Sherlock Holmes von Cyrene (das unheilvolle Familienerbstück) ================================================================================ Kapitel 46: der "Fall" John H. Watson Teil 4 oder ein so herrlich normaler Alltag --------------------------------------------------------------------------------- Am nächsten Morgen fühlten sich beide Männer vollkommen ausgeruht und entspannt, hatte sich nach dem Lachanfall noch kurz angesehen, bevor John sich dann Sherlock genähert und diesem einen hauchzarten Kuss gegeben hatte. Wieder mal einen Gute Nacht Kuss, wie Sherlock sofort realisierte, denn danach hatte er sich entspannt in sein Kissen sinken lassen, die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen und die Augen geschlossen. "Gute Nacht Sherlock" Der Größere war darauf hin noch mal aufgestanden, hatte die Lichter im Wohnraum gelöscht und es sich dann, da es angenehm warm im Zimmer war, weiterhin nur mit den Shorts bekleidet, wieder neben seinem Partner im Bett bequem gemacht, das Kissen im Rücken, damit er komfortabel aufrecht sitzen konnte. Es gab keine Fenster in dieser Safehouse Wohnung, weshalb es im ersten Moment praktisch stockdunkel war, aber als sich Sherlocks Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er seinen Nebenmann im Schlaf beobachten. "Gute Nacht John" Sherlock hatte noch viel zum Nachdenken gehabt und schloss deshalb schon bald auch seine Augen und versank tief in seinen Gedanken. Ohne das er es selbst wirklich mitbekommen hatte, war dabei seine rechte Hand zu John Kopf geglitten um sich in dem dunkelblonden, kurzen, weichen Haarschopf sanft zu vergraben. Die Hand begann langsam und bedächtig des Kleineren Kopf zu Kraulen und ohne dass Sherlock es bewusst mitbekam, half ihm dieses Tätigkeit dabei sich besser zu konzentrieren. So war er wieder die halbe Nacht wach gewesen, bevor er dann doch irgendwann in einen traumlosen, entspannenden Schlaf gefallen war, seine Hand immer noch auf John's Kopf. Der Kleinere hatte die Berührung auch nicht mehr bewusst wahr genommen, aber sie hatte trotzdem seinen Schlaf eher positiv beeinflusst. Keine Albträume, kein Herumwälzen, John hatte sprichwörtlich geschlafen wie ein Toter. Sherlock erwachte als erster und bemerkte sofort seine Hand, die auf John Kopf lag, in dessen dunkelblondes Haar vergraben. Er nahm sie nun vorsichtig weg und versuchte sich zu erinnern, wann er sie dort hingelegt hatte. Sein logischer Verstand erschuf ein dunkles Bild, auf dem er tief in Gedanken versunken neben seinem Partner auf dem Bett saß und geistesabwesend dessen Kopf kraulte, weil es ihm aus irgend einem Grund half sich besser zu konzentrieren. Sherlock schmunzelte über seine neuste Gewohnheit, wollte diese aber gerne beibehalten, wenn der Kleinere nichts dagegen hatte. John hatte von der Liebkosung offenbar überhaupt nichts mitbekommen, weil er die ganze Nacht ruhig und tief und fest schlafend neben Sherlock gelegen hatte. Auch jetzt noch zeigte sein entspanntes Gesicht, dass es ihm wohl ziemlich gut ging. Sherlock beugte sich zu John hinunter und flüsterte behutsam: "John, guten Morgen, aufwachen, Zeit zum Aufstehen" Der Angesprochene seufzte wollig und öffnete die Augen. "Guten Morgen Sherlock" Sherlock saß neben ihm auf dem Bett, über ihn gebeugt und John glaubte auch ein leichtes Lächeln auf den feingeschwungenen Lippen zu erkennen. Er registrierte sofort dass Sherlock immer noch, genau so wie er nur Shorts trug. Sherlock beobachtet den Kleineren ganz genau, seinen graublauen Augen entging absolut nichts. Johns dunkelblaue Augen leuchteten regelrecht, was darauf hindeutete, dass er wirklich ausgeruht zu sein schien. Sherlock wollte sich gerade noch weiter zu ihm runter beugen um vielleicht ein bisschen ausnutzen, dass sie beide sowieso schon praktischerweise beinahe vollkommen nackt waren, als er plötzlich ein Magenknurren vernahm. Er lachte leise auf als er sah wie John prompt