Meeting at evening von Lost_Time ================================================================================ Prolog: Pushing Daisy --------------------- “Hufflepuff“ Drei Jahre war es nun schon her, dass der sprechende Hut sie ihrem Haus in Hogwarts zu geteilt und ihr Eintritt in eine neue, fremde und wundervolle Welt eröffnete. Ihr Haus hatte sie mit tosendem Applaus empfangen, sodass sie sich gleich wohl fühlte. Es dauerte gar nicht lange, da war Hogwarts, wie ein zweites Zuhause für sie geworden. Wie versprochen hatte sie ihren Eltern jede Woche einen Brief geschrieben, in welchen sie schilderte, was sie alles lernte und erlebte. Hier und da fand sie auch noch Zeit ihren alten Freunden aus der normalen Welt – der Muggelwelt, wie sie mittlerweile wusste - zu schreiben. Natürlich konnte sie diesen nicht erzählen, wo sie war. Ihre alten Freunde bekamen eine andere Version als ihre Eltern. Eine Version, welche ein normales Internat für musikalisch begabte Kinder beschrieb. Daisy fühlte sich schlecht dabei, ihre alten Freunde Sam, Nancy und Lucas so zu belügen, aber es war das Beste. Nicht nur ihre Familie, auch ihre neuen Freunde in Hogwarts bestätigten ihr dies. Daisy musste allerdings schnell feststellen, dass auch diese Welt ihre Schattenseiten hatte. Im Grunde war Hogwarts wie jede Muggelschule. Auch hier gab es Schüler, die sich für etwas Besseres hielten: Reinblüter, wie sie gelernt hatte. Schüler, die von beiden Elternteilen seit jeher magischen Ursprungs waren. Dann gab es noch Halbblüter, so wie ihr Onkel, der zum Beispiel einen Muggel-Elternteil hatte. Und dann gab es noch Menschen wie sie, eine Muggelstämmige, deren beider Elternteile nicht magisch waren. Dennoch schien irgendwo tief im Familienzweig Evans, dem Oma Petunia angehörte, ein kleiner Funken Magie versteckt zu sein. Schließlich war es ihrem älteren Bruder und ihrer Großtante Lily ebenfalls vergönnt gewesen Hogwarts zu besuchen. Ihre Oma Tunia sprach nicht gerne über ihre verstorbene Schwester. Viel über die andere Seite ihrer Familie hatten ihr James und Albus erzählt. Gerne hätte sie noch mehr gewusst, doch bisher untersagte ihr Vater jegliche Besuche bei Onkel Harry. Auch wenn die Neugier in ihrer kleinen Seele brannte, liebte sie ihren Vater so sehr, dass sie seinem Wunsch folgte. Mit ihrer ebenfalls magischen Begabung verhärtete sich nur ihre Vermutung, dass da etwas in ihrer Familie verborgen liegen musste. Oder war es doch nur Zufall? Trotz dieser unbeantworteten Fragen kämpfte sie sich mit Hilfe ihrer neuen Freunde durch den Schulalltag mit all seinen Tücken. Was Hogwarts wiederum von einer Muggelschule unterschied, war die Art, wie Schüler ihre Abneigung für einen zum Ausdruck brachten. Gegen die magischen Tricks waren die Streiche an Muggelschulen nichts. Gerade als Muggelstämmige, die bis vor Schulbeginn noch keine Ahnung von alledem hatte, hatte man dabei oft das Nachsehen. Da sich Daisy nicht immer von ihren Cousins oder Bruder Daragh verteidigen lassen wollte, hatte sie früh begonnen, ihr magisches Wissen und Können zu erweitern. Die Offenbarung, dass sie mit den Potters verwandt war, hatte die Situation nicht unbedingt zu ihren Gunsten beeinflusst. Nach nun drei Jahren wusste sie sich zu wehren. Dennoch gab es diese ganz bestimmten Tage, an denen sie von den anderen eiskalt erwischt wurde. Ein Tag wie heute. So sah sie ihren Büchern nach, welche ihr durch eine Gruppe von Viert- und Drittklässlern, bestehend aus Slytherins und Ravenclaws, erst aus der Hand gezaubert und anschließend über die Brüstung der drehenden Treppen geworfen wurde. Bei dem Versuch noch einen Teil ihres Eigentums vor dem Fall zu retten, hatte sie ihren Zauberstab gezückt. Dieser folgte dem Rest jedoch in die Tiefe, als unangenehme Hitze an ihrer Zauberstabhand sie dazu zwang ihn loszulassen. Heute war definitiv nicht ihr Tag. Ihr Handgelenk reibend, drehte sie sich zu der Gruppe. Durch die aktuelle Drehung der Treppe stand sie im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken zur Wand und leider ließ sich weder vorhersagen wann und wohin die nächste Drehung gehen würde. „Was wollt ihr von mir? Was hab ich euch getan?