Sherlock Holmes von Cyrene (das unheilvolle Familienerbstück) ================================================================================ Kapitel 1: Nach langer Weile zum Knall auf Fall ----------------------------------------------- "...Ey Alter, ich sach es nich noch einmal, die Kleene gehört zu mir ey, die hat deinen Bruder nich erschossen, klar?”Das ist jawohl nich dein Ernst, ‘türlich ist die Schuld, die Olle hat sich 'ne Knarre besorgt und ihn damit eiskalt abgeknallt!!” Das ist doch Bullshit, die hat doch nie im Leben...” “STOPP!” Sherlock richtete sich abrupt auf. “So geht das wirklich nicht! Sogar ein Blinder mit Krückstock würde doch wohl die Tatsache erkennen, dass diese Frau, die ehemalige und wieder verheiratete Geliebte von diesem William, mit Leichtigkeit und aus Rache diesen seltsamen und über alle Maßen vollgefressenen Adam erschossen hat! Die Beweise liegen schließlich ganz klar auf der Hand, sieht man es doch sofort an ihren blassen, leicht vergilbten Händen und ihrem halb zerfetzten Jackenärmel!…” John verdrehte die Augen und sah kurz von seinem Laptop auf, über seine Schulter hinweg, zu dem Consulting Detektive, welcher mehr unruhig als ausgelassen auf dem Sessel saß, eingehüllt in seinem üblichen Morgenmantel und mal wieder vor lauter Langeweile nichts Besseres mit sich anzufangen wusste, als sich irgendwelche billigen und schlecht gespielten Krimiserien im Fernsehen anzusehen. Der Ältere von beiden seufzte leise, konnte sich allerdings ein Schmunzeln nicht verkneifen. “Sherlock, warum schauen Sie sich so was überhaupt noch an? Sie wissen doch schon im Voraus, wie das immer endet, wenn Sie sich vor den Fernseher setzen!” Belustigt schüttelte der ehemalige Militärarzt nur den Kopf, ehe er ihn wieder nach vorne drehte, um an seinem aktuellen Blogeintrag weiter zu tippen. Wahrlich. Zu was für sinnlosen Mitteln Mann bei Weilen griff, nur um die Zeit totzuschlagen. Wenn auch sonst niemand gerade das Bedürfnis zu haben schien, jemand anderen totzuschlagen, denn das hätte dann ja wenigstens so etwas wie sinnvolle Arbeit für Sherlock bedeutet. Genervt aufstöhnend ließ sich dieser tiefer in den Sessel sinken, schaltete dabei schnell im Programm weiter und hielt schlussendlich bei einer Tier-Doku an, stellte die Lautstärke auf Null, starrte einfach nur stumm auf den flimmernden Bildschirm. Sein Kopf schmerzte. Bei so viel Dummheit, die ihm das Fernsehen mal wieder bot, da konnte Mann ja nur resignieren oder bekam wahlweise einen Wutanfall,… doch das Zweite ließ er lieber sein. Es war erst früher Mittag, aber dieser Umstand hielt den ehrenwerten Detektiv natürlich keineswegs davon ab, schon jetzt mal wieder voll am Rad zu drehen. Kein Wunder bei der Tatsache, dass schon seit Tagen nichts mehr los gewesen war. Keine gewieften Serienmörder, kein geschickter Betrüger, keine Erpressung, keine Entführung, kein kaltblütiger Mord, kein Attentat, kein Kunstraub, ja nicht mal ein, im Normalfall für Sherlock vollkommen unbedeutender, Diebstahl. Justitia schien sich gegen ihn verschworen zu haben, die gesamte Verbrecherwelt in den Urlaub geschickt zu haben und zwar überall in London gleichzeitig. Sogar einer der letzten knapp ein halbes Dutzend Fälle von einfachen Klienten, die ihn in den letzten Wochen immer öfter in der Baker Street besucht hatten, um um seine Hilfe zu bitten und die er abgelehnt hatte, weil sie ihm in diesem Moment zu langweilig erschienen waren, wäre am heutigen Tage mal ein echtes Highlight gewesen. Aber nichts, rein gaaar nichts. Wie enttäuschend. Gähnende Leere, die den jüngeren Mann heimsuchte. Sein Durst nach einem erregend spannenden Fall wurde einfach nicht gestillt. Selbstmitleid und Depressionen machten sich in ihm breit. Sein Gehirn dürstete nach etwas, nach einem Rätsel, mysteriösen Zeichen, undeutlichen und unbestimmbaren Dingen, die gelöst und abgeschlossen werden wollten. Verdammt?! Wie trostlos und öde. … “…-lock…” Rein gar nichts, was ihn aufheitern konnte. … “…-erlock…” Ungenutzte, verschwendete und unausgefüllte Zeit. Ein reines... “SHERLOCK!” “Hm?…” Angesprochener spitzte die Ohren. Vor ihm stand plötzlich sein Mitbewohner, der es einfach nicht mehr auf seinem Platz ausgehalten hatte und nun genervt, mit verschränkten Armen und tadelndem Blick da stand. “…Habe ich wieder laut gedacht?!” Ein Nicken bestätigte Sherlocks eigene Feststellung. Schon seit geraumer Zeit begann dieser immer wieder laut seine Gedanken preiszugeben und das nicht im positiven Sinne, wie es sonst an einem Tatort oder bei seinen Ermittlungen der Fall war und ihm beim Nachdenken half. Nein, neuerdings, allerdings nur, wenn er - wie in diesem Fall - unter akutem Kriminalfallverlust litt, sprach er auch des Öfteren einfach so laut mit sich selbst. “Jetzt reißen Sie sich mal zusammen und suhlen Sie sich nicht schon wieder so theatralisch im Selbstmitleid!”, tadelte ihn nun ein fast schon besorgt wirkender John Watson. "Sie haben die letzten Wochen so viele Klienten weggeschickt, die Ihnen Arbeit angeboten haben, weil Sie dieses von vornherein als "langweilig" oder, wie Sie es auch immer gerne nennen, weniger als eine 7 von 10 angesehen haben. Also beschweren Sie sich jetzt bloß nicht über Langeweile, die hauptsächlich Ihr eigenes übergroßes Ego verursacht hat." John schüttelte abermals nur den Kopf, ging dann langsam zum Fenster und schaute stumm hinaus. Der Lockenkopf grummelte nur, in seiner Angewohnheit, immer das letzte Wort haben zu müssen, noch so etwas wie "Ja, die wären ja auch Zeitverschwendung gewesen", und lenkte dann seinen Blick hinauf zur Decke. Es war Sonntag, und die gesamte Baker Street lag ruhig und friedlich da. Wenn man von hier oben aus hinaussah, fielen einem sofort die fröhlichen Gesichter der Menschen auf, die mit der Familie oder als Paar in regelmäßigen Abständen am Haus vorbeischlenderten. Man sah ihnen dabei deutlich an, dass sie einfach das Beisammensein genossen. Das Wetter war heute für London angenehm warm, und es schien sogar die Sonne. Warum machten sie beide eigentlich nicht auch einmal einen ganz einfachen Spaziergang durch den Park? Etwas so Simples, was allerdings bisher bei keinem der beiden in den Sinn gekommen war. Wie auch, bei so viel Tumult und Action, wie sie bei ihren meisten Fällen immer wieder aufs Neue hatten?! An das Flanieren im Grünen war ja aber auch definitiv, z. B. während der Bedrohung durch Jeff Hope, dem schwarzen Lotus oder Jim Moriarty, höchst persönlich, nicht zu denken gewesen. John begrüßte das natürlich. Die Kriminalfälle zogen auch ihn an wie das Licht die Motte. Er mochte es ja ebenso gerne, diese Aufregung, die Neugierde und die Spannung, die sich immer bei einem Fall aufbaute und meist hätte unschön enden können. Das hatte schon was und tat ihm gesundheitlich sogar sehr gut, wie er schnell festgestellt hatte, aber... Ab und zu würde er doch gerne einmal wieder ganz normal und ohne Verfolgungswahn durch einen Park spazieren können, vielleicht ins Schwimmbad gehen oder in Ruhe einen Kinofilm anschauen, die Bibliothek aufsuchen, angenehm und ohne Eile schick Essen gehen oder aber einfach mal die Seele baumeln lassen. Vor allem Sarah, mit der er nach dem Vorfall vom schwarzen Lotus tatsächlich noch immer zusammenarbeitete, schien immer noch Interesse an John zu haben und wäre sicherlich ab und an bereit für solche Sachen. Aber… so sehr er sie auch mochte - er war wirklich froh gewesen, dass sie ihn nicht nach der Entführung hochkant rausgeworfen hatte - aber es ging irgendwie nicht wirklich vorwärts. Er konnte nicht genau beschreiben, was es war. Auf jeden Fall waren seine Zuneigung auf einem Punkt stehen geblieben, der eine ganz andere Richtung vorzugeben drohte. Bei ihr fühlte er sich nach wie vor wohl, arbeitete sehr gerne mit ihr, und sie hatten immer etwas zu Lachen, ebenso wie unterhaltsame Gesprächsthemen. Doch dies alles reichte nicht, zumindest nicht, wenn man eine ernsthafte Beziehung aufbauen wollte. Das wussten sie beide, da John mit seiner Kollegin auch schon recht offen darüber gesprochen hatte. “John?…” Einen Wimpernschlag später war der Angesprochene auch schon wieder in der Realität, hing nicht weiter seinen Gedanken nach und drehte sich etwas um, sah fragend zu seinem Mitbewohner. Sherlock hatte sich komplett auf dem Sessel umgedreht, hing jetzt mehr oder weniger wie ein nasser Lappen, mit ausgestreckten Armen, über der Rückenlehne und stützte sich leicht mit dem Kopf auf der Oberseite der Lehne ab. “Machen Sie etwas, unterhalten Sie mich!” “Was denn bitte schön? Mir ist doch genauso langweilig!... Allerdings könnten wir vielleicht …” Der Blondschopf stoppte in seinem Satz, zögerte, überlegte kurz und sah den Anderen schließlich unschlüssig an. “WAS könnten wir?”, hakte Sherlock ungeduldig nach. “…Wir könnten doch einfach mal raus an die frische Luft, in den Park gehen oder irgendetwas anderes draußen unternehmen!” Stille. Sherlock schien tatsächlich zu überlegen. Seine Augen verengten sich leicht, schauten scharf in die dunkelblauen seines Kollegen, überprüfend, nachdenklich und… lag da etwa auch etwas Neugierde in seinem Blick? Ein, in Johns Ohren fast schon gequältes Seufzen entkam dem Langeweile kranken Consulting Detektiv, doch dann erhob er sich in einer geschmeidigen Bewegung vom Sessel, streckte sich kurz und lief dann auch schon in sein Zimmer. Sein Mitbewohner sah ihm überrascht hinterher, vermochte es gar nicht recht zu glauben. War das jetzt ein ‘Ja’? Oder eher ein ‘Das ist jawohl ein schlechter Scherz’? Er wusste es nicht, musste aber, zum Glück, auch nicht lang auf Klarheit warten, als ihm auch schon ein “In fünf Minuten draußen vor der Eingangstür!!” von dem Größeren zugerufen wurde. Oh, da sieh mal einer an, das war ja mal regelrecht erfrischend. Ein kleines Lächeln zauberte sich auf Johns Lippen, er war fast schon stolz auf sich, denn wenn man den Meisterdetektiv kannte, so wusste man nur zu gut, dass dieser sich normalerweise eher in einen Keller einsperren lassen würde, als mal, wie andere ‘normale’ Menschen, etwas außerhalb der vier Wände aus Spaß und Freude zu unternehmen. In einen dunklen, feuchten und kalten Keller sogar, wohl gemerkt. Aber gut, er wartete selbst jetzt auch nicht länger, hatte sich schon nach kürzester Zeit umgezogen und stand nun fertig und bereit am genannten Treffpunkt. Kurz darauf ging auch schon nochmals die Haustür auf, und ein tief einatmender Sherlock trat ins Freie. Kurz besah sich dieser die Straße, nickte und ging die zwei Stufen hinab. “Nun mein lieber John, Sie wollen also spazieren gehen, ja?” Ein vielsagender Blick seitens John genügte, und schon lief er mit den Worten “Dann auf zum Regent’s Park, der ist hier gleich um die Ecke!” einfach los. Ohne etwas darauf zu erwidern oder gar über diesen plötzlichen Stimmungsumschwung seines Mitbewohners weiter nachzudenken, lief ihm John sogleich hinterher. Es war schon interessant, warum genau jenes Gespräch auf so positive Art eine Wendung zu Johns Gunsten genommen hatte. …. Oder plante Sherlock da etwa wieder irgendetwas Merkwürdiges? Für ein Experiment? Einen erzwungenen Fall? Oder um etwas anderes herauszufinden?…. //Meine Güte, jetzt nimm es doch einfach mal so hin, wie es ist, und sei froh, dass ihr mal rauskommt!//, tadelte sich der Kleinere gedanklich sofort und schob für einen Moment mal sein ungutes Gefühl einfach beiseite. Unterdessen lief ein mit Schweigen umhüllter Sherlock Richtung Park, den sie auch schon nach wenigen Minuten erreichten. Was für eine Stille, angenehme und natürliche Ruhe. Weit und breit grüne Wiesen, welche am heutigen Tage durch die Sonne sattgrün erschienen. Weitreichende und verstrickte Wege, hier und da ein paar Menschengruppen oder Leute, die einfach mal in friedlicher Ruhe alleine ihre Zeit hier verbringen wollten. Es war im Schatten der Bäume trotzdem etwas frisch, doch Sherlocks Mantel und Johns Sportjacke sorgten für genügend Wärme. Beide begaben sich in eine unbestimmte Richtung, liefen einen etwas schmaleren Weg entlang, direkt auf ein paar leere Bänke zu, die ab und an von ein paar ziellosen Tauben auf der Suche nach Futter heimgesucht wurden. Die Mitbewohner setzten sich schweigend. Sowohl der Detektiv als auch der Doktor hatten seit dem Verlassen der heimischen WG kein einziges Wort gesprochen, bis allerdings einer von beiden, einen Versuch wagend, wieder den Anfang machte. “Wie lange ist es her, seit wir das letzte Mal, ohne dass ein Fall dazwischen kam, spazieren gegangen sind?” “Höre ich da etwa einen Vorwurf heraus?” Gefragter sah hinauf in zwei helle aufblitzende Augen. Ein amüsiertes Lächeln zeichnete sich auf volle, geschwungene Lippen ab. Des Doktors Augenmerk richtete sich sogleich wieder auf die Augen seines Sitznachbars und fing ebenfalls an zu lächeln. “Was fragen Sie, wenn Sie es eh schon wissen?!” Mehr eine Feststellung. “Ich für meinen Teil habe normalerweise jedenfalls reichlich andere Dinge zu tun und habe auch nicht die Zeit am Tag irgendwelche langen Spaziergänge zu unternehmen, wo doch in der Zwischenzeit Betrüger, Mörder, Serienkiller und allerlei andere Verbrecher ihr Unwesen treiben?!” Die Betonung lag hierbei auf ‘normalerweise’. Denn beide wussten, dass solche hochkarätige Fälle schon eine Weile her waren und sie in der letzten Zeit geradezu darum kämpfen mussten, nicht einzugehen - besonders betroffen war Sherlocks Gehirn - es war doch zum Haare raufen. “Gibt es da denn wirklich gar nichts Anderes, was Sie in der Zwischenzeit Sinnvolles machen könnten? Außer natürlich die Wände unserer Wohnung bald wie einen Schweizer Käse aussehen zu lassen. Haben Sie keine Experimente durchzuführen oder irgendeine neue kriminalistische Abhandlung für Ihre Webseite zu schreiben?” John hatte gut reden. Genervt sah der Lockenkopf zur Seite. “Auf das Thema mit den ‘Wänden’ werde ich jetzt nicht eingehen! Und was die Sache mit den Experimenten bzw. den Abhandlungen betrifft,… da gibt es schon so Einiges, braucht aber alles Vorbereitungszeit. Wenn es soweit ist, werden Sie es als Erster erfahren!” John wunderte sich etwas. Es klang schon fast wie eine Drohung, als ob er sich in Acht nehmen sollte, weil ihn selbst so ein Experiment betreffen könnte. Abermals machte sich ein warnendes und ungutes Gefühl in seiner Bauchgegend breit. Doch ehe er noch etwas darauf antworten konnte, ertönte mit einem Mal ein hysterischer Schrei, nicht weit von den beiden entfernt, aus einer unbestimmten Richtung des Parks. Sofort sprang der Meisterdetektiv von seinem Platz auf und schaute sich aufmerksam und suchend um. Und da, sie hörten es nochmal! Dieses Mal aber kam er mit Bestimmtheit aus dem nördlichen Teil des Parks, so dachte sich Sherlock, woraufhin er sich auch schon gleich auf den Weg machte, gar nicht erst lange wartete und einen verdutzten Watson zurückließ. “…Moment,…Sherlock, warten Sie auf mich!?” Schnell lief er ihm hinterher, musste dann aber bald rennen, um mit dem anderen mithalten zu können. Was war bloß wieder los? Mit einem Mal wieder ein neuer Fall? Und das hier in dem Park, in den sie beide durch Zufall gelandet waren, frei nach Laune, an einem unbestimmten Ort, zu einer unbestimmten Zeit? Das war kein Zufall, mit Sicherheit nicht. “Sherlock, hatten Sie da etwa eine Ahnung oder gar einen Hinweis? Sind Sie nur deshalb mit mir in genau diesen Park gegangen?” “Eventuell?!” Das war Johns Antwort genug. Der Doktor war etwas verärgert darüber, wieder einmal wurde ihm nichts gesagt, blindlings wurde ihm weiß gemacht, mal zur Abwechslung etwas Nettes in aller Ruhe zu unternehmen, und siehe da - Sherlock hatte ihn an der Nase herumgeführt! Mal wieder! Er hätte es ‘eigentlich’ wissen müssen. … “Jetzt schauen Sie nicht so, John! Freuen Sie sich lieber, es gibt endlich wieder etwas zu tun!” Sherlock hüpfte jetzt beinahe fröhlich auf der Wiese herum. Seine Laune war in unter einer Sekunde von 0 auf 100% gestiegen. Nicht gerade aufbauend, wie der blonde Mann sich dachte. Und dann kamen beide auch schon am Ziel an. Nur etwas außer Atem sah sich der Größere sogleich mit schnellen Blicken den Tatort an, denn das war das hier vor ihnen zweifelsfrei. Sherlock hatte also mal wieder richtig gelegen, endlich ein neuer Fall, und das nur, weil John spazieren gehen wollte und er selbst Fortuna noch eine Chance gegeben hatte. Mit Erfolg. Sein Kollege allerdings, der direkt neben ihm stand, zog die Augenbrauen etwas zusammen und schaute sich mit ernster Miene um. Seiner medizinischen Meinung nach war der Fall eindeutig,….doch nur auf den ersten Blick. Sherlock wusste mehr. Kapitel 2: Essen, Schlafen & weitere extravagante Bedürfnisse ------------------------------------------------------------- . . . “Sherlock?” Auf eine deduktive Einschätzung wartend, sah John neugierig zum Detektiv, der gerade dabei war jene Tat, welche dies hier alles verursacht haben musste, objektiv zu betrachten und sich durch den Kopf gehen zu lassen. John sah sich nun auch mehr in der Umgebung um. Direkt neben ihm stand eine jüngere Frau, zitterte vor Schreck und schaute mit verängstigter Miene und betrübtem Blick, abwechselnd zwischen einem, am Boden liegenden, Mann und der kleinen Gruppe Schaulustiger, die sich darum gebildet hatte, hin und her. Weiter abseits wippte ein älterer Herr ungeduldig mit einem Fuß, seinen Oberkörper fest mit seinen Armen umschlungen, während er sein Handy in der rechten Hand hatte - er wirkte als wäre er mit seinen Gedanken woanders. Sie alle befanden sich direkt auf einer der vielen Grasflächen des Parks, weit und breit nichts Besonders in Sicht, keine Bäume, keine Parkbänke, Wege oder Sonstiges. Der Doktor richtete seinen Blick wieder auf den Boden. Einen Meter weit von ihm entfernt lag ein Mann, mit dem Gesicht nach unten, den  Kopf zur rechten Seite gedreht. Seine Arme lagen ausgestreckt neben seinem Kopf und wirkte irgendwie unnatürlich in ihrem Winkel, genau so wie die leicht gespreizten Beine. "Was sehen Sie Dr. Watson?" Fragte Sherlock den Kleineren in schon beinahe üblicher Manier und John kniete sich hin, bemüht so viel wie möglich selbst zu entdecken. Er lernte zwar immer dazu, aber es gefiel ihm logischerweise besser, wenn der Größere ihn lobte als wenn er ihn korrigierte. "Also, ein mittelgroßer Mann, etwa 35 Jahre alt. Athletisch, ich sehe jetzt gerade äußerlich keine Anzeichen für Herz Vorerkrankungen. Er trägt einen Trainingsanzug und war wohl zum Joggen hier her gekommen." Sherlock schwieg. "Entschuldigen, Sie, haben Sie gesehen wie er gefallen ist?" Die Angesprochene, die junge Frau, die die Leiche wohl entdeckt und geschrien haben musste, nickte nur. "Danke, da haben wir den Todeszeitpunkt. Der Körper sieht aus, als habe der Mann sich im Todeskampf verkrampft. Das verzehrte Gesicht bestätigt das. Ich tippe mal auf... " John untersuchte den Mund des Opfers und öffnete, ein Taschentuch in der Hand, diesen leicht, bevor er sich vorbeugte und schnupperte. "... Ja, aus medizinischer Sicht scheint Gift die Ursache zu sein. Welches kann ich natürlich nicht sagen, aber es muss etwas gewesen sein, dass langsam wirkt. Hat bestimmt irgendetwas Vergiftetes gegessen. Das war mein Part. Jetzt sind Sie dran Sherlock. " "Sehr gut, dem habe ich erst mal nichts mehr hinzuzufügen." lobte Sherlock nun und kniete sich derweil ebenfalls zu der Leiche runter, sah sich alles noch einmal genau von allen Seiten und Winkeln an, erkannte Details, die anderen verborgen blieben, hob kurz eine der Händen des Toten, ebenfalls mit einem Taschentuch dazwischen, hoch und kramte in einer der Trainingshosen Taschen nach etwas. Was genau er dort machte, konnte John nicht erkennen. Dann stand Sherlock auch schon wieder auf. "Fantastisch! Ich habe genug gesehen!” Ein wachsamer und aufs kleinste Detail konzentrierter Blick wanderte über die hier anwesenden Menschen, darunter auch ein immer neugierig werdender John Watson. Es war ein Leichtes für Sherlock hier eine logische Antwort zu finden und während sich seine Lippen etwas mehr zusammenpressten, vernahmen alle auch schon eine wispernde und verängstigte Stimme. “I-Ist-…ist der Mann t-tot?…” Alle Augen waren auf die junge Frau gerichtet, die nun etwas näher heran getreten war. “In der Tat! Und es muss für Sie ein abscheulicher Anblick gewesen sein. Für Sie und Ihren Vater, nehme ich an" Sherlock deutete auf den älteren Mann mit dem wippenden Fuß, Restless Leg Syndrom, wie Sherlock nebenbei noch feststellte. "Ganz richtig, aber wie konnten Sie...? "Glück" antwortete Sherlock und lächelte verständnisvoll. "Keine Sorge, man wird sich gleich um Sie kümmern, die Polizei dürfte in wenigen Minuten hier eintreffen! Wenn sie bitte alle solange noch hier bleiben könnten, vielen Dank”, kam es ruhig vom Detektiv, lächelte freundlich und drehte sich gleich wieder zu John. “Eben der Vater der reizenden jungen Dame hier, hat schon, geistesgegenwärtig, den Notruf gewählt. Ich werde später auf jeden Fall noch Lestrade anschreiben, dass er mir nun doch die Autopsie Berichte und ein paar Labor Ergebnisse zusenden kann! Wir können nun gehen!” Für Sherlock schien sich die Sache damit für Erste jedenfalls wieder erledigt zu haben, er hörte schon die Sirenen der Einsatzwagen näher kommen und wollte erstmals hier mit seinem Kollegen nicht direkt von Lestrade und Co. gesehen werden. Der noch immer abseits stehende ältere Mann und die junge Frau konnten nur verdutzt hinterher schauen. “Sherlock, was haben Sie denn nun noch alles heraus gefunden? Und warum konnten Sie mich eigentlich nicht vorher warnen? Das war doch geplant gewesen! Warum haben Sie nicht einfach was gesagt? Und was soll das heißen, Lestrade soll Ihnen jetzt doch DIE Berichte schicken? Was ist hier los?” Angesprochener fing an zu grinsen. Das mit den bisher von ihm verweigerten Berichten hatte sein Mitbewohner also tatsächlich vorhin mitbekommen? Gut aufgepasst und richtig geschlussfolgert. “Alles ausgezeichnete Fragen, aber bitte Eins nach dem Anderen John!" Er begann leicht zu lachen "Sie wollen immer rennen, bevor Sie laufen können" //Na gut// dachte sich der Kleineren ungeduldig. Solange John sich nicht mal wieder fühlen musste als ob er gegen eine Wand liefe, wollte er seine "Schritttempo" dem Größeren anpassen, notgedrungen. Und während beide sich nun auf dem Weg zurück zur Baker Street machten, ging Sherlock nochmals jeden Punkt, den sie beide entdeckt hatten gedanklich ganz genau durch. Immer ungeduldiger werdend lief der Kleinere nebenher, schloss wenig später, als sie in der 221B angekommen waren, die Tür zu ihrer Wohnung auf und steuerte direkt auf die Küche zu. Der Lockenkopf allerdings zog nur gemächlich seinen Mantel aus, entfernte seinen Schal langsam vom Hals, setzte sich dabei auf die große Couch und fing auch schon an etwas in sein Handy zu tippen. Er sendete Lestrade eine Anfrage für die Autopsieberichte des heutigen Falls. Plötzlich kam ein lautes Geräusch aus der Küche - klang sogar mehr nach einem Aufschrei. Sherlock wusste schon, worum es ging, hob nicht einmal mehr den Kopf, als John auch schon langsam und mit großen Schritten ins Wohnzimmer kam. Dieser murrte etwas Unverständliches vor sich hin, sah nicht gerade begeistert aus und hielt dem Größeren kurzerhand ein kleines Glasgefäß vor dessen Gesicht. Sherlock schaute auf und schmunzelte. “Hübsch, nicht wahr?” “Hübsch???…Sherlock, da sind Raupen und-…”, John sah nochmals genauer hin, “…irgendwelche Kokons in meinem Marmeladenglas!!” Gelassen und wohl nun wieder überaus desinteressiert, richtete der Andere seinen Blick erneut auf sein Handy, tippte einfach weiter, eine Textnachricht an Molly mit einer honigsüßen Laborbericht Anfrage sendend, mit den Worten “Auf die Schnelle fand ich kein anderes Gefäß, wo ich die Kleinen hätte unterbringen können! Ich werd Ihnen ein neues Glas kaufen!” Das war echt nicht zu fassen, so typisch Sherlock. “Es geht mir nicht um die Marmelade! Es geht mir um die Dimensionen, die Ihre seltsamen Experimente inzwischen annehmen. Ich frage mich nur gerade, wie lange es nun wohl noch dauert, bis Sie mein eigenes Zimmer auch noch in Beschlag nehmen." Er deutete in Richtung Treppe und Obergeschoss, wo sein Zimmer lag, seit er in der Baker Street 221B eingezogen war. "Ich möchte nur nicht irgendwann irgendwelche Extremitäten aus Mollys Leichenhalle in meinem Schrank oder gar in meinem Bett vorzufinden, weil Sie" Er imitierte bei den nächsten Worten Anführungszeichen mit seiner freien Hand, indem er Zeige- und Mittelfinger hob und zweimal hinter einander krümmte "auf die Schnelle auch keinen anderen Platz dafür gefunden haben." Ohne das John es wollte, hörten sich jene Bedenken fast schon lustig an. Der Detektiv konnte sich wahrlich ein kurzes und leises Auflachen nicht verkneifen. “Jetzt beruhigen Sie sich erst einmal wieder! ‘Wenn’ dieser Fall eintreten sollte, würde ich jene abgetrennten Gliedmaßen sicherlich eher im Kühlschrank als in Ihrem Bett lagern, ist doch logisch!” John blieb regelrecht die Spucke weg. Langsam ging er zwei, drei Schritte rückwärts, stellte das Glas vorsichtig auf den kleinen Tisch und ließ sich plötzlich geistig müde in den Sessel neben diesem plumpsen. Dann hielt er sich angestrengt den Kopf und ein erzwungene, tiefes ein und wieder aus atmen war zu hören. Es war doch wirklich immer wieder das Gleiche mit diesem Mann. Er hatte geahnt worauf er sich da einlassen würde, als er damals hier eingezogen war, wurde aber trotzdem hin und wieder aufs Neue von Sherlocks kompromisslosen, unaufhaltsamen Gewohnheiten, bzw. eher Eigenheiten überrascht, um sich dann abermals, wie ein "Frischling" von dieser "Dampfwalze" überrollt zu fühlen. Aber gut, was brachte es ihm schon sich aufzuregen, er konnte nur, wie immer die Nerven bewahren und nach vorne blicken. Gedacht, getan. Ohne weiter auf das Thema einzugehen, stand er wieder auf, nahm das Glas wieder mit in die Küche und stellte es an den Platz zurück, wo er es gefunden hatte. Dann mussten sie beide wohl heute mal wieder NICHTS essen, war nämlich NICHTS anderes mehr in ihrem Kühlschrank, geschweige denn irgendwo anders in der Küche auffindbar. War ja kein Problem, wozu auch Essen? Wurde ja sowieso total überbewertet. John hatte sich immer als "pflegeleicht" empfunden, aber da regelmäßiges Essen wohl neuerdings, wie auch ausreichender Schlaf, eine sehr extravagantes Hobby zu sein schien, musste es John wohl oder übel zum Wohle der "Wohngemeinschaft" einschränken, war doch sonnenklar. Sein Sarkasmus drohte gedanklich seinen Kopf zu sprengen, er war mehr als unzufrieden, wollte sich aber dennoch wieder beruhigen. Etwas anderes blieb ihm ja auch gar nicht übrig, denn gleich wieder zu Sarah "betteln" gehen war definitiv nicht "sexy" und alleine irgendwo was Essen total öde. Deshalb heute halt mal wieder kein Essen für den Doktor. PUNKT. “John?”, kam es aus dem Wohnzimmer. Angesprochener kam nach wenigen Sekunden schon "wie gerufen" und schaute den Anderen fragend und wie Sherlock fand auch ergeben an. Er überlegt, was sehr ungewöhnlich für ihn war, ob es so freundlich war, John mit leerem Magen zur Arbeit zu rufen, aber dann zuckte er nur mit den Schultern und meinte “Holen Sie sich Ihren Laptop, ich brauche ein paar Recherchen über einige Dinge!” John zögerte kurz, hob nur die Augenbrauen und stapfte dann mehr, als das er ging zum Schreibtisch, setzte sich seufzend auf den Drehstuhl und fuhr seinen Laptop hoch. “Und über was genau soll ich recherchieren?” Sherlock überhörte einfach gekonnt den gelangweilten und patzigen Ton, der eindeutig in Johns Stimme mitschwang, beendete das Tippen auf seinem Handy und nahm sich ein paar Prospekte her, die er schon für diese Suche bereit gelegt hatte. “Schauen Sie nach der neusten und exklusivsten Mode, Accessoires, Schmuck und so weiter, die es momentan auf dem Markt zu Kaufen gibt! Machen Sie eine kleine Auflistung und geben Sie mir Bescheid wenn Sie fertig sind, Danke!” John rollte genervt mit den Augen, was Sherlock, der tatsächlich nur mal versuchen wollte, wenigstens ein bisschen freundlich zu dem Doktor zu sein, natürlich sofort auffiel. Ja klar, ein kleines, gehauchtes Dankeschön am Ende würde natürlich jenen ‘Befehlston’ und das er später, wie so oft, seit er mit dem selbsternannte Consulting Detektiv zusammen lebte, hungrig ins Bett gehen müssen würde, ganz einfach wieder gut machen. Da war Sherlock aber schief gewickelt, entschied John stur. Aber gut, wenn es bei dem Fall half, den er wohl gemerkt immer noch nicht ganz verstanden und die Erwähnung Sherlocks von Autopsieberichte in der Mehrzahl nicht vergessen hatte, dann würde er natürlich sein Bestmögliches tun um zu helfen. Er war einfach viel zu gutmütig, genau der richtige Typ Mensch zum Ausnutzen für den hoch funktionalen Soziopathen Sherlock Holmes, dachte er bitter. Sogleich begann der Blonde im Internet nach den neusten und exklusivsten Dingen zu suchen, die er finden konnte und schüttelte bei mehr als einem Ergebnis verständnislos den Kopf, wie jemand nur so viel Geld dafür ausgeben konnte. "Online Handel auch?" Sherlock der die Frage gehört hatte, überlegte kurz über diesen durchaus sinnvollen Einwand und entschied dann: "Nein, nur Waren, die man in London und der näheren Umgebung in einem Ladengeschäft kaufen kann, danke". Nach ein bis zwei Stunden - es war mittlerweile schon spät am Abend - setzte sich John tief ausatmend in seinem Stuhl auf, streckte sich kurz und musste unweigerlich gähnen. “Also Sherlock, ich wäre dann soweit!” Er erhob sich, nahm den Laptop und ging rüber zur Couch, setzte sich direkt neben seinen Mitbewohner und deutete auf die von ihm erstellte Liste. “Sehr schön, dann schauen wir mal!” Während sich Sherlock durch die Liste arbeitete, hatte sein Sitznachbar einen guten Blick auf dessen Seitenprofil. Er dachte nach. Nichts, wirklich gar nichts konnte man von möglicher Erschöpfung in Sherlocks Gesicht erkennen. Dieser sah immer so fit aus, mit diesem wachen Blick, völlig konzentriert und keineswegs ausgelaugt. Wie machte der Meisterdetektiv das bloß?! John konnte nur immer wieder darüber staunen, wenn der andere seine scheinbare Selbstdisziplin in diesem Punkt demonstrierte. Zudem aß der Andere auch kaum etwas, wie bekam Sherlock das nur hin?… Johns Augenlider begannen nun etwas schwerer zu werden und als er wieder auf den flimmernden Bildschirm seines Laptops schaute, nickte sein Kopf ein wenig zur Seite. “Lag ich also richtig!” kam es plötzlich leise aber unüberhörbar triumphierend von Sherlock und darauf hin richtete der  Doktor sich abrupt wieder auf, war wieder wach und aufnahmefähig. “Bekomme ich dieses mal wenigstens Antworten auf meine Frage?” Sherlock sah kurz neben sich. John kannte diesen bestimmten und bekannten Ausdruck in den Augen des Detektivs inzwischen sehr genau, ein kleines Aufblitzen in den graublauen Augen, was ihn insgeheim auch immer wieder faszinierte. “Wissen Sie John, heute Mittag im Park, da habe ich Ihnen doch geantwortet, dass ich ‘eventuell’ bewusst oder sogar geplant dorthin gehen wollte! Es war tatsächlich so, aber nur zu einem sehr kleinen Teil, hauptsächlich war es Hoffnung, ich hoffte einfach darauf, dass es genau heute wieder mal soweit sein würde und auch noch genau dort wo wir hingehen würden und wie Sie sehen, Fortuna war uns gnädig” John verstand immer noch nicht ganz, zog die Augenbrauen etwas zusammen, hörte weiterhin aufmerksam zu. “Vor etwa einer Woche stand in der Zeitung, dass ein Mann namens Ben Clarks und drei Tage darauf eine Frau Amber White an zwei unterschiedlichen, öffentlichen Orten in der Stadt plötzlich mutmaßlich an einem Herzinfarkt gestorben seien!…” Sherlock verstummte, als ein Piepsen ertönte - das Signal für eine neue SMS. Schnell öffnete er sie, überflog sie kurz und die Nachricht hob seine Mundwinkel in die Höhe. Auf Molly Hooper war wirklich immer Verlass. “Sherlock?…” Der Angesprochen nickte kurz und erzählte dann munter weiter “…Jedenfalls würden zwei solcher Fälle nicht in den Medien vorkommen, wenn es sich tatsächlich um eine einfache Todesursache wie Herzinfarkt gehandelt hätte! Bei beiden Personen wurde eine Vergiftung vermutet und dann bei der Obduktion auch Gift im Blut gefunden, was logischerweise, wie auch heute bei unserem toten Mann im Park, auch auf Mord hindeuten kann und keineswegs nur auf Suizid! Spätestens jetzt wo wir drei Opfer haben, die "magische" Grenze für Serienmord." "Außerdem würde man sich, denke ich zumindest, selbst nicht so vergiften, dass man vorher noch zum Abendessen aus oder zum Joggen gehen kann, bevor man tot zusammen bricht, wenn man vorhätte sich selbst zu töten. Oder was meinen Sie? " John schüttelte den Kopf, definitiv unwahrscheinlich. " Allerdings waren diese beiden Fälle für mich Anfangs eher unbedeutend, ganz weit weg von einer 7, weshalb ich mich nicht weiter darauf einließ und Lestrades Vorschlag, mir die Autopsie Berichte, in der Mehrzahl, wie Sie heute Mittag spitzfindig bemerkten, zu schicken, ablehnte!" " Doch als ‘Sie’ heute Mittag plötzlich einen Spaziergang im Park vorschlugen, fiel mir auf einmal wieder ein, dass Lestrades mir am Telefon erzählt hatte, die Opfer seien nicht, wie die Berichterstattung glauben sollte, an unterschiedlichen Orten, sondern alle samt an verschiedenen Stellen im Regent’s Park gefunden worden! Dass wir dann genau heute das `Vergnügen` haben würden, das dritte Opfer zu finden, war reines Glück!” Johns Augen weiteten sich überrascht. So war das also wohl gewesen. Da konnte er aber ja eigentlich ehrlich gesagt Sherlock gar nicht wirklich böse dafür sein. Er war ausnahmsweise fast genauso unvorbereitet dahin gegangen wie John selbst. Trotzdem war dieses "Glück" , wie Sherlock es nannte, ihm dennoch ziemlich unheimlich. “Und gerade eben bestätigte Molly mir per SMS, dass sich auch bei unserem dritten Opfer Gift im Blut befand, genau das Selbe wie bei den zwei Fällen zuvor!” “Und um welches Gift handelt es sich?” Der Lockenkopf tippte kurz auf seinem Handy, hielt es dann auch schon vor John hoch und deutete mit dem langen, feingliedrigen Zeigefinger auf die Überschrift der im Internet geöffneten Seite. “Rizin, oder auch ‘Ricin’, ist einer der giftigsten Eiweißstoffe, die in der Natur vorkommen! Das Gift stammt aus den Samenschalen dieser Pflanze und gelangt es in den menschlichen Organismus, so bringt es die Ribosomen in den Zellen in einer Kettenreaktion zum Absterben! Heutzutage ist die Rizinusstrauch eine beliebte Zierpflanze, weshalb es auch kein Problem mehr ist, an solch eine ran zukommen!” Er machte eine Kunstpause und beobachtete interessiert den Gesichtsausdruck seines Mitbewohners, dem man ganz genau ansah, wie sein Gehirn zu arbeiten anfing. “Ja stimmt, Ricin ist für solche Vergiftungen perfekt geeignet, allein weil der Tod nicht sofort eintritt, sondern, je nach Symptomen und abhängig von der Dosis, erst nach 24 bis 72 Stunden!” “Sehr gut!”, lobte Sherlock seinen Freund. John konnte nicht verhindern, dass er doch tatsächlich ein bisschen rot wurde, die Danke und das ganze Lob, heute war Sherlock ja richtig freigiebig mit Nettigkeiten, überforderten ihn schon ein bisschen. “Jedoch… wenn wir von Mord bzw. Serienmord ausgehen, kommt es uns jetzt nicht auf den Giftstoff an sich an! Uns geht es hier bei diesem Fall um das Motiv des Mörders oder der Mörderin! Gift kann auch auf eine weibliche Täterin hinweisen. Derweilen ist Ricin keine Seltenheit oder gar unbekannt! Es wurde nichts bei den Opfern hinterlassen, das Gift wurde ganz einfach unbemerkt eingeflößt, es ging hierbei nicht um die öffentliche Aufmerksamkeit oder irgendwelche wahllose Opfern!…" " Es wurde alles ganz genau im Voraus geplant, Opfer und Täter kannten sich persönlich, der oder die Täter/in wusste genau was die Opfer tun würden, wie sie sich verhalten würden und konnte so davon ausgehen, keine Unschuldigen zu treffen. Er oder sie hatte einen triftigen Grund, ist kein blutdürstiges Monster, aber clever, will Rache, Rache für einen oder mehrere geliebte Menschen!…” “Wird es denn…noch weitere Opfer geben?”, vernahm Sherlock nach seinen Ausführungen nun Johns leise gestellte Frage. “Nicht unwahrscheinlich! Henry hat keine Familie, ist ein einfacher Mann, jedoch hat er eine ganz bestimmte Schwäche!” “Was meinen Sie mit Schwäche? Und wer ist Henry?” John war sichtlich verwirrt. Ein kurzes, genervtes Seufzen war darauf hin zu hören. Sherlock machte es sich etwas bequemer auf der Couch, schnappte sich Johns Laptop und stellte ihn auf seinem eigenen Schoß ab, scrollte dann die Liste rauf und runter. “Der Name des dritten Mordopfers, Henry Jagger, stand ‘zufälligerweise’ auf dessen Ausweis, den ich bei ihm in der Tasche gefunden habe!…” Mal wieder wurde John mit dieser Antwort regelrecht verhöhnt, er war ja schon still. “Ich wollte diese Liste hier wegen eben jener Schwäche von ihm! Denn als ich mir seinen Körper so ansah, fiel mir auf, dass er wohl sehr viel Wert auf seine Kleidung und auf andere Kleinigkeiten legte! Sein Jogginganzug, seine Schuhe, sein Portmonee, eine Fitness Uhr, ja sogar sein Haarschnitt sagten einen gewissen Wert aus!" "All seine Sachen müssen, der Qualität zu urteilen nach, ziemlich exklusiv gewesen sein! Sogar in seiner Brieftasche befand sich ein kleines Vermögen und eben jene Karten von edlen und exklusiven Geschäften der Stadt!” Noch wurde ihm konzentriert zugehört,…doch nach und nach…wurde auch mal ein John Watson müde. Sherlock fiel gerade noch etwas ein, was John heute Mittag bei seinen Beobachtungen geäußert hatte und schrieb so gleich eine weitere SMS an Molly mit der Frage, ob man bereits den Mageninhalt des Opfers untersucht hatte. Johns Augen wollten unterdessen einfach nicht mehr offen bleiben, senkten sich von Wimpern Schlag zu Wimpern Schlag immer mehr. Er versuchte noch krampfhaft den Worten des Detektivs zu folgen, nickte noch ab und an um seine Aufmerksamkeit zu zeigen. “All diese Gegenstände und Sachen hier sind sehr exklusiv und schwer zu bekommen, vor allem aber auch mehr als teuer! Ich kam darauf, weil ich heute früh noch im Fernsehen ein paar Fotos von den ersten beiden Opfern erhaschen konnte und sofort fielen mir deren Erscheinungsbild auf! Diese Amber White - unser zweites Opfer - trug zum Beispiel bei ihrem Tod seltene Designer Schuhe und Accessoires, wie ich hier gerade in der Liste nachlesen kann, und das Abendkleid war wohl eine Maßanfertigung!” Der Kleinere von beiden seufzte noch einmal erschöpft auf, während sein Sitznachbar unaufhörlich weiter redete. Seine Augen drohten abermals einfach zuzufallen, er hatte einfach keine Kraft mehr zum Wach bleiben. “Etwas verbindet alle drei Opfer, und genau DAS müssen wir herausfinden, bevor es erneut einen Toten geben wird! Morgen früh werden wir-…” Sherlock stoppte in seinem Satz, als er plötzlich einen warmen Druck auf seiner linken Schulter verspürte. Er drehte seinen Kopf etwas zur Seite und sah dass sein Kollege doch tatsächlich eingeschlafen war. Der Doktor hatte einfach keine Kontrolle mehr über seine Müdigkeit gehabt und ließ sich ins Traumland befördern. Dabei war sein Kopf zur Seite gefallen, direkt auf Sherlocks Schulter, dort ruhte er nun. Der Detektiv runzelte kurz die Stirn, “John?”, sprach er ihn leise an. Doch nichts geschah. Nur ein ruhiges, gleichmäßiges Atmen war zu hören und der noch laufende Laptop. Sherlock wollte sich etwas bewegen, merkte aber, dass es keinen Sinn machen würde. Und auch wenn er lieber aufgestanden wäre um in sein eigenes Bett zu gehen,… ließ er es sein. Er selbst war ebenfalls, wie er zugeben musste, ausnahmsweise auch müde und einfach zu faul aufzustehen, nur weil John sich heute offensichtlich "seine"! Couch als Schlafplatz ausgesucht hatte und er wollte den Anderen auch nicht wecken. Schließlich hatte John wegen ihm, auch das gab er jetzt ausnahmsweise mal zumindest vor sich selbst offen zu, kein Abendessen gehabt. Er seufzte leise, schüttelte kurz belustigt den Kopf und sah nochmals zu John hinunter. Sein Blick glitt über dessen friedliches Gesicht, John schien tief und fest zu schlafen, wirkte entspannt und strahlte sogar eine gewisse Ruhe und Behaglichkeit aus. Und genau ‘das’ veranlasste den Detektiv  nun ebenso immer müder zu werden, woraufhin er schließlich einfach den Laptop herunterfuhr, ihn zuklappte und zur Seite auf die Couch legte. “Aber nur für diese eine Nacht!” Es war mehr ein Hauchen, Sherlock schmunzelte leicht, beobachtete noch wie eine kleine blonde Strähne sich von Johns Haaren löste, es war jetzt etwas länger, der Militärhaarschnitt Geschichte, und hinab in dessen Gesicht fiel. Der Dunkelhaarige hob langsam seinen rechten Arm, dirigierte seine Hand zu Johns Kopf und strich federleicht, ohne die Haut des Anderen zu berühren, die einzelne Strähne aus dessen Gesicht. John seufzte abermals kurz auf und rutschte ungewollt noch etwas näher zu seiner Wärmequelle, rieb ganz leicht seine Wange an Sherlocks Schulter. Gott bewahre, was geschah hier? Es war ungewohnt, wie Sherlock fand und neu was die kollegiale Beziehung der beiden anging. Trotz allem… störte es ihn nicht wirklich, warum auch?… Auf Johns Seufzer hin konnte er sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen, so hatte er seinen Kollegen um ehrlich zu sein noch nie gesehen. Er fand es irgendwie... niedlich, John hätte ihn für dieses Wort bestimmt geschlagen. Ohne noch weiter darüber nachzudenken, was genau hier eigentlich gerade geschah, wurde auch der Meisterdetektiv immer müder und während sein Kopf nun, ohne dass er es noch wirklich bewusst mitbekam, ebenfalls zur Seite auf Johns Kopf sank, schlief auch er schließlich ein… Kapitel 3: Schokolade zum Frühstück? ------------------------------------ Am nächsten Morgen war Sherlock der Erste, der aus seinem Schlaf erwachte. Langsam öffnete er seine Augen, musste sich für einen kurzen Augenblick erst mal orientieren, wo er sich überhaupt befand, als es ihm schließlich schon durch den Kopf schoss und er sich aufrichten wollte. Dabei wurde er allerdings von einem Gewicht an seiner linken Schulter behindert. Er musste nicht hinsehen um zu wissen was es war. Stimmt ja, sie beide hatten letzte Nacht hier nebeneinander auf der Couch sitzend geschlafen. Kurz blieb er noch sitzen, beobachtete wie John langsam aber sicher ebenfalls aufzuwachen schien und nahm fürs Erste dessen Laptop, welcher noch immer neben ihm auf der Couch lag, her und fuhr ihn sogleich hoch. Sherlock bemerkte nun auch, dass sein Handy blinkte, eine SMS, die er wohl erhalten hatte, nachdem er eingeschlafen war. Um Gottes Willen, wie tief hatte er denn bitte geschlafen, um das Piepsen seines Handys nicht zu hören? Schüttelte er nur kurz ungläubig den Kopf, doch als er die Nachricht gelesen hatte - Molly informierte Ihn darüber, dass es dazu, was das Opfer vor seinem Tod genau gegessen hatte, zwar noch keinen ausführlichen Bericht gab, dass es aber wahrscheinlich war, dass er das Gift, wenn über die Nahrung, in Kombination mit irgendetwas Zuckerhaltigem zu sich genommen haben musste - war er sofort wieder aufmerksam, las noch einmal Johns Liste und entdeckte interessanterweise auch einige Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel zum Verzehr. Dann sah er genauer hin… Seine Augen weiteten sich. “Ja doch, das ist es, das muss es einfach sein!!” Mit einem mal sprang er auf, blieb direkt vor der Couch stehen, den kleinen Laptop auf der einen Hand und seinem Handy in der anderen. Sein Grinsen reichte vom einen bis zum anderen Ohr, das Spiel hatte soeben tatsächlich begonnen. “Was, was ist los???” Ein aufgeschreckter John Watson sah sich hastig um, war nun hellwach und blinzelte einige Male, als er auch schon Sherlock vor sich, mit dem Rücken zu ihm gedreht, stehen sah. John hatte bis gerade ausgezeichnet und vor allem Albtraum frei geschlafen, bis ihm plötzlich mit einem Ruck das Kissen abhanden gekommen und er zur Seite auf die Couch gefallen war. Das das passiert war als sich Sherlock so ruckartig und ohne Rücksicht erhoben hatte, das realisierte sein Hirn nur langsam. Sherlock tippte schon wieder, eine Antwort an Molly mit der Frage: Zuckerhaltig wie zum Beispiel Schokolade?. Total perplex sah der Blondschopf hoch, verstand erst gar nicht warum er überhaupt hier auf der Couch und nicht in seinem Bett war, als ihm dann plötzlich wieder einfiel, dass er ja gestern Abend hier unten eingenickt war, als er gerade noch mit Sherlock den Fall besprochen hatte. “Na, endlich wach?”, kam es belustigt von Sherlock, welcher sich umdrehte, Laptop und Handy wieder zurück auf die Couch stellte und sich erst einmal kräftig streckte. Leise Knackgeräusche waren zu hören. “Hm? Haben Sie etwa… auch hier die Nacht verbracht?” “Gut erkannt!” Moment. Hieß das etwa sie hatten beide hier auf der Couch nebeneinander geschlafen? -… Ein Piepen ertönte. Sofort schnappte sich Sherlock sein Handy, las die Antwort, auf die er zum Glück nicht lange hatte warten müssen, die nur aus dem Wort Ja bestand und nickte zufrieden. “Sehr schön, dann können wir uns ja gleich auf den Weg machen!” “Wie, Was? Wohin denn?” Total überrumpelt setzte sich der Doktor auf und schaute dem Anderen hinterher, wie dieser sich schon seinen Mantel und Johns Jacke schnappte, die er dem anderen auch direkt vor die Nase hielt, dabei sah er abwartend hinab in zwei dunkelblaue, noch etwas verschlafen wirkende Augen. “Was ist, kommen Sie?” Zögerlich griff der Angesprochene nach seiner Jacke. Ganz wohl war ihm dabei nicht, vor allem aber weil Sherlock offenbar nicht einmal mehr annahm, dass Mann doch gerne vorher noch ins Bad gehen wolle. Aber nein, Warum auch? Wie auch Essen war jetzt wohl Körperhygiene neuerdings total unwichtig. John zog sich genervt stöhnend die Jacke über. Er war ja ebenso froh, dass es wieder einen Fall für sie gab, aber… musste es Sherlock denn gleich wieder so übertreiben? Er hoffte, dass er heute wenigstens mal zwischendurch etwas zu Essen bekommen würde, nicht das er hier noch verhungerte. Kurze Zeit später waren beide auch schon ausgehfertig und machten sich auf den Weg. Sie nahmen sich ein Taxi, fuhren in eine, von Sherlock angegebene Richtung, und saßen nun stillschweigend nebeneinander, während beide aus ihrem jeweiligen Fenster hinaus sahen und ihren Gedanken nachhingen. Bei Sherlock Holmes war diese glasklar. Er hatte bezüglich dem Fall schon so eine Ahnung und wollte nun den Dingen auf den Grund gehen. John Watson allerdings…war noch immer total konfus, musste seine Gedanken erst einmal wieder ordnen. Allein die Tatsache, dass sie beide zum ersten Mal nebeneinander die Nacht verbracht hatten. Warum nur kümmerte ihn das so sehr? Was war schon dabei? Konnte er es nicht einfach so hinnehmen, schließlich war nichts weiteres vorgefallen,… oder etwa doch? Wusste Sherlock etwas, von dem ER nichts wusste, oder wissen durfte?… So ein Unsinn, er war gestern einfach nur eingeschlafen, ganz einfach, und Sherlock ebenso. …Nur warum war dieser dann nicht einfach ins Bett gegangen, anstatt dort auf der Couch bei ihm zu bleiben?… John runzelte die Stirn. Er rügte sich selbst. Das war so was von egal, Sie hatten jetzt einen Fall aufzuklären. Zur Not konnte er später immer noch nachfragen, was momentan erst einmal vollkommen nebensächlich war. … Wobei er allerdings noch bemerken musste… das sich bei ihm, bei dem Gedanken daran, dass sie beide seelenruhig nebeneinander auf der Couch geschlafen hatten,… ein warmes Gefühl im Bauch ausbreitete. Er hatte so gut geschlafen, obwohl die Sitzposition unangenehm hätte sein müssen. Damit hackte er das Erlebnis für sich gedanklich ab und  machte sich lieber bereit für einen neu angebrochenen Tag. Auf der Suche nach einem Mörder. Erst jetzt bemerkte der Kleinere, dass sie sich in der Oxford Street befanden, eine der bekanntesten und beliebtesten Einkaufsmeilen in London. Aber warum gerade dieser Ort? Hatte er etwa wieder was Wichtiges verpasst? “Kommen Sie schon, wir haben viel zu tun!” Sofort stieg John aus dem Taxi, Sherlock hatte schon bezahlt, stand schon bereit und mit ernster Miene vor dieser riesigen Einkaufsmeile und sah sich etwas um. “Mal schauen, wo fangen wir denn an?…”, sprach er eher zu sich selbst, holte sein Handy raus, gab etwas ein und wusste schon nach wenigen Sekunden die Antwort auf seine eigene Frage. “Sagen Sie John,…”,fing er plötzlich wieder an, während sie sich auf den Weg machten. “…können Sie sich an unser Gespräch von gestern Abend noch erinnern?” Johns Kopf ruckte überrascht hoch, er überlegte kurz, bevor er antwortete. “Ja gewiss doch! Sie hatten mir erklärt, dass unsere drei Opfer an exklusiven Dingen interessiert wären! ” “Genau so ist es! Alle drei verbindet dieses 'Hobby' , sich die neusten und exklusivsten Markenartikel zu kaufen, die sich einfache Menschen mit normalem Gehalt nie leisten könnten! Außerdem gaben Sie offensichtlich im Allgemeinen Unsummen für ihr Äußeres aus und genossen das Leben augenscheinlich in vollen Zügen". " Heute früh fand ich schließlich in Ihrer erstellten Liste noch zusätzlich Lebensmittel, die meine Aufmerksamkeit erregten. Sie vermuteten ja, dass die Opfer das Gift über die Nahrung aufgenommen hatten und Molly war so freundlich, mich darauf hin zu weisen, dass dies höchstwahrscheinlich mit etwas Zuckerhaltigem zusammen geschehen sein musste und als ich nachfragte, auch bestätigte, dass es Schokolade gewesen sein könnte.” "Es befanden sich, neben dem Bargeld und dem Ausweis auch einige Visitenkarten in der Brieftasche von diesem Henry, welche mir bis dato nicht aus dem Kopf gegangen waren!" John überlegte kurz. “Sie meinen Visitenkarten für exklusive Läden, die er wohl des Öfteren besucht hat!” Ein Nicken bestätigte seine Aussage. “Alle Visitenkarten, die Henry besaß, sahen schon etwas abgenutzt aus, hatten an manchen Ecken und Kanten leichte Risse oder Fingerabdrücke! Alle außer dieser eine hier!…” Er zog eine kleine Visitenkarte aus seiner Manteltasche, die er anscheinend am Tatort schnell eingesteckt hatte. Er gab sie John. “…Diese ist kaum benutzt, dem nach praktisch druckfrisch, was heißt, dass er dieses Geschäft als letztes besucht und sogar etwas dort gekauft haben muss! Bevor Sie fragen, die Karte ist eine Stempelkarte zum Punkte sammeln und wie Sie sehen wurden nur das erste Kästchen sowohl abgestempelt als auch von Verkäufer unterschrieben mit Namen und Datum!" Er zeigte John die Karte. "Das Datum ist von Vorgestern, also einem Tag vor Henrys Tod! Sie dürfen drei Mal raten, was es dort hauptsächlich zu kaufen gibt. " “Schokolade?"" Tatsache!" Das ist brillant!”, kam es bewundernd aus Johns Mund, woraufhin Sherlock kurz zu ihm rüber sah und in sich hinein grinste. Ohne es zu wollen oder gar zu kontrollieren, schmeichelte ihm dieses Lob heute irgendwie besonders. John war, seit Ihrem ersten gemeinsamen Fall und, nach wie vor, der Einzige, zumindest von denen die Sherlock persönlich kannte, der sein deduktives Denken wirklich zu schätzten wusste und offen bewunderte, es deshalb auch des Öfteren laut aussprach, wenn ihm danach war und bei dem sich Sherlock aus irgendeinem Grund vollkommen sicher war, dass es dieser auch jedes Mal vollkommen Ernst meinte. Genau das zum Beispiel war eines jener Dinge, die Sherlock so an ihm mochte und auch nicht mehr missen wollte. … Nach einiger Zeit bogen die beide Männer schließlich in eine bestimmte Gasse ab, in der es noch allerlei weitere Geschäfte gab. Sherlock schien kleinere Abkürzungen zu nehmen um an ihr Ziel zu gelangen. Und wie sie so liefen fiel dem Kleineren von beiden plötzlich auf, dass sie, je näher sie ihrem Ziel zu kommen schienen, an immer exklusiveren Geschäften vorbei kamen. Wenn er in die Schaufenster hineinlugte, sah ein Geschäft von innen gehobener aus als das Vorherige. Der Lockenkopf registrierte, dass sie bald bald da sein müssten, der Karte in seinem Kopf zu urteilen nach müssten sie nur noch um diese Ecke biegen. Kaum hatten sie dies getan, standen sie auch schon vor einem großen, prunkvollen Geschäft. John staunte nicht schlecht. Dieser Laden hatte Bordeaux farbenen Außenwände, zwei riesige mit schwarzen Schnörkeln verzierte Schaufenster, eine dunkelrote Eingangstür, welche mit einem vergoldetem Rahmen bestückt war und nicht zu Vergessen das große schwarz goldene Logo, mit dem Namen des Geschäfts, der Johns Meinung nach schon ganz schön was her machte und bestimmt bei gewissem Klientel sehr beliebt war. “Mayas Chocolaterie”, las John laut vor und folgte dem voraus laufenden Detektiv dann auch schon durch den Eingang ins Innere. Innen sah alles noch prächtiger aus, so etwas sah John echt nicht alle Tage. Beide gingen sie mit langsamen Schritten durch den Raum, schauten sich mit interessierten und neugierigen Blicken um, taten so, als wollten sie sich ernsthaft umschauen um eventuell etwas zu kaufen. Als sie schließlich bemerkt wurden, kam auch schon eine hübsche, junge Frau auf die beiden Männer zu. Zierlich wie sie war, umging sie dabei mit Leichtigkeit alle die voll gedeckten Tischchen und aufgestellten Regale, die hier im überall, aber hauptsächlich in der Mitte des Raumes verteilt waren. “Einen schönen guten Tag wünsche ich den Herren! Wie kann ich Ihnen beiden heute behilflich sein?” Ihre hohe und freundliche Stimme trug dazu bei, den Kunden sofort für sich einzunehmen und ihr Verhalten war professionell und gut eingesetzt - wie dem Detektiv sogleich auffiel. “Guten Tag die Dame! Wir sind erstaunt, dass wir dieses beeindruckende Geschäft erst heute bemerkt haben, dafür, dass wir hier in der Nähe doch recht regelmäßig unterwegs sind! Alles sehr schön hier, wenn ich das so anmerken darf!” Freundlich redete er auf die junge Frau ein, welche sofort begeistert und nickend auf ihn einging, sie schenkten sich beide unaufhörlich ein Lächeln, und letztendlich ließ sich Sherlock von ihr das Geschäft etwas genauer zeigen. John stand die ganze Zeit nur da und beobachtete wie der Größere sein Schauspielerdtalent geschickt einsetzte. Ihm war schon oft aufgefallen wie gut Sherlock es beherrschte, wie er zum Beispiel auf Kommando zu Weinen anfangen, oder zu Menschen, die er eigentlich überhaupt nicht ausstehen konnte, von einer zur nächsten Sekunde so freundlich sein konnte, dass diese zu vergessen schienen, wie schlecht er sie zuvor vielleicht behandelt hatte. Das musste man ihm wirklich lassen, Menschen um den Finger wickeln, darin war er Meister. Nun aber fing der Doktor ebenfalls an, sich ein bisschen umzuschauen, schließlich sollte es hier Sherlocks Vermutung nach ja etwas Verdächtiges zu Entdecken geben. Es gab tatsächlich so Einiges zu sehen. Hier und da zurecht gestellte Regale voller wertvoller Pralinenschachteln, unzählige kleine detailreich gedeckte Tische mit den feinsten Schokoladen Sorten, kleine Schokoladenbrunnen in jeder Ecke des Raums, ein Sortiment an Schokolade überzogenen Obstsorten, nicht zu vergessen die ganzen aufgestellten Figuren aus den unterschiedlichsten Süßstoffe und ein Haufen süßer Bonbons mit allen erdenklichen Füllungen, die es so gab - weit und breit der reinste Augenschmaus, es schien gar kein Ende zu nehmen. John ertappte sich dabei wie ihm das Wasser im Munde zusammenlief, vor allem gerade jetzt wo er doch schon seit längerer Zeit nichts mehr gegessen hatte. Eine Qual, die reinste Folter. Wenn er sich jedoch die Preise ansah, verging ihm der Appetit so gleich wieder. “Meine Güte, wie viel die hier für so ein kleines Trüffeltörtchen wollen!”, flüsterte er vor sich hin und ging weiter. Plötzlich ging die Ladentür auf und ein schmächtiger, junger Mann huschte herein. Sofort fixierte John jene Person. Doch wie er schnell feststellen musste, handelte es sich wohl nur um einen einfachen Kurier. Der Blondschopf zuckte mit den Schultern und drehte sich um, ging ein paar Schritte weiter, während er sich wieder umsah. Der Lieferant derweil, lief mit schnellen Schritten durch das Geschäft, bis hin zur Kasse, stellte dort zwei Pakete ab und holte sein kleines Gerät für die Unterschriften heraus, bereitete alles für die Übergabe vor. Unterdessen kam auch Sherlock mit der jungen Frau dort an. Diese verabschiedete sich herzlich von Ihm und wand sich dem Jungen zu, während Sherlock geradewegs zu seinen Kollegen ging und direkt neben diesem stehen blieb, mit der Vorderseite in Richtung der Regale. Während er dann so tat als wolle er sich etwas ansehen, was John ihm gerade gezeigt hatte, meinte er mit genervter Stimme leise raunend “Nichts! Diese Frau ist in keinerlei Hinsicht verdächtig und auch sonst konnte ich hier nichts Ungewöhnliches feststellen! Von einem Mr. Clarks, einer Ms. White oder einem Mr. Jagger hat sie noch nie etwas gehört. Scheint aber auch nur eine Aushilfe zu sein, eine Studentin, die sich hier einmal die Woche etwas dazu verdient. Der Name auf ihrem Mitarbeiter Schild ist außerdem ein anderer, als der auf der Stempelkarte. Wir können wieder gehen!” Der Kleinere nickte nur und begab sich dann auch schon wieder Richtung Ausgang. Sherlock folgte ihm, drehte sich aber kurz vor der Tür nochmals um und winkte der netten Frau, welche gerade ihre zwei Bestellungen entgegengenommen hatte, von weitem freundlich zu. “Danke für Ihre kleine Führung, auf Wiedersehen!” Ebenso freundlich wurde ihm geantwortet: “Es war mir eine Freude! Beehren Sie uns gerne bald wieder! Einen schönen Tag noch!” Sherlock bemerkte nun auch, schon von Weitem, den Lieferjungen, der nun eilig auf Ihn oder besser gesagt den Ausgang zukam. Er ging etwas zur Seite, machte ihm den Weg frei, während der junge Mann dankend an ihm vorbei und aus dem Geschäft verschwand. Draußen vor dem Laden wartete John schon auf Sherlock, sah sich noch etwas in der Gegend um, als dieser neben ihm wieder zum Stehen kam. “Und was jetzt Sherlock? Sollen wir uns noch weitere Geschäfte ansehen oder gibt es eine Planänderung?” Der Andere dachte nach, ging alles nochmals von Neuem durch, ließ dabei seinen Blick konzentriert schweifen, welcher schließlich an einige der hier noch befindlichen Geschäfte kurz hängen blieb und ging dann auch schon einfach los. Ohne groß Nachzufragen dackelte ihm sein Kollege hinterher. Beide liefen ihren Weg wieder zurück, kamen bald in eine Gegend, wo sich mehr Menschen aufhielten und steuerten auf den großen Hauptweg der Einkaufsmeile zu. Noch immer in Gedanken versunken versuchte Sherlock dahinter zukommen, wieso er in dieser Chocolaterie nichts Auffälliges gefunden oder gar rausbekommen hatte. Er war sich so sicher gewesen, doch nun-…. Unvermittelt blieb er plötzlich stehen, wodurch John, der tief in Gedanken versunken beim Laufen auf denn Boden geschaut hatte, fast in ihn hineingelaufen wäre. “Sherlock? Was ist los?” Ohne einen Mucks von sich zu geben, fixierten die Augen des Detektivs eine bestimmte Person, die er in der Menschenmenge entdeckte. Er folgte dieser Person mit seinen Blicken, rührte sich aber selbst nicht vom Fleck. Blitzartig schien sein Gehirn wieder etwas auszutüfteln, während sich seine Lippen gedankenverloren zusammenpressten, sich seine Augen etwas verengten. Der Kleinere verstand nicht ganz was hier schon wieder los war, versuchte aber den Blicken des Größeren zu folgen, sah hinüber in die Menge und erkannte von Weitem dann tatsächlich diesen Lieferjungen, der auf seinem kleinen, klapprigen Fahrrad von einem Geschäft zum nächsten fuhr. War es dieser Junge? Hielt sein Kollege diesen Kurier für verdächtig? “Sherlock, dieser Junge,…” “Ich weiß! Dieser Kurier, der vorhin ebenso im Mayas war!” “Was ist mit ihm? Ist er wichtig für unseren Fall?” Sherlock senkte wieder seinen Blick, ging langsam los und lief direkt in die Menschenmenge hinein, immer weiter auf den jungen Mann zu. “Was-…Moment!”, rief der Doktor ihm noch hinterher, verlor dann aber keine Zeit und folgte ihm unverdrossen. Mit einem mal wurde der Detektiv schneller, war schon fast bei dem Lieferjungen angekommen, schaute dann schnell zur Seite und stieß ‘aus versehen’ gegen den jungen Mann, welcher erschrocken ein paar Pakete fallen ließ und leicht gegen die Wand eines Geschäftes prallte. Dabei fiel auch dessen Fahrrad zu Boden, wodurch so manche Briefe aus einer braunen Umhängetasche, direkt im Dreck landeten. John stand wie angewurzelt da, besah sich das ganze Szenario von Weitem und konnte sich allerdings schon denken, was Sherlock da genau vorhaben könnte. Er blieb unbemerkt im Hintergrund und wartete gespannt auf das Kommende. Kapitel 4: Peinlicher Umweg in eine Sackgasse!? ----------------------------------------------- . . . “Ach herrje, wie ungeschickt von mir! Junger Mann, geht es Ihnen gut? Moment ich helfe Ihnen!!” Eilig bückte sich der Detektiv, fing an einige Pakete vom Boden aufzuheben und gab sie dem Lieferjungen in die Hand. “Hab ich mich vielleicht erschreckt! Ich hoffe Ihnen geht es ebenfalls gut!” Besorgt faste der Junge sich an den Hinterkopf und lächelte schief, klopfte dann das bisschen Dreck von seiner Jacke und half dem größeren Mann eifrig beim wieder Auflesen der heruntergefallen Sachen. “Nicht doch, mir geht es gut! Ich Schussel hatte es so eilig, dass ich Sie gar nicht bemerkt habe! Ich entschuldige mich dafür, ich hoffe Ihr Fahrrad ist nicht allzu sehr beschädigt worden!” Der Angesprochene nahm die letzten Briefe von Sherlock entgegen, packte sie sorgfältig in seine braune Umhängetasche zurück und bückte sich nun um sein Fahrrad zu schnappen und es wieder aufrecht hin zustellten. “Sieht alles gut aus, ist eh schon alt das Ding, keine Sorge!” Er lächelte höflich und gab Sherlock dankend die Hand. “Unsinn, ich werde Ihnen gerne etwas Geld für eine Reparatur oder gleich für ein neues Fahrrad geben, das ist das Mindeste was ich tun kann, schließlich sind Sie, jeden Tag aufs Neue, die ganze Zeit unterwegs und brauchen ihr Gefährt!” Mit leichter Röte auf den Wangen winkte der kleine Kurier jetzt schnell bescheiden ab. “Vielen Dank, aber das brauchen Sie wirklich nicht. Außerdem bin ich gar nicht den ganzen Tag unterwegs. Ich führe nur ganz bestimmte Lieferungen zwischen einigen wenigen, ausgewählten Geschäfte untereinander oder direkt zu deren Privatkunden aus, so oft brauch ich dieses Rad tatsächlich gar nicht!” Der Consulting Detective richtete wieder seinen Mantel und Schal etwas zurecht, sah den Anderen dabei mit immer noch besorgter Miene an. “So? Aber dann hoffe ich doch, dass Sie wenigstens gutes Trinkgeld von diesen Leuten bekommen! Dem Zustand Ihres Fahrrads nach zu urteilen, hört sich das für mich fast wie Sklavenarbeit an.” Sein Blick wurde jetzt streng. "Ist es nicht, nicht im Geringsten, ich kann mich wirklich nicht beklagen. Erst vor kurzem bekam ich eine beträchtliche Summe von einem sehr freundlichen Herren, dem ich etwas von einem der Geschäfte hier liefern sollte! Ich spare das Geld aber lieber, zumindest solange es das Fahrrad hier noch tut. ” Unbekümmert plapperte der junge Mann drauf los, was dem Größeren natürlich sehr gelegen kam. “Ach, wenn das so ist könnte ich mir vielleicht auch Mal etwas von Ihnen liefern lassen, ich bin nämlich sehr an ausgefallenen Dingen interessiert!” Der Junge horchte sofort auf. “Oh, Sie auch? Der Mann, den ich letztens beliefert habe, hatte ebenfalls so etwas in der Art bestellt, und zwar in einem der Geschäfte hier ganz in der Nähe. ” “Tatsächlich? Und dort kann auch ich fündig werden?”, hakte Sherlock ruhig und höflich nach. “Ja, mit Sicherheit sogar! Allerdings machen die Besitzer dieser kleinen Geschäfte solche spezielle Bestellungen für ihre ‘besonderen’ Kunden eher in einem kleinen Hobbykeller zurecht! Die Bestellung an sich und die Auslieferung läuft dann meistens über die größeren, bekannteren Geschäfte ab.” So war das also. Der Detektiv hatte genug gehört, setzte aber noch zu einer letzten Frage an. “Oh, ist nicht gerade zum Beispiel dieses eine Geschäft, wo ich mich nun erinnern kann, Ihnen heute schon einmal begegnet zu sein, ein solches?” “Nein nein!”, lachte der Lieferjunge sogleich freundlich und räusperte sich. “Dort werden die Bestellungen zwar aufgenommen und ich hole sie auch dort ab um sie auszuliefern, aber, das wissen allerdings jetzt nur Sie und ich" der Kleinere zwinkerte Sherlock verschwörerisch zu "Her- bzw. Zusammen gestellt werden die Bestellungen in Wirklichkeit in dieser eine kleine andere Chocolaterie, die ein paar Straßen weiter von hier entfernt ist, einfach immer gerade aus in diese Richtung!” Der Junge zeigte in eine Richtung und nickte dem Größeren zu. “Auf der rechten Seite, sie heißt ‘Chocolate Seduction’ und ist für die meisten eher unauffällig!” “Na dann! Ich Danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen auf alle Fälle noch einen erfolgreichen Tag!” Freundlich wurden Hände geschüttelt. Der Lieferjunge schwang sich darauf hin sogleich auf sein Rad und fuhr langsam wieder los. Zuvor winkte er Sherlock noch zu “Danke, Ihnen wünsche ich ebenfalls noch einen erfolgreichen Tag!”, und verschwand auch schon in der Menge. “Danke, den werde ich nun auf jeden Fall haben!” Das war ja einfach, so gesellig und gesprächig wie dieser Junge gewesen war. Ein breites Grinsen zierte Sherlocks Mund, und während John langsam aus dem Hintergrund kommend wieder an seine Seite trat, wand er sich in genau die Richtung, die ihm der Lieferjunge eben noch gezeigt hatte. “Das war… einfach unglaublich!” kam es plötzlich von der Seite. Stolz hob Sherlock seinen Kopf noch etwas weiter in die Höhe und hatte nun mehr einen überlegenen Blick drauf, seine Augen funkelten. John wusste was das bedeutete und trat nun direkt vor dem Lockenkopf. “Und nun? Wie heißt unser nächster Halt?” “Chocolate Seduction!” Ohne weiter verbal darauf einzugehen, sahen sich die beiden Männer kurz in die Augen, fingen synchron an zu grinsen und liefen los. Ihr Weg führte ein paar Straßen weiter, durch die Menschenmenge, in Richtung der kleinen Chocolaterie. “Sagen Sie Sherlock, war dieser Junge nun verdächtig oder einfach nur ein weiteres Sprungbrett für unseren Fall?” “Sowohl als auch!”, kam es schnell als Antwort. “Wir konnten in Mayas Chocolaterie nichts Auffälliges vorfinden, weil diese, wie wir nun wissen nur den Abwicklungspunkt darstellte, kamen dabei aber in Kontakt mit diesem Lieferjungen namens Kai!…. Bevor Sie fragen, auf seiner Jacke war sein Namensschild befestigt!” John blieb still, war froh, dass Sherlock von sich aus schon seine aufkommende Frage beantwortet hatte. “Ich bin mir sicher das sich zu einem späteren Zeitpunkt noch herausstellen wird, ob Kai wichtig für uns ist!” Dann hatten beide also schon ihre erste verdächtige Person, der Blondschopf war froh. … Plötzlich wurden seine Gedanken durch ein lautes, aus seinem Magen kommendes, Geräusch unterbrochen. Auf Johns Wangen zeichnete sich sofort eine leichte Röte ab. Sherlock sah sich fragend zu seinem Kollegen um. “John?” Abermals vernahmen beide ein lautes Magen knurren, was wohl auch nicht so schnell wieder aufhören würde. Wie peinlich. “Sie brauchen gar nicht so zu schauen! Schließlich habe ich, unter anderem wegen Ihren Haustierchen in meinem Marmeladenglas, schon seit etlichen Stunden nichts mehr gegessen!”, rechtfertigte sich der Kleinere, während er nur weiterhin vom Detektiv angestarrt wurde. Dieser konnte in dem Moment nicht wirklich etwas Sinnvolles einwenden und musste zugeben, dass er überhaupt nicht mitbekommen, bzw. nicht darüber nachgedacht hatte, mal wieder etwas Nahrung zu sich zu nehmen. Gestern Abend hatte er allerdings kurz schon ein schlechtes Gewissen gehabt, den Kleineren mit einem seiner Experimenten um dessen Abendessen gebracht zu haben. Er schob es schnell auf ihren neuen Fall, sah jetzt wieder nach vorne und fing an etwas zu suchen. Der Andere bemerkte das, wusste aber nicht wo nach Sherlock nun genau Ausschau hielt, dachte auch nicht weiter darüber nach, legte kurz eine Hand auf seinen Bauch, als könne er ihn damit beruhigen, richtete seine Jacke wieder zurecht und wollte seinen Hunger einfach ignorieren, es gab schließlich Wichtigeres. Dabei lief er prompt an dem Größeren vorbei, der unerwartet stehen geblieben war. John drehte sich um und hob überrascht eine Augenbraue. “Kommen Sie, setzen Sie sich!”, lud ihn der Größere nun auch schon ein und machte eine höfliche Geste hin zu einem etwas abseits stehenden Tischchen, das zu einem kleinen Café gehörte. Der Doktor sah genauer hin, stand nun wie angewurzelt da und schaute abwechselnd vom Detektiv zum Café. Jenes kleine Häuschen befand sich mehr am Rande der großen Hauptstraße der Einkaufsmeile und hatte bedenklich viele Rosa-und Rottöne, Kerzenständer und Stühle mit herzförmigen Lehnen. Es wirkte eher märchenhaft und war wohl mehr für Paare geeignet, die in romantischer Zweisamkeit hier ihre Zeit miteinander verbringen wollten. John schluckte. “Was ist nun? Ich dachte Sie wollten etwas essen? Und da wir momentan mit einem Fall beschäftigt sind, würde ich vorschlagen, dass ein kleiner Snack für zwischendurch erst einmal genügen sollte!” Ohne weiter zu warten setzte sich Sherlock einfach an eben jenen Tisch, lockerte seinen Schal und gab John nochmals ein Handzeichen, es ihm endlich gleich zu tun. John wusste ehrlich gesagt nicht so recht was er davon halten sollte. Es war ja ganz nett und aufmerksam von seinem Kollegen, dass sie beide sich nun doch kurz hinsetzen und etwas essen können sollten. …. Aber,…musste es denn in SO EIN Café sein??? Einige Pärchen, die hier verteilt an ihren Tischen saßen, waren schon aufmerksam geworden und warfen den beiden Männern neugierige Blicke zu. Johns rechtes Auge fing an zu zucken. //Reiß dich zusammen John, du gehst da jetzt rüber und wirst etwas essen, tu einfach so als wäre es ein ganz normales, einfaches Café!!// versuchte er sich gedanklich zu beruhigen und schon saß er seinem Kollegen gegenüber am Tisch und schnappte sich schnell die Essenskarte. “Na sehen Sie, war doch nicht so schwer!” Sherlocks Grinsen machte es dem Anderen nicht gerade leichter, hier nicht gar so sehr aufzufallen. Einige Frauen fingen schon leise an zu kichern, was zwar nicht negativ gemeint zu sein schien, aber dennoch dem Älteren die Konzentration seiner Essensauswahl erschwerte. “Sherlock,…”, fing er schließlich an zu flüstern, “…wieso gerade ‘dieses’ Café?” “Wieso nicht? Außerdem, schauen Sie mal da rüber,…” Seine Hand zeigte in eine Richtung. Der Kleinere von beiden folgte sogleich mit den Augen der ausgestreckten Hand des Größeren und sah, nicht weit von ihnen entfernt, genauer direkt auf der gegenüber liegenden Seite, ein kleines Geschäft mit dem Namen ‘Chocolate Seduction’. OK, das leuchtete John schon irgendwie ein, von hier aus hatten sie einen super Überblick über die Straße und einen direkten auf das Geschäft - ihr nächstes Ziel. Außerdem gab es tatsächlich weit und breit kein anderes Café oder Restaurant hier in der Nähe. John atmete langsam und geräuschvoll aus, legte die Karte hin und strich sich kurz durchs blonde Haar. Wenig später kam auch schon ein netter und wohlgenährter Kellner an ihren Tisch, stellte breit lächelnd einen goldenen Kerzenständer in dessen Mitte und zündete geschwind die Kerze an. “Einen schönen guten Tag! Was kann ich Ihnen bringen?” Warum nur erinnerte dieser Kellner den Doktor so sehr an Angelo, ihrem allseits bekannten italienischen Gastwirt? John schmunzelte kurz innerlich, bemerkte dann aber diese verfluchte - für mehr Romantik sorgende - Kerze und sofort verfinsterte sich sein Blick wieder und er sah genervt zur Seite, schüttelte leicht den Kopf. Es würde ja eh nichts nützen, wenn er etwas dazu sagen würde. Genau wie damals bei Angelo. Warum dachten eigentlich immer alle, dass er und Sherlock... zusammen waren... wirkten Sie etwa wirklich so? Wen das allerdings alles wie immer komplett kalt ließ, war mal wieder Sherlock. Ihm war vollkommen egal was andere von ihm dachten oder über ihn sagen könnten. Demnach äußerte er sich auch zu diesem Thema nie wirklich und blickte stattdessen nur nachdenklich über die Straße hinweg zu der kleinen Chocolaterie. Noch immer stand der Kellner neben ihrem Tisch, lächelte unaufhörlich vor sich hin und wartete. “Ähm ja genau,… kleinen Augenblick, bitte …“ John griff erneut nach dem Menü, überflog es schnell und entschied sich schließlich. “…Gut, also ich nehme dann einmal ein Thunfisch Sandwich und zum Nachtisch ein ErdbeerVanille-Eis!” Fix schrieb sich der Kellner alles auf, richtete seinen Blick dann auf Sherlock und fragte auch diesen nach seiner Bestellung. “Hm? Nein Danke!… Oder doch, einen Kaffee hätte ich gerne, schwarz, mit zwei Stück Zucker!” Wieder aus seinen Gedanken gerissen drehte er sich zu seinem Kollegen, hatte nun doch etwas bestellt, ein Kaffee würde ihm auch mal wieder ganz gut tun. Mit einem höflichen “Wie der Herr wünscht!”, machte sich der Kellner auch schon aus dem Staub, um den beiden Turteltauben,….öhm…’Kollegen’ etwas Privatsphäre zu lassen, während diese nun warten mussten, dass ihre Bestellung kam. “Erdbeer-Vanille-Eis?” John sah auf. “Ja, warum auch nicht? Hab schon lang kein Eis mehr gegessen!” Das Schmunzeln seines Gegenübers war nicht zu übersehen, doch er blieb stumm. “Und Sie? Warum essen Sie hier nichts? Wenigstens eine Kleinigkeit!” Das Thema ‘Essen’ sprachen beide nicht sehr oft an, ab und zu aß der Jüngere ja auch etwas, nur legte er, im Allgemeinen, nicht sehr viel Wert darauf - vor allem weil er, wie er immer sagte, mit leerem Magen besser denken konnte. Sherlock legte den Kopf etwas schief, sah weiter sein Gegenüber an und antwortete bestimmt. “Ich habe keinen Hunger! Heute Abend vielleicht, aber jetzt nicht!” Er klang ernst, fast schon genervt. Warum nur interessierten sich immer alle dafür ob, wann und was er an Nahrung zu sich nahm? Was war denn bitte so fesselnd diesem Thema auf den Grund gehen zu wollen? War es denn so außergewöhnlich, wenn sich mal jemand nicht bei jeder sich ihm bietenden Gelegenheit denn Wanst vollschlug? … Sherlock ließ es lieber sein, sich weiter darüber aufzuregen, schob den Gedanken beiseite, da es in John's Fall einfach medizinische Sorge hätte sein könnte und ihn dieser dafür wirklich sehr selten mit dem Thema belästigte und widmete seine Aufmerksamkeit lieber wieder dem hier und jetzt. … Es dauerte nicht lange, da kam der nette Kellner auch schon mit einem großen vergoldeten Tablett in der Hand zu den beiden an den Tisch zurück. Bedacht stellte er Sherlocks Kaffee und Johns Sandwich zu der jeweiligen Person. “Ihr Eis kommt in wenigen Minuten nach! Guten Appetit! ” Derjenige, welcher sich diesen Nachtisch bestellt hatte, nickte nur dankend und widmete sich, ohne nun noch länger zu warten, auch schon seinem Thunfisch Sandwich. Er schluckte hart. Gott, wie er sich dieses Essen ersehnt hatte, endlich mal wieder was Anständiges in den Magen bekommen. Er schnappte sich sein Sandwich und biss herzhaft hinein. Der Lockenkopf inzwischen, nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Kaffeetasse und musste doch unweigerlich zugeben, dass diese braune heiße Flüssigkeit seinem Körper und Geist auch ganz gut tat. Beide genossen in Stille ihr jeweiliges Getränk bzw. Essen und wollten ausnahmsweise nur einmal für ein paar Minuten schweigend in Zweisamkeit verbringen. Zwischendurch brachte der Kellner auch noch Johns Eis und stellte es auf eine, dazu passende, mit Herzen bemusterte, Serviette. Etwas dämlich kam sich der blonde Mann schon vor, hörte abermals von der Seite leises Frauengekicher und musste sich wahrlich anstrengen, nicht sofort wieder rot anzulaufen. Sein Gegenüber sah dem Ganzen einfach nur stumm zu, musste aber in der Tat zu geben, dass diese Szene in seinen Augen sehr lustig wirkte - vor allem Johns so herrlich entgleisende Gesichtszüge. “Lassen Sie sich ihr herzallerliebstes Eis schmecken, mein lieber John!” Sarkasmus pur. “Sehr witzig!”, kam es patzig. Die mal neugierigen, mal verschmitzten Blicke der vorbei laufenden Passanten, hauptsächlich der weibliche - genauso wie die von denen, die hier zu zweit oder mit dem jeweiligem Partner im Café herum saßen, machten es dem ehemaligen Militärarzt nicht gerade einfach, sein Eis im Zusammensein seines Kollegen in Ruhe zu genießen. Derweilen versteckte sich hinter dessen augenscheinlich steinerner Miene ein amüsiertes Grinsen. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber es war einfach zu interessant dem Anderen dabei zuzusehen, wie dieser sich wegen nichts und wieder nichts zu genieren schien. … Und schon schoss ihm auch etwas Lustiges durch den Kopf, wie er den anderen noch zusätzlich ein bisschen aufziehen könnte, weshalb er kurzerhand ein Stück zu seinem Gegenüber über den Tisch lehnte und, anstatt zu flüstern, nun etwas lauter als normal, den Kleineren direkt ansprach. “Was hast du denn Liebling? Schmeckt dir dein Eis etwa nicht?” vernahm so gleich das gesamte Café die nun übertrieben freundliche und ebenfalls übertrieben verstellte Stimme des Größeren. John sah sogleich abrupt auf. Seine dunkelblauen Augen fixierten die graublauen seines Kollegen mit einem scharfen Blick. Er konnte sich schon denken, dass sich der Detektiv im Geheimen gerade einen Spaß aus dieser ganzen Situation machte. Normalerweise hätte er sich nicht so leicht provozieren lassen, das hatte er eigentlich nicht nötig,... aber heute, in dieser Situation, //"Na warte//. “Weißt du,…ich kann mich einfach nicht auf mein Essen konzentrieren, wenn du mich mit deinen wunderschönen Augen so ansiehst!” Das hatte gesessen! Wahrlich! Mit allem, aber mit dieser Antwort hatte der Meisterdetektiv definitiv nicht gerechnet. Das ließ er sich aber natürlich kein bisschen anmerken, außer dadurch vielleicht, dass er sich in seinem Stuhl zurück sinken ließ und den Anderen mit einer Mischung aus Überraschung und Belustigung ansah. John hatte es dieses Mal einfach nicht lassen können zu kontern, ließ sich ebenfalls nichts anmerken, dass ihn diese Situation gerade mehr aufgewühlt hatte, als er zuzugeben bereit war und aß anstatt dessen nun einfach wortlos weiter. //Was der kann, kann ich auch!// Er musste zugeben, dass er froh über Sherlocks Rückzug war - der andere sollte ja nicht glauben, dass sich John so einfach und leicht veralbern ließ. Erneutes Kichern und Flüstern war zu vernehmen, anscheinend waren beide Männer mittlerweile für die anderen Leute - besonders für die Frauen - ein interessantes Gesprächsthema. … “Schau doch, die beiden da drüben, süß oder?”…”Was für ein hübsches Pärchen!”…”Hast du gehört was sie gerade gesagt haben?”… John und Sherlock starrten sich an. Hörten sie da richtig? Sie wurden tatsächlich, mal wieder, für ein Paar gehalten? Der Größere von beiden räusperte sich kurz und gab von weitem dem Kellner zu verstehen, dass sie gerne zahlen würden, John hatte aufgegessen. Es gab nichts zu sagen, sie wollten jetzt einstimmig einfach nur noch hier weg. Sie bezahlten dann auch schnell und machten sich wieder auf den Weg. Nicht ohne noch die letzten Kiecher Geräusche hinter sich zu vernehmen. … Ihre Kleidung glatt streichend, liefen sie nebeneinander her, direkt auf ihr nächstes Ziel zu. “Meine Augen sind also wunderschön, ja?” Diese plötzliche und ungewöhnliche Frage ließ den Doktor kurz langsamer werden. Seine Augen wurden kurz größer, als er darüber nachdachte, wobei die eigentliche Antwort ja wohl klar war. “Das war natürlich nur ein Scherz!… Wegen dem, was Sie zu mir gesagt haben…und so! Das wissen Sie doch!” stammelte John nun vor sich hin, was Sherlock hinterhältig grinsen ließ. “Schon gut! Ich wollte Sie nur etwas aufziehen!” Diese Aussage hörte sich in Johns Ohren allerdings verdächtig nach einer Überlegenheitsbekundung des Detektivs an. Beinahe arrogant. “Sicher! Wie Sie meinen!” Beide ging, ohne es zu wissen, gleichzeitig durch den Kopf, dass es, zugegebenermaßen mal ganz erfrischend und eigentlich auch recht angenehm gewesen war, sich gegenseitig zu ‘duzen’ - wie es in dem Gespräch vorhin zu ersten Mal der Fall gewesen war - ließen dieses Thema aber lieber sein,… denn etwas ungewohnt und, vor allem John zu intim, war es schon. Außerdem gab es noch einen Fall, dem sie sich stattdessen lieber wieder widmen sollten.… Endlich bei der Chocolaterie angekommen, blieben sie direkt davor stehen. … Sie schwiegen. Das war doch jetzt wohl wirklich nicht wahr, oder?! … Beide sahen sich unentschlossen, was sie nun tun sollten, wortlos an. An der Tür, auf einer kleinen weißen Karte, die von innen mit Klebeband am Glas befestigt worden war, direkt auf Johns Augenhöhe, stand in fein säuberlicher Handschrift: “’Wegen Urlaub für eine Woche GESCHLOSSEN!!’” . . . Kapitel 5: Ungewöhnliches Abendprogramm, Kreuzverhör inkl. ---------------------------------------------------------- “Na großartig! Und was jetzt?” Sherlocks Gehirn arbeitete sofort auf Hochtouren, überlegte wie sie jetzt am Besten weiter vorgehen sollten, schließlich durfte die ganze bisherige Suche nicht umsonst gewesen sein und konnte hier nicht vor einer verschlossenen Tür einfach enden. Auf Johns Frage hin schüttelte er langsam den Kopf, trat näher zur Tür heran und spähte in den geschlossenen und dunklen Raum hinein. Er lehnte sich an die Scheibe der Eingangstüre, schirmte mit seine Hände sein Gesicht gegen die Helligkeit vor dem Geschäft ab, um besser hineinschauen zu können und seine Katzenaugen begannen sogleich die Dunkelheit des Innenraum zu scannen. Sein Blick versuchte bis in den hintersten Winkel des Verkaufsraums vorzudringen, seine Augen verengten sich dabei immer mehr, wodurch sie sich auch langsam mehr und mehr an die Dunkelheit gewöhnten. Der Doktor wollte ihn derweilen bei seiner Konzentration keinesfalls stören und entfernte sich deshalb ein wenig, sah sich vorsichtshalber etwas um, um sicher zu stellen, dass niemand sie beobachtete und vielleicht Verdacht schöpfte, dass sie hinter jemandem, der hier arbeitete oder dem Geschäftsinhaber selbst, her sein könnten. “So so!”, kam es leise und plötzlich stand Sherlock wieder mit wehendem Mantel neben ihm. “Und? Konnten Sie etwas Brauchbares erkennen oder finden?” “Mehr als nötig!” Bei John hob sich langsam eine Augenbraue in die Höhe, er kratzte sich kurz nachdenklich am Kinn und stellte sich dann vor seinem Kollegen. “Inwiefern?” Der Andere war schon dabei die nächsten Fakten mit Hilfe seines Handys herauszufiltern und blieb deshalb vorerst still. Mal wieder diese unnötige, sich steigernde Spannung - Sherlock schien es zu lieben und regelrecht auszukosten seinen Kollegen zappeln zu lassen - wie John einmal mehr missmutig feststellte. Ehe er allerdings anfangen konnte, richtig ungeduldig zu werden, hob Sherlock die Hand, in der er sein Handy hielt, in die Höhe und zeigte seinem Kollegen eine Liste mit Namen/Begriffen/Bezeichnungen, welche er gerade aus dem Internet heraus gesucht hatte. Der Kleinere hob eine Augenbraue, sah genauer hin, versuchte sich einen Reim auf das zu machen, was er sah, runzelte verwirrt die Stirn und nahm dem Größeren dann einfach das Handy aus der Hand. Admiral Duncan The Black Cap Comptons of Soho Barcode Vauxhall The Edge Escape George & Dragon … “Was sollen das sein?…” Doch bevor der Detektiv genervt darauf antworten musste, las der Kleinere nochmals genauer die Überschrift. “Londoner ‘Schwulenbars‘? Sherlock, was-…” “Sagen Sie John, waren Sie schon einmal in solch einem Establishment?” Johns Augen weiteten sich, lauter als gewollt und fast schon empört stieß er ein “Natürlich nicht!” aus und sah gleich wieder, peinlich berührt über die Frage, runter auf das Handy in seiner Hand. Jetzt war es Sherlock der mit hochgezogener Augenbraue sein Gegenüber leicht erstaunt und sehr belustigt musterte. Das John bei so einem Thema aber auch immer gleich so über reagieren musste. Als ob man ihn ‘bloß nicht’ für schwul halten durfte. Dieses Verhalten fand der Meisterdetektiv etwas übertrieben und war der Meinung, dass sein Kollege in Zukunft hier ruhig mal etwas lockerer werden durfte. Er seufzte, schnappte sich wieder sein Handy, drehte sich auf dem Absatz um und lief auch schon einfach los, gefolgt von seinem treuen Kollegen. Dieser räusperte sich leise, war nun doch neugierig was es mit diesen ganzen Namen, im Bezug auf ihren Fall natürlich, auf sich hatte und fragte kleinlaut nach. Doch anstatt auf seinen Kollegen einzugehen, lenkte Sherlock seine Aufmerksamkeit lieber zu einer anderen Frage, die für John gedacht und deren Antwort für Sherlocks neuen Plan wichtig war. “Besitzen Sie auch noch andere Kleidung, außer diese Pullunder, Stoffjacken und Hemden?” Es lag dabei kein Spott in seiner Stimme, es war ernst gemeint und interessiert. “…Ehm, ja! Ich müsste noch ein paar ältere Kleidungsstücke haben! T-Shirts und so!…Aber Wieso-…” “Sehr gut, dann halten Sie sich diese schon mal gedanklich bereit!” Ein ‘Warum wenn ich fragen darf?’ überließ John nun lieber seinen Gedanken und traute es sich, wegen einer schlimmen Vorahnung, auch gar nicht erst laut aus zu sprechen. Beide Männer waren mittlerweile schon auf dem Rückweg, Sherlock rief kleine Abkürzungen auf der Karte in seinem Kopf ab, damit sie schnellstmöglich aus dieser überfüllten Einkaufsmeile heraus kamen und sich ein Taxi für ihren Heimweg nehmen zu konnten. Der Ältere lief tief in Gedanken versunken schweigend neben Sherlock her. Dieser tippte, beim Laufen, unaufhörlich weiter auf seinem Handy herum. “John, jene Chocolaterie selbst ist für uns eher unwichtig! Wir müssen uns viel mehr auf den Ladenbesitzer konzentrieren! Das Geschäft hat leider keinen öffentlichen Besitzer Eintrag im Internet. Im Verkaufsraum geht es hinter der Kasse weiter, jedoch nicht nur zum Lager, sondern auch in einen Keller, so einen wie Kai erwähnte! Mutmaßlich eine Art Hobbykeller, was uns in der Tat weiter bringen würde!" Sherlock achtete kaum darauf, ob sein Kollege ihm überhaupt zuhörte, geschweige denn ob er seinen Worten auch folgen konnte. " Unser MANN (also war sich Sherlock beim Geschlecht des Täters anscheinend inzwischen sicher) ist sehr ordentlich, alles in diesem Geschäft wirkt praktisch, wie in einem Museum, penibel genau aufgestellt und überall wurde auf absolute Sauberkeit geachtet! Er ist Alleinunternehmer und hat darüber hinaus noch mehrere Nebenjobs, wie ich an seiner Pinnwand erkennen konnte! Hier, ein Foto!” Der Blondschopf hatte gar nicht mitbekommen wie Sherlock Fotos von dem Inneren des Geschäfts gemacht hatte - erstaunt sah er sich das genannte Foto auf dessen Handy neugierig an. In der Tat konnte man, wenn man ganz genau hinsah, die Pinnwand erkennen, welche hinter der Kasse an einer Wand befestigt war. Lauter Erinnerungsfotos, von  Kunden vermutlich, waren darauf zu sehen, sowie ein paar Visitenkarten und Broschüren von verschiedenen Orten und anderen Geschäften in der Stadt, eine kleine Übersichtskarte der gesamten Einkaufsmeile und vier Metall-Haken, an welchen nur zwei kleine, beschriftete Schlüssel und eine kurze weiße Weste hingen. John konnte mal wieder nur staunen, wie nützlich eine Handykamera für eine Spurensuche sein konnte. Sherlock hatte zusätzlich den Blitz eingestellt, wodurch man sogar, beim näheren Heranzoomen, einen Namen auf der weißen Weste erkennen konnte. “…Bru-…Brow, nein Brown!" "Sein Nachname!” “Richtig! Seinen Vornamen werden wir auch noch raus finden. Wo er sonst noch arbeitet, außer Halbtags hier im Chocolate Seduction, wissen wir auch schon, denn an der Pinnwand konnte ich außerdem noch-…”, zur bildlichen Veranschaulichung vergrößerte Sherlock das Foto in seinem Handy noch ein Stück weiter und lenkte die Lupe direkt auf jenen Bereich des Bildes, “…-diese zwei abgerissenen Jobanzeigen aus machen, welche noch ganz neu zu sein scheinen! Auf beiden sind mindestens drei oder mehrere Namen zu lesen, einer davon ist sehr deutlich, ‘The Edge’! Ich schaute in meinem Handy nach jenem Namen und fand auf einer Seite eine Menge dieser Schwulen Bars, die meisten von ihnen sehr angesagt! Hier auf unserem Foto wurde, auch wenn nur schwer zu erkennen, eine einzige Jobanzeige besonders stark mit einem Marker hervorgehoben! Der volle Namen lässt sich nicht richtig lesen, zu undeutlich, nur die ersten fünf Buchstaben ‘B, A, R, C, O’!” Aufmerksam und gespannt lauschte John weiter Sherlocks Worten und betrachtet dabei immer noch das Handy Foto. Es faszinierte ihn jedes Mal aufs Neue, die Schlussfolgerungen des Jüngeren zu hören und zu sehen. “Meine Suche ging, nach jenen Anfangsbuchstaben, unter der Kategorie ‘Bars in London‘ weiter, woraufhin ich zu einer Homepage geführt wurde, für eine gewisse Schwulenbar namens ‘Barcode Vauxhall’!" Einer der Namen auf der Liste, die Sherlock ihm anfangs gezeigt hatte, wie John im Kopf sofort verknüpfte. "Auf dieser Webseite sah ich mich auf den Mitarbeiter Profilen nach einem Mr. Brown um und wurde auch schnell fündig. Das Profil wurde allerdings wahrscheinlich erst vor Kurzem neu erstellt, Vornamen und Bild fehlen noch, reicht aber für eine recht eindeutige Identifizierung und stell für uns kein Hindernis dabei dar, den jungen Mann zu finden!” Sherlocks Mundwinkel zuckten für einen kurzen Moment in die Höhe, bevor sein Gesicht auch schon wieder die selbe steinerne Miene, wie sonst, zur Schau trug. Es war ein Leichtes gewesen, all das herauszufinden und das ganz ohne je auch nur einen Fuß in das Geschäft gesetzt zu haben. Hatte es sich also doch gelohnt her zu kommen, atmete John erleichtert aus. Er war sichtlich beruhigt, mit seinem Kollegen gingen solche Ermittlungen immer zügig voran und es gab immer etwas dazu zu lernen - zumindest tat John persönlich das jedes Mal. “Sehr gut! Es ist zwar erst Anfang der Woche, weshalb wir noch eine Weile warten müssen, bis Mr. Browns Urlaub zu Ende ist aber wir wissen ja außerdem jetzt, wo er sich jeden Abend, bzw. alle Nacht rum treibt!”, wiederholte John für sich noch einmal Sherlocks ausgesprochenen Gedankengänge und verinnerlichte sie. Sherlock steckte das Handy weg, die beiden Kollegen hatten inzwischen die Haupt Straße erreicht und hielten nun ein Taxi an, um sich zurück zur Baker Street fahren zu lassen. Der Dunkelhaarige schaute zuerst, in Gedanken versunken, aus dem Fenster, dachte noch über so manches Detail nach und unterbrach dann, nach wenigen Minuten, auch schon wieder die Stille im Wageninneren. “Wegen meiner Frage vorhin,…”, fing er an. “…ob Sie noch anderweitige Kleidungsstücke besitzen! ” Ohne seinen Blick vom Fenster abzuwenden, horchte John auf. “Ja?” “Die werden Sie heute Abend benötigen!” “Ok, gut!” “Wir werden ausgehen!” “In Ordnung!” “Wir werden uns als Paar ausgeben und die Bar ‘Barcode Vauxhall’ besuchen!” “Geht klar!” “….” “…..Moment, WAS???” Mit weit aufgerissenen Augen saß ein nun völlig perplexer John Watson da und starrte ungläubig seinen Sitznachbarn an. “Sie haben schon richtig gehört!", vernahm er Sherlocks trockene Antwort auf seine hysterisch gestellte Frage. “Das ist nicht Ihr Ernst?!” “Und ob es das ist! Vorhin im Café haben Sie das doch auch super hinbekommen, also, Problem?" Sherlock schaute John eindringlich an und spielte dann seine übliche Trumpfkarte aus, mit der er John fast immer zu fast allem überreden konnte. "Schließlich werden wir ‘nur so’ mit unserem Fall weiter kommen!” Er meinte es tatsächlich tot ernst, und wie es aussah, störte er sich keineswegs daran, das sie beide Männer waren oder das John so etwas in der Art noch niemals zuvor gespielt hatte. Er würde sich wahrscheinlich total dämlich anstellen, sie beide bis auf die Knochen blamieren oder sich einfach für eine Tarnung viel zu auffällig verhalten. “Sherlock, ich weiß nicht ob ich das auch hinbekomme!” Er schüttelte übertrieben und angestrengt den Kopf. “Gibt es denn keinen anderen Weg?” “Nein gibt es nicht! Und jetzt stellen Sie sich nicht so an! Wir schlendern da rein, reden mit ein paar Leuten, suchen unseren Verdächtigen und schon sind wir wieder draußen! Mit mir werden Sie da schon nicht auffallen!” Ob er es wollte oder nicht, Sherlocks letzte Worte schienen ihn tatsächlich so weit zu beruhigen, dass er sich langsam und tief einatmend zurück in den Sitz lehnte und aus dem Fenster starrte. “Na gut, wenn Sie meinen!” Das war die Antwort, die der Jüngere von seinem treuergebenen Kollegen hatte hören wollte. Er nickte zufrieden, sah ebenfalls aus dem Fenster und dachte über den weiteren Verlauf des Abends nach. Zuerst mussten sie sich um ein Problem kümmern, welches es sich, von John und zuerst auch von Sherlock, bis dieser endlich mal wieder sein Handy gecheckt hatte, unwissentlich bei Ihnen in der Wohnung bei einer Tasse von Mrs. Hudsons Tee gemütlich gemacht hatte und so lange bleiben würde, bis der Consulting Detektiv ihm die Antworten geben würde, die dieser gerne haben wollte, nachdem die Zeugenaussagen am letzten Tatort die Fragen dazu aufgeworfen hatten. Als sie endlich in der Baker Street 221B ankamen, wartete diese Problem, inzwischen mehr als ungeduldig, auf das Ermittler Duo. Die beiden hatten gerade den Flur betreten, als auch schon Mrs. Hudson auf sie zukam, um sie über den Besucher zu informieren. Doch bevor die alte Dame auch nur ein Wort sagen konnte, winkte Sherlock mit den Worten: "Ich weiß schon, danke Mrs. Hudson" ab und lief nach oben, eine verwirrte Landlady und einen noch verwirrten John zurück lassend. "Was weiß er jetzt bitte schon wieder schon?" wollte der Doktor nun von ihrer Vermieterin mehr erstaunt als beleidigt wissen und diese antwortete nur "Lestrade ist hier." Der DI saß in einem Sessel und hob den Blick von seinem Handy, als er hörte, wie endlich die Wohnungstür geöffnet und gleich darauf auch schon wieder geschlossen wurde. "Oh Nein, bitte, bleiben Sie ruhig sitzen, sie scheinen es sich ja hier sehr bequem gemacht zu haben." Kam es nun auch schon arrogant und herablassend vom weltweit einzigen selbsternannten Consulting Detektiv, der schnell das Zimmer durchquerte und sich auf der Couch nieder ließ." Sie haben mich ziemlich lange warten lassen Mr. Holmes. Hier sind die gewünschten Autopsie Berichte." Lestrade deutete mit der Hand, die seine Tasse hielt, auf den Coach Tisch, auf dem drei Akten lagen. "Sie hätten nicht persönlich herkommen müssen um mir diese zukommen zu lassen, also, was wollen Sie außerdem von mir? " Dem Detektiv Inspektor war dieses direkt auf den Punkt kommen seines Gegenübers sehr recht, Sherlock hatte ihn wirklich ziemlich lange warten lassen. " Ich bin hier, weil ich hoffe, dass Sie mir ein paar Fragen beantworten können, die sich gestern an einem Tatort im Regent's Park ergeben haben." "Nein, es war kein Herzinfarkt. Ja, die Todesursache ist Gift. Nein, es war kein Selbstmord. Ja, der Tathergang deckt sich mit dem zweier vorheriger Morde. Nein, ich bin nicht der Mörder. Ja, ich denke es handelt sich hierbei gewissermaßen um Serienmord und Nein, ich weiß nicht wer es war. Weitere Fragen?! " Der DI versuchte seine Wut über Sherlocks Überheblichkeit herunter zu schlucken und antwortete so neutral wie möglich "Ja, allerdings und zwar die, wie es sein kann, das die Hauptzeugin, die, die die Leiche entdeckt hat, ausgesagt hat, ein "Pärchen" wäre kurz nach Mr. Jaggers Zusammenbruch aufgetaucht und hätte, ohne sich auszuweisen, sofort damit begonnen die Leiche zu untersuchen und die junge Dame zu befragen. Sie beschrieb das "Paar" wie folgt: ein jüngerer, attraktiver, blasser, schlanker, großgewachsener Mann mit blaugrauen Augen und braunen Locken und sein Freund ein etwas älterer, niedlicher, leicht gebräunter, sportlicher, etwas kleinerer Mann mit dunkelblauen Augen und blonden, kurzen Haaren. Erinnert Sie die Beschreibung vielleicht an jemanden den Sie kennen?" Bevor Sherlock antworten konnte, kam auch schon von der Tür ein frustrierter Ausruf:" Wer hat behauptet ich wäre 'niedlich'? " Sherlock war versucht die Hand zu heben, ließ es dann aber besser sein und schaute seinen kleineren Kollegen lieber anklagend an. Jetzt konnte er natürlich Lestrade keine Story mehr erzählen, die sie beide raus hielt, Danke John. Lestrade konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und drehte sich etwas zur Tür. "Ah guten Abend Dr. Watson. Erzählen Sie ruhig gleich weiter, wie es möglich ist, dass die junge Dame überhaupt in die Verlegenheit gekommen ist, Sie so beschreiben zu müssen." John wollte schon antworten, aber Sherlock grätschte schnell dazwischen um zu retten, was noch zu retten war. "Dr. Watson hatte gestern Morgen die fabelhafte Idee Spazieren zu gehen. Ich habe daraufhin den Regent's Park als Ziel vorgeschlagen und kurz nach dem wir dort eingetroffen waren, hörten wir den angsterfüllten Schrei einer jungen Dame und konnten natürlich nicht anders als sofort zur Hilfe zu eilen. Vor Ort angekommen, machten wir uns umgehend ein Bild von der Lage und Dr. Watson, ganz seinem hippokratischen Eid ergeben, untersuchte den am Boden liegenden Mann gewissenhaft, in der Hoffnung noch erste Hilfe zu dessen Rettung leisten zu können, aber leider war es bereits zu spät." Lestrade hob eine Augenbraue. "Erst als wir wieder in die Baker Street zurück gekehrt waren, wir sahen es nicht als notwendig an, auf Sie und Ihr Team zu warten, da wir Ihnen sowieso nur im Weg gewesen wären, vor allem Mr. Anderson und Ms. Donovan, begann ich eins und eins zusammen zu zählen und den Vorfall mit den beiden andern in Verbindung zu bringen. Da mir Serienmord deutlich interessanter erschien, als der Fall zuvor auf mich gewirkt hatte, beschloss ich, mir nun doch mal die Autopsie Berichte anzusehen, die Sie mir ja selbst bereits nach dem letzten Vorfall mit Ms. White so großzügig angeboten hatten. Ende der Geschichte." Die zweite Augenbraue gesellte sich zur ersten. " Und das soll ich Ihnen glauben? " Lestrade schaute geringschätzig von Sherlock zu John, die beide synchron nickten, und wieder zurück." OK, gehen wir jetzt einfach mal davon aus, dass es ungefähr so abgelaufen ist, wie Sie es mir gerade geschildert haben. Warum haben Sie dann gestern spät abends und heute Morgen Ms. Hooper per SMS zu dem Fall ausgefragt?" //Miese Verräterin// dachte Sherlock halb verärgert, halb belustigt. "Was hat Sie denn erzählt?" "Nicht viel, nur dass Sie Ihr Nachrichten geschickt und Sie über den Fall Jagger forensisch ausgefragt hätten." Sherlock schüttelte schmunzelnd den Kopf, hauptsächlich um zu verbergen wie froh er darüber war, dass Molly Lestrade nicht erzählt hatte, was genau Sherlock mit ihr geschrieben hatte und korrigierte Sie schnell " Ich habe Ms. Hooper nicht "aus gefragt" , ich habe mich lediglich bei Ihr erkundigt, ob bei dem dritten Opfer das selbe Gift gefunden worden war, wie bei den vorherigen zwei Opfern. Wenn ich damit ein Gesetz gebrochen habe, tut es mir natürlich leid." Lestrade rollte wegen der geheuchelten Entschuldigung nur mit den Augen, winkte dann aber ab. " Da Sie ja nun über den Fall Bescheid zu wissen scheinen, was ist Ihre Einschätzung? Neben den Antworten, die Sie mir vorhin schon gegeben haben, versteht sich." Sherlock der sich schon darauf vorbereitet hatte sein Ja, Nein Spielchen zu wiederholen, zuckte ertappt grinsend mit den Schultern und antwortete stattdessen: " Gift kann sowohl auf einen männlichen als auch auf einen weiblichen Täter hindeuten. Bei einem männlichen Täter müsste man nach jemandem suchen, der Gewalt verabscheut, aber so ein starkes Motiv hat, dass er trotzdem bereit ist, dafür jemand bestimmtes gezielt umzubringen, Rache für einen oder mehrere geliebte Menschen ist hier am wahrscheinlichsten. Auch bei einem weiblichen Täter spielt Rache als Motiv eine große Rolle, vielleicht für vergangenen Missbrauch durch die jetzigen Opfer." Lestrade hörte, wie immer wenn Sherlock seine Deduktionen ausführte, aufmerksam zu. " Für einen weiblichen Täter spricht auch, dass sie wohl körperlich den, gut trainierten, Männern und wahrscheinlich auch der, sehr sportlichen, Frau unterlegen gewesen wäre. Das tut aber auch die Beschreibung eines jungen, schmächtigen männlichen Täters. Das verwendete Gift lässt hingegen überhaupt nicht auf das Geschlecht des Täters schließen, genau so wenig auf andere Merkmale von diesem, da praktisch jeder da ran kommt und es verarbeiten kann, um es seinen Opfern verabreichen zu können. Da es so langsam wirkt, ist man längst über alle Berge wenn der Vergiftete krampfend im Todeskampf zusammen bricht. Dr. Watson geht übrigens davon aus, dass es über die Nahrung verabreicht worden ist und da stimme ich ihm vollkommen zu." Lestrade nickte langsam. Soweit war alles nachvollziehbar für den DI. "Die Opfer stehen miteinander in Verbindung und wurden alles andere als zufällig ausgewählt. Täter und Opfer kennen sich persönlich, wie gesagt muss in ihrer Beziehung etwas so Schlimmes vorgefallen sein, dass der Täter sich nun an seinen Opfern sehr gründlich rächen will. Es handelt sich also zwar um Morde in Serie, aber nicht um typische Serienmorde. Der Täter wird aufhören, wenn alle, seiner Meinung nach, Schuldigen tot sind. Dann wird es allerdings nahezu unmöglich werden ihn zu fassen, deshalb müssen wir ihn oder sie erwischen während er selbst noch seine Opfer jagt. Es ist also Eile geboten. "" Warum? " fragte der DI schnell nach. "Weil es bereits drei Opfer gibt, eine Gruppe mit zwei Männern und einer Frau. Diese Menschen liebten den Luxus und das Geld ausgeben, sie bekamen die finanziellen Mittel um ihren extravagante Lebensstil zu finanzieren irgendwo her, ob auf legalem oder illegalem Wege, wäre noch zu klären. Eine solche Gruppe hat nur eine funktionierende Dynamik, wenn sie nicht zu groß ist." " Und das bedeutet? " hakte Lestrade nach, die andere Frage, wie Mr. Holmes das alles schon wieder herausgefunden haben sollte, einfach bei Seite stellend. " Das es sich um maximal fünf eher nur um vier Gruppen Mitglieder handelte. Entweder zwei Pärchen oder eine Frau und drei Männer. Das heißt es ist höchstwahrscheinlich nur noch ein Opfer übrig, männlich oder weiblich, das der Täter finden und ausschalten muss, bevor er oder sie auf nimmer wiedersehen verschwinden kann. Das noch lebende Mitglied der ehemaligen Gruppe mag wohl am schlausten sein, weswegen es bis jetzt als einziges noch lebt, aber ewig vor dem Rache getriebenen wir auch dieses nicht weglaufen können. Finden Sie das vierte Mitglied der Gruppe und Sie locken automatisch den Mörder an, da bin ich mir sicher. " John hatte fasziniert zugehört. Alles was Sherlock über ihren Fall zusammen fasste klang absolut logisch und plausibel. Lestrade seinerseits nickte." Gut! " Er erhob sich, nachdem er die Tee Tasse auf dem Coach Tisch abgestellt hatte. "Sonst irgendwas, dass Sie mir zu sagen haben? Sie wissen, dass Sie mit dem Zurückhalten von Informationen die Ermittlungen behindern und im Fall eines Serienmörders, in dem Punkt sind wir uns einig, damit Menschenleben gefährden." Sherlock erhob sich und schüttelte den Kopf, doch dann kam ihm plötzlich ein kleiner Spaß in den Sinn und so fügte er schnell noch hinzu, Lestrade war schon zu John an die Tür getreten " Nein, eigentlich nicht, nur eines vielleicht, Doktor Watson und ich besuchen heute Abend das erste Mal eine Schwulen Bar." Es war einfach herrlich und Johns spätere, sichere Standpauke mehr als wert, die beiden verdutzten Gesichter zu sehen, die seine Aussage verursacht hatte. Lestrade fing sich als Erstes wieder, hob einfach die Hand zum Abschied in Sherlocks Richtung, klopfte dann noch dem, zur Salzsäule erstarrten, Dr. Watson fast schon mitfühlend auf die Schulter und rief noch über seine eigene Schulter, als er die Türklinke noch in der Hand, die Tür bereits geöffnet hatte. "Na dann wünsche ich Ihnen beiden viel Spaß heute Abend" zu, bevor er eilig verschwand. Die Tür war hinter ihm noch nicht ganz wieder ins Schloss gefallen, als John sich langsam aus seiner Starre zu lösen schien und Sherlock, die Stimme nur mit Mühe auf einer Lautstärke haltend, die nicht, neben Lestrade und Mrs. Hudson auch die ganze Baker Street gehört hätte, direkt fragte: "War das gerade Ihr Scheißernst? Lestrade zu erzählen, das Sie und ich heute eine Schwulenbar besuchen, aber das winzige, sehr entscheidend Detail weg zu lassen, dass wir das rein aus ermittlungstechnischen Gründen tun werden, Sherlock, was sollte das?" Ohne eine Antwort abzuwarten, war John auf diese Frage hin einfach aus dem Wohnzimmer gerauscht, hatte sich in sein eigenes Zimmer begeben und versuchte sich für den heutigen Abend vorzubereiten. Sicher, es waren noch einige Stunden hin bis zu ihrem Auftritt, jedoch musste John jetzt erst mal ganz schnell wieder ganz tief runterkommen, sonst würde ihre gespielte Beziehung noch vor dem Besuch der Bar mit einem Mord enden. John war deshalb auch der erste, der ins Badezimmer stiefelte. Kapitel 6: Wirren Gedankengängen & ein „feuchter“ Traum ------------------------------------------------------- Sherlock war alleine im Wohnzimmer zurück geblieben und hatte leichte Zweifel, ob der "kleine Spaß" nicht doch ein bisschen zu weit gegangen war. Aber an Lestrades Reaktion hatte er gemerkt, dass dieser ihn, mal wieder, sowieso nicht für voll genommen hatte und die Aussage für einen schlechten Scherz gehalten hatte. Ohne also noch weiter darüber nachzudenken, machte es sich dieser auf der Couch der Länge nach bequem, schnappte sich kurzerhand ein paar Nikotin Pflaster die direkt neben ihm noch in einer Schachtel herumgelegen hatten, klebte sich drei Stück auf die Innenseite seines Armes und schloss, jetzt fast schon genüsslich seufzend, die Augen. Tief und ruhig atmete er ein und wieder aus, spürte schon die beginnende Wirkung jener Pflaster und konzentrierte sich noch auf das Sein, auf das hier und jetzt, ließ sich nicht mehr stören, von nichts und niemandem. … Hörte nur minimal das Rauschen seines Blutes, ließ weiterhin die Augen geschlossen und döste vor sich hin. Hörte es Rauschen,…Rauschen,…..das Rauschen des Wassers,…Wasser,……Badezimmer. … //John!//, schoss es ihm plötzlich wie ein Blitz durchs Hirn, ließ ihn die Augen öffnen und den Kopf heben....Aber..… Nichts.… Langsam ließ er seinen Lockenkopf wieder sinken, runzelte ein wenig die Stirn und rieb sich genervt stöhnend über die Augen. Er wusste nicht genau warum, doch schon seit geraumer Zeit viel dem selbsternannten Consulting Detektiv - als eine Art "Bildschirmschoner" für bestimmte Zeiten am Tag oder langatmige Gedankengänge der Einsamkeit - das Bild des Doktor ein. Es tauchte dann immer mit einem Mal, wie aus dem Nichts, ohne Vorwarnung in seinen Gedanken auf. Es war…seltsam. Ja fast schon unheimlich. Das konnte, da war sich Sherlock sofort sicher, nur wegen dieser Freundschaft, diesem Band zwischen ihnen sein. Auch wenn Sherlock John immer noch als Kollege/Assistenten sogar nur bezeichnete, wenn er ihn vorstellte oder nach ihm gefragt wurde, er war sich vor sich selbst vollkommen darüber klar, dass er in Dr. John Watson schon lange einen Freund sah, vielleicht schon seit dieser ihn, auf sehr beeindruckende Weise, bei Ihrem ersten gemeinsamen Fall davor bewahrt hatte, mal wieder sein eigenes Leben leichtsinnig auf Spiel zu setzen, nur um zu beweisen, dass er schlauer als sein Gegner war. Der ehemalige Militärarzt hatte von Anfang an zu ihm gehalten, beschlossen gerade dem eigensinnigen Detektiv zu vertrauen und dessen Leben des Öfteren schon über sein eigenes gestellt. Er wusste immer noch nicht so genau, warum er damals, als er dem ehemaligen Militär Arzt bei Barts zum ersten Mal begegnet war, sofort entschieden hatte, dass er mit diesem zusammen leben wollte. Er gestand sich nun ein, dass er sich neuerdings viel häufiger Gedanken über den Kleineren machte. Das er John als seinen Freund, vielleicht den einzigen, wahren Freund ansah, den er, Sherlock Holmes hatte, das stand schon lange felsenfest, aber trotzdem dachte er, in bestimmten Momenten, sogar sehr oft und intensiv über jenes Thema nach. Über John. Der Kleinere schien tatsächlich nie etwas davon mitbekommen zu haben, wie auch, Sherlock hatte seine Miene, die im Vergleich zu Johns nicht jede noch so kleine Gefühlsregung von ihm ungefiltert zu Schau stellte, praktisch immer voll im Griff. Besonders bei Sachen, bei denen es um Gefühle ging. Ja ‘Gefühle‘. Kaum zu glauben, aber auch ein Sherlock Holmes hatte, neben der Ehe mit seiner Arbeit, sehr wohl Gefühle. Man musste ja nicht immer gleich alles preisgeben, seiner Meinung nach war es sinnvoller und von der Logik her ratsamer, sich lieber immer erst mal zurückzuhalten und nicht gleich mit dem Haus in die Tür zu fallen, oder so ähnlich. John hingegen war da, wie bereits erwähnt, ein offenes Buch, das hatte Sherlock auch schon bei ihrem ersten Treffen mitbekommen. Und trotzdem schaffte es der Ältere, immer mal wieder, den Jüngeren zu überraschen oder gar zu überrumpeln, auch wenn oft nur mit Kleinigkeiten. Diese Art von ihm, diese natürliche, in manchen Situationen bedauernswerte, einfach gestrickte und naive menschliche Art, die wiederum erquickend und locker auf den Größeren wirkte. Ihn in seinem Leben zu erden schien. Dafür, dass er doch stets auf Logik aus war, so genau und streng mit seiner Umwelt und mit den Menschen umging, dieses korrekte Denken, sein zielstrebiges, oftmals arrogante und erbarmungslose Wesen, geleitet nur durch Deduktionen, die seinem hocheffiziente Hirn entsprangen. Wie man es auch dreht und wendet, John tat ihm gut. Sehr sogar. Und innerlich hoffte, nein wusste Sherlock, dass es dem Anderen genauso ging. Sherlock war mit seiner Arbeit "verheiratet" und John war längst ein fester Bestandteil von dieser geworden. Was bedeutete das für ihre Beziehung, die Sherlock längst wohlwollend als Freundschaft bezeichnete? John war immer so treu, so unkompliziert, so er selbst eben … Ohne ihn, diesen einzigartigen Arzt, war Sherlock mittlerweile leider ziemlich aufgeschmissen. … Der Kleinere erreichte ihn, seinen Charakter, seine Natur, sein Ich. ….. Doch Stop!! Abrupt richtete sich Sherlock auf, saß nun mit ausgestreckten Beinen auf der Couch und starrte geradeaus auf einen unbestimmten Punkt. Nicht, dass er ein Problem mit solchen Gedanken hatte,… aber oftmals kamen sie einfach zu spontan und überraschend, rannten seine Mauer ein. Sherlock hatte sich definitiv verändert, seit er mit John zusammen lebte. Sie beide hatten das getan, mehr und mehr. Ob sie es nun zugeben wollten oder nicht, sie hatten sich aneinander gewöhnt, sich akzeptiert. Ja John akzeptierte den Detektiv so wie er war, wie er leibte und lebte, mit all seinen Ecken und Kanten. Und Sherlock, akzeptierte dieser den andern auch? Ja, das tat er tatsächlich, zum ersten Mal in seinem Leben akzeptierte er einen andern Menschen neben sich. Diese Erkenntnis wühlte eine kleine Flamme ihn ihm auf, ein warmes und stolzes Gefühl. Eine Bestätigung, dass er kein Monster, kein Freak, kein Unmensch war. Im Gegenteil. John zeigte ihm, dass auch er, der hoch funktionelle Soziopath Sherlock Holmes das Gefühl entwickeln konnte, sich um einen Menschen sorgen zu wollen, ja sogar Angst verspüren zu können, eine gewisse Menschen zu verlieren. Er, und nur er, ein Veteran, ein Militärarzt, ein einfacher Mann, schaffte dies alles bei Sherlock, schaffte es, diese Gefühlsregungen bei ihm auszulösen. War das Freundschaft? . … Nicht schlecht, wirklich nicht schlecht. //Wie macht dieser Mann das nur? Sein erster und einziger FREUND!? // Ein Frage, ein letzter Gedanke, Augenlider die sich langsam wieder schlossen. … Sein Körper, welcher sich nun wieder nach hinten sinken ließ. … Das Rauschen in seinen Ohren, das Rauschen des Wassers. … Schwache Glieder, ein letzter wohliger Seufzer. … Das Dösen hörte auf, das Schlafen begann. … Sherlock….schlief ein. … … Ein leises Geräusch war von Weitem zu vernehmen. Laufendes Wasser, das nun ausgedreht wurde. Derjenige, der bis gerade eben noch in aller Ruhe gebadet hatte, war nun fertig. John stieg aus der Wanne, fühlte sich aufgewärmt, frisch, sauber und war wider sichtlich entspannt. Er streckte sich einmal kräftig und wuschelte sich kurz durchs nasse Haar. Schnell griff er nach seinem Handtuch und band es sich, es reichte  ihm so bis zu den Knie, fest um die Hüfte. Dann suchte der Doktor mit seinen Augen das ganze Badezimmer ab, doch wie es schien, hatte er tatsächlich seine Sachen vergessen. War er doch einfach direkt hier rein gelaufen, ohne sich etwas Frisches zum Anziehen mitzunehmen. Wo hatte er nur seinen Kopf? Ach ja, bei einem Sherlock, der ihn vor Lestrade blamiert hatte, stimmt ja. Leise, er hatte ihm doch längst schon wieder vergeben, auflachend tappte er zum Waschbecken, sah in den Spiegel, welchen er zuvor noch mit der einen Hand sauber wischte, und fasste sich erneut ins blonde Haar, legte die, nun deutlich längeren, Haarsträhnen ein wenig zurecht. Innerlich zufrieden und mehr als ausgelassen ging er schließlich zur Tür, schlüpfte geschwind in seine Hausschuhe und schritt hinaus. Lestrade hatte ihm doch mitfühlend auf die Schulter geklopft, nicht wahr? Das hatte sicher bedeutet, dass der DI ihn bemitleidet hatte für den gemeinen Spaß, den der Detektiv sich mit seinem Doktor erlaubt hatte und es somit auch nicht ernst genommen haben konnte. Also war doch alles in Ordnung, stimmts? Sofort, als er in den Flur trat kam ihm ein kühler Windzug entgegen, was ihn frösteln ließ. Er hatte das Wasser wohl doch ein wenig zu heiß eingestellt. Langsamen Schrittes kam er zum Wohnzimmer, wollte eigentlich schnell vorbei und sofort rauf in sein Zimmer gehen. Kurz lugte er hinein, ließ seinen Blick durch den Raum wandern und hielt schließlich bei der Couch an. “Sherlock?” Etwas verwundert trat der Ältere näher heran, hob seinen Kopf und schaute von Weitem ob sein Kollege dort wirklich auf der Couch eingeschlafen war? Tatsache! John war nun gelinde gesagt überrascht, dass der Andere einfach so einschlief, würde ihn aber selbstverständlich in Ruhe lassen und gar nicht weiter stören. Er drehte sich um, wollte gerade gehen, als er plötzlich ein leise Flüstern hörte, das ein bisschen wie sein Name klang. Das konnte doch nicht sein,….oder doch? “…John…”, kam es abermals, aber dieses Mal etwas lauter und deutlicher aus Sherlocks Richtung, was den Genannten sofort dazu veranlasste, sich wieder umzudrehen. Mit fragendem, auf den Detektiv gerichteten, Blick ging John nun doch weiter ins Wohnzimmer hinein, direkt auf die Couch an der Wand zu. Halbnackt und noch immer etwas nass, stand er jetzt vor seinem Kollegen und sah hinab in dessen Gesicht. Sherlock schien wirklich zu schlafen, seine Gesichtszüge wirkten komplett entspannt und locker. Der Blondschopf fasste sich nachdenklich an den Hinterkopf und konnte es nun, aus Neugier oder Übermut, nicht lassen, sich kurz, nur einen Augenblick, zu dem Schlafenden hinunter zu beugen. Gedankenversunken musterte er das Gesicht unter ihm, legte dabei seinen Kopf etwas schief. Selten kam es vor, dass er, oder überhaupt jemand, die Ehre hatte den Meisterdetektiv so zu sehen. So unbeschwert, natürlich, in einer Seelenruhe, für alles und jeden ungeschützt, ja fast schon angreifbar. John musste zugeben, dass ihn dieser Anblick irgendwo berührte. Er wusste nicht genau was es damit auf sich hatte, aber… es zauberte ihm ein kleines Lächeln auf die Lippen. Mittlerweile kniete der Kleinere schon neben seinem Freund  auf der Couch am Rand, die rechte Hand an der Wand über dieser abgestürzt, wollte noch für einige Sekunden hier sein, selbstverständlich nur aus dem Prinzip und der Neugierde, warum genau Sherlock seinen Namen - anscheinend im Traum - ausgesprochen hatte. Die erwähnten Sekunden vergingen und nichts geschah. … Gut, dann konnte sich John ebenso gut wieder der Tätigkeit widmen, die er vor seiner Exkursion im Sinn gehabt hatte, stand wieder auf und trat einen Schritt zurück. … nur um sogleich abrupt in seiner Bewegung aufgehalten zu werden! Denn plötzlich schien ihn irgendetwas fest zu halten. Wie erstarrt stand John da und traute sich erst gar nicht, sich zu rühren. Auf alles gefasst sah er dann aber doch langsam zur linken Seite an sich herunter und bemerkte Sherlock rechte Hand, welche sich mit einem Mal, auf der Höhe seines Oberschenkels, in sein Handtuch vergriffen hatte. “Sherlock, was-…”, fing er an zu flüstern und griff mit der linken nach eben jener Hand. Wollte sie sachte, ohne den Anderen dabei, wie ihm schien, unnötig auf zu wecken, von dem bisschen Stoff losmachen, welcher als Einziges nur Johns Unterkörper bedeckte und den er gerne auch weiterhin um sich gewickelt haben wollte. Zu seinem Leidwesen wollte Sherlocks Hand jedoch einfach nicht loslassen. Das dieser Mann aber auch so eine Kraft im Schlaf haben musste, war dem Kleineren unbegreiflich. “John,…” Da. Schon wieder - dachte der Angesprochene, wobei er nicht glaubte, dass es etwas bringen würde darauf zu antworten. “Das gibt‘s doch nicht!”, war das Einzige, was der Ältere noch leise keuchend rausbekam, als er plötzlich auch schon, durch eine schnelle und unvorhersehbare Drehung seitens Sherlock, mitgerissen wurde und somit wieder direkt neben der Couch zum Stehen kam. Bewegungsunfähig gemacht, hatte der Blondschopf die Augen zusammen gekniffen und war mucksmäuschenstill. Angespannt und immer genervter werdend, öffnete er wenige Sekunden später vorsichtig wieder seine Augen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich, neben, wie zuvor, mit seiner rechten Hand an der Wand, nun auch mit der linken direkt auf Sherlocks Oberkörper abstützte. Eben jener lag, immer noch seelenruhig und vor sich hin schlafend, mit dem Kopf leicht zur Wand hin gedreht, einfach da, den linken Arm mit Nikotinpflaster bestückt neben sich, als wäre nichts geschehen. Johns Augen weiteten sich immer mehr, je länger er in das Gesicht unter sich blickte. Doch zu seinem Unglück sollte es nicht dabei bleiben. Einige Wassertropfen, die bis dato noch an einigen seiner blonden Haarsträhnen gehangen waren, drohten nun hinab zu fallen, und mussten unweigerlich auf Sherlock unter ihm landen. Der Arzt schluckte hart und presste die Lippen aufeinander, konnte es nicht verhindern, geschweige denn sich vom Fleck bewegen, da der Andere sein Handtuch noch immer hartnäckig festhielt, und musste hilflos mit ansehen, wie einige Tropfen der Schwerkraft nachgaben und letztendlich hinunter fielen. Zwei von ihnen trafen ausgerechnet Sherlocks Gesicht, glitten sachte an dessen Wange hinab zu seinem Mund, überquerten jene rosigen Hügel, ganz langsam,…viel zu langsam. Weiter glitten sie über dessen weiche, glatte Haut bis hin zum Kinn, wo sich beide Tropfen sammelten, weiter runter über den langen blassen Hals wanderten um schließlich im Kragen seines weißen Hemdes zu verschwinden. … Mit großen Augen hatte John diese Szene mit ansehen müssen. Er atmete abgehakt ein und aus, wollte sich beruhigen, hatte es einfach nicht verhindern können diese verdammten Wassertropfen auf ihrem Weg über Sherlocks Gesicht zu verfolgen. Insgeheim ärgerte er sich darüber und scheuerte sich kurzerhand gedanklich eine. Wieso nur konnte er nicht-… Auf einmal war alles still. Der Kleinere von beiden schüttelte seinen Kopf, lenkte seinen Blick wieder, nichts Gutes ahnend, nach oben und sah in zwei helle, bläulich schimmernde Augen, welche sich gerade eben noch langsam und verschlafen geöffnet hatten. Sherlock und John sahen sich, der Jüngere nun wacher denn je, gegenseitig total perplex an. Kapitel 7: Alles eine Einzige über außergewöhnliche Situation ------------------------------------------------------------- Keiner von beiden wagte es gerade auch nur ein Wort zu sagen. In einer Art Starre gefangen sahen sie sich nur, beinahe entsetzt, gegenseitig in die Augen. Dem Älteren kam es nebenbei mittlerweile so vor, als bekäme er gleich einen Ganzkörperkrampf, so unvorteilhaft, wie er sich dort über dem Anderem an der Wand abstützen und mit aller Kraft versuchen musste, nicht nach vorne zu kippen. Dabei wurde ihm auch seine andere Hand überdeutlich bewusst, welche noch immer auf dem Oberkörper des Detektivs ruhte, um den Doktor zusätzlich vor dem Umfallen zu schützen. John schluckte nervös. Sherlocks Augen hatten sich derweilen mehr und mehr verengt, es sah so aus, als würde er versuchen, den Kleineren über sich zu mustern, eine plausible Erklärung für jene Szene, die sich hier gerade abspielte, zu finden. Sein Blick verriet dem Doktor deutlich, dass er sie ganz und gar nicht amüsant fand. Endlich unterbrach Sherlock diese peinliche Stille. “Ich nehme an, dass Sie einen triftigen Grund dafür haben, hier, halbnackt und nass, direkt über mir zu stehen und mich, so wie es scheint, im Schlaf zu beobachten!” John spürte noch, wie eine bekannte Wärme in seinen Kopf stieg und sich dann auch schon als Ausdruck der momentanen Peinlichkeit als leichte Röte auf seinen Wangen ausbreitete. Der allseits bekannte Spruch ‘Es ist nicht so, wie es aussieht!’ hätte ihm hier, in dieser Situation, ganz und gar nicht weiter geholfen. “John,…”, der gewisse Unterton, der in Sherlocks Stimme mitschwang, klang mehr gereizt als genervt “…wie lange wollen Sie hier noch so rum stehen?” Doch, zu Sherlocks Überraschung, lockerten sich auf diese Frage hin die Gesichtszüge des Älteren wieder und dieser antwortete endlich - nach einer gefühlten Ewigkeit - mit erstaunlich ruhiger und beherrschter Stimme “Solange bis Sie mich wieder loslassen!” Der Kopf des Größeren ruckte kurz leicht zur Seite, verlor dabei aber nicht den Blickkontakt und musterte sein Gegenüber nun verwirrt. Sherlock sah John an, als würde der Detektiv tatsächlich nicht annehmen, oder gar glauben, dass er den Doktor in irgendeiner Art und Weise festhalten würde. Und wenn, dann hätte das nur vorher im Schlaf passieren können, was letztendlich bedeuten würde, dass-… Sofort nach diesem Gedanken glitt Sherlocks Blick nach unten. Seine Augen weiteten sich, nur für eine Millisekunde, vor Überraschung, als er registrierte, dass seine rechte Hand tatsächlich in das Handtuch seines Kollegen fest verkrallt war. Augenblicklich ließ er los, zog seine Hand auf der Stelle vom Körper des anderen weg, welcher sich, jetzt befreit, sogleich aufrichtete und seine Hände von der Wand und Sherlocks Oberkörper entfernte. Sichtlich erleichtert ging John einige Schritte zur Seite und musste sich für einen kurzen Moment auf den Stuhl in der Ecke setzen. Ein leises Knacken war zu hören, welches nur vom Rücken des Kleineren ausgehen konnte. Mit leicht verzerrter Miene, die Augen zusammen gekniffen, machte dieser gerade dehnend ein Hohlkreuz und hob dabei die Arme. Gott. Total verspannt. War ja aber auch kein Wunder, so sehr wie er sich gerade eben noch vor Schreck versteift hatte und das nur, weil er seine Neugier nicht hatte zügeln können. Warum war er nicht einfach hoch in sein Zimmer gegangen, anstatt hier zu bleiben und seinen Kollegen bei seinem Mittagsschlaf zu beobachten? Verflucht. John vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Mittlerweile saß der ehrenwerte Meisterdetektiv aufrecht auf der Couch, sah ziemlich perplex aus, schien angestrengt zu überlegen. John wollte diese peinliche Situation eigentlich einfach nur so schnell wie möglich wieder vergessen, wurde aber leider nochmals mit ihr konfrontiert, indem Sherlock ‘die’ Frage stellte, mit deren Antwort sich John überhaupt nicht auseinander setzen wollte. “Nun, bevor ich meine Deduktionen dazu äußere, würde ich doch gerne vorher noch ‘Ihre’ Version anhören!” Mit einer nun gemächlichen Ruhe und einer, da war John sich sicher, unerbittlichen Hartnäckigkeit machte es sich der Jüngere auch schon wieder auf seiner Couch etwas bequemer und sah seinen 'Freund' abwartend an. John sah darauf hin ebenfalls auf. Er starrte kurz gerade aus auf einen unbestimmten Punkt, räusperte sich dann unmerklich und blickte schließlich direkt rüber zum Größeren, seinen Mund, schon zur Antwort ansetzend, einen kleinen Spalt geöffnet. “…Da gibt es nicht viel zu sagen,…”, fing er dann, lauter als gewollt, an, “…ich hatte vergessen, mir frische Sachen mit ins Badezimmer mit zu nehmen und wollte deshalb, so wie ich jetzt hier sitze, schnell in mein Zimmer hoch gehen, als ich plötzlich jemanden meinen Namen sagen hörte, wobei der 'Ruf' aus diesem Zimmer hier zu kommen schien!” “Ihren Namen?”, wiederholte Sherlock ungläubig. “Ja,… Ich stellte dann überprüfend fest, dass Sie meinen Namen mehrmals im Schlaf ausgesprochen hatten! Ich bin zu Ihnen an die Couch getreten und… wollte nachschauen... was los ist!” Sherlock drehte seinen Kopf zur Seite, sein ungläubiger Gesichtsausdruck hielt weiter an. Er sprach es nicht aus, aber man konnte ihm deutlich ansehen, dass er sichtlich überrascht über diese These war. Anscheinend wusste er, dass es für ihn ganz und gar nicht üblich war im Schlaf zu sprechen,…soweit er das zumindest selbst nachweisen konnte. “Gut, kann ich jetzt gehen?” Der Doktor kam sich schon vor wie in einem Verhör, wollte sich nur endlich in sein Zimmer zurück und ein paar Kleidungsstücke anziehen. Durch das hier Rum sitzen fröstelte es ihn immer mehr, er fing sogar, kaum merklich, zu zittern an. Sherlock hätte nicht für sich selbst den Beruf des Consulting Detectives erfinden können, wenn er zum Beispiel jenes Zittern nicht sofort bemerkt hätte. Er hob langsam seine Hände, legte beide Handflächen aufeinander und diese auf seinem Kinn ab, stützte damit seinen Kopf ein wenig, seine typische Pose, wenn er konzentriert über etwas nachdachte. “Schon gut, gehen Sie ruhig!” antwortete er bestimmt, als wollte er jetzt allein gelassen werden. John stand nach diesen Worten sofort von seinem Platz auf, umfasste kurz seinen, mittlerweile wieder trocknen Oberkörper, strich sich ein paar Mal mit den Händen über die kalt gewordenen Oberarme und verließ dann auch schon schleunigst schweigend das Wohnzimmer. Gott sei Dank. Endlich war er draußen. Nicht nur, dass ihm so etwas Dummes passieren musste, nein, dafür wurde er auch noch ausgefragt, auch wenn es eine einfache, nachvollziehbare Frage gewesen war. Trotz allem war es ihm unangenehm gewesen. Und wie. //Einfach schnell wieder vergessen!//… Doch so einfach würden es John seine Gefühle und sein Gewissen dieses Mal nicht machen. … Nicht, nach diesem Anblick eines schlafenden Sherlock Holmes, der sich sofort in sein Gedächtnis eingebrannt hatte. … Unterdessen stand der Meisterdetektiv mitten im Wohnzimmer, kniff die Augen zusammen und fasste sich unbewusst ins lockige Haar. Er hatte also tatsächlich im Schlaf den Namen seines Kollegen ausgesprochen.… Seltsam. Er hoffte inständig, dass sich das nicht all zu oft wiederholte, denn das wäre ja ungeheuerlich. Was noch erschwerend hinzukam, ausgerechnet John hatte das alles mit bekommen müssen,… diese Situation war ja beinahe schon peinlich. So ging das wirklich nicht. Er strich sich leicht übers Gesicht, bemerkte dabei etwas Feuchtes auf seiner Haut, folgte dem noch fühlbaren Pfand bis zum Kragen seines Hemdes… Hatte er es sich doch richtig gedacht. Also war es wirklich nur ein Missverständnis gewesen, was denn auch sonst?! Doch war das unbedingt notwendig? Hatte sein Freund ihn so voll tropfen müssen? Hätte dieser sich nicht einfach mit etwas mehr Kraft von seiner Hand befreien und weggehen können? Dadurch kam aber dummerweise gleich die nächste Frage auf, die sich der Consulting Detektiv selbst stellen musste, nämlich - Warum genau hatte er unbedingt im Schlaf nach etwas greifen müssen? Fatalerweise konnte er sich beim besten Willen nicht mehr an seinen Traum erinnern. Hätte er den Inhalt dieses ergründen können, hätte er wenigstens eine Erklärung dafür gehabt, warum er neuerdings im Schlaf um sich griff um damit offensichtlich irgendwo Halt zu suchen. Ein leises und resignierendes Auflachen war zu hören. Es nützte ja doch alles nichts. Diese Sache von eben würden beide ja (hoffentlich) eh schnell wieder vergessen haben, also was nützt es sich noch großartig hinein zu steigern? Genug jetzt! Sherlock schloss dieses Thema damit auch schon wieder für sich ab, lockerte sich, lief hinüber zum Schreibtisch, nahm sich einfach Johns Laptop und schaltete diesen an, während er sich mit einem dynamischen Sprung in seinen Sessel schwang. … Zur gleichen Zeit in Johns Zimmer - SO EIN VERDAM. MIST!!! Er war verärgert, unzufrieden und ihm war die Sache sichtlich unangenehm und dabei war es doch weniger als eine Kleinigkeit gewesen, nichts, es war doch rein gar nichts passiert. Zum Verständnis von Johns momentanen Gefühlen musste man direkt auf den ausschlaggebenden Punkt kommen, um den es hier diesem eigentlich wirklich ging und der den Doktor am meisten beschäftigte. Es störte ihn nämlich in keinster weise, dass er halbnackt gewesen war, dass er den Detektiv so verwirrt hatte, dass diese Szene so merkwürdig ausgesehen hatte, Nein. Ihn störte am meisten, dass sich unbedingt auf seinen Armen anfangs eine Gänsehaut hatte bilden müssen und ihm gleich  darauf ein Schauer über den Rücken gelaufen war. … Musste sein Körper ihm das denn wirklich antun? Er verstand es nicht. Und genau DAS störte ihn an der ganzen Sache. Warum nur musste dieser viel zu lang anhaltende Moment, als er über seinen Kollegen stand und die Wassertropfen beobachtete, ihren Weg über Sherlocks schlafende Gesicht verfolgte, so Schauer erregend sein? So durfte das nicht sein. Es war angenehm gewesen, VIEL zu angenehm. Sherlock war sein Freund, auch wenn John ihn immer als Kollegen oder Mitbewohner bezeichnete, wusste er doch um die Freundschaft, die sich zwischen den beiden entwickelt hatte, seit sie zusammen arbeiteten und lebten. Aber solche Reaktionen, die sollte er doch eher bei Sarah zum Beispiel haben und nicht bei Sherlock. Verdammter Mist aber auch! Und während er so weiter gedanklich seine Wut heraus ließ, kramte der Doktor in seinem Kleiderschrank nach passender Kleidung für ihre nächtliche Spurensuche, die schon in wenigen Stunden beginnen sollte. “Hmm,….das hier sieht vielleicht nicht schlecht aus!…” Er überlegte ob jene Sachen in seiner Hand zu einer Schwulenbar passen würden. Er hatte, um ehrlich zu sein, keine blassen Schimmer, was man heutzutage als Homosexueller so anzog, ohne gleich übertrieben aufzufallen. “Ich nehme es einfach!” Gesagt, getan. Die Schranktür schloss sich wieder, das zusammen gestellte Outfit wurden aufs Bett gelegt und fürs erste ein lockeres Hemd und eine einfache Jeans angezogen. Schließlich musste er ja nicht jetzt schon mit den Sachen für heute Abend herumlaufen. Nun hieß es nur noch die Zeit totzuschlagen, bevor sie los konnten. John verließ sein Zimmer, ging zurück ins Bad, räumte dort alles von ihm Herumliegende weg und begab sich erneut, nun entspannter, ins Wohnzimmer. Als er dort ankam, bemerkte er mit fassungslosem Blick, dass der Meisterdetektiv schon wieder SEINEN Laptop benutzte. Kurzerhand lief er zu Bezeichnetem hin und entriss dem, dadurch leicht erschrocken zusammen zuckenden, Detektiv, ohne ein Wort zu sagen, den Laptop. “Sie wissen ganz genau, dass ich es nicht leiden kann, wenn Sie einfach ungefragt meinen Laptop benutzen!” Am meisten störte den Kleineren dabei die Tatsache, dass der Größere es jedes Mal aufs Neue irgendwie schaffte, sein Passwort zu knacken. Noch leicht gereizt stellte er das Gerät offen lassend auf den Schreibtisch zurück und ging stumm in die Küche. Sherlock starrte für eine Sekunde lang nach unten, wo gerade eben noch das Notebook auf seinem Schoß gestanden hatte. Er schloss die Augen, stieß einen genervten Nörgelton aus und ließ sich weiter in den Sessel sinken, dabei seine Arme rechts und links über die Lehnen runter baumeln lassend. Nach wenigen Minuten kam der Blondschopf mit langsamen Schritten wieder ins Zimmer zurück, ein kleines Tablett in der Hand, auf welchem sich eine Teekanne und zwei Tassen befanden. Seine Gesichtszüge hatten sich aber nach dem kleinen "Wutausbruch" fast sofort wieder gelockert und aufmerksam wie er nun einmal war, stellte er auch vor seinem Freund eine Tasse auf den kleinen Tisch. „Möchten Sie auch Tee?” Sherlock lenkte seinen Blick zu John, welcher sich in seinen Sessel setzte und anfing sich mit Bedacht etwas von dem köstlich duftenden Tee einzugießen. “Gerne!”, kam es nur knapp und schon nahm John Sherlocks noch leere Tasse und füllte diese. //Wie gemütlich es doch sein kann// dachte sich John, als er, mit geschlossenen Augen, nun innerlich wieder ganz und gar zufrieden mit sich, an seinem Tee nippte. So schnell er sich manchmal über Sherlock aufregte, so schnell beruhigte er sich meist auch wieder. Ärgern brachte ihn ja schließlich auch nicht weiter und so wie es jetzt war, war es auf jeden Fall 100 Mal angenehmer. Mit emotionsloser Miene nahm sich nun auch Sherlock seine Tasse und trank etwas vom heißen Getränk. Er sah zu John, ließ ihn keine Sekunde aus den Augen und beobachtete ihn einige Minuten lang schweigend. “Danke! Der Tee tut sehr gut!”, kam es dann plötzlich in ehrlichem, ernst klingendem Ton vom Meisterdetektiv, was den Kleineren überrascht die Augen aufschlagen ließ. “Ehm, Ja! Gern geschehen!” Leicht verblüfft - da Sherlock seiner Meinung nach viel zu selten seine Dankbarkeit offen zeigte bzw. mitteilte - schaute John seinem Gegenüber nun in die Augen und konnte in ihnen tatsächlich eine Spur von Dankbarkeit erkennen, was den Kleineren sofort sogar regelrecht fröhlich stimmte. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen nahm der Arzt noch einen weiteren Schluck aus seiner Tasse und schaltete dann den Fernseher ein, während sich Sherlock ein paar Broschüren und die neuste Zeitung schnappte, um sich nicht wieder, unnötig, über die gezeigte Banalität in so mancher, seiner Meinung nach vollkommen überflüssigen, Sendung aufzuregen. Deshalb las er anstatt dessen lieber etwas und überließ seinem Freund freiwillig das kunterbunte Fernsehprogramm. So vergingen die wenigen Stunden wie im Flug, in denen Sherlock Holmes und Dr. John Watson ihre Zeit damit verbrachten, sich in ruhiger Zweisamkeit innerlich auf ihre Mission vorzubereiten. Wobei der Größere von beiden es sich nicht nehmen ließ, die Zeit dafür zu nutzen, noch etwas über den Fall nachzudenken und ein wenig voraus zu planen. Da konnte der Detektiv eben einfach nicht aus seiner Haut. John blieb während dessen die ganze Zeit still, schaltete mehr gelangweilt als interessiert die einzelnen Kanäle durch, blieb ab und zu hängen und sah sich letztendlich dann lieber doch eine Dokumentation an, wo man immerhin noch etwas lernen konnte. Irgendwann war es dann schließlich soweit. Der Kleinere stand langsam auf, nahm das Tee Geschirr, stellte es auf das kleine Tablett und brachte alles rüber in die Küche. Noch ein kurzes “Ich geh mich dann mal umziehen!” war zu hören, bevor er dann auch schon hoch in sein Zimmer ging. Der Andere hatte nicht mal den Blick von der Zeitung, die er noch immer in den Händen hielt, erhoben sondern einfach nur genickt und überlegte sich nun ebenfalls, ob er sich nicht auch schon umziehen gehen sollte. Seufzend legte er sogleich die Zeitung beiseite, stand mit einer fließenden Bewegung auf und ging ebenfalls in sein Zimmer, um sich selbst auch langsam fertig zu machen. Er brauchte nicht besonders lange, um etwas Passendes zum Anziehen zu finden, so viel würde er sowieso an seinem üblichen Kleidungsstil nicht verändern müssen. Er schnappte sich dann alles, was er ausgewählt hatte und verschwand auch schon damit im Badezimmer. Kurze Zeit später kam eben jener auch als Erster, wieder frisch und umgezogen, ins Wohnzimmer zurück. Er hatte sich ein etwas enganliegendes, dunkelblaues Seidenhemd, eine schwarze, nicht ganz so enge Anzughose dazu und passende Lackschuhe ausgewählt. Im Großen und Ganzen also vom Stil her wie immer, nur die Farben und Stoffe bzw. Marken waren ein wenig verändert worden. Schick und elegant. Er wuschelte nochmals die Locken etwas zurecht und wollte dann schon nach seinem Schal greifen, überlegte es sich jedoch sogleich anders. Es war besser nur den Mantel überzuwerfen, würde vollkommen reichen. Sein Handy verstaute er in seine Hosentasche und durchdachte dabei nochmals alle Details, die wichtig für sie beide waren oder noch werden könnten. “Also, ich wäre dann auch soweit!" Ein verlegenes Auflachen erklang." Ich hoffe ich kann so auf die Straße gehen!” Mit diesen Worten kam nun auch John zurück ins Wohnzimmer, ein unsicheres Lächeln auf den Lippen, mit der rechten Hand an seinem Oberteil herum zupfend und hielt mit der linken Hand eine schwarze Jacke umfasste, die aus halb Leder und halb Stoff bestand. “Ich denke diese Jacke hier wird ausreichen, oder?” Sherlock, der eben noch geschäftig im Zimmer herum gelaufen war, vernahm nun Johns Stimme und blieb stehen. Sein Blick erfasste den Kleineren sofort, sah sich diesen in Sekunden schnelle mit nicht zu deutender Miene genaustens an. Der ehemalige Militärarzt hatte sich für ein Polo Shirt in dunkelrot entschieden, bei welchem die Ärmelränder sowie Kragen schwarz umrandet waren. Es war etwas enganliegender, die obersten zwei Knöpfe waren offen und es besaß ein kleines, dezentes, weiß umrandeten Logo, welches sich am unteren Rand des Shirts befand. Die, ebenso enganliegende Jeans war schwarz, dazu trug der Ältere passend schwarze, bequeme Lederhalbschuhe. John hatte seine Haare noch ein klein wenig gegellt und seinen Pony etwas mehr verwuschelt, dadurch wirkte er sogleich ein wenig jünger, jedoch nicht zu jung, genau passend zu seinem Alter. Das musste man dem Veteran definitiv lassen, wenn er sich richtig heraus putzte, konnte er sich wirklich sehen lassen - im Normalfall aber natürlich auch. Noch immer stand der Kleinere wartend, mit der Jacke in der Hand, da und sah Sherlock fragend an. “Und, was meinen Sie nun? Soll ich die Jacke nehmen?” Da seine erste Frage nicht beantwortet worden war, fragte er nun nochmals nach, klang dabei nun ein wenig genervt. Nicht nur, dass er sich so anziehen und herrichten musste, er sollte später schließlich auch noch so tun, als seien sie beide ein Paar. Dieser Gedanke ließ ihn einfach nicht los und er hoffte inständig, dass die hereinbrechende Nacht nicht in einem peinlichen Chaos enden würde. Sherlock derweil haderte mit sich selbst. Sein erster Gedanke, als er seinen Freund nun so sah, überschlug sich und dieser Gedanken Purzelbaum endete in einem Haufen voller Fragen. Doch Sherlock wusste, dass es besser wäre, diesen nun erst mal zu umgehen, ihn sich vor allem aber nicht vor dem Kleineren anmerken zu lassen und deshalb besser endlich Johns Frage zu beantworten. Er straffte unmerklich seine Schultern, überwand dann die paar Schritte, die zwischen ihnen lagen und nahm dem Kleineren einfach die Jacke aus der Hand. “Gewiss, die passt hervorragend!” antwortete er monoton und trotzdem mit einem Hauch von Freundlichkeit. Er ging um den Älteren rum, John verstand sofort und schlüpfte dann in die ihm hingehaltenen Jackenärmel, lockerte die Jacke etwas um seinen Oberkörper herum und ließ sie dann einfach offen. Ein kleines Schmunzeln seitens Sherlock, eh er weiter sprach. “Diese Kleidung könnten sie ruhig öfter tragen!” Was nur als ein einfaches und nur nebenbei erwähntes Kompliment gedacht gewesen war, war für den John dennoch etwas Besonderes, da der ehrenwerte junge Detektiv eher selten ein Lob über seine Lippen brachte. John freute sich in einer gewissen Art und Weise über diesen  nur leise ausgesprochenen Worte. Aber das würde er für sich behalten, wie sehr ihn das Lob gerade freute, weshalb er dem Größeren auch nur dankend zunickte und zur Wohnungstür ging. Während dessen dachte er bei sich, dass er das Kompliment definitiv zurück geben könnte. Sherlock sah eigentlich aus wie immer, aber das dunkelblaue Hemd betonte seine Augen und ließ diese beinahe eisblau strahlen. Sherlock sah ihm stumm nach, hatte nun auch einen kurzen, aber guten Blick auf dessen Kehrseite und sah ihm einfach nur hinterher, während er, ohne es wirklich mitzubekommen leicht den Kopf schüttelte und seine Mundwinkel in die Höhe gingen. //Dieser Mann!// Als sei des Doktors Auftritt abermals eine Kleinigkeit, die den Jüngeren dazu veranlasste, etwas erfrischend Neues an ihm zu entdecken. Eine kleine, neue Seite an John. Die nächsten paar Stunden konnten in der Tat interessant werden, war Sherlock der Meinung und lief John dann auch, ohne noch länger zu warten, hinterher. Das Taxi, in welchem sich der Consulting Detective und sein Assistent befanden, hielt direkt vor dem bekannten und in der Schwulenszene offensichtlich sehr beliebten ‘Barcode Vauxhall‘. Das BARCODE VAUXHALL! Dies war ein wirklich auffälliger und mit Neonlichter hell erleuchteter Nachtclub. Als Logo besaß das, augenscheinlich weitläufige, Gebäude den Anfangsbuchstaben in Kombination mit mittleren Buchstaben des ersten Wortes, ein riesiges B und C, hell strahlend, als verführerischer Köder für Menschen mit gewissen Neigungen und Vorlieben. Ein musikalisch laut dröhnender Zirkus für eine bunte Vielfalt an männlichen Besuchern eben. Sherlocks drehte sich im Taxi zu John und gab ihm leise letzte Anweisungen, die eigentlich nur daraus bestanden, dass er ihm kurz zu raunte: "Ich werde dich da drinnen duzten, wenn es dir recht ist, es wäre zu auffällig, wenn wir uns gegenseitig sitzen und für ein Paar nicht besonders glaubwürdig" John schluckte, nickte und antwortete "Wie Sie... du meinst". Sherlock war mit der Antwort zufrieden, bezahlte das Taxi und stieg, gefolgt von seinem kleineren Freund, zügig aus. Draußen straffte er sich und ging auch schon zielstrebig auf den Eingang zu, John würde ihm schon folgen. Show time. Am Haupteingang jenes Clubs hatte sich schon, auf Einlass wartend, ein Schlange gebildet. Die unterschiedlichste Typen Mann standen dort, alle mit dem gleichen Ziel, endlich reingelassen zu werden. Zwei muskelbepackte Türsteher drehten sich nach einiger Zeit wieder zu den Wartenden um und schon wurde der nächste Schub Feier hungrige von ihnen durchgelassen. Alles in allem wirkte der Club überwacht und sicher, was für John im Moment an erster Stelle stand. Dieser stand still und immer wieder nervös von rechts nach links schauend nun neben dem - seiner Bewunderung nach - selbstbewusst und sicher wirkenden Sherlock in jener Warteschlange. Der Kleinere hatte, wie man sah, ganz andere Gedanken und Probleme als der Größere, der wie immer auf den Fall und die vor ihnen liegenden Aufgabe konzentriert zu sein schien. John hingegen sah sich immer wieder hastig und wie im Verfolgungswahn um, als würde er unbedingt vermeiden wollen, an diesem Ort und in diesem Aufzug von jemand Bekannten gesehen zu werden. … //Unsinn// dachte Sherlock leicht genervt. Und wenn, dann wäre es doch auch egal. Wie der Jüngere immer so schön sagte - die Leute redeten doch sowieso die ganze Zeit und meist über unsinniges und unnötiges Zeug. Sollten sie doch denken was sie wollten. Das taten sie doch eh, egal was der Detektiv tat oder sagte. Der Doktor versuchte derweilen, sich gedanklich und körperlich zusammen zu reißen, sich bewusst machend, dass er seinen Verstand und seine Sinne beisammen brauchte um sich auf den Fall konzentrieren zu können. Sie mussten mehr Details bzw. ihren Verdächtigen hier heute unbedingt finden. Inzwischen kamen sie dem Eingang immer näher, standen bald direkt davor und einen Wimpernschlag später wurden sie auch schon endlich reingelassen. Vorbei an einer Garderobe, wo sie gleich ihre Jacken abgaben - Sherlock mehr unfreiwillig - betraten sie schließlich das Zentrum dieses riesigen Club und sofort fiel auch schon ein grelles und flackerndes Licht auf die beiden, welches sich jedoch sogleich, im Takt der laut dröhnenden Musik, im Zickzack, wieder in eine andere Richtung weg bewegte. Immer und immer wieder trafen Lichter und andere Effekte aufeinander, tanzten geradezu im musikalischen Takt und huschten über den Männer befüllten Disco Boden. Alle tanzten, amüsierten sich, flirteten, ließen ganz einfach die sprichwörtliche "Sau" raus. Hier ging es wirklich mächtig ab, obwohl es Montag Abend war. Johns Augen weiteten sich für einige Sekunden, als ihm die Situation in der er sich befand vollkommen bewusst wurde. Hier gab es wirklich jede Art von ‘Mann’ in diesem bunten Haufen. Die verschiedensten Typen, alles was das Männerherz begehrte. Er musste zugeben, dass er sich nicht gegen die Atmosphäre hier drinnen sträuben konnte, nein, es war einfach total ungewohnt. Einfach nur ungewohnt und neu, denn John war nie ein Partylöwe gewesen und deshalb auch noch nie wirklich in einer Disco, egal für welches Klientel. Sherlock unterdessen fackelte nicht lange, schnappte sich die Hand seines Freundes und drängte sich durch die tanzende Menge Richtung Bar. Dort angekommen, schon leicht schwitzend, weil es hier drinnen sehr warm war, setzte sich der Kleinere sofort auf einen der hohen Leder-Barhocker. Ein wenig überfordert sah sein Freund schon aus - wie dem Detektiv sogleich auffiel. Doch er durfte keine Gnade walten lassen, sie MUSSTEN das hier und heute durchziehen und konnten nicht eher wieder gehen, als das sie ihr Ziel erreicht hatten. Noch immer leicht nervös saß der Arzt neben Sherlock, der sich ebenfalls gesetzt hatte, und besah sich die Mitarbeiter, die hier an der Bar arbeiteten. John versuchte so unauffällig wie möglich, jede einzelne Person zu mustern und ein Namensschildchen oder Sonstiges in der Art zu finden. Sein Sitznachbar tat es ihm gleich, stellte sich allerdings mal wieder geschickter an und rief kurzerhand einen der freundlich lächelnden Barkeeper zu sich um etwas zu bestellen. …. Allerdings nicht für sich selbst. John der es ahnte, versuchte schnell abzulehnen “Wie? Nein nein, ich möchte wirklich nich-”aber Sherlock war unerbittlich “Mein Freund hier hätte gerne einen Gin Tonic!”, fiel er dem Ältere einfach ins Wort. Der große, braungebrannte Barkeeper schaute zu John rüber und entgegnete mit einem Zwinkern ein freundliches “Geht klar!”