Sherlock Holmes von Cyrene (das unheilvolle Familienerbstück) ================================================================================ Kapitel 4: Peinlicher Umweg in eine Sackgasse!? ----------------------------------------------- . . . “Ach herrje, wie ungeschickt von mir! Junger Mann, geht es Ihnen gut? Moment ich helfe Ihnen!!” Eilig bückte sich der Detektiv, fing an einige Pakete vom Boden aufzuheben und gab sie dem Lieferjungen in die Hand. “Hab ich mich vielleicht erschreckt! Ich hoffe Ihnen geht es ebenfalls gut!” Besorgt faste der Junge sich an den Hinterkopf und lächelte schief, klopfte dann das bisschen Dreck von seiner Jacke und half dem größeren Mann eifrig beim wieder Auflesen der heruntergefallen Sachen. “Nicht doch, mir geht es gut! Ich Schussel hatte es so eilig, dass ich Sie gar nicht bemerkt habe! Ich entschuldige mich dafür, ich hoffe Ihr Fahrrad ist nicht allzu sehr beschädigt worden!” Der Angesprochene nahm die letzten Briefe von Sherlock entgegen, packte sie sorgfältig in seine braune Umhängetasche zurück und bückte sich nun um sein Fahrrad zu schnappen und es wieder aufrecht hin zustellten. “Sieht alles gut aus, ist eh schon alt das Ding, keine Sorge!” Er lächelte höflich und gab Sherlock dankend die Hand. “Unsinn, ich werde Ihnen gerne etwas Geld für eine Reparatur oder gleich für ein neues Fahrrad geben, das ist das Mindeste was ich tun kann, schließlich sind Sie, jeden Tag aufs Neue, die ganze Zeit unterwegs und brauchen ihr Gefährt!” Mit leichter Röte auf den Wangen winkte der kleine Kurier jetzt schnell bescheiden ab. “Vielen Dank, aber das brauchen Sie wirklich nicht. Außerdem bin ich gar nicht den ganzen Tag unterwegs. Ich führe nur ganz bestimmte Lieferungen zwischen einigen wenigen, ausgewählten Geschäfte untereinander oder direkt zu deren Privatkunden aus, so oft brauch ich dieses Rad tatsächlich gar nicht!” Der Consulting Detective richtete wieder seinen Mantel und Schal etwas zurecht, sah den Anderen dabei mit immer noch besorgter Miene an. “So? Aber dann hoffe ich doch, dass Sie wenigstens gutes Trinkgeld von diesen Leuten bekommen! Dem Zustand Ihres Fahrrads nach zu urteilen, hört sich das für mich fast wie Sklavenarbeit an.” Sein Blick wurde jetzt streng. "Ist es nicht, nicht im Geringsten, ich kann mich wirklich nicht beklagen. Erst vor kurzem bekam ich eine beträchtliche Summe von einem sehr freundlichen Herren, dem ich etwas von einem der Geschäfte hier liefern sollte! Ich spare das Geld aber lieber, zumindest solange es das Fahrrad hier noch tut. ” Unbekümmert plapperte der junge Mann drauf los, was dem Größeren natürlich sehr gelegen kam. “Ach, wenn das so ist könnte ich mir vielleicht auch Mal etwas von Ihnen liefern lassen, ich bin nämlich sehr an ausgefallenen Dingen interessiert!” Der Junge horchte sofort auf. “Oh, Sie auch? Der Mann, den ich letztens beliefert habe, hatte ebenfalls so etwas in der Art bestellt, und zwar in einem der Geschäfte hier ganz in der Nähe. ” “Tatsächlich? Und dort kann auch ich fündig werden?”, hakte Sherlock ruhig und höflich nach. “Ja, mit Sicherheit sogar! Allerdings machen die Besitzer dieser kleinen Geschäfte solche spezielle Bestellungen für ihre ‘besonderen’ Kunden eher in einem kleinen Hobbykeller zurecht! Die Bestellung an sich und die Auslieferung läuft dann meistens über die größeren, bekannteren Geschäfte ab.” So war