leicht rot wurde. Das war aber auch echt peinlich. Er entschloss sich die Intimitäten auf später zu verschieben, der kleinere lief ihm ja schließlich nicht weg, hauchte ihm deshalb nur einen vergleichsweise keuschen guten Morgen Kuss auf die etwas vor Scham zusammengekniffenen Lippen und erhob sich wie immer in einer fließenden Bewegung vom Bett. Schnell hatte er sich sein übliches weißes Hemd und seine schwarze Anzugshose übergestreift und war auch schon zur Tür geschlendert um beim Wachmann für John Frühstück zu bestellen. Dabei hob er auch die Morgen Zeitung auf und runzelte kurz die Stirn, als er einen kleinen Zettel mit einer Nachricht von Lestrade darauf bemerkte, der zwischen den Seiten der Zeitung klemmte. Er nahm die Notiz heraus, überflog sie kurz und steckte sie dann in seine Tasche. John war inzwischen seufzend aufgestanden, hatte das Bett gemacht und sich frische Kleidung aus dem Schrank genommenen, in dem, in einem der oberen sonst leeren Fächer immer noch das kleine Kuscheltier lag, die kleinen schwarzen Perlaugen blitzen kurz auf als Licht in den Schrank fiel. John zog sich schnell an und begab sich dann zur Küchenzeile um Tee und Kaffee zu machen. Er grummelte ein bisschen vor sich hin. Blöder Körper, blödes Magenknurren. Zu gerne hätte er, denn das hatte Sherlock offensichtlich vorgehabt, bevor das Geräusch seines banalen körperlichen Bedürfnisses ihn aufgehalten hatte, die Sache gestern in der Dusche heute morgen noch ein bisschen weitergeführt. Das er seinen Körper da aber auch so überhaupt nicht unter Kontrolle hatte. Sherlock, stellte John bewundernd fest, hatte das alles viel besser im Griff. Er sah den Consulting Detektiv nie gähnen und hatte auch noch nie dessen Magen um Nahrung betteln hören, obwohl Sherlock viel weniger schlief und aß als er. Es klopfte. John aus seinen Gedanken gerissen, ging zur Tür und nahm sein Frühstück dankend entgegen. Er nahm sich vor, dem Wachmann eine Einkaufsliste mit ein paar Grund Nahrungsmitteln zu schreiben, dann könnte er ja mal wieder selbst etwas kochen. Kochen gehörte eigentlich zu Johns Lieblingsbeschäftigungen, aber im Haushalt Watson Holmes hatte er bisher nie Gelegenheit gehabt sie war zu nehmen. Er stellte sein Frühstück auf den Tisch, ging zu Küchenzeile und füllte zwei Tassen, eine mit Tee und eine mit Kaffee und ließ sich dann auf seinem Stuhl nieder. Wie er mit einem leichten Lächeln festgestellte griff der größere sofort nach der zur Verfügung gestellten Kaffee Tasse, nicht von seiner Zeitung aufblickend, die er dieses Mal "ausnahmsweise" richtig rum in den feingliedrigen Händen hielt. So saßen die beiden einträchtig am Küchentisch und gingen schweigend ihren jeweiligen Tätigkeiten nach. So ging das zwei volle Tage lang und sowohl John als auch Sherlock bemerkte wie herrlich entspannt der alte und doch ein bisschen neue Alltag zwischen ihnen ablief. John verbrachte seine Zeit mit Lesen, begann den Blog Eintrag des jetzigen Falls offline vorzubereiten und machte seine Trainingsübungen. Sherlock verbrachte die meisten Zeit mit Nachdenken und wenn ihn seine lästige Langeweile doch mal überkam, dann beschäftige er sich einfach mit seinem Mitbewohner, den dies nicht im geringsten zu stören schien. Trotzdem hatte sich die ein oder andere Kleinigkeit verändert. Z. B. bevorzugte Sherlock es inzwischen seinen Kopf auf Johns Schoss abzulegen, wenn dieser in einer Ecke der Sitzgelegenheit saß, den Laptop auf der Lehne abgestellt oder ein Buch in der Hand haltend. Wenn Zweiteres der Fall war, verirrte sich gerne mal Johns Hand beiläufig in Sherlocks braune Locken, was den Größeren insgeheim unglaublich entspannte und ihm half seine Gedanken viel besser und schneller zu ordnen. Es herrschte eine ruhige, entspannten Atmosphäre in der kleinen Safehouse Wohnung und keiner der beiden Bewohner machte sich gerade augenscheinlich große Gedanken über die Außenwelt. Da es wegen der fehlenden