. Mit großen Augen sah John seinen Sitznachbarn an. Dieser allerdings schmunzelte nur leicht und ließ seinen Blick weiter hinter der Theke schweifen, auf der konzentrierten Suche nach ihrem Mann. “Woher wussten Sie... Ich meine woher wusstest du, dass-” “Ein Schuss ins Blaue!" Einfach mal wieder typisch Sherlock. Was auch sonst, John hatte echt keinen Plan, wie sein Freund das jetzt schon wieder heraus gefunden haben konnte, aber es stimmte tatsächlich - sein Liebling Long Drink, auch wenn er diesen wirklich nur selten genoss - war Gin Tonic. Belustigt schüttelte der Kleinere nun einfach still schweigend den Kopf und lehnte sich mit den Armen weiter auf die Theke. Aufmerksam lenkten beide Männer ihre Blicke weiter durch den Raum, suchten alles so gut wie möglich ab. Versuchten dabei die laute und schrille Technomusik und die vielen schwindelerregenden Lichter zu ignorieren. Zwischendurch wurde John auch sein Getränk gebracht. Er besah sich kurz skeptisch jenes Glas in seiner Hand und zögerte für einen Moment. Sein Nebenmann bemerkte dies, natürlich, und rückte etwas näher. “Ich weiß was du gerade denkst, aber werf doch einfach mal alles Negative über Bord und nehme einen kleinen Schluck! Tu wenigstens so als ob!” Es klang wie eine aufheiternde Aufforderung, ein positiv gemeinter Rat, den der Blondschopf auch gleich in die Tat umsetzen wollte. Er nickte zu sich selbst, setzte an und trank einen kleinen Schluck. //…Gar nicht mal so übel! // - hatte er wirklich schon lange nicht mehr getrunken, würde aber wohl eine Ausnahme bleiben, mehr nicht. Genau so Ausnahme wie sich mit seinem Freund zu duzten, entschied er schnell. Auf einmal wurde er am Arm gepackt, keine Hektik lag in dieser Handlung und dennoch wirkte Sherlocks Griff bestimmend. Sofort richtete John seine Aufmerksamkeit auf die flüsternden Worte des Größeren, welche ihm eine ganz bestimmte Person verrieten, die gerade eben erst hinter der Bar erschienen war. Ein junger blonder, etwas schmächtiger und mittelgroßer Mann. Größe und Aussehen eher durchschnittlich, seine Gestalt wirkte regelrecht unauffällig und harmlos. Seine Augen waren bräunlich und hatten, gegen seine Statur und sein sonstiges Aussehen einen durchdringenden, klaren Blick. Er wirkte ganz entspannt und locker, eben wie ein ganz normaler, junger Barkeeper mit dem Namen ‘Brown’. //Mr. Brown?!// Kapitel 8: Ablenkungsmanöver der speziellen Art ----------------------------------------------- Der Doktor konnte es nicht vermeiden den jungen Barkeeper anzustarren, was seinem Freund natürlich auch sofort auffiel. Der Größere knuffte ihm sogleich mit dem Ellenbogen, fester als wahrscheinlich beabsichtigt, in die Seite. “Autsch! Sherlock-” doch der tadelnde Blick seitens Sherlock ließ John sofort verstummen. “Höre auf ihn so anzustarren, sonst fallen wir noch mehr auf als wir es eh schon tun!” Der Angesprochene ließ schuldbewusst den Kopf sinken, lugte dann aber für einen winzigen Augenblick doch nochmals neugierig in seine Umgebung und bemerkte tatsächlich, dass schon so mancher Männerblick auf ihnen beide ruhte. Er schluckte, schnappte sich seinen Gin Tonic und nahm nochmals einen kleinen Schluck. Der Jüngere von beiden seufzte genervt, während er sich mit angestrengter Miene an den Kopf fasste und sich zur Beruhigung durchs lockige Haar strich. War das denn zu fassen? Wenn John sich weiter so steif benahm, musste er sich etwas einfallen lassen, bevor der Kleinere sie beide damit noch verriet. Er musste vorsichtig sein sonst - Sherlocks Gedankengang stoppte abrupt. Gerade eben war ihre Verdächtiger offensichtlich auf etwas aufmerksam geworden und steuerte auf die Theke zu. Zufälliger- und unglücklicherweise stellte sich dieses Etwas als SIE Beide heraus. Nun auf alles gefasst, weiter versucht sich nichts anmerken zu lassen, warteten die beiden Freunde auf das nun Folgende. Der junge Mr. Brown blieb vor ihnen beide hinter der Theke stehen, beugte sich etwas nach vorne und lächelte sie freundlich an. Sherlock bemerkte sofort den leicht provokanten Ton in seiner sanften und doch männlichen Stimme. “Hab ich irgendetwas im Gesicht oder warum schaut ihr die ganze Zeit zu mir rüber?!” Es war mehr eine lustige Feststellung und sollte offenbar keineswegs böse gemeint sein. Doch gerade als der Lockenkopf, ebenfalls herausfordernd, darauf eingehen wollte, wurde sein Nebenmann, zur selben Zeit, plötzlich von zwei groß gewachsenen Männern von der Seite her angesprochen, welche wohl auf den kleinen blonden Mann aufmerksam geworden waren. John saß, wie zu einer Salzsäure erstarrt da, wollte sich nichts anmerken lassen, jedoch auch nicht gleich so unhöflich rüber kommen und lächelte deshalb die beide Männer einfach mit einer Mischung aus Unbehagen und Nervosität an. Das bemerkten die beiden und so wie es aussah, mochten sie diese Art von Mann. Sherlock hob übertrieben eine Augenbraue, wollte ungern das Gespräch mit ihrem Verdächtigen unterbrechen, konnte jedoch einfach nicht mit ansehen, wie unwohl sich sein Freund gerade fühlte und dabei riskierte ihre Tarnung auffliegen zu lassen. Musste ihm aber auch unbedingt jetzt gerade etwas dazwischen kommen? Diese beiden Kerle sollten seinen Freund gefälligst in Frieden lassen und das Weite suchen. Sie störten und kamen ihnen beiden gerade jetzt sehr ungelegen. John hatte im Moment das ihm naheliegendere Problem - und zwar diese zwei aufdringlichen Herren wieder loszuwerden. Angestrengt und schnell nach Worten suchend stammelte er vor sich hin und hatte im nächsten Augenblick auch schon eine große, kräftige Hand auf seiner linken Schulter, schaute hoch in zwei belustigt blitzende, schokobraune Augen. “Wie wäre mit einem Tanz, hm? Oder darf ich dir vielleicht noch einen Drink ausgeben?” John versuchte nonverbal abzublocken, entfernte schnell jene Männerhand mit einem leichten Zurückziehen seiner Schulter wieder von sich, sah daraufhin kurz über jene hinweg hilfesuchend zu seinem Freund und fing schon wieder an zu schwitzen, dieses Mal aber vor Unbehagen. “Nein Danke, wirklich nicht! Außerdem,…bin ich schon mit jemandem hier!”, versuchte er sich raus zureden, doch beide Kontrahenten gaben nicht nach. Verdammt! Sah er in diesem Outfit wirklich so interessant für das männliche Geschlecht aus? Wirkte er so auf andere Männer? Strahlte er denn so eine zweideutige Art und Weise aus?… “Ach was, sei doch nicht so!” - der eine von beiden zog gespielt eine Schnute. “Wer soll das denn bitte sein?”, wurde verschmitzt grinsend nachgehakt, “Etwa der Lockenkopf hinter dir?” Genannter ‘Lockenkopf’ horchte sogleich auf, drehte sich mit einer schnellen und eleganten Bewegung hin zu John und den beiden Männern und lehnte locker und selbstbewusst seinen Arm auf die Theke, während er noch kurz zu dem Kleineren sah, der sich jetzt direkt mit dem Rücken vor ihm befand. “Johnny, hast du ein Problem mit diesen beiden Herren?” Ein süffisantes Grinsen zierte sein Mund, Sherlock hatte seine Stimme etwas erhoben und schaute den beiden Männern, über Johns rechte Schulter hinweg, direkt und auf eine Reaktion wartend in die Augen. “Ach was, komm schon Kleiner, komm lieber mit UNS tanzen!!” Was sollte das? Was Bitteschön sollte das hier werden? John verlor so langsam seine Geduld, er wollte ja wirklich nicht unhöflich oder gar aggressiv werden, doch es begann schon merklich in ihm zu brodeln. Besonders durch die Tatsache, dass sein Freund hier offensichtlich gerade ein Spiel begann. Ein Spiel welches er ungern eingehen wollte. Und ohne noch einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, dass Sherlock ihn gerade ‘Johnny’ genannt hatte, verneinte er abermals energisch die ziemlich billigen Anmach Sprüche der beiden Idioten vor ihm. Ohne sich aus der gegenwärtigen Situation zu entfernen, sah der Detektiv aus dem Augenwinkel heraus, dass ihr Verdächtiger ein klein wenig zu grübeln begann. Es schien so als würde er Verdacht schöpfen, warum auch immer, das wusste Sherlock noch nicht genau - was ihm allerdings die Erkenntnis bescherte, dass dieser junge Barkeeper namens Brown etwas zu verbergen hatte, sein Auftreten und seine Blicke waren höchst verdächtig. Sherlocks Hirn schaltete wieder um, er wurde innerlich immer ungeduldiger und musste wirklich aufpassen, dass ihr Plan hier nicht gerade voll aus dem Ruder lief. “Ich sagte doch schon, dass ich mit jemandem hier bin! Und ja, ER ist mein Freund!” Die letzten vier Worte waren John verrückter weise ganz einfach so raus gerutscht. Er musste doch irgendetwas sagen, damit diese zwei Nervtöter endlich verschwanden, rechtfertigte er sich schnell vor sich selbst. Dies kam jedoch dem Jüngeren mehr als gelegen, stieg sofort darauf ein und legte demonstrativ seine linke Hand von der Theke auf Johns Schulter und rückte dabei von hinten ein Stück näher an den Kleineren heran. Beide Männer sahen sich nun argwöhnisch gegenseitig an und schließlich über die Theke hinweg zu dem jungen Barkeeper, murrten dabei nur etwas Unverständliches, wollten es anscheinend immer noch nicht kapieren. Jetzt wurde es brenzlig, ihr Verdächtiger richtete sich von der Theke auf, verengte ein wenig nachdenklich die Augen und fing wieder an irgendetwas von sich zu geben, woraufhin doch tatsächlich auch noch ein weiterer Barkeeper und Kollege in das einseitige Gespräch mit einstieg. Auch die beiden Kletten vor John mussten ihren Senf dazugeben und alle zusammen brachten den Dunkelhaarigen bald zur Weißglut. John derweilen konnte bald nicht mehr, fühlte sich immer genervter. Allein der Gedanke, dass Sherlock direkt hinter ihm saß, ihn beinahe berührte, ließen seine Eingeweide sich vor Unwohlsein zusammen ziehen. Alles schien gleichzeitig über ihn herein zu brechen - der Größere war viel zu nah, Mr. Brown schien die ganze Sache von ihnen beiden zu missfallen und am schlimmsten waren diese zwei Volltrottel, die mit ihrer unsinnigen Hartnäckigkeit dabei waren ihren ganzen Plan zu vereiteln. Nach einer gefühlten Ewigkeit reichte es dem Detektiv schließlich. Plötzlich vernahm der Blondschopf, ganz nah am linken Ohr des Doktors, eine flüsternde tiefe und dennoch sinnliche Stimme, welche dieser nur all zu gut kannte und die dennoch so anders klang, in diesem seltsamen Moment. Deshalb bekam der Kleinere auch prompt eine Gänsehaut, auch ausgelöst durch den Atemhauch des Jüngeren, der ihn nun streifte. “Es geht nicht anders, spiel einfach mit!” Jene Worte realisierte der Doktor aber erst richtig, als es auch schon zu spät war... Mit einem mal wurde sein Kopf von zwei sanften, feingliedrigen Händen mit einer gewissen Bestimmtheit gepackt, ein wenig zur Seite gedreht und-.… Stille. Johns Augen hatten sich automatisch geschlossen, nachdem er nur noch am Rande registriert hatte, dass das Gesicht des Größeren seinem schnell und unaufhaltsam immer näher gekommen war und spürte nun, wie paralysiert da sitzend, warme, weiche Lippen auf den seinen. Komplett in eine Art Starre verfallen, saß der Doktor regungslos auf dem hohen Barhocker, hinter ihm Sherlock, welcher sich gerade schnell, noch das letzte Stück nach vorne gebeugt und einfach Johns Gesicht umfasst hatte. Anstatt sich abrupt wieder von dem Größeren wegzudrücken, blieb der Kleinere bewegungslos, spürte, mit, jetzt leicht, zusammen gekniffenen Augen, eine schon längst vergessene und doch irgendwie herbeigesehnte Wärme in seinem Körper und das Blut unweigerlich in seine Wangen aufsteigen. Perplex ließ er sich von seinem Freund küssen, nahm dessen weiche, volle Lippen nun deutlicher war, konnte einfach nicht glauben, dass sie dem Mann hinter ihm gehörten, den er doch inzwischen so gut zu kennen glaubte und dem er gerade deswegen nie im Leben SO ETWAS zugetraut hatte. Witzigerweise war John die Tatsache, dass die beiden dies hier direkt vor Publikum taten, am unangenehmsten. Dieser Druck auf seinen Lippen, so besitzergreifend, so einnehmend, nicht zu hart aber auch nicht zu schwach, jene Lippen lagen einfach nur auf seinen, ohne Regung, ohne Ernst hinter der Sache - da alles schließlich nur einem Zweck diente, einem Ablenkungsmanöver - wie es dem Doktor so langsam ins leicht vernebelte Hirn sickerte. Jedoch… den Schauer, der ihm dabei wollig warm über den Rücken lief… den konnte er trotzdem nicht verhindern. Eine Mischung aus Unglauben und Verwirrtheit durchfloss Johns Körper. Er… er war schockiert und gleichzeitig seltsam überrascht. Eine Situation, die er nie für möglich gehalten hatte. Sein Körper reagierte völlig falsch, so durfte und konnte er doch nicht reagieren… Doch mitten in diesem Gedanken und Gefühlsrausch  - welche in der Gegenwart in Wahrheit nicht mal eine volle Minute angedauert hatte - wurde er auch schon wieder losgelassen und der kurze Kuss somit beendet, während eine Hand Johns Oberarm umfasste. “Nirgends hat man sein Ruhe, nicht wahr Johnny?!”, hörte John Sherlock schnippisch sagen, woraufhin sich beide Männer enttäuscht und genervt anschauten. “Jaja, ist ja gut! Macht doch was ihr wollt!” Sherlock hatte anscheinend seinen Standpunkt mehr als deutlich gemacht und das nicht nur für die beiden Herren, die sich nun endlich langsam von den beiden entfernten. Auch die Miene des jungen Barkeepers hatte sich zu einer überraschten verändert und so verschwand er ebenfalls, mit seinem vor sich hin grinsenden Kollegen im Schlepptau, langsam von der Theke, um sich stattdessen den leeren, herumstehenden Gläsern zu widmen. Ein tiefes, fast schon erleichtertes Ausatmen war zu hören und John wurde endgültig wieder vollständig losgelassen. Dieser drehte sofort ruckartig seinen Kopf noch weiter zu seinem Hintermann und sah ihn erst entsetzt und dann regelrecht empört an. “…Sherlock…-” “Nicht jetzt! Egal was, darüber können wir uns auch später noch streiten, aber jetzt müssen wir uns gefälligst erst mal wieder voll und ganz auf unseren Fall konzentrieren!” Wurde John sogleich abrupt und scheinbar desinteressiert, für Johns momentanen Problemchen, schon wieder, leise das Wort abgeschnitten. Typisch Sherlock. John glaubte erst sich verhört zu haben. Er hätte am liebsten seine Arme vor der Brust verschränkt, was allerdings ausgesehen hätte wie bei einem eingeschnappten Kleinkind. Er wählte stattdessen die weniger kindisch  wirkende Alternative den Größeren mit einem wütenden Blick zu durchbohren, stieß dann aber sogleich resignierend mit geschlossenen Augen die Luft aus. “Natürlich, wenn SIE das sagen!” nuschelte er nur ebenso leise, sich durchaus bewusst, dass es das gelungene Ablenkungsmanöver gleich wieder unbrauchbar gemacht hätte, wenn diese sprachliche Distanz, die John jetzt allerdings mehr als dringend brauchte, von jedem um sie herum gehört worden wäre. Er war genervt, fühlte sich beinahe ausgenutzt und versuchte krampfhaft die Fassung wieder zu erlangen. GOTT. Er wurde gerade zum ersten Mal von einem Mann GEKÜSST!?! Hastig griff er nach seinem Glas und nahm einen kräftigen Schluck, wo mit er es nun auch vollends leerte. Sherlock derweilen verdrängte schnell alles, was ihm gerade, bei seinem 'Ablenkungsmanöver' sonst so durch den Kopf und den Rest seines Körpers gegangen war und konzentrierte sich stattdessen allein darauf, froh zu sein, dass es offenbar funktioniert hatte. “Verdammt!?” Beinahe hätte sich der Kleinere verschluckt. “Was ist denn jetzt?” “Er ist weg! Ich muss ihn finden, sofort!”, hörte John seinen Freund noch sagen, als dieser auch schon aufgesprungen und in der tanzenden Männermenge verschwunden war. “….” John starrte ihm hinterher. “Verflucht! Warte auf mich!!” Ohne noch viel Zeit zu vergeuden oder gar darüber nachzudenken, dass er den Detektiv jetzt doch wieder geduzt hatte, sprang der ehemalige Militärarzt ebenfalls schnell von seinem Barhocker auf und lief, so schnell wie möglich, dem Anderen hinterher, mal wieder. Es kam ihm vor wie ein Déjà-vu, andauernd sprintete ihm sein Freund einfach vor der Nase weg und ließ IHN alleine zurück. Vielleicht nahm Sherlock aber auch nur an, dass er ihm so oder so folgen würde, aus Treue, zum Schutz für den Anderen und weil er eben einfach sein FREUND war. Das war für den Jüngeren offensichtlich längst selbstverständlich geworden, das merkte man nur allzu deutlich. Aber…. im Grunde genommen war es auch in Ordnung so, wie John schnell feststellte und diesen Gedanken damit auch rasch wieder beiseite schob. Mit schnellen Schritten drängelte er sich, auch wenn sehr ungern, durch die Masse an, eng miteinander tanzenden, Männern. Schob sich irgendwie und irgendwo immer wieder mal durch und schaffte es schließlich auf der andern Seite wieder aus dem Haufen raus zukommen. Ein wenig außer Puste, da es hier immer stickiger zu werden schien, stützte er sich kurz mit dem Arm an einer Wand ab, sah sich dabei leicht schnaufend im bunten Lichter Tanz um und kniff die Augen etwas zusammen um besser sehen zu können. Eben gerade hatte John doch Sherlock noch ganz hinten in dieser Ecke des Tanzbereiches ausmachen können,… doch nun war dieser auch schon wieder verschwunden. Verflucht, wo steckte er nur?… Unterdessen wurde der Meisterdetektiv von seinem Gespür mal wieder nicht enttäuscht. Er befand sich nun direkt vor dem Eingang zu den Personalräumen der Mitarbeiter des Nachtclubs, stellte sich unbemerkt ein paar Meter weiter weg an eine rote Kachel Wand und tat so als suche er einen Tanzpartner. Sein gutes Gehör ließ ihn ebenfalls nicht im Stich, er konnte deutlich Stimmen und bestimmte Zusammenhänge aus diesen Räumlichkeiten hören. Konzentriert schaute er abwechselnd langsam nach links und  rechts, während sein Gehirn auf alles gefasst, auf das wartete, was gleich passieren würde. Nach etwa fünf Minuten kamen schon drei Männer aus eben jenem Mitarbeiterraum, unterhielten sich über belangloses Zeug und gingen an Sherlock vorbei. Für einen kurzen Moment hatte dieser einen Blick in jenes Zimmer erhaschen können, bevor die Tür auch schon wieder ins Schloss gefallen war. Dort drinnen saß ihr Verdächtiger auf einem kleinen Hocker vor einem Tisch, kramte in seiner Umhängetasche nach etwas und hatte dabei zum Glück den Detektiv nicht bemerkt. Sherlock war schon klar, dass er sich hier auf sehr dünnem Eis bewegte, während er so offen und eindeutig zielstrebig dem jüngeren nachging. Für Mr. Brown wäre das mit Sicherheit auffällig, vor allem weil dieser, wie Sherlock vermutet, eh schon etwas gemerkt zu haben schien. Sherlock hatte einfach nicht untätig an der Bar sitzen bleiben und warten können bis Brown ihm 'freiwillig' in seine Arme sprang, war dieser doch schon in so greifbarer Nähe. Er hatte ihm einfach hinterher gemusst, ihm war bewusst, dass es noch auffälliger gewesen wäre, wenn er an der Bar direkt nach ihm gefragt hätte. Wenigstens nur ein paar kleine Infos wollte Sherlock sich noch holen und im Augenblick waren seine Gedanken dabei auf die Umhängetasche des jüngeren, an welche doch leicht ran kommen sein müsste, wenn alles glatt lief, fokussiert. Vollkommen gefasst fixierte der Lockenkopf jene Tür mit dem "STUFF ONLY" Schild vor sich, zu der Mr. Brown, wie Sherlock sich sicher war, jeden Moment wieder rauskommen müsste, ignorierte derweil den einen oder anderen Mann, der an ihm vorbei lief und dabei auch geflissentlich die Tatsache, dass er von den meisten beliebäugelt wurde. Endlich kam auch sein Freund bei ihm an. Missmutig und doch erleichtert, den Gesuchten endlich gefunden zu haben, kam John vor Sherlock zum Stehen und atmete erst einmal wieder tief ein und aus. “Mein Gott, hier drinnen wird es echt immer heißer!” Nicht auf Johns Worte reagieren, schaute der Größere mit einer, für den Kleineren im Moment unvorstellbaren, Ruhe nach allen Seiten und wartete weiterhin geduldig ab. “Und? Hast du Ihn gefunden?” Mit ernster Miene sah Sherlock für einen kurzen Moment nach unten zu seinem Freund, bemerkte jetzt ebenfalls, dass der Kleinere wieder zu schwitzen angefangen hatte und sich schon ein feiner Schweißfilm auf dessen Stirn abzeichnete. Ein paar dünne, blonde Haarsträhnen seines Ponys klebten vereinzelt an seiner Stirn, störten offenbar auch ein wenig und der Kleinere versuchte, diese mit einer kurzen Kopfbewegung wieder von dort verschwinden zu lassen. Stattdessen gesellten sich durch die Bewegung noch ein paar mehr Strähnen hinzu, was der Größere von beiden doch schon etwas amüsant fand. Mit einem belustigten Seufzen hob Sherlock nun einen Arm um sich mit seiner rechten Hand Johns Gesicht zu nähern. "Lass mich das machen" Zur selben Zeit sah John verwundert und neugierig in die Augen seines Gegenübers und fragte sich, warum er der Einzige war - abgesehen von den ganzen anderen, vom Tanzen verschwitzten, Männern hier im Club - der so transpirierte. Sherlock sah in keinster Weise fertig aus, eher gelassen wie immer. John, der direkt vor seinem Freund stand, hob nun ebenfalls einen Arm und legte sanft seine rechte Hand, mit den leisen Worten, “Lass mal sehen!”, auf dessen Stirn. Interessiert wollte er überprüfen, ob Sherlock wirklich so 'cool' war, wie dieser gerade wirkte. Dabei kamen sich die beiden Männer ungeplant mit ihrer jeweiligen Aktion synchron entgegen. Sherlock war gerade dabei ein paar Strähnen von Johns Stirn zu streichen, als er auch schon eine warme Hand auf seiner eigenen Stirn fühlte. Beide Männer hatten ebenfalls gleichzeitig zu sprechen angefangen, stoppten nun abrupt und sahen sich überrascht an. … Die Hand des Kleineren zuckte sogleich wieder zurück. Sherlocks Gesicht fühlte sich tatsächlich kühler als gedacht an, aber das war nicht der einzige Grund. Unangenehme Stille. John starrte Sherlock an, ließ seinen Arm langsam wieder sinken. Sherlocks hingegen machte mit seinem Tun unverdrossen weiter “Du hast da noch ein paar Strähnen!” sagend bewegte er seine Hand, strich, langsamer als es von Nöten gewesen wäre, flüchtig mit den Fingerspitzen die kleine blonde Strähnen weg. Erst dann ließ auch der Detektiv seinen Arm wieder sinken, der Doktor konnte nur kurz verwundert blinzeln. Beide, über ihre jeweilige Tat erstaunt und etwas verwirrt, schwiegen sich daraufhin an, drehten sich voneinander weg und schauten in eine andere Richtung. Sherlock beobachtete weiterhin die Tür und der Blondschopf wand seinen Blick einigen anderen Räumen, die es hier im Flur weiter hinten noch gab, zu. … Es war ihnen nicht unbedingt peinlich, doch jene Situation von eben war schon….merkwürdig gewesen. Jedoch nur aus Gründen, die sie lieber für sich behielten, es war schon verworren genug, dass sie in letzter Zeit, bzw. genauer gesagt die letzten ungefähr 24 Stunden, so oft Körperkontakt zueinander hatten, welcher neu für sie war. Neu für ihre Freundschaft. … Sherlocks Blick war, eine regungslose Miene zur Schau stellend, so wie seine volle Aufmerksamkeit auf die Tür vor ihnen beiden gerichtet und er hatte sich an die Wand hinter sich zurück gelehnt. Um die unangenehme Stille zu umgehen, fing der Kleinere von beiden jedoch auch schon wieder leise an zu reden. “Ist er dort drinnen?” “Würde ich sonst hier wartend herum stehen?”, entgegnete Sherlock, eine rein rhetorische Frage. John murrte leise, schneller als Sherlock etwas ungeduldig und ging schließlich ein paar Schritte neugierig auf die Tür zum Mitarbeiterraum zu. Er wollte schon unauffällig sein Ohr daran halten, als er plötzlich unsanft an der linken Schulter gepackt und etwas zurückgezogen wurde. “Nicht!”, vernahm der Doktor gerade noch, als Mann plötzlich von drinnen Schritte hören konnte, die sich der Tür näherten. Johns Augen wurden größer, konnte gar nicht so schnell reagieren, da wurde auch schon die Türklinke nach unten gedrückt und jene Tür langsam von Innen geöffnet. Dann ging alles blitzschnell. Sherlock, der noch Johns Schulter fest im Griff hatte, zog den Kleineren mit einem Ruck zu sich, wobei sich dieser mit dem Gesicht zu dem Größeren drehen musste, griff mit der anderen Hand nach Johns rechtem Oberarm, machte mit ihm eine schnelle 180 Grad Drehung und drückte dann auch schon den Körper des Kleineren vor sich an die kühle Kachel Wand. Ein leiser, erschrockener Laut entrang sich Johns Lippen, als dieser etwas unsanft gegen die Wand prallte, zwar nicht all zu heftig aber dennoch fühlbar. Er kniff die Augen zusammen, verzog etwas das Gesicht und griff aus Reflex mit den Händen einfach blind nach vorne. Diese Hände verkrallte sich ausgerechnet in den Stoff von Sherlocks Hemd in Brusthöhe und zog diesen damit noch näher an sich heran. Sherlock nutzte Johns Reaktion, stützte sich einfach mit dem rechten, nun angewinkelten Arm an der Wand über Johns linker Schulter ab, während seine linke Hand von Johns Oberarm auf die Schulter wechselte. Der Größere kam mit seinem Gesicht dem des Kleineren dabei so nahe wie möglich. John öffnete die Augen und gewahrte zwei aufmerksame graublaue Augen, deren Blick ihn zum still halten ermahnten. Sherlock war ihm gerade schon wieder so nah und John wurde schon wieder rot, hoffentlich wurde das jetzt nicht zu Gewohnheit, beides. Sherlock derweil versuchte die erneute Nähe zu John und die emotionsvollen, dunkelblauen Augen in dem, von einer leichten Röte überzogenen Gesicht, sowie die Stellen, an denen er John und dieser ihn berührte, mit aller Macht zu ignorieren und sich stattdessen darauf zu konzentrieren, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen, der sicherlich gleich kommen würde. Ihre Pose sahen nun für Außenstehende auf den ersten Blick so aus, als führten sie ein enges und vertrautes Gespräch, was perfekt für den nächsten Augenblick ausgerichtet war. Soeben aus dem Raum getreten, stand jetzt auch schon Mr. Brown hinter ihnen im Flur, erkannte Sherlock zwar sehr wohl an seinen Locken von hinten, sagte aber nichts. Er blieb ruhig, schaute erst ein wenig fragend drein, verstand dann aber und wollte auch gar nicht länger stören. Damit ging er einfach, ohne weiter über jenes ‘Paar’ nachzudenken an ihnen vorbei. Das war Sherlocks Chance. Dem Detektiv war bei seinen Beobachtungen nicht entgangen, dass die Mitarbeiter die Tür nie richtig abschlossen. Sie besaßen wohl keinen Schlüssel, anscheinend nur der Chef dieses Clubs, ansonsten konnte man hier also theoretisch ein und ausgehen, solange Mann dabei nicht erwischt wurde oder sich gerade noch jemand drinnen befand. Zweiteres war mit Sicherheit momentan der Fall, Brown war vorerst der letzte gewesen und nun endlich verschwunden. Die Tür begann hinter ihm wieder zu zufallen. Doch Sherlock war schneller, riss sich mühelos von John los, dessen Hände sein Hemd nicht besonders fest gehalten hatten, drehte sich geschwind wieder um, überbrückte den Gang und brachte seinen Fuß blitzschnell zwischen Tür und Türrahmen, sodass sie nicht ins Schloss fallen konnte. “Wenn etwas ist, klopf zwei mal!” Und schon war er im Inneren verschwunden. “…” John nickte nur, was der Lockenkopf allerdings schon gar nicht mehr mitbekam. Der Doktor brachte momentan keinen Ton raus, stand noch immer dort an der angenehm kühlen Kachel Wand und starrte geradeaus. Am liebsten hätte er sich mit der Handfläche auf die Stirn geklatscht. Gott verdammt?! Musste der Detektiv ihm immer so einen Schrecken einjagen. Mit diesen plötzlichen Aktionen brachte der Größere den Kleineren bald noch ins Grab. Neuerdings wurden Sherlocks spontane Einfälle immer…zweideutiger. …Oder bildete er sich das nur ein?... Vielleicht.... Aber vielleicht auch nicht. … John massierte sich mit zusammengekniffenen Augen die Schläfen. Vielleicht trug gerade auch ganz einfach nur das bisschen Alkohol seinen Teil zu der ganzen Sache bei. Betrunken fühlte er sich keineswegs, aber ein bisschen lockere Heiterkeit verspürte er tatsächlich. Weshalb er auch gar nicht weiter drauf eingehen wollte, wahrscheinlich musste er einfach nur mal wieder lang genug ausschlafen um diese ganzen Hirngespinste wieder aus seinem Kopf zu vertreiben. Genau das war es - der Doktor litt, wie des Öfteren, seit er mit dem exzentrischen, egoistischen und eigensinnigen Consulting Detektiv zusammen lebte, an akutem Schlafmangel. Er festigt nun abrupt seine Position, sah nach links und rechts, gab acht, dass er nicht zu zwielichtig wirkte, wenn jemand an ihm vorbei lief und hielt, wie Sherlock es ihm befohlen hatte, für ihn an die Wand gelehnt Wache. Inzwischen fand der Meisterdetektiv das gesuchte Objekt, merkte sich wie es vorher noch gelegen hatte und hielt es endlich in den Händen. Er grinste. Es war normalerweise nicht seine Art einfach direkt in den Sachen anderer Leute herumzuschnüffeln und in fremde Taschen zu wühlen. Doch DIESE Tasche, und das wusste er, würde ihm mit seinem geübten Blick genügend Informationen preisgeben, damit sie danach auch gleich wieder aus diesem Nachtclub verschwinden konnten. Mr. Brown, so wie es schien, wollte keinen wirklichen Kontakt, mied diesen sogar und war schnell misstrauisch geworden, wie Sherlock bemerkte. Aber jetzt musste endlich mal etwas passieren, das John und ihn weiter brachten und den Besuch hier zu einem Erfolgreichen machte. Sherlock suchte in seinen Hosentaschen nach einem neutralen Taschentuch, welches er vorsorglich benutzen wollte, da er dummerweise, unter anderem auch, seine schwarzen Leder Handschuhe daheim gelassen hatte. Schnell öffnete er nun auch mit geschickten Fingern die dunkelbraune Umhängetasche, griff vorsichtig in diese hinein und gezielt nach der Geldbörse des jungen Mannes. Er nahm sie vorsichtig in die Hand, öffnete sie, sah sich alles ganz genau an und richtete schließlich sein Augenmerk auf eine ältere Fotografie, welche sich hinter einem Klarsichtschutz in der Mitte des Portmonees, in einer Umklapphülle, verborgen hatte. Es war eine hübsche junge Frau darauf abgebildet. Sofort kombinierte Sherlock einige andere Details miteinander - Er war sich zum Beispiel zu 100% sicher, dass Brown Homosexuell war, wegen vielerlei Details, die er zusammen fügen konnte und außerdem hatte dieses Mädchen ähnliche Gesichtszüge wie der junge Mann - und kam zu dem Schluss, dass das Mädchen auf dem Porträt Foto Mr. Browns Schwester sein musste. Sherlock fand noch mehr heraus, stoppte dann jedoch in seinen Gedanken als er endlich den Ausweis fand. Endlich. “So so! ‘Noah Brown‘!” Kapitel 9: ermittlerische Erkenntnisse & eine ungewöhnliche Aufforderung ------------------------------------------------------------------------ Sherlock setzte sich auf den, neben ihm stehenden, kleinen Hocker und untersuchte weiter interessiert die Tasche seines Verdächtigen. Nun hatte er, auf einen Schlag, einen Haufen Informationen über den gewissen ‘Noah Brown’, welche in den Augen des Consulting Detectives allerdings nicht alle wichtig für sie waren. Er suchte nach ganz bestimmten Fakten, die klar auf eine oder mehrere der anderen bereits toten Menschen hindeuteten. Er brauchte einen Weg, nur eine kleine Richtung, eine klitzekleinen-… Sein Blick fiel plötzlich auf ein weiteres Foto, welches er auch sogleich in die, mit dem Taschentuch umhüllte, Hand nahm und gar nicht erst lange überlegte,  sondern es schnell mit seinem Handy abfotografierte und es dann dorthin zurück legte, wo er es gefunden hatte. Seine Gedanken überschlugen sich. Er schloss die Augen während er sich, mit steinerner Miene, nochmals alle Details, alle Wahrnehmungen, Geschehnisse und alle wichtigen Informationen vor seinem geistigen Auge zusammen suchte, miteinander verknüpfte und seine eigenen Schlüsse daraus zog. Sherlock öffnete nun wieder die Augen, seine Mundwinkel hoben sich zu einem vielsagenden Grinsen - er wusste nun Bescheid. Er hatte das was er wollte und nun konnten er mit seinem Freund hier endlich wieder schnell aus diesem Club verschwinden. Vor dem Mitarbeiter Raum stand derweil, immer noch brav auf seinem Posten, der Doktor, mit wachen Augen, konzentriert seine Aufgabe wahr nehmend. Andauernd wurden ihm flirtende und interessierte Blicke zugeworfen, so langsam hielt er diese ‘Aufmerksamkeit’ nicht mehr aus. Auch den Alkohol spürte er nun etwas deutlicher, er brachte seine innerliche Heiterkeit und Gelassenheit ein wenig zum Vorschein. Er war natürlich noch nicht ansatzweise betrunken, doch bemerkte er trotzdem die giftige Flüssigkeit, die seine Sinne und seine Stimmung ein wenig beeinflussten. Seine sonst so bemüht aufrechte, noch von Militär her stammende, Haltung geriet ein wenig ins Wanken, so dass er jetzt mehr oder weniger ungeduldig und etwas zappelig dort vor der roten, kühlen Kachel Wand stand und einfach hoffte, das sein Freund endlich bald wieder zu der Tür ihm gegenüber heraus kommen würde. “Hey Kleiner, so alleine hier?” John drehte automatisch seinen Kopf in die Richtung, aus welcher er die fragende Stimme vernommen hatte. Vor ihm stand ein Latinoboy mit langen schwarzen Haaren, ungefähr genau so groß wie er selbst. John räusperte sich. “Bist wohl schüchtern, was? Hast du nicht Lust mit mir tanzen zu gehen? Ich kann sehr gut führen!” Der Blondschopf dachte sich nur seinen Teil, schüttelte sofort den Kopf und winkte, mehr genervt als freundlich, dem anderen Mann ab. Sich dadurch nicht beirren lassen, dachte der Schwarzhaarige offenbar erst gar nicht daran, John hier alleine stehen zu lassen. “Hhrr, ich steh auf deine Schüchternheit! Du lässt mir wirklich keine andere Wahl Süßer!” Mein Gott, was war denn nun schon wieder los?! Auf einmal wurde sein Handgelenk gepackt und ein zu verdutzter und überrumpelter John Watson bestimmt in Richtung der laut dröhnende Technomusik gezogen. “Mo-Moment mal, Sie können doch nicht einfach-” “Lass dich einfach fallen Kleiner, du wirst es nicht bereuen, glaub mir!” Warum wurde John das Gefühl nicht los, dass er das sehr wohl bereuen würde, vor allem weil er gerade dabei war seinen Wachposten zu verlassen. Verflixt noch eins!?! Schnell und mit ein wenig Gewalt entriss er sich dem Griff des Anderen, winkte abermals ab und machte dem anderen Mann nun deutlicher klar, dass er wirklich nicht wollte. Mit angepisstem und unzufriedenem Gesichtsausdruck suchte der Latinoboy dann auch endlich das Weite. Gott sei Dank - dachte John. Also eins war schon mal sicher, wenn man Single war und auf Männer stand, brauchte man sich hier in diesem Nachtclub keine Gedanken machen, jemanden zum ‘Spaß haben’ zu finden. Es gab massig Männer, die an einem Interesse zeigen würden. Ohne weiter die Zeit zu verschwenden, lief der Blonde sofort wieder zurück zu seinem Platz, wollte es zumindest, als er plötzlich den Verdächtigen an sich vorbeirauschen sah. Mit großen Augen sah er ihm hinterher. … //Mist!!// … Das konnte jetzt nicht wahr sein, Mr. Brown ging direkt auf den Mitarbeiterraum zu, schien etwas vergessen zu haben und wollte es sich nun offensichtlich schnell holen gehen. Johns Herz fing an schneller zu schlagen und ein kleiner, störender Kloß machte es sich in seinem Hals bequem. Er musste sofort handeln. Geschwind lief er hinter Brown her, machte einen Satz zu ihm nach vorne und blieb dann auch schon breit lächelnd vor den jungen Mann, in dessen Weg, stehen. Eben jener blieb ebenfalls abrupt stehen und blinzelte einige Male sein Gegenüber überrascht an. “Ja Bitte?”, fragte er höflich aber dennoch misstrauisch nach. “Entschuldige, ich bin neu hier und finde einfach die Toiletten nicht! Ich habe schon so einiges getrunken, mein Schädel dröhnt und ich komme  nicht allein zurecht!”, fing John freundlich und dabei lachend an zu sprechen, wobei er noch etwas hin und her schwankte und sich, um sein Auftreten noch glaubhafter erscheinen zu lassen, an Browns Schulter festhielt. “Könntest du mir bitte die Toiletten zeigen?” Noch etwas überrascht schaute ihm der junge Barkeeper in die Augen, schien es dem Doktor dann aber letzten Endes tatsächlich abzukaufen und hielt ihm schließlich hilfsbereit den Arm hin. “Na gut hier, halt dich fest ich bring dich schnell hin!” Freundlich wurde John angelächelt, nickte dankend und ging mit dem Barkeeper weiter den Gang entlang, direkt an der Tür, hinter der sich momentan noch der Detektiv befand, vorbei. Dank der lauten Musik bekam es Mr. Brown glücklicherweise auch nicht mit, als John bei Vorbeigehen schnell und unauffällig zwei Mal an die Tür klopfte. Sofort hob Sherlock den Kopf - das war das Signal gewesen. Es kam wie gerufen, da er eh schon fertig war. Er legte schnell alles, was er zuvor in die Hand genommen hatte, dort hin zurück, wo er es gefunden hatte und lief dann schnell zur Tür. Er horchte, überprüfte ob sich noch irgendjemand davor befand - doch kein Laut war zu hören. Kurzerhand öffnete er sie langsam einen Spalt, schaute sich schnell und unauffällig im Flur um und war dann auch schon draußen, die Tür fiel hinter ihm leise in Schloss und er ging einfach weiter, so als wäre nichts gewesen. Sofort fiel ihm auf, dass sein Freund nirgends zu sehen war. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, ging er ganz normal den Weg zurück, bis hin zur Bar, sah sich auch dort nochmals um, konnte John aber nirgendwo finden. “Seltsam…”, sprach er leise zu sich selbst und wollte sich gerade wieder umdrehen und zurück laufen, als er auch schon eine ihm wohlbekannte Stimme vernahm. “Suchst du jemanden?” Ein fast schon freches Grinsen zierte Johns Mund, als er sich neben seinem Freund stellte und ihm in die Augen sah. “Wo warst du?” Hörte John in dessen Stimme etwa eine leichte Besorgnis heraus? “Ich war auf der Toilette und habe dich damit davor bewahrt erwischt zu werden!” Sherlock verstand nicht ganz, was der Kleinere sofort in dessen Gesichtszügen herauslesen konnte. In gewisser Weise amüsierte diese Erkenntnis den Kleineren, er fand es jedes mal aufs Neue interessant und faszinierend wenn er es tatsächlich schaffte den großen Sherlock Holmes ein wenig in die Irre zu führen. “Irgend so ein Kerl wollte mich auf die Tanzfläche schleppen und als ich ihn dann endlich abwimmeln konnte, sah ich Mr. Brown vorbeilaufen, der wohl was vergessen hatte! Ich versuchte schnell ihn abzulenken und bat ihn also, mir die Toiletten zu zeigen! Gott sei Dank ist er ein netter Kerl und hilfsbereit, so konnte ich ihn von dir weg locken!” Man sah John deutlich an, dass dieser stolz auf sich war und er entspannter und lockerer wirkte als zu Beginn ihres Besuches hier. “Nicht schlecht John, wirklich nicht schlecht!” Das war es! Genau DAS. Innerlich freute sich der Kleinere über diese Worte. Ein Lob, eine kleine Anerkennung, eine Bestätigung dafür, dass er dem Anderen helfen konnte, ihm nicht im Weg stand oder gar in seinen Ermittlungen aufzuhalten schien. Er wollte wirklich gebraucht werden. John wollte helfen, wollte sich nützlich machen, wollte Sherlock zur Seite stehen, wollte….für Sherlock ein guter Kollege und Freund sein. … John lächelte, nickte bestätigend und sah sich wieder etwas um. “Das heißt dann also, unser Job ist hier für heute erledigt?!” Die Aussage des Doktors war natürlich vollkommen korrekt, woraufhin Sherlock zu seinem Freund hinunter sah und dabei erneut sein Mundwinkel in die Höhe gingen. “Es sei denn du willst zum Abschluss noch eine Runde tanzen!”, meinte der Dunkelhaarige und bekam durch diesen überraschenden Satz wieder Johns Aufmerksamkeit. “Sehr witzig! Nein Danke, für heute reicht es mir, ich habe genug erlebt!” “Ach wirklich?” Erstaunt musterte Sherlock den Anderen. “Auch wenn ich dich darum bitten würde mit MIR zu tanzen?” Johns Augen weiteten sich für eine Sekunde, er verschluckte sich beinahe an seiner eigenen Spucke und sah den Größeren verdattert und ungläubig an. “Erstens würden SIE das nie tun und Zweitens, Nein, auch dann nicht!” Sherlock hatte, zum Tanz bittend, seine Hand auffordernd heben wollen. Doch ließ er es nach jener Aussage und dem "Sie", in dessen Distanz John jetzt, wo der Auftrag erledigt war, sofort wieder gewechselt hatte, lieber bleiben. “Gut, dann eben nicht! Dann können wir ja gehen!” Und somit ging der großgewachsene junge Mann auch schon los, ohne John noch eines weiteren Blickes zu würdigen. …Verstand er das jetzt richtig? Hätte John gerade eben tatsächlich die Chance gehabt mit dem Detektiv zu tanzen? Der Geste nach zu urteilen, zu der Sherlock augenscheinlich an zu setzten hatte wollen, hatte es nämlich tatsächlich so gewirkt, es hatte ausgesehen als wollte er ihn wirklich zum Tanz Bitten. Das gab es doch nicht. Das konnte und wollte John einfach nicht glauben, mit Sicherheit war das mal wieder nur ein Scherz gewesen, sicher wollte Sherlock ihn nur wieder aufziehen. … Oder nicht?… John bekam Zweifel. Nicht, dass John vollkommen abgeneigt gewesen wäre, er hatte schon etwas Rhythmusgefühl und gegen Tanzen prinzipiell auch nichts ein zuwenden, aber…..”John!” Der Gerufene unterbrach sofort sein Grübeln und schloss zu Sherlock auf, wollte dann erst, nochmals auf die Sache von eben eingehen, aber…ließ es letztendlich lieber gut sein und blieb still. Sherlock entgingen Johns gedankenverlorene Gesichtszüge natürlich nicht. “Alles klar bei Ihnen?”, erkundigte sich Sherlock, nun wieder ebenso distanziert aber trotzdem freundlich, während er seinen Mantel und die Jacke seines Freundes am Garderobenstand entgegen nahm. John nahm sich seine Jacke und schlüpfte sogleich hinein. “Ja, klar! Alles in Ordnung!” Er wirkte locker und ausgelassen, und genauso fühlte sich der Doktor momentan auch, das musste er wirklich zugeben. Nicht nur, dass sie hier heil wieder raus kamen, sie hatten auch noch das was sie wollten. Jedenfalls hatte Sherlock das, John wusste zwar noch nicht genau was das war, doch er vertraute wie immer auf seinen Freund. Jetzt konnte es weiter gehen mit ihren Ermittlungen, er war gespannt. Schnell verließen beide Männer das Barcode Vauxhall und machten sich auf den Heimweg. Kapitel 10: Schon wieder?! -------------------------- Mit einem lauten Knall schlug der Detektiv die Wohnungstür  zu und entledigte sich seines Mantels. Etwas ausgelaugt zog der Doktor ebenfalls seine Jacke aus und ließ sich direkt auf den Stuhl neben der Tür fallen. Die weiche Polsterung tat mehr als gut, woraufhin John leise stöhnend die Augen schloss. Sherlock machte es sich unterdessen auf seiner Couch gemütlich, nahm sein Handy zur Hand und fing an, tief in Gedanken versunken, darauf herum zu tippen. Für kurze Zeit die Ruhe genießend, John hatte noch immer ein widerhallendes ‘Boom Boom Boom’ in seinem Kopf, lehnte sich dieser weiter auf dem Stuhl zurück und begann sich zu entspannen. Sherlock versuchte sich derweil zu konzentrieren. Er wollte den Besuch im Club als Erfolg verbuchen, zumindest für ihre Ermittlungen im Fall Brown, doch er konnte einfach kein Gefühl der Zufriedenheit in sich erzeugen. Viel zu sehr ärgerte er sich, vollkommen untypisch für ihn, da über, dass John seine Tanzvorschlag so abgewiesen hatte und es außerdem augenscheinlich unglaublich eilig gehabt zu haben schien, durch den Wechsel zum 'Sie' schnell wieder so viel Distanz wie möglich zwischen sie zu bringen. Aber warum störte ihn das alles so? War es nicht so gedacht gewesen? Sherlock wusste nicht, was er erwartet hatte, aber er wusste, dass sein 'Ablenkungsmanöver' nicht geplant gewesen war und ihn mehr durcheinander gebracht hatte, als er sich eigentlich eingestehen wollte. Es war doch gar nichts gewesen! Zumindest nichts, was solche gedanklichen und körperlichen Reaktionen auslösen hätte dürfen. Wie es John wohl damit ging? Außerdem war das ja nicht die einzige 'Intimität' dieses Abends geblieben. Im Flur, vor der Mitarbeiter Tür, waren sie sich doch auch, gleich zweimal kurz hintereinander, wieder so ungewöhnlich nahe gekommen. Warum hatte der Detektiv auch unbedingt das Bedürfnis verspürt dem Doktor ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht zu wischen? Das hatte er schon einmal getan, als John schlafend neben ihm auf der Coach gesessen hatte. Und dann die Situation an der Wand, die nur durch Johns übergroße Neugier ausgelöst worden war. Der 'Kuss' und das heimliche Gespräch im Flur waren natürlich nur Show gewesen, hatten alleine dem Zweck gedient, einem oder mehreren Außenstehende etwas vorzuspielen um den Auftrag nicht zu gefährden, aber die Sache mit den Haarsträhnen und Johns gleichzeitiger Wunsch, Sherlocks Temperatur zu überprüfen, da war niemand in der Nähe gewesen, dem sie damit etwas hätten suggerieren müssen, was eigentlich nicht war. Das war spontan und echt gewesen. Sherlock seufzte genervt leise auf und konzentrierte sich lieber auf seine Recherchen, war definitiv sinnvoller als diese absolut sinnlosen Gedanken. Er wusste, dass er auf keinen grünen Zweig kommen würde, wenn er versuchen würde, herauszufinden, warum er plötzlich so ein Bedürfnis danach hatte, den Kleineren zu berühren und warum sein Verstand und vor allem sein Körper bei Aktionen, die er eigentlich nur deshalb durchführte, um ein bestimmtes Ziel in ihren Ermittlungen zu erreichen, so seltsam und untypisch reagierte. John döste währenddessen vor sich hin. Dabei machten sich seine Gedanken selbstständig und ehe er sich versah, landeten auch sie bei dem 'Kuss'. John wollte eigentlich gar nicht großartig über diesen nachdenken, wollte es nicht mal wirklich als 'Kuss' bezeichnen, da es ja nur der Rettung ihrer Tarnung und der Situation gedient hatte und Sherlock ja im Grunde nur mit seinen Johns Lippen berührt hatte, mehr nicht. Alles um diese 'Fakten' herum, zum Beispiel Johns unerwartete körperliche Reaktion darauf und die Tatsache, dass ihn die 'Zuschauer' am meisten gestört hatten, all das wollte er ganz schnell vergessen und Sherlock einfach, natürlich gedanklich, dafür danken, dass er mit dieser gelungen Aktion die Mission im Club gerettet hatte. Auch die zwei Situationen kurz hintereinander im Flur wollte er einfach schnell vergessen. Ja, genau so würde der Ältere das handhaben. Da er nun seine, für ihn gerade ungewöhnlich wichtige, sprachliche Distanz zu dem Jüngeren wieder und Sherlock bestimmt im Barcode alles Wichtige heraus gefunden hatte, was es zu ermitteln gab, wurde dem Älteren ein weiterer Besuch in dem Club sicherlich erspart bleiben und deshalb sollte das mit dem Abhacken und Vergessen auch ein Leichtes sein, dachte er noch zuversichtlich, als er auch schon durch eine tiefe Stimme angesprochen, aus seinen Gedanken geholt wurde. “Morgen Mittag werden wir in ‘Surrey‘ unsere Ermittlungen fortsetzen!” John schlug die Augen auf und sein Blick glitt zu Sherlock, welcher immer noch auf dem Sofa lag. Sofort wieder vollkommen wach, fing er sogleich an zu überlegen. “Moment! Ist Surrey nicht eine Grafschaft außerhalb Londons?!” Sherlock richtete sich auf und antwortete schnell, ohne den Kleineren dabei anzusehen. “Richtig! Unser genaues Ziel ist ‘Wandsworth’, welches sich in dieser Grafschaft im Südwesten Englands befindet, also nicht gerade hier um die Ecke!” Der Blondschopf setzte sich etwas aufrechter hin, sah, jetzt deutlich interessiert zu seinem Mitbewohner, welcher nun an der Sofa Kante saß, hinüber und hörte diesem aufmerksam zu. “Sagt Ihnen dieses Anwesen irgendetwas?” Sherlock blickte John nun doch an und warf ihm sein Handy zu, welches dieser geschickt auffing. Der Doktor besah sich das Bild, welches der Detektiv vorhin im Nachtclub, im Mitarbeiterraum nach Indizien suchend, von einer Fotografie in Mr. Browns Portmonee gemacht haben musste, genauer an. Drauf zu sehen war ein sehr altes und doch prunkvolles Anwesen, inmitten einer grünen Wiesenfläche, geschmückt mit vielen gepflegten Bäumen und Sträuchern, welches sich an einem angrenzenden Wald befand, soweit er das auf dem kleinen Foto erkennen konnte. Es war ein sehr schönes Haus, die Außenwände des Gebäudes waren dunkelbraun und weiß, eine wunderschöne Mischung, gepaart mit dunkelroten Türen und goldverzierten Rahmen, sehr prunkvoll und kostspielig wahrscheinlich. Doch dem Älteren fiel noch etwas auf. “Ja!…Es kommt mir bekannt vor! Wurde dieses Anwesen nicht vor vielen Wochen mal in den Medien gezeigt? Dort soll doch der Besitzer, ein alter Mann und dessen Enkel, verstorben sein! Nur damals dachte man, er sei wegen seinem hohen Alter eines natürlichen Todes gestorben und das Enkelkind hat angeblich Selbstmord begannen!” “In der Tat!”, kam es knapp und Sherlock stand in einer fließenden Bewegung von seinem Platz auf. Er ging mit schnellen Schritten an John vorbei, schnappte sich einfach sein Handy aus dessen Hand, packte es in seine Hosentasche zurück und öffnete beiläufig die ersten beiden Knöpfe seines Hemdes. Dem Detektiv war wohl nun doch etwas warm geworden, wie der Doktor, der diesen die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte, bemerkte, doch ließ er sich davon nicht beirren und hörte Sherlock weiterhin zu, da dieser auch schon mit seinen Ausführungen begann. "Alle, besonders Scotland Yard, lagen, natürlich, mal wieder vollkommen falsch! Damals schon kam mir die Sache seltsam vor, ich fand es aber eher uninteressant und deshalb unnötig weiter darauf einzugehen! Heute fügt sich aber nun alles perfekt zusammen und dieser alte Fall kann neu aufgerollt werden!”, freute sich der Lockenkopf, welcher sich nun, seine Runde durchs Wohnzimmer beendend, mit einem Grinsen wieder auf seine Couch fallen ließ. “Jener alte Mann ist nicht etwa eines natürlichen Todes gestorben und der Fall des Enkelkindes, welches seine ‘Enkeltochter’ war, hat natürlich auch nichts mit Selbstmord zu tun, das wäre nämlich viel zu offensichtlich! Beide, Mr. Thomson, Besitzer jenes Grundstückes, und Ms. Brown, wurden umgebracht! Warum genau, werden wir sicher bald herausfinden, dazu fehlen mir momentan noch ein paar Details! Gleich morgen früh werde ich für uns eine Objekt Besichtigung dieses Grundstückes arrangieren, damit wir dort ungehindert und ungestört Beweise sammeln können, dazu bedarf es nur eines einzigen Telefonats!” Damit war das Thema ‘Wie kommen wir dort rein?’ schon für den Größeren geklärt und abgemacht, was John schließlich schon gewohnt war, ihn also nicht wirklich überraschte. Eins allerdings störte ihn noch an der ganzen Sache. “Aber was hat das jetzt alles mit unserem Verdächtigen zu tun? Und was haben Sie in diesem Mitarbeiterraum eigentlich genau gefunden?” “Noah!” “Wie Bitte?”, wollte John wissen, als er nur diesen Namen als Antwort bekam. “Noah Brown heißt er! Und er ist deshalb wichtig für uns, weil er Teil jenes Falls von damals ist, welcher im Übrigen genau zwei Monate zurück liegt! Unser lieber Noah ist nämlich das zweite Enkelkind von Mister Thomson, dem schon erwähnten Besitzer des Grundstückes!!” John legte überrascht den Kopf schief, fing an zu grübeln. “So ist das also! Aber wieso ist er nicht dort geblieben, er hat doch sicherlich das ganze Haus geerbt, oder nicht?” “DAS mein lieber John werden wir morgen noch herausfinden!” Doch so leicht ließ sich der Doktor nicht abwimmeln. “Sherlock, ich kenne Sie mittlerweile gut genug! Sie wissen doch schon wieder irgendetwas und wollen es nur noch nicht sagen, weil Sie auf den 'perfekten' Augenblick warten! Was ist mit diesem Noah, sagen Sie es schon?!”, drängelte der Ältere und stand von seinem Stuhl auf. Sherlock konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. “Wie wahr, Sie kennen mich einfach schon viel zu gut, weshalb ich auch, wie Sie gerade schon richtig sagten, mit meinen anderen Antworten den perfekten Zeitpunkt abwarten werde!” Seufzend verdrehte John die Augen und schüttelte leicht den Kopf. War ja mal wieder so klar, typisch Sherlock eben, aber gut, wenn der ach so tolle Meisterdetektiv meinte, dann sollte er doch machen was er wollte. Er war schon im Begriff sich von Sherlock abzuwenden, aber dann fügte dieser, immer noch grinsend, hinzu “Sie werden es noch früh genug erfahren und nun rauf ab ins Bett, Schlafenszeit!” Sofort hielt John in seiner Bewegung inne. Hatte er da gerade richtig gehört? Ungläubig sah John zu Sherlock, der sich ebenfalls wieder erhob. “Sie sind nicht meine Mutter!” Ein Schmunzeln seitens Sherlock folgte. “Das ändert nichts daran, dass wir jetzt schlafen gehen sollten, da wir morgen wieder einen anstrengenden Tag haben werden!” “Ich wiederhole, Sie sind nicht meine Mutter!” Der Größere kam einen kleinen Schritt näher, was seinem Mitbewohner zwar auffiel, diesen aber nicht dazu brachte sich von seinem Platz zu rührte. “In Ordnung, dann sage ich es Ihnen als Ihr Freund und Kollegen, in Sorge, dass Sie morgen unausgeschlafen und unkonzentriert für unseren Fall sein könnten! Ist das besser für Sie?” John hob eine Augenbraue, kam nun ebenfalls einen kleinen Schritt näher. “Ich denke, ich bin alt genug, um selbst entscheiden zu können, wann genau ich schlafen gehen muss!” “Allerdings offenbar nicht alt genug, um zu wissen, wie man sich fremde Leute vom Hals hält!” “Bitte?” Das war doch jetzt eindeutig eine Anspielung auf die Sache im Nachtclub, was John ziemlich unfair und völlig aus dem Kontext gerissen fand. Trotzdem rechtfertige er sich sofort: “Das ist wohl kaum zu vergleichen! Schließlich war ich zuvor noch nie in solch einer Situation! Außerdem wurde ich von diesen zwei nervigen Männern massiv bedrängt! Das gilt nicht!” Jetzt war es Sherlock der überrascht eine Augenbraue hoch. “Tatsächlich? Ich bin der Meinung, dass man sich auch dann aus der Affäre ziehen kann, wenn man noch nie zuvor so etwas in der Art durchgemacht hat! Dazu braucht man halt Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen! Man muss improvisieren können!” Abermals wurde ein kleiner Schritt nach vorne getan, beide Männer standen sich nun schon näher als gewollt, ob bewusst oder unbewusst, die Luft um sie herum fing an zu knistern. “Wollen Sie damit etwa andeuten, dass ich diese Fähigkeiten nicht besitze? Und Improvisieren nennen Sie das?” Sherlock grinste überlegen, die zweite Frage glatt überhörend. “Ja und zudem keine Erfahrung! Sie wirkten oftmals sogar recht... schüchtern! ” “Was erwarten Sie? Diese Trottel waren sehr hartnäckig und wollten einfach nicht verschwinden!” “Ober aber SIE konnten sich schlicht und ergreifend nicht richtig durchsetzen!” Unwillkürlich legte sich ein dezenter Röte auf Johns Wangen. Sherlock reizte ihn immer mehr. Er spürte, wie er sich über die Aussagen, die im Grunde genommen stimmten, ärgerte und darüber, dass es eigentlich bei ihrem Gespräch, jedenfalls Anfangs noch, um etwas vollkommen Anderes gegangen war. Der Größere drehte und legte nun allerdings, offenbar mit voller Absicht und sehr geschickt, alle seine Sätze so zurecht, dass es plötzlich um die Sache im Barcode Vauxhall ging. Aber warum? Was versprach sich der Detektiv bitte davon? Und warum sprach er dann nicht wenigstens alles an? Natürlich konnte sich der Doktor hier nicht so einfach erfolgreich raus reden, was ihm auch sichtlich unangenehm war und auch Sherlock eigentlich längst bemerkt hatte. Doch der Jüngere konnte und wollte einfach nicht aufhören diese Sache anzusprechen, nicht jetzt. Er war, obwohl er sich zuvor mit dem Fall abgelenkt hatte, immer noch ein bisschen sauer und auch etwas aufgewühlter, als ihm lieb war. Ohne wirklich zu wissen, wie das 'Gespräch' enden sollte, redeten beide Männer also weiter auf einander ein, näherten sich dabei unmerklich immer mehr und standen sich kurze Zeit später schon direkt gegenüber. … “Ich fasse es nicht! Finden Sie das etwa lustig? SIE hat ja keiner dazu gedrängt mit Ihnen tanzen zu gehen! SIE wurden ja nicht andauernd von allen Seiten her angesprochen! Und..." John wurde noch eine Spur röter "SIE wurden ja nicht mit einem 'Ablenkungsmanöver' dieser Art überrumpelt!" fügte er noch nuschelnd hinzu. Eigentlich hatte er ja vorgehabt den 'Kuss' schnell wieder zu vergessen. Aber Sherlock musste ja unbedingt ihr Gespräch zu der Situation davor lenken. Sherlock hatte sehr wohl verstanden, was nach dem 'Und' gefolgt war, verbat es sich aber umgehend selbst strikt, auf dieses Thema direkt einzugehen und hackte stattdessen lieber weiter auf der Konfrontation, die überhaupt erst dazu geführt hatte, herum. “Ich Bitte Sie John, ein deutliches ‘Nein’ hätte schon genügt, aber anscheinend wollten Sie mal wieder nicht unhöflich sein!“ John, der sich immer noch fragte, worauf der Jüngere eigentlich genau hinaus wollte, griff jetzt ebenfalls verbal aggressiver an. Sherlock wollte Schuld Zuweisungen machen, das konnte er auch: “Entschuldigung, dass ich kein grober Eisklotz wie Sie bin! Wahrscheinlich haben die anderen Männer schon ihre eiskalte Aura gespürt und sich deshalb erst gar nicht getraut, sich Ihnen auch nur zu nähern!” Sherlock lachte darauf hin leise auf. “Und wenn schon, die anderen interessieren mich nicht! Außerdem..." Er zögerte kurz, sprach dann aber in gleicher Lautstärke weiter und hob dabei die Hände, um Johns Gesicht damit zu umfassen. " So kaltherzig kann ich gar nicht sein, du bist schließlich der beste Beweis dafür!” John stockte und nahm plötzlich überdeutlich Sherlocks warmen Atem wahr, welcher sanft über seine Wangen strich. Außerdem griff er mit seinen Händen nach Sherlocks Handgelenke, tat aber weiter nichts um sie los zu werden. Erst jetzt fiel ihm auf, wie nah er dem Jüngeren schon gekommen war. Zwar waren ihre Gesichter immer noch ein kleines Stück voneinander entfernt, er konnte aber dennoch eindeutig spüren, wie sich der Stoff seines T-Shirts und der von Sherlocks Hemd leicht berührten. Das erneute 'Du' registrierte er nur am Rande. Trotz oder gerade wegen der seltsamen Situation hackte er sogleich in sarkastischem Ton etwas lauter nach, die kühlen Hände auf seinen Wangen einfach ausblendend. “Wieso wenn ich fragen darf? Etwa weil ich, unter anderem, deine seltsamen, spontanen Einfälle, mehr oder weniger, kommentarlos ertrage?” “Nein,…”, kam sofort die leise Antwort. Sherlock konnte nun nicht mehr umhin, den 'Kuss' und zumindest die dritte Situation des Abends den seltsamen, spontanen 'Einfällen', zuzuordnen, die John ansprach und ohne, dass er noch viel Einfluss darauf hatte, überrollte ihn nun alles, was er bei dem letzten, sogar für seine Verhältnisse, sehr speziellen 'Einfall' gedacht und gefühlt hatte, ja, gefühlt. Der Detektiv erschauderte unmerklich. Der Rest des Satzes wurde dadurch zu einem ehrliche Seufzen “…weil nur du weißt und an erkennst, dass auch in Mir etwas Gutes steckt!” John hielt sofort die Luft an. Hatte er gerade richtig gehört? Hatte Sherlock das gerade eben tatsächlich laut gesagt und ernst gemeint? Jedenfalls sah dieser gerade überhaupt nicht aus, als würde er scherzen. Der Blondschopf wusste nicht wie ihm geschah, die momentane Situation war so seltsam, so…. er konnte es nicht anders benennen. Nur bei diesem verflixten Detektiv kamen jene Gedanken und Gefühle zum Vorschein. Aber Moment. ….Gefühle? … Auf unerklärliche Weise senkten sich nun Johns Augenlider etwas, er schaute aus halb geschlossenen Augen in die seines Gegenübers und konnte sich wieder einmal nur über sein Leben wundern. Mit Sarah wünschte er sich solche Empfindungen, bekam sie aber nicht und mit Sherlock.... … Auch Sherlock erging es momentan nicht anders. Er konnte nicht wirklich nachvollziehen, weshalb er unbedingt diese Situation mit John provozieren musste. Er konnte nicht weg, er konnte nicht aufhören. Wollte noch etwas sagen, wenigstens noch irgendeine schnippische Bemerkung,... mehr um sich selbst wieder in den Griff zu bekommen... doch die fiel aus... Sherlock kam John stattdessen weiter langsam immer näher, Zentimeter um Zentimeter. War ihm schon so nah, viel zu nah. Johns Alarmglocken schrillten laut auf! im Vergleich zu dem "Ablenkungsmanöver" im Club, sah er dieses Mal Sherlocks Gesicht, ganz deutlich, in einem Tempo seinem immer näher kommen, bei welchem er, ahnte sein verwirrtes Hirn doch recht deutlich, was Sherlock vor zu haben schien, noch, rechtzeitig eingreifen könnte. Doch... ob es nun an dem bisschen Alkohol lag, an jener so späten Stunde oder einfach an diesem Kindskopf vor ihm,… komischerweise hatte er gerade jetzt das Gefühl, sich nicht rühren zu können,… bis-…. “BLLIIIINNGGgggg!!!!” Heftig zusammenzuckend riss John die Augen wieder auf und Sherlocks Hände nach unten, trat einen Schritt rückwärts, wobei er die Handgelenke los ließ und blickte den Jüngeren erschrocken und fragend an. Auch Sherlock wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen. Es machte bei beiden im Kopf gleichzeitig "Klick"  und ihnen wurde klar, was jenes Geräusch zu bedeuten haben musste. Es war ganz einfach nur der Klingelton von Sherlocks Handy gewesen, welches er sogleich aus seiner Hosentasche holte, die gerade eben empfangene SMS öffnete und schnell durchlas. Molly wollte ihm die Autopsieberichte von Mr. Thomson und dessen Enkeltochter Nora Brown per Email schicken. Wie laut dieser Ton aber auch sein konnte, wenn man in Gedanken versunken war. Beide hatten sich erschrocken, aber viel mehr darüber, was vor dem Geräusch geschehen war. Sie mussten beide zugeben, dass sie über ihr Verhalten mehr als verwirrt waren. Um von der Sache nun schnell abzulenken, räusperte sich der Ältere leise. “Und? Etwas Wichtiges?” Sherlock antwortete, kam es John nur so vor oder klang es leicht frustriert “Nicht wirklich, nur Molly!” Etwas verloren standen beide nun da, hielten den Blick gesenkt, bis der Jüngere sich schließlich von dem Älteren weg drehte, hinüber zum Schreibtisch ging und sein Handy darauf ablegte. “Gut dann,…würde ich sagen wir legen uns jetzt schlafen! Gute Nacht John!” Ohne sich nochmals zu ihm umzudrehen bereitete der Detektiv sogleich seine Couch vor, ließ den Doktor hinter sich einfach stehen und widmete sich voll und ganz seiner momentanen Tätigkeit. Etwas verwirrt und doch dankbar zugleich nickte der blonde Mann nur und meinte leise, “Ja, Gute Nacht Sherlock!” Mit fühlbarer, aber unsichtbarer, Röte auf den Wangen verließ John schnellstens möglich das Wohnzimmer, war innerlich doch froh dort raus zu kommen und atmete, als er in seinem Zimmer oben angekommen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, ein paar Mal tief ein und wieder aus. Gott verdammt?! WAS WAR DAS GERADE BITTESCHÖN GEWESEN??? Sich seine Handflächen aufs Gesicht legend, dahin, wo gerade eben noch Sherlocks kühle Hände ihn berührt hatten, versuchte er wieder einen klaren Kopf zu bekommen, schloss verkrampft die Augen und nahm dann auch gleich resigniert seufzend die Hände wieder vom Gesicht. Ohne noch irgendetwas zu sagen, geschweige denn zu denken, zog er sich geschwind um, machte das Licht aus, ging zu seinem Bett und zog sich die Bettdecke über den Kopf. Ein leises Grummeln war noch zu hören, bis sich schließlich auch dieses Geräusch in der Stille des Raumes auflöste und John letztendlich mehr unruhig als ruhig endlich einschlief. … Sherlock indessen lag noch eine Weile wach und starrte an die dunklen Decke. Er ohrfeigte sich innerlich. Was in aller Welt war das bitte gewesen? Er hatte den Kleineren nochmals küssen wollen, hatte ihn wieder geduzt, soviel war ihm vollkommen klar. Das warum dazu allerdings keineswegs. Es gab keinen logischen Grund dafür. Er rieb sich, von dem ganzen Nachdenken ausnahmsweise müde, genervt stöhnend die Nasenwurzel und beschloss, nun lieber schnell einzuschlafen, morgen wäre dieses ganze Theater bestimmt längst vergessen, hoffte er zumindest. Alles Unangenehme in die hinterste Ecke seines Verstandes verbannend, schloss er die Augen und schlief auch bald ein. Kapitel 11: Träume, realer als die Wirklichkeit!? ------------------------------------------------- Mitten in der Nacht… …Dunkelheit… …eisige Stille… …ein trügerisch einsamer Ort,… ...doch am Ende eines unendlich langen Tunnels… ...ein Licht,… …ein größer und heller werdendes Licht,... ...welches mit einer unvorstellbaren Wärme auf mich zukommt,… …eine brennende und innerlich herbei gesehnte Hitze... ....und mich nun zu verschlingen droht,… …mir das Herz im Leibe verbrennt,… …es mit seinen heißen Klauen umhüllt, für sich beansprucht,… …ich kann mich nicht wehren... …kann es nicht begreifen… ...nicht verstehen wie das geschehen konnte… …so schnell… ...so einfach… Ein greller Blitz erhellte die Finsternis am Horizont, welcher für eine Sekunde lang die Nacht, den Himmel erleuchtete und um dann zuckend in den aufkommenden grauen Wolken zu verschwinden. Kurz darauf war ein tiefes Donner Grollen zu hören, welches das nahende Gewitter ankündigte. Die dunkler werdenden Wolken verschlangen augenblicklich den Mond, ließen ihn schließlich komplett verschwinden. Mehrere Blitze waren die neue Lichtquelle am Himmel und schon fielen die ersten Wassertropfen zu Erde hinab. Tropfen, welche größer und mehr wurden, sich sammelten und nun, begleitet von dem laut ertönten Grollen, unaufhörlich auf den Boden prasselten. Ganz London wurde heute Nacht in einen nassen Nebel gehüllt, wurde vom Regen und einem unüberhörbaren Gewitter heimgesucht. Ein Nebelschleier, der sich durch die ganze Stadt hindurch zog, sich seinen Weg durch die Straßen bahnte, vorbei am Regent’s Park, an Scotland Yard, und an der, bis dahin in Stille gehüllten, Baker Street. Auch direkt vorbei an einer dunkelgrünen Haustür mit der goldenen Nummer 221B. …Du lässt mich nicht gehen,… ...ich kann mich nicht befreien,… …befreien von dieser Hitze,… ...einer Hitze, die eindeutig von dir stammt... ...von dir ausgeht und mich vollkommen für sich einnimmt,… …mich vollständig einhüllt,… … nur du erkennst wer und was ich wirklich bin,… …doch du empfindest kein Mitleid,… ...kennst keine Gnade… ...jetzt nimmst du langsam Gestalt an… …bekommst mehr und mehr menschliche Züge... …mir so vertraute Augen sehen mich an,… …ich empfinde keine Angst, keine Furcht,… ...genauso wenig wie du,… …worauf wartest du, tu es… ...mach was immer du für richtig hältst,… …es wird das Richtige sein… Ein leises Wimmern kam aus einem der Zimmer, einem der vielen Räume in der Baker Street 221B. Ein kaum hörbares Wimmern eines blonden Mannes, der sich unruhig im Bett herum wälzte. Es kam selten vor, doch die heutige Nacht sollte den kleinen Mann mit einem besonderen Traum konfrontieren, den er so schnell nicht wieder vergessen würde. Albträume hatte er oft gehabt, besonders in der Zeit, nachdem er vom Krieg nach London zurück gekehrt war. Nach eben dieser Zeit hatte es kaum eine Nacht für ihn gegeben, in der er friedlich schlafen konnte. Heimgesucht von Erinnerungen eines erbarmungslosen Krieges. Laute Schreie, dröhnende und schrille Geschosse, Blut soweit das Auge reichte, kalte leblose Körper im rot besudelten Dreck. Es war schrecklich,…einfach nur grauenvoll. Im Krieg selbst und ebenso in der Zeit danach… Doch seit seinem letzten Traum dieser Art war einige Zeit vergangen, mindestens ein paar Wochen. … Nun schien es allerdings mal wieder soweit zu sein. Aber... Hier in London, hier in diesem Haus, hier mit diesem einen seltsamen Menschen wurden die Albträume zumindest immer weniger. Mit einem Mann, einem selbsternannten Consulting Detective Namens Holmes. Sherlock Holmes. Einem Mann, durch den John sich selbst besser kennen lernte, ja der ihm sogar, bis zu einem gewissen Grad half, jene Albträume zu vergessen, hinter sich zu lassen. … Dieser eine Mann. …Hände… …ich spüre warme Hände,… …die mich auffangen,… ...mich in Sicherheit wiegen,… ...mich so anfassen, wie es sonst keiner je getan hat oder noch tun würde,… …du besitzt solch eine bemerkenswerte Wärme,... ...eine, die sonst keiner je mit mir teilen würde,… …welch Ironie,… …jeder Faser meines Seins,... …nur du vermagst mich mit solch einer Wärme zu erfüllen,… …mir Nähe zu schenken, alles mit mir zu teilen,… …wie kitschig,… ...wie unendlich bittersüß solche Gedanken doch sein können,… …ein Traum,… ...ein kindischer, unwirklicher Wunschgedanke,.. …der jedoch... …mein Herz erreicht… Lautes Donnergrollen ließ John Watson im Schlaf zusammen zucken. Er fing an sich zu verkrampfen, krallte sich unbewusst mit den Händen in die Bettdecke und kniff die Augen fester zusammen. …abermals spüre ich deine Hände,… …doch nun ist es ganz anders,... …hat sich etwas grundlegend verändert... …sie gehen ihren Weg... …streichen über freigelegte Haut,… …über meinen Körper,… …hinweg über eine Gänsehaut, die sich in fürchterlich erregende Schauer wandelt... ... bahnen sich von mir unaufhaltsam einen Weg Richtung Unterkörper,… …so fürchterlich zärtlich,... …eine reine Qual,… ...so erregend neu, dass ich es nicht glauben kann,… …es fühlt sich so echt an, viel zu echt,… …so unwirklich und zur gleichen Zeit so schön,... ...dass es wieder wahr sein könnte,… …Wieso tust du mir das an?… Johns Kopf legte sich von einer Seite auf die andere, immer unruhiger werdend öffnete sich sein Mund einen Spalt. Atmete abgehackt ein und aus. Seine Augenlider schienen einen kurzen Moment lang zu flackern. Seine Hände ließen die Decke los und ballten sich zu Fäuste, während er stocksteif dort in seinem Bett lag und seinen Traum über sich ergehen ließ. …mein Körper wird immer wärmer,.. ...nimmt die Hitze von dir auf... ... die du mir bei deinen Berührungen überträgst,… …ich kann dir nicht entkommen,… ...es ist zu spät,… …Fliehen wäre sinnlos,…und… ...ich will es auch nicht,… …nicht jetzt,… …soll die Zeit stehen bleiben, uns hier ruhen lassen,… …tu was du nicht lassen kannst,… ...nimm mich noch einmal so in den Arm,… …lass deine Hände bei mir… …ein Kuss… …du fängst an mich zu küssen,... …so unwirklich,…so schön,… …doch ich kenne diese Lippen,…dieser Mund,… …ich kenne ihn nur zu gut,… ...bitte höre nicht auf,… …nicht jetzt… Erneut erhellten Blitze den Nachthimmel, woraufhin gleich danach wieder ein fürchterliches Grollen zu hören war, das Gewitter schien nun direkt über der Baker Street zu wüten. Der Doktor lag dort in seinem Bett, hatte schon einen leichten Schweißfilm auf der Stirn und murmelte unverständliche Wörter vor sich hin. Doch seine Gesichtszüge änderten sich, sein Atem ging minimal schwerer, legte seinen Kopf abermals auf die andere Seite seines Kissens und schloss schluckend den Mund. …sanfte Küsse verteilst du auf meinem Körper,… ...das bin ich wahrlich nicht gewohnt,… …doch ich habe es schon lange herbei gesehnt... …heiße es nur zu gerne willkommen,… …tut so gut,…höre nicht auf,… …deine Hände, deine Küsse, deine Art,... ...wie du nun mit mir umgehst,... ...welche ich gar nicht von dir kenne,… …eine Art der ich aber gerne entgegen komme,… ...sie gefällt mir,…sie zeigt mir dein wahres Ich,… …du öffnest dich für mich,.. ...zeigst mir dein Verlangen,... ...zeigst mir wie sehr ich dies gebraucht habe,… …deine Hände,...deine Küsse,…deine Zunge… …du machst mich beinahe verrückt,… …meine Erregung wird deutlich,…deutlicher denn je,… …ich halte es nicht mehr aus,… Ein tiefes Seufzen entkam dem Doktor, als er seinen Kopf noch weiter ins Kissen drückte und seine Hände wie zu Beginn ins Laken krallte. …deine Berührungen machen mich beinahe wahnsinnig… …du hörst einfach nicht auf, bringst mich damit noch um meinen Verstand… …küsst mich weiter, wirst immer wilder, ungezügelter… …doch hier und jetzt……ich kann nicht mehr… …ich drehe mich,…es gibt eine Wendung,… …nun bin ICH es der dich berührt,.. ...der dir das zurück gibt, was du mir zuvor so bereitwillig gegeben hast,… …du nimmst es entgegen, lächelst mich an,... ...das ist Bestätigung genug,… …du zeigst mir Vertrauen, reist meinen Körper an dich,.. ...willst mehr, willst Mich,… …ich kann nicht länger warten,... ...habe schon viel zu lange gewartet,… …meine Erregung ist zu groß,… ...lässt mich nicht mehr klar denken,… …ich küsse dich, berühre dich überall, will dir mehr, einfach alles von mir geben,… …dich spüren… Wieder ein Blitz, dieses mal heller als zuvor. Jenes grelles Licht brachte Johns Zimmer zum leuchten, ließ ihn selbst erneut zusammen zucken, seinen Körper im Lichte des Blitzes erstrahlen. …so heiß,…mir ist so unendlich heiß… …du kannst nicht mehr, erkennst in meinen Augen,... ...dass ich es ebenso nicht mehr länger aushalte,… …klammerst dich an meinen Körper fest, zitterst,… ...doch nicht vor Angst, sondern vor Erregung… …heiß,…so heißßß,... ...mein Verstand verabschiedet sich endgültig,… …so heiß,…heeiiißßßß… Der nächste Donner setzte ein. Das Gewitter war nun kurz davor das Finale des sein ohrenbetäubendes Himmels Orchester freizusetzen. …ich ver-brenne,... ...ich-…kann nicht mehr,… ...ICH, I-ICH-…!!! Plötzlich erklang ein erschütterndes, tiefes Grollen am Nachthimmel - der explosionsartige Höhepunkt dieser Nacht. Augenblicklich riss Sherlock, aus seinem Traum aufgeschreckt, seine Augen auf und saß jetzt mehr oder weniger stocksteif auf seiner Couch. Zeitgleich wurde auch sein Freund aus seinem Traum gerissen und hatte sich ebenfalls erschrocken ruckartig erhoben. Mit weit aufgerissenen Augen, Schweiß gebadet und total zerzausten Haaren saßen John Watson und Sherlock Holmes nun einfach nur stumm da und starrten geradeaus. Ihre beider Herzen rasten und ließen sie wohl auch nicht so schnell wieder zur Ruhe finden. Noch etwas zitternd hob John seine Hand, fasste sich kurz, die Gedanken wieder zurecht ordnend, an den Mund und sah kurz darauf vom Bett aus zum Fenster hinaus. “Was für ein Sturm!…”, flüsterte er zu sich selbst und schlug die Decke beiseite. Sherlock, der sich mit den Handflächen auf seinem Gesicht wieder nach hinten auf die Couch fallen gelassen hatte, blieb weiterhin still, konnte,… nein brachte jetzt einfach kein Wort heraus… Er schluckte hart. Beide Männer hatten jeweils einen Traum durchlebt. Welcher von ihnen allerdings jenen Traum gehabt hatte, der anfangs noch erotisch angehaucht und letztendlich definitiv nicht mehr ganz jugendfrei geendet war,... würde sich wohl schon sehr bald noch herausstellen… Leicht verschwitzt rieb sich der großgewachsene, junge Mann die Schläfen,… konnte es einfach nicht fassen. Konnte und WOLLTE es einfach nicht begreifen… Langsam ließ er seine Arme sinken, legte eine Hand auf seinen Bauch und schloss genervt stöhnend die Augen. Als er seine Augen wieder zu einem kleinen Spalt öffnen wollte, bemerkte er, dass seine Umgebung in der Dunkelheit etwas schummrig wirkte. Um genau zu sein war ihm sogar etwas schwindlig und das schon allein beim Liegen. Sherlock rümpfte die Nase. Irgendetwas… war seltsam. Langsam versuchte er seine Beine ein wenig zu bewegen, starrte dabei weiter geradeaus, hoch an die Decke. Seine Lippen wurde schmaler und schmaler, je mehr ihm seine Erkenntnis bestätigt wurde. Vorsichtig strich er mit der Hand, die auf seinem Bauch lag, weiter nach unten, hinweg über den Bund seiner Pyjama Hose und stoppte sofort wieder. … “Das gibt‘s doch nicht,… das ist doch jetzt wirklich nicht wahr,…” Ein Flüstern. … Unglauben lag in seiner Stimme. Doch die Bestätigung seiner vorherigen Vermutung war EINDEUTIG. Ein Klatschen schallte im Zimmer wider, als sich Sherlock mit seiner Handfläche auf die Stirn schlug und sie von dort aus nach unten zog. War denn das zu fassen? Warum musste ausgerechnet IHM so etwas passieren? Gut, er gab ja zu, dass auch er nur ein Mann war. Trotz allem ging es doch nicht an, dass er plötzlich und so 'unvorhergesehen' von SO ETWAS träumte und es dann auch noch ein ‘Souvenir‘ mit sich brachte. Sherlock war keineswegs prüde, er wusste sehr wohl theoretisch über jenes Thema gut Bescheid. Ja, vielleicht kannte er sich nicht mit irgendwelchen Sonnensystemen aus, doch konnte er eins und eins zusammen zählen und gut genug kombinieren, dass diese Sache von eben, eindeutig, was zu bedeuten hatte. Er war in Sachen Liebe und Sex kein Vollidiot, auch wenn das vielleicht den Anschein hatte und manche Menschen dies von ihm dachten. Doch dann waren diese Leute eben ganz einfach dumm. Konnte ihm ja auch vollkommen egal sein, schließlich hatte es gefälligst keinen zu interessiere, was er mit wem tat, bzw. ob er überhaupt so etwas tat. Auch wenn er vom Charakter, Auftreten und Aussehen her unnahbar wirkte, für manche metrosexuell oder vielleicht auch etwas asexuell. Manche gehässigen und bösen Zungen sagten ihm auch nach, die käuflich der echten Liebe vorzuziehen und deshalb des Öfteren mit entsprechenden Damen oder auch Herren zu verkehren. Das stimmte zwar, aber was diese Tratschmäuler nicht wussten war, dass er sich mit diesen Menschen, sie als Prostituierte zu bezeichnen fand er herabwürdigend, nur deshalb traf, wenn er es denn mal tat, um Informationen zu bekommen, das wusste keiner. Personen dieses 'Berufszweiges' wussten sehr viel über ihre Klienten und sobald sie merkten, dass Sherlock nicht vor hatte ihre Dienste in Anspruch nehmen und er es schaffte sie ein bisschen um den Finger zu wickeln, waren sie meist sehr gesprächig und oft sehr hilfreich. Aber nur, weil er nicht jedem, der sich für ihn interessierte sofort um den Hals fiel und niemals offen mit jemandem darüber sprach, hieß das doch noch lange nicht, dass er keine Ahnung von den diesen ganzen Dingen hatte. “Tze…” Der Detektiv schüttelte den Kopf, rümpfte nochmals die Nase. Er war, wie schon so oft erwähnt, mit seiner Arbeit verheiratet, hatte in seinem Leben keinen Platz für irgendwelche belanglosen Techtelmechtel oder ominöse Liebschaften. Er empfand diesen bestimmten Akt zweier Körper eher… nebensächlich. Diese pure, dümmlich, menschliche und beeinflussbare Fleischeslust war in seinen Augen nicht wirklich von Bedeutung. Sie war vorhersehbar. Bewirkte, dass einem das Hirn aussetzte, einen unkontrolliert handeln ließ. Diese Art und Weise gefiel dem Detektiv nicht, er wollte schließlich stets wachsam sein, seinen Gedankengängen und Deduktionen voll im Griff haben. Er wollte nicht… angreifbar sein… Und doch schien sich sein Körper, ob sein Geist es nun wollte oder nicht, gegen ihn aufzubäumen. Denn wie es aussah, sehnte sich auch ein Sherlock Holmes, einziger Consulting Detectives auf Erden, innerlich wohl doch auch irgendwie nach eben jener… Liebe. Gerade heute schien sein Verstand, bzw. viel mehr sein Unterbewusstsein sich zusammen mit seinem Körper gegen ihn verschworen zu haben und hatten ihm, zu seinem Leidwesen, aus seiner verdrängten Reaktion auf die Geschehnisse am Abend zuvor, einen 'feuchten' Traum aus den Erinnerungen und dieser zusammen gebastelt. So was war ihm wirklich noch nie passiert. War er jetzt plötzlich wieder 16 oder was? Bzw. zum ersten Mal, den damals in dem Alter war er mit ganz anderen Sachen beschäftigt gewesen und hatte diese 'Phase' einfach übersprungen. Oder nur aufgeschoben? Zur Beendigung seiner nervenden Gedanken drehte sich der Dunkelhaarige kurzerhand auf die Seite, sodass von Weitem nur noch sein Rücken zu sehen war. Zog noch die Decke näher an sich ran und grummelte unverständliche Wörter vor sich hin. Er schien nicht gerade begeistert über diese peinliche Aktion von eben zu sein. Nicht nur, dass er diesen 'feuchten' Traum gehabt hatte, die andere Person war auch noch ein Mann gewesen. … Nicht, dass es generell ein Problem war, das nicht, aber.. Er versuchte erst gar nicht näher über diesen ganz bestimmten Mann nach zu denken, denn sonst würden daraus mit Sicherheit weitere Gedankengängen folgen, die er definitiv nicht haben wollte. Denn dieser Mann, der anfangs noch so zärtlich zu ihm gewesen war und Sherlock selbst die Kontrolle letzten Endes freiwillig übernehmen hatte lassen,.. dieser eine Mann,.. welcher unter ihm gelegen hatte,.. dieser eine Mann… das konnte nur einer sein,.. Jo... Plötzlich kam aus der Küche ein leises Geräusch. Der Lockenkopf wusste sofort, dass es nur sein Mitbewohner sein konnte, der genau wie er vom Gewitter aufgeweckt worden sein musste. Wie es aussah hatte dieses Unwetter, welches noch immer über London sein Unwesen trieb, die beiden Freunde zur selben Zeit aus dem Schlaf gerissen. Stumm richtete Sherlock sich auf, drehte den Kopf und hörte dann auch schon ein weiteres Geräusch, welches wohl nur der sich öffnende Kühlschrank verursacht haben konnte, da es eindeutig danach klang und sich kurz darauf nochmals wiederholte, als dieser mutmaßlich auch schon wieder geschlossen wurde. Er konnte sich schon denken, dass der kleinere Mann ein Glas Milch zu sich nehmen wollte, das tat dieser öfter, wie Sherlock mitbekommen hatte. Aber gut, wenn es John beruhigte und er sich danach besser fühlte?! Sherlock hingegen wollte eigentlich weiter schlafen, jedoch… verlangte sein Geist nun nach ein wenig… Gesellschaft. Sein Körper machte sich selbstständig, stand leise, von dem zweiten Mann unbemerkt, langsam auf und schritt voran in Richtung Küche… Wegen seinem kleinen ‘Problem’ musste Sherlock sich derweil keine weiteren Gedanken machen, da es sich nur um eine anfängliche Erregung gehandelt und diese auch mittlerweile schon wieder abgeklungen war. Zur selben Zeit in der Küche, stellte John die halbvolle Milchpackung auf das Schränkchen neben sich ab und suchte mit den Augen die über ihm aufgereihten Holzregale ab. Noch etwas verschlafen rieb er sich mit dem Handrücken seiner rechten Hand über ein Auge und hob seine linke Hand. Gähnend suchte er mit ihr nach einem Glas, einer Tasse oder nach sonst einem Gefäß, in das er sich etwas Milch eingießen konnte. Doch anscheinend hatte sein Mitbewohner die meisten Gläser schon für irgendwelche giftigen, selbst gemixten Stoffen oder für anderweitige Experimente in Beschlag genommen, die momentan alle verteilt auf ihrem Küchentisch herumstanden. Seufzend suchte der blonde Mann, mit nur halbgeöffneten Augen, noch immer verschlafen in den Schränken weiter. Und endlich fand er ganz weit oben ein paar leere Gläser, hob etwas kraftlos seinen Arm weiter hinauf und stellte sich auf die Zehenspitzen. Angestrengt versuchte er an eines der Gläser heranzukommen, schaffte es aber gerade mal diese nur mit den Fingerspitzen ein wenig zu berühren. Doch plötzlich tauchte direkt neben ihm noch ein weiterer Arm auf, welcher kurzerhand, über Johns Fingerspitzen hinweg, ein Glas anvisierte und vom Platz nahm. Erschrocken, leicht in sich zusammenzuckend, hielt John in seiner Bewegung sofort inne. Spürte im Rücken eine plötzliche Wärme und einen Druck, welcher sich für kurze Zeit sogar noch verstärkte. Sherlock hatte kurz zuvor noch schmunzelnd mit angesehen, wie der Kleinere an den Versuchen, dort oben heranzukommen, kläglich gescheitert war und wollte ihm letztendlich ein wenig zur Hand gehen. Ohne einen Mucks von sich zu geben, hatte er sich nahe hinter seinen Freund gestellt und diesem ein wenig nachgeholfen, dabei wohl wissend, dass seine Vorderseite ein wenig mit Johns Rücken in Berührung kam. Jene Wärme missfiel ihm in keinster Weise - seinem Gefühl nach zu urteilen zumindest. Ganz im Gegenteil. Er hieß sie für diese Nacht Willkommen. Der Blondschopf derweil ließ sich wieder von den Zehenspitzen auf dem Boden sinken, stand noch immer mit dem Rücken zu seinem Hintermann gedreht stumm da und versuchte krampfhaft seine Gedanken zu ordnen. Die deutlich spürbare Wärme verunsicherte ihn ein wenig und dennoch… tat sie auch gut.… Sehr sogar. Na toll. Kapitel 12: Keine Ruhe im Sturm ------------------------------- “Ganz schönes Unwetter heute Nacht!”, versuchte der Detektiv mit ruhiger Stimme ein kleines Gespräch anzufangen, während er das herunter geangelte Glas vor John auf die Arbeitsfläche stellte. Dem Doktor lief dabei ein angenehmer Schauer über den Rücken, verursacht durch den warmen Atmen des Größeren, den er in seinem Nacken spürte. Unbewusst strich er sich über die Arme, hier unten war es noch kühler als in seinem Zimmer und so langsam fing er an zu frösteln. “Ja, und laut noch dazu!”, entgegnete John leise und drehte seinen Kopf kurz zur Seite, um für das herunter gereichte Glas, ein “Danke!” hinterher hauchend. Sherlock erwiderte nichts, ging nur einen kleinen Schritt zur Seite und nach vorne, so dass er nun direkt neben seinem Mitbewohner stand, dann zu ihm runter sah und beobachtete wie sich John etwas Milch in sein Glas goss. “Sie hatten einen Albtraum!” John sah auf. “Gut kombiniert!” Sherlock verzog keine Miene, legte seinen Kopf ein wenig schief und musterte seinen Nebenmann. Der Detektiv verspürte mit einem Mal das Bedürfnis dem Doktor mitzuteilen, dass er ebenfalls einen, mehr oder weniger, Albtraum gehabt hatte. Doch Sherlock ließ sich von seinen derzeitigen Gefühlen, die der Jüngere prompt als Last bezeichnete, nicht in die Irre führen oder gar beeinflussen. “Geht es wieder?”, erkundigte er sich schließlich, nachdem der Ältere einen großen Schluck aus seinem Glas genommen hatte. Dieser sah nun irritiert hoch in Sherlocks Augen, erkannte in ihnen, im Licht der Straßenlaterne, welches gerade so vom Wohnzimmer in die Küche reichte dass der Größere seine Frage ernst gemeint hatte. “Ehm…ja, sicher! Es war nur ein kleiner Albtraum, nichts von Bedeutung!” Er zuckte mit den Schultern und schenkte Sherlock sogar ein kleines Lächeln. “Und ich dachte schon…” Sofort verstand John. “Ach so! Nein, nicht SO EIN Traum! Vom Krieg und dem Ganzen habe ich schon seit Wochen nicht mehr geträumt! Um ehrlich zu sein nur noch sehr selten, seit ich hier eingezogen bin!" Der Lockenkopf nickte verständnisvoll. Gott?! Was war bloß los mit ihm? Was kümmerte es ihn, was sein Mitbewohner für nächtliche Träume hatte? Wieso plötzlich dieses Interesse und diese Sorgen?… Der Detektiv wusste es selbst nicht genau. Er gab zu, dass er in diesem Augenblick einfach intuitiv handelte, so wie es sich ergab, ohne viel darüber nachzudenken.… Ob das so gut war?… Der ehemalige Militärarzt unterdessen schwor sich gedanklich, dass er mit Sicherheit dem Anderen NICHT sagen würde was genau er geträumt hatte. Das er in diesem Albtraum nämlich in Wahrheit nur vor gespenstisch ominösen Schatten und anderen seltsam verformten Gestalten geflüchtet war… Eigentlich eher ein Traum von einem kleinen ängstlichen Jungen… Einfach nur peinlich für sein Alter, wie er fand. Gerade, als der Größere von beiden wieder etwas sagen wollte, wurde die ganze Küche, mitsamt den beiden Männern von einem erneuten Blitz erleuchtet. Dieser plötzliche Helligkeitsanstieg und der darauf folgende grollende Donner, ließen John ein wenig zusammenzucken. Verdammt! Wie er das hasste. Sherlock stand nur da und rührte sich keinen Zentimeter. Zwar hatte er sich ebenso kurz erschrocken, als es plötzlich heller geworden war, doch ließ er sich davon nicht beirren. Angespannt und die Schultern ein wenig nach oben gezogen trank John sein Glas schließlich leer und stellte es wieder vor sich auf der Arbeitsplatte ab. “Wie soll man bei diesem Sturm in Ruhe schlafen können?!” Sichtlich genervt strich er sich mehrmals durchs zerzauste blonde Haar und seufzte. Sherlock blieb still. Er stand einfach nur da und beobachtete den kleineren Mann neben sich. Betrachtete ihn genauer, musterte ihn und fing an zu überlegen. Er hatte sofort bemerkt, wie die Stimmung zwischen ihnen beiden sich verändert hatte, wenn auch nur ein wenig. Seit den Geschehnisse im Barcode Vauxhall und dieser Sache, vor einigen Stunden im Wohnzimmer, wo sie sich mit einem mal so, mehr oder weniger absichtlich und ohne Zuschauer, nahe gekommen waren, doch sein Handy dazwischen gefunkt hatte.… Dann auch noch die Tatsache, dass er gestern Mittag im Schlaf den Namen des Kleineren ausgesprochen hatte,... Alles sehr seltsam. Die Stimmung war leicht angespannt und genauso fühlte sich auch der Kleinere in diesem Augenblick. Abermals strich er sich über die Augen, sah dann aber aus dem Augenwinkel, dass sich Sherlock noch keinen Zentimeter bewegt hatte und richtete sein Augenmerk nun auf diesen. Ihre Blicke trafen sich. Trotz des wiederkehrende diffusen Lichtes sahen sie sich stillschweigend in die Augen. Keiner von beiden wusste nun so Recht was Mann denn sagen könnte. Jeglicher Satz hätte jetzt die Atmosphäre gestört, die sich so langsam aufzubauen schien. Ein wenig Verwirrtheit lag in Johns treuen Augen, doch momentan war sein Kopf einfach leer. Brachte keinen festen Gedanken mehr zusammen, war einfach zu müde und durcheinander. Schließlich aber senkte der Blondschopf wieder seinen Kopf, nahm sein Glas erneut in die Hand und schaute zur Seite. “Nun,…”, fing er leise an und räusperte sich. “…ich denke ich trink noch schnell was und…geh dann wieder ins Bett!” Mit diesen Worten wollte er wohl der peinlichen Stille entkommen und da sie sich beide eh so unbeholfen verhielten, fand er, dass es wohl am Besten war. Doch mit dieser Meinung blieb er wohl allein. Denn ein gewisser Jemand, der noch immer neben ihm stand, dachte erst gar nicht daran, sich jetzt gleich wieder hinzulegen - den Gedanken, das sie ja in aller Früh ihren Fall mit hoher Konzentration wieder aufzunehmen mussten, dabei ganz beiseite geschoben. Nachdem sich John noch etwas Milch eingeschenkt hatte, wollte er schließlich zu einem weiteren Schluck ansetzen, Sherlock auch schon wieder das Wort ergriff. “Wissen Sie, ich-…” Mit einer plötzlichen und fürchterlichen Heftigkeit setzte mit einem mal ein weiterer Blitz ein, erleuchtete die Küche kurz beinahe taghell, woraufhin der Donner danach, auch nicht lange auf sich warten ließ. Ein entsetzlich lautes Geräusch. Was für ein unheimliches Gewitter. Erschrocken japste John auf. Sherlock hingegen wusste im gleichen Atemzug was gleich geschehen würde, hatte schon den rechten Arm zum Eingreifen erhoben, wollte noch etwas sagen. …Doch da war es auch schon zu spät. Der Doktor hatte die Hälfte von der, sich noch im Glas befindlichen, Milch verschüttet, direkt auf sein Pyjama Oberteil. … Verdattert blickte er mit großen Augen an sich herab und machte ein bedröppeltes und zugleich angeekeltes Gesicht. “Verdammt!?!” Sherlock brachte zur selben Zeit kein Wort heraus. Aber er fing an zu schmunzeln, konnte es sich einfach nicht verkneifen. Diese Szene vor ihm fand er einfach zu amüsant. Und so herrlich passend zu seinem kleineren Freund. “War ja klar, dass mir das mal wieder passiert!” Verärgert über sich selbst stellte John hastig sein Glas in die Spüle und nahm sich ein Geschirrhandtuch zur Hand. Hektisch versuchte er die Milchflecken von seinem Oberteil zu entfernen, denn so langsam fingen sie an durch den Stoff zu sickern und an seiner Haut kleben zu bleiben. Der Detektiv konnte das allerdings nicht lange mit ansehen, stellte sich Kopf schüttelnd direkt vor seinem Mitbewohner und schnappte sich das Stofftuch aus dessen Hand, welches er einfach in die Spüle fallen ließ. “Nicht so hektisch John!”, meinte er mit belehrendem Unterton und suchte dabei neben sich in einer bestimmten Schublade nach Papiertüchern. Der Angesprochene war sofort still, sah zu, wie Sherlock ein größeres Papiertuch fand und nun anfing mit diesem seelenruhig auf Johns nassem Oberteil herum zu tupfen. Mit sofortiger Wirkung spannte der Kleinere jeglichen Muskel in seinem Körper an, stand da wie angewurzelt und ließ zu wie der großgewachsene, junge Mann vor ihm den Stoff seines Pyjama Hemdes sauber machte. “Es bringt nichts wenn Sie nur drüber wischen! Die Feuchtigkeit muss von dem Papier aufgesaugt werden!… Moment, ich mach mal eben auf!” Und mit diesem Satz knöpfte Sherlock auch schon, ohne seinem Gegenüber dabei ins Gesicht zu sehen, einfach die ersten beiden Knöpfe des Pyjama Oberteils auf. Mit der rechten Hand schlüpfte er - die erschrockene Reaktion von John dabei komplett ignorierend - unter den Stoff und streifte dabei mit den Fingerspitzen zum ersten Mal die warme Haut des Kleineren. Die Luft scharf einatmend hob der blonde Mann sogleich seine linke Hand und umfasste das Handgelenk des Detektivs. “N-Nicht,…” Es war nur ein Hauchen, doch Sherlock stoppte in seinem Tun und sah auf. “Ich muss unter den Stoff, sonst wird es nicht richtig trocken!” John wäre bei diesem Satz am liebsten krachend umgefallen. Dass Sherlock sich aber auch gar nicht daran zu stören schien, wie diese Szene hier gerade aussah. Wie sie hier so nah beieinander standen und er sich von dem Größeren betatschen ließ. Gut, so heftig war es ja nun auch wieder nicht,... das änderte aber nichts daran, wie absurd diese Situation hier gerade war. John wurde nervös. “Sherlock, Sie können wieder aufhören!” Man konnte den genervten Ton in seiner Stimme deutlich heraushören. “Kann ich nicht, ich bin noch nicht fertig!” John verdrehte die Augen. “Ich kann das auch alleine, ich bin kein kleines Kind mehr!” “Das sah eben gerade aber noch ganz anders aus!” “Ach kommen Sie, jetzt werden Sie nicht kindisch!” “Dafür sind SIE bockig wie ein kleines Kind!” “Na hören Sie mal!!…” Dem Kleineren wurde es fast zu bunt. Er gab ja zu, dass er momentan ein wenig bockig wirkte, aber Sherlock ließ trotz allem einfach nicht locker. Dieser benahm sich doch selbst wie ein Kleinkind, wollte ihn einfach nicht loslassen. Was bitteschön interessierte dem Meisterdetektiv sein feuchtes Pyjama Oberteil, das war doch hier und jetzt komplett belanglos und nebensächlich. “Fangen Sie jetzt schon wieder damit an?” “Mit was?”, fragte Sherlock vollkommen unschuldig und ließ seine Hand gerade mit dem Tuch auf Johns Brust ruhen, direkt auf dem Stoff seines Oberteils, damit die restliche Flüssigkeit auch noch aufgesaugt werden konnte. “Na mit diesen Sticheleien?!” “Ich weiß nicht was Sie meinen!” “Tun Sie nicht so Sherlock, vorhin im Wohnzimmer war es doch das Gleiche!” “Inwiefern?” Sherlocks Stimme blieb weiterhin ruhig, doch wusste dieser sehr wohl, was John gerade meinte. “Sie bemutterten mich und hören einfach nicht mehr auf mich zu reizen!” “Da sehen Sie es! Sie regen sich einfach immer viel zu schnell auf!” “Kein Wunder! SIE sind schließlich genauso ein Kindskopf!” Und während beide Männer ihre, mehr oder weniger, Unterhaltung fortführten, kam der Dunkelhaarige ein Stück näher. Seine Hand, welche nun wieder unter Johns Hemd ruhte, griff nun, das Papiertuch immer noch in der Hand, regelrecht in den Stoff von Johns Hemd und zog somit den kleinen Mann etwas näher zu sich. Und tatsächlich. Es war wieder genauso wie vor ein paar Stunden, sie konnten einfach nicht aufhören sich gegenseitig zu Triezen und irgendwelche Belehrungen bzw. Sprüche an den Kopf zu knallen. “Und hören Sie jetzt endlich auf mit diesem verdammten Tuch auf mir herum zu tupfen! Es ist eh schon alles getrocknet!” Sherlock sah runter auf dessen freigelegte Brust. “Ja,…aber ihre Haut!” Irritiert folgte John seinem Blick nach unten. “Meine Haut?…” “Sie ist etwas verklebt!” Von jenem Satz lief dem Kleinere einen Schauer über den Rücken. Wieso nur musste Sherlock plötzlich so flüstern? Prompt änderte sich die Stimmung. Sherlock ließ den Stoff los, tupfte noch ein letztes Mal mit dem noch feuchten Tuch über Johns Pyjama Oberteil, strich darüber, ganz langsam. Die warme und weiche Haut des Doktors brachten Sherlock zum grübeln, erinnerte ihn unwillkürlich an seinen Traum, während dieser doch krampfhaft versuchte, jegliche Gedanken, die damit zusammenhingen, zu verdrängen. Unbewusst streifte seine Fingerspitzen dabei erneut jene Haut, hauchzart und kaum spürbar. John fing an leicht zu zittern. “…Ihre Hand,…”, holten Johns leise Worte den Größeren wieder aus seinen Gedanken. “Was soll damit sein?” Wieder nur ein Flüstern. Und zu Johns Entsetzen war dieses plötzlich so nah. Er konnte förmlich den Atem seines Gegenübers an seiner Stirn spüren, hob daraufhin seinen Kopf etwas in die Höhe. “Sie…ist kalt!” Wie wahr. Sherlocks Hände waren nicht gerade warm, dafür aber der Körper vor ihm umso mehr. Es faszinierte ihn, genauso wie das Gesicht seines Mitbewohners. Johns Augen waren nun halb geschlossen, doch nicht vor Müdigkeit. Ein wenig leidend sah er aus, noch dazu nachdenklich, etwas unsicher und doch,….sah Sherlock da etwa eine gewisse Sehnsucht? Ein sehnsüchtiger Blick in diesen dunklen und müden Augen? Als sich Sherlock Johns Aussage wieder bewusst wurde, ließ er langsam, fast schon vorsichtig, die Hand mit dem Papiertuch sinken. Auch John nahm nun seine Hand wieder vom Handgelenk des Anderen. “Einen Moment noch!…” Mit diesen Worten näherte sich der Dunkelhaarige schon wieder ein Stückchen, doch John rührte sich dieses Mal nicht. Ließ seine Arme hängen, die Hände zu Fäusten geballt. Mit einer erstaunlichen Ruhe versuchte Sherlock erneut die getrocknete Milch von der Brust des Älteren zu entfernen, wischte immer wieder drüber, dirigierte dabei langsam seine Augen weiter rauf zu Johns Gesicht. Dieser zog unbewusst die Arme näher an seinen Körper, ließ seine Augenlider ein wenig weiter sinken. Die derzeitige Stille, das prasselnde Geräusch des Regens und diese wiederkehrende knisternde Atmosphäre um sie herum, ließen beide Männer die Welt um sie herum komplett ausblenden. Jetzt gab es für sie kein Gewitter mehr, kein morgiger Fall, keinen Mörder ausfindig zu machen, keine Aufgaben, keine Zuschauer, keine piepsenden Handys, keine Bedenken oder nervende Gedanken, die jene Stimmung hätten vereiteln können.… Vorsichtig strich Sherlock mit dem feuchten Papiertuch über die restlichen klebrigen Stellen auf Johns Haut, kurz hinweg über dessen Schlüsselbein und wieder runter Richtung Schulter. Seine rechte Hand tauchte immer weiter unter das Hemd und überquerte schließlich jene Stelle, die den Doktor für sein Leben lang an den Krieg erinnern sollte. Der Ältere zuckte kurz, als Sherlock jene Narbe mit dem Tuch überquerte, erschrocken zusammen. Aber er hielt still. Mit der anderen, freien Hand öffnete der Jüngere nun, ohne wirklich vorher nachzufragen, einfach den nächsten Knopf des Hemdes, schob den Stoff mit der Papiertuch Hand etwas weiter zur Seite und huschte selbst mit den Augen für eine Sekunde lang über die Schusswunde. Bis jetzt hatte Sherlock sie nie zu Gesicht bekommen. Hatte Johns verblasste Narbe nicht einmal bemerkt als dieser gestern noch nackt und nur mit einem Handtuch bekleidet vor der Couch über ihm gestanden hatte. Jetzt aber, da er sie erblickt hatte, konnte er einfach nicht anders, festigte seinen Blick, welcher Johns Gesichtszüge musterte und bewegte seine linke Hand darauf zu. Der Kleinere von beiden verkrampfte sich augenblicklich als Sherlock nun mit seinen Fingerspitzen hauchzart über die Narbe glitt. Viel zu langsam wiederholte er dieses Spiel und streifte immer wieder die warme Haut des Doktors. Warum John das hier über sich ergehen ließ, wusste er selbst nicht genau. In diesem Augenblick wusste er überhaupt rein gar nichts mehr. Sein Kopf war leer. Er hatte Sherlocks Vorhaben gerade eben noch kommen sehen, ließ es aber trotz allem einfach geschehen. Er war nicht stolz auf diese Narbe, doch genierte er sich auch nicht, sie zu zeigen oder empfand es als unangenehm wenn jemand sie sah. Sie gehörte nun einmal einfach zu John und dabei würde es auch bleiben. Doch Sherlocks Berührungen,…waren auf merkwürdige Art und Weise… tröstend. Dessen Fingerspitzen kitzelten leicht. Es war in der Tat ungewohnt dort, an genau dieser Stelle, so sanft berührt zu werden.… Doch der Kleinere, zu seiner Schande, genoss es.… “Sie zittern!…”, kam es leise vom Größeren, welcher seine ungewohnten, und nicht für möglich gehaltenen, zärtlichen Berührungen nicht einstellte und dabei auch die letzten paar Zentimeter, die noch zwischen ihnen vorhanden war, nun überwand. “Weil,…es hier so kühl ist!”, flüsterte John, so leise, dass es nur Sherlock noch verstehen konnte, weil er ihm so nah war. Der Detektiv versuchte krampfhaft sich zu konzentrieren, aber, arrgh, der Kuss im Barcode, die Szene im Wohnzimmer, sein heißer Traum, alles das hatte dazu geführt, dass er nun hier mit dem Doktor in der Küche stand, diesem regelrecht zärtlich über dessen "Kriegssouvenir" streichelte und sich flüsternd mit ihm über irgendwelche belanglosen Dinge unterhielt, nur um in seiner Nähe sein zu können. Es war doch zum Haare raufen. Es kam ihm plötzlich ein Gedanke, etwas womit er mit Sicherheit das zu Sprache bringen und hoffentlich aus der Welt schaffen konnte, dass ihm das alles eingebrockt hatte, er wollte den Kleineren provozieren, mit ihm über den 'Kuss' im Barcode zu diskutieren. Er wusste nicht, wieso er glaubte, dass es ihm helfen würde. Er hatte sich, bevor er das 'Ablenkungsmanöver' eingeleitet hatte, keine Gedanken darüber gemacht, wie es John damit gehen würde, wenn er auf diese Weise ihre 'Tarnung' schützen würde, was auf jeden Fall nicht fair war, worüber John aber offenbar nicht sprechen wollte, weil er es einfach zu verdrängen versuchte. Sherlock hatte genau das getan. Sherlock hatte sich im Vorfeld überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, dass dieser Kuss, ja sogar nur diese bedeutungslose Berührung ihrer Lippen, überhaupt Auswirkungen auf ihn haben könnte. Als ihm dann aber ungewöhnlicherweise dabei sehr viel durch den Kopf gegangen war und sein Körper, für seine Verhältnisse, übermäßig heftig auf diesen reagiert hatte, tat der Detektiv das Einzige, was ihm in dem Moment, wo es nur um die Mission ging, am Sinnvollsten erschienen war. Er hatte alles bis auf den Triumph Gedanken, dass es klappte, komplett verdrängt. Und was hatte es ihm gebracht? Kaum war er allein mit dem Kleineren, war es Thema geworden, weil er es ja unbedingt provozieren musste und zu allem Überfluss hatte sich sein Unterbewusstsein dazu entschieden, ihm prompt den ersten feuchten Traum seines Lebens daraus zu mixen. Wenn er also wollte, dass es wirklich abgehackt wurde, musste er den Älteren dazu bringen, mit ihm darüber zu sprechen. "Nun ja" Sherlock flüsterte immer noch, nahm die rechte Hand mit dem Papiertuch weg, legte es ebenfalls in die Spüle, die linke ließ er locker auf Johns Brust liegen, spürte deutlich Johns schnell schlagendes Herz. "Nun bin ich ja da um Sie immer wieder aus brenzligen Situationen zu retten" John versteifte sich etwas, griff mit der rechten Hand nach Sherlocks Handgelenk, wie als wolle er dessen Hand von seiner Brust ziehen und antwortete, die Augen fragend etwas aufgerissen: "Wie meinen Sie das jetzt bitte wieder? Was für brenzligen Situationen denn?" Sherlock, der tatsächlich froh war, dass John durch Nachfragen auf das neue Thema einstieg, lächelte milde. "Mein lieber John, allein in den letzten zwölf Stunden haben Sie es nun schon zum dritten Mal alleine meinem Eingreifen zu verdanken, dass die Sache glimpflich ausgegangen ist." John war kurz verwirrt, verzog dann aber missbilligend das Gesicht. "Sie meinen also, dass Sie mir damit, dass Sie mich herumgeschleudert, gegen eine Wand gedrückt oder damit, dass Sie mir mit einem Papiertuch in der Hand, mich dabei halb aus ziehend, auf dem Oberkörper rum getatscht oder damit, dass..." Er wurde rot und stockte kurz, wollte er das wirklich sagen, wollte Sherlock wirklich, dass Sie dieses Thema direkt besprachen? "Sie mich in aller Öffentlichkeit einfach geküsst haben, nur um zwei Typen, die unsere Ermittlungen behindert hatten, los zu werden und unseren Verdächtigen in Sicherheit zu wiegen, geholfen haben..." John schluckte schwer. Sherlock hatte gewonnen, John sprach das Thema an, jetzt konnte er es mit ihm klären und es so mit Sicherheit tatsächlich abhacken. Er hatte dem Kleineren beim Aufzählen mit neutraler Miene zugehört, seine Hand an Ort und Stelle gelassen. Er antwortete überheblich grinsend: "Ja genau, ich habe drei Mal die Situation gerettet, aber so dramatisch, wie Sie diese nun darstellen, war keine von ihnen. Das mit der Wand war Ihre Schuld, ohne mich hätte Mr. Brown Sie direkt vor der Tür entdeckt, unsere Tarnung wäre endgültig hin gewesen und unsere Mission im Barcode gescheitert" Er registriere wie John eine Augenbraue hob, redete aber unverdrossen weiter. "Gerade eben hätten Sie, wenn ich nicht eingegriffen hätte, Ihr Oberteil, dass Sie selbst bekleckert haben, weil Sie ihren Körper vor Schreck nicht im Griff hatten, endgültig versaut und könnten es nun nicht mehr tragen." Sherlock redete einfach weiter, konfrontierte John erbarmungslos mit den Tatsachen und sagte das was ihm in den Sinn kam. Das nächste, was ihm über die Lippen kam, war ebenfalls nicht von seinem Gehirn abgesegnet worden, als er es auch schon aussprach. "Und das mit dem 'Küssen', ich bitte Sie, mein lieber John, Sie, der eigentlich deutlich mehr Erfahrung damit haben müsste als ich, müssen doch selbst sehen, dass das gar kein Kuss war. Ich habe lediglich mit einer harmlosen Handlung, viel besser als Sie mit Worten zuvor, dafür gesorgt, dass diese Männer verschwinden und unsere Tarnung als 'Pärchen' vor Mr. Brown glaubhaft bleibt. Also bitte interpretieren Sie da nicht zu viel rein. Wenn das, was da passiert ist, in Ihren Augen tatsächlich die Bezeichnung 'Kuss' verdient hat, dann haben Sie wohl tatsächlich nicht SO viel mehr Erfahrung in dieser Richtung, sind wohl wirklich ziemlich schüchtern." John war jetzt richtig gehend sauer. Sherlock stellte sich als Retter und ihn als Trottel hin und das alles nur um, mal wieder, im Recht zu sein. Sherlock hatte, ohne ihn überhaupt erst zu fragen, solche Maßnahmen ergriffen, die ihn, John, in ein Gefühlschaos gestürzt hatten und behauptet nun auch noch eiskalt John reagiere einfach über. "Wollen Sie damit sagen, dass Sie, egal wer Ihre Begleitung bei dieser Mission gewesen wäre, so gehandelt und von jedem erwartet hätten, dass dieser da einfach mit und sich genau so wenig etwas daraus macht, wie Sie es wohl tun?" Sherlock stockte. Mist. Mit so einer Frage, bzw. mit solchen hatte er tatsächlich nicht gerechnet. John sprach diesen einen Punkt an, über den Sherlock nicht reden, sich keine Gedanken machen wollte, vor allem nach diesem Traum und der Erkenntnis darüber, von wem er genau geträumt hatte, nicht. Er musste aber irgendwas erwidern, sonst würde er ja jetzt ziemlich blöd vor dem Kleineren da stehen. Nur was sollte er antworten. Sollte er lügen oder die Wahrheit sagen? Was würde ihrer Freundschaft weniger schaden? Er war sich vollkommen sicher, dass es keine Option gab, die keinen Schaden anrichten würde. Er schaute dem Doktor in die Augen, sah, trotz dem wenigen Licht, deutlich, dass die Antworten gespannt erwartet wurden und er wollte eigentlich nicht lügen. Deshalb versuchte er sogleich, beinahe krampfhaft, abzuschätzen, was die Wahrheit für Auswirkungen haben würde. Er seufzte kaum hörbar resigniert auf, schaute seinem gegenüber nun direkt in die Augen und wappnete sich für die Aussagen, die Konsequenzen haben würden, welche, die er nicht hundert Prozent unter Kontrolle hatte. "John, Sie wissen, dass ich mir Sie als meinen Mitbewohner, Assistenten, Kollegen und inzwischen als Freund bewusst ausgesucht habe und es beleidigt mich, dass Sie, immer noch, denken, sie wären unbedeutend und ersetzbar. Es spielt eigentlich keine Rolle über das was wäre wenn nach zu denken, aber Nein, ich hätte diese Mission nicht mit jedem durchgezogen und auch nicht auf die Art, wie ich es mit Ihnen getan habe." John schaute ihn ungläubig an. Sherlock hatte so ehrlich wie möglich geantwortet, hatte aber versucht wage zu bleiben, um sein Gesicht nicht noch mehr als eh schon vor dem Kleineren zu verlieren. Allerdings hatte er für John genug offenbart. "Sie meinen das tatsächlich ernst? Weil Sie mit mir dort waren, haben Sie getan was Sie getan haben? Und weil ich es war, haben Sie sich keine Gedanken darüber gemacht, wie es mir damit geht? Denken Sie, dass ich so treu doof bin, alles mit mir machen zu lassen, solange es dem, Ihrem Fall dient?! " "Ja, ich habe alles, was ich getan habe, getan, weil genau du dabei an meiner Seite waren, nur du" Sherlock griff bei diesen Worten, ohne wirklich darüber nachzudenken, mit der rechte Hand unter Johns Kinn und hob dessen Gesicht damit ein wenig zu seinem nach oben. "Aber auch ich konnte nicht einschätzen, was für Folgen es für dich haben würde und ich..." er wusste nicht ob er so ehrlich sein konnte, aber Johns flehender, ergebener Blick, Sherlocks Erinnerungen an den Traum, sowie sein Körper zwangen ihn gerade regelrecht dazu." konnte ehrlich gesagt auch nicht ahnen, was es in mir auslösen würde, obwohl es, zumindest nach meiner Einschätzung, nicht mal ein richtiger Kuss war." Kapitel 13: Wenn schon Aufregung, denn schon begründet ------------------------------------------------------ John konnte nicht antworten, konnte sich nicht bewegen, konnte den Blick nicht anwenden. Er spürte Sherlocks Hände überdeutlich, sie waren nun schon fast schmerzhaft warm auf seinem auskühlenden Körper und die Berührungen beinahe unerträglich intensiv. Hatte er richtig gehört? Sherlock gab offen zu, dass er das 'Ablenkungsmanöver' nur gewählt hatte, weil es John war, den er dafür küssen musste und das es den Größeren auch nicht so kalt gelassen hatte, wie der Kleinere es zuerst geglaubt hatte. Was war plötzlich mit Sherlock los? Er war doch sonst auch nicht so, seit sie sich kannten, miteinander lebten und arbeitet war er immer so unnahbar gewesen, hatte immer den Eindruck gemacht, dass ihn so banale, menschliche Dinge in keiner Weise berührten oder gar interessierten. Er und Sherlock waren Freunde, ja, das waren sie und John war jederzeit bereit seinen Freund zu verteidigen, schätzte dessen Fähigkeiten und erkannte Sie auch des Öfteren offen an. Er vertraute Sherlock, dass hatte er schneller getan als ihm anfangs lieb gewesen war. Er hatte sein Leben nach dem Detektiv ausgerichtet und war damit eigentlich auch gut klar gekommen, aber auf dieser Ebene, wollte er ihm da tatsächlich absichtlich so nahe kommen, egal wie gut es sich anfühlte? Sherlock sah wie immer deutlich in Johns Mienenspiel, was diesem durch den Kopf ging. Er wollte irgendetwas sagen, wusste aber nicht, ob er etwas tun wollte um die jetzige Situation zu beenden. Er fühlte sich gerade überhaupt nicht danach, den Kleineren jetzt einfach los zu lassen, ihm eine gute Nacht zu wünschen und auf seine Coach zurück zu gehen. Er wurde ganz im Gegenteil viel mehr von dem Älteren regelrecht angezogen. Und plötzlich wusste er ganz genau was er wollte und er würde es auch bekommen, mit Johns Zustimmung, und er wusste auch schon wie. Ganz langsam beugte er sich zu dem Doktor hinunter, bis sein Gesicht, direkt vor dem des Kleineren war. Ihre Nasenspitzen berührten sich nun fast. Aufmerksam beobachtet er jede noch so kleine Reaktion und wartete auf Ablehnung. Doch die kam nicht. John sah Sherlock näher kommen und schloss, ohne noch lange darüber nachzudenken, einfach seine Augen. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er, einige Stunden zuvor, im Wohnzimmer schon nichts dagegen gehabt, dass Sherlock ihn ein weiteres Mal hatte küssen wollen. Sherlock sah die Zustimmung in Form der sich schließenden Augenlider vor sich und murmelte noch "Das im Barcode war kein Kuss, aber das hier wird jetzt einer, damit du dich zurecht darüber aufregen kannst" bevor er, ohne eine Antwort ab zu warten auch schon selbst seine Augen schloss und seine Lippen auf die des Kleineren legte. Dieser Druck auf seinen Lippen, so besitzergreifend, so einnehmend, nicht zu hart aber auch nicht zu schwach, diese weichen, geschwungenen Lippen, John kannte Sie bereits und auch der wollige Schauer, der ihm sogleich über den Rücken floss sowie die Wärme, die sich von seinem Bauch aus langsam in seinem ganzen Körper ausbreitete, war ihm nicht neu. Er hielt still und erwartete schon, dass es genau so schnell vorbei sein würde, wie beim ersten Mal. Aber Sherlock hatte dieses Mal andere Pläne. Der Größeren hielt ebenfalls ganz still, wollte einfach nur den Empfindungen, die sich auch sogleich einstellen freien Lauf lassen. Das 'Ablenkungsmanöver' im Barcode Vauxhall hatte ihm einen Vorgeschmack auf Johns Lippen gegeben und war maßgeblich an Sherlocks späterem 'Albtraum' schuld gewesen. Zu dem Zeitpunkt, bevor er sich den Kleineren geschnappt und die Aktion durchgezogen hatte, um die nervige Vollidioten zu verscheuchen und damit ihre Mission zu retten, hatte Sherlock sich wirkliche keinerlei Gedanken darüber gemacht, wie es sich wohl anfühlen würde. Er hatte sich davor, während dessen und danach eingeredet, dass es genau das und nur das gewesen war, ein Trick, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Er hatte alles darum herum ignoriert. Das Kribbeln auf seinen Lippen und in seinem Bauch, den Gedanken an seinen ersten Kuss, wie John sich dabei wohl gefühlt haben musste,... Das hatte er alles, dachte er zumindest, erfolgreich verdrängt und dann... hatte es ihn eingeholt, erst im Wohnzimmer, dann in seinem Traum und jetzt hier in der Küche. Nur ganz leicht legte der Detektiv seinen Kopf zur Seite, öffnete ein wenig seine Lippen und drückte sie etwas mehr gegen die zarten des Doktors. So weich. … So erregend warm. … Doch Sherlock merkte schnell, dass ihm das noch nicht reichte. Ihm fiel sofort auf, dass John noch etwas verkrampft wirkte und ihm nicht so richtig entgegenkam bzw. mitmachte. Der Meisterdetektiv hingegen ließ nun keine störenden Gedanken durch seinen Kopf schwirren, handelte hier und jetzt einfach nach Gefühl. … ließ seine Zunge ins Spiel kommen, leckte mit ihr kaum merklich über Johns Unterlippe um ihn ein wenig zu animieren. Egal um was es hier gerade genau ging, egal wieso sie das hier gerade nochmals taten und egal was auch immer die Szene hier zu bedeuten hatte,… Sherlock wollte es jetzt probieren, wurde sogar neugierig, wollte mehr. … Der Blondschopf war zuerst von diesem Kuss genau so überfordert, wie er es von dem im Club gewesen war. Aber dieser hier fühlte sich dennoch völlig anders an. Bei dem zuvor hatte er bald deutlich gemerkt, dass Sherlock die Berührung ihrer Lippen nur dazu genutzt hatte, ihre Mission zu schützen. Es war nur ein Trick gewesen, ihr Pärchen Schauspiel glaubhafter zu machen. Trotzdem war Johns Reaktion bei diesem ersten 'Kuss' schon ungewöhnlich heftig ausgefallen. Nun aber war schon die Grundlage eine völlig andere. Hier war niemand, den sie beide austricksen mussten, es waren nur er und Sherlock, der gerade ehrliches Interesse daran zu haben schien in auf diese intime Weise zu berühren. Als John auf einmal Sherlocks Zunge auf seiner Unterlippe spürte, wurde er abrupt aus seinen Gedanken gerissen und hauchte überrascht, durch die plötzliche Feuchtigkeit an seiner Unterlippe, gegen die seines Gegenübers. Er öffnete ebenfalls seinen Mund ein wenig, begriff sofort was Sherlock vor hatte. Jedoch…rang er noch mit sich selbst. Auch wenn es sich ganz anders, viel echter und besser anfühlte als im Barcode, wusste er nicht so recht ob es eine gute Idee war, machte sich, mal wieder, viel zu viele Gedanken - was Sherlock, selbstverständlich, nicht entging... … und wartete nicht länger. Sanft strich eine gewitzten Zunge noch einmal über die Unterlippe seines Freundes, lenkte sie dann weiter nach oben und drang schließlich in Johns Mund ein. Anfangs noch zaghaft berührten sich sogleich ihre Zungen und umschmeichelten sich flüchtig. Beide Männer pressten mit leichtem Druck ihre Lippen aufeinander, vertieften damit den Kuss noch mehr. Dem Kleineren entkam ein leises Keuchen, er konnte einfach nicht anders, hatte es nicht zurückhalten können. Sherlock nahm diesen Ton in sein Gedächtnis auf, merkte ihn sich, war von diesem neuen Laut seines Freundes fast schon verblüfft. Ihre Zungen derweil tanzten und schmiegten sich aneinander, konnten immer nur kurz voneinander ablassen, nur um sich dann erneut wieder zu treffen, es schien beinahe als würden sie miteinander einen Kampf auszutragen, einen der keinen wirklichen Sieger haben musste. Der Größere ließ irgendwann mit seiner rechten Hand das Kinn des Kleineren los und legte sie stattdessen in dessen Nacken. Hielt ihn. Drückte seinen Kopf damit noch etwas näher zu sich, woraufhin der Blonde eine Gänsehaut bekam. Immer leidenschaftlicher wurde dieser sinnliche Tanz. Sherlocks linke Hand verschwand von Johns Brust und umschlang die Taille des Kleineren, zog ihn näher an sich, während sein Atem jede Sekunde schneller ging. Auch John verschaffte sich nun Halt, indem er seine rechte Hand auf Sherlocks Schulter legte und seine linke Hand in Sherlocks Lockenmähne vergrub. John wurde inzwischen von dem Kuss so sehr nach hinten gedrückt, dass er einfach etwas zum Festhalten brauchte. Ihrem Gefühl nach zu urteilen stand die Zeit im Moment tatsächlich vollkommen still. Nicht einmal mehr das Prasseln des Regens bekamen sie mit, spürten einfach mit allen ihren Sinnen diesen Augenblick. Besonders für den Detektiv war es faszinierend, wie diese Berührung eine Flut an Empfindungen und Gedanken in ihm auslösten, noch mehr als beim ersten Mal. Genauso wie in seinem Traum. … Gott, dieser Traum….dieser Gott verdammte Traum... Sherlock musste unbedingt aufpassen, durfte nicht länger über die Bilder in seinem Kopf nachdenken, musste sie verdrängen. Sein Atem ging immer schwerer, jegliche Geräusche unterdrückend, wollte er sich aber trotz allem unter Kontrolle halten. Doch er konnte einfach nicht von diesen Lippen ablassen, nahm dabei, tief durch die Nase einatmend, Johns eigenen, süß-herben Geruch war. Er spürte den Körper des Kleineren an seinem und wie dessen Wärme auf ihn überging, das weiche blonde Haar in Johns Nacken. John erging es nicht anders. Sherlock körperliche Nähe, dessen Hände auf seinem Körper, deren Wärme er durch den dünnen Stoff seines Oberteils und im Nacken überdeutlich spüren konnte und die überraschend weichen Locken, in die sich seine linke Hand verkrallt hatte. Beide ließen sich einfach treiben, lauschten dem Klang ihrer eigenen Atemzüge und ihrer wild schlagenden Herzen. … Doch irgendwann nach einer, ihrer Meinung nach, gefühlten Ewigkeit, lösten sich ihre Zungen voneinander. Nur ganz langsam schlossen beide Männer darauf ihre Münder zu einem abschließenden Kuss. Ihre Lippen entfernten sich, beide hatten ihre Augen noch immer geschlossen. Sherlock lehnte seine Stirn leicht an die des Kleineren und rief sich zur Raison. Dann öffnete er kurze Zeit später auch als erstes wieder seine Augen, richtete sich auf und sah runter in das Gesicht seines Freundes. John sah minimal leidend aus, doch der Jüngere wusste, dass dies ein positives Ergebnis ihres Kusses war. Und trotz der, noch immer um sie herum herrschenden Dunkelheit - die nur etwas durch die Lichter der Straßenlaternen, welche durchs Wohnzimmer bis hierher in die Küche schienen, aufgehellt wurde - konnte Sherlock auf Johns Wangen eine intensive Röte erkennen. Er schmunzelte innerlich, nahm nun langsam wieder seine Hände von Johns Körper. Zur selben Zeit ließ auch der Blondschopf schon automatisch seine Hände sinken. Der Kleinere atmete noch einmal tief ein und aus und öffnete dann auch seine Augen, die es nicht verhindern konnten, sofort zu denen des Größeren zu huschen. Er schluckte. Um ehrlich zu sein, hatten beide absolut keinen Plan, was sie jetzt sagen sollten. Ihnen beiden fehlten schlicht und ergreifend die Worte. Der Größere beließ es dabei, sich, wenig geistreich, leise zu räuspern, während er nebenbei das Papiertuch aus der Spüle fischte und zum Mülleimer trug. Unter normalen Umständen hätte er so etwas nie getan, hätte das Aufräumen Mrs. Hudson überlassen, aber so hatte er einen triftigen Grund sich von John zu entfernen und damit Abstand zwischen sie beide zu bringen. John räumte derweilen schnell die Milchpackung weg. Der Kleinere musste auch erst einmal wieder seinen Verstand zusammen sammeln, er fasste sich, die Augen erneut geschlossen, mit der linken Hand an die Nasenwurzel und konnte nur kurz und ganz leise auflachen. Es war einfach nicht zu fassen. Beim besten Willen nicht logisch nachvollziehbar, was hier gerade passiert war, bzw. was natürlich schon, aber nicht warum genau es überhaupt soweit gekommen war und warum er es tatsächlich zugelassen und sogar mitgemacht hatte. “Also…”, holte ihn eine tiefe und sanfte Stimme zurück in die Realität. “…da dein Hemd nun trocken ist und sich das Gewitter mittlerweile gelegt hat,… können wir denke ich…. wieder schlafen gehen!” Sherlock versuchte gefasst zu wirken und seine übliche Haltung zur Schau zu stellen, behielt das 'Du' aber bei. Den Kleineren jetzt zu siezen schien ihm, nach dieser sehr intimen Berührung, mehr als unangebracht. Höflich machte er eine Geste, die John zeigen sollte, dass dieser mit ihm die Küche wieder verlassen konnte. "Gute Nacht.... John" kam es dabei leicht gepresst. Der Doktor nickte nur, fand, dass es jetzt wohl wirklich das Beste war. “Ja,…ich ehm…” Stille. “…Gute Nacht.... Sherlock ”, beendete John schließlich endlich seinen Satz, brachte jedoch kein Lächeln oder sonstige Gefühlsregungen in seinem Gesicht zustande. Sherlock konnte das im Moment im Stillen tatsächlich nur all zu gut nachvollziehen, nickte stumm und drehte sich, nachdem sie beide die Küche wieder verlassen hatten, einfach um und ging zu seiner Couch. John sah ihm noch kurz hinterher, er schwieg, drehte sich dann ebenso um und ging hinauf in sein Zimmer, während er die drei oberen Knöpfe seines Pyjama Oberteils schnell wieder zuknöpfte. Beide Männer hatten sich wieder hingelegt. Beide schauten sie rauf an die Zimmerdecke und fingen beide auch jetzt erst so richtig an, ernsthaft über diese Kuss-Szene in der Küche nachzudenken. Erst jetzt realisierten sie, was genau sie eben getan hatten. Anscheinend hatte es tatsächlich beiden gefallen, keiner von ihnen war abgeneigt gewesen. Interessant - wie der Consulting Detective sich dachte. Für ihn war es mehr ein 'Experiment' gewesen, eine Analyse seiner Reaktion bei dem Vorfall im Club. Auf was für ein Ergebnis er allerdings hinaus gewollt hatte, wusste er selbst nicht genau. Er gab offen und ehrlich zu, dass es ihm nicht missfallen war, im Gegenteil. Auch die sprachliche Intimität hatte sich, wie im Club zuvor, so richtig angefühlt, ja sogar im Café gestern hatte er es genossen von dem Kleineren geduzt zu werden, auch wenn es nur kurz und im Scherz gewesen war. Er hätte nicht gedacht, dass John freiwillig mitmachen würde, aber das hatte er und schaurigerweise war es wirklich... angenehm,... ja sogar richtig schön gewesen… Er seufzte. Immer müder werdend schloss er seine Augen und versuchte endlich wieder einzuschlafen. …In einem anderen Zimmer wurde sich wieder heftig herum gewälzt. Unruhig und nun wacher denn je, lag John Watson dort in seinem Bett und seine Gefühle überschlugen sich geradezu. Er kam sich vor wie ein Teenager, wie ein unerfahrener Jugendlicher, der gerade seinen ersten Kuss erlebt hatte. Ihm war zum Heulen zumute. Nicht bei Sarah, wenn er ehrlich war bei keiner Frau hatte er sich je so gefühlt!? Wie konnte das nur geschehen? Weshalb hatte er den Dunkelhaarige nicht von sich geschoben? Warum hatte er es überhaupt soweit kommen lassen, dass das passieren konnte, ein zweites Mal? Warum ließ er im Allgemeinen neuerdings so viel Intimität zwischen ihnen zu? Sherlock war es gewesen, der ihm mit seinem Milch befleckten Oberteil hatte helfen müssen, der den ersten Schritt getan hatte, den 'Kuss' im Barcode zu etwas zu machen, was die Bezeichnung tatsächlich verdiente. War das wieder einmal nur ein bescheuertes Experiment gewesen? Wollte der Größere damit einfach nur wieder Recht behalten, hatte er deshalb davor gesagt, dass er wolle, dass John sich zurecht darüber aufregen könne… Wobei es sich aber…ernst und ehrlich angefühlt hatte. Und schön noch dazu…ARGGHH!?!?! Er hatte nicht vergessen, was Sherlock zuvor zu ihm gesagt hatte, wie er ihm geantwortet hatte. Der Detektiv hatte getan, was er getan hatte, weil er es mit dem Doktor hatte tun können und hatte selbst ebenfalls nicht mit seiner Reaktion gerechnet. Bedeute das, das Sherlock davon mehr berührt worden war, als er davor angenommen hatte, dass es ihn beeinflussen würde? Das klang tatsächlich logisch. War Sherlock also genau so überrascht von dem gewesen, was dieser erste 'Kuss' bei ihm ausgelöst hatte, wie John? John schloss grummelnd seine Augen und zwang sich zum einschlafen, das Grübeln hatte doch eh keinen Sinn. … Der Detektiv sowie der Doktor, schafften es dann am Ende, nach mindestens einer halben Stunde, endlich wieder einzuschlafen. Endlich… Kapitel 14: Der Morgen danach ----------------------------- ...Zerzaustes Haar,… … dunkle Augenringe,… ...finstere Miene,... ...müder Körper,… ...und eine Laune von der fiesesten Sorte! Genauso fühlte sich John Watson am nächsten Morgen,... Ihm ging es mehr als mies. Das lag nicht an dem Gin Tonic, den er letzte Nacht in der Bar getrunken hatte. Er hatte keinen Kater. Nicht einmal das Unwetter, das sich zum Glück um 4 Uhr Morgens endlich wieder vollständig verzogen hatte, war Schuld. Nein,… Es lag ganz allein an einem gewissen Herren. Einem Mann, der Johns Gefühlswelt in den letzten Tagen komplett auf den Kopf gestellt hatte. Ginge es nur um ‘das’, hätte der Doktor jetzt allerdings nicht solche riesigen Augenringe. Im Schlaf, wie in den Zwischenphasen - in denen er sich im Bett herum gewälzt hatte wie ein Irrer - hatte er einfach nicht diese verfluchten Bilder aus seinem Kopf bekommen und das warme Kribbeln in seinem gesamten Körper wäre zwar alleine ganz angenehm, aber gepaart mit den Schuldgefühlen war es unerträglich gewesen. Mit den, seiner Meinung nach, viel zu sinnlichen Kuss hatte Sherlock Johns Hirn und Herz komplett Schachmatt gesetzt. Die ganze restliche Nacht hatte er das Gefühl nicht los bekommen, noch immer diese sanften Fingerspitzen auf seiner Narbe und die Lippen des Größeren auf seinen zu spüren. Zärtlich,…so ungehörig sanft,…eine süße Qual.… John konnte sich nicht entscheiden, ob er diese Sache in der Küche für ‘richtig’ halten sollte oder für einen großen Fehler. …Einen, den er wohl möglich bereuen könnte?… Doch auf der anderen Seite, dachte sich der blonde Mann sogleich, erschien es, bei genauerer Betrachtung, eher albern, das Passierte so intensiv in Frage zu stellen. Es hatte ihm gefallen, er hatte mitgemacht, Punkt. Nun wollte er sich gefälligst zusammen reißen, was schwerer war, als es sich anhörte. Doch er MUSSTE, sie hatten schließlich endlich wieder einen spannenden Fall, der eindeutig wichtiger war und der nun darauf wartete, von ihnen beiden endlich gelöst zu werden… Als der Veteran etwas später im Badezimmer ankam, traute er sich erst gar nicht, in den Spiegel zu schauen. Als sein Blick stattdessen unglücklicherweise auf den kleinen blauen Radiowecker fiel, welcher auf dem Fenstersims direkt neben ihm stand und dem Doktor die momentane Uhrzeit mit großer blau-leuchtenden Zahlen anzeigte, brannten sich die Zahlen regelrecht in seine Netzhaut.… John wusste im Augenblick nicht vor was ihm mehr grauste - dem Spiegel oder der Uhrzeit. Es war verflucht noch mal erst kurz nach Sieben. Hätte er die Nacht besser geschlafen, hätte ihn diese Erkenntnis jetzt sicherlich nicht gar so erschüttert. Ein Grummeln hallte im Bad wieder. Missmutig wusch er sich zuerst lieblos das Gesicht, stellte jene Tätigkeit jedoch sofort wieder ein. Warum eigentlich nicht gleich baden gehen? Kaum hatte sich John das gefragt, zog er sich auch schon aus, stieg in die Badewanne und ließ warmes Wasser ein. Das angenehm warme Nass an seinem Körper tat mehr als gut. Wohlig seufzend ließ sich der Blondschopf noch weiter ins Wasser sinken, hielt sich dabei am Wannenrand fest und schloss, das Rauschen des Wasserhahns genießend, die Augen. … Auf diese Art und Weise kurz Abzuschalten war wohl momentan das Beste für John. Er war nervlich am Ende, so leicht würden er die Gefühle und Erinnerungen nicht loswerden. Aber er musste sich unbedingt immer wieder vor Augen führen, dass er ein erwachsener Mann und kein Teenager mehr war. Eigentlich, dachte er dann weiter, ob nun alt oder jung, es spielte hier tatsächlich nicht wirklich eine Rolle. Das Einzige, was er nun für sich zu entscheiden hatte war, ob für ihn selbst dieser Kuss eine Bedeutung hatte oder nicht.… Die Antwort lag klar auf der Hand, entschied er sich schnell… Er war im Leben zwar ein zu emotionaler Mensch, als dass er so einfach und eiskalt so eine Kussszene wieder verdrängen könnte… aber er konnte und durfte sich da keinesfalls rein steigern. Es war abgehackt. Während er noch, umgeben vom Wasserdampf, mit geschlossen Augen die Wärme um sich herum genoss und auf sich einwirken ließ, entschied er sich dafür, einfach wieder ganz normal mit seinem Freund, nein seinem Kollegen um zu gehen… Es nützte zwar beiden nichts, wenn er sich durch diese Aktion plötzlich anders verhielt, aber er brauchte nun diese Distanz, mehr als er sich selbst eingestehen wollte. John empfand es als wichtig, neutral  mit der Sache umzugehen. Genau. So würde er es machen! Er würde es nicht ansprechen und sich auch nicht von Sherlock zu diesem Thema provozieren lassen. Er würde aber vor allem dafür sorgen, dass sich diese Sache nicht wiederholte, ja, er würde jegliche Intimität gnadenlos unterbinden. Mit diesen Gedanken öffnete er wieder seine Augen, war nun felsenfest entschlossen und fing an sich zu waschen. Während er das tat, kam er natürlich nicht drum herum auch seine verblasste Schusswunde zu überqueren, strich mit den Fingern darüber und stoppte für einen Augenblick. Sein Kopf versucht sofort ihm wieder irgendwelche Bilder aus der vergangenen Nacht vor Augen zu führen, doch er hielt stand und schüttelte mit zusammengekniffenen Augen den Kopf. Er wollte das Gefühl von Sherlocks sanftem Fingerspitzen wieder vergessen, verdrängte die neuerlichen Schauer, die ihm bei solchen Gedankengänge so gleich wieder über den Rücken jagen wollten. Seinem Körper. … Sogar seinem eigenen Körper konnte er offenbar nicht mehr trauen, weil dieser neuerdings, unabhängig von seinem Geist, einfach zu machen schien, was er wollte… Der Doktor seufzte leise und frustriert auf. Mit halb geschlossenen Augen sah er dann an sich hinunter. Nochmals, aber definitiv zum aller letzten Mal, fuhr er mit seiner Hand über die Narbe. Strich die kleine Erhebung und konnte sich selbst seltsamerweise ein kleines dezentes Lächeln nicht verkneifen… So wusch er sich weiter, brauchte auch nicht mehr lange, bis er auch schon frisch und nach Seife duftend langsam wieder aus der Wanne stieg und sich die nächsten zehn Minuten komplett für den neu angebrochenen Tag fertig machte. Zu seiner Überraschung brauchte es nicht viel, damit er letztendlich wieder ‘ganz normal’ aussah. Das Einzige, was jetzt noch auf den wenigen Schlaf hinwies, waren die leichten Schatten unter seinen Augen, doch die würden heute mit der Zeit auch noch verschwinden. Ohne weiter darüber nachzudenken, verließ er nun das Badezimmer, mit besserer Laune, als der, mit der er es vor einer halben Stunde betreten hatte und warf seinen Pyjama in den Wäschekorb, alle Gedanken an die Milchflecken darauf und an das dazugehörige Erlebnis dazu dabei strickt ignorierend. Mit langsamen Schritten, betrat John Watson schließlich das Wohnzimmer, wollte gleich die Küche ansteuern, als ihm plötzlich ein am Schreibtisch sitzender und Kaffee schlürfender Detektiv ins Auge fiel. Sofort lenkte er um und ging auf den anderen Mann zu. “Guten Morgen” Ohne zu Lächeln, sondern mit neutralem Gesichtsausdruck und monotoner Stimme und auch ohne den Größeren anzusehen, setzte er sich an den Tisch, wo schon Teller und Besteck, sowie ein paar zusammengesuchte Lebensmittel darauf standen und schnappte sich gleich als erstes ein Brötchen. Anscheinend hatte ihnen Mrs. Hudson schon am Vorabend - während sie beide im Club ihre Ermittlungen durchgeführt hatten - ein wenig den Kühlschrank aufgefrischt und ein paar Frühstücksbrötchen und Toast besorgt. Ach, die gute Mrs. Hudson. Man konnte sie einfach nur lieben. Trotzdem wunderte sich John schon kurz etwas darüber, da ihm die Lebensmittel, die er nun hier auf dem gedeckten Tisch sah, als er letzte Nacht wegen seiner Milch in den Kühlschrank geschaut hatte, gar nicht aufgefallen waren. Er zuckte nur leicht mit den Schultern und begann einfach zu essen, er war wohl wirklich müde und zerstreut gewesen und hatte sie deshalb übersehen. Während sich der Doktor das Kaffeekännchen nahm und sich etwas Kaffee in seine Tasse goss, nahm Sherlock seine Zeitung runter, faltete Sie grob zusammen und legte sie auf den Platz neben sich. “Guten Morgen”, kam es nun endlich im bekannten Sherlock-Ton. Kurz zuvor, als John in den Raum gekommen war, hatte Sherlock für eine Sekunde von seiner Zeitung auf gesehen. Er für seinen Teil hatte wenig, also noch weniger als sonst und vor allem ziemlich schlecht geschlafen… grauenvoll. Und genauso wie es bei John der Fall gewesen sein musste, hatten sich seine Gedanken die ganze restliche Nacht mit dem Kuss beschäftigt… Immer und immer wieder waren die Szenen vor seinem geistigen Auge abgelaufen und das auch noch von ganz alleine, ohne, dass er es in irgendeiner Art verhindern hätte können. Es nervte ihn. Dieses kleine 'Experiment' würde ihm wohl noch eine ganze Weile zu schaffen machen und die Bezeichnung ‘Experiment’ klang sogar für seine Ohren zu hart. Ja, das war definitiv nicht das passende Wort. Er war selbstverständlich er gewesen, der den ersten Schritt gemacht hatte, das würde er nie leugnen,… aber allein diese Anziehung, kurz vor dem Kuss, war so stark und intensiv gewesen,… höchst interessant. Der Lockenkopf war sehr schnell mit sich selbst einig geworden und wusste genau, wie er sich John gegenüber verhalten würde. Er war der Meinung, dass sie keine Kinder mehr waren und darüber stehen mussten. Sie hatten es, so sah es der Detektiv zumindest, aus freiem Willen heraus getan und der Größere schloss daraus, dass ihre Nähe zueinander offen und ehrlich gewesen sein musste. Logische Schlussfolgerungen anzustellen zu wollen, wäre hier allerdings vollkommen albern. Er war zwar überhaupt kein emotionaler Gefühlsmensch, aber nieder rationalisieren wollte er es auch nicht, schließlich war er auch kein Roboter. Mit einem neutralen 'was geschehen ist ist geschehen' würde er es abhacken. Dieses kleine ‘Experiment‘, wie er den Kuss trotzdem des Öfteren gedanklich nannte, war auch mehr für ihn selbst gewesen, wie er egoistisch feststellte. Er hatte analysieren wollen, ob er sich wieder so fühlen würde wie bei dem 'Ablenkungsmanöver' im Club und außerdem kam aus irgendeinem Grund pure Neugierde hinzu, gepaart mit einem neu aufkeimenden Gefühl in ihm drin, welches John betraf und (noch) nicht definierbar für ihn war. Dem selbsternannten Consulting Detektiv waren schon immer Gefühlsduseleien zuwider, doch wenn etwas offen auf der Hand lag, dann leugnete er es nicht und stand dazu, zumindest vor sich selbst. Anscheinend sah sein Mitbewohner das allerdings etwas anders. Ihm waren sofort einige Kleinigkeiten an John aufgefallen, mit denen er sich ein relativ gutes Bild von dessen momentanen Zustand machen konnte. John wirkte in seinen Augen etwas gezwungen. Die dunklen Augenringe, seine Körperhaltung und die, noch etwas, müde, schimmernden, dunkelblauen Augen ließen darauf schließen, dass sein Freund wohl noch schlechter geschlafen hatte als er selbst, wenn auch Alptraum frei - das war alles nicht schwer zu erraten. Sherlock ahnte, dass John sich distanzieren und aus ihrer, eigentlich inzwischen, freundschaftlichen ‘Beziehung’ eine, wieder, rein kollegiale machen würde. Und ohne groß darüber nachzudenken, stellte Sherlock fest, dass er das eigentlich nicht wollte, aber er würde es wohl akzeptieren müssen und wahrscheinlich war es sogar das Beste.... Nach gestern Abend, nach dieser Nacht, nach seinem 'feuchten' Traum und nach diesem, viel zu intimen Kuss, nach all dem, so war sich der Größere sicher, musste er trotz allem etwas unternehmen. Er musste versuchen so wie immer zu sein, damit John vielleicht wenigstens weiter mit ihm befreundet sein wollte, aber vor allem musste er es irgendwie schaffen, seinem Freund zu vermitteln, dass er ihn nicht hatte ausnutzen wollen. Das war, so komisch es sogar für Sherlock selbst klang, das letzte was er wollte.… Er gab offen und ehrlich zu,… er wollte John nicht verletzen.… "Mann, bin ich mal wieder froh, dass es Mrs. Hudson gibt, ohne Sie würde ich hier bestimmt noch irgendwann verhungern, dafür muss ich ihr auf jeden Fall noch danken!” Johns leise gemurmelte Worte brachten den Jüngeren wieder in die Realität zurück, woraufhin er sich nur seinen Teil dachte und seine Kaffeetasse zum Mund führte. Sollte John ruhig denken, dass die liebe, gute Landlady für den vollen Frühstückstisch und Brötchen Korb verantwortlich war, besser so. Das Sherlock es, aus dem Anflug eines schlechten Gewissens heraus, gewesen war, der los gegangen und etwas zu Essen für seinen Mitbewohner organisiert hatte, das musste dieser wirklich nicht wissen. Er trank einen großen Schluck, wühlte sich in seinem Kopf noch schnell durch die noch verblieben Gedankengänge jenes nächtlichen Erlebnisses und machte sich dann davon frei. Frei von all den Dingen, die  sein Hirn blockierten und einfach nur lästig waren, sie hatten schließlich noch einen Fall zu lösen und und ihnen lief bei der Suche nach dem Mörder die Zeit davon. Gedacht - getan. Schon setzte in seinem Kopf wieder der 'Sherlock-Modus ein, was bedeutet, dass sein Gehirn nach Deduktionen, mehr Wissen und neue geistige Herausforderungen verlangte. Zur 'Abwechslung' mal wieder etwas 'Sinnvollem'. An gleich zwei Tagen hintereinander ‘über Gefühle nachdenken’ war, Sherlocks Geschmack nach, nach der langen Zeit, in der er das überhaupt nicht getan hatte, einfach zu viel auf einmal.