das also. Der Detektiv hatte genug gehört, setzte aber noch zu einer letzten Frage an. “Oh, ist nicht gerade zum Beispiel dieses eine Geschäft, wo ich mich nun erinnern kann, Ihnen heute schon einmal begegnet zu sein, ein solches?” “Nein nein!”, lachte der Lieferjunge sogleich freundlich und räusperte sich. “Dort werden die Bestellungen zwar aufgenommen und ich hole sie auch dort ab um sie auszuliefern, aber, das wissen allerdings jetzt nur Sie und ich" der Kleinere zwinkerte Sherlock verschwörerisch zu "Her- bzw. Zusammen gestellt werden die Bestellungen in Wirklichkeit in dieser eine kleine andere Chocolaterie, die ein paar Straßen weiter von hier entfernt ist, einfach immer gerade aus in diese Richtung!” Der Junge zeigte in eine Richtung und nickte dem Größeren zu. “Auf der rechten Seite, sie heißt ‘Chocolate Seduction’ und ist für die meisten eher unauffällig!” “Na dann! Ich Danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen auf alle Fälle noch einen erfolgreichen Tag!” Freundlich wurden Hände geschüttelt. Der Lieferjunge schwang sich darauf hin sogleich auf sein Rad und fuhr langsam wieder los. Zuvor winkte er Sherlock noch zu “Danke, Ihnen wünsche ich ebenfalls noch einen erfolgreichen Tag!”, und verschwand auch schon in der Menge. “Danke, den werde ich nun auf jeden Fall haben!” Das war ja einfach, so gesellig und gesprächig wie dieser Junge gewesen war. Ein breites Grinsen zierte Sherlocks Mund, und während John langsam aus dem Hintergrund kommend wieder an seine Seite trat, wand er sich in genau die Richtung, die ihm der Lieferjunge eben noch gezeigt hatte. “Das war… einfach unglaublich!” kam es plötzlich von der Seite. Stolz hob Sherlock seinen Kopf noch etwas weiter in die Höhe und hatte nun mehr einen überlegenen Blick drauf, seine Augen funkelten. John wusste was das bedeutete und trat nun direkt vor dem Lockenkopf. “Und nun? Wie heißt unser nächster Halt?” “Chocolate Seduction!” Ohne weiter verbal darauf einzugehen, sahen sich die beiden Männer kurz in die Augen, fingen synchron an zu grinsen und liefen los. Ihr Weg führte ein paar Straßen weiter, durch die Menschenmenge, in Richtung der kleinen Chocolaterie. “Sagen Sie Sherlock, war dieser Junge nun verdächtig oder einfach nur ein weiteres Sprungbrett für unseren Fall?” “Sowohl als auch!”, kam es schnell als Antwort. “Wir konnten in Mayas Chocolaterie nichts Auffälliges vorfinden, weil diese, wie wir nun wissen nur den Abwicklungspunkt darstellte, kamen dabei aber in Kontakt mit diesem Lieferjungen namens Kai!…. Bevor Sie fragen, auf seiner Jacke war sein Namensschild befestigt!” John blieb still, war froh, dass Sherlock von sich aus schon seine aufkommende Frage beantwortet hatte. “Ich bin mir sicher das sich zu einem späteren Zeitpunkt noch herausstellen wird, ob Kai wichtig für uns ist!” Dann hatten beide also schon ihre erste verdächtige Person, der Blondschopf war froh. … Plötzlich wurden seine Gedanken durch ein lautes, aus seinem Magen kommendes, Geräusch unterbrochen. Auf Johns Wangen zeichnete sich sofort eine leichte Röte ab. Sherlock sah sich fragend zu seinem Kollegen um. “John?” Abermals vernahmen beide ein lautes Magen knurren, was wohl auch nicht so schnell wieder aufhören würde. Wie peinlich. “Sie brauchen gar nicht so zu schauen! Schließlich habe ich, unter anderem wegen Ihren Haustierchen in meinem Marmeladenglas, schon