Fenster immer gleich hell im Wohnraum war viel es zumindest John etwas schwer sein Zeitgefühl nicht komplett zu verlieren. Es gab keine Uhren und die Microwelle hatte keine Funktion dafür. Hätte John seine Armband Uhr nicht gehabt hätte er oft nicht gewusst wie spät es gerade war und wenn sie nicht regelmäßig die Morgen Zeitung von dem Wachmann draußen bekommen hätten, hätte er auch nicht gewusst welcher Tag gerade war. Außerdem neu waren der inzwischen wohl ganz normale Guten Morgen und Gute Nacht Kuss, wobei Sherlock meist den morgendlichen und John den abendlichen einleitete. Zu dem gingen die beiden Männer jeden Abend gemeinsam duschen, aber nicht immer artete dieser Vorgang zu einer erotischen Angelegenheit aus. Außerdem hatte John inzwischen bemerkt wie Sherlock abends seine Hand sanft in John's Haarschopf vergrub und seinen Kopf kraulte, wenn er glaubte, dass der Kleinere bereits eingeschlafen war. Weil es John gefiel sagte er nie etwas dazu. John hatte trotz allem Zeitgefühl Verlust und dem praktisch nicht vorhandenen Gedanken an die Außenwelt und ihrem Fall nicht vergessen, was in Aussicht stand, wenn der Fall endlich beendet sein würde und er versucht deshalb Sherlock nicht zu sehr zu reizen, um es diesem nicht unnötig schwer zu machen, sich an seinen Vorsatz zu halten. Es schien Sherlock sehr wichtig zu sein wie John mit einem Kribbeln im Bauch feststellte, da der Größere es, wie er sagte als Belohnung ansah. John war nicht unbedingt Jungfrau, er hatte schon mit mancher Frau geschlafen, aber das mit Sherlock würde definitiv so was wie ein erstes Mal für ihn sein und er wusste nichts darüber wie viel sexuelle Erfahrung der Consulting Detektiv bereits hatte. Es interessiert ihn nicht direkt wie viele Beziehungen Sherlock vor ihm vielleicht schon gehabt haben könnte, wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass es viele gewesen sein konnte, denn bisher hatte Sherlock immer durchblicken lassen, dass er solche Dinge normalerweise als lästig und ablenkend empfand und war immer stolz darauf gewesen mit seiner Arbeit "verheiratet" zu sein. John nahm sich vor Sherlock bei Gelegenheit einfach mal zu fragen. Sie unterhielten sich jetzt des Öfteren, was John als sehr angenehm empfand, da er bisher nur wenig Privates über den attraktiven, exzentrischen und eigensinnigen Mann gewusst hatte, obwohl sie nun schon recht lange unter einem Dach zusammen lebten und miteinander arbeiteten. Wenn man John nun gefragt hätte, was er für Sherlock empfand, so hätte der ehemalige Militär Arzt ohne Zweifel zugeben müssen, dass er sich Tag für Tag mehr in den Consulting Detektiv verliebte. Je mehr er sich mit ihm beschäftigte, je näher er im körperlich und geistig kam, je normaler die Nähe zwischen ihnen wurde und je mehr sich John auf den anderen generell einließ desto stärker wurde das Gefühl von Liebe in ihm. Gesagt hatte er das dem anderen aber selbstverständlich nicht, er behielt es für sich, ganz einfach aus Angst, dass der andere ihn für albern halten würde. Er wollte durch ein Liebesgeständnis auf keinen Fall den Status Quo zerstören, dazu gefiel es ihm viel zu gut, so wie es gerade war. Sherlock derweilen war überraschend zufrieden mit seiner jetzigen Situation, obwohl sie gerade im aktuellen Fall nicht wirklich weiterkamen und nur abwarten konnten. Sein Handy und zu seiner Überraschung auch seine Nikotin Pflaster vermisste er überhaupt nicht. Die übliche Langeweile, die sich in solchen Fällen sonst immer eingestellt hatte und für das nach ständig neuem Input lechzenden Gehirn des selbsternannten Consulting Detektivs normalerweise eine Qual bedeutete, blieb zum Glück aus, da er sich, wenn er nicht gerade den Fall Broen/Clapton Revue passieren ließ oder ihre weiteren Schritte dazu gedanklich voraus plante, im hier und jetzt mit John, seinem "Fall" Watson, beschäftigen konnte. Er empfand, auch wenn sich ein paar Kleinigkeiten geändert