich auf meiner Unterlippe herum und starrte auf mein Handy, das nach wie vor still auf dem Tisch lag. Ich hatte mich jetzt seit Tagen bei niemandem mehr gemeldet, geradezu eingeigelt. Nicht mal die Nachrichten hatte ich gelesen, die in der Zeit angekommen waren. Die Auflösung unserer Band, das komplette Gefühlswirrwarr, das ich in den letzten Tagen durchlebt hatte, hatten mich an alles andere denken lassen, nur nicht daran, irgendjemandem zu antworten. Mein schlechtes Gewissen meldete sich, als ich abermals nach dem Handy griff und flüchtig den Posteingang checkte. So viele Nachrichten. Insbesondere von Tsukasa und Hizumi. Was sie wohl von mir dachten? Was war ich nur für ein schlechter Freund? Schließlich ging die Sache an ihnen ebenso nicht spurlos vorbei. Mein Finger schwebte sekundenlang über dem Display, ehe ich mir einen Ruck gab. Irgendwann musste ich mich schließlich melden. Immerhin waren wir auch über die Band hinaus Freunde und die beiden hatten es nicht verdient, dass ich sie mit Schweigen strafte. Das Gute an der Date-Sache mit Zero war, dass sie mich ausreichend von dem anderen, immer noch drückenden Gefühl in meiner Brust ablenkte, das das Ende von D’espairsRay mit sich brachte. Es rauschte kurz, dann erklang eine etwas abgehetzte Stimme. „Karyu? Bist du's?“ Schuldbewusst biss ich mir abermals auf die Unterlippe, als ich die Überraschung und gleichzeitige Besorgnis aus diesen wenigen Worten vernahm. Ich hätte mich wirklich melden sollen. „Hey, Hizumi.“ Ich konnte nicht verhindern, dass ich etwas kleinlaut klang. „Mensch, wie schön, dass du anrufst." Er hörte sich wirklich erleichtert an, was mein schlechtes Gewissen noch mehr verstärkte. Was er die letzten Tage wohl gemacht hatte? „Wie geht's dir?“ Die Heiserkeit seiner Stimme versetzte mir einen kleinen Stich. Wir wussten schon seit Monaten, wie es um unseren Sänger stand, was auch der Grund gewesen war, weshalb wir zunächst eine Pause für die Band vereinbart hatten. Er hatte gekämpft, so vieles auf sich genommen, um wieder zu seiner vorherigen Form zurückzufinden, doch nichts hatte geholfen. Und D'espairsRay ohne Hizumis einzigartige Stimme wäre nicht mehr dasselbe gewesen. So hatte es nur diesen einen Weg gegeben, für den wir uns entschieden hatten und mit dem ich leider nur so schwer leben konnte. „Hm, geht“, antwortete ich einfachheitshalber, mit den wahren Details konnte ich auch später noch rausrücken. „Und dir?“ „Es ist okay, Karyu. Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht.“ Sein leises Lachen brachte mich automatisch zum Schmunzeln. „Was hast du so getrieben?“ Es fühlte sich so seltsam an, jetzt mit ihm so unbeschwert Smalltalk zu treiben, nachdem die letzten Tage so eine Berg- und Talfahrt gewesen waren. Wahrscheinlich wusste oder ahnte er es zumindest, schließlich kannten wir uns schon lange. Aber was sollte ich antworten, um nicht die anbahnende Leichtigkeit des Gesprächs gleich wieder zu zerstören. Gerade wollte ich nicht so sehr nachdenken, sondern brauchte einfach jemanden zum Reden, der hoffentlich auch meine Nerven beruhigte und meine Gedanken in die richtige Richtung lenkte. „Na ja, Zero war da.“ Kurz überlegte ich, ob Hizumi wieder aufgelegt hatte, als nach einigen Sekunden immer noch keine Reaktion bekam. So ergänzte ich leise: „Er hat die letzten Tage bei mir übernachtet…“ Endlich kam wieder Leben in Hizumi. „Ach echt? Das ist ja großartig.