How to marry the Girl of your Dreams von YasaiNoVampaia (Virgina/Wolf aus 10. Königreich) ================================================================================ Kapitel 5: Die Schönste im ganzen Lande --------------------------------------- 5. Die Schönste im ganzen Lande Es war angeblich der schönste Tag in ihrem Leben als Virginia Lewis in ihrem Zimmer auf Wendells Schloss stand und ihr Spiegelbild betrachtete. Sie trug ein fließend weißes Kleid, das knapp unter ihrer Brust leicht austrat und weich zu Boden fiel. Ihre kurzen Haare hatte sie sorgfältig gestylt, damit ihr keine widerspenstige Strähnen in die Stirn fielen - auch wenn Wolf meinte, dass das besonders süß aussah. Virginia lächelte sanft bei dem Gedanken an ihren Verlobten beziehungsweise baldigen Ehemann und fuhr zärtlich über ihren Bauch. Sie hatte darauf bestanden, so bald wie möglich zu heiraten, bevor alle wussten, dass sie in Erwartung war. Ihre Ehe sollte so normal wie möglich starten - war doch alles andere schon ungewöhnlich genug. Nicht, dass Virginia etwas an ihrer Vergangenheit ändern würde, auch wenn sie könnte; dafür gefiel ihr das Ergebnis viel zu sehr. Der Ring an ihrem Finger fing leise an, den Hochzeitsmarsch zu summen, und Virginia musste lachen. Es schien ganz so, als wäre sie nicht die einzige, die es kaum erwarten konnte. Ein leises Klopfen an der Tür ließ Virginia aus ihren Überlegungen hochschrecken. "Ja?" fragte sie mit gerunzelter Stirn. Wolf hatte innerhalb der letzten Stunde dreiundzwanzig Mal versucht, ihr Kleid noch vor der Trauung zu sehen. Jedes Mal hatte er anders geklopft und seine Stimme verstellt - Virginia musste sich ein weiteres Lachen verkneifen - doch sie hatte ihn noch immer erkannt. Es war herzerweichend, wenn auch ein wenig anstrengend, dass Wolf nicht von ihr getrennt sein wollte. "Ich bin es", sagte eine gedämpfte Stimme durch die Tür, die Virginia sodann als Prinz Wendells identifizierte. "Darf ich eintreten?" "Ja, natürlich", sagte Virginia, die wirklich nicht mit jemand anderem als Wolf gerechnet hatte. Sie ging zur Tür hinüber und sperrte auf. Wendell lächelte als er Virginia sah. Er hatte sie noch nie in ihrem Kleid gesehen. "Unbeschreiblich", sagte er leise, ergriff Virginias Hand und küsste sie. "Wolf darf sich wirklich glücklich schätzen." Virginia errötete. "Tja..." Wendell lachte ob ihrer Verlegenheit und trat durch die Tür. Er schloss wieder ab. "Weswegen ich eigentlich gekommen bin", meinte er dann wieder etwas ernster. "Die Zeremonie beginnt in zwanzig Minuten." "Oh", brachte Virginia nur heraus. Sie hatte zuvor noch kein Muffensausen gehabt, aber so langsam begann der Countdown. Sie konnte sich kein Leben ohne Wolf vorstellen, aber ihre Hochzeit war eine große Sache für jedes Mädchen, so war es ihr nicht zu verdenken, dass sie nun etwas nervös war. "Sind alle Gäste da? Hat sich mein Vater schon wieder ein paar Feinde gemacht? Und was ist mit Wolf?" fragte sie rasch nacheinander. Wendell schüttelte leicht seinen Kopf. "Alles ist perfekt", versicherte er der Braut. "Dein Vater verhält sich vorbildlich und unterhält die Gäste. Und der Bräutigam wartet genauso nervös wie du, dass es endlich losgeht." Virginia dachte, dass Wolf sich wohl schon auf die Flitterwochen freuen musste, und wurde wieder etwas rot. ~*+^+*~ Dafür, dass Virginia sich so auf die Zeremonie freute, auch wenn sie ein nervöses Flattern im Magen hatte, bekam sie nicht sehr viel davon mit. Sie wusste noch, dass sie in Wolfs Augen versunken war, aber sie konnte nun nicht mehr mit Sicherheit sagen, ob sein Anzug schwarz oder dunkelblau gewesen war, ob seine Haare zurückgegelt waren oder nicht, ob er sich noch einmal rasiert oder aber einen leichten Schatten am Kinn gehabt hatte. Sie war wie hypnotisiert, und wenn Wolfs verträumter Blick irgendeine Aussage