Meeting at evening von Lost_Time ================================================================================ Kapitel 1: Scare Daisy ---------------------- Seit dieser Begegnung waren weitere zwei Jahre ins Land gezogen. Natürlich hatte diese Aussage die junge Dursley schockiert und so gab sie sich die ersten Wochen nach dem Vorfall nicht nur besonders Mühe Meredeth, sondern eben auch Lysander Challlain aus dem Weg zu gehen. Im Bezug auf den jungen Slytherin war dies nicht so schwierig, schließlich waren sie sich die letzten drei Jahren nicht begegnet. Warum sollte es sich ändern? Aber da war eben auch noch seine Schwester Melody, die ebenfalls nett war und nach häufigeren Treffen bald ebenso zu Daisys Freunden zählte. Oft war Lysander in Melodys Nähe und Daisy somit notgedrungen in seiner. Allerdings unterhielten sie sich selten, denn im Gegensatz zu seiner Schwester, war Lysander eher ein stiller, unaufdringlicher Mensch. Konnte er wirklich ein Vampir sein? DeeDee, wie ihr Bruder Daragh auch genannt wurde, war ihr in diesem Fall keine Hilfe, da er mit Lysander auch nur Sichtkontakt pflegte. Irgendwann hatte sie begonnen diese ganze Vampir Geschichte zu vergessen. Nur einmal ließen ihre Freundinnen den Gedankengang noch einmal aufflackern und sorgten dafür, dass sie sich in der Bibliothek ein Fachbuch über Vampire vornahm. Ihr Ergebnis war übereinstimmend mit dem, was ihre Freunde gemeint hatten. „Wieso muss ich denn ausgerechnet jetzt daran denken?“ Ihre eigene Stimme durchbrach die unangenehme Stille des verbotenen Waldes, durch welchen sie gerade ging. Wieso hatte sie auch so großspurig dieser Wette zugestimmt? Ein Rascheln ließ sie zusammenzucken und herumfahren. „Hallo?“, fragte sie in die Dunkelheit hinein. Vergeblich versuchte sie mit dem Lumos-Licht diese zu vertreiben, um einen besseren Überblick zu bekommen. Obwohl es Vollmond war, drang das Mondlicht nicht durch die dichten Baumkronen. Sie atmete tief ein und aus, als sie nichts weiter vernahm als das Rauschen ihres eigenen Blutes in den Ohren. Langsam beruhigte sich ihr Herz wieder und ihre Füße setzten den Weg fort. Ihr Blick richtete sich nach vorn. Sie musste diese Lichtung finden, die Pflanzen pflücken und dann konnte sie hier wieder verschwinden. Unbewusst beschleunigte sich ihr Gang und nach einigen weiteren Metern sah sie etwas Weißlich-Bläuliches durch die Bäume schimmern. Die Lichtung. `Endlich´, schoss es ihr durch den Kopf und sie begann zu laufen. Dabei hatte sie Mühe, nicht über eine der vielen Wurzeln oder Steine zu fallen. Daisys Mund klappte auf und ihre Atmung blieb für den Bruchteil einer Sekunde stehen, als sie die vermeintliche Lichtung erreicht hatte. Ein weißlicher Strahl traf einen der Bäume und zersprang an diesem. Ein weiterer folgte. In der Luft schwebten magische blaue und weiße Kerzen, um Licht zu spenden und die Lichtintensität der Zauberstrahlen zu dämpfen. Inmitten alldem vollführte ein schlanker, groß gewachsener, junger Mann elegante Stab- und Schrittbewegungen. Daisy war erstarrt und brachte keinen Ton heraus. Sie beobachtete einfach nur das Spektakel, bis ihr Mitschüler eine Pause einlegte und ein Glas an den Mund führte, welches bisher im Gras verborgen gestanden hatte. Ein Vampir! Er war ein Vampir! Wie wild begann ihr Herz zu klopfen, als sie im Schein des künstlichen Lichtes den Inhalt des Glases