“ Die Überschwänglichkeit in seiner Stimme ließ mich erahnen, dass er womöglich mehr in die Situation hinein interpretierte als angebracht war, aber ich wollte ihn vorerst nicht korrigieren. Um so leichter konnte ich zum eigentlichen Grund meines Anrufs kommen. Ich berichtete ihm in einer sehr kurzen Zusammenfassung, wie es dazugekommen war und als ich zu meiner etwas übereilten Dating-Einladung kam, spürte ich, wie meine Wangen wieder zu glühen anfingen. Ein Glück, dass Zero gerade nicht hier war und Hizumi mich nicht sehen konnte. Obwohl sein erfreutes Lachen deutlich zeigte, wie gut er mich kannte. „Na endlich. Wurde ja auch mal Zeit.“ „Was soll das heißen?“ „Dass das schon längst überfällig war. Selbst ein Blinder konnte sehen, wie ihr euch angehimmelt habt.“ Von Zero hätte es für diese Worte wahrscheinlich eine Kopfnuss gegeben, doch von mir kam nur ein halbherziges „Ey, gar nicht.“ Wobei… Zero hatte mich angehimmelt? Und ich hatte es nicht mitbekommen? Aber womöglich übertrieb Hizumi gerade maßlos und ich war der Einzige gewesen, dem man stets seine Gefühle an der Nasenspitze ablesen konnte, bevor ich es überhaupt selbst bemerkte. „Und was willst du machen?“ „Genau das ist mein Problem“, seufzte ich. „Ich weiß es einfach nicht.“ „Hm, ich finde, Essen gehen, fällt aus. Das habt ihr früher schon zu oft“, überlegte Hizumi laut. Er klang überraschend enthusiastisch dabei und ich war mir nicht sicher, wie sehr ich mich darüber freuen sollte „Schön, dass du das auch so sagst…“, murmelte ich leise. „Hm?" „Zero hat mehr oder weniger das Gleiche gemeint und nun habe ich keine Ideen mehr.“ Hizumis Grinsen konnte ich sogar durch das Handy spüren. „Okay, dann lass uns zusammen weiter überlegen. Es gibt sooo viele Möglichkeiten.“ * Zwei Tage später Mir war schlecht. So schlecht, dass ich für einen Moment das Gefühl hatte, mich übergeben zu müssen. Mühsam atmete ich tief ein und aus, während ich eine Hand auf meinen Magen presste, der noch immer Purzelbäume schlug. „Karyu, geht's wieder?“ Ich spürte Zeros Hand sanft über meinen Rücken streichen. Ein leises Kribbeln wollte der Berührung folgen, allerdings wurde es von dem Druck in meinem Magen überdeckt. „Du bist ganz grün im Gesicht.“ Nur ein unmissverständlicher Laut kam über meine Lippen, während ich mich weiter auf meine Atmung konzentrierte und sogar für einen Moment Zeros intensive Nähe vergaß. Das hatte ich nun davon… „Wieso hast du nicht gesagt, dass du Achterbahn fahren nicht verträgst?“ Tja… gute Frage, nächste Frage. Vielleicht, weil mein letzter Vergnügungsparkbesuch schon verdammt lange her gewesen war. Oder vielleicht, weil ich für einen Moment zu abgelenkt von Zero und seinem vorfreudigen Grinsen gewesen war und seine Gegenwart es mir heute sowieso schwer machte, anständig zu denken. Trug er ein neues Parfüm? Oder war es doch eher die Befürchtung, dass mich Zero für verweichlicht hielt, wenn ich nicht mitfuhr. Wie ich es auch drehte und wendete: Tatsache war, dass ich das Ganze gar nicht gut überstanden hatte und dass ich noch nicht hinter einem der Fahrgeschäfte hockte, um mich zu übergeben, bewertete ich als positive Fügung des Schicksals. Allmählich ließ das widerliche Gefühl in meiner Mitte nach und ich wagte es, mich langsam etwas aufzurichten. Zero betrachtete mich besorgt, seine Hand verweilte weiterhin auf meinem Rücken. Selbst durch mein Shirt konnte ich seine Wärme auf meiner Haut spüren. „Ich wollte dich nicht alleine fahren lassen.