seit etlichen Stunden nichts mehr gegessen!”, rechtfertigte sich der Kleinere, während er nur weiterhin vom Detektiv angestarrt wurde. Dieser konnte in dem Moment nicht wirklich etwas Sinnvolles einwenden und musste zugeben, dass er überhaupt nicht mitbekommen, bzw. nicht darüber nachgedacht hatte, mal wieder etwas Nahrung zu sich zu nehmen. Gestern Abend hatte er allerdings kurz schon ein schlechtes Gewissen gehabt, den Kleineren mit einem seiner Experimenten um dessen Abendessen gebracht zu haben. Er schob es schnell auf ihren neuen Fall, sah jetzt wieder nach vorne und fing an etwas zu suchen. Der Andere bemerkte das, wusste aber nicht wo nach Sherlock nun genau Ausschau hielt, dachte auch nicht weiter darüber nach, legte kurz eine Hand auf seinen Bauch, als könne er ihn damit beruhigen, richtete seine Jacke wieder zurecht und wollte seinen Hunger einfach ignorieren, es gab schließlich Wichtigeres. Dabei lief er prompt an dem Größeren vorbei, der unerwartet stehen geblieben war. John drehte sich um und hob überrascht eine Augenbraue. “Kommen Sie, setzen Sie sich!”, lud ihn der Größere nun auch schon ein und machte eine höfliche Geste hin zu einem etwas abseits stehenden Tischchen, das zu einem kleinen Café gehörte. Der Doktor sah genauer hin, stand nun wie angewurzelt da und schaute abwechselnd vom Detektiv zum Café. Jenes kleine Häuschen befand sich mehr am Rande der großen Hauptstraße der Einkaufsmeile und hatte bedenklich viele Rosa-und Rottöne, Kerzenständer und Stühle mit herzförmigen Lehnen. Es wirkte eher märchenhaft und war wohl mehr für Paare geeignet, die in romantischer Zweisamkeit hier ihre Zeit miteinander verbringen wollten. John schluckte. “Was ist nun? Ich dachte Sie wollten etwas essen? Und da wir momentan mit einem Fall beschäftigt sind, würde ich vorschlagen, dass ein kleiner Snack für zwischendurch erst einmal genügen sollte!” Ohne weiter zu warten setzte sich Sherlock einfach an eben jenen Tisch, lockerte seinen Schal und gab John nochmals ein Handzeichen, es ihm endlich gleich zu tun. John wusste ehrlich gesagt nicht so recht was er davon halten sollte. Es war ja ganz nett und aufmerksam von seinem Kollegen, dass sie beide sich nun doch kurz hinsetzen und etwas essen können sollten. …. Aber,…musste es denn in SO EIN Café sein??? Einige Pärchen, die hier verteilt an ihren Tischen saßen, waren schon aufmerksam geworden und warfen den beiden Männern neugierige Blicke zu. Johns rechtes Auge fing an zu zucken. //Reiß dich zusammen John, du gehst da jetzt rüber und wirst etwas essen, tu einfach so als wäre es ein ganz normales, einfaches Café!!// versuchte er sich gedanklich zu beruhigen und schon saß er seinem Kollegen gegenüber am Tisch und schnappte sich schnell die Essenskarte. “Na sehen Sie, war doch nicht so schwer!” Sherlocks Grinsen machte es dem Anderen nicht gerade leichter, hier nicht gar so sehr aufzufallen. Einige Frauen fingen schon leise an zu kichern, was zwar nicht negativ gemeint zu sein schien, aber dennoch dem Älteren die Konzentration seiner Essensauswahl erschwerte. “Sherlock,…”, fing er schließlich an zu flüstern, “…wieso gerade ‘dieses’ Café?” “Wieso nicht? Außerdem, schauen Sie mal da rüber,…” Seine Hand zeigte in eine Richtung. Der Kleinere von beiden folgte sogleich mit den Augen der ausgestreckten Hand des Größeren und sah, nicht weit von ihnen entfernt, genauer