How to marry the Girl of your Dreams von YasaiNoVampaia (Virgina/Wolf aus 10. Königreich) ================================================================================ Kapitel 1: Blumen und Pralinen retten noch keinen schlechten Start ------------------------------------------------------------------ Titel: How to marry the Girl of your Dreams - Das zweite Kapitel einer Geschichte Teil: 1. Blumen und Pralinen retten noch keinen schlechten Start Autor: MajinSakuko E-Mail: MajinSakuko@yahoo.de Beta-Reader: JamesMarsters15 Disclaimer: Idee und Drehbuch von Simon Moore, Roman von Kathryn Wesley, Erstveröffentlichung bei Hallmark Entertainment Books, vermarktet durch RTL Enterprises, kurz: mir nix, außer der Idee der FF Fandom: 10k Pairing/Main-Chara: V/W, Christines Mutter, Tony, Wendell Rating: R Genre/s: Romantik, Drama, Abenteuer Warning/s: Lime, Fluff A/N: Das ist mein erster Versuch einer FF außerhalb von DB. Es setzt direkt am Ende des Buches/Filmes an. Ich übernehme die Namen aus dem Roman (die Trolle heißen anders ...), im Buch ist alles viel ausführlicher und genauer - nicht so gekürzt wie die VOX-Fassung *kopfschüttel* - Die linke Hälfte des abnehmenden Mondes warf seine kalten Strahlen auf den Central Park, während die kühle Nachtluft durch die Wipfel der hohen Bäume strich und die Blätter zum Rascheln brachte. Der Park war um diese Uhrzeit verlassen, die letzten Jogger längst daheim im Warmen, kein Mensch, der noch mit seinem Hund Gassi ging, nicht einmal ein jungverliebtes Pärchen, das händchenhaltend über die Kieswege schlenderte. Virginia schmiegte sich enger an Wolf, und dieser schlang seinen Arm enger um sie, da sie leicht fröstelte. Noch immer trug sie ihre dünne, blaue Strickjacke über dem einfachen T-Shirt, die sie schon während all ihrer Abenteuer getragen hatte, doch daran lag es nicht, dass ihr eine Gänsehaut über den Rücken gejagt war, vielmehr war es seine Nähe, die ihr wohlige Schauer bereitete. Eine schier unendlich lange Zeit saßen sie schon in Stille gehüllt auf der Holzbank und genossen einfach die Nähe des anderen, dabei war es gar nicht so ruhig um sie herum. Auf der nicht weit entfernt gelegenen Hauptstraße dröhnten unzählige Automotoren, quietschten Reifen und drückten genervte Fahrer auf ihre Hupen. Von irgendwoher kam laute, unmelodische Musik - *oder vielleicht klingt sie nur unmelodisch, weil ich die perfekte Musik gehört habe, und nun für alles andere verdorben bin? 'Zeit, sich zu binden' ...* -, wahrscheinlich aus einer neu eröffneten Diskothek. In der Luft hing der unverwechselbare Geruch von Manhattan, eine Mischung aus Abgasen, Panierfett und Hund, wobei Virginia den Hundegeruch noch am angenehmsten fand, da er sie an den treuäugigen Golden Retriever erinnerte, der ihr in den letzten Tagen so ans Herz gewachsen war. *Er muss mich wirklich verzaubert haben ...*, dachte sie kopfschüttelnd. *So lange sind wir noch nicht getrennt und ich vermisse ihn schon. Es stimmt, was die Leute sagen; gemeinsame Abenteuer schweißen zusammen.