“ Zeros Augenbraue zuckte überrascht nach oben. Für einen Augenblick sah es so aus, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Eventuell zweifelte er aber auch nur an meiner Zurechnungsfähigkeit. Wer konnte das schon so genau sagen? „Ach Mann, mach doch sowas nicht.“ Ein kurzer Schmerz zuckte durch meine Stirn, als er mit dem Finger dagegen schnipste. Das hatte er früher schon oft getan, insbesondere vor Konzerten, wenn ich mal wieder vor Aufregung beinahe sämtliche Noten vergaß. Diesmal blieb es statt weiterem Tadel bei einem seufzenden Kopfschütteln, ehe er sich bei mir unterhakte und mich langsam weiterzog. „Geht's?“ „Hm. Es wird.“ Abermals seufzte er nur vernehmlich. „Weißt du, Karyu, ich bin erwachsen. Ich kann schon alleine Achterbahn fahren. Du musst mich nicht begleiten und dich quälen. Auch wenn ich mich gefreut habe, das mit dir gemeinsam zu erleben“, ergänzte er leise und weckte damit den kleinen Schmetterlingsschwarm in meinem Bauch auf, der sich vorhin während der Achterbahn verflüchtigt hatte. Nun war ich es, der seufzte. Natürlich hätte ich vor den Fahrgeschäften auf Zero warten können, aber was bitte war das denn für ein Date, wenn wir den Großteil getrennt verbrachten. Nein, dann kämpfte ich lieber gegen die Übelkeit an, als Zeros übermütiges Lachen zu verpassen, wenn sich das Gefährt in die Tiefe stürzte. Um nichts in der Welt hätte ich das entgehen lassen wollen. Allerdings würde ich Hizumis Vorschlag, demnächst nochmal gemeinsam hierher zu gehen, wohl ausschlagen müssen. Eine Weile wanderten wir über das Gelände des Vergnügungsparks, nutzten die ein oder andere weniger aufregende Attraktion und spätestens im Streichelgehege bei den Ziegen fühlte ich mich schließlich wieder komplett hergestellt. „Guck mal, die hat eine gewisse Ähnlichkeit mit Hizumi.“ „Findest du? Na ja. Maximal wenn er sich mal wieder dieses Kinnbärtchen wachsen lässt, auf das er immer so stolz ist.“ Zeros dunkles Lachen prickelte über meine Haut, während er sanft einem dunkel gefleckten Zicklein den Kopf kraulte. Ich konnte nicht anders, als ihn fasziniert zu beobachten und mir gleichzeitig zu wünschen, öfter so mit ihm zusammen zu sein. Warum hatte ich so lange gezögert? „Karyu, du starrst.“ „Oh, sorry.“ Bevor sich meine Wangen mal wieder rot färben konnten, trat er neben mich und lächelte mich leicht spöttisch an. „Entschuldige dich nicht. Ich weiß, ich bin faszinierend.“ Mit diesen Worten zog er mich mit sich aus dem Streichelgehege, während mir mal wieder eine lockere Entgegnung entfallen war. Der Kerl raubte mir eindeutig die Fähigkeit zu denken. Und wahrscheinlich ahnte er es sogar. „Glaubst du, dein Magen würde eine Fahrt auf der Kinderachterbahn überstehen?“ Kritisch beäugte ich das quietschbunte Fahrgeschäft, vor dem wir stehen geblieben waren. Die Kurven sahen machbar aus und Loopings schien es nicht zu geben. „Sieht ... okay aus.“ Erneut lachte er – generell lachte er heute sehr oft, was meinen Körper auf eine sehr angenehme Art aufwühlte. Wieso tat er es sonst so wenig? „Ich kann dich ja beschützen und festhalten.