hatten, die Gegenwart des anderen immer noch als angenehm und nicht als lästig, störend oder gar ablenkend. Gerade war seine Gefühlswelt, die John mit seiner einzigartigen Art erst zum Einsturz gebracht hatte, nur um sie dann wieder, neu und vollkommen anders aufzubauen und die Sherlock nun nicht mehr nach Leibeskräften zu unterdrücken suchte, in einer entspannten Verfassung. Es gab momentan weder unkontrolliertes Verlangen noch zwiespältige, verwirrende Gefühle und Gedanken in ihr, was Sherlock unheimlich beruhigte, weil das zu Anfang ja schon verdammt anstrengend gewesen war. Aber nun schien er eine Richtung gefunden zu haben, ein Ziel festgelegt zu haben und dieses warme Gefühl in seinem Innern, das er in jeglicher Hinsicht mit John verband, wollte er nicht mehr missen. Seine Angst, dass es sich zu seinem Nachteil auf ihn auswirken würde war unbegründet gewesen und inzwischen auch verschwunden. Wenn man Sherlock nun gefragt hätte, was er für den Kleineren empfand, hätte er wahrscheinlich geantwortet: von Tag zu Tag wachsende Zuneigung, ein ausgeprägtes körperliches und geistiges Interesse, vollstes Vertrauen,... Ja, das wären wahrscheinlich die Worte gewesen, die der Detektiv der Beziehung zugeordnet hätte. Über die Definition dieser Beziehung war sich Sherlock inzwischen absolut sicher. John war sein Partner, in allen Lebenslagen und ohne ihn würde ihm definitiv etwas sehr wichtiges fehlen, das gab er zumindest vor sich selbst ganz offen zu, entdeckte momentan Seiten an dem Kleineren, die ihn zum Teil überraschten, ihm alle sehr gut gefielen und vor allem von denen er nie gedacht hätte, das sie in dem anderen schlummerten. Am zweiten Tag z. B. ließ sich John ein paar Lebensmittel bringen und begann mit Begeisterung selbst zu kochen. Er sah dabei so glücklich und entspannt aus, dass Sherlock schon wieder fast ein schlechtes Gewissen bekam, dass er durch seinen dominanten Lebensstil den Kleineren wohl z. B. in diesem Punkt so weit eingeschränkt hatte, dass John das, was er eigentlich unheimlich gerne tat für Sherlocks Bedürfnisse hinten angestellt hatte. Dieses schlechte Gewissen brachte ihn dann dazu, ohne mit der Wimper zu zucken auch von dem Essen, das dann verführerisch duftenden auf dem Tisch stand, zu nehmen, was John unglaublich zu freuen schien, da er wohl damit gerechnet hatte allein essen zu müssen und Sherlock nicht direkt etwas angeboten hatte. Er hatte lediglich zwei Teller auf den Tisch gestellt und strahlte nun wie ein kleines Kind an Weihnachten beim Anblick der Geschenken unterm Weihnachtsbaum, als er sah, dass Sherlock tatsächlich zugriff. Und das Essen schmeckte wirklich gut, dass musste Sherlock sofort zugeben und beschloss das auch verbal zu äußern. John konzentrierte sich gerade voll und ganz auf seinen Teller, er hatte es unglaublich genossen, mal wieder zu kochen, es hatte ihm tatsächlich sehr gefehlt. Insgeheim hoffte er das in der Baker Street vielleicht auch ab und an mal tun zu können als er von Sherlocks tiefer Stimme regelrecht zusammen zuckte und fast die Gabel fallen ließ. "Das ist wirklich nicht schlecht John. Ich wusste ja gar nicht, dass du so gut kochen kannst. Wegen mir kannst du das ab jetzt gerne öfter machen." John blickte Sherlock mit offenem Mund sprachlos an. Das war ja gerade wie ein Sechser im Lotto was Sherlocks sonstige Gebaren bezüglich essen betraf. Das Sherlock aß war für ihn eigentlich schon Anerkennung genug gewesen, aber diese Lob traf den Kleineren mitten ins Herz. Schwer schluckend riss sich John gewaltig am Riemen, nicht auf zu springen, Sherlock um den Hals zu fallen und hysterisch "Danke, Danke, Danke" zu kreischen. Er lächelte stattdessen stolz und antwortete: "freut mich, dass es dir schmeckt und gerne, habe ich nichts dagegen" Sherlock hatte John ganz genau beobachtet und konnte grob erahnen, wie der Kleinere am liebsten auf das Lob und das Angebot reagiert hätte und schmunzelte