dunkelrot aufschimmern sah. Noch hatte er sie nicht bemerkt, dachte sie bei sich. Noch konnte sie unbemerkt verschwinden. Langsam begann sie rückwärts zu gehen. Eine fatale Fehlentscheidung, wie sie feststellen musste. Schon beim zweiten Schritt knackte unter ihrem Gewicht hörbar ein dünner, trockener Ast. Der Zauberer fuhr herum und richtete seinen Zauberstab angriffsbereit auf sie. „Ich hab… ich hab nichts gesehen… ich schwöre“, brachte sie hervor, wobei ihre Stimme ungewohnt piepsig klang. „Daisy?“, fragte Lysander sichtlich irritiert und ließ seinen Zauberstab wieder sinken. „Hi.“ Beide blickten sich einige Sekunden an, ehe Lysanders Blick sich verfinsterte. Es ging so schnell, dass Daisy gar nicht genau wusste, was passierte. Plötzlich schoss ein lilafarbener Strahl aus Lysanders Stab, welchen er ruckartig erhoben hatte, dicht an ihrem linken Ohr vorbei. Aus Reflex zuckte sie zusammen und gab einen verängstigten Schrei von sich. Daisys Knie fühlten sich wie Pudding an und ihre Beine, eigentlich ihr ganzer Körper, zitterten. Eine Mischung aus Angst und Schreck ließ sie erneut erstarren, auch wenn ihr Kopf schrie, sie sollte rennen, konnte sie es nicht. „Bitte, beiß mich nicht“, flehte sie, als er auf sie zu kam. Ihre Worte sorgten dafür, dass er sie mit krausgezogener Stirn anblickte. „Wie bitte?“ „Beiß mich bitte nicht.“ „Wieso sollte ich?“ Er griff mit der Hand über ihre linke Schulter. „Weil ich weiß, was du bist.“ Der Slytherin hielt in seiner Bewegung inne. Daisy versuchte, ihr Herz zu beruhigen und ihren Körper aus dieser unangenehmen Starre zu lösen. Wenn sie nicht gebissen oder gar getötet werden wollte, dann musste sie handlungsfähig sein. Verdammt nochmal, tadelte sie sich in Gedanken, während sie versuchte, Lysander hinzuhalten. Die Wahrheit nicht aussprechen zu müssen. „Du brauchst es nicht leugnen. Die Anzeichen sind eindeutig.“ „Was für Anzeichen?“ Dachte er wirklich, dass er sie für dumm verkaufen konnte? Die Angst wich einer Wissenslawine, die sich über ihre Lippen ergoss. „Blasse Haut, Sonnenlicht meidend, dunkle Augenringe, Niemanden um sich habend und…. Blut trinken“, zählte Daisy sachlich auf. Nur zum Ende wackelte ihre Stimme, „Es wissen viele, was du bist, Lysander.“ „Was bin ich denn?“ Mit einer festen Stimme, die Daisy selbst überraschte, sprach sie es aus. „Ein Vampir.“ Stille legte sich wie ein Mantel über alles um sie herum. Als wären sie ein Teil des Waldes. Daisy schaffte es endlich, Lysander in die Augen zu sehen. Stark und entschlossen, bereit für alles, was kommen würde. Ihre Hand konnte endlich den Griff um ihren Stab lockern und wieder festziehen. Der Pudding in ihren Beinen war gewichen. Sie würde es dem Slytherin nicht so einfach machen. „Lächerlich.“ Die Antwort des Anderen, sowie dessen Reaktion, war nicht, was sie erwartet hatte. Er machte keine Anstalten, sie zu packen oder mit dem Zauberstab anzugreifen. Stattdessen angelte er etwas aus der Dunkelheit hinter ihr. Überrascht sah sie, wie Lysander einen im Angriffssprung eingefrorenen Niffler über ihre Schulter ins Licht zog und auf den Erdboden absetzte. Erst dann löste er den Erstarrungszauber auf. Der Niffler stolperte über seine Pfoten, als er den Angriff so abrupt am Boden fortsetzen musste. Ungläubig blinzelte das flauschige Pelztier und setzte sich auf seine vier Buchstaben. „Ich bin kein Vampir“, erklärte Lysander, während er sich nun wieder Daisy zu wandte, „Du solltest schlau genug sein und solchen lächerlichen Gerüchten keinen Glauben schenken.