“ Was definitiv nicht die schlechteste Idee war, wenn ich mir die Halterung, die mich nachher im Sitz halten sollte, genauer betrachtete. Im schlechtesten Fall rutschte ich oben raus. Diesmal war ich es, der nach Zeros Hand griff, und schließlich todesmutig auf den nächsten freien Wagen zutrat. „Wehe, du lässt auch nur für eine Sekunde meine Hand los…“ * Die Taxitür schlug mit einem dumpfen Knall hinter uns zu, ehe sich der Wagen in Bewegung setzte und um die nächste Ecke verschwand. Ein leichter Windhauch zupfte an meinen Haaren, generell war es jetzt deutlich angenehmer als noch heute Mittag, als die Hitze mir selbst beim Nichtstun leichte Schweißperlen auf die Stirn getrieben hatte. Mein Blick wanderte die Fassade von Zeros Wohnhaus hinauf, während er in seiner Tasche nach dem Schlüssel suchte. Mit einem Mal war die Unsicherheit zurück, die ich heute während der Zeit im Vergnügungspark so erfolgreich zurückgedrängt hatte. Eine einzige Frage geisterte durch meine Gedanken: Und nun? Wir hatten in den letzten Stunden viel Spaß gehabt, eine angenehme, lockere Stimmung hatte uns umgeben, gleichzeitig gab es auch zahlreiche Momente, die es in der Form früher nicht gegeben hatte und die unseren Ausflug von einem normalen Treffen unterschied: Sei es die plötzliche Nähe zueinander, Zeros Hand, die sich immer wieder zu meiner verirrte, die Selbstverständlichkeit, mit der er mir nicht von der Seite wich. Es gab so vieles, was meine Bauch heute in Aufruhr versetzt hatte. „Und, Karyu, wie geht es jetzt weiter?“ Überrascht blinzelte ich. Hatte er das Gleiche gedacht? „Was meinst du?“ Zero seufzte, dennoch machte ich ein amüsiertes Schmunzeln in seinem Mundwinkel aus. „Du weißt doch, wie es bei Dates läuft, oder nicht? Darf ich dich noch auf einen Kaffee nach oben einladen?“ Zeros langsamer, theatralischer Augenaufschlag brachte mich zum Lachen. „Ach, läuft das bei Dates immer so? Mein letztes zu lange her.“ „Durchaus. Außer, du möchtest gerne wieder in deine Wohnung gehen. Ansonsten bist du herzlichst willkommen, nachdem ich schon die letzten Tage bei dir gewohnt habe.“ Dass dieses „Wohnen“ eher meiner mentalen Gesundheit geschuldet war, ignorierten wir an dieser Stelle. Ich tat einen Moment lang so, als würde ich intensiv über seinen Vorschlag nachdenken, obwohl ich die Entscheidung schon längst getroffen hatte. Wie könnte ich da ablehnen? Einer Eingebung folgend legte ich meinen Arm um seine Schultern und zwängte mich mit ihm durch die offene Tür. „Aber sehr gerne komme ich mit zu dir auf einen Kaffee. Oder ein Bier. Es ist auch schon sehr kalt draußen geworden, am besten wärmen wir uns auf und trödeln nicht länger rum“, ratterte ich in einem Zug runter, während uns Zeros Lachen begleitete. „Ja, ich glaub's auch.“ * Ich unterdrückte ein leises Seufzen, während ich die Flasche abermals von einer Hand in die andere wandern ließ. Wir hatten statt Kaffee dem Bier den Vorzug gegeben. Gedämpftes Klappern drang aus der Küche zu mir, über den Fernseher flackerte das Standbild des Videogames, das wir die letzte Stunde gezockt hatten. Ich wurde gerade nicht ganz schlau aus der Situation, beziehungsweise mein Körper wusste nicht so recht weiter. Während ich auf Zero wartete, griff ich abwesend in die Schüssel auf dem Tisch und stopfte mir ein paar Chips in den Mund. Auch ein wenig in der Hoffnung, dass sich das Flattern in meinem Magen damit besänftigen ließ. Momentan fühlte es sich mehr nach einem entspannten Abend unter Freunden als nach einem Date an. Vom Knistern, das ich noch an der Haustür zu spüren geglaubt hatte, war nicht mehr viel übrig. Hatte ich was falsch gemacht? Meinen Einsatz verpasst? Arg, am liebsten hätte ich mir mal wieder die Haare gerauft, aber wie sah das denn aus, wenn