direkt auf der gegenüber liegenden Seite, ein kleines Geschäft mit dem Namen ‘Chocolate Seduction’. OK, das leuchtete John schon irgendwie ein, von hier aus hatten sie einen super Überblick über die Straße und einen direkten auf das Geschäft - ihr nächstes Ziel. Außerdem gab es tatsächlich weit und breit kein anderes Café oder Restaurant hier in der Nähe. John atmete langsam und geräuschvoll aus, legte die Karte hin und strich sich kurz durchs blonde Haar. Wenig später kam auch schon ein netter und wohlgenährter Kellner an ihren Tisch, stellte breit lächelnd einen goldenen Kerzenständer in dessen Mitte und zündete geschwind die Kerze an. “Einen schönen guten Tag! Was kann ich Ihnen bringen?” Warum nur erinnerte dieser Kellner den Doktor so sehr an Angelo, ihrem allseits bekannten italienischen Gastwirt? John schmunzelte kurz innerlich, bemerkte dann aber diese verfluchte - für mehr Romantik sorgende - Kerze und sofort verfinsterte sich sein Blick wieder und er sah genervt zur Seite, schüttelte leicht den Kopf. Es würde ja eh nichts nützen, wenn er etwas dazu sagen würde. Genau wie damals bei Angelo. Warum dachten eigentlich immer alle, dass er und Sherlock... zusammen waren... wirkten Sie etwa wirklich so? Wen das allerdings alles wie immer komplett kalt ließ, war mal wieder Sherlock. Ihm war vollkommen egal was andere von ihm dachten oder über ihn sagen könnten. Demnach äußerte er sich auch zu diesem Thema nie wirklich und blickte stattdessen nur nachdenklich über die Straße hinweg zu der kleinen Chocolaterie. Noch immer stand der Kellner neben ihrem Tisch, lächelte unaufhörlich vor sich hin und wartete. “Ähm ja genau,… kleinen Augenblick, bitte …“ John griff erneut nach dem Menü, überflog es schnell und entschied sich schließlich. “…Gut, also ich nehme dann einmal ein Thunfisch Sandwich und zum Nachtisch ein ErdbeerVanille-Eis!” Fix schrieb sich der Kellner alles auf, richtete seinen Blick dann auf Sherlock und fragte auch diesen nach seiner Bestellung. “Hm? Nein Danke!… Oder doch, einen Kaffee hätte ich gerne, schwarz, mit zwei Stück Zucker!” Wieder aus seinen Gedanken gerissen drehte er sich zu seinem Kollegen, hatte nun doch etwas bestellt, ein Kaffee würde ihm auch mal wieder ganz gut tun. Mit einem höflichen “Wie der Herr wünscht!”, machte sich der Kellner auch schon aus dem Staub, um den beiden Turteltauben,….öhm…’Kollegen’ etwas Privatsphäre zu lassen, während diese nun warten mussten, dass ihre Bestellung kam. “Erdbeer-Vanille-Eis?” John sah auf. “Ja, warum auch nicht? Hab schon lang kein Eis mehr gegessen!” Das Schmunzeln seines Gegenübers war nicht zu übersehen, doch er blieb stumm. “Und Sie? Warum essen Sie hier nichts? Wenigstens eine Kleinigkeit!” Das Thema ‘Essen’ sprachen beide nicht sehr oft an, ab und zu aß der Jüngere ja auch etwas, nur legte er, im Allgemeinen, nicht sehr viel Wert darauf - vor allem weil er, wie er immer sagte, mit leerem Magen besser denken konnte. Sherlock legte den Kopf etwas schief, sah weiter sein Gegenüber an und antwortete bestimmt. “Ich habe keinen Hunger! Heute Abend vielleicht, aber jetzt nicht!” Er klang ernst, fast schon genervt. Warum nur interessierten sich immer alle dafür ob, wann und was er an Nahrung zu sich nahm? Was war denn bitte so fesselnd diesem Thema auf den Grund gehen zu wollen? War es denn so außergewöhnlich, wenn sich mal jemand nicht bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit denn Wanst vollschlug? … Sherlock ließ es lieber sein, sich weiter darüber aufzuregen, schob den Gedanken beiseite, da es in John's Fall einfach medizinische Sorge hätte sein könnte und ihn dieser dafür wirklich sehr selten mit dem Thema belästigte und widmete seine Aufmerksamkeit lieber wieder dem hier und jetzt. … Es dauerte nicht lange, da kam der nette Kellner auch schon mit einem großen vergoldeten Tablett in der Hand zu den beiden an den Tisch zurück. Bedacht stellte er Sherlocks Kaffee und Johns Sandwich zu der jeweiligen Person. “Ihr Eis kommt in wenigen Minuten nach! Guten Appetit! ” Derjenige, welcher sich diesen Nachtisch bestellt hatte, nickte nur dankend und widmete sich, ohne nun noch länger zu warten, auch schon seinem Thunfisch Sandwich. Er schluckte hart. Gott, wie er sich dieses Essen ersehnt hatte, endlich mal wieder was Anständiges in den Magen bekommen. Er schnappte sich sein Sandwich und biss herzhaft hinein. Der Lockenkopf inzwischen, nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Kaffeetasse und musste doch unweigerlich zugeben, dass diese braune heiße Flüssigkeit seinem Körper und Geist auch ganz gut tat. Beide genossen in Stille ihr jeweiliges Getränk bzw. Essen und wollten ausnahmsweise nur einmal für ein paar Minuten schweigend in Zweisamkeit verbringen. Zwischendurch brachte der Kellner auch noch Johns Eis und stellte es auf eine, dazu passende, mit Herzen bemusterte, Serviette. Etwas dämlich kam sich der blonde Mann schon vor, hörte abermals von der Seite leises Frauengekicher und musste sich wahrlich anstrengen, nicht sofort wieder rot anzulaufen. Sein Gegenüber sah dem Ganzen einfach nur stumm zu, musste aber in der Tat zu geben, dass diese Szene in seinen Augen sehr lustig wirkte - vor allem Johns so herrlich entgleisende Gesichtszüge. “Lassen Sie sich ihr herzallerliebstes Eis schmecken, mein lieber John!” Sarkasmus pur. “Sehr witzig!”, kam es patzig. Die mal neugierigen, mal verschmitzten Blicke der vorbei laufenden Passanten, hauptsächlich der weibliche - genauso wie die von denen, die hier zu zweit oder mit dem jeweiligem Partner im Café herum saßen, machten es dem ehemaligen Militärarzt nicht gerade einfach, sein Eis im Zusammensein seines Kollegen in Ruhe zu genießen. Derweilen versteckte sich hinter dessen augenscheinlich steinerner Miene ein amüsiertes Grinsen. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber es war einfach zu interessant dem Anderen dabei zuzusehen, wie dieser sich wegen nichts und wieder nichts zu genieren schien. … Und schon schoss ihm auch etwas Lustiges durch den Kopf, wie er den anderen noch zusätzlich ein bisschen aufziehen könnte, weshalb er kurzerhand ein Stück zu seinem Gegenüber über den Tisch lehnte und, anstatt zu flüstern, nun etwas lauter als normal, den Kleineren direkt ansprach. “Was hast du denn Liebling? Schmeckt dir dein Eis etwa nicht?” vernahm so gleich das gesamte Café die nun übertrieben freundliche und ebenfalls übertrieben verstellte Stimme des Größeren. John sah sogleich abrupt auf. Seine dunkelblauen Augen fixierten die graublauen seines Kollegen mit einem scharfen Blick. Er konnte sich schon denken, dass sich der Detektiv im Geheimen gerade einen Spaß aus dieser ganzen Situation machte. Normalerweise hätte er sich nicht so leicht provozieren lassen, das hatte er