“, fragte sie mit fester Stimme. Sie richtete sich auf und zwang ihren Körper zur Ruhe. Niemals Angst zeigen, dass hatte sie gelernt. Vielleicht konnte sie mit einem Gespräch Klärung schaffen. Vielleicht war alles nur ein Missverständnis. Die Traube ging etwas auseinander und Daisy musste schlucken, als eine junge Hexe hervor trat, die sie gezwungener Maßen nur zu gut kannte. Meredeth Bulstrode. Eine Slytherin aus ihrem Jahrgang. Daisy wusste nicht, wieso die Slytherin grundsätzlich sie ins Fadenkreuz nahm. Fakt war, egal welcher Grund es diesmal war, er war gelogen. Damit war ihr Plan diese Sache diplomatisch zu lösen schon einmal gescheitert. Dennoch würde sie sich wehren. Sie wusste zwar noch nicht wie oder womit, aber sie würde es. Kleinbeigeben kam nicht in Frage! Erst jetzt merkte sie, dass Meredeth Tränen fort wischte, ehe sie mit schwächlicher Stimme eine unausgesprochene Beschuldigung den Anderen bestätigte. Was war das denn für ein Schmierentheater? „Du bist unfassbar, Dursley. Wie konntest du das Meredeth nur antun?“, fauchte Leticia Roberts sie an, welche ihre beste Freundin in ihre Arme zog. „Gar nichts“, erwiderte Daisy ehrlich. „Lüg‘ nicht du, Muggel.“ Einer der Jungs trat mit gehobenen Stab bedrohlich hervor. Dabei benutzte er das Wort für nicht-magische Menschen so abfällig, dass es einem Schimpfwort gleichkam. „Ich bin kein Muggel. Ich bin eine Hexe. Genau wie ihr.“ Ihr Kopf nickte in die Richtung von Meredeth und Leticia. Letztere brach in Lachen aus und erinnerte sie mit deutlichen Worten daran, was ihre Eltern waren. „Gib zu, dass du Meredeth geschlagen hast!“ „Wie bitte? Ich… ich würde nie...“, begann Daisy zu stammeln, während Meredeth ein blaues Hämatom freilegte, „handgreiflich werden.“ Verdammt, es sah so echt aus. „Das“, erwiderte Leticia und deutete auf den dunkelblau schillernden Bluterguss, „sieht aber ganz anders aus.“ Daisy rang nach weiteren Worten, doch sie fand keine. Keine, die auch nur in irgendeiner Weise etwas erklären konnten, was sie selber nicht nachvollziehen konnte. Ihr Schweigen schien von den Mitschülern, die sich ihr in den Weg gestellt hatten, als Eingeständnis aufgefasst zu werden. Denn nun zückten auch die anderen Jungs ihre Stäbe. Es wunderte Daisy nicht, dass die Zauberer vor ihr, Meredeth hörig waren. Das Mädchen mit den pechschwarzen Haaren, blauen Augen und den sanften Gesichtszügen hatte eine große Anziehungskraft auf die männlichen Schüler, auch ohne Veelagene. Angespannt presste Daisy die Lippen zusammen und suchte krampfhaft nach einem Ausweg. Durch die Traube hindurch? Der Erfolg war fraglich, denn die Jungs waren groß genug, um ihr den Blick auf die Treppen zu versperren. Sie wusste schlichtweg nicht, ob es weiter ging oder ihr Fluchtweg ins Leere laufen würde. „Was soll das hier werden? Sofort aufhören.