Zero ins Wohnzimmer käme und ich hockte auf dem Sofa mit einem Wischmopp auf dem Kopf. Wahrscheinlich war ich hier sogar der Einzige, der sich so viele Gedanken machte, denn Zero wirkte so entspannt wie eh und je. Ein sanfter Druck auf meinen Schultern holte mich aus meinen Grübeleien und ließ mich aufblicken. Zero stand schräg hinter mir und musterte mich mit einem Blick, der alles oder nichts sagen konnte. Wenn da nicht dieses verdammt anziehende Schmunzeln in seinem Mundwinkel sitzen würde… Gerade verfluchte ich einmal mehr die Wirkung, die dieser Mann auf mich hatte. Wieso war er so relaxed und ich fühlte mich wie ein aufgescheuchtes Huhn? „Worüber zerbrichst du dir den Kopf? So schweigsam bist du beinahe unheimlich.“ Ohne mein Zutun schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen, während sich Zero neben mich auf das Sofa plumpsen ließ und eine weitere Schüssel mit Naschereien auf den Tisch platzierte. „Vielleicht habe ich nur darüber nachgedacht, wie ich dich in der nächsten Runde besiegen könnte.“ Dass Zeros Augenbraue so weit nach oben wandern konnte, hatte ich bisher nicht gewusst. Sein Blick ließ die Schmetterlinge in meinem Magen zu einem erneuten Rundflug starten, während ich mich innerlich dafür rügte, warum ich denn heute nicht richtig den Mund aufbekam. Früher war ich auch nie um eine Antwort, die sich deutlich mehr an die Wahrheit hielt, verlegen gewesen. Wir zockten noch eine Weile, allerdings hatte sich die Stimmung abermals verändert . Irgendetwas hing zwischen uns, das natürlich meine Konzentration abhanden kommen ließ und damit auch mein Sieg in weite Ferne rückte. Schließlich war es Zero, der mit einem dunklen Grollen den Controller zur Seite warf und ruckartig zu mir herumdrehte. „Jetzt mal ehrlich, was ist los?“ „Ähm. Nichts?“, antwortete ich aus Reflex. Zeros Augenbrauen gingen abermals auf Wanderschaft. „Ach? Und seit wann hast du dich in eine verstockte Kopie deiner Selbst verwandelt? Wo ist der Karyu, der sonst nie um einen Spruch verlegen ist?“ Anscheinend grad irgendwo anders, denn mir fiel gerade keine Entgegnung ein. Zero rutschte ein Stück an mich heran und griff nach meiner Hand. Mit einem Mal wirkte sein Blick wieder eine Spur sanfter, ehe er nachdenklich zu unseren Händen wanderte. Sein Daumen strich hauchzart über meine Haut und hinterließ ein leichtes Kribbeln. „Weißt du, der Ausflug in den Vergnügungspark hat mir wirklich gut gefallen. Du warst so offen… so… keine Ahnung. Es fühlte sich wirklich an wie ein erstes Date. Aber jetzt gerade wirkst du nicht ganz anwesend.“ Ertappt kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Wo er recht hatte. „Vielleicht bin ich… naja, einfach ein bisschen nervös.“ Zeros Gesichtsausdruck sagte viel eher: „nur ein bisschen?“ Er umschloss meine Hand fester und ich war ihm dankbar für die Sicherheit, die er mir damit gab. „Mensch Karyu, ich bin auch nervös.“ „Bist du?“ Mein Blinzeln war wohl eine Spur zu ungläubig, denn ein Grinsen hob seine Mundwinkel. „Ja? Warum sollte ich nicht?“ „Du wirkst schon den ganzen Tag so entspannt.“ „Jahrelanges Training“, kam es trocken zurück. „Es kann ja nicht jeder so ein offenes Buch sein wie du. Außerdem: Wer wäre nicht nervös, wenn man plötzlich mit einem seiner besten Freunde ausgeht, in Erwartung, dass sich endlich nach all der Zeit etwas in eine entsprechende Richtung ändert?