… Ja, Ablenkung war bestimmt die beste und wirkungsvollste Medizin für die beide Männer und mit dieser Einstellung war Sherlock tatsächlich nicht allein. So saßen die Mitbewohner noch eine ganze Weile in Stille umhüllt am Schreibtisch und aßen bzw. tranken ihr Frühstück. Bis der Jüngere schließlich als erstes wieder das Wort ergriff, sich kurz vorher leise räuspernd. “Ich habe heute schon bei diesem Anwesen in Wandsworth angerufen und mit dem Makler einen Besichtigungstermin ausgemacht! In etwa drei Stunden treffen wir uns dort mit diesem Herrn und bekommen dadurch Zugang zum Gebäude und Grundstück!” John lauschte den Worten seines Kollegen und nickte verstehend, sah den Anderen mit gefasstem Blick an und konzentrierte sich, ganz im Hier und Jetzt, auf ihren wichtigen Fall, dessen Ermittlungen endlich weiter zu rollen schienen. “Wir werden von einem Bekannten einer meiner Klienten dorthin gefahren! Das Risiko, dort unnötig aufzufallen, ist zu hoch, wenn wir bei diesem Anwesen mit irgendeinem anderen klapprigen Gefährt ankommen! Ich habe bei diesem Klienten noch etwas gut und da sein Bekannter einen Limousinen Service betreibt, werden wir heute mal erster Klasse reisen.” Gar nicht mal so schlechte Aussichten, wie der Doktor fand. John war zwar kein Auto-Fanatiker, hatte im Allgemeinen nicht großartig Ahnung auf diesem Gebiet, jedoch fand er es auf jeden Fall ganz erfrischend, mal etwas anderes als Taxi zu fahren. Vor allem auch noch in eine Grafschaft. Solche Orte interessierten ihn, er war jetzt schon gespannt auf das Kommende. “Ich nehme an, Sie wünschen, dass ich mich entsprechend kleide. Wird ein Anzug angemessen sein? " Sherlock nickte “Richtig, wir müssen dort wie wohlhabende, am Kauf der Immobilie interessierte, Gentleman auftreten. Zwar kennt uns dort keiner und die Menschen, denen wir begegnen, werden uns wahrscheinlich nie wieder sehen, aber dennoch müssen wir den richtigen Eindruck vermitteln! Interessant wäre es natürlich, wenn uns in diesem Anwesen durch Zufall Noah Brown in die Arme laufen würde! Aber ich glaube kaum, dass er dort plötzlich auftauchen wird, dafür ist sein Verhältnis zum Makler zu angekratzt!” John fragte erst gar nicht nach was es schon wieder mit dieser Andeutung wegen dem gespannten Verhältnis zwischen dem Makler und dem jungen Brown auf sich hatte. Viel lieber biss er von seinem belegten Brötchen ab und aß sich schon einmal für den heutigen Tag satt - man wusste schließlich nie, wenn man mit Sherlock Holmes unterwegs war, wann man wieder etwas zu Essen bekam. Er brauchte jetzt unbedingt wieder neue Energie, das ließ ihn sein Körper deutlich spüren. Und somit saßen beide noch eine Weile so da und schwiegen sich mehr oder weniger an. Innerlich aber dachten sie sich ihren Teil, letztendlich doch froh sich mehr oder weniger normal gegenüber dem jeweiligen Anderen verhalten zu können. Sie waren sich im Stillen einig, nicht über die letzte Nacht zu reden. … Als Sherlock und John schließlich mit dem Essen/Kaffee trinken fertig waren, räumte John den Tisch ab und die Küche etwas auf, während Sherlock indessen schon in sein Zimmer verschwand, um sich für ihren Auftritt in Wandsworth umzuziehen und vorzubereiten. Der Jüngere von beiden wählte heute seine Garderobe etwas sorgfältiger aus als sonst und fügte als kleines Accessoire, damit er auf den ersten Blick etwas wohlhabender wirkte, einen seiner Gehstöcke dem Outfit hinzu, welcher sein Gesamtbild seriöser erscheinen lassen würde. Außerdem staubte er seinen Zylinder ab. Er hatte mehrere dieser Gehstöcke im Petto, die er hin und wieder bei einem seiner kleinen ‘Detektivabenteuern’ hatte mitgehen lassen, alle auf ihre Art unterschiedlich und jeder mit einer spannenden Geschichte. Der ausgewählte Stock war aus schwarz lackiertem Aluminium mit einem silbern verzierten Knauf. Mit dem Bild im Spiegel mehr als zufrieden, verteilte er zum Schluss noch alle wichtigen Sachen in seinen Taschen. Und schon verließ er wieder sein Zimmer, lief direkt ins Wohnzimmer und setzte sich, auf John wartend, auf seine Couch, in Gedanken versunken die Mails in seinem Handy checkend, unter denen sich auch die, von Molly zugesagten, Autopsie Berichte befanden. In der Zwischenzeit hatte sein Freund ebenfalls endlich etwas Passendes in seinem Kleiderschrank gefunden. Argwöhnisch betrachtete er den Anzug in seiner Hand. Im Grunde genommen war es eigentlich so ziemlich egal, was genau er tragen würde, Hauptsache John sah ordentlich aus und machte einen glaubwürdigen Eindruck. Allerdings putzte sich Sherlock sicherlich heraus und deshalb musste John sich, seiner Meinung nach, schon auch ein wenig Mühe geben. Er hängte den Anzug deshalb zurück und wählte neu. Schnell zog er sich dann auch endlich um, wählte noch ein Accessoire und einen Hut, besah sich anschließend im Spiegel seiner Innen-Schranktür und war nun tatsächlich doch ganz zufrieden mit sich selbst. Er sah aus wie ein schick gekleideter John Watson, fertig und bereit für ihre Ermittlungen. Ohne noch länger zu grübeln, ging er schnell die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo sein Mitbewohner schon auf ihn wartete. Gerade, als Sherlock sich schon gelangweilt nach hinten  lehnen wollte, kam der Blondschopf ins Zimmer, endlich. Dieser stand sofort auf. Beiläufig und unauffällig, jedoch aufmerksam wie immer begutachtete er seinen kleineren Freund und musste mal wieder feststellen, dass John, wenn er denn wollte, wirklich Geschmack bei seiner Kleiderwahl beweisen konnte. Der Doktor trug einen hellbraunen, dezent karierten Anzug mit passender Weste über dem weißen Hemd und eine dunkelbraune Krawatte, sowie dunkelbraune Lederschuhe. Das Outfit wurde durch eine Melone, von der der Detektiv sich ernsthaft fragte, wo der Ältere die bitte vor ihm versteckt hatte und einer Taschenuhr, deren Kette er an der Weste befestigt hatte, komplementiert. Sherlock konnte nicht umhin erneut zu bemerken, dass John durchaus attraktiv war. Die Farbe des Anzug betonten seine dunkelblauen Augen und die Melone ließ seine Gesichtszüge etwas markanter wirken. Sherlock bemerkte gar nicht wirklich, wie er nun auf den Älteren zuging und ungefragt, ohne den anderen zu berühren, die Taschenuhr an der Kette aus der Westentasche zog um sie zu begutachten. John war, mal wieder, so überrumpelt davon, dass der Jüngere ihm SCHON WIEDER so nahe kam, dass er vollkommen vergaß, seinen Kollegen dafür zu maßregeln oder selbst auf Abstand zu gehen. "Ein Familienerbstück?" John bekam nur ein Nicken zustande. Sherlock, der nun realisierte, was er da gerade tat, steckte mit einem ehrlichen 'sehr schön' die Taschenuhr an ihren Platz in Johns Weste zurück und ging dann zwei Schritte rückwärts. Der Doktor wollte sich schon beschweren, ließ es dann aber lieber bleiben, er wollte jetzt, kurz vor der Abfahrt zum Anwesen wegen so einer, wie er sogar selbst fand, Lappalie, keinen Streit mit dem Detektiv beginnen. Stattdessen deutete er auf den Gehstock und frage "Danke, der auch?" John besah sich Sherlocks gesamtes Outfit, während dieser die Frage verneinte und kurz erzählte, wie das edle Accessoire in seinen Besitz gekommen war. Der Detektiv sah heute ganz anders aus wie sonst. Er trug eine Nadelstreifen Hose und eine gemusterte Weste über den weißen Hemd, welches am Kragen, statt einer Krawatte ein schwarzes Seidentuch zierte. Dazu einen schwarzen, knielangen Mantel und ebenso schwarze Lackschuhe. So anders wie sonst wäre es eigentlich gar nicht gewesen, aber damit, dass dieser seine Locken im Nacken zusammen gebunden hatte, einen Zylinder trug und mit dem Gehstock wirkte der hochgewachsene und, wie John nüchtern feststellte, hübsche, junge Mann regelrecht aristokratisch und hätte locker als Lord durchkommen können. “Also dann John, nach Ihnen!” beendete Sherlock die für ihn zugegebenermaßen unangenehme Situation. Nicht nur, dass er dem Kleineren, schon wieder, ohne Nachzudenken, nahe gekommen war, John sah heute zudem erneut wirklich gut aus, was Sherlock aber nicht kommentieren wollte, weil er, untypisch für ihn, nichts Falsches sagen wollte und außerdem ertrug er gerade, aus irgendeinem Grund, den bewundernden Blick des Älteren nicht. Deshalb bat er seinen Freund mit einer höflichen Geste voraus zu gehen. John zögerte auch nicht lange, ging los und verließ mit dem Consulting Detective nun auch schon das Haus. Im Flur waren sie Mrs. Hudson begegnet, die ihnen mit einem anerkennenden Blick einen erfolgreichen Tag gewünscht hatte. Kapitel 15: Der Weg ist bekanntlich auch ein Ziel ------------------------------------------------- Sie hatten gerade etwa fünf Minuten gewartet, als auch schon ein schicker und silberfarbener Wagen vor ihnen am Bordstein hielt. Ein junger Mann in einer standesgemäßen Chauffeur Uniform saß am Steuer, ließ die Glasscheibe der Beifahrertür runter und winkte die beide Männer fröhlich lächelnd zu sich. John hob die Augenbrauen und staunte nicht schlecht. Gar nicht mal so übel ihre Mitfahrgelegenheit. Er folgte auch schon seinem Kollegen zum Auto und stieg schließlich vor Sherlock hinten ein, der Chauffeur hielt ihnen die Tür auf. John nahm hinter dem Fahrer, den Detektiv direkt neben ihm Platz. Der Größere tauschte noch ein paar Floskeln mit dem jungen Mann aus und dann setzte sich die Limousine auch schon geschmeidig in Bewegung. Der Blondschopf richtete fast sofort seinen Blick aus dem Fenster, sah sich interessiert um und bewunderte die, je weiter sie sich von London entfernten, schöner werdende Landschaft, war in Gedanken ganz wo anders. Sherlock derweil durchdachte zum wiederholten Male ihren Fall, ordnete die Erkenntnisse aus dem Autopsie Berichten ein, machte sich einen Plan, auf was sie bei der Besichtigung nachher unbedingt achten sollten und tippte dabei auf seinem Handy herum. John lehnte sich immer weiter nach hinten in die weiche Leder Polsterung und döste vor sich hin. Seine Gedanken kreisten nicht etwa um den Fall oder um die letzte Nacht sondern viel mehr um die nächsten Tage. Er würde mal wieder etwas zu Sarah in der Praxis arbeiten gehen müssen, auch wenn das Sherlock überhaupt nicht gefallen würde. Er zerbrach sich gerade den Kopf darüber, wie er dem Jüngeren schonend beibringen könnte, dass er, trotz dem akuten Fall, ein wenig Geld verdienen und sich auch mal wieder blicken lassen musste, wenn er seine Stelle nicht verlieren wollte und das war so anstrengend, das es, gepaart mit dem leichten hin und her Geschaukel des Autos und der Tatsache, dass er total übermüdet war, letztendlich dazu führte, dass der Herr Watson während der Fahrt unwillkürlich ein nickte. Seinem Sitznachbarn war das natürlich, obwohl dieser augenscheinlich sehr konzentriert gewirkt hatte, keineswegs entgangen. Sherlock hatte sehr wohl aus dem Augenwinkel mitbekommen, wie Johns Kopf irgendwann ein wenig nach hinten gesackt war und auch, dass der Kleinere nun - mit entspanntem Gesichtsausdruck - seelenruhig tief und fest schlief. Offensichtlich war er wirklich noch sehr müde. Dadurch bekam es dieser nun natürlich überhaupt nicht mit, wie der Größere sein Handy weg steckte und begann ihn genau zu mustern… Sherlocks Mimik änderte sich dabei schnell und ungewöhnlich lebhaft. Erst schaute er neugierig, dann nachdenklich und dann sogar etwas verärgert. Er ohrfeigte sich gerade innerlich selbst für seine Gedanken, denn diese galten, schon wieder, dem Kuss in der Küche und waren definitiv nicht willkommen. Schnell blendete er die schon auftauchenden Bilder in seinem Kopf krampfhaft aus, zwang sich stur geradeaus zu schauen und ignorierte das leichte Kribbeln in seiner Magengegend, dass Johns Anblick gerade ausgelöst hatte. Dieser weckte, zu Sherlocks Leidwesen, das gleiche Interesse in ihm, wie letzte Nacht. Merkwürdig… Er merkte, leicht genervt, dass sein Blick, fast automatisch, sogleich wieder zu seinem Sitznachbarn glitt und diesen fixierte. Sherlock konnte einfach nicht anders. Dieses mal war ER derjenige, der das Vergnügen hatte den Kleineren beim Schlafen zu beobachten. Dieses mal hieß es wohl ‘getauschte Rollen’ und der Dunkelhaarige hatte einen sehr guten Blick auf den blonde Mann neben ihm.… Unbewusst beugte er sich nach einiger Zeit sogar etwas vor, verengte etwas die Augen und sah zu, wie der Arzt in jenem Moment seinen Kopf langsam genau in seine Richtung drehte. Dessen Gesicht war immer noch entspannt und sah gerade, im wahrsten Sinne des Wortes, unschuldig aus. So unbeschwert und mit solch einer Gelassenheit im Gesicht sah der Jüngere den Älteren selten. Ja normalerweise zierte jenes eher ein ernster und angestrengter Ausdruck und zudem spiegelte dieses immer alle Emotionen des Kleineren ungefiltert wieder. Der Jüngere hatte schon bemerkt, dass ihn die Facetten reichen Gesichtszüge, ja auch der Charakter seines Freundes ihn auf erstaunliche Weise…amüsierten. John war wirklich der Einzige, für den sich Sherlock in dieser Hinsicht interessierte, da dieser solch einen passenden Gegensatz zu ihm abgab. Dadurch bildeten sie beide ein prima Team, ergänzten sich, waren einerseits so verschieden und hatten andererseits doch so vieles gemeinsam. … Ein leises, leicht genervtes Seufzen entkam dem Detektiv, während er so über all das nachdachte. Derweil fuhr der junge Mann am Steuer weiter nichtsahnend, was dort auf den Rücksitzen hinter ihm vor sich ging, über die Landstraße Richtung der Grafschaft Surrey. Diese begann mit der Zeit immer kurviger zu werden, auch wenn die Kurven anfangs noch klein waren. Doch mit der Zeit wurde die Straße zunehmend holpriger, weshalb der Fahrer etwas vom Gas gehen musste. Sherlock bemerkte das, schaute wieder nach vorne und sah schon von Weitem eine große Kurze auf sie zukommen. Ein leises Seufzen kam von der Seite, welches die Aufmerksamkeit des Größeren wieder auf seinen Freund lenkte. Plötzlich kam dann aber auch schon die Kurve und Sherlock legte sich mit seinem Körpergewicht in eben jene. Allerdings begriff er zu spät, dass der Mann neben ihm ja schlief und deshalb schon im nächsten Augenblick in seine Richtung rutschte. Johns schlafender Körper kippte in Richtung des Jüngeren,  wurde nur von seinem Gurt gehalten und hing jetzt mehr oder weniger zwischen seinem und dem Sitz von Sherlock. Reflexartig hatte sich Sherlock versteift, sah neben sich nach unten auf seinen Freund und schüttelte schmunzelnd den Kopf. Doch einen Wimpernschlag später kam auch schon die nächste größere Kurve, wodurch er logischerweise in Richtung seines Freundes glitt und dabei kurz an diesem anstieß. Seine Hände erhoben, versuchte er den Schlafenden, ohne ihn zu wecken, ihn dessen Sitz zurück zu drücken. Das John aber auch so tief und fest schlafen musste. Er war gerade wohl wirklich vollkommen weg, da er Sherlocks Aktion überhaupt nicht bewusst mitbekam. Wie es schien, wollte Johns Körper derweil bei der Fahrt einfach nicht auf seinem Sitz bleiben, sackte schon erneut etwas zur Seite und rutschte in Sherlocks Richtung. Nun deutlich genervt und auch ein wenig gestresst packte der Größere den Kleineren bei den Oberarmen und wollte ihn kurzerhand aufwecken… Doch... als er dessen Gesicht neben sich bzw. wieder so nah und detailliert vor sich sah,... hielt er sofort inne.… Sherlock legte seinen Kopf schief, betrachtete Johns Gesicht und dessen leicht geöffnete Lippen, über die sein Atem leise und regelmäßig entwich, ein wenig genauer… Der Jüngere war, schon wieder, am grübeln, was ihm selbst sehr verdächtig vorkam. Der Detektiv hob langsam seine rechte Hand, die nicht, wie üblich in einem schwarzen Lederhandschuh steckte und näherte sie der rechten Wange seines Freundes ganz vorsichtig, um diese, über die Haut hinweg schwebend, nur ganz leicht zu berühren.… Hauchzart strich er einige Sekunden lang über Johns Haut. Sein feingliedrigen Finger wanderte zu Johns Kinn runter, anschließend langsam wieder rauf zu seinen Lippen und machten dort Halt. Sherlocks hatte seinen Kopf während dieser Tätigkeit etwas in Johns Richtung geneigt, war gerade auf eigenartige Weise gefesselt und nun dabei, den ruhigen Atemzügen seines Freundes zu lauschen und Johns Wärme zu spüren. Es reizte ihn. Es genoss es über alle Maßen, dass er hier und jetzt den Älteren so nah bei sich haben konnte, ohne das dieser etwas davon mitbekam. Der Jüngere überlegte kurz, ob John sich, wenn Sherlock weiblich wäre, auch freiwillig im wachen Zustand an ihn lehnen würde, ob das Geschlecht das einzige Problem war, warum sich dieser gegen seine Nähe im bewussten Zustand so wehrte. Zu vertrauen schien er ihm auf jeden Fall blind, so friedlich wie er hier neben ihm schlafend saß. Während diesen Überlegungen wiederholte Sherlock sein Spiel und strich dem Älteren mit den Fingern sachte über die Wange, über die überraschenderweise weiche Haut, hatte er doch gedacht, dass Johns Gesicht im unteren Bereich durch die kaum sichtbaren Stoppeln ein wenig rauer sein müsste - doch das Gegenteil war der Fall. Ohne jegliche Regung im Gesicht strich der Detektiv still schweigend dann noch ein paar kleine Haarsträhnen aus Johns Stirn und wollte nun, wenigstens ein Mal und nur für eine Millisekunde, mit seinen Fingerspitzen die Lippen des Doktors berühren. Doch genau in diesem Augenblick vernahm Sherlock plötzlich von vorne eine Stimme, welche nicht gerade leise war. “So meine Herren! Wir wären dann gleich da!” Etwas erschrocken ruckte Sherlocks Kopf nach vorne, sah dabei wieder etwas genervt aus und bemerkte gleichzeitig, wie sich der Körper neben ihm auch schon zu regen begann. So schnell er nun konnte, platzierte der Lockenkopf seinen Freund wieder in der ursprüngliche Sitzposition und setzte sich auch selbst ruckartig wieder gerade hin, so als wäre nichts gewesen. Dann wachte John auch schon auf. Seine Augen öffneten sich langsam, sahen sich etwas verwirrt um, doch dann schien er zu  realisieren, wo er sich befand. Er stöhnte leise. Dieser kurze Schlaf, der, wie er festgestellt hätte, wenn er denn auf die Uhr gesehen hätte, eine dreiviertel Stunde angedauert hatte, war in der Tat erholsam gewesen. Das hatte er jetzt wirklich gebraucht und ausreichend war es seines Empfindens nach offenbar auch gewesen. Sich genüsslich streckend und leise mit der Hand vor dem Mund gähnend, sah er rüber zu Sherlock, welcher vollkommen unbeteiligt nach vorne zu sehen schien, dann nochmals aus dem Fenster und begriff nun endlich, dass sie offensichtlich an ihrem Ziel angekommen waren. Stumm saß der groß gewachsene, junge Detektiv neben ihm und versuchte beinahe krampfhaft nicht verdächtig zu wirken. Doch John hatte anscheinend wirklich nichts mitbekommen… Gott sei Dank… Die Situation gerade sollte besser Sherlocks kleines Geheimnis bleiben. Wie erbärmlich, dachte er noch, als das Auto auch schon stoppte. “Da wären wir, hier können Sie aussteigen!! Lasst Sie sich Zeit und bleiben Sie so lange wie Sie wollen, ich werde ein paar Meter weiter entfernt von hier parken und auf Sie warten!” Sherlock nickte ihm dankend zu und stieg dann auch schon aus. John sortierte sich kurz, rief dann dem Fahrer noch ein “Bis später!” zu und folgte seinem jüngeren Kollegen. Der junge Mann nickte zum Abschied und fuhr, sich eine Sonnenbrille auf die schlanke Nase setzend dann auch gleich weiter zu einem Parkplatz nahe des Waldes, der an das Anwesen grenzte. “Nun John, dann kann es ja losgehen!” Hoch motiviert und mit schnellen Schritten, machten sich Sherlock und John auf den Weg, vorbei an einer gepflegten Buchsbaum Hecke, zum Eingangstor, welches offen stand. Sie folgten der Kies bedeckten Auffahrt zum Herren Haus und trafen dabei so manchen Angestellten, wie den Hausverwalter und den Gärtner, von denen sie beide sogleich musternd und misstrauisch beäugt wurden. Sherlock störte sich nicht weiter daran, schritt jetzt elegant den Weg entlang, sah dabei, wie John, der neben ihm her lief, erneut bewundernd feststellen musste, wirklich aus wie ein junger Lord und so näherten sich die beiden auch recht schnell dem Eingang des prunkvollen Anwesen, standen schon sehr bald darauf vor der großen dunkelroten Haustür und Sherlock betätigte die Klingel, die man im Innern des Hauses als Echo bis hier draußen widerhallen hören konnte. Der Detektiv und sein Doktor sahen sich kurz vielsagend an. “Showtime! Kapitel 16: Familien Geschichte aus treuer Perspektive ------------------------------------------------------ Es dauerte nicht lange bis den beiden Männern nun auch schon die Tür mit einem leisen Knarren geöffnet wurde. Vor ihnen stand ein älterer Herr, welchem man, anhand der vielen Falten in seinem Gesicht und der gut geübten Haltung seines nur augenscheinlich gebrechlichen Körpers, ansehen konnte, wie viele Jahre er in diesem Haus bereits diente. Ein Bilderbuch Diener. Mit einem freundlichen Willkommensgruß und einer höflichen Verbeugung bat er Sherlock und John herein. “Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen, Sir?” Angesprochener nickte und darauf hin ließ das Kleidungsstück sogleich direkt von seinen Schultern gleiten, welches sogleich von dem etwas kleineren Butler, der sich hinter den Detektiv gestellt hatte, dankend entgegen genommen wurde. “Mr. Cooper wird sicherlich gleich bei Ihnen sein!”, würde das Ermittler-Duo höflich informiert und die beiden blieben vorerst direkt am Eingang stehen. Der Doktor war schon vom ersten Augenblick an beeindruckt, drehte sich einmal um die eigene Achse, während er nach oben an die hohe und bemusterte Decke sah und konnte mal wieder nur staunen. Ein riesiger, gläserner Kronleuchter befand sich im Zentrum der hohen Eingangshalle, hoch oben von der Decke hängend und prunkvoll strahlend. Das Highlight dieses ebenso großen Eingangsbereichs. Sein Blick wanderte weiter an den Wänden entlang, hinweg über verzierte Tapeten, kleinen verschnörkelte Wandlampen, eine breite Treppe, die links und rechts an der Wand nach oben führte und einigen Bildern und Portraits von vergangen Erlebnissen und Familienmitgliedern. Rundum ein vielsagendes Haus voller Erinnerungen. Zur gleichen Zeit sah sich auch Sherlock mit wachen Augen und gezielten Blicken um. Verlor dabei keine Zeit, schnell jedes noch so kleinste Detail aufzunehmen und wie für ihn üblich, sofort gedanklich zu hinterfragen. Mit konzentrierten, filternden Blick scannte er alles, was er zu sehen bekam ab, begann bereits die Erkenntnisse, die er erhalten hatte, seit sie dieses Anwesen betreten hatten, zu analysieren, miteinander zu verknüpfen und seine Schlüsse daraus zu ziehen. Letztendlich fiel sein Blick wider auf den Butler neben ihm, der pflichtbewusst auf seinem Posten stand und darauf achtete, dass die ‘Besucher’ keinen Unfug anstellten oder negativ auffielen. Doch etwas störte den Detektiv an diesem Mann. Dessen Blick, Körperhaltung, Ausstrahlung... Dieser treuergebene Diener war nicht nur schon seit vielen Jahren hier tätig, hatte so manches von der hier lebenden Familie mitbekommen,… Nein,... dieser Mann hatte vor allem eine schlimme und traurige Zeit hinter sich, dessen Ursprung noch nicht allzu lange her sein konnte. Er wirkte akkurat, aufmerksam und zudem noch sympathisch - Sherlock konnte sich gut vorstellen, dass dieser kleine ältere Mann einen sehr guten Draht zu dem ermordeten Mr. Thomson gehabt, vielleicht sogar mit diesem eine freundschaftlichen Basis gepflegt hatte. Doch verdächtig,…das war er keinesfalls. “Entschuldigen Sie,…”, fing Sherlock mit einem freundlichen Lächeln an, woraufhin der Diener aufhorchend zu ihm hoch sah. “…da wir uns für dieses großartige Anwesen und dessen Geschichte interessieren, wollte ich fragen, ob wir nicht irgendetwas wissen sollten, irgendwelche versperrten oder verbotenen Zimmer?” Kurzzeitig überrascht, dass gerade ER so etwas gefragt wurde, senkte und hob der Butler einmal leise räuspernd seinen grauhaarigen Kopf und antwortete dann mit tiefer und beruhigender Stimme. “Dass Sie mich so etwas fragen erstaunt mich doch ein wenig! Ich nehme an, Sie haben damals die Berichterstattung verfolgt und müssten deshalb doch genau wissen, was hier vor etwa zwei Monaten vorgefallen ist!” Unruhig und zitternd ballte der ältere Mann dabei langsam seine Hände zu Fäusten. Das Thema schien dem Butler wohl sehr nahe zu gehen. “In der Tat, das weiß ich alles! Dafür auch mein herzlichstes Beileid! Trotz allem wollte ich noch einmal aus erster Hand erfahren, wie es dazu gekommen ist! Das Vernünftigste, was man tun kann, kurz vor dem Kauf einer solch prachtvollen Immobilie, ist es, ‘den’ Menschen aufsuchen der wohl am meisten Blut, Schweiß und Liebe hineingesteckt hat, das Anwesen und deren geliebten Bewohner über viele Jahre in treuer Ergebenheit am Leben zu erhalten!” Erstaunt wurde Sherlock gemustert. Der kleine Diener wusste wohl nicht so Recht, ob er seinem Gegenüber Vertrauen schenken oder sich lieber in Acht nehmen sollte. Schon öfter hatten sich hier irgendwelche unseriösen und unverschämten Betrüger Zugang verschafft, nur um an das Herz dieses Hauses zu kommen, es sich unter den Nagel zu reißen, Eigennutz daraus zu ziehen und es überteuert weiter zu verkaufen. Schon so manche Menschen hatte dieser treue, gutherzige Butler vertreiben können, würde nicht eher ruhen bis die Mauern um ihn herum, im Andenken an ihre früheren glücklichen Jahre, in guten Händen waren. Noch etwas misstrauisch wanderte sein Blick zu John und gleich darauf wieder zurück zu Sherlock. Letztgenannter wusste sehr wohl was er tat, er ging direkt auf Konfrontation und würde nicht klein beigeben, während John nur aufmerksam und ruhig hinter seinem Kollegen stand und das Geschehen weiter verfolgte. “Es muss schrecklich gewesen sein einen jahrelangen Freund und zwei lebensfrohe junge Menschen mit einem Schlag zu verlieren! Dann auch noch keinen zu haben, der einem zuhören, die Wahrheit hören will, die doch so naheliegend ist und die das eigene Leid mildern, sowie den Toten ihre verdiente Ruhe verschaffen würde!…ist es denn nicht langsam an der Zeit?” Noch während Sherlock diese Worte aussprach, weiteten sich die Augen des Butlers. Er konnte wohl einfach beim besten Willen nicht begreifen, wie der Detektiv so etwas nur behaupten damit auch noch damit auch noch die Wahrheit benennen konnte. Sherlock hatte ohne Zweifel direkt die seelischen Leiden des Dieners ausgesprochen, die vom Tod seines Freund Mr. Thomson und der Enkeltochter handelten. Wie nur konnte dieser junge Mann - dachte der Diener geschockt - über den wahren Ablauf jener Nacht Bescheid wissen? Woher sollte er diese Informationen haben, wenn doch nur ‘er selbst’ es damals mit eigenen Augen gesehen hatte und-…und….!!!! Abrupt hob sich der Kopf des Dieners in Sherlocks Richtung, sah diesen eindringlich an. “Ja,….das wäre es in der Tat!”, stimmte er seinem Gegenüber nun immer noch etwa zögerlich zu, konnte sich aber nicht lange so offen in die Karten schauen lassen, denn schon im nächsten Augenblick hallte eine weitere Männerstimme im ganzen Saal wieder, welche die Aufmerksamkeit der drei Männer auf sich zog. “Mr. Holmes und Mr. Watson! Ich begrüße Sie herzlich in diesem wunderschönen Anwesen!” Ein ca. 1.50 großer, wohlgenährter Mann um die 30, kam jetzt mit schnellen Schritten auf sie zu. Er trug einen einfachen Anzug mit Krawatte und hatte einige Papiere in der Hand. Gelassen und breit lächelnd blieb er vor Holmes und Watson stehen und gab beiden zur Begrüßung die Hand. “Ich bitte vielmals darum, die zeitliche Verzögerung zu entschuldigen. Darf ich Ihnen beiden vielleicht eine Zigarre anbieten?” John verneinte höflich und sah daraufhin etwas erstaunt mit an, wie sein Kollege stattdessen eine dieser übelriechenden Dinger entgegen nahm und sie sogleich dankend in seiner Hosentasche verstaute. Er würde schon seine Gründe haben, dachte sich der Blondschopf im Stillen und nicht weiter darüber nach. “Nun Mr. Holmes, bei unserem Telefonat heute morgen erwähnten Sie, dass Ihr größtes Interesse den Privatzimmern und dem Garten gelte! Ich würde deshalb vorschlagen, dass wir gleich einmal einen Rundgang machen und ich Ihnen alles Wichtige zeige!” Mit einer eleganten Drehung, dabei einmal mit seinem Gehstock auf den Boden klopfend, stimmte Sherlock diesem Vorschlag zu. “Gewiss, das wäre uns sehr Recht! Könnten wir vielleicht zu aller erst die Zimmer im Obergeschoss besichtigen?” “Aber selbstverständlich, kommen Sie!” Mit diesem Satz drehte sich der Makler um und lief voraus, gefolgt von Sherlock und John. Noch während sie zur Besichtigung aufbrachen, wand sich der Consulting Detective kurzzeitig nochmal in die Richtung des allein gelassenen Butlers und warf diesem einen vielsagenden Blick zu. Der Diener schien zu verstehen, denn er nickte nur. Auch er drehte sich darauf hin auf dem Absatz um und verließ durch die Haustür die Eingangshalle. Nachdem Mr. Cooper mit den beiden Männern dann auch schon im Obergeschoss angekommen war, durchliefen sie zusammen alle Zimmer, die einst Mr. Thomson und dessen zwei Enkelkinder bewohnt hatten. Aufmerksam und sich auch das kleinste Detail im Kopf ab speichernd, ging der Lockenkopf mit vornehmer Haltung durch jedes einzelne und sah sich mit schnellen Blicken alles genau an. Die Augen des Detektivs drangen in jeden noch so kleinen Winkel vor, schlossen gedanklich alles Unwichtige aus und ließ nur wichtige Informationen zurück, die sein Gehirn gleichzeitig kombinierte und dem Gedankenpalast hinzufügte, welcher ihren Fall darstellte. Der Doktor derweil blieb auf dem Flur, schaute ab und an aus den großen Fenstern hinaus in den Garten oder weiter zum Wald und versuchte nebenbei andere Details zu finden, die ihren Ermittlungen eventuell weiterhelfen könnten. Nach einiger Zeit erblickten seine Augen den großen Springbrunnen, das Zentrum des prachtvollem Gartens und er trat noch etwas näher ans Fenster heran. “Sagen Sie, dieser Brunnen,…” John musste gar nicht weiter sprechen, Mr. Cooper war schon aufhorchend näher an ihn heran getreten und ergriff sogleich das Wort. “Ja, so ist es! Dort hat sich - zu aller Bedauern - die Enkelin des Hausherren ertränkt! Sie müssen wissen, dass uns keine andere Wahl blieb, als dieses schöne Grundstück zu verkaufen, da man, kurz nach dem die  beiden Familienmitglieder verstorben waren, den letzten, noch lebenden Erben nicht auffinden konnte! Wie vom Erdboden verschluckt wenn Sie verstehen was ich meine?!” Der Makler räusperte sich und wandte sich zu Sherlock, der gerade ein Zimmer verließ. Dieser hatte natürlich jedes einzelne Wort der Unterhaltung zwischen Mr. Cooper und seinem Freund mitbekommen und stellte sich, den Gehstock einmal herum schwingend, sogleich einfach mit dazu. “Was für eine traurige Geschichte!”, fing er mit verstellter Miene und beileidsvoller Stimme zu reden an. “Was kann nur mit diesem Erben geschehen sein? Wie kann man in solch einer Grafschaft ein Grundstück verweigern?” John hielt sich weiterhin im Hintergrund, wollte dem Anderen seinen Auftritt nicht vermasseln und stellte zur selben Zeit mal wieder fest, wie gut sein Mitbewohner doch schauspielern konnte. “Das weiß keiner so genau! Die Berichterstattung war auch in diesem Punkt sehr dürftig! Was für uns zählt ist,  der junge Mr. Brown ist und bleibt verschwunden und hat offenbar einfach alles zurück gelassen!” Kopfschüttelnd drehte sich Mr. Cooper Richtung Treppe, wo sie alle hergekommen waren und ging wieder los. Sherlock und John sahen sich nur kurz  schweigend an, wohl wissend, dass sie dem, vom Erdboden 'verschluckten' Mr. Brown längst begegnet waren und konnten sich deshalb ein wissendes Grinsen nicht verkneifen, bevor sie dem Makler wieder immer noch wortlos folgten. Es dauerte nicht lange, da betraten sie schließlich den weitläufigen, gepflegten Garten. Eine Augenweide. Die Vielfalt an Pflanzen, der künstlich angelegte Bach mit dem kleinen Holzbrücken und nicht zu vergessen der große Springbrunnen im blühenden Zentrum dieser kleinen Grünanlage. Staunend umrundete der Blondschopf, direkt hinter ihm Sherlock, eben jenen Brunnen, in dessen Wasserbecken vereinzelte violett-schimmernde, blühende Wasserrosen auf der Oberfläche herum schwammen. Der Springbrunnen an sich funktionierte noch fantastisch, das Wasser schoss nur so aus der Düse nach oben und verteilte alles in der Luft. “Ich hoffe die Sache vor zwei Monaten beeinflusst oder stört nicht Ihre Entscheidung dieses Grundstück zu erwerben?” Typisch Makler. “Keineswegs, ich wusste schließlich von Anfang an über die Hintergründe des Verkaufs Bescheid. Mein Interesse gilt alleine der vorteilhaften Lage, dem gepflegten Park und der ausreichenden Anzahl an Zimmern!" entgegnete der Detektiv kühl. Zufrieden und sichtlich erleichtert über diese Aussage, nickte der wohlgenährte Mann, zündete seine Zigarre wieder an und wurde dann, keinen Wimpernschlag später, schon auf einen monotonen Klingelton aufmerksam. Sofort griff er in seine Tasche und holte sein Handy heraus. “Entschuldigen Sie mich bitte für ein paar Minuten, wenn Sie möchten, können Sie sich hier ruhig erst einmal alleine noch weiter umsehen!” Und schon hatte er sich vom Brunnen entfernt und ließ die beide Männer dort zurück. Der Makler konnte dabei nicht ahnen, wie gelegen es ihnen kam. Nun konnten sie Fakten austauschen und Beobachtungen äußern. Sherlock machte wie immer den Anfang, ging an eine bestimmte Stelle des Brunnenrandes und sah von dort aus hinab ins kalte Nass. “Hier ist es passiert! Genau an dieser Stelle!” John stellte sich neben ihn und sah ebenfalls hin. “Hier ist also dieses Mädchen gestorben!…Und Sie meinten es war kein Selbstmord?” “Natürlich war es das nicht! Ich habe Nora Brown in den sozialen Netzwerken überprüft und konnte dadurch leicht in Erfahrung bringen, dass diese junge Frau in keinerlei Hinsicht suizidgefährdet war! Und das ist nur ein Punkt von vielen, der dafür spricht, dass die Situation hier ganz anders abgelaufen sein muss! Das Wasser ist nicht mal einen halben Meter tief, was allerdings nichts bedeuten muss, Menschen sind schon in Pfützen ertrunken,... aber….” John sah aufmerksam zu, wie der Größere sich nach unten beugte, seine Hand ausstreckte und ins Wasser griff, die Innenseiten des Brunnenrandes abtastete. “Hab ich es mir doch gedacht!”, kam es knapp. Der Kleinere verstand nur Bahnhof. Sherlock bemerkte das und seufzte ergeben. “Die Innenseiten dieses Brunnens sind etwas mit Moos bedeckt. Offensichtlich wurde bei früheren Ermittlungen nur der Grund abgesucht, nachdem das ganze Wasser abgepumpt worden war! Jenes Moos hat fühlbare Vertiefungen, genauer gesagt ziemlich viele davon, die nicht natürlichen Ursprungs sind!…Sie hatte um ihr Leben gekämpft!” Bei diesem Satz musste John schlucken. Er fragte sich ob es dieser Noah Brown gewesen war, der seine eigene Schwester umgebracht hatte. Verrückter Weise konnte und wollte er das nicht glauben. “Es war nicht Noah!”, kam es plötzlich auch schon, was den Kleineren aufschauen ließ. Während sein Gegenüber mit ruhiger Stimme weitersprach, setzten sich beide, wie auf Kommando, gleichzeitig auf den Brunnenrand. Sherlock nahm ein neutrales Taschentuch aus seiner rechten Hosentasche und wischte sich schnell das nasse Moos von den Fingern. “Hier lief etwas ganz anderes ab! In Mr. Browns Portmonee fand ich ein sauberes und gepflegt auf bewahrtes Foto von seiner Schwester, offenkundig hatte er sie geliebt! Der springende Punkt ist, dass diese drei, Mr. Thomson, Nora und ihr Bruder Noah, die Familienmitglieder im Haus waren, es aber noch vier weitere Zimmer im ersten Stock gibt, die bis  vor nicht all zu langer Zeit noch komplett eingerichtet waren! Keine Gästezimmer, keine vorübergehenden Behausungen! Dort hat jemand für sehr lange Zeit gelebt, mutmaßlich eine Frau und drei Männer! Die Schatten und die zurück gebliebenen Einkerbungen der Möbel an den Wänden und auf dem Boden in allen vier Zimmern, deuten auf genau jene Einrichtung einer jungen Frau und drei Herren hin! Die anderen Gästezimmer befinden sich außerdem im Westflügel des Hauses, ansonsten gibt es keine weiteren  Schlafzimmer!” Weiterhin wurde dem Detektiv gespannt zugehört. John begriff so langsam und dachte noch einige Sekunden lang über die Anzahl der Zimmer nach. Insgesamt sieben Zimmer, eines für Mr. Thomson und jeweils eines seine Enkeltochter und seinen Enkelsohn. Dann diese vier übrigen Zimmer. Vier Stück. … Vier. … Eine Frau und drei Männer... Das ist doch…!!! “Moment mal! Sherlock, wollen sie etwa auf diese drei Morde hindeuten, wo wir den dritten, Henry oder wie der hieß, im Regent’s Park gefunden haben? Hatten Sie Lestrade nicht deduziert, dass es sich um eben solch eine Gruppen Konstellation handeln könnte?” “Exakt!” Mit einem gewieften Lächeln sah Sherlock zu seinem Sitznachbarn und stützte sich mit seinen Händen auf dem Brunnenrand, jeweils rechts und links von sich, ab. “Und jetzt überlegen Sie mal, wer die ersten drei umgebracht haben könnte?” Johns Augen weiteten sich. Doch wieso ausgerechnet Noah? Nur er konnte es gewesen sein, doch aus welchem Grund? “Etwa weil diese vier gemeinsam Noahs Schwester umgebracht haben und wahrscheinlich auch bei Mr. Thomson nachhalfen?” Sherlocks Augen fingen an zu leuchten. "Und das wäre welcher entscheidende Punkt bzw. welches Motiv?” “Rache!”, sprach John mit finsterem Blick kurz und knapp bitter aus, woraufhin Sherlock eine Augenbraue hob und John zufrieden musterte. Er rückte ein Stück näher an den Kleineren heran, was dieser im Moment offensichtlich überhaupt nicht mitbekam. “Doch was könnte diese vier Leute dazu veranlasst haben den Herrn des Hauses und dessen Enkeltochter zu ermorden?” Nachdenklich starrte der John in die Augen des Größeren, versuchte dort eine Antwort auf dessen Frage zu finden und mit ihr hinter diese verzwickten Sache zu kommen. Der Detektiv merkte, dass sich der Doktor noch schwer tat und gab ihm einen kleinen Hinweis. “Wenn man im Internet und in den sozialen Netzwerken nach den drei Namen sucht, bekommt man so gut wie keine Informationen! Nirgends werden sie aufgelistet, nur ab und an mal am Rande erwähnt! Wenn diese Frau und die drei Männer also nicht zur Familie gehören, aus dem Nichts hier auftaucht sind, für viele Jahre hier friedlich mit der Familie zusammen gelebt haben und dann eines Tages plötzlich verschwunden sind, nachdem sie den Hausherren und seine Enkeltochter kaltblütig ermordet haben, dann kann das nur eins bedeuten!!” In Johns Kopf machte sich eine Lösung breit, er hatte da so eine Vermutung, aber ob diese der Realität entsprach?… “Ebenfalls aus… Rache? Weil Thomson sie nicht in seinem Testament begünstigen wollte?” Noch während Sherlocks Nebenmann seine Überlegungen aussprach, bemerkte der Dunkelhaarige plötzlich etwas Warmes auf seiner Hand. Anscheinend hatte John beim Abstützen den Brunnenrand ein wenig verfehlt, als er eben selbst näher an Sherlock heran gerutscht war. Sofort änderte sich der Blick des Größeren, schaute, ohne sich zu rühren, kurz flüchtig nach unten und wurde in seiner Vermutung bestätigt. Erst als der Kleinere den veränderten Blick des Detektivs bemerkte, sah er fragend ebenfalls kurz nach unten und nahm sogleich seine Hand, welche er, ohne es selbst überhaupt zu bemerken, tatsächlich, versehentlich, zur Hälfte auf Sherlocks Hand abgelegt hatte, schnell wieder weg. “Pardon!”, kam es nun leise von John, welcher den anderen nun unsicher musterte, doch Sherlock zuckte mit den Schultern. “Kann passieren!”, entgegnete er nur, hielt dabei den Blick Kontakt zwischen ihnen aufrecht, die Augen des Doktor dabei fixierend. “John,…” Sherlock wollte gerade neu ansetzen als sie beide plötzlich eine vertraute Stimme vernahmen. “Es ist eine alte Familiengeschichte, die noch viel tiefer geht, als es den Anschien hat!” Hinter ihnen, nicht weit entfernt, stand der Diener den sie vorhin am Eingang kennengelernt hatten. Sofort war Sherlock wieder bei der Sache und drehte sich von seinem Freund weg zu dem Butler hin. Dieser versuchte derweil noch zu realisieren, was Sherlocks Reaktion zu bedeuten haben könnte und warum er ihn mit solch einem untypischen Blick angesehen hatte. Seine Augen waren gerade eben so… Doch um keine unangenehmen Fragen in sich aufkommen zu lassen, konzentrierte sich der Veteran lieber auf die Worte des älteren Herren, welcher nun auf sie zukam und mit gesenktem Blick vor ihnen stehen blieb. “Inwiefern?” Auf Sherlocks Frage hin atmete der Butler einmal tief durch, sah dabei wieder auf und in Richtung des Hauses. “Ich entschuldige mich dafür, dass ich sie beide belauscht habe, doch ich denke, ich kann Ihnen vertrauen und vielleicht auch ein wenig mit der Spurensuche weiter helfen!!” Sieh einer an. Sherlock war sichtlich erfreut über die Offenheit des Dieners. “Ich bin in Normalfall zwar gegen diese halbherzig und geradezu stümperhaften Ermittlungen, jedoch sehe ich schon, dass sie zwei ganz anders sind! Ich will wirklich, dass diese Sache endlich aufgedeckt wird und ich Ruhe habe!” Sherlocks Augen verengten sich bei dieser Aussage und er wusste schon, auf was der Mann genau hinaus wollte. “Sie wurden bedroht!” Der Diener schaute abrupt zu ihm - das war Antwort genug. Sherlock stand auf und sprach ruhig und leise weiter. “Sie wurden damals von genau diesen vier Leuten bedroht, weil sie etwas gesehen haben! Sie haben gesehen wie die Enkeltochter ihres Freundes, Mr. Thomson, hier in diesem Brunnen ertränkt wurde! Die ersten drei Personen wurden mittlerweile ermordet, Ben Clarks, Amber White und Henry Jagger, dessen Leiche mein Freund und ich, durch Zufall, in einem Park entdeckt haben! Doch wer war der Vierte im Bunde?” Mit fassungslosem Blick wurde Sherlock angestarrt, der kleine Butler schluckte und versuchte ein anfängliches Zittern unter Kontrolle zu halten. “G-George!….George Clapton!!” Augenblicklich zog der Detektiv scharf die Luft ein, überlegte wieder und sah sich dabei etwas in der Gegend um. John derweil war nun ebenfalls wieder aufgestanden und näher gekommen und fing nun, mit beruhigender Stimme an, dem Diener noch ein wenig mehr zu entlocken. “Wissen Sie denn auch was mit Noah Brown passiert ist?” “Noah?”, der Mann sah überrascht auf. “Noah war damals so ein lieber Junge, nie war er negativ aufgefallen, jeder der ihn kannte, liebte ihn! Er und seine Schwester waren praktisch unzertrennlich und Harvey hätte jederzeit alles für seine geliebten Enkelkinder getan!” //Harvey heißt Mr. Thomson also mit Vornamen!//, dachte sich John und hörte weiter aufmerksam zu. “Während Nora hier auf dem Anwesen ein Fernstudium absolvierte, wollte der Junge auf eigenen Beinen stehen und mit etwas Startkapital in der Stadt einen Laden eröffnen. Dazu kam es aber nicht mehr. Noah hat eine Leidenschaft für... "" Schokolade" ergänzte John selbstständig, gebot dem Älteren, der ihn sogleich verwirrt ansah, weiter zu sprechen. "Was mit Noah nach der Sache hier passiert ist, weiß ich leider nicht! Keiner weiß wo er sich derzeit aufhält, wenn er denn überhaupt, bei Gott, der arme Junge, noch lebt! Er hat damals vor der Polizei vehement ausgesagt, dass sein Großvater und seine Schwester ermordet worden seien, aber niemand hat ihm geglaubt. ” Der Butler schien gedanklich für Noah zu beten, hoffte inständig, dass dieser noch am Leben war. Sherlock ergriff wieder das Wort. “Glauben Sie uns, wenn wir Ihnen versichern, dass Ihr Noah am Leben ist, doch er ist nicht mehr ganz so unschuldig wie Sie ihn in Erinnerung haben! Es gibt im Leben ‘keine’ Rechtfertigung, weder Rache noch Selbstjustiz, für einen begangenen Mord, wenn Sie verstehen was ich meine!” “Bitte nicht! Wollen Sie damit sagen, dass er diese drei Morde begannen hat? Das würde natürlich so Einiges erklären!” Auf Sherlocks fragenden Blick hin erläuterte der Butler sogleich seinen letzten Satz. “Nun, Mr. Thomson lag vor zwei Monaten schon im Sterben und rief mit letzter Kraft seine Enkelkinder und seine Freunde zu sich! Er wollte allen mit seiner eigenen Stimme sein Testament vorlesen! Ich bekam natürlich alles mit, weil er auch mich dabei haben wollte! Seine vier Freunde - Ben, Amber, Henry und George - sollten zusammen ein Viertel des gesamten Geldes vererbt bekommen! Noah und Nora, die beiden Enkelkinder, würden den Rest, sowie dieses Grundstück mitsamt seiner Dienerschaft, und-….” “Und was?”, hakte John nach. “…Und ein sehr wertvolles Familienerbstück erben, welches die verstorbene Mrs. Thomson angeblich irgendwo in diesem Anwesen versteckt hat! Das mag seltsam klingen, aber dieser Gegenstand soll sich tatsächlich hier irgendwo befinden und vor der Verlesung seines eigenen Testamentes wusste nur Mr. Thomson davon!…Einige Tage danach… ich wollte wie jeden Tag durch den Garten zu dem kleinen Holzschuppen, musste dabei an diesem Brunnen vorbei, sah ich plötzlich von Weitem wie Nora von den Vieren aus dem Haupteingang zum Brunnen hinüber gezerrt wurde! Ich versteckte mich und versuchte mitzubekommen was geschehen würde! So wie ich es verstanden habe, hatte Nora mitgehört wie die vier darüber geredet hatten, sie und ihren Bruder loszuwerden, um an das gesamte Erbe zu kommen! Sie wollte irgendjemandem Bescheid geben, wurde aber beim Rückzug entdeckt, von diesen vier Mördern letztendlich in den Brunnen gestoßen und… brutal ertränkt! Ich höre noch immer ihre Schreie,… doch sonst hatte sie keiner gehört... und Ich… ich kam zu spät, wurde bei dem Versuch sie zu retten auf bzw. festgehalten und wurde nur am Leben gelassen unter der Bedingung sie nicht zu verraten!.. Kurz darauf, starb Mr. Thomson eines, augenscheinlich natürlichen Todes und nach der Beerdigung verschwand zuerst Noah und dann auch die vier Mörder spurlos, wahrscheinlich um auf den Jungen Jagd zu machen! " John atmete tief ein. Mitfühlend seufzte er und wollte gerade etwas Passendes sagen, als sich Sherlock auch schon wieder, etwas grob wie John fand, einmischte. “Das wäre zu einfach! Warum haben Sie das der Polizei nicht erzählt. Irgendetwas müssen die vier doch gegen Sie in der Hand haben, bzw. mittlerweile nur noch dieser George!… Lassen Sie mich raten... Die vier haben Sie am Leben gelassen, damit SIE für die Mörder, von denen nun nur noch George übrig geblieben ist, das wertvolle Familienerbstück finden und dann sollen Sie es zu ihm bringen. Er selbst kommt hier nicht mehr einfach so rein und kennt offensichtlich auch sonst keinen der hier Angestellten privat! Natürlich bedarf es, zur Durchsetzung einer solchen Forderung, einem wirkungsvollen Druckmittel, welches höchstwahrscheinlich ihre Familie darstellt, welche von George ebenfalls beschattet wird!” Ein zaghaftes Nicken bestätigte die Theorie des Lockenkopfs, welcher sofort anfing die neuen Informationen in seinem Gedankenpalast einzuordnen und das Ziel des Falls zu ändern. Sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, er legte seine Hände dabei aufeinander, nahm die typische ‘Beten’-Pose ein und konzentrierte sich. John blieb still, fand keine passenden Worte für den älteren Herren und konnte seinen Kollegen gleichzeitig auch nicht wirklich beim Nachdenken unterstützen. Er selbst rätselte noch und suchte ebenfalls nach einer Lösung. “Bevor wir von hier wieder verschwinden, habe ich noch ein letztes Anliegen und eine Bedingung!” Der Diener sah zu Sherlock auf, schluckte, nickte. “Sollte sich dieser George wieder bei Ihnen melden geben Sie uns sofort Bescheid, hier meine Handynummer!…”, Sherlock gab dem Diener einen kleinen Zettel mit ein paar Zahlen darauf. “…Und nun muss ich Sie noch darum bitten uns das Zimmer der verstorbenen Ehefrau zu zeigen!” Überrascht und ebenso verwirrt konnte der kleine, alte Mann darauf hin nur nochmals nicken, fragte sich offenbar jedoch, was Mr. Holmes damit bezweckte? “Keine Sorge, er weiß schon was er tut!”, beruhigte ihn John mit einem verständnisvollen Lächeln. Schon verließen alle drei den Garten und gingen zurück ins Haus, dabei den Makler komplett ignorieren, welcher für sie eh keine Rolle mehr spielte. Sie wollten nun nur noch schnell und in Ruhe ihre Ermittlungen im Innenbereich zu Ende bringen. “So, hier wären wir! Dies ist das Privatzimmer von Mrs. Thomson, gleich nebenan ihr Schlafgemach, alles so wie sie es verlassen hat! Es wurde, auf Mr. Thomsons Wunsch hin, nichts verändert oder weggeschmissen!” “Sehr gut, dann wollen wir mal!” Mit diesem Satz fing Sherlock an sich im Zimmer umzusehen, nach Details Ausschau zu halten, die für die Suche nach dem Familienerbstück wichtig sein könnten. Kapitel 17: Ungeklärte Fragen & die Sache im Fahrstuhl ------------------------------------------------------ Die schnellen und gezielten Blicke des Detektivs suchten sich ihren Weg durch das verspielte und vornehme Zimmer der verstorbenen Frau des Hauses. Allerlei Krimskrams und Spielzeuge aus vergangen Kindertagen war in weißen verzierten Regalen aufzufinden, hübsch hergerichtet und sortiert, liebevoll behandelt bis zum letzten Atemzug. Man konnte damit eins und eins zusammen zählen, dass die Familie Thomson und deren Verwandten eine wirklich sympathische, liebevolle und beliebte Sippe gewesen sein musste. Eine kleine reiche Familie, ohne großartige Probleme oder Sorgen im Leben, die einfach nur untereinander auf sich acht gab und niemals schlecht auffielen. Es schien nicht nur so, es entsprach der Wahrheit, wie Sherlock einmal mehr aus diesem Haus und dem eigenen Empfinden ableiten konnte. Trotz allem. … So viel sich der Consulting Detective auch umsah und sich seinen Kopf darüber zerbrach, wo jenes Familienerbstück versteckt sein könnte,… er fand keinen wirklichen Hinweis darauf, welche Richtung er bei seiner Suche einschlagen sollte. Der Butler sowie John, schauten derweil dem jungen Mann stillschweigend zu, wie dieser - bedacht die meisten Gegenstände aus Achtung nicht zu berühren oder vom Fleck zu bewegen - sich zum Ziel hin bahnend durch das gesamte Zimmer lief und hier und da mal einen Schrank oder eine Kiste öffnete. Kleider, Spielzeug, Fotoalben, Porzellanfiguren, mehrere Bücherregale, bunte selbstgestrickte Kissen, und und und. Dieses Zimmer ähnelte dem einer Zwölfjährigen. Eines kleinen, unschuldigen, nie älter werdenden Mädchens. Jedoch … brachte ihn diese Erkenntnis auch nicht wirklich weiter. Wohlgemerkt selten kam es vor, dass Sherlock mal nicht auf die Schnelle weiter kam und einen anderen Weg einschlagen musste. Nun gut, sei drum. Sich mit einem Mal eilig zu den beiden anderen Männern herum drehend, lief der Detektiv mit emotionsloser Miene dann auch schon los, an den beiden vorbei, Richtung Tür. Irritiert sah John ihm nach, während der kleine Diener noch indessen noch weiter ins Zimmer hinein lief und stumm einen bestimmten Schrank anvisierte. Gerade als John seinem Kollegen hinterher rufen wollte, vernahm er auch schon dessen Worte. “Kommen Sie John! Heute gibt es hier für uns nichts mehr zu sehen!” Der Blondschopf dachte sich nur seinen Teil. Wenn sein Kollege es so meinte, dann würde er wohl Recht haben. Denn wenn ER schon nichts fand, brauchte John oder sonst wer erst gar nicht anzufangen hier eine Suchaktion zu starten zu wollen. Mit diesem Gedanken folgte er Sherlock ohne noch weiter darauf einzugehen. Allerdings waren die beiden gerade erst bei der Treppe nach unten angelangt, als sie die leise und gebrochene Stimme des Butlers mit einem mal inne halten ließ und beide dazu brachte, stehen zu bleiben und sich um zu drehen. “Mr. Holmes,…darf ich Ihnen wenigstens noch das hier anvertrauen?” Der Angesprochene verfolgte mit leicht genervtem Blick den Diener, welcher eben mit kleinen Schritten auf ihn zu kam und ihm einen weichen, flauschigen Gegenstand entgegen hielt. “Es ist mein einziger Wunsch und gleichzeitig eine Bitte an Sie!” Sherlock hob eine Augenbraue und betrachtete das kleine Etwas in den zittrigen und sehnigen Händen des älteren Mannes vor ihm. Auch John trat etwas näher und sah nun genauer hin. “Ein Stofftier?!” Es war mehr eine Frage als eine Feststellung, welche der Butler gewillt war sogleich zu beantworten. “Dieses kleine,... emotional... wertvolle Kuscheltier war einst das Lieblingsspielzeug des kleinen Noahs! Mrs. Thomson bewahrte es sorgfältig in ihrem Kleiderschrank für ihn auf, hütete es wie ihren eigenen Augapfel! Es war das Kostbarste was Noah besaß, er hat es geliebt!” Es war beinahe rührend wie dieser alte Mann, so traurig und flehend vor den beiden stand und ihnen den Schatz des damals  kleinen Jungen anvertrauen wollte. Es handelte sich um ein etwa handgroßes Stofftier, welches einen Hund darstellte. Ein kleiner Hund, aus dunkelgrünem Samt, mit einer kleinen roten Schleife aus Satin um den Hals, und treuen, großen schwarzen Perlenaugen. Rundum ein wirklich niedliches Tierchen, wie John zugeben musste - und wertvoll im Sinne von ‘mit sehr vielen Kindheitserinnerungen behaftet ’ war es sicher ebenso. Sherlock unterdessen wollte erstens nicht unhöflich erscheinen, wobei ihm das im Normalfall hätte egal sein können, und zweitens,…..musste ihn John so eindringlich und bittend anschauen? … …Letztendlich gab er sich geschlagen. Sherlock seufzte ergeben. “Sie würden mir dieses Ding nicht einfach so und ohne Grund anvertrauen! Sie denken wenn wir Noah Brown nochmals begegnen sollten und wir ihm sein geliebtes Stofftier überreichen, er eventuell wieder zur Besinnung kommt und sich freiwillig ergibt?!” Volltreffer. Doch der Butler ließ sich nicht einschüchtern. “Ich bitte Sie Mr. Holmes, erfüllen Sie einem alten Mann wie mir nur diesen eine Wunsch, egal was es bewirken sollte! Versuchen Sie ihm seinen kleinen Schatz einfach wieder zu geben! Bitte!!” Mit geschlossenen Augen und tief ausatmend fasste sich der Detektiv kurz genervt an die Nasenwurzel. “Also schön, geben Sie schon her!!” Einwilligend nahm er von dem Butler den verflixten Hund entgegen und reichte diesen gleich zu John weiter, welcher das weiche Tierchen sofort vorsichtig entgegen nahm. “Schon gut, wir machen es!”, kam es nochmals, mit nun deutlich ruhiger und freundlicher Stimme vom Consulting Detektiv. Der kleine Diener schien mehr als dankbar zu sein, schüttelte seinem Gegenüber die Hand und verneigte sich mehrmals. John musste zugeben, dass ihn diese Szene irgendwie berührte. Es war nichts Großartiges, nichts was er mit seinem Kollegen nicht schon erlebt hätte,… doch irgendwie hatten sich Sherlocks Verhaltensweisen, oder besser gesagt ‘Handlungen’ gegenüber einfachen Menschen, die er bei Ermittlungen nebenbei mal kennenlernte, nach einiger Zeit mehr und mehr verändert, wenn auch nur für John sichtbar, der, als einziges, sehr viel Zeit mit dem Detektiv verbrachte. Es waren diese bestimmten Kleinigkeiten die dem Doktor dann sofort auffielen, die er an seinem Kollegen hin und wieder bemerkte. Kleinigkeiten, die Sherlock etwas menschlicher machten, was er natürlich, auch wenn er sich immer selbst als hoch funktionalen Soziopathen bezeichnete, eigentlich eh schon im Grunde seines Herzens war. Wenn der Meisterdetektiv wollte, konnte er zum Beispiel sehr wohl auch taktvoll sein.… “Doch nun müssen die Herren bestimmt langsam wieder los!” Sichtlich beruhigter wegen der ganzen Sache um Noah, half der Diener nun auch sogleich, am Fuß der Treppe, Sherlock in dessen Mantel und dann den beiden schließlich so schnell es ging wieder von diesem Anwesen zu verschwinden, ohne noch groß bei den anderen Bediensteten aufzufallen oder diesem nervigen Makler Mr. Cooper nochmals zu begegnen. Alles ging ziemlich schnell. Kurzerhand hatte der Butler raus geführt und sich letztendlich am Tor des Grundstückes zum Schluss noch einmal dankend und höflich verabschiedet. “Ach, sagen Sie, wie heißen Sie eigentlich?”, wollte John von Weiten dann doch noch wissen. Irgendwie lustig das Sie dieses Detail noch nicht kannten, wenn man bedachte, wie viel der kleine, alte Diener ihnen in der kurzen Zeit der Besichtigung mit den Fall betreffenden Dingen weiter geholfen hatte. Der Butler lächelte freundlich und rief ein letztes Mal aus der Ferne. “Nennt mich einfach Charlie!” Noch ein Blick zum Anwesen der Thomsons und schon liefen die beiden Privat Ermittler zurück zu dem Parkplatz, auf dem schon ihr Fahrer auf sie wartete. Ohne noch unnötig Zeit verstreichen zu lassen, startete dieser, als seine Passagiere wieder auf dem Rücksitz Platz genommen hatten auch schon den Wagen und kurzerhand ging es wieder zurück Richtung London. Sherlock und John saßen auf den selben Plätzen, wie bei der Hinfahrt, nur dieses Mal mit einem Fahrgast mehr in ihrer Mitte. John hatte nämlich den kleinen, smaragdgrünen Hund behutsam neben sich auf den mittleren Platz gelegt. Nicht unbedingt dessen Flauschigkeit wegen, sondern nur weil der Butler Charlie betont hatte, welchen hohen emotionalen Wert diese Spielzeug für Noah hatte und der Doktor es deshalb besonders vorsichtig behandeln wollte. War Charlies Bitte Noah das Tier zu überbringen an sich nicht besonders kompliziert,….wäre es jedoch etwas fragwürdig und vor allem sehr verdächtig, wenn sie einfach bei Noah antanzten und ihm sein geliebtes Spielzeug aus Kindertagen überreichen würden. Welche unangenehmen Fragen das bei Mr. Brown aus lösen würde, war deutlich vorhersehbar. Sherlock und John wären damit bestimmt geliefert. Doch während der Kleinere von beiden noch darüber nach dachte, war der Detektiv schon längst dabei einen Lösungsweg zu finden, wobei er diesen kleinen Hund kurzerhand mit einplante. Er dachte sich, dass dieses Kuscheltier eventuell doch noch für sie von Nutzen sein könnte. Lange und tief ausatmend, und dabei den Gehstock neben sich anlehnend, nahm Sherlock wieder einmal seine Hände hoch, legte die Handflächen aufeinander - dachte in aller Ruhe nach. Sein Sitznachbar bemerkte erneut jenen schwarzen Gehstock und sah sich diesen, zuerst von Weitem, nun doch etwas genauer an. Gar nicht erst vorher um Erlaubnis bittend, nahm er ihn kurz darauf auch einfach von Sherlocks Seite und betrachtete ihn neugierig. Die kurze Anekdote von Sherlock zu diesem noch im Kopf, musste der Blondschopf verblüfft feststellen, das dieser Stock offenbar uralt und ebenfalls sehr wertvoll zu sein schien. Gerne hätte er Sherlock gebeten ihm mehr darüber zu erzählen, wie er genau er zu diesem schöne Stück gekommen war… “Soll ich Sie beide wieder in der Baker Street absetzen oder irgendwo anders hin bringen?”, kam es plötzlich von vorne was beide Angesprochenen aufschauen ließ. John sah zu seinem Kollegen, der allen Anschein nach ernsthaft über diesen geäußerten Vorschlag nachdachte. Es dauerte auch nicht lange, bis sich der Lockenkopf schließlich mit sich selbst einig war. “Das St. Bartholomew’s Hospital wäre uns ganz Recht, Danke!” Der junge Fahrer nickte, hob den Daumen nach oben und widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Landstraße. Der fragenden Blick seines Kollegen entging Sherlock keineswegs, doch zur, für Sherlock richtigen, Zeit würde er diesen schon aufklären. … So wie jedes Mal. John hatte wohl den selben Gedanken, denn er seufzend kurz ergeben, ließ sich dann etwas mehr nach hinten in den Autositz sinken und schaute geradeaus. Noch immer den Gehstock in den Händen, spielte John Fingerspitzen nun gedankenverloren mit dessen silbernen Knauf, ohne dass es dieser wirklich bewusst mitbekam. Sherlock war zur selben Zeit schon wieder mit weiteren Fakten beschäftigt, welche er mit seinem Handy aus dem Internet heraus suchte, um sie mit ihrem Fall zu verknüpfen. Ein Grinsen zierte seinen Mund, doch davon bekam John auch nichts mit, da er sich letztendlich nur noch mit der am Wagen Fenster vorbeirauschenden Landschaft und unbewusst auch mit Sherlocks Gehstock zwischen den Fingern, beschäftigte. Über kurz oder lang kamen sie schließlich am gewünschten Ort an. Sherlock und John verabschiedeten sich von dem jungen Chauffeur, stiegen aus und betraten sogleich das Barts. Die darauf folgende Viertelstunde lief relativ schnell ab. Wie schon so oft ließ der Meisterdetektiv Holmes seinen Charme bei der netten und liebenswerten Pathologin Molly Hooper spielen, umgarnte sie, ohne, dass die junge Frau es wirklich mitbekam. Molly war wie immer geschmeichelt und hilfsbereit und ließ Sherlock in den Räumen seiner Wahl machen was er wollte. Dieses mal wollte der Detektiv einen genaueren Blick auf die drei toten damaligen ‘Freunde’ von Mr. Thomson werfen, um sich ein besseres Bild machen zu können. Ihm ging es nun mehr denn je um Gemeinsamkeiten zwischen den Dreien, etwas, das sie verband. Denn obwohl alle - insgesamt vier Personen - nicht miteinander verwandt zu sein und alle unterschiedlicher Abstammung zu sein schienen, hielten sie dennoch mehrere Jahre zusammen, hegten gemeinsam Rachegefühle gegenüber des freundlichen Hausherren und brachten diesen letztendlich ebenfalls ‘mit vereinten Kräften’ um. Sherlock betrachtete die toten Körper auf den einzelnen Metall liegen, holte seine kleine, moderne, schwarze Lupe heraus, lief zwischen den Körpern hin und her, besah sich die drei Leichen von Kopf bis Fuß und stellte sich schließlich sichtlich zufrieden wieder neben John, welcher die ganze Zeit seinen Kollegen in Ruhe dessen Arbeit hatte machen lassen. “Nun denn! Wir können wieder gehen!! Im Taxi werde ich Ihnen alles weitere erklären!” Sich, mal wieder, mit dieser Aussage zufrieden gebend, verabschiedete sich John mit einem mitfühlenden Lächeln bei Molly und die beiden Ermittler verließen die Leichenhalle und anschließend das Gebäude. In besagtem Taxi hörte der Blondschopf dem Detektiv interessiert und erwartungsvoll bei dessen Deduktionen zu, wobei dieser erneut sein Handy zur Hand nahm. “Im Grunde genommen fand ich sehr viel, das Meiste ist jedoch für unsere Ermittlungen eher belanglos! Allerdings ist eine Erkenntnis, in Kombination mit den anderen Hinweisen, die ich unter anderem an Henry im Regent‘s Park entdeckt habe, sehr interessant. Alle vier Personen trieben konsequent und oft Sport! Das kann man zum Beispiel am straffen, kräftigen Körperbau aller drei Opfer erkenne! Da man weiter annehmen kann, dass die vier viel gemeinsam unternommen haben, werden sie auch das gleiche Fitnesscenter besucht haben, welches ich gerade im Internet raus zu filtern versuche! Bevor mir Klagen kommen, dass Logo des besagten Studios war  auf Henrys Jogginganzug abgebildet!…Und dies,…”. Sherlock war gerade dabei das gesuchte Gebäude im Internet ausfindig zu machen, welches schon im selben Augenblick mit Betitlung auf dem Bildschirm erschien. “…ist jenes Fitnesscenter, welches wir gleich aufsuchen werden!”, beendete der Größere seinen angefangenen Satz und hob kurzerhand seinen Arm Richtung John, damit dieser selbst vorlesen konnte. “Oasis Sports Centre!?” “Sehr wohl! Wir machen es uns nicht unnötig schwer, werden uns dort gezielt umschauen und uns direkt gezielt nach diesem George erkundigen!" Bevor Sherlock weiter sprach, gab er dem Taxifahrer schnell die Adresse durch “Zur 32. Endell Street!”, und wand sich dann auch schon wieder seinem zuhörenden Freund zu. “…Ich will nicht unbedingt sagen, dass es eilt, dennoch können wir nicht all zu lange warten! Denn seit wir das Grundstück der Familie Thomson verlassen haben, schwebt unser treuer Butler Charlie in Gefahr! Sollte ihn George wirklich Tag und Nacht beschatten lassen, was ich mir zwar nicht wirklich vorstellten kann, aber trotzdem in Betracht ziehen muss, wird er inzwischen schon wissen, dass wir dort waren und ist in dem Fall wahrscheinlich schon darauf vorbereitet, dass wir ihn nun eventuell suchen! Alle vier - Ben, Amber, Henry und George - sind, bzw. waren nicht nur raffiniert und bis dato für ihr kamelionhaftes Verhalten bekannt, sie haben außerdem Quellen! Nicht nur für ihr Konto-Sprengendes Hobby, sondern, nicht zu vergessen, auch für ihren Alltag, welchen sie bis zu ihrem Tode mehr oder weniger unbeschwert ausleben konnten! Quellen und Leute, die sie sogar schützen würden, wenn es darauf ankäme! Wohl möglich Leute, die für eine Bezahlung dieser Vier, sogar töten würden!” Ernst musterte John seinen Sitznachbarn. “Sie meinen also, dass dieser noch herumlaufende George im Endeffekt doch nicht so alleine da steht wie wir gedacht hatten! Zwar sind Ben, Amber und Henry schon von Noah Brown umgebracht wurden,…aber unterschätzen dürfen wir George auf keinen Fall!” “Sie sagen es!”, entgegnete Sherlock selbstsicher und machte dabei beinahe den Eindruck, als würde er sich über die sich anbahnenden gefährlichen Ereignisse freuen. Denn riskant würde es auf alle Fälle werden, dieser Mann war gefährlich, wahrscheinlich mehr als die anderen drei. Es dauerte nicht lange, bis das Taxi nun auch schon vor dem Oasis Sports Centre am Straßenrand anhielt und sie es nach der Bezahlung verließen. Beide Männer betrachten stumm das - bildlich gesehen - protzig aufgebrezeltem Sportcenter und sahen sich noch einmal gegenseitig an. Wirklich passend waren sie für das Establishment vor ihnen zwar nicht gekleidet, dieser Umstand ließ aber auf die Schnelle auch nicht mehr ändern. Nicht so schlimm. Ein raus geputzter Sherlock Holmes mit Gehstock und Zylinder und ein ebenso vornehm gekleideter John Watson mit Melone und einem grünen Stofftier in der Hand betraten letztendlich ohne weitere Umschweife, ihre unpassende Aufmachung dabei komplett ignorierend, auch schon das Gebäude. Innen bahnten sie sich ihren Weg durch die große Eingangshalle, kamen an verschiedenen Räumlichkeiten mit Bezeichnungen wie ‘Abnehmen leicht gemacht’, ‘Swimmingpool Synchronsport’, ‘Only for woman - Programme’, ‘Sauna’, ‘Tanzstudio’ etc. vorbei. Sherlock wusste schon genau wo sie hin mussten, hatte sein Ziel schon anvisiert und wollte nicht länger als unbedingt nötig mit seinem Freund in dem riesigen Komplex herumirren. Deshalb verwendeten sie schließlich als "Abkürzung" den exklusiven und momentan leeren Fahrstuhl. Die Fahrstuhltür öffnete sich und beide Männer stiegen ein. Stumm standen sie nebeneinander, während der Lift sich, nachdem der Detektiv die Ziffer des gewünschten Stockwerkes gedrückt hatte, auch schon in Bewegung setzte - das Gebäude war nicht nur weitläufig sondern hatte auch mehrere Etagen. Ungeduldig klopfte Sherlock mit seinem Gehstock auf den metallenen Boden. John derweil schaute nach oben und lauschte der angenehm ruhigen und entspannten Fahrstuhlmusik, welche um sie herum erklang. “Sie werden mich übrigens die nächsten Tage für jeweils ein paar Stunden bei Ihren Ermittlungen entbehren müssen!” Überrascht über diese plötzliche Aussage und deren Bedeutung, die momentan gar nicht in seinen Ablauf passte, drehte Sherlock beinahe ruckartig seinen Kopf in Johns Richtung, welcher sich schon denken konnte, dass der Größere gerade SEHR BEGEISTERT von dieser Information war. “Und Wieso wenn ich fragen darf? Was kann bitte wichtiger sein als den Fall zu lösen?!" Mann konnte deutlich heraushören, dass der Detektiv tatsächlich alles andere als begeistert war, konnte sich dieser doch eigentlich schon denken wo John in dieser Zeit hinzugehen gedachte. Für ihn persönlich war es überhaupt nicht nachvollziehbar, warum der Doktor überhaupt noch in der Praxis arbeitete, gerade jetzt dort wieder hin wollte, wo sie beiden doch endlich wieder etwas Wichtiges zu tun hatten, nämlich gleich zwei Mörder zu fangen. “Tut mir Leid, Sie damit verärgern zu müssen, aber ich muss mich da halt auch mal wieder blicken lassen und das Geld haben wir gerade auch mehr als nötig. Ich kann bestimmt mit Sarah reden, dass ich nur fünf oder sechs Stunden am Tag Patienten betreuen kann!” Gedanklich hätte der Detektiv am liebsten einen Wutausbruch gehabt. Warum fiel dem Doktor diese Idee gerade jetzt ein? Aber gut. … Wenn er unbedingt lieber so langweilige Arbeit verrichten wollte, anstatt mit ihm gemeinsam etwas wirklich " 'Bedeutendes' zu tun. John vernahm ein genervtes Seufzen und schaute, ohne sich zu rühren, aus dem Augenwinkel zu Sherlock hinauf. “Sie scheinen ja wirklich nicht erfreut zu sein!” “Wundert Sie das?”, kam nun fast schon patzig sogleich die Gegenfrage und ließ den Doktor beinahe milde lächeln. Noch während dieser die rot-aufleuchtenden Fahrstuhlzahlen beobachtete, fuhr er mit ruhiger Stimme fort:. “Sherlock, jetzt machen Sie mal bitte keine Drama daraus, ich bin schließlich nicht den ganzen Tag weg, vor und nach der Arbeit kann ich Ihnen ja trotzdem helfen!” Sherlock, offenbar tatsächlich eingeschnappt, grummelte vor sich hin: "Sie gehen da doch nur hin um mit dieser Sarah Zeit zu verbringen!" DA. Da war es schon wieder. Eine solche Aussage und dann dieser ganz bestimmte Unterton der darin mitschwang. Der Größere meinte es absolut ernst und verhöhnte den Kleineren damit, machte sich über ihn geradezu lustig. Eine ganz miese Mischung, wie  John fand. Diese Auffassung spiegelte sich auch deutlich in dessen Miene wider. Sein Gesicht verzog sich zu einer beleidigten und ungläubigen Fratze, woraufhin sein Gegenüber nun sofort wieder besser gelaunt wissend und amüsiert eine Augenbraue hob. “Sherlock,…”, kam es warnend und mit tiefer, ernster Stimme vom Älteren. "Fangen Sie jetzt schon wieder damit an. Was haben Sie gegen Sarah? Ich bzw. wir können wirklich froh sein, dass sie mich nach dem Debakel mit dem schwarzen Lotus nicht hochkant rausgeworfen hat und Sie haben nichts Besseres zu tun als keinen Hehl daraus zu machen, dass Sie sie nicht leiden können. Kann es etwa sein, dass Sie eifersüchtig sind?” Nun doch etwas überrascht über diese Reaktion, blickte Sherlock mit emotionsloser Miene auf seinen Freund herab. Ließ sich jedes einzelne Wort seines Gegenübers nochmals durch den Kopf gehen um die Bedeutung dieser genauer analysieren. Schlussendlich wollte ihm gerade Johns zuletzt ausgesprochener Satz nicht aus dem Kopf gehen. “Ihre letzte Bemerkung erscheint mir nahezu lächerlich! Ich habe nichts gegen dieses Weib, ich habe ihr das Leben gerettet, schon vergessen?! Ich meinte lediglich, dass es im Moment wichtiger wäre, dass Sie sich voll und ganz auf unseren Fall konzentrieren und nicht nur Teilzeit.” Gerade als John, nun etwas kleinlaut, er hatte geahnt, das es wegen diesem leidigen Thema mit Sherlock eine Diskussion geben würde, Sherlock klar machen wollte, dass es doch nicht sooo dramatisch war, wenn er am Tag mal wieder ein paar Stunden nicht bei ihm wäre, machte es “Pling” und die Fahrstuhltür ging auf. Herein kamen zwei ältere muskelbepackte Männer und eine mollige Frau, die sich grüßend zu den beiden Streithähnen gesellten und einen Wimpernschlag später fuhr der Aufzug auch schon weiter. In Gedanken vor sich hin grummelnd sah John mit zusammengezogenen Augenbrauen und sichtlich genervt geradeaus. Sherlock hingegen spielte mit gefasster Miene stillschweigend mit dem silbernen Knauf seines Gehstockes und überlegte sich schon im Voraus ein paar Argumente für den weiteren Verlauf ihres Gespräches, welches Sherlock und John mit großer Wahrscheinlichkeit auch gleich weiter führen können würden. Zu seiner Erleichterung stiegen die Frau und die beiden Männer auch schon in der nächst höheren Etage wieder aus und ließen jenes Ermittler-Duo erneut alleine. Beide sahen sich schweigend, an während sich die Tür des Aufzugs auch sogleich wieder schloss und sich die Kabine nun schon automatisch wieder in Bewegung setzte wollte. Doch zu Johns Überraschung lehnte sich sein Gegenüber an John vorbei  mit einem mal zur Seite, wobei dieser den Blick dabei nicht von dem Kleineren ab wandte und drückte schnell und nicht gerade zaghaft den roten großen STOP-Knopf auf der Tastenleiste an der Fahrstuhlwand. Jene Aktion zu spät realisierend, starrte der Doktor den Detektiv geschockt und fassungslos mit großen Augen und offenem Mund an. “…Sherlock, Was-…” Doch weiter kam er nicht, denn schon unterbrach ihn die tiefe, rauchige Stimme Sherlocks, welche er direkt neben seinem rechten Ohr vernahm. “Wir haben genau fünf Minuten bevor dieser kleine nicht existierender Notfall in der Gebäude Zentrale bemerkt wird und sie versuchen werden den Lift von dort aus wieder in Gang zu setzten - also hören Sie mir jetzt gefälligst mal ganz genau zu!” Durch diese plötzliche forsche Art des Detektivs machte John, unbewusst, aus Reflex einen Schritt zur Seite, den Mann neben sich nicht aus den Augen lassend. “Das ist nicht lustig Sherlock! Lassen Sie die Spielchen und bringen Sie uns hier wieder raus!” Leichte Panik schwang in seiner Stimme mit, was verdeutlichte, dass sich der Veteran in diesen beengten vier Wänden, noch dazu verbal unter Druck gesetzt, nicht gerade wohl fühlte. Außerdem war es hier drinnen eindeutig zu warm für eine Anzug, wie John gerade einen trug. Erneut erntete Sherlock einen warnenden Blick des Älteren, zeigte sich jedoch absolut unbeeindruckt. “Mein lieber John!”, kam es plötzlich sanfter “Zu aller erst will ich dieses Thema mit der vermeintlichen Eifersucht, wie Sie es lächerlicher Weise bezeichnen, gleich mal im Keim ersticken! Schrauben Sie mal Ihr Ego runter und denken Sie nach! Was hätte ICH bitte für einen Grund ein solch banales, lästiges Gefühl wie Eifersucht überhaupt in Betracht zu ziehen! Meinetwegen können Sie hingegen wo Sie wollen und machen was Sie wollen, mit wem Sie wollen! Aber nehmen Sie dabei doch wenigstens auf die wirklich wichtigen Dinge Rücksicht, die Vorrang haben sollten.” So barsch und energisch wie der großgewachsene junge Detektiv nun mit John redete, verstärkte es in diesem Fall ausnahmsweise das Gefühl, wohl tatsächlich mit seiner Vermutung, Sherlock sei eifersüchtig, Recht zu haben. So intensiv hätte er dieses Gefühl bei dem Jüngeren allerdings  nie vermutet, wie der Doktor verwundert feststellen musste… schon gar nicht bei sich selbst, Sherlocks Kollegen und. Freund. Doch er ließ sich nicht unterkriegen, diesen Gefallen würde er Sherlock ganz bestimmt nicht schon wieder tun. “Sie sind also der Meinung, dass Sie und Ihre Kriminalfälle in meinem Leben Vorrang haben sollten, vor allem anderen?!” “Moment mal John!!”, wurde der Arzt plötzlich wieder unterbrochen. “Um was geht es dir gerade eigentlich? Was ist dein Problem? Ich steige einfach nicht dahinter, was ich hier und jetzt offen zugebe! Hierbei reicht mein deduktives Denken einfach nicht, da benötigt es schon ein paar mehr Hinweise!! Willst du meine Erlaubnis, gehst du dort hin um mir aus dem Weg gehen zu können, willst du das ich mich aufrege, willst du das ich dich anflehe, lieber mit mir den Fall zu bearbeiten?” Um was es ihm ging? … Tja, wenn John das so genau wüsste, würde er sich vermutlich nicht so verhalten wie er es tat. Er musste kurz nachdenken, was für Sherlock eigentlich schon Antwort genug war. Das der Kleinere ihm hier gerade messerscharf servierte, dass er sowohl eifersüchtig als auch Besitz ergreifend sein sollte, das war schon allerhand und Sherlock wollte eigentlich nicht weiter darauf eingehen, deshalb lenkte er das Gespräch geschickt so, dass es plötzlich um Johns und nicht um Sherlocks 'Probleme' ging. Langsam schüttelte der Jüngere seinen Kopf, trat etwas näher heran und klopfte mit seinem Gehstock auf den widerhallenden Boden. “John,…”, seufzte dieser. “…Was ist los? Sagen es mir doch einfach! Du bist in letzter Zeit so unkonzentriert und fährst, meiner Meinung nach, zu schnell aus der Haut!…” Er machte eine kurze Pause, was John dazu veranlasste zu schlucken. "Oder geht es hier etwa... im Grunde in Wahrheit um vergangene Nacht?…” Mehr musste Sherlock gar nicht sagen, John wusste sofort, dass dieser nur ihren Kuss in der Küche meinen konnte. Unwillkürlich verzog er den Mund, ballte die Hände zu Fäusten, senkte dann seinen Kopf, sah, die Zähne aufeinander beißend, zur Seite und dachte ernsthaft über jene Frage nach. Er fand die Antwort recht schnell, aber... “Ich weiß es nicht!…”, entgegnete John lieber letztendlich leise und bedrückt, wobei sein Gegenüber deutlich sehen und spüren konnte, dass es gelogen war. “Um ehrlich zu sein,…ich auch nicht! Trotz allem verlange ich von dir, als mein Kollege und FREUND, dass du mir beistehst, wenn es in unseren Ermittlungen hart auf hart kommt! Verstehst du. Gerade jetzt, in dieser kritischen Phase brauche ich dich mit höchster Konzentration durchgehend an meiner Seite,…was auch immer vorgefallen sein mag!” Sich diese, wieder plötzlich ruhiger ausgesprochenen und dazu noch ehrlich klingenden, Worte durch den Kopf gehen lassend, atmete der Blondschopf einmal tief ein und wieder aus, schloss kurz die Augen und sah schließlich in diese hellgrauen, fast schon bläulich schimmernden Augen. John fand es ja wirklich schmeichelhaft, dass Sherlock offen aussprach, ihn gerade dringend als Unterstützung bei den Ermittlungen Vollzeit an seiner Seite haben zu wollen, aber John brauchte, gerade nach dem Vorfall letzte Nacht eigentlich den räumlichen Abstand, den der Jüngere ihm, nun erneut, ohne es selbst wirklich zu merken wahrscheinlich, alleine durch das 'Du' schon teilweise wieder nahm. Außerdem wäre ihm ein bisschen Ablenkung nun mehr als willkommen gewesen. Er wollte Zeit mit Sarah verbringen, der Frau, bei der er sich eigentlich, seiner Meinung nach richtigerweise, so fühlen müsste, wie er es in letzter Zeit, für den Doktor vollkommen unverständlicherweise, bei Sherlock tat, wenn dieser ihm so nahe kam. Er war natürlich stolz der Kollege dieses Mannes zu sein und ja, sie waren längst Freunde geworden, wie Sherlock eben gerade selbst gemeint hatte... Eine Tatsache schenkte John aber seltsamerweise die größte Beruhigung… Sherlock gab mehr oder weniger offen zu, dass er im Moment genau so unsicher wie John war. “In Ordnung, ich werde nicht in die Praxis gehen, zumindest diese Woche nicht, aber nur unter einer Bedingung! Und eine letzte Frage zu dieser Sache habe ich noch!” Sherlock machte eine zustimmende Geste. “…War dieser… Kuss,… nur eine Art Experiment?… Sherlock schluckte unhörbar, ohne das es der Kleinere mitbekam. Musste es denn ausgerechnet DIESE Frage sein? Der Lockenkopf rang ernsthaft mit sich. Im Grunde genommen…war es eine positiv gemeinte und nicht unbedingt eigennützige Idee gewesen, gepaart mit einem Interesse und einer Neugier, die Sherlock sonst gar nicht von sich selbst kannte und offensichtlich, da John mitgemacht, Sherlock nicht abgehalten, geschweige denn abgewiesen hatte, war es auch für den Kleineren in dem besagten Moment wohl angenehm genug gewesen, es bis zum Schluss 'auszuhalten'. Warum der Doktor sich nun distanzierte, verstand der Detektiv vielleicht noch, aber warum wollte er ihm über die Arbeit aus dem Weg gehen, lieber Zeit mit dieser Frau verbringen, anstatt wenigstens mit Sherlock den Fall professionell abzuschließen? Und was war Johns Bedingung dafür, dies doch zu tun? Sherlock seufzte schwer, klopfte in Gedanken versunken erneut ein paar Mal mit seinem Stock auf den Boden, entschied dann für sich, dass er das antworten musste, was mit höherer Wahrscheinlichkeit das gewünschte Ergebnis erzielen würde, ehe er... log. “Ja! Das war es in der Tat!” … John lehnte sich stumm zur Seite an die Fahrstuhlwand, lockerte dabei seine Gesichtszüge und sah nun, mehr neutral, seinen Gegenüber an. … So war das also! Nun wusste John wenigstens Bescheid und musste sich nicht weiter den Kopf darüber zerbrechen, wie und warum es zu diesem Kuss gekommen war. Er war schlich und ergreifend Sherlocks naturgegebener Neugierde zum Opfer gefallen, worauf er sich definitiv nichts einzubinden brauchte. Welche Erkenntnisse dieses angebliche ‘Experiment’ dem Detektiv allerdings im Endeffekt hatten bringen sollte,… war dem Doktor immer noch nicht ganz klar. Sherlock hatte, bevor er ihn geküsst hatte, zu ihm gesagt, dass er selbst nicht geahnt hätte, welche Auswirkungen die leichte Berührung ihrer Lippen im Barcode auf ihn haben würde, vielleicht hatte  das 'Experiment' ja was damit zu tun, aber woher sollte John das wissen, er konnte ja immer schon Sherlocks merkwürdigen Gedankengängen nur schwer folgen. “Nun dann,.. ist ja... gut! Hier meine Bedingung, bzw. eigentlich Bedingungen. Sie suchen sich gefälligst jemand anderen für diese Art von 'Experimenten' und Sie unterlassen es ein für alle Mal mich erneut zu duzten! ” John versuchte neutral zu klingen, konnte aber das Gefühl nicht gänzlich los werden, benutzt worden zu sein. Sherlock hätte sich jede Frau oder auch jeden anderen Mann schnappen können um dieses 'Experiment' durch zu führen, dachte er zumindest. Außerdem wollte er weder körperlich noch sprachlich dem Jüngeren so nahe sein. Sherlock derweil ließ sich natürlich nicht täuschen… er sah es dem Älteren an, dass es ganz und gar nicht gut war… die erste Bedingung schien ihm aber zumindest logisch und bei der zweiten war er sogar fast ein bisschen peinlich berührt, dass er offensichtlich, schon wieder, irgendwann im Gespräch angefangen hatte den Kleineren zu duzten. War ihm selbst gar nicht aufgefallen, aber jetzt wo John es ansprach, ja, gestern Abend im Wohnzimmer und letzte Nacht in der Küche war ihm das auch passiert. Er hatte zwischen durch einfach irgendwann im Verlauf des Gesprächs ins Du gewechselt und weil John kommentarlos mitgemacht hatte, war es ihm überhaupt nicht aufgefallen. Er ließ es aber ausnahmsweise sein, alle seine Beobachtungen laut aus zu sprechen oder mit dem Kleineren zu verhandeln, er hätte eh nicht gewusst worüber und ließ seinen Mitbewohner wenigstens heute mal damit in Ruhe - es war für sie beide wohl eh das Beste. Das er ihn angelogen hatte, lag ihm schwerer im Magen, als er gedacht hätte. Wie auf Kommando ertönte ein erneutes Piepen und ein “Pling”, dann ein kurzes Ruckeln, ein Klingen, und schon bewegte sich der Aufzug endlich weiter. Eine freundliche weibliche Computerstimme bestätigte den zwei Männern noch, dass sie außer Gefahr waren und wenige Augenblicke später öffnete sich die Fahrstuhltür vor ihnen zum gewünschten Stockwerk. ENDLICH DRAUßEN - war der erste Gedanke, der sowohl John als auch Sherlock in den Sinn kam, als sie darauf hin auch schon einen Fuß ins Freie setzten. Erleichtert und mit dem eisernen Willen, das Gesprächsthema von eben komplett abzuhacken, lief der Doktor schon seinem Kollegen hinterher, als dieser sich auch gleich, augenscheinlich schon wieder voll und ganz auf auf ihren Fall konzentriert - in Richtung ‘Gerätehalle’ aufmachte. Insgeheim wollte Sherlock das Ganze eigentlich nicht 'auf sich beruhen' lassen. In nächster Zeit vielleicht nicht, aber nach dem der jetzige Fall gelöst wäre, mussten Sie das dann wirklich endlich klären… Sherlock wollte bei Gelegenheit seine Lüge richtig stellen, aber momentan!?... Was war er doch nur für ein jämmerlicher Feigling - eigentlich sie beide. Kapitel 18: Und die Suche geht weiter ------------------------------------- Beim Öffnen der Tür zur Gerätehalle ertönte ein leises Quietschen. Sherlock trat als Erstes ein, dich gefolgt von John. Stillschweigend sahen sie sich vorerst in der riesigen Halle um. Weit und breit sah man die verschiedensten Sportgeräte, an einigen von ihnen wurde auch trainiert. Sherlock entdeckte auch eine kleine Saft-Bar in der hinteren linken Ecke dieses weitläufigen Studios  und direkt neben den beiden am Eingang befand sich ein kleiner Info- und Anmelde Point, der von einer augenscheinlich netten, schwarzhaarigen Frau geführt wurde, die das Ermittler-Duo auch nun sogleich freundlich begrüßte. Beide gaben ihr schnell zu verstehen, dass sie Zuschauer und Interessenten einer Mitgliedschaft in dieser Einrichtung waren und sich gerne umschauen wollten. Die junge Frau machte daraufhin eine einladende Geste, meinte zuvorkommend, dass Sherlock und John ihr doch gerne bitte folgen durften und begann mit ihnen sogleich einen kleinen Rundgang durch die Gerätehalle. Während dessen versuchte John den, ihm jetzt sichtlich, peinlichen Stoffhund hinter seinen Rücken zu verstecken, er wollte das kostbare Kleinod nicht einfach in die Tasche seines Jacketts stopfen. So lief er geschwind der Dame und Sherlock hinterher, während diese ihnen mit freundlicher Stimme die Geräte und anderen Extras dieser Halle zeigte und dabei zu jedem Punkt kurz etwas erklärte. Diese unwichtigen Fakten komplett ignorierend, schaute sich der Consulting Detective mit schnellen Blicken um. Besah sich jeden einzelnen Gast und teilte jeden schon mal gedanklich in die Kategorien ‘unbedeutend' oder ‘möglicherweise wichtig‘ ein, um nachher nicht alle befragen zu müssen. Als der Rundgang schließlich endlich beendet war und die junge Frau die beide Männer wieder alleine ließ, zeigte Sherlock seinem Freund, wohin dieser sich erst einmal wenden sollte und als John der Anweisung auch sogleich Folge leistete, wand der Detektiv sich in eine andere Richtung und begann ebenfalls mit der notwendigen Befragungsarbeit. Sherlock schlenderte zuerst zu ein paar Männern, die sich nach einer Trainingseinheit gerade in einem Ruhe Bereich vor der Bar bei einem isotonischen Getränk etwas ausruhten und sich mit einem Handtuch den Schweiß von der Stirn wischten. “Guten Tag die Herren! Wie ich sehe scheint dieses Fitnessstudio nicht nur für die Fitness sondern auch für das leibliche Wohl bestens zu sorgen!” Sofort gingen die Männer zwar etwas verwirrt, dass sie angesprochen wurden, aber trotzdem freundlich auf den jungen Mann vor ihnen ein und es entwickelte sich ein Gespräch, in dem Sherlock unauffällig versuchte, etwas über diesen George herauszufinden. Auch John blieb nicht untätig und meisterte ein paar Gespräche mit einigen Männern und Frauen, die sich in dem ihm zugeteilten Teil der Halle gerade mit Trainieren oder Ausruhen beschäftigen, allerdings machte, zu Johns Enttäuschung keiner von denen Andeutungen über einen gewissen George Clapton. Weiter suchend bahnte er sich seinen Weg an einigen Sportgeräten vorbei zu einer weiteren kleinen Gruppe, die gerade offensichtlich mit ihrem Training fertig geworden waren und vor den Umkleideräumen zusammen standen. “Entschuldigen Sie…”, fing er sogleich mit freundlichem Ton diese an zu sprechen. So wurde abermals ein Gespräch begonnen, unauffällig versucht etwas herauszufinden und dieses Mal schien sich eine der Personen besonders aus der Gruppe hervorzuheben. Ein Durchschnittstyp von einem Mann, etwa in seinem Alter wie John schätzte, ging auf ihn ein und machte gewisse Andeutungen über einen Herren, bei dem es sich der Einschätzung des Doktor nach durchaus um George handeln konnte. Die anderen Gesprächsteilnehmer gingen sich derweilen duschen und umziehen und ließen die beide Männer allein. John stellte sich direkt neben seinen 'Verdächtigen' und beide plauderten ungestört weiter. “Genau so ist es, in diesem Fitness Studio trainieren viele reiche und bekannte Leute, aber hier steht Diskretion an oberster Stelle! Ja, auch manche Freunde und Bekannte der Thomsons waren regelmäßig hier!” “Und diese Freunde,… die sind mit Sicherheit mittlerweile auch schon beinahe so bekannt wie die adligen Familie selbst, oder nicht?”, meinte John mit verstellter Miene und leise auflachend, versuchte nicht all zu auffällig auf George hinzudeuten. “Wie man es nimmt, die blieben eher unter sich, fielen kaum auf! Ich persönlich kenne ja ein paar dieser ‘Freunde’, doch anscheinend muss irgendetwas vorgefallen sein,... Sie haben ja sicherlich Nachrichten geschaut,… und  wissen schon worauf ich hinaus will!” John nickte, einen Ausdruck von Betroffenheit aufsetzend und sprach leise weiter. “In der Tat. Sehr bedauerlich diese Geschichte! Und dabei hätte ich sie alle schon sehr gerne mal kennen gelernt!”, log der Arzt und blickte den anderen direkt an. “Hmmm,... da ließe sich vielleicht noch etwas machen! Vor ungefähr einer Woche war einer dieser Leute, ein ‘G. Clapton’ hier und hat ein wenig trainiert, seit dem habe ich ihn aber leider nicht mehr gesehen! Wir haben uns des Öfteren unterhalten, eigentlich ein netter Kerl, vielleicht ein wenig eingebildet!” Johns Augen fixierten den Mann neben ihm. ‘G. Clapton’?!? Das konnte tatsächlich ihr Gesuchter George sein. “Entschuldigen Sie, aber Sie wissen nicht zufällig wo sich  dieser Mr. Clapton momentan aufhält?” Mit zuerst etwas fragendem Gesichtsausdruck der dann aber auch schon plötzlich durch ein wissendes Grinsen ersetzt wurde, nickte Johns Gesprächspartner nun und fing sogleich an in seiner Sporttasche zu wühlen. Er suchte wohl etwas. “Clapton ist seriöser als man vielleicht denkt und doch bleibt er für die Allgemeinheit gerne unsichtbar, ziemlich praktisch wenn man gewisse Geschäfte zu regeln hat! Ich traf ihn auch einmal in einem Café, weiß aber nicht mehr wie es hieß, aber ich habe hier seine Visitenkarte, die hat er mir mal gegeben!…Die können Sie haben und noch was, ganz im Vertrauen natürlich,….” Sogleich rückte John ein kleines Stück näher. “…ich würde mich nicht mit ihm anlegen,…soweit ich weiß ist mit dem nicht gut Kirschen essen, so unscheinbar er auch wirken mag!… Aber er soll dafür jemand sein, der anständige Arbeit zu schätzen weiß und gut bezahlt, also hier sein Karte!” Volltreffer. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, nahm der Doktor dankend die kleine Visitenkarte, schaute sie sich flüchtig an und behielt sie versteckt in der Hand. “Und diese Karte-…” “Na ja, diese Visitenkarte ist mehr für,…wie soll ich sagen,…für Leute, die viel Geld verdienen und es dabei mit dem britischen Gesetz nicht so genau nehmen wollen, wenn Sie verstehen worauf ich hinaus will. So genau weiß ich das tatsächlich auch nicht, hab mich da nicht gemeldet, war mir zu heiß. Ich bin mir nämlich sicher, dass es um etwas Illegales geht deshalb hab ich mich bis jetzt nicht getraut diesen George dort aufzusuchen!” “George?!”, kam es wie ein Echo von John, woraufhin der Mann neben ihm nur stumm nickte und nochmals flüsternd zu verstehen gab, der Kleinere das alles aber besser für sich behalten sollte - und zwar ihr ganzes Gespräch. Damit hatte der Doktor alles was er wollte, innerlich freute er sich schon auf Sherlocks Gesicht, doch er musste sein Pokerface noch kurz im Griff behalten. Sich dankend verabschiedend trennten sich die beiden Männer und John entfernte sich mit gleichmäßigen Schritten von dem Größeren, welcher sich noch kurz prüfend umsah und dann im Duschraum verschwand. Zur selben Zeit war Sherlock, der bis gerade mit zwei Damen geplaudert hatte, ziemlich frustriert, denn es war wieder ein Reinfall gewesen. Nicht aufgeben wollende schickte er sich auch schon an sich als nächste drei vorbeilaufenden Männern zu widmen, als er John registrierte, der mit schnellen Schritten auf ihn zu kam. “Sherlock, wir-” “Nichts! Absolute Zeitverschwendung!!”, wurde John barsch unterbrochen, welcher vor seinem Kollegen stehen geblieben war und konnte nur die Augen verdrehen. “Es gibt es sehr viel Klatsch und Tratsch über die Familie Thomson, auch über jene vier Freunde des Hausherrn, die scheinen schon oft hier gewesen zu sein!…” “Sherlock, so hören Sie mir doch... ” “Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass unsere gesuchte Person ein Versteck hat und die Adresse sogar an manchen hier weiter gegeben hat, um 'Personal' anzuwerben!…” “Ja, jetzt hören Sie doch mal…” “Wahrscheinlich haben sie alle nur Angst davor, beim Reden erwischt zu werden und-” “SHERLOCK!!” Ernst und sichtlich genervt sah John seinen Gegenüber an, hob schließlich seine Hand und wedelte mit der kleinen Visitenkarte vor dem, durch die abrupte Unterbrechung seines (Selbst) Gesprächs verwunderten, Gesicht des Consulting Detektivs herum. “Ich habe seine Adresse! Und jetzt lassen Sie uns hier verschwinden!!” Mit diesem Satz drehte sich der Doktor auch schon wieder auf dem Absatz um und lief voraus. Sprachlos stand Sherlock einfach nur da und schaute seinem Freund verblüfft hinterher. Doch nur kurz, denn dann straffte er sich auch schon wieder, ließ nicht noch weitere Zeit ungenutzt verstreichen, sondern folgte dem Kleineren geschwind aus dem Sportcenter. Nach kürzester Zeit standen sie bereits beide wieder davor am Straßenrand und riefen sich ein Taxi. Auf dem Rücksitz von diesem herrschte Schweigen zwischen ihnen und dieses hielt an, bis sie wieder in der Baker Street angekommen und in ihre Wohnung gegangen waren. Dort hatten sie sich in stummer Übereinstimmung schnell umgezogen und kamen nun schließlich wieder im Wohnzimmer zusammen. John hatte seinen Revolver von oben mitgebracht, den er nun sorgfältig reinigte und lud, etwas das eigentlich nicht notwendig gewesen wäre, die Aufregung in dem Älteren aber etwas beschäftigte. Als er damit fertig war, zog John sich auch seine Jacke an, während sich Sherlock seinen Schal um den Hals legte. “So! Jetzt will ich aber wirklich wissen, wie Sie an die Adresse ran gekommen sind, John!” Der Angesprochene konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen und beschloss Sherlock mal eine Portion seiner eigenen 'bitteren Medizin' kosten zu lassen. “Das kann ich Ihnen später immer noch erzählen, jetzt müssen wir erst mal los, diese George einen Besuch abstatten!” Fast schon lässig und sichtlich zufrieden wollte sich der Doktor umdrehen sogleich zur Tür wenden, als er auch schon prompt von Sherlocks Worten aufgehalten wurde. “Hey, das ist mein Spruch!” Sherlock war amüsiert, er zeigte dem Kleineren, der sich zu ihm wand, deutlich, wie toll er es fand, dass John etwas für ihren Fall herausgefunden hatte. Vor allem noch vor IHM, dem Consulting Detective. Auch das konnte wohl mal vorkommen. Ein Grund mehr für Sherlock froh darüber zu sein, solch einen guten und treuen Freund bei seinen Ermittlungen an seiner Seite zu haben, der außerdem natürlich cleverer war und viel mehr drauf hatte, als die meisten Leute, darunter auch er selbst, wie Sherlock wusste, dachten. Genau deshalb und um der Sache wieder etwas mehr Ernst zu verleihen, fügte er noch, während er seinen blauen Schal nochmals zurecht rückte, sanft lächelnd hinzu. “Gut gemacht John! Wirklich gute Arbeit!” Jedes einzelne dieser Worte brannte sich augenblicklich in Johns Gehirn und streichelten sein zweifelndes Selbstbewusstsein. Ein warmes Gefühl machte sich in seinem Bauch breit, er empfand tatsächlich einen gewissen Stolz darüber, dass er seinem Kollegen hatte helfen können. John schenkte dem Größeren ebenfalls ein kleines Lächeln, was der Detektiv als Zeichen des Dankens annahm und nickte zufrieden. Die beiden standen sich gegenüber, graublaue Augen sahen in dunkelblaue, Sherlock streifte sich nebenbei seine schwarzen Lederhandschuhe über. Dem Doktor entging der seltsam warme Blick des Jüngeren natürlich nicht, bekam davon eine leichte Gänsehaut, konnte einfach nicht weg schauen, sich nicht gleich von diesen losreißen. Doch langsam verschwand das Lächeln auf den Lippen des Älteren wieder, trat er unbewusst einen Schritt nach hinten, senkte etwas den Kopf, den Blick Kontakt zu dem Größeren noch nicht unterbrechend. “Nicht! Bitte! Lassen Sie das!…”, kam es leise. Sofort hob Sherlock irritiert eine Augenbraue, wusste mit der Aussage seines Gegenüber ehrlich gesagt nichts anzufangen, legte ein wenig seinen Kopf schief. “Was genau soll ich lassen?” Nach einem weiteren Augenblick schaffte es der Doktor endlich seine von den Augen des Detektivs abzuwenden und drehte sich, wie Anfangs schon, wieder zur Wohnungstür um in den Flur zu gehen. Über die Schulter, die Wand hinter Sherlock fixierend, antwortete er leise “…Mich so anzusehen!…” Man sah daraufhin deutlich, wie es in Sherlocks Kopf zu arbeiten anfing. Was meinte sein Freund damit? Wie sah er John denn an? Dachte der Andere etwa, er hätte ihn mit seinem Lob gerade veralbert oder gar verhöhnt? Dass er Johns Erfolg nicht ernst nahm und sein Lob sarkastisch gemeint hatte? Oder ging es hierbei um etwas ganz anderes? … Grübelnd lief Sherlock seinem Freund hinterher, kam wirklich nicht dahinter, was John gemeint haben könnte. Sherlock hatte ihn doch gelobt, ohne Hintergedanken, es vollkommen ernst gemeint und dennoch dachte John, dass-….. Langsam sickerte eine Vermutung in Sherlocks Hirn, die allem Anschein nach auch der Wahrheit entsprach. Es ging um die Sache im Fahrstuhl bzw. um letzte Nacht... Aber… wie sah er den Kleineren denn an, das es diesem so unangenehm sein konnte?… Was lag denn Johns Meinung nach Neues in seinem Blick, von dem der Doktor von ihm verlangte damit auf zu hören? Fragen über Fragen, die der Meisterdetektiv ernster nehmen musste - wenn er Antworten wollte. Das fing langsam wirklich an ihn zu nerven, vor allem weil er gerade offensichtlich statt Antworten nur immer neue Fragen dazu bekam. Zum verrückt werden… Was Sherlock dabei wohl einfach noch nicht begreifen konnte… oder wollte, war ganz einfach die Tatsache, dass er gegenüber seinem Mitbewohner dringend bedachter mit seinen Gesten und Worten umgehen musste, besonders mit seinen Gesichtsausdrücken. Schon ein kleiner, gewisser Blick oder eine bestimmte Geste kamen bei John nun offenbar ganz anders an, als der Detektiv es wahrscheinlich selbst vor hatte. Sherlock verstand nicht, was jetzt, nach dieser Sache, ein Lächeln in seinem Freund auslösen konnte und vor allem… das John das definitiv nicht wollte. Er wollte es vermeiden darauf hereinzufallen und letztendlich wieder in ein idiotisches Experiment verwickelt zu werden.… Der Blondschopf machte innerlich mit sich aus, dass er Acht geben würde, er wollte mit Sherlock wieder 'normal' umgehen und wie zuvor mit ihm zusammen leben,... ganz ohne diese zweideutigen, nach seiner Vermutung und Sherlocks Bestätigung experimentellen Situationen, die ihn nur über alle Maßen verunsicherten. Damit hatte sich das Thema für John auch wieder erledigt, er stand einsatzbereit in der Eingangstür und wartete auf seinen Mitbewohner. So kam es dann auch, die beide Ermittler ließen sich von einem Taxi zum gewünschten Ort, laut ihrer Visitenkarte, bringen und stiegen, zur Sicherheit, bereits eine Straße vor dem Ziel aus. Sherlock bekam nebenbei mit, dass der blonde Mann an seiner Seite vollkommen fokussiert und konzentriert auf ihren Fall zu sein schien, gab sich deshalb ebenso Mühe als Consulting Detective voll bei der Sache zu sein um ihren Gesuchten George Clapton zu finden bzw. zu stellen. Sie waren vorbereitet und bereit. John griff, sich selbst Mut zu sprechend, nach dem Revolver in seiner Jackentasche, während sie die letzten Meter zu Fuß zurück legten und dann auch schon bei der Ziel-Adresse ankamen, vor einem heruntergekommen, schmalen, zweistöckigen, frei stehenden Bürogebäude stehen blieben und sich vorerst kurz prüfend in der Gegend darum herum um sahen. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, dieser Ort lag mehr in einer Seitengasse, trotz allem jedoch nicht weit von den Hauptstraßen entfernt und schien vollkommen verlassen zu sein. Sherlock fackelte nicht lange, drehte eine Runde um das Gebäude, fand einen Hintereingang und rief seinen Freund zu sich. Der Jüngere verschafften ihnen, mit einem beherzten Tritt gegen die Tür kurzerhand Zutritt und John schloss, nach dem sie eingetreten waren, hinter ihnen wieder leise die Tür. Auf alles gefasst lief der Detektiv voraus, sie befanden sich in einer Art Flur dessen Boden und die Wände aus nacktem Beton bestanden und welcher nur durch kleine Fenster über den Türen rechts und links schwach beleuchtet wurde. Sherlock schien nach einer bestimmten Türe zu suchen. John erinnerte sich nun, dass auf der Karte auch eine Zimmer Nummer genannt worden war und die Türen solche trugen. Nicht nur von Außen sah dieses Gebäude heruntergekommen aus, ebenso von Innen. An den Zimmertüren blätterte die Farbe ab, die Deckenbeleuchtung war wohl defekt, überall wo das schwache Licht hin schien, sah man Spinnweben von der Decke hängen, der Boden war mit Staub bedeckt. Doch Sherlock ließ sich nicht täuschen. Den konzentrieren Blick auf die Türen gerichtet, lief er weiter den Gang entlang, hielt nach der richtige Nummer Ausschau und entdeckte schließlich einen alte Wendeltreppe, die er sogleich, dicht gefolgt von John, erklomm, um im Obergeschoss weiter zu suchen. Langsamen Schrittes näherten sich die beide Männer nun der richtigen Tür, welche der Detektiv auch sogleich aufriss. “Dann wollen wir mal!” Voller Vorfreude öffnete Sherlock die Holztür und betrat den Raum. John zögerte für einen kurzen Augenblick, doch, von einem neuen vor freudigen Adrenalinschub gepackt, folgte er seinem Kollegen dann doch sogleich ins Zimmer. Etwas vorsichtiger als der Meisterdetektiv trat der Arzt in einen kleinen, schwach erleuchteten Vorraum. Sie sahen sich mit misstrauische Blicke um, gewahrten mit den Augen zwei weitere Türen. Die eine führte zu einem kleinen schmutzigen Badezimmer, die andere mit hundert prozentiger Wahrscheinlichkeit zu Georges Versteck. Dieses Mal war es John der voraus ging, zog nebenbei seinen Revolver, behielt ihn der rechten Hand und ging mit langsamen Schritten auf die nächste Tür und durch diese in den nächst größeren Raum. “Ob sich alle vier hier aufgehalten haben?” Sherlock verneinte Johns Frage, schritt nach vorne und sah sich genauer um. “Nur George Clapton! Dies hier ist eins von vielen Verstecken John! Sie waren wirklich clever! Irgendwie muss Noah an Informationen gekommen sein wie er sie aus der Reserve locken konnte und zwar so, dass sie es erst merkten, als es für drei von ihnen schon zu spät war. Sie waren gut organisiert, was uns die Arbeit inzwischen nur noch George ausfindig zu machen, ein klein wenig erschwert, aber, wie du hieran siehst nicht unmöglich gemacht hat!” Hier in diesem Raum sah alles ganz passabel aus, im Gegensatz zu dem Bürogebäude drum herum. Jedoch fehlten hier zwei entscheidende Dinge. Erstens, wertvolle und exklusive Gegenstände, was darauf schließen ließ, dass dieses Versteck den Betrügern wohl wirklich nur als Treffpunkt diente um Kontakte zu knüpfen oder sich für kurze Zeit hier auf zu halten. Und zweitens, was viel wichtiger war - George. Keine Spur von ihm. Die Einrichtung bestand aus einem alten, klapprigen Metalltisch auf dem ein paar Zeitschriften lagen, einem Sitzsack, einer einfachen Stehlampe, einigen Büchern und Prospekten, die einfach in einer Ecke auf dem Boden gestapelt worden waren und letztendlich einem schwarzen Röhrenfernseher, der vor nicht all zu langer Zeit noch anwesend sein musste. Sherlock nahm sich seine kleine Lupe, ging durchs ganze Zimmer, sah sich alles ganz genau an, nahm die Zeitschriften alle einzeln in die Hand und blätterte sie im Schnelldurchgang durch. Der Detektiv rümpfte dabei die Nase, hob auch einmal kurz eine Augenbraue und hatte nach wenigen Minuten wohl schon alle Antworten die es hier zu finden gab. In der Zwischenzeit hatte sich John, den Revolver schussbereit, an den kleinen Durchgang gestellt und sah aufmerksam abwechselnd zwischen seinem Kollegen und dem Büroeingang hin und her. “Er war vor kurzem noch hier! Um genauer zu sein vor nicht länger als einer Stunde! Der Sitzsack ist noch minimal warm, der An- und Ausschaltknopf vom Fernseher ist vom ganzen Gerät als Einziges staubfrei, genauso wie diese eine Stelle hier auf dem Metalltisch, wo er seinen Laptop abgestellt haben musste!” Sherlock deutete auf einen dunklen, rechteckigen Umriss auf die Oberfläche des, sonst vollständig mit einer feinen Staubschicht überzogen, Tisches. John trat nun etwas näher heran und hörte Sherlock aufmerksam zu. Dieser lief beim Erläutern seiner Entdeckungen durch den ganzen Raum. “Ihm dient dieser Raum nur zum Arbeiten. Von hier aus plant er Flüge, Bestellungen und pflegt seine Kontakte, außerdem trifft er sich hier, wie vermutet, mit potentiellen, klein kriminellen Mitarbeitern! Seine vollständig eingeweihten Kumpanen kann man allerdings an einer Hand abzählen. Er ist viel zu geizig und vorsichtig um sich mehr als eine rechte Hand anzuschaffen! Ihm geht es hier nur noch um das verschollene Familienerbstück der Familie Thomson und wenn er es erst einmal hat, wird er von hier verschwinden! Sein Ziel ist Amerika. Dort will er sich ein neues Leben aufbauen oder aber eher erneut seine Masche durchziehen, indem er sich neue Freunde erkauft, die wie er Luxus süchtig sind und sich mit diesen in reiche Familien einnisten, nur um diese dann zu einem bestimmten Zeitpunkt auszulöschen und sich damit deren Vermögen zu erschleichen! George kennt hier in London so gut wie jedes Geschäft für wertvollen und exklusiven Gegenständen, genau wie seine anderen drei Freunde - Ben, Amber und Henry! Er hat nach den drei Morden Panik bekommen und ist des Öfteren hier her geflohen, aber zum Schlafen und Essen und vor allem seines Hobbys wegen, wird er sich auch noch an einem ganz anderen Ort aufhalten!” Der Dunkelhaarige blieb kurz still, drehte sich mit dem Rücken zu dem Blonden - welcher mittlerweile schräg neben ihm stand und schaute an die Wand vor sich, an welcher eine Skizze angepinnt war, die, so schlussfolgerte Sherlock, einen selbst gezeichneten Grundriss des Thomson Anwesens zeigte. Die Zimmer, die der Butler Charlie schon durchsucht und in denen er wohl nichts gefunden hatte, waren mit einem X markiert. “George ist verrückt nach diesem Familienerbstück!…Es muss etwas Kleines sein, das einfach zu verstecken ist, es könnte sich demnach überall in diesem riesigen Anwesen befinden...! Mal wieder sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht! Mr. und Mrs. Thomson waren die Einzigen, die wussten, wie dieser Gegenstand aussieht und wo er sich befindet. Sie müssen doch aber, zur Sicherheit, im Falle ihres Todes, einen Dritten ein geweiht haben oder zumindest einen, wenn auch nicht gleich erkennbaren, Hinweis hinterlassen haben! Das Erbstück war für ihre Enkelkinder bestimmt, konnte aber von diesen bisher nicht in Besitz genommen werden! Nora, die Enkelin, ist tot und Noah ist ein Mörder auf der Flucht! Er hat gerade andere Sorgen, wüsste wahrscheinlich aber auch gar nicht, wo er nach dem Gegenstand suchen sollte - denn Anstalten, dieses Familienerbstück zu finden, hat er bis jetzt, offensichtlich, noch nicht gemacht! Er könnte-” Plötzlich war zuerst ein leises Knarren zu hören, welchem dann auch schon ein immer lauter werdendes Geräusch folgte, das sich ihnen zu nähern schien - zu spät wurde dem Ermittler Duo bewusst, dass es sich um Schritte handelt. Der Detektiv verstummte abrupt, drehte sich auf der Stelle um und sah zur offenen Tür. John riss derweil die Augen auf und wand sich ebenfalls schnell dem Eingang des Raumes zu. “Was-…aber,….Wer zum Teufel seid ihr?!?…” Geschockt und augenscheinlich nicht gerade erfreut über den Besuch, stand ein Mann - Mitte dreißig, schätzungsweise einen halben Kopf größer als John, mit schulterlangem, dunkelbraunem, zu einem Zopf gebundenem Haar, einem schwarzen Jogginganzug an und ein paar Zeitschriften unter den rechten Arm geklemmt - dort an der Bürotür und starrte die beiden Eindringlinge mit ebenso großen Augen an. Sherlock, der sich als Einzigster von der Situation nicht beirren ließ ergriff sogleich das Wort. “Willkommen zurück, George Clapton!“ Kapitel 19: Knappes Entkommen ----------------------------- “…Sind Sie…etwa von der Polizei?” Georges Körpersprache und Mimik spiegelten dessen Unruhe deutlich wieder. Die Hand des Armes, in welchem er seine Zeitschriften hielt, verkrampfte sich augenblicklich und er wich einen Schritt zurück. Mit einer Mischung aus Misstrauen und Wut wurden Sherlock und John abwechselnd angesehen. “Seien Sie bitte nicht albern!” Lachte Sherlock kurz auf wobei seine Mundwinkel übertrieben in die Höhe gingen. “Ich bin der weltweit einzige Consulting Detektiv Sherlock Holmes und das ist mein Kollege und Freund Doktor John Watson. Wir haben nichts mit der Polizei zu tun! Allerdings garantiert das Ihnen nicht, dass wir nicht ebenfalls vorhaben, Sie hinter Gittern zu bringen, wenn wir Sie für schuldig befinden!!” Ungläubig musterte George den, sich selbst so vorgestellten, Consulting Detective, lenkte seinen Blick anschließend wieder hektisch zu dem Doktor und machte dann abermals einen Schritt nach hinten, sich wohl gerade bewusst darüber werdend, dass der Zweite bewaffnet war. “Egal wer Sie sind, ich will jetzt auf der Stelle wissen was Sie hier zu suchen haben und was Sie von MIR wollen?!” Mr. Claptons klang nun beinahe leicht hysterisch. Es schien ihn in diesem Augenblick halb verrückt zu machen, nicht zu wissen wie er von diesen beiden Herren überhaupt hier gefunden worden war und wie viel diese über seine Vergangenheit wussten. George hob nun abwehrend die Hände, wobei die Zeitschriften unter seinem Arm zu Boden fielen und zog seine Augenbrauen dabei tief ins Gesicht, funkelte seine Gegenüber wütend an. Dem Detektiv fielen die widersprüchlichen Reaktionen auf und es ihm dadurch schwer, George richtig einzuschätzen. Er wollte seine Sicherheit, und vor allem die seines Freundes, nicht unnötig aufs Spiel setzen und ihr Glück herausfordern. Worte waren allerdings, an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt, wohl überflüssig, weshalb Sherlock, keine Zeit mehr verlierend, mit großen aber langsamen Schritten durch den Raum auf George zuging, diesen dabei nicht aus den Augen lassend. Der genannte Verdächtige zuckte unmerklich zurück, als er den jungen Mann mit den grau-blauen Augen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, auf sich zukommen sah und dabei dessen tiefe Stimme vernahm. “Es ist zwecklos George! Seien Sie vernünftig und-” “KEINEN SCHRITT NÄHER!?” Mit unkontrollierten Bewegungen wies Mr. Clapton damit lautstark darauf hin, dass es keine gute Idee war ihm gegenüber hier eine Art Machtposition ausspielen und glauben zu wollen, ihm einfach Anweisungen erteilen zu dürfen. “Ich warne Sie!… Wenn Sie mir zu nahe kommen, dann-” “Jetzt reicht es aber!!” John trat ins Geschehen ein und zückte seinen Revolver. Er ging in Position und stand mit sicherer und beherrschter Haltung vor George, den Blick direkt auf dessen weit aufgerissenen Augen gerichtet. “Wenn Sie nicht kooperieren, müssen wir Sie wohl oder übel dazu zwingen!” fügte der Veteran noch hinzu, rührte sich dabei nicht vom Fleck, hatte seine Waffe fest und sicher in der rechten Hand, darauf gefasst, dass George eine falsche Bewegung machen würde, die eventuell für Sherlock und John böse enden könnte. “…nein,…Nein,…DAS KÖNNT IHR VERGESSEN, NICHT MIT MIR!!…” Ein leises Stammeln mit einem Hauch Verzweiflung, welches sich sogleich in einen verzweifelten Schrei verwandelte. George machte einen Satz nach vorne, eine schnelle und gezielte Bewegung, packte John an den Schultern, wirbelte mit diesem herum und pinnte dessen rechte Schulter mit einem unsanften Ruck an die Wand links neben der Tür. John entglitt ein Schmerzensschrei, ausgelöst durch einen Kleiderhaken, der hinter ihm an der Wand angebracht war und den sein Schulterblatt mit voller Wucht getroffen hatte. Er spürte wie sofort warmes Blut seinen Rücken unter dem Hemd herunter zu fließen begann und ihm der Revolver entglitt. Sherlock reagierte endlich und zog den Verdächtigen von John weg, welcher sogleich ein Handgemenge mit dem Detektiv begann. In diesem Augenblick wurde diesem und auch dem Doktor wieder bewusst, dass sie es hier mit einem Mann zu tun hatten, der jeden Tag kontinuierlich das Fitnesscenter besuchte und welcher dadurch, im Gegensatz zu dem jungen Detektiv und dem ehemaligen Militärarzt deutlich mehr Ausdauer besaß, nicht zu vergessen in Übung war. George stieß Sherlock nun weiter ins Zimmer und rannte auf den Flur zu.“…Sie kriegen mich nicht, NIEMALS!!” Der Consulting Detective wollte ihm schon folgen, sah dann jedoch aus dem Augenwinkel zu seinem, am Boden liegenden, Freund, der sich mit schmerzverzerrter Miene an die Wand gelehnt hatte und sich den Rücken rieb. In diesem Moment geriet sein fester Gedanke - George zu schnappen - ins Wanken. Er teilte sich in zwei Reaktionen, die Sherlock nun vor die Wahl stellten. Er musste diesem Mörder hinterher, deshalb waren sie ja hier her gekommen und eigentlich hätte dieses Vorhaben für ihn oberste Priorität haben sollen. Doch ein Seitenblick auf seinen verletzten Freund genügte, um Sherlocks Augenmerk von seinem Auftrag abzulenken. Er machte sich gerade mehr Sorgen um den Kleineren, als es normalerweise hätte sein müssen, bzw. sein dürfen. Sherlocks Blick glitt in Sekundenschnelle von George, der dabei war komplett aus seinem Blickfeld zu verschwinden, hin zu seinem augenscheinlich verletzten Freund. Er zögerte,…was definitiv für ihn nicht normal war, wie er feststellen musste. “Sherlock, lass ihn nicht entkommen!!” Angesprochener ruckte seinen Kopf zur Seite, sah zweifelnd zu John hinab. “Ist nur eine Platzwunde, ich komm schon klar, geh schon!!” Johns Blick war mehr als ernst, was seinem Kollegen sofort die Wahl nahm. Sherlock nickte zustimmend und folgte dem Flüchtenden so schnell es ging, um diesen noch ein zu holen. George war schon die Wendeltreppe runter, den Gang entlang, gerade dabei die Tür des Hintereingangs zu öffnen, als er von weitem plötzlich Sherlocks Rufe hörte. Er zuckte zusammen, musste sich nun erst recht beeilen und griff hastig nach dem Türgriff. “Ich an Ihrer Stelle würde so schnell es geht von hier verschwinden!?” Der Detektiv kam direkt auf ihn zu, dachte beim Rennen über jene Worte nach. Kurzerhand griff er, als George schnell hinaus auf den Rasen treten und die Tür hinter sich zuschlagen wollte, nach dessen Ärmel und hielt ihn somit zurück. Clapton wehrte sich und schlug nach dem Detektiv, welcher jedoch gekonnt auswich und nur weiter an dessen Jogging Anzugjacke zog. “Was soll die leere Drohung, Sie können rein gar nichts mehr ausrichten!”, redete Sherlock auf ihn ein und versuchte dabei den zappelnden und wild um sich schlagenden Mann, mit aller Kraft festzuhalten. “Vergessen Sie es, ist eh schon zu spät!!”, kam es plötzlich lachend. “Retten Sie lieber Ihren Freund,…und lassen Sie MICH ENDLICH LOS VERDAMMT!?!” Ein kräftiger Kinnhaken seitens George, dem Sherlock dieses Mal nicht ausweichen konnte, weil sein Blick einen Gegenstand in Georges linker Hand erblickte, der verdächtig nach einer Fernbedienung aussah, taumelte daraufhin zurück und stieß gegen die linke Wand des Flurs. Benommen hörte er noch, wie die Tür vor ihm zuknallte und von Außen verriegelt wurde. Sherlocks Atem ging schnell, er nahm sich nun seine Taschenlampe zur Hand, welche er vorsorglich in seine Manteltasche gesteckt hatte und leuchtete in den, nun durch das schwindende Tageslicht der Fenster über den Zimmer Türen, immer dunkler werdenden Gang zu eben jener Tür. Es wäre zwar ein Leichtes gewesen die Verriegelung von innen zu durchbrechen und den Flüchtigen weiter zu verfolgen, doch hielt der Jüngere mit einmal inne. Seine Gedanken überschlugen sich als ihm mit einem Schlag bewusst wurde was George mit seiner Warnung gemeint haben musste. Diese Andeutung konnte nämlich nur Eines bedeuten. “Verfluchter Bastard!”, zischte Sherlock genervt, drehte sich abrupt um und lief, so schnell er konnte, zurück zu dem Raum, wo sich sein Freund noch befand. Inzwischen hatte sich John wieder aufgerichtet und stützte sich keuchend an der Wand hinter ihm ab. Er spürte und wusste gleichzeitig, er sich eine Platzwunde am rechten Schulterblatt zugezogen hatte. Auch wenn sein Hemd bereits voller Blut war, solche oberflächlichen Wunden bluteten meistens zuerst recht stark, war es keine schwer wiegende Verletzung. Trotz allem spüre er natürlich ein heißes Pochen, welches sich von seiner rechten Schulter aus, seinen Rücken runter zog. Er kniff für einige Zeit mit gequältem Gesicht die Augen zusammen, hoffte inständig, dass sein Kollege es wenigstens geschafft hatte ihren Mörder einzuholen und aufzuhalten. Doch das der Größere plötzlich wieder am Durchgang auftauchte, machte seine Hoffnung zunichte. “Was ist los, wo ist George?”, wollte John überrascht wissen, stieß sich von der Wand ab und sah irritiert zu Sherlock. Dieser lief schnell zu seinem Freund, packte ihn, nachdem er zuvor noch den Revolver vom Boden aufgehoben hatte, ahnte schon, dass John durch seine Verletzung nicht so schnell voran kommen würde, legte sich schnell den Arm des Kleineren über seine Schulter und platzierte seine Hand an Johns Hüfte, um diesen beim Laufen zu stützen. “Das ist jetzt komplett unwichtig, wir müssen so schnell es geht hier raus!!” Die Unruhe, die der Größere ausstrahlte konnte nichts Gutes verheißen. John riss sich zusammen, fragte gar nicht erst weiter nach und ließ sich einfach wortlos von Sherlock mitziehen. Sich an seinen Kollegen festhaltend, lief der Doktor zügig, durch den Detektiv gestürzt, mit diesem den Gang entlang und die Wendeltreppe hinunter, die zum Glück gerade breit genug für sie beide nebeneinander war. Sie verloren keine Zeit, waren gerade die Treppe runter, als sie plötzlich über sich einige Explosionen hörten. “Das gibt es nicht! Der will das ganze Gebäude einstürzen lassen!?!” “Gut erkannt und JETZT LAUF!!” Von Sherlocks lauter und nachdrücklicher Stimme erfasst, ruckte Johns Kopf wieder nach vorne und schon rannte er wieder mit seinem Kollegen durch den langen Gang. Durch den Blutverlust etwas schwindlig büßte der Doktor etwas an Schnelligkeit ein. Außerdem wackelte das Gebäude bedenklich, da das Obergeschoss in sich zusammen fiel und der Gang im Erdgeschoss von einer ersten Staubwolke überrollt wurde, die die beiden Ermittler husten ließ. Der Detektiv bemerkte es, ließ seinen Freund kurz entschlossen auf halber Strecke zur Hintertür los und drückte ihm die Taschenlampe in die Hände. Er selbst holte den Revolver aus seiner Manteltasche, zielte direkt auf das Schloss der Tür neben ihnen, während John ihm mit der Taschenlampe Licht verschaffte, so gut es im Staub Nebel ging, und schoss zweimal auf das Schloss von dieser. Sogleich warf sich der Detektiv gegen das Holz, welches nun nachgab und zerrte den Doktor in das Zimmer dahinter. Sherlock rannte gleich weiter zum Fenster, riss es auf und sprang hinaus, nachdem er ab gecheckt hatte, wie hoch sich der Fenstersims über dem Boden befand. "John schnell" Hastig steckte John die Taschenlampe in die Jackentasche, rannte ebenfalls zum Fenster und sprang sogleich ebenfalls hinaus. Keine Sekunde zu spät, den im nächsten Moment waren erneut Explosionen zu hören, aber dieses Mal wurde das Erdgeschoss dadurch gesprengt und die Druckwelle dieser erfasste John und Sherlock, welcher diesen unten auf dem Rasen stehend auffangen hatte wollen und riss ihn, den Kleineren schon in den Armen, doch von den Füßen. John wurde gleichzeitig nach vorne gegen den Körper seines Kollegen gedrückt und prallte mit diesem zusammen unsanft auf die Grünfläche neben dem nun komplett in sich zusammen brechenden Bürogebäude. Staub wurde dabei aufgewirbelt und umhüllte das Ermittler Duo einen Augenblick lang, verzog sich glücklicherweise aber auch relativ schnell wieder, da ein leichter Wind aufgekommen war, der ihn von den beiden am Boden liegenden Männern wegtrug. … Langsam lösten sich die nebelartigen Staubschleier aus der Luft und vermischten sich mit dem herbeigesehnten Sauerstoff. Heftig hustend hatten die beiden Männer die Augen fest zusammengekniffen, der Detektiv hielt sich die Hand vor den Mund, wohingegen John sich verkrampft an Sherlocks Oberkörper klammerte. Die Hände fest in das Hemd des Größeren vergriffen, lag er direkt auf diesem, mit dem Kopf auf dessen Brust. Langsam aber sicher öffnete Sherlock dann wieder ein wenig seine Augen, hob den Kopf, sah hinüber zu dem Büro Gebäude, oder viel mehr zu dem, was davon noch übrig war und nahm ganz langsam seine Hand wieder von seinem Mund. Mit einem Schmerzvollen Stöhnen wollte er sich aufrichten, bemerkte aber plötzlich ein Gewicht auf seinem Körper, worauf ihm sofort wieder einfiel, dass John auf ihn gestürzt war. Sherlock sah an sich hinab, sah einen blonden Kopf auf seiner Brust ruhen und richtete seinen Blick sogleich wieder nach vorne. “John!…” Der Angesprochene hustete immer noch, vernahm seinen Namen und öffnete endlich wieder seine Augen. Sein Rücken brannte fürchterlich. Erst jetzt, da das Adrenalin in seinem Körper langsam wieder abgebaut wurde, spürte er den Schmerz so richtig. Ein unangenehmer Schauer breitete sich über Johns Rücken aus. Er ließ ganz langsam das Hemd des Detektivs los und richtete sich, die Hände links und rechts von Sherlocks Hüfte abgestützt, ein wenig auf, so weit es sein Oberkörper zuließ. “Argh…” kam es nur gequält, als der Doktor versuchte ein leichtes Hohlkreuz zu machen. Der Consulting Detektiv sah dem Ganzen nur schweigend zu, konnte sich schon denken, dass sein Freund mehr abbekommen hatte als es den Anschein hatte. Vorsichtig wollte Sherlock sich ebenfalls aufrichten, stemmte sich mit angewinkelten Armen etwas vom Boden ab, zog dabei leicht seine Beine an, was John darauf hin plötzlich überrascht aufjapsen ließ. Sich der Ursache dafür nicht bewusst, legte Sherlock seinen Kopf leicht schief, sah seinen Freund fragend an. Während dessen versuchte John abermals seinen Oberkörper etwas mehr zu heben und sah nun das erste Mal wieder zu Diesem auf. Sah ihm direkt in die Augen. Ihre Gesichter waren nicht weit voneinander entfernt, beide atmeten noch immer etwas schwer, durch die Sprung-Aktion von eben. Erst jetzt fiel dem Meisterdetektiv auf, dass der Veteran, dessen Beine nun ein wenig gespreizt waren, genau auf seinem linken Bein gelandet war. Eben gerade, als der Detektiv sich hatte aufrichten wollen, konnte John dessen Oberschenkel mehr als deutlich zwischen seinen Beinen an seiner Körpermitte spüren. Darauf hin legte sich ein feiner Rotschimmer auf Johns Wangen, während sich dieser mit letzter Kraft, ohne ein Wort zu sagen, schnell zur Seite rollte und keuchend neben seinem Kollegen im Gras liegen blieb. Der Detektiv richtete sich auf, sah zu seinem Freund neben sich, hob eine Augenbraue und nuschelte: “Entschuldigung!” Nur um es mal gesagt zu haben und damit sofort jegliche Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, versteht sich. Obwohl nur leise ausgesprochen, drang diese Entschuldigung trotz allem an Johns Ohr, der, ohne den Jüngeren dabei anzusehen, darauf hin nur stumm nickte. Nach und nach beruhigten sich die beiden Ermittler, waren nun wieder bei klarem Verstand und konnten ihre Gedanken ordnen. Der Detektiv saß mittlerweile aufrecht auf der Wiese, besah sich das Chaos vor sich, an dessen Stelle zuvor noch das Beton Gebäude gestanden hatte. Dieses war nun nicht mehr zu erkennen, war komplett in sich zusammen gefallen. Sie hatten wirklich Glück. “Sherlock,…was ist nun mit George?” Ohne seinen Blick von dem Schutthaufen vor sich zu nehmen, antwortete dieser mit tiefer und ruhiger Stimme. “Nun,…der ist wohl vorerst auf und davon! Doch wir können denke ich beruhigt sein, an Charlie und dessen Familie wird er nun erst mal nicht denken, zu aller erst muss er sein zweites Versteck aufsuchen. Wo sich dieses genau befindet, soll für uns vorerst zweitrangig sein! Die Zeitschriften die er vorhin bei sich trug, hat er sich nicht hier her zustellen lassen, da das Büro Gebäude keinen aktiven Briefkasten hatte! Sie stammen von seiner zweiten Unterkunft, dem ihm nun noch einzig verbliebenen Versteck! Auf ein paar dieser Zeitschriften war ein Adressaufkleber mit einem Namen zu erkennen, flüchtig habe ich die Adresse lesen können, doch weiter als bis zum zweiten Buchstaben kam ich auf die Schnelle nicht und da dieses Gebäude von ihm nun leider komplett gesprengt wurde, werden wir auch nicht so schnell erfahren wo er sich jetzt aufhält!” Der Blick des Consulting Detectives wanderte beim Sprechen langsam wieder zu seinem Freund, welcher noch immer auf dem Rücken am Boden lag und in den, nun schon ziemlich dunklen, Himmel starrte. “Ich hatte mir schon so etwas in der Art gedacht. Er wäre ein Idiot, wenn er sein Versteck nicht richtig absichern würde! Im Nachhinein kann ich sagen, dass am Stützpfeiler hinter der Wendeltreppe und wahrscheinlich damit auch an allen anderen im Gebäude, fachmännisch angebrachte Trennladungen platziert waren, so klein, dass ich ihnen Anfangs keine Beachtung geschenkt habe! Mit der Fernbedienung konnte er ihren Zeitzünder aktivieren! Wahrscheinlich wurde er, während ich wieder nach oben rannte mit einem Auto abgeholt und sitzt nun froh und munter in seinem zweiten Versteck!” Sherlock stand auf, klopfte sich den Dreck grob von den Kleidern und faste sich kurz, nachdem er sich seine Lederhandschuhe entledigt hatte, durchs staubige Haar. “Das war haarscharf! Ich hätte besser aufpassen müssen, hätte ich mich nicht so überrumpeln lassen, hätten wir ihn beide wahrscheinlich noch einholen können!” Der Detektiv hielt inne. “Unsinn John! George war ganz einfach schneller und hat auch mich mit seiner Reaktion überrascht, hätte mir genau so ergehen können! Wir haben getan was wir konnten!” Das Sherlock nun tatsächlich offenbar beinahe aufmunternd auf ihn einredete und ihm dabei sogar auf die Beine half, machte die Sache für John allerdings nicht leichter. Er konnte das Geschehen ja sowieso nicht rückgängig machen, aber wenigstens daraus lernen. John nickte ergeben. Dieser stöhnte nun leise auf, als ihn der Schmerz in seiner rechten Schulter erneut einholte und hielt sich aus Reflex den Arm. “Wie schlimm ist es?!” Ein lächelndes Seufzen folgte nach dieser Frage - John sah auf. “Ich denke, das Verarzten bekomme ich Zuhause selbst hin!” John konnte sich ebenfalls ein Lächeln nicht verkneifen, zuckte mit den Schultern. Gehen konnte er mittlerweile wieder ganz normal, er musste lediglich etwas auf seine Schulter achten und diese ruhig halten. “In Ordnung, gehen wir!”, kam es dann noch von dem Größeren, welcher sich gerade nochmal runter beugte und den Revolver - welcher ihm vorhin beim Sturz wohl aus der Manteltasche gefallen war - vom Boden aufhob. Kurz sah sich Sherlock dabei in der Umgebung um - keine Schaulustigen, keine Autos, nichts. Offenbar hatte wirklich niemand außer ihnen beiden mitbekommen, wie das Gebäude in sich zusammen gefallen war. Mit der Polizei oder Scottland Yard brauchten sie hier also wohl erst mal nicht zu rechnen. So schnell es ging, liefen die beiden Männer zur belebteren Hauptstraße, nahmen sich ein Taxi und ließen sich zur Baker Street fahren. Sichtlich mitgenommen wirkend meinte John, das er gerne als Erstes ins Bad wolle und Sherlock, welcher sich derweil schon auf seiner Couch niedergelassen hatte, ließ ihn gewähren. Als er nun auf sein Handy schaute, bemerkte er, dass es schon kurz vor acht war. Den ganzen Tag waren sie wohl wieder auf Achse gewesen, für Sherlock eigentlich nichts Neues und stehst, im Rahmen eines fordernden Kriminalfalles, mehr als willkommen. Aber mal kurz hier in Ruhe liegen zu können, wollte er trotz allem nicht missen. Ein Geräusch ließ ihn jedoch so gleich zur Seite schauen. Sein Mitbewohner stand im Türrahmen zum Wohnzimmer, eingehüllt in einen dunkelgrauen Bademantel und eine Schlafanzug Hose, wobei allerdings das Oberteil zu dieser fehlte. In den Händen hielt der Doktor einen kleinen Notfallkoffer, sah den Detektiv genervt und unschlüssig an. Anhand des Koffers erkannte Sherlock, dass John das mit dem Verarzten wohl doch nicht alleine geschafft hatte. Die Wunde befand sich wahrscheinlich an einer Stelle am Rücken, an die John alleine nicht richtig ran kam. Der Detektiv hob eine Augenbraue und setzte sich auf, als der Doktor auch schon mit langsamen Schritten auf ihn zu kam. Mit einem genervten Seufzen ging John zur Couch rüber, blieb direkt vor dem Detektiv stehen. Er war ebenso wenig davon begeistert, Sherlock um Hilfe bitten zu müssen, wollte eigentlich keine große Sache aus dieser Wunde an seinem Rücken machen. Doch er hatte es tatsächlich nicht alleine geschafft, war an diese verdammte Stelle auf seinem Schulterblatt mit den Händen nicht richtig ran gekommen. Nach etlichen gescheiterten Versuchen musste er schließlich auf- und zugeben, dass er es ohne Hilfe nicht schaffen würde. Nun denn. Hier stand er nun verlegen und peinlich berührt zu seinem Kollegen runter sehend, welcher mit Sicherheit schon wusste, was John von ihm wollte. "Ähm, Sherlock, könnten Sie vielleicht... Ich meine, wenn Sie Wichtigeres zu tun haben... Dann ziehe ich mich an und fahre zu Sarah..." “Nein, schon gut, sagen Sie mir einfach wobei Sie Hilfe brauchen!” wurde er allerdings schnell und bestimmt unterbrochen, während ihm der Detektiv auch schon den Koffer abnahm und diesen rechts neben sich auf der Coach abstellend aufklappte. John konnte nur etwas irritiert lächeln und antwortete dann, dass er eigentlich nur Hilfe beim Verbinden bräuchte, während er sich auch schon links neben Sherlock auf der freien Seite der Couch nieder ließ. Kapitel 20: Gefühlsduselei eines Soziopathen -------------------------------------------- John drehte Sherlock den Rücken zu und ließ den Stoff seines Bademantels an seinen Schultern herunter gleiten. Hinter ihm holte Sherlock zur gleichen Zeit ein Kompresse, Wundsalbe und eine Mullbinde aus dem Koffer und legte alles neben sich auf die Couch. Desinfektionsmittel war wohl nicht mehr notwendig, der Detektiv konnte eindeutig riechen, dass der Doktor diese Schritte bereits selbst erledigt hatte. Nur das mit dem Verbinden hatte er wohl nicht selbst hinbekommen - konnte ja aber nicht so schwer sein, zumindest wenn man es bei jemand anderem als bei sich selbst tun sollte. Er sah auf, schaute sich die Verletzung etwas genauer an. Sie bestand aus einem schmalen, senkrechten, ca. 5cm langen Riss auf dem rechten Schulterblatt, dessen Wundränder etwas fransig aussahen. Johns Haut war, direkt über dem Schulterblatt durch den heftigen Aufprall auf den Kleiderhaken aufgeplatzt. Sein Hemd war blutgetränkt gewesen, wie John ihm versicherte, nicht besonders schlimm. Sherlock erkannte an der leicht geröteten Haut deutlich, dass John wohl erst ziemlich warm gebadet haben musste und im Anschluss die Verletzung mit kaltem Wasser ausgespült hatte. All diese Deduktionen schossen dem Detektiv wie immer ganz automatisch durch den Kopf, was er jedoch erst richtig mitbekam, als Johns Stimme ihn abrupt aus diesen riss. “Sherlock?…” Ah ja, wo war er bloß wieder mit seinen Gedanken? Der Consulting Detective tadelte sich selbst, wollte seine Analyse gedanklich beiseite legen und sich endlich der Versorgung der Wunde seines Mitbewohners widmen. Er nahm sich sogleich die Wundsalbe, tat etwas davon auf die Kompresse und legte diese, ohne Vorwarnung, auf die rötliche Stelle an Johns Rücken. Letztgenannter zog scharf die Luft, hielt aber ansonsten vollkommen still. Zügig rollte Sherlock ein kleines Stück Mullbinde ab und drückte das Ende auf die Kompresse am Rücken. “Arme heben,... Bitte.” Dem Befehl!/der Bitte? Folge leistend, hob John seine Arme und spürte dann auch schon Sherlocks kalte Hände, wie diese, geschickter als der Doktor vorher geahnt hatte, den Verband anbrachten. Der Größere hatte sich etwas nach vorne gebeugt, um die Verbandsrolle ungehindert auf Johns Oberkörper Abrollen zu können. Dieses Spiel wiederholte sich ein paar mal, während Sherlock immer wieder, kaum spürbar, mit Johns Rücken in Berührung kam. Der Stoff von dessen Hemd kitzelte den Kleineren ein wenig auf der nackten Haut. Es war nicht unbedingt unangenehm, dennoch löste es auf dessen Armen eine Gänsehaut aus. Außerdem die langen, schlanken, kühlen Finger, die seine warme Haut streiften. John musste sich wirklich zusammen reisen, damit ihm kein Schauer über den Rücken lief - das wollte er um jeden Preis vermeiden. Sherlock unterdessen kam mit dem Verband so langsam zum Ende. Dabei entging ihm das leichte Zittern seines Freundes natürlich nicht. “Ist Ihnen kalt?”, war plötzlich in einem Flüsterton, für Johns Geschmack viel zu nah, an seinem rechten Ohr zu hören. Er drehte den Kopf zur Seite, suchte über die rechte Schulter die blau grauen Augen seines Mitbewohners, ließ dabei langsam seine Arme wieder sinken und strich sich auf halbem Weg kurz durch sein, noch leicht feuchtes, blondes Haar. “Nein,…es geht schon. …Und Danke fürs Verbinden.” Johns leise Stimme endete mit einem ausgehauchten Seufzen. Währenddessen fixierte Sherlock das Ende der Binde und packte dann die herumliegenden Sachen zurück in den Notfallkoffer, ließ dabei den Älteren nicht aus den Augen. Etwas fragend schaute der Detektiv drein, wusste nicht so recht, ob er den Worten seines Freundes Glauben schenken sollte. Doch er wollte nicht schon wieder neuen Fragen in seinen Gedankengängen aufkommen lassen, weshalb Sherlock es einfach bei einem üblichen Schmunzeln beließ und dabei den Notfallkoffer leise schloss. Stillschweigend saßen beide Männer auf der Couch. John hatte sich wieder weg gedreht und einen Punkt neben der Wohnungstür fixiert. Sherlock nutzte die Zeit und ließ seinen Blick nochmals über Johns Rücken gleiten. Angefangen bei den etwas verwuschelten, feuchten Haaren, über den Nacken, weiter runter zum Hals, die Wirbelsäule entlang Richtung Unterkörper. Er hatte dabei aus einem, für ihn nicht nachvollziehbaren Grund, das Gefühl, noch immer die warme Haut des Kleineren zu berühren, wenn auch nur 'gezwungenermaßen'. Der Detektiv hatte ehrlich gedacht, nicht wirklich etwas gegen Körperkontakt, vor allem nicht mit seinem älteren Mitbewohner. Gerade bei dem Doktor waren dieses Gefühl und die Gedanken dazu auf merkwürdige Art und Weise ausgeprägter. Ein unzerstörbares, freundschaftliches Band, eine Verbindung, die nie zu zerbrechen drohte... glaubte Sherlock jedenfalls. Ob ihn seine Sinne nun täuschten oder nicht, John strahlte für ihn etwas aus, was der Consulting Detektive als überaus wohltuend empfand. Gerade er - ein hoch funktionaler Soziopath - dachte so über einen anderen Menschen. Kaum zu glauben aber wahr. Auch er war wohl dazu in der Lage, eine so tiefe und enge Freundschaft für jemandem zu empfinden. Für jemanden, der diese zudem sogar zu erwidern und ihm entgegen zu kommen schien. Welcher die Launen des exzentrischen, egoistischen, eigensinnigen Meisterdetektiv ertrug, ihm in bestimmten Situationen erdete, ihm voll und ganz zu vertrauen schien und sich augenscheinlich in der Nähe des vollkommen von der Norm abweichenden Menschen Sherlock Holmes sogar regelrecht wohlfühlte. Wie der ehemalige Militärarzt es überhaupt schaffte, mit ihm zusammen zu leben, das fragte sich der Jüngere des Öfteren insgeheim schon. Er war darüber sogar beinahe erstaunt, konnte über diese Erkenntnis nur amüsiert den Kopf schütteln. Langsam hob er seinen Arm, machte kurz vor Johns Rücken halt und platzierte seine linke Hand ein paar Millimeter vor dessen Wärme ausstrahlender Haut. Sherlocks emotionsloses Gesicht verriet nur, dass er in diesem Augenblick vollkommen in seinen Gedanken gefangen war. Regungslos saß er hinter seinem Mitbewohner, während seine Hand, kurz vor einer leichten Berührung, in der Luft schwebte. … John war einer der wenigen Menschen in seinem Leben, die einen wirklich wichtigen Platz einnahmen. Doch war Sherlock denn fähig,… seinem Freund entgegen zu kommen, zum Beispiel auf dessen Bedürfnisse wie Essen und Schlafen etwas mehr Rücksicht zu nehmen?… So sehr er, beinah krampfhaft, versuchte sein hoch funktionelles Gehirn anzustrengen,… der Detektiv kam auf kein Ergebnis. Jedenfalls auf keines, welches ihm eindeutig verständlich machte, was der wirkliche Grund dafür sein konnte, das er John niemals wieder gehen lassen, diesen eigentlich mit niemandem teilen wollte.… Eifersüchtig und besitzergreifend, mit solchen Begriffen hatte der Doktor den Detektiv bei ihrer Diskussion im Fahrstuhl direkt und indirekt beschrieben. Hatte John denn damit Recht, verhielt sich Sherlock ihm gegenüber tatsächlich so und lag das wirklich nur daran, dass John sein einziger Freund war? Ja, er hatte bei diesem Gespräch offen zugegeben, dass er John bei seinen Ermittlungen an seiner Seite haben wollte, ihn brauchte, seinen Kollegen, seinen Freund. … Aber Sherlocks brachiales und kompromissloses Wesen würde diesen treuen, gutmütigen und bescheidenen Mann wohl möglich irgendwann noch in den Wahnsinn oder zumindest aus seinem Leben (ver) treiben… Doch stimmte das wirklich? Würde es tatsächlich dazu kommen? Wäre ein Versuch, sich dem Anderen etwas mehr zu nähern und zu öffnen, nicht doch ein lohnenswerter Gedanke? Ein positiver Schritt in ein bequemeres und vielleicht interessanteres Leben in... Zweisamkeit?… Wollte Sherlock das überhaupt - solch ein Leben? Und was noch viel wichtiger war - wollte John das auch?… Fragen über Fragen. … Sherlocks gesamtes Gehirn war jetzt geradezu überfüllt mit diesen und ähnlichen Fragen, die ihm, so war er sich einhundert prozentig sicher, nur er selbst, zusammen mit seinem Mitbewohner, beantworten konnte. … Die blasse Hand des Größeren hatte sich derweilen kein Stück bewegt. Verharrte immer noch an Ort und Stelle, erfreute sich geradezu an Johns ausstrahlender Wärme. “…Sherlock?…” Und wieder ging es um ein überaus verzwicktes Rätsel. Ein gedankliches Labyrinth, aus dem der selbsternannte Consulting Detective heraus finden musste. Und dies alles nur wegen einem einzigen Mann. Einem Mann, der nicht hätte gegensätzlicher zu ihm selbst sein können. Das pure Gegenteil, in jeder Hinsicht. Doch war dieser Aspekt nicht genau der ausschlaggebende Punkt, das was Sherlock in seinem Leben, bei seiner Arbeit brauchte?… Konnte es wahr sein, konnte es denn richtig sein?… Neben seiner - wie er es immer nannte - Ehe mit seiner Arbeit,… …war da noch Platz für diesen einen besonderen Menschen?… “Sherlock?”, kam es plötzlich etwas lauter, was den Angesprochenen sofort regelrecht aus seinen Gedanken wieder ins Hier und Jetzt zurück katapultierte. Seine Hand verschwand blitzschnell als sich John verwundert ganz zu ihm umdrehte. Mit noch immer emotionsloser Miene sah Sherlock in die treuen dunkelblauen Augen seines Freundes. Der Doktor setze sich seitlich zu seinem Mitbewohner, zog seinen Bademantel wieder über die Schultern und band ihn, etwas fester um die Hüften, wieder zu. Dabei machte sich erneut Stille zwischen den beiden Männern breit. Sie wussten offenbar momentan nicht genau, was sie sagen wollten, sollten oder konnten. Ihre Einfallslosigkeit für Smalltalk beruhte auf der Tatsache, dass sie zwar durchaus viel zu sagen gehabt hätten, momentan aber kein Wort raus bekamen. Was sie daran hinderte ihre Gedanken frei aus zu sprechen, wussten sowohl Sherlock als auch John gerade selbst nicht einmal so genau. Die Minuten zuvor waren wie im Flug vergangen. Vom Verbinden bis zu Johns Frage saßen die beiden Mitbewohner gerade einmal ein paar Minuten hier zusammen im Wohnzimmer, und schon wurden sie abermals von solch merkwürdigen Gedanken heimgesucht, die keiner der Anwesenden erklären oder gar verstehen konnte. Der Doktor hielt es als Erstes nicht mehr neben dem Jüngeren auf der Couch aus. Mit einem tiefen Ausatmen stand er deshalb schnell auf, sah dabei abermals in die hellen Augen seines Mitbewohners und fragte sich, was dieser wohl gerade denken mochte. Er hatte eigentlich vor gehabt, das Thema, welches sie im Fahrstuhl des Fitnesscenters angefangen hatten, nochmals aufzugreifen, da es ihn wurmte selbst nicht ganz ehrlich zu dem Größeren gewesen zu sein und dessen Antwort, nach dem er länger Zeit gehabt hatte, in Ruhe darüber nach zu denken, irgendwie nicht mehr als Wahrheit anerkennen konnte. Er war sich inzwischen sicher, dass Sherlock ihn bei der Experiment Frage belogen hatte, er konnte sich aber immer noch keinen Reim daraus machen, warum. Der Detektiv hatte zwar die nervige Angewohnheit Dinge zu verschweigen, aber als Lügner kannte der Doktor diesen nicht. Der Jüngere bog auch gerne mal die Wahrheit zurecht, aber das war nicht Dasselbe wie eine absichtliche Lüge, zumindest Johns Meinung nach. Dieser hätte den Größeren zum Beispiel schon gerne gefragt, warum dieser nicht offen zu gab, dass ihr Kuss mehr als nur ein Experiment, zumindest im herkömmlichen Sinne, gewesen war, doch er spürte instinktiv, dass es hier und jetzt nicht die Zeit für solche Fragen war. John war müde, fror ein wenig und wollte im Grunde genommen einfach nur noch hoch in sein Zimmer, schlafen. Sherlock sah es dem Kleineren natürlich an. Er wusste es und  akzeptierte es wortlos. Er selbst wollte noch schnell ein Bad nehmen und sich dann mit einer angemessen Dosis Nikotinpflaster auf seiner Couch ausstrecken, während sein hoch funktionelles Hirn sich endlich wieder um ihren Fall kümmern würde. “Nun,…”, fing der Arzt leise an. “…ich geh dann mal schlafen. Gute Nacht... Sherlock.” Sherlock ließ sich weiter nach hinten ins Polster sinken, nickte und ließ unnötigerweise seinen Blick interessiert durchs Wohnzimmer wandern. “Gute Nacht John.” Nach diesen Worten drehte sich der Doktor auch schon von ihm weg und verließ den Raum. Der Detektiv schaute sogleich auf die Stelle, wo John bis gerade eben noch neben ihm gesessen hatte. Merkte erst jetzt, wie sich sein Körper unbewusst verspannt zu haben schien und lockerte sich etwas. Ein entspannendes, erfrischendes Bad würde ihm jetzt wohl wirklich gut tun. Mit diesem Gedanken stand Sherlock dann auch schon auf. Sein Weg führte ihn direkt ins Badezimmer und dort verweilte er auch für mindestens eine Viertelstunde… Der Doktor hatte sich in der Zwischenzeit, im wahrsten Sinne des Wortes, in sein Zimmer hoch geschleppt. Stufe für Stufe war es ihm schwerer gefallen seinen Fuß zu heben. Doch nun stand er in seinem dunklen Zimmer, welches einzig und allein durch den Schein der Straßenlaternen vor dem Haus, noch ein wenig erhellt wurde. Dadurch war es gerade allerdings deutlich angenehmer für seine müden Augen, weshalb er es auch unterließ zusätzlich Licht zu machen. Er schloss die Zimmertür leise hinter sich und fand im Dämmerlicht mühelos seinen kurzen Weg zu Bett. Die Flucht aus dem, in sich zusammen fallenden Gebäude und  die Verletzung davor, hatten den Veteran mehr mitgenommen, als er es selbst wahr haben wollte. Lange und laut seufzend kniff er, inzwischen auf der Bettkante sitzend, die Augen zusammen und rieb sich den Nasenrücken. Ein letzter Blick auf den Wecker zeigte, dass es schon kurz vor 9 Uhr abends war. Darauf hin vergingen noch einige Sekunden, in denen John einfach nur seine Tür an starrte, stillschweigend und in Gedanken. Schon wieder dieses verfluchte Chaos in seinem Kopf und in seinem... Herzen. Sie beide hatten es momentan wohl nicht leicht - doch wenigstens sollte John für die nächsten paar Stunden davon verschont bleiben und sich vielleicht sogar mal so richtig ausschlafen können, ja, das wäre mal wirklich schön. Einen Wimpernschlag später wurde er dann auch schon von einer überwältigenden Erschöpfung und gnadenlosen Müdigkeit überrollt und ließ sich deshalb sogleich nach hinten auf die weiche Bettdecke fallen. Etwas schwerfällig, mit schon halb geschlossenen Augen, bewegte er den Oberkörper Richtung Kissen, zog die Beine, die Hausschuhe abschüttelnd, auf das Bett, sodass er, nach einer weiteren Drehung, mit dem Gesicht zum Fenster, in der Mitte der Matratze auf der Seite lag. Eine letzte körperliche Aktion vor dem erholsamen Schlaf. Seine Augenlider wurden immer schwerer und ehe er sich versah, wurde er auch schon sachte ins Traumland befördert. Kapitel 21: von außerordentlicher Ordnung zum hilfsbereiten „Überfall“ ---------------------------------------------------------------------- Zur gleichen Zeit betrat Sherlock frisch gebadet und sichtlich entspannt das Wohnzimmer. Hatte sich danach wieder seine übliche schwarze Hose und ein weißes Hemd angezogen, nur für den Fall, dass er doch vor hätte, heute Abend noch einmal das Haus zu verlassen. Sein Blick wanderte zur Couch und blieb an dem kleinen Notfallkoffer hängen, den sein Freund wohl vergessen hatte, wieder mit nach oben zu nehmen. Nachdenklich ging der Detektiv auf das Sofa zu und entschied sich dann kurzerhand, den Koffer einfach schnell zu seinem Mitbewohner zu bringen, eh dieser Gegenstand noch in der allgemeinen Unordnung unterging oder gar unnötig Platz auf Sherlocks Couch einnahm. Warum auch immer es ihn plötzlich interessierte, das hier etwas unordentlich sein könnte oder warum auch immer er sich ausnahmsweise freiwillig dazu entschloss, auch nur einen Finger dafür zu rühren, anstatt, wie gewohnt, John oder Mrs. Hudson das Aufräumen zu überlassen - war ihm ein Rätsel. Aber warum auch immer - sein Körper schien sich regelrecht selbstständig zu machen. Deshalb griff Sherlock nach dem Koffer, ging die Treppe hinauf, blieb vor Johns Tür stehen und klopfte zweimal an. Die Tür glitt überraschenderweise beim Klopfen selbstständig auf, was Sherlock verriet, dass John wohl schon schlafen und vor lauter Müdigkeit zuvor versäumt haben musste die Zimmertür ordentlich zu schließen. Langsam öffnete der Detektiv diese mit sanftem Druck ein Stück weiter und betrat dann auch schon wortlos den dunklen Raum dahinter. Leises, regelmäßiges Atmen bestätigte ihm seine Vermutung. Er drehte seinen Kopf zum Bett und erblickte dort im Zwielicht der Straßenlaternen dann auch seinen Mitbewohner, welcher friedlich, tief und fest zu schlafen schien. Sherlock schloss die Tür leise hinter sich. Der Doktor musste wirklich fix und fertig gewesen sein - dachte sich der Detektiv, während er kopfschüttelnd, eine Hand in der Hosentasche, mit langsamen Schritten zum Schreibtisch hinüber ging und den Koffer dort abstellte. “Mhmhh…” Der Doktor schien gerade wohl zu träumen, wie dessen gemurmelten Laute eindeutig verrieten. Der Größere konnte sich darauf hin ein Schmunzeln nicht verkneifen, drehte sich, den Blick auf seinen Mitbewohner gerichtet, um und kam dem Bett etwas näher. Sherlock blickte auf seinen Freund hinab und musste unweigerlich zugeben, dass ihn das Bild vor ihm ganz und gar nicht kalt ließ. John hatte sich auf den Rücken gedreht, lag dort auf seiner Bettdecke, den Kopf auf sein Kissen gebettet. Der Bademantel, den er immer noch trug, war oben rum etwas offen. Dadurch hatte der Beobachter einen sehr guten Blick auf den freien, um die Brust und Schulter herum verbundenen, Oberkörper. So verletzt und schlafend wirkte der Doktor beinahe unschuldig,… fast schon zerbrechlich und das obwohl John, wie Sherlock wie kein anderer wusste, durch seine Vergangenheit stärker und abgehärteter war, als man auf den ersten Blick auch nur erahnen konnte. Sherlock wollte ja wirklich nicht sentimental werden aber… der Anblick, welcher sich ihm hier gerade bot,... John in dem diffusen Licht der Straßenlaternen, in kontrastreicher Verbindung mit der momentanen Dunkelheit im Zimmer, seelenruhig schlafend und vollkommen entspannt im Bett liegend,… sein Brustkorb hob und senkte sich im Takt seiner regelmäßigen Atemzüge. In Sherlocks Augen, dagegen konnte er sich bewusst wehren wie er wollte, sah die gegenwärtige Szene einfach... schön aus. Ja,…schön. Kaum zu glauben. … Der Ort und die Zeit waren perfekt, ein Bild von dem Doktor, welches der Meisterdetektiv wohl möglich nur einmal in seinem Leben zu sehen bekommen würde. Er speicherte sich deshalb alles sofort in seinem Kopf ab, prägte sich Johns entspannten Gesichtsausdruck genauestens ein, während er beim Betrachten seines Freundes ganz langsam um das Bett herum ging… Erneut vernahm Sherlock leise unverständliche Worte, welche seine zuvor konzentrierten Gesichtszüge durch ein erneutes Schmunzeln auflockerten und setzte sich schließlich vorsichtig seitlich auf die Bettkante, das friedlich wirkende Gesicht des Kleineren dabei nicht aus den Augen lassend. “Was macht dieser Mann nur mit mir?