Sherlock Holmes von Cyrene (das unheilvolle Familienerbstück) ================================================================================ Kapitel 32: verwirrende Reue & der Versuch eine gute Tat zu vollbringen ----------------------------------------------------------------------- John kam am nächsten Tag erst recht spät in die Baker Street zurück. Er schlich beinahe ins Haus, schloss die Haustür so leise wie möglich, erklomm die Stufen zum ersten Obergeschoss auf Zehenspitzen. Warum er sich solche Mühe damit gab, mit seiner Heimkehr kein Aufsehen zu erregen? Ganz einfach, weil er schlicht und ergreifend ein riesiges schlechtes Gewissen hatte. Ja, Dr. John Watson fühlte sich schuldig und das war noch nicht mal das Schlimmste. Nein. Der absolute Höhepunkt der Peinlichkeit war, dass er keinem geringeren als dem Detektiv Sherlock Holmes, seinem Mitbewohner, gegenüber Schuld empfand. Er fühlte sich tatsächlich wie ein gemeiner, niederer Verräter. Aber warum tat er das denn bitte, was hatte er den angestellt, um sich jetzt so fühlen zu müssen. Eigentlich nichts, zumindest nichts von dem der Doktor zuvor geahnt hätte, dass er sich danach deshalb so schlecht fühlen würde, denn eigentlich war es etwas Schönes und total Normales gewesen und trotzdem konnte der Veteran es nicht genießen, sein schlechtes Gewissen trübte systematisch jede eigentlich positive Erinnerung an die letzte Nacht. Er war nach dem Debakel mit seinem Kollegen gestern Abend nochmal zu Sarah gefahren und sie hatten schließlich miteinander geschlafen. Es war natürlich schön gewesen, aber John hatte es trotzdem nicht wirklich genießen können, denn schnell hatte sein Gewissen damit begonnen, ihm einen enttäuschten Detektiv vor Augen zu führen und ihm damit das Erlebnis gehörig versalzen. Was zum Teufel hätte sich sein Verstand bitte dabei gedacht, ihn bei einer gesunden, normalen Tätigkeit, so mit Vorwürfe zu überschütten?! Dadurch hatte es sich natürlich erst recht falsch angefühlt und seine Gedanken hatten ihn, auch nachdem Sarah zufrieden neben ihm eingeschlafen war, wach und ruhelos gehalten. Weitaus schlimmer noch als die Selbstvorwürfe in seinem Kopf, war es ihm sogar, immer wenn er die Augen schloss, des Öfteren kurz so vorgekommen, als wären es nicht die Lippen und Hände seiner Partnerin, die ihn verwöhnten und der Körper, der sich verlangend an ihn drückte, nicht der einer Frau. Es war doch zum verrückt werden. Er war gestern zu seiner Freundin gefahren um sich damit endgültig selbst zu beweisen, dass es so richtig war, das er eine Frau an seiner Seite haben wollte, das ihn diese Frau anzog und was hatte er erreicht? Ein bodentief schlechtes Gewissen Sherlock, nicht zu vergessen, natürlich auch Sarah gegenüber, die er dafür 'ausgenutzt' hatte, so gesehen zumindest. Sie hatte es gewollte, in dem Punkt war alles gut, aber Johns Intention war in seinen Augen die vollkommen Falsche gewesen, weshalb er sich jetzt gleich doppelt schlecht fühlte. In seinem Zimmer angekommen, zog sich der Veteran kurz um, straffte sich und wappnete sich dafür, gleich Sherlock im Wohnzimmer gegenüber zu treten, der sicherlich längst wusste, wo John gewesen war und der sicherlich nun noch unnahbarer für den Doktor sein würde als sonst eh schon. Aber so kalt wie zu Anfang ihres Zusammenlebens war der Detektiv schon lange nicht mehr zu ihm gewesen, wenn dieser es also nun wieder wurde, dann war das allein Johns Verdienst. Auf alles gefasst, das schlechte Gewissen mit beinahe fühlbarem Gewicht auf seinen Schultern, betrat der Doktor kurz darauf das Wohnzimmer. Fand seinen Kollegen, wie am Abend zuvor, allerdings erneut nicht auf dessen Liegesofa an. Doch keinen Wimpernschlag später hörte er auch schon einen plätschernden Ton, der ganz eindeutig aus der Küche kommen musste, schritt umgehend zielstrebig darauf zu. Als er die Küche betrat, bot sich ihm heute ein weiteres Bild, welches John sich wirklich, nicht mal in seinen wildesten Träumen, je selbst hätte ausmalen können. Sherlock, wie er leibte und lebte, war gerade dabei FREIWILLIG die Küche aufzuräumen. Wenn auch mit einem nicht gerade zufriedenen und eher gelangweiltem Gesichtsausdruck. “Wehe Sie sagen auch nur ein Wort.