Agents: Next Generation von Hibiki ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Hinweis: Sämtliche Ortsbeschreibungen entstammen meiner Phantasie. Ähnlichkeiten mit tatsächlich bestehenden Gegenden sind nicht beabsichtigt. Kapitel 10 Der Anfang vom Ende Dunkelheit in New York ist nichts neues für ihre Bewohner und zumeist kamen alle in dieser Stadt lebenden Menschen damit zurecht. Schließlich ist Finsternis nichts anderes als die Abwesenheit von Licht und dieses wurde in Massen von den Leuchtreklamen, Straßenlaternen, Ampeln und Autoscheinwerfern geschenkt. Denn die Dunkelheit war nur so finster wie das Licht, dass ihre Schatten warf. Vereinzelte Schneeflocken fielen einen Tag vor Halloween vom grau-tristen Himmel und schmückten langsam kahl werdende Bäume in weiße Tracht. Kinder spielten am späten Nachmittag auf den nahegelegenen Spielplätzen und tollten herum, ohne Sorgen um die Welt oder um sich. Das Agenten-Hauptquartier war von dem leichten Schneefall nicht unangetastet geblieben und die ansonst grünlich schimmernde Fassade war nun mit weißen Flecken übersät. Aus der Garage wurde ein 3er BMW herausgesteuert und fuhr weiter in nördlicher Richtung. Chinatown im westlichen Teil New Yorks war an sich in wiederum mehrere Teile aufgeteilt und erstreckte sich über ein Gebiet von mehr als fünf Kilometern, indem sich Restaurants, Armenviertel, Bruchbuden, Schnellimbisse, Waschhäuser und kleine Kinos abwechselten. Lichter und kaputte Reklamenschilder spiegelten sich in Regenpfützen, die vor nicht mehr als zwei Stunden entstanden waren und von Autoreifen über der Straße verteilt wurden. Agent Jones stoppte den BMW vor einem kleinen Teehaus in der Nähe von Burglow Road, mitten im Herzen Chinatowns, schaltete den Motor aus und verließ den Wagen. Mit schnellen Schritten ging er auf den Eingang des Teehauses zu und klopfte dreimal kurz hintereinander gegen das morsch wirkende Holz, bevor die Tür von einem Chinesen mitte der zwanzig geöffnet wurde. Er trug schwarze Hosen und ein weißes Hemd, die runden Gläser seiner Sonnenbrille verliehen seinem Gesicht einen ovalen Ton. "Sie sind spät, Agent Jones." Agent Jones, der gut einen Kopf größer war, als sein Gegenüber, blickte sich im Raum um und erkannte, dass sie vollkommen unter sich waren. "Ich habe noch anderes zu tun, als einer fragwürdigen Aufforderung Folge zu leisten. Und ich hoffe, dass sie meine Zeit nicht vergeuden, Seraph." Seraph lächelte den Agenten an und deutete auf den Tisch in der hinteren rechten Ecke. "Es ist alles da, Agent Jones. Die Informationen über den Rebellentreffpunkt", an dieser Stelle hielt er inne und nahm die Brille ab um sie an seinem weichen Hemd zu reinigen. Als er sie wieder aufgesetzt hatte fuhr er fort. "Außerdem das nächste Auftragsziel von dem Rebellen namens ,Torrent'. Und nun zur Bezahlung ..." Nun war es an Agent Jones, Seraph zu unterbrechen. "Zuerst möchte ich die Informationen an sich sehen. Erst dann wird es das Geld geben." Damit ging er auf den Tisch zu und entnahm dem braunen Umschlag die Blaupause eines Gebäudes mit direktem Zugang zur Kanalisation. "Das hier ist also der Treffpunkt der Rebellen ... viele Fluchtmöglichkeiten, ausreichend Plätze zum Verstecken, Telefonanschlüsse ... selbst wenn wir hundertschaften an Sicherheitskräften dorthin schicken würden, die Rebellen werden uns sowieso entwischen." Damit wandte er sich dem nächsten Teil der gewünschten Informationen zu. Und ihn beschlich zugleich das Gefühl, am liebsten nicht danach gefragt zu haben, denn der Name der als Ziel Torrents ausgewählt war, würde ungeahnte Komplikationen in Gang setzen, wenn man dem ganzen keinen Riegel vorschieben würde. "Das wird ihm nicht gefallen. Sind sie sich absolut sicher, was diesen Teil der Information anbelangt?" Seraph nickte. "Meine Informationsquellen sind absolut zuverlässig, darauf können sie sich verlassen. Und angesichts des Ziels stimme ich ihnen zu." "Was können wir tun, um eine Katastrophe zu verhindern? Ich bin mir nicht sicher, wie wir reagieren sollen, wenn es soweit kommt." "Wenn es soweit kommt, wird uns nur noch ein Wunder helfen können." Schweigen befiel die beiden Programme und jeder von ihnen dachte über die Chancen nach, die er haben würde. Schließlich übergab Jones seinem Informanten Seraph die vereinbarte Summe von dreitausend Dollar. Seraph verbeugte sich knapp und geleitete Jones zur Eingangstür. "Es ist mir immer eine Freude mit ihnen Geschäfte zu