“ „Aber die Anzeichen… die blasse Haut und… du bist nie in der Sonne“, stammelte Daisy unsicher. „Wir haben nordeuropäische Wurzeln und ich meide nicht das Sonnenlicht, mir wird in der Sonne nur sehr schnell warm. Das mag ich nicht.“ „Und die dunklen Augenringe?“ „Ich schlaf wenig.“ „Niemand um sich habend?“ „Bin eher introvertiert. Ich mag nur wenige Menschen um mich.“ „Und das Blut?“, fragte Daisy und nickte zu dem Glas. Dieses war zu Boden gefallen und sein Inhalt war im Erdboden versickert. Nur ein kleines Lippenbekenntnis war übrig geblieben. „Kirschsaft.“ Mit dem Accio-Zauber holte er das Glas in seine Hand zurück und hielt es ihr hin. Erst zögerte Daisy, griff dann jedoch danach und roch daran. Kein charakteristischer, metallischer Geruch. Nur Sauerkirschen. `Erdboden tu dich auf und verschluck mich. Wie peinlich´, dachte sie und atmete hörbar aus. „Du solltest deinen Schmuck abnehmen und gut wegpacken. Der Niffler frisst ihn dir sonst doch noch vom Ohr.“ Daisy sah hinab auf den Boden, wo sich das plüschige Geschöpf langsam wieder zu berappeln schien und Ausschau nach seiner Beute hielt. Hastig nahm sie ihre Ohrringe ab und auch die Kette, welche sie um den Hals trug - nur zur Sicherheit - und schickte sie mit einem Zauber in ihre Schmuckschatulle. „Entschuldige bitte, das war dumm von mir“, gab sie kleinlaut von sich und sah betreten zu Boden. „Bist nicht die Erste, die auf solche Gerüchte reinfällt.“ Daisy wusste, dass es sie beruhigen und die Situation weniger unangenehm für sie machen sollte. Trotzdem fühlte sie sich sich furchtbar. Ihr damaliges, naives Muggel-Ich konnte auf so etwas hereinfallen, aber nicht ihr jetziges Hexen-Ich. Sie war schlau, das zeigten ihren Noten deutlich, dennoch war sie auf solch ein primitives Gerücht hereingefallen und hatte es die letzten zwei Jahre mit sich getragen. Sie hatte es zwar nicht weiter verbreitet, aber innerlich daran gedacht zu haben, machte es nicht besser. Indes hatte der Niffler feststellen müssen, dass es hier nichts mehr für ihn zu holen gab. Er schüttelte sich einmal kräftig und verschwand dann wieder im Unterholz. „Es ist mir trotzdem peinlich. Was genau machst du hier eigentlich?“ „Üben.“ Die Hufflepuff nickte verstehend, sie hatte es sich schon gedacht. Warum, wollte sie noch wissen. Lysander reagierte zuerst nicht auf die Frage und sie dachte bereits, dass er ihr diese Antwort schuldig bleiben würde. Letztlich gab er an, dass er nur gerne die gelernten Zauber aus dem Unterricht verfestigen wollte. „Warum machst du das ausgerechnet hier und zu dieser Zeit?“ „Man hat am meisten Ruhe.“ „Aber was ist, wenn dich ein Professor erwischt, zum Beispiel, wenn du hinaus gehst oder zurück kommst?“ Das sei Risiko, erwiderte er. Auch wenn der Slytherin nicht direkt nachfragte, offenbarte sie ihm den Grund für den nächtlichen Waldaufenthalt. „Und der Wetteinsatz war, dass ich diese Blätter frisch pflücke. Dummerweise blühen die Pflanzen nur bei Nacht auf einer Lichtung. Bisher habe ich nur keine gefunden. Also keine Lichtung… und keine Pflanzen“, schloss sie. Lysander hatte zugehört und sich kurz seinem Notizblock gewidmet. „Klingt, wie eine getarnte, kindische Mutprobe. Du solltest nicht allein in den Wald gehen, schon gar nicht im Dunkeln. Es ist zu gefährlich.