“ kam es prompt von der Spüle, an welcher der Detektiv wohl gerade dabei war, heißes Wasser in einen Eimer laufen zu lassen. Man konnte deutlich heraus hören, das diese Drohung mehr humorvoll als drohend gemeint war. Oder besser gesagt - wenn er mal etwas freiwillig tat, wollte er dabei auch seine Ruhe haben und keine große Aufmerksamkeit deswegen auf sich ziehen. John schüttelte kaum merklich den Kopf, hielt sich kurz die Faust vor den Mund und ließ so leise es ging einen belustigten Ton raus. Es war einfach zu einzigartig. Gleichzeitig verstärkte es unweigerlich die Schuldgefühle des Doktors ins beinahe Unermessliche, denn diese Geste von dem Größeren rührte ihn ungemein und machte, Johns Meinung nach seinen Verrat nur noch schwerwiegender. Sherlock derweil schenkte den Kleineren keine weitere Beachtung, hatte vorhin spontan beschlossen, für sich selbst wenigstens DIESES Problem zu aller erst zu lösen und,… Gott, dass er so was mal denken würde,… wenigstens mal eine Sache erst mal wieder in Ordnung zu bringen. Freiwillig… Der letzte Abend und die letzte Nacht machten ihm sichtlich zu schaffen, aber darüber wollte er nicht reden, jetzt zumindest nicht. Das sollte fürs Erste genügen. Er würde es ja wohl mal schaffen etwas aufzuräumen. Für wen er das tat?… Nun,... für sich selbst, um seinem Frust Luft zu machen, für seinen Mitbewohner… Er wollte seinem Freund eine... wie konnte man das nennen,... Freude machen, vielleicht wollte er ihm aber auch suggerieren, dass er über allem stand, was natürlich definitiv, mal wieder, glatt gelogen gewesen wäre, denn die Eifersucht hatte den Detektiv praktisch die ganze Nacht wach gehalten. Der Veteran seufzte innerlich. Das konnte Mann doch wirklich nicht mit ansehen. John lief entschlossen auf den Größeren zu, schnappte sich gleich den, von Sherlock eben noch vorbereiteten, Eimer, nahm sich einen alten, schon etwas vertrockneten Schwamm, tat ein paar kräftige Mittel ins Wasser, und fing an den Küchentisch eifrig zu schrubben. Sherlock war nun tatsächlich etwas verwundert, wollte deshalb schon etwas sagen, unterließ es dann aber. War wahrscheinlich auch besser so. Anscheinend hatte sein Mitbewohner schon verstanden - wenn auch nicht das Gewünschte - und konnte gleichzeitig wohl auch nicht mit ansehen, wie Sherlock durch seine freiwillige Tat hier alleine in der Küche versauerte. Typisch John. Dieser war einfach zu hilfsbereit und viel zu nachsichtig. Sherlock hätte die Augen deswegen verdrehen können, was jedoch, sogar Sherlocks Ansicht nach, vollkommen unangebracht gewesen wäre. Also tat er auch das nicht. Ließ die Situation wortlos und reaktionslos einfach geschehen und schloss sich schweigend seinem Freund an. Zeit hatten sie beide schließlich noch genug bis zu ihrem Treffen im Regent‘s Park. Was für ein Bild. Das Ermittler-Duo, wie es mit vereinten Kräften versuchte die Küche wieder auf Vordermann zu bringen. Etwas komisch kamen sie sich schon vor, waren ziemlich froh darüber, dass sie hier keiner sehen konnte und machten unverdrossen, ohne ein Wort miteinander zu wechseln, zusammen weiter sauber. Zielstrebig und so schnell es ging, damit sie diese, fast schon peinliche, Sache auch