“ Ich kratzte meinen verloren gegangenen Mut zusammen und ermahnte mein Hirn zur Ehrlichkeit. Das konnte ja wohl nicht so schwer sein, wenn es Zero auch gelang. „Ich wusste nicht, was du von mir erwartest. Also jetzt…“ Zeros Augenbrauen schienen heute wirklich eine gewisse Eigendynamik entwickelt zu haben. „Na, was glaubst du denn, was die Einladung zum Kaffee sonst nach so einem Tag bedeutet? Und bevor du fragst: Ja, ich meinte das ernst. So wie alles, was ich in den letzten Tagen zu diesem Thema gesagt habe.“ „Aber macht man das nicht erst nach dem dritten Date?“ Beinahe hätte ich über mich selbst mit den Augen gerollt, wenn Zero das nicht übernommen hätte. „Du willst es absichtlich kompliziert machen, oder?“ „Nein… eigentlich nicht.“ Es wurde wirklich Zeit, die restlichen Zweifel irgendwo zu vergraben, wo sie nicht mehr so schnell ans Tageslicht zurückkehren konnten. Kurzentschlossen beugte ich mich zu ihm und verschloss seine Lippen endlich mit meinen. Innerlich atmete ich auf. Es tat so gut, Zero endlich wieder auf diese Weise zu spüren. Eigentlich hatte der Kuss vorerst nur kurz ausfallen sollen, doch als ich mich lösen wollte, fing mich Zero mit einem unwilligen Knurren wieder ein. „Untersteh dich!“ Erst einmal diese Hürde überwunden, schien mit einem Mal alles ganz leicht zu sein. Meine Hände fanden ihren Weg in seine weichen Haare, als ich ihn vollends zu mir zog und damit auch halb auf meinen Schoß. Allein das Wort „Endlich“ rauschte durch meine Gedanken, während ich die unterschiedlichen Gefühle so sehr genoss, die Zero in mir auslöste. Es war beinahe wie eine Achterbahn, aber diesmal im positiven Sinne. Als wir uns schließlich voneinander lösten, brauchte ich einige Sekunden, um zurück ins Hier und Jetzt zu finden. Schmunzelnd strich er mir einige verirrte Strähnen aus der Stirn. Himmel, war das – „–heiß.“ Leise lachend drückte er mir einen weiteren Kuss auf die Lippen, während seine Hände gemächlich über meinen Oberkörper streichelten. „War es. Also, weißt du jetzt, worauf das hier hinausläuft?“ Mein Herz flatterte, das Sehnen nach ihm nahm mit jeder verstrichenen Sekunde weiter zu. Am liebsten hätte ich ihn augenblicklich wieder zu mir gezogen und einfach weiter geküsst. „Ich denke.“ „Ich erinnere dich nochmal an die Themen: unnötiges Grübeln und Kompliziertheit.“ Die Ungeduld in seiner Stimme ließ mich grinsen. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte ich ihn wohl weiter geärgert, doch gerade stand mir der Sinn nach etwas anderem. Wir hatten wirklich schon zu viel Zeit verschwendet. Oder vielmehr ich. Der nächste Kuss wurde noch eine Spur feuriger. Zeros Körper, der sich gegen mich drängte, ließ mich alle weiteren, unnützen Gedanken vergessen. Wie wir es schließlich ins Schlafzimmer schafften, wusste ich nicht, doch mit einem Mal spürte ich die weiche Matratze unter und Zero über mir. Ein überraschter Laut entfloh mir. Eine angenehm prickelnde Ruhe breitete sich über uns aus. Schwer atmend sah ich zu Zero auf, der über mir kniete. Ein Schmunzeln umspielte die vollen Lippen, seine dunklen Augen glitten langsam über mich und brannten wie reale Berührungen auf meiner Haut. Ich schluckte schwer und konnte nicht bestreiten, wie sehr mich dieses Gefühl anmachte. Mein Körper schien innerlich zu vibrieren, während ich nicht anders konnte, als ihn ebenfalls beobachten. Meine Hände strichen derweil ruhelos über den rauen Stoff seiner Jeans. Langsam streckte er die Hand aus, fuhr mit gespreizten Fingern über mein Shirt, ehe er es gemächlich nach oben schob und dabei wie zufällig meine nackte Haut streifte. Zischend sog ich die Luft durch die Zähne ein. „Zero, deine Hände sind eiskalt.