machte, dann erging es ihm bei ihr nicht viel besser. Der Pfarrer stellte die üblichen Fragen, auf die jeweils mit einem kurzen 'ja' geantwortet wurde. Erst als der Bräutigam aufgefordert wurde, die Braut zu küssen, kam Bewegung in die Sache. Die Gäste machten "Ahhh!" und "Ohhh!", aber auch das bekam Virginia nur im Hintergrund mit. Für ein frischverliebtes Pärchen waren sogar ein paar Stunden ohne Kontakt eine Anmaßung, so entwickelte sich das als kurzes Bussi gedachte Abschlusssiegel der Eheschließung kurzerhand zu einem ausgereiften Kuss. Gäste fingen an zu lachen, der Pfarrer räusperte sich umständlich, aber Virginia achtete nicht darauf. Viel zu sehr hatte sie Wolfs Lippen auf den ihren vermisst. Dann löste sich Wolf ein paar Millimeter von ihr und wisperte: "Ich denke, das sollten wir vielleicht auf später verschieben, oder?" Als die Welt wieder in Fokus gelangte, wurde Virginia erneut rot. Normalerweise war sie nicht so - exhibitionistisch. Wolf hatte vielleicht seine tierische Seite einmal im Monat, aber sie hatte ihre abenteurerische Hälfte gerade erst entdeckt. Zeit sie zu erforschen würde es später genug geben. ~*+^+*~ "Und?" fragte Tony seine Tochter später beim Empfang. "Und was?" seufzte Virginia und nippte an ihrem Kindersekt - natürlich ohne Alkohol. Der Ring an ihrem Finger summte immer wieder eine neue Melodie, als könnte er sich nicht entscheiden, was er jetzt möchte. Es gab einfach zu viele schöne Lieder, die die Gefühle in Virginia widerspiegelten. Auf ihrem linken Ringfinger steckte nun ein dünner Goldreif, der, sehr zur Freude des Verlobungsringes, nicht magischer Natur war. Er glänzte in der Beleuchtung des Festsaales, und Virginia konnte sich nicht daran satt sehen. "Wie fühlt man sich als frischverheiratete Ehefrau?" stocherte Tony. Da war ein mildes Lächeln auf seinem Gesicht als er seine Tochter - seine schwangere, verheiratete Tochter, erinnerte er sich rasch - betrachtete. In den letzten Monaten war sie so schnell erwachsen geworden. Wolf war ihr erster richtiger Freund, der Vater ihres ungeborenen Kindes, und jetzt ihr Ehemann. Tony hätte vielleicht etwas an der Reihenfolge geändert - hätten sie mit dem Kinderzeugen nicht auf nach der Heirat warten können? - aber, auch wenn er es nur sehr widerwillig zugab, so freute er sich doch, dass Virginia Wolf gewählt hatte. Er war vielleicht ein halber Wolf, aber er liebte seine Tochter ohne Frage oder Hinterhalte. Er würde gut für sie sein, und auch seine Tochter würde Tonys neuen Schwiegersohn glücklich machen. "Irgendwie nicht anders als vorher", sagte Virginia. "Vielleicht fühle ich mich ein wenig - ich weiß nicht wie ich das sagen soll - seliger? So, als wäre jetzt alles richtig, verstehst du?" Tonys Augen verschleierten sich unmerklich. Er verstand nur zu gut. Es musste dasselbe Gefühl der Vollkommenheit und inneren Ruhe sein, das auch er erlebt hatte, als er Christine zur Frau genommen hatte. Aber sie tat nichts mehr zur Sache. Die Ehe seiner Tochter würde, nein, sie konnte gar nicht so enden wie seine. "Ja", sagte er. "Das freut mich für dich." "Huff-puff", ertönte dann eine neue, altbekannte Stimme. "Wenn ich es nicht besser wüsste, müsste ich doch denken, dass du mir meine Braut stehlen möchtest, Tony." Virginia umarmte ihren Mann, bemerkte nebenbei, dass sein Anzug ein dunkles kastanienbraun war, und lächelte. "Keine Angst. Dad hat mir nur noch einmal seine Glückwünsche ausgerichtet." Wolf hob eine Braue, dann kratzte er sie mit einer flinken Bewegung. "Wirklich?" fragte er überrascht. "Jemine! Das hätte ich gar nicht mehr von dir erwartet, Tony, auf deine alten Tage!" Er schlug seinem Schwiegervater fest auf den Rücken, was Tony beinahe zum Stolpern brachte. "Dass du dich noch einmal freust, mich in der Familie zu haben! Das erwärmt mein Herz, ja, das tut es." Wolf