schnellstmöglich wieder beenden und abhaken konnten. . . . Sherlock kam, während er seinen Freund so aus dem Augenwinkel betrachtete, kurz der Gedanke, John könnte sich vorhin deshalb so bereitwillig seiner Putzaktion angeschlossen haben, weil den Doktor ein schlechtes Gewissen plagte. Wenn das aber der Wahrheit entsprach, dann war dem Detektiv vollkommen schleierhaft, weshalb der Veteran sich ihm gegenüber schuldig fühlen sollte. Zugegeben, Sherlock war enttäuscht, aber doch nicht von dem Älteren, sondern von sich selbst, er hatte keinerlei Anspruch auf diesen, der Kleinere war ihm rein gar nichts schuldig und trotzdem hatte Johns Entscheidung den Jüngeren beinahe fertig gemacht. Das ärgerte den Größeren an sich selbst am meisten. Das dieser sich offenbar nun genau so mies fühlte, wie der Detektiv zuvor, konnte vielleicht, aber nur vielleicht, zumindest ein ganz kleines gutes Zeichen sein, aber damit würde Sherlock sich später beschäftigen. Nach gut zwei Stunden und Johns Versuchen, Sherlock davon abzuhalten, die verbrannten Gegenstände doch lieber alle gleich einfach zu entsorgen - wurden beide Männer schlussendlich fertig. Waren nun mehr oder weniger selbst etwas verdreckt, störten sich aber nicht weiter daran. Denn endlich sah die Küche wieder einigermaßen ‘normal‘ und bewohnbar aus. Sie hatten tatsächlich gute Arbeit geleistet. “Geschafft.“ John strich sich mit dem linken Handrücken über die Stirn, besah sich nochmals den Raum und war nun doch ganz zufrieden mit ihnen beiden, auch wenn so mancher verkohlte Gegenstand letztendlich doch noch draußen auf der Treppe gelandet war. Der Detektiv hatte nur emotionslos und eher belanglos gemeint, dass er das Mrs. Hudson schon noch plausible erklären würde. Das war jetzt erst mal zweitrangig. Sherlock kam nicht um ein Schmunzeln herum, als er sah, wie der Kleinere bei seiner Handbewegung eine schwarze Ruß Spur auf seiner Stirn hinterließ. Ohne groß darüber nachzudenken, schnappte sich der Größere ein sauberes Papiertuch, stellte sich direkt vor den Älteren und wischte diesem, ohne zu fragen, schnell den Ruß von der Stirn. John konnte den Jüngeren dabei, mal wieder, nur sprachlos anstarren. "Wenn ich schon mal am sauber machen bin" lächelte dieser, drehte sich dann von dem Doktor weg, dessen Blick dem Detektiv mit großen Augen folgte, ließ das Papiertuch zu dem anderen Müll in den Abfalleimer fallen, streckte sich kurz und sah dann auf die Küchen Uhr. Wie lautete noch mal der Code? //“Treffpunkt morgen um 16:15Uhr im Regent‘s Park, an der Stelle wo Henry starb.”// “Nun gut,…“, Sherlock sah sich daraufhin kurz um und anschließend auf sein Handy, welches er von der Coach nahm“…wir haben noch ca. zweieinhalb Stunden bis wir uns mit George im Park treffen.“ “Ähm ja, Sherlock... Ich...“ “Ich muss nochmal weg, noch einige Sachen organisieren, bin aber sicherlich pünktlich wieder hier. Sie sehen müde aus, ruhen Sie sich ruhig noch etwas aus, bis später.“ Ohne, dass der Doktor noch etwas erwidern konnte, war der Detektiv mit diesen Worten zur Wohnungstür geschlendert, hatte sich Mantel und Schal übergeworfen und war schlussendlich zur Tür hinaus verschwunden. John war fast schon wieder sauer. Er hatte gerade wirklich ein Gespräch mit dem Detektiv beginnen wollen, sich erklären wollen, aber Sherlock schien dies geahnt zu haben und hatte seinen Versuch kurz und knapp, wenn auch nicht unfreundlich oder abweisend, unterbunden. Bei kurzer Überlegung könnte der Doktor natürlich nachvollziehen, dass Sherlock sich momentan, in dieser 'heißen Phase' voll und ganz auf die, vor ihnen liegende Aufgabe konzentrieren wollte, aber es wurmte ihn trotzdem, schließlich plagte ihn die Last seiner Schuld. Allerdings wusste er auch nicht, wie und mit welcher Begründung er sich bei dem Größeren quasi entschuldigen wollte. Was hätte er ihm denn auch schon sagen sollen //"Du Sherlock, tut mir Leid, dass ich mit Sarah geschlafen habe und dabei praktisch die ganze Zeit an dich denken musste?!"