…”, flüsterte Sherlock mehr zu sich selbst und hob seufzend den linken Arm in Richtung Johns Kopf. Seine Finger berührten die frisch gewaschenen, blonden Haare nur ganz leicht. Strichen sie dem schlafenden Mann federleicht ein wenig aus der Stirn, bevor sich die Hand dann auch schon weiter nach unten bewegte und Anstalten machte kurz über Johns Wange zu streichen. Doch im gleichen Augenblick legte der Arzt seinen Kopf ein wenig auf die Seite, genau in die Richtung seines Kollegen. Sherlock hielt still und wartete. Erst als der Kleinere wieder ruhig da lag, wanderte die Hand des Größeren zu Johns Wange, strich einmal ganz kurz über die warme Haut. Sherlock wusste beim besten Willen nicht, wieso er hier saß und sich die Zeit damit vertrieb seinen Freund - nicht zum ersten Mal - im Schlaf zu beobachten, die Chance zu nutzen, ihn ungestört näher betrachten zu können. Doch …. Er konnte einfach nicht anders. Die Hand wanderte weiter und der Detektiv beugte sich unbewusst etwas zu dem Doktor hinunter, sein Gesicht näherte sich dessen. Johns Mund war leicht geöffnet, lockte Sherlock geradezu ihn in Beschlag zu nehmen. Ein untypischer Drang, diesem Wunsch nach zu geben, suchte den Dunkelhaarigen heim, worauf dieser sich noch ein Stück weiter nach unten beugte, darauf bedacht, den Älteren nicht aufzuwecken. Wenn John diesen Kuss für einen Traum halten würde, wäre er ihm dann willkommen(er)?! So gerne, so verdammt gerne hätte er jetzt diese Lippen berührt,… nicht nur mit seinen Fingerspitzen. Sherlock haderte mit sich selbst, schloss für wenige Sekunden die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Doch plötzlich kam Bewegung in die Situation, durch ein Geräusch, welches der Detektiv vernahm und darauf mit seinem Kopf zurück ruckte. John hatte unvorhergesehen seine Arme gehoben, sich im Schlaf vollständig zu seinem Mitbewohner gedreht und hielt sich nun mit seinen Händen an dessen Hemd fest. Leicht erschrocken sah Sherlock an sich herunter, dachte sich dann aber im Stillen, dass sie beide jetzt wohl quitt waren - was das ‘sich im Schlaf an seinem Mitbewohner festhalten’ anging zumindest - und schüttelte langsam und belustigt den Kopf. So musste es auch an jenem Tag abgelaufen sein, als er sich selbst an Johns Badehandtuch festgehalten hatte. Doch Sherlock wusste nicht genau, ob er diese Aktion zulassen oder Johns Zimmer lieber wieder verlassen sollte. Dachte ernsthaft darüber nach, ob es für ihn hier am Bettrand bequem genug wäre, falls John vor hatte die ganze Nacht durchzuschlafen. Ein egoistischer Gedanke machte sich in dem Detektiv breit. Einfach hier und jetzt die Sache auszunutzen, anstatt den eigenen Gehirnzellen wie üblich Folge zu leisten und alles in Frage zu stellen, die gedanklichen Einwände einfach mal ignorieren und lieber den Gefühlen nachgeben. Wenn nicht jetzt, wann dann? Mit diesem festen Gedanken wollte Sherlock nun auch handeln. Er lockerte seine Position, ließ sich weiter nach unten sinken und platzierte seine Hände sachte auf Johns Schultern. So würde es gehen ohne das die sitzende Position unangenehm war. Wenigstens nur für ein paar Minuten wollte Sherlock hier verweilen,…nur ein paar Minuten. … Vorsichtig und bedacht fuhren Sherlocks Hände die Schultern des anderen Mannes entlang. Strich kurz nach hinten über den Rücken und weiter über den weichen Stoff des Bademantels zurück zu den Armen. John unterdessen bekam davon offenbar bewusst nichts mit, atmete ruhig, schien sogar außerhalb seines Traumes recht zufrieden. Anscheinend konnte der Doktor aber die Berührungen mehr als deutlich in seinen Träumen spüren. Es war schon ein seltsames Gefühl für den Consulting Detective und, wie schon öfter erwähnt, war es neu. Neu und…aufregend. Doch nicht auf experimentelle Art und Weise. Sondern aus Gründen, die schlichtweg Neugierde und neu entdeckte Interesse beinhalteten. Es hatte einen gewissen Reiz, den Sherlock ergründen wollte. Ein leises Seufzen holte den Jüngeren wieder aus seiner Trance. John hatte sich bewegt, zog sich ein wenig näher an den anderen Körper und atmete tief aus. Die Hände an Johns Schultern begannen sich wieder zu bewegen, fuhren unter den Bademantel zum Rücken und verweilten dort.… Mit einem Mal zog der Detektiv die Augenbrauen misstrauisch ins Gesicht. … Irgendetwas spürte er da doch. Nachdenklich drückte er seine linke Hand etwas stärker gegen Johns Rücken, strich einmal fester über den Verband und hörte sogleich einen, nicht gerade erfreuten, Laut von John. Der Veteran zuckte unwillkürlich zusammen, seine Miene veränderte sich auf der Stelle und er sah jetzt aus als hätte er tatsächlich Schmerzen. Der Größere zog augenblicklich seine Hand von Johns Rücken zu sich, sah genauer hin und konnte tatsächlich etwas Dunkles auf seiner Handfläche erkennen. Ihm wurde sofort klar, dass es sich hierbei um Blut handeln musste. Johns Wunde war bei dessen Bewegungen im Schlaf wieder aufgegangen?! Sofort packte Sherlock seinen Mitbewohner an den Schultern, drückte ihn zurück ins Bett, sodass dieser dort wieder in der Mitte lag und stieg kurzerhand hinterher, kniete sich über den Doktor, auf Höhe dessen Oberschenkel. Durch diesen plötzlichen Ruck wurde John geradezu wachgerüttelt. Anfangs noch verschlafen und vollkommen verwundert, öffnete er ein wenig die Augen, sah nach oben und rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn. “…Was…ist denn los?…”, wollte der Doktor wissen, worauf noch ein leises und genervtes Stöhnen folgte. Keinen Atemzug später zog Sherlock ohne Vorwarnung Johns Bademantel oben rum auf, während er sich hockend über diesen beugte. Erschrocken riss der Doktor die Augen auf - war jetzt wacher denn je. Was zum Teufel machte der Detektiv da?! Seine Hände, die, wie er selbst nun realisierte, in Sherlocks Hemd gekrallt waren, wollte er nun nutzen um diesen von sich zu schieben. Mit offenem Mund starrte er dabei fast schon entsetzt den Mann über sich an, brachte in diesem Moment kein einziges Wort heraus. Sherlock merkte das natürlich, ignorierte es aber vollkommen und widmete sich dem Verband seines Freundes. Er hatte Recht gehabt. Als er mit seiner linken Hand erneut unter Johns Rücken griff, den Verband dort berührte, fühlte er wieder etwas warmes, feuchtes an seinen Fingerspitzen. Dass John das aber auch selbst überhaupt nicht mitbekommen hatte - sein Schlaf war wohl wirklich beachtlich tief gewesen. “Umdrehen!”, befahl der Detektiv, schaute ernst zu seinem Freund herunter, welcher nur verwirrt und immer wütender werdend drein schauen konnte. “Wie Bitte? Sherlock-” Doch weiter kam er nicht, als er abermals gepackt und einfach herum gedreht wurde, dabei ließ er das Hemd des Größeren automatisch los. John mit der Vorderseite ins Bett drückend, rückte Sherlock gleich höher, zog den Bademantel weiter runter und öffnete geschickt den sich rötlich verfärbten Verband. Doch so kam er nicht weiter, wie er sofort feststellen musste. Um besser sehen zu können beugte sich Sherlock zur Seite und schaltete die Nachttischlampe neben dem Bett an, woraufhin sich das Zimmer mit einem angenehmen Licht erhellte. “Verdammt Sherlock, was soll das bitte werden?” Die momentane Situation überhaupt nicht begreifend, wollte sich der ehemalige Militärarzt aufrichten, sich wieder herum drehen und vor allem gefälligst endlich einmal eine Erklärung für Sherlocks Überfall in Johns Bett bekommen. “Ich bin müde, ausgelaugt, bekomme langsam wieder Hunger und habe Schmerzen! Ich verlange also sofort eine Erklärung was das hier-” “Genau das ist es ja.”, wurde John mit ruhiger Stimme unterbrochen, woraufhin der Verband wieder ganz von Johns Oberkörper verschwand. Letztgenannter wollte gerade etwas erwidern, als ein Luftzug an seiner offenen Wunde ihm endlich seine Frage beantwortete. ‘Das’ hatte sein Kollege also gemeint - erst jetzt spürte John ’was genau’ für Schmerzen er hatte. Augenblicklich verstummte er, griff unter sein Kissen und legte seinen Kopf zur Seite, so dass Sherlock einen guten Blick auf seine pikiertes Gesicht hatte. Grummelnd blieb John ruhig, wusste nun was sein Mitbewohner vor hatte und würde auch nichts dagegen haben, da er sich ohnehin nicht selbst verarzten konnte. Nur hätte der Andere wenigstens gleich die Sache erläutern können. Das wäre das Mindeste gewesen. Aber nein - Sherlock holte John lieber eigenhändig und ruppig aus dem Schlaf, als wäre ihre Wohnung am abfackeln oder jemand gestorben. Irgendwann bekam der Doktor wegen solchen plötzlichen Aktionen noch einen Herzinfarkt. Sherlocks Augen verengten sich und er entfernte schließlich endlich wieder von seinem Freund. “Ich hole nur schnell den Notfallkoffer.”, kam es monoton. Als der Detektiv zum Schreibtisch lief, richtete sich John etwas auf, stöhnte kurz leise, da die Wunde langsam ein wenig zu brennen anfing. “Aufs Bett knien... bitte, dann komme ich besser ran.” Wie das schon wieder klang. Kam es John nur so vor, oder waren diese ganzen Dinge und Szenen die sich neuerdings zwischen ihnen beiden abspielten extrem zweideutig? John wollte kopfschüttelnd auflachen, doch hielt ihn der Schmerz in seinem Rücken davon ab, weshalb er es lieber sein ließ. Ohne seinen Blick vom Kissen vor sich abzuwenden, richtete sich der Doktor auf, kniete sich mit aufgerichtetem Oberkörper hin und drehte sich mit dem Rücken zur Zimmertür in Sherlocks Richtung. John wollte sich gerade fragen, warum sich der Notfallkoffer, den er selbst eindeutig im Wohnzimmer gelassen hatte, nun in seinem Zimmer befand, als Sherlock auch schon mit einigen der Utensilien daraus wieder zum Bett zurück kam. Sherlock sah zu, wie sein Freund sich den Bademantel vollständig auszog und ihn einfach auf den Boden vor dem Bett fallen ließ. Dieser war nun vermutlich eh voller Blut und musste, wenn es überhaupt möglich war, gereinigt werden. Mrs. Hudson würde sich freuen, das Blut befleckte Hemd und versaute Bademantel würden ihr einen gehörigen Schrecken einjagen. Sherlock beobachtet das Tun des Kleineren und hielt unbewusst für einen Moment den Atem an. … Kapitel 22: untypisch kopf/kampflos ins emotionale Verderben... --------------------------------------------------------------- Das ganze Zimmer war in Stille gehüllt. Diffuses Licht von draußen mischte sich mit dem Lichtkegel der kleinen Nachttischlampe. Ließen den Rücken des ehemaligen Militärarztes Dank der warmen Helligkeit noch makelloser erscheinen. Trotz Wunde, welche das Bild in keinster Weise zerstörte. Sherlock runzelte verärgert die Stirn, ärgerte sich selbst über solche Gedanken, die ihn abermals dabei hinderten, einer eigentlich ganz normalen Tätigkeit nachzugehen. Er riss sich mühevoll zusammen und stellte sich direkt hinter den dort knienden Doktor an die Bettkante. Kurz waren noch raschelnde Geräusche zu hören, die wohl vom Auspacken der Verbände kommen mussten und dann erklang auch schon die leisen monotonen Worte des Detektivs. “Jetzt wird es kurz kalt.” Er hätte diese Warnung gar nicht aussprechen müssen. Seit wann kümmerte es Sherlock einem Menschen - in dem Fall John - wegen solcher Lappalien zu warnen? …. Dennoch tat er es. Anscheinend machte ihn Johns Anwesenheit und Art beängstigter Weise doch menschlicher als ihm lieb war. Dem Doktor allerdings kam dies ganz Recht, spannte seine Muskeln etwas an und war somit vorbereitet für die darauffolgende Kälte. Zuerst wischte der Größere noch das bisschen Blut mit einem Tuch weg, sprühte im Anschluss Desinfektionsmittel auf den kleinen Riss und ließ dieses kurz trocknen. John hatte seine Augen geschlossen, verharrte einfach nur in seiner Haltung, die Arme dabei an den Seiten herunter hängen lassend. Das Sherlock ihn gerade hier in seinem Zimmer, auf seinem Bett verarzten musste, wollte der Kleinere fürs Erste geflissentlich ignorieren, trotz der Zweideutigkeit, die selbst Sherlock doch mitbekommen haben müsste. Fiel das dem Meisterdetektiv denn überhaupt nicht auf?… Und ob es das tat! Der Größere wusste sehr wohl, wie das hier gerade aussehen und wohl möglich auf Dritte wirken musste, wobei sie eh alleine waren. Nur gab es für ihn keinen Grund sich daran zu stören. Es ging hierbei um etwas ganz Harmloses, was der Situation das Aussehen und den Sinn des Zweideutigen vollständig nahm. Im Grunde genommen wollte er nur schnell die Wunde seines Freundes versorgen und dann gleich wieder aus diesem Zimmer verschwinden. … Genau so war es doch geplant. Sherlock sah auf. Hatte schon die Wundsalbe und die Kompresse in der Hand, hob langsam die Arme. Doch da... ein wieder aufkommendes Gefühl suchte plötzlich seinen Körper heim. Die ganze Zeit stand er schon unter einer zwiespältigen Spannung, wollte deshalb eigentlich jeglichen Körperkontakt vermeiden. Wusste tatsächlich seine eigenen Gedanken nicht mehr einzuordnen, was bei dem Detektiv schon ziemlich selten vorkam und für ihn mehr als fragwürdig war. Sherlock haderte abermals mit sich selbst. Wieso nur machte er es sich selbst so schwer? Lag es an seinem unbezwingbaren Charakter, welcher sich so fest und strikt gegen alle Gefühle wehrte und sie nicht durch seine Mauer hindurch lassen wollte? Musste denn unbedingt sein einziger Freund ihn ihm so eine Unbeherrschtheit auslösen? Eine gewisse Art an ihm zum Vorschein bringen, die Sherlock bald noch um den Verstand brachte? Warum in Gottes Namen brachte John Watson seine verschlossene und, zu ehrlichen Überraschung des Größeren, offenbar überhaupt existierende Gefühlswelt zum Einstürzen und baute sie gekonnt wieder auf? Als hätte dieser Mann seine Hände in Sherlocks Kopf gefasst, ihn einmal kräftig geschüttelt und seine Gedankengänge und Empfindungen wieder neu eingerichtet, aufgefrischt und verstärkt. … Und das nur… durch seine einmalige Art. Durch sein Auftreten, seinen Ansichten, seinen Taten,… seinen Lächeln.… Den Blick nicht von Johns Rücken abwendend, wollte Sherlock die Kappe der Salbe abnehmen, was er wohl zuvor vollkommen vergessen hatte, musste sich dafür eigentlich nochmal erheben, um eine frische sterile Kompresse aus dem Koffer zu  holen. Doch… hinderte ihn etwas daran. Er musste sich helfen, musste sich konzentrieren, musste sein Bewusstsein festigen, sich mit sinnvollen Gedanken einen klaren Kopf bewahren... Ihr Fall! Er würde einfach gedanklich den Fall noch einmal durchgehen, das würde sicherlich helfen seine Mauer neu aufbauen… Sherlocks Gehirn arbeitete sofort auf Hochtouren, wollte einfach keine unnützen und störenden Sentimentalitäten aufkommen lassen, geschweige denn das der Kleinere vor ihm irgendwas von all dem, was den Größeren gerade so ablenkte, mitbekam. Mit starrem Blick auf John erhob er sich endlich holte sich eine neue Kompresse und öffnete die Wundsalbe, bevor er auch diese auspackte. Ihr Fall. Das war es. Er musste einfach nur alles noch einmal haargenau durchgehen…. Angefangen mit Noah, Noah Brown,…dem Mörder, ihrer wichtigsten Person in jenem Fall. Nicht zu vergessen Ben, Amber, Henry und George, welche Noahs Großvater - Harvey Thomson - und seine eigene Schwester - Nora Brown - umgebracht haben. …Familienerbstück,… George sucht es verzweifelt, lässt die Familie des Butlers beschatten, damit Dieser für ihn das Erbstück im Haus der Thomsons suchen kann. … Langsam ging der Consulting Detektiv zu dem Doktor zurück, blieb direkt hinter diesem stehen. Wollte endlich die Salbe auf die Kompresse und diese auf die Wunde legen, den Älteren nicht länger warten lassen. Der Jüngere ahnte schon, dass er sonst bald einen fragenden Blick kassieren würde. Er verkrampfte sich unbewusst ein wenig, fühlbar genug, um sich erneut den Kopf darüber zu zerbrechen, warum genau sein Körper so reagieren musste. Sherlock presste, unzufrieden und missgestimmt, über sich selbst die Lippen aufeinander. …Nora Brown,…im Brunnen des Thomson Anwesens ertränkt. Ben, Amber und Henry ermordet. … Vergiftung durch Ricin. … …Alle vier Mörder hatten ein gemeinsames Hobby als Schwachstelle. … Seltene und wertvolle Gegenstände-… Das hoch funktionelle Gehirn des Detektivs geriet langsam aber sicher außer Kontrolle, wurde immer unruhiger… kam es ihm nur so vor oder bekam er tatsächlich Kopfschmerzen? Je näher er John kam, desto lauter schienen die Alarmglocken in seinem Verstand zu schrillen. In seinem Kopf herrschte das reinstes Chaos, alles wirbelte wild durcheinander und schon bald konnte er die verfluchten Gefühle unter seinem deduktiven Denken nicht mehr im Zaum halten… Er verschloss die Salbentube wieder, legte sie zusammen mit der losen Kompresse neben John aufs Bett und seine freien Hände danach auf Johns Schultern, kam diesem ein Stück näher. … Georges Aufenthaltsorte mussten sie ermitteln,… wahrscheinlich war nur noch ein Versteck übrig,…ein Ort an dem sich George Clapton bis jetzt ungestört aufhalten konnte,…sie….sie mussten,….. … Unendlich langsam strich Sherlock mit seinen feingliedrigen Händen die Schultern des Kleineren vor ihm entlang. Erwischte sich dabei, wie er seinen Kopf etwas mehr nach vorne bewegte um den Geruch seines Freundes einzuatmen. Ein frischer Duft von Duschgel und Shampoo gepaart mit dem eigenen Geruch von John. Süßlich herb. Sherlock erinnerte sich an diesen und an die Szene, in der er ihn das erste Mal wirklich bemerkt und wahrgenommen hatte. Was war ihm da nur entgangen? Wieso fiel ihm erst jetzt auf wie gut und einzigartig sein Freund roch? So eigen, so natürlich,…so willkommen heißend. ... …Regent’s Park,…Chocolate Seduction,…Barcode Vauxhall… All Orte, an denen sie beide ihre Ermittlungen bis dato durchgeführt hatten ging Sherlock in diesem Augenblick regelrecht verzweifelt in Gedanken nacheinander durch durch… die Grafschaft in Surrey,…Wandsworth,… das Oasis Sports Centre,... der Fahrstuhl,… seine Lüge... die Küche bei Nacht,… Kuss,… ihr Kuss,… sein Traum,… … Sherlocks Traum. In diesem Moment zogen vor seinem inneren Auge all Szenen vorbei, die damit in Verbindung standen, nisteten sich sogleich hartnäckig in seinem Kopf ein und nahmen ihm das letzte bisschen Widerstand. Seine gedankliche Barriere zerbrach, die Mauer wurde eingerissen und sein Denken auf nur noch eine einzige Sache gelenkt: … John. John, sein treuergebener Kollege und einziger Freund. John, der gerade genau vor ihm war. Halbnackt. Umgeben von warmen schmeichelhaftem Licht und einer trügerischen Stille. Dieser Umstand gefiel dem Detektiv ganz und gar nicht. All diese Dinge arbeiteten gegen ihn. Brachen sein rationales Denken. Bizarre Bilder und Emotionen überfluteten seine Gedanken und sein Traum füllte beinahe qualvoll langsam sein Bewusstsein aus. Seine Sinne währenddessen nahmen nur noch ein aufkommendes Kribbeln war, welches sich von seinem Bauch aus in seinem Körper auszubreiten begann. Ein seltsames Gefühl wie der Consulting Detective fand. Es ging doch nicht an, er konnte sich doch nicht so einfach überrumpeln lassen. Musste definitiv dagegen ankämpfen. Die Augen geschlossen und sich noch immer nicht vom Fleck bewegend, umfasste Sherlock die Schultern des Kleineren vor sich etwas fester, was diesem eindeutig auffiel. Der Detektiv Konnte nicht fassen wie lächerlich er sich gerade benahm. So untypisch, so menschlich,…so verdammt noch mal schwach. So redete ihm zumindest sein genialer Verstand diese Schwäche ein - ob es die Wahrheit war konnte er nicht wissen. Zur selben Zeit wurde der Doktor immer ungeduldiger. John hatte sich die ganze Zeit lang nicht gerührt, war brav an Ort und Stelle geblieben, ohne auch nur einen Mucks von sich zu geben. Doch wenn sein Mitbewohner sich weiter so seltsam, ja fast schon unheimlich hinter ihm benahm, konnte er es bald  nicht mehr tatenlos hinnehmen, würde den Jüngeren tadeln müssen. “Sherlock?…”, startete John einen Versuch. “Sherlock?”, kam es nach einer Weile abermals, jetzt etwas lauter und leicht gereizt. Der Angesprochene regierte allerdings erst als sich der Körper vor ihm unruhig bewegte. Wie vom Blitz getroffen ruckte Sherlocks Kopf nach oben, seine Augen bekamen wieder einen klaren Blick für seine Umgebung und mit diesen starrte er den Hinterkopf seines Freundes an. Die Emotionslosigkeit wich noch immer nicht von seinem Gesicht, während er bemerkte, dass seine Hände immer noch regungslos auf den Schultern des Älteren vor ihm ruhte und nahm diese, als sei Johns Haut extrem empfindlich, vorsichtig weg. “So langsam machen Sie mir wirklich Angst…”Der Doktor meinte diese Aussage vollkommen ernst. Er fing an zu grübeln, überlegte ob es nicht besser wäre die Wundversorgungsaktion hier und jetzt nicht lieber abzubrechen. Denn Sherlock war mit seiner innerlichen Nervosität nicht der Einzige in Raum. Auch John hatte ein mehr als ungutes Gefühl, welches in eine Richtung tendierte, die ganz und gar nicht normal für ihn war. Eine Richtung die er gefühlsmäßig einschlagen würde, aus der er nicht mehr entfliehen konnte. Allein der Kuss in der vergangenen Nacht hatte seine Sinne zum Schwanken gebracht. John wollte nicht die Ausrede gelten lassen, dass er einfach schon lange keine solche Zärtlichkeiten mehr erfahren hatte. Sherlock war nur so… so-… nun, wie sah er selbst den Jüngeren überhaupt?… Wirklich keiner konnte je von ihm behaupten, dass der selbsternannten Consulting Detective unattraktiv war. Vielleicht nicht jedermanns Typ - von seinem Charakter mal vollkommen abgesehen - aber charmant und anziehend konnte er, wenn er es nur wollte, auf jeden Fall sein. Unumstritten war die Tatsache, dass Sherlock Holmes eine unglaublich sanft und sinnlich Seite hatte, die John schließlich bei dem Unwetter in der Küche selbst am eigenen Leib erleben hatte müssen/dürfen?!. Ein Schauer jagte über Johns Rücken während er sich diese Szene ins Gedächtnis rief. Seine Mimik wirkte dabei etwas verzweifelter, er wollte um Gottes Willen, dass der Größere nun ENDLICH einmal mit dem Verbinden anfing und dann auch schnell wieder zum Schluss kam, damit John sich in sein Bett zurück packen und sich in einen, hoffentlich lang anhaltenden, Schlaf retten konnte. Der Doktor wollte einfach nicht mehr wach sein, ertrug die Nähe seines Kollegen nicht, der gerade schon wieder so verdammt nah bei ihm war. Warum hatte dieser, total untypisch für ihn, unbedingt den Notfallkoffer hier hoch bringen müssen? Warum war er immer noch hier? Wie hatte er bemerken können, dass Johns Wunde wieder zu bluten angefangen hatte? Was war hier geschehen, bevor John durch Sherlocks plötzlichen Überfall wach gerüttelt worden war? Warum hatte er ihn im Fahrstuhl belogen? Und warum befanden sie sich schon wieder in so einer seltsamen Situation? Ohne das John es ahnen konnte, wurden seine und Sherlocks Gedanken synchron, konnten es einfach nicht länger verdrängen, sich wieder mit dem Thema auseinander zu setzen. Zwangen sich mit aller Macht zur Selbstkontrolle, was für Sherlock zurzeit am schwierigsten war. Letztgenannter kniff nun die Augen fest zusammen, ruckte mit seinem Kopf nach vor und platzierte seine Stirn an Johns Hinterkopf. Aus seinen Gedanken gerissen und leicht erschrocken starrte der Ältere darauf hin einfach nur geradeaus. Beide schwiegen. John wusste nicht was er sagen sollte. Diese einfache und kleine Handlung des Detektivs brachte den Doktor vollkommen aus dem Konzept, ließen noch mehr Fragen in ihm aufkommen, die ihn verwirrten. Plötzlich spürte John zwei kalte Hände, die sich wieder sachte auf seine Schultern legten. Sofort bildete sich auf seinem Rücken eine Gänsehaut. Unmerklich schüttelte der Veteran sich, lenkte seinen Blick auf das Bett und beschloss erst mal abzuwarten, was als Nächstes geschehen würde. Er wollte hier nicht gleich unnötig ausflippen, seinen Kollegen unsanft von sich zu schubsen oder diesem im schlimmsten Falle eine verpassen. Er war viel zu gutmütig… Sherlocks Hände derweil erfreuten sich geradezu an der, von dem Körper vor ihm ausgehenden, Wärme. Seine Finger fingen innerlich zu kribbeln an, während Johns Körper etwas von dieser Wärme auf Sherlocks kalte Hände übertrug. Er war gerade schlichtweg in einer Art Trance. War verloren,… schon längst vollkommen verloren. Gefangen in diesem Zimmer, an diesem Bett,... gefangen von diesem Mann.… “…John…” Warum nur musste der Größere seinen Namen so aushauchen? Der Kleinere kämpfte gegen einen neuen Schauer an, wobei sich seine Hände zu Fäusten ballten, versuchten seine Nervosität in Schach zu halten. Viel zu langsam strich sein Mitbewohner nun über seine Arme. Fuhr anschließend wieder hoch, zur Mitte, die Wirbelsäule entlang nach unten, bis zu seinem Steißbein. Panik?! Allmählich wurde dem Doktor diese Sache hier wirklich ungeheuer und er überlegte ernsthaft, den Detektiv zu fragen, was das hier genau werden sollte, ihn SO zu berühren. Doch so kaltherzig war er (leider) nicht, auch wenn es darum ging, ohne sein Einverständnis angefasst zu werden. Die Berührungen war ja wirklich nicht unangenehm, nein, das Gegenteil war leider der Fall. Das was John in diesem Augenblick tatsächlich empfand, war ein positives und starkes Gefühl. Konnte er es denn zulassen? Durfte es denn sein? Sie waren doch Kollegen,… Freunde. Durften Freunde sich SO berühren? SO ETWAS empfinden? Das war doch definitiv nicht normal, oder?!... Aber wenn es einen Begriff gab, den er seinem Leben mit Sherlock generell nicht zuschreiben durfte dann war es das Wort 'normal'…. denn seit er Sherlock Holmes kennengelernt hatte, entsprach praktisch nichts mehr der Norm. Nur kurz verweilten Sherlocks Hände an Ort und Stelle, eh sie ihren Weg wieder nach oben einschlugen und zum wiederholten Male die Schulterblätter entlang fuhren, nur um daraufhin wieder nach unten zu gleiten. Seine Finger bahnten sich federleicht einen Weg über die warme Haut, die weicher war, als es Sherlock je hätte annehmen können. Ohne zu zögern - oder geschweige denn abzuwarten, was der Doktor davon halten könnte - strich er mit seinen langen Fingern dessen Seiten entlang, konnte deutlich spüren, dass John einmal kurz zusammenzuckte, da er dort etwas kitzlig zu sein schien. Ein kleines Schmunzeln zierte Sherlocks Mund, konnte einfach nicht widerstehen die selbe Handlung darauf hin nochmals zu wiederholen. Nun war es an dem Blondschopf zur sprichwörtlichen Salzsäule zu erstarrte, beinahe einen Ganzkörperkrampf zu bekommen. Er biss sich auf die Unterlippe, versuchte keinen zweideutigen Laut von sich zu geben. Ein Aufzucken hatte er zuvor leider nicht verhindern können, konnte sich sofort denken, dass sich der Größere gerade einen Spaß daraus machte. Doch seltsamerweise fühlte es sich für John auch in dieser Situation nicht wie ein Experiment an, bei dem er die Rolle des 'Versuchskaninchens' zugeteilt bekommen hatte. Er konnte es sich nicht wirklich erklären warum, aber diese Berührungen fühlen sich… so ehrlich an. Er konnte förmlich das Interesse, die Faszination und die Neugierde durch diese sanften Hände spüren. Und ob John es nun wahrhaben wollte oder nicht, Sherlock konnte sehr gut mit diesen umgehen, nutzte sie geschickt. Der Detektiv derweil wollte, vollkommen untypisch für ihn, voll und ganz genießen, noch viel mehr von dieser warmen Haut zu spüren und fuhr deshalb mit seinen Händen auch schon über Johns Schultern hinweg nach vorne und platzierte sie auf dessen Brust. Nun wurde der Ältere von hinten umarmt, spürte den Stoff von des Jüngeren Hemd auf seiner Haut und mehr als überdeutlich diese verflucht angenehmen Hände. Sherlocks Linke ruhte direkt auf Johns Narbe und kam nicht drum herum diese kurz zu ertasten. Der Doktor zuckte reflexartig leicht mit den Schultern, als der Detektiv die kreisförmige Narbe berührte und sanft drüber strich. Doch das alles reichte dem Größeren schon bald nicht mehr. Langsam ließ er den Kleineren vor sich wieder los, nur um seine Arme sogleich erneut, diesem Mal unter Johns Arme hindurch, nach vorne zu nehmen und ihn wieder mit diesen zu umschlingen. Jetzt wurde der Doktor von dem Detektiv gezwungenermaßen in eine richtige Umarmung geschlossen, aus der er sich zum jetzigen Zeitpunkt noch hätte einfach befreien können,….wenn er denn dazu in der körperlichen Verfassung gewesen wäre. Sowohl Johns, als auch Sherlocks Verstand riet ihnen sehr nachdrücklich, dass sie das, was sie hier gerade tat nicht tun sollten - doch ihre Körper taten was sie gerade wollten, nämlich das genaue Gegenteil. Plötzlich riss John die Augen auf, als er die Vorderseite Sherlocks an seinem Rücken und natürlich auch weiter unten deutlich spüren konnte. Der Größere hatte die letzten paar Zentimeter zwischen ihnen überwunden, drückte seinen an den Körper des Doktors und nahm all jene Wärme, die dieser für ihn ausstrahlt genießend leise seufzend in sich auf. Die Stirn noch immer an den Hinterkopf von John gedrückt, atmete Sherlock tief ein, versuchte mit aller Macht wenigstens noch den letzten klaren Gedanken aufrecht zu erhalten…. Doch kaum berührten sich ihre Körper,… war auch das letzte bisschen akribische und fehlerlose Denken aus dem Kopf des Meisterdetektivs restlos verschwunden… Die dunklen Locken kitzelten Johns Nacken. Sherlock bettete seinen Kopf nun auf Johns linke Schulter, beugte sich somit etwas nach unten. Seine Hände folgten sogleich, fuhren über die Brust nach unten Richtung Bauch. Beim Überqueren der kräftigen Brust streiften die schlanken Finger des Größeren flüchtig die Brustwarzen des Älteren. Sogleich bäumte sich dessen Oberkörper etwas auf und er zog so leise wie möglich scharf die Luft ein. //…Oh… Gott,….oh Gott, oh Gott, OHGOTTOHGOTTOHGOTT!?!//, schoss es dem Doktor wie ein Blitz durch den Kopf, versuchte dabei die aufsteigende Wärme in seinem Gesicht zu ignorieren. John senkte seinen Kopf, biss sich abermals auf die Unterlippe, hielt das alles hier nun einfach nicht mehr aus und schaffte endlich etwas zu sagen, wenn auch nur ganz leise. “Sherlock,…wollten Sie nicht-” “Es ist mir egal was ich wollte …”, wurde der Doktor sofort durch die ruhige, tiefe Stimme des Detektivs direkt an seinem linken Ohr unterbrochen. “Jetzt…will ich etwas ganz anderes…” Johns Atem stockte. Ihm kam es so vor, als müsste er beinahe jämmerlich ersticken. Dieser eine Satz, dieser mehr als eindeutige Satz, schnürte dem Veteran buchstäblich den Hals zu. Machten seine Gedankengänge unbrauchbar, setzte alles noch normal arbeitende in seinem Körper Schachmatt. Er fühlte sich überfordert, war komplett verwirrt und mit einem Schlag so überrumpelt, dass er nicht mal ein Wort auf Sherlocks Aussage entgegen bringen konnte. Ruckartig, leicht panisch hob John seine Arme, umfasste die Handgelenke des Größeren - ein letzter kläglicher Versuch sich zu wehren und  dieser merkwürdigen Situation zu entkommen. “Sherlock…Bitte,…” Der Angesprochene horchte auf, hob seinen Kopf und erwiderte, dicht an Johns linkem Ohr flüsternd: "Du möchtest das ich aufhöre?" bevor er mit seiner Zunge vorsichtig einmal kurz über Johns Ohrmuschel strich. Der blonde Mann erschauderte unwillkürlich. Wieder eine Stelle an der er empfindlich war. Er verfluchte sich gerade für seinen Körper, der ihn so schändlich im Stich ließ. Sofort merkte sich Sherlock die neu entdeckte erogene Zone, grinste gedanklich und leckte gleich noch einmal neckisch über die Ohrmuschel. "Und?" “Sher-lock,…ich warne... dich…” Dennoch hörte sein Kollege nicht auf. Er wollte wohl eine klarere Absage haben. Sie wussten beide, wie Johns Körper auf Sherlocks Tun reagierte, was allerdings ja auch kein Wunder war, wenn dieser so an ihm herumfummelte - dachte der Ältere bitter. Nur, was er in seiner Sturheit nicht wahr haben wollte war, dass Sherlock allein all diese Empfindungen nur noch intensivierte. Es war ‘Sherlock‘, der ihn hier mehr oder weniger gegen seinen Willen um den Verstand brachte… Der Gesichtsausdruck des Doktors wurde leidender, er konnte sich tatsächlich nicht entscheiden ob er wollte, dass der Detektiv aufhörte oder ob er lieber weiterhin dessen Berührungen genießen wollte. Sherlock wartete noch auf eine Antwort. Unterdessen wanderten seine Hände, die mittlerweile die gleiche Temperatur wie die Haut unter ihnen angenommen hatten, wieder hoch über die Brust, ebenso über die rosigen Brustwarzen. Umspielten sie kurz, warteten auf eine Reaktion des Doktors, welche allerdings immer noch ausblieb. Um jeden Preis wollte Sherlock eine Reaktion von seinem Freund erhaschen, sie in sein noch existierenden aber momentan abgeschalteten Verstand einspeichern. Er wusste nicht warum genau - doch er wollte es, sein Gefühl und sein Körper WOLLTEN es. John war hartnäckiger und sturer als Sherlock gedacht hätte, konnte und wollte sich wohl einfach nicht gehen lassen, wenigstens für einen kurzen Moment die eigenen Gefühle und Sinne auf ihre Zweisamkeit konzentrieren. Sogar der selbsternannte Consulting Detective - und das war wirklich mehr als untypisch für ihn - schaffte es mehr gezwungen als freiwillig sich der jetzigen Sache zu widmen, sie wenigstens nur ein bisschen auszukosten. "Also" hauchte der Detektiv. “…Hör auf,…”, erreichte ihn plötzlich des Doktors leise Stimme, aus der er ein Hauch von Erregung heraus zu hören meinte. Dessen leicht zitternder Körper bestätigte seine These. "Soll ich wirklich aufhören? Ich höre deine Worte, aber dein Körper sagt mir das Gegenteil. Was willst du... John?" fragte Sherlock den Älteren mit aufrichtigem Interesse in der Stimme, während er sich mit seinem Körper weiter an diesen drückte. “…Bitte…”"Bitte was John?" Die Antwort wurde von einem leisen Aufkeuchen zunichte gemacht, denn gerade eben hatte der Größere seine Zunge über den Hals des Kleineren gleiten lassen. Hielt John so fest er nur konnte, wollte ihn nicht mehr gehen lassen. Sherlock spürte dabei wie sich sein eigener Puls etwas beschleunigte, sein Herz schneller schlug und wie ihm allmählich immer wärmer wurde. Sherlock war kein Sadist. Hätte er zu irgendeinem Zeitpunkt echten Widerstand von John gespürt, so hätte er sofort von ihm ab und das Zimmer verlassen. Aber es gehörte nun mal unter anderem zu dem, von ihm selbst erfundenen, Beruf Menschen sehr genau lesen zu können und in Johns gesamtem Verhalten las er mehr als deutlich, dass dessen Gegenwehr nur seine Bedenken zum Ursprung hatten. Der Doktor wollte das hier genau so sehr wie der Detektiv, aber im Vergleich zu diesem, wobei normalerweise eher Zweiterer der Meister im selbst verleugnen sein sollte, konnte es sich John selbst nicht offen eingestehen. Sherlock wusste, dass sein Handeln von heute Folgen haben würde, aber da das Schlamassel nun eh schon im vollen Gange war, beschloss er ausnahmsweise es vorerst einfach zu genießen. John währenddessen schaffte es einfach nicht dieses Zittern abzustellen, welches nicht davon kam, weil er fror, sondern weil sein gesamtes Wesen von einer, für ihn unbegreiflich, heftigen Erregung gepackt und mitgerissen wurde. Noch etwas verkrampft kniete er, in der Umarmung des Größeren 'gefangen', auf seinem Bett. Die leichten Schmerzen seiner Wunde am Rücken waren längst untergegangen und vergessen - im Rausch der Gefühle. Ja, sein Körper wusste etwas, wogegen sich sein Verstand vehement sträubte. Er wollte das hier. Er wollte diese Berührungen und er wollte sie nicht von irgendjemandem sondern von Sherlock. Dessen zarte Hände, die federleicht seinen Hals ertasteten, die sich ihren Weg über den Körper des Doktors bahnten, bewirkten, dass sich dessen Atem merklich beschleunigte. John gab nun tatsächlich, auch wenn eher unbewusst, ohne es selbst noch wirklich mitzubekommen, seine Zustimmung, indem er Sherlocks Vorderseite etwas entgegen kam, sich leicht nach hinten gegen ihn drückte, ein wenig fallen ließ und dabei von den, wie er bemerkte, starken Armen seines Freundes gestützt wurde. Diese Handlung des Kleineren als Zustimmung wertend, stützte sich der Größere nun mit seinem Kinn auf der linken Schulter des Älteren ab, verfolgte seine eigenen Hände mit halb geschlossenen Augen. Diese fuhren derweil über Johns Bauch, weiter über die Hüfte und einmal hinweg über den Bund der Pyjamahose, welche zum Öffnen ganz oben ein dünnes Band besaß. Allein der Gedanke daran, dass der Detektiv auch vorhaben könnte, seine Hose öffnen, bescherte dem Doktor mehrere Schauerattacken über den Rücken sowie ein starkes Kribbeln in der Lendengegend. Als ihm sein Bauch gestreichelt wurde, entglitt ein wohliger Seufzer seinen Lippen. Er dachte gerade darüber nach und vernahm keinen Wimpernschlag später schon die tiefe, rauchige Stimme des Anderen direkt an seinem Ohr, die seinen Gedanken aussprach. “…Was geschieht hier bloß mit uns?…” Selbstverständlich eine rhetorische Frage, die weder Sherlock noch John momentan zu beantworten wussten. Zu mehr als einem langsamen Kopfschütteln war John nun eh nicht mehr fähig. Natürlich wusste er es auch nicht, aber verdammt noch mal, er wollte es auch gar nicht wissen. Egal was das gerade genau werden sollte, er wollte es nun einfach nur genießen, sich darüber den Kopf zerbrechen, warum und weshalb es dazu gekommen war, das würde er, da kannte er sich selbst sehr gut, später sowieso ganz automatisch tun. Kurz darauf spürte John wie Sherlocks linke Hand an seinem Hals verweilte, sein Kinn etwas anhob, während seine rechte Hand abermals federleicht über den Bund seiner Pyjamahose strich. Der Doktor schloss seine Augen, die schmalen Lippen leicht geöffnet. Weiter die eigene Hand beobachtend, legte der Detektiv sie nun auf Johns rechtes Bein, fuhr mehrmals langsam auf und ab, kam dabei der Innenseite dessen Oberschenkels ein wenig näher. “Nhgnn…”, kam es plötzlich leise keuchend, woraufhin Sherlock fast schon erstaunt eine Augenbraue hob. Noch eine erhoffte, aber spärliche Reaktion, die ihn mehr als zufrieden stellte. Es wirkte vielleicht als wolle er den Kleineren quälen, aber es fesselte den Größeren einfach ungemein, zu sehen bzw. zu hören wie sein Freund auf seine Berührungen reagierte, sich regelrecht in seiner Umarmung wand… Der Detektiv war davon geradezu beeindruckt und unglaublich fasziniert. Nie hätte er, ganz nebenbei bemerkt, bei sich selbst ein Interesse für solche Dinge vermutet. Zur gleichen Zeit wurde der Doktor immer nervöser, ahnte was gleich kommen würde und, so peinlich wie es ihm in diesem Moment auch war, so sehr sehnte er es gleichzeitig herbei. So gesehen und vor allem so berührt zu werden, ohne sich dagegen in irgendeiner Art wehren zu können, bzw. zu wollen… er musste hier einfach ehrlich zu sich selbst sein. Dabei war John die Tatsache, dass es sich um einen Mann handelte, der ihn gerade so berührte, momentan vollkommen gleichgültig. Nein,… es war Sherlock, der ihn mit seinen Händen um den Verstand brachte… Unwillkürlich beruhigte dieser Gedanke den Doktor… Sich vorsichtig weiter zum Innenschenkel tastend, strichen die vorwitzigen, schlanken Finger des Detektivs gerade ruhelos wieder rauf zum Bauch, überquerten Johns Bauchnabel und glitten dann sogleich wieder nach unten, waren nun auf dem direkten Weg zu dessen Hose. Längst hatte der Kleinere die Handgelenke des Größeren wieder losgelassen, ließ seine Arme einfach nach unten hängen, die Hände leicht zu Fäusten geballt. Pure Anspannung hing in der Luft, man konnte meinen ein Knistern zu hören, die stärker werdende Lust beider Männer war zum Greifen nah. Quälend langsam und bedacht nahm Sherlock das Band der Pyjamahose nun zwischen zwei Fingern und zog daran. Die Hose öffnete sich, gab die darunter liegende Haut preis. Der Größere schloss ebenfalls kurz seine Augen, presste, ohne es zu merken die Lippen ein wenig aufeinander, schluckte kaum hörbar. John, dem sein Kopf noch immer von Sherlocks Hand nach oben gehalten wurde, biss die Zähne zusammen, behielt seine Augen ebenfalls weiterhin geschlossen. Ein Finger nach dem anderen schlüpfte unter den Hosenbund, berührten die heiße Haut, ließen Sherlock selbst eine Gänsehaut bekommen. Sherlocks rechte Hand ertastete das gestutzte Schamhaar und streifte dann einmal kurz Johns Männlichkeit, welcher darauf hin leise aufstöhnte. Der, anfangs noch leichte, Rotschimmer auf den Wangen des Doktors war nun um eine Nuance dunkler geworden. Der Detektiv machte währenddessen unverdrossen weiter, ließ seine Hand weiter in die Hose gleiten, strich bestimmend mit leichtem Druck über die Innenseiten von Johns Oberschenkel, ließ dabei absichtlich dessen Intimbereich aus, umkreisten diesen und reizten den Veteran damit nur noch mehr. Schaudernd machte John ein Hohlkreuz, kam dadurch mit seinem Hintern Sherlock an einer bestimmten Stelle besonders entgegen. Dieser genoss das Gefühl, leicht überrascht über den plötzlich Druck in seiner Körpermitte. Unvermeidlich führte dieser dazu, dass es langsam aber sicher auch in Sherlocks Hose etwas enger wurde - denn im Grunde genommen war auch er nur ein Mann. Ohne sich allerdings davon großartig aus dem Konzept bringen zu lassen, rückte der Größere einfach etwas nach vorne, kniete sich selbst nun ebenfalls aufs Bett, zwischen die leicht geöffnete Unterschenkel des Kleineren. Kurz darauf wanderte dann auch schon einzelne Fingern über Johns warme Männlichkeit. Sherlock erschauderte. Seine Hand umfasste langsam das Glied, hörte neben sich ein leises Keuchen und spürte auch schon wie sich John weiter nach hinten gegen ihn drückte. Die schlanken Finger befühlten die Haut an dieser Stelle voller Neugier, wanderten bis hin zur Spitze. Der Doktor kniff die Augen noch fester zu, sein Körper zitterte vor Erregung. Er fühlte sich vollkommen ausgeliefert, wurde beinahe wahnsinnig bei dieser viel zu langsamen und behutsamen Tätigkeit des Detektivs. Sherlocks Finger umkreisten für kurze Zeit die Eichel, fuhren schließlich runter und dann der Länge wieder nach oben. Johns Körper bebte, seine zurückgehaltenen Laute wurden immer undefinierbarer. Sherlock konnte sich dazu ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Voller Elan und mit einer Seelen Ruhe wurde Johns Glied von Ihm sanft massiert. Bestimmend strichen seine warme Finger Stück für Stück den Schaft rauf, um gleich darauf wieder nach unten zu gleiten. Wie gebannt konnte der Größere dabei seine Augen nicht von dem Gesicht des Kleineren abwenden, welches er von der Seite her betrachten konnte. Die vor Erregung und wahrscheinlich auch ein klein bisschen vor Scham geröteten Wangen, die geschlossenen, leicht zusammen gekniffenen Augen, vereinzelte blonde, kurze Haarsträhnen, welche dem Veteran in die Stirn fielen und an der, mit einem dezenten Schweißfilm bedeckten, Haut kleben blieben. Aber das Beste kam bekanntlich zum Schluss - Johns Mund - welcher, einen kleinen Spalt geöffnet, erregende und lusterfüllte Laute abgehakt aushauchte. Wieder einmal sahen diese, unmerklich zitternden, Lippen mehr als einladend aus… und dieses Mal,… holte sich Sherlock auch was er wollte. Mit einem Mal wurde Johns Kopf von Sherlocks linker Hand an seinem Kinn sanft zur Seite gedreht. Dieser öffnete dabei überrascht die Augen und spürte im nächsten Moment auch schon heiße Lippen auf seinen. Völlig überrumpelt schloss der Doktor seine Augen sofort wieder, griff mit den Händen halt suchend nach Sherlocks linkem Arm, konnte weiterhin die rechte Hand des Consulting Detectives zwischen seinen Beinen spüren, wurde somit praktisch bewegungsunfähig gemacht. Diese weichen, geschwungenen, schönen Lippen. …John kannte sie bereits. Nur waren sie jetzt viel besitzergreifender, noch immer verspielt, aber eindeutig fordernder. Dieses mal war ihr Kuss ungezwungener. Ihre Zungen schmiegten sich aneinander, umspielten sich ab und an, gingen auseinander nur um sich wieder zu berühren. Berauscht von ihrem Kuss ließ Sherlock seine Hand weiter in Johns Intimbereich langsam auf und ab gleiten. Spürte deutlich wie jenes Geschlechtsteil sich unter seinem sanften Tun mehr und mehr versteifte. Speicherte sich alle Empfindungen und Erfahrungen in sein Unterbewusstsein ab, hörte nicht auf seine Hand im Takt zu bewegen, während er gleichzeitig die schmalen rosigen Lippen in Beschlag nahm. “…hahh,..nhhhnn…”, entkam es John, welcher die Welt um sich herum gänzlich vergaß. Er griff mit der linken Hand in Sherlocks Locken, zog dessen Kopf noch näher zu sich. Seine rechte Hand griff blind nach hinten und blieb schließlich seitlich auf dem rechten Oberschenkel des Detektivs liegen. Diesem erging es nicht anders, Sherlock fühlte nur noch Johns Körper an seinem, dessen Hände in seinem Nacken und auf seinem Oberschenkel, wie dieser sich an ihm rieb und sich ihm entgegen drückte. Ihm dadurch zeigte, dass er Gefallen an dem hatte, was er mit ihm tat. Vorsichtig ließ Sherlock nun Johns Kinn los zog mit der linken, nun freien Hand Johns Pyjamahose ein wenig weiter nach unten, machte sich somit mehr Platz, konnte sich dadurch ungehindert der sich aufrichtenden Männlichkeit des Älteren widmen. Von der eigenen anfänglichen Lust gepackt presste sich Sherlocks Unterkörper von allein und ganz automatisch gegen das Hinterteil des Kleineren - selbst John musste doch spüren wie erregt Sherlock war?! Doch das tat im Moment nichts zur Sache, entschied der Jüngere kurzerhand. Er wollte hier und jetzt seine Aufmerksamkeit voll und ganz John schenken. Ihn berühren, unter seinen Fingern spüren, über die Grenze bringen, kurz gesagt verrückt machen. Morgen schon würde der Doktor wahrscheinlich schon anders über das Erlebnis heute denken und der Detektiv wollte, dass der Ältere sich zumindest an die Bemühungen des Jüngeren deutlich erinnern können musste. Diese verfehlten hier und jetzt jedenfalls nicht ihr Ziel. John war drauf und dran immer lauter zu werden. Vergaß völlig seine Beherrschung, fing an zu wimmern, bettelte regelrecht um Erlösung. Sein steifes Glied hatte mittlerweile seine volle Größe erreicht. Immer schneller fuhr Sherlocks Hand auf und ab, geriet nicht aus dem Rhythmus, spürte im selben Moment auch schon, wie Johns Unterleib ihm zaghaft entgegen kam. Dabei nicht eine Sekunde von den Lippen seines Freundes ablassend, ließ der Detektiv seine Hand abermals schneller werden, brachte sie in einen Takt, der John abgehakt in den Kuss keuchen ließ. Sherlock war von dieser neu entdeckten Seite seines Mitbewohners absolut fasziniert. Wie willenlos, ungezügelt und leidenschaftlich John sein konnte.... sollte ihn der Doktor dafür ruhig 'besitzergreifend' schimpfen, der Detektiv wünschte sich gerade ernsthaft der Einzige sein zu dürfen, der John zukünftig so sah. “…haahh,…Sher-…lock,…ahhh ich…i-ich…”  hauchte John plötzlich, seine Lippen dabei nicht weiter als unbedingt nötig von denen des Detektivs entfernend. Wenn auch vollkommen zusammenhanglos, nicht mal ein richtiger Satz, der Angesprochene wusste dennoch sofort was sein Mitbewohner damit meinte, obwohl auch er selbst ganz eingenommen von dem unaufhörlichen Kribbeln in seiner Lendengegend war. Wollte seine 'Aufgabe' hier aber trotzdem mit Bestimmtheit zu Ende bringen. Sherlocks linke Hand wanderte zu Johns Brustwarzen, reizte diese zusätzlich, ließ seine rechte Hand währenddessen weiter unablässig auf und ab fahren, fühlte zwischen seinen Fingern schon etwas warmes Feuchtes, was er kurzerhand als eine Art Gleitmittel verwendete, bearbeitete das pulsierende Glied damit noch intensiver. Johns gesamter Körper bebte unaufhörlich, er drückte seinen Hintern gegen die Vorderseite seines Freundes, konnte einfach nicht anders, war momentan viel zu erregt um überhaupt noch irgendetwas kontrolliert zu machen. Des Doktors Hinterteil machte es dem Detektiv derweil nicht gerade leicht, sich zu konzentrieren. Nun war es an dem Größere, ihren Kuss kurzzeitig zu unterbrechen, nur um sich, das erste Mal an diesen Abend selbst auf die Unterlippe zu beißen, beinahe verzweifelt um seine noch verbliebene Selbstkontrolle bemüht, damit diese nicht durch Instinkt gesteuerte Triebe ersetzt wurden. Er wusste genau, dass er hier und jetzt - wenn er ehrlich zu sich selbst war - am liebsten noch viel mehr mit John gemacht hätte. Gleichzeitig war ihm aber auch voll und ganz bewusst, dass er es sich damit die Zukunft mit seinem Freund definitiv verscherzen würde. Er blieb also dabei. “…Sher-…Sherlock.…” John legte plötzlich abrupt den Kopf in den Nacken, zog beinahe schmerzhaft an Sherlocks Haaren und stöhnte dabei laut dessen Namen, das eindeutig Zeichen für den Jüngeren, dass der Ältere kurz davor war. Dieser wollte ihn nicht noch länger leiden lassen, verstärkte deshalb den Druck an Johns Männlichkeit nochmals und lenkte dabei sein Blick direkt auf das Gesicht des Kleineren. Dieser hatte seinen Kopf wieder zur linken Seite gelegt, so dass der Größere freie Sicht auf dessen lusterfüllten Gesichtsausdruck hatte. John kniff sogleich die Augen fest zusammen, stöhnte ein letztes Mal ungehalten und kam letztendlich mit einem halb erstickten Schrei zu seinem ersehnten Höhepunkt. Auf jedes noch so kleine Detail genau achtend, ließ der Detektiv den Doktor dabei keine Sekunde aus den Augen. Spürte wie dieser heiß und ruckartig in seiner Hand kam… Komplett außer Atem und sichtlich erschöpft lehnte John danach an Sherlock, welcher ihn stützte. Für einen kurzen Augenblick verweilten die beiden Männer noch in dieser Position, während der Kleinere schnell die Pyjamahose hoch zog, sodass sein Intimbereich wieder ganz bedeckt war. Er wollte so gerne die Augen öffnen, doch etwas in ihm hinderte ihn daran. Scham, vermutete der Doktor zuerst, aber eigentlich gab es nichts, wofür dieses Gefühl angebracht gewesen wäre, auch wenn ihm die Situation zwischenzeitlich schon ein wenig peinlich gewesen war,… aber im Grunde genommen gab es für ihn keinen Grund zum schämen. Und doch tat sich der Ältere unglaublich schwer damit, seinem Kollegen... Freund in die Augen zu schauen, rückte schließlich von ihm ab und ließ sich seitlich mit seinem Kopf auf das Kissen fallen. Sherlock stand daraufhin auch schon auf, sah hinab auf seine Hand, drehte seinem Freund ebenfalls den Rücken zu. Sein Puls ging schnell, sein Unterleib schmerzte. Sich leise räuspernd unterbrach er schließlich die Stille zwischen ihnen: “Entschuldigung, ich muss kurz ins Bad.” Ob John wollte oder nicht, er konnte sich sehr wohl denken, was der Größere dort, neben Händen waschen, nun noch zu erledigen hatte. Selbstverständlich war ihm, während er seinen Hintern an Sherlocks Vorderseite gedrückt hatte, die deutliche Beule in dessen Hose nicht entgangen. Die Aktion eben hatte Sherlock also alles andere als kalt gelassen. Sollte sich John darüber freuen? Sich dafür selbst auf die Schulter klopfen es geschafft zu haben, dass das exzentrische Genie alias Sherlock Holmes ihm eine andere und wohl nie für möglich gehaltene Seite an sich offenbart hatte?… Allerdings war nicht John derjenige gewesen, der damit angefangen hatte…. sondern Sherlock selbst. Warum der Detektiv allerdings plötzlich so ein Verlangen danach zu haben schien, ihn auf diese Weise anzufassen, war dem Doktor absolut schleierhaft. Er hatte auch dieses Mal freiwillig mitgemacht, weshalb er sich eigentlich auch hier nicht wirklich beschweren konnte und gefallen hatte es ihm auch dieses Mal, wie er ehrlich zugeben musste. Aber egal, warum, weshalb und wieso, eins war ganz sicher - er und Sherlock waren sich mehr als nur nahe gekommen! John war, wenn auch mehr als angenehm befriedigt, alles andere als glücklich darüber, hatte es doch vermeiden wollen, sich nochmal auf so eine Situation mit seinem Mitbewohner einzulassen. Er musste Abstand gewinnen, unbedingt, er musste sich das Ganze in Ruhe von Außen betrachten, sonst würde er noch verrückt werden. Es war zum Lachen und zum Heulen, das reinste Chaos eben. Der Doktor war sich darüber im Klaren, dass nach heute Abend zwischen den beiden Kollegen und... Freunden nie wieder alles so wie früher werden konnte. Eigentlich wäre es wohl das Schlauste gewesen, der Veteran wäre sofort ausgezogen, aber das brachte dieser nicht über sich. Der Detektiv hatte ihn ja schließlich nicht verletzt, wenn man es genau nahm weder körperlich noch geistig. Er hatte ihm die Möglichkeit angeboten, das Ganze abzubrechen. Sherlock traf keine Schuld, außer vielleicht die, plötzlich, aus heiterem Himmel sexuelles Interesse entwickelt zu haben und dann auch noch ausgerechnet an seinem Mitbewohner. … Leise auf keuchend setzte sich der Doktor im Bett auf, versuchte seine Gedanken zu ordnen, eine Entscheidung zu treffen. Erschöpft und müder denn je, strich er sich mehrmals durchs zerzauste Haar und bemerkte dann plötzlich, dass sie beide seine Wunde ganz vergessen hatten. Doch als er mit einer Hand die rötliche Stelle vorsichtig abtastete, stellte er fest, dass der kleine Riss getrocknet war und offensichtlich nichts weiter abbekommen hatte - Gott sei Dank. John sah sich nach seinem Oberteil um, stand dazu auf, musste aber aufpassen nicht gleich wieder umzufallen, da er noch ein wenig wackelig auf den Beinen war. Schnell packte er sogleich die noch sterile Kompresse und die Wundsalbe in den Koffer auf seinen Schreibtisch zurück. Schwer seufzend  beschloss der Veteran kurzerhand seine Entscheidung auf morgen früh zu verlegen, wenn er hoffentlich ausgeschlafen sein würde, schüttelte leicht den Kopf, rieb sich die Augen und schleppte sich letztendlich zurück zu seinem Bett, nachdem er sich sein Pyjama Oberteil noch schnell übergestreift und dieses zugeknöpft hatte. Er ließ sich einfach auf seine Decke fallen, wollte nur noch schlafen, richtig und durchgehend ausschlafen. Schon schlossen sich seine Augen. Fast sofort tauchten Bilder vor seinem geistigen Auge auf, welche er hartnäckig zu vertreiben suchte, sich zum Entspannen zwang und schlussendlich auch irgendwann einschlief. … Zur gleichen Zeit hatte sich Sherlock schnellstens die Hände gewaschen, sich dann kurz entschlossen noch ein zweites Mal in die Badewanne begeben und versuchte nun bei laufendem Wasser selbst Hand anzulegen. Etwas anderes blieb ihm auch gar nicht übrig. Seine Deduktionen waren hier vollkommen nutzlos. Die Anspannung verflüchtigte sich wobei ein mehr genervtes als befreiendes Stöhnen den kleinen Raum erfüllte. Der Detektiv wusch sich still schweigend, ohne zu hetzen, einen mehr als nachdenklichen Gesichtsausdruck zur Schau stellend. Seine Mimik verriet, das er sich sehr deutlich vor Augen führte, gewollt oder ungewollt, WAS GENAU da gerade eben in Johns Zimmer passiert war. Er hatte Scheiße gebaut, Punkt. Er hatte eine klare Grenze überschritten. Das John es letztendlich gewollt hatte, war im Grunde unerheblich. John würde sich vor ihm zurück ziehen, ja würde wahrscheinlich sogar aus der Baker Street ausziehen, nur weil der werte Detektiv plötzlich auf die glorreiche Idee gekommen war, Interesse an 'niederen' menschlichen Aktivitäten zu entwickeln und das ausgerechnet mit seinem Mitbewohner, dem einzigen Menschen, der es zuvor mit ihm ausgehalten hatte. Egal was genau nun passieren oder nicht passieren würde, darüber konnte Sherlock momentan sowieso nur wage Theorien aufstellen, was ihm unsinnig vor kam, aber an den Punkt davor würde ihre kollegiale Beziehung/Freundschaft definitiv nicht mehr zurück kehren können. Sherlock hatte den ersten Schritt gemacht, das Ganze verursacht, also war es auch an ihm nun Schadensbegrenzung zu betreiben. Natürlich würde er das auf seine Art tun. Das tat er immer, Dinge auf seine Art, welche nicht zwangsläufig der Norm entsprachen, eigentlich nie. Er würde John den nötigen Freiraum geben und dann abwarten. Mehr konnte er eh nicht tun. Warum und wofür sollte er sich auch zum Beispiel entschuldigen. Er hatte John, soweit er das beurteilen konnte, keine Schmerzen zugefügt und er hatte mehrere Male nachgefragt, ob und was John wolle. Sie waren beide erwachsen und, in diesem Punkt waren sich die beiden mit Sicherheit einig, es war einvernehmlich gewesen. Also. Zum Entschuldigen gab es keinen Grund, wobei der Größere auch klar hätte sagen müssen, dass er nichts davon bereute und alles wieder so tun würde, von dem her... Langsam atmete Sherlock tief ein und wieder aus, wurde nun ebenso von einer hartnäckigen Müdigkeit übermannt, welche ihn dazu bewegte, wieder aus der Wanne zu steigen, ehe er hier noch einschlief. Als er schließlich fertig umgezogen war, kam er nicht umhin, noch ein letztes Mal an diesem Abend, so leise wie möglich Johns Zimmer zu betreten. Ein Blick auf den Schlafenden und sofort zierte ein beinahe sanftes Lächeln die Züge des Detektivs. Er ging zum Schrank hinüber und fand dort eine Wolldecke, mit welcher er den Älteren, da dieser einfach auf seiner Bettdecke liegend eingeschlafen war, sorgfältig zudeckte. Dann strich er ihm, ohne ihn nochmals zu berühren, ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Danach drehte sich der Detektiv zum Nachtschrank, machte die Lampe aus und ging dann auch schon langsamen Schrittes zurück zur Tür. Während er diese öffnete, kam ihm noch etwas in den Sinn, was er dem Doktor noch unbedingt mitteilen wollte, nun musste er eben hoffen, dass es diesen in seinem Schlaf erreichte. Er wand sich deshalb nochmals dem Bett zu und meinte leise aber deutlich hörbar: "Ich habe dich heute Mittag im Fahrstuhl belogen, ich denke bei welcher Frage, brauche ich dir nicht zu erläutern. Zu dem Zeitpunkt dachte ich allerdings tatsächlich noch, dass diese Lüge mit der höchsten Wahrscheinlichkeit zum gewünschten Ergebnis führen würde." "Ich habe dich aber zuvor nie belogen und ich werde es auch zukünftig nicht wieder tun, hat sich wie man nun sieht nicht bewährt. Ach ja und auch das heute Abend fällt zumindest meiner Definition nach definitiv nicht unter die Kategorie 'Experiment', zumindest, zugegebenermaßen nicht im herkömmlichen Sinne, wenn dich das beruhigen sollte." Sherlock wand sich mit diesen Worten zum Gehen und fügte dann, mit einem beinahe resignierten Seufzen, beim Schließen der Tür, noch ein sehr leises "Gute Nacht John" hinzu. Kapitel 23: ...und von da direkt in eine völlig verfahrene Situation -------------------------------------------------------------------- Mann hätte es nun nicht besser beschreiben können, als das in der Baker Street 221B der Haussegen schief hing, ganz gewaltig sogar, denn zwei seiner Bewohner gingen sich seit Tagen systematisch gegenseitig aus dem Weg. Doktor John Watson verkroch sich tagsüber so lang, wie es ihm überhaupt nur möglich war, in der Praxis, in der er vor einige Zeit Anstellung gefunden hatte und der Consulting Detektiv Sherlock Holmes war in den vier Wänden der Ermittler WG auch nur dann anzutreffen, wenn der Doktor entweder nicht anwesend war oder schlafend in dessen Bett lag. Eines hatten die beiden ungleichen Männer dabei definitiv gemeinsam, nämlich absolut miese Laune. Na ja, eigentlich sogar zwei Dinge, denn darüber hinaus vermissten sie beide etwas, mit einer Intensität, die sie selbst nie für möglich gehalten hätten, nämlich ihren Mitbewohner. John war am Mittwoch Morgen früh in die Praxis aufgebrochen, nachdem er zuvor noch in der Wohnung gefrühstückt hatte. Er hatte angenommenen, dass die Lebensmittel, die er in der Küche vorgefunden hatte, von ihrer guten Fee Mrs. Hudson stammen mussten, aber bereits am selben Abend Zweifel daran bekommen, dass die Landlady überhaupt etwas mit dem gefüllten Kühlschrank zu tun gehabt hatte, denn diese hatte ihn nur verwundert angesehen, als er sich herzlich bei ihr für diese bedankt hatte. Sherlock war für den Doktor wie vom Erdboden verschwunden. Er verbiss sich in die Aufgabe Georgs Aufenthaltsort heraus zu bekommen, leider aber frustrierend erfolglos. Er war dabei weit kooperativer mit Scottland Yard und Lestrade, als er es je zuvor gewesen war, aber auch mit vereinten Kräften hatten sie den Ermittlungen bisher keine oder zumindest kaum zufriedenstellende Früchte abringen können. Der Detektiv war zusammen mit dem DI sogar bei dem eingestürzten Büro Gebäude gewesen, hatte überraschend offen mit ihm über den Vorfall gesprochen, der, sogar zu Sherlocks Verwunderung, bis zu dem Zeitpunkt tatsächlich noch von niemandem gemeldet worden war und Lestrade hatte zusammen mit seinem Team die Trümmer durchsucht, aber natürlich ebenfalls ohne Erfolg. So hatten die beiden Kollegen drei arbeitsreiche aber eigentlich ergebnislose Tage verbracht. John hatte an dem Abend, obwohl schon im Halbschlaf, Sherlocks Worte noch vernommen und die Gewissheit, dass das Interesse an dem Doktor für den Detektiv nicht experimenteller Natur war, zumindest nicht, wie dieser es genannt hatte, 'im herkömmlichen Sinne', hatte es für den Veteranen irgendwie nur noch schlimmer gemacht. Wäre er schlicht und ergreifend einfach 'nur' Opfer eines Experiments des exzentrischen Consulting Detektivs geworden, dann hätte der Doktor wenigstens wütend auf den Größeren sein können, aber so... kämpfte er stattdessen mit einem Cocktail der unterschiedlichsten Gefühle und Empfindungen, die oft nicht widersprüchlicher hätten sein können. Zudem brauchte er nur die Augen zu schließen und meinte dann immer, sofort wieder diese feingliedrigen Hände auf seinem Körper und diese sinnlichen Lippen auf seinem Mund zu spüren. Es war wirklich zum verrückt werden. Während er sich in die Betreuung seiner Patienten vergrub, versuchte er beinahe krampfhaft sich gefühlsmäßig auf seine Kollegin Sarah zu konzentrieren, aber je mehr er sich anstrengte, desto alberner  kam er sich vor und umso mehr vermisste er den Jüngeren, bei dem er sich nie hatte darüber Gedanken machen müssen, was er zu ihm sagen, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte. Das Zusammenleben und Arbeiten mit Sherlock Holmes kam ihm dagegen inzwischen vollkommen mühelos, entspannt vor. Sherlock währenddessen vermisste vor allem die Gespräche mit seinem Freund, die ihm dabei halfen sich besser zu konzentrieren, seine Gedanken leichter ordnen zu können. Ja, er vermisste John als seinen Kollegen, der ihn mit seinen Einfällen, mochten er mit diesen oft selbst auch noch so sehr auf dem Holzweg sein, immer wieder auf die richtige Spur zurück zu bringen schaffte. Das die beiden Männer nicht nur diese rein praktischen Dinge aneinander vermissten, so weit waren sie dann doch noch nicht gekommen sich diese Tatsache selbst offen einzugestehen, aber John wusste zum Beispiel schon am Morgen danach, dass er es, egal was auch passiert war, nicht im geringsten übers Herz bringen würde, aus der Backer Street auszuziehen. Sherlock hielt sein stumme Versprechen und ließ den Kleineren vollkommen in Ruhe... nun... zumindest wirkte es für John so, denn der Detektiv konnte es sich am Donnerstag nicht verkneifen, verkleidet, die Praxis des Doktors aufzusuchen. Dieser erkannte ihn natürlich wie immer nicht und Sherlock wagte es deshalb sogar, während er sich im Sprechzimmer befand und John ihm pflichtbewusst etwas für sein erfundenes Leiden verschrieb, sich sogar nach dessen Befinden zu erkundigen. John erkannte seinen Mitbewohner offenbar tatsächlich nicht und gab deshalb recht offen zu, schließlich war er überzeugt davon, dass sich auch seine Patienten an die Schweigepflicht zu halten hatten, dass er sich gerade in einer ziemlich 'verfahrenen Situation' mit seinem Mitbewohner befinde und dass das ihm sehr zu schaffen mache. Für seine darauf folgende Beileidsbekundung hätte der Detektiv tatsächlich keinerlei Schauspieltalent haben müssen, denn es tat ihm ehrlich leid und er stimmte dem Kleineren in Gedanken bei der Betitelung ihrer Situation voll und ganz zu. Am Freitag Abend war der Doktor dann vollkommen fertig und müde, als hätte er die letzten Tage gar nicht so viel geschlafen, wie er es in Wahrheit, wenn auch grottenschlecht, eigentlich getan hatte, sehr spät in die heimische WG zurück gekehrt und hatte das Wohnzimmer, neuerdings wie gewohnt, leer vorgefunden. Sein Blick war tatsächlich kurz mit einem mehr traurigen als wütenden Blick an Sherlocks Coach hängen geblieben, bevor er schnell zu Abend gegessen und sich dann auch schon in sein Zimmer zurück gezogen hatte. …… “Hhrrmm…” … … … Unruhig legte John Watson seinen Kopf auf die Seite. Wechselte seine Position und rollte sich auf den Bauch. … Die Bettdecke war mittlerweile schon ganz zerknittert und lagen mehr oder weniger zur Hälfte auf dem Boden. Nervös zuckten Johns Augenlider, während er seine Hände unbewusst ins Laken krallte. Undefinierbare und leise Murmelgeräusche drangen aus seinem Mund, woraufhin er sich mit Schwung gleich wieder auf den Rücken rollte, weiter tief in seinen Traum versunken. … … Es war gar nicht lange her seit er eingeschlafen war… es musste wohl so um acht gewesen sein, als er ins Bett gegangen war. Also vielleicht fünf Stunden?… Oder nur eine einzige?… Wie lang auch immer, heute träumte der Doktor wieder von dem Consulting Detektiv, doch als er sich, im Vergleich zu den letzten beiden Nächten, doch darauf ein ließ, war sein Körper plötzlich entspannt und der Schlaf tatsächlich erholsam... Weiche, braune Locken... sanfte graublaue Augen... warme, blasse, feingliedrige Hände... sinnliche, volle Lippen... tiefe, rauchige Stimme.... Sherlock... >KAAAAABOOOOOOOOOOOOOOOMMMMMM!!!!< < Kapitel 24: die Rede um Kopf und Kragen --------------------------------------- 'Sherlock!' Mit einem mal riss John die Augen auf, saß eine Sekunde später auch schon stocksteif in seinem Bett und sah sich beinahe panisch in seinem finsteren Zimmer um. “WAS ZUM-…” Sein Brustkorb hob und senkte sich hektisch, sein Puls raste. Das explosionsartige Geräusch, welches ihn aus dem Schlaf, seinem Traum gerissen hatte, erst jetzt richtig realisierend, sprang er sofort aus dem Bett. Noch etwas wackelig auf den Beinen, griff er nach seinem Bademantel, den Mrs. Hudson, weiß der Teufel wie, tatsächlich sauber bekommen hatte, wandte sich hastig zur Tür, riss diese auf und lief, so schnell es ging, die Treppe runter Richtung Wohnzimmer. Der Dienstag Abend, die letzte drei Tage, in diesem Augenblick war alles vergessen. Hier und Jetzt ließ der Doktor einzig und allein seinen Körper  und den Gedanken, dass Sherlock etwas passiert sein könnte, für sich entscheiden… Als John, ganz außer Atem, im Wohnzimmer ankam, schaute er sich fast panisch um, konnte den Detektiv aber nirgends entdecken. Dafür fiel sein Blick sogleich auf die Küche und eine riesige, dunkle Qualm Wolke, welche sich gerade langsam auf den restlichen Wohnraum auszubreiten begann. Der übel riechende Rauch trieb ihm die Tränen in die Augen. “SHERLOCK? VERDAMMT SHERLOCK, WAS ZUR HÖLLE-…” Schnell kam der Doktor auch schon in die Küche gerannt, hatte die Augen zusammengekniffen, während er sich durch den Rauch kämpfte und gelangte schließlich zum Küchentisch. Da er kaum etwas sah, stieß er prompt mit seinem Fuß direkt ans Tischbein, stöhnte fluchend auf. Keinen Moment später konnte man das Geräusch eines Feuerlöschers hören, dann ein sich öffnende Fenster und kurz danach verflüchtigte sich auch endlich langsam der Qualm, gab den Blick auf das Geschehene frei. John rieb sich angestrengt die Augen, sah schließlich nach vorn und erkannte seinen Kollegen, wie dieser gerade vollkommen gelassen vom Fenster zur Küchenzeile zurück schlenderte. Seine übliche Schutzbrille auf der Nase, Schutzhandschuhen an und von oben bis unten mit Ruß bedeckt sah der Consulting Detektiv zwar aus wie ein verrückter Erfinder, schien aber zumindest glücklicherweise unverletzt zu sein. Dieser bemerkte nun auch die Anwesenheit seines Mitbewohners. “Guten Abend John! Was führt Sie denn hierher, ich dachte Sie würden tief und fest schlafen?” meinte dieser mit  ruhiger, vollkommen gelassener Stimme, welche Johns Meinung nach allerdings in der momentane Situation absolut unangebracht war. …Was ihn hierher führte? WAS IHN HIERHER FÜHRTE?? Der Angesprochene konnte den Größeren nur ungläubig anstarren. Das war gerade nicht dessen Ernst, oder?! Am liebsten hätte der Doktor laut gelacht, ließ es aber vorsorglich lieber sein, wollte zur Sicherheit nicht mehr als nötig von dem sich nur langsam verziehenden Rauch einatmen. Die Hände dabei langsam zu Fäusten ballend und die Augenbrauen tief ins Gesicht ziehend, sah er seinen Kollegen nur anklagend an. “Sie fragen mich allen Ernstes, was mich hier runter geführt hat?” Anfangs noch mit ruhiger Stimme und zum Ende hin immer lauter werdend, wollte John mit aller Macht versuchen die langsam aufkommende Wut zu unterdrücken. Ein kurzer und flüchtiger Blick auf die Küchenuhr verstärkten die Frustration und stimmten den Doktor nur noch aggressiver. 10:04 Uhr. Er hatte gerade mal zwei Stunden geschlafen. ZWEI VERFLUCHTE STUNDEN. Das war doch ein Witz?! Er kniff sich nun zur Sicherheit selbst in den Unterarm, mit der Hoffnung, dass hier sei gerade einfach sein Traum, welcher sich plötzlich in einen Alptraum verwandelt hatte und das er durch diese Aktion jede Sekunde in seinem warmen, weichen Bett aufwachen würde. Aber leider wurde ihm sein Wunsch nicht erfüllt. Ohne einen Funken von Verständnis hob Sherlock nun eine Augenbraue, nahm dabei seine Schutzbrille ab und legte sie in aller Ruhe in die Spüle, wie John von Weitem fassungslos mit ansehen musste. “Sie können wieder ins Bett gehen, ich habe alles unter Kontrolle.” Ungläubig über das Gesagte, veränderte sich Johns Mimik zu einen amüsierten Gesichtsausdruck und seine Antwort tropfte gerade zu vor Sarkasmus. “Ja stimmt, jetzt wo Sie es sagen. Sie haben ja nur die halbe Küche in Brand gesetzt, giftigen Qualm in der ganzen Wohnung verteilt und wahrscheinlich dabei nebenbei noch die ganze Baker Street mit dieser unüberhörbaren Explosion aus dem Schlaf geholt!” Der Veteran verstand einfach nicht, wieso sein Kollege diese Sache so locker nahm, besonders den Fakt dabei untermalend, dass es schon spät am Abend war und wohl möglich schon jemand aus der Nachbarschaft die Polizei oder Sonstiges alarmiert hatte. Ohne eine Miene zu verziehen drehte sich Sherlock scheinbar desinteressiert komplett um und fing an seine Schutzbrille in der Spüle zu säubern. “Diese Gegend ist nicht so hellhörig wie Sie glauben, John. Die Hauswände sind dick genug. Nicht einmal das Geräusch eines Pistolenschusses ist hörbar, es sei denn man hat die Fenster offen. Da dies jedoch bei uns nicht der Fall ist, bzw. während des Vorfalls war, es sich außerdem lauter angehört hat als es eigentlich war, die meisten Bewohner dieser Straße sowieso schon längst das Weite gesucht haben und die jüngere Generation, wie an jedem Freitag Abend um diese Zeit, in die Londoner Discotheken geflüchtet ist, würde ich sagen, dass dieses kleine ‘Missgeschick’ demnach nichts zur Sache tut und schnell wieder vergessen werden kann… und außerdem ist dieser Qualm in keinster Weise giftig, sofern man ihn nicht unkontrolliert in Massen inhaliert!” Diese geballte Ladung an Erläuterungen schluckte der Doktor murrend herunter, musste sich dabei eingestehen, dass es in der Tat Sinn machte, was Sherlock da so von sich gab…. War ja aber auch nicht anders zu erwarten gewesen. Jedoch machten Sherlocks Worte den Küchentisch und all jene, nun vollkommen angekokelten, Gegenstände der Küche, auch nicht wieder heil. Die eine Hälfte des Tisches war komplett verbrannt, qualmte und stank noch vor sich hin. Der Boden voller Ruß und ein paar der Schränke im Hintergrund dunkler bis kohlrabenschwarz. Was zum Geier hatte diesen Consulting Detective nur dazu gebracht so ein Chaos zu veranstalten?! … Ganz langsam, ohne dabei ungezügelt die immer noch angestaute Wut frei zu lassen, lockerte der Doktor wieder seine Hände, atmete langsam tief ein und seine dunkelblauen Augen bohrten sich in Sherlocks lockigen Hinterkopf. Kopfschüttelnd presste John dann die Lippen aufeinander , während er seinen Mitbewohner, nachdem dieser sich wieder umgedreht hatte, tadelnd ansah. Der Detektiv ließ die Schutzbrille in der Spüle, blieb noch einige Sekunden lang ohne jegliche Regung, den Blick auf seinen Freund gerichtet, so stehen, bevor er sich mit einem genervten Seufzer schließlich in Bewegung setzte und mit langsamen Schritten auf den Kleineren zu kam. John blieb an Ort und Stelle, musterte den auf sich zukommenden Größeren, welcher sich, für Johns Geschmack völlig unbegründeterweise, viel zu gelassen die Schutzhandschuhe auszog. Der Arzt hob eine Augenbraue, sah von unten her nach oben zu seinem Kollegen, als dieser endlich stehen blieb. Stumm musterten sich die beide Männer, ließen sich nicht aus den Augen und gleichermaßen auch nicht beirren. Keiner von ihnen wollte jetzt klein beigeben oder sich etwas anmerken lassen. Um was es hier allerdings genau ging,… wussten sie wohl selbst nicht so Recht. Denn für den Detektiv war die Küche schon längst Geschichte, vor allem der Küchentisch interessierte ihn nicht im Geringsten. Schließlich konnte man das Meiste entweder putzen oder neu kaufen, immerhin hatten sie mittlerweile wieder, unter anderem Johns Daueraufenthalt in seiner Praxis wegen, wie Sherlock kurz gedanklich zähneknirschend feststellte, genug Geld - von daher war das für ihn eher belanglos. Doch für den Doktor ging es viel mehr um die Uhrzeit, darum, was die Nachbarn und vor allem Mrs. Hudson wohl denken müssten und auch darum, wie John kurz gedanklich zähneknirschend feststellte, dass er sich ernsthaft Sorgen um den Jüngeren gemacht hatte, als er die Explosion vorhin vernommen hatte. Er war nun deshalb umso verärgerter darüber, dass sein Mitbewohner den Vorfall, bei dem ihm mit Sicherheit auch etwas Ernstliches hätte passieren können, so locker nahm, damit Johns Sorge um ihn, wenn auch wahrscheinlich unbewusst, verhöhnte und ihm damit, ‘mal wieder’, den letzten Nerv raubte. Ab und zu konnte sich doch auch mal ein Soziopath namens Sherlock Holmes ein klein wenig mit irgendwelchen ominösen und fragwürdigen Experimenten zurückhalten.… Doch was John an dieser Stelle am Meisten interessierte,… “Was um Himmels Willen soll das eben bitteschön für ein Experiment gewesen sein? Das passiert Ihnen doch sonst auch nie. WAS also sollte das?” Sherlock überlegte sich ernsthaft, was er nun antworten sollte. Die letzten drei Tage steckten ihm noch in den Knochen und er bemerkte auch an John, was ihm auch schon gestern bei seinem Undercover Besuch aufgefallen war, dass sie ihm ebenfalls wirklich zu schaffen gemacht hatten. Er hätte nun die beleidigte 'Leberwurst' spielen und sagen können, dass der Doktor mehr wüsste, wenn er, anstatt in die Praxis zu gehen, bei dem Detektiv geblieben wäre und mit ihm gemeinsam weiter ermittelt hätte, aber schon erinnerte er sich daran, wer die treibende Kraft hinter Johns 'Flucht' gewesen war und ließ es deshalb lieber bleiben. Weshalb er sich nun einfach nur etwas nach unten beugte und mit üblicher tiefer Stimme meinte, “Ich habe versucht in Erfahrung zu bringen, welcher Sprengstoff bei dem Bürogebäude verwendet wurde, um vielleicht dadurch etwas über Georges Komplizen heraus zu bekommen. Auch Explosionen haben eine Handschrift, die man zuordnen kann.” John, obwohl immer noch etwas wütend, hörte aufmerksam zu. "Und, hat es sich wenigstens gelohnt dafür unseren Küchentisch zu opfern?" konnte er bei dieser Frage das ehrliche Interesse nun nicht mehr verbergen. Wie sehr hatte ihm auch das die letzten Tage gefehlt?! “Das Ergebnis kann sich sehen lassen" deutete der Detektiv dabei, ebenfalls durch die Neugierde in der Stimme des Doktors milde gestimmt, leicht schmunzelnd auf den Küchentisch. " Sie sehen also, ich habe hier wirklich alles unter Kontrolle. Sie können wieder hoch gehen und weiter schlafen.” Diese Aussage entfachte allerdings leider erneut die Wut des Kleineren. “…Sie glauben doch nicht etwa ernsthaft, dass ich JETZT noch einmal einschlafen kann? Ich bin Dank Ihnen wieder hellwach und mehr als schlecht gelaunt.” Typisch Sherlock. Schon wieder musste der Jüngere ihn herum kommentieren und bemuttern! “… Das sieht man.”, gab der Detektiv trocken zurück,… doch das hätte er wohl lieber lassen sollen. Die Augenbraue des Doktors fingen gefährlich an zu zucken, dieser riss sich gerade mächtig zusammen um nicht komplett aus der Haut zu fahren und biss sich kurz auf die Unterlippe, ehe er ruhig weiter sprach. “Das ist wirklich nicht mehr komisch, so langsam reicht es Sherlock! Mrs. Hudson wird auch nicht sehr begeistert über dieses Bild sein.” Er deutete hinter Sherlock auf die halb verbrannte Küche. “Die ist schon auf dem Weg zu uns und sagen werden wir ihr das Übliche.” John hielt verwundert inne. “Woher wollen Sie wissen, dass…” Plötzlich klopfte es an der Wohnungstür, und eine Ihnen wohl bekannte Frauenstimme ließ sie synchron zu dieser schauen. “Jungs? JUNGS?! Ist alles in Ordnung bei euch?” Das gab es doch echt nicht, Sherlock hatte mal wieder Recht behalten. Ohne ihr Gespräch zu unterbrechen, lief Sherlock an John vorbei, während er genervt die Augen verdrehte. “Ich sagte doch Sie können wieder schlafen gehen John, ich muss ohnehin noch einmal weg und brauche dabei meine Ruhe.” Der Kleinere  glaubte sich verhört zu haben. Der Größere öffnete derweil die Wohnungstür, vor der eine sorgenvolle und fragend dreinblickende Mrs. Hudson stand. “Sherlock, ich hörte ein lautes Geräusch und wollte nur-” “Was soll das heißen 'Sie brauchen dabei ihre Ruhe’?…”, wurde die ältere Dame von Johns lauter Stimme unterbrochen und starrte mehr oder weniger die beiden streitenden Männer an. “…Und wohin bitteschön müssen Sie noch einmal hin, wenn ich fragen darf?” “Natürlich zum Barcode Vauxhall!? Nachdem ich bei George bisher nicht wirklich weiter gekommen bin, konzentriere ich mich nun darauf, Noahs Aufenthaltsort heraus zu bekommen. Wenn Sie... die letzten drei Tage an meiner Seite gewesen wären, dann wüssten Sie, wo die Ermittlungen gerade stehen.” Jetzt hatte Sherlock es doch angesprochen.… Sofort erinnerte sich John, wie er sich durch die letzten drei Tage gekämpft hatte, Sherlock krampfhaft aus dem Weg gegangen war, oder besser gesagt dieser ihm - bis auf den Besuch am Donnerstag in seiner Praxis, bei dem der Doktor sehr wohl des Detektivs Verkleidung durchschaut hatte, er hatte schließlich schon sehr viel von diesem gelernt, wollte aber, dass der Jüngere in dem Glauben blieb, ihn damit erfolgreich hinters Licht geführt zu haben - und natürlich unweigerlich auch an ihr,… ihr intimes,… uhm,… //Ohje?!…//, war das Einzige, was John nun unweigerlich durch den Kopf schoss. Mit einem Mal erschienen nämlich wieder alle diese Bilder vor seinem inneren Auge, beinahe jedes Detail jener Szene, welche sich am Dienstag Abend in seinem Zimmer, in seinem eigenen Bett zwischen ihnen beiden abgespielt hatte… Der Doktor schluckte schwer, musste sich, plötzlich schwindelig, am Türrahmen zum Wohnzimmer festhalten. Erst vorhin hatte er davon geträumt… Während der Abwesenheit des Größeren waren es nur Bilder, Erinnerungen, Gefühle gewesen, mit denen der Kleinere alleine hatte klar kommen müssen, doch nun, sich der Anwesenheit Sherlocks, das erste Mal seit dem Vorfall wieder als dieser selbst, erst voll und ganz bewusst werdend, begannen Johns Wangen regelrecht zu glühen. Er wurde tatsächlich rot wie eine Tomate, bemerkte es, atmete tief ein und legte seine kühlen Hände auf sein erhitztes Gesicht... lugte vorsichtig zwischen den Finger hindurch auf das Geschehen an der Tür. Stillschweigend stand Mrs. Hudson noch immer an Ort und Stelle, konnte dieses Szenario nur zweifelnd und besorgt mit ansehen. “Sherlock, ist bei euch wirklich alles in Ordnu-” “Wie Sie sehen können, Mrs. Hudson, handelt es sich hierbei nur um einen typischen Ehestreit, der, da John und ich zumindest schon mal wieder miteinander reden, sicherlich bald auch vollständig geklärt sein wird, Sie können also vollkommen beruhigt sein. Noch eine gute Nacht wünschen wir Ihnen!” Während Sherlock diese Worte aussprach, ließ er seinen Freund nicht eine Sekunde aus den Augen und betonte das Wort ‘Ehestreit’ besonders laut, worauf hin er, nicht ohne eine gewisse Genugtuung zu verspüren, sogleich dafür sorgte, dass des Doktors Wangen, auch wenn der Detektiv nicht für möglich gehalten hätte dass das ging, noch etwas dunkler wurden. Die Angesprochene blieb still und keinen Wimpernschlag später wurde die Wohnungstür auch schon wieder mit einem kräftigen Schwung zugeknallt, direkt vor der Nase der blonden Frau. Leicht verunsichert und zusammenzuckend stand diese noch kurz vor der geschlossenen Tür und konnte sich mal wieder nur wundern. Aber gut, anscheinend gab es wirklich keinen Grund sich Sorgen zu machen… auch wenn sie das Gefühl nicht los bekam, dass in dieser Wohnung wieder einmal irgendetwas zu Bruch gegangen war. Kopfschüttelnd seufzte sie leise, wandte sich von der Tür ab und ging langsamen Schrittes zurück in ihre eigene Wohnung… Unterdessen standen sich ihre beiden Mieter wieder direkt gegenüber, blickten sich schweigend an, der eine amüsiert, der andere mehr als peinlich berührt. “Ich verstehe schon, jetzt wo Sie drei Tage vollständig auf meine Unterstützung verzichten mussten, wollen Sie mich überhaupt nicht mehr dabei haben…”, kam es plötzlich etwas leiser und geknickter als gewollt vom Doktor. Das mit dem 'Ehestreit' ließ er einfach unter den sprichwörtlichen Tisch fallen, hätte sowieso nichts gebracht den Detektiv wegen diesem kleinen dummen Scherz gegenüber ihrer beider Vermieterin zu tadeln. "Zum Teil muss ich Ihnen, zumindest was das Ermitteln im Nachtclub angeht, tatsächlich Recht geben. Nichts gegen Sie persönlich... John... aber-” “Ich habe schon verstanden!” Johns Unterbrechung ließ den Detektiv zur Seite schauen. Diese Angelegenheit war zugegebenermaßen auch für ihn unangenehm. Prinzipiell würde er, sogar für ihn unglaublich, gerne wieder auf die Hilfe seines Freundes zurückgreifen können, aber... Nach dem, was letzten Dienstag Abend zwischen den beiden Mitbewohnern passiert war, würde es jetzt sicherlich noch eine  viel größere Überwindung für den Kleineren bedeuten, z.B. für kurze Zeit ein Pärchen zu spielen… Der Detektiv wollte sich selbst und seinen Freund nicht in Gefahr bringen und auch nicht die ganze Zeit aufpassen müssen, dass sich der Doktor nicht zu verkrampft benahm und sie damit verriet. Außerdem könnte er jetzt selbst nicht mehr, ohne Hintergedanken, bestimmte Maßnahmen ergreifen, um dies zu verhindern. Der Ältere musste leider auch, rein rational betrachtet, zugeben, dass es wirklich keine gute Idee wäre, wenn sie beide, nach allem, was zwischen ihnen vorgefallen war, erneut versuchen würden, als Pärchen in dem Club zu ermitteln. Es würde sich mit Sicherheit noch gezwungener anfühlen, für John vor allem deshalb, weil er die ganze Zeit ihre intimen Erlebnisse im Hinterkopf haben und sich definitiv heftig wehren würde, wenn Sherlock wieder zu gewissen Manövern greifen würde müssen, um ihre Tarnung glaubhaft zu machen. Alleine gerade huschten diese Bilder in Dauerschleife an seinem inneren Auge vorbei, verursachten, dass die Röte auf seinen Wangen einfach nicht wieder verschwinden wollte. Dem selbsternannten Consulting Detective, welcher direkt vor ihm stand, entging dies natürlich nicht und diesem war, als könne er gerade mühelos die Gedanken des Älteren lesen, war aber auch nicht wirklich schwer, wie der Jüngere beinahe bitter feststellte. “Sie denken ich wäre auf Grund meiner momentanen Emotionalität nur ein Klotz am Ihrem Bein.”, kam es nun, mehr enttäuscht als wütend, sehr leise, mehr eine eigene Feststellung, vom Doktor. Der Detektiv konnte darauf hin nur resigniert seufzen. “So hart würde ich es jetzt nicht ausdrücken, aber…” Das war für den Kleineren allerdings schon Antwort genug. Er unterbrach den Größeren deshalb durch eine wegwischende Handbewegung recht unwirsch. Er wusste natürlich im Grunde sehr wohl, in welcher emotionalen Stimmung er sich momentan gegenüber dem Jüngeren befand und das diese ihn nicht gerade konzentriert und fokussiert bei der Sache sein ließ. Doch es störte ihn. Er hatte Sherlock wirklich vermisst, alles an ihm, trotz dem, dass er sich, beinahe krampfhaft, versucht hatte, von diesem ab zu lenken. Ja, er hatte verzweifelt versucht, sich emotional zu distanzieren, es aber einfach nicht geschafft. Obwohl er das Schlamassel nicht verursacht hatte, der Detektiv hatte sich schließlich ihm auf diese Weise genähert, damit die Grenze ihrer zuvor freundschaftlichen Beziehung deutlich überschritten, drehte ihm dieser nun aus seiner Reaktion darauf einen Stick, mehr als unfair, wie er fand. … Ach verflucht! Das konnte doch wirklich nicht wahr sein. Der Doktor biss sich unzufrieden auf die Unterlippe. Die Röte war zum Glück inzwischen aus seinem Gesicht verschwunden. Er war wütend.... Vor allem auf sich selbst. Warum hatte er es nicht übers Herz gebracht den Detektiv zu verlassen? Warum hatte er es nicht geschafft, seine Emotionen auf die Frau zu lenken, deren Interesse ihm eigentlich wichtiger sein sollte als das seines ungewöhnlichen Mitbewohners? … “John. …” Eine leise gehauchte Stimme drang an sein Ohr, doch der blonde Mann sah nur mehr beleidigt als verärgert zur Seite. “Verstehen Sie doch, dass ich Sie mit meiner Entscheidung alleine dort hin zu gehen, nicht persönlich angreifen wollte. Ich wollte Ihnen lediglich die Peinlichkeit ersparen,..." " Die DU überhaupt durch DEINE neuerlichen Aktionen bei mir erst ausgelöst hast!" erwiderte John sogleich, dabei Sherlock nun doch wieder in die Augen schauend, lauter als gewollt und nun wirklich wütend, ohne dabei zu bemerken, dass er es dieses Mal war, der die sprachliche Distanz zwischen ihnen fallen ließ. “Kümmere dich lieber mal um die Küche, der Gestank ist kaum zu ertragen. Wo warst du denn bloß in Gedanken, während du fröhlich die Zutaten für Sprengstoff, in unserer Wohnung, spät am Abend, zusammen gerührt hast? Ich kann nicht wirklich glauben, dass du, im Vergleich zu mir, tatsächlich so cool damit umgehst, warum hättest du sonst gestern Nachmittag das Bedürfnis gehabt, mich, verkleidet, in meiner Praxis zu besuchen?” Sherlocks ertappter Gesichtsausdruck sprach Bände, denn damit, dass der Doktor ihn erkennen würde, hatte dieser wirklich nicht gerechnet. John, der diesen Umstand mit einer gewissen Genugtuung und auch ein bisschen Überlegenheit registrierte, ließ sich nun nicht mehr beirren, fügte sogar noch in höhnischem Ton hinzu "Wenn du nicht, vollkommen 'untypischerweise' für dich, spät abends beinahe die halbe Küche in die Luft gejagt hättest, würden wir uns sicherlich noch immer aus dem Weg gehen. Wie lange hättest du das noch so durchgezogen? Dich in unserer gemeinsamen Wohnung vor mir versteckt? Hmmmm Sherlock, nun sag schon, was sind deine Deduktionen dazu?!" Der Beklagte schluckte hörbar. Sein Doktor hatte, schon wieder, mit seinen Fragen voll ins Schwarze getroffen. Das es so auf den Kleineren abfärben würde, mit dem Consulting Detektiv zusammen zu leben und zu arbeiten, hätte dieser eigentlich ahnen müssen, da der Ältere schon von Haus aus viel cleverer war, als die meisten Menschen, denen Sherlock bisher begegnet war. Das dieser seine Verkleidung durchschaut hatte, wunderte den Jüngeren bei genauerer Betrachtung eigentlich auch nicht wirklich, schließlich kannte dieser ihn inzwischen besser als jeder andere. Sherlock wusste nun allerdings bei aller Bewunderung für das Können seines Mitbewohners tatsächlich nicht so genau, was er antworten sollte, denn die Fragen, die John so spitzfindig an ihn stellte, waren solche, die er eigentlich nicht einmal selbst beantworten wollte und deren Antworten dem Doktor viel mehr über das momentane, gefühlsmäßige Innenleben des Detektivs Preis geben würden, als dieser eigentlich bereit war diesem darüber zu verraten. Er war heute Abend frustriert von seinen, erneut ergebnislosen, Ermittlungen zurück gekehrt und hatte es sich nicht verkneifen können, den Kleineren in seinem Zimmer aufzusuchen. Er hatte nämlich, nachdem er den Doktor als gedankliche Stütze an diesem Tag, wie die beiden zuvor, so beinahe schmerzlich vermisst hatte, wenigstens einen Blick auf den Schlafenden werfen wollen, auch um sich, wie die Abende zuvor, davon zu überzeugen, dass sich dieser noch in der gemeinsamen Wohnung befand. Der Anblick des Älteren, friedlich tief und fest schlafend und offensichtlich träumend, wovon, hatte sich der Jüngere leicht denken können, hatte diesen jedoch derart aufgewühlt, dass er umgehend regelrecht wieder aus dem Schlafgemach des Kleineren geflüchtet war. Unten angekommen hatte er sich unbedingt mit etwas so Kompliziertem wie möglich ablenken wollen und deshalb, auch wenn ihm durchaus bewusst gewesen war, dass es zur nächtlichen Stunde und mit der spärlichen Ausrüstung in der Küche sehr wohl erhebliche Risiken barg, damit begonnen, Sprengstoff Analysen durchzuführen. Dabei war er aber immer wieder von den aufkommenden Bildern in seinem Kopf und dem, aus diesen resultierendem, Kribbeln in seinen Fingern, seinem Bauch und auf seinen Lippen abgelenkt worden und so war es kein Wunder gewesen, dass früher oder später dabei etwas gravierend hatte schief gehen müssen. Ihm war in dem Moment, als ihm die ganze Sache auf dem Küchentisch um die Ohren flog, sofort bewusst geworden, dass John nun hellwach und überaus besorgt zu ihm herunter eilen würde. Insgeheim war er sogar wirklich froh gewesen, als sich der Rauch langsam gelichtet hatte, tatsächlich seinen Mitbewohner mit tief besorgtem Gesicht vor sich stehen zu sehen. Es hatte ihn regelrecht gerührt und irgendwo auch ungemein beruhigt, dass John offenbar so besorgt um ihn gewesen war, dass er, darauf konzentriert, das Befinden des Detektivs in Erfahrung zu bringen, offensichtlich darüber vollkommen vergessen hatte, dass er eigentlich jeden Grund dazu hätte, keinerlei Interesse (mehr) an dem Größeren zu hegen. Das der Kleinere aber tatsächlich unverändert viel Interesse an Ihm zu haben schien, tat dem Detektiv gut. Um damit noch die letzte unangenehme Frage zu beantworten, musste der Jüngere noch, zumindest vor sich selbst, offen zugeben, dass er keine Ahnung hatte, wie lange er tatsächlich vor gehabt hatte, dem Älteren so aus dem Weg zu gehen, sich damit zu begnügen, diesen Morgens, bevor Sherlock die Wohnung verließ und Abends, wenn er wusste, dass John bereits schlief, dabei zu beobachten, so lange wie der Größere es selbst aushielt und der Kleinere nicht doch aufzuwachen drohte und den Doktor dann tagsüber, ab und zu, verkleidet in dessen Praxis aufzusuchen. Er wusste es wirklich nicht, hatte sich, ehrlich gesagt noch keine Gedanken darüber gemacht. John allerdings erwartete wohl, so wie die dunkelblauen Augen des Doktors seine durchbohrten, eine ehrliche Antwort. “John" begann er dann endlich zögerlich. "... wir wissen beide, dass wir das Geschehene nicht mehr rückgängig machen können. Wir sind beide erwachsen und was..... auch immer da mit uns los war, denn ich gehe davon aus, dass wir es beide wollten, wir dürfen dabei, trotz allem, unseren Fall nicht vergessen." Soweit klang das alles für John logisch, auch wenn es ihm immer noch etwas sauer aufstieß, dass Sherlock nicht offen zugab derjenige gewesen zu sein, der überhaupt erst damit anfangen hatte müssen und er, zudem, mit seiner Antwort auch eigentlich keine einzige seiner Fragen direkt beantwortet hatte, aber er wollte den Detektiv erst mal weiter sprechen lassen. "Muss dir denn erst ein exzentrisch und egoistisch veranlagter Soziopath sagen, dass du dich... da in etwas hineinsteigerst, was aber eigentlich, wie du auch zugeben müsstest, wenn du es mal so wie ich betrachten würdest, keine große Sache ist?” Sherlock wusste in dem Moment, als das letzte Wort seine Lippen verließ, dass er, schon wieder, definitiv das vollkommen Flasche gesagt hatte und den Doktor damit, sogar zu Recht, noch wütender machen würde. Die gedanklich vorausgesagte Reaktion des Kleineren kam natürlich auch sofort und entsprechend, vorerst dadurch, dass sich neben einer Spur von Enttäuschung auch ungläubige Wut in dessen Augen ausbreitete. “Wie meinst du das, ‘keine große Sache’?” “Nun,…” Sherlock, der gerade dazu ansetzen wollte, sich vollends um Kopf und Kragen zu reden, wurde plötzlich, beinahe erleichtert, vom Klingeln seines Handy, welches noch auf seiner Couch lag, unterbrochen. Die beiden Männer sahen sich stumm an, lauschten dabei dem unaufhörlich, immer nerviger werdenden Gebimmel und rührten sich kein Stück. Der Detektive wurde allerdings schließlich doch etwas nervös, sah aus dem Augenwinkel hinüber zu seiner Couch und presste kurz seine Lippen nachdenklich aufeinander. “Wenn Du ‘jetzt’ gehst,…”, kam es bedrohlich vom Doktor, der seinen Blick langsam sinken ließ ohne seinen Gegenüber aus den Augen zu lassen. “John,.. ich... ich muss…” Schwer seufzend zögerte der Größere noch kurz, wusste sehr genau, dass er jetzt eigentlich dringend das vorher Gesagte wieder gerade biegen sollte, solange sein Freund noch keine allzu tiefen Schlüsse daraus gezogen hatte. Wollte es ja selbst, da er es langsam leid war, immer und immer wieder, wenn es wirklich darauf ankam, dass Flasche zu sagen und es dann entweder gar nicht oder viel zu spät zu korrigieren... Er wusste genau, dass es Lestrade war, der momentan versuchte ihn zu erreichen. Doch dessen Timing hätte gerade wirklich schlechter nicht sein können. Einfach ein absolut mieser Zeitpunkt die beiden Mitbewohner bei ihrem Gespräch zu stören. Es war schon beinahe wie verhext. … Sherlock hielt es schließlich nicht mehr aus, stöhnte genervt und lief letztendlich an John vorbei, schnell rüber zu seiner Couch, schnappte sich sein Handy und nahm das Gespräch an. Der Doktor jedoch…bewegte sich nicht. Starrte mehr oder weniger auf die Stelle an welcher der Detektiv bis gerade noch gestanden hatte. … DAS war genug. Es reichte ihm! Ohne den Größeren auch nur noch eines Blickes zu würdigen, lief der Kleinere so schnell es ging hoch in sein Zimmer. Er mochte nun auf den Jüngeren wohl wirken als würde er schmollen, wenn nicht sogar beleidigt sein, doch die Wahrheit sah etwas anders aus - der Ältere hatte schlicht und ergreifend einfach nun eindeutig die Nase gestrichen voll. Er musste jetzt unbedingt handeln. Hierbei ging es aber mehr um sein eigenes Ego, einen Versuch sein am Boden liegendes Selbstbewusstsein wieder aufzurichten. Er war es schlicht weg leid, dass der eingebildete Consulting Detektiv ihn offenbar schlichtweg nicht ernst nahm. Das wollte er ein für alle Mal ändern. In Johns Kopf nahm ein Gedanke, eine Idee, ein Plan langsam Gestalt an, dessen Erfolg Sherlock ein für alle Male beweisen sollte, dass er den Doktor nicht unterschätzen, diesen gefälligst mit Respekt behandeln sollte. Er würde es diesem aufgeblasen 'Soziopaten' schon zeigen. All diese motivierenden Gedanken im Kopf, noch immer verärgert wegen der 'nicht großen Sache' zwischen seinem Mitbewohner und ihm, begab sich John Watson zu seinem Kleiderschrank. Dort suchte er sich, wie schon einmal zuvor bestimmte Kleidungsstücke heraus, mit denen er dann auch sogleich im Badezimmer verschwand. … … Nach einiger Zeit im Wohnzimmer, versuchte Sherlock noch immer vergeblich, den Detective Inspector abzuwimmeln. Er hatte schon längst die Informationen bekommen die er gebraucht hatte. Somit brauchte er Lestrades Hilfe vorerst nicht mehr. Kurzerhand beendete er schließlich etwas unsanft das Gespräch und rieb sich, nachdem er sein Handy wieder in die Hosentasche gesteckt hatte, nachdenklich den Nasenrücken. Es war anstrengend, wahrlich anstrengend sich auf seinen Freund und gleichzeitig auf einen Fall konzentrieren zu müssen. Nicht mal sein hoch funktionelles Gehirn packte das auf Dauer, zumindest dann nicht, wenn diese beiden Dinge, so wie in diesem Moment, miteinander kollidierten. Es war des Detektivs Naturell, sich ausschließlich um seine Arbeit zu kümmern und normalerweise war John ihm dabei eine Hilfe und kein Hindernis gewesen. Er hatte es wirklich ziemlich verbockt. Der Doktor war ihm doch wichtig … John. Deshalb musste es doch eine Möglichkeit geben, in Ruhe miteinander über alles zu reden, ohne sofort Streit anzufangen. Sherlock gab ja, zumindest vor sich selbst, offen zu, dass er, mal wieder, die Unsensibilität in Person gewesen war. Selbst ihm waren seine Worte falsch vorgekommen, noch bevor er sie dann auch schon ausgesprochen hatte. Er war doch sonst so genial, Rede gewandt, scharfsinnig, aber bei dem Doktor sagte er trotzdem in letzter Zeit offensichtlich immer das Flasche. Wie hatte er nur glauben können, dass John, ein, was diesen in Sherlocks Augen komischerweise kein bisschen schwach wirken ließ, deutlich emotionalerer Mensch als der selbsternannte Consulting Detektiv selbst, ihm bei der Aussage, ihr Erlebnis sei 'eh keine große Sache' gewesen, beipflichten würde. Er war schon ein ziemliches Arschloch. So tief in Gedanken versunken bemerkte Sherlock zuerst überhaupt nicht, dass das Objekt jener Gedanken schon vor einigen Minuten zielstrebig erst die Wohnung zu Fuß und dann kurz darauf auch schon die Baker Street in einem Taxi sitzend verlassen hatte… . . . Nicht weit von einem grell erleuchteten Nachtclub entfernt, stieg ein blonder Mann aus einem Taxi, bezahlte schnell und machte sich ohne Umwege auf zu eben diesem Club. Musste auch nur kurz vor der Türe warten und wurde dann auch schon von den Türstehern mit den Worten “Willkommen im Barcode Vauxhall!” reingelassen. Die dünnen Jacke anbehaltend, den Kragen des Poloshirts hochgeklappt, allerdings sonst recht lässig gekleidet, steuerte der Blondschopf gezielt die Bar an, setzte sich dort sogleich auf einen der Barhocker und bestellte sich einen Gin Tonic. Es dauerte nicht lange, da hatte er auch schon alle dort arbeitenden Barkeeper genaustens von Weitem, ohne dabei selbst große Aufmerksamkeit zu erregen, gescannt, nur um festzustellen, dass Noah nicht unter ihnen zu sein schien, ließ sich davon aber keineswegs beirren, nahm nochmals einen kleinen Schluck aus seinem Glas, ehe er mit einem der anwesenden Mitarbeiter ein unverfängliches Gespräch begann… . . . In der Zwischenzeit hatte sich Sherlock erst gewaschen, umgezogen und es sich anschließend auf seinem Liegesofa bequem gemacht. Dachte immer noch über so manche Dinge, die den Doktor und ihn betrafen, nach. So langsam bekam er wirklich beachtliche Kopfschmerzen, von den vielen Gedanken über diese Sache, bei denen er sich, weil er wohl immer noch nicht bereit war, auch nur einen Millimeter über seinen eigenen Schatten zu springen, mehr und mehr im Kreis drehte. Warum musste John und er selbst sich aber auch nur so stur und beinahe kindisch verhalten?! Zumindest in solchen Situationen... wenn es darum ging, über Gefühle zu reden,… Gott bewahre, schon wieder dieses Wort. “Verdammt noch mal!”, fluchte der Detektiv, griff sich etwas beherzter als gewollt in die lockigen, dunkelbraunen Haare und rümpfte verärgert die Nase. … Doch Moment… Abrupt ließen die Hände des Detektivs von dessen Haaren ab und dieser sah mit einem misstrauischen Blick auf. Seine blaugrauen Augen wanderten durch das Zimmer und anschließend zur Wohnungstür… Hatte er sich das nur eingebildet? Ihn überkam plötzlich das Gefühl, vorhin unbewusst doch 'etwas' gehört zu haben und dieses Etwas konnte bei reiflicher Überlegung nur ‘eine Haustür die von Außen leise geschlossen wurde‘ gewesen sein. Hatte er sich verhört oder….!!!! Schon hatte sich Sherlock von der Couch erhoben und rief einmal laut den Namen seines Freundes… … Nichts. Die erhoffte Reaktion blieb aus… “John. …”, kam es abermals von dem selbsternannten Consulting Detektiv, diese Mal aber sehr viel leiser. Es klang eher fragend,… und vielleicht auch ein kleines bisschen besorgt… Sherlock wusste instinktiv sofort, dass er keine Antwort erhalten würde, weil der Doktor sich längst nicht mehr in der Wohnung befand. … Wo konnte er nur hin sein? …. Kapitel 25: Selbstbewusstseinsprobe in die Bedrängnis ----------------------------------------------------- Unterdessen im Barcode Vauxhall. “Naaahh, wen haben wir denn da? Bock darauf mit mir n bisschen die Hüften zu schwingen?” Noch immer saß der ehemalige Militärarzt auf dem Barhocker, drehte sich beim Gespräch mit einem der Barkeeper nur halb zur Seite, nachdem er gerade, wie schon einige Male an diesem Abend so 'geistreich' angesprochen worden war. “Nein Danke.”, entgegnete er ein weiteres Mal höflich, wobei die Höflichkeit von mal zu mal mehr abnahm. Enttäuscht zog der junge Mann ab, ging wieder auf die Tanzfläche um sich dort anderweitig zu vergnügen. Endlich konnte der Veteran sein Gespräch fortsetzen, nippte noch einmal an seinem Glas und redete weiter. Er wollte bei seinem Tun keine Hindernisse zulassen, sich keine Fehler erlauben, nur so schnell wie möglich sein Ziel erreichen um dann auch ganz schnell wieder von hier verschwinden zu können. Ohne sich dabei auch nur ein einziges Mal von den zweideutigen Bildern in seinem Kopf beirren zu lassen. Er wollte, musste das hier jetzt durchziehen - alleine. Hierbei ging es dem Doktor vor allem um die Anerkennung, die er sich selbst bei seinem Kollegen erarbeiten wollte. Nicht wie bei einem Kind, welchem zum Beispiel für eine gute Note der Kopf getätschelt wurde. Nein! Er kämpfte gerade hauptsächlich für sein Selbstbewusstsein, seinen Stolz. Wollte sich damit den Respekt des Detektivs verschaffen, denn er wusste, nur wenn Sherlock ihn wirklich ernst nahm, konnten sie beide diese Sache zwischen ihnen auf Augenhöhe klären. Das musste doch zu schaffen sein. Konnte ja nicht sooo schwer sein. Er brauchte ja nur ein paar kleine Informationen über den Aufenthaltsort oder Ähnliches über ihren Noah Brown. Und auch, wenn ihm Sherlocks Worte von vorhin ehrlich gesagt doch ziemlich nahe gingen, wollte er sich von den Gedanken an diese nicht aus dem Konzept bringen. //…"Muss dir denn erst ein exzentrisch und egoistisch veranlagter Soziopath sagen, dass du dich... da in etwas hineinsteigerst, was aber eigentlich, wie du auch zugeben müsstest, wenn du es mal so wie ich betrachten würdest, keine große Sache ist?”// Jener Satz von dem Größeren ging ihm aber trotzdem einfach nicht aus dem Kopf. Er schwebte durch seine Gedanken, ließ sich nicht abschütteln sondern vertiefte sich im Gegenteil langsam und sickerte schmerzhaft in sein Herz. John würde sich im Moment nicht als traurig beschreiben, enttäuscht vielleicht, aber mehr über sich selbst, denn eigentlich hätte er es doch vorher wissen müssen. Es traf ihn wirklich,… mehr als es wahrscheinlich sollte,… und  doch konnte er es nicht verhindern. … Dass der Jüngere aber auch immer so direkt und skrupellos gegenüber den Gefühle anderer sein musste. In dieser Sache war der selbsternannte Consulting Detektiv wirklich ein echt unsensibler 'Trampel'. //…keine große Sache…..// Immer und immer wieder hallten diese drei Worte im Kopf des Kleineren wieder… Sah Sherlock, wie er es indirekt gesagt hatte, als dieser den Doktor aufgefordert hatte, es wie dieser zu betrachten, ihr intimes Erlebnis tatsächlich als ‘keine große Sache‘ an? Was sollte das bedeuten? John selbst wollte sich da ja auch nicht 'unnötig rein steigern', aber die Sache so einfach abzutun, wie der Detektiv es nun offenbar tat, obwohl es doch dieser gewesen war, der ihn wohl so 'vermisst' zu haben schien, dass der Größere das Verlangen verspürt hatte, ihn in der ihm so verhassten Praxis zu besuchen, nur weil er ihn sehen wollte?! Das kam John schon sehr komisch vor. Konnten sie denn nicht einfach offen miteinander reden? War das denn wirklich so schwer? Fakt war doch, dass sie sich intim sehr nahe gekommen waren, Punkt. Schnörkellose Tatsachen, die waren doch sonst voll Sherlocks 'Ding'. Der Doktor wusste ja auch nicht, warum es überhaupt so weit gekommen war, warum er es überhaupt zugelassen hatte. Im ersten Moment hatte er es wirklich nicht zulassen wollen, sich SO anfassen zu lassen. Doch… auf eine seltsame Art und Weise,… hatten ihn Sherlocks Hände... im wahrsten Sinne des Wortes um den Verstand gebracht, ihn komplett außer Gefecht gesetzt… Der Doktor musste sich in diesem Punkt eingestehen, dass er sich nur sehr halbherzig gewehrt hatte und das ihm im Grunde genommen anfangs zumindest nur seine Moral im Weg gewesen war. //"Soll ich wirklich aufhören? Ich höre deine Worte, aber dein Körper sagt mir das Gegenteil. Was willst du... John?"// In diesem Augenblick hatte John sich sehr gewünscht, dass es nicht Sherlock wäre, der diese Gefühle bei ihm auslöste und gleichzeitig war er sich absolut sicher gewesen, dass doch gerade dieser Umstand eigentlich ausschlaggebend für diese war. Bei diesem komplizierten Gedanken konnte er sich nur innerlich verzweifelt die Haare raufen. In was für eine diffizile und unheimliche Angelegenheit waren sie beide da nur hineingeraten?… Unheimlich im Sinne von beängstigend, zumindest was Johns Gefühlswelt anging. Denn durch Männerhände bei solchen Taten angenehm erregt zu werden, war für ihn eigentlich ein 'Unding' . War er doch immer fest davon überzeugt gewesen heterosexuell zu sein. Bzw. hatte er sich nie auch nur einen anderweitigen Gedanken gemacht. Ja, er war, was ihn bisweilen aber eigentlich auch nicht wirklich gestört hatte, um die dreißig und (noch) unverheiratet. Er hatte diesen Umstand bisher oft, wenn ihn doch Mal jemand auf diesen ansprach, immer darauf geschoben, dass er sich, vor seiner Verletzung, voll und ganz auf seine Militär Karriere konzentriert hatte. Wie er auch, zumindest im Stillen, zugeben musste, hatte er bei den Frauen nie wirklich viel Erfolg gehabt, was nicht unbedingt daran lag, dass diese ihn für unsympathisch oder unattraktiv hielten, sondern eher daran, dass er oft nicht wirklich wusste, wie er sich dem weiblichen Geschlecht gegenüber verhalten sollte. Sherlock war wirklich kein einfacher Mensch, aber das Zusammenleben mit diesem kam ihm, so verrückt das auch klingen musste, zumindest dagegen, beinahe mühelos vor. Aber auch ‘wenn’ John Bi wäre, er war sich sicher, dass sein Mitbewohner ein Einzelfall war. Er brauchte sich hier nur mal umzuschauen - wirklich kein einziger Mann in diesem riesengroßen Raum wirkte auf ihn so attraktiv, dass er ihn ansprechen oder gerne näher kennenlernen wollte. Ja, keiner 'machte' ihn körperlich an, überhaupt nicht. Lag es also wirklich nur an Sherlock Holmes, war es seine ganz eigenen Art, die den Doktor so durcheinander brachte?… Zum Beispiel ihr Kuss,… konnte es denn sein?… Würde er solch ein angenehmes Gefühl auch bei jedem anderen Mann empfinden? Bei den Frauen, mit denen er schon zusammen  gewesen war, hatte es sich schon angenehm angefühlt… Das Gefühl beim Küssen empfand John im Allgemeinen als schön,…aber… bei Sherlock… war es anders gewesen… viel...intensiver! … Johns Blick senkte sich, er spähte, während er dem Barkeeper weiter gespannt zuhörte, in sein noch halbvolles Glas und schwenkte dessen Inhalt leicht hin und her… Nun war aber wirklich mal gut... Schluss mit dieser Gefühlsduselei. Er musste sich unbedingt konzentrieren. Ohne sich etwas anmerken zu lassen, schaute der Blondschopf sogleich wieder aufmerksam hoch zu seinem Gegenüber und plauderte mit diesem ungestört weiter... Es verging insgesamt eine halbe Stunde, als John Watson dann auch schon endlich sein leeres Glas auf den Platz vor sich stellte, es zu einem der Männer hinter der Bar hin schob und sich anschließend freundlich verabschiedete. Schnellstmöglich drängte er sich durch die Masse an tanzenden Männern auf der bunt beleuchteten Tanzfläche, schaffte es dann schließlich auch irgendwie noch endlich den Eingangsbereich zu finden und steuerte direkt die Tür an. … Im Hintergrund jedoch, sammelten sich zur selben Zeit, in einer dunklen Ecke des Raumes, allmählich drei bis vier fremde Männer, welche wohl, wie es aussah, ein Auge auf den Doktor geworfen hatten. Kurzzeitig tuschelten sie noch miteinander, gaben sich anschließend ein Zeichen und folgten dann, ohne weitere Umschweife, auch schon dem blonden Mann geschlossen nach Draußen… Vor dem Nachtclub blieb John kurz an der Hauswand stehen, zog den Kragen seiner Jacke ein Stück höher, weil ihm der kühlen Nachtwind durch die Haare wehte. Mittlerweile war es doch merklich kälter geworden, er war nun doch froh, bald wieder in die Baker Street zurück kehren zu können. Der Doktor musste kurz daran denken, dass er sich - wenn er erst die Informationen, die er ganz alleine! hatte im Nachtclub ermitteln können, dem Consulting Detektiv unter die Nase gerieben und dessen Verblüffung über diese ausgiebig genossen hätte - ein schönes, heißes Bad und sein warmes, kuscheliges Bett redlich verdient hätte. Langsam schlenderte er, so vollkommen in Gedanken über seinen baldigen Triumph versunken, langsam los und steuerte, nach einem Taxi Ausschau haltend, die gegenüberliegende Straßenseite an. “Hey, Kleiner!” Angesprochener hob nun reflexartig aufhorchend den Kopf. Fragend schaute er sofort über seine Schulter hinweg nach hinten und sah drei Männer auf sich zukommen. //Was wollen die denn jetzt?// John hatte eigentlich gute Laune, wollte aber trotzdem nur noch schnell nach Hause und war dementsprechend nicht wirklich begeistert, als er sah, dass die Herrschaften wohl offensichtlich wirklich ihn meinten. Der Veteran hatte, nachdem er im Club so viele aufdringliche Tanzwillige hatte abwimmeln müssen, jetzt wirklich nicht gerade großartig Lust noch hier, mitten auf der Straße, mit irgendwelchen fremden Männern zu plaudern. “Hey, hörst du schlecht?” Auf diesen Satz hin blieb der Doktor nun doch abrupt stehen. Seine Augen verengten sich, wobei ihm, je näher die Männer ihm kamen, bewusst wurde, dass die Stimme des Mannes, der ihn nun offenbar, zum zweiten Mal, sehr persönlich ansprach, schon sehr nahe wahr und in dieser ein ganz bestimmter Unterton mitschwang, welcher mit Sicherheit nichts Gutes zu bedeuten hatte. Und tatsächlich, plötzlich spürte er kurz darauf auch schon eine Hand auf seiner Schulter, die ihn nicht gerade sanft zum Umdrehen zwang. “Hi!” kam es darauf hin trocken von dem Mann zu dem die Hand gehörte, welcher den Doktor breit und, wie dieser beunruhigt feststellen musste, auch irgendwie hinterhältig angrinste. “Na, was macht so ein hübscher Mann wie du zu so später Stunde, einsam und alleine in dieser Gegend?” Unbeeindruckt, aber dennoch wachsam für das Geschehen, besah sich John, ohne direkt zu antworten, kurz die drei Kerle vor sich. Sie wirkten eher unauffällig, machten auch gar nicht den Eindruck, jemandem etwas antun zu wollen… doch irgendetwas war hier definitiv faul… “Entschuldigung, aber ich denke das geht Sie nichts an.” Ohne viel Kraft aufzuwenden und doch bestimmt, zog der Doktor dabei seine Schulter etwas zurück, wodurch die Hand darauf verschwand. Der Veteran hätte allerdings ahnen können, dass dieser schlicht ausgesprochene Satz gepaart mit der abwehrenden Bewegung, seinen gegenüber eher reizen als milde stimmen würde. “Jetzt werd hier mal nicht aufmüpfig. Wir haben dich dort drinnen eine ganze Weile lang beobachtet. Ist es nicht merkwürdig als Einzelgänger in einen Schwulenclub zu kommen, dann die ganze Zeit, ohne sich auch nur ein einziges mal umzuschauen, nur an der Bar zu hocken, ein bisschen zu trinken, nur um dann gleich wieder zu verschwinden? Was hattest du denn so Wichtiges mit den Barkeepern zu besprechen?” Johns Augen wurden augenblicklich größer, doch er versuchte, trotz der Spitzfindigkeit seines Gegenübers, locker zu bleiben und überlegte sich die nächsten paar Sätze zu Sicherheit sehr genau. Nicht, dass er Angst gehabt hätte oder dergleichen. Nur war er tatsächlich alleine und die anderen zu dritt und diese sahen auch nicht gerade schmächtig aus. Seine Waffe hatte der Doktor in der Wohnung liegen lassen - diese hätte hier aber auch sowieso nur, im äußersten Notfall, dem Überraschungseffekt dienen können. Trotzdem kam er nicht drum herum, einmal kurz kräftig zu schlucken, ehe er mit fester Stimme antwortet. “Kann man nicht einmal einen alten Freund besuchen gehen? Was kümmert Sie das überhaupt, ich wüsste nicht was es Sie anginge.” Er blieb ruhig,… und stieß mit seinen Worten auf taube Ohren. “Hör zu Freundchen, ich weiß genau, dass dich dort drinnen kein Schwein kennt, wir sind hier fast jeden zweiten Abend unterwegs und haben schon so manchen Typen von hier verjagt, der uns oder unseren Kumpels hinter der Bar seltsam vorkam.” Der Arzt hob nur eine Augenbraue. “Es geht dich trotzdem nichts an.”, meinte John darauf hin mit Nachdruck, wobei er nun selbst ebenfalls das Siezen aufgab, da man mit diesen drei Typen anscheinend sowieso nicht vernünftig reden konnte. “Reiz mich nicht Süßer, ich bin eh schon genug gestresst.” Mit diesem Satz kam dieser Typ in der Mitte, der wohl der Anführer war, da nur er die ganze bisherige Zeit ihrer Begegnung gesprochen hatte, dem Veteran noch einen Schritt näher… Johns Geschmack nach viel zu nahe, weshalb dieser synchron etwas zurück wich. “Moment, was-” Unsanft wurde der Doktor am Arm gepackt und dadurch von dem anderen wieder näher an diesen heran gezogen. “Mhmm, du riechst echt gut…” Der Kerl leckte sich provokant über die Lippen, musterte kurz dabei das Gesicht des blonden Mannes und kam John nochmals etwas näher. Der Doktor verzog sofort angeekelt das Gesicht, riss sich, dieses Mal mit mehr Kraft los und wich noch weiter zurück, bemerkte, dass er sich inzwischen schon auf der anderen Straßenseite befand und hier weit und breit keine Menschenseele zu sehen war. Drüben vor dem Nachtclub tummelten sich zwar einige Männer vor dem Eingang, jedoch schien kein Einziger von diesen das Geschehen in einiger Entfernung zu bemerken… So langsam wurde es für den Veteran nun doch etwas brenzlig. “Ach ja, einer der Barkeeper meinte noch, als ich nachfragte, dass er dich hier schon einmal gesehen hätte, vor nicht all zu langer Zeit, damals in Begleitung eines größeren, blassen, jungen Mannes mit dunklen Locken. Da soll dein Benehmen anscheinend auch sehr fragwürdig gewesen sein… Du bist doch nicht etwa ein verdeckter Ermittler, hm?” Scheinbar belustigt, beinahe scherzhaft sprach dieser Typ nun jene Frage aus,… und traf damit, ob bewusst oder unbewusst in Johns Fall voll ins Schwarze. Doch das würde dieser ihm natürlich unter keinen Umständen verraten. “Ich sagte es schon einmal, das-geht-euch-nichts-an!” Um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen, stieß Doktor den Mann direkt vor sich etwas von sich, um den drei Typen so deutlich zu machen, dass es ihm so langsam reichte und sie lieber schleunigst das Weite suchen sollten. Doch zu Johns Unglück wollte der andere Mann jetzt erst Recht nicht mehr verschwinden. Die anderen beiden stellten sich plötzlich in Position, so als wüssten sie schon, was gleich passieren würde. “Und was wenn doch? Was ist wenn wir noch ein wenig spielen wollen?”, kam es plötzlich bedrohlich, wobei sich der Fremde, nun schneller, wieder auf den Veteran zubewegte, rechts und links flankiert von seinen beiden Begleitern. Er packte ihn bei den Schultern und drückte ihn bestimmt an die Hauswand hinter ihm, hielt ihn dort fest. Ein leises schmerzverzerrtes Aufstöhnen konnte sich der Doktor darauf hin (leider) nicht verkneifen, denn er spürte sofort den ziehenden Schmerz an seiner noch nicht verheilten Wunde. John wurde nun beinahe verzweifelt. Schon wieder pinnte ihn jemand an eine Wand. Er hätte zuvor schon versuchen können wegzulaufen, aber er kannte sich in dieser Gegend nicht aus und hätte deshalb gar nicht gewusst wohin er hätte laufen sollen, außer vielleicht zurück zum Club. Aber da er dort auch niemanden kannte, hätte er dort wahrscheinlich auch keine Unterstützung erwarten dürfen. Und außerdem, er war doch kein Schwächling, kein Feigling, er war Soldat. Gott verdammt, er wurde doch wohl mit so ein paar Typen fertig. “Verdammt lass mich sofort los, sonst-” zischte der Veteran deshalb nun warnend hob dabei die Hände. “Sonst was?”, wurde er aber gleich wieder unterbrochen und spürte plötzlich eine Hand auf seiner Brust, die immer weiter nach unten rutschte. Johns Augen weiteten sich vor Schreck //Was soll das bitte werden!? // griff nach den Schultern seines Gegenübers und drückte diesen mit aller Kraft von sich weg. “Lass deine Griffel gefälligst bei dir!” Jetzt reichte es ihm endgültig. John war ausgelaugt, hatte nach den letzten drei arbeitsreichen Tagen eigentlich weder die Kraft noch, Dank der komplizierten Situation mit seinem Mitbewohner, die Geduld, weiter friedlich zu bleiben, konnte sich selbst aber durchaus einschätzen und wusste, dass er nun schnell sein würde müssen, da der grauenhaft schlechte Schlaf der letzten Nächte und die noch längst nicht vollständig verheilte Platzwunde auf seinem Schulterblatt ihn, bei einem längeren Kampf, zum Unterlegenen machen würden. John knirschte mit den Zähnen. “Wenn ihr mich nicht sofort in Ruhe lasst,…”, warnte er nochmals, was allerdings erneut keine Beachtung zu finden schien. //Na gut, dann muss ich eben noch deutlicher werden// Ohne weitere Vorwarnung schnellte Johns Faust nach oben - gezielt und hart. Der Mann vor ihm zuckte, am Kinn getroffen zurück, hielt sich das Gesicht, welches nun von Wut verzerrt war. Wie auf eine stumme Zeichen hin stürzten sich seine beiden Begleiter auf den Doktor, ergriffen seine Armen, hielten ihn fest. So in in seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt, konnte nun John seinerseits die drei Männer nur wütend an funkeln, versuchte dabei sich wieder aus den Schraubstock artigen Griffen zu befreien. “Oho, er kann sich also doch wehren!” Der Doktor kniff die Augen zusammen, als die Reaktion auf seine Befreiungsversuche damit endeten, dass sich der Druck auf seine Ober- und Unterarme sogar noch verstärkte, so sehr, dass ihm davon die Hände langsam taub wurden. Wenn er doch nur ausgeschlafen und nicht so aufgewühlt durch die momentane Beziehung zu Sherlock wäre, dann würde er diese drei Männer sicherlich fertig machen. Er musste sich zusammenreißen, er war doch sonst auch nicht so hilflos im unbewaffneten Nahkampf, wobei dieser hier natürlich auch nicht gerade als 'fair' bezeichnet werden konnte, drei gegen einen. John versuchte sich zu konzentrieren, änderte seine Taktik, trat deshalb nun schnell den einen Schritt, den er nun zwischen sich und der Hauswand frei hatte, nach hinten und zog dabei mit aller Kraft seine Arme vor sich zusammen. Davon überrumpelt stießen die beiden Herren, die ihn immer noch fest im Griff hatten, gegeneinander und lockerte dadurch ihren Griff so weit, dass John sich aus diesem befreien konnte. Er verpasste dem einen, noch leicht taumelnden, Mann einen Faustschlag, der diesen zu Boden gehen, dem anderen, welcher ihm den Rücken zudrehte, verpasste er einen Tritt in den unteren Rücken, welcher diesen vorwärts stolpern ließ. Auch wenn die Manöver effektiv waren, John fühlte sich trotzdem schwach,… so schwach. Mal wieder kam dadurch in ihm ein Gefühl der Enttäuschung hoch, dass er es, obwohl er es unter normalen Umständen ‘könnte’, nur sehr schwerlich  schaffte, sich in dieser misslichen Lage zu behaupten. Ohne es zu wollen, wünschte der Doktor sich, sein Kollege und Freund Sherlock wäre jetzt an seiner Seite. “Was denn, mehr hast du nicht drauf?”, lachte der Mann in der Mitte, beobachtete kurz, wie John seine beiden Kumpanen abwehrte und stürze sich dann auch schon wieder auf den Veteran, stieß diesen, dieses Mal noch heftiger, ein weiteres Mal gegen die Hauswand. Abrupt riss der Kleinere die Augen auf, konnte sich ein schmerzvolles Keuchen nicht verkneifen, welches durch den fühlbaren Schmerzes an seinem Rücken, ausgelöst wurde. Für einen kurzen, leidvollen Moment war er der Bewusstlosigkeit nahe. Er hatte es kommen sehen. Für einen längeren Kampf fehlte ihm heute schlicht und ergreifend die nötige Energie. Ein schwarzer Nebel schlich sich an den Rand seines Blickfelds, ließ seine Sinne schwanken und seinen Atem für einen Moment lang ruckartig aussetzen. Wenn er doch bloß nicht diese verfluchte Wunde hätte. Die letzten drei Tage hatte er sie, so gut er es eben alleine hinbekommen hatte, selbst versorgt. Er hätte zwar jederzeit Sarah um Hilfe bitten können, aber das hätte nur unweigerlich bei dieser zu unangenehmen Fragen über den Ursprung der Verletzung geführt. John hatte seine Praxiskollegin in der Vergangenheit schon einmal in die Ermittlungen mit Sherlock hineingezogen, was in einem totalen Desaster geendet hatte, weshalb er es tunlichst vermieden hatte, sie zu fragen, ob sie ihm beim Verbinden helfen könne. Der fremde Mann schien sich nicht im geringsten an Johns ‘Wehwehchen‘ zu stören - im Gegenteil. Ein fieses Grinsen stahl sich auf dessen Mund, anscheinend erfreute er sich regelrecht an den Schmerzen seines Gegenübers. Dieser Mann vor ihm machte John einfach nur krank. Was aber die ganze Situation noch verschlimmerte, war der Punkt, dass sich zumindest einer der anderen zwei Männer leider auch recht schnell von dem Angriff des Doktors zu erholen schien. Der, dem John einen Tritt verpasst hatte, kam schon wieder auf ihn zu. “Wenn Ihr euch jetzt nicht sofort verpisst, schreie ich die ganze Straße zusammen!!” Das war jetzt zwar auch nicht viel mutiger als weglaufen und die Ausdrucksweise auch nicht wirklich seine Art, aber John wusste, dass ihm für Mut und Etikette gerade einfach die nötige Kraft fehlte. Normalerweise war der Doktor immer und überall höflich, wusste sich zu Benehmen und mit Autoritäten umzugehen. Er war nie negativ auffallen oder hatte sich gar Feinde gemacht. Doch wenn so Knalltüten wie diese drei daher kamen - dachten ihn einschüchtern zu können und Unruhe stiften zu müssen - verstand auch ein John Watson keinen Spaß mehr! Kurzweilig verwirrt über diese Aktion, trat der Fremde tatsächlich einen Schritt zurück, blickte in zwei entschlossene dunkelblaue Augen. “Das, mein Lieber, lässt du mal schön bleiben!” Kam es allerdings gleich darauf in beunruhigend gelassenem Ton, welcher John ganz und gar nicht gefallen wollte, woraufhin auch schon eine Faust gezielt auf Johns Unterleib zugeflogen kam und hart dessen Magengrube traf. Dieser schluckte hart, krümmte sich etwas zusammen… legte die Arme schützend auf seinen Bauch... ihm wurde übel… “So gefällst du mir schon viel besser. …”, kam es dreckig lachend, was den Doktor vor Wut zittern ließ. “Und nun,…” Der andere holte nochmal aus, wollte John gerade mit einem weiteren Schlag zu Boden befördert, als ihn plötzlich ein Geräusch inne halten ließ. Mit einem Mal rührte er sich keinen Zentimeter mehr. Fragend sah John aus halbgeöffneten Augen auf. Hatte das Geräusch zwar gehört, aber konnte es nun erst als Spannen eines Revolvers identifizieren. “Mein Gott,…der…der hat ‘ne Knarre!…”, fing der, den John zuvor getreten hatte, nun auch schon zu stottern an, riss die Arme in die Luft und wich einen Schritt zur Seite, wieder weg von John. Der Doktor horchte auf, schaute sogleich weiter nach oben und bemerkte dadurch nun eine weitere Person, die ganz nah hinter dem Mann vor Ihm stand. Dieser Fremde, welcher sich - dem Himmel sei Dank - offenbar gerade noch rechtzeitig in das Geschehen ein gemischt hatte, antwortete nun auch schon mit leiser, eiskalter Stimme. “Du hast es gehört. Wenn ihr also nicht sofort verschwindet, kann ich für nichts mehr garantieren.” Mit sofortiger Wirkung hob der Angesprochene seine Arme und machte einen großen und langsamen Schritt zur Seite. … Aber Moment,…..diese Stimme. Diese tiefe, ihm doch so wohl bekannte Stimme… Das konnte doch nur… nein,… war das etwa-… John raffte sich, soweit es sein Körper zuließ, noch weiter auf und versuchte, im Licht der Straßenlaterne, das Gesicht seines ‘Retters’ zu erkennen.… Der Fremde mit dem Revolver in der Hand,... sah genauso aus wie-… Johns Augen weiteten sich, als ihn die Erkenntnis, schlimmer als jeder Faustschlag, traf. “Sherlock?!” Kapitel 26: Rettungsaktion & noch ein gut gemeinter „Überfall“ -------------------------------------------------------------- Wahrhaftig. Dieser fremde Mann, der hier direkt vor ihnen stand und - wie John beim näheren Hinsehen feststellen musste - SEINEN Revolver in der Hand hielt, war kein geringerer als Sherlock Holmes. Der Detektiv stand stillschweigend mit angespannter Haltung zwischen den beiden anderen Männern, die ihn nur verschreckt und auf alles gefasst ansahen, während sie, die Arme noch immer in die Höhe gerichtet, unwillkürlich immer weiter zurück wichen, um ihm bloß nicht zu nahe zu kommen. Mit emotionsloser Miene, den kalten Blick auf Johns Angreifer gerichtet, ließ sich Sherlock derweil nicht im Geringsten aus der Ruhe bringen. … Wie versteinert stand John an der Hauswand. Hatte sich mit der rechten Hand Halt suchend an diese gelehnt, die andere gleichzeitig immer noch schützend vor seinem Bauch. Das aufkommende Gefühl von Übelkeit, wegen dem harten Schlag in seinen Magen, verschwand nur langsam wieder. Er funkelte die beiden Männer immer noch finster und wütend an,  während der eine nun anfing, hastig drauf los zu reden. “Ok ok! Du siehst doch, ich lass die Finger von ihm,… also steck endlich die Knarren wieder weg!” Es klang zwar mehr wie ein Flehen, aber ein Hauch von Zorn war auch aus der Stimme des Mannes heraus zu hören. Dem Kerl passte es kein bisschen, gestört worden zu sein. Doch nichts rechtfertigte seine Taten - dieser Typ konnte froh sein, gerade nur eine ‘Warnung’ abbekommen zu haben. “Ich nehme sie erst dann weg, wenn ihr euch endlich vom Acker macht. Und vergesst nicht euren am Boden liegenden Kameraden. ” Leise knurrend und den Größeren innerlich verfluchend, gab der Fremde seinem Begleiter ein kurzes Zeichen, worauf hin diese gemeinsam, die Waffe in Sherlocks Hand dabei immer noch keine Sekunde aus den Augen lassend, zu dem am Boden liegenden Mann hinüber gingen, diesen unter den Armen ergriffen, ihn hoch hievten und sich, ihren Freund zwischen sich, nun so schnell, wie es ihnen mit ihrer bewusstlos Last möglich war, von dem Detektiv und dem Doktor entfernten. “Los, machen wir, dass wir hier wegkommen!” Ohne sich auch nur noch einmal umzudrehen, suchten sie, so schnell es ging, das Weite… Inzwischen hatte sich John wieder komplett aufgerichtet, lehnte noch halb an der Hauswand und rieb sich die Arme, die, von den kompressionsartigen Griffen der zwei Männer, immer noch etwas schmerzten, während das Blut langsam in die Hände zurück floss. Endlich. Endlich waren sie weg, auf und davon. Geflüchtet vor-... John sah auf… Sherlock... Sherlock hatte ihm geholfen. War gerade rechtzeitig aufgetaucht, um John bei zu stehen. //…Gott sei Dank// dachte sich der Veteran, welcher sich leicht vorstellen konnte, was ihm noch alles hätte passieren können, wenn ihm keiner zu Hilfe gekommen wäre. Aber das sein ‘Retter’ ausgerechnet Sherlock sein musste… John war ja froh und auch sehr dankbar… hatte sich ja, zugegebenermaßen, schon kurz gewünscht, sein Kollege wäre bei ihm, aber… so stand er nun wieder ganz am Anfang. Seine Aktion im Barcode hatte doch eigentlich bewirken sollen, dass der Detektiv ihn ernst nahm, sah, dass er den Doktor gründlich unterschätzt hatte. Und nun? Was war nun? Er stand hier, wieder einmal verletzt und todmüde. Geschafft und fertig von den letzten drei Tagen. Er musste sich dringend ausruhen, ansonsten würde es nicht mehr lange dauern, bis der Detektiv ihn GANZ vom Fall nahm und ihn rein gar nicht mehr dabei haben wollte… Und das war wirklich das Letzte was John jetzt wollte… Sich selbst zur Beruhigung zwingend, strich sich John ein paar Strähnen aus dem Gesicht, stöhnte leise auf, als er sich von der Wand hinter sich abstieß und klopfte sich das bisschen Staub von der Kleidung. Plötzlich bemerkte er etwas, dass ihm sofort sehr verdächtig vorkam, viel verdächtige noch als die Situation zuvor mit den drei Raudis. Es war ruhig. Viel zu ruhig. Mittlerweile hatte Sherlock Johns Revolver wieder unauffällig eingesteckt, stand mit dem Rücken zu dem Kleineren und schien wohl zu warten. “Ich hatte alles unter Kontrolle, aber trotzdem...”, versuchte die leise Stimme des Doktors sich nun zu rechtfertigen. Doch bevor er dazu kam noch ein Danke anzuhängen, wurden beide schon von den Scheinwerfern eines heran nahenden Taxis abgelenkt. Sogleich ging Sherlock mit wehendem Mantel auf dieses zu, nannte dem Fahrer eine Adresse und hielt seinem Freund dann auch schon die Tür auf. "Ja, jetzt wo Sie es sagen.... Nun kommen Sie schon. Oder wollen Sie hier übernachten?” Zu Johns Verunsicherung klang die Stimme seines Mitbewohners dabei ganz und gar nicht scherzhaft oder gar sarkastisch sondern ernst. Außerdem meinte der Doktor darin unterdrückte Wut mitschwingen zu hören. John schluckte, folge jedoch, so schnell es sein Körper zuließ, jener Aufforderung und setzte sich in das Taxi. Sherlock setzte sich wortlos neben ihn - und schon begann die Rückfahrt in die Baker Street. Weg von diesem Ort... John atmete hörbar erleichtert aus und ließ sich nun deutlich entspannter in seinem Sitz nach hinten sinken. Den Blick des Größeren zu suchen, traute er sich dabei nicht. . . . So hatte das Ermittler-Duo die ganze Fahrt kein einziges Wort miteinander gesprochen. John konnte sich nicht helfen, aber diese Ruhe trieb ihn noch in den Wahnsinn. Das Geschwafel von wegen 'alles unter Kontrolle' war unnötig und kindisch gewesen, hatte der Detektiv doch genau das Selbe zu ihm gesagt, nachdem er nach der Explosion zu diesem in die vollkommen verwüstete Küche geeilt war, aber der Doktor hatte sich ja wenigstens anschließend bei dem Detektiv bedanken wollen. Das wollte der Kleinere noch immer tun, er wollte überhaupt irgendetwas zu dem Größeren sagen - nur um nicht länger diese drückende Stille ertragen zu müssen… Inzwischen waren sie wieder in ihrer Wohnung, zogen sich Jacke und Mantel aus und standen sich nun gegenüber. John machte gerade erneut den Versuch den Mund aufzumachen, als sich Sherlock auch schon wieder umdrehte und zum Fenster hinüber lief. Sich davor stellte und mit verschränkten Armen hinaussah. Ohne sich vom Fleck zu bewegen, sah der Doktor dem Detektiv nur stumm hinterher. Es war seltsam, doch… irgendetwas in ihm zog sich zusammen, nicht sehr stark, jedoch fühlbar genug, um davon Kenntnis zu nehmen. Dieses Gefühl,… war eindeutig Enttäuschung. Dass er von sich selbst enttäuscht war, war eine Sache. Doch diese Enttäuschung so eindringlich und bitter von seinem eigenen Kollegen wahrnehmen zu müssen, war einfach grausam. John strafte sich ja selbst schon genug. Musste dann auch noch sein Mitbewohner so distanziert und kalt zu ihm sein?… Johns Blick senke sich, während er sich an einem Schrank neben sich etwas abstütze, die Lippen aufeinander gepresst. Plötzlich drehte sich Sherlock wieder mit einem Ruck um, sah seinen Freund genervt und leicht verärgert an und begann lauter, als er es selbst geplant hatte “Das war unüberlegt, leichtsinnig und gefährlich. Kurzum einfach nur dumm!” Sofort ruckte Johns Kopf in die Höhe. Natürlich, eine Standpauke, was hatte er auch anderes erwartet. Seine Miene verfinsterte sich, er sah beinahe beleidigt aus. “Danke, das habe ich jetzt gebraucht.”, entgegnete der Doktor nur leise. Der Detektiv fackelte nicht lange, ging geradewegs zurück zu seinem Mitbewohner, stellte sich vor diesen, musterte ihn. “Das wissen Sie doch selbst ganz genau, also tun Sie nicht so enttäuscht und überrascht.” Dem Älteren fehlten nun die Worte. Erneute Wut stieg in ihm auf, welche sich neben mit seiner Enttäuschung zu einer ungenießbare Mischung zusammen zu brauen begann. Eine Kombination, die John allerdings hier und jetzt ungern rauslassen wollte. Schließlich hatte Sherlock ihn, wofür er sich, seiner Meinung nach, immer noch bedanken musst, aus einer unangenehmen Lage gerettet. Deshalb sah er zur Seite, stieß resigniert die Luft aus und griff sich in die Hosentasche. Ein kleiner zusammengefalteter Zettel kam zum Vorschein, den er dem Jüngeren wortlos entgegen hielt. //Das mit dem Triumph hat sich damit wohl aus erledigt// dachte der Ältere dabei bitter. Der Detektiv hob nur fragend eine Augenbraue, nahm aber dennoch stillschweigend den Zettel entgegen und faltete ihn auseinander. Er las was drauf stand,… und las es gleich noch einmal. Seine Augen verengten sich und augenblicklich hatte John wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit seines Kollegen. “Sie sehen richtig. Aufenthaltsort und genaue Adresse von Noah Brown. Freuen Sie sich, das ist es doch was Sie wollten.” Die Sarkasmus in Johns Worten war regelrecht spürbar und  Sherlock hätte es, selbst wenn er sich noch so angestrengt hätte, nicht geschafft, die verletzte und enttäuschte Stimme des Kleineren zu überhören. Seine Augen weiteten sich. Er stand wie angewurzelt da und starrte auf den kleinen Zettel in seiner Hand. “Danke für Ihre Hilfe. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss mich um meine Wunden kümmern.” Und mit diesem Satz verließ der Veteran das Wohnzimmer, ging rauf in sein eigenes und war kurz danach auch schon im Badezimmer verschwunden. “…” Sherlock konnte es nicht fassen. Er war nicht unbedingt erstaunt über ihren neuen Hinweis, wusste er doch genau, dass John mittlerweile gut mit Leuten sprechen und Informationen aus ihnen heraus locken konnte. Doch… dieser Ton. Dieser ganz bestimmte Ton in Johns Stimme brachte ihn so aus dem Konzept, dass er es nicht einmal geschafft hatte seinem Freund noch etwas zu antworten. Nur zu deutlich hatte der Detektiv die Enttäuschung des Doktors gespürt. John hatte sich durch diese Aktion vor Sherlock beweisen wollen. Er nahm wohl an, das dieser ihn nicht ernst nahm, nicht respektierte. War ja aber auch kein Wunder, nach ihrem letzten Gespräch. Der Jüngere hatte es echt verbockt, mal wieder. Wollte sein Mitbewohner denn nicht begreifen, wie gefährlich diese Aktion gewesen war? Konnte er denn nicht verstehen, dass sich Sherlock…gewissermaßen… Sorgen um John gemacht hatte? Ob der Detektiv es nun wollte oder nicht, der Wahrheit konnte er nicht entkommen. Denn die sah so aus, dass er vor etwa einer Stunde - gleich nachdem er mitbekommen hatte, dass der Doktor sich nicht mehr in der Wohnung befand - nachdem er in dessen Zimmer noch nach ein paar Beweise gesucht hatte, sich sofort auf den Weg gemacht hatte um seinen Freund ausfindig zu machen. Die gefundenen Beweise waren, zusammen mit dem Thema ihres Gespräches davor, mehr als eindeutig gewesen. Der Größere hatte in diesem Moment nur seinen Körper und das Gefühl der Besorgnis in sich entscheiden lassen, nicht lange  gebraucht, die Waffe seines Mitbewohners in dessen Zimmer zu finden, sie schnellstens an sich genommen und war dann auch schon aus der Baker Street aufgebrochen. Gedankenverloren verstaute der Consulting Detective den Zettel in seine Tasche, drehte sich auf dem Absatz um und lief durchs ganze Wohnzimmer. Seine Hände nahm er zum Nachdenken hoch, wie bei der Gebetsposition - die Handflächen wie üblich aufeinander gelegt. Nachdenklich ging er mit langsamen Schritten im Zimmer auf und ab. John glaubte also ernsthaft, Sherlock würde ihn nicht ernst nehmen, keinen Respekt für ihn übrig haben. Das konnte und wollte der selbsternannten Consulting Detektiv so nicht stehen lassen. Er wollte das hier und jetzt klar stellen. Sherlock hatte die Nase gestrichen voll, sein Geduldsfaden zerriss augenblicklich und ließ ihn inne halten. Es nervte ihn ungemein, dass schon wieder alles durcheinander gewürfelt wurde. Ihm gingen die Gespräche von John und ihm einfach nicht mehr aus den Kopf. Es ging hierbei wirklich nur noch einzig und allein um sie beide. Der Doktor tat dem Detektiv nun beinahe leid. Wenn diese drei Typen nicht gewesen wären, hätte John nach erfolgreicher Informationsbeschaffung hier rein spazieren, Sherlock diese unter die Nase reiben und seinen Triumph auskosten können, welchen ihm dieser, im Stillen sogar ehrlich gegönnt hätte, da der Jüngere sehr wohl wusste, mit welchen Selbstzweifeln der Ältere, auch dank der unpassenden Äußerungen des Größeren, kämpfte. Es musste doch verflucht noch eins zu schaffen sein - OHNE irgendwelche plötzlichen und immer wieder aufkommenden Störfaktoren - das Ganze vernünftig wie Erwachsene ein für alle Male zu klären. ER, Sherlock Holmes, hatte seinen Mitbewohner vor nicht all zu langer Zeit hier wegen seines Handys einfach stehen gelassen. Also würde auch ER gefälligst den ersten Schritt für ein klärendes Gespräch tun. Er hielt es nicht mehr aus - er musste einfach, sonst würde sein Kopf irgendwann noch explodieren. Bei so viel Gefühlsduselei und verwirrenden Gedanken konnte man ja als exzentrischer und hoch funktioneller Soziopath sonst nur verrückt werden. Es musste etwas unternommen werden! Wenn nicht jetzt wann dann? Somit wartete Sherlock auch nicht länger, griff in seine Hosentasche nach dem Störenfried des letzten Gesprächs, warf das Handy auf die Couch und verließ dann auch schon das Wohnzimmer. Mit schnellen Schritten ging er Richtung Bad, öffnete, bzw. riss mehr oder weniger, ohne Vorwarnung und doller als gewollt die Tür auf und ging einfach hinein. Halb zu Tode erschrocken starrte John Watson den Neuankömmling mit offenem Mund und mehr als irritiert an. Kapitel 27: Endlich ein klärendes Gespräch? ------------------------------------------- Gerade dabei sich die Wunde an seiner Schulter zu säubern, saß der blonde Mann komplett nackt und nur halb vom Schaum bedeckt in der Badewanne. Hatte unwillkürlich mit seiner Waschaktion stoppen müssen, nachdem Sherlock so plötzlich ins Bad gestürmt gekommen war. “Sherlock, was…” Doch weiter kam er nicht. Der Angesprochene drehte sich noch einmal kurz zur Tür, verschloss diese, zog den Schlüssel raus und verstaute diese in seiner Hosentasche, während er sich wieder zu seinem Mitbewohner wandte. Johns Augen wurden größer. Er verstand nun rein gar nichts mehr. Hatte er doch endlich einfach nur mal seine Ruhe haben und sich waschen wollen. War denn das schon wieder zu viel verlangt? … “Wir müssen reden!” Ah. Schön, dass ER jetzt reden wollte. Vielleicht war der Doktor momentan aber ganz und gar nicht in Stimmung für ein Gespräch, von welchem er insgeheim schon sehr genau ahnte, ‘was genau’ für ein Gespräch der Detektiv da anstrebte. Doch als der Kleinere so über die verschlossene Tür nach dachte, konnte er sich schon denken, dass er hier so oder so nicht mehr rauskommen, bevor sie beide nicht wenigstens mal versucht hatten miteinander zu reden. … Nun gut - sei’s drum. Mehr widerwillig als erfreut, setzte sich der ehemalige Militärarzt aufrecht hin und verschränkte die Arme vor der Brust. War nun voll und ganz auf seinen Kollegen konzentriert und sah diesem direkt und wartend in die Augen. “Also dann. Ich bin ganz Ohr.” Johns Stimme war ernst und ließ den Größeren spüren, dass dieser - wenn Sherlock hier schon rein geplatzt kam und reden wollte - kein drum herum Gerede dulden würde, und störende Zwischenpausen schon gar nicht. Der Detektiv ließ trotzdem noch kurz seinen Blick durch das Badezimmer schweifen. Johns altbekannter Notfallkoffer stand geöffnet neben der Badewanne auf dem gefliesten Boden. Ein paar zusammengeknüllte Papiertücher, die direkt daneben lagen, schienen an manchen Stellen voller Blut zu sein. Sherlock sah genauer hin. Plötzlich schoss dem Jüngeren unwillkürlich etwas durch den Kopf. Er erinnerte sich daran, wann genau er beim Barcode Vauxhall angekommen war. Kurz bevor er den Nachtclub betreten hatte wollen, hatte er einen lauten Ruf gehört. //“Wenn ihr euch nicht sofort verpisst schreie ich die ganze Straße zusammen!!”// Genau das waren Johns Worte gewesen. Sofort hatte sich Sherlock zur anderen Straßenseite begeben und den Revolver gezückt - kurz nachdem John einen Schlag in den Magen bekommen hatte. Ab da wäre es mit dem Detektiv beinahe durchgegangen… Er hatte sehr an sich halten müssen, diese zwei Kerle nicht einfach kurzerhand nieder zu schießen, die es gewagt hatte, sich an... SEINEM Freund zu vergreifen. Ein Räuspern ließ den Detektiv wieder aufschauen. John wurde langsam ungeduldig - und das zu Recht. Kurz und leise räusperte sich der Größere nun ebenfalls einmal, kam ein paar Schritte näher und versuchte mehr oder weniger den Anfang zu machen. “Zu aller erst,…wie geht es Ihrem Rücken?” Leicht erstaunt hob John ein wenig seine Schultern und ließ sie mit einem mehr desinteressierten Blick und einem kurzen Ausatmen wieder sinken. “Dem geht es gut. Das wird schon wieder.” Kurz, knapp und schnell. Sherlock konnte nur zu gut jene Ungeduld heraus hören. “Und ihrem Magen?