griff sich aufs Herz und nickte dabei bestätigend. Dann schlang er einen Arm um Virginias Taille und zog sie davon. "Aber jetzt müssen wir wirklich gehen", rief er Tony über seine Schulter zu. "Wir wollen die Hochzeitssuite in Wendells Schloss doch nicht noch länger warten lassen..." "Aber wir haben doch noch nicht einmal den Kuchen abgeschnitten", hörte Tony seine Tochter schwach einwenden. Der Protest fiel als ebensolcher durch, denn es war zuviel Lachen in Virginias Stimme. Ein Lächeln schlich sich auf Tonys Gesicht, der einfach ignorierte, was Hochzeitssuite zu bedeuten hatte. "Huff-puff, Wendell hat doch genügend Angestellte", meinte Wolf. "Soll doch einer von denen den Kuchen aufschneiden." "Und ich muss auch noch den Brautstrauß werfen!" Tony sah noch wie Wolf Virginia den Strauß aus der Hand nahm und ihn ohne hinzusehen einfach über seine Schulter warf, wo er in Blabberworts Suppenteller landete. "Okay, jetzt sind wir fertig", lachte Virginia, und dann waren die beiden auch schon aus der Halle verschwunden. Ein paar der Gäste waren verwirrt ob des verfrühten Abgangs, andere lächelten gönnerisch, aber die meisten hatten Wolf schon ein wenig kennen gelernt und wussten, wie ungeduldig er sein konnte. ~*+^+*~ Ice Queen beobachtete scheinbar gelangweilt wie das Paar die Halle durch die großen Schwingtüren verließ. Es würde bald soweit sein. Bald würde das alles hier ihr gehören. Prinz Wendell war sehr eng mit dem frischvermählten Pärchen befreundet. Ice Queen konnte ihr Glück noch immer kaum glauben. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, dass ihr die Chance auf ihr neues Königreich regelrecht in den Schoß gelegt würde. Aber umso besser. Kühl lächelnd erhob sich die Herrscherin des Achten Königreiches und entschuldigte sich. Ihr neuer Diener, der Menschenfresser, kam mit ihr auf die Beine. Sie verließen die Feierlichkeiten, natürlich nicht ohne sich vom Prinzen zu verabschieden. ~*+^+*~ Virginia und Wolf waren endlich in der Hochzeitssuite angekommen, die eigens für diesen Anlass umgestaltet und getauft worden war. Ihre Hochzeitsreise würde am nächsten Morgen beginnen, und Virginia freute sich schon darauf, Wolfs Heimat kennenzulernen. Jetzt aber freute sie sich auf etwas anderes. Es war nicht das erste Mal, das sie ein Bett hatten, aber es war das erste Mal, dass sie als Ehepaar alleine waren. Und Virginia wollte, dass alles perfekt wurde. Deswegen ging sie, als Wolf schon die Decken zurückschlug, zu ihrem Spiegel hinüber, um sich noch ein letztes Mal zurechtzumachen. "Jemine", sagte Wolf als er seine Frau sah. "Was machst du da? Du bist doch sowieso die Schönste von allen. Sogar der Spiegel kann dir das besiegeln." Virginia lächelte Wolf über ihre Schulter hinweg an. "Ja?" fragte sie. "Ist das denn ein magischer Spiegel?" Sie drehte sich zurück und musterte ihre Reflektion. Sie strahlte richtig, bemerkte sie. Das war es also, was es hieß unter der Schwangerschaft aufzublühen. Oder vielleicht war sie einfach nur so glücklich, dass sie etwas ihrer Freude an ihre Umwelt abgeben wollte. "Natürlich", flüsterte der Spiegel heiser. "Und Ihr seid tatsächlich die Schönste im ganzen Lande..." Virginia wurde leicht rot, etwas überrascht, dass sie tatsächlich einen magischen Spiegel im Schlafzimmer hatten. Sie würde ihn wohl noch umdrehen müssen... Dann berührte Virginias Hand die gläserne Oberfläche. Ein gleißendes Licht erhellte das Schlafgemach für einen Moment. Und dann war Wolf alleine in der Hochzeitssuite. ~*+^+*~ "Willkommen", sagte Ice Queen sanft, "im Achten Königreich." Virginia blickte auf. Es war kalt, eisigkalt, aber das sollte nicht überraschend sein, da sie sich in einer Art Iglu befand. Innerhalb von Sekunden war sie von ihrer Traumhochzeit in einen Albtraum geraten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)