// Also Nein, das ginge wirklich nicht. Da musste sich der Doktor definitiv noch mehr Gedanken darüber machen, sonst würde er sich definitiv bis auf die Knochen blamieren. Unschlüssig, was er nun tun sollte, war nun John unwissentlich derjenige, der mit seinen Gefühlen alleine gelassen wurde. Er stand immer noch im Wohnzimmer, beschloss dann aber recht schnell, sich erst mal in der, nun ja zum Glück wieder sauberen, Küche einen Tee zu machen. Gefrühstückt hatte er mit Sarah bei ihr Zuhause, ein Erlebnis, das er, ohne lange Überlegen zu müssen, als eines der unangenehmsten seines Lebens bezeichnen konnte. Er hatte nie einen OneNightStand gehabt und sah natürlich auch die Nacht mit Sarah nicht als solche, zumindest nicht im direkten, geplanten Sinne, aber er konnte sich gut vorstellen, dass sich ein Frühstück mit so einer 'nur für eine Nacht Bekanntschaft' so anfühlen müsste, zumindest wenn man ein so emotionaler Mensch wie John war. Irgendwie komisch, gezwungen, einfach seltsam halt. Einige Zeit später, John hatte es sich bei der, mittlerweile dritten, Tasse Tee auf einem der Sessel bequem gemacht, versuchte immer noch zu lesen, kam der Detektiv plötzlich, wie aus dem Nichts, wieder ins Wohnzimmer geschneit. Während der Größere Mantel und Schal ablegte, dabei unaufhörlich auf seinem Handy rumtippte, musterte der Kleinere ihn sehr genau und musste neidisch feststellen, dass Sherlock offenbar bester Laune war. Das hier der Schein mal wieder ordentlich trügte, musste der Ältere dessen Meinung nach, aber definitiv nicht wissen. Sherlock hatte alle Vorbereitungen getroffen, die er hatte treffen können und dabei versucht, seinen Freund komplett auszublenden, sich nur auf den Fall zu konzentrieren. Er hatte selbstverständlich mitbekommen, dass John vor seinem Ausgang das Gespräch mit ihm gesucht hatte, aber er verbat sich momentan strikt an etwas anderes als an das Gelingen der Begegnung mit George zu denken. Die Sache zwischen Ihnen beiden konnten sie schließlich danach immer noch klären. Außerdem musste sich der Detektiv da auch selbst noch über Einiges klar werden, würden sie jetzt miteinander reden, käme sicherlich nichts rechtes dabei raus. Sherlock musste erst mal analysieren und einordnen, was Johns Schuldgefühle zu bedeuten haben könnten und er musste auch zu aller erst mal seine eigene Reaktion genau unter die Lupe nehmen, da diese ihm genau so befremdlich erschien, wie das Verhalten des Doktors. Tief ins sich drinnen wollte er den Kleineren auch ein wenig schmoren lassen, schließlich hatte dieser dieses Mal die Sache verbockt. Das war vielleicht nicht ganz fair, der Detektiv kam sich dabei ja selbst wie ein beleidigtes Kleinkind vor, aber es ging nun mal zum jetzigen Zeitpunkt nicht, es hätte wie gesagt vermutlich auch eh nicht viel genützt. Deshalb hielt er den Älteren lieber vorerst auf Abstand. John beobachtet ihn sehr genau, schien sich zu fragen, wo er gewesen sein könnte. “Sie könnten mich auch einfach fragen.“ John verstand überhaupt nichts, war sogar leicht zusammen gezuckt, als der Detektiv ihn so unvermittelt angesprochen hatte. “Was denn fragen?“ “Wo ich war und was ich gemacht habe.“ Der Doktor verzog das Gesicht, als hätte er soeben herzhaft in eine Zitrone gebissen. “Sie würden es mir trotzdem nicht sagen, richtig?“ “Richtig.