-” “Sherlock, jetzt komm endlich zum Punkt!” Augenblicklich wandte sich der Angesprochene zu einem kleinen Holzstuhl, der in der Nähe der Badewanne stand, nahm geschwind Platz und legte die Beine übereinander. Er machte es sich im wahrsten Sinne des Wortes bequem - wie John mal wieder nur kopfschüttelnd hinnehmen konnte. Solang der Meisterdetektiv dann aber auch endlich mit der Sprache rausrückte, sollte es dem Älteren ausnahmsweise egal sein. “Nun gut. Dann komme ich wohl gleich zur Sache.” Mann merkte schon, wie schwer es dem selbsternannten Consulting Detektive fiel, ein vernünftiges Gespräch zu beginnen - davon mal abgesehen, dass es um das Thema ‘Gefühle’ ging. Doch John wollte sich davon nicht beirren lassen und blieb weiterhin standhaft. “Ich beginne gleich mit der Sache vor dem Nachtclub. Ihr... Dein Handeln war ohne Zweifel vorschnell und unvernünftig. Durch deinen unvorsichtigen Plan hättest du dich selbst ernsthaft in Gefahr bringen und nicht zu vergessen unseren Fall aufs Spiel setzen können.” Die ganze Zeit über schaute Sherlock beim Reden geradeaus, sah nicht zur Seite zu seinem eigentlichen Gesprächspartner. Wollte somit, sich auf seine Worte konzentrierend, ein Thema nach dem anderen abhandeln, damit es auch ja nicht wieder zu irgendwelchen neuen Missverständnisse kommen könnte. Außerdem war es ihm fast peinlich, so offen mit dem Doktor zu sprechen. Dieser wollte schon etwas erwidern, wurde aber sogleich von dem Größeren davon abgehalten. “Lass mich ausreden…” John blieb still. “Denn obwohl deine Aktion riskant war,… hast du dennoch gute Arbeit geleistet. John... das hast du... wirklich... gut gemacht.” Der Kleinere drehte nun langsam seinen Kopf zu Sherlock, sah diesen mit einer Mischung aus Überraschung und Verwunderung an. Meinte der Detektiv das Gesagte wirklich ernst? War es wirklich DAS was Sherlock dachte? … John wusste nicht so recht, ob er sich über das Lob jetzt freuen sollte, da er wie es aussah, noch immer an Sherlocks Worten zu zweifeln schien. Johns andauernde Zweifel blieben selbstverständlich vor dem  Detektiv nicht unbemerkt, er wollte jetzt aber auch nicht zu sentimental werden und ließ sich deshalb auch nicht weiter darauf ein. Er gab ja innerlich schon zu, dass er sich hiermit echt etwas schwer tat. Ihm wurde gleichzeitig aber auch  mal wieder klar vor Augen geführt wurde, dass er, WENN er denn Mal ein Lob aussprach, dafür sofort wieder misstrauische Blick kassierte. Die Leute konnten sich aber auch nie entscheiden. Mann sollte auf andere zugehen, ab und zu Bitte und Danke sagen - aber WENN man es einmal tat, wurde dies sofort in Frage gestellt… Typisch Menschen… “Außerdem…”, setzte Sherlock erneut an, “…war ich nicht sauer wegen deiner Aktion an sich, John…” Nun wurde der Jüngere fragend angesehen. “…Sondern wegen der Tatsache, dass dir etwas hätte zustoßen können.” Erstaunt über diese plötzliche Offenheit, lehnte sich der Veteran nun etwas mehr zur Seite, stützte sich mit einem Arm auf den Wannenrand ab und musterte seinen Mitbewohner. Wenn das so war,... dann hatte sich Sherlock also wirklich nur Sorgen um ihn gemacht. John begriff so langsam. Doch wollte er seine langsam aufkommende Erleichterung noch für sich behalten. “Ist ja auch verständlich, du bist schließlich mein Kollege,... mein Freund. Ich brauche dich… als... nun…” “Ja?”, hakte der kleinere von beiden mit ruhiger Stimme nach. “…Ich brauche dich bei meinen Ermittlungen als gedankliche Stütze an meiner Seite.” Langsam, ohne großartig Geräusche oder Bewegungen dabei zu machen, lehnte sich John Watson wieder zurück, rutschte ein wenig weiter nach unten ins warme Wasser. Er blieb still. “Hör zu John, ich weiß selbst, dass ich nicht gut in solchen Dingen bin. Also was das Reden über solche Themen betrifft meine ich. Aber ich schwöre dir, dass jedes einzelne Wort der Wahrheit entspricht. Ich meine es Ernst.” Mit diesem Nachdruck hatte John innerlich schon gerechnet. Er konnte sich gut vorstellen, was momentan in dem Detektiv vor sich ging und wie dieser mit sich kämpfen musste, um ehrlich zu dem Doktor zu sein und dabei trotz allem seinen Stolz und das sein Gesicht zu wahren. Der Ältere wollte sich seine Antwort nun gut überlegen. Wenn ihm sein Kollege schon so ehrlich entgegen kam, wollte auch ER höflich und aufrichtig zu ihm sein. Somit seufzte er einmal leise auf, sah aus dem Augenwinkel wie sich Sherlocks Kopf etwas zur Seite in seine Richtung drehte, wohl darauf wartend, dass John nun etwas sagte. “Ich glaube dir, Sherlock. Es ist in Ordnung und ich habe auch verstanden was du mir damit sagen willst. … Außerdem….” Sollte er es sagen? Sollte John das wirklich seinem Mitbewohner sagen?… “Außerdem?” Nun wurde Sherlock wirklich neugierig. “Außerdem…schätze ich es sehr, daß du mich als Hilfe siehst.” Das war es. Dieses eine einfache kleine Wort, worum es John die ganze Zeit gegangen war, woran er so sehr gezweifelt hatte. Sherlock hatte offen zugegeben, dass er John brauchte, das er die Fähigkeiten des Doktors für seine Arbeit zu schätzen wusste. Aber konnte der Detektiv auch Johns Gefühle, seine Bedenken ernst nehmen? Das, was in den letzten Tagen vorgefallen war hinterließ ohne Zweifel gewisse Narben, vor allem seelischer Natur, die Sherlock und John durcheinander brachten. Aber auch geistige Narben, die ihren Verstand komplett über den Haufen rannten und alles zuvor Geschehene in Frage stellten und körperliche Narben… süße, schmerzhafte und nie für möglich gehaltene Narben,… die es beiden Körpern fast unmöglich machten, sich noch voneinander fern zu halten. Mittlerweile war der Begriff ‘Freundschaft’ zwischen ihnen so zerbrechlich und durchsichtig, dass es nur noch wenige Anstöße brauchte, um dieses Wort durch ein Neues zu ersetzen. So langsam aber sicher hieß es für sie, entweder nur noch strikt Kollegen… oder… etwas, was über Freundschaft hinaus ging… Sherlock sowie John wusste, dass es schwer werden würde eine sogenannte Freundschaft vorzutäuschen, wenn die Wahrnehmungen, Gefühle und Wertschätzungen in eine ganz andere und intensivere Richtung gingen. Werder der Detektiv noch der Doktor konnten zu diesem Zeitpunkt sagen, ob sie das überhaupt wollten, zulassen konnten. Vor allem John wehrte sich, obwohl Sherlock eigentlich derjenige hätte sein sollen, der mehr dagegen haben hätte sollen, sich einem anderen Menschen so zu nähern, gegen den Gedanken, sich auf diese Weise auf den Größeren einzulassen, ob es sich nun gut anfühlte oder nicht. Er konnte sich einfach nicht vorstellen mit Sherlock eine 'Beziehung' zu führen. …. Es war schwer,… so schwer… Diese verfluchten Gefühle… … “Ja,…”, durchbrach plötzlich eine tiefe und ruhige Stimme die beinahe schreiende Stille. “…das ist wahr… Du warst und bist bisher mein einziger Freund, ein ’wirklicher’ Freund… ” //…Und das nicht nur während der Arbeit…// - doch jene gedachten Worte schaffte Sherlock einfach nicht über die Lippen zu bringen. Es ging nicht. Ob es sich 'sein' Doktor nun selbst schon denken konnte oder nicht,… Sherlock würde wohl nie über seinen selbst erschaffenen Schatten springen können… Jedenfalls jetzt noch nicht. Doch John müsste 'seinen' Detektiv doch im Grunde schon gut genug kennen, um sich ausmalen zu können, was dieser nicht in Worte zu fassen vermochte. Und das tat er. War tatsächlich etwas baff, musste zugeben, dass er mit Sherlocks Wertschätzung etwas überfordert war. Aber hatte er sich nicht genau diese so sehr gewünscht, hatte er sich nicht gerade deshalb allein zum Barcode begeben, um die Anerkennung des selbsternannten Consulting Detektivs zu erreichen, die er, wie er nun feststellen musste, zuvor längst genossen hatte. Konnten sie beide wirklich keine normalen Freunde sein, musste es unweigerlich darauf hinaus laufen? War aus der Faszination, dem Vertrauen, welches der Veteran seltsamerweise vom ersten Augenblick für den Meisterdetektiv empfunden hatte, die einfache, freundschaftliche Zuneigung überspringend, so schnell etwas anderes geworden, was ihn die Nähe des Größeren genießen, ja herbeisehnen ließ? Sherlock strahlte Gefahr aus und wie Mycoft so schön gesagt hatte, fürchtete John diese, bevor er anfing mit Sherlock zu arbeiten und zusammen zu leben, nicht, sondern er vermisste sie. War der Veteran also 'nur' ein Adrenalinjunckie, der in dem Meisterdetektiv die perfekte 'Droge' gefunden hatte? Nein, da war definitiv noch mehr, das ging über eine einfache Abhängigkeit hinaus. Er fühlte sich dem exzentrischen Genie verbunden, nicht weil er glaubte, es vor dem Wahnsinn retten zu können, sondern weil er wusste, dass nur er es im Gleichgewicht halten konnte. Er war Sherlocks Gegenstück, in jeder Beziehung, war er deshalb etwas Besonderes... für den Detektiv? Dass so einfachen Worten aber auch so unglaublich schwer verbal Ausdruck zu verleihen war. Besonders wenn man Sherlock Holmes hieß. John fing innerlich an zu schmunzeln, dieser Consulting Detective war schon echt eine Nummer für sich. Da konnte man nur resigniert den Kopf schütteln. Und dennoch…freute sich der Doktor tatsächlich ein wenig darüber, mit seiner Ratlosigkeit ausnahmsweise nicht alleine zu sein. … Ein leises Platschen war zu hören, als sich John nochmals etwas mehr ins warme Nass sinken ließ. Beide Männer sahen gleichzeitig in die Richtung des jeweils Anderen. Stillschweigend musterten sie sich. Interessiert und mit einem Hauch noch Neugierde. Was der Andere wohl gerade dachte? … Sie sollten es nicht erfahren, denn Gedanken lesen gehörte weder zu Sherlocks noch zu Johns Fähigkeiten. Letztendlich war nur noch das widerhallende Geräusch der einzelnen Wassertropfen in dem kleinen Raum zu hören, die aus dem Wasserhahn in die halbvolle Badewanne hinab tropften. Die nicht unangenehme Stille und der warmen Wasserdampf um John und Sherlock war mal wieder zum Greifen nahe… Sie waren sich so nah... Alleine… Ungestört.... Sie kannten dieses Spiel bereits. Eines welches mit verwirrenden Gedankengängen begann, nur um dann in neuartigen und unkontrollierbaren Gefühlen zu enden… …Der reinste Teufelskreis.… Kapitel 28: Neue Regeln & die Sache mit dem Duschkopf ----------------------------------------------------- Die beiden Männer sahen sich urverwandt an. Ja, wie leicht es nun wäre, dachte sich Sherlock plötzlich bitter, sich seiner Kleidung zu entledigen und einfach zu John in die Wanne zu steigen. Dieser würde sich mit Sicherheit nicht wehren, dass sah der Detektiv dem Doktor deutlich an. Er würde sicherlich auch nichts dagegen haben, wenn dieser sich ihm dann nähern, ihn in eine Umarmung ziehen, in einen Kuss verwickeln, noch ganz andere Dinge mit ihm tun würde, doch... STOP! Er musste sofort in seinen Gedanken inne halten, sonst würden diese wahrscheinlich schneller Realität werden, als dem Größeren lieb wahr. Was der selbsternannten Consulting Detektiv zuerst nicht ahnen, dann jedoch an den, sich langsam mit Röte überziehenden, Wagen des Kleineren sehr deutlich ablesen konnte, war, dass dieser gerade Ähnliches dachte. Ja, auch Johns Gedanken waren unwillkürlich in diese Richtung abgedriftet, sein Gehirn hatte ebenso begonnen, vor seinem inneren Auge eine fiktive Szene zu erschaffen, die damit geendet hatte, als sich der Doktor endlich selbst wieder in den Griff bekommen hatte, dass er sich stöhnend an einen nassen, nackten Sherlock geklammert hatte. Das war doch wirklich zum verrückt werden. Selbst wenn John sich darauf einließe, wie lange würde es dauern, bis der exzentrische Detektiv das Interesse an ihm wieder verlor?! Dass er auch diesen Gedanken mit Sherlock teilte, konnte der Ältere nicht ahnen und das er auch zum selben Schluss kam, wenn dies passieren würde. Der mit dem 'gebrochenen Herzen' würde sicherlich John sein. Der Doktor wusste, dass er sich nicht damit würde zufrieden geben können, Sherlock nur dazu dienen zu können, seine kürzlich entdeckte Neugierde auf diesem Gebiet zu stillen. Er würde, selbst wenn er es verhindern wollen würde, sich da emotional viel zu sehr rein fühlen und mit Emotionen konnte der Detektiv, wie John wusste, nur sehr wenig anfangen. Am Ende würde er nur ein gescheiterte Experiment sein und Sherlock würde wahrscheinlich sogar von ihm erwarten, danach mit ihrer gemeinsamen Arbeit und Zusammenleben weiter zu machen, wie zuvor. Sherlock ging gar nicht so weit in seinen Gedanken. Ihm machte es viel mehr Sorgen, wie schwach ihn die, unweigerlich mit der von ihm gewünschten Nähe, verbundenen, nervenden Gefühlen machen würden. Schon zwei Mal hatten diese Ihn behindert, das erste Mal, als er deswegen nicht gleich George hinter gerannt war und das zweite Mal, als er beinahe zwei Morde begannen hatte, weil jemand es gewagt hatte, John ein Leid zuzufügen. Nein, es war sicherlich mehr als unklug sich jetzt seiner aufbäumenden Männlichkeit hinzugeben, nachdem er sie doch bis dato so erfolgreich unter Kontrolle und hinter Schloss und Riegel gehalten hatte. Der Consulting Detektiv, obwohl er doch der Initiator diese Gespräches gewesen war, begann sich langsam aber sicher, bei all den zweideutigen und parallel dazu grübelnden Gedanken, in dem kleinen Raum immer unwohler zu fühlen - Er musste so schnell es ging ihr Gespräch zu Ende führen und von hier verschwinden. Raus. Raus aus diesem Badezimmer. … Inzwischen war sich der Doktor auch ganz und gar nicht mehr sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, sich hier mit seinem Kollegen einschließen zu lassen. Hätte er vielleicht doch lieber etwas dagegen einwenden sollen? Denn neben den ganzen komischen Gedanken in seinem Kopf wurde es dem Kleineren mittlerweile oben rum nun doch ein wenig frisch und außerdem bemerkte er, leicht peinlich berührt, das sich der Schaum in der Badewanne langsam aufzulösen begann. Weshalb sich John auch gleich noch ein weiteres Stück ins Wasser sinken ließ, ohne dabei den Blick von seinem Mitbewohner zu nehmen. Noch immer sahen sie sich in die Augen, blieben die ganze Zeit lang still, wussten beide nicht so Recht, was sie jetzt sagen sollten. Dabei gab es doch so Vieles. So Vieles, worüber sie reden könnten und eigentlich auch endlich mal 'sollten'. Doch kaum standen - oder wie in diesem Falle - saßen sie sich erst einmal gegenüber, fingen sie entweder an, von einer kleinen Diskussion in einen Streit über zu gehen, oder aber sie schwiegen sich, während sie ihre Augen nicht von einander lassen konnten an, beharrlich an. Nicht zu vergessen, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu werden. … Was John auch gleich zum nächsten großen Thema brachte - Ihr kleines nicht ganz jugendfreies Erlebnis! Ja, das könnten Sie doch endlich einmal hier und jetzt ansprechen. Gedacht, getan. Der Doktor versuchte den Anfang zu machen. “Hmmm… Sherlock... wegen der Sache in meinem Zimmer. …”, fing er mit leicht belegter Stimme an. Räusperte sich daraufhin einmal leise und sprach ungehindert weiter, während der Detektiv,  aus seiner Starre gerissen, seine Aufmerksamkeit auf Johns nächste Worte lenkte. “Ich weiß bei Gott nicht was da in dich gefahren ist, wobei ich letztendlich auch nicht ganz unschuldig bin, aber….Warum und Was auch immer mit uns los war, hier geht es mir persönlich nur darum eine Lösung zu finden.” Sherlocks Augenbrauen zuckten kurz, während er seinen Freund ein wenig unsicher an sah. “John-” “Nein Sherlock, jetzt lass du MICH bitte mal ausreden.” Abrupt schloss dieser seinen Mund, tat ausnahmsweise wie ihm geheißen, lehnte sich wieder auf seinen Stuhl zurück und hörte dem Doktor aufmerksam, mit ernster Miene, zu. “…Ich weiß nicht, ob du das wirklich ernst gemeint hast, als du meintest es wäre 'keine große Sache' gewesen, aber... Diese Bezeichnung hat mich zugegebenermaßen getroffen. Ich will mich da natürlich auch nicht rein steigern, aber ich wollte nur das du das weißt." Sherlock schluckte hörbar, während John bereits weiter sprach" Ich stehe auf Frauen, habe eine Beziehung mit Sarah und ich denke es ist das Vernünftigste, wenn wir uns in diesem Punkt von einander fern halten, weil es mit Sicherheit nicht funktionieren würde, dazu sind wir... emotional... zu verschieden. Also 'ob kleine oder große Sache', ich bin der Meinung, dass es das Beste für unser Zusammenleben und unsere gemeinsame Arbeit ist, wenn wir solche Sachen und jegliche andere Vertraulichkeiten zukünftig unterlassen. Sind wir uns da einig?" John hatte kaum geendet, da bereute er diese Worte auch schon wieder. Jedes einzelne davon. Ja, sie waren vernünftig, erwachsen und alle 100% wahr und trotzdem fühlten sie sich so unglaublich falsch und verlogen an. Sherlock derweilen ging es mit diesen auch nicht viel besser, vor allem mit der letzten Frage. Diese Frage. Warum nur diese eine unumgängliche Frage, die so klar zu beantworten und doch so schwer zu akzeptieren war. Sherlock wunderte sich im gleichen Augenblick über seine Gehirnströme, die selbstständig versuchten einen anderen Lösungsweg für jene Frage zu finden… Doch… blieb ihm wohl nichts anderes übrig. Sein Körper sträubte sich ein wenig dagegen - wusste der Detektiv doch sehr wohl was hier gerade schief lief und seiner körperlichen Kontrolle nicht passte, ihm geradezu im Wege stand. Er überlegte, dachte scharf über die Worte seines Mitbewohners nach. Wusste im tiefsten Innern, dass John vollkommen Recht hatte und doch wehrte sich etwas in ihm vehement dagegen… Er biss hinter verschlossenen Lippen die Zähne aufeinander, strengte sich unbewusst an, konzentrierte sich, nicht den falschen Weg zu wählen. Einen, den er wohl schon lange gegangen wäre, wenn sein soziopathisches Verhalten, seinen Charakter nicht, so wie er heute war, durch sein bisheriges Leben auf diese Weise zurecht geschliffen worden wäre. Kurz bedauerte er diesen Umstand. Er hatte nun etwas für sich entdeckt, was ihn bis aufs Äußerste interessierte und neugierig machte,… aber eben nun mal nur mit John und dieser wollte das alles, irgendwo auch verständlicherweise, nicht, weshalb Sherlock diese Sache wohl nie für sich erforschen und entdecken würde können. Es ging eben nicht… Er durfte es einfach nicht… Sherlocks Gedanken arbeiteten so schnell und analytisch, dass für John dieser Moment gefühlt gerade mal ein paar Sekunden andauerte. Dann hatte Sherlock die richtige Antwort. Er würde nicht wieder lügen, er würde so ehrlich wie möglich sein, ohne enttäuscht oder gar beleidigt zu wirken. “Gewiss. Wenn Sie es wünschen, wird das wohl das Beste sein.” Diese Antwort, deutlich betont ausgesprochen und doch so ernst, ohne einen Hauch von Gefühl… John verstand komischerweise sofort, wie Sherlock das Gesagte meinte, weil es so passend zu dem war, was er, im Nachhinein, über seine eigenen Worte dachte. Doch was gesagt wurde, wurde nun mal gesagt und damit die ganze, anscheinend unangenehme, Angelegenheit für beide, zumindest augenscheinlich, hier und jetzt endgültig geklärt. … Leise seufzend lehnte sich der Veteran etwas nach vorne. Konnte seinem Kollegen und Freund dabei immer noch nicht in die Augen sehen. Wollte und musste nun mit seiner beziehungsweise ihrer Entscheidung auskommen und zusammen mit dem Detektiv normal ihren Fall weiter bearbeiten. Egal wie falsch es sich vielleicht anfühlen mochte, nützte es allen nichts und brachte sie beide kein Stück weiter, wegen solchen privaten Sachen alles stehen und liegen zu lassen - so ein Unsinn. John riss sich zusammen. “Gut dann,…darf ich bitten?” Die hörbare Aufforderung sofort realisierend, sah Sherlock zur Seite. Verstand Johns Nicken, welches in Richtung Tür wies und wäre sogar beinahe wie auf Befehl aufgestanden, wenn ihm dabei nicht allerdings noch eine allerletzte Frage durch den Kopf geschossen wäre. “Einen Moment, eine Frage hätte ich da noch.” Nein, NEIN. Keine Fragen mehr. Doch wurde Johns gedankliches Flehen nicht erhört. Der Doktor wollte doch einfach nur, dass sein Mitbewohner die Badezimmertür wieder aufschloss und endlich von hier verschwand. “Im Barcode Vauxhall, von wem genau haben Sie dort diese Adresse bekommen?“ Erst ein wenig überrascht, anschließend erleichtert, dass es sich offensichtlich 'nur' um eine, ihren jetzigen Fall betreffende, Frage handelte, fasste sich John durchs noch nasse Haar, dachte angestrengt nach. “Ganz einfach, von einem der Barkeeper. Wieso?” Diese ‘Wieso’ mal wieder gekonnt ignorierend, fuhr Sherlock sogleich in seiner Befragung fort. “Kannten Sie ihn zufälligerweise, bzw. kannte Er Sie noch vom letzten Mal?” “Ähm,…ich glaube schon, ja.” “Das habe ich geahnt… Und diese anderen Typen vor dem Nachtclub, die Sie... belästigt haben. Was ist mit denen, kannten Sie die auch oder die Sie?” Fragend runzelte der Arzt die Stirn. “Ich weiß nicht genau,…ich glaube nicht, nein. Einer von diesen Dreien meinte, dass er von einem Barkeeper die Info bekommen hätte, dass wir beide schon einmal dort gewesen sind.” Abrupt hob Sherlock auf diese Aussage hin seinen Kopf, als wäre er wieder auf einen neuen Lösungspfad gekommen. Dessen Blick veränderte sich von einer zur nächsten Sekunde, wobei seine aufeinander gelegten Handflächen wieder ihr Übriges taten. Nachdenklich schwieg der Detektiv für einen kleinen Moment, während sich seine Augen abermals verdächtig verengen. So war das also. Doch wenn John auf einen aufklärenden Satz gewartet hatte, so wartete er wie gewohnt vergeblich. Sollte Sherlock doch denken was er wollte - nur nicht HIER! “Wenn das also alles war…”, kam es betont und etwas lauter von der Seite. Der Angesprochene allerdings bewegte seinen Kopf nur ein wenig in Johns Richtung, jedoch ohne diesen wirklich zu beachten. Viel zu konzentriert war er nun, hatte sein Vorhaben, Johns Wunsch zu entsprechen und das Badezimmer zu verlassen, darüber schon wieder vollkommen vergessen. Der Doktor allerdings ließ nicht locker. “Sherlock. Könnten Sie ‘Bitte’ das Badezimmer wieder verlassen?” Aufrecht kniete der Veteran nun in der Wanne, hatte eine leicht verärgerte Miene aufgesetzt und musterte den Detektiv eindringlich, wollte diesen geradezu mit seinen Blicken aus dem Bad jagen. Sherlock - noch immer in seinen Gedanken versunken und mit gekreuzten Beinen auf den kleinen Holzstuhl sitzend - störte sich derweil nicht im Geringsten an der erneute Aufforderung seines Mitbewohners, würde dieser Bitte auch höchstwahrscheinlich nicht Folge leisten. So langsam aber sicher schaffte es sein Kollege mit Erfolg, ihn mal wieder zur Weißglut zu bringen, oder wohl eher trieb er ihm die Röte ins Gesicht. Schließlich war es doch Sherlock gewesen, der zuvor ins Bad geplatzt war, während er versucht hatte sich zu waschen und nun, obwohl doch nun eigentlich längst alles geklärt war, einfach nicht wieder aus diesem verschwinden wollte. John reichte es so langsam. Es war aber auch immer das gleiche mit diesem Mann. Und um nicht länger hier wartend, im immer kälter werdenden Wasser herumzusitzen - wie bestellt und nicht abgeholt - griff der Doktor mit der rechten Hand sogleich nach dem erstbesten Gegenstand in seiner Nähe, hob ihn drohend in Sherlocks Richtung. “Sherlock, wenn Sie jetzt nicht sofort diesen Raum verlassen, werde ich nicht länger zögern Sie hiermit raus zu jagen!” Schlagartig wandte sich des Detektivs Kopf ganz zu dem Kleineren. Seine Augen weiteten sich kurz unmerklich, doch dann schüttelte er leicht den Kopf. Sein Blick fixierte für einen kurzen Moment den Duschkopf, welcher ihm gerade als Druckmittel entgegen gehalten wurde. Ob John nun bluffte oder nicht, Sherlocks unbeeindrucktes Verhalten wies auf keinerlei Gegenwehr hin. “Wir wissen beide, dass Sie das sowie nie tun würden.” Und ob der Doktor das wusste, nur irgendwie musste er doch den Größeren endlich zum Gehen bewegen. Zumindest hatte er nun wieder dessen ungeteilte Aufmerksamkeit. “Glauben Sie mir, ich werde es ganz sicher tun, wenn Sie ihre Deduktionen nicht gefälligst im Wohnzimmer oder sonst wo weiter ausführen.” “Dieses Verhalten ist kindisch und unnötig.” “Und Sie sind stur und bockig wie ein Kleinkind.” Bei diesen Worten legte der blonde Mann seine linke Hand demonstrativ auf den Drehknauf mit dem blauen Punkt fürs kalte Wasser und fing schon leicht an daran zu drehen, Millimeter um Millimeter. “John. …”, kam es nun doch mit etwas aufkommendem Unbehagen und einem dezenten warnenden Unterton. Trotz allem ließ der Doktor nicht locker, beugte sich noch ein Stück nach vorne und hielt dem Consulting Detective die Dusch Brause direkt vors Gesicht. Nur um sicher zu gehen und der Situation keinen anderen Ausweg zu lassen, schnellte sofort darauf Sherlocks linke Hand ebenfalls in die Höhe, packte sich eine freie Stelle am Griff der Dusch Brause und hielt diese fest. Ohne den Blick von den Augen seines blonden Freundes zu nehmen, fing er mit tiefer und provokanter Stimme an zu reden. “Einen ziemlich guten Ausblick hat man von hier oben.” Verdutzt wurde Sherlock angesehen, bis Mann das Gesagte schließlich begriff. Mit einem kurzen Blick nach unten ließ sich der Doktor sofort, peinlich berührt, wieder nach hinten ins Wasser sinken. Sogleich suchte die, seinen Wangen inzwischen, gut bekannte Röte diese Heim. Vor nicht mal fünf Minuten hatten sie darüber gesprochen und nun tat Sherlock schon wieder etwas, was John so aus der Fassung brachte. “Hören Sie auf damit.” Er wollte so etwas nicht hören. Nicht von Sherlock. Zu zweideutig und verwirrend waren solche Aussagen, als dass sie sie beide so einfach aussprechen konnten. Um das zukünftige Zusammenleben nicht noch schwerer und komplizierter zu machen, als es sowie schon werden würde, durften solche Andeutungen einfach nicht mehr gemacht werden... Nur schien Sherlock… gerade das anscheinend, beinahe mutwillig, zu nutzen, nur um seinen Mitbewohner kurzzeitig zu verwirren. Denn kaum hatte sich John nach hinten gelehnt, entriss dieser ihm auch schon den Duschkopf und hatte damit den gerade erst begonnenen Kampf schon erfolgreich gewonnen. “Jetzt gehen Sie endlich!” - knurrte John daraufhin beinahe verzweifelt. Das gemeine Schmunzeln, welches sich Sherlock momentan einfach nicht verkneifen konnte, blieb weiter bestehen. Auch er hatte sich inzwischen von dem kleinen Holzstuhl erhoben, hockte nun direkt vor der Badewanne auf dem Boden. Sherlock konnte nicht anders, der Anblick, den John ihm geboten hatte, hatte ihn unwillkürlich an ihr Erlebnis Dienstag Abend erinnert und die Gedanken von vorhin wieder aufgewühlt, was in dieser Wanne noch so alles passieren hätte können, wenn sie sich beide etwas weniger unter Kontrolle gehabt hätten. Sie waren, trotz Johns Ansage von vorhin, in dieser Situation hier noch lange nicht über den Berg. “Was würden Sie tun wenn ich dennoch bleibe?” Mit einem mal verhärtete sich der Ausdruck auf Johns Gesicht. Jetzt reichte es! Ohne weiter darüber nachzudenken, bewegte sich seine linke Hand automatisch zurück zum Drehknauf vom Wasserhahn, platzierte sich gezielt auf dem für die Kaltwasserzufuhr und drehte diesen kurzerhand mit einem Schwung voll auf. Sherlock hatte nicht einmal mehr überrascht blinzeln können, als ihm auch schon ein eiskalter und harter Wasserstrahl ins Gesicht schoss. Auch das emotionsloseste Gesicht eines Sherlock Holmes konnte so einen Schock der Kälte nicht verkraften. Es wurde nun deshalb von einem deutlich zerknirschten Ausdruck geziert, während der selbsternannten Consulting Detektiv, welcher, mehr aus Reflex, nach hinten auf den Boden gefallen war, nun dort auf seinem Hintern saß. Dummerweise hatte er nicht aufgepasst und den Duschkopf noch in der Hand gehabt, als sein freundlicher Kollege netterweise den Hahn aufgedreht hatte. Die Überraschung war dem Doktor mehr als gelungen, auch wenn der Detektiv es eigentlich hätte ahnen müssen. Nun, da hatte er den Kleineren wohl definitiv unterschätzt. Noch immer saß er dort vor der Badewanne, die Dusch Brause direkt neben ihm. Das Wasser wurde sogleich wieder abgestellt und ein schmunzelnder John beugte sich halb über den Wannenrand zu seinem Mitbewohner herunter. “Das haben Sie jetzt davon  und nun gehen Sie Bitte, sonst werde ich heute gar nicht mehr fertig!” Die Sache war klar und deutlich. So sollte ihr kleines albernes Spielchen also heute ein Ende finden. Doch der Consulting Detective war von seiner ‘kleinen Erfrischung’ ganz und gar nicht begeistert. Mehr grimmig als gelassen richtete sich dieser wieder mit einem Schwung auf, kniete sich wieder vor die Wanne und war nun mit John auf Augenhöhe. Beide Männer musterten sich, wobei anscheinend immer noch keiner von beiden nachgeben wollte. Aber Sie hatten schließlich eine Grenze einzuhalten - so seltsam und wahrlich albern es sich auch anhören mochte, sogar für John… Vereinzelte Wassertropfen glitten an den dunkelbraunen Locken hinab, trafen auf blasse glatte Haut, während sie ihren Weg langsam nach unten fortsetzten. Sein Schmunzeln verblasste. Genauso wie sein Sinn für Humor oder die davor noch bestandene Wut. Momentan war er einzig und allein damit beschäftigt, mal wieder, diese verdammten Wassertropfen bei ihrem Weg über das so bekannte Gesicht vor ihm zu verfolgen, welches im Übrigen, schon wieder, seinem viel zu nahe war. Bekam Sherlock das selbst überhaupt mit? Unwillkürlich kam dem Doktor die fiktive Szene wieder ins Gedächtnis, die sein Hirn zuvor aus der seltsamen Situation zwischen ihnen hier drinnen gebastelt hatte und die er erst unterbrechen hatte können, als er sich bereits selbst dabei gesehen hatte, wie er sich stöhnend an einen nassen, nackten Sherlock geklammerte hatte. Oh je. Der Detektiv wusste mal wieder sofort so ziemlich genau, was sein Freund dachte und er konnte es sich nicht verkneifen, sich hier und jetzt noch für die kalte Dusche zu rächen. Deshalb begann er sogleich mit einer Seelenruhe, den Doktor dabei keine Sekunde aus den Augen lassend, langsam sein Hemd aufzuknöpfen. John war nun vollends überfordert und schluckte hörbar. Er konnte sich selbst nicht davon abhalten, gebannt den feingliedrigen Fingern dabei zuzusehen, wie sie einen um den anderen Knopf öffneten und je mehr der blassen Haut des Detektivs dadurch zum Vorschein kam, desto mehr verstärkte sich die erneut anwesende Röte auf des Doktors Wangen. Würde seine Vision nun doch noch Wirklichkeit werden, was zum Teufel hatte der Größere bloß vor? Ob John wollte oder nicht, der Gedanke an das, was vielleicht gleich tatsächlich passieren könnte, bescherte ihm einen leichten erregenden Schauer. Der Jüngere registrierte jede Gefühlsregung des Kleineren mit einer gewissen Genugtuung, bewiesen diese ihm doch, dass der Ältere bei seiner vernünftigen Ansprache vorhin, genau so unehrlich zu dem Größeren gewesen war, wie dieser einige Tage zuvor im Fahrstuhl zu ihm. John reagierte sehr wohl auf Sherlock, genau so, wie dieser es geahnt und auch ein bisschen erhofft hatte und dieser Umstand könnte für den Consulting Detektiv früher oder später tatsächlich noch nützlich werden, denn so leicht wollte er die Sache mit seinem Doktor eigentlich noch nicht aufgeben. Aber nun ging es nur darum, Johns Reaktion zu analysieren, weshalb sich Sherlock darauf konzentriere, lediglich noch sein, inzwischen offenes Hemd von seinen Schultern zu streifen, dieses schließlich vollständig auszuziehen, dem Doktor noch einen vielsagenden Blick zuzuwerfen und sich dann mit einer fließenden Bewegung zu erheben. … “Gut, wenn das so ist,….”, kam es dann plötzlich von dem Detektiv, woraufhin der Doktor nur irritiert den Kopf heben konnte. “... dann will ich Sie mal nicht länger stören.” “Dafür lasse ich Ihnen das hier da.” Er wusste es. John hatte sich mal wieder von dem Größeren veralbern lassen. Aber vor allem musste er sich dafür gedanklich selbst ohrfeigen. Warum zum Teufel war er nur so fest davon überzeugt gewesen und hatte es, tief in sich drin, sogar regelrecht herbei gesehnt, das Sherlock nun wirklich das tun würde, was John sich zuvor gedanklich ausgemalt hatte?! Was war nur mit ihm los? Währenddessen legte Sherlock, äußerlich vollkommen gelassen, sein nasses Hemd auf den Toiletten Deckel, schlenderte dann lässig zur Tür, wobei der Doktor einen guten Blick auf dessen blassen, schmalen und doch muskulösen Rücken hatte und griff sich dann, dort angekommen, in die Hosentasche, um den Schlüssel für die Badezimmertür hervor zu holen. “Ich will später keine Falten drin haben, also passen Sie beim Trocknen schön auf.” Rief der Detektiv noch demonstrativ gelangweilt über seine linke Schulter, schloss die Tür auf und verschwand dann auch schon durch diese endlich nach draußen. John glaubte sich verhört zu haben, ignorierte für einen Moment die immer noch bestehende, leichte Erregung in seinem Körper und richtete sich geschwind auf. Dabei griff er gleichzeitig nach einem größeren Handtuch, welches er sich schnell um die Hüfte band, nachdem er sich nun direkt in der Badewanne hingestellt hatte. “Sehe ich aus wie Ihr Hausmädchen?” Sherlock, der noch mit dem Rücken draußen an der Badezimmertür lehnte, verkniff sich, nur mit Mühe, jegliche Antwort, die mit Sicherheit im Moment, für sie beide, alles nur noch schlimmer gemacht hätte. Sherlock war gerade nämlich tatsächlich alles andere als lässig oder gar gelangweilt zu Mute. Er hatte von John die gewünschte Reaktion bekommen, dafür hatte er sich selbst aber auch in eine eher unangenehme Situation bringen müssen. Unangenehm im Sinne von gefährlich für seine Selbstbeherrschung. Während er sein Hemd geöffnet hatte, war ihm nämlich mehr als deutlich Johns beinahe flehender Blick, den dieser mit ziemlicher Sicherheit vollkommen unbewusst aufgelegt hatte, aufgefallen und dieser hatte unweigerlich dafür gesorgt, dass die Gedanken daran, wie leicht es nun wäre sich dem Kleineren zu nähern, wieder in seinem Verstand aufgetaucht waren und natürlich auch prompt 'praktischerweise' ein paar passende Bilder dazu geliefert hatten. Der Detektiv hatte sich enorm zusammen reißen müssen. So ein Mist aber auch. Was brachte ihm die Erkenntnis, dass John dieses Mal derjenige war, der ihn belogen hatte? Er stand nun schließlich hier, ein hartnäckiges Kribbeln im Bauch und mit etwas zu eng gewordener Hose. Na toll. Das hatte er ja Mal wieder super hinbekommen und nur, weil er mal wieder Recht behalten hatte müssen. Nun genervt aufstöhnend entfernte sich Sherlock schließlich doch von der Tür, begab sich in sein Zimmer nebenan zum Kleiderschrank und zog sich dort ein frisches Hemd über. Das Zusammenleben mit John konnte nun ja heiter werden, dachte er dabei noch beinahe mürrisch. John beruhigte sich derweil wieder, schüttelte innerlich über sich selbst und den Jüngeren gleichermaßen den Kopf, setzte sich, beim Weglegen des Handtuches, zurück in die Wanne und  wollte nun seine Arbeit beenden. Kurze Zeit später wurde er dann auch zum Glück auch damit fertig, betrat anschließend, tief ausatmen, völlig geschafft und müde, fast schon im Halbschlaf, sein Zimmer. Schlurfte nun mehr oder weniger zu seinem Kleiderschrank. Schnell noch alles für den nächsten Tag vorbereiten, griff sich der Doktor dabei mit halb geschlossenen Augen ins, noch feuchte, Haar. Hätte sie sich am liebsten, der jetzigen Situation mit Sherlock wegen, dieses am Liebsten gerauft, beruhigte sich jedoch selbst, nützte es ja schließlich doch alles nichts... Bald schon ließ er sich schlapp auf sein Bett fallen, deckte sich, die Augen bereits geschlossen, zu. Sichtlich erleichtert und für einen kurzen Wimpernschlag rundum glücklich, seufzte er unbewusst und kaum hörbar… Fand dann auch recht schnell in der Schlaf, der tief, fest und voller Träume war. Die Zeit verstrich, ließ Sekunden, Minuten und Stunden vergehen und dabei auch den Detektiven mehr oder weniger in Ruhe schlafen. … Bis-…. “BLLIIIINNGGgggg!!!!” Wie vom Blitz getroffen öffnete Sherlock die Augen, setzte sich abrupt auf und ertastete sich im Dunkeln mit seiner Hand einen Weg zu seinem Handy. Endlich gefunden bemerkte er jedoch, dass dies noch immer in seiner Hand vibrierte. Im Halbschlaf begriff er, dass er angerufen wurde und sofort war er hellwach, gefasst auf das, was ihn gleich erwarten würde. Denn sein Anrufer war anonym. Kein Lestrade und schon gar kein Mycroft. George oder Noah Brown? - Ausgeschlossen. Er ahnte es. Eine Schlussfolgerung, ein Blitzgedanke. Er zögerte keine Sekunde, drückte auf die passende Taste und nahm das Gespräch an. Während er darauf hin der Stimme am anderen Ende der Leitung aufmerksam lauschte, stahl sich ein vielversprechendes Grinsen auf seinen Mund. Kapitel 29: Eine rätselhafte Botschaft -------------------------------------- Es vergingen noch einige Stunden, bis dann langsam die Sonne aufging. John Watson gab einen brummenden Laut von sich, drehte sich in seinem Bett auf die Seite, wobei die Sonnenstrahlen, die durch sein Schlafzimmer Fenster fielen, ihm einen guten Morgen zu wünschen schienen. Er atmete erleichtert aus, versprühte, langsam aufwachend, eine ersehnte Zufriedenheit in sich, denn er hatte wirklich gut geschlafen. Sherlock hingegen hatte seit dem unerwarteten Anruf nicht mehr geschlafen. Eine Weile lang saß der Consulting Detective schon, mit einer Zeitung in der Hand, an ihrem gemeinsamen Tisch im Wohnzimmer. Wartete. Es dauerte nun auch nicht mehr lange, bis der Doktor dann auch schon, im Bademantel und mit leicht zerzausten Haaren, ebenfalls das Wohnzimmer betrat. Mit langsamen Schritten, noch vor sich hin gähnend, kam er auf seinen Mitbewohner zu, setzte sich mit einem knappen aber freundlichen ‘Guten Morgen’ zu ihm an den Tisch und musste erst einmal vollends wach werden. “Diese Nacht keine Alpträume?” Auf Sherlocks Frage hin, wurde John tatsächlich (schon wieder) leicht rot um die Nase, rieb sich dann kurz die Augen und schüttelte den Kopf. //"Geträumt habe ich schon, aber einen Alptraum kann man das nicht direkt nennen!"// Sherlock lächelte unmerklich in sich hinein, konnte natürlich sehr genau im Gesicht des Kleineren ablesen, was dieser im Moment dachte, lenkte dabei seine Aufmerksamkeit wieder auf die Zeitung in seinen Händen und las weiter. Gerade als John beschloss sich erst mal einen Kaffee einzuschenken, klopfte es plötzlich an der Tür. Kurzzeitig sahen sich die beide Ermittler gleichzeitig und fragend an. John war der Erste der sich in Bewegung setzte und schnell zur Wohnungstür lief. “Ah, Guten Morgen Mrs. Hudson.”, kam es auch schon begrüßend. Sherlock horchte auf. Er wusste nicht wieso, aber irgendeine Ahnung machte sich in ihm breit und diese sollte auch nicht enttäuscht werden. “Hier ist ein Brief für euch. Er lag direkt hinter der Haustür auf dem Flurboden, ist aber wie man sieht an Sherlock adressiert.” Sogleich sprang Letztgenannter von seinem Stuhl auf, lief ebenfalls zur Tür, drückte der älteren Dame, die ihn freundlich anlächelte, einen Kuss auf die Wange und nahm den Brief entgegen. “Sehr schön, auf den habe ich schon  gewartet.” Der Doktor verstand natürlich mal wieder nur Flughafen. Was hatte er denn bitte jetzt schon wieder verpasst?! Schnell bedankte dieser sich ebenfalls bei Mrs. Hudson, schloss die Wohnungstür und drehte sich zu seinem wieder davon gehenden Mitbewohner. Der Detektiv blieb in der Mitte des Wohnzimmers stehen, begutachtete den kleinen Brief in seinen Händen erst genaustens und öffnete ihn dann. Sein Gesichtsausdruck blieb kühl, nur seine Augenbrauen zuckten für eine Millisekunde in die Höhe. Er brauchte auch nicht lange um zu verstehen was man von ihnen beide wollte. Musste in Gedanken nur schnell ein paar einzelne Sachen voneinander trennen, umdenken, zusammenfügen und - Voilá! Der Kleinere stellte sich neben ihm, um ebenfalls einen Blick auf das Blatt Papier in den Händen des Größeren erhaschen zu können und vernahm dabei dessen baritonartige Stimme “Interessant. Unser lieber George will sich also mit uns treffen.” Stirnrunzelnd sah John zu ihm rauf, blickte fragend drein und verstand nicht wirklich um was es gerade ging. Sherlocks Mundwinkel hob sich, führte seinen Weg weiter zurück zu ihrem Tisch, an welchem er sich erneut setzte und den Brief auf Johns Platz legte. “Hier, schauen Sie selbst.” Der Aufforderung nachgehend ließ der Angesprochene sich dies nicht zweimal sagen, setzte sich ebenso an den Tisch. Etwas verwirrt musterte der Doktor seinen Kollegen, der schon dabei war die nächsten Stunden für sie beide zu planen und sinnvoll zu gestalten. “Sherlock, das konnten Sie so schnell entschlüsseln?” “Ich Bitte Sie John, unser George hat sich zwar etwas Nettes für uns einfallen lassen, dennoch ist seine Nachricht nicht mehr als ein unkreativer und schlampiger Schutz vor fremde Augen, falls dieser Brief in die Finger unerwünschter Feinde geraten sollte. Es ist eine Art Test. schlichtweg für mich persönlich ein Witz. Ich hatte schon weitaus kompliziertere Rätsel, die einen deutlich höheren Schwierigkeitsgrad aufwiesen und dadurch weitaus komplizierter waren.” Der pure Spott schwang in seiner Stimme mit, worauf John auch nicht weiter eingehen wollte. Stattdessen richtete er seine Aufmerksamkeit nun konzentriert auf das Blatt Papier in seiner Hand, las sich alles noch einmal genauer durch. Dort standen die Worte: Am morgigen Tag, zum Ort des Geschehens. (D.O)XVI.XIII-VIII.V.XIV.XVIII.XXV Stirnrunzelnd las sich John den Code mehrmals durch, versuchte sich an den verschiedensten Lösungswege, die sein Gehirn momentan aufbringen konnte. Sein noch müder Verstand jedoch schaffte es nicht einmal die genaue Bedeutung des Satzes zu entschlüsseln, geschweige denn eine Ahnung davon zu bekommen, was genau dieser bedeuten könnte. Sein ahnungsloser Blick verriet dem Detektiven mehr als ihm lieb war. “Was ist nun John? Irgendwelche Vorschläge?” Die ruhige dennoch amüsiert angehauchte Stimme ließ John sich einmal leise räuspern. Er wusste ganz genau, dass Sherlock ihm deutlich ansah, das er es nicht alleine schaffte, die Antwort zu finden und mal wieder etwas Hilfe benötigte. John ärgerte sich über diese wiederholte Erkenntnis. “Nun,…”, fing er schließlich einfach mal an, während er das Papier mit dem Code in der linken Hand hielt. “…was einem sofort auffällt sind die römischen Zahlen, die beim Umwandeln Zahlen ergeben. Was sie zu bedeuten haben müsste ich mir wohl mal aufschreiben. Vielleicht ein Datum?…“ Der Arzt sah kurz auf. Suchte erwartungsvoll Sherlocks Augen, darauf wartend ein Nicken oder überhaupt eine Reaktion zu bekommen. Doch die blieb aus. Dessen Blick war fest auf John gerichtet. Wartend, dass er mit seinen Versuch auf eine Lösung zu kommen fortfuhr. “…Was allerdings dieses D und O bedeuten soll, weiß ich wirklich nicht. ”, sprach John nachdenklich weiter. “Dieser eine Satz in lateinischen Buchstaben, soll wohl eine Andeutung darauf sein, morgen zu einem bestimmten Ort zu kommen,…es sei denn da steckt natürlich wieder mehr dahinter und ansonsten,…nein, mehr fällt mir zugegebenermaßen nicht ein.” Punkt. Mehr wusste er wirklich nicht und hoffte darauf, eine nicht ganz so spöttische Antwort von seinem Mitbewohner zu bekommen. Doch dieser schien mehr oder weniger zufrieden mit ihm zu sein. Hat er also doch nicht ganz daneben gelegen mit seinem Lösungsweg. “Also? Jetzt können Sie mir ja sagen was dieser Code wirklich zu bedeuten hat.” Und Sherlock ließ ihn auch nicht länger warten. Schnell lehnte er sich nach vorne, nahm wortlos das Blatt aus Johns Hand und wedelte kurz damit rum. Begann nun schmunzeln ‘seine’ Version zu dem Code zu äußern. (D.O)XVI.XIII-VIII.V.XIV.XVIII.XXV “Lassen wir einmal die zwei Buchstaben in der Klammer weg, so bleiben nur noch jene römischen Zahlen stehen, die von Punkten und einem Minuszeichen getrennt werden. Wie Sie schon sagten, ergeben sie beim Umwandeln Zahlen, jedoch nicht für irgendein Datum, sondern für eine zweite Umwandlung. Wenn man diese Zahlen nämlich durch lateinische Buchstaben ersetzt, ergeben sie eine viel sinnvollere Lösung. Nach der Klammer kommt also als Erstes eine 16 und nach dem Punkt eine 13. Die 16 steht im lateinischen Alphabet für das P und die 13 für ein M. Die Zahlen nach dem Minuszeichen ergeben nacheinander H, E, N, R, Y.” John horchte auf. “Henry? Kann es sein, dass-…” “Richtig.”, wurde der Doktor sogleich wieder unterbrochen. “Da es sich hier um George handelt, kann bei dem Namen ’Henry’ hier nur von einer Person die Rede sein. Unser lieber Henry aus dem Regent‘s Park, den wir am Anfang unseres Falls dort tot aufgefunden haben.” Plötzlich blitze in Johns Kopf noch ein weiterer Einfall auf. “Und dieses D und O in dieser Klammer. Wenn man beide ebenfalls umwandelt, ergeben sie die Zahlen 4 und 15.” Sherlocks rechter Mundwinkel ging in die Höhe. “Offenkundig.” Für einen kurzen Augenblick sog der Veteran jene Bestätigung zufrieden in sich auf. Gab zu, dass es in Zusammenarbeit mit seinem Kollegen, einen gewissen Reiz ausmachte und ihn jedes Mal optimistisch stimmte, wenn er selbst einmal die richtige Antwort parat hatte. Sherlock fuhr ungehindert fort. “Letztendlich bleibt nur noch alles miteinander zu verknüpfen. Es ergeben sich demnach Zeit- und Ortsangaben. 4 und 15 stehen für die Uhrzeit, P und M für pm, also Nachmittagszeit. Nach dem Minus haben wir den Namen Henry und in Verbindung mit dem Satz ‘Am morgigen Tag, zum Ort des Geschehens’ wird uns der genaue Ort des Treffens beschrieben. Da Henry keinen eigenen Aufenthaltsort für sich hatte, nur mit seinen anderen drei Kameraden die Zeit zusammen verbrachte, weißt der Ort des Geschehens schlussendlich auf den Regent‘s Park hin. Zusammengefasst lautet der Code - Treffpunkt morgen um 16:15Uhr im Regent‘s Park, an der Stelle wo Henry starb.” “Und den wissen Sie noch?” “Selbstverständlich. George geht davon aus, dass ich noch den genauen Platz im Kopf habe, was natürlich zutrifft.” Missmutig musterte der Detektiv nochmals den Briefumschlag samt Briefinhalt. Man konnte ihm nur zu deutlich ansehen, wie enttäuscht er über diesen lachhaft simplen Code war. Nicht zu vergessen die beabsichtigt auffällige Verwendung von billigem Papiermaterial und einfachen Druckbuchstaben, die man nur schnell am PC eingetippt und ausgedruckt hatte. … Wie einfallslos. “Es steht kein Absender drauf, dennoch kann diese Nachricht nur von ihm sein. Zu offensichtlich ist die Tatsache, dass nur er etwas von uns will. Unser eigentlicher Verdächtiger Noah Brown würde nie auf die Idee kommen sich mit uns treffen zu wollen, und wer Anders kommt momentan nicht in Frage.” Somit war die Feststellung - dass George derjenige war der den Brief wirklich versandt hat - nun ebenfalls geklärt. Trotz allem stellte sich doch die Frage, Warum genau dieser Typ sich mit ihnen, vor allem am helllichten Tag und in einem öffentlichen Park, treffen wollte? Mit Sicherheit steckte da mehr dahinter. War es wohl möglich doch nur eine Falle? Sherlock wusste mehr. “Unser kleiner Besuch in seinem Versteck scheint ihn ja ganz schön aus dem Konzept gebracht zu haben. Uns geht es hier nicht um ihn, doch diesem Fakt will er wohl keinen Glauben schenken. Wir wollen ausschließlich Noah Brown, wenn wir ‘ihn’ haben landet George automatisch im Gefängnis. Ob er es ahnt oder schon weiß kann man nicht genau sagen. …” Mit langsamen Bewegungen legte der Consulting Detective den Brief wieder aus der Hand, ließ ihn auf dem Tisch liegen und richtete sich auf. “Aber eine Falle ist es schon mal nicht.” Warum sich sein Mitbewohner so sicher war konnte der Doktor nicht genau sagen, vertraute aber auf dessen erfahrenen Instinkte und nickte zu diesem Thema nur noch abschließend. Noch etwas müde gähnte er hinter vorgehaltener Hand, streckte sich noch einmal kräftig und wuschelte sich durchs blonde Haar. “Jetzt muss also nur noch geklärt werden was wir bis dahin machen?” Auf Johns Frage hin schnappte sich Sherlock wieder seine Zeitung, blätterte darin herum und machte es sich erneut auf seinem Stuhl bequem. “Im Grunde genommen können wir erst einmal gar nichts tun. Mr. Brown wird sich vorerst bedeckt halten, seine Kollegen vom Nachtclub werden ihm sicherlich erzählt haben, was sich dort abgespielt hat, was Ihren Aufenthaltsort Recherche Erfolg leider sogleich wieder unbrauchbar macht, da er dort wohl schon nicht mehr an zu treffen ist. Mit Gewissheit wird er nun noch ein paar Tage warten, ehe er seinen Rachefeldzug beenden will." " Um unseren Butler Charlie müssen wir uns keine Sorgen mehr machen, das versteckte Familienerbstück konnte er bis dato sowieso nicht ausfindig machen. Seine Familie ist außer Gefahr." John wollte gerade nachfragen, woher der Detektiv das mit einer solchen Bestimmtheit wissen konnte, wurde aber im Keim erstickt, da der Jüngere bereits weiter sprach " Lestrade weiß schon alles, was er wissen muss. Letztendlich bleibt nur noch George, den wir morgen Mittag im Park antreffen werden. Was schließlich aus dem Treffen folgt, wird den weiteren Ermittlungsverlauf bestimmen. Danach müsste es allerdings nur noch eine Kleinigkeit sein, alles aufzudecken und Noah samt George und dessen Gehilfen hinter Gittern zu bringen.” Fast schon beeindruckt von dieser plausiblen Erläuterung, musste John Watson gestehen, dass sie wohl wirklich für den heutigen Tag nicht viel ausrichten konnten. Der Detektiv würde ihm bestimmt nicht verraten, warum er sich wegen Charlie und dessen Familie so sicher war, weshalb der Doktor anstatt dessen fragte: “Und das wertvolle Familienerbstück? Könnten wir nicht noch einmal versuchen, es im Anwesen der Thomsons zu finden?” “Ausgeschlossen.”, kam es knapp. “Ich habe außerdem schon eine Ahnung um was genau es sich handeln könnte, bzw. wo es sich befindet.” Erstaunt über diese Aussage hob John neugierig eine Augenbraue. “Ach ja? Und was und wo genau wenn ich fragen darf?” “Das steht erst einmal noch nicht zur Debatte. Sie werden es schon noch erfahren.” Sherlock wandte seinen Blick von seiner Zeitung kurz rauf zu seinem Freund. Konnte in den dunkelblauen Augen erkennen, dass es John mal wieder ganz und gar nicht passte, von den Deduktionen und Gedankengängen des Größeren ausgeschlossen zu werden. Es half trotz allem nichts. Der Größere wollte es noch für sich behalten. “Gut, wenn das so ist,…”, seufzte der Kleinere nur ergeben und stand von seinem Platz auf. “…dann könnte ich heute ja mal wieder spazieren gehen.” Es war vielleicht nicht gerade der beste Zeitpunkt, in so einer heißen Phase ihrer Ermittlungen, aber in Ruhe ein bisschen Luft schnappen würde ihm jetzt sicherlich trotzdem ganz gut tun, außerdem hatte ihm Sherlock ja praktisch für heute 'frei' gegeben. “Sehr gute Idee, wir haben nämlich keine Milch mehr.” Kapitel 30: Wie Man(n) einen freien Tag genießen sollte ------------------------------------------------------- Ohne seinen Blick von der Zeitung zu nehmen, wurde dieser Satz mit einer Selbstverständlichkeit ausgesprochen, die den Älteren nur resigniert den Kopf schütteln ließ. “Vergessen Sie es Sherlock. Ich verbringe die nächsten freien Stunden bestimmt nicht nur damit Einkaufen zu gehen. Ich könnte auch einfach mal wieder ausgehen. Mal sehen,…vielleicht hat ja Sarah heute Abend ein bisschen Zeit.” Dieser Gedanke war eigentlich gar nicht so verkehrt. Schließlich hatten sie beide die letzten drei Tage zwar zusammen gearbeitet, aber wenn John mit der jungen Frau auch zwischenmenschlich weiterkommen wollte, konnte eine Verabredung bestimmt nicht schaden. Zumal der Veteran sich gerade jetzt auf das fokussieren sollte/musste, was das Richtige, das 'Normale' war. Besonders nach diesen ganzen intimen Situationen und zweideutigen Aktionen, die in der letzten Zeit einfach zu häufig zwischen ihm und seinem Mitbewohner aufgetreten waren. Er brauchte nicht nur arbeitstechnisch sondern vor allem emotionalen Abstand. Letztgenannter schien von Johns Idee (mal wieder) nicht sonderlich begeistert zu sein. Sarah Sawyer. Allein schon bei dem Gedanken an diese Frau konnte er nur genervt den Kopf schütteln. Was Sherlock von dieser Frau hielt, darüber hatten er und John schon des Öfteren diskutiert, es vor kurzem im Fahrstuhl war sie Thema gewesen. Trotz allem kam der Meisterdetektiv nicht drum herum sich jedes mal aufs Neue zu fragen, was sein Freund an dieser Frau so interessant fand? Sie hätte, zumindest in seinen Augen nicht gewöhnlicher und langweiliger sein können. “Wird Ihnen das nicht langsam öde?” Angesprochener wollte sich gerade umdrehen, hielt bei diesen Worten jedoch sofort  inne. “Ich weiß genau, wie Sie das meinen und Sie wissen auch ganz genau, dass ich es nicht mag, wenn Sie schlecht von Sarah reden und nein, es wird natürlich nie eintönig. Außerdem habe ich jawohl jedes Recht meine Freizeit mit meiner Freundin zu verbringen.” “Waren Ihnen die drei Tage in der Praxis nicht schon genug?” Dass dieser sture Detektiv aber auch einfach nicht locker lassen konnte. Johns Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. Was war an so einer einfachen Sache denn bloß nicht zu verstehen? “Wir sind zusammen und das nicht nur geschäftlich, deshalb möchten wir uns selbstverständlich auch mal außerhalb der Arbeit sehen und Zeit miteinander verbringen, das machen Pärchen so.” Damit wollte er dieses unnötige Gespräch beenden, wurde allerdings nochmals von Sherlocks Frage zurück gehalten. “Das können wir beide ebenfalls.” Völlig perplex blickte der Doktor seinen Kollegen an, musste sich erst mal sortieren. Er antwortete, so distanziert wie möglich: “Ich Bitte Sie Sherlock, wir hatten das Thema doch gestern Abend und wir waren uns doch einig. Also hören Sie gefälligst damit auf, sich wie ein beleidigtes Kleinkind zu benehmen, welches von seinen Freunden alleine im Sandkasten zurück gelassen wurde, wenn ich Ihnen höflicherweise sogar mitteile, wo ich mich heute aufhalten werde, obwohl ich das überhaupt nicht müsste.” John kannte den Detektiv und diese Situation nur zu gut. Es war jedes Mal das Gleiche, jedoch… täuschte er sich da oder konnte er seiner Wahrnehmung trauen? Sherlock wirkte ein wenig anders als sonst. Warum konnte der Doktor nicht genau sagen… wollte diesen Gedanken aber eigentlich auch gar nicht weiter ausführen. Derweil dachte sich der Jüngere ebenso seinen Teil. Wusste doch selbst zu gut, dass es so oder so nichts brachte den Älteren davon überzeugen zu wollen, dass es Zeitverschwendung war, sich mit dieser Sarah zu treffen. Mit gefasster Miene musterte er seinen Freund für einen kurzen Moment, widmete sich daraufhin gleich wieder seiner Zeitung und las unbeeindruckt weiter. “Tun Sie was Sie nicht lassen können. Und vergessen Sie die Milch nicht.” Typisch. h John hätte es ahnen sollen. Er seufzte kopfschüttelnd, drehte sich zur halb verbrannten Küche um und deutete auf diese. “Nur wenn ‘Sie’ das alles wieder in Ordnung bringen oder wenigstens mal ein bisschen aufräumen.” “Ich werde sehen was ich tun kann.”, kam es monoton und eher desinteressiert, aber trotz allem ohne Einwände! ? Nun gut, John wollte sich überraschen lassen, drehte sich letztendlich ganz um und ging rauf auf sein Zimmer. Sherlock wartete noch einen Moment lang. Legte anschließend die langweilig gewordene Zeitung zusammengefaltet auf den Tisch und rümpfte nachdenklich die Nase. In seinem Blick lag, wenn auch kaum sichtbar, etwas Leidendes. Es fühlte sich seltsamerweise anders an als sonst, wenn ihm bewusst wurde, dass John kurz davor war etwas mit einer Frau zu unternehmen. Es war nichts Neues - Warum also dieses leichte Stechen in seiner Magengegend? Es fühlte sich fragwürdig an, beunruhigend. Nie würde er mit John darüber reden, geschweige denn ihm offen zeigen, wie unwohl er sich dabei fühlte, wenn der Doktor mit einer anderen Person unterwegs war. War er denn wirklich so besitzergreifend? Eher untypisch für ihn und viel zu menschlich noch dazu. Doch Sherlock spürte, dass es intensiver geworden war. Jenes Ziehen nahe seines Herzens - auch wenn man behauptete er hätte keins - hatte sich etwas verändert. Es fühlte sich dumpfer und stärker an als zuvor. Besonders jetzt, so wahr er hier saß, spürte er dieses monotone Stechen, was er einfach nicht abschütteln und ignorieren konnte… Das Allerschlimmste an der ganzen Sache war aber, dass sich der Detektiv von einem eindeutigen und ausschlaggebenden Fakt abzuwenden versuchte. Der Wahrheit so nah. Er wollte und konnte nicht glauben, dass dieses dumme Gefühl eine Art Eifersucht war. Das konnte doch nicht sein. Und das alles wegen John?… Nein. Das wollte er nicht zulassen. Nicht jetzt, wo er es eh schwer hatte sich körperlich von seinem Kollegen wieder etwas zu entfernen, um nicht nochmals in ‘Versuchung’ - so nannte er es - zu geraten. Diese unsinnigen Instinkte und dieses körperliche Verlangen, denen er in letzter Zeit leider viel zu oft beinahe ausgeliefert war, stimmten ihn immer wütender. Es nervte. Und so langsam musste es doch mal wieder gut sein. … Ablenkung. Er brauchte Ablenkung! Mit einem Ruck stand der Consulting Detective von seinem Platz auf, lief hinüber zu seiner Couch und nahm die Schachtel mit den Nikotinpflastern zur Hand. Kurzerhand hatte er sich gleich drei auf einmal auf seinen Arm geklebt, es sich auf seinem Liegesofa bequem gemacht und lag nun mit geschlossenen Augen in seiner üblichen Denkposition einfach nur stillschweigend da, versuchte sich zu beruhigen, wieder runter zu kommen. Nicht mehr ‘daran’ zu denken... Inzwischen hatte sich John Watson im Bad zurecht gemacht, sich umgezogen und war nun bereit für seinen freien Tag - wenn man es denn so nennen konnte. Kurz klingelte er noch bei Sarah durch. Nach zwei Versuchen ging sie schließlich ran und war mehr als erfreut über Johns Vorschlag. Sie verabredeten sich zum Essen und der Doktor konnte aus ihrem "Bis später" deutlich die Vorfreude auf ihren gemeinsamen Abend heraus hören. Auf Johns Mund legte sich ein erleichtertes Lächeln. Er war froh über seine Entscheidung, sich auch mal wieder privat mit seiner Kollegin zu treffen, das brauchte er jetzt. Er machte sich für einen kleinen Spaziergang fertig, schaute dabei auf die Uhr. Es war kurz nach zwei, er hatte also noch ca. vier Stunden bis zu ihrem Treffen, die er an der frischen Luft verbringen konnte. Also stand der Doktor schließlich auf, packte sich das Nötigste in seine Taschen und ging wieder runter ins Wohnzimmer. Als er auf dem Weg zur Treppe war, lugte er nochmals in den Raum hinein, sah seinen Mitbewohner vor sich hin dösend auf der Couch liegen. Anscheinend hatte dieser heute mal wieder nichts Besseres vor als nur hier in der Wohnung auf dem Sofa rumzuhängen. Aber gut - das war zu Glück nicht Johns Problem. “Ich geh dann mal und wehe Sie haben die Küche nicht aufgeräumt, wenn ich vom Einkaufen wiederkomme.” Er meinte es vollkommen ernst, auch wenn sich seine Stimme leider nicht ganz so überzeugend anhörte, wie er es eigentlich geplant hatte. Ein leises unverständliches Murren bestätigte dem Veteran, dass sein Kollege seine Ansage vernommen hatte und so schloss er die Wohnungstür, schlenderte schließlich die Treppe hinunter und verschwand zu Haustür hinaus… So vergingen die  Zeit... Minute um Minute,… die zu Stunden wurden… Sherlock merkte gar nicht wie die Zeit verflog. Zudem machte sich nebenbei auch noch eine trügerische Müdigkeit in ihm breit - kein Wunder, irgendwann brauchte auch er mal etwas mehr Schlaf. Wie es aussah, war es nun soweit… ohne es noch wirklich mitzubekommen, schlief der Detektiv ein. Irgendwann - John wusste selbst nicht genau, wie lang er spazieren und einkaufen gewesen war - kam der Blondschopf wieder in der Baker Street an. Öffnete die Tür zu ihrer Wohnung und betrat mit vollen Einkaufstüten das Wohnzimmer. Fragend hob er eine Augenbraue als er seinen Mitbewohner noch in der gleichen Pose dort auf dem Liegesofa vorfand, in der er ihn noch vor einiger Zeit zurückgelassen hatte. //"Nein. Das konnte doch nicht-…" // John sah rüber zur Küche, konnte noch immer den leicht derben und rußigen Geruch wahrnehmen, der sich mittlerweile wohl auch schon in den Tapeten festzusetzen begann. Das gab es doch nicht. Keinen einzigen Finger hatte der ach so tolle Meisterdetektiv gerührt, Lag einfach immer noch nur dort auf der Couch, schien richtig zu schlafen. //"Na super, schönen Dank auch"//dachte sich der Doktor, ging dabei rüber zur Küche und betrat diese, wenn auch widerwillig, da der Boden ebenfalls noch mit Ruß bedeckt war. Schnell verstaute er das Gekaufte, kam zurück ins Wohnzimmer und musterte seinen Mitbewohner. Dieser schlief wohl wirklich tief und fest. Wieder ein Anblick, den er schon einmal gesehen hatte und sich deshalb auch gleich schon wieder davon lösen wollte. Es ging nicht anders. Außerdem musste er sich noch für seine Verabredung frisch machen, die in genau einer Stunde stattfinden sollte. John drehte sich um,… wollte gehen… doch das leise und ruhige Atmen seines Kollegen ließ ihn nicht los. Im Augenblick versuchte er beinahe krampfhaft sich nicht umzudrehen, wollte wirklich gehen, diesen Raum endlich verlassen… Doch sein Körper war da wohl anderer Meinung. Langsam, unendlich langsam drehte der Veteran seinen Kopf ein wenig zur Seite, sah aus dem Augenwinkel auf den Schlafenden hinab. Es dauerte dann auch nicht lange bis sein restlicher Körper folgte und er schließlich halb zu der Couch gedreht einfach nur da stand und stillschweigend Sherlock beobachtete. Es war seltsam. Wirklich seltsam. Für einen kurzen Augenblick, wirklich nur einen ganz kurzen, wollte John das schlafende Gesicht betrachten, es einfach nur ansehen. … Ohne es bewusst noch wirklich mitzubekommen, wanderten seine Augen, nachdem sich Sherlock zwischenzeitlich ein wenig bewegt hatte, über dessen Körper. Dieser Körper… Man musste wirklich zugeben, egal auf welches Geschlecht man stand, dass dieser Mann hier,… einen nicht gerade unattraktiven Körper hatte, besonders in diesen typischen Anzügen und Hemden die er immer trug. Allein diese bestimmte Ausstrahlung, das gepflegte Erscheinungsbild und der ständig an ihm haftende Geruch. Dieser ganz eigene, männliche und süßlich reizende Geruch Sherlocks. Er bekam diese Erkenntnis einfach nicht aus dem Kopf. John schüttelte diesen innerlich über sich selbst, konnte mal wieder nur ratlos seine eigenen Gedanken betrachten, was wieder unmittelbar zur Folge hatte, dass er sich nicht vom Fleck rühren, nicht gehen konnte. … Erneut glitten seine Augen über den Oberkörper seines Kollegen, rauf zu diesem markanten Gesicht und wieder runter Richtung Unterkörper. Dort allerdings stoppte er jedes Mal und brach den Blick ab, wollte nicht, dass sich sein Verstand wieder irgendetwas Zweideutiges zusammenbraute, ihm damit die Sinne vernebelte. Allein, dass er hier stand, den Jüngeren regelrecht begaffte, war schon schwer genug zu verkraften. Schließlich wollte er doch Abstand nehmen, hatte dies selbst ausdrücklich gewollt und verlangt, ob es sich richtig oder falsch angefühlt hatte, war hierbei vollkommen irrelevant. … Es half alles nichts. Entschlossen drehte sich der Doktor ruckartig um, lief schnell aus dem Wohnzimmer und ging hinauf in sein eigenes. Kurze Zeit später, kam er auch schon wieder die Treppen runter, hatte sich noch schnell eine andere Jacke übergeworfen und verließ geschwind ein zweites Mal an diesem Tag das Haus,…ohne sich noch einmal umzudrehen… . . . Die Zeit verging, holte John und Sherlock unweigerlich ein. Mittlerweile saßen der Doktor und Sarah schon in ihrem ausgewählten Restaurant. Aßen, redeten und lachten miteinander. Es war ein so schöner Ausgleich, sehr angenehm und abwechslungsreich zugleich, wie John feststellte. Und trotzdem,… unwillkürlich kehrten ab und zu seine Gedanken zu diesem Soziopathen zurück. Er bekam einfach diese Erwiderung seitens des Detektivs nicht aus dem Kopf. //“Wir sind zusammen und das nicht nur geschäftlich, deshalb möchten wir uns selbstverständlich auch mal außerhalb der Arbeit sehen und Zeit miteinander verbringen, das machen Pärchen so.”// ja, genau das hatte er zu dem selbsternannten Consulting Detektiv gesagt und dieser hatte daraufhin hin geantwortet "Das können wir beide ebenfalls.” Was für ein Satz!? Einer, der so viel mehr barg, als Sherlocks Unzufriedenheit darüber, dass sein Mitbewohner mit einer Frau auszugehen plante. Beinahe krampfhaft versuchte der Veteran jedoch, seine Grübeleien vor Sarah zu verbergen, schließlich wollte er ihr gemeinsames Treffen nicht dadurch noch vermasseln. Wie schaffte es der Jüngere bloß eine Verabredung zu stören, obwohl er nicht einmal anwesend war?… John riss sich zusammen, konzentrierte sich mit aller Macht auf die Frau vor sich, wollte den Abend gelassen und ruhig ausklingen lassen. Zur gleichen Zeit, an einem anderen Ort, waren gerade zwei hellgraue Augen dabei sich langsam und müde zu öffnen. Sherlock wachte allmählich auf oder war, besser gesagt, nun ‘endlich’ wieder wach. Normalerweise schlief er nicht gerne so lange, doch anscheinend hatte das seinem Geist und Körper mal wieder ganz gut getan. Langsam erhob er sich, blieb mit zerzausten Haaren erst einmal stumm auf seiner Couch sitzen und betrachtete seinen Arm. Er überlegte nicht lange, entfernte die drei Nikotinpflaster und klebte sich nochmals zwei Neue auf die Innenseite seines Unterarmes. Tief einatmend hob er seinen Kopf, die Augen dabei geschlossen und entließ dann die Luft wieder mit einem tiefen Seufzer. Erst jetzt bemerkte er plötzlich, dass hier etwas nicht stimmte. Ihm war warm, wenn nicht zu sagen sogar unnatürlich warm. Ein leichter Schweißfilm hatte sich während des Schlafens auf seine Stirn gelegt, den er sich sogleich weg wischte. Sofort stand er auf, wollte der Sache auf den Grund gehen, stellte sich aufrecht hin, zog sich vorerst sein schwarzes Jackett aus. Das weiße Hemd, welches er darunter trug, hatte sich dezent an seinem Oberkörper angeschmiegt, klebte leicht an der hellen Haut. Er zupfte daran, wollte sich etwas Luft machen und ging einmal durchs ganze Wohnzimmer, überquerte dabei ungeachtet und mit Leichtigkeit den niedrigen Tisch in der Mitte des Raumes, und fuhr seinen Weg in die Küche fort, wo er abrupt stehen blieb. Stirnrunzelnd schaute er auf die Küchenuhr und bemerkte, dass sein Mitbewohner zwischenzeitlich wieder hier gewesen sein musste und nun höchstwahrscheinlich mit dieser Sarah in irgendeinem Restaurant hockte und sich die Zeit vertrieb. Es war nun schon kurz nach halb sieben, wie lange hatte er bitteschön geschlafen? Genervt stöhnend öffnete Sherlock den Kühlschrank - dabei ganz außer Acht lassend, dass er hier doch eigentlich Ordnung schaffen sollte. Und es stimmte, John hatte wieder Vieles besorgt und neu aufgefüllt. Das dürfte wieder für eine ganze Weile reichen, wenn sie durch ihren Fall oder Fälle nicht wieder alles vergammeln und schlecht werden ließen. Plötzlich spürte der Detektiv wieder diesen leichten Druck. Was war das bloß? Das kannte er doch von irgendwo her, da war er sich sicher. Er ging einen Schritt zurück, stützte sich an dem halb verbrannten Küchentisch ab und schloss die Augen. Er rieb sich den Bauch, fühlte abermals ein seltsames Gefühl in sich aufkommen und sah schließlich an sich hinunter. “Nein,…nicht schon wieder.” Leise auf knurrend konnte er es einfach nicht fassen. Wenn er allerdings so darüber nachdachte, fiel ihm mit einem Mal ein, dass er vor ein paar Minuten noch einen seltsamen Traum gehabt haben musste. Er konnte sich nur beim besten Willen nicht mehr an diesen erinnern. Allerdings schien es ein sehr… ’anregender’ Traum gewesen zu sein. Wie er es hasste. Er hätte sich am liebsten die flache Hand auf die Stirn geschlagen, konnte diese Situation einfach nicht nachvollziehen. Genervt von dieser Tatsache lehnte er sich noch ein Stück weiter nach hinten, sah hinauf zur Decke und dachte kurz nach. Er war alleine und John würde erst in ein paar Stunden wieder zurück kommen… Ob es nun seine Art war oder nicht, sein derzeitiges ‘Problem’ wollte er jetzt einfach so schnell es ging aus der Welt schaffen. Leicht angespannt und dennoch von seinem festen Gedanken überzeugt, ließ er langsam seine rechte Hand, die bis eben noch auf seinem Bauch geruht hatte, weiter nach unten gleiten. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, sein Traum hatte ihm ein Souvenir dagelassen, welches er weder durch Ignorieren, geschweige denn durch irgendwelche anderen Gedanken wieder zum Abklingen bringen würde können. Nun, er war ungestört, was also kümmerte es ihn schon sich selbst hier und jetzt schnell von diesem nervenden Druck zu befreien. Er wüsste nur zu gerne von wem oder was genau er geträumt hatte… dass das ziemlich offensichtlich war, blendete er einfach mal geflissentlich vollkommen aus. Sherlock behielt die Augen geschlossen, hatte einen ernsten Gesichtsausdruck aufgesetzt, konzentrierte sich jetzt nur noch auf das Zentrum seines Körpers. Sein Unterleib machte es ihm gerade aber auch wirklich nicht leicht. Vorsichtig wanderte seine Hand weiter nach unten, öffnete schnell den Knopf seiner Hose und verschaffte sich zu aller erst unten rum ein wenig mehr Freiraum. Tief einatmend lenkte er seine blasse Hand in seinen Schritt und glitt dann, ohne noch länger zu warten, unter den Stoff seiner Shorts. Ein tiefes und leises Aufkeuchen entkam ihm, als sich seine Hand fest um seine schon deutlich erregte Männlichkeit legte. Kapitel 31: Eifersucht ist eine Leidenschaft… --------------------------------------------- Langsames und stetiges Ein- und Ausatmen erfüllten den Raum. Augen die geschlossen blieben, laute Stille, die nicht unangenehmer für die Ohren hätte sein können. Doch Sherlock verbannte diese konsequent, um sich vollkommen auf seine momentane Tätigkeit konzentrieren zu können. Der noch leicht verbrannte Geruch der Küche prickelte beim Einatmen leicht auf seiner Zunge. Der Detektiv rümpfte für einen kurzen Augenblick die Nase, verdrängte den scharfen Gestank, ließ sich davon nicht weiter ablenken. Seine Hand hörte nicht damit auf sich, zuerst noch langsam, auf und ab zu bewegen, verstärkte dann ein wenig den Druck, woraufhin dem jungen Mann ein leises Keuchen entwich. Seine Gedanken waren unruhig, allerlei Bildern zuckten an seinem inneren Auge vorbei, wechselten bald darauf schon zu erlebten Szenen und endeten schließlich in verschwommenen Wunschgedanken. Weiterhin versucht, sich zumindest etwas unter Kontrolle zu halten, ließ der er nun seinen Kopf ganz nach vorne sinken, behielt die Augen auch weiterhin geschlossen und wurde gleichzeitig mit seiner Hand etwas schneller. Die fiktive Situation, die sein Hirn jetzt erschuf, war die gestrige zwischen John und ihm im Badezimmer. Doch in seiner Vorstellung lief diese etwas anders ab, als es in der Realität tatsächlich der Fall gewesen war. Die Szene setzte dort ein, als der Größere gerade dabei war, sein nasses Hemd aufzuknöpfen. Er sah ganz deutlich des Älteren sehnsüchtigen Blick und dieses Mal erhob er sich nicht, nachdem er das Kleidungsstück abgestreift hatte. Nein, in der fiktiven Szenerie, die Sherlocks Verstand für ihn erzeugte, blieb der Consulting Detektiv danach an Ort und Stelle, beugte sich sogar noch ein wenig vor, näherte sich seinem Doktor langsam aber bestimmt. Seine Vision zeigte ihm einen John, der in, mit leicht glasigen dunkelblauen Augen und geröteten Wangen zuerst beinahe erwartungsvoll ansah, nur um diese dann zu schließen und sich dem folgenden, fordernden Kuss des Detektivs zu ergeben. Im Hier und jetzt begannen Sherlocks Lippen angenehm zu kribbeln, während er sich die Wärme von Johns Mund auf seinem vorstellte. Eine Zunge Spitze glitt hervor um die schmalen Lippen zu befeuchten, während es in seinem Tagtraum ein heißer Zungenkuss war, den er mit dem Kleineren teilte. Im Hier und Jetzt stützte er sich noch immer am halb verbrannten Küchentisch ab. Stand mit dem Rücken zu diesem und ließ sich mehr und mehr von seinen Gedanken einnehmen. Ob es ihm nun zuwider war oder das Gegenteil, solange es ihm half schneller zu kommen, war es ihm in diesem Augenblick mehr als egal. Unmerklich schüttelte er leicht den Kopf, hätte gerade am Liebsten über sich selbst gelacht. Es war erstaunlich und grausam zugleich, wie er nach all den Jahren dazu verleitet wurde gegen seinen eigenen Charakter anzukämpfen. Sich einem Instinkt zu fügen, der nicht einfältiger hätte sein können. Was er hier gerade tat, war in seinen Augen für ihn alles andere als der Normalfall, entsprach nicht der gewünschte Regel, absolut nichts, was er normalerweise tun würde. …Aber was war bei ihm schon normal?… Seine Gedanken glitten zurück zu der Szene in seinem Kopf, in der er und John sich immer noch leidenschaftlich küssten. Doch nun richtete sich der Jüngere auf, schmunzelte über das beinahe frustrierte Stöhnen, dass er dabei von dem Älteren vernahm, da er ja dazu den Kuss unterbrechen hatte müssen, entschädigte allerdings seinen Doktor sogleich damit, dass er sich, ohne Umschweife seiner restlichen Kleidung entledigte, nur um dann auch schon elegant zu seinem Mitbewohner in die Wanne zu steigen. Der Detektiv musste kurz inne halten, sowohl in der Realität als auch in seiner Vision. Beinahe zu intensiv waren die Empfindungen momentan, die seinen Körper durch strömten. Im hier und jetzt wurde seine arbeitende Hand dazu kurzzeitig etwas langsamer, in seiner Vorstellung legte er diese auf Johns Wange, verflocht seinen mit dem intensiven Blick aus zwei Lust verhangenen dunkelblauen. Doch schon hatte sich der selbsternannten Consulting Detektiv gesammelt und ließ deshalb eben jene Hand in den Nacken des Kleineren gleiten, zog diesen damit wieder zu sich, dieses Mal aber nicht nur dessen Gesicht. Als in seinen Gedanken ihre nun vollkommen nackten Körper endlich aufeinander trafen, Haut auf Haut, verkrampfte sich der Jüngere in der Realität etwas, kniff die Augen ein wenig mehr zusammen, konnte ein leises Aufkeuchen nicht mehr unterdrücken. Die bloße Vorstellung, den Älteren so zu spüren, machte Sherlock in diesem Moment halb verrückt. Langsam drehte er seinen Kopf zur Seite, hielt kurzzeitig die Luft an, bewegte dabei die Hand um seine warme Erregung ununterbrochen auf und ab. Vor seinem inneren Auge schlang John die Arme um seinen Nacken, griff mit den Händen in seine, noch nassen, Locken, stöhnte ungehalten in ihren erneuten Kuss und drückte sich fast begierig an ihn. Diese Vorstellung war so real, dass er beinahe meinte, den Körper des Kleineren an seinem spüren zu können. So wie er sich normalerweise einen Fall bildlich vorstellte, sich gedanklich in diesen hineinversetzte, so tat er es nun hier ebenfalls, mit dem momentan gewünschten Erfolg. Sein Griff wurde wieder etwas fester, die Bewegungen von mal zu mal schneller, trieben seine innerliche Unruhe weiter an. Sein Atem ging immer schwerer, passte sich dem Rhythmus seiner Handbewegung an. Sherlock biss die Zähne zusammen, blendete bemüht jegliche Ablenkung um sich herum aus. Ignorierte die üblen Gerüche der Küche, schaltete, wenigstens  nur für einen kurzen Augenblick, sein deduktives Denken aus, ließ sich in Gedanken vollkommen auf die Szene vor seinem inneren Auge ein, in eine lusterfüllte Stimmung hineinziehen. Ob er sich nun schlecht dabei fühlen sollte oder nicht - mit John so etwas, zumindest in seiner fiktiven Wunschvorstellung, zu erleben, den Körper des Kleineren gedanklich so zu berühren, den Älteren sein Eigen zu nennen, obwohl dieser Fakt für sie beide unmöglich und in jeder Hinsicht absurd war - dennoch tat er es. Sherlocks Unterleib erzitterte vor Anspannung, kam gleichzeitig seiner Hand etwas entgegen, die langen Finger übten mehr Druck an seinem Glied aus. Er wollte nicht hetzen, wollte sich der Szene vor seinem inneren Auge voll und ganz, absolut untypischerweise, hingeben, diese so gut wie möglich auskosten, denn er ergab sich dabei keinesfalls der Illusion, dass diese Wirklichkeit werden könnte. Seine linke Hand derweil krallte sich immer fester in die Tischkante hinter ihm. Doch plötzlich... unruhig zuckten Sherlocks Augenbrauen nach unten, ließ die Hand abrupt inne halten, den Detektiv abermals kurzzeitig die Luft anhalten… irgendetwas bahnte sich da doch an… Doch es war nicht der, von Sherlock ersehnte, Höhepunkt, sondern eine schlimme Vorahnung, die er schon im nächsten Augenblick auch eindeutig benennen konnte. ... Seine Augen öffneten sich, sahen hinauf zur Decke, dabei presste er für wenige Sekunden die Lippen aufeinander. Ein fast schon genervtes Stöhnen entkam ihm, während er nun, ohne Hektik, die Hand aus seiner geöffneten Hose nahm, um sich auch mit dieser am Küchentisch hinter sich ab zu stützen… “Sie kommen gerade sehr ungelegen.” Noch immer stand der junge Detektiv mit der Vorderseite zum Fenster, konnte also nicht sehen, was sich hinter ihm abspielte. Jedoch musste er das auch gar nicht, da sein geübter Spürsinn für solche Dinge, die man nicht unbedingt gleich sehen oder hören konnte, ihn auch dieses mal nicht im Stich ließ. Einige Meter weit hinter ihm, gerade eben erst wieder nach Hause gekommen, stand der Doktor, stillschweigend und augenscheinlich zur sprichwörtlichen Salzsäule erstarrt. Sah sichtlich überrascht, mit aufgerissenen Augen zu seinem Mitbewohner, konnte nur stumm dessen Rücken betrachten. John war etwas früher dran als geplant. Nachdem er mit Sarah das Restaurant verlassen hatte, waren sie noch ein kurzes Stück spazieren gegangen und hatten sich dann voneinander verabschiedet. John hatte sich dabei merkwürdig gefühlt, nicht so Recht gewusst, wie er mit seinen Empfindungen und seiner Meinung gegenüber Sarah umgehen sollte. Er war sich erneut fast albern vorgekommen, sein eigenes Verhalten ihm fast zu übertrieben, irgendwie falsch. Sarah hatte sich, so schien es ihm zumindest, die größte Mühe gegeben damit er sich wohler fühlen sollte, aber ob sie es nun gut gemeint hatte oder nicht, es war einfach eine total seltsame Situation gewesen. John hatte doch einfach nur mal für wenige Stunden seine Ruhe vor dem Consulting Detective haben wollen. Mehr nicht… Doch erneut wurde ihm ein Bein gestellt. Wieder einmal zeigte ihm sein Schicksal herablassend, dass es ihm wohl einfach keine Pause gönnen wollte. Keine Erleichterung, kein Pardon. Vielmehr stand er jetzt hier, völlig überrumpelt, mal wieder, wenn nicht sogar erschrocken und sogar beinahe etwas erstaunt, kurzum wie angewurzelt, am Durchgang zur Küche. Stumm und unfähig das Gesehene zu verstehen, geschweige denn richtig zu realisieren. Als er eben gerade wieder nach Hause gekommen war und schnell rauf in sein Zimmer gehen wollte, war er nicht drum herum gekommen noch einmal kurz das Wohnzimmer zu betreten. Musste sofort feststellen, dass sich sein Mitbewohner nicht mehr auf der Couch befand. Stattdessen hatte der Doktor ein seltsames Geräusch vernommen, welches aus diesem Raum hier zu kommen schien und hatte sogleich diese Richtung eingeschlagen. Seine Augen hatten dann auch sofort seinen Kollegen fixiert, der jedoch…… Weiter wollte John gar nicht denken, als er blitzartig das eben Geschehene nochmals durch seinen Kopf schießen ließ. Sofort hatte er Sherlocks zweideutige Bewegung mit dessen Hand wahrgenommen und begriffen, was dieser eigentlich tat. Dass sich Sherlock ausgerechnet hier in der Küche ‘amüsieren’ musste und dabei diese noch immer nicht aufgeräumt war, ignorierte der Veteran gezwungenermaßen für einen Moment. Konzentrierte sich vielmehr auf die harte Aufgabe, seine Gedanken nicht noch weiter um den Größeren und dessen vorherige Tätigkeit kreisen zu lassen. Dieser Anblick und diese Handlung, obwohl er so gut wie nichts gesehen hatte, außer die Rückseite Sherlocks, brachte ihn völlig aus dem Konzept. Der Gedanke daran das dieser das 'einfach so' tun würde, war ungewohnt und passte zugegebenermaßen nicht wirklich zu dem Detektiv. Was also um Himmels Willen sollte das hier werden? Zur gleichen Zeit drehte Sherlock seinen Kopf ein wenig zur Seite, blickte weiterhin geradeaus und sah aus dem Augenwinkel seinen Mitbewohner, wie dieser noch immer stumm einfach nur da stand und wohl nicht so Recht wusste was er sagen bzw. wie er reagieren sollte. Unweigerlich konnte Sherlock es ihm ausnahmsweise sogar nicht mal verübeln. Resigniert lachte er kurz und leise auf, massierte sich dabei kurzzeitig mit geschlossenen Augen das Nasenbein. “John. Wenn Sie nichts zu sagen haben, müssen Sie hier auch nicht weiter herum stehen.” Ob es nun ein Startsignal, eine Aufforderung sich endlich wieder in Bewegung zu setzen oder nur der Hauch von Spott war - durch diesen Satz fand der Doktor endlich seine Stimme wieder. Langsam entwich ein wenig die Überraschung und Anspannung aus Johns Körper. Kurz leckte er sich einmal nachdenklich über die Lippen, die ihm plötzlich ganz trocken vorkamen, räusperte sich leise, ehe er zu sprechen anfing. “Wissen Sie, ich will gar nicht wissen was Sie so treiben wenn ich nicht da bin. Das ist ganz Ihre Sache, ich verurteile niemanden. Allerdings eine Frage hätte ich noch, bevor ich gleich wieder auf mein Zimmer verschwinden und so tun werde, als hätte ich nichts gesehen.” “Und die wäre?”, fragte Sherlock trocken. Klang nicht sonderlich beeindruckt und schien, zu Johns Verwunderung, ziemlich locker und gelassen mit der momentanen Situation umzugehen. Aber was hätte man denn bitte auch sonst von dem selbsternannten Consulting Detektiv erwarten sollen? Dass er wie ein aufgescheuchtes Tier erschrocken und aufschreiend aufsprang, schnell in sein Zimmer rannte und sich für den Rest des Tages dort einsperrte? Ausgeschlossen. Johns Augen wurden etwas schmaler, fühlte nun, nach dem ersten Schock von eben, langsam aber sicher etwas Wut in sich aufsteigen. “Warum Bitteschön ausgerechnet hier in unserer Küche, die Sie doch eigentlich schon längst hätten aufräumen sollen? Und dann auch noch auf dem Küchentisch?!” Dass der Kleinere offenbar erst jetzt darauf kam, war für Sherlock so unklar wie die Tatsache, dass sein Mitbewohner wohl versuchte das Thema in eine ganz andere Richtung zu lenken. Gut, er wusste, dass es höchstwahrscheinlich nicht gerade die 'feine englische Art war so etwas’, wie er es bis gerade eben versucht hatte zu Ende zu bringen, an solchen Orten auszuleben. Aber ein Grund zum Schämen war das deshalb auch nicht. Doch um nicht weiter darüber nachdenken zu müssen, tat Sherlock es seinem Freund kurzerhand gleich. Schaffte sich Ablenkung in Form eines Themenwechsels. Er drehte sich um, besah sich mit schnellen und gezielten Blicken seinen Mitbewohner, musterte ihn kurz, ehe er mit langsamen Schritten auf John zu kam. “Wie war eigentlich Ihr Treffen?”, kam es mit tiefer Stimme als Gegenfrage, woraufhin er sofort verwundert angesehen wurde. Sherlock fing an zu schmunzeln. Wenn auch trügerisch und finster. “Wie ich sehe hatten Sie beide nicht sonderlich viel Spaß und allen Anschein nach sind Sie froh wieder hier zu sein. War wohl doch nicht so eine gute Idee, diese kleine ‘Verabredung’?” John konnte es nicht fassen. Entrüstet und nicht gerade glücklich über jene Worte stieß er einen tiefen, warnenden Ton aus, während sich sein Blick verfinsterte. “Lassen Sie das Sherlock.” Doch Letztgenannter fing jetzt erst richtig an, hatte sich gerade erst warm geredet. “Sie sehen schlapp und niedergeschlagen aus. Ihre Haltung verrät vor Kurzem erst abgeklungene Langeweile. Sie sind etwas enttäuscht und anscheinend auch verwirrt, Ihre Augen spiegeln ihr Gemüt wieder. Dass Sie nervös waren, zeigt das zerknüllte Taschentuch in Ihrem Jackenärmel. Ihre Unruhe ist offensichtlich und die müden Augen bestätigen dies alles…” Der Doktor wich unbewusst zurück, als sich sein Kollege Stück für Stück weiter näherte. Letztendlich blieb Sherlock einen Meter weit vor John stehen, betrachtete diesen. Plötzlich hob der Detektiv den rechten Arm, lenkte seine Hand rauf zu Johns Gesicht und legte sie federleicht auf dessen Lippen, strich einmal mit dem Daumen und mit mehr Druck über diese. Leicht erschrocken über diese Tätigkeit, hielt der Ältere für einen kurzen Augenblick die Luft an. “Der Versuch diesen Fleck wegzubekommen ist Ihnen misslungen. Miss Swayer wollte wohl freundlich sein, doch…wie es scheint war es Ihnen eher unangenehm, woraufhin Sie später versucht haben ihn wegzubekommen. Wie kommt es John Watson?” Diese Frage sollte wohl darauf hindeuten, dass der Doktor doch sonst nicht so gegenüber Frauen war, vor allem wenn er doch gerade mit einer 'zusammen' war, sollte dieser sich da nicht lieber, wie sonst auch, über den Kontakt freuen!?… Ja Es stimmte... Nachdem sich John und Sarah voneinander verabschiedet hatten, war sie ihm in der Tat nochmals kurz näher gekommen und hatte ihm zum Abschied einen hauchzarten und kurzen Kuss auf die Lippen gegeben. Mit einem Winken war sie dann ins Taxi eingestiegen… John blieb zurück. Es war so schnell gegangen, dass er gar nichts mehr hatte sagen können. Ein kleines Lächeln,… und doch wischte er sich sanft über die Lippen, wollte dieses Souvenir nicht mit nach Hause nehmen. Doch warum?… John wusste es selbst nicht genau. Wusste in diesem Augenblick nur, dass er sich zusammenreißen musste seinem Mitbewohner gegenüber nicht ausfällig zu werden. Denn wie es aussah wollte Sherlock ihn provozieren oder viel mehr etwas Triezen. Wieder einmal kam in John ein Verdacht auf. Eine Ahnung von dem, was sich in seinem Kollegen abspielte. Eine Art und Weise die einer ‘Eifersucht’ sehr gleich kam. Aber ob seine Vermutung nun der Wahrheit entsprach,… musste wohl erst herausgefunden werden. Sherlock konnte nur zu gut erkennen, wie sein Gegenüber an dieser Aussage zu nagen hatte. Warum er das tat? Vielleicht um diesem altbekannten aufkommenden Gefühl zu entkommen, welches sich an diesem Tag schon zum zweiten Mal in ihm auszubreiten versuchte. Dieses grässliche Stechen in seinem Magen und nahe seines Brustkorbes. Er verabscheute es. Dennoch musste er es jedes Mal über sich ergehen lassen. Wie auch jetzt wieder. So wahr er hier vor John stand,… dieses unangenehme Gefühl machte ihn wahnsinnig. Ob sein Kollege dies überhaupt mitbekam, es vielleicht schon längst wusste?… Eifersucht… So nannte man dieses erdrückende Gefühl… Noch immer ruhte Sherlocks Hand auf Johns Lippen, strich noch einmal mit dem Daumen über den verschmierten Lippenstift Fleck, nahm sie dann wieder ganz weg. Der Doktor hatte sich die ganze Zeit, was gerade mal eine Minute lang gedauert hat, nicht vom Fleck bewegt oder einen Ton von sich gegeben. Er blieb still, wollte sich innerlich beruhigen. Seit seiner Ankunft waren, mit einem Mal, wieder sämtliche Empfindungen auf einen Schlag in ihm in Gang gesetzt worden und suchten den Veteran Heim. Durchwühlten seinen Kopf und machten ihn unsicher. Überschwemmten all jene Versuche - dem Detektiven etwas distanzierter gegenüber zu sein - im Nu und brachten seine Pläne zum Scheitern… John resignierte. Er konnte einfach nicht wütend sein. Aber wenn Sherlock wirklich eifersüchtig war,… sollte dieser das tatsächlich sein dann,… Der Blondschopf wusste nicht ob er sich etwas geehrt oder eher unwohl dabei fühlen sollte. Doch dieser Gedanke war interessant. Ein eifersüchtiger Sherlock Holmes… Das er das noch erleben durfte. … Beide Männer sahen sich stillschweigend an. Erst jetzt fiel John auf, dass Sherlock sich seines Jacketts entledigt hatte und seine Hose noch ein Stück weit offen war. Was einem allerdings dort drunter erwartete, konnte man nur erahnen. Die schwarze Hose des Größeren war oben rum zwar etwas enger, ließen der eigenen Fantasie im Schrittbereich dafür aber umso mehr Spielraum. Sherlock störte diese Tatsache nicht im geringsten, bemerkte jedoch gleichzeitig, dass sein Gegenüber ein wenig Hemmungen hatte seinen Blick so intensiv, wie er es tat, zu erwidern. Wie es aussah, versuchte der Doktor wohl mit seinen Augen höflichkeitshalber immer schön im oberen Bereich zu bleiben. Bloß nicht weiter runter schauen. … Das musste man dem ehemaligen Militärarzt wirklich lassen. Auch in diesem Punkt war er loyal und blieb mit seinem Tun und seinen Reaktionen standhaft. Eigentlich Schade… dachte sich Sherlock. Letztgenannter legte nachdenklich seinen Kopf schief. Sah mit prüfendem Blick zu seinem Freund runter, welcher momentan nur bewegungslos dastand und ernsthaft darüber nachdachte, sich jetzt nicht einfach umzudrehen und zu gehen. Doch so weit würde es der Consulting Detective nicht kommen lassen. Nicht jetzt. Denn interessanterweise fand er immer mehr Gefallen daran, den Veteran ein klein wenig in die Enge zu treiben. Diesen ein wenig auf die Probe zu stellen und ihn zu necken und vielleicht auch noch ein wenig mehr… Neugierde machte sich in ihm breit, ließ ihn auf spielerische Gedanken kommen. Sherlock dachte scharf nach, auf was genau das Ganze wieder hinauslaufen könnte. Diese ‘Anfänge’ kannte er von John und sich nur zu gut. Beweise dafür gab es mittlerweile schon genug - siehe experimenteller Kuss und Bettszene in Johns Schlafzimmer. Bei den Gedanken daran durchfuhr des Detektivs Körper ein freudig erregtes Kribbeln, ließ ihm einen leichten Schauer über den Rücken jagen. Seine schmalen langen Finger fingen vor Vorfreude an zu jucken, wenn er sich nur vorstellte noch ein einziges Mal in solch eine Lage zu kommen. Noch einmal die Chance zu haben seinem Kollegen und Freund ein wenig näher zu kommen. Sein Verstand setzte aus, doch sein Körper arbeitete für ihn weiter. Führte ihn, drängte ihn. Gab ihm die Richtung vor - ein Weg zu neuen Erfahrungen, Erkenntnisse, Neugierde und Wissenshunger die allesamt gestillt werden wollten. Eifersucht hin oder her, sollte Mann es doch nennen wie er wollte. Sherlock Holmes ließ sich in keine Schublade packen, wollte schlichtweg einfach nur über gewisse Dinge einen Überblick haben, austesten, probieren, sich darüber im Klaren sein… Doch hierzu benötigte er jemanden. Keinen Geringeren als John. Dieser aber würde sich mit Sicherheit wieder quer stellen. Nun kam auch noch erschwerend hinzu, dass sie beide ausgemacht hatten sich nicht mehr all zu nahe zu kommen. Was für ein unsinniger und dummer Vorschlag. Was für eine unnötige Regel… Da standen sie nun. Unfähig das Richtige zu denken und nicht dazu in der Lage den bestimmten Grad zu halten. Erbärmlich, albern. Der Größere spürte, wie zum wiederholten Male etwas nicht mit ihm stimmte. Auch John war ganz konfus, begriff nicht warum er nicht wütend auf seinen Gegenüber sein konnte. Warum er nichts dazu sagte, keinen Aufstand mehr wegen der Küche machte, nichts erwiderte. Was es auch war was beide in diese Enge trieb, es geschah hier und jetzt. Es fing von Neuem an, ein neues Spiel. … Mit neutralem Blick hielt John ihrem Augenkontakt weiterhin stand. Hob langsam seine Hand und strich sich ebenfalls noch einmal über die Lippen. Wäre er zu dieser Stunde dazu in der Lage, würde er wahrscheinlich wegen Sarahs Kuss peinlich berührt sein. Doch diese eisblau-gräulichen Augen, die ihn so eindringlich musterten, schienen eine ganz andere Wirkung auf ihn zu haben. Sollte er sich freuen? Sich etwas auf die Eifersucht des Anderen einbilden? Diesen Fakt vielleicht sogar….etwas ausnutzen? “Sagen Sie Sherlock,…”, fing John mit einem Mal an zu sprechen, schaute nun einen Tick amüsiert und fragend zugleich. “…sind Sie etwa eifersüchtig?” Beide, besonders Sherlock, wussten die grausame Wahrheit. Doch als ob der Angesprochene je etwas wirklich Ehrliches darauf erwidern würde. Mit hochgezogener Augenbraue blickte er auf seinen kleineren Freund herab. Hob gespielt belustigt einen Mundwinkel. “Seien Sie nicht albern. Das Thema hatten wir doch bereits im Fahrstuhl. Wegen dieser Frau?” Ein üblicher abfälliger Ton schwang hierbei mit, wurde vom Arzt jedoch vorerst ignoriert. Mit einem kleinen Schritt trat dieses mal John etwas näher, fixierte Sherlocks Augen. “Dann verhalten Sie sich auch dementsprechend, sonst könnte man noch etwas anderes denken.” Seine Stimme wurde ruhiger, bestimmend und fester. Der Veteran wollte jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Sherlocks Mimik zeigte bis jetzt keinerlei Gefühlsregung. Dieser verzog nur minimal den Mund, konnte sich schon denken, dass John ihn nun etwas aufziehen wollte. So so. Wollte er sich also mit ihm auf eine Höhe stellen. … “Na gut, aber und wenn schon, dann jedenfalls ‘nicht’ wegen diesem Weibsbild.” “Fängt das schon wieder an?” “Wenn Sie nicht damit aufhören von dieser Person zu reden, dann ja.” “Sie werden sich in dieser Hinsicht wohl nie ändern, nicht wahr?” John atmete genervt aus und schüttelte leicht den Kopf. “Sollte ich das?” “Wäre eventuell angebracht, ja.” “Ihre ganzen Frauen können mir egal sein, die interessieren mich nicht im Geringsten.” “Das sieht aber in meinen Augen ganz anders aus. Sie haben, wenn ich so darüber nachdenke, nie wirklich einen desinteressierten Eindruck auf mich gemacht, wenn es darum ging, dass ich ausgehen werde.” Sherlock verdrehte die Augen. “Wenn Sie meinen John. Mich lässt dies alles kalt, das können Sie mir glauben.” Johns eines Auge fing gefährlich an zu zucken. Überwand noch die letzten paar Zentimeter zwischen ihnen und stellte sich direkt vor seinen Mitbewohner, kam ihm extra und provokanterweise so nah wie nur möglich, zumindest soweit es sein Geist und Körper derzeitig zuließen. “Hm,…sehr entspannt sehen Sie aber nicht gerade aus.” Über diese plötzliche Nähe war der Consulting Detective zuerst etwas überrascht. Doch im Gegensatz zu John hielt er hierbei stand, blieb an Ort und Stelle, richtete sich unmerklich sogar noch etwas mehr vor dem  Kleineren auf. Ließ sich selbstverständlich nicht so einfach bloßstellen. “Das können Sie sich sparen, ich werde auf Ihre kindische Stichelei nicht eingehen.” Wie Bitte? ‘Stichelei’? Wer war hier denn Bitteschön derjenige der einen aufzog, höhnisch und überlegen auf einen hinab blickte und nichts Besseres zu tun hatte, als provokante Aussagen verbal umher zu schleudern, die einen eventuell verletzen könnten. Als ob Sherlock alias Kleinkind in diesem Punkt besser wäre. Das reine Gegenteil war der Fall. Unaufhörlicher Ärger breitete sich aus. Der Ältere von beiden musste nun wirklich aufpassen. Versuchte sich noch im Zaum zu halten. Hinzu kam auch noch dieser üble Geruch von verbranntem Holz und Kunststoff. Allein dieses Brennen in der Nase trieb einem mit der Zeit die Tränen in die Augen. Aber John ließ sich nicht ablenken. “Wir wissen beide, dass Ihre Worte nicht stimmen. Ist es denn so schlimm zuzugeben, dass man ein bisschen eifersüchtig ist?” Was John nur so daran störte. Es schien ihn nicht loszulassen. Sherlock empfand es dennoch als ziemlich nervtötend. “Durchaus. Vor allem wenn es nicht der Wahrheit entspricht.” “Ausrede. Das kaufe ich Ihnen nicht ab.” “John, wenn das ein Verhör werden soll dann vergessen Sie es. Das wird Ihnen nämlich nicht viel bringen.” “Trotzdem behaupte ich, dass Sie sehr wohl ein Problem damit haben, wenn ich mich mit jemandem verabrede.” Die Hartnäckigkeit von John war beinahe beeindruckend. Dieses mal setzte er wohl alles auf eine Karte. “Kein so großes, dass es von Bedeutung sein könnte.” Die Hand des Arztes ballte sich zu einer Faust. “Ich weiß, dass Sie nie im Leben zugeben würden, wenn Sie dennoch so etwas wie Eifersucht empfinden.” “Falsch. Ich fühle rein gar nichts!” Das hatte gesessen. Johns Augenbrauen zuckten nach unten. Knirschte entrüstet mit den Zähnen und tat nun etwas, was er im Normalfall nie tun würde. Mit einem Mal schnellte seine Hand nach vorne und “Was ist damit? Können Sie DAS fühlen?” …-ließ sie in Sherlocks Schritt schnellen. Seine Hand platzierte sich gezielt zwischen dessen Beine, griff noch nicht all zu fest zu. Für eine Sekunde lang verstummte der Detektiv, zog scharf die Luft ein, während sich seine Augen weiteten und er zu aller erst Johns Handlung richtig begreifen musste. Die Überraschung stand ihm ins Gesicht geschrieben. Umso mehr war sein Mitbewohner darüber erstaunt, wie sehr der Consulting Detektiv trotz allem immer noch die Fassung bewahren konnte. Sherlock schluckte hart, schloss einen Wimpernschlag später kurz die Augen, und atmete so unauffällig und schnell es ging, tief ein und wieder auf. Johns Hand blieb an Ort und Stelle. Sherlock ahnte, dass dieser sie nicht so einfach wieder wegnehmen würde. Diese plötzliche und ungewohnte Wärme an seiner, noch nicht vollständig wieder abgeklungenen, Erregung ließ sein Denken auf einem Schlag aussetzen. Wenn auch nur kurz, und doch so deutlich, dass Holmes verhindern musste, keinen zweideutigen und halb verzweifelten Laut von sich zu geben. Erst jetzt spürte er, wie sehr er seine Erregung, nach dem abrupten Abbruch, bis dato hatte zurück halten müssen. Diese Finger an jener Stelle machten das Ganze nun nur noch schlimmer. Sherlock hätte es noch als akzeptabel empfunden, wenn es einfach nur ein wenig geschmerzt hätte. Doch zu seiner Missgunst hatte sein Körper wohl eine ganz andere Meinung dazu. Das Schlimmste was passieren konnte trat ein. Sherlock gefiel dieses Gefühl! Dieser leichte ziehende Schmerz, die Hoffnung es noch verhindern zu können, gepaart mit dem Versuch all das nicht zu sehr für den Doktor bemerkbar zu machen. Bis jetzt hatte der Ältere wohl noch nichts davon mitbekommen, war noch zu sehr damit beschäftigt seinen größeren Gegenüber warnend mit Blicken zu durchbohren. Abermals waren sie sich so nah. Viel zu nah. Sherlock riss sich zusammen, musste die Zähne zusammen beißen und hob schnell seine Hände. Er dirigierte sie zu Johns Schultern, stützte sich dort etwas ab und drückte den Anderen gleichzeitig etwas weg. “Ich habe es verstanden John. Sie können Ihre Hand wieder wegnehmen. …” Ob es nun leicht gepresst klang oder nicht, der Angesprochene sollte jetzt gefälligst sofort Abstand zu ihm halten, sonst… Sherlock selbst wusste nicht so Recht was passieren könnte… In schneller Abfolge schossen ihm die vergangen, intimen Szenen durch den Kopf, auch die, die er sich vorhin selbst ausgedacht hatte “Oh, gut zu wissen, dass Sie wohl doch noch spüren können. So eiskalt und gefühllos können Sie also doch nicht sein.” Pure Ironie, welche in diesem Fall gar nicht zu Johns sonstiger Art passte. Auf Sherlocks finsteren Blick hin, drückte der Doktor noch ein klein wenig mehr zu, ehe das Ganze, so schnell wie es angefangen hatte, auch schon wieder beendet wurde, er sein Hand wieder, auf Sherlocks Wunsch hin, wegnahm. Innerlich erleichtert versuchte der Consulting Detective weiterhin seine Mauer aufrecht zu erhalten. Ließ sich auch größtenteils nichts anmerken, außer, dass er leise und erlöst auf keuchte. Der Andere sah es ihm mit Sicherheit an. John blieb vorerst still, musterte seinen Kollegen für eine Weile ganz genau und kam ihm dann nochmalig so nahe wie möglich. John musste sich dafür etwas auf die Zehenspitzen stellen, um so in die Nähe von Sherlocks Ohr zu gelangen. Letztgenannter sah weiterhin geradeaus. Rührte sich nicht, während er überdeutlich die Vorderseite des Kleineren an seiner eigenen spüren konnte. So warm. So verdammt nah und … einladend... Bekam John überhaupt mit was er hier gerade veranstaltete, wie er Sherlocks Männlichkeit federleicht mit seinem Körper streifte? Diese beinahe Berührung war kaum zum Aushalten. Der Veteran stützte sich mit seinen Händen auf den Schultern des Detektivs ab, fing mit tiefer Stimme an, ohne dessen Gesicht dabei mit seinem eigenen zu berühren, in Sherlocks Ohr zu flüstern. “Wie Sie mir, so ich Ihnen. Was Sie können kann ich ebenso.” Direkt darauf angedeutet, Sherlocks Spielchen mit ihm in Johns Schlafzimmer nicht vergessen zu haben. Er beließ es dabei. Nun genügte es. Der ehemalige Militärarzt war keiner der andere mutwillig quälte. Doch diese Sache hier,… die hatte einfach sein müssen und der Gesichtsausdruck von Holmes war es ihm alle Male Wert gewesen. Schnell ließ er von dem anderen Mann ab, drehte sich kurzerhand um und entfernte sich. Sherlock stand noch da wie angewurzelt. Ein wenig fehlte es ihm an Dynamik, die er sonst immer ohne große Probleme besaß und entfalten konnte. Zugegebenermaßen verblüfft musste sich der Detektiv zusammenreißen, fasste sich übers Gesicht und weiter hoch durch sein lockiges dunkles Haar. Erstaunt. Er war über sich und die ganzen Sache hier erstaunt. Würde es aber natürlich typischerweise nie zugeben, nie zeigen, nicht mal ansatzweise. Er wusste beim besten Willen nicht, was John gerade dachte und von ihm wohl halten mochte. Vielleicht war es auch besser so. Er wollte es gar nicht wissen,… lieber nicht. Das Endergebnis ihres ‘Gespräches’ reichte ihm fürs Erste. Gott. Wie seine Körpermitte schmerzte. Eine Lust, die nicht gestillt werden konnte. Nicht mehr. Ihm war so verdammt heiß, dass er gewillt war ein Schluck Wasser zu trinken. Er brauchte Ruhe, sollte sich lieber wieder auf seine Couch legen und den Rest des Abends dort gedankenversunken verbringen. Derweil war John wieder im Wohnzimmer, hatte sich noch nicht umgedreht. “Machen Sie sich darüber Gedanken Sherlock. Denn noch einmal werde ich Ihnen nicht als Zeitvertreib dienen. Denken Sie an unsere Abmachung.” Er klang ernst, schien alle diese Begebenheiten noch immer nicht ganz verstanden zu haben. Sherlock war es langsam Leid. Sogar er brachte es zu Stande, die richtigen Schlüsse aus diesen ganzen Drama zu ziehen. Konnte oder wollte es John nicht begreifen? Sherlock wurde nicht schlau daraus. Etwas was so gut wie nie vorkam und ihn mehr denn je verrückt werden ließ. Er wurde wirklich noch wahnsinnig… Jetzt stand er hier in der Küche. Alleine… John wartete nicht länger und lief rauf in sein Zimmer. Ließ seinen Mitbewohner hier zurück. Sherlock stöhnte genervt. Seinen Arm hatte er inzwischen schon längst wieder von den Nikotinpflastern befreit. Hatte tatsächlich noch ein Schluck Wasser zu sich genommen, sein Hemd, wegen dieser fürchterlichen innerlichen Hitze, ausgezogen und sich auf die Couch geschmissen. Und nun lag er schon eine halbe Stunde lang öde herum, während sich nervtötende Gedanken durch seinen Verstand fraßen. Weiterhin mit geschlossenen Augen dort auf dem Liegesofa liegend, presste er sich so stark es ging in die Polsterung unter sich, verkrampfte sich dabei. Den Rest des Abends verbrachte der selbsternannten Consulting Detektiv dort. War für sich mit seine quälenden Gedanken. Am Rande hatte er registriert, dass kurze Zeit, nachdem der Doktor das Wohnzimmer verlassen hatte, um sein Zimmer aufzusuchen, unten die Haustür geöffnet und wieder geschlossen worden war. Sherlock konnte sich schon sehr genau denken, wer da das Haus verlassen hatte und er musste auch bitter feststellen, dass er sich mehr als sicher über dessen Ziel war. //“Machen Sie sich darüber Gedanken Sherlock. Denn noch einmal werde ich Ihnen nicht als Zeitvertreib dienen. Denken Sie an unsere Abmachung.”// Immer und immer wieder hallten Johns Worte in seinem Kopf wider. //Denken Sie an unsere Abmachung… an unsere Abmachung….Abmachung…// Sherlock strich sich zähneknirschend durchs zerzauste Haar. Das konnte doch nicht wahr sein. Dieses Echo in seinem Kopf verursachte donnernde Kopfschmerzen, die beim besten Willen nicht verschwinden wollten. Warum nur hatte er diesem idiotischen Vorschlag bloß zugestimmt? Diese Idee, diese alberne Regel von John? Wie bitteschön sollte man noch normal miteinander umgehen, wenn man schon untereinander ‘Regeln‘ aufstellte? Wenn man immer daran erinnert wurde, dass man dem anderen nur nicht zu nahe kommen durfte. Sich jedes seiner Worte und jede Tat vorher genau überlegen musste und… wie anstrengend. “So ein Unsinn!“Sherlock setzte sich halb auf, starrte an die Decke, war nun offenbar sogar schon so weit, dass er seine Gehirnströme und sein kopfschmerzartiges Gedankenchaos selbst laut unterbrechen musste. Wie tief war er nur gesunken?… Verzweiflung. Resignation. Er hatte mit seinem Verhalten den Älteren nun erst Recht in die Arme dieser Frau getrieben. Es war doch zum aus der Haut fahren. Diese unfreiwillige Antwort, die er dem Doktor im Badezimmer gegeben hatte, war für ihn - nun klarer denn je - einfach nur gelogener Mist. Er verfluchte den Kleineren beinahe für seine bescheuert vernünftige Rede, von der er doch genau wusste, dass sie ebenso eigentlich erstunken und erlogen gewesen war. Zum Kopfschütteln. Das sich der Consulting Detective schon selbst einen Idioten schimpfte, sollte schon etwas heißen. …… Doch weswegen war er nun eigentlich so sauer?… Ja, er ärgerte sich über John,… obwohl er selbst, Sherlock Holmes, nicht einmal wusste, was mit ihnen überhaupt los war. Vermutungen, ahnen konnte man viel. Er musste es ‘wissen‘. Doch anscheinend half nicht einmal sein deduktionsartiges Denken in dieser verzwickten Angelegenheit weiter… John… Immer nur ging es um diesen Mann… Diesen viel zu gutherzige, loyale, an das Gute im Menschen glaubende, ehemalige Militärarzt… Diesen eine Mann, der gerade, weil er Sherlock Holmes, mal wieder, Mist gebaut hatte, bei jemand anderem war, sich diesem näherte... Und wozu?! Um sich selbst etwas zu beweisen?! Sherlock drehte sich nun leise knurrend auf die Seite und schloss die Augen. Sich dazu zwingend sie erst wieder morgen früh zu öffnen. Er stöhnte entnervt… Wenn er nur wüsste,… wenn er verdammt noch mal nur die leiseste Ahnung hätte, wie sie beide dieses irritierende und stressige ´Problem´ lösen könnten. Er war schon beinahe soweit es sich zu wünschen. Sich eine Antwort zu erhoffen.… Doch dieser Wunsch war ihm wohl nicht vergönnt und sollte ihm deshalb nicht erfüllt werden. … Während sich seine, immer mehr abklingende, Erregung bald schon verflüchtigte, glitt Sherlock in einen unruhigen Schlaf. Was für ein Tag. Was für ein Abend. … Schlussendlich war er einfach nur alleine gelassen worden, seinen eigenen Gefühlen ausgesetzt. Damit musste Schluss sein!… Kapitel 32: verwirrende Reue & der Versuch eine gute Tat zu vollbringen ----------------------------------------------------------------------- John kam am nächsten Tag erst recht spät in die Baker Street zurück. Er schlich beinahe ins Haus, schloss die Haustür so leise wie möglich, erklomm die Stufen zum ersten Obergeschoss auf Zehenspitzen. Warum er sich solche Mühe damit gab, mit seiner Heimkehr kein Aufsehen zu erregen? Ganz einfach, weil er schlicht und ergreifend ein riesiges schlechtes Gewissen hatte. Ja, Dr. John Watson fühlte sich schuldig und das war noch nicht mal das Schlimmste. Nein. Der absolute Höhepunkt der Peinlichkeit war, dass er keinem geringeren als dem Detektiv Sherlock Holmes, seinem Mitbewohner, gegenüber Schuld empfand. Er fühlte sich tatsächlich wie ein gemeiner, niederer Verräter. Aber warum tat er das denn bitte, was hatte er den angestellt, um sich jetzt so fühlen zu müssen. Eigentlich nichts, zumindest nichts von dem der Doktor zuvor geahnt hätte, dass er sich danach deshalb so schlecht fühlen würde, denn eigentlich war es etwas Schönes und total Normales gewesen und trotzdem konnte der Veteran es nicht genießen, sein schlechtes Gewissen trübte systematisch jede eigentlich positive Erinnerung an die letzte Nacht. Er war nach dem Debakel mit seinem Kollegen gestern Abend nochmal zu Sarah gefahren und sie hatten schließlich miteinander geschlafen. Es war natürlich schön gewesen, aber John hatte es trotzdem nicht wirklich genießen können, denn schnell hatte sein Gewissen damit begonnen, ihm einen enttäuschten Detektiv vor Augen zu führen und ihm damit das Erlebnis gehörig versalzen. Was zum Teufel hätte sich sein Verstand bitte dabei gedacht, ihn bei einer gesunden, normalen Tätigkeit, so mit Vorwürfe zu überschütten?! Dadurch hatte es sich natürlich erst recht falsch angefühlt und seine Gedanken hatten ihn, auch nachdem Sarah zufrieden neben ihm eingeschlafen war, wach und ruhelos gehalten. Weitaus schlimmer noch als die Selbstvorwürfe in seinem Kopf, war es ihm sogar, immer wenn er die Augen schloss, des Öfteren kurz so vorgekommen, als wären es nicht die Lippen und Hände seiner Partnerin, die ihn verwöhnten und der Körper, der sich verlangend an ihn drückte, nicht der einer Frau. Es war doch zum verrückt werden. Er war gestern zu seiner Freundin gefahren um sich damit endgültig selbst zu beweisen, dass es so richtig war, das er eine Frau an seiner Seite haben wollte, das ihn diese Frau anzog und was hatte er erreicht? Ein bodentief schlechtes Gewissen Sherlock, nicht zu vergessen, natürlich auch Sarah gegenüber, die er dafür 'ausgenutzt' hatte, so gesehen zumindest. Sie hatte es gewollte, in dem Punkt war alles gut, aber Johns Intention war in seinen Augen die vollkommen Falsche gewesen, weshalb er sich jetzt gleich doppelt schlecht fühlte. In seinem Zimmer angekommen, zog sich der Veteran kurz um, straffte sich und wappnete sich dafür, gleich Sherlock im Wohnzimmer gegenüber zu treten, der sicherlich längst wusste, wo John gewesen war und der sicherlich nun noch unnahbarer für den Doktor sein würde als sonst eh schon. Aber so kalt wie zu Anfang ihres Zusammenlebens war der Detektiv schon lange nicht mehr zu ihm gewesen, wenn dieser es also nun wieder wurde, dann war das allein Johns Verdienst. Auf alles gefasst, das schlechte Gewissen mit beinahe fühlbarem Gewicht auf seinen Schultern, betrat der Doktor kurz darauf das Wohnzimmer. Fand seinen Kollegen, wie am Abend zuvor, allerdings erneut nicht auf dessen Liegesofa an. Doch keinen Wimpernschlag später hörte er auch schon einen plätschernden Ton, der ganz eindeutig aus der Küche kommen musste, schritt umgehend zielstrebig darauf zu. Als er die Küche betrat, bot sich ihm heute ein weiteres Bild, welches John sich wirklich, nicht mal in seinen wildesten Träumen, je selbst hätte ausmalen können. Sherlock, wie er leibte und lebte, war gerade dabei FREIWILLIG die Küche aufzuräumen. Wenn auch mit einem nicht gerade zufriedenen und eher gelangweiltem Gesichtsausdruck. “Wehe Sie sagen auch nur ein Wort.“ kam es prompt von der Spüle, an welcher der Detektiv wohl gerade dabei war, heißes Wasser in einen Eimer laufen zu lassen. Man konnte deutlich heraus hören, das diese Drohung mehr humorvoll als drohend gemeint war. Oder besser gesagt - wenn er mal etwas freiwillig tat, wollte er dabei auch seine Ruhe haben und keine große Aufmerksamkeit deswegen auf sich ziehen. John schüttelte kaum merklich den Kopf, hielt sich kurz die Faust vor den Mund und ließ so leise es ging einen belustigten Ton raus. Es war einfach zu einzigartig. Gleichzeitig verstärkte es unweigerlich die Schuldgefühle des Doktors ins beinahe Unermessliche, denn diese Geste von dem Größeren rührte ihn ungemein und machte, Johns Meinung nach seinen Verrat nur noch schwerwiegender. Sherlock derweil schenkte den Kleineren keine weitere Beachtung, hatte vorhin spontan beschlossen, für sich selbst wenigstens DIESES Problem zu aller erst zu lösen und,… Gott, dass er so was mal denken würde,… wenigstens mal eine Sache erst mal wieder in Ordnung zu bringen. Freiwillig… Der letzte Abend und die letzte Nacht machten ihm sichtlich zu schaffen, aber darüber wollte er nicht reden, jetzt zumindest nicht. Das sollte fürs Erste genügen. Er würde es ja wohl mal schaffen etwas aufzuräumen. Für wen er das tat?… Nun,... für sich selbst, um seinem Frust Luft zu machen, für seinen Mitbewohner… Er wollte seinem Freund eine... wie konnte man das nennen,... Freude machen, vielleicht wollte er ihm aber auch suggerieren, dass er über allem stand, was natürlich definitiv, mal wieder, glatt gelogen gewesen wäre, denn die Eifersucht hatte den Detektiv praktisch die ganze Nacht wach gehalten. Der Veteran seufzte innerlich. Das konnte Mann doch wirklich nicht mit ansehen. John lief entschlossen auf den Größeren zu, schnappte sich gleich den, von Sherlock eben noch vorbereiteten, Eimer, nahm sich einen alten, schon etwas vertrockneten Schwamm, tat ein paar kräftige Mittel ins Wasser, und fing an den Küchentisch eifrig zu schrubben. Sherlock war nun tatsächlich etwas verwundert, wollte deshalb schon etwas sagen, unterließ es dann aber. War wahrscheinlich auch besser so. Anscheinend hatte sein Mitbewohner schon verstanden - wenn auch nicht das Gewünschte - und konnte gleichzeitig wohl auch nicht mit ansehen, wie Sherlock durch seine freiwillige Tat hier alleine in der Küche versauerte. Typisch John. Dieser war einfach zu hilfsbereit und viel zu nachsichtig. Sherlock hätte die Augen deswegen verdrehen können, was jedoch, sogar Sherlocks Ansicht nach, vollkommen unangebracht gewesen wäre. Also tat er auch das nicht. Ließ die Situation wortlos und reaktionslos einfach geschehen und schloss sich schweigend seinem Freund an. Zeit hatten sie beide schließlich noch genug bis zu ihrem Treffen im Regent‘s Park. Was für ein Bild. Das Ermittler-Duo, wie es mit vereinten Kräften versuchte die Küche wieder auf Vordermann zu bringen. Etwas komisch kamen sie sich schon vor, waren ziemlich froh darüber, dass sie hier keiner sehen konnte und machten unverdrossen, ohne ein Wort miteinander zu wechseln, zusammen weiter sauber. Zielstrebig und so schnell es ging, damit sie diese, fast schon peinliche, Sache auch schnellstmöglich wieder beenden und abhaken konnten. . . . Sherlock kam, während er seinen Freund so aus dem Augenwinkel betrachtete, kurz der Gedanke, John könnte sich vorhin deshalb so bereitwillig seiner Putzaktion angeschlossen haben, weil den Doktor ein schlechtes Gewissen plagte. Wenn das aber der Wahrheit entsprach, dann war dem Detektiv vollkommen schleierhaft, weshalb der Veteran sich ihm gegenüber schuldig fühlen sollte. Zugegeben, Sherlock war enttäuscht, aber doch nicht von dem Älteren, sondern von sich selbst, er hatte keinerlei Anspruch auf diesen, der Kleinere war ihm rein gar nichts schuldig und trotzdem hatte Johns Entscheidung den Jüngeren beinahe fertig gemacht. Das ärgerte den Größeren an sich selbst am meisten. Das dieser sich offenbar nun genau so mies fühlte, wie der Detektiv zuvor, konnte vielleicht, aber nur vielleicht, zumindest ein ganz kleines gutes Zeichen sein, aber damit würde Sherlock sich später beschäftigen. Nach gut zwei Stunden und Johns Versuchen, Sherlock davon abzuhalten, die verbrannten Gegenstände doch lieber alle gleich einfach zu entsorgen - wurden beide Männer schlussendlich fertig. Waren nun mehr oder weniger selbst etwas verdreckt, störten sich aber nicht weiter daran. Denn endlich sah die Küche wieder einigermaßen ‘normal‘ und bewohnbar aus. Sie hatten tatsächlich gute Arbeit geleistet. “Geschafft.“ John strich sich mit dem linken Handrücken über die Stirn, besah sich nochmals den Raum und war nun doch ganz zufrieden mit ihnen beiden, auch wenn so mancher verkohlte Gegenstand letztendlich doch noch draußen auf der Treppe gelandet war. Der Detektiv hatte nur emotionslos und eher belanglos gemeint, dass er das Mrs. Hudson schon noch plausible erklären würde. Das war jetzt erst mal zweitrangig. Sherlock kam nicht um ein Schmunzeln herum, als er sah, wie der Kleinere bei seiner Handbewegung eine schwarze Ruß Spur auf seiner Stirn hinterließ. Ohne groß darüber nachzudenken, schnappte sich der Größere ein sauberes Papiertuch, stellte sich direkt vor den Älteren und wischte diesem, ohne zu fragen, schnell den Ruß von der Stirn. John konnte den Jüngeren dabei, mal wieder, nur sprachlos anstarren. "Wenn ich schon mal am sauber machen bin" lächelte dieser, drehte sich dann von dem Doktor weg, dessen Blick dem Detektiv mit großen Augen folgte, ließ das Papiertuch zu dem anderen Müll in den Abfalleimer fallen, streckte sich kurz und sah dann auf die Küchen Uhr. Wie lautete noch mal der Code? //“Treffpunkt morgen um 16:15Uhr im Regent‘s Park, an der Stelle wo Henry starb.”// “Nun gut,…“, Sherlock sah sich daraufhin kurz um und anschließend auf sein Handy, welches er von der Coach nahm“…wir haben noch ca. zweieinhalb Stunden bis wir uns mit George im Park treffen.“ “Ähm ja, Sherlock... Ich...“ “Ich muss nochmal weg, noch einige Sachen organisieren, bin aber sicherlich pünktlich wieder hier. Sie sehen müde aus, ruhen Sie sich ruhig noch etwas aus, bis später.“ Ohne, dass der Doktor noch etwas erwidern konnte, war der Detektiv mit diesen Worten zur Wohnungstür geschlendert, hatte sich Mantel und Schal übergeworfen und war schlussendlich zur Tür hinaus verschwunden. John war fast schon wieder sauer. Er hatte gerade wirklich ein Gespräch mit dem Detektiv beginnen wollen, sich erklären wollen, aber Sherlock schien dies geahnt zu haben und hatte seinen Versuch kurz und knapp, wenn auch nicht unfreundlich oder abweisend, unterbunden. Bei kurzer Überlegung könnte der Doktor natürlich nachvollziehen, dass Sherlock sich momentan, in dieser 'heißen Phase' voll und ganz auf die, vor ihnen liegende Aufgabe konzentrieren wollte, aber es wurmte ihn trotzdem, schließlich plagte ihn die Last seiner Schuld. Allerdings wusste er auch nicht, wie und mit welcher Begründung er sich bei dem Größeren quasi entschuldigen wollte. Was hätte er ihm denn auch schon sagen sollen //"Du Sherlock, tut mir Leid, dass ich mit Sarah geschlafen habe und dabei praktisch die ganze Zeit an dich denken musste?!"// Also Nein, das ginge wirklich nicht. Da musste sich der Doktor definitiv noch mehr Gedanken darüber machen, sonst würde er sich definitiv bis auf die Knochen blamieren. Unschlüssig, was er nun tun sollte, war nun John unwissentlich derjenige, der mit seinen Gefühlen alleine gelassen wurde. Er stand immer noch im Wohnzimmer, beschloss dann aber recht schnell, sich erst mal in der, nun ja zum Glück wieder sauberen, Küche einen Tee zu machen. Gefrühstückt hatte er mit Sarah bei ihr Zuhause, ein Erlebnis, das er, ohne lange Überlegen zu müssen, als eines der unangenehmsten seines Lebens bezeichnen konnte. Er hatte nie einen OneNightStand gehabt und sah natürlich auch die Nacht mit Sarah nicht als solche, zumindest nicht im direkten, geplanten Sinne, aber er konnte sich gut vorstellen, dass sich ein Frühstück mit so einer 'nur für eine Nacht Bekanntschaft' so anfühlen müsste, zumindest wenn man ein so emotionaler Mensch wie John war. Irgendwie komisch, gezwungen, einfach seltsam halt. Einige Zeit später, John hatte es sich bei der, mittlerweile dritten, Tasse Tee auf einem der Sessel bequem gemacht, versuchte immer noch zu lesen, kam der Detektiv plötzlich, wie aus dem Nichts, wieder ins Wohnzimmer geschneit. Während der Größere Mantel und Schal ablegte, dabei unaufhörlich auf seinem Handy rumtippte, musterte der Kleinere ihn sehr genau und musste neidisch feststellen, dass Sherlock offenbar bester Laune war. Das hier der Schein mal wieder ordentlich trügte, musste der Ältere dessen Meinung nach, aber definitiv nicht wissen. Sherlock hatte alle Vorbereitungen getroffen, die er hatte treffen können und dabei versucht, seinen Freund komplett auszublenden, sich nur auf den Fall zu konzentrieren. Er hatte selbstverständlich mitbekommen, dass John vor seinem Ausgang das Gespräch mit ihm gesucht hatte, aber er verbat sich momentan strikt an etwas anderes als an das Gelingen der Begegnung mit George zu denken. Die Sache zwischen Ihnen beiden konnten sie schließlich danach immer noch klären. Außerdem musste sich der Detektiv da auch selbst noch über Einiges klar werden, würden sie jetzt miteinander reden, käme sicherlich nichts rechtes dabei raus. Sherlock musste erst mal analysieren und einordnen, was Johns Schuldgefühle zu bedeuten haben könnten und er musste auch zu aller erst mal seine eigene Reaktion genau unter die Lupe nehmen, da diese ihm genau so befremdlich erschien, wie das Verhalten des Doktors. Tief ins sich drinnen wollte er den Kleineren auch ein wenig schmoren lassen, schließlich hatte dieser dieses Mal die Sache verbockt. Das war vielleicht nicht ganz fair, der Detektiv kam sich dabei ja selbst wie ein beleidigtes Kleinkind vor, aber es ging nun mal zum jetzigen Zeitpunkt nicht, es hätte wie gesagt vermutlich auch eh nicht viel genützt. Deshalb hielt er den Älteren lieber vorerst auf Abstand. John beobachtet ihn sehr genau, schien sich zu fragen, wo er gewesen sein könnte. “Sie könnten mich auch einfach fragen.“ John verstand überhaupt nichts, war sogar leicht zusammen gezuckt, als der Detektiv ihn so unvermittelt angesprochen hatte. “Was denn fragen?“ “Wo ich war und was ich gemacht habe.“ Der Doktor verzog das Gesicht, als hätte er soeben herzhaft in eine Zitrone gebissen. “Sie würden es mir trotzdem nicht sagen, richtig?“ “Richtig.“ Sherlock fing dezent an zu grinsen, konnte es nicht lassen, woraufhin sogar John leicht überrascht feststellen musste, was solch ein einfaches Mienenspiel doch ausmachen konnte. Es löste etwas in ihm aus. Er stellte fest, dass Sherlocks gute Laune unweigerlich hoch ansteckend zu sein schien. Seine Schuldgefühle und die Enttäuschung/Hilflosigkeit, die damit verbunden war, dass er wirklich keinen Plan hatte, wie er diese Sache wieder aus der Welt zu schaffen - wie sie sich einfach verflüchtigten. Ob Sherlock es ihm ansehen konnte?… “Ich…starte dennoch einen Versuch und frage Sie, ob Sie denn in der Zwischenzeit wenigstens so etwas wie einen Plan für die nächste Zeit entwickeln konnten? Nur rein interessehalber.“ In Johns Stimme schwang plötzlich wieder etwas Humor mit, was den Detektiven unbewusst innerlich erleichtert ausatmen ließ. Selbst der Doktor bemerkte dies im Nachhinein,… wusste aber, dass es ehrlich gemeint gewesen war,.. ja sogar beinahe ungezwungen. Wie es aussah konnte er wohl tatsächlich nie lange schlecht gelaunt sein… zumindest nicht bei Sherlock. Und es fühlte sich tatsächlich angenehm an. Eine angenehme Erleichterung wenigstens mit seinem Freund, nach dieser ganzen Angelegenheit, sich noch ungezwungen unterhalten zu können, zumindest über den Fall. Der Detektiv und der Doktor waren sich in diesem Punk einig - sie mussten und wollten diese seltsame und noch ungelöste Spannung zwischen ihnen hinten anstellen, zumindest bis der jetzige Fall gelöst wurde. “Um es mal so auszudrücken,…“, fing der Detektiv schließlich wieder an, “… Ja, einen Plan konnte ich entwickeln, oder besser gesagt, ich konnte uns für den Notfall eine Absicherung und Hilfe verschaffen.“ Nur kurz über diese Antwort nachdenkend, beugte sich der Veteran im Sitzen nach vorne, musterte seinen Kollegen, wusste jedoch, dass er so oder so keine klarer Antwort bekommen würde. Aber eines war wohl klar, wie es aussah hatten sie beide also schon mal was in Petto, falls etwas passieren sollte. Falls ‘ihnen‘ etwas passieren sollte. Das allerdings, hoffte John natürlich nicht. Wie es schien traute Sherlock diesem George wohl doch auch nicht so Recht. War ihm aber auch nicht zu verübeln. George. Diese üble, vor allem nervende und hinterlistige Person. … Ein Räuspern durchbrach die Stille. Moment, ein Räuspern? John blinzelte kurzzeitig, sah auch schon wie der Größere ruhig und gelassen zu ihm rüber kam. Etwas misstrauisch sah er rauf in diese wohlbekannten hellblauen Augen. “John.“, kam es mit rauchiger und entspannter Stimme. Ohne es wirklich mitzubekommen leckte sich John nervös über die Lippen. Sherlocks Augen fixierten sofort die Tätigkeit, die er jedes mal aufs Neue einfach amüsant fand. Immer wenn sein Kollege nervös war? Unwillkürlich und unbewusst? Auch dann wenn es gar keinen Grund gab? Sherlock wurde klar, dass ihm dieses auffällige Zungenspiel auf eine bestimmte Art gefiel. John selbst würde es einen Reflex, eine Macke oder Angewohnheit nennen, doch für den Größeren war diese Marotte etwas ganz Eigenes. Etwas Eigenes von John Watson. Und es störte ihn nicht - ganz im Gegenteil. Schon, als er diese zum ersten Mal bei dem Doktor bemerkt hatte, hatte er interessanterweise Gefallen daran gefunden. //"…Gott... Über was er sich jetzt schon wieder seinen Kopf zerbrach?…// Sherlock stieß diese Gedanken sogleich wieder Beiseite. “Was ich Sie noch fragen wollte. …“, nahm er schnell wieder sein eben begonnenes Gespräches auf, stützte sich dabei, vollkommen beiläufig, mit den Händen auf den Sessellehnen des Sessels ab, in dem der Doktor saß. Beugte sich nun noch weiter zu dem Kleineren nach unten. John wusste in diesem Augenblick nicht, ob er still sitzen bleiben, oder sich, gefasst auf alles, in eine Art gedankliche Angriffsposition begeben, sollte. Zu seinem Leidwesen schaffte er es aber gerade mal, sich anzuspannen und stumm in die Augen über sich zu blicken… Sherlock würde doch nicht,… Nein. Dieser würde doch nicht abermals einen Versuch starten ihn-… Sherlock hielt inne. Atmete ruhig und leise. Grinste heimlich in sich hinein. //"Erwischt! Mal wieder! Mein lieber John, du bist so durchschaubar!"// “Was ist eigentlich mit meinem Hemd?“ Johns Augen weiteten sich. Allerdings nicht vor Überraschung oder gar vor Angst, sondern aus reiner Verwunderung. Zeitgleich wurde er durch diese Frage praktisch komplett aus der Bahn geworfen, musste erst einmal ernsthaft darüber nachdenken, was man von ihm wollte. “Hemd?“, echote er deshalb etwas irritiert. “Das Hemd, welches Sie vorgestern Abend nach unserem Gespräch im Badezimmer nass gemacht haben.“ Perplex schaute sich John reflexartig im Raum um, dachte dabei angestrengt nach, wo genau er dieses bestimmte Hemd nochmal zurück gelassen hatte… Aber ja. Natürlich! “Es ist noch immer im Bad. Habe es, um ehrlich zu sein, einfach nur zum Trocknen auf die Heizung gelegt.“ Mehr abwesend als wirklich im Hier und Jetzt, kamen diese Sätze ganz automatisch über Johns Lippen. Er wunderte sich noch immer über diese, eigentlich eher belanglose und um ehrlich zu sein, vollkommen banale, Frage. Wollte sein Gegenüber mit dieser einfach nur für Abwechslung und Auflockerung der Stimmung sorgen? … Sehr ungewöhnlich. John hätte sich gerade am Liebsten die flache Hand auf die Stirn geschlagen, er hatte doch glatt mal wieder sonst was gedacht. So langsam begann er an seinem eigenen Verstand zu zweifeln. Gleichzeitig fühlte sich der Doktor mehr als unwohl, denn ganz tief in sich drin hatte er sich beinahe gewünscht, dass der Größere tatsächlich das vorgehabt und getan hätte, was der Veteran zuvor vermutet hatte. Warum hatte er es sich, erneut, fast schon herbei gesehnt. Wie ungerecht, wie unüberlegt und dumm er doch war, sich in diesem Augenblick so zu fühlen und gleichzeitig seinen Kollegen und Freund so vehement auf Abstand halten zu wollen, er stand sich hierbei wirklich selbst im Weg. Nochmals wurde die Stille und damit auch Johns jetziger Gedankengang unterbrochen. “Na großartig. Kann ich also mit Falten rechnen.“ Mit diesen geseufzten Worten - die komplett fehl am Platz und nicht mal halb so ernst rüber kamen wie gewollt - richtete sich Sherlock auf, wandte sich um und ging rüber in die Küche. John allerdings konnte dem Detektiv mal wieder nur verwirrt hinterher sehen. Er drehte sich in seinem Sessel neugierig um, hörte gleichzeitig klappernde und metallische Geräusche aus der Küche kommen. “Wie spät ist es eigentlich?“, erkundigte sich der Doktor wenig später, während er sich die Hände in der Spüle säuberte. Sherlock hatte tatsächlich noch eine Mahlzeit angeordnet, die John nun auch schon 'brav' verzehrt hatte. “Zeit zu gehen.“ Das war Antwort genug. John nickte nur, beendete seine Tätigkeit und ging rasch rauf in sein Zimmer. Beide richteten sich, machten sich startklar und standen sich kurz darauf auch schon gegenüber, Jacke und Mantel angezogen und innerlich bereit. “Nun, mal sehen was unser lieber George von uns will.“ Sherlock setzte wieder ein vorfreudiges Grinsen auf, John ließ dies unkommentiert. Kannte es schließlich von dem Detektiv gar nicht anders und wollte es eigentlich auch gar nicht ändern denn die Vorfreude auf die vielleicht drohende Gefahr löste auch bei ihm selbst ein adrenalingeladenes Kribbeln in der Magengegend aus. Er nickte deshalb nur zustimmend und schon verließ das Ermittler-Duo seine Wohnung. Machten sich auf den Weg zu ihrem Treffpunkt. Showtime. Kapitel 33: Falle oder nicht Falle, das ist hier die Frage!? ------------------------------------------------------------ Ein frischer Wind wehte, als das Ermittler-Duo endlich im Regent‘s Park ankam. Momentan war es Sontag Nachmittag, Punkt 4 Uhr. Sherlock und John hatten somit noch eine gute Viertelstunde Zeit bis zu ihrem Treffen mit George Clapton. Überall im Park waren Passanten unterwegs, manche als Einzelgänger, andere als Paar und sogar ein paar kleinere Familiengrüppchen, welche sich alle, trotz dem vergleichsweise trüben Himmel, davon nicht die Park Idylle vermiesen ließen, die auch bei diesem Wetter noch den perfekten Ort abzugeben schien, um hier die Zeit zu verbringen. John musste unwillkürlich schmunzeln und seufzte gedanklich. Wenn das Wetter ein bisschen besser gewesen wäre, sie sich nicht in weniger als fünfzehn Minuten mit einem irrsinnigen Mörder und Betrüger treffen müssten, dann hätte man hier seine Zeit in ruhiger Zweisamkeit ja fast schon genießen können. Einen ganz simpler Spaziergang oder spontanen Ausflug unternehmen können. Genauso wie zu Beginn ihres jetzigen Falles, bei dem sie beide eigentlich zum ersten Zweck in diesen Park gekommen waren. Ein Schrei, der einer jungen Frau, hatte sie dann glücklicher- oder unglücklicherweise, mehr oder weniger bewusst über diesen Fall stolpern lassen, der nun schon bald, wenn der Detektiv recht behalten würde und das tat er gerne, seinen Höhepunkt erreichen und anschließend zur Lösung kommen würde. Seit dieser Sache war gerade einmal eine Woche vergangen. Nur eine Woche, sieben Tage, in denen sich Sherlocks und Johns Beziehung zueinander grundlegend verändert, vollkommen auf den Kopf gestellt worden war. Lag es an dem Fall, an dessen Begebenheiten, an den Ermittlungen, die die beiden gegensätzliche Partner dafür hatten durchführen müssen oder hing es überhaupt nicht damit zusammen, waren sie einfach im Allgemeinen nun, nach den Monaten, die sie bereits zusammen lebten und arbeiteten nun unweigerlich an diesem Punkt angelangt. Wahrscheinlich spielte beides eine Rolle. Drei Fälle hatten sie davor gemeinsam gelöst, einer nervenaufreibender als der andere und diese hatten ihre Freundschaft geformt, die nun der vierte Fall weiter transformierte. Stillschweigend lief der Doktor neben dem Detektiven her, welcher schon vor einer ganzen Weile den gedankenverlorenen Blick seines kleineren Kollegen bemerkt hatte. Was dieser wohl gerade dachte? Sherlock erwischte sich dabei, wie seine Aufmerksamkeit erst ein wenig und dann immer mehr, schon wieder direkt und gezielt zu seinem Kollegen zurückkehrte. In seinem Kopf wollten sich, damit verbunden, abermals Bilder, Fragen und anderweitige nervtötende Empfindungen breit machen. Doch sogleich ermahnte sich Sherlock innerlich zur Konzentration, wolle sich momentan überhaupt nicht darauf einlassen, scheuchte die, für Unruhe stiftenden, Gedanken energisch in den hintersten Winkel seines Verstandes, wo sie gefälligst warten sollten, den jetzt brauchte er dort Platz für ihren derzeitigen Fall. Fall. Fall. Fall?! Den vollen Fokus auf ihren Fall. Etwas anderes blieb dem selbsternannten Consulting Detective gar nicht übrig… Ihr Weg führte das Ermittler-Duo weiter Richtung Norden. Genau in den nördlichen Teil des Parks, wo sie die Leiche von Henry Jagger entdeckt hatten. Langsam aber sicher kamen sie ihrem Ziel immer näher. Überquerten größere Wiesenflächen, gingen an mehreren leerstehenden Bänken vorbei und liefen dann, mit normaler und unauffälliger Geschwindigkeit, den breiteren Jogging-Weg entlang. Sherlock konnte sich, wie immer, noch an so ziemlich jede Kleinigkeit sehr genau erinnern. Sogar der Doktor erkannte die eine oder andere Stelle wieder, wusste bald, dass sie schon ganz nah waren und so dauerte es nun auch nicht mehr lange, bis ihr Ziel in Sichtweite kam. Sein Gang wurde plötzlich langsamer, woraufhin es John ihm sofort gleichtat, dabei dem fixierten Blick seines Kollegen zu folgen versuchte. Schnell tauchte nun auch ihre gesuchte Person in sein Blickfeld auf. Unbewusst verengten sich die Augen des Veterans, je näher sie dem Mann mit den schulterlangen, zu einem Zopf gebundenen, dunkelbraunen Haaren und diesem undefinierbaren Blick, kamen. Was für eine Asympathie er diesem Menschen gegenüber empfand, konnte der Veteran gar nicht in Worte fassen. Musste gezwungenermaßen wieder an seine Verletzung denken, die er Dank ihm bei ihrem ersten Treffen davon getragen hatte. Sherlock derweil blieb, wie nicht anders zu erwarten, von der Mimik her gelassen und locker. Wenigstens einer der sich unter Kontrolle halten konnte. Der großgewachsene Detektiv ging zum letzten Mal blitzschnell alle relevanten Fakten durch, straffte dabei ein wenig seine Haltung und konnte jetzt schon das vielsagende Grinsen Georges erkennen. Nur wenige Meter weit vom Gastgeber des Treffens entfernt, kamen der Detektiv und sein Doktor schließlich zum Stehen. George hatte sich schon zu ihnen umgedreht, stand dort mit entspannter und lässiger Haltung auf der Wiese. Sherlock scannte ihn sofort, nahm den gemusterten, dunkelgrauen, eher billigen, Sportanzug wahr, unter dem sich keine Waffen befanden, wie er schnell feststellen konnte. Seine Musterung beendend er in dessen Gesicht, welches ein beharrliche Grinsen zierte, über welches der Detektiv nur innerlich die Augen verdrehen konnte. Der Mann wirkte rundum ungefährlich. Vorerst… Alle drei Anwesenden sahen sich noch kurz prüfend an, ehe Mr. Clapton auch schon den Anfang machte. "Wie ich sehe haben Sie das Kartenhaus aus Beton überlebt!" "Offenkundig, aber das wissen Sie ja längst, schließlich schickt man ja keine Einladungen an Tote." George Grinsen wurde kurz hämisch, bevor er allerdings, diesen Kommentar von Sherlock einfach übergehend, unbehelligt fort fuhr. “Und wie ich sehe konnten Sie den Code in meiner Einladung auch knacken.“, kam es deshalb mit weiterhin ungewöhnlich ruhiger Stimme, das Grinsen nahm dabei einen gemeinen Zug an. “Offenkundig.“, entgegnete Sherlock nur trocken. “Lassen Sie mich raten, der Code war zu einfach.“ "Viel zu einfach, eine Enttäuschung.“ Sherlock ging absichtlich nicht auf die Art und Weise ein, in die George gerade offenbar versuchte, die Unterhaltung zu verpacken. Eine Art humorvoller Distanz, die Mr. Clapton wohl als Anfang eines längeren Gespräches nutzen wollte. Doch wenn George glaubte, mit dem Detektiven zwanglos plaudern zu können, war dieser in Sherlocks Augen noch dümmer und simpler gestrickt, als dieser ihn zuvor noch eingeschätzt hatte. “Das bedaure ich allerdings. Vielleicht wird Sie ja mein Vorschlag wieder ein wenig positiver stimmen.“ Der Veteran spitzte die Ohren, ließ sich aber äußerlich keine Neugierde anmerken. Sowohl John als auch Sherlock hatten sich schon gedacht, dass es bei diesem Treffen um ein solches Thema gehen könnte. Was auch sonst sollte George von ihnen wollen? Nun hieß es Abwarten. “Das bezweifle ich. Doch tun Sie sich keinen Zwang an Ihre Sache vorzutragen.“ Sherlock ließ sich nicht im geringsten aus der Reserve locken, sondern George mehr als deutlich spüren, dass er wahrlich nicht vorhatte, hier, an diesem Ort, lange zu verweilen. Er wollte dieses Treffen abhandeln, es schnellstmöglich hinter sich bringen und sich lieber wieder viel wichtigeren Dingen für ihren Fall widmen. Mr. Clapton verstand sehr wohl, ballte unbewusst seine Hände zu Fäusten, behielt dabei aber trotz allem den selben Gesichtsausdruck bei. Er dachte, er könnte hierbei die Oberhand behalten, wurde jedoch sogleich, durch die arrogante und höhnische Art des Detektiven, wieder auf den niedrigeren Platz verwiesen. Ob George diese Erkenntnis auf sich sitzen lassen würde, sollte sich noch zeigen. Um sie herum schwebte geradezu fühlbar jenes Misstrauen, welches sie beide füreinander empfanden. Unangenehme kurzzeitige Stille, vertieft durch sich anblitzende, energische Blicke. John währenddessen bekam davon nur die Hälfte mit, da sich nun auch um sie herum in der Gegend mit einem mal eine verdächtige Stille ausbreitete. Plötzlich konnte der Arzt von Weitem eine einzelne Gestalt ausmachen, die, wie es aussah, direkt auf sie drei zu kam. Nach binnen von Sekunden erschien neben dieser ominösen Person noch eine weitere, die nun beide zusammen hier her kamen. Skeptisch musterte er nochmals George, konnte jedoch keine Regung in dessen Haltung ablesen. Was sollte das? Irgendetwas bahnte sich hier doch an. “Sherlock. …“, fing John mit leiser, jedoch warnender Stimme an, wobei er sich etwas zu dem Angesprochenen drehte, ohne dabei den Blick in die Ferne zu unterbrechen. “Ich glaube wir bekommen bald Gesellschaft.“ Sherlock schwieg. Als ob er es nicht schon gewusst hätte. Dieser Clapton war tatsächlich lächerlich durchschaubar. Eine reine Zeitverschwendung. Georges Grinsen veränderte sich, während er sich flüchtig und prüfend in alle Richtungen umsah, dabei langsam die Hände in die Hosentaschen steckte. “Nun, ich sehe schon, dass es Ihnen beiden an Geduld fehlt. Dann komme ich mal lieber gleich direkt zum Punkt.“ “Wir wären sehr dankbar dafür.“, kam es nur herablassend und trocken. Doch George ging nicht darauf ein, auch wenn Sherlock glaubte, dessen eines Auge gereizt zucken sehen zu können. “Wie schon erwähnt habe ich einen Vorschlag für Sie, eine Art Abmachung, einen Deal.“ Er hielt kurz inne, besah sich beide Ermittler, fuhr ungehindert fort. “Sie beide haben doch mit Sicherheit schon Bekanntschaft mit Charlie gemacht.“ John sah auf. Charlie. Der Butler Charlie vom Anwesen der Thomsons! “Und über ein gewisses Familienerbstück wird man Sie bestimmt ebenfalls schon informiert haben. Und genau darum geht es mir.“ Er machte eine kurze Pause, während Sherlock nur stillschweigend und ohne Hektik seine Arme hinter dem Rücken verschränkte und seine Hände für eine bequemere Pose aufeinander legte. “Mister Holmes, wenn Sie es schaffen diesen bestimmen Wertgegenstand ausfindig zu machen und ihn mir auszuhändigen, werden meine Männer aufhören die Familie des Butlers zu beschatten und sich stattdessen zurück ziehen.” Der Veteran sah kurz rauf zu seinem Kollegen, erkannte, dass dieser schon mit solch einem Deal gerechnet hatte. Nun aber gab es auch keine Zweifel mehr daran, dass sie hier bald nicht mehr alleine sein würden. Denn diese zwei Personen im Hintergrund waren zwischenzeitlich immer näher gekommen, standen nicht weit von ihnen entfernt einfach nur da und sahen ab und zu kurz rüber. Merkwürdig und verdächtig, wie John fand. Doch keinen Atemzug später wurde sein Gedanke von seinem Kollegen auch schon bestätigt und erläutert. “Exakt John. Mr. Clapton hat extra wegen uns seine Leibgarde hergerufen. Die unmissverständlich aus den zwei Typen dort hinten, einem älteren Herren weiter entfernt rechts von uns hinter einem Baum versteckt und einer Dame, alleine auf einer Parkbank sitzend, besteht. Und das alles, obwohl wir unbewaffnet sind und doch nur miteinander reden wollten. Warum so misstrauisch George?” Sherlocks Stimme war zum Schluss hin etwas höher geworden, provokant und direkt an George gerichtet. Der bittere Spott verlor hierbei nicht an Intensität. Angesprochener allerdings starrte den Detektiven nur grimmig an. Konnte und wollte anscheinend nicht begreifen, wie dieser einfach nicht auf seinen Vorschlag eingehen wollte, eher für Ablenkung sorgte. “Wie soll ich sagen,… ich gehe eben einfach gerne auf Nummer sicher. Schließlich sind Sie letzten Endes auch nur jemand, der mich hinter Gitter bringen will.” “Da irren Sie sich. Wie es aussieht scheinen ‘Sie’ wohl noch immer nicht zu begreifen, dass es hierbei nicht um Sie oder das Familienerbstück geht. Wir wollen ausschließlich Noah Brown, der wiederum hinter ‘Ihnen’ her ist. ” “Gut,…” George ließ seinen Kopf etwas sinken, veränderte seine Position und deutete seinen Leuten mit einem kurze und knappe Handzeichen einen Befehl an. Sherlocks Augen folgten den vier Personen - die er eben noch alle mündlich aufgezählt hatte - sah schweigend zu, wie sich nun die zwei Männer im Hintergrund in Gang setzten und weiter auf sie zu kamen. Die beide anderen blieben an ihrem Standort. Inzwischen lockerte der Arzt nun ebenfalls, auf alles gefasst, seine Haltung, ließ diese zwei Typen nicht aus den Augen. Dass Sherlock, mal wieder, alles im Blickfeld und offensichtlich schon vorher gewusst hatte, was im Ungefähren hier passieren würde, war im Grunde genommen so verdammt glasklar, jedes Mal aufs Neue absolut erstaunlich. “…dann kann ich also davon ausgehen,…”, sprach Mr. Clapton, mit einem angedeuteten Lächeln und den Blick nach unten gerichtet, ruhig weiter. “…dass Sie die Familie des Butlers ebenfalls nichts angeht und Sie mir diese demnach schutzlos überlassen?” “Falsch.”, entgegnete Sherlock kühl. Des Doktors Augenbrauen gingen überrascht und fragend zugleich in die Höhe. Nochmals sah er rauf zu seinem Kollegen, sah dieses fest entschlossene Gesicht, diesen eindringlichen energischen Blick. Mal wieder konnte er sich nur fragen, Warum ihn dieser Mann so sicher fühlen ließ. Warum er Dank der Anwesenheit des Detektivs, egal in welcher Lage sie sich beide befanden, immer ein Licht am Ende des Tunnels aufflackern sehen konnte. Diese positive Hartnäckigkeit brachte wohl jeden dazu Sherlock - wohin er auch gehen sollte, ohne wenn und aber, ohne Fragen zu stellen - bis zum Ende hin zu folgen. John konnte frei und ehrlich von sich sagen, dass er dem Größeren blind vertraute, es immer tun würde. Sein Blick glitt kurz zu George, bevor er anschließend wieder rüber zu den beiden Männern wanderte, die sie mittlerweile umkreisten und nach kürzester Zeit schlussendlich hinter Sherlock und ihm stehen blieben. Diese Typen sahen ziemlich einfach aus, unauffällig gekleidet, ganz normal. Wobei der eine von den beiden eine Kapuze trug, welche er sich etwas tiefer ins Gesicht gezogen. hatte. John drehte sich nicht um, tippte jedoch nervös werdend mit seinen Fingern auf die Seiten seiner Oberschenkel. “Sherlock. …” Doch dieser rührte sich auch weiterhin nicht. George mit den Augen fixierend, unterbrach der Detektiv erneut die sich aufbauende Stille. “Charlies Familie ist schon seit-…”, kurz sah Sherlock auf seine Uhr und sofort wieder rauf zu George, “… 29 Stunden und zweiundvierzig Minuten sicher und behütet in den Händen des Scotland Yard. Wie mir scheint sind Ihre Handlanger und Kumpels wohl doch nicht so wachsam wie Sie dachten.” Für einen kurzen Augenblick konnte man Überraschung in Georges Gesicht erkennen, welcher kurz inne hielt und anfing nachzudenken. Doch dieser ließ sich anscheinend nicht so leicht aus der Fassung bringen, nickte einem der beiden Männern, die hinter dem Ermittler-Duo standen, zu und sprach dann ungehindert weiter. “Nicht schlecht Mr. Holmes, gar nicht mal so übel. Dann haben Sie die Familie des Butlers also schon gerettet… Doch bevor ich weiter rede, lassen Sie uns ein wenig spazieren gehen. Die anderen Parkbesucher um uns herum schauen mir schon zu auffällig hier her.” Sherlock sah sich mit den Augen kurz um. Es stimmte, dass einige der Leute hier in der Gegend schon aufmerksam auf sie fünf geworden waren und ab und an neugierig herüber schauten. Kein Wunder wenn sie hier nur steif herum standen und sich anstarrten. Dem Detektiven war es zweitrangig, verdrehte demonstrativ die Augen und gab George mit einer Handbewegung zu verstehen, dass dieser den Anfang machen und vorausgehen sollte. John sah schweigend mit an, wie sich Mr. Clapton, gefolgt von Sherlock, in Bewegung setzte. Zögernd folgte der Veteran beiden Männern, während sich hinter ihnen immer noch diese zwei Typen befanden, welche ebenfalls stumm mitliefen. “Nun denn Mister Holmes, es ist eine Schande. Ich wäre so erfreut gewesen, wenn Sie sich mir angeschlossen hätten. Mit ihren Kenntnissen und diesem bemerkenswerten Spürsinn könnten wir beide-” “Ausgeschlossen!”, wurde dieser auch schon von der tiefen Stimme des Detektiven unterbrochen. Leicht empört über dieses lautstarke Dazwischenreden, presste George seine Lippen verärgert aufeinander. “Gut. Wenn das so ist und ich Sie in diesem Punkt nicht mehr umstimmen kann, bleibt mir wohl nichts anderes mehr übrig.” Eine absichtlich längere Sprechpause wurde eingelegt, ehe alle fünf Männer bei einigen Bäumen und größeren Büschen mit dichtem Blattwerk ankamen und langsam aber sicher stehen blieben. Der Arzt suchte misstrauisch die Gegend ab. Bemerkte, genauso wie sein Kollege, dass hier weit und breit kaum noch ein Mensch zu sehen war und sie nun mehr oder weniger an diesem Ort ungestört waren. “Was soll das George? Wird das nicht langsam albern?”, wollte Sherlock wissen und stieß demonstrativ die Luft genervt aus. Dessen Ungeduld war deutlich herauszuhören, worauf ihr Gegenüber jedoch wieder einmal keine Mine verzog. Stattdessen ruhte auf Claptons Lippen ein beunruhigendes Lächeln, dass von mal zu mal breiter wurde, je mehr Sekunden verstrichen. Der Detektiv wurde immer ungeduldiger. “Wenn dieses Treffen nur aus diesem unsinnigen Deal bestand und Sie sonst nichts Intelligentes und Interessantes mehr beizutragen haben, können wir diesen Kindergarten hier ja endlich zum Schluss bringen.” Die unruhigen Blicke des Arztes überflogen zeitgleich weiterhin die Gegend. Bemerkte weiter von ihnen entfernt über einige Baumkronen hinweg, einen mittelgroßen Springbrunnen, der ununterbrochen vor sich hin plätscherte. Menschen schienen hier dennoch keine zu sein. Irgendetwas war hier doch oberfaul. … Plötzlich fing ihr Gegenüber an kopfschüttelnd mit der Zunge zu schnalzen, während er mit den Händen in der Hosentasche ein paar Schritte näher kam. “Warum so gereizt Holmes? Aber gut,…ich versichere Ihnen, dass wir es auf jeden Fall zu Ende bringen werden….Hier und jetzt.” Direkt vor dem Angesprochenen blieb er stehen, sah ihm provokant und herausfordernd in die Augen, wohingegen Sherlock dessen Blick nur emotionslos erwiderte. “Was würden Sie tun wenn ich in nur weniger als einer Minute per SMS den Befehl freigeben würde, Ihren Butler Charlie mit sofortiger Wirkung aus diesem Spiel zu verweisen? Mit anderen Worten - ihn aus der Welt schaffen!? Denn momentan müsste er sich, zumindest meines Wissens nach, noch im Anwesen der Thomsons befinden, nicht wahr?” Unbeeindruckt sah Sherlock seinen Gegenüber an. Brauchte nicht lange für seine Antwort. “Rein gar nichts würde ich tun, da es in meinen Augen keinen Grund für mich gibt einen Mord zu verhindern, welcher sich ohnehin nicht ereignen würde.” “Warum sind Sie sich da so sicher?”, wollte George sogleich verblüfft und etwas irritiert wissen. “Weil ‘Ich’ dafür gesorgt habe.” “Inwiefern?” Sherlock blieb still, sah den Anderen nur eiskalt an. George wiederum biss die Zähne aufeinander und zischte einmal leise, wurde so langsam sichtlich verärgerter. “Egal, unwichtig! Viel wichtiger ist mir momentan die Sache mit dem Familienerbstück. ”, lenkte Sherlocks Gegenüber schnell und gereizt wieder vom Thema ab. “Sie wollen sich mir also nicht anschließen, die Familie von diesem alten Mann wurde angeblich in Sicherheit gebracht und das Familienerbstück scheinen Sie auch nicht suchen zu wollen. Was also bleibt uns letztendlich?