“ „Entschuldige? Bist du nicht auch allein, im dunklen Wald?“, wies sie ihn etwas empört darauf hin, wo sie sich befanden. „Schon, aber ich weiß wo ich bin und wie ich mich verteidige. Du nicht. Du bist schon an einer Lichtung vorbei gegangen und ein Niffler hätte dir fast das Ohr abgerissen.“ Er streckte den Arm in die Richtung schräg hinter ihr aus. Laut seiner Anweisung musste sie nur circa fünfzig Meter zurück gehen. Daisy überlegte, wie sie diese hatte übersehen können? Oder hatte sie zu dem Zeitpunkt schon Lysanders magische Lichter ausgemacht und die wirkliche Lichtung deswegen übersehen? Sicher. Und was den Niffler anging, übertrieb er maßlos. Sie atmete tief ein, straffte sich und ging, nachdem sie sich bedankt hatte, in die gezeigte Richtung. Er hatte sie nur irritiert, dass war alles. Sie wusste, wo sie war und verdammt noch mal, sie konnte sehr gut auf sich selbst aufpassen. Lysander hatte keineswegs angeboten sie zu begleiten, dennoch wollte Daisy gehen, bevor er es tun konnte und sie geneigt wäre, es anzunehmen. Wesentlich weniger angespannt, als noch wenige Minuten zu vor, fand sie tatsächlich die Lichtung. Daisy konnte ihr Glück kaum fassen, als sie im Schutze der Dunkelheit Mondkälber auf dieser grasen sah. Sie verharrte einen Moment, um diese niedlichen Geschöpfe noch etwas länger beobachten zu können. Irgendwann verscheuchte ein Geräusch die Tiere und Daisy sah ihnen sehnsüchtig nach. Wie gerne wäre sie Dr. Dolittle, um mit Tieren sprechen zu können. Dann müsste sie sich nicht vor den Mondkälbern verstecken. In dieser Träumerei versinkend, sammelte sie die gesuchten Pflanzen zusammen und begann sich auf den Rückweg zu machen. Der Hinweg kam ihr kürzer vor, was vor allem daran lag, dass Daisy sich verlaufen hatte. Es war ihr aufgefallen, als sie erneut an derselben Weggabelung vorbeigekommen war. In Gedanken war sie immer noch bei der Begegnung mit Lysander, wodurch sie falsch abgebogen war. Mittlerweile, so zeigte es ihre Armbanduhr an, war es bereits deutlich nach Mitternacht. Ellis würde noch auf sie warten, aber sicherlich im Gemeinschaftsraum und nicht mehr irgendwo im Gang. Die Kontrollgänge der Professoren waren berüchtigt. Hoffentlich machte sie sich keine Sorgen um Daisy, weil sie bereits solange fort war. Hoffentlich hatte DeeDee nicht Wind davon bekommen und suchte sie. Sie wollte nicht, dass ihrem Bruder Ärger drohte, wegen ihr. Gerne hätte sie ihrer Freundin eine Nachricht zu kommen lassen, aber das ging nicht. Ein fliegender Zettel wäre zu auffällig und könnte von einem der Professoren abgefangen werden. Dann wäre sie aufgeflogen und es würde Punktabzug hageln. Generell hatte sie sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie sie wieder ins Schloss gelangen sollte. Hinausschleichen funktionierte immer, aber hineinschleichen? Das war eine Königsdisziplin. Die Rumtreiberkarte ihrer Cousins wäre jetzt hilfreich. Aber James benötigte sie heute selber, hatte er ihr gesagt. Leise, wie eine Maus, huschte sie aus den Wald über die Ländereien in Richtung Schloss. Der Eingang lag bereits in Sichtweite, als sich plötzlich eine Hand auf ihren Mund legte und ihren Schrei dämpfte. Im selben Moment wurde sie bereits fortgezogen in die Schatten der Schlossmauern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)