“ Sherlock fing dezent an zu grinsen, konnte es nicht lassen, woraufhin sogar John leicht überrascht feststellen musste, was solch ein einfaches Mienenspiel doch ausmachen konnte. Es löste etwas in ihm aus. Er stellte fest, dass Sherlocks gute Laune unweigerlich hoch ansteckend zu sein schien. Seine Schuldgefühle und die Enttäuschung/Hilflosigkeit, die damit verbunden war, dass er wirklich keinen Plan hatte, wie er diese Sache wieder aus der Welt zu schaffen - wie sie sich einfach verflüchtigten. Ob Sherlock es ihm ansehen konnte?… “Ich…starte dennoch einen Versuch und frage Sie, ob Sie denn in der Zwischenzeit wenigstens so etwas wie einen Plan für die nächste Zeit entwickeln konnten? Nur rein interessehalber.“ In Johns Stimme schwang plötzlich wieder etwas Humor mit, was den Detektiven unbewusst innerlich erleichtert ausatmen ließ. Selbst der Doktor bemerkte dies im Nachhinein,… wusste aber, dass es ehrlich gemeint gewesen war,.. ja sogar beinahe ungezwungen. Wie es aussah konnte er wohl tatsächlich nie lange schlecht gelaunt sein… zumindest nicht bei Sherlock. Und es fühlte sich tatsächlich angenehm an. Eine angenehme Erleichterung wenigstens mit seinem Freund, nach dieser ganzen Angelegenheit, sich noch ungezwungen unterhalten zu können, zumindest über den Fall. Der Detektiv und der Doktor waren sich in diesem Punk einig - sie mussten und wollten diese seltsame und noch ungelöste Spannung zwischen ihnen hinten anstellen, zumindest bis der jetzige Fall gelöst wurde. “Um es mal so auszudrücken,…“, fing der Detektiv schließlich wieder an, “… Ja, einen Plan konnte ich entwickeln, oder besser gesagt, ich konnte uns für den Notfall eine Absicherung und Hilfe verschaffen.“ Nur kurz über diese Antwort nachdenkend, beugte sich der Veteran im Sitzen nach vorne, musterte seinen Kollegen, wusste jedoch, dass er so oder so keine klarer Antwort bekommen würde. Aber eines war wohl klar, wie es aussah hatten sie beide also schon mal was in Petto, falls etwas passieren sollte. Falls ‘ihnen‘ etwas passieren sollte. Das allerdings, hoffte John natürlich nicht. Wie es schien traute Sherlock diesem George wohl doch auch nicht so Recht. War ihm aber auch nicht zu verübeln. George. Diese üble, vor allem nervende und hinterlistige Person. … Ein Räuspern durchbrach die Stille. Moment, ein Räuspern? John blinzelte kurzzeitig, sah auch schon wie der Größere ruhig und gelassen zu ihm rüber kam. Etwas misstrauisch sah er rauf in diese wohlbekannten hellblauen Augen. “John.“, kam es mit rauchiger und entspannter Stimme. Ohne es wirklich mitzubekommen leckte sich John nervös über die Lippen. Sherlocks Augen fixierten sofort die Tätigkeit, die er jedes mal aufs Neue einfach amüsant fand. Immer wenn sein Kollege nervös war? Unwillkürlich und unbewusst? Auch dann wenn es gar keinen Grund gab? Sherlock wurde klar, dass ihm dieses auffällige Zungenspiel auf eine bestimmte Art gefiel. John selbst würde es einen Reflex, eine Macke oder Angewohnheit nennen, doch für den Größeren war diese Marotte etwas ganz Eigenes. Etwas Eigenes von John Watson. Und es störte ihn nicht - ganz im Gegenteil. Schon, als er diese zum ersten Mal bei dem Doktor bemerkt hatte, hatte er interessanterweise Gefallen daran gefunden. //"…Gott... Über was er sich jetzt schon wieder seinen Kopf zerbrach?…// Sherlock stieß diese Gedanken sogleich wieder Beiseite. “Was ich Sie noch fragen wollte. …“, nahm er schnell wieder sein eben begonnenes Gespräches auf, stützte sich dabei, vollkommen beiläufig, mit den Händen auf den Sessellehnen des Sessels ab, in dem der Doktor saß. Beugte sich nun noch weiter zu dem Kleineren nach unten. John wusste in diesem Augenblick nicht, ob er still sitzen bleiben, oder sich, gefasst auf alles, in eine Art gedankliche Angriffsposition begeben, sollte. Zu seinem Leidwesen schaffte er es aber gerade mal, sich anzuspannen und stumm in die Augen über sich zu blicken… Sherlock würde doch nicht,… Nein. Dieser würde doch nicht abermals einen Versuch starten ihn-… Sherlock hielt inne. Atmete ruhig und leise. Grinste heimlich in sich hinein. //"Erwischt! Mal wieder! Mein lieber John, du bist so durchschaubar!"