* "Huff-puff, du solltest deine hübsche Stirn nicht in solche Falten legen! Das passt gar nicht zu dir, mein saftiges Mädchen." Mit dem Daumen strich Wolf Virginias gerunzelte Stirn vorsichtig glatt, legte den Kopf schräg, begutachtete sein Werk, während er sich an ihren überrascht aufgerissenen Augen erfreute. Dann blitzte es in den seinen auf und ein Grinsen zog seine Mundwinkel nach oben. "Schon viel besser ..." "Wolf, lass uns heimgehen, ja?" Der Wind hatte zugenommen, und auch, wenn Wolfs Körper sie bis jetzt wohlig warm gehalten hatte, so war es doch noch ein Stückchen weit zu gehen, bis sie beide ... Die Erkenntnis traf sie so unvorbereitet, wie an jenem schicksalhaften Tag, als Wendell plötzlich aus dem Blauen in ihr Fahrrad gelaufen war und sie nicht rechtzeitig bremsen hatte können, und nach Wolfs Gesichtsausdruck zu schließen, hatte er genau dasselbe erkannt. Sie hatten kein Zuhause. Wenn nicht die Polizei ihr gesamtes Hab und Gut konfisziert hatte, dann hatte Mr. Murray es bestimmt aus dem Fenster geworfen oder sonst was damit angestellt. Unbewusst ballte Virginia ihre Hand zur Faust, wie sie es schon so oft getan hatte, wenn sie an den Mann dachte, der ihnen das Leben so schwer gemacht hatte. Nicht, dass ihr Vater sich weiß Gott wie vorbildlich verhalten hätte, aber die Behandlung, die sie von dem Hausbesitzer erhalten hatten, hatten sie bestimmt nicht verdient. Obwohl ... "Wie lange hält eigentlich die Wirkung dieser Drachendungbohnen an?", fragte Virginia. Im Stillen hoffte sie, dass die Wünsche, die Tony so unbedacht geäußert hatte, längst ihre Wirkung verloren hatten. Andererseits könnte es durchaus auch witzig sein, Murrays Familie als Untertanen zu haben ... Virginia schüttelte den Kopf. *Wo kommen nur diese Gedanken her? Seit Dad mir von seinen Wünschen erzählt hat, muss ich ständig daran denken ...* "Nun, nach sechs Wünschen ist die Wirkung vorbei, ganz einfach, so wie es im Vertrag steht. Dann kann man sich nichts mehr wünschen." Wieder zogen sich Virginias Augenbrauen ein wenig zusammen, und Wolf lächelte, als könnte er in ihr kluges Köpfchen sehen und es beim Arbeiten beobachten. Schon als er sie zum allerersten Mal erschnuppert hatte, hatte er gewusst, dass sie etwas ganz Besonderes war. *Zum Glück hab ich mich richtig entschieden ... lieben, essen, lieben, essen ... vom Lieben hab ich definitiv länger was ...* - "Wieso?", fragte Wolf zurück und kratzte sich mit der rechten Hand flink die Braue, die leicht verwirrt nach oben gezogen war. Unwillkürlich musste Virginia lächeln. Diese Geste hatte sie zu lieben gelernt, genauso wie seine manchmal kindliche - manchmal unangebrachte - Neugier Dingen gegenüber, die er nicht kannte, sein ehrliches Herz und all die anderen, kleinen, scheinbar unscheinbaren Dinge, an die man sich vielleicht nicht erinnerte, die man nicht beim Namen nennen konnte, aber die so wichtig waren für das Glück zu zweit ... oder zu dritt. "Du kannst dich doch noch erinnern, was Dad erzählt hat, oder? Murray und seine Familie waren seine Diener und das SWAT-Team, das hinter ihm her war", antwortete sie, während eine Hand vermeintlich gedankenverloren über ihren Bauch strich. "Bleibt der Zauber noch bestehen, auch wenn die Bohne ihre Wirkung längst verloren hat?" "Oh, huff-puff, ich, na ja, fürchte schon, ja." Wolfs Augen blickten Virginia bedrückt an. "Ja, ich weiß, ich hätte Tony nie die Drachendungbohne unterjubeln dürfen, es ist alles meine Schuld! Jemine! Meinetwegen wird er jetzt auf ewig von der Polizei gejagt werden, bis sie ihn fangen und einsperren, wie im Schneewittchen-Gedächtnis-Gefängnis ... nur sicher für viel länger! Oh, Virginia! Bitte, vergib mir, ich verspreche dir auch, dass ich die Wirkung der Wünsche auslöschen werde, ja? Bitte?" Er redete in einem wahren Rausch, ohne seiner Verlobten auch nur Zeit zugeben, sich einen Satzanfang zurechtzulegen. "Aber wie hätte ich ihn anders dazu überreden können, mir deinen Aufenthaltsort zu verraten? Ich meine, eigentlich war es ja im Grunde genommen seine