“ Eine weibliche Stimme ertönte hinter der Traube. Bekannt kam sie der eingeengten Hufflepuff nicht vor. Einer der Jungs drehte sich um, ließ den Zauberstab sinken und wich zurück. Er musste seine Mitschüler wohl auf den Neuankömmling aufmerksam gemacht haben, denn sie taten es ihm gleich. Nun bekam die Stimme ein Gesicht und Daisy erkannte die Slytherin mit den lockigen blonden Haaren aus der vierten Klasse. Sie wusste, dass deren Nachname Challlain lautete. Meredeth und Leticia schienen wie erstarrt. Dem Jungen, welcher als erstes den Stab gegen Daisy erhoben hatte, schien es egal zu sein, wer hinter ihm stand. „Halt dich daraus, wenn du weißt, was gut für dich ist“, erwiderte er. „Ganz sicher nicht. Lass sie in Ruhe.“ „Wenn du nicht hören willst“, fuhr er herum, während sich an der Spitze seines Stabes die ersten Funken bildeten. Im Bruchteil einer Sekunde hörte Daisy einen Zauberspruch und sah wie der Stab des Ravenclaws zu Boden fiel. „Sie hat gesagt, du sollst aufhören, McGregor.“ Ein Junge, ebenfalls mit blonden Haaren, trat neben Challlain. Aus der Spitze seines Stabs stieg eine feine Rauchfahne auf und seine Körperhaltung zeigte deutlich, dass er bereit war, weitere Zauber zu wirken. Währenddessen schien jemand der hinzugekommenen Slytherin-Schülerin den Sachverhalt erklärt zu haben, denn sie trat näher an ihre Hauskollegin heran. Sie tippte den Bluterguss vorsichtig an und besah sich ihre Finger. „Nett, Bulstrode. Hast du das aus einem Muggel-Maskenbildnerbuch? Hast Talent dafür, wie es aussieht. Berufswunsch?“, kommentierte sie unbeeindruckt. Daisy beobachtete, wie die Gesichtsfarben von Meredeth und Leticia rot wurden. Hastig verließen sie die Situation. Bevor die Jungs ihnen nachfolgten, wies Challlain sie noch darauf hin, dass sie einem hübschen Gesicht nicht immer blind glauben sollten. Daisy war erleichtert, dass die Situation sich so aufgelöst hatte und die Challlain vor ihr ein solch skeptisches Auge hatte. Innerlich fiel ihr ein Stein vom Herzen. Als ihr aber wieder ihre Bücher und ihr Zauberstab einfielen, stieg leichte Panik auf. Wie tief mochten diese wohl gefallen sein? Und wie lange würde sie brauchen, um alles wieder zu finden? „Vielen Dank für die Hilfe. Tut mir leid, ich kann nicht lange bleiben. Ich muss meinen Zauberstab und meine Bücher wieder finden.“ „Ich hab dir ja gesagt, dass hier niemand freiwillig sein Hab und Gut die Treppe hinabwirft“, wandte sich Daisys Retterin an ihren Begleiter. Dann griff die Slytherin in ihre Handtasche und zog die verlorenen Bücher hervor. Erstaunt sah Daisy auf die Tasche. So groß wirkte diese gar nicht. Challlain schien ihrem Blick, sowie Gedankengang gefolgt zu sein und lachte leise. „Ausdehnungszauber. Wenn du magst, bring ich ihn dir bei. Ich bin übrigens Melody Aurora Fayetta Challlain. Aber Melody reicht vollkommen. Und das ist mein Zwillingsbruder Lysander Co-“ „Lysander reicht“, unterbrach dieser sie. „Daisy Elgin Dursley“, stellte sich nun auch Daisy vor. Sie fügte ebenfalls an, dass die Ansprache mit ihren ersten Vornamen vollkommen ausreichend war. Während Melody und sie sich die Hände reichten, wie es beim Kennenlernen oft üblich war, war deren Bruder kein Freund dieser Geste. Denn die angebotene Hand nahm er nicht an. Dankend nahm sie die Bücher entgegen und zu ihrer Erleichterung zückte Lysander aus der Innentasche seines Jacketts noch ihren Zauberstab hervor. Da hatte sie wohl Glück im Unglück gehabt. Lange Zeit zum Plaudern blieb ihnen allerdings nicht, da alle drei noch andere Sachen zu erledigen hatten. Am Abend in ihrem Schlafsaal erzählte sie ihrer besten Freundin Ellis Longbottom und den anderen Zimmergenossinnen von ihrem turbulenten Tag. Diese wirkten mehr schockiert über die Begegnung mit Lysander Challlain als über die Geschichte mit Meredeth. „Also, er schien mir eigentlich ganz nett.“ Die anderen Mädchen sahen sich mit vielsagenden Blicken an, ehe Ellis ihre Stimme dämpfte. „Halt dich von ihm fern. Er ist ein Vampir!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)