…” Jene offene Frage ließ den selbsternannten Consulting Detective erneut kalt. Wusste er doch nur zu gut, auf was dieser Mann hinaus wollte. “Dieses gewisse Familienerbstück brauch im Übrigen auch nicht mehr gefunden zu werden. Es noch weiter in diesem Anwesen zu suchen wäre reine Zeitverschwendung.” Sofort ruhten Johns und Georges Augen gleichzeitig auf den Detektiven. Hatte er da gerade richtig gehört? John konnte nicht so Recht glauben, was sein Kollege gerade von sich gab. Weshalb war es plötzlich eine Zeitverschwendung weiter danach zu suchen? Warum hörte auch ‘er’ diese Feststellung zum ersten Mal? Was John gleich gedanklich zur nächsten Frage brachte. Wieso zum Teufel, hatte Sherlock ihn deswegen wieder einmal nicht eingeweiht??? “…Es stimmt,…es muss so sein, das ist kein Trick. …”, hörte man Mr. Clapton schließlich murmeln, während dieser Sherlock noch einmal von Nahem eindringlich musterte und sich dann langsam aber sicher wieder von ihm entfernte. Er glaubte den Worten des Detektiven, sah es in dessen Augen. Konnte und wollte es allerdings nicht fassen. Hatte er doch extra schon so lange und geduldig darauf gewartet, diesen kleinen Schatz endlich in seinen Händen halten zu können. All diese Mühe, all dieser Aufwand… Sollte alles etwa umsonst gewesen sein? Man sah es ihm deutlich an. Dieser George war gerade dabei sich innerlich den Kopf darüber zu zerbrechen, was nun aus diesem gewissen Wertgegenstand werden sollte. Der Detektiv ließ ihn zappeln, spielte mit ihm, machte ihn wegen dieser Sache beinahe wahnsinnig. George Clapton stieß einen tiefen und mehr als gereizten Ton aus. Fasste sich unbewusst durchs Haar und blickte hinüber zu seinen zwei Kumpels, die noch immer stillschweigend hinter Sherlock und John standen. “…So war das wirklich nicht geplant,…”, kam es gefährlich leise. “…es bringt nichts,… es nützt alles nichts,… nhrrrnn…” Sherlock hob die Augenbrauen. Wollte schon etwas Sarkastisches von sich geben, als allerdings die zwei Männer hinter ihnen mit einem mal eine Regung zeigten. Sie waren näher gekommen, wie der Größere sofort bemerkte. Auch Johns Nervosität stellte sich in diesem Augenblick als berechtigt dar, wurde sich dieser doch nun bewusst, dass er mit seinem Kollegen nun ziemlich aufpassen musste, was als nächstes geschehen würde. Der Doktor musste Acht geben und durfte diese zwei Typen hinter ihnen nicht unterschätzen. Und genau in diesem Moment wünschte er sich, noch vor einer halben Stunde bei ihnen zu Hause nicht eingewilligt zu haben, seinen Revolver dort zu lassen. Abermals stand der ehemalige Militärarzt ohne Waffe da und das nur, weil sein Mitbewohner es verlangt hatte… Die Zähne aufeinander beißend fixierte John Watson George, der wiederum, wie es aussah, so langsam wieder im Hier und Jetzt aufzuwachen versuchte. Was für ein unmöglicher und kranker Mensch dieser doch sein musste, gerade zu besessen von einem Gegenstand, von dem er nicht mal sicher wusste, ob er wirklich wertvoll oder lediglich von rein symbolischem, emotionalen Wert für die Familie Thomson war. Die Asympathie in John für diesen Typen stieg von mal zu mal mehr an. “…Sherlock Holmes,…Sie haben mich so weit gebracht,… Sie haben es tatsächlich geschafft sich Ihr eigenes Grab zu schaufeln, Bravo!” Der Doktor runzelte die Stirn. Verstand genauso wenig wie sein Kollege, was George da schon wieder von sich gab. Dieser aber lachte nur kurz und gehässig auf. Schüttelte grinsend den Kopf und lief, direkt vor den beiden Ermittlern, eine kleine Runde herum, während er weiter sprach. “Eine Frage… Wissen Sie wo genau wir uns gerade befinden?” “Sollte ich das?” “Oh, sehr wohl. Doch wie ich sehe wissen Sie es tatsächlich nicht. Zu meinem Glück, so kann ich Sie heute also doch noch überraschen, haha!” Diese Lache konnte einem sehr schnell auf den Nerv gehen, wie der Arzt gerade feststellen musste… Doch plötzlich schaute George direkt zwischen ihnen hindurch zu seinem beiden Handlangern. Nickte nur stumm und grinste dabei noch breiter. Zu langsam kamen Sherlock und John zu jener Erkenntnis, als sie auch schon, mit einem Mal, von hinten an den Handgelenken gepackte und so unsanft an Ort und Stelle fest gehalten wurden. Sherlock war nun in der Tat wegen dieser Sache leicht erschrocken, versuchte dennoch weiterhin so ruhig zu bleiben wie es nur ging und sich vor seinem Gegner keinerlei Blöße zu geben. John jedoch zerrte kurzzeitig an dem stahlharten Griff. Gab es nach einem weiteren Versuch schließlich auf und versuchte es seinem Kollegen gleich zu tun - erst einmal ruhig bleiben und abwarten. Amüsiert über dieses Bild, drehte sich Clapton einmal langsam um die eigene Achse, sah sich um und anschließend wieder zu den beiden festgehaltenen Männern. “Hey Jakob, das hier ist er doch, nicht wahr? Der Blonde da.” Diese plötzlich so unpassende und überraschende Frage seitens George, war, wie sich sofort herausstellte, an den Mann hinter John gerichtet. Eben jenem, welcher die Kapuze trug,… Kapuze,…. Moment. John blickte abrupt auf, konnte es nun einfach nicht mehr lassen und drehte seinen Kopf schnell nach hinten… Nein. Das war doch-… Auch Sherlock kam nicht drum herum seine Augen zu Johns Hintermann zu lenken. Beiden Männern schoss es gleichzeitig durch den Kopf. Sie kannten diesen Typen. Diese schmierige und vor sich hin grinsende Person. Sie beide waren diesem Kerl nur ein einziges mal begegnet, was unglücklicherweise auch noch gar nicht so lange her war. “Genau das ist er.”, kam es nur unheilvoll und leise lachend von hinten, woraufhin sich Johns Nackenhaare unwillkürlich aufstellten. Warum mussten sie ausgerechnet diesem Mann noch einmal begegnen? Warum musste genau ‘dieser’, einer von Georges Kameraden sein? … //"Eigentlich logisch" // dachte Sherlock nur bitter. “Na Süßer, Schade, dass wir letztens so grob unterbrochen wurden.“ Himmel Herr Gott noch eins. Diese grauenhafte Stimme. John schüttelte sich unmerklich. “Dein Freund hier hatte Glück, dass er ne Waffe dabei hatte. Aber vielleicht könnten wir ja-…” “Jakob!”, ermahnte George lautstark seinen Kumpel, der sich daraufhin murrend ein paar Zentimeter weit von seinem Vordermann entfernte. “Jedenfalls kann sich dein Freund glücklich schätzen. …” Entnervt stöhnte der Veteran, biss die Zähne einmal zusammen und meinte leicht aufbrausend, “Er ist nicht mein-…” … Plötzlich machte es ‘KLACK’, und John spürte im selben Moment etwas kaltes metallisches an seinem, eben noch festgehaltenen, linken Handgelenk. Er verstummte augenblicklich, starrte geradeaus und wusste natürlich sofort was man ihm gerade angelegt hatte. Leichtes Unbehagen, gefolgt von einer Nervosität, die sich unscheinbar und langsam in den Doktor schlichen, ihm leichte Magenschmerzen bereiteten und den blonden Mann automatisch in Angriffsstellung verfrachteten. Seine Augen lenkte er hastig zum Detektiven, welcher noch immer gefangen im eisernen Griff des anderen Mannes, neben ihm stand und momentan das Ganze noch tatenlos mit ansah. “Holmes und Watson, ich hätte es mir denken können. So was aber auch.”, gab George belustigt von sich, wohingegen die gemeinten Personen nur mit der Stirn runzeln konnten. “Was meinen Sie?”, wollte Sherlock als Erster mal ganz nebenbei wissen, ohne wirklich Interesse zu zeigen. Die zwei Männer hinten ihnen waren ihm durchaus suspekt, lenkte seine Aufmerksamkeit jedoch zu den, ihnen noch bevorstehenden, Ereignissen, insbesondere der fühlbaren Gefahr. Hier war etwas ganz und gar merkwürdig… “Keine Chance Holmes. Meine Leute haben Sie beide bereits im Schwulenclub Barcode Vauxhall zusammen in eindeutigen Posen und Szenen gesehen. Dass Ihre enge Partnerschaft auch über ihren Beruf hinausgeht, ist eindeutig und sicherlich durchaus schön für Sie, allerdings, wie ich auch schon im Bürogebäude feststellen durfte, ist es ebenso ein Einfaches Ihnen dadurch Schaden zuzufügen.” Was zum Henker redete der da? John hätte sich am liebsten resignierend die Hand auf die Stirn geschlagen, wurde allerdings durch aufsteigende Wut ungefragt überstimmt, ballte entnervt seine Hände zu Fäusten und starrten Clapton fassungslos und wütend zugleich an. “Dann werde ich die beiden Turteltäubchen auch nicht voneinander trennen, so grausam will ich ausnahmsweise mal nicht sein.” Georges Tonfall missfiel dem Ermittler-Duo über alle Maßen. Gespielt hoch und freundlich klang dabei seine Stimme, dass diese aufgestellte These beinahe vor Sarkasmus nur so triefen hätte müssen, wäre George nicht felsenfest von seiner eigenen Behauptung überzeugt gewesen. Wie es aussah, dachte Mr. Clapton und die meisten seiner Leute wohl tatsächlich, dass Sherlock und John zusammen waren… also ’Richtig’ zusammen. ‘Fest’ zusammen… Wobei es den Kleineren, um ehrlich zu sein, auch nicht großartig wunderte, bei all den Andeutungen, die sie beide dem schaulustigen Publikum in letzter Zeit geliefert hatten. Alleine der Kuss im Nachtclub,… ihr erster Kuss. Nicht zu vergessen die eine unangenehme Angelegenheit in der vorletzten Nacht auf der Straße, als der Doktor von diesem widerlichen Kerl - ‘Jakob’ wie er offensichtlich hieß - und zwei weiteren Typen, wahrscheinlich auch Georges Männer, in die Enge getrieben worden und ihm, Gott sei Dank, Sherlock noch rechtzeitig zur Hilfe gekommen war. Kein Wunder also, dass diese Typen - wie, nicht zu vergessen, wahrscheinlich fast die Hälfte der Menschen, die sie beide kannten, ebenfalls -  davon ausgingen und glaubten, sie seien wirklich zusammen… Ein Paar. Immer wieder die gleiche Leier. Und nun? Jetzt dachte dieser George auch noch, dass John der Schwachpunkt des Detektiven war. Solch ein unsinniges und verdammt ärgerliches Missverständnis ließ John nur resigniert den Kopf schütteln. Trotz allem würde es sie wohl jetzt nicht retten, all diese Sachen abzustreiten. Er blickte hoch zu seinem Freund und sah das stumme Einverständnis. Gleichzeitig rissen sie sich aus den Griffen der Männer hinter ihnen los, drehten sich blitzschnell um und verpassten diesen einen gezielten Faustschlag ins Gesicht. Die beiden Geschlagenen taumelten überrascht getroffen nach hinten, doch ehe der Doktor und der Detektiv ihnen nachstellen konnten, war plötzlich ein unheilvolles Klicken hinter ihnen zu hören. Sie brauchten sich nicht umzudrehen um zu wissen, was dieses Geräusch verursacht haben musste. Sherlock ohrfeigte sich in Gedanken selbst, George war also doch bewaffnet. "Ganz ruhig meine Herren, kein Grund hier gleich einen auf Rambo zu machen. Jetzt schön wieder umdrehen und keine Mätzchen mehr." Mehr als widerwillig folgte das Ermittler-Duo der Anweisung, verfluchte das vermaledeite Grinsen auf Mr. Claptons Gesicht, als sie ihm wieder, wie zuvor gegenüber standen. Vollkommen lässig hatte dieser eine kleinkalibrige Waffe auf sie gerichtet. Ergeben mit den Zähnen knirschend hoben John und Sherlock die Hände, wobei die Handschellen an dem linken Handgelenk des Doktors leise klapperten. Jakob, wie John mit einer gewissen Genugtuung feststellen musste, mit blutender Nase, stellte sich wieder hinter ihn, kam ihm unangenehm nahe. "und schön den Mund halten Hübscher" Der Doktor verzog angeekelt das Gesicht und trat gezielt nach hinten aus. Als er darauf hin ein weiteres schmerzvolles Stöhnen hinter sich vernahm, war er zufrieden. Sein Blick glitt zur Seite, während er nun mit Gewalt direkt neben seinen Kollegen gezerrt wurde. Seite an Seite standen die beiden da, die Hände immer noch erhoben, gaben keinen Mucks von sich. Sherlocks Miene blieb steinhart, während dieser intensiv nachdachte, dabei weiterhin die Umgebung und ihren Gegenüber im wachsamen Blick. John währenddessen versuchte herauszufinden, was als Nächstes geschehen würde und hatte sogleich seine Antwort darauf, denn schon wurde seine behandschelte Hand grob gepackt, nach unten gedrückt und schon war abermals ein metallisches ‘KLACK’ zu hören, als sich die andere Schelle des metallenen Paares um Sherlocks rechtem Handgelenk schloss. Kurzum hatte man sie mit den Handschellen aneinander gekettet. Sie wurden zudem von Jakob und dem anderen Typen weiterhin festgehalten, nun allerdings deutlich grober, wahrscheinlich aus Rache für den Prügel, den die beiden von dem Ermittler-Duo zuvor bezogen hatten. Der Consulting Detective versuchte mit aller Macht die Fassung zu bewahren, sich nicht ansatzweise provozieren lassen. George spielte nur mit ihnen. Wusste längst um seine Niederlage - was das Familienerbstück anging - und spielte schlussendlich einfach nur noch seine letzte Karte aus. Noch ein letztes Mal holte George tief Luft. Sah sich kurz und knapp um, grinste dabei unheilvoll und ging nun ein paar Schritte zur Seite, so als wollte er den Blick auf etwas in der Umgebung freigeben… Doch man sah nichts. Was sollte diese Aktion? Was wollte Mr. Clapton ihnen zeigen? Was bezweckte er hiermit? … Den Doktor beschlich nun ein mehr als ungutes Gefühl, schaute deshalb rauf zu seinem Detektiv, sah diesen eindringlich und auf einen Plan wartend an. Er hoffte es. Hoffte, dass Sherlock einen Plan oder auch nur irgendeine Kleinigkeit parat hatte, die sie hier raus bringen könnte. Doch der Größere schwieg. Lenkte seinen Blick ebenso nach unten zu seinem Freund, schüttelte nur sachte den Kopf. Augenblicklich wurden Johns Augen größer. Vor Unglauben, vor leichter Panik. Weshalb verneinte der Detektiv seine unausgesprochene Frage, ohne auch nur einen Hauch von Emotionen zu zeigen? Er war ratlos. Konnte auch in den blaugrauen Augen keine Antwort finden, keine Reue, keine Überraschung. “Mhmm, Schade, wirklich Schade um dich.” Diese geflüsterten Worte galten leider, mal wieder, John, welcher sogleich leicht zusammenzuckte und zu seinem Bedauern daraufhin auch noch diesen Jakob, viel zu nah hinter sich spürte. Ein unangenehmer Schauer jagte dem Veteran über den Rücken, schüttelte sich und wollte, leise fluchend, Abstand zwischen sich und diesen Typen bringen. Zur gleichen Zeit ruckte Sherlocks Kopf augenblicklich zu dem Geschehen neben sich, verengte unwillkürlich die Augen und zog warnend die Augenbrauen tief ins Gesicht. Die wohl erste eindeutige Regung seit Beginn des Treffens. “Verdammt, lass mich gefälligst in Frieden du widerliches-…” “Nana, Doktor Watson. Regen Sie sich ab.”, funkte George sogleich belustigt dazwischen. “Keine Sorge, Sie und Ihr, offensichtlich eifersüchtiger, Freund Holmes, werden gleich noch genug Zeit miteinander verbringen können.” //"Eifersüchtiger Freund?"// Doch ehe John und Sherlock noch über die genaue Bedeutung dieser Aussage nachdenken oder sich gar verbal dagegen verteidigen konnten, wurden sie auch schon Zeuge eines seltsamen Schauspiels direkt vor ihnen. Die beiden Männer hatten sich von ihnen entfernt und begannen damit, Grasstücke von Boden aufzuheben, zur Seite zu räumen. Zu Johns und sogar Sherlocks Überraschung kam unter diesen langsam ein Gitter zu Vorschein, welches etwas abzudecken schien und nun ebenfalls zur Seite gehievt wurde. Das Loch, dass sich nun vor dem Ermittler-Duo befand, sah alles andere als einladend aus. "Direkt vor Ihnen befindet sich eine Strickleiter, wenn ich also bitten darf! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, Sie haben nun die Wahl, runter klettern oder runter gestoßen werden, Ihre Entscheidung." Auffordern wies Ihr Gegner mit der Waffe in seiner Hand dabei auf das Loch im Boden. John starrte dieses starr vor Schreck, mit weit aufgerissen Augen an, während der Detektiv Mr. Clapton mit seinem hasserfüllten Blick zu durchbohren versuchte. In seinem Kopf versuchte er dabei beinahe fieberhaft, noch einen Ausweg aus ihrer praktisch ausweglosen Lage zu finden. “Den alten Butler und seine nervende Familie haben Sie gerettet. Das wertvolle Familienerbstück und dessen momentanen Aufenthaltsort ihn Ihrem Kopf gespeichert. Nun, Sie würden es mir ja doch nie sagen, sind wir mal ehrlich…Diese Schlacht haben Sie vielleicht gewonnen, ich gebe zu ich habe nun nichts mehr. Kein Ziel, keine Geiseln, keinen Grund mich hier noch weiter aufzuhalten… Wobei,… mit dem kleinen Noah habe ich noch eine Rechnung offen, das wissen wir beide, Mr. Holmes. Meine drei Freunde zu vergiften, so plump aus der Welt zu schaffen war ganz und gar nicht nett von ihm, finden Sie nicht auch? Er wird die entsprechenden Konsequenzen dafür tragen müssen. Schmerzhafte, versteht sich…” “Sie sind offenbar noch dümmer als ich dachte. Unterschätzen Sie Noah bloß nicht, er wird Sie erledigen, ohne, dass Sie es überhaupt mitbekommen.”, meinte Sherlock nur mit ernster und tiefer Stimme, sah den Anderen mit Nachdruck stechend an. Der andere Mann gab einen abfälligen Laut von sich. “Nicht wenn ich ihn zuerst kriege.”, kam es unheilvoll. "Nun, klettern oder fallen?!" John wollte sich umdrehen, diesem Jakob am liebsten noch eine verpassen, wohingegen Sherlock - mit seinem Ideenreichtum vollkommen am Ende - gerade am lieber das Weite gesucht hätte. Plötzlich sah er, wie Jacob seinem Boss ungeduldig die Waffe entrissen und diese kurzerhand auf John richtete. "Das ist für die Knarre in meinem Rücken Arschloch und jetzt endlich rein da, sonst knalle ich deinen Freund über den Haufen, so wahr ich hier stehen, los jetzt!" Kam es drohend. Der Detektiv kniff die Augen zusammen, stöhnte ergeben und begab sich geschlagen zu der schwarzen Öffnung, fand auch schnell die Strickleiter und begann daran hinunter zu klettern. John, der an Ihn gefesselt war, musste ihm unwillkürlich folgen… Beide stiegen hinab ins schwarze Ungewisse. Für nicht lange, denn schnell hatten Sie das untere Ende der Leiter erreicht, Sherlock kam zuerst unten an, stand sofort hüfttief im eiskalten Wasser. John folgte ihm umständlich, hielt sich noch an der Strickleiter fest. Das Wasser um sie herum war übelriechend und ihre Kleider sogen sich schnell und unerbittlich damit voll. Sofort schaute Sherlock rauf zum Ein- und Ausgang dieses bizarren Loches, oder in was auch immer sie sich gerade befanden. Verflucht?! Wie hatte er auch nur diesen einen kleinen Hinweise übersehen können? Hatte es tatsächlich zu spät bemerkt. Dieser Hinterhalt. Dieses dumme Spiel…Das ganze Treffen war wohl letztendlich doch eine Falle gewesen, warum auch sonst sollte ihr nasses Gefängnis hier schon für sie vorbereitet gewesen sein. Mr. Clapton hatte wohl von Anfang an vor, sie beide hier rein zu stecken, ganz egal, wie ihr Gespräch ausgegangen wäre, beziehungsweise hatte der Kriminelle sicherlich schon geahnt, dass sich weder der Detektiv noch sein Doktor auf den Handel einlassen würden. John derweil hatte die Strickleiter los gelassen, stand nun frierend und verzweifelt neben seinem Kollegen. Dieser bemerkte nun, wie die Leiter langsam nach oben gezogen wurde, versuchte schnell sich an diese dran zu hängen, sie fest zu halten, wurde dabei sogar ein Stück mit nach oben gezogen. Doch plötzlich schlug nahe seinem Kopf eine Kugel ein, weshalb er reflexartig los ließ und ca. einen halben Meter zurück nach unten fiel. John, der mühevoll versucht hatte, nach zu klettern, duckte sich ebenfalls, soweit es sein, an Sherlocks Arm fest gekettet zuließ. Ein scharfer Schmerz durchfuhr Sherlocks linkes Bein, als er, an der Wand entlang rutschend, wieder auf dem Boden aufkam, dabei das Wasser unter sich gehörig aufwühlte. Sein Blick ging nach oben, sah wie die Leiter verschwand und das Loch schnell erst mit dem Gitter und dann mit den Grasbrocken wieder verschlossen wurde. Ein letzter, heller Strahl des Tageslichtes durch ein winziges Loch , bevor auch dieser letztlich ausgelöscht wurde. “Leben Sie wohl, Sherlock Holmes und Doktor John Watson. Und viel Spaß.”, kam es nur noch sehr undeutlich und dennoch hörbar, höhnisch lachend von oben. “Ich fasse es nicht?! Diese miese kleine-…” John hielt inne. Bemerkte Sherlocks Stille und horchte stillschweigend auf. “Sherlock?…”, erkundigte er sich mit leiser und beunruhigter Stimme. Der Angesprochene stand mittlerweile wieder direkt neben ihm, Der Doktor konnte ihn spüren, aber nicht sehen. Der Detektiv begann sofort damit seine Umgebung abzutasten. Eine Wand aus Stein… Eine Mauer?… Ein unterirdischer Gang?… Plötzlich schoss es Sherlock durch den Kopf. “Brunnen.”“Wie?” Doch wusste der Kleinere keinen Atemzug später auch schon von selbst, was genau der Größere mit diesem Wort meinte. Dieser sprach seine Erkenntnis sogleich nochmals mit tiefer Stimme deutlicher aus. “Wir sind in einem stillgelegten, alten Brunnen gefangen!” Kapitel 34: Falle ----------------- Ein leises, wellenartiges Geräusch waren zu vernehmen, während Sherlock nun anfing, etwas im Wasser umher zu hinken, um die Umgebung um sie herum noch genauer erfassen zu können, wollte feststellen wie groß der Brunnen war, in dem sie sich befanden. John wurde durch diese Tat etwas unsanft mitgezogen, da sie noch immer an jeweils einer Hand mit den Handschellen aneinander gekettet waren. Sein linkes Handgelenk tat ihm mittlerweile von dem ganzen herum Gezerre schon etwas weh, aber er störte sich nicht weiter daran. Es gab schließlich momentan wichtigeres - nämlich hier wieder raus zu kommen. Der Doktor konnte hören wie Sherlock einmal leise fluchte und dachte zuerst, dass dies vor allem der Tatsache geschuldet war, dass der Detektiv diese Sache hier einfach nicht hatte verhindern können. Dass er in seine Stolz und seiner Verbohrtheit immer Recht behalten zu müssen, einen Fehler begannen hatte. Einen, der einfach nicht hätte passieren dürfen. Sherlock schimpfte in der Tat in Gedanken mit sich selbst, ärgerte sich über seine eigene Sturheit, die Falle nicht gewittert zu haben und damit, beinahe sorglos, mitten in sie hinein getappt zu sein. Ein einziger musternder Blick hätte ausgereicht, ihm eine logische Schlussfolgerung mental zuzusenden. Die gewünschte Information wäre angekommen und hätte sie beide wohl höchstwahrscheinlich noch retten können. Hätte, hätte, hätte. … Nun war es zu spät. Diese Tatsache nagte an Sherlock, ließ ihn einen Moment lang nicht los und verstummt inne halten. Sein Freund versuchte derweil sich ebenfalls etwas in ihrem 'Gefängnis' zu orientieren. John war natürlich nicht gerade begeistert über den Verlauf und das Ende ihres Treffens mit Mr. Clapton, allerdings war sich der Doktor voll und ganz darüber im Klaren, dass er nicht Sherlock die Schuld für ihre nun missliche Lage geben durfte und wusste gleichzeitig, dass sein Kollege sich in diesem Augenblick gedanklich damit abquälte, es aber nicht zeigte, geschweige denn zugeben wollte. Typisch. John würde jedoch nie darauf herumreiten, oder dem Detektiv  sprichwörtlich auf die Nase binden, wie tief sie gerade im Schlamassel steckten. Das wusste der Größere mit Sicherheit selbst mehr als genau. Außerdem hätte der Veteran selbst auch ruhig etwas aufmerksamer sein können, hatte sich von George genau so täuschen lassen. Er war jetzt nur froh, nicht mutterseelenallein in diesem Loch gefangen zu sein. Nein, er hatte Sherlock an seiner Seite und dem war noch immer irgendwie ein Ausweg eingefallen, außerdem hatte der Jüngere doch von einer Absicherung im Notfall gesprochen, weshalb sich der Ältere sicher war, dass sie beide schon gerettet werden würden. Die Frage war nur wann?! Das Einzige was sie in der Zwischenzeit tun konnten, war zusammenzuhalten, nichts Unüberlegtes zu tun und trotzdem selbst einen Weg nach Draußen zu suchen. John sah sich um, was aber leider, im Grunde genommen, so gut wie nichts brachte, da um sie herum ein schwarzes Nichts herrschte. “Man sieht aber auch rein gar nichts hier unten…”, sprach der Veteran leise und eher zu sich selbst, tastete sich dabei ebenfalls langsam und vorsichtig an der kühlen Wand entlang. Sherlock hob den Kopf. “Moment…”, kam es antwortend, während er schnell in seine Mantelinnentasche griff und einen kleinen Gegenstand herausholte. Ein kurzes klickendes Geräusch war zu hören und  schon war plötzlich der helle, gelbweiße Stahl einer Taschenlampe an der Innenwand des Brunnens zu sehen. Überrascht ruckte Johns Kopf zu seinem Kollegen, sah ihn erstaunt und erfreut zugleich an. “Gut, dass ich mir die vorsichtshalber noch vor dem Treffen eingesteckt hatte.” Ein kleines Grinsen bildete sich auf Sherlocks Lippen. John lächelte schwach. Im Moment waren beide nicht besonders fröhlich zu Mute, aber das war Mal ein echter 'Licht' Blick und diese, wenn auch  noch so kleine, Hilfe verschaffte Ihnen ein wenig Erleichterung, welche sie schweigend dankend annahmen. Diese Taschenlampe war in der Tat mehr als hilfreich, woraufhin der Größere diese auch gleich für sie beide nutzte, um zu aller erst die Steinwand mit dem Licht abzusuchen, alles genau betrachtete. Ihre beiden Blicke folgten gebannt dem kleinen Lichtkegel. Sherlocks Augen nahmen dabei jedes noch so kleine Detail auf, suchte mit seinen gezielten und schnellen Blicken die ganze Wand, Stück für Stück, ab. Er brauchte allerdings nicht lange um eindeutig sagen zu können, dass sich hier nichts, wirklich rein gar nichts, befand was ihnen weiter helfen könnte. Auch der Doktor konnte nichts erkennen und finden, was nach einem Loch, Ausgang, Erhebung oder Sonstigem aussah. Die komplette Innenwand, die hier ringsherum ging, war zwar aus Stein, jedoch glatt, schmierig, an manchen Stellen moosig, und einfach nur ungeeignet um sich an ihr festzuhalten oder hoch zu klettern. “Und…wenn wir Rücken an Rücken, mit den Beinen hier hoch-” “Nein. Das wird zu nichts führen, glauben Sie mir.”, unterbrach Sherlock sofort seinen Kollegen. “Eine gute Idee, jedoch reine Zeitverschwendung. Wenn wir uns Rücken an Rücken pressen und gegenseitig stützen wollen, gelangen wir, wegen der Entfernung, welche für die genaue Anwendung dieser Technik normalerweise nötig wäre, nicht korrekt mit unseren Füßen an die Wand, dafür ist der Durchmesser des Brunnens etwas zu groß. Jeder einzeln hier hoch würde noch weniger klappen." " Raus spülen lassen können wir uns auch nicht, da der Pegel des Wasserstandes nicht genug steigen würde, selbst wenn es durch Zufall nun sehr heftig zu regnen beginnen würde. Wünschen tue ich mir das übrigens nicht, den die Wahrscheinlichkeit, dass wir hier drin ertrinken würde in diesem Fall exorbitant höher werden." "Beim runter klettern habe ich festgestellt, dass der Brunnen etwa fünf Meter tief sein müsste, also eigentlich nicht besonders tief, aber tief genug, dass jemand, der hier hinein gerät, es ohne fremde Hilfe nicht mehr raus schafft. Sie können den oberen Rand nicht einmal dann erreichen wenn Sie sich auf meine Schultern stellen und selbst wenn Sie es doch irgendwie hinbekämen, das Gitter könnten Sie alleine eh nicht zur Seite schieben. Mr. Clapton hat wirklich an alles gedacht.” John sah es ein. All diese Methoden würden also, wie es ihm gerade ausführlich erklärt worden war, nichts bringen. “John, Ihr Handy haben Sie nicht bei sich, nicht wahr?” Angesprochener sah erst etwas fragend drein, verneinte jene Frage dann aber. Er hatte so gut wir gar nichts bei sich, keine Waffe, kein Handy, auch keine persönlichen Sachen. Gott sei Dank, sonst wäre jetzt alles klitschnass und nicht mehr zu gebrauchen. Sherlock allerdings griff nochmals in eine seiner Manteltaschen, holte diese Mal sein feuchtes Handy heraus. Machte es am oberen, trockenen Teil seines Hemdes schnell sauber, tippte dann prüfend drauf herum und sah darauf hin das Displaylicht aufleuchten. Er nickte nur bestätigend, anstatt erleichtert über die noch verfügbare Funktion, auszuatmen. Sein Handy funktionierte also noch. Er schaltete es vorsorglich aus um keine unnötige Akku Zeit zu vergeuden. Erreichen konnte man hier unten ohnehin niemanden, der Empfang war einfach zu schlecht. Ja, George Clapton hatte offenbar wirklich im Vorfeld alles sehr genau geplant. Hatte einen ruhigen, menschenleeren Ort in diesem Park gesucht, diesen alten verschütteten Brunnen nahe eines neuerbauten Springbrunnens gefunden und aus diesem kurzum eine Falle gebaut. Extra hergerichtet für sie beide. Sherlocks verächtliches Schnaufen ließ seinen, an ihn angeketteten, Kollegen aufschauen. John war momentan ebenfalls damit beschäftigt , sich alle möglichen Befreiungsmethoden durch den Kopf gehen zu lassen, versuchte dabei auch sich seine Zeit in Afghanistan ins  Gedächtnis zu rufen. Dennoch half es alles nichts. Seine Ideen gingen ihm von Minute zu Minute mehr aus, gab sich letzten Endes doch geschlagen und ließ es sein. Hoffte nur noch darauf, dass dem Größeren vielleicht doch noch etwas einfallen würde. Während sich in der Zwischenzeit der Detektiv weiter umsah und nochmals die glitschige Wand abtastete, ging sein Blick irgendwann auch nach unten, näherte sich der Wasseroberfläche. Zugegebenermaßen angewidert zog Sherlock nun den rechten Schuh, indem er mit dem linken etwas nachhalf, aus und tastete dann mit seinem besocketen Fuß den Boden ab. Leider konnte er auch hier nur den glatten Stein erspüren, es gab kein Gitter oder anderweitige Öffnungen im Boden. Also war es nun amtlich. Es gab tatsächlich, außer der Öffnung, durch die sie zuvor zum hinunterklettern gezwungen worden waren, keine weiteren Ein- bzw. Ausgänge. Sie standen frierend in eiskaltem Wasser, welches dem Veteran bis zur Talie reichte. Saßen kurzum in einem stockdunklen, stinkenden ca. dreieinhalb Meter breiten und fünf Meter tiefen alten Brunnen fest, den höchstwahrscheinlich kein Mensch mehr kannte oder den jeder nach all der Zeit einfach wieder vergessen hatte. Hinzu kam noch erschwerend, dass sie beide an einem Handgelenk angekettet waren, Sherlock zwar an fast alles, aber natürlich nicht daran gedacht hatte, einen Dietrich einzustecken, es hier immer stickiger und kälter wurde und sie die ganze Zeit mit ihren nassen schweren Klamotten die Zeit absitzen mussten. Durch das verschlossen Loch dort oben, mussten sie aufpassen wegen Sauerstoffmangel, durften sich nicht all zu sehr körperlich verausgaben sondern musste, wie schon erwähnt, versuchen ruhig zu bleiben. Zumindest mussten sie, Dank Sherlocks nützlichem Mantelinhalt, nicht in völliger Dunkelheit ausharren, zumindest so lange die Batterie hielt. Erneut blickte der Veteran rauf zu seinem Gegenüber, sah seinen Kollegen besorgt an. …Irgendetwas stimmte doch mit diesem nicht, mal abgesehen von dem Offensichtlichen, meinte er. Zeitgleich wollte der Consulting Detective noch ein letztes Mal eine ganze Runde gehen, zog dabei den blonden Mann einfach mit sich und lief stillschweigend die ganze Wand entlang, bis sie wieder am Startpunkt angekommen sein müssten. Nachdenklich holte der Consulting Detektive tief Luft, versucht sich auch weiterhin nicht im Geringsten etwas anmerken zu lassen, wollte dem Kleineren nicht zu deutlich machen, in was für einer misslichen Lage sie sich befanden. Obwohl die Antwort eigentlich auf der Hand lag, stellte Watson seine Frage zu dieser trotzdem. “Was meinen Sie, wie lange wir hier unten noch gefangen sein werden?” Sein Gegenüber wandte sich langsam zu ihm um, lockerte plötzlich seine Haltung und lehnte sich etwas an die Steinwand. Zu Johns Verwunderung sah der junge Detektiv noch kurz auf seine Armbanduhr, ehe er seine Augen schloss und nun auch seinen Kopf nach hinten lehnte. “Nicht lange. Höchstens noch 30 bis 45 Minuten.” Mit dieser Aussage hätte der Doktor nun wirklich nicht gerechnet. Woher zum Teufel-… Er kam einen Schritt näher, musterte den anderen Mann ungläubig und wagte es noch einmal nachzufragen. “Woher wollen Sie das so genau wissen?….Moment. War das etwa Ihr Plan? Diese ‘Absicherung’ von der Sie vorhin in der Wohnung noch gesprochen hatten?” “Sie haben es erfasst.”, bestätigte Sherlock trocken, rieb sich dabei noch einmal Nase rümpfend über den Nasenrücken. “Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Sie ohne Ihre Waffe mit mir mitgehen lasse, mir nur das dümmliche Geschwafel von diesem George antue, blauäugig ohne Vorbereitung für eine offensichtliche Falle?” Selbstverständlich hatte der Arzt das nicht geglaubt. Deshalb war er zuerst auch verwundert gewesen, dass dem neben ihm auch dem Anderen diese Art von Falle wohl wirklich nicht aufgefallen war. “Zu meinem ärgerlichen Bedauern muss ich zugeben,…dass ich nicht von einer Grube, einem Loch oder eben einem Brunnen ausgegangen war. Mein Verstand wollte von all möglichen Tricks und hinterhältigen Vorgehensweisen ausgehen, blendete dabei aber fatalerweise leider die einfachste Sache aus. Dass George ein angeberischer Idiot ist, bleibt bestehen. Doch seine Einfälle hätte man wohl nicht unterschätzen dürfen. Ein genialer Schachzug …” “Ein Brunnen.”, meinte der Veteran zum Schluss noch hinzufügend und seufzte leise. Er musste unweigerlich zugeben, dass er es wirklich erstaunlich fand, wie Sherlock seine eigene innerliche Niederlage, diesen kleinen dummen Fehler, selbst und freiwillig preisgab, erläuterte und es John mitteilte. Sonst war es, zumindest bisher immer so gewesen, dass der Meisterdetektiv sich seinen Teil dazu nur dachte und diesen damit für sich behielt. Doch hier und jetzt,… die plötzliche Offenheit des Jüngeren brachte Johns schlechtes Gewissen vom heutigen Morgen unweigerlich in dessen Fokus zurück. Deshalb blieb er still, stellte sich wortlos neben seinen Kollegen an die Wand, atmete erst einmal tief ein und wieder aus. Trotz des Gestankes. “Unter Platzangst scheinen wir beide nicht zu leiden, Müdigkeit und Hunger wären auch kein Problem, also sollte unsere Wartezeit reibungslos verlaufen.” Das vielleicht schon. Trotzdem munterte diese Erkenntnis den Arzt nicht sonderlich auf. Schließlich war es immer noch kalt. Eiskalt. Auch wenn sich der Körper bis zu einem gewissen Grad nach und nach an die Kälte gewöhnte, hatte er längst unweigerlich zu frieren und dadurch ein leichtes Zittern begonnen. Als Sherlock so Gedanken versunken mit der kleinen Taschenlampe umher leuchtete, fiel John wieder ein, was er noch unbedingt von dem Größeren wissen wollte. Jetzt hatte er endlich die Chance deswegen nachzufragen. Er musste es einfach wissen. Zudem war es momentan eine willkommen Ablenkung. “Ok Sherlock, wie haben Sie das angestellt? Und Bitte, lassen Sie keine Details aus. Wir haben, wie es aussieht, ja genug Zeit für Ihre Erklärungen.” Etwas verwundert sah der Angesprochene kurz zu seinem Nebenmann, hatte aber im Grunde genommen eigentlich schon auf solch eine Frage gewartet, wusste auch genau auf was sich diese bezog und konnte sich nun ein kleines Grinsen nicht verkneifen. “Es ist ganz simpel.”, fing er schließlich an zu erzählen. “Vorgestern Nacht bekam ich einen überraschenden Anruf von unserem Vertrauten Butler. Verzweifelt teilte er mir mit, dass er im Anwesen heimlich eines der Gespräche des Maklers belauscht hat. Wie zuvor von mir schon vermutet und sich nun wohl als sicher herausgestellt hat, ist dieser schmierige Typ einer von Georges Leuten. In dem Gespräch ging es wohl in etwa darum, Charlys Familie zu entführen und an einen ihm unbekannten Ort zu bringen, wahrscheinlich um ihn noch mehr unter Druck setzen zu können. Mehr brauchte ich gar nicht um mich dieser Sache annehmen zu können. Ich befahl Charlie, dass er wie bisher weiter arbeiten sollte, um keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Dadurch konnte ich noch in der selben Nacht, Dank des bekannten Obdachlosen-Netzwerkes und einer kleinen Bezahlung, seine Familie ausfindig machen und das Scotland Yard benachrichtigen. Lestrade sollte sich persönlich um diese Angelegenheit kümmern, was er auch getan hat.” So war das also. Charlie hatte persönlich und aus Angst um seine Familie letztendlich bei Sherlock angerufen. “Und der Butler?” “Der befindet sich mittlerweile schon bei seiner Familie. Lestrade weiß wie immer nur so viel, wie ich für notwendig gehalten habe und das ist, dass die Familie des Thomson Butlers wichtig für den Fall sind. Von dem Makler sollte er sich bis auf weiteres auf meinen Rat hin fern halten, da es uns nicht weiter bringen, einen so kleinen Fisch zu fangen, da er damit sicherlich nur die Haie aufscheuchen würde. Zu riskant. Und bevor Sie fragen - ja, Lestrade ist unter anderem auch derjenige der uns hier raus helfen wird.” Erstaunt darüber, dass Sherlock mal wieder schon zuvor gewusst zu haben schien, was er gedacht hatte, starrte John stumm geradeaus, ließ sich das eben Gesagte nochmals durch den Kopf gehen. Dabei kam er nicht umhin, erneut an dieses mysteriöse Familienerbstück zu denken, wüsste doch nun noch zu gerne, um was es sich denn nun letztendlich genau handelte und warum es so absolut unbezahlbar und wertvoll sein sollte. Ein kurzer Blick des Detektiven genügte um abermals zu erkennen, was der Doktor als nächstes wissen wollte. “Da es Ihnen anscheinend auf der Zunge liegt danach zu fragen, werde ich einmal gnädig sein.” Überrascht sah John auf. “Die Geschichte mit diesem Erbstück, als ich George erklärte, dass es sich nicht mehr im Anwesen befindet und er anfing zu glauben, ich wüsste wo es sei - alles nur Bluff. Beziehungsweise - dass sich dieser Wertgegenstand eindeutig nicht mehr dort befinden kann, erscheint mir auf Grund meines jetzigen Wissensstandes vollkommen klar. Aber wo es jetzt gerade anstatt dessen befindet, dass weiß ich bedauerlicherweise tatsächlich, zumindest noch, nicht. Ich bin kurz davor auch dieses Rätsel zu lösen, das weiß ich, dafür fehlt mir aber schlichtweg zum jetzigen Zeitpunkt noch das letzte Puzzlestück.” Sah da mal einer an. Sonst wusste der selbsternannte Consulting Detective doch auch immer alles. Nur würde John diesen hämischen Satz niemals aussprechen. Jedenfalls nicht jetzt in dieser ungünstigen Lage. Er seufzte leise, lächelte innerlich und verfolgte weiterhin mit den Augen den Lichtschein der Taschenlampe. “Eine Frage hätte ich aber noch.”, fügte der Doktor schließlich noch an: “Was haben Sie Lestrade genau gesagt? Woher will er wissen wo wir sind und wann er seine Leute zu uns schicken soll?” Sherlock verdrehte, von John unbemerkt, der banalen Frage wegen kurz leicht genervt die Augen. “Ganz einfach. Wir vereinbarten einen Zeitpunkt. Ich sagte ihm, dass er sich sofort auf den Weg machen soll, wenn ich mich nicht nach einer halben Stunde, ab Beginn des Treffens, bei ihm per SMS melden sollte. 16:15Uhr wollten wir uns mit George treffen. Ungefähr eine Viertelstunde lang unterhielten wir uns, bevor wir schließlich hier runter gebeten wurden. Als ich eben noch auf die Uhr schaute war es 16:35Uhr, er würde also noch ca. eine halbe Stunde brauchen um hierher zu fahren und uns zu finden, da wir uns jetzt etwas abseits befinden, nicht zu vergessen unter der Erdoberfläche. Ich gab Lestrade zuvor natürlich den genauen Ort des Treffpunktes. Er wird uns demnach schon finden.” Wie sein Doktor bemerkte schien der Detektiv sich durchaus keine Sorgen deswegen zu machen. Gelassen und mit, soweit im schwachen Licht der Taschenlampe erkennbar, steinerner Miene behielt er die Kontrolle und hatte dabei anscheinend die Ruhe weg. Eben noch nach einem Ausgang gesucht und nun einfach nur noch die Zeit absitzen. Nicht gerade abenteuerlich. Doch war es vielleicht auch besser so, wie John fand. Er gab zu, dass er nicht unbedingt scharf darauf gewesen wäre, wenn er anstatt dessen zum Beispiel, an den anderen Mann gekettet, in dieser Brühe durch enge unterirdische Gänge herum tauchen hätte müssen, auf der Suche nach einem zweiten Durchgang. “Und trotzdem suchten Sie hektisch nach einem Ausgang?”, hakte John nun doch einmal neckend nach. Plötzlich schien darauf hin allerdings das grelle Licht der Taschenlampe direkt in das Gesicht des blonden Mannes, welcher darauf hin nur erschrocken einatmend seine freie Hand hob um damit seine Augen davor abzuschirmen. “Sehen Sie sich doch an. Sie frieren, verkühlen sich momentan Ihren ganzen Unterkörper, haben sich bei meinem Versuch die Strickleiter festzuhalten, am Handrücken verletzt und Ihnen fällt das Atmen zunehmend schwerer. Mir geht es nicht anders und wenn es irgendwie möglich gewesen wäre, hätten wir uns schon alleine wieder aus diesem Schlamassel befreit. Ich persönlich kann mir zumindest Schöneres vorstellen, als hier untätig ewig auf Lestrade und seine Leute zu warten, schlimmsten Falls zu erfrieren oder mich vorher noch zu Tode zu langweilen, ehe sie uns gefunden haben.” Die zynischen und beinahe heraus gepressten Worte Sherlocks heiterten den Doktor nun nicht gerade auf, bewirkten in diesem Augenblick eher das Gegenteil. Noch immer leuchtete Sherlock ihn an, was John nun aber einfach nicht mehr aushielt und die Taschenlampe deshalb mit seiner Hand etwas zur Seite schob. “Ist ja gut, beruhigen Sie sich wieder.”, meinte er kühl, fast schon eingeschnappt, versuchte in der Dunkelheit im Rückschein des Lichtkegels, welcher jetzt wieder zur Wand gerichtet war, die Augen des Größeren zu erkennen und sah ihn anschließend einfach nur leicht verärgert an. Dabei rieb er sich unbewusst das angekettete Handgelenk, spürte an dieser Stelle wieder diesen ziehenden Schmerz… Gut, somit war dieses Thema dann wohl auch erledigt und nun hieß es also einfach nur noch auf Lestrade und seine Leute warten… der Detektiv wandte seinen Blick langsam von seinem Doktor ab, in Richtung der gegenüberliegenden Brunnen Wand. John während dessen beobachtete Sherlock einfach nur, wünschte sich gerade wirklich dessen Gedanken lesen zu können. Dieser bekam davon bewusst nichts mit, sah einfach nur, in Gedanken versunken, stur geradeaus. Der blonde Mann ertappte sich plötzlich dabei, wie sich das schlechte Gewissen, dass er heute morgen dem Größeren gegenüber empfunden hatte, nun langsam wieder auf seine Schultern schlich und ihn erneut zu erdrücken drohte. John schluckte. Warum gerade jetzt? Konnte das nicht warten, bis sie beide wieder sauber in ihrer warmen Wohnung saßen? Wahrscheinlich lag es am Sauerstoffmangel, der Dunkelheit oder dieser eiskalten, übelriechenden Brühe, in der sie standen… Während dieser Suche nach Ausreden war sich der Veteran allerdings gleichzeitig sehr genau darüber bewusst, was für einen Unsinn er sich einredete, nur um der Last dieses eigentlich, zumindest seiner Meinung nach, so unbegründeten Gefühls zu entkommen. Das Stirnrunzeln des Doktors führte dazu, dass dieser keinen Augenblick später wieder die volle Aufmerksamkeit des Detektivs auf sich zog, welcher ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue von der Seite her stutzig anblickte. Doch nicht für lange, denn schon kümmerte er sich nicht weiter um das Verhalten seines kleineren Kollegen, ging lieber ein paar Schritte, den inzwischen, durch das aufgenommene Wasser, ziemlich schwer gewordenen Mantel innerlich verfluchend. Zudem ärgerte er sich auch noch maßlos darüber, dass er sein Dietrich Set in der Baker Street gelassen hatte, aber wer hätte auch schon ahnen könne, dass dieses nötig werden würde, um unliebsame Partnerarmreifen zu entfernen. Unvermittelt knickte der Detektiv dann plötzlich beim Gehen etwas ein, kniff dabei für einen kurzen Augenblick unmerklich die Augen zusammen. Ohne zu seinem John zu sehen, steuerte er darauf hin sofort die Wand an, um sich mit dem Rücken dagegen lehnen zu können. Sherlock musste gar nicht erst zu John schauen um zu wissen, dass er nun dessen volle Aufmerksamkeit hatte. Genervt grummelnd kam von ihm nur leise zischend “Es ist nichts.” “Das sieht in meinen Augen aber ganz anders aus.” Er hatte es schon geahnt oder viel mehr sicher gewusst, dass John sich ja doch nicht so einfach abwimmeln lassen würde, woraufhin der Größere von beiden nur missmutig seufzte. Also doch! Dem Arzt war doch gleich etwas Merkwürdiges an Sherlock aufgefallen. Dieser musste sich offensichtlich ebenfalls irgendwo verletzt haben. Skeptisch fing er von Neuem an den anderen Mann zu mustern, kam dabei gleich etwas näher. Und ohne dabei den ernsten Ton in der Stimme zu verlieren oder anderweitige Gegenwehr-Versuche erst zuzulassen, platzierte John seine freie Hand auf Sherlocks Brust, drückte ihn beim Reden näher an die Wand. “Heben Sie Ihr linkes Bein.” “John, ich sagte doch, dass-” “Das war keine Bitte!”, unterbrach der Arzt, im Nachdruck verleihenden Befehlston, Sherlocks Versuch sich wie immer zu drücken. Dem Consulting Detective waren seine eigenen Verletzungen vielleicht egal, oder mehr zweitrangig. Aber nicht John. Wenn sie hier unten schon so lange auskommen mussten, konnte er wenigstens mal ein Auge darauf werfen, auch ohne Hilfsmittel und ärztliches Werkzeug. Nicht nur der Arzt allein sprach in diesem Augenblick aus ihm. Auch jene Sorge, die John für seinen Freund und Kollegen empfand. Ob nun größere oder kleinere Verletzung, spielte in diesem Fall keine Rolle. Kurzerhand schnappte er sich ungefragt die kleine Taschenlampe aus dessen Hand, woraufhin der Bestohlene nur missbilligend schnaufte, wusste dieser doch genau, dass sich der Veteran jetzt ganz und gar nicht mehr davon abhalten lassen würde, ihn untersuchen zu wollen. Das einzig Gute an ihrer misslichen Lage war, dass keiner von beiden, besonders Sherlock, mehr wegrennen oder flüchten konnte - wie John nebenbei auffiel. Ohne länger zu warten griff Letztgenannter runter ins Wasser, direkt unter Sherlocks, schon leicht angehobenes, Bein und zog es etwas weiter nach oben. Da das Wasser auch Sherlock bis zum Hüfte ging, wollte John dessen Bein nicht all zu weit anheben, ließ es noch unter Wasser und lenkte das Licht der Taschenlampe so gut es ging nach unten, um sich nun ein Bild von dem Ganzen zu verschaffen. Durch diese plötzliche Tat hatte sich der Detektiv etwas überrascht mit einer Hand an der Wand festgehalten, blickte stillschweigend und weiterhin emotionslos geradeaus. Derweil begutachtete John mit fachmännischem Blick sein Bein, sah es sich genau an, murmelte einmal irgendetwas Unverständliches und atmete schließlich tief und langsam aus. Das grelle Licht wieder auf die Wand neben Sherlock gerichtet, da er diesen nicht unbedingt blenden wollte, sah er nicht gerade erfreut aus, während er das Bein in seiner Hand wieder langsam abließ. “Und, wie lautet die Diagnose, Doktor?” Der desinteressierte Ton der hierbei mitschwang gefiel John noch weniger, sah seinen Gegenüber ernst und eindringlich in die Augen. “Sie können froh sein, dass es sich hierbei ‘nur’ um zwei mittelgroße Verletzungen handelt. Eine aufgeschürfte Wunde am Knie und eine Art Riss an ihrem Unterschenkel. Beide werden nur spärlich von dem Stoff Ihrer Hose bedeckt und wie es aussieht bluten Sie noch immer.” Er machte eine kurze Pause. Versuchte auch nur irgendeine noch so kleine Regung im Gesicht des Meisterdetektivs zu erkennen. Doch Fehlanzeige. “Sherlock, wenn Sie keine Blutvergiftung oder anderweitige Krankheiten durch diese Wunden bekommen wollen, müssen wir die Blutung schnellst möglich stoppen.” Erst jetzt blickte Sherlock auf seinen kleineren Partner herab, wusste doch selbst schon längst um seine Verletzungen und die eigentlich nötige Versorgung dieser. Hatte bis dato seine Interesse dennoch lieber ihrem Versuch hier wieder raus zu kommen gewidmet, was ihm derzeitig einfach wichtiger erschien. Doch hatte er bei seinen Überlegungen nicht mit dem Doktor gerechnet, der bei solchen Sachen niemals locker lassen würde. So auch die nächste Reaktion des blonden Mannes. “Auch wenn Sie nichts sagen, es wird sich nichts daran ändern. Dann werde ich mich eben alleine darum kümmern, denn verbluten lassen werde ich Sie hier ganz bestimmt nicht.” “Es sind nur zwei kleine-” “Nein Sherlock, so etwas fangen wir gar nicht erst an.” Entschlossen klemmte der Arzt die kleine Taschenlampe schnell zwischen die Zähne und fing dann auch sogleich, wenn auch etwas umständlich, damit an erst seinen rechten freien Arm aus dem Jackenärmel zu befreien. Sherlock sah dem Ganzen nur leicht verblüfft zu. Dass dieser Doktor aber auch so hartnäckig sein musste. Im Grunde genommen genauso eigensinnig wie er selbst… Ein dezentes Schmunzeln stahl sich auf Sherlocks Mund. Dieser bestimmte und deutlich hörbare Befehlston seines Kollegen, war neu, etwas anders als sonst, doch missfiel er ihm in keinster Weise. Sherlock störte sich nicht im geringsten daran. Viel mehr…musste er momentan aufpassen mit seinen Gedankengängen nicht wieder vom gewohnten Weg abzukommen. Musste sein hoch funktionelles Gehirn am Laufen halten. So nah… wie sie beide sich schon wieder waren… das Pokerface musste wieder herhalten. Er musste sich zusammen reisen, all den anderen gefühlsduseligen Kram nicht neu aufkeimen lassen. Nicht hier. Nicht jetzt… Der Detektiv schluckte hart. Kapitel 35: Für den einen Pflichterfüllung, für den anderen Folter ------------------------------------------------------------------ Nachdem John seine Jacke komplett ausgezogen hatte - welche nun nur noch am linken Handgelenk, wegen der Handschellen, herunter hing - versuchte er mühevoll ein Stück vom Stoff seines langärmligen Hemdes abzureißen, setzte dazu ganz oben an der Schulternaht an, zog ein- bis zweimal kräftig daran, bis schließlich dort mit einem Ruck ein Riss entstand und er den Stoff um seinen Arm herum nach unten ziehend abreißen konnte. Wenn er die Wunden unter Wasser verbinden würde, wären die Stoffstücke zwar nass, würden zur Stillung der Blutung allerdings seiner Einschätzung nach trotzdem ausreichen, zumindest vorerst, wenigstens so lange bis Lestrade sie beide endlich aus diesem Loch fischen würde. Ohne Zögern griff der Doktor, den ersten Stofffetzen in den Händen, ins Wasser, legte diesen zuerst am dem Knie seines Kollegen an. Sherlock versuchte derweilen John so gut es ging zu unterstützen, hatte er schließlich eingesehen, dass sein „Leibarzt“ diese Verarztungsaktion hier unten durchführen würde, ob sich sein Patient nun wehrte, mithalf oder die Prozedur reglos über sich ergehen ließ. Da wählte der Detektiv doch lieber die zweite Variante, indem er den rechten Arm locker ließ um seinem Handschellenpartner so viel Bewegungsfreiheit wie möglich zu geben und selbstständig das verletzte Bein so gut es ging nach oben hielt. Mit geübten Handbewegungen hatte dieser das Knie schnell fest umwickelt, zog schlussendlich noch einmal etwas stärker an den Enden des Ärmels um den Druck auf die blutende Stelle zu maximieren. Ein leises Stöhnen war zu hören, was John kurz aufschauen ließ. Der Detektiv hatte für einen kurzen Augenblick die Augen zusammengekniffen und sich wieder an der Wand festgehalten. Der Kleinere schüttelte innerlich seufzend den Kopf. Hatte der ach so stolze und gnadenlos coole Meisterdetektiv also doch Schmerzen. Eben jener setzte kurzum wieder seine übliche Maske auf, holte lauter als gewollt tief Luft und sah einfach nur stumm zur Seite, als wäre nichts gewesen. War aber auch nicht anders zu erwarten gewesen. Unverdrossen machte John noch einen kleinen Knoten, ohne dabei seinen „Patienten“ aus den Augen zu lassen. Schon wieder… schon wieder war er ihm so nah, fiel dem Veteran erst jetzt so richtig auf. Würde es hier nicht so übel riechen, hätte er mit Sicherheit längst Sherlocks eigenen angenehmen Geruch wahrnehmen können. Kaum merklich begannen seine Hände zu zittern, was dem Detektiven mit Sicherheit nicht entging. Das ihm plötzlich, gerade in so einer Situation, dieser Gedanke im Kopf herumschwirrte alleine wäre eigentlich schon Grund genug gewesen seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen. Doch, dass er auch noch auf diese eigentlich routinemäßige und medizinisch notwendige Nähe derart reagieren musste,… es eindeutig als überaus unpassend empfand,... Sein schlechtes Gewissen hatte den Veteran endgültig wieder, lastete beinahe schwerer auf den Schultern des blonden Mannes, als am Morgen direkt nach seiner „Tat“. Und erneut kam er sich deswegen vollkommen bescheuert vor. Nach der einträchtigen Putzaktion hatte er versucht das Gespräch mit seinem Mitbewohner zu suchen, doch selbst wenn Sherlock ihn zu Wort hätte kommen lassen, er hatte nicht gewusst, wie er sein Bedürfnis hätte vortragen sollen. Sich bei Sherlock entschuldigen? John war innerlich komplett durcheinander, alle bisherigen Erfahrungen und geistigen Anpassungen in seinem Leben halfen ihm in dieser Situation kein Stück weiter. Alles, was er mit diesem Mann, den er hier unten in einem stinkigen, alten, stillgelegten Brunnen notdürftig ärztlich versorgte, bis jetzt erlebt hatte, hatte ihn letztlich an diesen Punkt gebracht, in eine für ihn, vor seinem Zusammenleben mit Sherlock Holmes, vollkommen unbekannte Richtung. Etwas Neues, Seltsames und wie er sich insgeheim eingestand, Aufregendes, was ihm vielleicht für immer verborgen geblieben wäre, hätte er diesen einen Mann niemals getroffen. Ein Schlund aus den gegensätzlichen Gefühlen Schuld und Neugier tat sich in ihm auf, fegte aber wohl eher, anfangs von ihm unbemerkt oder eher vehement unterdrückt, schon seit viel längerer Zeit durch seinen Verstand. Zuerst hatte er sich durch diese in seinem „normalen“ Alltag, seinem Leben, wie es seiner Meinung nach sein hätte sollen, behindert gefühlt, aber letztendlich, spätestens heute Morgen hatte er sich eingestanden, dass er sich gleichzeitig seinen wohl wahren und eindeutigen Erkenntnisse verschlossen hatte, statt sie zu akzeptieren, endlich mit seinem Körper und Seele zu vereinigen, in Einklang zu bringen… Warum,… verflucht… Warum war es nur so schwer? Dem angeblichen Soziopathen vor ihm schien es im Vergleich zu ihm selbst augenscheinlich ungewöhnlich leicht zu fallen, also warum traute John Watson nicht einfach auch seinen eigenen Gefühlen? Wie in Trance starrte der ehemalige Militärarzt seinen Gegenüber, ohne es wirklich mitzubekommen, stumm an. Dachte über die letzten zwei Tage nach, besonders über ihre, wie er es selbst, wenige Sekunden nach dem er Sherlocks Zustimmung regelrecht erzwungen hatte, schon selbst erkannt hatte, dämliche Vereinbarung. Ja. Sogar für IHN hatte es sich bereits in der besagten Situation verlogen und falsch angefühlt, eine unsinnige, unnötige und eingeschränkte Regel die sie... oder… viel mehr nur er selbst aufgestellt haben wollte… Johns Mund wurde allmählich trocken, musste einmal schlucken, während er, beinahe verzweifelt, versuchte mit seiner eben angefangenen Tätigkeit weiter zu machen. Ihm war natürlich aufgefallen, dass Sherlock ihm dabei entgegen kam, weshalb er diesen auch nicht mehr länger warten lassen wollte. Und endlich, keinen Atemzug später fand sich John wieder im Hier und Jetzt. Ohrfeigte sich gedanklich noch für diese wiederkommenden Grübeleien und Selbstzweifel seines sturen Egos. Wollte jetzt endlich seine Arbeit hier beenden und griff sich deshalb auch schon kurzerhand wieder nun an seinen rechten Ärmel um diesen ebenfalls abzureißen. Fatalerweise hatte er dabei jedoch nicht länger auf die Taschenlampe geachtet, die er noch immer zwischen seinen Zähnen geklemmt hielt, sodass sein Kiefer sich für einen kurzen Moment entspannte und ihre einzige Lichtquelle an diesem düsteren Ort dabei prompt mit einem lauten Platschen nach unten ins Wasser fiel. “Verdammt?!”, kam es daraufhin schon laut fluchend. Verärgert über sich selbst und die Tatsache, dass er mal wieder durch seine Gedankengänge abgelenkt gewesen war, sah Watson der kleinen Taschenlampe hastig hinterher, versuchte sie noch im Absinken zu fassen zu bekommen. Leider zu langsam. Schon war sie außerhalb seiner Reichweite. Sollte er nach ihr tauchen? Nein, er konnte da nicht runter. Dieses Wasser war einfach zu widerlich. Kurz rieb er sich nachdenklich und mit sich ringend die Stirn. Nein, entschied er nach kurzem Überlegen erneut, er würde es trotzdem nicht machen, auch wenn das bedeuten würde, ab jetzt im Dunkeln auf Rettung warten zu müssen. Was soll’s. Das laute, deutlich genervt klingende Seufzen seines Gegenübers ließ ihn diese Situation schnell wieder vergessen. Der Veteran presste die Lippen aufeinander, richtete sich wieder auf und führte seine Arbeit scheinbar ungehindert fort. Ein erneutes Ratschgeräusch von zerreißendem Stoff war zu hören, bevor John realisierte, dass bei diesem ja die Handschelle am Handgelenk beim Abstreifen im Weg war. Doch auch dafür fand er schnell eine Lösung und legte kurz darauf den zweiten Stoffstreifen zurecht, um sich dann auch schon mit diesem in den Händen ein zweites Mal Richtung Sherlocks verletztem Bein zu beugen. Zum Glück reichte das grelle Licht der Taschenlampe, auch wenn sie sich nun auf dem Grund des Brunnens befand. Die Frage war nur - Wie lange würde das Licht noch an bleiben? Hoffentlich wenigstens bis zum Abschluss der Wundversorgung. Ohne diese kostbare, nicht abschätzbare Zeit weiter zu verschwenden führte der Doktor den Stofffetzen unter der Wasseroberfläche zu Sherlocks Unterschenkel, legte diesen auf die offene Wunde und merkte augenblicklich, wie sich der Körper vor ihm leicht verkrampfte. Ohne aufzuschauen wartete es einen kurzen Moment, ehe er das Stück Stoff weiter um die schlanke Gliedmaße wickelte. Sherlock währenddessen blieb dieses Mal vollkommen still, hätte sich eher die Zunge abgebissen, als nochmals irgendeinen weinerlichen oder anderweitigen Laut von sich zu geben. So starrte der Detektiv auch weiterhin zur Seite, ohne eine Miene zu verziehen, ließ sich mehr oder weniger - auch wenn er es noch immer als nervend und unnötig empfand - von seinem Doktor verarzten. Aber so langsam….schien sich mehr und mehr ein kleines Problem zu entwickeln, was bislang, zumindest seiner Vermutung nach, nicht nur den Detektiven betraf. Dessen Gehirn jedenfalls war momentan dabei, krampfhaft herauszufinden was für ein verfluchtes Gefühl sich da schon wieder just in diesem Augenblick in die aktuelle Situation einschlich. Verwirrt runzelte der Jüngere die Stirn… Das wird doch nicht schon wieder-… Darauf konzentriert sich nichts anmerken zu lassen, krallte der Consulting Detective seine Hand noch mehr an die Wand, wenn auch ohne Halt an ihr zu finden. Sein Magen zog sich in beinahe unangenehm zusammen und er musste entnervt zugeben, dass sich alles, wirklich alle Empfindungen, gerade von seinem Unterschenkel aus nach oben durch seinen Körper flossen und das nur wegen zwei, ihm durchaus bereits bekannte, Händen, welche sich schnell und gewissenhaft daran machten seine Verletzungen, so gut es hier unten eben ging, zu versorgen. …Der reinste Horror - wie Sherlock mit einem Mal feststellen musste. Denn zu seinem Bedauern waren jene Berührungen trotz dem Schmerz… angenehm, vertrauenswürdig und zudem recht geschickt ausgeführt. Sein Freund und Kollege berührte ihn kaum, weder an seinem Bein und noch weniger an seinem Körper, nur wenn es sein musste, versuchte scheinbar, so gut es in dieser „intimen“ Situation ging, trotzdem Abstand zu halten. Doktor John Watson hatte das sicherlich bereits unzählige Male getan und wahrscheinlich auch schon an vergleichbar unwirklichen Orten, ob es auch immer so ablief, oder verhielt sich der Doktor ihm gegenüber anders als sonst, wenn er jemanden ärztlich versorgte? War es denn wirklich besser so? Wahrscheinlich.… Noch ein weiteres Mal den Stoff um Sherlocks Bein wickelnd, wurde John langsam fertig. Zog diesen fest und wollte zum Schluss noch einen Knoten machen, hielt dann aber kurzzeitig erschrocken inne. Beide Männer sahen synchron abrupt nach unten, nur um zu beobachten, wie ihre Lichtquelle plötzlich zu Flackern anfing. Gerade als John mit sich rang, sich doch noch dazu zu entschließen, nach unten zu tauchen, war es auch schon zu spät… Das Licht wurde immer schwächer, bis es schließlich vollkommen erlöschen würde, um das Ermittlerduo erneut im schwarzen Nichts zurück zu lassen. Nun standen sie also, wie zu Beginn ihres unfreiwilligen Aufenthalts hier wieder im Dunkeln. Während des Verdunklungsprozesses flüsterte John entsetzt “Nein…” und ärgerte sich gleichzeitig darüber, dass er dieses Ding einfach hatte fallen lassen. Wütend über sich selbst biss er die Zähne zusammen, sah etwas fragend nach oben. Suchte in dem immer schwächer werdenden Licht die Augen seines Kollegen. Sherlock schüttelte sachte den Kopf, wusste dass es nicht Johns Schuld war, dass sie hier, ob nun mit oder ohne Beleuchtung, weiter herumstehen und warten mussten. Sich über solch eine Lappalie aufzuregen hätte also eh nichts gebracht. “Es dauert eh nicht mehr lange bis wir hier rauskommen.” Die plötzlich so ungewohnt ruhigen Worte seines Gegenübers, ließen John die Luft anhalten. Das Leuchten der Taschenlampe wurde zum Schluss hin immer abgehakter, mit mehr und längeren Pausen dazwischen flackerte es die letzten Male auf. Schon konnten die beiden Männer nur noch mit Mühe das Gesicht des jeweils Anderen ausmachen, mit angestrengtem Blick die Augen ihres Partners erkennen. Der Größere von beiden ließ ein wenig die Augenlider sinken, was John mittlerweile schon gar nicht mehr sehen konnte. Sherlock wusste nicht genau weshalb und wie er dazu kam in solch einer unmöglichen Situation und Lage über diese wieder aufkommende Wahrnehmungen nachzudenken. Sein Hirn durchströmte eine Vielzahl an Erinnerungen, Bilder und Erfahrungen. Erinnerungen an die letzten Tagen, gemeinsamen Minuten und Stunden mit seinem Mitbewohner. Zweideutige Bilder, die ihm ohne für ihn logische Reihenfolge teils klare, teils verschwommene Szenen seines Freundes und Kollegen nochmals vor das geistige Auge führten, alle solche, welche ihm neue Seiten von dem ehemaligen Militärarzt offenbart hatten, da Sherlock all diese in seinem Gedächtnis gespeichert hatte. Und solche von Erfahrungen, die er, ohne es Anfangs gewollt zu haben, mit diesem Arzt schon durchlebt hatte. Seltsame und ungewohnt prickelnde,… viel zu heiße und… fraglich erstaunliche Empfindungen… Nie hätte der selbsternannte Consulting Detektiv auch nur im Geringsten für möglich gehalten, dass solch eine Sache - so ein instinktgesteuerter Trieb - in gewisser Weise und mit einem bestimmten Menschen so anders und… im Grunde genommen doch recht angenehm sein konnte... Sein Gehirn log. Unerbittlich. Verdrängte den Zustand vollständiger Zufriedenheit.... ja sogar ein Gefühl in ihm, welches sehr viel mehr war als ein einfaches ‘angenehm’. Noch konnte und wollte Sherlocks unbeugsamer und analytischer Verstand nicht zugeben, was für ein wahres Gefühl nur hinter all diesen Erinnerungen, Bildern und Erfahrungen stecken konnte, sich wirklich dahinter verbergen musste. Was für ein starrsinniger und verbockter Soziopath er doch war, solch eine Fähigkeit zur schonungslosen Selbstreflektion hätte er sich selbst gar nicht zugetraut und wäre er momentan dazu in der Stimmung gewesen, hätte er wahrscheinlich dieses Umstandes wegen über sich selbst gelacht… Doch bevor er noch sentimentaler werden hätte können, stopfte er gedanklich so schnell wie möglich alle unpassenden Elemente seiner Gedanken in eine Kiste, wollte diese gerade fest verschließen als… ein leichtes Zittern ihn von diesem Vorhaben ablenkte und nach unten schauen ließ. Doch dort sah er, wie eigentlich erwartet, nichts. Nun standen sie also, wie zu Beginn ihres unfreiwilligen Aufenthalts hier wieder im Dunkeln. Doch dieses Zittern… Es war fühlbar nah, ließ den Detektiv, als er dessen Ursprung erkannte, fragend die Augenbrauen hochziehen. Die Quelle dieses konnte natürlich, rein logisch betrachtet, da sie beide nach wie vor alleine hier unten gefangen waren, nur der kleinere Mann vor ihm sein und die Ursache war auch mehr als offensichtlich. Der Doktor fror durch die erneute Dunkelheit um sie herum immer mehr. Was allerdings auch kein Wunder war, da dieser sich ja zuvor selbstlos die Jacke ausgezogen und zudem beide Ärmel abgerissen hatte um mit dem Stoff seinen Kollegen notdürftig versorgen zu können. Sherlocks Schal wäre hierbei im Endeffekt sehr hilfreich gewesen, wenn er ihn denn auch umgehabt, und nicht in ihrer Wohnung extra liegen gelassen, hätte. So hätte Mann nämlich zur Not mit seinem Schal die Verletzungen umsorgen können. Derweil versuchte der Doktor sich zusammenzureißen, keinen großen Akt daraus zu machen. Ob nun frieren oder nicht, warten mussten sie so oder so. Und trotz all dem… wollte dieses leichte Zittern einfach nicht von seinem Körper weichen. “John,…”, kam es plötzlich ungeduldig von Sherlock. “…Sind Sie fertig?” Die tiefe Stimme des anderen Mannes brachte den Angesprochenen, wenn auch etwas unsanft, wieder dazu, klar zu denken. Bemerkte doch tatsächlich, dass er, von der ausgehenden Taschenlampe ganz abgelenkt, seine Verbandsaktion nach wie vor nicht zu Ende gebracht hatte. “Oh ähm,…sofort.” Schnell wollte er noch den Stofffetzen an Sherlocks Unterschenkel mit einem Knoten befestigen, damit nicht alles wieder aufging und umsonst gewesen ist. Etwas unbeholfen führte er seine Hände zurück ins Wasser zu der Verletzung. “Moment, ich will das hier nur noch schnell beenden.” „Schnell“ - das wollte Sherlock ihm aber auch geraten haben, denn inzwischen wurde der Detektiv innerlich immer nervöser. Nicht weil er fror oder gar wegen den leichten Schmerzen in seinem linken Bein, natürlich auch nicht wegen der erneuten Finsternis um sie herum. Nein, viel mehr oder einzig und allein… wegen IHM. Diesem Mann vor ihm. Er musste sich gefälligst zusammenreißen. Es konnte doch verflucht noch eins nicht schon wieder angehen, dass er sich von ein paar lächerlichen Schauern, die gerade wieder über seinen Rücken jagten und der Gänsehaut auf seinen Armen, so einfach durcheinanderbringen lassen musste. Diesen Fakt wollte er einfach nicht akzeptieren. Auch wenn die Chance…. so greifbar nah war und, praktischerweise, rein theoretisch auch nicht einfach davon laufen konnte. Hier an diesem Ort, im Dunkeln, aneinander gekettet,…ungestört. … Sherlocks Verstand spielte längst wieder verrückt, wie an diesem einen Abend in Johns Zimmer, musste er sich erneut eingestehen, dass sein deduktives Denken hier offensichtlich vollkommen nutzlos war. Dennoch kämpfte er noch, wollte gefälligst eins und eins zusammen zählen, Wahres und Unsinn voneinander trennen, sich selbst mit aller Macht unter Kontrolle halten. Er durfte einfach nicht, warum verstand sein Körper das einfach nicht, den hatte er doch all die Jahre zuvor schließlich auch sehr gut im Griff gehabt. Wieso nur jetzt auf einmal scheinbar kein bisschen mehr? Wieso nur??? Ein neuer Riss in der Mauer, die er so mühevoll um seine lästige Gefühlswelt herum errichtet hatte, entstand. Genau wie damals in Johns Zimmer mit den gleichen Gedanken, Gefühle, dem gleichen Verhalten. Alles begann also von Neuem… Leise aufknurrend und sich innerlich über alle Maße darüber aufregend, wie dämlich und lächerlich er sich gerade benahm, schloss Sherlock seine Augen, versuchte sich auf andere Dinge zu konzentrieren, nicht weiter auf die Hände des Arztes zu achten. Sie vollkommen zu ignorieren, regelrecht auszublenden. So wie das durch diese ausgelöste nervende Gefühl in seiner Magengegend. Wollte am liebsten überhaupt nichts um sich herum wahrnehmen in diesem für ihn erneut so unangenehmen Moment… Der Veteran machte, wie erwähnt, so schnell es ging noch einen kleinen Knoten, war dann endlich soweit und bedeutete dem anderen durch sanften Druck nach unten, dass dieser das Bein endlich wieder runter nehmen konnte. Dabei blieb er still, stand noch immer direkt vor dem großgewachsenen Detektiv, berührte diesen, nach der kurzen nonverbalen Aufforderung, nun an keiner Stelle mehr und war ihm, dennoch, so fühlbar nah, konnte in der Dunkelheit die leisen aber auffällig unruhigen Atemzüge vernehmen. Wenn seine Sinne sich nicht gänzlich geirrt hatte, hätte Watson gerade eben noch schwören können, genau diesen Atem an seiner Stirn gespürt zu haben. Wenn er doch nur..., einfach nach vorne greifen dürfte, das Gesicht seines kleineren Kollegen ergreifen könnte… All diese Überlegungen, das Unbehagen existierten nur allein wegen Johns Abwehr. Nur wegen dessen Reaktionen, die sich nur äußerlich als abgeneigt zeigten, konnte Sherlock einfach nicht seine Chance ergreifen, keinen weiteren Versuch wagen seine Neugierde, sein Interesse zu verdeutlichen, diesen freien Lauf zu lassen. Wurde immer und immer wieder durch die Taten des blonden Mannes daran gehindert. Der Detektiv musste, um Himmels Willen, wirklich aufpassen, seinen brillanten Verstand nicht auf eine Weise zu nutzen, welche als ausgeführte Aktionen in eine ganz falsche Richtung gehen würde. In eine, die seinem Doktor mit Sicherheit ganz und gar nicht gefallen würde. In dem Punkt meinte Sherlock seinen Freund so ziemlich genau einschätzen zu können… Er musste so unendlich vorsichtig sein… Langsam wurde es immer anstrengender sich zurückhalten zu müssen obwohl der eigene, dumme, unkontrollierbare Körper doch nach etwas ganz anderem verlangte. Sherlock musste einfach sein hoch funktionelles Gehirn im Zaum halten, sich selbst vollkommen im Griff haben, immer!… Er wollte den Kleineren schließlich nicht noch mehr in die Arme dieser Frau treiben oder, Schlimmeres, endgültig verjagen. Schärfer als gewollt zog er die Luft tief ein, bevor sie auch schon langsam und hörbar wieder aus seinen Lungen strömen ließ. Bisher war vom erwarteten Sauerstoffmangel hier unten glücklicherweise offenbar nichts spürbar, aber da konnte der Detektiv sich auch irren, da er tatsächlich noch keine Erfahrungen mit Situationen wie dieser gesammelt hatte. John hätte taub sein müssen um das nicht mitzubekommen, weshalb er nicht drum herum kam, doch lieber einmal leise nachzufragen. “Sherlock?…” Nur ein Flüstern. Warum flüsterte er? John räusperte sich kurz, sprach dann etwas lauter weiter. “…Haben Sie Schmerzen?”, wagte er einen weiteren Versuch. Wollte dabei extra nicht all zu besorgt klingen. Wenn sein Kollege schon so seltsam zu Atmen anfing, konnte das ja schließlich auch bedeuten, dass etwas nicht in Ordnung war – nahm der Doktor jedenfalls an. Der Angesprochene blieb seinerseits vorerst still, musste sich kurz sammeln um die richtigen Worte zu finden. Überlegte wirklich fieberhaft, kam aber letztlich jedoch abermals zu irgendwelchen hirnrissigen Sätzen, die ausschließlich dazu dienen würden den Anderen in ein Gespräch zu verwickeln, dessen Ausgang mehr als zweideutig sein würde… Allein für diesen Gedanken hätte sich der Consulting Detective am liebsten selbst kräftig in den Hintern getreten… Sollte er?-…. Sollte er es trotz allem wagen?… Sherlock rang mit sich selbst, forderte in diesem Augenblick seinen eigenen übermächtigen Verstand heraus. Ein Versuch… Nur ein einziger kleiner Versuch?… Er wollte. Verdammt er würde einen weiteren Versuch starten, musste es einfach noch ein letztes verzweifeltes Mal wagen. Wenn nicht jetzt, wann dann?… sammelte, konzentrierte sich auf sein Ziel, seine Stimme, auf seine Körperhaltung, auch wenn der Kleinere vor ihm diese nicht sehen konnte... und war sich dann seines Vorhabens sicher. Deshalb dauerte es nun auch nicht mehr lange, bis John seine Antwort, die ruhige baritonartige Stimme seines Kollegen zu hören bekam. “Nein. … Dem Bein geht es gut.” So langsam, dass man das Geräusch des nassen Mantels, welches diese Aktion verursachte, dabei kaum hören konnte, hob Sherlock seinen linken Arm, lenkte seine Hand gezielt nach vorne zu John, nicht all zu nah, versucht ihn dabei noch nicht zu berühren hielt kurz vor dem Gesicht des Kleineren in seiner Bewegung inne. Nahe genug um die Körperwärme des Doktors auf seiner Handfläche wahr nehmen zu können und offenbar auch an der richtigen Stelle, denn der Johns Atem streifte seine Finger. Von dem allem bekam der blonde Mann noch nichts mit. Blickte einfach nur ins Schwarze, fror mittlerweile erbärmlich, auch wenn er sich inzwischen, aus Mangel an Alternativen, zumindest wieder seine nun vollkommen nasse, stinkende Jacke angezogen hatte, konnte dieses unaufhörliche leichte Zittern einfach nicht abstellen. Das John ebenso mit sich rang, wie der Detektiv es in seinem Inneren gerade tat, konnte dieser natürlich seinerseits ebenfalls nicht erahnen. Der Doktor für seinen Teil kämpfte mehr denn je mit seinem schlechten Gewissen und als wäre die Dunkelheit ein guter Vorwand, nahm dieser mit seiner folgenden Aktion, ohne es selbst zu wissen, dem Vorhaben des Größeren plötzlich und unerwartet, nur einen leise ausgehauchten Satz aussprechend, mit einem Mal allen Wind aus den Segeln. „Sherlock, es tut mir Leid!“ Kapitel 36: Geständnisse der Dunkelheit --------------------------------------- „Was???“ war das Einzige und wenig Geistreiche, was der Detektiv, vollkommen aus dem Konzept gebracht, erwidern konnte. Ließ dabei, völlig perplex, die ausgestreckte Hand langsam sinken. Gerade hatte er noch einen Plan, ein klares Ziel gehabt, doch Johns plötzliche Entschuldigung aus heiterem Himmel, hatte dieses mit einem Schlag zu Nichte gemacht, verwirrte ihn über alle Maße. Warum zum Teufel entschuldigte sich der ehemalige Militärarzt bei ihm und vor allem für was? John währenddessen spürte die Verwirrung des Größeren sehr deutlich und setzte deshalb schon zu einer Erklärung an, wurde aber durch die etwas zu laute und, für seine Ohren beinahe emotionale Stimme Sherlocks, zumindest vorerst, daran gehindert. „Für was entschuldigst du dich denn jetzt bitte?“ dass der Detektiv ihn dabei gerade duzte, fiel diesem, mal wieder, überhaupt nicht auf, viel zu aufgewühlt war er durch Johns Aktion, die seinen letzten Versuch, den er doch so mutig hatte tätigen wollen, schon im Vorfeld abschmetterte, wahrscheinlich unabsichtlich, aber trotzdem. Der Angesprochene wollte ein weiteres Mal zu einer Erklärung ansetzten, doch auch dieses Mal sollte er dazu (noch) keine Gelegenheit bekommen, denn schon setzte der Detektiv, schärfer als eigentlich beabsichtigt, nach: „Das wir hier drin fest sitzen ist nicht deine Schuld. Das mit der Taschenlampe auch nicht und meine Verletzungen hast du auch nicht zu verantworten, also was soll dir bitte Leid tun? Du bist immer viel zu gutmütig, gibst dir ständig die Schuld an Sachen, die du überhaupt nicht verursacht, ja noch nicht mal beeinflusst hast! Das ist vollkommen unlogisch!“ Der Angesprochene schluckte trocken, räusperte sich und setzte dann ein drittes Mal zu einer Erklärung an, griff dabei mit seiner freien rechten Hand blind nach vorne, um Sherlock davon abzuhalten, ihn erneut nicht zu Wort kommen zu lassen, da er das harsche Luftholen des Detektivs als neuen Anlauf zur Unterbrechung interpretierte. Glücklicher oder unglücklicherweise erwischte er ihn am Handgelenk der ebenfalls Handschellen freien Hand, welches er kurz, zwar mit Nachdruck, aber nicht grob, drückte. Darauf hörte er, wie der Ergriffene mit einem genervten Ton die vorbereitete Luft wieder ausstieß. Ok, jetzt oder nie... „Sherlock, es geht nicht um heute... zumindest nicht nur... ich möchte mich bei dir entschuldigen, weil...“ Der Doktor hielt inne und wenn es an diesem Ort auch nur einen Hauch Helligkeit gegeben hätte, hätte der Größere nun mal wieder beobachten können, wie dieser sich nervös die trockenen Lippen mit der Zunge befeuchtete. Dieser war allerdings, sagen wir mal, abgelenkt. Das Geräusch, dass der Kleinere von beiden als Protest Ausruf gedeutet hatte, war eher der Tatsache geschuldet gewesen, dass Sherlock nicht mit einer Berührung Johns gerechnet hatte, nachdem er seinen Plan gedanklich in Scherben hatte vor sich liegen sehen. Ihm war bewusst wie emotional er gerade geklungen haben musste, aber Herr Gott nochmal, musste er wirklich immer den Unnahbaren markieren, der über allem und jedem stand und dem die Welt am sprichwörtlichen Arsch vorbei ging? Nein, er hatte sich letzte Nacht einfach beschissen gefühlt und John stand nun hier vor ihm in diesem Loch und teilte ihm mit, dass es ihm Leid täte. Schon heute Mittag nach ihrer gemeinsamen Küchenputzaktion hatte der Doktor den Eindruck gemacht, belastet zu sein und sich ihm mitteilen zu wollen, aber zu diesem Zeitpunkt hatte Sherlock sich voll und ganz auf den Fall konzentrieren wollen und vielleicht, aber nur vielleicht, auch den Kleineren ein bisschen schmoren lassen wollen, so eingeschnapptes Kleinkind mäßig das auch gewesen sein konnte. Natürlich wusste der Detektiv, rein analytisch betrachtet, weder heute Mittag noch jetzt wirklich nicht, warum der Veteran das starke Bedürfnis zu haben schien, sich bei ihm zu entschuldigen, ihm, Sherlock gegenüber, offenbar tatsächlich Schuld empfand, hatte der Größere von beiden doch die ganze Nacht und auch den Morgen über, bis zur „heimlichen“ Rückkehr seines Mitbewohners, beinahe krampfhaft versucht, sich selbst und diesem dummen Gefühl, Eifersucht, klar zu machen, dass er keinerlei Anspruch auf John hatte, rein nüchtern betrachtet, weder auf seine Freundschaft, seine Loyalität noch auf... Weiter wollte der Detektiv hier und jetzt gar nicht denken, das war hier vollkommen fehl am Platz. Er versuchte Geduld zu haben, bemühte sich wirklich, aber als, nach einer geschlagenen Minute, der Doktor immer noch keine Anstalten machte, seinen angefangenen Satz zu Ende zu bringen, sprach nun eben doch Sherlock wieder, dieses Mal allerdings weniger, um dem anderen erneut die Möglichkeit zur Rechtfertigung zu nehmen, sondern viel mehr um sich selbst abzulenken. Johns Hand lag nämlich immer noch locker auf seinem Handgelenk und war so unangenehm warm im Vergleich zu dem eiskalten Wasser in dem sie beide immer noch Hüft- bzw. Tailentief standen. „Also, ich bin ganz Ohr. Sprich dich endlich aus! Heute morgen bist du in die Wohnung geschlichen, als hättest du ein Verbrechen begangen und bevor ich nochmal los bin, den Butler zu evakuieren, hast du auch schon so schuldbewusst rumgedruckst. Also was ist verdammt nochmal los, was meinst du so Schlimmes verbrochen zu haben, dass es dir jetzt so schwer fällt, es einfach auszusprechen... Gott verdammt, du hattest gestern Nacht Sex, da müsste man doch eigentlich, schon alleine von der biologischen hormonellen Seite wegen, danach gute Laune haben. Also?!“ John hatte Sherlock schon öfter fluchen hören, was allerdings normalerweise nicht der Natur beziehungsweise wohl eher dem Intellekt seines Freundes entsprach, sprich eigentlich weit unter dessen Würde war und deshalb, wenn sich der Detektiv denn doch mal dazu herabließ, recht kreative verbale Formen annehmen konnte, sobald Sherlock sich dann erst einmal in Rage geredet hatte. Doch dieses Mal war es anders. Dieser deutlich hörbare Unterton war gefährlicher, wie bereits festgestellt, ungewöhnlich emotionsgeladen, was Johns schlechtem Gewissen nicht gerade zuträglich war. Konnte es tatsächlich sein, dass der Größere, da dieser, wie John peinlich berührt, aber nicht wirklich überrascht, gerade von diesem zu hören bekommen hatte, offenbar sehr genau wusste, wo der ehemalige Militär Arzt die letzte Nacht war und was er dort getan hatte, sich davon mehr betroffen fühlte, als es John zuvor vermutet oder auch nur geahnt hatte. Allerdings... wenn der Doktor es sich recht überlegte... schon seit John heute morgen wieder nach Hause gekommen, war, hatte sich der Andere so komisch, eher… untypisch verhalten, sogar für seine im Allgemeinen schon normabweichende Persönlichkeit und Verhaltensweisen. Sprach aus Sherlocks Taten und Worten des heutigen Tages etwa eben so ein emotionales Unwohlsein, vielleicht sogar gepaart mit Eifersu-… Nein. Oder doch? Konnte es tatsächlich sein, dass nicht nur er, John, eine Last auf seiner Seele/seinem Herzen herum trug? Und war die andere Gefühlsregung, die der Doktor aus den Worten des Detektivs erneut heraus zu hören meinte, wirklich Eifersucht? Oder noch schlimmer, die Tatsache, dass John bei jemand anderem gewesen war und mit dieser etwas getan hatte, was Sherlocks Meinung nach ihm vorbehalten sein sollte… als besitzergreifend hatte er seinen Mitbewohner schließlich schon des Öfteren erlebt, aber diese Ausmaße nahm die Situation heute das erste Mal an. Aber lag es wirklich daran, war tatsächlich genau das der Grund?… John musste es heraus finden, weshalb er nun all seinen Mut zusammen nahm und seine Entschuldigung endlich erläuterte “Sherlock, ich möchte mich für mein Verhalten dir gegenüber entschuldigen. Dafür, dass ich auf diese bescheuerten neuen Regeln bestanden habe und dafür, dass ich letzte Nacht nicht Zuhause war.” Sherlock horchte auf. “Wie darf ich das jetzt bitte verstehen, hast du etwa ein schlechtes Gewissen mir gegenüber, weil du...” Der Detektiv stoppte, als er Johns Beweggrund endlich erkannte, konnte nicht verhindern einmal fragend zu blinzeln, ehe er gereizter als gewollt antwortete. “John, du weist schon, dass das überhaupt keinen Sinn ergibt oder? Ich meine, ich freue mich tatsächlich darüber, dass auch du offenbar nun eingesehen zu haben scheinst, wie unsinnig diese Regeln waren und wie sehr sie unser Zusammenleben nachhaltig negativ beeinflusst hätten, wenn wir das jetzt nicht beide zugegeben hätten, aber nochmal, warum zum Teufel hast du mir gegenüber ein schlechtes Gewissen bezüglich letzter Nacht. Dazu gibt es wie gesagt keinen logische Erklärung, schließlich ist es ja nicht so, als...” Die pure Unverständnis war aus diesen Worten, diesem unvollständigen Satz, herauszuhören, für dessen logische Ergänzung der Doktor kein deduktives Denken besitzen musste, doch ließ John sich davon nicht beirren. Nicht mehr. Die Zeit schien mit einem Mal still zu stehen. Ohne es zu wissen wurde den beiden Männern zur gleichen Zeit bewusst, dass sich hier unten eine eigene Welt abspielte, ohne Einfluss von Außen. Abgeschirmt und in Dunkelheit gehüllt. Faszinierender Weise konnte man, dafür, dass man rein gar nichts sehen konnte, sehr gut hören, alles besser spüren, intensiver wahrnehmen. Sich voll und ganz auf das was man tat konzentrieren und genau dieser Umstand, vor allem die, vollkommen irrational Sicherheit und Mut spendende, Schwärze um sie herum war es, die der Doktor nun für sich nutzen wollte, genauer den Umstand, dass er Sherlock bei seinen nächsten Worten nicht in die Augen schauen musste beziehungsweise konnte. “Ich habe letzte Nacht während... die ganze Zeit an dich denken müssen. Dabei kam ich mir vor als hätte ich dich... betrogen und Sarah... nur benutzt um... mir selbst etwas zu beweisen. Ich fühlte mich wie ein... mieser Verräter!” Sherlock brauchte einen Augenblick das Gesagte erst richtig realisieren, während er mit weit geöffneten Augen geradeaus starrte. Ihm war voll und ganz bewusst, dass der Doktor nur deshalb jetzt so offen mit ihm sprach, weil er dabei seinen Blick, seine Reaktion, seinen Gesichtsausdruck nicht sehen musste, wären sie in der Baker Street würde dieses Gespräch mit Sicherheit nicht so ablaufen oder dieses Thema, so wie alle bisherigen, die mit dem was zwischen ihnen passiert war oder mit „Gefühlen“ zu tun hatte, zumindest schnell abgehandelt werden. Doch hier… in diesem verfluchten Brunnen, im Dunkeln…. Gewährte ihm John Einblicke in seine Gedankenwelt, die ihm ganz anderes zu Mute werden ließen. Es war so verdammt still hier, dass der Detektiv laut und deutlich den Atem seines Gegenübers und seinen eigenen im gleichen Takt hören konnte. Er war ihm jetzt schon viel zu nahe. Doch, vordergründig natürlich hauptsächlich angesichts der unerbittlichen Kälte, die sich durch ihre Körper zog, wäre es Recht angenehm gewesen, ein wenig weiter zusammen rutschen zu können. Nur ein bisschen wenigstens. Doch das würde Sherlock momentan nicht über die Lippen bringen. Viel zu sehr war er nun damit beschäftigt Johns Geständnis zu analysieren, zumindest ansatzweise zu versuchen, es zu verstehen, mit Logik, dass war ihm mittlerweile vollkommen klar, hatte dies rein gar nichts zu tun. Um sich zu sammeln und weil er es auch wirklich richtig verstehen wollte, bevor er entscheiden konnte, wie er darauf reagieren sollte, setzte er zu einer Zusammenfassung an “Ok John, du willst mir also sagen, dass du letzte Nacht, während du mit dieser Frau intim warst, praktisch die ganze Zeit an mich denken musstest. Wie darf ich das verstehen? Und was soll das heißen „mich betrogen“ und Sarah Swayer „benutzt“ und letztendlich was soll das mit „Verräter“ bedeuten?“ „Sherlock ich... kannst du meine Entschuldigung nicht einfach...?“ John, plötzlich ganz und gar nicht mehr sicher und mutig, klang wenig hoffnungsvoll und bekam auch prompt die Antwort, die er befürchtet hatte. „Nein kann ich nicht!”, unterbrach Sherlock nun nämlich etwas lauter die Worte des Doktors. Dieser konnte sich in diesem Moment nicht mehr rühren. Als sich auch noch plötzlich eine warme Hand auf seine Wange legte, zuckte er erschrocken zusammen. Sherlock hatte sich weiter nach vorne gebeugt, ließ seine linke Hand, auf die zuvor noch von John ergriffen und nun los gelassen worden war, federleicht auf der kalten Wange des Kleineren ruhen und wiederholte seine Frage noch einmal direkt neben Johns Ohr. “Was meintest du mit alle dem?” Er wusste, dass er den Kleineren gerade quälte, aber er musste alle Informationen haben, um sicher zu gehen, dass er nicht wieder alles missverstand, weshalb er, wenn auch nun deutlich ruhiger und sanfte, nachhakten musste. John erschauderte, kniff die Augen zusammen und musste zunächst tief einatmen, dabei ganz den brennenden Gestank in der Nase vergessend. Ohne es zu wollen… machte sich sein Mund selbstständig, öffnete sich langsam und begann mit einem so leisen Ton zu sprechen, dass sogar Sherlock, der ja immer noch direkt vor ihm stand, die Ohren spitzen musste, um seinen Gegenüber auch verstehen zu können. “Gestern Abend... ich weiß auch nicht... ich kam mir so blöd vor... die Situation in der Küche war so... seltsam.” ...kam nun wie von selbst, als hätten seine Gedanken für ihn aus dem Kopf heraus einfach selbst geantwortet. Der blonde Mann konnte fühlen wie sich die warme Hand von seiner Wange entfernte nur um sich anschließend auf seiner Brust zu platzieren, direkt auf seinem wild schlagenden Herzen. Von dort aus strich sie nun langsam einmal von oben nach unten und danach ebenso langsam wieder rauf. John konnte es nicht fassen. Es war wie gestern Nacht. Der Größere war so präsent, verursachte bei dem Kleineren eine Gänsehaut, die rein gar nichts mit der Kälte um sie beide herum zu tun hatte. Und genau so wie die letzten Male, in denen Sherlock in so berührt hatte, konnte John sich nicht rühren, nicht wehren, wollte es, wenn er ehrlich zu sich selbst war auch gar nicht. Der Detektiv konnte so sanft sein, wenn er es wollte und mit dem Doktor wollte er es offensichtlich sein. Bei Tageslicht hätte John sich sicherlich gewehrt, geglaubt Sherlock dürfe ihn doch nicht einfach wieder so anfassen. Wieder befanden sie sich, wie schon mehr als einmal letzte Woche, in solch einer Lage, mit genau den selben Gedankengänge, den gleichen Bedenken. Und trotz all dem…. Heute war es schon wieder ganz anders. ‘Sherlock’ war anders. Natürlich immer noch genauso egozentrisch, eigensinnig und anmaßend wie immer... Und doch… gefühlstechnisch war es dieses Mal ganz anders, scheinbar nicht nur für den Doktor sondern auch für den Detektiv. Er konnte es nicht genau beschreiben. Aber Moment… Gefühle? Holmes und Gefühle?… Der Arzt wusste nicht, was er von dieser Behauptung, die in gewisser Sicht auf die Realität doch so ziemlich der Wahrheit entsprach, halten sollte… Heute war wirklich alles anders und John wusste nicht, ob das an seinem Vergehen letzte Nacht, ihrer gemeinsamen Putzaktion, dem Gespräch vor zwei Tagen oder an der jetzigen Situation hier in diesem Brunnen lag, vielleicht alles zusammen?! Zur selben Zeit wiederholte Sherlock sein Spiel mit der Hand. Strich vorsichtig über den Oberkörper seines Gegenübers. Dieser zitterte unaufhörlich, spürbar mehr als Sherlock selbst. Vermutlich waren ihre beiden Unterkörper schon komplett unterkühlt, glaubten ihre Füße schon gar nicht mehr spüren zu können. Unbewusst und damit beschäftigt dem tadelnden Unterbewusstsein zu entkommen, hob der Arzt seine rechte Hand, führte sie zu Sherlocks Mantel und hielt sich dort am trockenen Teil des Stoffes fest, brauchte Halt... und Nähe. Wusste, dass der Wissensdurst des Größeren noch lange nicht gestillt war und glaubte auch nicht daran, dass ihn noch irgendein Wunder vor einem vollständigen Geständnis retten würde, war aber wahrscheinlich auch besser so. Sherlock ließ es geschehen, widmete sich lieber weiter dem frierenden Mann vor sich, wollte die ganze Wahrheit, vollständig Klarheit haben. “John, erzähl weiter.” Durch seinen ausgehauchten Namen gepaart mit der befürchteten Aufforderung wieder aus der Verwirrung gerissen, spürte er jene Hand nun auf seinem Brustkorb ruhen. Der Doktor hielt sich weiter am Mantel fest, horchte stillschweigend auf. “Beantworte meine Fragen!” Wieder nur ein Flüstern. „Ich, ich bin zu Sarah gefahren und wir haben... Ich wollte mir beweisen, dass es so richtig ist, aber...” John schluckte hart. “aber?”, wollte Sherlock mit ruhiger Stimme weiter wissen. “...immer wenn ich meine Augen schloss fühlte es sich an, als wären es nicht ihre Hände auf meinem Körper sondern... deine!” Dem Doktor fiel es sichtlich und hörbar immer schwerer überhaupt noch ein Wort herauszubekommen. Es war ihm so unendlich peinlich und er war in diesem Moment unsagbar froh, dass es um sie herum stockfinster war, da er sein Gesicht vor Schamesröte förmlich glühen fühlte, weshalb er sein Geständnis auch nur stotternd hervor brachte, mehr oder weniger nur irgendetwas vor sich hin stammelte. Es ging nicht darum, was er letzte Nacht getan hatte, er war sich darüber bewusst, dass es natürlich war. Vielmehr ging es hier um die Tatsache, dass er dabei, zumindest hatte er das zu Anfang noch gedacht, das völlig Flasche gefühlt und gedacht hatte und das Schlimmste war, dass er seine Gedanken und Gefühle Sherlock offenbaren, erläutern musste. Hätte er nur, um Himmels Willen, die Klappe gehalten, wäre nicht dem Bedürfnis nachgekommen, sich zu entschuldigen. Nun saß er in der Patsche, hätte er sich doch einfach weg gedreht und in Schweigen gehüllt auf ihre Befreiung gewartet. Nun war er beinahe überfordert mit dieser Situation, spürte sein eigenes Herz gegen seinen Brustkorb hämmern - war sich sogar sicher, dass sein Gegenüber das unregelmäßige, beschleunigte Pochen unter seiner Hand spüren konnte. Eben jene setzte gerade schon ihren Weg wieder nach oben fort, strich über das Schlüsselbein hinweg rauf zu Johns Hals, blieb letztendlich im Nacken des Arztes liegen. John bekam eine Gänsehaut, hatte mittlerweile seine Augen halbgeschlossen, blickte ratlos und unfähig sich zu rühren ins Nichts. Schon im nächsten Augenblick fühlte er Sherlocks lockigen Haaren an seiner Wange entlang streifen, wie sie dort sachte über die Haut kitzelten. Sofort zog er die Luft scharf ein. Sherlock war ihm so nahe, er konnte den Größeren spüren, riechen, dessen Atem auf seiner kalten Haut. Dieser nahm leise und tief seufzend Johns Geruch wahr, welchen er trotz dem Gestank in diesem Brunnen gut wahrnehmen konnte. Dem Detektiv war im Moment so ziemlich alles egal, was nicht mit seinem Doktor direkt vor ihm zu tun hatte. Er war so eifersüchtig gewesen, aber nun zu erfahren, dass Johns Gedanken praktisch die ganze Nacht ihm gegolten hatte, streichelte sein Ego und reichte ihm völlig um dem Kleineren zu vergeben. Letztgenannter erzitterte, verstärkte den Griff an Sherlocks Mantel und biss sich leicht auf die Unterlippe. “Und weiter?” Dieses Frage wurde begleitet von heißem Atem an seiner Hals Beuge. Der Veteran kämpfte mit sich, keinen leidenden Laut von sich zu geben, versuchte gleichzeitig seine Stimme einigermaßen normal klingen zu lassen. “Ich... das gemeinsame Frühstück mit Sarah heute morgen war entsprechend... unangenehm. Ich habe mich gefühlt als ob... ich sie nur benutzt hätte... und ich... ich hatte... dein enttäuschtes Gesicht vor Augen... die ganze Zeit...” Nein, das hatte er gerade nicht wirklich laut gesagt, oder?! Er wusste, dass er Sherlock gerade praktisch seine blanke, ungeschützte Seele zum Fraß vorwarf. Aber... hatte der Größere im Laufe dieser Unterhaltung nicht schon längst bewiesen, dass er den Doktor sein Geständnis nicht büßen lassen würde, oder zumindest nicht in Form einer Standpauke, ihm nicht (mehr) böse war. Gott verdammt,… in was hatte er sich da nur mal wieder hinein manövriert? “Und das mit dem Verräter?”, hakte der Detektiv leise nach. Er konnte es nicht sagen, es durfte einfach nicht, Sherlock würde-…. “Ich... Ich... Ich... nachdem wir... und du... deine Eifersucht... Ich wusste... dass ich dir... sehr weh getan habe... es tut mir Leid... ich habe mich gefühlt... als hätte ich dich... verraten... du... du hast... Sherlock... ich kann nicht... bitte...” Auch wenn er nun hier stoppte, den Detektiv darum bat, ihn nicht zum weiter sprechen zu zwingen, es war sowieso schon längst zu spät, er hatte zu viel offenbart, was er nicht mehr zurück nehmen konnte. Sein Gedankenchaos nicht mehr unter Kontrolle halten könnend, schloss Watson ergeben seine Augen, hielt es einfach nicht mehr aus, zitterte vor Kälte, hatte angestrengt die Augenbrauen tiefer ins Gesicht gezogen, den Mund etwas geöffnet. Er flehte geradezu um Nähe, um Wärme, um Berührungen. Sherlock wollte dem Kleineren nun tatsächlich gnädig sein, denn mehr Informationen brauchte er auch gar nicht mehr um sich seiner Sache sicherer denn je zu sein, endgültig seine Chance zu ergreifen. Die Hand im Nacken verschwand. John zuckte leicht zusammen. Sie fuhr geradewegs wieder nach vorne, über die kalte Brust des Doktors und weiter nach unten, direkt ins Wasser. Das Klappern der Handschellen war zu hören, als der Consulting Detective seine langen schlanken Finger über Johns Bauch gleiten ließ... jedoch kurz vor dessen Körpermitte stoppte. Er näherte sich wieder dem Gesicht seines kleineren Kollegen, holte noch seine zweite Hand hinzu, die auch John seine, wegen der Handschellen, mit sich zog. Sofort griff der blonde Mann nach dem angeketteten Handgelenk seines Handschellen Partners. Brauchte inzwischen sehr viel mehr Halt. Ein dezentes Schmunzeln huschte über Sherlocks Mund, kam dabei den zitternden Lippen immer näher. Legte bedacht seine zweite Hand erneut auf die kalte Wange des Arztes und konnte deutlich spüren wie nah er dem Anderen schon war. Auch den Detektiv durchströmte ein elektrisierendes Kribbeln, ließ ihn die ganze Umgebung beinahe vergessen, blendete die Kälte, die Dunkelheit und überhaupt die ganze Atmosphäre in diesem Brunnen mit Erfolg komplett aus. “John…”, flüsterte er gegen die warmen bebenden Lippen. Kapitel 37: Willkommene Rettung oder unliebsame Unterbrechung? -------------------------------------------------------------- Sogleich hob Watson automatisch seinen Kopf noch ein kleines Stück weiter in die Höhe. Es ging einfach nicht mehr anders, er hielt es nicht mehr aus... war schlichtweg vollkommen am Ende. Mit einem letzten heiseren Hauchen, verlor nun auch John endgültig die Selbstkontrolle, wurde einfach mitgerissen… “…Sherlock…” „Was willst du John?“ Statt die Frage zu beantworten war es nun an den kleinere Mann, die letzten Millimeter zwischen ihnen zu überwinden und sachte seine Lippen auf die seines Kollegen zu legen, welcher ihm sogleich etwas entgegen kam. Ein erregtes Kribbeln durchfuhr beide Körper. Sie hielten dabei ihre Augen fest geschlossen, während sich John so gut es ging an Sherlocks Mantel und Handgelenk festhielt und der Detektiv sich darauf konzentrierte, noch nicht gleich zu stürmisch zu sein. Ihre Münder vereinigten sich, gingen kurzzeitig auseinander, nur um dann dann auch sofort wieder aufeinander zu treffen. Diese Wärme, diese Schauer. Der ehemalige Militärarzt machte unbewusst einen kleinen Schritt nach vorne, näher zu dem großen, schlanken Körper des selbst ernannten Consulting Detektivs. Nachdem Sherlock noch seine Zunge ein wenig zum Einsatz kommen ließ, federleicht über die Unterlippe Johns leckte, fuhr auch seine linke Hand plötzlich weiter nach unten, legte sich direkt über den Schritt des anderen Mannes. John zuckte abermals überrascht zusammen und öffnete seinen Mund zu einem kleinen Spalt, konnte ein leises Aufkeuchen einfach nicht mehr verhindern. Sofort zog der Detektiv seinen Kusspartner noch etwas mehr zu sich, ließ seine Zunge schnell und sachte in dessen Mund gleiten. Johns Keuchen wurde erstickt, während er sich automatisch noch mehr an den anderen Körper presste. Oberkörper an Oberkörper gedrückt, standen beide Männer angelehnt an der harten kalten Steinwand, versanken in ihrem Kuss und ließen die Zeit um sich herum stillstehen. Beide erzitterten vor Kälte während gleichzeitig, ihr nun wieder von Sherlock dominierter Zungenkuss, schauerartige kleine Blitzstöße durch ihre Körper schickte, die eindeutig nicht ihre Wirkung verfehlten, die beiden Männer für einen ungewollt kurzen Augenblick erbeben ließ. Ihre Zungen waren heiß, schenkten sich nichts, umschlangen sich verspielt, gingen auseinander, nur um sich dann abermals zu berühren. Johns Gesichtsausdruck wurde nach und nach leidender, er konnte sich bei Gott nun nicht mehr zusammenreißen, genoss sein Tun mit dem Größeren in vollen Zügen, bar jeden schlechten Gewissens, kam dem Anderen entgegen, presste schlussendlich auch den Rest seines unterkühlten Körper an den seines Freundes. Sie waren sich so unsagbar nah, nahmen die restliche vorhandene Wärme des jeweils Anderen in sich auf. Nach nur wenigen Minuten schließlich, entfernten sich Sherlocks Lippen kurz, nur Millimeter weit, von denen des Doktors. Dieser öffnete kurzzeitig die Augen, ließ sie halbgeöffnet, blickte hinauf in die Finsternis. Seine Atmung ging schnell, musste unwillkürlich schlucken. “War das alles?”, wollte Sherlock, ihr kleines Gespräch wieder aufnehmend, wissen. “Fühlst du dich jetzt besser?” Ein sanfter Hauch an diesem so kalten und ungemütlichen Ort. John erschauderte. Wie oft sollte das eigentlich noch passieren? Das machte einen noch schier wahnsinnig. War das überhaupt möglich oder gar gesund, so oft hintereinander Gänsehaut und Schauer zu bekommen? Dass der eigene so machtlose Körper, von diesen fühlbaren Ereignissen so durchgeschüttelt werden konnte. Unfassbar. … “Ja...” Ein verzweifeltes Lächeln stahl sich auf seinen Mund, wenn er bedachte, dass er sich in der Regel von keinem Mann anfassen lassen würde - ob er ihn nun kannte oder nicht. Und trotz allem… war ihm dieser hier, dieser Mann, der direkt vor ihm stand, welcher ihm so verdammt nahe war,… nicht im geringsten zuwider. Auch nicht vor einiger Zeit in seinem Bett,… diese langen schlanken Finger, überhaupt diese geschickten Hände,… so vertraut, so ungewohnt warm,… es war in der Tat angenehm, sehr sogar. John ertappte sich wie er ein bekanntes wohliges Gefühl zuließ, es dieses Mal gerne annahm, durch seinen Körper strömen ließ. Nicht zu vergessen ein starkes wellenartiges Stechen in seiner Magengegend, was Mann beim besten Willen mittlerweile nicht mehr ignorieren konnte. Dieser Mann,… Sherlock Holmes,… brachte seine Sinne, seinen Körper, seinen Geist gerade auf so ziemlich jede erdenkliche Art und Weise zum Schwanken, Vibrieren, Erzittern, Beben. Im selben Moment, diesen Gedanken noch im Kopf, drückte er sich noch weiter gegen den anderen Körper, woraufhin der Größere noch mehr an die Wand gepresst wurde. Ohne sich davon ablenken zu lassen, sprach Sherlock weiter gegen die erhitzten Lippen des Arztes. “Entschuldigung angenommen!” grinste er leicht. Der Veteran musste nicht lange überlegen bevor er antwortete “...Danke”. Er war wie gefangen, was Sherlock sehr deutlich und wohl bewusst spüren und heraushören konnte. Ganz vorsichtig - und so langsam, dass John es zuerst durch die schmerzhafte Kälte des Wassers gar nicht spüren konnte - bewegte Sherlock seine Hand an dessen Körpermitte, bewegte sie dort leicht, ließ sie einmal mit etwas mehr Druck über den Jeansstoff kreisen. Als diese, vorerst noch sanfte, Berührung realisiert wurde, war ein leises abgehaktes Keuchen zu vernehmen. Fest klammerte sich John an den Mantel, verkrallte sich beinahe schon mit aller Kraft in den Stoff - was ihm so langsam nicht mehr ausreichte. Abrupt ließ er los, schlang seinen linken Arm um Sherlocks Hals und drückte seine Stirn an die seines Kollegen. Eben jener blieb vorerst still, speicherte fast schon fasziniert die Laute Johns abermals in seinem Gedächtnis ab, konnte, um ehrlich zu sein, nicht genug davon bekommen, seinen Kollegen und Freund so zu hören. Anstelle seines Grinsen erschien mit der Zeit ein mildes Schmunzeln, wobei er die Tätigkeit seiner Hand dabei nicht ein stellte, ununterbrochen und quälend langsam weiter über den Jeansstoff strich, wo unter dem sich, deutlich fühlbar, schon langsam aber sicher etwas regte. Es dauerte nicht lange, da entkam dem Doktor schon ein leises Stöhnen, woraufhin Sherlock sofort erstaunt die Augenbrauen hob - ließen seine Taten und Berührungen den Arzt also wirklich nicht kalt. Johns Geständnis hallte in seinem Kopf wieder wie eine Tonband Aufnahme, Er hatte es gewusst, jenes Wissen ausgenutzt, so wahr er hier stand und sich inzwischen wahrscheinlich alles abfror… Himmel noch eins,…..wie lange brauchte Lestrade bitteschön um sie endlich zu finden?… Jedoch viel wichtiger war die Frage, wie lange es Sherlock noch aushielt nicht ‘komplett’ die Kontrolle zu verlieren, bis jetzt konnte er sich noch erfolgreich zusammenreißen… Wenn sie doch nur schon wieder in ihrer Wohnung wären. Es war mal wieder zum verrückt werden. “…Sherlock…” Angesprochener horchte auf, spürte den abgehackten unregelmäßigen Atem des Anderen an seinem Mund, verkrampfte sich augenblicklich, kniff die Augen zusammen und biss sich kurzzeitig schmerzhaft auf die Unterlippe. Wenn sie hier nicht bald raus kamen, konnte er für nichts mehr garantieren. Unverdrossen ließ der Detektiv seine Hand weiter kreisen, verstärkte dabei immer mehr den Druck, strengte sich gleichzeitig mühevoll an, sich nicht selbst all zu sehr zu erregen. Beharrlich blieb er bei der Sache, hörte das Wasser unter und neben ihnen unruhig platschen. Erst jetzt fiel dem Lockenkopf auf, wie stark sie sich schon bewegten, sich aneinander und gegen die Steinwand pressten. Er musste unbedingt einen halbwegs kühlen Kopf bewahren, hatte diese Sache hier nun begonnen und wollte es eigentlich auch nicht so schnell wieder beenden,… aber dieser Brunnen. Dieser verfluchte Brunnen. Leise schnaufend nahm er ohne Vorwarnung erneut Johns Lippen in Besitz, ließ sich ungehindert von seinem Körper führen. Des Doktors Unterleib fing von Neuem an zu kribbeln. Ein leichtes schmerzhaftes, süßes Stechen, welches von seiner Körpermitte aus durch seinen ganzen Körper floss, war fast zu viel. John musste für einen Moment lang den Kuss unterbrechen, tief ein atmen, um mit einem erzitternden Keuchen die Luft wieder aus seinen Sauerstoff unterversorgten Lungen frei zu lassen. Sich kurz sammeln, leckte sich dabei unbewusst über die feuchten Lippen, kam der sich bewegenden Hand Sherlocks entgegen. Dieser musste die Situation erst einmal verarbeiten, als er bemerkte, wie John ihm immer mehr und vor allem freiwillig entgegenkam. Das war doch echt nicht mehr zum Aushalten. Kurzum hörte der Consulting Detective mit seiner arbeitenden Hand auf, welche er daraufhin wieder rauf zu Johns Schulter hob und sie dort platzierte. Gerade als John - zu dessen eigenen Überraschung - einen enttäuschten Laut von sich geben wollte, wurde er schon nach hinten und zur Seite gedrückt. Erschrocken einatmend öffnete der Veteran seine Augen, spürte plötzlich, wie Sherlock sich mit ihm weiter zur Seite an der Wand entlang rollte, bis der Größere schließlich vor ihm stehen blieb und das Wasser um sie herum hörbar Wellen schlug. John atmete noch immer schwer, fühlte diesen gewissen Druck in seinem Unterleib und nun auch noch Sherlock, wie dieser sich abermals gegen ihn drückte. Plötzlich hob sein Kollege noch beide Hände, in welche er die Handgelenke Johns hielt, sie schnell über dessen Kopf an die nasse kalte Wand presste, dort eisern festhielt. “Sherlock, was-”, presste er keuchend hervor. Doch wurde sein Atem in der nächsten Sekunde von Sherlocks Kuss geraubt, der dieses Mal noch viel forschender und ausgehungerter war als der davor. Ihre heißen Zungen trafen sich mehrfach, um schmiegten sich abermals, ließen nicht mehr voneinander ab. Dadurch, dass sich der großgewachsene junge Mann so sehr gegen seinen Partner drückte, konnten beide, trotz des eiskalten Wassers, mehr als deutlich die immer stärker werdende und wachsende Erregung ihres Gegenübers wahrnehmen, spüren wie es dem Anderen erging, während sich ihre Unterleiber aneinander rieben, in der Hoffnung, die dort ausströmende Hitze so noch mehr in sich aufnehmen zu können. Beide Männer konnten sehr wohl von sich behaupten, dass sie noch nie, wirklich noch nie in ihrem Leben solch eine erregende und aufregende Erfahrung gemacht hatten, besonders Holmes nicht. Der Meisterdetektiv hätte jetzt höchstwahrscheinlich gemeint, dass er den theoretischen sowie den ‘praktischen’ Teil von solchen Dingen zwar kannte - wenn auch diese Studien zum Teil auch schon sehr lange her waren - es jedoch nie so…. reizvoll, so spannend und interessant gewesen war… Nicht bis er John Watson kennengelernt hatte… Seltsam aber wahr, wie Sherlock fand. Genauso erging es John. Unbegreiflich war die Erkenntnis, dass ihn dieses Spielchen hier unten, umgeben von Nässe, Kälte und Finsternis, so sehr anheizte und das alles nur der Taten dieses sturen Kindskopfes, des weltweit einzigen selbsternannten Consulting Detectives, seines Freundes wegen, den er, lange ohne es wahr haben zu wollen, in Wahrheit doch so mochte, so gerne hatte. ‘So etwas’ in einem verdreckten dunklen Brunnen zu treiben. ….Wenn man John das einige Tage zuvor noch gesagt hätte, wäre er wahrscheinlich aus einem Nervenzusammenbruch oder aber einem Gelächter nicht mehr raus gekommen. Doch jetzt tat er es wirklich, küsste seinen soziopathischen Mitbewohner in einem Brunnen…. und fand es auch noch aufregend. Bei Gott,… was machte dieser Holmes nur mit ihm?… Unermüdlich ließen sich beide Männer von ihrem Zungenkuss einnehmen. Vergaßen allmählich die Zeit und jene schaurige Umgebung um sie herum. Brannten diesen seltsam betörenden Augenblick in ihr Unterbewusstsein, während sie diese prickelnd schmerzhafte Spannung, vor Kälte zitternd, durch ihre Körper strömen ließen, sich mehr und mehr nach Erlösung sehnten. Beide. Sowohl Sherlock als auch John spürten wie sehr es ihnen nach Nähe und Berührungen dürstete. Des Detektives Gehirn wurde wieder mal erfolgreich Schachmatt gesetzt. Sein Körper hatte nun die Oberhand, zwang ihn sich vollkommen hinzugeben, führen zu lassen, trotz des vehement dagegen ankämpfenden Genies in seinem Inneren. Er keuchte einmal leise, wirkte auf sich selbst eher verkrampft, musste im nächsten Moment ihren Kuss unterbrechen. Der Detektiv schob langsam sein rechtes Bein nach vorne, dirigierte es direkt zwischen Johns. Letztgenannter biss die Zähne zusammen, unterdrückte ein weiteres leises Aufstöhnen. Es war bald wirklich nicht mehr zum aushalten, so sehr er auch versuchte sich wenigstens noch ein bisschen selbst im Griff zu behalten, sein Körper wollte und konnte einfach nicht mehr stillhalten, wollte sich, ganz im Gegenteil, noch mehr bewegen, sich dem Anderen entgegen drücken. Dass seine Handgelenke nicht gerade sanft über seinen Kopf an der Brunnensteinwand festgehalten wurde, war sein kleinstes Problem. Viel mehr stachelte ihn diese Position noch sehr viel mehr an. Ob er es nun wahr haben wollte oder nicht, diese leicht ruppige, dominate Art seines Kollegen,… fand er auf gewisse Art… nun,… anregend, neu, eher ungewöhnlich zwar und so anders als seinen bisherigen Erfahrungen auf diesem Gebiet. Aber wohl genau dieser Umstand trieb ihn nur noch mehr an, was er zuvor im Leben niemals für möglich gehalten hätte. “John,…” Schon wieder dieses Geflüster. Sherlock sollte gefälligst damit aufhören, sonst wurde sein älterer Kollege noch wahnsinnig. Dieser huschten deshalb abermals wohlige Schauer über den Rücken, schüttelte sich unmerklich, machte ein leichtes Hohlkreuz, während er weiterhin die Augen geschlossen hielt... Doch Moment. Sherlock spitzte die Ohren. Irrte er sich etwa, oder war da-… mit einem Mal herrschte vollkommene Stille… Sofort ruckte Sherlocks Kopf in die Höhe, lauschte erneut und konzentriert… Irgendetwas hatte er doch gerade eben gehört… Das war doch- “HEY FREAK, BIST DU DA UNTEN?” Erschrocken riss nun auch John die Augen auf, sah sogleich überrascht nach oben, spürte gleichzeitig noch den, sich stark auf und ab senkenden, Brustkorb des Größeren an seinen. Das war doch eine Frauenstimme, eine, die den beide wohl bekannt war. “Donovan, wenn ich bitten dürfte!”, kam es daraufhin schon ermahnend. Trotz der noch schweren Atmung riss sich der Doktor schließlich zusammen und meinte, noch etwas vor Kälte und Erregung zitternd, “Sie sind da…. Sherlock, sie haben uns endlich gefunden.” “Offensichtlich.”, entgegnete dieser nur, klang dabei aber nicht halb so begeistert, wie man es in seiner Lage vermuten hätte sollen. Zum einen, weil Lestrade sich eindeutig verspätet hatte, und zum anderen, weil sie trotz allem… unterbrochen worden waren. Der Größere wusste momentan ehrlich gesagt nicht ob er es gut oder schlecht finden sollte nun bald wieder aus diesem verdreckten Brunnen raus zu kommen. Die wohl selben Gedanken schwirrten zeitgleich dem Arzt durch den Kopf, konnte nicht verhindern ein klein wenig missmutig wegen dieser Unterbrechung dreinzuschauen. Aber ändern… nein, das wollte er die jetzige Situation trotzdem nicht, denn es stand felsenfest: Sie MUSSTEN hier definitiv wieder raus. Schon allein wegen ihren nassen schweren Klamotten und Sherlocks Verletzungen. Kurzum ließ der Detektiv plötzlich Johns Handgelenke los, brachte ein wenig Abstand zwischen sie beiden, sah dabei weiterhin nach oben. Der Veteran hörte noch wie sein Gegenüber leise und entnervt stöhnte, als er schon mit lauter Stimme nach oben rief. “Lestrade, wir sind hier unten!!” Alles dort oben schien prompt aufzuhorchen. Der Erste, der etwas sagte und sogleich einen Befehl ausrief, war Lestrade, gefolgt von Donovan, die sich mit den anderen Männern auch sogleich daran machte die ganzen Wiesenstücke, Äste und Laubreste von dem Brunneneingang zu entfernen. Und tatsächlich. Schon nach kürzester Zeit hatten sie das Loch freigelegt, vergrößerten es immer mehr, bis letztendlich der komplette Eingang frei war. Die ganze Zeit über, während nach und nach immer mehr Licht den Brunnen erhellte, hatte John seine Augen nicht von seinem Kollegen nehmen können. Starrte mehr, als diesen nur anzusehen, hielt dabei unbewusst die Luft an. Schon bei den ersten hellen Strahlen hatte er Sherlocks Gesicht, welches rauf zu den anderen gerichtet war, erblicken können. Sah ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Zweifel fragend an. Das, was gerade eben noch hier geschehen war,… war kein Traum gewesen, mit Sicherheit nicht, jedoch… während es, im Schutze der Dunkelheit so leicht gewesen war dem anderen offen zu begegnen, so unwirklich, unlogisch und gegen seine Natur fühlte es sich im Tageslicht der Realität wieder an. Diese sinnlich schmerzhafte Erfahrung konnte aber einfach nur echt gewesen sein, es ging gar nicht anders. Nun war der Doktor körperlich und geistig jedenfalls erstmal vollkommen fertig, kaputt und bis auf die Knochen durchgefroren. Sherlock, anscheinend, schien es währenddessen im Vergleich zu ihm ganz gut zu gehen, nur noch die nur langsam wieder abklingenden schnellen Atmung zeugte vom eben Getanen. Wie aufs Stichwort blickte eben jener nun zu ihm hinab, musterte ihn, sah ihm beinahe eindringlich und erschreckend tief in die Augen. Der Detektiv konnte mehr als deutlich an dessen Blick erkenne, wie konfus sich der Doktor gerade fühlen musste. In dessen dunkelblauen Augen stand, neben der eben erlebten Lust auch Unsicherheit geschrieben. Beide waren innerlich froh sich wieder sehen zu können, das Gesicht des Anderen nun wieder deutlich und klar erblicken zu können, was aber gleichzeitig eine seltsam angespannte Stimmung schaffte. Durchaus verständlich waren ihre Gedanken. Beide Männer waren in diesem Moment etwas durcheinander, sahen sich deshalb unentwegt einfach nur stumm an. “…Zum Glück,…”, schaffte es Watson schließlich doch noch die Stille zu durchbrechen. “…sind wir gleich draußen. Endlich wieder frische Luft.” Er sah dabei seufzend nach oben, konnte jetzt schon den angenehm frischen Naturduft wahrnehmen, den er ohne Umschweife sofort dankend in sich aufnahm. Sein an ihn geketteter Kollege tat es ihm gleich, sah wieder rauf, erkannte im selben Augenblick schon einzelne Köpfe, die von oben herab hektisch suchend durch das, noch auf dem Brunnenschacht liegende Gitter nach unten schauten, das Ermittler-Duo schlussendlich erblickten. “Sherlock, John! Alles klar bei euch, seid ihr verletzt?”, wollte Lestrade als Erstes wissen, dabei weiterhin nach unten schauend. Der Consulting Detective konnte sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen, sah kurz auf seine Uhr. “Acht Minuten zu spät Lestrade! Wenn alles anders gekommen wäre, hätten wir mittlerweile auch schon tot sein können!” Angesprochener konnte deutlich heraushören, dass es beiden wohl gut ging, wenn Sherlock noch so stichelnd und sarkastisch antworten konnte. Lestrade schüttelte leise auflachend den Kopf. Unmöglich dieser Sherlock Holmes. Erleichtert atmete er aus und stellte sich dabei noch etwas näher an den Rand des Brunnens. “Mal im Ernst Sherlock, ist bei euch alles in Ordnung?”, wollte er nochmals nachdrücklich wissen. “Uns ging es nie besser, ist sehr angenehm und gemütlich hier unten! Wie wäre es wenn alle kurz hier runterkommen zu einem feierlichen Teekränzchen?!”, entgegnete Sherlock leicht gereizt, mit zynischem Unterton und einem gespielt freundlichen Lächeln auf den Lippen. Lestrade verdrehte die Augen. “Ist ja gut, ich hab schon verstanden!” Donovan erschien neben dem Detective Inspector, stand dort mit den Händen in die Hüfte gestemmt, hob missbilligend eine Augenbraue. “Also wenn Sie mich fragen könnte dieser Kerl noch eine Weile länger da unten bleiben.” “Donovan!” Er sah sie warnend an, doch zuckte sie nur mit den Schultern, ging wieder zurück zu den anderen. Der DI hatte sich wieder aufgerichtet, fuhr sich kurz durch die silbergrauen Haare und rappelte sich auf. “Also dann Leute, keine Müdigkeit vorschützen.” Seinem Befehl Folge leistend bereiteten seine Männer ohne länger Zeit zu verlieren eine Brunnen Befreiungsaktion vor. “Sherlock, John!…”, rief Lestrade in den Brunnen. “Wir holen euch da jetzt raus!!” Kapitel 38: vom Unfall zum Plan & Unsicherheiten bei Licht ---------------------------------------------------------- Seichte Nebelschwaden zog sich ungehindert und unbemerkt von den Anwesenden durch den Regent’s Park, während dort an einem gewissen Ort ein Rettungsteam gerade dabei war, zwei Männer mit etwas Hilfe von oben aus einem, vor langer Zeit, still gelegten Brunnen zu befreien. Das Wetter spielte momentan verrückt, wechselte unruhig hin und her, während der sich dezent weiter ausbreitende Nebel die umliegende Gegend schon bald wieder unbehelligt wieder verlassen würde. Die rettende Strickleiter, welche man im Brunneninnern an der kalten, moosigen Steinwand herab gelassen hatte, wurde nach kürzester Zeit nun auch schon wieder aufgewickelt, nachdem Sherlock Holmes als Zweiter den Brunneneingang erreicht und hinaus gestiegen war. Etwas anstrengend und nicht ganz so problemlos war es gewesen, zu zweit, mit Handschellen aneinander gekettet, der Detektiv zusätzlich durch die Verletzungen an seinem linken Bein beeinträchtigt, dort rauf zu klettern. Doch Dank der Hände, die ihnen zur Verfügung gereicht wurden, schafften sie es schließlich mühevoll, konnten, oben angekommen, endlich wieder frei durch atmen. Die ganze Rettungsaktion blieb Gott sei Dank eher unspektakulär, war ohnehin keine große Sache, wurde problemlos schnell über die Bühne gebracht, ohne dabei unnötig die Aufmerksamkeit der Parkbesucher auf sich zu ziehen. Mit klitschnasser Kleidung, bis zum Himmel stinkend und komplett verdreckt stand das Ermittler-Duo schlussendlich entnervt dreinschauend und völlig fertig neben dem Eingang dieses verfluchten Brunnens. Beide atmeten erleichtert aus wieder den saftig grünen, frischen Wiesenboden unter ihren halbtauben Füßen spüren konnten. Endlich wieder frei! Noch leicht vor Kälte zitternd und dementsprechend nicht gerade gesprächig standen sie, umringt von Lestrade, Donovan und dem restlichen Rettungsteam einfach da, während der Detective Inspector ihnen einen besorgten, seine Kollegin einen genervten Blick schenkte und wollten nun eigentlich einfach nur noch schnell weg von diesem Ort, zurück in ihrer Wohnung, Duschen! Ja, eine heiße Dusche und saubere Kleidung, das war es, was sich vor allem der Kleinere der beiden gerade sehnlichst wünschte, aber ihm war durchaus bewusst, dass sie mit einem neugierigen Lestrade vor sich hier mit Sicherheit erst dann weg kämen, wenn dieser keine ungeklärten Fragen mehr übrig hätte. Unterdessen hatte eben jener die beiden Ermittler erst prüfend von oben bis unten gemustert, kam jetzt schließlich die letzten paar Meter auf sie zu, besah sich mit schnellen Blick ihr verschmutztes Aussehen, bemerkte dabei auch sofort die Handschellen. Warum genau sie die trugen, wollte er allerdings lieber erst gar nicht wissen. Was dem DI allerdings noch auffiel waren Sherlocks beiden Verletzungen und die darum gewickelten Stofffetzen. Der Blick des Grauhaarigen schweifte kurz zu dem Doktor, erkannte dessen fehlenden Hemdärmel unter der Jacke, verstand fast sofort den Zusammenhang. Musterte dann nochmals den großgewachsenen jungen Mann, welcher mal wieder keine Miene verzog. “Sherlock, diese Verletzungen sollte sich vielleicht noch schnell einer von den Rettungsmännern ansehen. Der wird sie dann gleich beha-” “Nicht nötig!”, wurde der Detective Inspector sofort mitten im Satz von der barschen Stimme Sherlocks unterbrochen. “Ich brauche keine Hilfe, habe schließlich meinen eigenen Arzt.” Der gelassene und leicht hochmütige Unterton des Lockenkopfs brachte Lestrade dazu etwas verwundert drein zu blicken sich dann aber geschlagen gebend zu nicken, dachte sich lieber nur seinen Teil, beließ es einfach dabei, zuckte sogar kurz mit den Schultern. Derweil musste John zugeben, dass ihn Sherlocks Aussage von eben, mehr als er es vielleicht wahr haben wollte, irgendwo berührte, für einen kurzen Augenblick wohltuend sprichwörtlich schweben ließ. Er fühlte sich durch die Worte des Detektivs seltsam beschwingt, wusste nicht so Recht wohin damit, weshalb er es einfach über sich ergehen ließ, dieses Gefühl der Anerkennung in sein Unterbewusstsein speicherte, dabei weiterhin stumm blieb. “Na, da habt ihr ja ganz schön was hinter euch.”, meine Lestrade schließlich mit etwas mehr Nachdruck in der Stimme, absichtlich das Thema wechselnd, lächelte beide Männer halb mitfühlend und halb grinsend an, während er sie hilfsbereit von den Handschellen befreite. John antwortete ihm mit einem schwachen Schmunzeln, nickte nur, rieb sich dabei das rötliche, leicht aufgeschürfte Handgelenk, gleich nachdem die Handschelle entfernt worden war, stöhnte kurz erleichtert auf, atmete einmal die frische wohltuende Luft tief ein und war so verdammt dankbar dieses kühle Metall endlich wieder los zu sein. Sherlock hingegen verdrehte nur innerlich die Augen, sah sich zwischenzeitlich einmal schnell in der Gegend um und verzog stillschweigend den Mund. Seine linke Hand legte sich dabei auf sein rechtes Handgelenk, rieb ebenso etwas über den dort deutlich sichtbaren roten Abdruck der Handschelle, gab dabei allerdings keinen Laut von sich. Auch sonst wirkte der Detektiv momentan sehr tief in Gedanken versunken, beinahe ruhelos. Sie mussten hier weg - hallte es in seinem Kopf wider - endlich wieder zurück zur Baker Street. All diese Leute um sie herum, nervtötend wie eh und je. Musste Lestrade denn gleich so viele Menschen hierher schleppen? Ein paar Leute hätten schon gereicht. Und dann auch noch ausgerechnet Donovan. Letztgenannte stand immer noch etwas abseits, sah hin und wieder stumm zu ihnen rüber, schüttelte ab und an, dabei unverständliche Worte vor sich hin brummend, den Kopf, nur um dann diesen wieder von ihnen weg zu drehen, als sei nichts gewesen. Wie es schien hatte der DI Donovan mehr genötigt als gefragt, sie als Mithilfe praktisch einfach hierher geschleppt. Weshalb sie wohl auch - aus ironischer Sicht gesehen - hier so begeistert und freudig mitwirkte. Dem Consulting Detective konnte es letzten Endes egal sein, woraufhin er schließlich dem Mann, welcher ihm gerade doch tatsächlich eine Schockdecke umlegen wollte, nur mürrisch anblickte und sich direkt und steif zu Lestrade umdrehte. “Das ist doch jetzt nicht sein Ernst.” Nachdem der DI begriffen hatte was Sherlock überhaupt meinte, bat er den netten Rettungsmann wieder zu gehen. Auch der Doktor verneinte dankend als man sich um ihn kümmern wollte, was Lestrade mal wieder nur seufzen ließ. Erhobenen Hauptes und mit gespielt freundlichem Unterton fing Sherlock schließlich an zu reden. “Ihre Anteilnahme und Sorge schätzen wir sehr, jedoch haben wir gerade ganz andere Probleme als solche Nebensächlichkeiten über uns ergehen zu lassen. Ich muss also nicht noch deutlicher werden um die Zeitverschwendung sowie den Wunsch meines Kollegen und auch mir, endlich diesen widerlichen Gestank loszuwerden, noch klarer auszudrücken, oder Lestrade?!” Seine rhetorische Frage ließ den Detective Inspector resignierend und leicht genervt den Kopf schütteln. Er verstand es ja, aber musste Sherlock deshalb immer gleich so ausfallend werden, mit diesem ganz bestimmten Tonfall verbal auf einen eindreschen, anstatt nur ein einfaches ‘Danke‘ auszusprechen? Doch bevor Sherlock noch irgendeine andere unpassende Bemerkung machen konnte, mischte sich sein Kollege plötzlich ein, indem dieser einfach direkt vor den Größeren trat und dem DI ein schnelles und knappes Lächeln schenkte. “Was Sherlock damit sagen wollte, ‘Vielen Dank für die Rettung und wir hören noch voneinander.’ Man sieht sich.” Und schon zog John den überrascht schauenden Detektiv hinter sich her, welcher ihm sogleich unwillkürlich schmunzelnd und ohne Widerworte folgte. Prompt wurde Lestrade einfach verlassen, stand dort wie bestellt und nicht abgeholt, sah den beiden Männern stirnrunzelnd hinterher. “Aber wehe ich bekomme nicht in spätestens 24 Stunden ein paar Erklärungen, sonst werde ich euch persönlich von einem Sondereinsatzkommando beschatten lassen!” Die eher schwache Drohung ging, wie erwartet an Sherlock vorbei, weshalb dieser sich auch nur noch einmal kurz umdrehte, die Hand zum Abschied hob, ein, dem DI bestens bekanntes Grinsen im Gesicht. "Keine Sorge Lestrade, Sie bekommen schon noch was Sie wollen!" Mit diesen Worten wollte sich Holmes schon wieder umdrehen, als ihn plötzlich ein Geistesblitz zu durchfahren schien. John bemerkte es sofort an seinem veränderten Gesichtsausdruck. "Lestrade" Sherlocks Stimme klang jetzt ganz versöhnlich. Mit schnellen Schritten, rascher als man es ihm mit dem verletzten Bein vielleicht zugetraut hätte, stand er plötzlich wieder vor dem DI, lächelte diesen nun freundlich an: "mir ist aufgefallen, dass Sie so umsichtig waren, hier überall um den Brunnen herum einen Sichtschutz aufzustellen. Wer weiß denn davon, dass Sie uns beide lebend aus diesem stinkenden Loch gefischt haben?" Vorsichtig auf die versöhnliche Stimmung einsteigend und die Anerkennung für sein Handeln annehmend, antwortete Lestrade ebenso freundlich: "nur ich und das Team, das Sie hier sehen, also Donovan und die anderen Männer hier wissen momentan, dass Sie beide leben. Aber worauf wollen Sie mit der Frage genau hinaus?" Lestrade ist wohl doch nicht so blöd wie er gedacht hatte, schmunzelte Sherlock. John verstand nicht alles, aber er kapierte schnell, dass der Detektiv wohl schon einen neuen Plan in seinem hoch funktionellen Hirn ausgearbeitet hatte, scheinbar vor zu haben schien diesen Unfall zu ihrem Vorteil zu nutzen. Die Antwort des Detektivs bestätigte diesen Verdacht dann auch sogleich. "zum jetzigen Zeitpunkt unserer gemeinsamen Ermittlungen im Fall Brown/Clapton... " Der Lockenkopf näherte sich dem grauhaarigen, blickte ihn charmant und verschwörerisch an, bevor er sich noch weiter vorbeugte, dem Detektiv Inspektor etwas ins Ohr flüsterte. Ein gewisser blonder Mann stand bewegungslos da, konnte mal wieder nur darüber staunen, wie Sherlock die Menschen um den Finger wickeln, mit den richtigen Worten, Blicken und Gesten für sich einnehmen konnte, selbst wenn er sie fünf Minuten zuvor noch beleidigt oder belehrt hatte. Lestrade hörte konzentriert zu, machte immer mal wieder "mhm" oder "aha" oder rief ein "meinen Sie?", worauf Sherlock dann nur nickte und flüsternd weitersprach. John war kurz angesäuert, weil er hier frierend warten musste, mal wieder nicht in Sherlocks Pläne eingeweiht wurde, zuckte dann aber nur mit den Schultern, dachte sich, dieser würde ihn zum passenden Zeitpunkt schon einweihen, beschloss dem Consulting Detektiv zu vertrauen, das hatte er schon immer getan, seit sie sich kannten und miteinander arbeiten. Der Jüngere hatte schon früh klargestellt, dass er seine eigenen Methoden habe, sich des Öfteren die Freiheit nahm, bestimmt Dinge so lange für sich zu behalten, wie er es für richtig hielt. Außerdem verstand der Ältere von beiden nach kurzem Nachdenken, dass Sherlock deshalb so vertraulich mit Lestrade sprach, um sich mit ihm versöhnlich zu stimmen, ihn dadurch besser für seinen Plan nutzen zu können. Dieser beendete gerade seine private Unterredung mit dem DI, kam mit einem für John sehr bekannten Funkeln in den Augen wieder zu ihm zurück. "Na kommen Sie John, unsere Mitfahrgelegenheit nach Hause zu einer heißen Dusche und frischer Kleidung wartet schon auf uns." Der Veteran runzelte erneut die Stirn. Mitfahrgelegenheit? Konnten sie die paar Meter nach Hause denn nicht auch laufen? Aber wieder zuckte er nur mit den Schultern, schob Sherlocks Wunsch nach einer Fahrt nach Hause auf die doch recht großen Schmerzen, die dieser von den beiden Verletzungen haben musste. ER war ja auch ziemlich platt und froh, keinen Meter mehr als nötig laufen zu müssen. Schon fünf Minuten später fuhr ein Wagen mit abgedunkelten Scheiben, dessen Rücksitz mit einer Plane als Schutz vor dem Schmutz seiner Passagiere ausgelegt war, vor. Sherlock hob nochmals dankend die Hand an das Rettungsteam und auch John nickte allen dankend zu, dann stiegen die beiden Männer ein. Lestrade sprach gerade leise mit Donovan, der der Mund offen stand, erwiderte den Gruß und machte sich sogleich daran den auf die Schnelle ausgearbeiteten Plan in die Tat umzusetzen. Sherlock Holmes war vielleicht ein verrückter Kerl und seine Methoden zweifelsfrei unkonventionell, aber wenn es half den Fall aufzuklären, die Schuldigen hinter Gitter zu bringen, so wollte er dem Consulting Detektiv vertrauen, dass hatte er schließlich, wie er nur minimal widerwillig zugab, in der Vergangenheit ihrer Zusammenarbeit nie bereut. Der Wagen, in dem der ehemalige Militär Arzt und sein in Gedanken versunkener Kollege saßen, fuhr inzwischen aus dem Regent´s Park hinaus, steuerte die Baker Street 221B an. Kein Wort war bisher zwischen ihnen gefallen, lud die ganze Stimmung und Atmosphäre um sie herum erneut ein, sich spannungsgeladen und Fragen aufkommen lassend anzufühlen. Solche, die ihnen - seit beide Männer ihr ‘Spielchen’ im Brunnen unterbrechen mussten - einfach nicht mehr aus den Kopf gingen, sie gedanklich noch mehr verwirrten, gefühlsmäßig einengten, die vorherigen „Klarheiten“ mit sofortiger Wirkung einfach über den Haufen rannten, überboten, allesamt überstimmten. Neue, noch frische Unsicherheiten, die sich, jetzt wo sie sich im Licht wieder gegenseitig deutlich sehen konnten, in ihnen breit machten, waren allerdings seltsam klarer als die zu Beginn. Schnell wurde ihnen nämlich beinahe gleichzeitig bewusst, dass alle Bedenken zusammen sie letztendlich doch immer nur wieder in eine ganz bestimmte Richtung führten, immer schneller, so dass sie jetzt so weit gekommen waren, keine Möglichkeit zum Luft holen mehr zu haben, sich keine Pause mehr gönnen konnten. Wie es schien kamen Holmes und Watson nun wohl definitiv nicht länger drum herum sich endlich mal mit diesem seit einer Woche bewussten Strudel aus Gefühlen, Verwirrung und unausgesprochenen Gedanken endlich einmal auseinander zu setzten. Er war wie eine Art Last, die sich unerbittlich in ihr Gehirn, Herz, ihren Körper eingeschlichen, dort festsetzte hatte und nun auch so lange zu bleiben gedachte, bis die beiden ein vernünftiges und klärendes Gespräch geführt hätten. Ein Gespräch, dem sowohl der Consulting Detective als auch seinem Mitbewohner dem Veteran nun wohl wirklich nicht mehr länger aus dem Weg zu gehen vermochten. Viel zu deutlich war nun die Übermacht der eindeutigen Gefühlsregungen, die sie beide die vergangenen Tagen unvermeidlich durchlebt hatten, oder auch die aufgekommen Gedanken, die es immer noch zu verarbeiten galt. Quälend langsam sickerte ihnen ins Unterbewusstsein, dass theatralisches Davonlaufen und schwächliches Ignorieren genauso wenig brachte wie Gedankenaufräumaktionen und Selbstzweifel… All jene Dinge brachten den Meisterdetektiv und seinen Arzt nur dazu noch tiefer ins gedankliche, emotionale Chaos zu stürzen, die Überlegungen wie man am besten, vorzugsweise unbemerkt, wieder aus dieser ‘Angelegenheit’ rauskommen könnte praktisch unmöglich… Also was brachte das ganze Leugnen, Sträuben und Verdrängen jetzt letzten Endes überhaupt noch?… Was brachten all diese dümmlichen und nutzlosen Pläne, Überlegungen und Schutzmaßnahmen?… Es lag nicht mal unbedingt nur daran, dass sie keine pubertierenden Teenager mehr waren, beide dem männlichen Geschlecht angehörten – Nein - vielmehr sollten – Ja – mussten Sherlock und John sich nun wohl wirklich so langsam mal klar darüber werden WAS GENAU sie für den jeweils Anderen waren. Wie die Fragen hinter den Fragen lauteten. Was sie wirklich voneinander dachten und... selbstverständlich... über die wichtigste Frage,… Was empfanden sie füreinander? … Oder vielmehr, waren da wirklich Gefühle im Spiel oder doch nur die, wenn auch sehr verspäteten, Hormone? Spürten sie vielleicht beide einfach nur einen ungewöhnlich ausgeprägten Drang nach (körperlicher) Nähe? War der Beweggrund am Ende also vielleicht tatsächlich schlichtweg Einsamkeit oder gar der reine, niedere, sehnsuchtsvollen Trieb einfach nur mit irgendeiner andere Person Geschlechtsverkehr vollziehen zu wollen?… Für John war nach letzter Nacht vollkommen klar, dass es das schon mal bei ihm definitiv nicht sein konnte, warum, hatte er dem weltweit einzigen Consulting Detektiv ja auch vorhin im Brunnen, in einem Anflug von Mut oder Wahnsinn, da war sich der ehemalige Militärarzt immer noch nicht so ganz sicher, in der Dunkelheit, mehr oder weniger freiwillig, vollständig gestanden, stotternd zugegeben, dass der Lockenkopf in dieser sein Denken vollkommen beherrscht und ihn danach reuevoll, Schuld behaftet zurück gelassen hatte. Er hatte einfach ganz „normalen“ Sex haben wollen – mit seiner Freundin – so wie das seiner Auffassung nach richtig hätte sein müssen, doch ‘normal’ war mittlerweile ein Wort, welches er, wenn er wirklich ehrlich zu sich selbst war, eigentlich schon vor längerer Zeit, genauer gesagt ab dem Zeitpunkt an dem er den Detektiv Sherlock Holmes kennen gelernt hatte, aus seinem Kopf gestrichen und verbannt hatte. Seitdem war in seinem Leben nichts mehr normal. Inzwischen war er sich sicher, dass Mycroft damals Recht gehabt hatte. Ja, das Leben an der Seite des Jüngeren war wie im Krieg zu sein, forderte und förderte ihn zu gleich, gab ihm keine Möglichkeit, sich nicht weiter zu entwickeln, nicht jeden Tag ein kleines Stück mehr über sich hinaus zu wachsen und dabei seinen vorbestimmten Weg, so hatte er zumindest nach seiner Verletzung gedacht, verlassen zu können, das Ruder selbst in die Hand nehmen zu können. Deshalb gab er es auch letztendlich auf, sich über manche Dinge in seinem Alltag zu wundern, diese in Frage zu stellen, nahm sie einfach so hin und an. Warum auch nicht? Denn das Meiste von diesen Dingen ging, wie nicht anders zu erwarten, von seinem eigensinnigen Mitbewohner aus, der seine Spielchen, seine Art und Weise und seinen Charakter jedes Mal aufs Neue so stark zur Geltung brachte, dass Watson sich mehr und mehr daran gewöhnte. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war…. würde er diesen dynamischen, ab und an brachialen und genialen Consulting Detective vermissen… Hatte es auch deshalb nach ihrem ersten richtigen intimen Erlebnis nicht übers Herz gebracht aus der WG auszuziehen, ach wenn er das vielleicht gekonnt hätte. Aber anscheinend brauchte John ganz einfach solch ein Chaos. Es hielt ihn am Leben, brachte seine Sinne immer wieder aufs Neue zum vibrieren, machte ihn frischer, lebendiger und zum Punkt kommend einfach nur glücklich… zufrieden damit, etwas gefunden zu haben an was er sich halten konnte, ihn gleichzeitig mitzog, seinen Alltagstrott aufpuschte… Er brauchte… diesen Halt, diesen neu entdeckten Lebenswillen… er brauchte… Sherlock. … Eben jener war zur gleichen Zeit damit beschäftigt, überhaupt erst einmal den Grund für seine experimentierfreudige Neugierde aus einem verworrenen Konter- und Antwortenhaufen herauszufiltern. Seine eigene ‘Brunnenverführungstaktik’ war zwar so zu sagen in die Hose gegangen, allerdings war dieses Erlebnis im wahrsten Sinne des Wortes trotzdem, letzten Endes, mehr als angenehm gewesen. Johns Geständnis hatte ihn zuerst vollkommen verwirrt, aber er hatte schnell entschieden, dass er es nutzen konnte, würde, denn, trotz allem, zu seinem eigenen Bedauern, war diese gewisse Sache damit leider noch lange nicht abgeschlossen, war, ganz im Gegenteil, nun wahrscheinlich noch komplexer geworden, zuvor. Nötig oder nicht, er konnte und wollte diese plötzliche Unterbrechung nicht einfach so hinnehmen, so sehr sich sein brillanter Verstand auch dagegen wehrte - er MUSSTE dieses Thema, diesen Plan, dieses sexuell anregende Experiment einfach weiter führen, am Besten zu Ende bringen, auch wenn er, weniger als je zuvor, seit dieses begonnen hatte, auch nur erahnen konnte, wie dieses Ende eigentlich aussehen sollte. Aber eine andere Option stand ihm nun definitiv gar nicht mehr zur Verfügung. Viel zu sehr war er schon in seinen Gefühlsstrudel aus Emotionen und neu entdeckten Wahrnehmungen verwickelt und gefangen, ohne Aussicht auf Freiheit und Ruhe, solange er diese eine verdammte Angelegenheit mit seinem kleineren Kollegen nicht endlich geklärt, aus der Welt geschafft hatte. Diese heikle Situation, die doch nur allein aus einer einzigen Frage bestand - ….War er, der weltweit einzige selbsternannte Consulting Detektive, überzeugter Soziopath, körperlich und mental wirklich in der Lage dazu, mehr zu empfinden als nur Freundschaft?… Sein Geist wandelte in seinem Kopf von einer rettenden Antwort zur nächsten, ging dabei immer wieder von Neuem all mögliche Lösungswege durch, die ihm eventuell nützlich sein und weiter helfen könnten. … Doch auch das schien alles nur vergebene Liebesmüh zu sein. War es für ihn denn so schwer zwischen unkontrollierbarem Trieb und menschlichen Gefühlen zu unterscheiden? Wusste der Jüngere von beiden nicht einmal selbst, wonach er eigentlich genau suchte, nicht nur sein Körper sondern auch sein Geist verlange? Und das alles, dieser ganze aufwühlende Stress, nur wegen John allein. Nur wegen ihm zerbrach er sich fast schon verstörend den Kopf, machte sich um Dinge Gedanken, die er - bevor er den Arzt kennengelernt hatte - normalerweise nicht einmal aus tagelanger Langeweile heraus in sein Hirn hinein gelassen hätte. Allein die Funktion dafür wäre wahrscheinlich nicht einmal wirkungsvoll in die Gänge gekommen und gewollt hätte er so was schon dreimal nicht, hätte nie im Leben jemanden überhaupt erst so nahe an sich heran gelassen, in die Nähe seiner, anscheinend wirklich existierenden, bis dato für fest verschlossen gehaltenen, kleinen Kammer aus schwachen und nutzlosen Gefühlen. Eine kleine dunkle Kammer, tief in seinem Innern. Eine Tatsache, die Sherlock selbst verwunderte und nicht gerade glücklich stimmte. Er sah es eher als lästigen Zeitverlust, ein Teil in ihm, der sich als menschlich entpuppte und ihn fast schon resignieren ließ. Beinahe enttäuscht war er über den Verlust seiner Unabhängigkeit, unzufrieden mit dem Wissen doch tatsächlich ein paar Gefühle zu besitzen, die er, so sehr er sich auch dazu zwang - nicht einmal für eine Sekunde abstellen oder umgehen konnte. Nur wegen diesem Doktor... Doch was war mit diesem innerlichen Trieb? Frisch angekurbelt und neu entfacht. Weshalb diese plötzliche Interesse an sexuellen Tätigkeiten? Was war nur um Himmels Willen mit seinem Körper los? Besonders ständig in der Nähe dieser einen gewissen Person, wohlgemerkt wenn er dieser Person sehr nahe kam, ob nun gewollt oder nicht. Es war doch, um ehrlich zu sein, schon lange kein plumpes Experiment mehr, darauf war Holmes inzwischen schon selbst gekommen, entwickelte sich in eine ganz andere Richtung, ein merkwürdiger, ungewohnter, neuer Weg, den er gezwungenermaßen beschreiten musste. Wie es nämlich aussah wusste sein Körper, ganz im Gegensatz zu seinem sonst so brillanten Verstand, offenbar sehr wohl, was er allen Anschein nach haben wollte. Die Frage war nur, war es letztendlich ernster als gedacht und so weit ausgereift, dass auch das Objekt dessen „Begierde“ mitmachen würde – freiwillig? Schließlich war eine Sache klar und deutlich - Sherlock würde sein Tun fortsetzen, würde seinem Körper eine Chance geben, wenn auch ungern, denn seinem eigenen instinktgesteuerten Drang den Vorrang, seine Zustimmung zu geben, war mehr normalerweise ein Unding, schlichtweg eine Seltenheit für ihn. Und dennoch. Es konnte nur die Wahrheit sein, unerbittlich, unangenehm, für den Detektiv so schwer zu akzeptieren… Kaum zu glauben… aber wahr… Ein verstohlener Blick ging vorsichtig rauf zum Größeren, als John nach einiger Zeit endlich den Mut hatte wieder etwas Ordnung in ihr gemeinsames Kollegen- und Freundschaftsverhältnis zu bringen. Fragend besah er sich dazu zuerst einmal seinen Nebenmann, musterte für einen kurzen Augenblick dessen Gesichtszüge, blickte allerdings aber anschließend wieder, ohne einen geeigneten Einstieg gefunden zu haben, wieder nach vorne. Sollte er die Sache im Brunnen vorhin ansprechen? Sollte er eine Bemerkung zu seinem Geständnis machen, dieses gar widerrufen? Nein, jetzt im Nachhinein alles zu leugnen, einfach unter den Tisch zu kehren, war nicht nur falsch sondern auch noch albern. Es brachte im Endeffekt beiden nichts wenn sie schon wieder solch ein kindisches Verhalten an den Tag legen würden, unnötig nervenaufreibend noch dazu. Aber irgendetwas musste John doch sagen, konnte nicht so einfach weiter machen. Diese Szene im Brunnen war im Vergleich zu der in seinem Bett um einiges anderes gewesen, wenn nicht sogar viel intensiver. Wieso hatte er eigentlich nochmal den unbändigen Drang verspürt sich bei dem Anderen zu entschuldigen? … Ach ja... weil er ein schlechtes Gewissen dem anderen gegenüber empfunden hatte.. sich schuldig gefühlt hatte... was für eine surreale Situation... Und um dem ganzen Drama noch die Krone aufzusetzen, musste hier und jetzt noch einmal auf eben diese zwei Männer hingewiesen werden, welche - seit sie auf dem Grund des verdreckten alten Brunnens ihren stürmischen Kuss von einer zur nächsten Sekunde unterbrechen hatten müssen - bis zu diesem Moment, während sie hier beide gerade in dem, von der Klimaanlage angenehm warmen, Wageninneren saßen, durch die Straßen kutschiert wurden, ein kleines "Problemchen" mit sich rumschleppten. Dieses stellte sich noch immer als sehr beengend und leicht schmerzhaft heraus. Tatsächlich hatten sich Sherlock und John in der Finsternis jenes Brunnens offenbar gegenseitig so sehr aufgeheizt, dass sie letztendlich nun das Ergebnis mit sich herumtrugen, oder wohl eher ertragen mussten. Nicht gerade angenehm traf sie die Erkenntnis die sich direkt in ihrer Körpermitte, zwar nicht deutlich zu sehen aber dafür umso mehr fühlbar, abermals bemerkbar machte. Wie Bitteschön hatten sie es bloß geschafft ihre noch leichten Erektionen bis jetzt beizubehalten? Weshalb war der Doktor innerlich immer noch so aufgewühlt, Sherlock so angespannt?… Vielleicht noch ein Grund, warum sie unbedingt wieder so schnell es ging nach Hause wollten? Um für sich allein das zu beenden, was sie zusammen begonnen hatten? … Wie sollte das bloß weitergehen, wenn sich solche Situationen wiederholten, Holmes und Watson ihre Selbstkontrolle so leicht verloren? … Einfach weitermachen oder einen Schlussstrich ziehen? Und Warum zum Teufel bestand ihre derzeitige Welt nur noch aus Fragen???