machen, Agent Jones." "Mit ihnen auch", kam die kurze Antwort von Jones, während er wieder zurück in den Wagen stieg. Normalerweise hätte Agent Jones, sich nie zu diesem Treffen drängen lassen, doch wie so oft, spielten verschiedene Faktoren ein großes Gewicht zu Entscheidungen, die innerhalb von Sekunden getroffen oder umgestoßen werden mussten. Und obwohl Seraph sein zuverlässigster Informant war, hatten ihn andere zu diesem Treffen veranlasst. Agent Jones war nach dem letzten Meeting auf direktem Wege zurück in sein Büro gegangen, die Türe geschlossen und sich stöhnend auf die Couch fallen lassen. Die Brille, die er in der linken Hand gehalten hatte, war ihm dabei zu Boden gefallen und lag nun irgendwo zwischen seinen Füßen und der Couch. Er war neugierig gewesen, ob die Gerüchte welche er gehört hatte, der Wahrheit entsprachen oder nicht. Jedenfalls wusste er jetzt, dass sie die totale Wahrheit waren. Und nun wusste Agent Jones nicht mehr, was er tun konnte. Verzweiflung und Angst krochen in ihm hoch, während er darüber nachdachte, wie man die sich abzeichnende Katastrophe verhindern konnte. Und je mehr Agent Jones, seines Zeichens Tech-Agent und oberster Intelligence von Matrix-Amerika, nachdachte um so mehr kam er zur Überzeugung, nichts mehr tun zu können. Nichts, was jetzt noch einen Unterschied machen würde. "Möge Gott uns allen beistehen", flüsterte Jones und blickte aus dem Fenster heraus. Agent Smith und Brown waren soeben von ihrem letzten Auftrag zurückgekommen, zwei Rebellen die einen Angriff auf ein Einkaufszentrum ausführen wollten. Doch dazu war es gar nicht erst gekommen und nun betraten die beiden Agenten den 27. Stock des Hauptquartiers, als die Fahrstuhltüren sich hinter den beiden wieder schlossen, während sie in immer noch mit Blut befleckten Anzügen auf das Büro Agent Jones zugingen. Nun waren bereits Stunden vergangen, seit sie das letzte Mal von ihm etwas gehört hatten. Brown klopfte zweimal an, doch erhielt keine Antwort von der Innenseite. Daraufhin klopfte er noch einmal an, diesesmal um einiges lauter und endlich kam die Aufforderung von der Innenseite. "Herein." Seraph betrachtete die Scherben vor sich auf dem Boden. Scherben, welche aus dem nahegelegenen Fensterrahmen gerissen worden waren, herausgerissen von einem Gewehrschuss, welche sein Ziel knapp verfehlt hatte. Der Schuss war überraschend gekommen und lediglich ein kurzes Aufflackern von Instinkt hatte ihn am Leben erhalten, die Möglichkeit gegeben, den Anschlag zu überleben. Er kauerte nun im Schatten hinter einer Mülltonne, die Pistole, eine 9mm Beretta im Anschlag. Seraph wusste, dass sich sein Gegner irgendwo in der Dunkelheit der Straße befand, darauf wartend dass sein Opfer herauskam. Aber er hatte eine Möglichkeit zur Flucht, und dies beinhaltete den Schlüssel, welcher ihn zu den Hintertüren der Matrix führen würde, und die Tür auf der anderen Seite der Gasse, ungefähr fünfzehn Meter von ihm entfernt. Das einzige Problem dabei war, dass er, um dorthin zu kommen, fünf Meter in hellem Licht zurücklegen musste, viel zu viel, als dass er sein Ziel erreichen konnte. Zuallererst musste er die Lichtquelle ausschalten, welche ihm den Weg erschwerte. Das Licht kam von einer längst verwitterten Straßenlaterne auf den Boden und war das einzige, was diese finstere Gasse erhellte, doch zu diesem Zeitpunkt war sie für Seraph etwas Böses, etwas, dass ein Entkommen vor seinem Gegner verhindern wollte. Und da Seraph wie sein Name schon sagte, einst eine Art Engel in der Matrix gewesen war, war es auch seine Aufgabe, alles Böse zu zerstören. So zielte er auch einfach auf die Laterne und mit nur einem einzigen Schuss der fiel, wurde auch das letzte Licht gebannt. Augenblicklich sprang er aus der Deckung hervor und fing an auf die Tür zuzurennen. Aber er hatte einen Fehler gemacht, wie er sogleich bemerkte. Denn wie als ob sich das Licht gegen ihn verschworen hatte, spritzten Funken aus den Überresten einer ehemaligen Neon-Beleuchtung von oben in das Dunkel herab und erleuchteten in einem letzten Auftakt die Gasse und so befand er sich nun in fatalem Lichtschein. Der Knall der folgte, hörte er nur schwach im Bewusstsein, mehr fühlte er den stechenden Schmerz der sich an seiner linken Seite bemerkbar machte und doch war es nur ein Streifschuss gewesen der ihn getroffen hatte. Und er wusste genau, dass er aus der Schussbahn herauskommen musste! Seraph ließ sich nach links fallen und er