eigene Schuld. Da war er ja auch noch so gierig und hat sich um die Konsequenzen keine Sorgen gemacht ..." Das gewinnendste Lächeln erschien auf des Wolfes Lippen. "Wolf", meinte Virginia tadelnd und schüttelte ihren Kopf langsam von einer zur anderen Seite, wobei sie aber das belustigte Funkeln in ihren blauen Augen nicht verbergen konnte. "Du hast dich verändert, das weiß ich. Ich bin dir nicht böse." "Wirklich? Huff-puff, da bin ich aber erleichtert ..." Virginia schüttelte wieder den Kopf, ob Wolfs wirklich unberechenbaren Stimmungsschwankungen, die ja eigentlich bald ihr zustanden. Dann wurde sie wieder ernst. "Die Polizei wird meinen Vater also noch immer suchen ... Aber Mr. Murray wird unsere Wohnung wahrscheinlich noch nicht ausgeräumt haben. Wir müssen dorthin. In meinem Zimmer habe ich mein Sparbuch. Außerdem gibt es einige Dinge, die ich nicht dort lassen möchte." Virginia löste sich von Wolf, stand auf und streckte sich ausgiebig. Nach den aufregenden letzten Tagen war sie es gar nicht mehr gewohnt, so lange still zu sitzen. "Kommst du?", fragte sie lächelnd, als Wolf keine Anstalten machte, sich ebenfalls zu erheben. "Äh ... aber ja doch", stammelte er und sprang behände auf die Beine. Bis jetzt hatte er Virginia erst einmal im Mondlicht stehen sehen, und da konnte sie es ihm doch nicht verübeln, dass er ein wenig neben sich gestanden - oder gesessen - war, oder? Der relativ kurze Weg zu Virginias noch- Zuhause wurde schweigend zurückgelegt, und sie kam nicht umhin zu bemerken, wie ironisch die gesamte Situation war. Hier ging sie durch den Wald, Hand in Hand, mit dem Wolf, der ihr den Ring angesteckt hatte, der nicht mehr abgehen würde, und das witzige war; sie wollte gar nicht entkommen. Die East 81. Straße lag ruhig und gemütlich da, keine von Trollstaub betäubten Passanten lagen am Weg, selbst das rosa Pulver war nirgends mehr zu entdecken. "Überlass mir das Reden, ja?", flüsterte Virginia Wolf zu, als sie durch die sich knarrend öffnende Haupttür die kleine Lobby des Apartmenthauses betraten. Will, der schon seit ewigen Zeiten hier angestellte Portier, wandte seinen Blick von der laufenden Lotto-Ziehung - *ein Sechser kann es ohnehin nicht mehr werden, und ohne den komm ich hier nicht raus ...* - zu den beiden Ankömmlingen. Sein Stirnrunzeln wurde zu einem Lächeln und er winkte sie näher. "Guten Abend", grüßte Virginia höflich und zog Wolf mit sich, der sich auch ein "Abend" abringen konnte. "Hallo, Virginia! Ich hatte schon befürchtet, du würdest gar nicht mehr auftauchen ... Nach allem, was da geschehen ist ... Mr. Murray ist hochbesorgt um das Wohlergehen deines Vaters, weißt du. Schon merkwürdig", fuhr er kopfschüttelnd fort. "Du weißt doch aus erster Hand, wie er ist, dieses Verhalten ist mehr als eigentümlich. Aber das sollte ich vielleicht nicht sagen, was? Haha." "Ja, das stimmt", antwortete sie etwas abgelenkt. Eigentlich hatte sie eher gehofft, dass sie einfach nur schnell in ihre Wohnung kam und dann so schnell wie möglich wieder verschwand. Dass der alte Will sie so lange aufhalten würde, hatte sie nicht eingeplant. "Ähm, wir müssten kurz ein paar Dinge aus der Wohnung holen, wäre das möglich?" Will musterte Wolf eindringlich, als hätte er, als Virginia "wir" gesagt hatte, zum ersten Mal bemerkt, dass sie nicht alleine war. Seine ungewöhnlichen Augen wirkten irgendwie beängstigend, obwohl offensichtlich keine Gefahr von ihm ausgehen konnte, wenn er mit Ms. Lewis zusammen war. Seine Kleidung war ebenso ungewöhnlich, irgendwie dunkel