….. So unbeholfen er sich auch gerade benahm, John musste diese Seite ablegen, wollte nun wenigstens überhaupt irgendein Gespräch anfangen, hier nicht weiter so stillschweigend und verschlossen neben seinem Kollegen sitzen. Das plötzliche Räuspern registrierte Sherlock erst gar nicht, hatte innerhalb der nächsten paar Sekunden jedoch das Gefühl, doch etwas gehört zu haben. Aufmerksam zuckten seine Augenbrauen kurz in die Höhe, sah dabei das erste Mal wieder zur Seite zu dem blonden Mann hinunter, welcher mit dem Blick nach vorne gerichtet, zur Frontscheibe hinausblickte. Beide waren sich unbewusst im Stillen einig, dass zu aller erst etwas gegen Sherlocks Verletzungen und ihren Körpergeruch unternommen werden musste, nicht zu vergessen diese schweren nassen Klamotten, die ihnen noch an der Haut klebten, sich recht unangenehm anfühlten. Und endlich, nach nur wenigen Sekunden durchbrach des Arztes, anfangs noch kratzige, Stimme diese unangenehme, sich ausgebreitete Stille. “Also,… ich würde sagen, wenn wir wieder in unserer Wohnung sind, dass jeder von uns erst einmal duschen geht und ich Ihre zwei Verletzungen im Anschluss sofort verarzten werde. Die Lappen haben sich längst mit Ihrem Blut vollgesogen und ich möchte Ihnen eine Blutvergiftung ersparen." Erst jetzt fiel dem Detektiv auf, dass sein Bein inzwischen ganz taub, die Hemdärmel von Johns Hemd nicht mehr grau vom schmutzigen Wasser sondern dunkelbraun vom Blut waren, was Sherlock anfangs gar nicht so schlimm empfunden und deshalb auch zuerst nicht wirklich bewusst registiert hatte. Allein die Aktion von vorhin, angekettet diese dämliche Strickleiter hinaufzuklettern, war ein etwas komplizierter und nervtötender Akt gewesen. Er war innerlich beinahe froh, dass sie es, rein körperlich betrachtet, überhaupt noch geschafft hatten, allein wegen ihren unterkühlten Unterkörpern und dem allgemeinen, vor Kälte zitternden, Zustand ihrer Körper. Doch was der Doktor gerade gemeint hatte, wenn auch, jetzt wieder im Licht der Realität angekommen, mit der üblichen sprachlichen Distanz, die dem Detektiv inzwischen zugegebenermaßen ziemlich auf den Zeiger ging, vor allem wegen dem ständigen Wechsel, war trotzdem wahrlich ein Segen für seine Ohren. Ausruhen. Einfach nur nach einer heißen Dusche auf seiner schönen Couch liegen und sich entspannen - wenigsten nur für eine kurze Zeit. Denn während sie beide hier saßen, bereitete Lestrade bereits alles vor. George und seine Kumpanen waren fürs Erste über alle Berge. Oder um es richtig zu formulieren - feige in ihr Versteck geflüchtet, weiterhin auf der armseligen Suche nach Noah Brown. Ja, letztendlich kam das Ermittler-Duo sie nicht umhin, sich zu aller erst mal um sich selbst zu kümmern. Sherlocks Plan würde ihnen dazu wesentlich mehr Zeit geben, als John momentan noch ahnte, was Gott sei Dank keine Probleme darstellen sollte, da Noah, so vermutete der Detekitiv zumindest, vor seinen Häschern, momentan zumindest, sozusagen in Sicherheit sein sollte. Der Consulting Detektiv hatte seinen Plan soweit ausgearbeitet, dass, wenn Lestrade und sein Team ihn exakt umsetzen, eigentlich nichts schief gehen konnte. Nun aber musste diese fühlbare Anspannung zwischen ihnen beiden schleunigst erst mal verschwinden, woraufhin Sherlock auch zu dem Entschluss kam, vorerst keine Andeutungen und Worte wegen der Sache im Brunnen fallen zu lassen, erst einmal abwarten, sich an den Plan halten wollte, war sicherlich das Beste. Auf John's Vorschlag hin brauchte er eigentlich kaum etwas zu erwidern, denn es war natürlich längst sonnenklar, dass sie es so machen würden, wie der Doktor es gerade noch vorgeschlagen hatte, doch um nicht ganz so unhöflich zu erscheinen riss sich der Größere von beiden zusammen, entgegnete schließlich mit üblicher tiefer Stimme: “Ja, das wird wohl das Beste sein. Wir dürfen währenddessen allerdings nicht vergessen uns Gedanken über das Familienerbstück zu machen, da es George zwar letztendlich aufgegeben zu haben scheint danach zu suchen, es für uns jedoch noch von Bedeutung sein könnte. Wir dürfen nichts außer Acht lassen.” Dieses ‘wir’ ließ John aufhorchen und sogleich etwas entspannter werden. Er war innerlich froh, dass sich wenigstens in Hinsicht auf ihren derzeitigen Fall und allgemein auf ihre Arbeit nichts geändert zu haben schien. Kaum war das also nun alles geklärt, erreichte der Wagen mit den beiden Männer auch schon die Baker Street, Hausnummer 221B. Der Polizist, welcher den Wagen steuerte, wand sich fragend zu Sherlock um: "Mrs. Hudson ist nicht Zuhause?" Sherlock schüttelte den Kopf "Sie ist bei ihrer Schwester, Detektiv Inspektor Lestrade hat die Adresse." Der Polizist nickte, fuhr rasch fort: "Geben Sie mir bitte den Schlüssel. Ich gehe rein, öffne alle Türen, schließe die Vorhänge und dann kommen Sie beide bitte schleunigst ins Haus, ohne Umwege, verstanden? Mein Kollege sichert die Straße, damit Sie beide auch sicher von niemandem gesehen werden. Lestrade hat geschrieben, dass Sie sich bei ihm melden sollen, wenn Sie soweit sind, packen Sie nur das Nötigste ein. " Sherlock und John nickten synchron, wobei der Kleinere von beiden allerdings (mal wieder) nur Flugzeugträger verstand, doch dieser ermahnt sich abermals, dem Größeren einfach zu vertrauen, konzentrierte sich deshalb voll und ganz auf die heiße Dusche, die er gleich genießen würde. Planmäßig im Wohnungsinneren angekommen, wurde dann auch gar nicht mehr lange gefackelt, sondern sofort entschieden, dass Sherlock als Erstes ins Badezimmer gehen sollte, der Doktor in der Zwischenzeit schon mal alles für seine Verarztung zurecht legen und vorbereiten würde. Kapitel 41: Sherlocks Plan wird enthüllt ---------------------------------------- Ordentlich verarztet saß Sherlock wenig später neben John auf dem Sofa, beide wieder vollständig angezogen. Der Kleinere von beiden spielte, wie so oft, seit er das possierliche Tierchen von Charly anvertraut bekommen hatte, gedankenverloren mit dem Plüschhund, welcher auf seinem Schoß lag. Das kleine smaragdgrüne Kuscheltier war inzwischen beinahe schon wie ein Talisman für ihn geworden, half ihm beim Nachdenken. Er fühlte sich pudelwohl, war sauber, vollends befriedigt, entspannt und konnte sich nun in Ruhe den Kopf darüber zerbrechen, was für einen Plan genau Sherlock wohl zusammen mit dem DI ausgeheckt haben könnte. Warum hatte niemand sie beide sehen dürfen, nachdem sie aus dem Brunnen entkommen waren? Warum hatten die beiden Polizisten sie angewiesen nur das Nötigste einzupacken und wofür? Wollte Sherlock verreisen? Jetzt gerade, an so einem kritischen Punkt Ihrer Ermittlungen? Was hatte Sherlock Lestrade nochmal als Erstes gefragt, nachdem er den Geistesblitz gehabt zu haben schien? "Wer weiß davon, dass Sie uns lebend aus diesem stinkenden Loch gefischt haben?" So etwas in der Art war es doch gewesen. Was bezweckte der Meisterdetektiv mit der Frage und was für einen Plan entwickelte er aus der Antwort? Fragen über Fragen... Der Größere, ebenfalls sehr zufrieden und befriedigt, saß entspannt neben seinem kleineren Freund und betrachtet amüsiert dessen Mienenspiel. John zerbrach sich gerade wohl den Kopf über das vorher Passierte, jetzt wo die wichtigste Sache, ihre Erregung, erstmal überwunden war. Sherlock wollte den Älteren nun aufklären und ihm die nächsten Schritte erklären, aber der exzentrische und eigensinnige Consulting Detektiv wäre nicht er selbst gewesen, wenn er seinen Doktor nicht noch ein bisschen geärgert hätte und außerdem wollte er zuvor noch etwas nachprüfen, was ihm vor ihrem kleinen erotischen Abenteuer, hier in der Wohnung, durch den Kopf geschossen war. Der blonde Mann erschrak nun fast zu Tode, als der Lockenkopf neben ihm plötzlich in seinen Schritt griff um ihm das Kuscheltier aus der Hand zu schnappen. Sie hatten gerade ein sehr befriedigendes Erlebnis miteinander geteilt, wollte Sherlock etwa schon weitermachen? Es hatte John zwar sehr gefallen, aber er brauchte nun definitiv eine Verschnaufpause.... Nein, Sherlock hatte den Kleineren wirklich nur ein bisschen ärgern wollen, wurde diesem augenblicklich bewusst, als er in das unbeteiligt wirkenden Gesicht des Größeren blickte, und das währenddessen dem Jüngeren wie immer der Schalk im Nacken saß. Der Veteran konnte nur leicht schmunzelnd mit einem gespielten Grummeln den Kopf schütteln, war eigentlich froh, dass Sherlock immer noch der Selbe war, anders wollte er ihn gar nicht haben. Dieser Gedanke hätte John allerdings nun wiederum in eine Richtung geführt, in der es darum ging ob und warum er den Detektiv "haben" wollte, deshalb griff er schnell zur Fernbedienung und schaltet den Fernseher ein. Die sechs Uhr Nachrichten begannen soeben - war es etwa wirklich schon so spät?! - Sherlock lies sich nichts anmerken, untersuchte erst zum Schein, dann aber mit plötzlichem, echten Interesse das Stofftier in seinen Händen. Er musste nicht auf den Fernseher schauen, wusste genau wie spät es war und ahnte, was sein Mitbewohner gleich als neuste Schlagzeile präsentiert bekommen würde, vorausgesetzt Lestrade und Co hatten ihren Job gemacht. Im Fernsehen: "Hallo und Herzlich Willkommen zu den sechs Uhr Nachrichten. Heute erschüttert uns vor allem eine exklusive Eilmeldung des Scottland Yard. Der, durch einen Blog über seine außergewöhnliche Fälle, bekannte und beliebte selbsternannte Consulting Privatdetektiv Mister W. S. Sherlock Holmes und sein Assistent sowie Urheber jenes Blogs, der ehemalige Militär Arzt Dr. John H. Watson wurden heute nach einem anonymen Hinweis tot im Regent´s Park aufgefunden. Sie waren mutmaßlich in einen alten, stillgelegten Brunnenschacht, weit abseits der regulären Fußwege, gefallen. Ob es ein Unfall oder Fremdeinwirkung war ist zum jetzigen Zeitpunkt noch ungeklärt. Die ermittelnden Behörden können sich nur denken, dass letztlich eine von Sherlock Holmes auf eigene Faust durchgeführte Ermittlung in einem wie auch immer gearteten Drama endete. " John war kalkweiß geworden. Sherlock bemerkte nur leicht angesäuert, immer noch das Plüschtier in der Hand, das die letzte Bemerkung bestimmt auf Donovans Konto gehe." Du hast uns sterben lassen?! " John wollte eigentlich laut und wütend klingen während er diesen Satz aussprach, sich zu schnell zu Sherlock drehend. Aber die Worte kamen gekeucht und leise heraus, so geschockt war der ehemalige Militär Arzt im Moment. "Ja habe ich, sah darin die beste Chance, unseren Unfall zu unserem Vorteil zu nutzen. Wenn Noah und George denken, dass wir tot sind, werden sie unvorsichtig." Für Sherlock schien das sonnenklar zu sein. "Ach ja, noch was" provokant langsam legte er das Stofftier in John's Schoss zurück, natürlich nicht ohne dabei seinen Schritt wenigstens leicht zu streifen. "Ich stelle mich mal lieber noch kurz vollständig vor, da der Nachrichtensprecher wohl seine Hausaufgaben gemacht hat und ich selbst auch keine ungelösten Rätsel mag. Mein vollständiger Name ist William Scott Sherlock Holmes und über das H. in deinem Namen müssen wir uns unbedingt auch noch unterhalten, davon wusste ich tatsächlich ebenfalls nichts." lächelte er nun verschmitzt, schien bester Laune zu sein. Da das den Schock auf dem Gesicht seines Sitznachbar aber offenbar noch nicht zum Verschwinden brachte, legte er dem Kleineren spontan eine Hand auf die Schulter, meinte versöhnlich klingend: "Hey, sieh es positiv, wir haben jetzt mindestens eine Woche nur für uns, Urlaub so zu sagen. Und da..." er lauschte kurz aufmerksam "kommt auch schon unser Taxi, um uns in das vorbereitete Safehouse zu bringen. Hast du deine Zahnbürste eingepackt?" John nickte nur mechanisch. Er war komplett überfordert und überrumpelt worden, mal wieder. Allein in einem Safehouse, wahrscheinlich mindestens eine Woche lang, mit dem Gefühlschaos in dem sie beide sich gerade befanden. Das konnte ja heiter werden. Gerade konnte er sich wirklich nicht entscheiden, ob er sich nicht doch zurück in diesen Brunnen von heute Mittag wünschte. Er und Sherlock... alleine... ohne Hnady und Laptop oder die Möglichkeit nach draußen zu gehen.. Da wäre er gerade ehrlich gesagt lieber wirklich tot.... Kapitel 42: "erzwungen" Zweisamkeit ----------------------------------- Sherlock und John saßen auf dem Rücksitz eines Wagen, der dem ähnlich war, mit dem sie, nach ihrer Rettung in die Baker Street zurück gebracht worden waren. Der Doktor war immer noch geschockt, hatte aber auch noch dieses kleine warme Gefühl im Bauch des Detektivs lieb gemeinter Geste wegen, welche er bemerkt hatte, als sie ihre Taschen geschnappt hatte und in den Wagen "geschmuggelt" worden waren. Da der Veteran ja vorher keine Ahnung gehabt hatte, wo es hinging, hatte er nur Kleidung und Drogerie Artikel eingepackt, aber beim Hochheben seiner Tasche gesehen, dass sein Meisterdetektiv einige seiner Lieblingsbücher und seinen Laptop mit dazu gelegt hatte. Diese, fast schon süße Handlung, hatte ihn zwar ein wenig beschwichtigt, aber er schaute immer noch ziemlich finster drein. Sherlock, der neben ihm saß klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter und meinte: "Jetzt schauen Sie doch nicht so betrübt, es ist doch gar nicht so schlimm, Lestrade hat bestimmt eine hübsche Unterkunft für uns eingerichtet, sehen Sie es einfach wie einen bezahlten Urlaub." Der Angesprochene konnte ihn allerdings darauf hin nur zweifelnd beäugen. Das sein Mitbewohner ihn in der Anwesenheit der Polizisten siezte kam ihm irgendwie komisch und falsch vor, da das Du ihm bei Sherlock aber so richtig vorkam, sich schon die ganzen vorherigen Male, in denen es versehentlich passiert war, eigentlich wirklich gut angefühlt hatte, fiel ihm der Wechsel jetzt umso deutlicher auf. Normalerweise war es fast ausschließlich er selbst gewesen, der sich danach in diese sprachliche Distanz zurück geflüchtet hatte, konnte sich aber schon denken, dass ihre neue Vertrautheit noch ihr kleines Geheimnis bleiben musste, empfand es in diesem Moment allerdings trotzdem als fast unangenehm, was seine jetzige Laune kein bisschen verbesserte. Nach dem kleinen Aufmunterungsversuch war es still im Auto, den alle Insassen konzentrierten sich entweder auf dessen Ziel oder hing seinen eigenen Gedanken nach. Sherlock war zwar mit der Ausführung seines Plans soweit mehr als zufrieden, fürchtete aber schon die schreckliche Langeweile, die in dem Safehouse auf ihn warten würde, nicht mal seine Violine hatte er mitnehmen dürfen. Bevor er jedoch in seinem Selbstmitleid versinken konnte, kam ihm eine fabelhafte Idee, wie er die Zeit mit John sinnvoll nutzen konnte. Er wollte testen, wie sich sein Verlangen nach dem Kleineren, welches für ihn auch jetzt noch deutlich spürbar war, obwohl sie beide erst jüngst ein sehr befriedigendes Erlebnis geteilt hatten und die dazugehörigen Gefühle in den Alltag mit John integrieren lassen könnten. Er wollte sich nicht von ihnen einschränken lassen, das war tatsächlich eine Art Angst von ihm, dass diese Dinge ihn behindern könnten, weshalb er ja auch sein bisheriges Leben komplett darauf verzichtet hatte. Aber nun musste er eine Lösung finden, wenn er John nicht verlieren wollte und das zumindest stand für ihn felsenfest, das er das auf gar keinen Fall wollte, würde vielmehr in dieser geschützten Umgebung versuchen mit dem Kleineren zusammen eine Balance für sein Verlangen, seinen Wunsch nach Nähe, nicht nur körperlich sondern auch geistig, wie er sich selbst unverblümt eingestand, zu finden und sehen in wie weit der Doktor bereit war, gemeinsam mit ihm so eine Balance zu finden, wollte in diesem Zuge auch versuchen, die Beziehung zwischen ihnen neu zu definieren, ein passenderes Wort dafür zu finden, denn sie waren auf jeden Fall nicht einfach nur Freunde und das Wort Kollegen fühlte sich auch falsch an. Sie beide würden sicherlich auch dafür eine Lösung finden, dessen war er sich nach ihrem intimen Erlebnis sicher, denn nun wusste er endgültig sicher, das John das offensichtlich auch wollte. John hingegen war weniger in Sorge um die gemeinsame Zeit mit Sherlock im Safehouse. Klar im ersten Moment war er das schon gewesen, sehr sogar, aber bei eingehender Betrachtung konnte er sich nicht vorstellen, dass sie wirklich viel anders sein würde als sein übliches Zusammenleben mit dem Consulting Detektiv. Der einzige Unterschied bestand darin, dass sie kein Internet/kein Telefon Netz hatten, nicht nach draußen gehen durften, aber ansonsten, sah er keinen, macht sich jetzt vielmehr Sorgen darum, wie es Sarah wohl gehen mochte, sie dachte ja jetzt, dass er und Sherlock tot seien, war bestimmt ganz aufgelöst. Auch wenn er nach der gemeinsamen Nacht mit ihr definitiv wusste, dass er nicht mit ihr zusammen sein wollte, was natürlich nicht an der jungen Frau lag, so mochte er sie doch immer noch sehr gerne als Freundin und hätte ihr den Schock dieser Scharade deshalb gerne erspart, vor allem deshalb, weil er ja überhaupt keine Möglichkeit hatte, seine Beziehung zu ihr noch klar zu stellen, bevor er offiziell "gestorben" war. Sherlock wirkte als ob er sich wegen seinem Bruder Mycroft überhaupt keinen Kopf machen würde, aber das war ja auch nicht weiter verwunderlich oder übertrieben kaltschnäuzig von ihm, denn auf Grund eines früheren Falls, bei dem Sherlock und Mycroft zusammen gearbeitet hatte, wusste John, dass Sherlocks Bruder bei der Regierung arbeitet, Sherlock hatte einmal scherzhaft gemeint sein Bruder "sei die Regierung" weil sein Posten ein zentraler Dreh- und Angelpunkt sei, also konnte Sherlock bedenkenlos davon ausgehen, dass dieser bereits sehr genau Bescheid wusste, wo er war, also lebend, versteht sich. So hingen die beiden Männer ihren jeweiligen, sehr unterschiedlichen Gedanken nach, während das Auto seinem Ziel langsam aber sicher näher kam. Es kam John vor wie eine ziemlich lange Fahrt, die allerdings, wie er dann mit einem Blick auf seine Armband Uhr feststellte, schon nach ca. einer Stunde doch schon wieder ein Ende hatte. Im Gegensatz zu John wusste Sherlock ganz genau wo sie sich befanden. Er hatte einen für viele Menschen schon fast erschreckend wirkenden Orientierungssinn. Es spielte aber tatsächlich im Moment keine Rolle wo sie sich befanden, weshalb er dieses Wissen für sich behielt. Ihre Handys hatten sie abgeben müssen, die sollten ja schließlich entweder in der Wohnung oder bei den "Leichen" gefunden werden, deshalb war der Doktor nun wirklich dankbar für eben jene altmodische Armbanduhr, nach der er beim Hinausgehen noch schnell gegriffen hatte. Es war halb acht. Die beiden Männer wurden gebeten sofort ins Haus zu gehen. Von außen sah das Gebäude aus wie ein altes verlassenes Lagerhaus, aber drinnen fanden sie eine kleine ordentliche Wohnung, in der zwar wenig aber für zwei Personen trotzdem ausreichend Platz vorhanden war. Es gab eine Schlafcouch mit Couchtisch und ein Doppelbett mit zwei Nachtischen, eine kleine, komplett eingerichtete Küchenzeile mit einem Esstisch und vier Stühle und ein Bad mit Dusche, Waschbecken und Toilette. An der Wand hing ein Fernseher und es stand ein kleiner Kühlschrank in der Ecke, ein Kleiderschrank an der anderen Wand, das wars. "Gemütlich" dachte Sherlock, "wenigstens zwei Schlafplätze" dachte John. Der Polizist brachte ihr spärliches Gepäck herein, fragte die Herren anschließend was sie gerne zu Abend essen würden. Den Room Service hatten sie gar nicht bedacht und so beschlossen sie zur Feier des Tages Chinesisch bestellen zu lassen. Das Essen kam auch recht schnell und wurde auf dem Tisch ausgebreitet. Jetzt erst bemerkten die beiden Mitbewohner, ja, ausnahmsweise auch Sherlock, wie hungrig sie tatsächlich waren, ließen sich das Essen schweigend schmecken. Der Kleinere von beiden war gerade innerlich wirklich froh darüber, das er heute ausnahmsweise mal nicht alleine essen musste, wie sonst so oft. Er glaubte zwar nicht, dass es üblich für Sherlock werden würde so regelmäßig zu essen wie er es gerne tun wollte, genoss es aber sichtlich, dass der größere heute ausnahmsweise auch Appetit zu haben schien. Sherlock hatte tatsächlich Hunger, auch sein hocheffizientes Gehirn, auch wenn er immer betonte, mit leerem Magen besser denken zu können, brauchte ab und an etwas mehr als nur Kaffee. Das Essen schmeckte wirklich gut. Der besagte Room Service, wie Sherlock ihn längst scherzhaft getauft hatte, um dem Ganzen etwas mehr Hotel Charakter zu verleihen, würde vor allem John Zugute kommen, der durch Sherlocks einnehmende Gewohnheiten sonst oft hungern musste. Der Detektiv machte sich mental eine Notiz zukünftig, so unauffällig wie möglich - nicht das sein Doktor noch auf die dumme Idee käme der gefürchtet Soziopath alias Sherlock Holmes würde auf seine alte Tage noch weich werden, Gott bewahre - mehr Rücksicht auf die Grundbedürfnisse des Älteren zu nehmen. John H. (er würde schon herausfinden was hinter dem H. steckte) Watson war ein bescheidener, einfacher Mann, dessen Bedürfnisse sich auf ausreichend Schlaf und genug zu Essen beschränkten und deshalb dürfte es Sherlock nicht allzu schwer fallen ein bisschen umsichtiger mit diesen zu sein. Auch das konnte er hier üben, bevor Sie beide nach Abschluss des Falls wieder in die Baker Street Nummer 221B zurück kehren würden. Kurz kam dem Lockenkopf nun tatsächlich der Gedanke, ob der blonde Mann nach der Zeit hier überhaupt noch mit ihm dahin zurück kehren wollen würde, aber sofort ohrfeigte er sich innerlich. Der Meisterdetektiv wusste schließlich um seinen Wert und seine Fähigkeiten, wo sie beide standen und das, wenn er es geschickt anstellen würde, es nur besser werden konnte und außerdem, was ihn am meisten beruhigte, weil er sich dessen insgeheim am sichersten sein konnte, war John Watson ein loyaler Soldat, der deshalb seinen Kollegen nicht im Stich lassen würde, egal was auch immer hier geschehen würde. Außerdem hätte er ihn mit seinem neuartigen Drang nach Nähe zu ihm, um es mal harmlos auszudrücken, längst dazu getrieben Hals über Kopf die Flucht zu ergreifen, wenn er diese Nähe nicht tief in seinem Inneren auch wollen würde. Sherlock hatte sich dessen Worte natürlich ganz genau gemerkt: "…Ich will ganz einfach nicht benutzt werden, nur ein kurzfristiges Spielzeug oder ein gescheitertes Experiment sein. … Vor allem nicht von... dir,… Sherlock.” Darin bestand demnach Johns ganze Angst und wenn Sherlock es die Zeit hier schaffte, ihm diese zu nehmen, dann hatte ihre zukünftige Beziehung, über deren Definition sich der Lockenkopf mit Sicherheit auch noch klar werden würde, eine gute Chance. In diesem Punkt war der Consulting Detektiv eben mehr als überzeugt von sich selbst. So sehr er, bevor er dem Veteran das erste Mal begegnet war, solche Dinge gemieden hatte, so sehr wollte er sich jetzt mit diesem darauf einlassen, das Gefühl das er mit dem ehemaligen Militär Arzt jetzt schon verband wachsen lassen, denn das fühlte sich richtig an. Ein Sherlock Holmes machte nie halbe Sachen. Er wollte sich dem Kleineren mit dem selben Eifer widmen wie sonst einem seiner Kriminalfälle, die ihn so fesselte, machte sich dazu bereits eine kleine Liste an Dingen, die er mit dem Kleineren machen wollte, orientierte sich dabei ganz lapidar an solchen, die seiner Meinung nach jedes normale Pärchen tat, denn das schien ihm, rational betrachtet, der beste Ausgangspunkt zu sein. “Wir sind zusammen und das nicht nur geschäftlich, deshalb möchten wir uns selbstverständlich auch mal außerhalb der Arbeit sehen und Zeit miteinander verbringen, das machen Pärchen so.” "Das können wir beide ebenfalls.” Kurz erinnerte sich Sherlock an dieses Gespräch vor der schlimmsten Nacht seines bisherigen Lebens (Dramaqueen halt ;-) und ein vorfreudiges Kribbeln erfasste dabei den Detektiv, freute sich schon auf all diese neuen und sicherlich hoch interessanten Erfahrungen. Showtime Kapitel 43: der "Fall" John H. Watson ------------------------------------- John hatte von den Überlegungen des Größeren während dessen nichts mitbekommen, das Essen überaus genossen, dabei mit seinen Gedanken kurz bei Mrs. Hudson gewesen, die nun sicherlich ebenfalls am Boden zerstört war. Darüber, dass sie nun gleich morgen die Wohnung neu vermieten würde, brauchten sie sich Johns Meinung nach zwar keine Sorgen machen, so wie er die liebenswerte alte Frau kannte würde sie nun erstmal mindestens eine Woche lang dort auf dem Sofa sitzen und sich die Augen aus dem Kopf weinen. Die arme alte Frau, das hatte sie eigentlich nicht verdient, hatte sie doch oft genug schon Scherereien mit ihren zwei extravagante Mietern gehabt. Er versuchte nicht weiter darüber nach zu grübeln, sondern beendete nun auch seine Mahlzeit. Da Sherlock recht wenig gegessen hatte, war noch reichlich übrig, was der Doktor nun ordentlich wieder verpackt in den Kühlschrank stellte, nachdem er sich vergewissert hatte, das dieser auch eingesteckt war. Danach räumte er denn Müll noch in die Mülltonne, welche er in einer Ecke der Küche entdeckte, wischte anschließend kurz den Tisch ab. Als er fertig war, sah er sich unschlüssig um, was er nun tun könnte, war noch so aufgekratzt, dass es nun eigentlich keinen Sinn für ihn gemacht hätte, jetzt schon schlafen zu gehen. Fernsehen wollte er auch nicht, weil die Nachricht von ihrem "Tod" sicherlich auf allen Kanälen beinahe in Dauerschleife lief und er das nicht nochmal sehen musste, überlegt auch schon wie er sich um die Live Übertragung seiner eigenen Beerdigung, die sicherlich im Fernsehen zu sehen sein würde, drücken könnte, wusste aber im gleichen Moment, dass er sich das nicht leisten können würde, schließlich würde der Detektiv seine Hilfe dabei benötigen, die Trauergäste ganz genau zu beobachten, um dabei vielleicht Noah, George oder einen dessen Handlanger unter ihnen zu entdecken. John überlegte weiter. Dabei fiel sein Blick auf den Lockenkopf, der es sich bereits auf dem Sofa bequem gemacht, mit geschlossenen Augen in seiner üblichen Denkerpose dalag, die jedem, der ihn, wie der blonde Mann selbst z. B., besser kannte, deutlich zeigte, dass dieser in diesem Moment nicht etwa schlief sondern hochkonzentriert nachdachte. Der Doktor war sich sicher, dass er auch keinen Fokus finden würde eins seiner Bücher zu lesen, welche der Größere ihm netterweise eingepackt hatte. Wärend ihm dieser Gedanken an die fast schon fürsorgliche Geste des Jüngeren ein warmes Lächeln ins Gesicht zauberte, beschloss er kurzerhand, doch einfach mal wieder etwas für seine Fitness zu tun. Schnell suchte er sich eine Jogging Hose und ein T-Shirt raus, wollte sich schon automatisch im Bad umziehen gehen, bevor er sich schnell besann, dass diese Genanz, nachdem was der Jüngere und er heute Nachmittag miteinander getan hatten, definitiv vollkommen albern gewesen wäre. So zog er sich an Ort und Stelle zügig, aber nicht hastig und auch ohne, wie Sherlock zuvor, aufreizende Posen, um. Ohne auf den, reglos auf dem Sofa liegenden, zu achten, schob der ehemalige Militärarzt nun den Couchtisch geräuschlos auf dem darunter liegenden Teppich ein wenig näher zur Liegestatt seines Mitbewohner, so dass er zwischen dem Fernseher und dem Tisch ausreichend Platz hatte, den Teppich als Trainingsunterlage nutzen konnte. Sich seiner Militär Ausbildung erinnernd begann er anschließend sogleich ein leichtes Aufwärmprogramm, um danach die üblichen Ganzkörperübungen wie Liegestütze und Co. durchzugehen. Dabei merkte er schnell, wie lange sein letztes Training her gewesen sein musste, wie "eingerostet" er geworden zu sein schien, nahm sich deshalb auch sofort vor, das jetzt wieder öfter zu machen, denn man wusste ja schließlich nie, wann man das nächste Mal gezwungen sein würde, einem Mörder hinterher rennen zu müssen oder wahlweise auch seinem Detektiv. John war so vertieft in sein Training, konzentriert die Übungen richtig auszuführen, dass er Sherlock dabei gar nicht bemerkte, welcher ihn nun schon seit einigen Minuten schon mit unverhohlenem Interesse beobachtet. Der Detektiv, zuvor bodentief in seine Gedanken über den jetzigen Fall, bzw. seine jetzigen beiden Fälle, wobei der Fall Watson eindeutig momentan Vorrang hatte, vertieft, hatte vorhin plötzlich ein leises schabendes Geräusch vernommen, darauf hin verwundert kurz geblinzelt und dabei den Älteren entdeckt, der mit dem Rücken zu ihm stehend nach Militär Art ein Trainingsprogramm begonnen hatte. Das war jetzt nicht wirklich sein Ernst, oder?! schoss es dem noch Liegenden augenblicklich durch den Kopf während er sicher ruckartig in eine sitzende Position erhob. Das war doch mal wieder nicht zum Aushalten, da versuchte er hier schon sein Verlangen nach dem Kleineren im Zaum zu halten und was machte der? Hatte anscheinend tatsächlich nichts Besseres zu tun als hier schwitzend vor ihm rumzuturnen. Der Detektiv beobachtet jede einzelne Bewegung, wie sich die Muskeln an den nackten Ober- und Unterarmen und am Hals dabei anspannten, wie dem Älteren, vom Schweiß, bald einige lose dunkelblonde Strähnen ins Gesicht hingen, die dunkelblauen Augen konzentriert leuchteten. Die absoluten Folter für Sherlocks Selbstbeherrschung und trotzdem konnte er nicht wegschauen. John war zwar nicht gerade muskelbepackt, wie Sherlock selbst war aber auch eher athletisch und drahtig, machte seine geringere Körpergröße, wie der Detektiv aus eigenen Beobachtungen wusste, dadurch allemal wett. Dieser schluckte gerade hörbar, bis ihm plötzlich eine Idee kam. An das normale Pärchen Zeugs denkend, sprach er den ganz in sein Training vertieften John spontan an. "Brauchst du Hilfe?" John wurde durch diese banale Frage einer tiefen, barritonartigen, ihm wohl bekannten Stimme vollkommen aus seiner Konzentration gerissen, fokussierte sofort seinen Blick auf zwei fragende graublaue Augen. Was sollte er darauf nun antworten? Was hatte Sherlock jetzt schon wieder vor? Welche zweideutigen Gedanken verbargen sich dahinter? ....? .....? ? Johns Gesicht war für Sherlock wie immer ein offenes Buch, schmunzelte deshalb nur ein wenig und erhob sich, nachdem ihm klar geworden war, dass John in das Hinterfragen seiner Frage vertieft war und er deshalb so schnell keine Antwort bekommen würde, einfach in einer fließenden Bewegung vom Sofa und ging dann auch schon einfach auf den Kleineren zu, ließ sich elegant auf dem Boden vor diesem nieder, forderte ihn mit einer Geste auf, sich auf den Rücken zu legen. Der Doktor, immer noch total perplex, gehorchte einfach, harrte der Dinge, die da kommen. Als er auf dem Rücken lag, rutschte Sherlock näher an ihn heran, winkelte Johns Beine so an, dass er sie zwischen seinen eigenen Knien einklemmen und zusätzlich seine Arme um dessen Kniee schlingen konnte. Nun verstand auch der nun Liegende endlich, was der vor ihm Sitzende vorhaben musste, wischte alle Misstrauen kurzerhand beiseite, begann, den Größeren als Gegengewicht nutzend, damit seinen Oberkörper anzuheben, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er war dabei so überrascht von Sherlocks harmloser Berührung, die trotzdem, bar jeder Anzüglichkeit, an den Stellen wo sich ihrer beider Körper berührten, eine angenehme Wärme verbreitete, dass es ihm schwer fiel, sich auf die Übung zu konzentrieren. Dennoch schaffte er, den Blick keine Sekunde von den Augen des Jüngeren lösend, einige Wiederholungen mehr, als er es sich in seinem jetzigen Trainingszustand zugetraut hätte. Bei der letzten Wiederholung löste er, als er mit dem Oberkörper gerade in der Senkrechten angekommen war, seine Hände aus seinem Nacken und griff nach seinen Knien - und damit natürlich unweigerlich auch nach Sherlocks Armen, die diese immer noch umschlungen hatten - um in eine sitzende Position zu kommen. Diesem fiel der zuerst unsichere Blick auf, dann wie John zu Begreifen begann, was er mit "Hilfe" gemeint hatte und sah fasziniert zu wie der Kleinere dann tatsächlich die Übung ausführte, bei der er ihn unterstützen wollte, machte seine Sache wirklich gut. Der Detektiv sah ihm dabei natürlich sehr deutlich an, wie sehr ihn seine Berührungen abzulenken versuchten und doch schaffte er es trotzdem die Übung gut zu Ende zu führen. Der mal intensive, neugierige, prüfende und dann wieder konzentrierte Blick des Doktor fesselte den Größeren mal wieder vollkommen, machte es diesem praktisch unmöglich, auch nur eine Sekunde wegzuschauen. War Sherlock zuerst noch selbst der Überzeugung gewesen, das jetzt nur zu machen, um John zu damit zu beweisen, dass er ihn auch ohne sexuellen Hintergedanken anfassen konnte und wollte, doch währenddessen fiel ihm auf, wie gut er sich fühlte, den Kleineren bei etwas unterstützen, ihm eine Hilfe sein zu können und auch, dass sich die Berührung, obgleich vollkommen unschuldig, überaus gut für ihn selbst anfühlte. Genoss es offensichtlich auch, dem Kleineren auf diese nicht intime Art nahe zu sein. Das war allerdings wieder was Neues und hochinteressant. John saß nun aufrecht vor Sherlock, die Hände auf dessen Unterarmen und schnaufte schwer, das Training war anstrengend gewesen. Er lächelte Sherlock scheu an und meinte dann leise: "Danke für die Hilfe" Der Bedankte lächelte zurück, löste dann seine Arme von den Knien des Kleineren, wodurch dessen Hände automatisch von seinen gelitten, hob dann, ohne wirklich vorher darüber nachgedacht zu haben, spontan die rechte Hand, um dem Älteren, fast schon aus Gewohnheit, ein paar Strähnen dunkelblondes Haar aus dem Gesicht zu streichen, die Haut des Älteren dabei nur federleicht berührend. Anschließend stand er in einer ebenso eleganten, fließenden Bewegung, mit einem "gern geschehen" auf den lächelnden Lippen, wieder auf. Der Veteran war baff, ja angenehm überrascht, während er sich selbst nun auch schnell erhob und mit einem "ich geh kurz duschen" im Bad verschwand. Sherlock während dessen lag schon wieder, wie zuvor auf dem Sofa, klopfte sich gerade selbst gedanklich lobend auf die Schulter. Das hatte er sehr gut hingekriegt, wie er fand und es hatte sich, so banal und alltäglich es eigentlich gewesen sein mochte, genau so gut angefühlt, wie jede andere Nähe, die er mit dem Älteren bereits geteilt hatte. Er entschied, das er, zumindest seiner Meinung nach, auf einem richtig guten Weg war. Die Zeit hier hatte ja gerade erst begonnen, so konnte es weitergehen. John stand zeitgleich unter der Dusche, immer noch vollkommen überwältigt von Sherlocks Aktion, war so eine Hilfsbereitschaft doch wirklich ungewöhnlich für seinen Consulting Detektiv, aber andererseits fühlte es sich an, als wäre es so typisch Sherlock, dass der Kleinere nicht davon ausgehen konnte, dass der Größere das nur wegen ihm gemacht hatte. Außerdem war er auch verblüfft über seine eigene Gedanken. Während Sherlock ihm ganz vorsichtig ein paar verwirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht gewischt hatte, das hatte der Detektiv inzwischen schon einige Male getan und eigentlich gefiel es dem Doktor auch wenn er das tat, hatte dieser doch tatsächlich auf einen Kuss gehofft. ER hatte tatsächlich GEHOFFT SHERLOCK würde ihn KÜSSEN! Ehrlich amüsiert schüttelte er kurz schmunzelnd über sich selbst den Kopf, nahm sich dann vor es dem Jüngeren einfach zu sagen, denn wenn Sherlock er selbst und doch für ihn ein bisschen anders sein konnte, dann wollte John das auch versuchen. Mit diesem Entschluss stieg der ehemalige Militär Arzt aus der doch recht geräumigen Duschkabine, griff nach einem Handtuch, trocknete sich ab und zog sich seine mitgebrachte Schlafhose plus frisches T-Shirt über. Dann räumte er noch kurz das Bad grob auf, bevor er auch schon entschlossen zurück in den Wohnraum trat, indem er Sherlock unverändert auf dem Sofa liegen sah. Dieser hob jetzt aber kurz den Kopf nur um zu beobachten, wie sein Mitbewohner das Bett für die Nacht vorbereitete. John überlegte dabei beinahe schon fieberhaft, wie er die Sache am besten angehen sollte. Vielleicht auch mit einem ehrlichen Hilfsangebot? Gedacht - Getan! So stellte er sich neben den Sofa und fragte in freundlichem Ton: "Brauchst du noch irgendwas? Es ist dir doch recht wenn ich das Bett nehme, oder?" Der Angesprochene, nicht wirklich tief in Gedanken versunken gewesen, registrierte er sofort, dass er freundlich angesprochen wurde, störte sich auch nicht besonders daran, da es ihm eine Möglichkeit gab für einen kurzen Moment aus seinem Gedankenkarusell auszusteigen, erhob sich langsam in eine sitzende Position und drehte seinen Oberkörper Richtung Couchtisch, bevor er antwortete: "Vielen Dank John, ich brauche gerade nichts. Und ja natürlich, der Sofa ist mir sehr bequem, das passt alles" Natürlich hatte der Detektiv auf sich bezogen geantwortet, war aber trotzdem freundlich geblieben, hatte auch mühelos ein Danke hinzufügen können. Das klappte ja erstaunlich gut, wie er fand. John, entspannt durch die freundliche Antwort, versuchte nun die Überleitung zu dem zu finden was er wollte und zwar heute noch einen Kuss haben, den, den er vorher schon so erhofft hatte. Vielleicht konnte er es mit dem Gute Nacht wünschen verbinden, ein Gute Nacht Kuss hörte sich doch gut an. Der auf dem Sofa sitzende bemerkte derweilen sehr wohl, dass sein Mitbewohner über irgendetwas nachzudenken schien, erhob sich nun, um ebenfalls ins Badezimmer zu gehen. Im Vorübergehen schaute er prüfend in die noch unschlüssig wirkenden dunkelblauen Augen und das reichte wohl aus, deren Besitzer in Bewegung zu setzen. "Gut, ich geh dann mal schlafen." rieb er sich verlegen den Hinterkopf, dabei leicht nervös lächelnd. "Du Sherlock" Wie gut sich das Du doch anfühlte, dachte John. während Sherlock synchron durch den Kopf ging, wie richtig es sich für ihn anhörte. Der Gerufene drehte sich mit aufmerksamen Blick weiter zu seinem Mitbewohner, kam wortlos noch einen Schritt näher. "Vorhin als wir beide auf dem Boden saßen, da dachte ich wirklich du würdest..." Der Detektiv war ganz Ohr. Was hatte der Kleinere denn gedacht, was er machen hätte wollen? Der Doktor wurde leicht rot um die Nase, kam aber noch näher an den Größeren heran, bis die beiden Männer direkt voreinander standen. "Ich hatte wirklich gehofft du würdest das hier tun" Gehofft hatte er das also, stellte der Jüngere amüsiert fest, doch bevor er nachfragen konnte, was "das hier" genau sein sollte, legte der Kleinere schon sanft die Hände auf seine Schultern, stellte sich auf die Zehenspitzen, näherte sich langsam mit seinem Sherlocks Gesicht, schloss, kurz bevor er seine Lippen auf die des Jüngeren legte, seine Augen. Der Meisterdetektiv hätte definitiv gelogen, wenn er behauptet hätte, dass kommen gesehen zu haben, überlegte nur zwei Millisekunden, was er jetzt am Besten tun sollte, aber statt den Kuss von sich aus sofort zu vertiefen schloss er nun einfach ebenfalls die Augen, genoss einfach die besagte Berührung, die John im ganz von sich aus freiwillig zukommen ließ. Seine Arme ließ er dabei einfach neben seinem Körper herabhängen. Der Kuss war sanft und hatte definitiv viel mehr Zärtlichkeit als Leidenschaft aber trotzdem war er "schön". Viel zu kurze Zeit war Sherlocks Meinung nach vergangen, als der Kleinere sich dann auch wieder, ebenso vorsichtig von ihm löste, um halblaut, mit einer nicht zu übersehenden Räte im Gesicht, welches trotzdem von einem recht zufrieden Ausdruck geziert wurde, "gute Nacht Sherlock" zu sagen, bevor er sich auch schon um drehte und zum Bett ging, dessen Decke er aufschlug um sich hineinzulegen. Sherlock währenddessen war immer noch ein bisschen perplex. Dieser Tag war wohl unentschieden ausgegangen, dachte er belustigt, nahm sich vor jede noch so kleine Berührung und Nähe, die John ihm von sich aus zukommen ließ, zu schätzen und verschwand nun ebenfalls unter die Dusche. Das amüsierte Schmunzeln und die belustigten Gedanken hielten auch noch an, als Sherlock längst wieder, frisch angezogen auf dem Sofa lag. "Gute Nacht John" flüsterte er noch, vergrub sich dann in seinem Deduktionen, das warme Gefühl immer noch im Bauch, das ihn überhaupt nicht stört, weil es wirklich angenehm war. Kapitel 44: der "Fall" John H. Watson Teil 2 oder wenn man seine eigene Beerdigung im Fernsehen sieht ----------------------------------------------------------------------------------------------------- Der Veteran hatte ausgezeichnet geschlafen, so gut gefühlt nicht mal, seit er mit Sherlock zusammen wohnte, wahrscheinlich noch nie in seinem bisherigen Leben, aber das war wohl doch etwas übertrieben, wie er sofort fand. Vielleicht lag es auch ein ganz kleines bisschen an dem Adrenalin, dem warmen Kribbeln in seinem Bauch, dass nach seinem mutigen Gute Nacht Kuss noch lange nach diesem in John's Körper nachgehallte. Er döste noch im Halbschlaf ein bisschen vor sich hin, als er jemanden neben sich auf dem Bett wahr nahm. Dieser jemand konnte nur Sherlock sein. Dann spürte er plötzlich federleicht weiche Lippen auf seinen, nur ganz kurz, für seinen Geschmack sogar ein bisschen zu kurz und, als er wenig später seufzend die Augen aufschlug, sich streckte, saß Sherlock schon am Küchentisch, eine Zeitung in den Händen. Der Detektiv hatte die halbe Nacht auf dem Sofa verbracht, tief in Gedanken versunken den kompletten Fall Brown/Clapton nochmal durchgehend. Als er alle neuen Erkenntnisse gedanklich einsortiert, jeden seiner eigenen Schritte nochmals ausführlich analysiert hatte, kam er zu dem Schluss, dass er bis zum jetzigen Stand der Ermittlungen alles richtig gemacht hatte, jeden "Fehler", Pardon, Sherlock machte nie Fehler, letztlich geschickt ausbügeln, letzten Endes doch zu ihrem Vorteil nutzen können und auch die letzte Entscheidung, den Brunnen Unfall so zu nutzen, wie er es getan dann auch, befand er immer noch als die logisch betrachtet beste Variante, wie dieser Umstand hätte genutzt werden können, ging noch kurz ihre nächsten Schritte durch, kam zu dem lapidaren Ergebnis, dass er und John jetzt erstmal tatsächlich nichts weiter tun konnten, als in diesem Safehouse zu warten. Morgen würde Lestrade zu Besuch kommen, ihnen den Beerdigungstermin mitteilen. Diesen mussten er und John dann über den Fernseher ganz genau verfolgen, ganz genau darauf achten, ob sich einer der Verdächtigen dort blicken lassen würde. Der Lockenkopf versuchte sich im Vorfeld nicht zu genau auszumalen, wie es dem blonden Mann dabei gehen würde, seine eigene Bestattung ansehen zu müssen. Er selbst machte sich einerseits überhaupt nichts daraus, wusste ja schließlich, dass sie beide in Wirklichkeit noch am Leben waren, alles andere interessiert ihn nicht, war andererseits aber auch nicht sooooo ein Unmensch, als das er nicht verstand, welchen generellen morbiden Beigeschmack es haben konnte, sowas sehen zu müssen, machte sich deshalb vorsichtshalber schon mal eine mentale Notiz, nicht zu hart zu seinem Doktor zu sein, wenn dessen Reaktion nicht ganz so cool ausfallen würde wie seine eigene. Nach diesem Entschluss hatte sich eine beginnende Langeweile, ein gewisser Anflug von Müdigkeit bei ihm breitgemacht, worauf hin sein Blick zum Bett gewandert war, indem sein Mitbewohner seelenruhig schlief. Einer plötzlichen Eingebung folgend war er dann aufgestanden, zum Bett hinüber gegangen, es sich behutsam, ohne den anderen dabei zu wecken, auf der leeren Seite des Doppelbettes bequem gemacht. Von da an hatte er damit begonnen John in aller Ruhe beim Schlafen zu beobachten. Das Gesicht des Doktors war komplett entspannt gewesen, ein feines Lächeln zierte seine Gesicht. Der Meisterdetektiv wünschte sich insgeheim, dass es noch von dem Gute Nacht Kuss stammte. Der Kleinere war wirklich mutig gewesen, wie dieser fand, konnte aber auch sich selbst durchaus loben, dafür, richtig reagiert zu haben. Es war nicht so, als hätte er den Älteren nicht liebend gerne an sich gezogen, den Kuss vertieft, aber er wollte John's aufkeimende Eigeninitiative dadurch keinesfalls gleich wieder zunichte machen, musste ihm Raum für diese geben, nur so konnte er dafür sorgen, dass der Veteran sich selbst immer bewusster wurde, dass er das mit dem Größeren genau so sehr wollte, wie dieser selbst. Während er den Schlafenden so beobachtet hatte, wurde auch er immer müder und schließlich schlief er, immer noch neben John auf dem Bett liegend, ein, ermahnte sich noch vorausschauenderweise, unbedingt vor John wieder wach zu sein, dann ergab auch er sich der doch sehr angenehmen entspannten Atmosphäre, dem wohlverdienten Schlaf. Von alle dem bekam der Kleinere von beiden nichts mit. Am nächsten Morgen wurde der Lockenkopf, wie geplant, vor dem Blonden wieder wach, konnte allerdings nicht widerstehen, seinem Doktor das Pendant zu dem gestrigen Kuss zu geben, beugte sich also vorsichtig zu dem, noch mit geschlossenen Augen im Halbschlaf befindlichen, Mann neben sich hinunter und, nachdem der Consulting Detektiv seine Augen ebenfalls geschlossen hatte, legte er sanft seine Lippen auf die des Schlafenden. Nur ganz kurz und federleicht war dieser Kuss, aber die Portion Nähe reichte aus, das angenehme warme Gefühl in Sherlocks Körper zurück zu bringen, dass ihm im Laufe der Nacht, zu seinem Leidwesen, leider wieder abhanden gekommen war. Schnell erhob er sich danach auch schon geräuschlos, ging an die Tür, wo schon die Morgen Zeitung lag, die der Wachmann mutmaßlichen durch den Briefschlitz geschoben hatte, schnappte sich diese, hatte sich gerade an den Tisch gesetzt und die Morgenlektüre aufgeschlagen, als John seufzte, sich streckte und die Augen aufschlug. "Guten Morgen Sherlock" kam es entspannt vom Bett und sichtlich erleichtert darüber, dass der Kuss, wenn John ihn überhaupt bewusst wahr genommen, dem Kleineren wohl willkommen gewesen war, antwortete der Detektiv beiläufig, die Augen weiter auf die Zeitung gerichtet "guten Morgen John". Der Veteran stand auf, streckte sich noch mal genüsslich, machte dann schnell das Bett, wobei ihm, er hatte inzwischen viel von Sherlock gelernt, sofort auffiel, dass die zweite Seite auch benutzt worden sein musste, einige Stunden wahrscheinlich sogar und als er dann beiläufig zu dem Detektiv sah, der scheinbar ganz ins Lesen vertieft zu sein schien, viel ihm noch etwas auf, was ihm endgültig bestätigte, dass der Guten Morgen Kuss, den er gespürt hatte, wirklich passiert sein musste. Ganz gemächlich schlenderte er deshalb nun zu Sherlock hinüber, eine absolut neutrale Miene auf dem Gesicht, bevor er sich, ohne den Lockenkopf dabei zu berühren, zu diesem herunter beugte und ihm belustigt zuraunte: "Das du hoch intelligent bist, wusste ich, aber das du neuerdings deine Zeitung kopfüber liest, wahrscheinlich um das Ganze noch ein bisschen anspruchsvoller zu gestalten, war mir neu!" konnte sich ein kurzes Kichern nicht verkneifen, als er sah, wie sich die Augen des Sitzenden auf Grund dieser Aussage ganz kurz ertappt weiten " Erwischt" dachte er triumphierend, ging an die Tür, bat den Wachmann freundlich um Frühstück. Während der ehemalige Militärarzt nun mit dem Rücken zu ihm, Tee kochend, an der kleinen Küchenzeile stand, drehte der weltweit einzige selbsternannte Consulting Detektiv schnell, möglichst unauffällig die Zeitung um, dachte eher innerlich schmunzelnd als verärgert "ist nicht mal mir aufgefallen, gut aufgepasst John, er hat schon mehr von mir gelernt als ich vermutet hätte. Und soso, für hoch intelligent hältst du mich also, naja, dieser Patzer war alles andere als intelligent, aber trotzdem danke für die Blumen" zuckte dann nur, immer noch schmunzelnd, mit den Schultern. Die entspannte Haltung seines Mitbewohners verriet ihm, dass dieser den Kuss also tatsächlich mehr oder weniger bewusst gespürt, danach eins und eins zusammen gezählt haben musste, aber offensichtlich nichts dagegen gehabt hatte. Wenig später war ein Klopfen in der kleinen Wohnung zu vernehmen, auf das hin John schon die Türe öffnete um eine Papiertüte mit seinem Frühstück dankend vom Wachmann entgegen zu nehmen, setzte sich damit an den Tisch, wo schon seine Tasse mit Tee stand, packte es hungrig aus und begann auch sogleich damit es langsam zu verzehren. Sherlock, der die Zeitung nun beiseite legte, bemerkte die Tasse dampfendem Kaffee, die auf seiner Tischseite stand. Wann hatte John den bitte Kaffee aufgesetzt? Der Größere von beiden wunderte sich schon wieder über den Kleineren, fühlte sich durch diese Geste allerdings überhaupt nicht nonverbal unter Druck gesetzt, öfter etwas zu sich zu nehmen, als er es für gewöhnlich tat, sondern, ganz im Gegenteil, es wirkte viel mehr wie ein stummes Angebot und der Detektiv war sich sicher, dass sein Doktor kein bisschen sauer sein würde wenn der Lockenkopf es ablehnen würde. Aber gerade deshalb gab sich dieser einen Ruck, griff nach der Tasse, nahm einen Schluck und musste zugeben, dass es ihm wirklich gut tat. War es unter anderem das, was sie beide vielleicht öfter für einander tun sollte, sich umeinander kümmern? Beziehungsweise die angebotene Hilfe des anderen öfter akzeptieren? Sah so ein Punkt einer funktionierenden Partnerschaft aus? Kurz dachte er über diesen Begriff nach, fand das dieser schon viel besser als Definition ihrer Beziehung funktionieren würde als die Begriffe, die sie beide früher verwenden und die er als inzwischen ungeeignet aussortiert hatte. Konnte er John als Partner sehen? Partner waren gleichberechtigt, sie unterstützen sich gegenseitig dabei die jeweils beste Version von sich selbst zu werden. So zumindest definierte Sherlock den Begriff, musste definitiv noch ein wenig mehr darüber nachdenken, aber als er sich gedanklich einmal den Satz sagen ließ: "das ist Doktor Watson, mein Partner" fühlt sich das schon echt gut an, vielleicht hatte er ja schon die richtige Definition gefunden. Der Doktor war inzwischen mit seinem Frühstück fertig. Es hatte ihn innerlich angenehm gewärmt zu sehen, dass der Detektiv den angebotenen Kaffee tatsächlich angenommen hatte, wusste aus Erfahrung, dass es eh nichts brachte, dem Jüngeren mit verbalem Nachdruck ein regelmäßigeres Aufnehmen von Nahrung nahe zu bringen, denn das hatte er anfangs versucht und war damit auf ganzer Linie gescheitert. Deshalb wollte statt dessen zukünftig öfter solche stummen Angebote unterbreiten, sich einfach jedes Mal freuen, wenn sie angenommen wurden. Das würde ihm genügen, könnte dann beruhigt behaupten, dass er es zumindest versuchte, sich um die Gesundheit des Größeren zu kümmern, war er ja schließlich dessen Leibarzt und es deshalb schließlich auch seine Aufgabe, versuchte er sich schnell eine Erklärung dafür zu geben, warum er sich um den anderen kümmern wollte, aber diese klang sogar für den ehemaligen Militärarzt selbst nur wie die halbe Wahrheit. Nachdem sie beide gegessen/getrunken und John die Küche aufgeräumt hatten, zog sich dieser um. Kurze Zeit später saßen beide einträchtig nebeneinander auf dem Sofa. Dabei bemerkte der Doktor nun plötzlich den kleinen, smaragdgrünen Stoffhund in den Händen des Detektivs, sprach seine Gedanken darauf hin einfach laut aus: "Hey, du hast den ja mit hier her genommen, ich dachte er wäre nicht wichtig für den Fall?" Der Gefragte hob nur minimal eine Augenbraue, bevor er dann mit ruhiger Stimme antwortete: "Nun, da haben wir uns wohl geirrt. Als ich mich gestern Abend vor unserer Abreise doch einmal dazu herabließ Noahs Kuscheltier genauer in Augenschein zu nehmen, fielen mir ein paar Details auf, die vielleicht doch sehr wohl interessant für unsere Fall sein könnten" Der Neugierige nickte nur, aha, so war das also. Hatte der Jüngere gerade etwa mehr oder weniger einen Fehler zugegeben? Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, erhob sich dieser plötzlich, lief zum Kleiderschrank hinüber, legte das edle Spielzeug schnell hinein, bedeutet dem Älteren mit dem Finger auf den Lippen, erstmal nicht mehr über ihren flauschigen Mitbewohner zu sprechen, kam dann auch schon wieder auf ihn zu, setzte sich direkt neben ihn, legte schlussendlich ihm sanft eine Hand auf die Schulter. Der Veteran war von der sanften Berührung, allgemein von der Nähe zu dem Meisterdetektiv erst kurz überrascht, so wie von dem Kuss heute morgen, fühlte sich das alles überhaupt nicht kameradschaftlich an, war aber ebenso wenig nur Zeichen des unkontrollierten Verlangens, welches der Größere von beiden seit letzten Sonntag auf den Kleineren entwickelt zu haben schien. Versuchte der Lockenkopf etwa tatsächlich sowas wie eine Balance zu finden oder würde er seine Berührungen, die Nähe jetzt nur noch darauf beschränken. Zweiteres hätte der Doktor ehrlich gesagt auch wieder schade gefunden, war er zwar selbst nicht, wie konnte man das sagen, "dauergeil", und, wie es nun aussah, der Detektiv wohl offensichtlich auch nicht, aber früher oder später hätte er solche Erlebnisse, jetzt wo er endlich ehrlich zu sich selbst war, sein konnte, wie gestern Nachmittag schon gerne mit dem Jüngeren wiederholt. Über diese Gedanken wollte er sich gerade noch weiter den Kopf zerbrechen, dabei hatte sein innerer Monolog bisher in Wirklichkeit nur wenige Sekunden in Anspruch genommen, als das Objekt dieser, ihn aus diesen heraus holte, indem er das Wort an ihn richtete. "Lestrade wird jeden Moment hier sein. Er will uns darüber informieren, dass unsere Beerdigung schon heute Nachmittag um 3 Uhr stattfinden wird und er wird uns bitten sie uns anzusehen. Bevor du fragst, wann die Beerdigung ist weiß ich aus der Morgenzeitung. Tu mir den Gefallen und bewahre Haltung, ich habe dich jetzt vorgewarnt, wie wir das später zusammen verarbeiten ist dann unsere Sache, aber Lestrade muss nicht mitbekommen, wie es dir damit geht, OK? " Der Kleinere schluckte hörbar. Die Beerdigung. Seine eigene Beerdigung. Schon heute Nachmittag. So viel Feingefühl hätte er dem selbsternannten" Soziopaten", auch wenn er inzwischen schon wusste, dass Sherlock, zumindest bei ihm, keineswegs so gefühlskalt war, nicht zugetraut. Er schien aber genau zu spüren, dass des Doktors Vorfreude auf diese Aufgabe im Negativbereich angesiedelt war. Der Detektiv hatte ihn diese Mal rechtzeitig eingeweiht in das was dieser selbst längst wusste und es schien ihm obendrein wichtig zu sein, dass der Veteran vor dem DI gefasst auftreten konnte, sein Gesicht nicht verlor. Das war wirklich... aufmerksam... von Sherlock. Deshalb nickte John im nur stumm dankend zu, drückte ihm anschließend einen sanften Kuss auf die linke Wange um seine Dankbarkeit für die Vorwarnung zu unterstreichen, straffte dann die Schultern, als er kurz darauf auch schon ein weiteres Klopfen an der Tür vernehmen konnte, den Vorboten des DIs. Sein Nebensitzer nahm die Hand von seiner Schulter, griff sich, kurz leicht verdutzt, damit an die Wange, die gerade spontan von seinem Mitbewohner geküsst worden war, rief sich dann aber ebenfalls innerlich selbst zur vollen Konzentration, rief dann mit der üblichen monotonen Stimme, die er immer nutze, wenn er einen von den Behörden empfing, laut und deutlich genug "Herein"... Lestrades Besuch war kurz aber aufschlussreich gewesen, der Plan, grob zusammengefasst der, darauf zu hoffen, dass sich Noah, George oder sogar beide auf der Beerdigung blicken lassen würden. Zweitgenannter, um sich selbst davon zu überzeugen, dass die einzigen Ermittler, die tatsächlich sein Gesicht kannten und ihn dadurch tatsächlich überführten hätten können, wirklich tot waren. Der Thompson Enkel hingegen würde vor allem deshalb eventuell dort auftauchen, so hoffte zumindest Sherlock, um zu überprüfen, ob er Clapton dort antreffen würde, den einzige der vier Mörder seiner Familie, den er bis jetzt nicht erwischen hatte können. Man verblieb so, dass das Ermittlerduo genaustens die Beerdigung verfolgen und umgehend, sollten sie tatsächlich einen der Verdächtigen entdeckten, dem Wachmann draußen Bescheid geben sollten, damit der die Einsatz Kräfte vor Ort informieren könnte, die dann dazu in der Lage wären, eine oder am besten gleich zwei Verhaftungen durchzuführen. Das war natürlich das Bestcase Szenario und würde dazu führen, dass das Ermittler-Duo schon morgen wieder Zuhause sein könnten, um den Trauergästen die Schrade zu erklären. Wenn allerdings der Erfolg heute ausbleiben würde gäbe es noch einen Plan B, der etwas mehr Zeit im Safehouse für die beiden bedeuten würde. Man hoffte also auf das Beste und verabschiedete den Detektive Inspector dann auch schon auf bald wieder. Dieser musste sich beeilen, weil er die Show vor Ort selbst überwachen wollte. John war bei Lestrades Besuch, Dank Sherlocks Vorwarnung, äußerlich komplett gefasst gewesen, hatte die Nachricht, dass die Beerdigung heute Nachmittag stattfinden würde - Sherlock hatte es sich natürlich mal wieder nicht nehmen lassen, dem DI voll auf die Nase zu binden, dass er etwas, was der Detektiv Inspektor den beiden "Amateuren" als Neuigkeit überbringen wollte, längst wusste, hatte dann aber gleich darauf die Arbeit der Behörden in den höchsten Tönen gelobt, um Lestrade wieder versöhnlich zu stimmen - augenscheinlich so cool aufgenommen wie sein jüngerer Sitznachbar. Als Lestrade dann aber wieder weg war, zeigte sich in Johns Gesicht ganz deutlich, dass er alles andere als gefasst und cool war. Ganz im Gegenteil, je näher die Zeiger seiner Armband Uhr der "Dead"line für die Beerdigung kam, desto nervöser wurde der Kleinere von beiden. Eine viertel Stunde vor der Zeit saßen John und Sherlock schon vor dem Fernseher, zählten gedanklich den Countdown herunter und was der Veteran dann, viel zu kurze Zeit später, im Fernsehen zu sehen bekam, wirkte so surreal auf ihn, dass er es im ersten Moment sogar, wenn auch unbewusst, schaffte, es sich als vollkommen Unbeteiligter an zu sehen. Das Bild zeigte einen Londoner Friedhof, auf dem, so ziemlich in der Mitte, zwei geschlossenen Särgen, auf dem einen eine britische Flagge, ein Brauch, der z. B. Militär Angehörigen als besondere letzte Ehre Zuteil wurde, zu sehen waren. Im Hintergrund stand die Trauergemeinde, nicht übermäßig viele Trauergästen, aber man entdeckte unter den ganz in schwarz gekleideten Personen doch einige bekannte Gesichter. Da war Mrs. Hudson, die von Sarah gestützt wurde. Dann Mycroft, einige ehemalige Klienten und eine kleine Gruppe jüngerer Leute, wahrscheinlich Fans des Blogs. Vor allem die Gesichter von Mrs. Hudson und Sarah ließen John dann tatsächlich langsam bewusst werden, dass er sich gerade wirklich seine eigene Beerdigung ansah, der Sarg mit der Flagge seiner war. Aber was dem ehemaligen Militär Arzt letzten Endes tatsächlich emotional den Rest gab, war eine junge Frau, die er schließlich neben Mycroft entdeckte. "Harry" wurde der Doktor plötzlich weiß im Gesicht wie ein Bettlaken, griff reflexartig, nach Halt suchend neben sich, wo zufällig Sherlocks Hand lag. Diese umklammerte er sogleich ohne überhaupt darüber nach zu denken, brauchte gerade einfach dringend etwas woran er sich festhalten konnte. Der Detektiv derweilen bemerkte es zwar sehr wohl, ließ es aber wortlos zu. Erstens weil es ihn überhaupt nicht störte und Zweitens weil er im Moment voll und ganz darauf konzentriert war, die Trauergästen zu scannen. John während dessen schluckte erneut hart, schloss kurz die Augen, rief sich innerlich sehr laut zur Besinnung, öffnete sie dann wieder und begann nun ebenfalls, die Särge so gut wie möglich gedanklich ausblendend, die Trauergästen einen nach dem anderen genau unter die Lupe zu nehmen. Mrs. Hudson und Sarah wollte und konnte er allerdings keinesfalls sehr lange beobachten, denn es versetzte ihm einfach einen viel zu schmerzhaften Stich ins Herz, ihre verweinten, niedergeschlagenen und verzweifelten Gesichter und Harry dort zu sehen, war fast zu viel. Die Beerdigung dauerte nur eine halbe Stunde, doch dem Doktor kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, war dem Detektiv insgeheim unglaublich dankbar, dass dieser den Ton ausgeschaltet hatte, so musste er die Trauerrede nicht hören, auch wenn dieser das eigentlich nur getan hatte, um vom Ton des Fernsehers bei seinen Beobachtungen nicht abgelenkt zu werden. Sherlock Holmes gehörte zu den Menschen, die für ihre Beobachtungen rigoros alle störenden Faktoren um sich herum eliminierten. Dass er John's kalte Hand, die seine fest umklammert hielt, nicht als einen solchen empfand, hätte ihn vielleicht zu Nachdenken gebracht, wenn seine gesamte Konzentration nicht gerade von dem Geschehen auf dem Bildschirm eingenommen worden wäre. Als das Schauspiel vorbei war stöhnte der eine erleichtert, der andere genervt auf. Der Meisterdetektiv hatte so genau wie möglich hingesehen, um im Notfall auch die geschickteste Verkleidung durchschauen zu können, aber da war nichts zum Durchschauen gewesen, rein gar nichts. Offensichtlich hatten sich weder Noah noch Georg sicher genug gefühlt, das Risiko einzugehen, bei der Beerdigung selbst aufzutauchen. Wahrscheinlich hatten sie beide anstatt dessen Handlanger von sich hingeschickt, denen weder Sherlock noch John zuvor jemals begegnet waren, sie dadurch auch nicht hätten erkennen können, waren deshalb auch durch diese Aktion kein Stück weiter gekommen und das ärgerte den selbsternannten Consulting Detektiv über alle Maße. Was für eine Zeitverschwendung, wenn er das geahnt hätte, hätte er John die Tortur, die Show ansehen zu müssen, von vorne herein ersparen können. Eben genannter hatte Sherlocks Hand mechanisch los gelassen, war langsam ins Bad gelaufen, spritzte sich dort nun mit zitternden Händen kaltes Wasser ins Gesicht, ohrfeigte sich gedanklich dabei mehrmals selbst. Warum war er nur so ein Weichei, er hatte Krieg und Tod gesehen, Herr Gott nochmal. Warum zum Teufel hatte ihn seine eigene fingierte Beerdigung so mitgenommen? Schnell kam er aus dem Bad zurück in den Wohnbereich, blieb dort aber dann auch so plötzlich unschlüssig wieder vor der Küchenzeile stehen, rang mit unglaublichen Schuldgefühlen vor allem gegenüber Mrs. Hudson, Sarah und Harry, das war, wie er schnell seine Gefühlswelt analysiert, auf jeden Fall ein Punkt. Da war aber noch ein zweiter Punkt, der, auf den zweiten Blick, sofort echt kindisch wirkte. Er hatte sich gerade vorgestellt, ob es wirklich so wäre, wenn er tatsächlich tot in diesem Sarg läge, würde er das Ganze auch von der Seite unbeteiligt betrachten, oder würde er es in diesem Moment überhaupt nicht mehr mitbekommen, weil er überhaupt gar nicht mehr da wäre? Und was wäre, wenn alles nach diesem vermaledeiten Brunnen Unfall nur ein postmortaler Traum wäre und er gerade die Realität auf der "Erde" über den Fernseher gesehen hätte? Mit einem Mal kam ihm die Safehouse Wohnung viel kleiner vor, hatte plötzlich das Gefühl sogar die Wände immer näher kommen zu sehen, sein medizinischer Sachverstand diagnostizierte mechanisch eine Panik Attacke, riet sich da auf keinen Fall so rein zu steigern, während er gleichzeitig mit sich selbst schimpfte, es sich damit für sich selbst nur noch schlimmer machte. Den Größeren, der ihn mit schon fast besorgtem Blick beobachtete, nahm er gar nicht wahr. Kurz entschlossen stand jener vom Sofa auf, von dem aus er den Kleineren zuerst eine Weile in seinem Tun beobachtet hatte, ging mit schnellen Schritten auf diesen zu, der mittlerweile einfach nur noch, wie zur Salzsäure erstarrt, neben dem Küchentisch stand und ins Leere blickte, legte dem Doktor vorsichtig die Hände auf die Schultern, sprach ihn sanft an. "John"...... "John! "..... "JOHN!" Nur langsam sickerte Sherlocks sanfte Stimme zu dem Veteranen durch. Er hob endlich den Kopf in die Richtung der Stimme. Da war Sherlock, er war so sanft, war er das weil es nicht mehr real war? Waren sie beide vielleicht doch Seite an Seite in diesem Brunnen gestorben? Langsam kamen die Tränen. Sherlock sah die Tränen und das mit Worten der Kleinere momentan Partus nicht zu erreichen war. So tat er also kurz entschlossen das einzig Sinnvolle was ihm gerade einfiel, zog den Älteren in eine feste Umarmung und hielt ihn, in dem Versuch in im Hier und Jetzt zu erden. John wehrte sich nicht, kam aber erst langsam zu sich, als er spürte wie er von starken Armen fest umschlungen, gehalten und an einen warmen, schon längst vertrauten Körper gedrückt wurde. Als er dann auch noch spürte wie weiche Lippen einen beruhigenden Kuss auf sein Haar hauchten, da schaffte er es endlich sich wieder aus seiner Starre zu lösen. Sherlock schlussfolgerte daraus, dass John begann die Umarmung zu erwidern, dass die Aktion wohl erfolgreich gewesen war. "Es tut mir Leid, dass ich so über reagiert habe" kam es jetzt genuschelt von dem Kleineren, der allerdings nicht die geringsten Anstalten machte, Sherlock so bald wieder los zu lassen. Das störte den Größeren, zu seinem eigenen Erstaunen, tatsächlich überhaupt nicht, die Wärme, die der Doktor gerade ausstrahlte und die, so blöd es klang, Geborgenheit tat dem Meisterdetektiv zugegebenermaßen auch ganz gut im Moment. "Schon gut. Wir beide wissen das wir am Leben sind. Das sollte momentan das Einzige sein was wirklich zählt. Alles weitere wird sich schon finden." Das der Jüngere wirklich immer so zuversichtlich sein konnte, auch wenn um ihn gerade mal wieder die ganze Welt einzustürzen schien, blieb dieser optimistisch, den Optimismus war für ihn immer die logischste Reaktion auf alles, was ihm auch passieren mochte. Das war so typisch Sherlock und wirkte zusammen mit der festen Umarmung, die normalerweise nicht zu diesem gepasst hätte, tausend mal besser als wenn jemand John einen ganzen Eimer Eiswasser über dem Kopf ausgeleert hätte. Es musste einfach real sein. Aber das bedeutet natürlich auch, dass alles, was nach dem Brunnen Unfall zwischen den beiden passiert war, doch real war, was den Veteran komischerweise am meisten beruhigte. Kapitel 45: Der "Fall" John H. Watson Teil 3 oder Fass mich bitte an, Sherlock ------------------------------------------------------------------------------ John war nach dem gescheiterten Ermittlungsversuch bei der Live Übertragung seiner und Sherlocks inszenierten Beerdigung und dem beinahe Nervenzusammenbruch, den er auf Grund dieser erlitten hatte, sehr still und, einerseits zu Sherlocks Verwunderung und andererseits auch ein klein wenig zu dessen Belustigung, sehr sehr anhänglich. Dieser schien in seinem Mitbewohner tatsächlich eine Art Anker zu sehen, der ihm bewies, dass er nicht in Wirklichkeit doch selbst tot in jedem Sarg lag, den er auf der Beerdigung hatte sehen müssen. Der Jüngere hielt sich nur so vergleichsweise gut, weil er immer noch deutlich besser mit seinen Gefühlen umgehen konnte und weil es ihm zur Beruhigung seines logischen Verstandes vollkommen reichte, felsenfest zu wissen, dass John und er in Wirklichkeit noch am Leben und zusammen in diesem Safehouse waren. Sherlock befand sich ein wenig in der Zwickmühle und da der Fall Brown/Clapton nun erstmal die Vorbereitung des Plan B bedurfte, was er leider vollkommen Lestrade und dessen Team draußen überlassen musste, konnte er sich hier mit seinem logischen Verstand und dieser kleinen Kiste voll mit Gefühlen, die John in Sherlocks Innerem dadurch, dass er einfach nur John war, quasi mit einem Brecheisen aufgebrochen hatte, wieder mal voll und ganz dem "Fall" Watson widmen. Die Zwickmühle bestand also darin, so führte er seine Deduktionen aus, dass er sich einerseits über die erhöhte Anhänglichkeit Johns freute, weil sie seinem Verlangen nach Johns Nähe und seinem Wunsch ihn zu berühren sehr gelegen kam. Andererseits wollte er diese Anhänglichkeit aber auch wieder nicht zu übermäßig ausnutzen, denn das erschien ihm für nicht angebracht. So saß er also zwiegespalten den restlichen Nachmittag neben seinem kleineren Mitbewohner auf dem Sofa, während dieser versuchte sich durch das Anschauen von Dokumentarfilme, die im Fernsehen liefen, abzulenken. Dabei griff John immer wieder, so als müsse er sich auf diese Weise überzeugen, dass Sherlock wirklich noch da war, mal nach seiner Hand und hielt sie eine Weile, dann lehnte er sich zwischendurch auch mal einfach komplett seitlich an Sherlock und legte seinen Kopf auf dessen Schulter oder er legte ihm eine Hand in den Nacken und spielte zur Abwechslung eine Weile mit Sherlocks weichen braunen Locken. John selbst bekam das so gar nicht wirklich mit. Er versuchte einfach nur sich von dem, was er gesehen hatte und was es in ihm ausgelöst hatte abzulenken und da Sherlock für ihn einen sicheren Beweis dafür darstellte, dass alles in Ordnung war, konnte er gar nicht anders als ihn ständig auf irgendeine Weise zu berühren, weil ihn das im Moment irgendwie ungemein beruhigte. Das er damit Sherlock an seine physischen, aber auch psychischen Grenzen brachte, ahnte er nicht. Sherlock war sich sicher, wenn er John darauf hinweisen würde, was er ihm da gerade zumutete, dann hätte er sofort damit aufgehört, aber das wollte Sherlock ja eigentlich überhaupt nicht, in erster Linie wollte er für John da sein und wenn er dafür nichts weiter tun musste als sich die, praktisch durchgehenden, sanften, Berührungen des anderen gefallen zu lassen, dann wollte er das selbstverständlich tun. Sherlock musste sich nur zusammen reißen, nicht von sich aus mehr als diese Berührungen von John zu fordern, war sich zwar sicher, dass dieser in seiner jetzigen Gemütslage bei allem mit machen würde, aber das wollte er auf keinen Fall ausnutzen. So saß er da, einerseits genießend, andererseits angespannt, bis es Zeit fürs Abendessen wurde. Dieses Mal war es an Sherlock mit einem stummen Angebot John zum Essen zu motivieren. Er machte ihm die Reste der gebratenen Ente vom Vorabend in der Küche Zeilen eigenen Microwelle warm und stellte ihm den dampfendem, wohl riechenden Teller auf den Esstisch. John hatte mittags vor lauter Nervosität keinen Gedanken an Essen verschwenden können und deshalb jetzt sicherlich einen Bärenhunger. Das Essen verbreitete seinen köstlichen Duft im Zimmer und lockte tatsächlich schließlich den Veteranen an den Tisch. Sherlock setzte sich John gegenüber ebenfalls hin und nahm ihm, in dem Versuch in ein bisschen aufzumuntern, kurzerhand die Gabel aus der Hand, spießte etwas gebratene Ente auf, hielt sie ihm vor den Mund und sagte grinsend "sag Ah". John schnappte sich zwar sofort kopfschüttelnd seine Gabel wieder, musste aber trotzdem schmunzeln, weil er es wirklich lustig fand wie Sherlock ihn mit seiner Methode ihn zu ärgern, aufzumuntern versuchte. Nachdem John gegessen hatte, beschlossen beide gemeinsam, dass es wohl heute ratsam für John wäre früh schlafen zu gehen. Sherlock wollte gerade von ihm wissen, ob er noch ins Bad wolle, als dieser nur nickte und ihn dann am Handgelenk mit sich ins Bad zog..... OK, Stop, da kam sein genialer Verstand gerade wirklich nicht mehr mit! Was zum Teufel sollte Er jetzt im Bad? Zusammen mit John? Sherlock schaute wohl kurz so überrumpelt drein, dass sich John erbarmte ihm zu erklären, dass er nicht allein duschen gehen wolle. Sherlock wäre bei dieser Aussage beinahe krachend umgefallen. Wer hatte sich den heute bitte gegen ihn und seine Selbstbeherrschung verschworen? Er überlegt kurz und sah dann John sehr ernsthaft in die Augen "John, bist du dir 100% sicher, dass du mit mir zusammen in diese Duschkabine steigen und mit mir zusammen duschen möchtest?" John erwiderte den Blick aus den eisblauen Augen und antwortete dann ganz nüchtern "Ja Sherlock, bin ich" "John, ich weiß, dass dich die Sache von heute Nachmittag noch ziemlich mitnimmt und ich bin auch bis zu einem gewissen Grad bereit dir Beistand zu leisten, aber wenn wir das jetzt wirklich machen, dann kann ich für nichts garantieren und ich möchte später keine Klagen darüber hören, dass ich deinen Zustand ausgenutzt hätte." "Sherlock, deine Zurückhaltung in allen Ehren, aber ist es dir nicht Zustimmung genug, wenn ich dir jetzt sage: Fass mich bitte an, Sherlock und zwar so, dass ich mir eindeutig sicher sein kann, dass ich hier bei dir und am Leben bin. Bitte tu es, für mich. Wenn du natürlich nicht möchtest, verstehe ich das selbstverständlich und belästige dich nicht weiter." Ohne ein weiteres Wort griff Sherlock nach diesen Worten nach dem Kleineren und half ihm sanft aber bestimmt aus seinen Klamotten. Dann schob er ihn in die Kabine und entledige sich seiner eigenen Kleidung bevor er zu John in die Dusche stieg. Dank Thermostat hatten sie, als Sherlock das Wasser aufdrehte im wahrsten Sinne des Wortes im "Handumdrehen" wohl temperiertes Wasser, das über ihre Körper lief. Sherlock strich sich die nassen Locken aus dem Gesicht und beugte sich dann zu seinem Partner hinunter, während er gleichzeitig sanft aber bestimmt dessen Kinn mit der Hand anhob. Eisblau traf auf Dunkelblau. John war absolut fasziniert von dem Anblick eines nassen, nackten Sherlock Holmes. Er schluckte als dieser ihn mit sanfter Gewalt dazu zwang ihm in die Augen zu sehen. John hatte es 100% ernst gemeint als er gesagt hatte, was er von Sherlock in diesem Moment wollte. Bei einem seiner Patienten hätte er auf einen Anflug von posttraumatischer Belastungsstörung diagnostiziert, aber bei seiner Selbstdiagnose stellte er fest, dass er gerade einfach jemanden brauchte an dem er sich festhalten konnte und dieser jemanden musste Sherlock sein und sonst niemand. Wenn er tatsächlich krank war, dann bestand seine "Krankheit" nur darin, ohne es anfangs zu ahnen oder gar zu wollen, längst damit begonnen zu haben sich in den selbsternannten Consulting Detektiv zu verlieben. Auch deshalb musste er einfach wissen, ob der andere ihn überhaupt so noch wollte, oder ob es doch nur eine "Phase" war, die bereits wieder vorüber war. "Anscheinend nicht, denn sonst ständen wir jetzt ja nicht nackt hier in der Dusche" dachte John gedanklich schmunzelnd und ihm lief gleichzeitig ein Schauer über den Rücken. Ja, er war dabei sich Hals über Kopf zu verlieben und das einzige was ihn daran störte war, dass er Angst davor hatte, Sherlock würde ihn plötzlich doch nicht mehr wollen. Die Angst die er zuvor sogar schon mal laut gegenüber dem anderen geäußert hatte. Das Sherlock ihm seinen Wunsch nun so bereitwillig erfüllte hieß aber wohl ganz offensichtlich, das Sherlock während den Küssen und den Berührungen wirklich nur aus Rücksicht auf John nicht jedes Mal sofort über ihn hergefallen war, obwohl er das wohl gewollt hatte. John vermutet, dass Sherlock versuchte einen Mittelweg zu finden, etwas das sich in ihren gemeinsamen Alltag integrieren ließ, dieser Gedanke wärmte John zusätzlich zu dem Wasser, was auf ihn herunter prasselte. "Sag es nochmal" riss Sherlocks tiefe, rauchige Stimme John aus seinen Gedanken. Was genau sollte er nochmal sagen, ach so ja genau. Er versuchte alle seine Aufrichtigkeit und sein Vertrauen, dass er in Sherlock hatte, in die Worte und in seinen Blick zu legen, schluckte noch kurz, schon jetzt zitternd vor Erregung, und stöhnte dann leise aber gut hörbar für seinen gegenüber: "Fass mich bitte an, Sherlock" dieser knurrte, zog den Kleineren mit dem freien Arm fest an sich, so dass ihre nackten Körper regelrecht aufeinander prallten. John schnappte nach Luft, wurde aber gleich darauf von Sherlock in einen atemlosen Kuss gezogen. Sherlock nahm ihn offensichtlich ganz genau bei Wort, denn während sie sich leidenschaftlich küssten fuhr er begierig mit seinen feingliedrigen Händen den Körper des Kleineren auf und ab. "Oh je, wie komme ich aus der Nummer hier bloß wieder heil raus" dachte sich Sherlocks scharfer Verstand, während sein Körper fleißig damit beschäftigt war John vollkommen für sich einzunehmen, ihn zu küssen und überall zu streicheln, wo er gerade mit seinen Händen hinkam. Er hatte sich fest vorgenommen sich das große "Finale", wie er es nannte, aufzuheben, solange bis der jetzige Kriminalfall vollständig abgeschlossen war. Doch wenn sein Partner so willig war würde es verdammt schwer werden, noch so lange damit zu warten. Aber er blieb dabei. Er kannte inzwischen ein paar andere sehr reizvolle und befriedigende Wege seinem Partner zu geben, was dieser offensichtlich wollte und gerade so dringend brauchte, dass er über seinen Schatten sprang und ihn beinahe flehend darum bat. Er hatte da auch noch ein paar weitere definitiv nicht jugendfreie Ideen im Kopf, die man später auch noch gemeinsam ergründen könnte, wenn John das auch wollte. Doch nun, die Grenze in seinem Kopf für seinen Körper klar abgesteckt, ließ er das Denken fürs erste freiwillig sein und widmete sich mit voller Aufmerksamkeit dem vor Erregung zitternden Mann vor sich. Er nahm sich vor, sich wieder jedes Geräusch und jede neu entdeckte Kleinigkeit einzuprägen. John bekam gerade ganz genau das, was er so flehend erbeten hatte. Sein ganzer Körper und auch sein von Lust vernebelter Verstand vibrierte vor Verlangen während er sich so eng wie möglich an den Größeren drückte und immer wieder wohlig aufstöhnte. Aber all diese Nähe schien immer noch nicht genug zu sein, dass warme Gefühl in seinem Magen, aufkeimende Liebe, wie er es ganz klar und recht nüchtern benannte, verlangte noch mehr. Der Doktor hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt, aber was er dennoch für möglich hielt war, dass ab dem Augenblick, in dem man einem ganz bestimmten Menschen zu ersten Mal begegnete, ein Funke entstehen konnte, der dann langsam aber stetig wuchs, wenn man sich denn die Mühe machte diesen Menschen näher kennenzulernen, mit diesem Menschen viel Zeit verbrachte und dabei dessen Stärken zu schätzen und dessen Schwächen zu dulden lernte. Dabei ging es, so war sich der Doktor inzwischen sicher, nicht immer um das Geschlecht des anderen. Klar, wenn man wie er normalerweise auf Frauen stand, wie er zumindest immer, bevor er Sherlock Holmes begegnet war, ganz fest geglaubt hatte, suchte man diesen Menschen natürlich automatisch eher beim weiblichen Geschlecht, aber ob und wann man diesem Funken dann tatsächlich einmal begegnete und ob es sich dann auch tatsächlich um einen Menschen des bevorzugten Geschlechts handelte, konnte man vorher nie sicher sagen. Es war keine exakte Wissenschaft, nichts was man mit logischem Denken erzwingen oder auch unterdrücken konnte. John war sich sicher, dass Sherlocks hocheffizientes Gehirn anfangs versucht hatte, diesen Funken, den John auch bei ihm entfacht haben musste, mit seinen Deduktionen zu unterdrücken oder gar vollständig wieder zu beseitigen. Deshalb hatte es sich anfangs zwischen ihnen auch so holprig und chaotisch angefühlt. Doch nun schienen sie beide das selbe Ziel zu haben, oder? Wollte auch Sherlock, dass dieser Funke ihm ihm zu etwas heranwuchs, dass er nicht mehr so einfach kontrollieren konnte? Oder war das schon längst passiert und nun unaufhaltsam? Der Veteran wurde aus seinen Gedanken gerissen, als der Meisterdetektiv ihm gebot sich umzudrehen um sich mit seinen Händen an der Kachelwand vor ihm abzustützen, hörte wie hinter ihm eine Duschgel Flasche geöffnet und wieder geschlossen wurde, spürte dann, wie sein Consulting Detektiv begann mit sanften kreisenden Bewegungen das Mittel auf seinem Rücken zu verteilen. Es roch gut und fühlte sich noch besser an und diese vergleichsweise nun sanften Berührungen dämpfen das Feuer im Körper des Kleineren nicht im Geringsten. Sherlock hatte vor den Körper vor sich bis ins kleinste Detail zu erkunden und jede noch so kleine empfindliche Stelle zu entdecken. So viel Interesse an einem anderen Menschen hatte er nie zuvor in seinem Leben gehabt, oder genauer gesagt hatte er sich noch nie zuvor die Mühe gemacht so ein Interesse überhaupt zu entwickeln. Es war nicht so, dass er nicht schon Menschen begegnet war, die an ihm Interesse gehabt hätten, das waren schon einige gewesen, aber Sherlock hatte es bisher immer als lästige Ablenkung von seiner Arbeit empfunden und war diesen Menschen dann rigoros aus dem Weg gegangen, hatte ihr Interesse an ihm immer komplett ignoriert, manchmal, wie bei Molly, nutze er es sogar eher schamlos aus. Er selbst hatte, wie er zugeben musste auch nie genug Motivation gehabt das Interesse von sich aus zu erwidern. Aber bei John war es etwas gänzlich anderes. Johns Präsenz hatte ihn quasi wie ein Schnell Zug überrollt und ihm gar nicht die Möglichkeit gegeben, rechtzeitig über sein vorhandenes oder nicht vorhandenes Interesse nachzudenken und prophylaktisch zu handeln, wie er es sonst immer getan hatte. Während er also nun den Körper vor sich mit seinen eingeseiften Händen zu erkunden und zu reizen suchte, machte er sich auch klar, dass sein, ihn überrumpeltes, viel zu schnell unaufhaltsam gewachsenes, Interesse an dem Veteranen nicht nur körperlicher Natur war. Er erinnerte sich nur daran, wie eifersüchtig er gewesen war, als John mit Sarah nur einen Kaffee trinken gegangen war. Durch diese Eifersucht hatte er alles letzten Ende viel schlimmer zwischen Ihnen gemacht, als es anfangs gewesen war, wollte den Kleineren körperlich und geistig ganz für sich alleine haben, so besitzergreifend hatte er sich selbst noch nie erlebt. Er wollte den Doktor mit niemandem teilen, nicht, dass John an jemanden anderen dachte als an ihn. Inzwischen hatte er die Kehrseite seines Partners (Die Bezeichnung Partner für John gefiel ihm außerordentlich gut) komplett eingeseiften und dabei ein paar neue Stellen entdeckt an denen der Doktor besonders empfindlich war. Nun ließ er seine Hände nach vorne wandern und drückte sich mit seiner Vorderseite eng an den kleineren. Wie angenehm sich die eingeseiften Haut des anderen an seiner eigenen erhitzten Haut anfühlte. Er hatte bereits seine eigene Erregung mehr als schmerzhaft bemerkt, aber er war im Moment viel zu sehr damit beschäftigt, dem anderen zu geben, was dieser wollte und brauchte. Er konnte sich trotzdem ein leises Stöhnen nicht verkneifen, auch ein Sherlock Holmes war nicht aus Eis. Seine Hände fuhren über die kräftige Brust und spielte mit Johns Brustwarzen. Der Kleinere wimmerte darauf hin hörbar und drückte sich stärker an seinen Hintermann. John konnte so weich, hemmungslos und willig sein, solange er das aber nur für Sherlock allein war, war es dem Meisterdetektiv mehr als willkommen. Ganz langsam wanderte Sherlocks rechte Hand zu John's bereits beachtlich steifem Glied und begann es langsam und und gleichmäßig zu bearbeiten, das Duschgel bot dabei das perfekte Gleitmittel. John japste wegen der plötzlichen intensiven Berührung und stöhnte dann ungeniert auf. "Sherlock... mehr" kam es leise und abgehackt, doch der Angesprochene hatte die Worte ganz genau verstanden. "Mehr... Grundgütiger" Sherlocks selbst gezogene Grenze geriet gefährlich ins wanken, doch noch hielt sie dem Wimmern und Betteln stand. Sherlock reizte mit der linken Hand John's Brustwarzen und bewegte seine rechte Hand an Johns Glied schneller. Dieser warf den Kopf erst hin und her, bot Sherlock damit immer wieder einen guten Blick auf sein erregtes, von einer gesunden Räte gezeichnetes Gesicht, drehte dann den Kopf zu Seite, griff mit der rechte Hand hinter sich in Sherlocks nasse Locken und zog Sherlocks Kopf zu sich. Sherlock verstand und verwickelte den Kleineren in einen heißen Zungenkuss. Der Veteran wurde fast verrückt, sein Meisterdetektiv war überall gleichzeitig und trotzdem schien es noch nicht genug. John unterbrach kurz den sündhaften Kuss und keuchte, alle Scheu vor Dirty Talk ablegend, "Sherlock... nimm mich!" Angesprochener hätte beinahe kurz inne gehalten, so sehr warf ihn die Aufforderung des Kleineren aus der Bahn. Wie verlockend, verdammte Sch****, das brachte Sherlocks Vorsatz an den Rand des Durchhaltbaren, überlegt kurz fieberhaft, entschied dann, dass er einen Mittelweg wählen würde, wollte dem Älteren einen Vorgeschmack geben und trotzdem sein Vorhaben beibehalten. "John" knurrte er mit sinnlicher, rauchiger und vor Erregung bebender Stimme. "Ich würde momentan nichts lieber tun, aber ich kann nicht" John ließ sofort seinen Arm sinken und wollte schon geschockt vor ihm wegrücken, doch Sherlock hielt ihn im eisernen Griff fest und machte unverdrossen weiter ihn zu reizen. John hatte seinen Kopf immer noch zur Seite gedreht doch nun waren seine immer noch Lust verschleierten Augen geweitet und in ihnen las Sherlock die unausgesprochene Frage: "Warum nicht, was habe ich falsch gemacht?" Sherlock küsste beruhigend John's Schultern und Nacken, der Schaum war längst vom immer noch laufenden Wasser weggespült worden, die sich bei seiner Ablehnung versteift hatten und fuhr in etwas sanfterem Ton fort. "Ich kann nicht, weil ich mir diese eine Sache mit dir aufheben möchte, bis wir den jetzigen Fall gemeinsam vollständig zum Abschluss gebracht haben. Das wird meine ganz persönliche Belohnung sein" Johns Augen weitete sich noch mehr und ein Schauer lief ihm eiskalt den Rücken hinab, obwohl das Wasser immer noch angenehm warm war. Eine Belohnung, das klang gleichzeitig wie eine Drohung und ein Versprechen und der Gedanke allein ließ John beinahe kommen. "Wir haben noch einige Tage hier vor uns und mein Kopf ist voller Ideen, was ich noch so alles mit dir anstellen könnte und auch werde, wenn wir das beide wollen" John schluckte schwer. Auch in Dirty Talk schien Sherlock ein Diplom zu haben, seine Worte fuhren wie Blitze direkt in sein steinhartes Glied und ließen ihn Sterne sehen. "Wenn ich darf, würde ich dir aber gerne wenigstens einen kleinen Vorgeschmack darauf geben, wie es später sein wird mich tief in dir zu haben. Das hast du dir für dein großzügiges und äußerst verlockendes Angebot redlich verdient " der Doktor nickte, sich vor Lust windend, einfach nur, egal was und egal wie, wollte jetzt nur noch Erlösung. Sherlock war so schnell, dass John es kaum mitbekam, als er ihn kurz los ließ um sich die Hände nochmals gründlich einzuseifen. Dann griff er wieder um den kleineren herum nach dessen sehr bedürftigen Glied und massierte es gleichmäßig und schnell. John wimmerte und drückte sich abermals gegen den Größeren. Mit der linken Hand fuhr Sherlock nun federleicht an der Wirbelsäule entlang nach unter und verursachte dabei eine Gänsehaut bei seinem Vordermann. Ohne umschweifen glitt die Hand weiter zwischen Johns feste Pobacken und ertastete mit seinem Zeigefinger den geheimen Eingang. John erschauderte und suchte mit der rechten Hand wieder Halt im Nacken des Detektivs, drehte den Kopf und presste seine Lippen auf Sherlocks. Dessen Zunge bahnte sich sogleich wieder den bekannten Weg in seinen leicht geöffneten Mund und fand dort ihr Gegenstück, welche sie sinnlich umschlang. So von der talentierten Zunge und der Aufmerksamkeit fordernden Hand an seinem pulsierenden Glied abgelenkt bemerkte er den Finger kaum, der sich nun in ihn schob. Erst als Sherlock den kleinen Hubel, John's Prostata, ertastete hatte und begann zuerst probeweise vorsichtig darüber zu streichen, wimmerte John in den Kuss. Das fühlte sich so eigenartig und gleichzeitig absolut großartig an, dass er davon sofort mehr wollte. Sherlock quälte ihn aber zuerst noch eine Weile nur mit dem einen, bevor er einen zweiten Finger dazu nahm und John damit an den Rand des Wahnsinns trieb und sich selbst gleich mit. Wie gerne hätte er jetzt seine Finger durch sein, vor Erregung schon fast schmerzendes, Glied ersetzt und sich tief in dem willigen Körper vor ihm versenkt. Es war eine Qual, eine bitter süße Qual, an der Sherlock selbst Schuld war, es aber trotzdem nicht ändern wollte. Kurz kam ihm ein lustiger Gedanke, als er sich an seine mentale Notiz erinnerte, John für seine Reaktion auf seine eigene Beerdigung nicht zu hart ran zu nehmen. Nun ja, so hatte er das zwar nicht gemeint, aber nun war Sherlock zwar nicht hart zu John, aber hart wegen John, steinhart um genau zu sein. Unter normalen Umständen hätte er so primitive Witze nicht gemacht, aber was war schon noch normal. Was machte dieser Mann nur mit ihm? Er fokussierte sich schnell wieder auf John und führte noch einen dritten Finger ein. Das war zu viel für John. Er riss seinen Kopf zurück und stöhnte seinen Orgasmus ungehemmt heraus. Dabei kam er heftig in Sherlocks Hand. Sherlock konnte seine Augen nicht von John nehmen, er musste sich jedes Detail genau einprägen, der Kleinere sah auf dem Höhepunkt seiner Lust einfach unglaublich heiß aus. Genau das war es, was er neben John's Lächeln nun definitiv noch viel öfter sehen wollte. Der Kleinere von beiden hing derweilen nun mehr als dass er noch auf seinen eigenen Beinen zu stehen vermochte, deren Konsistenz gerade Wackelpudding alle Ehre zu machen schien, mehr als befriedigt und total erschöpft in Sherlocks Armen. Vorsicht zog dieser seine Finger wieder aus dem Kleineren und stöhnte kurz verzweifelt leise auf. Johns Hintern hatte sich, als dieser gekommen war, fast schon schmerzhaft um Sherlocks Finger herum zusammen gezogen und alleine die Vorstellung es wäre anstatt dessen sein steifes Glied gewesen, was so eingeengt worden wäre, ließ ihn schwindlig werden vor Lust. Er wusch sich nun zuerst die eine Hand während er mit der anderen den kleineren stützte und wechselte dann. John drehte sich schließlich um und schlang seine Arme um Sherlocks Hals um sich nochmals an ihn zu drücken. "Danke" hauchte er ermattet und gab Sherlock einen zärtlichen Kuss. "Gern geschehen" kam es nur leicht gepresst, was John sofort besorgt aufhorchen ließ. Als er dann aber Sherlocks immer noch steil aufragende Erregung bemerkte, verstand er sofort und glitt mit der Hand zwischen ihre erhitzen Körper. "Du musst das nicht..." wollte Sherlock gerade anfangen sanft zu protestieren, doch da spürte er schon die Hand des Älteren an seiner mehr als bedürftigen Erregung. Er stöhnte lauter als gewollt auf und schloss die Augen um die überaus willkommene Massage voll und ganz zu genießen. John wollte Sherlock nicht unnötig lange quälen und wählte deshalb einen schnellen Rhythmus. Nebenbei war es dieses Mal John der Sherlocks Gesicht leicht zu sich nach unten dirigierte und ihn in einen feurigen Zungenkuss verwickelte. Das alles trug dazu bei, dass es nicht lange dauert, bis auch Sherlock, den Kopf nach hinten legend und fast schon animalisch knurrend in John's Hand kam. "Also nach heute kann ich es überhaupt nicht mehr erwarten diesen Fall endlich abzuschließen" funkelte John Sherlock daraufhin schelmisch an und dieser stimmte im wortlos zu, da er sich gerade nochmals wünschte diese Sache heute anders zum Abschluss hätte bringen zu können. Nicht mehr lange. Beide Männer stiegen, noch etwas wackelig auf den Beinen, aus der Dusche und trockneten sich ab. Sherlock wollte sich schon zum Schrank begeben und sich frisch Kleidung anziehen, als er bemerkte, wie John nur in Shorts bereits ins Bett gekrabbelt war und auffordernd auf die freie Betthälfte neben sich klopfte. Sherlock rang kurz mit sich. "Hey, jetzt stell dich nicht so an, du hast schon letzte Nacht hier gelegen, also kannst du dich jetzt auch wieder hier hin legen, du musst ja nicht schlafen" John schmunzelte als er erneut den ertappten Blick in Sherlocks Augen aufblitzen sah, der dann aber zum Glück einfach seiner Aufforderung nach kam, als auch er frische Shorts angezogen hatte. Als der Detektiv neben ihm lag kuschelte John sich ein wenig näher an ihn heran und grinste breit über den immer noch fragenden Blick des Jüngeren. "Woher ich das weiß?" Sherlock nickte. "Nun du bist ein guter Lehrer und deshalb ist mir heute morgen nicht nur die verkehrt herume Zeitung sondern auch die doch recht zerwühlte zweite Betthälfte aufgefallen. Meine Schlussfolgerung war, dass du irgendwann nachts vom Sofa rüber gekommen bist, dann etwas später einschliefst, vor mir wach wurdest, mir dann einen guten Morgen Kuss gegeben hast und schnell mit der Zeitung an den Tisch gesessen bist, damit ich, wenn ich aufwache denke, dass ich den Kuss nur geträumt habe. Ist es so oder so ähnlich gewesen? " Irrte sich John oder war Sherlock tatsächlich eine feine Röte ins Gesicht geschossen? Das der ehemalige Militär Arzt das "auf seine alten Tage" noch erleben durfte, das Sherlock Holmes einmal rot wurde. Eben genannter schämte sich tatsächlich ein bisschen vor dem Kleineren, vor allem deshalb, dass er nach der Zeit, die der Doktor schon mit ihm zusammen lebte, immer noch dachte, er könne ihm etwas vormachen, ohne dass es John bemerkte. Außerdem war es wohl auch ein bisschen das Kompliment, dass in John Deduktionen ganz am Anfang eingeflossen war. Ja, wirklich, wenn John inzwischen so gut schlussfolgern konnte, dann war er tatsächlich ein guter Lehrer und John sein Musterschüler. Sherlock konnte nicht anders und fing plötzlich an zu lachen. Das war wirklich zu komisch und doch herrlich wunderbar. Genau deshalb und wegen so vielen anderen Dingen hatte er den Kleineren so gerne um sich. John stimmte kurzentschlossen in das Lachen mit ein und so war die kleine Safehouse Wohnung kurzzeitig von einem sehr angenehmen Geräusch erfüllt, dass die allgemeine Atmosphäre unglaublich aufhellte. Kapitel 46: der "Fall" John H. Watson Teil 4 oder ein so herrlich normaler Alltag --------------------------------------------------------------------------------- Am nächsten Morgen fühlten sich beide Männer vollkommen ausgeruht und entspannt, hatte sich nach dem Lachanfall noch kurz angesehen, bevor John sich dann Sherlock genähert und diesem einen hauchzarten Kuss gegeben hatte. Wieder mal einen Gute Nacht Kuss, wie Sherlock sofort realisierte, denn danach hatte er sich entspannt in sein Kissen sinken lassen, die Bettdecke bis zum Kinn hochgezogen und die Augen geschlossen. "Gute Nacht Sherlock" Der Größere war darauf hin noch mal aufgestanden, hatte die Lichter im Wohnraum gelöscht und es sich dann, da es angenehm warm im Zimmer war, weiterhin nur mit den Shorts bekleidet, wieder neben seinem Partner im Bett bequem gemacht, das Kissen im Rücken, damit er komfortabel aufrecht sitzen konnte. Es gab keine Fenster in dieser Safehouse Wohnung, weshalb es im ersten Moment praktisch stockdunkel war, aber als sich Sherlocks Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte er seinen Nebenmann im Schlaf beobachten. "Gute Nacht John" Sherlock hatte noch viel zum Nachdenken gehabt und schloss deshalb schon bald auch seine Augen und versank tief in seinen Gedanken. Ohne das er es selbst wirklich mitbekommen hatte, war dabei seine rechte Hand zu John Kopf geglitten um sich in dem dunkelblonden, kurzen, weichen Haarschopf sanft zu vergraben. Die Hand begann langsam und bedächtig des Kleineren Kopf zu Kraulen und ohne dass Sherlock es bewusst mitbekam, half ihm dieses Tätigkeit dabei sich besser zu konzentrieren. So war er wieder die halbe Nacht wach gewesen, bevor er dann doch irgendwann in einen traumlosen, entspannenden Schlaf gefallen war, seine Hand immer noch auf John's Kopf. Der Kleinere hatte die Berührung auch nicht mehr bewusst wahr genommen, aber sie hatte trotzdem seinen Schlaf eher positiv beeinflusst. Keine Albträume, kein Herumwälzen, John hatte sprichwörtlich geschlafen wie ein Toter. Sherlock erwachte als erster und bemerkte sofort seine Hand, die auf John Kopf lag, in dessen dunkelblondes Haar vergraben. Er nahm sie nun vorsichtig weg und versuchte sich zu erinnern, wann er sie dort hingelegt hatte. Sein logischer Verstand erschuf ein dunkles Bild, auf dem er tief in Gedanken versunken neben seinem Partner auf dem Bett saß und geistesabwesend dessen Kopf kraulte, weil es ihm aus irgend einem Grund half sich besser zu konzentrieren. Sherlock schmunzelte über seine neuste Gewohnheit, wollte diese aber gerne beibehalten, wenn der Kleinere nichts dagegen hatte. John hatte von der Liebkosung offenbar überhaupt nichts mitbekommen, weil er die ganze Nacht ruhig und tief und fest schlafend neben Sherlock gelegen hatte. Auch jetzt noch zeigte sein entspanntes Gesicht, dass es ihm wohl ziemlich gut ging. Sherlock beugte sich zu John hinunter und flüsterte behutsam: "John, guten Morgen, aufwachen, Zeit zum Aufstehen" Der Angesprochene seufzte wollig und öffnete die Augen. "Guten Morgen Sherlock" Sherlock saß neben ihm auf dem Bett, über ihn gebeugt und John glaubte auch ein leichtes Lächeln auf den feingeschwungenen Lippen zu erkennen. Er registrierte sofort dass Sherlock immer noch, genau so wie er nur Shorts trug. Sherlock beobachtet den Kleineren ganz genau, seinen graublauen Augen entging absolut nichts. Johns dunkelblaue Augen leuchteten regelrecht, was darauf hindeutete, dass er wirklich ausgeruht zu sein schien. Sherlock wollte sich gerade noch weiter zu ihm runter beugen um vielleicht ein bisschen ausnutzen, dass sie beide sowieso schon praktischerweise beinahe vollkommen nackt waren, als er plötzlich ein Magenknurren vernahm. Er lachte leise auf als er sah wie John prompt leicht rot wurde. Das war aber auch echt peinlich. Er entschloss sich die Intimitäten auf später zu verschieben, der kleinere lief ihm ja schließlich nicht weg, hauchte ihm deshalb nur einen vergleichsweise keuschen guten Morgen Kuss auf die etwas vor Scham zusammengekniffenen Lippen und erhob sich wie immer in einer fließenden Bewegung vom Bett. Schnell hatte er sich sein übliches weißes Hemd und seine schwarze Anzugshose übergestreift und war auch schon zur Tür geschlendert um beim Wachmann für John Frühstück zu bestellen. Dabei hob er auch die Morgen Zeitung auf und runzelte kurz die Stirn, als er einen kleinen Zettel mit einer Nachricht von Lestrade darauf bemerkte, der zwischen den Seiten der Zeitung klemmte. Er nahm die Notiz heraus, überflog sie kurz und steckte sie dann in seine Tasche. John war inzwischen seufzend aufgestanden, hatte das Bett gemacht und sich frische Kleidung aus dem Schrank genommenen, in dem, in einem der oberen sonst leeren Fächer immer noch das kleine Kuscheltier lag, die kleinen schwarzen Perlaugen blitzen kurz auf als Licht in den Schrank fiel. John zog sich schnell an und begab sich dann zur Küchenzeile um Tee und Kaffee zu machen. Er grummelte ein bisschen vor sich hin. Blöder Körper, blödes Magenknurren. Zu gerne hätte er, denn das hatte Sherlock offensichtlich vorgehabt, bevor das Geräusch seines banalen körperlichen Bedürfnisses ihn aufgehalten hatte, die Sache gestern in der Dusche heute morgen noch ein bisschen weitergeführt. Das er seinen Körper da aber auch so überhaupt nicht unter Kontrolle hatte. Sherlock, stellte John bewundernd fest, hatte das alles viel besser im Griff. Er sah den Consulting Detektiv nie gähnen und hatte auch noch nie dessen Magen um Nahrung betteln hören, obwohl Sherlock viel weniger schlief und aß als er. Es klopfte. John aus seinen Gedanken gerissen, ging zur Tür und nahm sein Frühstück dankend entgegen. Er nahm sich vor, dem Wachmann eine Einkaufsliste mit ein paar Grund Nahrungsmitteln zu schreiben, dann könnte er ja mal wieder selbst etwas kochen. Kochen gehörte eigentlich zu Johns Lieblingsbeschäftigungen, aber im Haushalt Watson Holmes hatte er bisher nie Gelegenheit gehabt sie war zu nehmen. Er stellte sein Frühstück auf den Tisch, ging zu Küchenzeile und füllte zwei Tassen, eine mit Tee und eine mit Kaffee und ließ sich dann auf seinem Stuhl nieder. Wie er mit einem leichten Lächeln festgestellte griff der größere sofort nach der zur Verfügung gestellten Kaffee Tasse, nicht von seiner Zeitung aufblickend, die er dieses Mal "ausnahmsweise" richtig rum in den feingliedrigen Händen hielt. So saßen die beiden einträchtig am Küchentisch und gingen schweigend ihren jeweiligen Tätigkeiten nach. So ging das zwei volle Tage lang und sowohl John als auch Sherlock bemerkte wie herrlich entspannt der alte und doch ein bisschen neue Alltag zwischen ihnen ablief. John verbrachte seine Zeit mit Lesen, begann den Blog Eintrag des jetzigen Falls offline vorzubereiten und machte seine Trainingsübungen. Sherlock verbrachte die meisten Zeit mit Nachdenken und wenn ihn seine lästige Langeweile doch mal überkam, dann beschäftige er sich einfach mit seinem Mitbewohner, den dies nicht im geringsten zu stören schien. Trotzdem hatte sich die ein oder andere Kleinigkeit verändert. Z. B. bevorzugte Sherlock es inzwischen seinen Kopf auf Johns Schoss abzulegen, wenn dieser in einer Ecke der Sitzgelegenheit saß, den Laptop auf der Lehne abgestellt oder ein Buch in der Hand haltend. Wenn Zweiteres der Fall war, verirrte sich gerne mal Johns Hand beiläufig in Sherlocks braune Locken, was den Größeren insgeheim unglaublich entspannte und ihm half seine Gedanken viel besser und schneller zu ordnen. Es herrschte eine ruhige, entspannten Atmosphäre in der kleinen Safehouse Wohnung und keiner der beiden Bewohner machte sich gerade augenscheinlich große Gedanken über die Außenwelt. Da es wegen der fehlenden Fenster immer gleich hell im Wohnraum war viel es zumindest John etwas schwer sein Zeitgefühl nicht komplett zu verlieren. Es gab keine Uhren und die Microwelle hatte keine Funktion dafür. Hätte John seine Armband Uhr nicht gehabt hätte er oft nicht gewusst wie spät es gerade war und wenn sie nicht regelmäßig die Morgen Zeitung von dem Wachmann draußen bekommen hätten, hätte er auch nicht gewusst welcher Tag gerade war. Außerdem neu waren der inzwischen wohl ganz normale Guten Morgen und Gute Nacht Kuss, wobei Sherlock meist den morgendlichen und John den abendlichen einleitete. Zu dem gingen die beiden Männer jeden Abend gemeinsam duschen, aber nicht immer artete dieser Vorgang zu einer erotischen Angelegenheit aus. Außerdem hatte John inzwischen bemerkt wie Sherlock abends seine Hand sanft in John's Haarschopf vergrub und seinen Kopf kraulte, wenn er glaubte, dass der Kleinere bereits eingeschlafen war. Weil es John gefiel sagte er nie etwas dazu. John hatte trotz allem Zeitgefühl Verlust und dem praktisch nicht vorhandenen Gedanken an die Außenwelt und ihrem Fall nicht vergessen, was in Aussicht stand, wenn der Fall endlich beendet sein würde und er versucht deshalb Sherlock nicht zu sehr zu reizen, um es diesem nicht unnötig schwer zu machen, sich an seinen Vorsatz zu halten. Es schien Sherlock sehr wichtig zu sein wie John mit einem Kribbeln im Bauch feststellte, da der Größere es, wie er sagte als Belohnung ansah. John war nicht unbedingt Jungfrau, er hatte schon mit mancher Frau geschlafen, aber das mit Sherlock würde definitiv so was wie ein erstes Mal für ihn sein und er wusste nichts darüber wie viel sexuelle Erfahrung der Consulting Detektiv bereits hatte. Es interessiert ihn nicht direkt wie viele Beziehungen Sherlock vor ihm vielleicht schon gehabt haben könnte, wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass es viele gewesen sein konnte, denn bisher hatte Sherlock immer durchblicken lassen, dass er solche Dinge normalerweise als lästig und ablenkend empfand und war immer stolz darauf gewesen mit seiner Arbeit "verheiratet" zu sein. John nahm sich vor Sherlock bei Gelegenheit einfach mal zu fragen. Sie unterhielten sich jetzt des Öfteren, was John als sehr angenehm empfand, da er bisher nur wenig Privates über den attraktiven, exzentrischen und eigensinnigen Mann gewusst hatte, obwohl sie nun schon recht lange unter einem Dach zusammen lebten und miteinander arbeiteten. Wenn man John nun gefragt hätte, was er für Sherlock empfand, so hätte der ehemalige Militär Arzt ohne Zweifel zugeben müssen, dass er sich Tag für Tag mehr in den Consulting Detektiv verliebte. Je mehr er sich mit ihm beschäftigte, je näher er im körperlich und geistig kam, je normaler die Nähe zwischen ihnen wurde und je mehr sich John auf den anderen generell einließ desto stärker wurde das Gefühl von Liebe in ihm. Gesagt hatte er das dem anderen aber selbstverständlich nicht, er behielt es für sich, ganz einfach aus Angst, dass der andere ihn für albern halten würde. Er wollte durch ein Liebesgeständnis auf keinen Fall den Status Quo zerstören, dazu gefiel es ihm viel zu gut, so wie es gerade war. Sherlock derweilen war überraschend zufrieden mit seiner jetzigen Situation, obwohl sie gerade im aktuellen Fall nicht wirklich weiterkamen und nur abwarten konnten. Sein Handy und zu seiner Überraschung auch seine Nikotin Pflaster vermisste er überhaupt nicht. Die übliche Langeweile, die sich in solchen Fällen sonst immer eingestellt hatte und für das nach ständig neuem Input lechzenden Gehirn des selbsternannten Consulting Detektivs normalerweise eine Qual bedeutete, blieb zum Glück aus, da er sich, wenn er nicht gerade den Fall Broen/Clapton Revue passieren ließ oder ihre weiteren Schritte dazu gedanklich voraus plante, im hier und jetzt mit John, seinem "Fall" Watson, beschäftigen konnte. Er empfand, auch wenn sich ein paar Kleinigkeiten geändert hatten, die Gegenwart des anderen immer noch als angenehm und nicht als lästig, störend oder gar ablenkend. Gerade war seine Gefühlswelt, die John mit seiner einzigartigen Art erst zum Einsturz gebracht hatte, nur um sie dann wieder, neu und vollkommen anders aufzubauen und die Sherlock nun nicht mehr nach Leibeskräften zu unterdrücken suchte, in einer entspannten Verfassung. Es gab momentan weder unkontrolliertes Verlangen noch zwiespältige, verwirrende Gefühle und Gedanken in ihr, was Sherlock unheimlich beruhigte, weil das zu Anfang ja schon verdammt anstrengend gewesen war. Aber nun schien er eine Richtung gefunden zu haben, ein Ziel festgelegt zu haben und dieses warme Gefühl in seinem Innern, das er in jeglicher Hinsicht mit John verband, wollte er nicht mehr missen. Seine Angst, dass es sich zu seinem Nachteil auf ihn auswirken würde war unbegründet gewesen und inzwischen auch verschwunden. Wenn man Sherlock nun gefragt hätte, was er für den Kleineren empfand, hätte er wahrscheinlich geantwortet: von Tag zu Tag wachsende Zuneigung, ein ausgeprägtes körperliches und geistiges Interesse, vollstes Vertrauen,... Ja, das wären wahrscheinlich die Worte gewesen, die der Detektiv der Beziehung zugeordnet hätte. Über die Definition dieser Beziehung war sich Sherlock inzwischen absolut sicher. John war sein Partner, in allen Lebenslagen und ohne ihn würde ihm definitiv etwas sehr wichtiges fehlen, das gab er zumindest vor sich selbst ganz offen zu, entdeckte momentan Seiten an dem Kleineren, die ihn zum Teil überraschten, ihm alle sehr gut gefielen und vor allem von denen er nie gedacht hätte, das sie in dem anderen schlummerten. Am zweiten Tag z. B. ließ sich John ein paar Lebensmittel bringen und begann mit Begeisterung selbst zu kochen. Er sah dabei so glücklich und entspannt aus, dass Sherlock schon wieder fast ein schlechtes Gewissen bekam, dass er durch seinen dominanten Lebensstil den Kleineren wohl z. B. in diesem Punkt so weit eingeschränkt hatte, dass John das, was er eigentlich unheimlich gerne tat für Sherlocks Bedürfnisse hinten angestellt hatte. Dieses schlechte Gewissen brachte ihn dann dazu, ohne mit der Wimper zu zucken auch von dem Essen, das dann verführerisch duftenden auf dem Tisch stand, zu nehmen, was John unglaublich zu freuen schien, da er wohl damit gerechnet hatte allein essen zu müssen und Sherlock nicht direkt etwas angeboten hatte. Er hatte lediglich zwei Teller auf den Tisch gestellt und strahlte nun wie ein kleines Kind an Weihnachten beim Anblick der Geschenken unterm Weihnachtsbaum, als er sah, dass Sherlock tatsächlich zugriff. Und das Essen schmeckte wirklich gut, dass musste Sherlock sofort zugeben und beschloss das auch verbal zu äußern. John konzentrierte sich gerade voll und ganz auf seinen Teller, er hatte es unglaublich genossen, mal wieder zu kochen, es hatte ihm tatsächlich sehr gefehlt. Insgeheim hoffte er das in der Baker Street vielleicht auch ab und an mal tun zu können als er von Sherlocks tiefer Stimme regelrecht zusammen zuckte und fast die Gabel fallen ließ. "Das ist wirklich nicht schlecht John. Ich wusste ja gar nicht, dass du so gut kochen kannst. Wegen mir kannst du das ab jetzt gerne öfter machen." John blickte Sherlock mit offenem Mund sprachlos an. Das war ja gerade wie ein Sechser im Lotto was Sherlocks sonstige Gebaren bezüglich essen betraf. Das Sherlock aß war für ihn eigentlich schon Anerkennung genug gewesen, aber diese Lob traf den Kleineren mitten ins Herz. Schwer schluckend riss sich John gewaltig am Riemen, nicht auf zu springen, Sherlock um den Hals zu fallen und hysterisch "Danke, Danke, Danke" zu kreischen. Er lächelte stattdessen stolz und antwortete: "freut mich, dass es dir schmeckt und gerne, habe ich nichts dagegen" Sherlock hatte John ganz genau beobachtet und konnte grob erahnen, wie der Kleinere am liebsten auf das Lob und das Angebot reagiert hätte und schmunzelte darüber, wie dieser sich stattdessen zusammen riss. John war ein einfacher, durch und durch liebenswerte, treuherziger Mensch, gutmütig, manchmal ein bisschen zu sehr und bescheiden obendrein. Ihn glücklich zu machen war nicht besonders schwer, wie Sherlock fand, ganz im Gegenteil, es war so leicht, dass Sherlock sich plötzlich sicher war es bewerkstelligen zu können. Ja, er war der festen Überzeugung John Watson glücklich machen zu können. Dieser schaffte es ja auch, dass sein eigenes Leben durch ihn erträglich ja sogar regelrecht angenehm wurde. Als glücklich würde sich Sherlock selbst nicht unbedingt bezeichnen, aber er hatte ehrlich gesagt auch nie über ein Gefühl wie Glück nachgedacht und wusste deshalb auch nicht, was er mit diesem Gefühl verbinden sollte. Vielleicht war sein Empfinden, dass sein Leben mit John erträglich und angenehm war, ja seine Art Glück zu definieren, er würde definitiv darüber nachdenken müssen. Das Essen war währenddessen schweigend verlaufen und schließlich zu Ende gegangen. Sherlock bemerkte, dass Johns Essen ihm wirklich gut getan hatte, es lag ihm nicht schwer im Magen und machte ihn weder müde noch träge. Es war mehr eine, auch für ihn ab und an wichtige, Portion Gehirnnahrung gewesen, die obendrein köstlich geschmeckt hatte. John begann die Küche aufzuräumen und Sherlock hatte das Bedürfnis ihn zu fragen ob er Hilfe brauche, welche John lächelnd dankbar ablehnte. "Unkompliziert" schoss es Sherlock darauf durch den Kopf. Ja das war John auf jeden Fall auch. Genau das Gegenteil von ihm selbst. Er musste immer ein Geheimnis aus allem machen, es anderen immer auf die Nase binden, wenn er mehr wusste als sie, was oft der Fall war. Kein einziges Mal konnte er es sich verkneifen, andere zu belehren und mit seinem Wissen zu prahlen. Er war ein besserwisserischer Kotzbrocken. Natürlich konnte er auch charmant und freundlich sein, aber immer nur, wenn er irgendwas was bestimmtes wollte. Nie einfach so. Außer bei John natürlich, aber seinem Geschmack nach viel zu selten. Bei Fremden war es ihm egal, er machte sich nichts daraus was sie von ihm dachten, solange sie taten was er wollte, der Zweck sprichwörtlich die Mittel heiligte. Aber bei John. Konnte er nicht offener zu ihm sein, würde er sich damit wirklich den sprichwörtlichen "Fingernagel" abbrechen? Diesen Gedanken im Kopf ging er zu John hinüber, der es sich auf dem Sofa bequem gemacht hatte und in einem Buch las. Wortlos griff er in seine Tasche, nahm etwas heraus, setze sich direkt neben den Kleineren und hielt ihm dieses Etwas direkt vor die Nase. John blickte verdutzt auf und fokussierte seinen Blick auf den Zettel, den Sherlock ihm wortlos hin hielt. Er griff danach und las ihn langsam durch. Es war eine Nachricht von Lestrade. Sie lautete in etwa: "es ist alles vorbereitet, schalten Sie am so und so vielten abends die Nachrichten ein". Das Datum war von Morgen. John runzelte die Stirn. "Seit wann hast Du den?" "Lag vorgestern in der Morgen Zeitung" "Ach so" kam es bloß leise von John. Er hatte sicherlich vorgehabt John diese Neuigkeit erst morgen Abend anzuvertrauen, wenn überhaupt, dachte sich John kurz bitter. Aber dann wischte er dieses bittere Gefühl gleich wieder zu Seite und sagte sich, dass Sherlock es ja dieses Mal anders gemacht hatte. Irgendwas schien den Detektiv dazu gebracht zu haben, ihn früher einzuweihen, dieses Mal noch früher als vor der Beerdigung. Das freute John wiederum. Ja, er vertraute Sherlock, fühlte sich aber oft von ihm überrumpelt oder gar ausgeschlossen, weil dieser in immer erst im letzten Moment oder erst gar nicht informierte. John lächelte milde, beugte sich zu Sherlock hinüber und drückte ihm, wie schon zuvor einmal, einen sanften Kuss auf die Wange, was wohl dann auch dieses Mal sowas wie "Danke für die Information" heißen sollte, und Sherlock verstand. Kapitel 47: der "Fall" John H. Watson Teil 5 oder Geständnisse, Streit und Versöhnung ------------------------------------------------------------------------------------- Danach war es den restlichen Tag wieder sehr still im Safehouse geworden und beide Bewohner hatten sich wieder in ihre jeweiligen Tätigkeiten zugewandt. Gegen Abend gingen sie wie immer zusammen duschen und während der Größere dem Kleineren gerade den Rücken wusch, konnte sich dieser ein leises Stöhnen nicht verkneifen. Sherlock registrierte es sofort und nutze es sogleich um den Älteren mal wieder ein wenig zu ärgern. "Wie eine rollige Katze!" John drehte sich verwundert um und hob eine Augenbraue. Wollte Sherlock ihn etwa provozieren? "Ich bin nicht rollig" widersprach er trotzdem vorsichtig. Sherlocks Augen blitzten freudig auf, John ging wie immer sofort auf seine Sticheleien ein. In diesem Punkt hatte sich scheinbar rein gar nichts geändert. Er grinste und erwiderte süffisant: "Oh doch und wie. Ich habe dir gerade einfach nur den Rücken eingeseift und du hast angefangen zu stöhnen als ob ich gerade sonst was mit dir anstellen würde" John wurde ehrlich gesagt fast ein bisschen sauer. Er hatte einfach über alle Maßen genossen, wie sich Sherlock um ihn kümmerte und... zugegeben, dabei hatte er sich auch kurz daran erinnert, was das eine Mal in dieser Dusche passiert war. Er hatte damals Sherlock regelrecht angefleht ihn zu nehmen. Darauf nun noch so lange warten zu müssen war ebenso reizvoll wie quälend. Er wollte Sherlocks Selbstbeherrschung und seinen Entschluss nicht ins Wanken bringen und hatte deshalb nicht mehr mit ihm darüber gesprochen. Aber das der Detektiv jetzt wohl nichts Besseres zu tun hatte, als ihn damit aufzuziehen, na warte... "Also gut, ich spiele mit. Was meintest du mit Belohnung? Du tust gerade so, als bereitest du dich auf dein erstes Mal vor?" Sherlocks Grinsen wurde noch ein wenig breiter, bevor es plötzlich verschwand und einem sehr ernsten Gesichtsausdruck Platz machte." Und wenn es so wäre? " Er war dabei an den Kleineren heran gerückt, kein Spott, Sarkasmus oder ähnliches lag in seinem Blick. Er meinte es offensichtlich wirklich ernst. John war baff. "Oh... Du hast also wirklich noch nie, ich meine, weder mit einer Frau noch mit einem Mann?" Sherlock fand das Gespräch gerade eher amüsant als nervig, auch wenn es in eine andere Richtung ging, als er beabsichtigt hatte. Er antwortete also wahrheitsgemäß: "Nein. Stört es ä dich etwa in einem weiteren Bereich mehr praktische Erfahrung zu haben als ich?" John war kurz verwirrt von der Antwort und ebenfalls von der angehängten Gegenfrage. "Nein, natürlich störte es mich nicht, warum sollte es? Du wirktest nur nie, als ob du das alles zum ersten Mal machen würdest, deshalb bin ich jetzt so überrascht." "Mein lieber John," wurde Sherlock nun doch etwas selbstgefällig und belehrend. "Nur weil man etwas noch nie gemacht hat heißt das noch lange nicht, dass man nicht trotzdem theoretisch ganz genau darüber Bescheid wissen kann." John musste dem allerdings nickend zustimmen. " Ich war z. B. noch nie auf einem Schlachtfeld, habe noch nie jemandem mit meinen medizinischen Fähigkeiten das Leben gerettet und ich bin bis vor kurzem eben noch nie jemandem begegnet mit dem ich, sagen wir mal, intim sein wollte. Du hast in all diesen Dingen im Vergleich zu mir praktische Erfahrungen, aber das heißt nicht, dass ich mıch nicht auch darüber, sogar ausführlich, informiert hätte." John fühlte sich plötzlich schuldig, als habe er Sherlock zu diesem Geständnis gezwungen. Er setzte gerade dazu an sich zu entschuldigen, als Sherlocks intensiver Blick ihn sofort wieder verstummen ließ und dieser noch hinzugefügte:" Ich habe eben jetzt erst jemanden getroffen, mit dem ich bei zuletzt genanntem tatsächlich einen triftigen Grund gefunden habe, meine Theorie in die Praxis umsetzen zu möchten." Nach dieser Aussage war es still in der Duschkabine geworden. John musste das von Sherlock gesagte erstmal verdauen, er kam überhaupt nicht damit klar, was das für ihn bedeutete und seine Beziehung zu Sherlock bedeutete. Und Sherlock überlegte kurz, ob er gerade nicht zu viel von sich Preis gegeben hatte, entschied aber schnell, dass John davon ruhig wissen durfte und selbst wenn nicht, dann war es jetzt eh zu spät und konnte nicht zurückgenommen werden. John jetzt weiß machen zu wollen, dass das eben gesagte nur ein Scherz gewesen und er voll darauf rein gefallen war, wäre nicht nur eine Lüge, er wollte den kleineren nicht belügen, nein, es würde darüber hinaus auch wie ein Schatten über dem jetzigen Stand ihrer Beziehung schweben und wahrscheinlich mehr schaden als nützen. Außerdem spielte es eigentlich keine große Rolle, zumindest nicht für Sherlock und für John hoffentlich auch nicht. Erstgenannter, welcher trotz allem nicht ganz zufrieden damit war, wie seine Sticheleien sich ausgewirkt hatten, startet einen neuen Versuch, nachdem sie sich gewaschen und abgetrocknet hatte und zusammen, wie die letzten Tage auch nur mit Shorts bekleidet auf dem Bett lagen. John schien in Gedanken ganz weit weg zu sein, er zuckte regelrecht aufgeschreckt zusammen, als Sherlock plötzlich seine Arme um ihn schlang und ihn fast schon unheimlich liebenswürdig ansah. "Verrätst du mir jetzt endlich deinen Zweitnamen? Bitte, ich bin doch so neugierig. Ich sage es auch niemandem weiter, versprochen!" Wenn es im Duden zu den einzelnen Begriffen Bilder gegeben hätte, dann hätte man sicherlich unter H wie Hundeblick ein Bild von Sherlocks jetzigem Gesichtsausdruck gefunden. Auch seine Stimme klang dann so weich und betteln, richtig einlullend, Sherlock hatte ihn mit diesem Blick schon des Öfteren zu etwas bewegen können, was überhaupt nicht gut für John ausgegangen war und auch dieses Mal zeigte er beinahe Wirkung. John war fast versucht nachzugeben. Aber "Nein Sherlock, auch ich habe meine Geheimnisse, finde dich einfach damit ab." "Na gut, wenn nicht auf die sanfte, dann eben auf die harte Tour" murmelte Sherlock kaum hörbar und ehe John sich versah war Sherlock über ihm und küsste ihn verlangend. John wollte zuerst auf den Kuss einsteigen, aber dann wurde er misstrauisch. Was meinte Sherlock mit "harte Tour"? Während der Consulting Detektiv ihn so feurig küsste wanderten dessen Hand an John Körper hinab zu dessen Shorts und zogen sie ihm mit einer fließenden Bewegung von den schmalen Hüften. Sherlock ließ bald wieder von den schmalen Lippen ab und begann sich langsam, die weiche Haut des Doktors küssend über dessen Oberkörper nach unten zu bewegen. An den Brustwarzen machte er kurz Halt und reizte sie mit Lippen und Zunge. John stöhnte unsicher auf, dass hier wollte ihm gerade gar nicht so recht gefallen, Sherlock hatte doch irgendwas vor. Das hatte der Größere in der Tat. Ihm war eine Idee gekommen, wie er die Zunge seines kleineren Partners mit Sicherheit lockern konnte. Er arbeitete sich immer weiter nach unten, den bebenden Körper unter sich mit seinen Handeln zusätzlich reizend. Er zog alle Register um den Kleineren weich zu klopfen und hatte augenscheinlich auch Erfolg damit. John stöhnte inzwischen lauter, sein Atem war unregelmäßig, seine Haut zierte eine leichte Gänsehaut und sein Körper wand sich vor Erregung. Sherlock spreizte dessen Beine, stieß dabei auf keinerlei Widerstand, kniete sich dazwischen und war nun bei Johns bereits erwachtem Glied angekommen, ergriff es mit der rechten Hand und begann es langsam zu massieren. John wimmerte leise und versuchte mit seinen Hüften der Hand entgegen zu kommen, aber Sherlock drückt ihn mit sanfter Gewalt mit der freien Hand zurück auf die Matratze. Sherlocks Blick fiel auf Johns Gesicht, dass eine unübersehbar Röte zierte und sah, wie sich der Kleinere auf die Unterlippe biss, etwas das Sherlock immer noch unheimlich anziehend fand. Johns Verstand, widersprüchlich zu den Reaktionen seines Körpers, war immer noch unsicher, was da noch kommen konnte, Sherlocks Berührungen waren unglaublich erregend und unter normalen Umständen hätte er sich ihnen viel williger ergeben, aber das Gefühl einer Bedrohung überschattete seine Erregung und führte dazu, dass er sich heute nicht 100%fallen lassen konnte. Sherlock beobachtete den Kleineren ganz genau und bekam schon leichte Zweifel ob die Aktion tatsächlich eine so gute Idee war, aber er wollte doch so gerne eine Antwort auf seine Frage haben, verstand einfach nicht, warum sich John bei etwas so in seinen Augen Banalem so zierte. Plötzlich spürte John neben Sherlocks Hand eine heiße Zunge, die über seine Eichel leckte. Er japste auf und drückte sich dem anderen entgegen. Das tat der Größere gerade nicht wirklich oder? John war niemals zuvor in den Genuss eines BlowJobs gekommen und das hier fühlte sich gerade verboten gut an. Aber plötzlich war die Zunge wieder weg und auch die Hand verschwand. John riss verwirrt die Augen auf. Sherlock sah schelmisch grinsend auf ihn herab, seine Hände lagen auf Johns angewinkelten Knien. "Willst du das ich weiter mache?" John nickte genervt, natürlich, was sollte jetzt die blöde Frage? "Verrate mir deinen Zweitnamen und ich mache sofort weiter!" Ach da rum ging es also. John wurde auf einmal richtig wütend und Sherlock zuckte merklich zusammen als er die Wut in dem zuvor von Erregung geröteten Gesicht aufsteigen sah. John erhob sich und schob Sherlock von sich, dann griff er nach seinen Shorts und zog sie wieder an. "Hamish, OK, mein Zweitnamen ist Hamish. Ich hoffe du bist jetzt glücklich, du hast mir, nur um diese Information zu bekommen, gerade den ersten BlowJob meines Lebens versaut" John schäumte jetzt regelrecht vor Wut. Was sollte das. Verwendete Sherlock jetzt schon John's Verlangen gegen ihn. Er war echt sauer. Hätte es der Größere nicht einfach mal gut sein lassen können? Eigentlich war ja die blöde Polizei oder der Nachrichtensender oder irgendjemand drum herum Schuld. Wo hatten die den bitte diese Information über ihn her. Er hatte schon vor Jahren seinen Zweitnamen aus dem Ausweis streichen lassen. Es war doch zum Haare raufen. Seine Erregung schmerzte aber sein Herz auch, er fühlte sich von Sherlock verraten und benutzt. Dieser konnte erstmal rein gar nichts erwidern, so baff war er über die Wut seines Partners. Was war denn bitteschön so schlimm an dieser Information, dass er jetzt so wütend auf ihn war. OK, es war definitiv nicht ganz fair gewesen, John auf diese Weise zum Reden bringen zu wollen, aber es hatte ihm bis gerade ja auch gefallen. Sherlock tat es plötzlich unglaublich leid, was hatte John gesagt, in diesem Punkt war es auch sein erstes Mal gewesen. Er hatte es echt richtig verbockt und musste es jetzt dringend wieder gerade biegen und zwar schnell. Sherlock erhob sich und ging zu seinem Partner hinüber, der immer noch bebend vor unbefriedigter Erregung und Wut auf dem Sofa saß und kniete sich kurzerhand vor ihn hin, damit er mit ihm auf einer Augenhöhe war. John drehte gleich den Kopf weg und wollte ihn schon von sich schieben, Sherlocks Berührungen und Nähe kamen ihm gerade zum ersten Mal sehr unangenehm vor. Aber Sherlock ließ sich nicht beirren und legte seine Unterarme links und rechts neben Johns Oberschenkel auf dem Sofa ab, bevor er ihn ernst ansah und sagte: "Es tut mir leid John. Ich habe einen großen Fehler gemacht. " John horchte auf und drehte nun doch seinen Kopf zu Sherlock, der vor ihm kniete. Hatte er gerade richtig gehört, Sherlock, der große Sherlock Holmes entschuldigte sich bei ihm. Er war zwar beeindruckt, aber noch keinesfalls besänftigt. "Ich habe mich wie ein unsensibeles Arschloch verhalten und deine Grenzen ignoriert. Kannst du mir nochmal verzeihen?" Sherlock klang ehrlich selbstkritisch und John war versucht ihm zu vergeben. Er seufzte ergeben und gab sich einen Ruck. "Ich vergebe dir, aber sag mir, warum konntest du es nicht einfach mal gut sein lassen und hast geglaubt mich so zum Reden bringen zu können. Es hätte so schön sein können, aber damit hast du es echt ganz gewaltig versaut" Johns Wut war verraucht und er spürte, dass dieses Erlebnis kein bisschen an seiner Liebe zu Sherlock gekratzt hatte. Nur weil man mal sauer auf den anderen war, veränderte sich schließlich nicht gleich die Gefühlsbasis. Sherlock nickte, griff nach Johns Händen und begann die Knöchel zu küssen, eine Geste die auf John tatsächlich versöhnlich wirkte. "Wie gesagt es tut mir leid, ich hätte nicht gedacht das dieses Thema so heikel für dich ist." Er küsste nun Johns Finger und fragte: "Willst du mir nicht verraten, warum es so schlimm für dich ist. Ich möchte es wirklich gerne verstehen." John wurde weich. Sherlocks reumütiger Blick, das ehrliche Interesse, die versöhnliche, intime Geste, all das zeigte Wirkung. Ja, woher hätte Sherlock wissen sollen, dass es so ein heikles Thema für John war und er sich nicht einfach deshalb geziert hatte, ihm den Namen zu verraten, weil er ihn ärgern hatte wollen. Woher hätte Sherlock ahnen können was wirklich dahinter steckte. John seufzte nochmals ergeben und rückte dann stockend mit der Sprache raus. "Meinen Zweitnamen habe ich von meinem Onkel mütterlicherseits. Er war ein Berufssoldat, so ein richtiger Kriegsheld, der in seiner letzten Schlacht dann so schwer verwundet wurde, dass Sie ihn danach in Frühpension schicken mussten. Das hat er nie verkraftet. Er begann damit täglich so viel Alkohol wie er nur kriegen konnte in sich rein zu kippen, schlug seine Frau und seine Kinder dann im Vollrausch regelmäßig krankenhausreif. Als junger Bursche sah ich ihn als mein Vorbild an und war stolz auf meinen Zweitnamen, aber als das alles los ging schämte ich mich nur noch dafür. Ich habe noch gehört, das er irgendwann wegen häuslicher Gewalt und mehrfacher schwerer Körperverletzung eingebuchtet wurde und seinen Lebensabend hinter Gittern verbrachte. Das ist die ganze Geschichte. Ich habe, lange schon bevor ich nach meiner Verletzung nicht mehr zum Militär zurückkehren konnte meinen Zweitnamen aus meinem Ausweis austragen lassen und habe mich in meine Arbeit als Doktor gestürzt. Ich wollte auf keinen Fall so werden wie er." "Es tut mir leid" nuschelte Sherlock ehrlich betroffen, während er John in eine feste Umarmung zog. John erwiderte diese umgehend. Eigentlich hatte es gut getan es Sherlock zu erzählen, das hatte er noch nie zuvor jemanden erzählt und es immer mit sich rum getragen, jetzt war ihm tatsächlich leichter ums Herz. "Mir tut es auch leid. Ich hätte mich nicht so zieren und es dir einfach erzählen sollen. Du hast ja nicht ahnen können was wirklich dahinter steckt. Außerdem hat dir ja jemand drittes diesen Floh ins Ohr gesetzt. Ich habe über reagiert." Sherlock schüttelte energisch den Kopf. "Hey, John, mach mich jetzt bloß in deiner unendlichen Gutmütigkeit nicht zum Heiligen, ich habe Scheiße gebaut und dir einen schönen Moment gründlich versaut, das brauchst du mir nicht durchgehen lassen." John musste plötzlich kichern und Sherlock schaute ihn verwundert an. Was war denn bitte jetzt so lustig?" Naja" gluckste John "Ich denke jetzt sind wir quitt oder was meinst du, männlich, Jungfrau, 27, sucht?" John lachte befreit richtig los als er Sherlocks halb verdutztes, halb säuerliches Gesicht sah. Tusche. "Na warte" Sherlock griff kurzer Hand nach dem Kleineren, zog ihn auf seinen Schoss und hob ihn hoch, als ob John nichts wiegen würde. Dieser schlang automatisch seine Beine und Arme um den Größeren, der ihn mit schnellen Schritte zum Bett hinüber trug. "Wo waren wir stehen geblieben" Sherlock warf den Kleineren aufs Bett und war sofort wieder über ihm. "Ach so Ja. Ich war gerade dabei dir deinen ersten und besten BlowJob deines Lebens zu verpassen, als uns dieses dämliche Missverständnis unterbrochen hat." Er schob sich zwischen Johns Beine und drückte sich an den Kleineren, der sich ein Stöhnen nicht verkneifen konnte... Kurze Zeit später erfüllte wieder ein regelmäßiges Stöhnen den Raum und jetzt, da die Sache geklärt war konnte John es richtig genießen. Sherlock gab sich alle Mühe den Kleineren zu entschädigen und bearbeitet dessen bedürftige Erregung mit seiner Zunge, seinen Lippen und seiner Hand so gekonnt, dass Mann nicht erahnen konnte, dass er hier gerade sein Debut gab. John wurde immer wärmer und er spürte die Liebe für Sherlock stärker den je in sich lodern. Ja, auch streiten gehörte wohl zu einer funktionierenden Beziehung dazu. Wichtig war nur, dass man es schaffte, sich auszusprechen, zu versöhnen und daraus zu lernen, nur so konnten beide Partner wachsen und sich weiterentwickeln. Sherlock hatte gelernt Fehler einzugestehen, zumindest John gegenüber und John hatte gelernt, dass er Sherlock mehr vertrauen sollte und einfach weniger stur sein musste. "Ich kann bald nicht mehr" wimmerte der Kleinere und Sherlock verstärkte darauf hin seine Bemühungen noch. Er griff jetzt mit seiner zweiten Hand nach Johns Hoden und begann diese sanft zu massieren. Das war zu viel für den Veteranen und er kam mit einem halb ersticken Schrei in Sherlocks Mund. Dieser zuckte nicht mal mit der Wimper, es machte ihm nichts aus seinen Partner zu schmecken. Es war leicht salzig, etwas bitter, aber nicht unangenehm und so schluckte er einfach das Ergebnis von Johns Lust kommentarlos herunter. Wieder eine Erfahrung, die er gedanklich abhacken konnte. Vorsichtig ließ er von seinem Partner ab, der mit einem absolut befriedigten Gesichtsausdruck mit dem Kopf auf seinem Kissen lag. Heute hatten sie sich das erste Mal in einem Bett "geliebt", was in diesem Fall ziemlich praktisch war, weil sie nun beide, auch Sherlock, wie er ungern zugeben wollte, doch echt müde waren. Sherlock reichte John ein Taschentuch um sich zu säubern und legte sich neben den Kleineren, der sich sogleich in eine sitzende Position erhob, alles erledigte, sich die Shorts wieder anzog und kurze Zeit später auch schon wieder in Sherlocks Armen lag. Sherlock wusste nicht, ob John ein Problem damit haben würde, sich selbst zu schmecken, aber als der Kleinere ihn an sich zog und ihn in einen trägen Zungenkuss verwickelte hatte er seine Antwort. Johns Stöhnen und Sherlocks Tätigkeit hatte ihn selbst zwar auch ordentlich angeheizt, aber sein Partner sah so erschöpft aus, dass er ihn damit nicht belästigen wollte. John machte nun aber bereits von sich aus Anstalten sich um Sherlock zu kümmern, doch dieser hielt ihn sanft auf und beantwortet den fragenden Blick mit: "schon gut, schlaf jetzt, das soll für heute meine Strafe sein dafür, dass ich versucht habe dich mit sexuellen Aktivitäten zum Reden zu bringen" John wollte eigentlich nicht akzeptieren, dass sich Sherlock deshalb selbst so geißelte, aber er war wirklich müde und ließ dem Größeren seinen Willen. Er nahm sich vor sich bei Gelegenheit zu revanchieren. Dann kuschelte er sich an Sherlock und merke noch, mit bereits geschlossenen Augen, dass der Größere in zudeckte. "Gute Nacht Sherlock" "Gute Nacht John" Kapitel 48: Plan B ------------------ Am nächsten Morgen wurde Sherlock sehr früh wach, realisierte, dass er praktisch sofort nach der Sache im Bett auch eingeschlafen war, hatte es wohl gerade noch geschafft nochmal aufzustehen, die Lichter aus zu machen, sich dann wieder zu dem Kleineren zu legen und sich selbst zuzudecken, bevor er auch schon weg gewesen war. Er lag neben John, die Arme um den Kleineren geschlungen, der mit dem Rücken zu ihm lag und ruhig und gleichmäßig atmete. Da lag er also nun Löffelchen mit John und fühlte sich so wohl wie man sich in seiner jetzigen Situation nur hätte fühlen können. Sherlock lachte stumm über sich selbst. Er hatte sich gestern tatsächlich entschuldigt, dass hatte er noch nie getan, auch wenn es in bestimmten Situationen schon mal angebracht gewesen wäre. Er hatte sich schlecht gefühlt, es hatte ihm Leid getan. John hatte ihn ganz am Anfang gebeten ihn nicht in irgendeiner Art und Weise auszunutzen, aber genau das hatte er gestern Abend gewissermaßen getan. Dabei hätte er auch einfach stattdessen ganz offen mit John darüber sprechen und ihm so viel Vertrauen übermitteln können, dass er es ihm bestimmt auch so freiwillig erzählt hätte. Er musste eben was das anbelangte auch noch sehr viel lernen. Ja, das war zwar alles tatsächlich komplett neu für ihn, aber er wollte es ja, also musste er wohl oder übel auch offen dafür sein. Er hatte in dieser kurzen Zeit mit John mehr über sich selbst gelernt als in all den Jahren zuvor zusammen, hatte früher manchmal Zweifel gehabt, hatte tief in sich drin die Schuld bei sich selbst gesucht, dass er all die Jahre alleine geblieben war, während alle um ihn herum ihr Glück gefunden hatten. Mit der Zeit hatte er dann einfach für sich entschieden, dass er das alles sowieso nicht brauchte, dass es ihn eh nur schwach und weich machen würde und so hatte er sich immer weiter in sich selbst zurück gezogen und jeden Versuch radikal abgeblockt. Und dann war John in sein Leben getreten. Der Mensch, den er am wenigsten gewollt und am meisten gebraucht hatte. Vor John schwankte er nur noch von Fall zu Fall und benahm sich wie ein manisch depressiver. Er achtete weder auf sich noch auf seine Umwelt. Er war versumpft, auch wenn er draußen bei seinen Klienten immer gepflegt und professionell auftrat. John hatte ihn da raus geholt. Ihm einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gelehrt und ihm in den Hintern getreten sich gefälligst zusammen zu reißen und nicht regelmäßig, wenn gerade wieder mal kein Fall da war, mit dem er sich von seinen eigenen Problemen ablenken konnte, in Selbstmitleid zu versinken. Dafür konnte er John nur dankbar sein. Er kannte diesen Hamish, von dem John seinen unliebsamen Zweitnamen bekommen hatte, nicht persönlich, aber er wusste mit 100%iger Sicherheit, dass John überhaupt nicht wie er war. John war ein Kämpfer, der immer einmal mehr aufstand als er zu Boden ging. John hatte sicherlich schon Dinge gesehen und erlebt die manch anderen in den Wahnsinn getrieben hätten, aber er hatte sich sein hilfsbereites Wesen und sein gutes Herz bewahrt und seine Zeit nach dem Militär sinnvoll genutzt. Sherlock bewunderte John. Ob er das vor dem Kleineren zugeben würde, wohl kaum, zumindest momentan noch nicht, dafür war sein Ego noch zu groß. In jedem Fall wollte er aber, dass der Kleinere spürte, dass Sherlock sehr wohl zu schätzen wusste, was er an ihm hatte. Er wollte, dass der Ältere seinen eigenen Wert erkannte und sein Licht nicht immer unter den Scheffel des schillernden Meisterdetektivs stellte und glaubte dass Sherlock alle Fälle alleine löste und er nur der Assistent war, der dessen Memoarien für die Nachwelt verfasste. So ging dieser innere Monolog über John bei Sherlock noch ein paar Stunden weiter, bis es auch für den Kleineren langsam Zeit zum Aufwachen wurde. Dieser begann nun auch schon langsam sich zu rühren und öffnete dann schließlich seufzend die Augen. Er hatte mal wieder wundervoll geschlafen. Sogleich bemerkte er, in welcher Position er und Sherlock da lagen und konnte sich, ohne es zu wissen ebenso wie der andere ein paar Stunden zuvor, ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Gute Morgen John" kam es dann auch schon von hinten und Sherlocks warmer Atem streifte Johns empfindliches Ohr, was ihn kurz schaudern ließ. "Guten Morgen Sherlock" erwiderte er dann aber gefasst und drehte sich einfach in den Armen des anderen um, so dass er ihn ansehen konnte. Sherlock wirkte entspannt, aber auch so als hätte er etwas auf der Zunge, dass er gerne aussprechen würde. Kam es John nur so vor oder war Sherlocks Minenspiel nun ausgeprägter und dadurch leichter zu durchschauen? Vielleicht, aber vielleicht hatte John inzwischen auch einfach gelernt Sherlocks Gesichtszüge besser zu lesen als früher. "Sprich" forderte er ihn nun einfach sanft auf und Sherlock, der kurz verwundert darüber war, dass John ihm tatsächlich an seinem Gesichtsausdruck abgelesen zu haben schien, dass Sherlock etwas auf dem Herzen hatte, was er gerne verbal zum Ausdruck gebracht hätte, aber sich unschlüssig war ob es klug wäre das zu tun, sprang nun über seinen Schatten, wie in letzter Zeit so häufig, und begann eben so sanft, den Kleineren nicht aus den Augen lassend: "Wegen gestern. Danke das du so ehrlich zu mir warst. Ich kenne diesen Hamish ja nicht, aber was ich sicher weiß ist, du bist 100% nicht wie er. Er war schwach und hat sich aufgegeben. Aber du warst und bist stark und gut und hast damals meiner Meinung nach das Beste aus deinem Fehlschlag gemacht, was du in diesem Moment hättest tun können. Du bist John Watson und darauf kannst du stolz sein!" John war so gerührt von Sherlocks Worten, dass ihm fast die Tränen kamen. Wie gut der Größere von ihm dachte. In diesem Moment schwappte sein Herz fast über vor Liebe zu diesem Mann, der ihn augenscheinlich besser kannte als er sich selbst. Es war als hätte Sherlock tief in John's Seele geblickt und dort das Licht gesehen, dass John selbst nicht wahr haben konnte oder wollte. Ohne irgendetwas zu erwidern, er traute seinen überschäumenden Gefühlen gerade keine allzu große Diskretion zu, drückte er sich einfach an den Größeren und gab diesem einen Kuss, der hoffentlich alles ausdrückte, was John sich (noch) nicht zu sagen traute. Sherlock spürte, dass in diesem Kuss eine Botschaft eines sehr tiefen Gefühls verborgen war und ließ sich ohne großes Zaudern einfach darauf ein. Dass das früher oder später passieren hatte müssen, war ihm irgendwie klar gewesen, aber jetzt, da es so deutlich war, schmeichelt es dem Detektiv doch ungemein. Er wurde also tatsächlich geliebt und das einfach nur um seinetwillen. Das war im ersten Moment zwar harte Kost, fühlte sich aber auch so unglaublich gut an. Er wusste, dass sein Bruder ihn auf eine gewisse Art liebte, aber das hier war etwas völlig anderes. Änderte es etwas? Nein, es machte höchstens die Beziehung zu John noch kostbarer als sie zuvor sowieso schon gewesen war. Die beiden waren dann aufgestanden und hatten ihren fast schon üblichen Alltag begonnen, als es, ehe sie sich versahen schon langsam wieder Nachmittag wurde. Sie saßen bzw. lagen gerade mal wieder auf dem Sofa als John ein Gedanke kam. Er wollte mit Sherlock eine Lagebesprechung machen, ahnte, dass Sherlock schon sehr genau wusste, was dieser Plan B war und was sie beide heute Abend in den Nachrichten darüber erfahren würden und deshalb bedeutete er ihm kurzer Hand sich aufzusetzen und sagte: "Also, was werden wir heute Abend genau zu sehen bekommen?" Sherlock war nicht sonderlich überrascht über die Frage und ausnahmsweise bereit sie vollständig und ehrlich zu beantworten. Er rückte an den Kleineren heran, der sein Buch zur Seite gelegt hatte, legte seinen linken Arm locker auf die Sofalehne hinter John's Kopf und antwortete: "Lestrade und ich hatten schon im Vorfeld die Vermutung, dass die Chance eher zu unseren Ungunsten stand, im Bezug auf die Wahrscheinlichkeit, dass Noah oder George oder sogar beide auf der Beerdigung auftauchen würden. Ich sah die Erfolgschancen sogar als so niedrig an, dass ich mir überlegte ob es überhaupt einen Sinn machen würde, es zu versuchen, aber Lestrade wollte es unbedingt, er sagte, wenn es nicht klappt, könnten wir immer noch zu Plan B übergehen" John nickte langsam. Er hätte, wenn Sherlock ihn hätte entscheiden lassen, es wahrscheinlich auch zuerst so versucht, egal wie makaber es nachher für ihn gewesen war, das Risiko wäre er eingegangen. Sherlock sprach indessen weiter und John versuchte schnell seine eigenen Gedanken zu verscheuchen und der tiefen Stimme des selbsternannten Consulting Detektivs weiter aufmerksam zu lauschen. "Plan B bestand darin das Familienerbstück zu finden und es als Köder zu benutzen um damit Noah und somit unweigerlich auch George aus ihren Verstecken zu locken. Noah würde vielleicht zwar dem Familienerbstück wieder stehen können, aber nicht der Tatsache, dass ich Lestrade und Scottland Yard riet, gleichzeitig den Fall um das Thomson Anwesen und die beiden Todesfälle darauf nochmal neu aufzurollen. Daran ist Noah sicherlich sehr interessiert, vermute ich. Und klar, George, der wird aus Rachegedanken an Noah und Geldgier wegen dem Familienerbstück gleich mit ins Netz gehen, niedere Beweggründe wie man sowas so schön nennt. Zwei Fliegen mit einer Klappe." Sherlock hatte sich bemüht den Plan kurz und verständlich darzulegen und John nickte immer mal wieder, er verstand wohl sehr genau wo rauf das Ganze hinauslaufen sollte." Und heute Abend" Sherlock bemerkte lobend wie aufmerksam John war und dieser wurde prompt leicht rot um die Nase. Sherlocks Komplimente machten ihn aber auch immer so verlegen und gleichzeitig verstärkten sie das warme Gefühl in John Körper, soweit das überhaupt noch möglich war. "Heute Abend" erklärte Sherlock geduldig "wird es eine Sondersendung mıt dem Thema geben, die im ganzen Land auf möglichst vielen Kanälen gesendet wird. Wie die ganz genau aussehen wird weiß ich aber ehrlich gesagt auch nicht, da habe ich Lestrade frei Hand gelassen." Das war ein guter Plan wie John und die Chancen standen eindeutig zu ihren Gunsten, dass es tatsächlich klappen konnte. Der Doktor deduzierte nun selbst ganz in Gedanken versunken laut vor sich hin:" Ja, Noah ist ein junger Kerl der in kürzester Zeit und auf ziemlich brutale Weise seine einzige noch übrige Familie verloren hat. Damals glaubten ihm die Behörden nicht, schoben den Tod des Großvaters auf die natürliche Ursache der Altersschwäche und hielten den Tod der Schwester für Selbstmord. Er kannte die Wahrheit, hatte keine Beweise und auch kein Vertrauen mehr in das britische Gesetz. Er war getrieben von Rache, dass die vier Menschen, die sein Großvater so großzügig in sein Haus aufgenommen hatte und ihnen auch noch einen Teil seines Vermögens nach seinem Tod vermachen wollte, diese Großzügigkeit mit Füßen getreten hatten und anstatt dessen alles für sich alleine haben wollten. Es wäre noch interessant den Tathergang mit ähnlichen Fällen aus der Vergangenheit abzugleichen, vielleicht war das nicht ihre erste Tat dieser Art. Noah ist kein kaltblütiger Mörder, aber er ist schlau. Er nutzte die Schwäche der Vieren aus und erwischte so drei von vier mit Rizin, einem leicht zu bekommenden und für die Allgemeinheit viel zu unbedeutendem Gift, dass er unter die Lebensmittel mischte, die die drei Opfer unwissentlich direkt bei ihm bestellten. Er hätte auch fast Erfolg gehabt und es wäre später schwer gewesen ihm irgendetwas nachzuweisen, aber George roch die Lunte als einziger rechtzeitig, wahrscheinlich damals Kopf der Betrüger Bande und ging dem jungen Mann durch die Lappen. Er zählte eins und eins zusammen, nahm von sich aus die Verfolgung auf um Noah zu beseitigen, oder besser gesagt beseitigen zu lassen, damit George wenigstens als Alleinerbe doch noch das ganze Thomson Vermögen einstreichen konnte. Das Familienerbstück wäre das Sahnehäubchen gewesen, weshalb er einfach so lange Charlie weiter unter Druck gesetzt hätte, indem er dessen Familie entführen lassen wollte, was du ja in der Nacht vor unserem Zusammentreffen mit ihm verhindern konntest, in dem du Lestrade davon überzeugen konntest, die Familie in Sicherheit zu bringen, bis dieser das Familienerbstück gefunden und zu ihm gebracht hätte. Dann hätte er sich ein paar neue geldgeile, luxussüchtige Freunde und sein nächstes Opfer gesucht. Er hatte zu dem Zeitpunkt, als er uns in den Park gelockt hatte das Familienerbstück und Noah schon gedanklich praktisch abgehackt aber wenn er jetzt hören wird, dass er beidem vielleicht doch noch habhaft werden könnte, dann wird er keine Sekunde zögern, diese Gelegenheit zu ergreifen. Noah ist nur verzweifelt, aber George ist ein abgebrühter, eiskalter, skrupelloser Killer und hat bestimmt noch mehr auf dem Kerbholz als die beiden Morde an dem wehrlosen alten Mann und seiner unschuldigen Enkelin." Plötzlich war es still im Wohnraum. John lugte beunruhigt zu Sherlock hinüber, der die ganze Zeit keinen Mucks von sich gegeben hatte. Dieser grinste aber nur breit und zog den Kleineren in eine Umarmung. " Ich hätte es nicht besser zusammen fassen können, sehr gut John, wirklich ausgezeichnet." "Ach was, jetzt übertreib es nicht" nuschelte dieser überaus verlegen in Sherlocks Schulter. "Nein John" widersprach Sherlock sofort energisch. "Ehre wem Ehre gebührt. Du bist clever und hast obendrein wirklich schon viel von mir gelernt. Du hast dich in Rekordzeit zu meinem ebenbürtigen Partner gemausert. Ich bin sehr stolz auf dich" Ebenbürtigen Partner, sah Sherlock in wirklich so? Und bezog sich das nur auf die Detektiv Arbeit oder auf auf andere Bereiche ihres Zusammenlebens? Bevor er jedoch weiter darüber nachdenken konnte, ließ Sherlock ihn wieder los, nahm sein Gesicht zwischen seine beiden Hände und zog ihn in einen überraschend zärtlichen Kuss. "Denk nicht so viel darüber nach sondern nimm es einfach an. Ich meine es ernst und es ist die volle Wahrheit." fügte er, nachdem er den Kuss, Johns Geschmack nach mal wieder viel zu schnell beendet hatte, noch hinzu, bevor er sich erhob und zum Schrank hinüber ging um gleich darauf mit dem Stoffhund in der Hand wieder zu ihm zurück zu kommen. Er ließ sich wieder an seiner Seite nieder und hielt ihm das Stofftier vor die Nase. John nahm es mit fragendem Blick entgegen und wartete auf weitere Instruktionen, die sogleich tatsächlich folgten. "Sieh es dir mal genauer an" Sherlock war heute so freigiebig mit seinen Informationen, dass John schon jetzt der Kopf schwirrte, aber er wollte Sherlocks Meinung über ihn nicht gleich wieder trüben, indem er zeigte wie viel Input das gerade für ihn war und tat somit einfach wie ihm geheißen wurde. Er drehte das Kuscheltier in alle Richtungen und besah es sich von allen Seiten. Erst dachte er schon frustriert, dass er nichts entdecken würde, aber dann bemerkte er das eingestickte Wappen auf der Unterseite auf dem Bauch des Hundes. Das war doch tatsächlich, ganz unscheinbar aber eindeutig erkennbar das Wappen der Königin Elisabeth II. John schaute Sherlock fragend an, der ihm aber nur bestätigend zunickte und ihm mit einem Blick bedeutete weiterzumachen. "Wenn das wirklich das echte Wappen der königlichen Familie ist, dann muss dieses Kuscheltier..." "mal der königlichen Familie gehört haben, vollkommen richtig. Mutmaßlich einem der Kinder von Elisabeth und Charles. Es muss irgendwie und irgendwann, was für unsere Ermittlungen jedoch vollkommen irrelevant ist, von dort in den Besitz der Familie Thomson gekommen sein. Ich glaube nicht, dass es möglich ist diesen kleinen Kerl hier in britischen Pfund oder irgendeiner anderen Währung aufzuwiegen." Sherlock wackelte fröhlich mit den Augenbrauen, was unter allen anderen Umständen einfach nur albern ausgesehen hätte." Das bedeutet dann aber zwangsläufig... " schlussfolgerte John nun von Sherlocks Eifer angesteckt " das dieser kleine, niedliche Stoffhund hier das wertvolle Familienerbstück der Familie Thomson ist, 100 Punkte John" beendete Sherlock wieder John's Satz und grinste von einem Ohr zu anderen. "Und Charlie wusste das, also..." "hat er dem ersten, dem er genügend Vertrauen entgegen bringen konnte, das Kuscheltier mit dem sentimentalen Vorwand er wolle nur das Noah sein geliebtes Kuscheltier wiederbekomme, anvertraut um es vom Anwesen fort zu schaffen. Wieder richtig John. Der alte, gute, treue Charly ist ganz schön clever. Er wurde von George und dessen Handlanger beschattet und unter Druck gesetzt und sah es als das Beste an was er hätte tun können." John überlegte indessen schon weiter "Das bedeutet dann aber auch, dass Lestrade und sein Team heute Abend bzw. generell gar nicht das Familienerbstück zeigen können..." "Nein, wie denn auch, da es sich ja nun schon eine ganze Weile mehr oder weniger bewusst in unserem Besitz befindet. Exakt. Und bevor du mir jetzt wieder böse bist, ich bin auch erst heute morgen endgültig vollständig hinter das Geheimnis unseres flauschigen Mitbewohners gekommen" John lächelte ihm dankbar zu. "Lestrade und Co. mussten sich also etwas einfallen lassen und kreativ sein um dem Publikum und unseren zwei Ehrengästen heute Abend eine glaubhafte Show bieten zu können. Deshalb hat Lestrade die heutige Übertragung mir auch bereits schon vor drei Tagen angekündigt. Das Grundkonzept des Plans war zum dem Zeitpunkt fertig und die drei Tage wollten sie noch nutzen um etwas Passendes zum Ausstellen zu finden. Ich bin gespannt für was sie sich letztlich entschieden haben. " Sherlock wollte gerade weitersprechen, als sein Blick auf Johns Armbanduhr fiel. Es war schon kurz nach fünf." John. Zum Kochen wird es jetzt leider zu spät sein, aber wir können dir gerne noch was Bestellen wenn du vor der TV Sendung noch was essen willst" John schaute nun ebenfalls auf seine Uhr, überlegte dann kurz und nickte. Im Vergleich zu Sherlock konnte er sich mit leerem Magen nicht so lange so gut konzentrieren. Gesagt getan. Kurze Zeit später saßen die beiden wieder, nun eng aneinander gekuschelt, John satt und nicht halb so nervös wie letztes Mal, auf der Couch vor dem Sofa und warteten darauf, dass die Sondersendung beginnen würde. Der Kleinere hatte den Stoffhund auf dem Schloss, sich dessen wahrem Wert nun deutlich bewusst. 