spürte noch den Luftzug, der knapp über seinem Kopf entlangzog. Und während er sich wieder in Richtung Tür bewegte, suchte er vehement in seiner Tasche nach dem Schlüssel und schließlich legte sich seine Hand um den gewünschten Gegenstand. Wieder feuerte sein unbekannter Gegner, doch diesesmal hatte Seraph das Mündungsfeuer deutlich genug sehen können. Schnell hob er die eigene Waffe in die Richtung aus der er das Aufblitzen gesehen hatte und drückte zweimal ab. Und er konnte einen Schrei vernehmen, zusammen mit einem hellen Klang, wie als ob Metall auf den Boden gefallen war. Anscheinend hatte er seinen Gegner getroffen und dieser die Waffe fallen gelassen. Aber er kümmerte sich nicht mehr darum, sondern suchte mit dem Schlüssel weiter nach dem Türschloss. Wenn er doch nur ... Da ist es. Hinter ihm ein kratzendes Geräusch. Sein Gegner hob die Waffe wieder auf. Die Türe war offen. Seraph drehte sich herum und schoss nun wild in die Gasse hinein, leerte das Magazin gegen Hauswände, ohne wirklichen Schaden anzurichten. Sein Anliegen war es gewesen seinen Gegner zurückzudrängen und nicht mehr. Hinter sich schloss er die Türe und ließ sich langsam an der digitalen Wand nach unten gleiten, während er schwer nach Luft schnappte. Das war für seinen Geschmack viel zu knapp gewesen. Jones blickte von Smith zu Brown hinüber und versuchte zu erkennen, was in ihren Gedanken vorging, ob sie eine Idee hatten das Problem zu beseitigen. "Es gibt keine Zweifel, dass die Information stimmt?" "Nein, überhaupt nicht. Obwohl das alles seltsam erscheint. Lancte hatte erst vor einigen Tagen zu mir darüber gesprochen und bereits jetzt haben die Rebellen einen Plan ausgearbeitet", antwortete Jones auf Browns Frage. "Wobei wir selbst nicht genau sagen können, ob die Rebellen ebenfalls über unsere Informationen verfügen. Ich glaube, wir sind am besten beraten wenn wir erst einmal die Dinge abwarten, die noch kommen werden. Tun können wir ohnehin nicht viel, also ..." An dieser Stelle wurde Brown von Jones unterbrochen, der einen flehenden Blick aufgesetzt hatte und nicht weiter hören wollte. "Das können sie doch nicht einfach so sagen, Brown. Wir müssen etwas in dieser Sache unternehmen. Ein Nichteingreifen können wir uns gar nicht leisten. Sobald Lancte eine starke Emotionale Bindung zu seiner Rekrutin hat und ihr etwas passiert - Ihr wird etwas passieren, das steht ohne Zweifel -, können wir nicht sagen wie er darauf reagieren wird. Er könnte sich komplett zurückziehen und nie wieder etwas mit uns zu tun haben wollen ..." "Was mich nicht sonderlich stören würde ...", fügte Brown als Kommentar ein und erhielt einen mahnenden Blick Smiths. " ... oder er könnte einen Rachefeldzug starten und jeden umbringen, den er auch nur entfernt als Schuldig ansieht. Und wir sollten uns keine Hoffnungen machen, dass wir ihn dann noch aufhalten könnten. Er hat Informanten und Verbindungsleute nicht nur in allen vier Himmelsrichtungen sondern auch am Boden und in der Luft." Über die drei Agenten senkte sich ein minutendauerndes Schweigen. Jeder von ihnen bedachte noch einmal jedes gefallene Wort und versuchte eine Lösung zu finden die er mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Smith war es schließlich der sprach. "Zwar kann ich einige Sachen nicht komplett verstehen, zum Beispiel wie ihr Informant diesen Befehl hatte aufgabeln können, aber wir müssen auch bedenken, dass wir nicht sehr viel in dieser Situation unternehmen können. Ich halte es aber dennoch für das Beste, wenn wir zur Sicherheit ein paar Rekruten als Bewacher abstellen." Brown nickte zögerlich, doch Jones tat gar nichts. Er schien sich nicht sicher zu sein, ob er dafür oder dagegen sein sollte. "Jones?", fragte Smith. Der Angesprochene lehnte sich etwas zurück. "Ich habe einfach das Gefühl, dass wir einen schweren Fehler begangen haben. Aber ich kann auch keinen anderen Ausweg erkennen, als den, den wir jetzt nehmen." Und als die drei Agenten sich trennten, war Smith immer noch beunruhigt. Es gab keinen anderen Ausweg aus dieser Lage, aber dass Jones nicht ganz damit einverstanden war, war etwas was ihm nicht behagte. In dem Moment als Smith sein Büro betrat wusste er nicht mehr, was er tun sollte. Er hatte noch nie in seiner Existenz gebetet, aber das was jetzt durch seinen Kopf ging, war eindeutig ein Gebet. Möge irgendjemand unseren Seelen gnädig sein. Ende Kapitel 10 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)