“ „Dann wird es Zeit, dass du sie wieder warm machst.“ Mit einem Ruck zog er mir das Oberteil über den Kopf, ehe er erneut sachte über meinen Oberkörper strich und dabei jeden Zentimeter mit den Augen zu erkunden schien. Eine überdeutliche Gänsehaut folgte der Berührung, die diesmal nicht der Kälte seiner Fingerspitzen geschuldet war. Er machte mich wahnsinnig. Und ungeduldig. Diese Augen. Ich hatte das Gefühl bereits komplett entblößt unter ihm zu liegen. Ich spürte, wie das Blut mit jeder Berührung mehr und mehr in tiefere Gefilde wanderte. Wie oft hatte ich mich in den letzten Jahren nach ihm gesehnt? Hatte diese Gefühle zurückgedrängt, bis sie beinahe verschwanden? „Zero…“ Es war nicht mehr als ein Flüstern. Kurz darauf war ich meine Hose los und Zero auch die Hälfte seiner Klamotten. Doch was fehlte, war die Befangenheit, mit der ich zunächst gerechnet hatte. Es fühlte sich einfach zu gut an – Zero auf meinem Schoß hockend, während ich seinen Oberkörper mit meinen Lippen und meinen Händen erkundete. Ich konnte ein erregtes Zucken nicht unterdrücken, als seine Nägel fahrig über meinen Rücken kratzten. Gott, wie hatte ich das herbeigesehnt… * Tiefenentspannt und glücklich lag ich mit geschlossenen Augen da und lauschte auf unsere schweren Atemzüge. Schon lange hatte ich mich nicht mehr so… fertig? Erfüllt? Träge? gefühlt. Mir fehlte das richtige Wort. Generell hatte ich gerade die Fähigkeit zu sprechen verlernt. Im Moment fühlte ich mich in eine flauschige Wolke gepackt, ich war federleicht. Zeros warmer Körper schmiegte sich eng an meine Seite, eine vorwitzige Hand malte Muster auf meinen Oberkörper und tiefer, wo sich inzwischen nichts mehr regte. Ich war völlig ausgepowert. Was gerade definitiv nicht das Schlechteste war. Unkoordiniert suchte ich nach Zeros Gesicht, um ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Allerdings fand ich nur seine Haare, in welche ich stattdessen meine Nase vergrub und zufrieden hinein seufzte. Meinetwegen könnten wir ewig so liegen bleiben. „Ich würde sagen, das war ein erfolgreiches Date.“ Träge öffnete ich die Augen und begegnete Zeros zufrieden blitzenden Blick. Hach, an dieses Bild, ihn mit diesen herrlich verwuschelten Haaren und einer gewissen Erschöpfung im Gesicht in den Armen halten zu dürfen, könnte ich mich gewöhnen. „Ja, fand ich auch.“ Dieses Mal fand ich seine Lippen. „Das könnten wir definitiv wiederholen. Noch ganz, gaaanz viele Male… also wenn du willst?“ Mein letzter Satz hatte unbeabsichtigt wie eine Frage geklungen, was Zero dazu brachte, sich von mir zu lösen – aber nur um mir kurz in die Seite zu pieken, eher er nun seinerseits die Lippen auf meine presste. „Dass du da noch fragst…“ Ende Nachwort: Ich hoffe, es hat gefallen. Irgendwo gab es die Grundidee zu dieser FF schon seit einer Weile, auch alleine durch das Ende von "Neubeginn". Natürlich hat sich dann während des Schreibens mal wieder eine gewisse Eigendynamik daraus entwickelt und die Beiden wollten irgendwie mehr als ich *lach* Wie immer halt. Aktuell hab ich erstmal keine weiteren Ideen zu den Beiden, aber man weiß ja nie. Bis zum nächsten Mal ^^ Viele Grüße Luna PS: Feedback ist wie immer gern gesehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)