10 vor sechs klopfte es plötzlich an der Türe. Sherlock löste sich ohne Eile von John, gebot diesem leise das Kuscheltier aufzuräumen und schlenderte gemütlich zur Türe. Lestrade betrat die Safehouse Wohnung und begrüßte sie beide förmlich. "Guten Abend Holmes, Dr. Watson" er nickte John zu, nachdem er Sherlock, der neben ihm stand die Hand gegeben hatte. "Entschuldigen Sie meinen unangekündigten Besuch, aber ich wollte mir die Sendung mit Ihnen gemeinsam ansehen und Ihre Meinung dazu hören." Er blickte auf den Fernseher und fügte hinzu: "Es geht wohl eben los, setzen wir uns." Sherlock verkniffen sich ausnahmsweise das Kommentar, dass er schon mit dem Besuch des DI gerechnet hatte und ließ sich wieder neben John auf dem Sofa nieder, Lestrade schnappte sich seinerseits einen der Küchenstühle, drehte ihn mit der Rückenseite zum Fernseher, setzte sich darauf und legte die Unterarme auf der Rückenlehne ab. Dann sahen alle drei gespannt auf den Fernseher. "Guten Abend und herzlich willkommen zu einer BBC Sondersendung. In diesem Anwesen hier (ein Bild der Thomson Villa wurde eingeblendet) hat sich nach neusten Ermittlungen von Scottland Yard wohl doch kein Familiendrama sondern ein schrecklicher Kriminalfall abgespielt. Der Fall galt eigentlich als abgeschlossen, wurde aber vor kurzem neu aufgerollt, nachdem frische Beweise aufgetaucht waren, die den Fall in ein neues Licht für die Behörden gerückt hatte. Man war zunächst davon ausgegangen das der Hausherr (man sah nun ein Bild von Mister Brown) an Altersschwäche gestorben war. Die Enkelin (wieder ein Bild einer hübschen jungen Frau, fast noch ein Kind wie John bitter feststellte) hatte kurz darauf hin mutmaßlich Suizid begannen. Der Bruder und Enkel der verstorbenen (wieder ein Bild, dieses Mal von Noah Brown) gab bei der Polizei an, fest davon überzeugt zu sein, dass es sich in beiden Fällen um Mord handelte und zu diesem Zeitpunkt noch andere Personen, neben dem Hauspersonal, in dem alten Gebäude gewohnt hatten. Da sich aber zu diesem Zeitpunkt keine Beweise dafür finden ließen, wurde diese Theorie verworfen und der Fall abgeschlossen. Der Enkel/Bruder, der nun alleinige Eigentümer der Villa und des Familienvermögens verschwand darauf hin. Nun hat die erneute akribische Untersuchung des Tatort neben einigen neuen Beweisen, die zweifelsfrei auf Doppelmord schließen lassen auch ein besonders Stück des Familienschatzes zu Tage gebracht, der den Angaben des Hauspersonals nach, lange als verschollen galt. (Nun wurde ein Bild von einem prunkvollen Etwas das aussah wie ein Pokal gezeigt (siehe Coverbild der FanFiction)) Mr. Noah Brown wird nun gebeten sich beim britischen Museum über folgende Hotline zu melden und einen Termin zu vereinbaren um das wertvolle Stück, Gutachter haben einen vorläufigen Wert von ca. 1.000.000 Pfund ermittelt, bei Ihnen abzuholen oder eine Erklärung zu unterschreiben, dass es dem Museum zur Ausstellungszwecken überlassen wird. Dort wird ihn auch der Detektiv Inspektor Greg Lestrade erwarten, um mit ihm gemeinsam und mit allen verfügbaren Kräften des Scotland Yard endlich den Doppelmord an seiner Familie aufklären zu können. Dieser Bericht wird um 8 und um 10 Uhr nochmal wiederholt, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit." Sherlock klatschte begeistert in die Hände." Das haben Sie aber fein hinbekommen Lestrade, Hut ab." Der Angesprochene versuchte sich nicht allzu sehr anmerken zu lassen, wie sehr im das Lob des selbsternannten Consulting Detektivs wirklich schmeichelt und erhob sich stattdessen von seinem Stuhl. "Gut, was gedenken Sie nun als nächstes zu tun, sollte Noah sich tatsächlich melden?" "Wir werden uns selbstverständlich zu dem Termin begeben und Mr. Brown dort überraschen. Es ist natürlich äußerste Vorsicht geboten, denn auch Mr. Clapton wird es sich nicht nehmen lassen dort ebenfalls aufzutauchen und um den müssen wir uns sehr viel mehr Sorgen machen als um den jungen Brown. Clapton hat zweifelsohne nur das Familienerbstück oder vielmehr das, was er nun dafür hält. " Sherlock hob bedeutungsvoll eine Augenbraue als er Lestrades erstaunten Blick bemerkte" und nicht zu vergessen, Noahs Ableben im Sinn, er ist weitaus gefährlicher als der junge Mr. Brown selbst. " Lestrade nickte und wollte sich schon zum gehen wenden, als Sherlock ihn nochmal aufhielt, ihm war etwas eingefallen." Ach ja Lestrade, bitte organisieren sie schnellstmöglich zwei Uniformen für uns, solche, die die Wachleute des Museums tragen. Außerdem bräuchte ich bitte noch einen falschen Schnauzer in dunkelblond und... War das alles... nein Moment, ein Glätteisen, bräuchte ich auch noch, das darf aber auch gerne geliehen sein, Sie können ja Ms. Donovan mal fragen, ob Sie es Ihnen für eine wichtige Mission ausleiht" Angesprochener verdrehte nur genervt die Augen und nickte dann aber ergeben, bevor er sich empfahl, den beiden Männern noch einen angenehmen Abend wünschte und sie ermahnte sich jederzeit bereit zu halten, es konnte jetzt schließlich jeden Moment los gehen. Die Männer nickten und wünschten dem DI ebenfalls noch einen schönen Abend. "Einen Schnauzer, ist das dein Ernst?" fragte John zweifelnd, als sie wieder alleine waren. "Ja, ich habe so das Gefühl, dass der dir ausgezeichnet stehen wird. Du könntest dir später auch einen echten wachsen lassen, aber ich weiß nicht, wie angenehm es dann für mich noch wäre, dich zu küssen" Ohne es zu wollen musste John über Sherlocks Gedankengänge schmunzeln. "Und was willst du mit dem Glätteisen? Deine Hemden bügeln?" "Nicht ganz. Ich brauche ja schließlich auch eine Tarnung und meine Locken sind sehr auffällig, deshalb wirst du die ehrenvolle Aufgabe haben mir meine Haare zu glätten" Unwillkürlich wanderte Johns Hand in Sherlocks volle braune Lockenmähne, begann mit den Fingern mit einer weichen Locke zu spielen, während er versuchte sich Sherlock mit glatten Haaren vorzustellen. "Wie schade" An Sherlocks spöttischem, belustigtem Blick erkannte er sofort dass er das gerade wohl laut gesagt hatte und wurde prompt schon wieder rot. "Die locken sich schneller wieder als du glaubst und mir lieb ist, das habe ich schon mal getestet, also keine Sorge" raunte der Größere jetzt mit tiefer Stimme versöhnlich. Nach dieser Unterhaltung lümmelten John und Sherlock noch eine Weile in Gedanken versunken auf dem Sofa herum, bevor sie schließlich duschen und dann ins Bett gingen. Zwischen durch hatte der Wachmann nochmal geklopft und ihnen eine Tasche mit den gewünschten Sachen von Lestrade übergeben. An dem Glätteisen hatte ein Zettel mit den bissigen Worten "Ich hoffe du versengst dir ordentlich die Haare Freak, Donovan" gehangen. Wie immer die Liebenswürdigkeit in Person hatte Sherlock nur schmunzelnd gedacht, den Zettel kurzerhand weggeworfen. Kapitel 49: Argumentation der sinnlichen Art -------------------------------------------- John schlief tief und fest. Sherlock saß neben ihm, die Hand sanft in seinem dunkelblonden Haarschopf vergraben. Er beobachtet den Kleineren aufmerksam in der Dunkelheit und Rang innerlich mit einer Entscheidung, die er schnellstmöglich zu treffen hatte. Sollte er wirklich zulassen, dass John ihn zum Museum begleitete oder sollte er ihn bitten nach Hause zu gehen und dort auf ihn zu warten, bis alle Gefahr vorüber wäre? Er wusste es nicht. Könnte er den Kleineren so bevormunden, auch wenn es bloß geschah um Ihn zu beschützen? Könnte er an Johns Liebe für ihn appellieren, damit dieser zustimmte in Sicherheit zu sein? Wahrscheinlich nicht und das wäre ziemlich unfair. Er hatte erst vor kurzem sein Versprechen gebrochen, John in keinster Weise auszunutzen. John würde sich nicht überreden lassen, egal welche Argumente er vorbringen würde. Und wenn er es einfach bestimmte und John vor vollendete Tatsachen stellte? Dann würde er ihm zurecht vorwerfen, dass er ihn bemutterte. Sherlock kam zu keinem zufrieden stellenden Ergebnis. Er würde, wenn es soweit war einfach versuchen vernünftig mit ihm zu reden, keine Tricks, keine Überredungshilfen, sich einfach nur mit dem Kleineren über das Thema auseinandersetzen und hoffe das John Einsicht walten ließ und ihm seinen Wunsch erfüllte. Dann hätte die liebe, gute, alte Mrs. Hudson zumindest schon mal einen ihrer beiden Lieblings Mieter wieder lebendig zurück, dass würde sie sehr freuen, da war er sich sicher. John war ihr sowieso lieber als er, das war kein Geheimnis, störte den selbsternannten Consulting Detektiv aber auch nicht weiter, war halt einfach so. Sherlock legte damit dieses Thema vorerst an acta und widmete sich nun der ausführliche Ausarbeitung eines Plans, der hoffentlich alles Beteiligten das verschaffen würde, was sie verdienten. Sherlock ehrte zwar das britische Gesetz bis zu einem gewissen Grad, aber manchmal nahm er sich heraus selbst Richter und manches Mal gleichzeitig auch Henker zu sein, wenn er es für richtig hielt. Dann, es musste so ca. zwei Uhr morgens sein, klopfte es plötzlich sehr energisch an der Türe. Sherlock war sofort hellwach, John hingegen murrte nur kurz auf. "Mister Homes, Dr. Watson, sind sie salonfähig?" Eigentlich eine oberbescheuerte Frage mitten in der Nacht, aber egal, dachte sich der Erstgenannte, erhob sich und lief zur Tür, im Gehen Hose und Hemd überstreifend. "Was ist denn?" wollte er leicht genervt wissen, wurde dann aber sofort freundlicher und hörte den leisen Worten des Wachmanns aufmerksam zu. Dann kam er auch schon wieder zu John zurück und seine Augen blitzen freudig auf. "Wir haben einen Starttermin. Noah hat sich über ein Münztelefon bei der Hotline gemeldet. Er hat einen Termin vereinbart, morgen Nachmittag um halb vier. Das ist doch praktisch an der heutigen Kriminalität, die Verdächtigen melden sich telefonisch an und kommen zu einem vereinbarten Zeitpunkt zu Ihrer eigenen Verhaftung. Wie praktisch. " Er lachte über seinen Witz, den er selbst offensichtlich ziemlich lustig fand. Dann zog er sich wieder aus und legte sich zu dem Kleineren aufs Bett zurück, der das gerade passierte nur mit einem Auge offen und im Halbschlaf mitbekommen hatte. Sherlock war jetzt bester Laune aber auch ausgesprochen müde und beschloss deshalb nun auch eine Runde zu schlafen. Sie mussten morgen schließlich fit sein. Er kuschelte sich also eng an den Kleineren, der im Schlaf wollig seufzte, was Sherlock ein fast schon liebevolles Lächeln auf den Lippen zauberte. Er würde schon eine Lösung für sein Problem finden John beschützen zu können, mit diesem Gedanken im Kopf schlief er schließlich ein. Am nächsten Morgen weckte Sherlock John frühzeitig und erzählte ihm nochmal alles, was er letzte Nacht erfahren hatte. John war nun genau so aufgeregt wie Sherlock, wobei es bei Sherlock eher Vorfreude und bei John Nervosität war. Die beiden frühstücken und sogar Sherlock nahm eine Kleinigkeit zu sich. John konnte so herrlich leichte fluffige Omeletts machen, die inzwischen zu Sherlocks Favoriten gehörten, wenn er denn mal was essen "musste". Der Vormittag wurde mit geschäftigem Vorbereiten verbracht und dann nutzte John die verblieben Lebensmittel um sich ein Mittagessen zu machen. Sogar auch das probierte Sherlock. John musste schmunzeln, der aß ja heute wie ein sprichwörtlicher Scheunendrescher. Aus irgendeinem Grund schien Sherlock es John heute recht machen zu wollen. Es schien fast als wolle er sich einschmeicheln. Er küsste ihn viel öfter, nahm ihn viel öfter in den Arm und war so zärtlich, wie man sich einen liebevollen Partner vorstellen würde. John wurde langsam misstrauisch und bald sollte er auch erfahren warum. John bedeutete Sherlock seine Hose auszuziehen und sich auf der Couch nieder zu lassen. Er wolle noch schnell Fäden ziehen meinte er. Sherlock tat was John von ihm verlangte, keine einzige Anzüglichkeit kam dabei über seine Lippen. John wartete bis Sherlock breitbeinig auf dem Safa saß, kniete sich dann vor ihm hin und begutachtete die beiden Wunden, die erstaunlich gut verheilt waren. Er griff nach einer Pinzette und begann vorsichtig die Fäden zu entfernen. "Also, was ist los?" Sherlock der sich ganz auf das Tun seines Privat Arztes konzentriert hatte, zuckte kurz ertappt zusammen. "Was soll sein?" gab er dann schnell charmant und unschuldig lächelnd zurück. "Ach komm schon Sherlock, du benimmst dich heute komisch und ich meine nicht das komisch wie sonst. Also, was ist los, willst du mir vielleicht irgendwas sagen?" Sherlock seufzte schwer und nickte dann ergeben. "Ich möchte, dass du mich allein ins Museum gehen, dich stattdessen nach Hause in die Baker Street B221 fahren lässt und dort auf mich wartest." John's Augen weiteten sich. "Sherlock, nein, ich..." "Bitte" kam es fast flehend. John sah den selbsternannten Consulting Detektiv verzweifelt an. Sherlock hatte sich nach vorne gebeugt und Johns Gesicht vorsichtig zwischen seine Hände genommen. Sie waren eiskalt, wie John fröstelnd feststellte. "John bitte. Tu es für mich. Ich möchte dich beschützen und ich habe in meinem Plan ein paar Stellen gefunden, die ich nicht 100% kontrollieren kann. Wenn mir deshalb was passieren würde käme ich damit klar, aber nicht wenn ich dich dabei in Gefahr bringen würde. " John war gerührt, aber er musste trotzdem energisch widersprechen. "Wir sind Partner, wir sind gleichberechtigt und ich stimme dafür, dass ich mitgehe. Wenn du dich in Gefahr begibst, dann muss ich erst Recht mitkommen, damit ich dir notfalls helfen kann." Er wurde plötzlich wütend "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich still und vergnügt in der Baker Street sitzen könnte, im vollem Bewusstsein, dass du dich gerade mit hoher Wahrscheinlichkeit in Gefahr befindest. Da kennst du mich aber schlecht! " Sherlock schaute John hilflos an. Nein, natürlich könnte er das nicht, das war Sherlock sonnenklar, schließlich wusste er um Johns Gefühle für ihn und kannte ihn schon viel zu gut. Einerseits wärmte ihn das innerlich, andererseits verzweifelte er gerade beinahe daran." Kannst du mir nicht diesen einen Wunsch erfüllen, mir zu" Liebe", so zu sagen? " John wusste in dem Moment das Sherlock es mit Sicherheit wusste, ganz genau wusste, wie er für ihn fühlte und trotzdem verlangte er das einzige von ihm, dass er niemals im Stande wäre zu tun. " Du weißt ich würde alles für dich tun, aber das nicht Sherlock, das ganz bestimmt nicht, ich lasse dich nicht alleine" Mit diesen Worten griff er nach Sherlocks Handgelenken um dessen Hände von seinem Gesicht zu nehmen und sie festzuhalten. Sherlock antwortete darauf nochmals bittend, flehend: "Aber ich will dich doch nur beschützen!" "Nein, du willst mich bemuttern" John kam jetzt auf ihn zu und funkelte ihn streng an. "Ich komme mit" Sherlock schüttelte den Kopf als hätte man ihn geschlagen. "Na gut, wenn nicht auf die sanfte, dann eben auf die harte Tour, was du kannst, kann ich eben so" Mit diesen geflüsterten Worten überbrückte er vollständig den Abstand zwischen Ihnen und presste seine Lippen auf Sherlocks. Dieser keuchte überrascht auf und öffnete dabei den Mund einen Spalt breit. Schnell schlüpfte John's heiße Zunge hindurch und verwickelte ihn in einen Zungenkuss, bei dem ihm beinahe hören und sehen verging. John ließ seine Hände los, die Sherlock auf dessen Schultern legte, wie als wolle er ihn von sich drücken, aber er tat es nicht, er hatte längst verloren, er wusste was nun passieren würde und er wollte es, wie schwach war er bloß geworden. John begann die Knöpfe seines Hemds zu öffnen und jeden neuen Zentimeter freigelegte Haut zu küssen. Sherlock stöhnte leise auf. Warum störte es ihn einfach nicht, so schwach zu sein, was war nur mit ihm los. Im nächsten Moment hatte er diese Gedanken allerdings schon komplett vergessen, denn eine unerbittliche Zunge leckte über seine eine Brustwarze und die andere wurde mit geschickten Fingern gereizt. Dann wanderte der sündige Mund unaufhaltsam weiter nach unten und Sherlock gab endgültig auf. Er stöhnte lauter auf und harte der Dinge die da kamen. John war am Bund seiner Shorts angekommen und zog diesen nach unten um das bereits sehr bedürftige Glied aus seinem engen Gefängnis zu entlassen. Er griff mit der linken Hand danach und begann sofort es kräftig zu massieren. Sherlock japste auf, heilige Sch****, John ging aber heute ran. Dieser sah nach oben in Sherlocks Gesicht und war mit dem Anblick sehr zufrieden, sammelte sich und beugte sich nach unten um mit der Zunge das erste Mal probeweise über die Eichel zu lecken. Er wurde dafür sofort mit einem weiteren Stöhnen belohnt. Ein bisschen wollte er ihn noch quälen, bevor er ihm das Ultimatum stellte, das ihm auch schon mal gestellt worden war, hatte zwar nicht wirklich eine Ahnung was genau er jetzt tun sollte, aber er erinnerte sich sehr lebhaft daran, was Sherlock mit ihm getan hatte und begann einfach mal damit. Sherlock hatte schon erwartet, dass John nun aufhören würde, aber er tat es nicht. Er machte weiter, wie lange er ihn wohl reizen würde, bevor er ihn hängen ließ. Sherlock zitterte vor gespannter Erwartung. John leckte noch mehrmals über die Eichel und ließ dann Sherlocks pochende, nun vollständig steife Erregung in seinen Mund gleiten. Mann fühlte sich das vielleicht versaut und geil an. Er hätte nie gedacht das es so sein würde jemandem einen BlowJob zu geben, aber er war ja auch noch nie einem Sherlock Holmes begegnet und hatte dementsprechend auch noch nie das Bedürfnis gehabt es auszuprobieren. Er ließ seinen Mund an der Erregung auf und ab gleiten, unterstütze sein Tun mit seiner Hand. Er versuchte dabei ein Vakuum in seiner Mundhöhle zu erzeugen und war überrascht über die Reaktion. Sherlock stöhnte laut auf und krallte seine rechte Hand fast schmerzhaft in John's Haarschopf. Diese Behandlung bahnte sich einen Weg durch seinen Körper und fuhr direkt in sein eigens Glied, welches sich jetzt schon fast schmerzhaft von innen an den Stoff seiner Shorts und Jeanshose drückte. Warum machte es ihn so an, Sherlock so zu verwöhnen. Er hatte eigentlich vor gehabt, zwischendurch aufzuhören und Sherlock zu quälen, damit dieser zustimme ihn mitzunehmen, aber er konnte jetzt nicht aufhören, weil er selbst unbedingt weiter machen wollte. Sherlock wartete derweil immer noch auf die abrupte Unterbrechung, aber sie kam und kam einfach nicht, wie lange wollte er ihn noch quälen, Sherlock war damals nicht so grausam zu ihm gewesen. Doch dann kam ihm in seinem lustvernebelten Hirn ein Gedanke. Vielleicht gefiel ihm das was er gerade tat so überraschend gut, dass er gar nicht aufhören wollte. Das wäre natürlich sehr interessant. Doch dieser Gedanke verschwand gleich wieder im Nebel, als auch noch eine vorwitzige Zunge begann, seine eh schon übermäßig vorhandene Erregung noch mal zu steigern, fast an den Rand des Aushaltbaren trieb. Sherlocks Stöhnen, dass nur er mit seiner Tätigkeit verursachte, Sherlocks Hand, die fest in seinen Haaren verkrallt war, versuchte ihn schneller an sich zu drücken und es doch überhaupt nicht beeinflussen konnte, wie schnell oder langsam er sich bewegte. John spürte, dass er Macht über Sherlock hatte und diese Macht war unglaublich erregend. Er konnte sie missbrauchen, was er aber niemals über sich gebracht hätte, oder er konnte sie zu ihrer beider Vorteil nutzen. Denn je länger er sich mit Zunge, Lippen, Mund und Hand um Sherlocks Erregung kümmerte, umso erregter wurde auch er selbst und er war sich sicher, wenn er so weitermachte, würde er allein davon kommen. Sherlock war sich inzwischen auch über etwas sicher und zwar dass John nicht plötzlich aufhören würde. Er spürte durch die Hand, die er auf Johns Kopf hatte, wie sehr der Kleinere selbst vor Erregung bebte, versuchte ein Schmunzeln, wurde aber dadurch abgelenkt, dass John nun auch noch seine Zähne einsetzte um vorsichtig an seiner Eichel zu knabbern. Das war für Sherlock einfach zu viel, drückte Johns Kopf tiefer auf seine Erregung und kam mit einem leisen Schrei in seinem Mund. John stellte sich sofort darauf ein und musste so nicht würgen, als sich Sherlocks Lust auf seiner Zunge ergoss. In diesem Moment war es auch für ihn vorbei. Ohne dass Sherlock in großartig angefasst hatte, war er in seine Shorts gekommen. Er schluckte ohne darüber nachzudenken und entließ dann Sherlocks langsam erschlaffendes Glied aus seinem Mund, nahm die Hand runter. Wow, was war denn das gerade bitte gewesen, das hatte er aber eindeutig anders geplant gehabt. Verlegen schaute er nach oben und in zwei strahlende eisblaue Augen die ihn vor allem befriedigt, aber auch minimal belustigt musterten. Er richtete sich wieder auf und meinte nur verlegen den Kopf gesenkt: "Ich muss mich wohl kurz umziehen, bin gleich wieder da" Er erhob sich mit wackeligen Beinen und war schon beim Kleiderschrank als ihn Sherlocks tiefe Stimme erreichte. "Deine Uniform liegt auf dem Bett. Und vergiss den Schnauzer nicht" Er drehte sich vom Kleiderschrank weg und schaute verdutzt zu dem Größeren, der sich jetzt auch langsam erhob und ins Bad ging um sich kurz zu waschen. "Du wolltest doch mit oder jetzt etwa doch nicht mehr?" John schlüpfte aus seiner eingesauten Jeans und Shorts und wischte sich schnell selbst sauber, während er perplex antwortete: "Wie jetzt, du lässt es zu?" Sherlock hatte bereits begonnen sich die Uniform anzulegen und kam dann rüber um ihn nochmals in einen verlangenden Kuss zu ziehen bevor er sich wieder umdrehte und sich das Glätteisen schnappte, welches er auf den Küchentisch legte, nachdem er es eingesteckt und auf die niedrigste Stufe eingestellt hatte. John kam nun auch fertig umgezogen und zu ihm rüber, immer noch den total verwirrten Blick auf dem Gesicht, zudem sich noch eine Spur der gerade erlebten Erregung gesellte. "Ja, du hast mich überredet. Deiner mündlichen Argumentation hatte ich schlicht weg rein gar nichts mehr entgegen zu setzen" John wurde rot wie eine Tomate und versuchte sofort sich mit irgendwas abzulenken. Ach ja, Haare glätten genau. Er fragte Sherlock so neutral wie möglich ob dieser vielleicht einen Haargummi da habe und dieser antwortet genau so neutral, er solle mal in seiner Tasche nachsehen. Er wurde fündig, ging zu dem Größeren zurück, der sich bereits auf einen der Stühle gesetzt hatte, trat hinter ihn und begann die Haare mit dem Haargummi abzuteilen. Dann fing er an, vorsichtig um Sherlock nicht mit dem heißen Eisen zu verbrennen, eine Locke nach der andern glatt zu ziehen. Dabei fiel ihm auf wie lang Sherlock Haar tatsächlich war, im glatten Zustand reichte es ihm bis zu den Schultern. "Fertig" meinte er dann eine gefühlte Ewigkeit später. Es war mühsam gewesen, weil er vorsichtig hatte sein müssen und die eine oder andere Locke hatte sich beinahe vehement gesträubt, aber nun war Sherlocks ganzer Haarschopf glatt und seidig. Er sah mit den glatten Haaren gar nicht mal so schlecht aus, fand John, nur vollkommen ungewohnt, vor allem wirkte sein Gesicht viel jünger, die Augen strahlten noch heller. Für heute konnte er sich an den Anblick gewöhnen, dachte John bei sich, aber mit Locken gefiel ihm sein Detektiv trotzdem immer noch viel besser. Sherlock bedankte sich und dann war John dran. Er stand ungefähr 10 Minuten vor dem Badezimmer Spiegel, konnte sich einfach nicht mit dem Anblick anfreunden, fand, dass er mit dem aufgeklebten Schnauzer aussah wie so ein Zuhälter in den LowBuget Mafia Filmen. Unsicher kam er schließlich wieder aus dem Bad und ließ sich von Sherlock begutachtete. Statt ihm aber eine verbale Bewertung ab zu geben kam dieser einfach auf ihn zu und zog ihn in einen sanften Kuss, der aber auch recht schnell mit den Worten "naja, für heute wird es gehen, aber wie ich bereits vermutet habe, küssen möchte ich dich damit nicht unbedingt" wieder beendet wurde. John konnte darauf hin nur Lachen. Sherlocks Gedankengänge waren einfach göttlich. Es war inzwischen recht spät geworden und so brachen die beiden Männer, nachdem John noch seinen Revolver geputzt, geladen und eingesteckt hatte, eilig auf. Er wollte Sherlock Partus nicht verraten wie er diesen ins Safehouse hatte schmuggeln können, aber das war nun ja zweitrangig, da es jetzt gut war, dass er Ihn dabei hatte. Der Wachmann hatte erst ein bisschen verdutzt geschaut, was Sherlock bestätigte, dass ihre Verkleidungen gut genug waren, hatte sie beide dann aber erkannt, kurz ihr Aussehen gelobt und hatte ihnen dann einen Wagen gerufen, in den sie ihr spärliches Gepäck wieder ein luden, in das Safehouse würden sie sicher nicht mehr zurück kehren müssen, egal wie die Sache heute ausging, und der sie kurze Zeit später auch schon auf den Weg zum britischen Museum brachte. Sherlock griff, den Polizisten, der den Wagen steuerte komplett ignorierend, nach John's vor Nervosität nun zitternden Hand und ging in Gedanken nochmal ihren Plan durch. "Showtime" Kapitel 50: der Showdown ------------------------ Sie kamen Viertel nach drei beim britischen Museum an. Sherlock hatte den Polizisten gebeten, ein paar Straßen entfernt von der Rückseite des Gebäudes anzuhalten und sie rauszulassen. Dann waren sie beide zügig, doch nicht hastig zum Hintereingang des Museums gelaufen und dort hatte Sherlock die Führung übernommen. Er hatte sich mit dem Haargummi die glatten Haare im Nacken zusammen gebunden und sah nun aus wie jeder andere Wachmann ausgesehen hätte, der in einem Museum die Sicherheit zuständig war. Sherlock schlenderte, den Kleineren im Schlepptau, als hätte er das schon 100erte Male zuvor getan, auf den Hintereingang zu und öffnete diesen. Dahinter befand sich eine Sicherheitsschleuse für das Museumspersonal. Daran ging der selbsternannten Consulting Detektiv auch komplett selbstbewusst einfach vorbei, zu John's großen Verwunderung, die man ihm natürlich nicht, darauf achtete er penibel, im Gesicht ablesen konnte. Und schon waren sie drin. Vom Personal Eingang gingen zwei Gänge ab. Sherlock wählte zielsicher den linken. "Das war ja fast zu leicht, vielleicht werde ich, wenn das Ganze hier vorbei ist, dem Museumsdirektor mal ein kleines Briefchen schreiben und ihm ein paar großzügige Sicherheitstipps unterbreiten" flüsterte Sherlock John kurz so leise zu, dass John, der jetzt direkt neben ihm lief es gerade so hören konnte und nur die Augen verdrehen konnte. Typisch Sherlock eben. John war sich nicht sicher, ob Sherlock wirklich wusste wo sie genau hin mussten, folgte ihm aber einfach wortlos. Es war auch nicht schwer sich zurecht zu finden, der Gang des Personal/Geschäftsbereichs der Museums war wie ein Viereck, rechts Büros und links Gemeinschafts- und Pausenraum, die Räume und in dem Block in der Mitte Umkleidekabinen, Toiletten, Putzräume und so weiter. Sherlock bog einmal nach rechts ab und entdeckte dann Lestrade, der gerade aus einem Büro am Ende des Ganges in den Flur trat. Sherlock lief geradewegs auf den DI zu und dann an ihm vorbei, als würde er ihn überhaupt nicht kennen und Lestrade, der registrierte die beiden Wachmänner nicht mal wirklich. Sherlock klopfte sich gedanklich selbst auf die Schulter, das lief ja wie am Schnürchen. John dachte bei sich, wenn nicht mal der DI sie erkannte, der ihnen die Verkleidungen ja sogar selbst zur Verfügung gestellt hatte, dann mussten sie wirklich gut sein. Als Lestrade um die Ecke in den linken Gang gebogen war, drehte Sherlock plötzlich auf dem Absatz um und John musste sich beeilen ihm zu folgen. Er öffnete die Tür, zu der Lestrade gerade heraus gekommen war und späte in den Raum hinein. Da er menschenleer zu sein schien trat der selbsternannten Consulting Detektiv ein und bedeutete John ganz kurz draußen zu warten. Eine Minute später kam er auch schon wieder raus, einen Metallwagen, der ein bisschen aussah wie ein Servierwagen, mit einem gläsernen Kasten darauf vor sich hinschiebend. Er bat John, die Tür hinter ihm wieder zu schließen, schaute erst nach links und rechts und dann auf John's Uhr. "Hör mir jetzt genau zu" John nickte zu Bestätigung, dass er zuhörte. "Da vorne, der 3. Raum vom Personal Eingang aus gesehen, der hat zwei Türe, die eine führt auf diesen Flur, die andere runter ins Parkhaus und von dort aus gelangt man ungesehen auf die Straße, wenn man vor hat schnell und unerkannt zu verschwinden. Ich erkläre dir später woher ich das weiß. " Sherlock setzte sich mit dem Wagen in Bewegung und John folgte ihm. Als sie den Raum erreicht hatten, späte Sherlock auch in diesen kurz hinein. Als er sah, dass auch dieser Raum menschenleer war, schob er den Wagen hinein und machte die Tür zu." Du musst jetzt vor zum Personal Eingang gehen und Noah in Empfang nehmen, schaffst du das?" John verstand zwar immer noch nicht so ganz was Sherlock vorhatte und warum er Lestrade oder Scottland Yard nicht einbezog, so wie es im Vorfeld geplant gewesen war, aber er erinnerte sich nur kurz selbst an das Vertrauen, was er ja schließlich in den Größeren hatte und beschloss keine Fragen zu stellen. Dazu war später noch genügend Zeit. Er nickte. Zum Personal Eingang gehen, Noah in Empfang nehmen und ihn hier her führen, alles klar soweit. Den Personaleingang konnte er nicht verfehlen, von dem waren sie nicht allzu weit entfernt. Die Tür konnte er auch nicht verwechseln, weil sie die einzige war, die mit einem Schild mit einem Männchen, das eine Treppe herunter lief darauf versehen war. "Geht klar" "Gut, dann geh jetzt, du musst der erste sein, den Noah antrifft, los" Sherlock verschwand in dem Raum und John lief zügig den Gang entlang zurück zum Personal Eingang. Lange musste er nicht dort warten. Punkt halb vier sah er eine Gestalt, dessen Gesicht von einer Sonnenbrille und einem Kapuzenpulli verborgen worden war. John erkannte Noah nur daran, weil sein Versuch nicht erkannt zu werden, während er den Bereich der Sicherheitsschleuse durch die Glastür betrat, so auffällig war und weil die Körpergröße und Statur passte. Schnell ging er auf den jungen Mann zu und sprach ihn mit fester Stimme direkt an. "Mr. Brown" Der junge Mann zuckte ertappt zusammen, wand sich zu ihm und scannte die Person vor sich. Er schien John nicht zu erkennen, bemerkte aber wohl die Wachmanns Uniform und antwortete schnell: "Ja, richtig. Bin ich zu früh dran?" John versicherte ihm fachmännisch, als ob er nie etwas anderes getan hätte, das alles in Ordnung war und er ihm bitte folgen sollte, dem Wachpersonal an der Sicherheitsschleuse gab er mit einer Geste zu verstehen, dass eine Kontrolle überflüssig war. Sich innerlich für sein schauspielerisches Talent selbst lobend beobachtete er, wie der junge Mann sofort seinen Anweisungen folge leistete. Keine Minute zu spät verließ er dann mit dem jüngeren den Eingangsbereich und sie waren gerade soweit im Gang verschwunden, dass Lestrade, der soeben aus dem andern Gang kam und ebenfalls den Personaleingangsbereich betrat, um seinen Besuch in Empfang zu nehmen, nicht mehr sehen konnte, dass dieser bereits abgeholt worden war. Noah folgte John schweigend und ging auch ohne Hintergedanken in den Raum, dessen Tür ihm der Wachmann anschließend aufhielt. John folgte und schloss dann die Tür hinter Ihnen wieder. So, der Teil war geschafft, atmete John gedanklich erleichtert aus. Der jungen Mann nahm die Sonnenbrille ab und klappte die Kapuze runter. Jetzt war es an Sherlock. Dieser stand neben dem Wagen mit dem Glaskasten, der an die gegenüberliegende Wand geschoben worden war. In einer Ecke fand sich die Tür zum Parkhaus, in der anderen ein Fester, dass aber keine Griffe zu haben schien, mit denen man es hätte öffnen können. Bis auf ein paar Regale an der Wand und einer Stempeluhr für die Mitarbeiter an der Tür, die angewiesen waren, sich aus und wieder einzustempeln, wenn Sie hier durch kamen, unten am Fuß der Treppe befand sich nämlich der Raucherbereich für die Mitarbeiter, wie Sherlock wusste. Ansonsten war der Raum komplett leer. "Hallo Mr. Brown, schön das Sie es einrichten konnten. Sie sind sicherlich deswegen hier." Sherlock zeigte auf den Glaskasten, der wie auch John nun erst bemerkte, den Pokal enthielt, der den Zuschauern als 1.000.000 Pfund wertes, längst verschollen geglaubtes Familienerbstück im Fernsehen präsentiert wurde. Er war größer, als er auf dem Bild gewirkt hatte. Noah runzelte die Stirn." Sind Sie Mister Greg Lestrade?" Sherlock schüttelte milde schmunzelnd den Kopf. "Nein, ich bin jemand, der im Vergleich zu dem DI nicht vor hat Sie in ein Gefängnis zu stecken. Mein Name ist Sherlock Holmes und der Herr mit dem schicken Schnauzer hinter Ihnen, das ist mein Partner Doktor John Watson." Noahs Gesicht hatte erst Panik gezeigt, doch nun strahlte es Neugier aus und ganz kurz huschte auch Erkenntnis darüber. " Ich kenne Sie beide doch, waren Sie nicht das Pärchen, dass sich den einen Abend im Barcode Vauxhall so komisch benommen hat? Ja, definitiv. Sie hatten allerdings Locken und ihr "Partner", er zwinkerte dabei Sherlock vielsagend zu, "trug nicht dieses tote Tier über der Oberlippe spazieren. Sagen Sie" er deutete hinter sich auf Johns Schnauzer "stört der nicht beim Küssen?" John kam die ganze Unterhaltung hier albern vor und als Sherlock dann auch noch trocken antwortete: "ist nicht besonders angenehm, aber geht schon" Da kam sich der Kleinere plötzlich vor wie im falschen Film. "Ok, Ok, also, was soll diese YMCA/Strip Cop Nummer hier jetzt genau werden? Sie wissen schon, dass ich drei Menschen umgebracht habe und das ich es auch noch ein viertes Mal getan hätte, wenn ich die Gelegenheit dazu gehabt hätte, wie können Sie mir also sagen, dass Sie mich nicht ins Gefängnis stecken wollen und sagen Sie mal, was ganz anderes nebenbei, waren Sie nicht eigentlich beide tot?! " Sherlock nickte wohlwollend. " Ich sah es für angebracht, meinen Partner und mich (wie gut es sich jedes Mal anfühlte, wenn er in Gegenwart eines andere John als seinen Partner bezeichnete, John fand das nebenbei auch) nun quasi wieder auferstehen zu lassen, da Sie ja so freundlich waren, meiner Einladung zu folgen. Und wenn Sie meine persönliche Meinung als weltweit einziger beratender Detektiv hören wollen, Sie haben der Welt einen Gefallen getan. Diese drei bzw. vier Subjekte, darüber wird es sicherlich später noch eine ausführliche Aufarbeitung geben, haben  mit Sicherheit wesentlich mehr Menschen auf dem Gewissen als "nur" Ihren Großvater und Ihre Schwester, mein Beileid übrigens dazu noch" Noah stand der Mund offen, er sah aus wie ein Fisch auf dem Trocknen. "Sie haben mich also hier her bestellt um mir das zu sagen und mir dieses Ding da zu zeigen" dabei verzog er missbilligend das Gesicht und zeigte auf den Pokal im Glaskasten "ist das Ihr Ernst? Ich weiß ja nicht wo Sie das Teil her haben wollen, aber aus dem Besitz meiner Familie stammt es sicherlich nicht. Und ich will es auch überhaupt nicht haben, das Familienerbstück selbst hat meiner Familie nur Leid und Tod gebracht, direkt vor die Haustüre sozusagen. Was ich will ist Rache an George Clapton, dem einzigen der Bande, den ich bis jetzt nicht erwischen konnte" Sherlock lächelte und hob nun beschwichtigend die Hände. "Und die werden Sie auch auf die eine oder andere Art bekommen, ich bin da vollkommen auf Ihrer Seite. Und warum ich Sie hier her bestellt habe, ganz einfach, ich brauchte einen Köder, beziehungsweise, zwei. Einmal Sie und dann dieses Ding da. Nun sind Sie beide hier, jetzt fehlt nur noch unser Mobi Dick" Natürlich, jetzt fiel es John wie Schuppen von den Augen. Der Kleinere war die ganz Zeit schweigend zwischen der Tür und Noah gestanden und hatte Sherlocks und Noahs Gespräch interessiert verfolgt. Nun war ihm Sherlocks seltsame Vorgehensweise vollkommen klar. Er hatte Noah hier her gelockt, weil er wusste, dass er nur so George auch dahin bekam, wo er ihn hin haben wollte. Sherlock ging seelenruhig zu dem Metallwagen und bewegte ihn ein bisschen mehr in die Raummitte. Er sagte noch freundlich lächelnd zu Noah "Es müsste eben soweit sein, Sie können entweder noch hier bleiben oder gleich den Fluchtweg einschlagen, den ich Ihnen freundlicherweise eingerichtet habe, die Tür ist offen. Er führt zum Mitarbeiter Raucherbereich, der nur Kamera überwacht ist und schön versteckt neben der Parkhaus Ausfahrt liegt" bevor er wieder von dem Wagen wegtrat und auf die Tür in der rechten Ecke hinter sich zeigte. Die nächste Frage Noahs "Oder hier warten auf was?" beantwortet allerdings nicht Sherlock sondern George, der plötzlich zur Tür reinkam, ein "Danke Fred" rief und die drei Männer im Raum, als er sie bemerkte und offensichtlich auch alle erkannt hatte, unheilvoll anlächelte. "Oh was haben wir den hier, drei Leichen und einen Batzen Kohle, das ist zwar nicht gerade das, was ich erwartet hätte, gefällt mir doch aber schon mal ganz gut, die Tür war eine gute Wahl." George zog sofort eine kleinkalibrige Pistole mit Schalldämpfer und bedeutete John und Noah damit vor ihren Gesichtern rumwedelnd sich zu Sherlock zu gesellen, der John nur einen beruhigenden Blick zuwarf der heißen sollte" es läuft alles noch nach Plan". Wenn Sherlock sich da mal nicht verschätzte. Georges gierige Augen blieben zuerst einmal an dem Pokal in der Vitrine hängen und in seinen Augen konnte man schon die Pfund Zeichen aufleuchten sehen. Dann wand er sich Noah zu der direkt vor John in der Nähe der Parkhaus Treppe stand. "Mein lieber Noah, endlich treffen wir uns wieder, ich wollte dir schon ein paar Wochen lang sagen, dass ich es ganz und gar nicht nett von dir gefunden habe, dass du meine drei Freunde vergiftet hast und wie ich hörte war das auch die Art wie ich deiner Meinung nach sterben sollte. Nein, nicht nett, ganz und gar nicht nett" "Ach ja" Noah sah ihn hasserfüllt an "Nun ich finde es war auch nicht gerade" nett" von euch erst meinen Großvater mit einem Kissen zu ersticken und dann meine Schwester im Brunnen zu ertränken. Mein Großvater war so großzügig zu euch, aber ihr konntet ja den Hals nicht voll genug bekommen." Er schluckte bitter und Tränen der Wut und der Trauer traten in seinen Augen. "Ja, was soll ich sagen, wir wurden uns da einfach nicht einig, deshalb mussten wir Ihn los werden und da deine Schwester alles gesehen hatte sie gleich mit. Das mit dem Kissen war leicht, das habe ich alleine hinbekommen, aber deine Schwester hat sich so heftig gewehrt, dass wir sie zu viert festhalten mussten um sie in dem Brunnen lange genug unter Wasser zu drücken und unsere schönen Markenklamotten waren danach ganz nass" Noah wollte sich auf ihn stürzen, aber Georges Waffe hielt ihn zurück. "Und nun zu euch beiden Turteltäubchen, hübsche Verkleidung die ihr da habt, der Partnerlook steht euch. Mister Holmes, die Haare hingegen so nicht wirklich, nur meine Meinung und Mr., oh Entschuldigung bitte, Dr. Watson, was haben Sie denn da eigentlich im Gesicht, stört das nicht bei Knutschen? " Sherlock konnte sich ein lautloses Lachen nicht verkneifen, bevor er eifrig nickte und John verdrehte nur die Augen. Hatten die sich alle heute bei dieser dämlichen Frage abgesprochen? Oder warum fragte ihn das jetzt schon der Zweite? Und warum schien jeder automatisch davon zu wissen, dass Sherlock ihn seit Neustem zu küssen pflegte, war das soooo offensichtlich? "So, jetzt aber genug mit dem Herum Geplänkel, das nehme ich an mich", damit ging er zu der Vitrine, öffnete sie kurzerhand und nahm den Pokal heraus." Richtig schön schwer, gefällt mir" grinste er, dann wurde er wieder ernst und richtete seine Waffe auf Noah. "Und jetzt noch zu dem einfachen Teil, wer von euch möchte als erstes dran glauben? Da Sie beide ja eigentlich schon tot sind, haben Sie ja gewiss nichts dagegen Noah den Vortritt zu lassen, mit ihm habe ich schließlich das größere Hühnchen zu rupfen." Noah stand dummerweise die ganze Zeit in Johns Schussbahn. John war zwar dafür bekannt, sein Ziel niemals zu verfehlen, aber dazu in der Lage um jemanden herum zu schießen, war er leider trotzdem nicht. So ein Mist aber auch. Zu Johns Glück hob Noah nun die Hände und ließ sich auf die Knien sinken. Jetzt hatte er freie Schussbahn. George, der gerade dabei war, sich vor Noah hinzustellen um diesem die Waffe an den Kopf zu halten, sah sich nun plötzlich selbst einem Revolvermündungslauf gegenüber. "Lassen Sie sofort die Waffe fallen" Georges Reaktion war allerdings einer dieser Faktoren, die Sherlock nicht in seinem Plan kontrollieren konnte und so ahnte weder er noch die beiden andern im Raum wie dieser nun reagieren würden. George stieß Noah grob zur Seite, wobei er den Pokal fallen ließ, den er unter dem Arm getragen hatte. Das glänzende Ding fiel mit einem dumpfen "Blong" zu Boden. Dann wollte er sich auf John stürzen um ihm die Waffe zu entreißen, entschied sich aber sofort dagegen. Stattdessen war ein Klicken zu hören, als die Waffe entsichert wurde. "Nur zu" er richtete die Pistole kurzerhand auf Sherlock und lachte hämisch "schießen Sie auf mich und ich breche Ihrem Lieblingsdetektiv das Herz" Sherlock wusste, dass John sofort nachgeben würde und verurteilte ihn auch nicht, als er gehorchte und seinen Revolver sinken ließ. "Auf den Boden damit, sehr gut, schieben Sie ihn nun mit dem Fuß zu mir rüber, Sie sind ein braver Junge, Mr. Holmes muss stolz auf Sie sein" Er steckte den Revolver in die Tasche seines Trainingsanzuges und ging wieder ein paar Schritte rückwärts während er hämisch feixte "Das war wohl nichts Doktor. Sie mussten sich ja unbedingt vordrängeln. Bei Ihnen beiden muss ich dieses Mal besonders gründlich sein, damit Sie nicht nochmal zurück kommen und mir wieder auf die Nerven gehen." "Bevor Sie uns erschießen hätte ich da noch eine Frage" Sherlock rückte ein Stück näher an John heran, schüttelte dabei kaum wahrnehmbar den Kopf "Nur zu" gluckste dieser nur, er schien alle Zeit der Welt zu haben. "Wie haben Sie davon erfahren, dass Noah heute hier sein würde?" George, der den Braten nicht roch, prahlte gönnerhaft: "ich habe meine Kumpels überall. Der Fred zum Beispiel arbeitet hier als Wachmann, der hat mich sofort angerufen, als Noah hier ankam und mir sogar den Weg zu eurem Zimmer gezeigt. War das nicht nett von Ihm? Noch was?" Sherlock antwortet:" Nein Danke, keine weiteren Fragen, Sie können dann jetzt gerne loslegen" antwortete er, dabei einen Daumen nach oben formte. George lachte laut auf, zielte dann wieder auf Sherlocks Herz und drückte ab, als ihn plötzlich etwas sehr Schweres sehr kräftig am Kopf traf "Blong" . Er sackte darauf hin in sich zusammen. Es war aber schon zu spät gewesen, ein Schuss war los gegangen und John, der sofort ahnte, dass die Kugel auf Sherlock zu flog und er selbst ihr nicht mehr ausweichen können würde, warf sich sofort seitlich gegen ihn um ihn aus der Schussbahn zu bekommen. Noah stand mit geschocktem Gesicht da, den Blick auf den am Boden liegenden George gerichtet, den Pokal immer noch in den Händen. Was George zuvor nicht mitbekommen, aber Sherlock und John sehr wohl gesehen hatten, war gewesen, dass Noah sich, nachdem George ihn zu Seite gestoßen hatte, kurze Zeit später, erst mühsam wider aufgerappelt und sich dann den schweren Pokal gegriffen und sich leise von hinten angeschlichen hatte. Sherlock hatte ihm mit dem Kopfschütteln signalisiert noch kurz zu warten und ihm mit dem Daumen nach oben und dem "Sie können dann jetzt gerne loslegen" dann einen eindeutige Handlungserlaubnis erteilt. "Ist er tot?" Noah war kreideweiß ihm Gesicht. Sherlock rappelte sich wieder auf und griff nach dem Metallwagen auf dem immer noch die nun leere Vitrine stand. "Nein der hat einen ziemlichen Dickschädel, tot nicht, aber KO. Sie sollten jetzt langsam verschwinden, Lestrade wird jeden Moment hier auftauchen. Ach ja und danke, Sie haben uns das Leben gerettet." Noah ließ den Pokal sinken und stellte ihn einfach auf dem Boden neben sich, doch bevor er etwas erwidern konnte oder sich Richtung Ausgang bewegen konnte, zeigte er plötzlich auf den Platz neben Sherlock und meinte mitleidig "bei dem Leben gerettet wäre ich mir da noch nicht ganz so sicher! " Sherlock, der mit Noah und George beschäftigt gewesen war, sah jetzt neben sich und erschrak innerlich bis ins Mark. John saß an die Wand gelehnt neben ihm auf dem Boden und hielt sich mit schmerzerfülltem Gesicht die linke Schulter, dass Uniformshemd färbte sich bereits tief rot von seinem Blut, wo ihn offensichtlich die Kugel getroffen hatte, die, so viel hatte John zu diesem Zeitpunkt 100% sicher gewusst, jetzt in Sherlocks Herz stecken würde, wenn er ihn nicht rechtzeitig zur Seite gestoßen hätte. Ihm wurde schwindlig. "John, was hast du getan" Sherlocks Stimme erstarb als er sich sofort vor dem Kleineren, der nun schon halb auf dem Boden lag, auf die Knien fallen ließ. Noah war unschlüssig was er nun tun sollte. "Gehen Sie" brüllte Ihn Sherlock jetzt regelrecht an, den sorgenvollen Blick nicht von seinem Partner abwendend. Er zog John wieder hoch und lehnte ihn gegen die Wand. John schien noch bei Bewusstsein zu sein, zumindest gerade noch so. Sherlock presste seine Hände auf die Wunde. Da war so viel Blut. "Ach so eine Sache könnten Sie vielleicht doch noch für mich tun. Wenn Sie draußen und weit genug weg sind, rufen Sie dann bitte einen Krankenwagen? Das wäre sehr freundlich von Ihnen" Sherlock verbarg sein Verzweiflung über den Zustand des Kleineren nicht vor Noah, wozu auch. Dieser nickte nur und meinte dann noch, schon die Hand an der Türklinke: "Mach ich, versprochen, dieser Mann muss Ihnen ja wirklich wichtig sein, alles Gute" Sherlock tat was er konnte, aber es war nicht genug. Wo zum Teufel blieb Lestrade. In Wirklichkeit waren seit dem Schuss keine 5 Minuten vergangen, aber Sherlock kam es vor wie eine Ewigkeit. Gerade in diesem Moment flog die Tür auf und der DI eilte mit schnellen Schritten ins Zimmer. Er überflogen kurz die Lage. "Wir haben einen Schuss gehört" Er sah Sherlocks besorgtes, verzweifeltes Gesicht und John der mit flatternden Liedern, mit dem Rücken an die Wand gelehnt da saß und augenscheinlich nur noch sehr flach atmete. Dann sah er das Blut und Sherlocks Hände die sich auf die Wunde pressten. "Ja, ich weiß, die Kugel dazu steckt jetzt schließlich in meinem Partner" Lestrade wurde blass. Sherlock versicherte ihm, ein Krankenwagen sei bereits gerufen worden, er hoffte zumindest das Noah sein Versprechen hielt. Lestrade solle nur dafür sorgen dass der Notarzt und die Sanitäter das Zimmer gleich fanden. Er informierte ihn außerdem recht sachlich darüber, dass der am Boden ohnmächtig liegende George Clapton sei und Lestrade gut daran täten, ihm jetzt gleich Handschellen an zu legen und nicht erst, wenn er wieder zu sich käme. Lestrade gehorchte sofort und ließ dem Mörder Handschellen anlegen "Nehmen Sie die verstärkten, nur so ein Tipp" kam noch erstaunlich altklug von Sherlock und so wurde der noch ohnmächtige George aus dem Zimmer tragen, dann ging der DI nachschauen wo der Krankenwagen so lange blieb. Alles außer John kam Sherlock gerade unglaublich weit weg vor, wie als hätte man sie beide in einen Raum voll Watte gepackt. Er sah nur das Blut, so viel Blut, hörte Johns rasselnden Atem, sah seine flatternden Augenlider und wusste dass der Krankenwagen sich beeilen mussten. Die Verletzung selbst machte Sherlock weniger Sorgen es waren wohl keine Organe verletzt worden, aber der enorme Blutverlust war äußert bedenklich. "Sherlock" er horchte auf und beugte sich dann über den Kleineren um ihn besser verstehen zu können. "Warum immer diese Schulter?" John versuchte ein gequältes Lächeln und  Sherlock hätte beinahe hysterisch gelacht. John lag hier blutende auf dem Boden und riss allen Ernstes noch Witze darüber. Sherlock seufzte " John was hast du dir dabei nur gedacht." Er drückte seine Stirn gegen die des Kleineren und sprach leise weiter: "Hilfe ist gleich da, halte durch" Er sah, wie sich Johns Augen langsam schlossen, rückte von ihm etwas weg und klatschte ihm schnell mit der flachen Hand sanft aber bestimmt auf die Wangen "Hey, schön hier bei mir bleiben" John kam wieder zu Bewusstsein und lächelte Sherlock jetzt liebevoll an. "Weißt du was dieses Mal schön ist?" Sherlock wusste zwar beim besten Willen nicht, was es gerade an dieser Situation Schönes zu finden gab, fragte aber sanft was John denn meine. "Diese Kugel habe ich mir eingefangen, um einen geliebten Menschen zu retten." hauchte er noch, dann verlor er das Bewusstsein. Das Sherlock nun doch in die Tränen ausbrach, die er die letzten 10 Minuten mit aller Gewalt zu  unterdrücken versucht hatte, bekam er nicht mehr mit und auch nicht, wie Sherlock sich über Ihn beugte und verzweifelt flüsterte "John es tut mir so leid, bitte vergib mir all den Schmerz, den ich dir verursacht habe!" Kapitel 51: Warten auf bessere Zeiten ------------------------------------- Warten, ja, warten war immer schon eine Qual für Sherlock Holmes gewesen. Normalerweise wurde es von gähnender Langeweile und Melancholie begleitet und bezog sich auf das Ausbleiben eines neuen Kriminalfalls. Doch dieses Warten war vollkommen anders, sehnsuchts- und hoffnungsvoll, viel schlimmer zu ertragen als die übliche Warterei auf neue Arbeit und bezog sich auf seinen Partner, neben dessen Krankenbett er saß und hoffte, dass dieser endlich wieder aufwachen würde. Die Rettungskräfte waren zum Glück fast sofort, nach dem John das Bewusstsein verloren hatte, endlich eingetroffen und hatten den mit Blut besudelten Sherlock sanft aber bestimmt von John weggezogen um sich um ihren Patienten kümmern zu können. Sherlock hatte so ein jammervolles Bild abgegeben, wie er da gestanden hatte, die glatten Haare zerzaust im Gesicht hängend, Tränen rollten ihm stumm die Wangen hinab und auf seine blutverschmierten Hände starrend, dass nicht mal Sally Donovan sich ein bissiges Kommentar erlauben wollte. Die Sanitäter hatten erst Sherlock davon abhalten wollen, mit in den Krankenwagen zu steigen, aber Lestrade hatte stumm seine Zustimmung gegeben und sie hatten ihn darauf hin doch gewähren lassen. Die Fahrt über hatte er die ganze Zeit Johns kalte Hand gehalten, nur kurz hatte er ihm den falschen Schnauzer vorsichtig von Gesicht genommen und ihn in seine Hosentasche gesteckt und sich nicht die geringsten Gedanken darüber gemacht, wie das für andere wohl gerade aussehen mochte. Es war ihm sch*** egal gewesen. Im Krankenhaus hatten sie die beiden dann doch voneinander trennen müssen, John wurde sofort in den OP gebracht und Sherlock blieb verloren vor diesem zurück. Es waren viele Stunden vergangen und alle ihre Freunde zu Besuch gekommen. Mrs. Hudson und Sarah waren zuerst eingetroffen und hatten Sherlock, der noch fast genau so aussah, wie als er mit John zusammen ins Krankenhaus gekommen war, beide einfach kommentarlos nacheinander in eine tröstende Umarmung gezogen. Mrs. Hudson hatte dann dafür gesorgt, dass Sherlock sich die Hände wusch und ihm aus dem Krankenhausportfolio frische Kleidung besorgt. Dann hatte sie ihm fast schon großmütterlich einen Stuhl neben die OP Tür gestellt und ihm noch kurz mit ihren weichen Händen das Haar aus dem Gesicht gestrichen. Sherlock war wie betäubt und ganz tief in sich drin unendlich dankbar gewesen, dass die beiden Frauen ihm keine Vorwürfe wegen der inszenierten Beerdigung gemacht, sondern einfach nur für John und ihn da gewesen waren. Mycroft war dann auch eingetroffen, eine junge Dame im Schlepptau, die den Augen und den Haaren nach nur John's Schwester sein konnte. Wäre Sherlock gerade vollkommen bei sich gewesen, hätte er über sich selbst den Kopf geschüttelt, er hatte "Harry" ganz zu Anfang seiner Zusammenarbeit mit John für einen Mann gehalten. Mycroft hatte seinem kleinen Bruder einen Becher heißen Kaffee in die Hand gedrückt und sich dann kurz mit ihm über das Geschehen unterhalten, so viel er in dem Moment aus dem Kleineren eben heraus bekommen hatte. Harry oder Harriet wie sie tatsächlich hieß, hatte sich währenddessen leise mit Sarah unterhalten und Sherlock zwischendurch immer wieder Blicke zugeworfen. Sherlock hatte nicht darauf geachtet ob diese hasserfüllt oder neugierig, oder mal das eine und mal das andere, gewesen waren. Dann waren auch Lestrade und Donovan aufgetaucht um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Donovan hatte sich augenscheinlich immer noch nicht getraut, dem Consulting Detektiv irgendetwas Gemeines an den Kopf zu werfen, sie hatte einfach geschwiegen und in eine andere Richtung geblickt. Dass der "Freak" sich so viele Sorgen um den anderen machte und richtig mitgenommen zu sein schien, verunsicherte sie offenbar ungemein. Zum Schluss war noch ein Krankenpfleger auf Sherlock zugekommen und hatte ihm wortlos einen Zettel in die Hand gedrückt, den Sherlock nur kurz überflogen hatte und sich trotzdem insgeheim über diese Geste zugegebenermaßen sehr gefreut hatte. "Ich habe, nach dem ich weg war, sofort den Notruf gewählt. Ich hoffe es hat geholfen und das es ihrem Partner ;-) bald wieder besser geht. Danke nochmal, dass Sie mich gehen lassen haben, war wirklich korrekt von Ihnen. Ich wünsche Ihnen beiden von Herzen noch eine lange und glückliche gemeinsame Zeit. N. B. " Nun saß er hier und wartete darauf, mit John diese Zeit beginnen zu können. Wenn der Kleinere doch nur endlich aufwachen würde. Die Ärzte hatten gesagt, dass die OP komplikationslos verlaufen war. Die Kugel hatte die alte Narbe wieder aufgerissen und war in der Metallblatte, die John von dem damaligen Militär Unfall im Schulterblatt hatte, stecken geblieben, recht einfach zu entfernen gewesen. John würde nur eine etwas größere Narbe zurück behalten, wenn alles problemlos verheilte. Aber warum der Patient nach der Narkose nicht gleich wieder aufgewacht war, konnten sich die Ärzte nicht wirklich erklären. Er hätte es eigentlich müssen. Vielleicht war der Blutverlust doch ein bisschen viel gewesen. John Watson lag nicht im Koma, er schlief einfach und wollte eben offensichtlich einfach, aus einem Grund, den nur er selber zu kennen schien, noch nicht wieder aufwachen. Sie konnten alle nur abwarten. Er war stabil und lag auf einem gewöhnlichen Krankenbett auf einer Überwachungsstation, hatte nur eine Infusion im Arm und ein Blutsauerstoff Messgerät am Finger klemmen, ansonsten war es für Sherlock, der sich vehement weigerte, sich auch nur einen Augenblick von seiner Seite zu weichen, wenn er selbst nicht mal dringend musste oder sich das Pflegepersonal um John kümmerten, als würde er sein Partner friedlich schlafend neben ihm im Bett der Safehouse Wohnung liegen sehen. Alle Krankenschwestern und Pfleger hatten Mitleid mit dem Mann, der da neben dem Bett wie ein Häufchen Elend saß und unentwegt die Hand des anderen zwischen seinen hielt, während seine Daumen sanft über den Handrücken dieser streichelten. Sie brachtem ihm Essen und Kaffee. Das Essen rührte er nie an, aber die Kaffeetasse war des Öfteren geleert. Einmal war Harriet Watson zu Besuch gekommen, hatte ihren Bruder schweigend angesehen und sich dann mit neutraler Stimme an Sherlock gewandt. "Wurde er wegen Ihnen verletzt oder hat er wegen Ihnen überlebt?" "Beides" hatte Sherlock nur gepresst geantwortet. Sie hatte darauf hin nur genickt, ihrem Bruder einmal liebevoll das Haar verwuschelt und war dann mit einem "Wir sehen uns" wieder gegangen. Mycroft war nun zu Besuch gekommen und setzte sich zuerst schweigend neben seinen Bruder. Dann sah er ihn abschätzend an und meinte: "Mein lieber Bruder, du siehst echt beschissen aus." "Ja ja, wie immer die Liebenswürdigkeit in Person" grummelte Sherlock, den Blick immer noch auf seinen schlafenden Partner gerichtet. "Willst du dich nicht vielleicht kurz frisch machen, ich bleibe bei ihm" Sherlock rang kurz mit sich, stimmte dann aber zu. Schnell verschwand er im Krankenzimmer Bad, schaute dort zweifelnd in den Spiegel. Ein sogar für Sherlock Holmes vergleichsweise bleiches Gesicht schaute ihn an, die Augen gerötet, tiefe Augenringe darunter. Die geglätteten Haar begann sich bereits wieder von selbst zu locken, aber momentan sah er mit den halb gelockten, halb glatten Haaren aus wie eine Vogelscheuche. Wie tief war er bloß gesunken. Er spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, zog sich das Oberteil und die Hose aus, die aus dem Krankenhaus Kleiderschrank, die er bis jetzt getragen hatte und griff nach der Tasche, die der Polizist, der sie beide zum Museum gefahren hatte, ihm vorbei gebracht hatte. Zusammen mit Johns Sachen. Wieder in sein übliches weißes Hemd und seine schwarze Anzugshose gekleidet fühlte er sich schon viel lebendiger, wie er sofort fest stellen musste. Er kämmte sich sogar die Haare, die dadurch so gleich nicht mehr ganz so sehr einem Vogelnest ähnelten, warf seinem Spiegelbild noch einen traurigen Blick zu und verließ das Bad dann auch schon wieder, nahm sofort seinen Platz neben John wieder ein und nuschelte ganz leise "Danke Bruder" "Für dich doch immer" lachte dieser leise auf und schlug ihm dann, nicht so fest, wie er es üblicherweise getan hätte, brüderlich auf die Schulter. Die diensthabende Krankenschwester brachte den beiden Kaffee und lächelte Sherlock mitfühlend an. Dieser bekam sogar ein dankendes Nicken zustande. Sherlock löste behutsam seine rechte Hand von Johns und griff nach dem zu Verfügung gestellten Kaffee. "Hat sich irgendwas verändert?" Sherlock schüttelte den Kopf. "Hast du zwischenzeitlich mal geschlafen?" "nicht wirklich" antwortete Sherlock lapidar. "Wie lange willst du das noch durchziehen Sherlock. Du sitzt seit drei Tagen hier. John würde bestimmt nicht wollen, dass du dich hier selbst kaputt machst" "Aber ich bin doch schließlich Schuld das er jetzt überhaupt hier liegt" Sherlock wurde jetzt wütend und seine Fingerknöchel, die die Tasse umklammert hielten, wurde ganz weiß. "Ich wollte, dass er im Safehouse bleibt oder nach Hause in die Baker Street fährt und mich alleine zum Museum gehen lässt. Ich habe mich von ihm überreden lassen, ihn doch mitzunehmen, obwohl ich einige Lücken in meinem Plan gefunden hatte, deren Gefahr ich ihn eigentlich nicht aussetzen wollte. Die Kugel war für mich bestimmt und dieser Idiot hat mich zur Seite schubsen und sie sich dadurch selbst einfangen müssen. Wenn er nie wieder aufwacht? Mycroft was mache ich dann? " Seine Stimme hatte langsam aber sicher von wütend zu verzweifelt gewechselt und sein Bruder sah, wie Sherlock schon wieder Tränen die bleichen Wangen hinunter liefen. Er legte Sherlock tröstend den Arm auf die Schulter und ließ ihn sich kurz wieder beruhigen. "Das ich das auf meine alten Tage noch erleben darf, dass mein kleiner Bruder tatsächlich mal jemanden findet, der für ihn so interessant ist, dass er jetzt hier neben mir sitzt und sich wegen Demjenigen die Augen aus dem Kopf heult. Holst du jetzt endlich deine Pubertät nach? " Er grinste und Sherlock konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Typisch Mycroft. " Rede doch einfach mal ein bisschen mit ihm. Ich bin sicher das er dich hören kann. Vielleicht kannst du ihn ja davon überzeugen, wieder aufzuwachen. Versuchs einfach mal." Mycroft erhob sich und wuschelte Sherlock durchs Haar. Er hoffte, dass es bald wieder vollständig lockig sein würde, so gefiel ihm sein Bruder besser. " Ach ja und Sherlock." Mycroft sah ihn jetzt ernst an. "Lass das doch bitte John selbst entscheiden ob du Schuld bist oder nicht. Er ist ein erwachsener Mann, der selbst entschieden hat dich zu begleiten und der auch selbst entscheiden hat, dir das Leben zu retten." Sherlock biss sich auf die Unterlippe, Mycroft hatte ja recht. "Meld dich, wenn es was Neues gibt, bis dann" und schon war er verschwunden. Kapitel 52: Sherlock Holmes spricht sich aus -------------------------------------------- Sherlock sah unschlüssig zu dem Schlafende. Er sollte also mit ihm reden. Was sollte er ihm bitte sagen, dass es ihm leid tat? Das er sich schuldig fühlte doch nachgegeben zu haben, John mitzunehmen? Wie blöd er gewesen war Georges Reaktionen so falsch einzuschätzen? Das er sich wünschte mit ihm tauschen zu können? Das er der Meinung war, dass er die Kugel verdient hatte, die John getroffen hatte, weil er unvorsichtig gewesen war? Das es Ihn tief berührt hatte, als Johns letzte Worte vor seiner Ohnmacht praktisch eine Liebeserklärung gewesen waren? Er wusste wirklich nicht, wo er anfangen sollte. Sein Mund war trocken, er war nervös, er fühlte sich als habe er Lampenfieber, ahrg, warum war das so schwer. Er hatte doch längst akzeptiert, dass er Gefühle für John Watson hatte, tiefe Gefühle, die er niemals zuvor für einen anderen Menschen empfunden hatte, warum zum Teufel konnte er sie nicht einfach in Worte fassen. Er war doch sonst auch so redegewandt. Es war doch zum Haare raufen. Er riss sich dann endlich am Riemen, schluckte nochmal, beugte sich ein bisschen zu seinem Partner runter, dessen linke Hand immer noch mit seiner rechten Hand verbunden und begann mit für seine momentane Gefühlslage erstaunlich fester Stimme zu sprechen: "Ich fürchte John, ich kann dir nicht versprechen, dass das, was ich jetzt von mir geben, mehr als zusammenhangloses Gestammel sein wird. Alle Gefühle, insbesondere die Liebe, widersprechen der reinen, kalten Vernunft, die ich normalerweise über alles andere stelle. Eine Beziehung zu einem anderen Menschen, mal prinzipiell egal welcher Art, ist meines Erachtens nach, bzw. war, nichts weniger als Teil eines Theaterstück all dessen, was falsch, trügerisch, irrational und sentimental ist in dieser moralisch angeschlagenen Welt. Heute ehren die Menschen die Toten und ignorieren die Lebenden. Eine Plage, die nicht nur unserer Gesellschaft Verderben bringt, sondern mit Sicherheit irgendwann auch unserer ganzen Spezies. Entschuldige, ich schweife ab. Das wird mir vermutlich noch häufiger passieren, ich fokussiere mich nun lieber wieder auf dich. Wenn ich mich bei meinen Abenteuern mit einem Gehilfen belaste, du weißt hoffentlich, dass ich dich längst nicht mehr so sehe, sondern als meinen gleichberechtigten Partner, dann tat und tue ich dies nicht aus Sentimentalität oder einer Laune heraus, sondern, weil du viele Eigenschaften, die du in deiner Besessenheit von mir und meinen Fähigkeiten, die du meist als viel fantastischer ansiehst als sie tatsächlich sind, dafür an dir selbst komplett übersiehts. Den Ruf, den ich nun aufgrund deines Blogs habe, für meinen Verstand und meinen Scharfsinn, dieser Ruf resultiert in Wahrheit aus dem beachtlichen Kontrast, den du mir jeder Zeit so selbstlos zu Verfügung stellst. Dieser Kontrast ist immerhin auch im Masterplan Gottes dazu bestimmt die Schönheit seiner Schöpfung zu betonen. Ohne diesen Kontrast wäre Gott nur eine lächerliche Fantasie, die nur dazu dienen würde, den größten Idioten die besten Chancen zu geben. Was ich damit sagen will ist, John, ich bin, mit Abstand, das unangenehmste, rüdeste, ignoranteste und widerlichste Arschloch, dem zu begegnen du das Pech haben konntest. Wenn du mich gerade wirklich hören kannst, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, die Augen aufzumachen und mich zu korrigieren. Nein, OK, dann muss ich wohl noch weiter machen. Ich bin dem Tugendhaftem gegenüber geringschätzig, der Schönheit gegenüber blind und verständnislos wenn ich dem Glück gegenüber stehe. Wenn ich also nicht verstanden habe, dass ich für dich der beste Partner sein soll und deine Liebe tatsächlich verdient haben soll, dann nur deswegen, weil ich nie erwartet hätte, mal jemandes Partner zu sein, mal dessen Liebe würdig zu sein. Und gewiss nicht der Partner des tapfersten, gütigsten und verständnisvollsten Menschen dem ich, ja, dem ich jemals das Glück hatte zu begegnen. John, ich bin ein lächerlicher Mann, erlöst nur durch die Wärme, Treue und Beständigkeit deiner Liebe zu mir und da du mich offenbar tatsächlich für die beste Wahl als deinen Partner in allen Lebenslagen hältst, konnte ich dir leider bisher nicht zu deiner Wahl deines Gefährten gratulieren. Doch jetzt, da ich es endlich vollkommen verstanden habe, jetzt endlich kann ich es. Wenn ich sage, dass ich dich verdient habe, dann ist es das größte Kompliment, was ich mir selbst je zugestanden habe. Aber nun traue ich mir das endlich zu. Ich traue mir zu dich glücklich machen zu können, weil ich endlich kapiert habe, das dass was du mit mir machst genau das ist, du machst mich glücklich. John, du warst in einem Krieg und hast eine Verwundung erlitten, sogar zwei Mal. Für Letzteres werde ich mich jetzt entschuldigen. Es tut mir wirklich sehr leid und diese Schuld wirst du mir so schnell wohl auch nicht abnehmen können, was vollkommen in Ordnung ist, solange du endlich aufwacht und es wenigstens versuchst. Also bedenke, wenn du jetzt gerade mit dir ringst, ob du mir nach allem was passiert ist, diesen Gefallen tun möchtest. Du liegst gerade hier und lässt den Mann, den du mit deiner Art vor sich selbst gerettet hast, darum flehen, nun dich retten zu dürfen. Kurz gesagt, einem Mann, von dem du, dass weiß dieser nun mit Bestimmtheit und kann es auch endlich vor dir offen zugeben, jetzt schon mehr geliebt wirst, als dieser Mann jemals in seinem Leben einen andern Menschen geliebt hat. Und ich kann dir jetzt ganz ehrlich und gewissenhaft versprechen, dass dieser Mann dich nie im Stich lassen wird und sein ganzes Leben damit verbringen wird, dir das jeden Tag aufs Neue zu beweisen. Ich kann das deshalb so fest bezeugen, weil ich dieser Mann bin, bzw. weil ich durch dich zu diesem Mann geworden bin und dir dafür, auch wenn ich es niemals offen zugeben habe, unendlich dankbar bin. John, ich liebe dich und ich bitte dich inständig, wach auf, damit ich dir dabei in die Augen schauen kann während ich dir das endlich sage. " Sherlock war inzwischen komplett aufgelöst, hatte seinen Kopf auf Johns Oberkörper gelegt, lauschte dem gleichmäßigen Herzschlag und ließ den Tränen freien Lauf. Trotz allem fühlte sich sein eigenes Herz, dass er immer für eiskalt gehalten hatte, nun an, als wäre eine tonnenschwere Last davon abgefallen, vielleicht ja der Eisberg, in dem er es solange eingeschlossen hatte und die Tränen waren Balsam für seine geschundenen, verkümmerte Seele. Er fühlte sich trotz dem ganzen Schmerz, der Trauer und der Schuldgefühle seltsam leicht und beschwingt. "Sherlock, Ich dich auch" Angesprochener wollte seinen Ohren nicht trauen, hielt die leise aber bekannte Stimme erst für ein Produkt seiner von Hoffnung und Sehnsucht getriebenen Fantasie, aber als dann die Hand, die er immer noch in seiner rechten Hand hielt, seine sanft drückte und sich dann die anderen Hand, die immer noch mit dem Infusionsschlauch und dem Blutsauerstoff Messgerät verbunden war, auch noch auf seinen Kopf legte und ihm sanft durch die Haare fuhr, da schreckte er hoch und sein Blick traf direkt den aus offenen dunkelblauen Augen. "Oh Gott John, endlich, du bist wach!" Er zog den Älteren in eine trotz seiner überschäumenden Gefühle, bedacht vorsichtige Umarmung und weinte an dessen Schulter einfach weiter. Er spürte immer noch die Hand, die nun von seinem Kopf nach unten wanderte und ihm stattdessen beruhigend den Rücken auf und ab fuhr, so deutlich, dass es einfach kein Wunschtraum sein konnte. John war wach und es schien ihm den Umständen entsprechend gut zu gehen. Erleichterung spülte all den Schmerz, die Trauer und sogar einen kleinen Teil der Schuldgefühle einfach weg. Sherlock war so glücklich, wie noch nie zuvor in seinem Leben, vielleicht auch das erste Mal überhaupt. Er beruhigte sich langsam und ließ ebenso vorsichtig wieder von dem Kleineren ab, entfernte sich nur ein bisschen von ihm und sah ihm tief in die Augen, in denen er all die Liebe und das Vertrauen sah, für das er so dankbar war und das er nun endlich auch vollständig annehmen konnte. "Jetzt wo du wach bist" Johns Blick wurde weicher, er wusste was jetzt kommen würde "Hier nochmal für dich, so klar und deutlich wie ich es zu formulieren vermag, John, ich liebe dich" und mit diesen Worten zog er den Doktor in einen tiefen Kuss, in dem John dieses Gefühl vom anderen sehr intensiv spüren konnte und mit dem Sherlock das Gesagte nochmals unterstreichen wollte, mit Erfolg, auch John wiederholte darauf hin, jetzt klar und deutlich seine Antwort: "Sherlock, ich liebe dich auch" Sherlock rückte nun von John eine wenig ab, damit dieser sich aufrichten konnte, meinte dann noch mit schuldbewussten Blick, dass es ihm leid täte, dass er so lange gebraucht habe, dies endlich zu realisieren und das John erst angeschossen werden musste, bevor er dann auch endlich dazu in der Lage war es laut auszusprechen. John grinste und meinte daraufhin ein blindes Huhn fände bekanntlich auch mal ein Korn, worauf Sherlock das Lächeln erwiderte und dann der Stationsschwester klingelte, damit sie sich um den endlich erwachten Patienten kümmern konnte. Kapitel 53: Fall erfolgreich abgeschlossen ------------------------------------------ Am nächsten Tag, John ging es blendend und Sherlock sah auch wieder ein bisschen besser aus, da er nachdem sein Partner endlich wieder aufgewacht und damit endgültig über den Berg war, sich auch ohne schlechtes Gewissen ein bisschen ausruhen hatte können, kam Lestrade die beiden besuchen, um Ihnen mitzuteilen, was seit dem Vorfall ermittlungstechnisch noch alles geschehen war. Der DI betrat das Zimmer und gab erst John mit den freundlichen Worten "Dr. Watson, schön Sie wieder zu haben" und dann auch Sherlock die Hand. Er nahm sich auch einen Stuhl und begann dann sogleich die beiden Ermittler auf den neusten Stand zu bringen. Noah Brown war und blieb wohl auch weiterhin spurlos verschwunden. Sherlock und John versicherten dem Detektiv Inspektor, dass sie beide Mr. Browns Flucht nicht mitbekommen hatten und Lestrade schien ihnen zu glauben, er hatte ja gesehen, was am Tatort mit John passiert war. Auch die Aufzeichnungen, die Sherlock, wie John erst jetzt erfuhr mit einem Aufnahmegerät, dass in dem Glaskasten, in dem das falsche Familienerbstück ausgestellt gewesen war, versteckt gewesen war, während dem Gespräch im Zimmer, heimlich aufgezeichnet hatte, ergaben keine neuen Erkenntnisse, was Noah nach dem Schuss gemacht haben könnte. Es stellte sich für John heraus, dass Sherlock und Lestrade sich im Vorfeld abgesprochen hatten und Lestrade das Aufnahmegerät versteckt hatte, das Sherlock später mit einem unscheinbaren Knopf an der Unterseite der Tischplatte des Metallwagens an und ausschalten hatte können. Dadurch hatte Scottland Yard ein vollständiges Geständnis von George Clapton für die beiden Morde auf dem Thomson Anwesen bekommen, ohne das es diesem überhaupt bewusst gewesen war. Außerdem hatten die Behörden auf Grundlage dieser Aufzeichnungen auch einen von Claptons Handlanger Fred Meyers, festnehmen können. John lachte in sich hinein. Deshalb hatte Sherlock zweimal wie zufällig den Wagen verschoben. Nach dem Gespräch mit Noah hatte er das Aufnahmegerät aktiviert und nach dem Schuss hatte er es wieder deaktiviert, so dass niemand mitbekommen hatte, dass Sherlock Noah entkommen lassen wollte und diesem auch tatsächlich letzte Endes dank Sherlock die Flucht gelang. Das würde also für immer ihrer drei Geheimnis bleiben. Genau so wie der Aufenthaltsort des echten Familienerbstücks, welches sich immer noch, sicher verstaut, in John's Tasche befand. Vielleicht würden die beiden irgendwann doch noch die Chance bekommen, es Noah, dem rechtmäßigen Besitzer zurück zu geben, aber vorerst gab es Wichtigeres zu tun, das konnte getrost noch eine Weile länger warten. Lestrade hatte auf Sherlocks Anraten hin damit begonnen, alte Fälle von vergangenen Familiendramen der englischen Oberschicht noch einmal genau unter die Lupe zu nehmen und dabei war Erschreckendes zu Tage gekommen. In vier weiteren Fällen hatte sich eine Verbindung zu George Clapton und dessen drei Freunden Ben Clarks, Amber White und Henry Jagger unter immer anderen Namen finden lassen und so wurde die Zahl der Mordfälle, denen der luxussüchtig kaltblütige Mörder angeklagt werden würde, beachtlich länger. Das Karma hatte zwar die anderen drei Mörder am Gesetz vorbei bereits eingeholt, in dem Sie dieses Mal eine Portion ihrer eigene Medizin zu spüren bekommen hatten und nun natürlich nicht mehr Postmortem verurteilt werden konnten, aber Clapton, wie auch Lestrade inzwischen vermutete ehemaliger Kopf der Betrüger und Mörderbande konnte man immerhin noch seiner gerechten Strafe zuführen. Lestrade war zwar ein bisschen mürrisch, das Mr. Brown zumindest momentan mit dem dreifach Mord wohl noch eine Weile davon kommen würde, aber er lobte Sherlock und John ausnahmsweise dafür, dass Sie geholfen hatten, unter Einsatz ihres eigene Lebens, was er trotz allem Lob als leichtsinnig bezeichnete, den wirklich gefährlichen Mann hinter Gitter zu bringen. Alle drei waren sich in diesem Punkt einig, wäre George auf freiem Fuß geblieben, er hätte sich erst neue Verbündete und anschließend dann neue Opfer gesucht. Sherlock fragte noch freundlich: "Ist der Fall denn damit abgeschlossen? " und Lestrade antwortete wohlwollend "vorerst auf jeden Fall ja" Den Blick den sich die beiden Ermittlerpartner darauf hin zuwarfen, verstand der DI natürlich nicht, zumindest nicht so, wie er tatsächlich gemeint war. Lestrade dachte, die beiden wären einfach froh, dass alles endlich vorbei sei, aber das war ja auch ihr kleines Geheimnis und ging Sherlocks und ausnahmsweise auch John's Meinung nach den DI einen feuchten Kehrichts an. Dieser verabschiedet sich dann auch, wünschte Dr. Watson noch eine gute Besserung und ließ sich sogar von Mr. Holmes das Versprechen abnehmen, sich bei Ihnen zu melden, wenn es einen neuen interessanten Fall geben würde. "Aber nicht die nächsten zwei Wochen" Lestrade drehte sich unter dem Türrahmen, die Türklinke in der Hand bei Sherlocks Worten noch mal verwundert um. "OK, aber warum denn nicht, wenn ich fragen darf? " "Dürfen Sie" lachte Sherlock gönnerhaft und hatte damit auch die Aufmerksamkeit seines Partner, der sich auch spontan keinen Reim darauf machen konnte, was den selbsternannten Consulting Detektiv den bitte die nächsten vollen zwei Wochen so beschäftigen könnte, dass er es einem möglichen neuen Fall tatsächlich vorzog. "Dr. Watson und ich machen jetzt erstmal Urlaub! Wenn wir wieder zurück sind werden Sie es als Erster erfahren, versprochen. Bis bald" Als Lestrade endlich weg war, blickte John Sherlock schmunzelnd und fragend an. "Urlaub? So So. Und wo soll es hin gehen?" "Diese Information behalte ich erstmal für mich" antwortete Sherlock geheimnisvoll. John mochte es immer noch nicht, wenn Sherlock ihm Informationen wissentlich vorenthielt, aber hier drückte John mal wohlwollend gerne ein Auge zu, den Urlaub klang wie Musik in seinen Ohren und er vertraute Sherlock, dass dieser ihn nicht auf irgendein abgefahrenes Abenteuer entführen würde, zumindest ausnahmsweise mal nicht. "Wann geht es los?" "Morgen" kam die neutrale Antwort. "So schnell?" das überforderte John nun doch ein bisschen, aber bevor er widersprechen konnte, drückte ihm Sherlock einen vorsichtig stürmische Kuss auf und fügte schnell hinzu: "Ja, je eher du deinen Urlaub bekommst, desto eher bist du wieder fit und ich bekomme meine Belohnung für den erfolgreichen Abschluss des jetzigen Falls, Pardon ich meine natürlich unsere Belohnung" Aha, so war das also, na dann war ja alles gut. Kapitel 54: Urlaub, Überraschungen und typisch Sherlock ------------------------------------------------------- John lag mit geschlossenen Augen auf einem Liegestuhl und griff nun zu dem Tischen neben sich  nach seinem GinTonic. "Hach, konnte das Leben doch schön sein" dachte er vollkommen entspannt und schmunzelte, wie so oft seit sie hier angekommen waren, über Sherlock, der sich zu seinem Privatkrankenpfleger erklärt hatte und sich nun schon seit 5 Tagen wie eine Glucke verhielt. Gerade zum Beispiel versuchte er der Angestellten haarklein zu erklären, wie John sein Thunfisch Sandwich am Liebsten aß. Das "Hier" war übrigens die karibische Insel Anguilla, eine wunderschöne, flache, längliche Insel im britischen Überseegebiet. Sherlock hatte für Sie ein Zimmer in einem kleinen Hotel auf dem Crocus Hill gebucht. John war am selben Tag, an dem Lestrade sie besucht hatte, noch entlassen worden und die beiden tot geglaubten waren endlich wieder in ihre Wohnung in der Baker Street 221B zurück gekehrt, allerdings nur, um gleich am nächsten Tag früh morgens wieder abzureisen, in einem Flugzeug mit für John zu diesem Zeitpunkt vollkommen unbekannten Ziel. Sherlock hatte ihn dieses Mal definitiv nicht enttäuscht, es war wunderschön hier. Allein die fantastische Aussicht auf die angrenzende Bucht und die weißen Strände, die die Insel zu bieten hatte waren einfach perfekt. Mrs. Hudson war natürlich überhaupt nicht glücklich darüber gewesen, ihre beiden Lieblingsbuben, von denen sie erst jetzt wieder wusste, dass sie beide tatsächlich doch noch am Leben waren, gleich wieder verschwinden zu sehen, aber sie hatte verstanden, dass John den Urlaub nun dringend brauchte, die Seeluft und die Sonne würden bei seinem Heilungsprozess bestimmt förderlich sein. Nun saß er hier und fühlte sich so wohl, als habe es diesen Unfall und die Zeit im Krankenhaus gar nie gegeben. Er konnte sich noch daran erinnern, in welcher Verfassung er nach seiner ersten Verletzung gewesen war. Als er Sherlock kennen lernte litt er immer noch an dem psychologischen Trauma, dass der Militär Unfall damals ausgelöst hatte und dadurch an psychosomatischem Hinken und dem intermittierendem Zittern seiner linken Hand. So kaputt kam er damals zu dem weltweit einzigen selbsternannten Consulting Detektiv. John hatte ihn, wie Sherlock behauptete, vielleicht tatsächlich gerettet, aber das beruhte definitiv auf Gegenseitigkeit. Inzwischen waren alle seine Trauma Symptome restlos verschwunden, nicht mal Albträume hatte er mehr gehabt, seit er und Sherlock im selben Bett schliefen, obwohl natürlich immer noch meisten nur er schlief, aber das spielte kleine Rolle, so war Sherlock eben einfach, Punkt. Und ja, Sherlock hatte ihn auch gerettet um ihm ein Leben geschenkt, dass er vor Ihm, nie geglaubt hätte zu verdienen. Ein Geräusch holte ihn aus seinen Gedanken. Sherlock hatte einen Teller mit Thunfisch Sandwiches auf den kleinen Tisch gestellt, auf dem sich immer noch John's GinTonic befand. Er schimpfte ein bisschen vor sich hin, sowas wie, alles muss man selber machen oder so ähnlich und bemerkte dann, dass John ihn ansah. "Hier John, guten Appetit" sagte er fröhlich, deutete auf die Sandwiches und ließ sich auf die Liege nebenan fallen. "Danke Sherlock" John griff zu und ließ es sich schmecken. Man war das gut. Sherlock beobachtet ihn zuerst aufmerksam und schloss dann zufrieden die Augen als er sah, dass es John zu schmecken schien. Während John langsam und genüsslich seine Sandwiches verdrückte, kam eine Frage in ihm auf, die er sich schon die ganzen letzten 5 Tage gestellt hatte und er sprach sie dieses Mal einfach laut aus. "Du Sherlock, ich hab unsere Finanzen in letzter Zeit nicht so wirklich im Blick gehabt, wie konnten wir uns eigentlich diesen Urlaub hier überhaupt leisten?" Sherlock hob eine Augenbraue, hielt die Augen dabei aber geschlossen. "Ist das wichtig? Gefällt es dir hier nicht? Wir können auch gerne noch wo anders hin, wenn du möchtest?" John schüttelte schnell und energisch den Kopf, bevor ihm in den Sinn kam, dass Sherlock das mit geschlossenen Augen ja gar nicht sehen konnte, schluckte den Bissen, den er gerade gekaut hatte eilig hinunter und antwortete stattdessen zügig:" oh nein, es ist wundervoll hier, wenn ich könnte würde ich wahrscheinlich sogar länger als nur zwei Wochen hier bleiben. Ich habe mir nur gedacht, dass ein so exklusives Hotel bestimmt nicht billig sein kann." "Lieber John" Sherlock schüttelte milde lächelnd den Kopf. "Worüber du dir immer so Gedanken machst. Wenn du es unbedingt wissen willst, wir haben eine Bezahlung für den Abschluss unseres letzten Falls erhalten und davon habe ich auch diesen Urlaub hier bezahlt. Wenn wir nach Hause kommen wartet übrigens auch eine neue Küche auf uns, du brauchst ja schließlich einen angemessen Platz, wo du für dich und ab und zu auch für mich kochen kannst" John fühlte sich zwar unheimlich geschmeichelt, dass Sherlock offensichtlich tatsächlich an eine neue Küche für ihn bzw. sie beide gedacht hatte, nachdem er die alte ja praktisch in die Luft gesprengt hatte, überschlug dann aber die ungefähren Kosten für diesen zwei wöchigen All Inklusive Karibik Urlaub plus einer komplett neu eingerichteten Küche und wurde blass. "Ähm Sherlock" "Hmmm" "Wie hoch war den diese Bezahlung genau?" Sherlock machte eine wegwerfende Geste "ach, nur 10.000 Pfund-Sterling" John, der gerade einen Schluck von seinem Drink im Mund hatte, spuckte diesen sofort wieder aus und fing an zu Husten. "10.000 Pfund-Sterling!!!!" japste er erschrocken, als er wieder einigermaßen zu Atem gekommen war. Sherlock nickte bloß, als ob das nichts besonderes wäre. "Wer zum Teufel hat uns den bitte für den Abschluss des Brown/Clapton Falls 10.000 Pfund-Sterling gezahlt?????" Aber anstatt von Sherlock kam die Antwort sogleich von einer anderen Stimme, die John schon einmal, nein um genau zu sein zwei Mal gehört hatte. Tatsächlich, da im Türrahmen der Veranda stand Noah Brown " Von mir, die Bezahlung kam von mir" "OK, Hallo und Danke erstmal. Aber warum so viel?" fragte John nun weiter. Sherlock mischte sich jetzt doch wieder in das Gespräch ein in dem er sarkastisch meinte "Viel? Vor allem ich habe dem jungen Mann immerhin einen dreifach Mord durchgehen lassen, zwar einen dreifach Mord aus den edelsten Beweggründen heraus, aber Mord bleibt trotzdem allem Mord, egal ob es im Endeffekt etwas schlechtes oder wie in seinem Fall etwas Gutes bewirkt hat und wir haben für Ihn zudem Lestrade und Scottland Yard angelogen, da war das wohl das Mindeste!" "Das sehe ich ganz genau so" bestätigte Noah, sagte dann er sei nur auf der Durchreise und wolle nun weiter nach St Martin. Er habe nur kurz vorbei schauen wollen wie es John gehe. John bedankte sich nochmal bei Ihm, für alles - Sherlock hatte ihm nach dem Aufwachen im Krankenhaus die Nachricht gezeigt, die John ebenso gerührt hatte wie Sherlock ein paar Tage davor - und dann drehte der junge Mann sich auch schon um und begab sich auf den Weg aus dem Hotel. Plötzlich sahen Sherlock und John wie Noah kurz nochmal über seine Schulter zurück sah und rief: "Genau genommen vierfach nicht dreifach. Alles Gute euch zwei, lebt wohl" Er winkte ihnen noch zu und war dann verschwunden. Beide Männer hatten ganz eindeutig das Selbe gehört und wenn das stimmte, hatte Noah also George doch noch erwischt und wahrscheinlich war es auch am Besten so, dachte sogar John. Wie er das angestellt hatte würden die Ermittlerpartner sicherlich sofort von Lestrade erfahren, wenn sie wieder zurück in England waren. Sie beschlossen nicht weiter darüber nachzudenken und einfach ihren restlichen gemeinsamen Urlaub zu genießen. John, der Sherlocks Methoden inzwischen sehr gut kannte, wollte ihn schon fragen, woher in aller Welt Sherlock gewusst haben konnte, dass Sie beide Noah hier früher oder später über den Weg laufen würden. Er war sich nun sicher, dass Sherlock diese Insel ganz speziell deswegen für ihren Urlaub ausgewählt hatte, aber weil es hier so schön war, John sich hier Pudel wohl fühlte und es im Prinzip keinen Unterschied machte, ließ er es bleiben, sollte Sherlock doch ausnahmsweise mal glauben, John hätte ihn nicht durchschaut, vorerst zumindest. Es war gerade eine halbe Stunde seit Noahs Überraschungsbesuch vergangen, als Sherlock plötzlich ein Klatschen hörte und verwundert aufblickte. John hatte sich die flache Hand auf die Stirn geschlagen und schimpfte gerade leise vor sich hin. "John, was ist denn bitte jetzt mit dir los?" fragte Sherlock verwundert und John, der kurz zusammen gezuckt war, als der Größere ihn angesprochen hatte, antwortete hektisch: "Ach Mist, ich hab voll vergessen Noah sein Kuscheltier zu geben und jetzt wahrscheinlich meine letzte und einzige Chance vertan dem alten Charly seinen Wunsch zu erfüllen." John hatte unbedingt den kleinen smaragdgrünen Hund, wie die beiden inzwischen herausgefunden hatten, dass angeblich verschollene Familienerbstück der Familie Thomson, mit in den Urlaub nehmen wollen und ärgerte sich jetzt, dass er die Chance von Noahs" plötzlichem" Auftauchen ungenutzt verstreichen hatte lassen. Er war schon aufgesprungen und überlegte gerade, ob er den jungen Mr. Brown vielleicht, wenn er sich jetzt beeilen würde, doch noch erwischen würde, bevor dieser die Fähre bestieg und für immer auf und davon wäre. Sherlock setzte sich auf, griff nach Johns Hand und zog ihn einfach mit einem sanften Ruck zu sich auf seine Liege, wo er auf Sherlocks Schoß zum Sitzen kam. "Mach dir keinen Kopf John. Ich habe, vor lauter Krankenhaus und Urlaub ehrlich total" vergessen", dir zu sagen, dass bei dem Barscheck, den ich von Noah per Post erhielt, während wir noch im Krankenhaus waren, eine Notiz beigelegt war, auf der stand, dass Charly Noah von dem Hund erzählt habe und er ihn dir gerne schenken wollen würde, in der Hoffnung, dass er dir mehr Glück bringen möge als ihm. Sei mir bitte nicht böse, aber ich hatte in der Zeit tatsächlich ganz andere Dinge im Kopf und habe es schlichtweg bewusst vergessen, bzw. in die hintersten Schublade meines Gehirns gepackt." John zuckte zur Antwort nur mit den Achseln. Ach so war das, ja dann war das ja auch geklärt und er musste sich darüber auch keinen Kopf mehr machen, umso besser. Er war Sherlock überhaupt nicht böse, wozu, John wusste schon, weil der Größere es ihm schnörkellos erzählt hatte, wie er die Tage, die John nach der OP nicht aufgewacht war, praktisch permanent in dessen Krankenzimmer verbracht hatte, hoffnungsvoll erwartend, dass sein Partner endlich die Augen aufschlug. Ihm war sofort klar, dass da kein Platz für den Gedanken an ein zwar überaus wertvolles, aber für die Sache absolut nutzloses Spielzeug gewesen war. John drehte sich auf Sherlocks Schoß, auf dem er immer noch saß, so um, dass er den Größeren ansehen konnte und schlang seine Arme um den Hals des Detektivs während er seine Beine recht und links neben Sherlock hinten von der Liege baumeln ließ. "Alles gut" Er näherte sich mit seinem Sherlocks Gesicht, schloss dann die Augen und legte seine Lippen sanft auf das ihm inzwischen sehr vertraute Gegenpaar. Sherlock ging sofort auf den Kuss ein und vertiefte ihn auch ein bisschen, indem er seine Zunge langsam in Johns Mund gleiten ließ und Johns Zunge sanft mit ihr umschlang. John stöhnte wollig auf und drückte unbewusst sein Becken etwas mehr an Sherlocks Schoss. Obwohl es inzwischen so in Anführungszeichen normal geworden war, dass die beiden Männer sich auch auf diese Weise nahe waren, war es trotzdem noch  nicht weniger erregend geworden, zumindest nicht für den Kleineren. Sherlock unterbrach den Kuss aber leider, zu John's Leidwesen, recht schnell wieder und fragte mit besorgtem Blick nach John's Schulter. "Der geht es gerade ausgezeichnet, so wie dem ganzen Rest von mir. In diesem Punkt bis du es, der sich zu viele Gedanken macht. Die Wunde verheilt sehr schnell und sauber, in ein paar Tagen schon werde ich den Arm wieder voll belasten können." Sherlock nickte, war aber nicht ganz überzeugt und wollte John schon vorsichtig von sich schieben, aber dieser sah ihn streng an und meinte:" Wenn wir jetzt tatsächlich nur deswegen aufhören, dann schwöre ich dir, dann reise ich sofort ab" Sherlock musste leicht über die übertriebene Drohung schmunzeln und wollte schon genauer nachfragen, wie der Doktor dass den anzustellen gedachte, ließ es dann aber sein, schlang, trotzdem vorsichtig, ergeben erneut seine Arme um den Kleineren und zog ihn wieder an sich. "Schön hiergeblieben" raunte er nur neckisch und nahm den Kuss dann auch so gleich wieder auf, den er in seiner, das musste er selbst zugeben übertriebenen, Sorge unterbrochen hatte. Er war wohl wirklich eine ziemliche Glucke geworden, aber wenn John an seiner Stelle drei Tage in Hoffen und Bangen an Sherlocks Bett gesessen hätte, dann würde er sein Verhalten jetzt vielleicht etwas besser verstehen. Er wollte das John keinesfalls vorwerfen, er wollte sich nur einfach nie mehr so fühlen müssen, wie in diesen Tagen, dieses Erlebnis hatte ihn in seinen Grundfesten erschüttert und ihn, wenn auch nur für John alleine, für immer verändert. Selbst wenn er gewollt hätte, an den Punkt davor konnte er niemals wieder zurück, zu tief hatte sich diese Erfahrung in seine Seele gebrannt. Er sah die Entwicklung im Allgemeinen als Fortschritt an. Denktechnisch und ja auch gefühlstechnisch hatte sie ihn definitiv vorwärts gebracht. Er fühlte sich nun im Gleichgewicht, als hätte er endlich seinen Platz im Leben gefunden. Er wusste nun, dass er John am meisten glücklich machen konnte, wenn er zumindest ein bisschen mehr auf sich selbst acht gab. Aber hatte nun auch eine Verantwortung, eine Verantwortung, vor der er sich früher immer gedrückt hatte, weil er sich ihr schlichtweg nicht gewachsen gefühlt hatte. Er wusste jetzt noch nicht, ob er es nun war, aber mit John gemeinsam würde er es herausfinden und notfalls auch daran arbeiten können, da war er sich sicher. Während diesen Gedanken war in der Realität nur etwa eine Minute vergangen, in dieser der Consulting Detektiv sich genau so intensiv um John wie um seine Gedanken gekümmert hatte. Bei dem Kleineren viel es ihm leicht hochkomplexe Gedankengänge durchzuspielen und sich gleich zeitig in dieser Zeit auf John zu konzentrieren, dem zwar sein ganzes Herz gehört, der aber, zu Sherlocks Erleichterung gleichzeitig nicht seinen kompletten Verstand lahm legte, in dem er ihm voll und ganz beanspruchte. Vielleicht war das der Grund warum es funktionierte und warum es Sherlock so bereitwillig zugelassen hatte, die anfängliche Angst, sich nicht mehr konzentrieren zu können, durch den Kleineren zu sehr abgelenkt zu werden war unbegründet gewesen. Ganz im Gegenteil, John half ihm sogar dabei sich besser zu konzentrieren. Wenn er sich mit John über einen Fall z. B. unterhielt war dieser so mit ihm auf einer Wellenlänge, das es Sherlock manchmal vorkam als könne er dessen Gehirnkapazität zusätzlich nutzen, im übertragenen Sinne natürlich, Johns Einwände, Fragen und eigene Beobachtungen war wirklich immer hilfreich, auch wenn der Doktor manchmal selbst voll auf dem Holzweg war. John hatte inzwischen seine Hände in Sherlocks Haaren vergraben, die zum Glück, wie Sherlock und John dachten endlich wieder in ihrer natürlichen, lockigen Zustand zurückgekehrt waren. John erinnerte sich in den Kuss schmunzelnd daran, wie er Sherlock nach seinem Aufwachen und dem gegenseitigen Liebesgeständnis  im Krankenhaus kritisch angesehen und neutral festgestellt hatte: "Sherlock, sorry, dass ich dir das sagen musste, aber du siehst voll scheiße aus. In deinen Haaren könnte ein Vogel nisten" Sherlock hatte ihn missmutig angesehen und was von na und, hatte halt wichtigeres zu tun als mich um mein Aussehen zu kümmern gebrummelt. John hatte ihn geknufft und gemeint das bekämen sie beide auch noch wieder in Ordnung. Und so war es dann auch gewesen. John hatte sich liebevoll darum gekümmert, dass Sherlock Locken bald wieder so schön und natürlich aussahen, wie vor der Glättungsaktion. Sherlock hatte gescherzt, dass John nicht nur sein Privatarzt sondern auch sein Privatfriseur wäre. Irgendwann beendeten die beiden Männer schweratmend und schon mehr als leicht erregt den Kuss und John legte sein Stirn an Sherlocks, beide hatten noch die Augen geschlossen, um zu nuscheln "Was ist nur mit uns passiert?" Sherlock grinste breit und neckte John ein bisschen in dem er mit tiefer rauchiger Stimme raunte "Bereust du jetzt etwa irgendwas davon?" "Nein, natürlich nicht" Sherlock spürte wie Johns weiche Haut an seiner entlang strich als dieser den Kopf schüttelte. "Ich meine nur, als wir uns das erste Mal begegnet sind, hast du dich für ein soziopatisches Arschloch gehalten und dich dementsprechend verhalten und ich war ein psychisches Wrack mit null Selbstvertrauen. Und sieh uns jetzt an. Ich finde schon, dass wir beide uns ganz gewaltig gemacht haben" Sherlock löste sich plötzlich von dem Kleineren, lehnte sich etwas nach hinten, legte sich die flachen Hände auf die Wangen, riss theatralisch weit die Augen auf und rief bestürzt "Mein Ruf ist ruiniert, alles halten mich jetzt für einen gefühlsduseliger Waschlappen, was soll ich nur tun?" John musste lachen, so albern sah das gerade aus. "Ja vielleicht" meinte er übertrieben sanft und zog dabei mit seine Händen Sherlocks feingliedrige Finger wieder von dessen Gesicht. "Aber du bist mein gefühlsduseliger Waschlappen, das ist was ganz anderes und außerdem weißt du ja" er grinste schelmisch und seine dunkelblauen Augen funkelten Sherlock vielsagend an "ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz unscheniert." "Siehst du, unter anderem dafür liebe ich dich, du schaffst es immer wieder meine Perspektive zu verändern, damit ich die Dinge klarer und so sehen kann wie sie sind" Sherlock lächelte dabei warm und John wurde rot. "Was möchtest du heute eigentlich noch machen" wechselte John schnell das Thema, es überforderte ihn immer noch ein bisschen, wie schnell Sherlock diese drei Wörter, die er zuvor nie freiwillig verwendet hätte, jetzt schon so normal und scheinbar beifällig und trotzdem immer als Anerkennung oder Übermittlung seiner Zuneigung, manchmal auch seiner Sorge um den Kleineren, im Alltag verwendete. "Wir können runter zu Strand gehen wenn du magst" schlug Sherlock nun vor und John stimmte sofort zu. Sie gingen in Ihr Zimmer, zogen sich Badehosen an und liefen mit Flip-flops an den Füßen und Badetüchern um die Schultern die Holztreppe zum Strand hinunter. Der Strand des Hotels lag geschützt vor neugierigen Blicken in einer kleinen Bucht, der Sand war blütenweiß und bis auf ein paar Muscheln hier und da makellos und das Wasser türkis und glasklar. Es war etwa zehn Meter sehr seicht, und reichte den beiden Männern nur bis zum Bauch bzw. bis zu Tailie und wurde dann abrupt tiefer. Zudem war es so warm wie wenn man Wasser in eine Badewanne eingelassen hätte. John stellte fest, dass Sherlock auch in Badebekleidung eine ausgesprochen gute Figur machte. Er war im Allgemeinen froh, dass es auch Sherlock inzwischen wieder deutlich besser zu gehen schien. Er hatte es zwar nicht gezeigt, aber ihn hatte Johns Verletzung und die Zeit danach nicht nur körperlich, als John aufgewacht war hatte ihn ein, sogar für Sherlock bleiches Gesicht mit, vom weinen, geröteten, leicht geschwollenen Augen, dunklen Augenringen und einem für Sherlock mehr als untypischen Bartschatten, erleichtert angeblickt. Er hatte ihm angesehen, dass der jungen Mann die drei Tage nicht gegessen und praktisch nicht geschlafen hatte, noch weniger wie sonst schon. Und darüber, wie es ihn psychisch mitgenommen hatte, darüber hatte Sherlock glücklicherweise recht offen mit John gesprochen. Doch nun sah er für seine Verhältnisse gesund und fit aus, hatte fast immer ein leichtes Lächeln auf den Lippen und durch die Sonne hatte seine blasse Haut sogar ein bisschen Farbe bekommen. John hatte ein bisschen ein schlechtes Gewissen, weil Sherlock sich die ganze Zeit auch aus Schuldgefühlen heraus sehr fürsorglich um ihn gekümmert hatte und John hatte sich die letzten Tage, weil er sich unbedingt auf seine schnelle Heilung konzentrieren musste, kaum revanchieren können. Doch jetzt wo es ihm schon besser ging wollte er das ändern. Sie wateten gerade durch das warme Wasser und John wollte sich Sherlock schon nähern, als dieser ihm plötzlich mit der Hand bedeutet stehen zu bleiben und seinen rechten Zeigefinger auf seine Lippen legte, ein Zeichen, dass John ruhig sein sollte. Dann deutete er auf einen bestimmten Punkt im Wasser. John sah erst nichts und dann eine Schwanzflosse, nein gleich mehrere, die sich in gleichmäßigen Bewegungen auf sie beide zubewegten. John zuckte kurz vor Schreck ein wenig nach hinten, waren das Haie? Sherlock sah die Bewegung und lächelte belustigt. Mit den Lippen formte er ein lautloses Wort. Achso, Delfinen, natürlich, wie blöd von mir, dachte John. Die Meeressäuger kamen ihnen immer näher. Eine ganzer Schwarm flüsterte John aber Sherlock schüttelte belehrend den Kopf und flüsterte zurück die korrekte Bezeichnung sei Schule. Die intelligenten Meeresbewohner waren inzwischen bei ihnen angekommen und schwammen neugierig um die zwei Menschen herum. Sherlock bedeutete John die Arme und Hände im Wasser zu lassen und ruhig stehen zu bleiben. Schon streifte der erste Delfin erstaunlich vorsichtig Johns Arm und dieser runzelte kurz verwundert die Stirn. Dann hörten sie das charakteristische Kecken und sahen, dass einige größere Tiere aus der Gruppe den Kopf aus dem Wasser gesteckt hatten. Einer kam besonders neugierig auf John zu und dieser mutiger als er es von sich selbst gedacht hätte, hob die Hand und hielt sie dem Meeressäuger erstmal vor die Nase. Dieser schien nichts dagegen zu haben, kam sogar noch etwas näher auf John zu und ließ sich von diesem den Kopf streichen. Wenn John früher jemand gesagt hätte, dass er mal einem Delfin begegnet und diesen sogar streicheln würde, hätte er denjenigen für verrückt gehalten, wieder ein Erlebnis, dass er nur wegen Sherlock erhielt. Die Tiere schienen genau so viel Interesse an Sherlock wie an ihm zu haben und der Detektiv ging erstaunlich sanft auf die Delfine zu, John hatte immer gedacht Sherlock möge keine Tiere. Aber er hatte schließlich auch anfangs gedacht, Sherlock möge keine Menschen als warum wunderte ihn das hier jetzt überhaupt. "Wenn du mit Ihnen schwimmen möchtest, dann musst du dich einfach mit ausgestreckten Armen an ihre Rückenflosse hängen. Sein nur behutsam, sonst tust du ihnen weh" woher Sherlock das schon wieder wusste, war John absolut schleierhaft, aber gut zu wissen, er überlegte kurz und entschied dann, dass das heute nicht unbedingt sein musste, er war sich der Kraft in seiner rechten Schulter noch nicht so sicher und wollte sich nicht leichtfertig der Gefahr ausgesetzten sich gleich wieder zu verletzen. Die Delfine leisten den beiden Männern noch eine ganze Weile Gesellschaft und die jüngeren Tiere schwammen verspielt um sie herum, als die beiden sich in tiefere Wasser begaben um selbst eine Runde zu schwimmen. Später, als die beiden dann wieder aus dem Wasser waren und auf dem weißen Sand auf ihren Badetüchern lagen, drehte sich John leicht zu Sherlock und sagte fröhlich: Danke Sherlock, das war ein besonderes Erlebnis für mich" Der Angesprochen, auf dem Rücken liegend, die Augen geschlossen, nickte nur zustimmend. Einige Tage später stand John nach dem Frühstück im Hotel Bad und besah sich seine Narbe. Dann ließ er die Schulter kreisen, streckte den Arm und prüfte eingehend ob er dabei noch Schmerzen empfand. Er war mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Das ging ja flotter als vermutet. Sherlock hatte ihm angeboten, einen lokalen Arzt für die Nachversorgung aufzusuchen, aber John hatte nur milde gelächelt und gemeint das er das mit seinen medizinischen Fähigkeiten "gerade so" noch selbst hinbekommen würde. Sherlock war darauf hin tatsächlich ein bisschen rot um die Nase geworden und hatte sowas wie entschuldige, blödes Angebot in seinen nicht vorhandenen Bart genuschelt. John hatte sich daraufhin ein Lachen nicht verkneifen können, oh Sherlock, hatte er nur vergnügt gedacht. "Hast du heute vielleicht Lust mal" the Valley" zu erkunden? " kam es plötzlich aus dem Schlafzimmer. Hmmm ach so ja, das war ja die sozusagen Hauptstadt der Insel. Er dachte sich, warum nicht, seit sie hier waren hatten sie das Hotel nicht großartig verlassen, außer um zum Strand hinunter zu gehen, aber das klang wie eine sehr gute Idee. Das sagte er Sherlock auch und kurze Zeit waren beide auch schon angezogen und abfahrbereit. Sherlock kleidete sich hier ungewohnt leger, er trug heute eine leichte, helle Leinenhose und ein dazu passendes Hemd, auch sehr schick wie John fand. Sie warteten Hand in Hand auf ein Taxi und stiegen dann ein. Während der Fahrt sprachen sie nicht viel. Sherlock war mit seinem Handy beschäftigt, dass er wie John nach dem Vorfall wider ausgehändigt bekommen hatte. John kam plötzlich auf die Idee Sherlock doch mal nach der Sache mit Noah zu fragen, seine Neugier war die letzten Tage doch zu groß geworden und er wollte zugegebenermaßen auch ein bisschen Sherlocks ertapptes Gesicht sehen. Deshalb legte er sich zu dem anderen und raunte ihm ins Ohr: "Sag mal, jetzt würde ich doch schon gerne Mal wissen, woher du die Information hattest, das der junge Mr. Brown hier sein würde. Du hast diese Insel doch nicht zufällig für unseren Urlaub ausgewählt, dazu kenne ich dich inzwischen viel zu gut um das zu glauben" Sherlock schaute tatsächlich kurz ein bisschen ertappt und überrumpelt drein, fing sich dann aber gleich wieder und antwortete recht neutral: "das ist dir also aufgefallen, ich muss wohl aufpassen, dass du nicht zu gut wirst in dem was ich normalerweise tue, sonst brauchst du mich vielleicht irgendwann nicht mehr um Kriminalfälle zu lösen" John lachte und versicherte ihm, dass das nie passieren würde und forderte ihn dann auf, ihm endlich zu erzählen, woher er das mit Noah gewusst haben konnte. "Nun, das war eigentlich ganz einfach" sagte Sherlock lapidar, für ihn waren seine Schlussfolgerungen, die für viel andere oft sehr verwirrend und alles andere als klar nachzuvollziehen waren, immer leicht. "Ich habe es an der Briefmarke und an dem Papier auf dem die Notiz geschrieben war erkannt. Ich habe dir doch erzählt, dass ich per Post einen Brief mit einem Barscheck und eben jener Notiz von Noah bekommen habe, zwei Tage nachdem,... nach dem Unfall eben. Dann habe ich noch ein bisschen recherchiert und herausgefunden, dass die Familie Brown ein Sommerhaus hier hat. Hier sind übrigens" er griff in die Tasche seiner Hose" die Schlüssel dazu. Noah hat sie mir überlassen und gemeint, das wir beide dann öfter hier Urlaub machen und dabei vielleicht auch mal Charly und seine Familie hier herbringen könnten. Er ist der Meinung, dass Sie hier sicherer wären als in England und dem stimme ich auch zu. Dass ist alles." John staunte nicht schlecht, als er das alles hörte." Und wie hat er erfahren, dass wir hier sind? "" Ganz einfach, ich habe es ihm gesagt. Ich habe ihn besucht und ihm gesagt, er solle noch mal am Hotel vorbei kommen bevor er ginge. Ich dachte mir schon, dass er nicht ewig hier bleiben wollen würde, die britischen Behörden haben hier immerhin vollen Zugriff." Ach da war er also gewesen, den einen Morgen als er sich am Frühstückstisch entschuldigte und für eine Stunde weggeblieben war. " Und dass er gerade dann auftauchte, als ich dich von mir aus auf die Finanzierung dieses Urlaubs angesprochen habe, wie hast du das bitte angestellt, wo du doch gar nicht wissen konntest, ob ich das von mir aus tun würde? "" Das mein lieber John war tatsächlich purer Zufall. Auch ich, der weltweit einzige selbsternannten Consulting Detektiv komme manchmal, wenn auch sehr selten in den Genuss eines Treffens mit dem Wirken des Universums." Bei diesen letzten Worten war Sherlock näher an John herangerückt und sah ihm tief in die Augen. "Das du nun hier neben mir sitzt ist für mich bisher der eindeutigste wissenschaftlichste Beweis für die Existenz von Gott, dem Schicksal oder dem Universum, nenne man es wie man es will" John erwiderte den intensiven Blick der eisblauen Augen und schluckte. Das Sherlock, der rationalste Mensch, den John jemals getroffen hatte, das wirklich zu glauben schien, verblüffte ihn ungemein. Er wollte gerade etwas erwidern, als der Taxifahrer ihnen signalisierte, dass Sie angekommen waren. Sie hielten am the Valley Strip, stiegen aus und schlenderten Hand in Hand die belebte Straße hinunter, die auf beiden Seiten von Cafés, Restaurants und Geschäften gesäumt war. John hatte das Gefühl, dass manche der Leute, an denen sie vorbeikamen, ihnen komische Blicke zuwarfen, weil sie hier ja eindeutig wie ein Pärchen auffielen, aber Sherlock schien es wie immer nicht die Bohne zu interessieren, sollten die Leute denken was sie wollten, war ihm doch egal. Sie hatten sich dann ein paar zu Fuß erreichbare Sehenswürdigkeiten angesehen, was John genau wusste, dass Sherlock es nur seinetwegen tat, die Vergangenheit interessierte den Consulting Detektiv tatsächlich nur dann, wen sie mit einem Kriminalfall zu tun hatte, den er indem Moment selbst zu lösen hatte und John war ihm dankbar, dass er wenigstens ein bisschen so tat als würden ihn die alten Gebäude auch interessieren. Es war angenehm warm, nicht heiß. Trotzdem setzten sie sich abschließend zum Site Seeing in ein kleines Café wo John sich einen Eisbecher bestellte. Zu Johns Freude ließ auch Sherlock sich einen Kaffee bringen. Er hatte, wie John zufrieden feststellte nun tatsächlich so was wie eine Ess- und Schlafroutine, eine trotzdem für "normale" Menschen eigensinnige und ungewöhnliche, aber er hatte eine. John's Essen zog er aber definitiv dem Essen im Hotel vor, was er diesem auch ehrlich gesagt hatte und John sehr verlegen gemacht hatte. Wenn er eher gewusst hätte, dass er nur den Kochlöffel zu schwingen gebraucht hätte, damit Sherlock regelmäßiger aß, dann hätte er schon viel früher damit angefangen, aber wie bei so vielem in seiner Beziehung mit Sherlock, hätte er das früher nie für möglich gehalten. Er hätte z. B. auch nie geahnt wie einfach es sein konnte, Sherlock davor zu bewahren in depressive Langeweile zu verfallen. Sie waren jetzt seit über einer Woche hier, d. h. natürlich automatisch, dass Sherlock praktisch eine Ewigkeit, nach alten Maßstäben, keinen Kriminalfall mehr zu bearbeiten gehabt hatte, was den Detektiv ausnahmsweise überhaupt nicht zu stören schien. Auch Nikotin Pflaster oder eine Zigarette hatte er bei Sherlock seit dem Einzug ins Safehouse nicht mehr wieder gesehen. "Sherlock" begann John nun zögernd, der Angesprochen horchte auf und wand den Blick, der gerade noch beobachtend auf den Menschen im Café und auf der Straße gerichtet gewesen war, mit entspanntem Gesichtsausdruck dem Kleineren zu. "Wenn dich das hier übrigens alles langweilt, tut mir das sehr Leid, es ist sehr lieb von dir, dass du diesen Urlaub für mich organisiert hast, den habe ich wirklich gebraucht, aber ich weiß wie öde es für dich ist keinen Fall zu haben in das sich dein Gehirn vergraben kann." Sherlock lächelte und antwortete:" Wirke Ich gelangweilt auf dich? "" Nein, ich meinte ja nur, dass, weil... "" Alles gut John, wenn ich mich langweilen würde, dann würdest du das bestimmt merken, du weißt doch wie ich dann bin. Mir tut der Urlaub nach der ganzen Sache zugegebenermaßen auch ganz gut, außerdem wäre es schlichtweg Verschwendung gewesen, die Suche nach Noah nicht gleich damit zu verbinden" "Du hast nach Noah gesucht" "Nicht direkt, gesucht ist wohl das falsche Wort, ich war nur neugierig, ob er es aus England, wo alle nach ihm gesucht haben, geschafft hatte. Als ich dann die Hinweise auf diese Insel hier bekam, zog ich meine Schlüsse, dachte, dass sich alles schön verbinden lassen würde und das hat ja am Ende auch alles wunderbar geklappt. Nicht zu wissen wo Noah abgeblieben ist, gab mir das Gefühl, den Fall doch nicht ganz sauber abgeschlossen zu haben, aber nun bin ich zufrieden." "Das heißt du wolltest sicher sein, dir deine Belohnung auch ganz sicher verdient zu haben?" lächelte John nun vielsagend und Sherlock nickte nur. "und, hast du sie dir denn nun verdient? " Sherlock warf John einen amüsierten Blick zu und nickte abermals. Es war nicht so, dass Sherlock und er die Woche hier im Zölibat gelebt hatten, aber wegen Johns Schulter waren sie vorsichtig gewesen. Nun ging es John aber schon viel besser, bedeutete das, dass unmittelbar bevor stand, was John mit einem nervös aufgeregtem Kribbeln im Bauch so lange herbei gesehnt hatte und Sherlock offensichtlich auch. Sherlock, der mal wieder seine Gedanken gelesen zu haben schien, nickte ein drittes Mal. Plötzlich hörten Sie Polizei Sirenen und Sherlock horchte sofort interessiert auf. Der Streifenwagen hielt nicht allzu weit von Café, in dem sie saßen, an und dort hatte sich, wie sie jetzt bemerkten auch schon eine kleine Gruppe Schaulustiger versammelt. Sherlocks Augen blitzen neugierig, aber er blieb sitzen. John meine plötzlich wohlwollend " Na los, geh schon, ich warte hier" Sherlock blickte ihn erst erstaunt und dann dankbar an, erhob sich, ging zu dem Kleineren hinüber um ihm einen zärtlichen Dankeskuss auf die Lippen zu hauchen und verschwand dann sogleich in Richtung "Tatort". John war total verdutzt. Benahm sich Sherlock nur hier so ungezwungen mit ihm in der Öffentlichkeit, weil sie beide hier niemand kannte, oder würde er diese Intimitäten auch vor Lestrade und Co zukünftig vollkommen offen zur Schau stellen? Das konnte ja lustig werden. Donovan würde wahrscheinlich in Ohnmacht fallen, wenn sie das erste Mal zu Gesicht bekommen würde, dass der "Freak" wie sie ihn immer boshaft nannte, plötzlich mit John Händchen halten beim Tatort auftauchen würde. John hatte gerade eine Stunde gewartet, er hatte Kaffee bestellt und sich entspannt, mit geschlossenen Augen, die schon langsam untergehende Sonne ins Gesicht scheinen lassen, als Sherlock auch schon wieder zurück kam. Sich wieder auf seinen Stuhl fallen lassend beantwortete er sogleich gutgelaunt Johns fragenden Blick. "Es war nichts besonderes, sonnenklar, ein Mordfall, den ich recht leicht vor Ort auflösen konnte. Die Ehefrau hat den Mann und seine Geliebte erschossen und es wie Doppelselbstmord aussehen lassen. Wirklich nichts Weltbewegendes also, nicht mehr als eine kleine nette Übung." John nickte nur. Typisch Sherlock. Sie bezahlten und Sherlock griff wieder nach Johns Hand, nur dieses Mal um ihm offensichtlich irgendwo hin zu führen." Du hast doch bestimmt Hunger. Ich habe da ein schönes Lokal entdeckt, da kannst du was essen"Das klang wirklich wie eine fantastische Idee und John ließ sich widerstandslos mitziehen. Kapitel 55: der erste Tanz -------------------------- Das Lokal sah sehr einladend aus. John merkte erst jetzt wie hungrig er schon war. Er war beeindruckt wie gut Sherlock ihn und seine körperlichen Bedürfnisse bereits einschätzen konnte. Im Restaurant gab es runde Tische mit 4 bis 6 Stühlen. An der hinteren Wand gab es eine Bühne mit Musikinstrumenten, darunter auch ein Klavier, die Band bereitet sich wohl gerade auf ihren Auftritt vor, denn es ging auf dem Podest sehr geschäftig zu. Sie setzten sich an einen der Tische, von denen einige besetzt, andere leer waren. Zwischen den Tischen und der Bühne gab es eine freie Fläche, wahrscheinlich damit die Leute tanzen konnten. Sherlock kam eine Idee und er nahm sich vor, sie nachher in die Tat umzusetzen, aber jetzt wollte er seinen kleineren Partner erstmal essen lassen. Wie er schon des Öfteren festgestellt hatte, war John einfach zufrieden zu stellen und es fiel Sherlock erstaunlich leicht, auf dessen Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen, wesentlich leichter als er anfangs befürchtet hatte. Eine Bedingung kam an den Tisch und nahm John's Bestellung auf. Während sie auf Johns Essen warteten, war die Band mit Aufbauen fertig und als John den Teller bekam, war auch der Soundcheck abgeschlossen. Die Band begann jetzt bunt durcheinander karibische und englische Musik zu spielen und die beiden Sänger, ein Mann und eine Frau, machten ihren Job sehr gut. Sherlock beobachtet auch, wie bald die ersten Pärchen auf die Tanzfläche kamen und anfingen sich passend zur Musik zu bewegen. John war gerade fertig mit Essen als er Sherlocks nachdenklichen Blick auf sich bemerkte. "Was ist?" wollte er neugierig wissen. "Ach eigentlich nichts Wichtiges. Ich habe mich gerade nur daran erinnert, wie ich dich im Barcode zum Tanzen auffordern wollte und du meintest das würde ich nie tun." Er stand in einer fließenden Bewegung auf, stellte sich vor John hin und sagte dann mit einem breiten Grinsen im Gesicht förmlich: " John Watson, würdest du mir die Ehre erweisen und mit mir tanzen? " Er hielt ihm dabei auffordernd die Hand hin. John war erst ein bisschen perplex, freute sich dann aber über die höfliche Aufforderung. Er wusste nur nicht wie. Peinlich berührt nuschelte er: "Deine Aufforderung ist sehr freundlich, aber ich fürchte, ich muss sie leider ablehnen, denn ich kann nicht tanzen, zumindest nicht so" Damit deutete er mit dem Kopf auf die Pärchen. "Dann würde ich mal sagen ist das heute mal wieder für uns beide das erste Mal. Na komm, wir fangen Mörder, dann bekommen wir auch das gemeinsam hin" John nickte langsam. Ja, konnte ja nicht so schwer sein und wenn Sherlock sich so viel Mühe gab. Er stand auf und legte seine Hand in Sherlocks. Wenn er sich mal nicht bis auf die Knochen blamiere, dachte er besorgt. Als sie auf der Tanzfläche angekommen waren, begann gerade ein langsames Duett, das von dem Klavier begleitet wurde. We were strangers, starting out on a journey. Never dreaming, what we'd have to go through. Now here we are, I'm suddenly standing At the beginning with you John wollte schon wieder um drehen und zu ihrem Tisch zurück gehen, das war ihm fast zu kitschig, aber Sherlock legte bereits die rechte Hand auf seine Taille und seine linke Hand griff nach Johns rechter. No one told me, I was going to find you Unexpected, what you did to my heart When I lost hope, you were there to remind me This is the start "Jetzt sind wir schon so weit gekommen, jetzt ziehen wir es auch durch, vertrau mir" And life is a road that I wanna keep going Love is a river, I wanna keep flowing Life is a road, now and forever, wonderful journey I'll be there when the world stops turning I'll be there when the storm is through In the end I wanna be standing At the beginning with you John schaute Sherlock zweifelnd an, legte dann aber seine linke Hand auf Sherlocks Schulter und schon setze sich dieser in Bewegung und John musste folgen. We were strangers, on a crazy adventure Never dreaming, how our dreams would come true Now here we stand, unafraid of the future At the beginning with you Sherlock konnte gut führen, wie John fand, denn er verstand was er machen sollte und so sah es recht schnell so aus, als hätten die Ermittlerpartner das schon hunderte Male  gemacht. And life is a road that I wanna keep going Love is a river, I wanna keep flowing Life is a road, now and forever, wonderful journey I'll be there when the world stops turning I'll be there when the storm is through In the end I wanna be standing At the beginning with you John fühlte sich ganz wohl, Sherlock schien genau zu wissen was er tat. "Hast du geflunkert, dass du nicht tanzen kannst, damit ich mir nicht so blöd vorkomme oder ist das hier wieder so ein Theorie zu Praxis Ding" Knew there was somebody, somewhere A new love in the dark Now I know my dream will live on I've been waiting so long Nothing's gonna tear us apart "Zweiteres" antwortete Sherlock, plötzlich kurz angebunden. Was war denn jetzt los, dachte sich John erst, doch nach einem Blick in das Gesicht des Größeren ging ihm ein Licht auf. And life is a road that I wanna keep going Love is a river, I wanna keep flowing Life is a road, now and forever, wonderful journey I'll be there when the world stops turning I'll be there when the storm is through In the end I wanna be standing At the beginning with you Es war zwar wirklich schön mit John zu Tanzen, aber die Berührungen von Johns Körper an seinem machten es ihm gerade unheimlich schwer sich zu konzentrieren. Life is a road that I wanna keep going Love is a river, I wanna keep going on Starting out on a journey Life is a road that I wanna keep going Love is a river, I wanna keep flowing In the end I wanna be standing At the beginning with you Dann war der Song auch schon zu Ende und Sherlock zog John bestimmt mit sich. Er bezahlte und als sie draußen waren, rief er ein Taxi. John war etwas überrumpelt und überfordert davon, das Sherlock es plötzlich so eilig hatte ins Hotel zurück zu kommen. Doch als sie in das Taxi gestiegen waren und dem Fahrer die Adresse gegeben hatten, zog Sherlock ihn sofort an sich und küsste ihn begierig. Nach dem Gespräch heute Mittag und dem Tanz jetzt gerade konnte er plötzlich nicht mehr auch nur eine Sekunde länger als nötig warten, Gott wie sehr er den Kleineren jetzt wollte. Kapitel 56: die Belohnung ------------------------- Sie wussten beide nicht so genau, wie sie es tatsächlich noch in ihr Hotelzimmer geschafft hatten. Als dann die Tür endlich ins Schloss gefallen war, Sherlock hatte es noch irgendwie geschafft, das Licht am Bett ein zuschalten, wofür es neben der Tür einen Schalter gab, zog dieser den Kleineren auch schon direkt in dem kleinen Gang vor dem Schlafzimmer stürmisch an sich und ihm das T-Shirt, das dieser trug, mit einer fließend Bewegung über den Kopf. Während sie sich nun wieder verlangend küssten und Sherlock mit seinen feingliedrigen Händen über Johns nun nackte Schultern fuhr, um die Narbe machte er dabei einen großen Bogen, nur um anschließend weiter über den Rücken nach unter streichelte, war John mit Sherlocks Hemdknöpfen beschäftigt, die er eilig einen nach dem anderen öffnete um ebenso zügig, die weiche Haut des Oberkörpers des Detektivs freizulegen. Sherlock drängte den Kleineren, den feurigen Kuss keine Sekunde unterbrechen wollend, recht zügig Richtung Schlafzimmer bzw. genauer gesagt zum Bett und öffnete dabei schon dessen Hose, die dann bei jedem Schritt, weiter nach unten rutschte. John spürte dann plötzlich die Bettkante in den Kniekehlen und wurde von Sherlock mit sanftem Druck auf die Schultern zum Hinsetzen bewegt, dabei unterbrach dieser den Kuss leider, was John mit einem leisen frustrierend Stöhnen kommentierte. Als er schließlich saß, streifte er schnell Hose und Schuhe ab, Sherlock dabei keine Sekunde aus den Augen lassend. Dieser nahm nun etwas aus seiner Hosentasche, stellte es auf den Nachttisch und entledigte sich dann auch dem lästigen und nun vollkommen überflüssigen Stück Stoff und natürlich auch gleichzeitig seinem Schuhwerk. Darauf hin kam er auf John zu, dem unweigerlich, verstärkt durch das diffuse Licht der beiden Nachtischlampen unterstützt, die Assoziation mit dem Tiger und seiner Beute in den Sinn kam, kniete sich vor John zwischen dessen leicht gespreizten Beine auf das Bett und brachte ihn dadurch dazu ein kleines Stück nach hinten zu rutschen. Sherlocks Mund suchte bereits wieder nach dem des Kleineren und verschloss ihn schließlich erneut zu einem heißen Zungenkuss. Dabei griff der Consulting Detektiv nach dem Bund von den Shorts des Doktor und zog ihm diese auch schon aus. John seufzte erleichtert auf, als sein Glied endlich genug Platz hatte, es war in dem Shorts längst unangenehm eng geworden. Sherlock begann darauf hin sich an Johns Kiefer entlang, über den Hals nach unten zu küssen. Er kam bei den Brustwarzen an, die er ausgiebig reizte. John hatte den Kopf in den Nacken gelegt, eine Hand in Sherlocks Haar, die andere in dessen Schulter verkrallt und stöhnte immer wieder wollig auf. Sein Körper zitterte vor Erregung und obwohl es im Zimmer recht warm war, überzog diesen eine feine Gänsehaut. Sherlock war nun der Meinung, dass die Brustwarzen erst mal genug verwöhnt worden waren und setzte seine Reise nach unten zügig fort. Seine rechte Hand ergriff Johns längst vollständig steifes Glied und begann es träge zu massieren, die andere streichelte dem Veteranen über die Oberschenkel Innenseiten. Dann spürte John eine heiße Zunge, die über seine Eichel leckte. Oh ja, er wusste genau was jetzt kam, dieses Vergnügen hatte er mit Sherlock schon einmal gehabt, damals zwar etwas holprig, aber heute nicht, hoffentlich. John hatte wohl Glück, denn der Größere schien ihm dieses Mal gnädig zu sein und unterbrach sein Tun keine Sekunde. Er verwöhnte Johns Glied geschickt mit Lippen und Zunge und konzentrierte sich auf jedes noch so kleine Geräusch, jede noch so minimale Bewegung, wollte sich alles ganz genau einprägen. Irgendwann ließ dieser aber doch von dem Kleineren ab, aber nur um Ihm zu bedeuten, sich mit dem Gesicht zu Wand zu drehen und in die Mitte des Bettes zu knien. Der Doktor gehorchte sofort und musste auch nur kurz warten, bis sein Detektiv hinter ihm war, seinen, nun ebenfalls vollkommen nackten Unterkörper an Johns Hintern presste. Dieser stöhnte jetzt lauter auf, der Körper des Größeren fühlte sich einfach so verboten gut an seinem eignen an. Sherlock legte seine Arme um den Oberkörper des anderen und schon spürte John eine Hand unterm Kinn, die seinen Kopf sanft zu Seite drehte. Dort wartete erst Sherlocks intensiver Blick aus seinen eisblauen Augen und dann ein weiterer Verlangen anfachender Kuss auf Ihn. John hob den rechten Arm und griff mit dessen Hand in Sherlocks Nacken um diesen Kuss noch zu intensivieren. Sherlocks Hände waren währenddessen wieder Johns Oberkörper hinab gewandert, die linke zu den Brustwarzen und die rechte zu John's bereits leicht tropfendem Glied. Sherlock erinnerte sich sehr genau, praktisch bildlich daran, wie willig der Kleinere damals in der Dusche unter genau diesen Reizungen geworden war und versuchte ihm jetzt genau auf diesem Weg dazu zu bringen, die selbe Aufforderung wie damals nochmal zu wiederholen, damit er sie ihm dieses Mal endlich auch erfüllen konnte. Sherlocks eigenes Glied war steinhart, er konnte es fast nicht mehr erwarten, sich endlich zum ersten Mal in dem willigen, weichen Körper tief zu versenken, John zu demonstrieren, was es hieß mit jeder Faser seines Seins von Sherlock Holmes geliebt zu werden. John wimmerte und stöhnte immer wieder in den Kuss hinein. Es war fast wie damals und doch durch das Wissen über ihrer beiden Gefühle zueinander soviel intensiver, Sherlock war gefühlt überall, Johns ganzer Körper stand in Flammen durch die Berührungen des Größeren, doch war es einfach nicht genug, John wollte noch mehr. Würde er dieses Mehr dieses Mal bekommen, wenn er Sherlock darum bat? Das würde John nur herausfinden, wenn er es versuchte und so unterbrach er den Kuss, zog Sherlocks Kopf mit seiner Hand in dessen Nacken so zu sich, dass John's Mund und Sherlocks linkes Ohr sich so nahe wie möglich kamen und stöhnte dann ungeniert hinein: "Sherlock, nimm mich! " Beide Männer erschauderten als Sherlock seinen Kopf zurück nahm, dem Kleineren kurz über die rechte Ohrmuschel leckte und ihm dann ebenso stöhnend mit seiner tiefen, rauchige Stimme erwiderte "Nichts lieber als das" Dieses Mal kam kein aber, denn dieses Mal wäre kein aber der Welt stark genug gewesen, den Consulting Detektiv noch aufzuhalten. Er hatte absichtlich warten wollen, bis der Fall abgeschlossen war, doch nun da er es zumindest für ihn endgültig war, gab es keine Ausreden mehr. Sherlock ließ den Kleineren nur ganz kurz los um sich etwas von dem Gleitmittel auf die Hände zu geben, das er zur Sicherheit vorhin noch in einem Drugstore im the Valley gekauft hatte, nachdem er diesen kleinen Kriminalfall kurz gelöst hatte und bevor er anschließend zu John ins Cafe zurück gekehrt war, wärmte dieses kurz etwas an. Dann griff er wieder um John herum und begann von Neuem dessen Glied mit der rechten Hand zu massieren. Die linke Hand ließ er wie das eine Mal, als er John einen Vorgeschmack gegeben hatte, federleicht über Johns Wirbelsäule nach unten gleiten und den Eingang zwischen Johns festen Pobacken finden. Wie das letzte Mal auch spürte er überhaupt keinen Wiederstand als er den erste Finger in John schob. Dieser stöhnte, von Sherlocks anderer Hand an seinem Glied abgelenkt, immer wieder leise auf und bekam den ersten Finger praktisch überhaupt nicht mit. Als Sherlock jedoch einen zweiten und kurze Zeit später einen dritten Finger einführte, wimmerte der Kleinere leise auf, legte seinen Kopf auf Sherlocks Schulter ab und griff mit beiden Händen in Sherlocks Haar um Halt zu finden wo es keinen mehr gab. Sherlock selbst hatte fast schon das Gefühl bald wahnsinnig zu werden von dem Wunsch endlich in John zu sein, aber er musste sich beherrschen, sonst würde es gleich sehr schmerzhaft für seinen Liebsten werden, wenn er nicht ausreichend vorbereitet wäre. Deshalb begann Sherlock jetzt auch noch damit die drei Finger in John's Hintern rein und wieder raus zu bewegen und dabei abwechselnd auseinander und wieder zusammen zu ziehen. John wimmerte immer lauter und konnte sich bald darauf ein "Sherlock bitte" nicht mehr verkneifen. Der Angesprochen war ebenfalls am Rand seiner Selbstbeherrschung angekommen und entschied das es reichte. Er nahm seine Hände von John, der sofort erneut frustriert aufstöhnte, reinigte sie kurz aber gründlich mit einem Feuchttuch und legte dann eben jene sanft auf Johns Schultern. "John, sieh mich an" kam es zärtlich von dem Größeren und John drehte sich sofort zu ihm um. Nun knieten beide Männer schwer atmend und über alle Maßen erregt voreinander auf dem Doppelbett und John fiel Sherlocks Gesichtsausdruck auf, der ihm bewiese, dass es für den Größeren genau so aufregend sein musste wie für ihn selbst. Ihrer beider erstes Mal, für Sherlock auf die eine und für John auf die andere Art, eben einfach etwas ganz Besonderes. Sherlock griff an John vorbei nach einem länglichen flachen Kissen und bedeutete diesen sich auf den Rücken zu legen, jenes Kissen währenddessen so platzierend, dass es unter John's Hüften und Po lag. Der Anblick, den John nun bot, das Gesicht vor Erregung leicht gerötet, die dunkelblauen Augen lustverschleiert, sich nervös auf die Unterlippe beißend, die Hände über dem Kopf Halt suchend in die Decke verkrallt, den Unterkörper leicht erhöht, die Beine abgewinkelt und gespreizt, alleine das hätte fast gereicht, Sherlock zum Kommen zu bringen, aber er riss sich mit eisernem Willen zusammen, legte seine linke Hand auf Johns Hüfte und lehnte sich über den Kleineren um diesen nochmals verlangend zu küssen. Bei klarem Verstand hätte sich der Kleinere von beiden darüber gewundert, dass er ausnahmsweise unter den Liebkosungen der fähigen Hände des Größeren nicht schon längst gekommen war, aber instinktiv spürte er, dass ihm heute nur die körperliche Vereinigung mit diesem die inzwischen schon fast schmerzlich ersehnte Erlösung bringen würde. "John, Ich liebe dich" hauchte Sherlock jetzt, den Kontakt ihrer vom Küssen leicht geschwollenen Lippen dabei nur kurz unterbrechend, seine Selbstbeherrschung restlos aufgebraucht, während er gleichzeitig sein fast schon schmerzhaft pochendes Glied dabei mit der rechten Hand vor Johns Eingang positionierte und drang dann mit einem glatten Stoß in dem ehemaligen Militär Arzt ein. Dieser riss sich von Sherlocks Lippen los, legte den Kopf in den Nacken und stöhnte laut. Das war definitiv mehr als drei von Sherlocks Fingern. Dieser richtete sich auf, platzierte auch seine rechte Hand an Johns Hüfte und atmete kurz abgehackt ein und aus. John war so eng, dass er sich erneut zusammenreißen musste, nicht sofort zu kommen, heilige Sch***. Er konnte nicht so genau beschreiben, wie er sich in dem Moment fühlte, so mit John verbunden, sein Herz klopfte wie wild, er war dem Kleineren so nah wie noch nie, war mit ihm, so schien es ihm, gerade auch geistig auf eine ganz neue Art verknüpft und spürte wie der andere sich ungeduldig unter ihm wand. John war überwältigt von diesem neuen Gefühl des ausgefüllt seins und der intensiven Nähe zu seinem geliebten Partner. Sein Herz gwoll fast über vor Liebe und schlug heftig in seiner Brust. Sherlock begann nun sich ganz langsam aus dem Kleineren zurück zu ziehen, nur um sich gleich darauf wieder in ihm zu versenken. Das wiederholte er ein paar Mal, damit sich John an ihn gewöhnen konnte. Als er spürte, wie John begann ihm entgegen zu kommen wurde er mutiger und auch schneller. Dabei nahm er seine Hände von Johns Hüften und platzierte sie stattdessen links und rechts neben Johns sich, vom angestrengten Atmen, schnell abwechselnd hebend und senkender Brust. John belohnte diesen Tempowechsel mit einem tiefen Stöhnen. Seine Hände griffen nach Sherlocks Hintern um ihn noch mehr an sich zu ziehen. Sherlock versuchte sich auf irgendwas zu konzentrieren, aber sein hocheffizientes Hirn war ausnahmsweise komplett handlungsunfähig und in jedem anderen Fall hätte es ihn gestört, aber jetzt gerade in diesem Moment, in dieser Situation, mit diesem Mann,... Er nahm nur noch den Kleineren wahr, in dem er sich jetzt immer schneller versenkte und dabei mehr als einmal lustvoll keuchte. Er versucht hin und wieder den Winkel, in dem er eindrang ein bisschen zu verändern und als John aufheulte und sich an ihn presste, wusste er sofort, dass er nun den richtigen und damit John's Prostata gefunden hatte. Dieser hatte den Oberkörper ein wenig gekrümmt, dadurch hatte er es Sherlock enorm erleichtert. Der unten Liegende bekam rein gar nichts mehr um sich herum mit außer seinen Partner über ihm, der in physisch und psychisch vollkommen für sich einnahm, seine Augen waren geschlossen, sein Mund abgehackt stöhnend leicht geöffnet und seine Hände in Sherlocks Hintern verkrallt. "Sherlock, ich kann bald nicht mehr" hörte kurze Zeit später er dann Johns leidende vor Lust getränkte Stimme mühsam Stöhnen und musste ihm zustimmen. Er griff mit der rechten Hand zwischen ihre beiden inzwischen Schweiß bedeckten Körper nach dessen Glied und massiert es im gleichen Rhythmus in dem er nun noch schneller in ihn stieß. Als der kleinere wenige Stöße später seinen Namen stöhnend und jauchzend in Sherlocks Hand zu seinem Höhepunkt kam, wurde Sherlocks Glied in dessen Hintern so eingeengt, dass dieser auch nur noch zwei Stöße später, ebenfalls heftig, den Kopf im Nacken, einen halb ersticken Schrei auf den Lippen, zum Orgasmus kam und sich dabei tief in dem Kleineren verströmt. Alles was er dabei sah war Johns lustverzehrtes Gesicht, alles was er hörte war seinen gestöhnten Namen aus John's Mund, alles was er fühlte war Johns von dessen Orgasmus vibrierender Körper unter ihm und alles was er roch war Johns einzigartige Geruch und zum ersten Mal in seinem Leben war es Sherlock vollkommen gleichgültig, dass er gerade nicht Herr über seinen Verstand war. (Kommentar der Autorin: Dieser Satz ist mein Liebling aus der gesamten Geschichte) Einige Minuten lang erfüllten nur die Geräusche des Versuchs der beiden Männer wieder zu Atem zu kommen den Raum. Sherlock, immer noch mit dem Kleineren verbunden, hatte sich auf seine Unterarme gestützt über John gebeugt und seine Stirn auf dessen gelegt. Mit geschlossenen Augen versuchte er zuerst vergeblich, sich wieder zu beruhigen. Der Kleinerer seufzte plötzlich ermattet "Sherlock, das war einfach nur Wow" und der Angesprochen stimmte ihm schweigend zu. So lange sie einige Minuten noch da, versuchten ihre Körper und ihren Geist wieder einigermaßen in den Griff zu bekommen. Dann erhob sich Sherlock doch, sofort die Nähe und Wärme des Kleineren vermissend und glitt dabei automatisch aus ihm heraus. John wollte sich überhaupt nicht mehr rühren, eine über alle Maßen befriedigte Mattheit durchfloss seinen Körper. Aber Sherlock wusste, dass das leider nicht möglich war, John würde sich morgen ärgern und wahrscheinlich auch ekeln, wenn er nun so in diesem Zustand einfach einschlief. Er signalisiert ihm deshalb, sich auf die rechte Schulter zu drehen, zog das Kissen unter ihm hervor und bettet fürsorglich seinen Kopf darauf. "Du wirst spätestens in einer halben Stunde auf die Toilette müssen, deshalb jetzt noch nicht einschlafen, OK?" John nickte träge. Sherlock hatte früher wohl sehr viel praktisches Interesse an Aktivitäten wie dieser gehabt, es schmeichelte ihm mal wieder ungemein, dass er nun derjenige war, mit dem Sherlock es als sinnvoll erachtete all dieses Wissen schließlich erstmals in die Praxis umzusetzen. Er schloss die Augen und spürte wie Sherlock ihn sanft reinigte. Unter anderen Umständen hätte es ihn wahrscheinlich erregte, aber für heute war er vollkommen befriedigt und plötzlich auch unglaublich müde. Sherlock beobachtet mit einem liebevollen Lächeln seinen kleinen Partner und bemerkte an dessen Gesichtsausdruck, wie wohl er sich gerade fühlen musste. Während er an sich selbst auch die Spuren ihres Erlebnisses beseitigte, kam er trotzdem nicht umhin John nach dessen Befinden zu fragen. "John, wie geht es dir, tut dir irgendwas weh?" Die Antwort abwartend, fertig damit sich selbst zu säubern, legte er sich neben den Kleineren und schlang seine Arme um ihm. Dieser lächelte bei der Frage und nickte bevor er träge antwortete: "Mir geht es mehr als ausgezeichnet, ich fühle mich vollkommen befriedigt und ehrlich gesagt hundemüde. Meiner Schulter und mh... meinem Hintern geht es gut, wenn du das meinst, Und wie geht es dir?" Sherlock der erleichtert schien, dass ihre Aktivitäten John's Verletzung nicht wieder verschlimmert hatte, gestand recht freimütig ein, dass er sich ebenfalls großartig fühle. Wie müde er tatsächlich nun auch war, behielt er allerdings für sich, dass konnte John sich bestimmt denken. Die Müdigkeit, die Sherlock überkam war nicht lähmend, sie war befriedigend, er war einfach angenehm erschöpft, so wie nach der Lösung eines sehr kniffligen Kriminalfalls. So lagen die beiden Männer einfach entspannt aneinander gekuschelt auf dem Bett und genossen die nun einkehrende Ruhe in ihren Körpern und Herzen. John erregte einige Minuten später allerdings erneut Sherlocks Aufmerksamkeit, nachdem dieser in Gedanken über das gerade Erlebte versunken einfach nur dessen Gesicht mit den geschlossenen Augen betrachtet hatte, als dieses plötzlich die Stirn runzelte, bevor ein erst etwas verwirrter und dann erkennender Ausdruck darüber huschte, John die Augen aufschlug, sich aus Sherlocks Umarmung lösend vorsichtig erhob und peinlich berührt murmelte, dass es nun wohl soweit sei um dann schnell im Badezimmer zu verschwinden. Sherlock hatte sich in seiner Jugend aus Neugier und später im Erwachsenenalter aus, seiner Ansicht nach, ermittlerisch notwendigem wissenschaftlichem Interesse mit der weiblichen und männlichen Sexualität befasst. Er las medizinische Abhandlungen über die für Geschlechtsverkehr relevanten Merkmale beider Geschlechter, was für Verletzungen verursacht werden konnten, wenn er unfreiwillig oder unbedacht geschah, welche chemischen Prozesse dabei im Körper bzw. im Gehirn abliefen, auch wenn jemand verliebt war zum Beispiel und welche gesundheitlichen Konsequenzen er haben konnte, alles um bei Kriminalfällen, bei dem sexuelle Tätigkeiten oder Emotionen im Spiel waren, besser ermitteln zu können. Er hatte dabei aber nie das Bedürfnis gehabt irgendetwas von dem, was er erfahren hatte, bei sich selbst oder mit einem anderen Menschen auszuprobieren. Und dann war John in sein Leben getreten und plötzlich war alles anderes gewesen. Jetzt zu sehen, dass vieles von dem, was er damals gelesen hatte, offensichtlich wirklich stimmte und funktionierte, erstaunte ihn zum Teil schon sehr. Manche Dinge hatte er für übertrieben beschrieben gehalten, andere für nicht ausführlich genug, so gesehen hatte er jetzt die Praxis zum Abgleich, zumindest mit dem männlichen Geschlecht, was ihn seiner Meinung nach schon zu einem noch besseren Ermittler machte, bzw. halt mit John, wobei er sich nicht vorstellen konnte, dass er jemals etwas davon noch mit einem Menschen weiblichen Geschlechts ausprobieren wollte. Er wollte, so wie er nüchtern feststellte, mit niemandem anderem Weiteres das tun, was er nun mit John alles getan hatte. Er war vielleicht nicht asexuell, wofür er von vielen bis jetzt gehalten wurde, aber er war vielleicht Johnsexuell, ein witzige Beschreibung wie er fand, aber wer wusste das schon. John kam zurück und legte sich wieder neben ihn. Sherlock fragte ob alles gut war und John nickte. Der Jüngere bat ihn kurz nochmal aufzustehen, damit er die Decke, auf der die beiden Männer während ihren Bettaktivitäten die ganze Zeit gelegen hatten, zurück schlagen und sie damit, nachdem sie sich wieder auf die Matratze gelegt hatten, der Ältere hatte sich sofort wieder an ihn gekuschelt, dann auch sogleich beide zudecken konnte. John schaute Sherlock nochmal liebevoll in die nun wieder graublauen Augen, eisblau erschien sie dem Kleineren nur dann, wenn der Größere in einem Zustand der Erregung war, egal welcher Art, lehnte sich dann zu ihm, um ihm noch einen zarten Kuss zu geben, sagte dann noch, bevor er die Augen schloss und fast sofort auch schon eingeschlafen war "Ach ja übrigens, ich war vorher zu abgelenkt um es zu erwidern, ich liebe dich auch, gute Nacht Sherlock" Dieser drückte ihm noch einen sanften Kuss auf die Stirn und murmelte dann zur Antwort "Gute Nacht John“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)