darüber, wie dieser sich stattdessen zusammen riss. John war ein einfacher, durch und durch liebenswerte, treuherziger Mensch, gutmütig, manchmal ein bisschen zu sehr und bescheiden obendrein. Ihn glücklich zu machen war nicht besonders schwer, wie Sherlock fand, ganz im Gegenteil, es war so leicht, dass Sherlock sich plötzlich sicher war es bewerkstelligen zu können. Ja, er war der festen Überzeugung John Watson glücklich machen zu können. Dieser schaffte es ja auch, dass sein eigenes Leben durch ihn erträglich ja sogar regelrecht angenehm wurde. Als glücklich würde sich Sherlock selbst nicht unbedingt bezeichnen, aber er hatte ehrlich gesagt auch nie über ein Gefühl wie Glück nachgedacht und wusste deshalb auch nicht, was er mit diesem Gefühl verbinden sollte. Vielleicht war sein Empfinden, dass sein Leben mit John erträglich und angenehm war, ja seine Art Glück zu definieren, er würde definitiv darüber nachdenken müssen. Das Essen war währenddessen schweigend verlaufen und schließlich zu Ende gegangen. Sherlock bemerkte, dass Johns Essen ihm wirklich gut getan hatte, es lag ihm nicht schwer im Magen und machte ihn weder müde noch träge. Es war mehr eine, auch für ihn ab und an wichtige, Portion Gehirnnahrung gewesen, die obendrein köstlich geschmeckt hatte. John begann die Küche aufzuräumen und Sherlock hatte das Bedürfnis ihn zu fragen ob er Hilfe brauche, welche John lächelnd dankbar ablehnte. "Unkompliziert" schoss es Sherlock darauf durch den Kopf. Ja das war John auf jeden Fall auch. Genau das Gegenteil von ihm selbst. Er musste immer ein Geheimnis aus allem machen, es anderen immer auf die Nase binden, wenn er mehr wusste als sie, was oft der Fall war. Kein einziges Mal konnte er es sich verkneifen, andere zu belehren und mit seinem Wissen zu prahlen. Er war ein besserwisserischer Kotzbrocken. Natürlich konnte er auch charmant und freundlich sein, aber immer nur, wenn er irgendwas was bestimmtes wollte. Nie einfach so. Außer bei John natürlich, aber seinem Geschmack nach viel zu selten. Bei Fremden war es ihm egal, er machte sich nichts daraus was sie von ihm dachten, solange sie taten was er wollte, der Zweck sprichwörtlich die Mittel heiligte. Aber bei John. Konnte er nicht offener zu ihm sein, würde er sich damit wirklich den sprichwörtlichen "Fingernagel" abbrechen? Diesen Gedanken im Kopf ging er zu John hinüber, der es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte und in einem Buch las. Wortlos griff er in seine Tasche, nahm etwas heraus, setze sich direkt neben den Kleineren und hielt ihm dieses Etwas direkt vor die Nase. John blickte verdutzt auf und fokussierte seinen Blick auf den Zettel, den Sherlock ihm wortlos hin hielt. Er griff danach und las ihn langsam durch. Es war eine Nachricht von Lestrade. Sie lautete in etwa: "es ist alles vorbereitet, schalten Sie am so und so vielten abends die Nachrichten ein". Das Datum war von Morgen. John runzelte die Stirn. "Seit wann hast Du den?" "Lag vorgestern in der Morgen Zeitung" "Ach so" kam es bloß leise von John. Er hatte sicherlich vorgehabt John diese Neuigkeit erst morgen Abend anzuvertrauen, wenn überhaupt, dachte sich John kurz bitter. Aber dann wischte er dieses bittere Gefühl gleich wieder zu Seite und sagte sich, dass Sherlock es ja dieses Mal anders gemacht hatte. Irgendwas schien den Detektiv dazu gebracht zu haben, ihn früher einzuweihen, dieses Mal noch früher als vor der Beerdigung. Das freute John wiederum. Ja, er vertraute Sherlock, fühlte sich aber oft von ihm überrumpelt oder gar ausgeschlossen, weil dieser in immer erst im letzten Moment oder erst gar nicht informierte. John lächelte milde, beugte sich zu Sherlock hinüber und drückte ihm, wie schon zuvor einmal, einen sanften Kuss auf die Wange, was wohl dann auch dieses Mal sowas wie "Danke für die Information" heißen sollte, und Sherlock verstand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)