bekannt, ohne dass er sie zuordnen konnte. Virginias flehende Augen erweichten letztendlich sein Herz und er nickte Richtung Aufzug. "Mr. Murray ist außer Haus, er dürfte erst in zwei Stunden zurück sein", meinte Will. "Nachdem die Polizei ihre Durchsuchung fertiggestellt hatte, ließ Mr. Murray die Wohnung versiegeln. Wenn dein Vater zurückkommt, soll er sich bei ihm melden ..." Er dachte nicht mal daran, zu fragen, wo Tonys Aufenthaltsort war, schließlich wollte er nicht in eine Raubgeschichte hineingezogen werden. Dass er hier seiner Tochter unerlaubten Zugang zu der Wohnung gewährte, war genug, doch er hatte schon immer eine Schwäche für die kleine Virginia gehabt. "Vielen Dank für Ihr Entgegenkommen", meinte der Dunkelhaarige und verbeugte sich leicht vor dem Portier. "Wir werden nicht lange brauchen." Und damit riss er Virginia mit sich zu dem Aufzug und ließ sie den Knopf drücken - die Technik dieser fremden Welt hatte er noch nicht ganz durchschaut. "Du fährst, ich nehme die Treppe." "A-aber ..." Virginias noch nicht formulierter Protest stieß nicht auf taube Ohren, sondern auf stumme Wände, da Wolf bereits die Stufen hinauf verschwunden war. *Wenn er hier im 'zehnten Königreich' zurechtkommen will, muss er sich an die Technik gewöhnen ...* Mit einem leisen 'Kling' öffnete sich der Fahrstuhl und gewährte Virginia Zugang. Sie drückte die sieben und sogleich schlossen sich die Türen wieder und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Offensichtlich war die Kabine komplett restauriert worden, denn nicht nur die Knöpfe und Armaturen waren neu, sondern auch die Wände waren frisch tapeziert und der Boden war mit einem dicken Teppich ausgelegt. Nach kurzer Zeit war Virginia in ihrem Stockwerk angekommen, und als die Türen auseinander glitten, war Wolf bereits da und erwartete sie mit einem schelmischen Grinsen. Nichts deutete darauf hin, dass er gerade sieben Etagen nach oben gelaufen war, aber das musste er, sonst wäre er nicht schneller als der Fahrstuhl gewesen. "Ich hab dich vermisst, süße Virginia", wisperte Wolf und lehnte sich näher. "Du mich auch?" Grinsend trat Virginia auf den Gang und marschierte an ihm vorbei. "Komm schon, Wolf, wir haben nicht viel Zeit." - *An diese ganze Zuwendung könnte ich mich glatt gewöhnen ...* "Huff-puff", murmelte Wolf, kratzte seine Braue in seiner typischen Art, während er noch einen Moment länger auf die sich schließenden Aufzugtüren starrte. Dann wandte er sich blitzschnell um und eilte seiner Verlobten hinterher. "Oh, Virginia, so warte doch auf mich!" Diese war bereits bei Apartment 17a Nr. 2 angekommen und kramte in ihrer Jäckchentasche nach dem alten Generalschlüssel ihres Vaters - sie wussten ja nicht, ob Mr. Murray vielleicht ein anderes Schloss einbauen hatte lassen, doch bestimmt hatte der Geizhals kein neues gekauft -, als plötzlich in der Nebenwohnung die Tür aufging und Virginias Nachbarin Mrs. Graves und ihr Sohn Eric, der seinen Dackel an der Leine führte, herauskamen. Der Dachshund legte die Ohren an und knurrte, doch ein Blick in Wolfs grün aufblitzende Augen genügte, dass sich das arme Tier winselnd hinter Eric versteckte. Mrs. Graves nahm Eric an der Hand und zog ihn Richtung Aufzug. "Komm schon, wir müssen uns beeilen ...", murmelte sie, aber eher zu sich selbst. Nach den merkwürdigen Vorkommnissen wollte sie nichts mehr mit den Lewis' oder Leuten, die bei ihnen waren, zu tun haben. Wer wusste schon, was dieser verrückte Hausmeister mit den Murrays angestellt hatte, dass sie sich wie willenlose