eigentlich nicht nötig,... aber heute, in dieser Situation, //"Na warte//. “Weißt du,…ich kann mich einfach nicht auf mein Essen konzentrieren, wenn du mich mit deinen wunderschönen Augen so ansiehst!” Das hatte gesessen! Wahrlich! Mit allem, aber mit dieser Antwort hatte der Meisterdetektiv definitiv nicht gerechnet. Das ließ er sich aber natürlich kein bisschen anmerken, außer dadurch vielleicht, dass er sich in seinem Stuhl zurück sinken ließ und den Anderen mit einer Mischung aus Überraschung und Belustigung ansah. John hatte es dieses Mal einfach nicht lassen können zu kontern, ließ sich ebenfalls nichts anmerken, dass ihn diese Situation gerade mehr aufgewühlt hatte, als er zuzugeben bereit war und aß anstatt dessen nun einfach wortlos weiter. //Was der kann, kann ich auch!// Er musste zugeben, dass er froh über Sherlocks Rückzug war - der andere sollte ja nicht glauben, dass sich John so einfach und leicht veralbern ließ. Erneutes Kichern und Flüstern war zu vernehmen, anscheinend waren beide Männer mittlerweile für die anderen Leute - besonders für die Frauen - ein interessantes Gesprächsthema. … “Schau doch, die beiden da drüben, süß oder?”…”Was für ein hübsches Pärchen!”…”Hast du gehört was sie gerade gesagt haben?”… John und Sherlock starrten sich an. Hörten sie da richtig? Sie wurden tatsächlich, mal wieder, für ein Paar gehalten? Der Größere von beiden räusperte sich kurz und gab von weitem dem Kellner zu verstehen, dass sie gerne zahlen würden, John hatte aufgegessen. Es gab nichts zu sagen, sie wollten jetzt einstimmig einfach nur noch hier weg. Sie bezahlten dann auch schnell und machten sich wieder auf den Weg. Nicht ohne noch die letzten Kiecher Geräusche hinter sich zu vernehmen. … Ihre Kleidung glatt streichend, liefen sie nebeneinander her, direkt auf ihr nächstes Ziel zu. “Meine Augen sind also wunderschön, ja?” Diese plötzliche und ungewöhnliche Frage ließ den Doktor kurz langsamer werden. Seine Augen wurden kurz größer, als er darüber nachdachte, wobei die eigentliche Antwort ja wohl klar war. “Das war natürlich nur ein Scherz!… Wegen dem, was Sie zu mir gesagt haben…und so! Das wissen Sie doch!” stammelte John nun vor sich hin, was Sherlock hinterhältig grinsen ließ. “Schon gut! Ich wollte Sie nur etwas aufziehen!” Diese Aussage hörte sich in Johns Ohren allerdings verdächtig nach einer Überlegenheitsbekundung des Detektivs an. Beinahe arrogant. “Sicher! Wie Sie meinen!” Beide ging, ohne es zu wissen, gleichzeitig durch den Kopf, dass es, zugegebenermaßen mal ganz erfrischend und eigentlich auch recht angenehm gewesen war, sich gegenseitig zu ‘duzen’ - wie es in dem Gespräch vorhin zu ersten Mal der Fall gewesen war - ließen dieses Thema aber lieber sein,… denn etwas ungewohnt und, vor allem John zu intim, war es schon. Außerdem gab es noch einen Fall, dem sie sich stattdessen lieber wieder widmen sollten.… Endlich bei der Chocolaterie angekommen, blieben sie direkt davor stehen. … Sie schwiegen. Das war doch jetzt wohl wirklich nicht wahr, oder?! … Beide sahen sich unentschlossen, was sie nun tun sollten, wortlos an. An der Tür, auf einer kleinen weißen Karte, die von innen mit Klebeband am Glas befestigt worden war, direkt auf Johns Augenhöhe, stand in fein säuberlicher Handschrift: “’Wegen Urlaub für eine Woche GESCHLOSSEN!!’” . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)