// “Was ist eigentlich mit meinem Hemd?“ Johns Augen weiteten sich. Allerdings nicht vor Überraschung oder gar vor Angst, sondern aus reiner Verwunderung. Zeitgleich wurde er durch diese Frage praktisch komplett aus der Bahn geworfen, musste erst einmal ernsthaft darüber nachdenken, was man von ihm wollte. “Hemd?“, echote er deshalb etwas irritiert. “Das Hemd, welches Sie vorgestern Abend nach unserem Gespräch im Badezimmer nass gemacht haben.“ Perplex schaute sich John reflexartig im Raum um, dachte dabei angestrengt nach, wo genau er dieses bestimmte Hemd nochmal zurück gelassen hatte… Aber ja. Natürlich! “Es ist noch immer im Bad. Habe es, um ehrlich zu sein, einfach nur zum Trocknen auf die Heizung gelegt.“ Mehr abwesend als wirklich im Hier und Jetzt, kamen diese Sätze ganz automatisch über Johns Lippen. Er wunderte sich noch immer über diese, eigentlich eher belanglose und um ehrlich zu sein, vollkommen banale, Frage. Wollte sein Gegenüber mit dieser einfach nur für Abwechslung und Auflockerung der Stimmung sorgen? … Sehr ungewöhnlich. John hätte sich gerade am Liebsten die flache Hand auf die Stirn geschlagen, er hatte doch glatt mal wieder sonst was gedacht. So langsam begann er an seinem eigenen Verstand zu zweifeln. Gleichzeitig fühlte sich der Doktor mehr als unwohl, denn ganz tief in sich drin hatte er sich beinahe gewünscht, dass der Größere tatsächlich das vorgehabt und getan hätte, was der Veteran zuvor vermutet hatte. Warum hatte er es sich, erneut, fast schon herbei gesehnt. Wie ungerecht, wie unüberlegt und dumm er doch war, sich in diesem Augenblick so zu fühlen und gleichzeitig seinen Kollegen und Freund so vehement auf Abstand halten zu wollen, er stand sich hierbei wirklich selbst im Weg. Nochmals wurde die Stille und damit auch Johns jetziger Gedankengang unterbrochen. “Na großartig. Kann ich also mit Falten rechnen.“ Mit diesen geseufzten Worten - die komplett fehl am Platz und nicht mal halb so ernst rüber kamen wie gewollt - richtete sich Sherlock auf, wandte sich um und ging rüber in die Küche. John allerdings konnte dem Detektiv mal wieder nur verwirrt hinterher sehen. Er drehte sich in seinem Sessel neugierig um, hörte gleichzeitig klappernde und metallische Geräusche aus der Küche kommen. “Wie spät ist es eigentlich?“, erkundigte sich der Doktor wenig später, während er sich die Hände in der Spüle säuberte. Sherlock hatte tatsächlich noch eine Mahlzeit angeordnet, die John nun auch schon 'brav' verzehrt hatte. “Zeit zu gehen.“ Das war Antwort genug. John nickte nur, beendete seine Tätigkeit und ging rasch rauf in sein Zimmer. Beide richteten sich, machten sich startklar und standen sich kurz darauf auch schon gegenüber, Jacke und Mantel angezogen und innerlich bereit. “Nun, mal sehen was unser lieber George von uns will.“ Sherlock setzte wieder ein vorfreudiges Grinsen auf, John ließ dies unkommentiert. Kannte es schließlich von dem Detektiv gar nicht anders und wollte es eigentlich auch gar nicht ändern denn die Vorfreude auf die vielleicht drohende Gefahr löste auch bei ihm selbst ein adrenalingeladenes Kribbeln in der Magengegend aus. Er nickte deshalb nur zustimmend und schon verließ das Ermittler-Duo seine Wohnung. Machten sich auf den Weg zu ihrem Treffpunkt. Showtime. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)