Zombies aufführten? Eric ließ sich widerwillig mitziehen, warf aber noch mal einen Blick über die Schulter hinweg, als er gerade noch mitbekam, wie Virginia ihre Türe aufsperrte und sie und dieser dunkle Mann in der Wohnung verschwanden. Innerhalb des Apartments sah es ungefähr so aus, wie sie es zuletzt gesehen hatten. Im Wohnzimmer herrschte heilloses Durcheinander, Möbel waren umgeworfen, Bücher lagen verstreut am Boden vermischt mit ziemlich jedem Schrankinhalt. *Sieht aus, als wäre hier eine Razzia durchgeführt worden ... Warte, das ist ja auch passiert.* Virginia betrachtete den völlig demolierten Staubsauger, der in einer Ecke lag, und seufzte leise. Doch das wurde auf einmal von einem viel lauteren Geräusch ertränkt, das aus der Küche kam. "Jemine", murmelte Wolf und stieß die Türe vorsichtig auf. Die Aussicht, die sich ihnen präsentierte, war einmalig. Das Linoleum war überflutet von einem Meer aus Bier und zerbrochenem Buntglas, der Kühlschrank stand offen und spuckte manchmal mehr manchmal weniger neue Flaschen aus, die bis an die andere Seite des Raumes geschleudert wurden und dann dort an der Wand zerschellten. "Huff-puff, was für ein Wunsch!" Virginia konnte nur den Kopf schütteln. Einen nie mehr enden wollenden Biervorrat konnte sich auch nur ihr Vater wünschen. *Dabei sollte er doch darauf achten, sich anständig zu ernähren ... Obwohl, die Rippchen hab ja ich ihm ...* Aber für all das war jetzt keine Zeit. Virginia betrat ihr kleines Zimmer und fand dieses ebenso verwüstet vor, wie den Rest der Wohnung. "Huff-puff, was für ein Durcheinander!", stieß Wolf aus, der direkt hinter seiner Verlobten den Raum betrat. "Bist du sicher, dass du hier irgendetwas findest?" "Ja, ja, ich hab ein Geheimversteck", murmelte Virginia halb abwesend und suchte nach der richtigen Lade in ihrem Schreibtisch. Sie tastete das Holz ab und fand schließlich was sie suchte, als eine dünne Platte der Schublade nach oben schnappte und einen doppelten Boden enthüllte. Darunter befand sich das Sparbuch, von dem sie gesprochen hatte, genauso wie sie es hinterlassen hatte. Wenige Minuten später hatte Virginia das Nötigste zusammengepackt, ein wenig Kleidung, Dokumente, Fotos - *nur wo ist das in diesem doppelten Bilderrahmen?* - und andere Erinnerungsstücke. Auf dem Weg zum Aufzug begegneten sie niemandem. Gerade als Virginia den Rufknopf betätigen wollte, zog Wolf sie zum Stiegenabgang und legte einen Finger auf ihre Lippen, damit sie still war. Keine zwei Sekunden später ertönte das wohlbekannte 'Kling' und ein Geräusch, das aufgleitende Türen verursachten. Virginia war so erleichtert gewesen, dass ihr Versteck nicht gefunden worden war, dass sie die leuchtende Glühbirne nicht bemerkt hatte, die angab, dass der Fahrstuhl sogleich in diesem Stockwerk ankommen würde. Von ihrem im Schatten gelegenen Punkt aus konnte sie erkennen, wie Mr. Murray den Gang entlang Richtung ihres alten Apartments marschierte und dabei irgendetwas Unverständliches vor sich her murmelte. "Lass uns gehen", drängte Wolf und zupfte etwas an ihr, doch Virginia schüttelte den Kopf. Sie wollte unbedingt wissen, was der Hausbesitzer dort machte. Nach wenigen Sekunden nur kam Mr. Murray wieder zurück, offensichtlich hatte er nur überprüft, ob Tony wieder zurück war. Mit angehaltenem Atem presste sich Virginia enger an die Wand, als er sich ihnen wieder näherte und den Aufzug betrat. Als sich die Türen leise schlossen ließ sie die Luft langsam aus ihren Lungen. "So ..." "Tja, huff-puff", sagte Wolf ebenso ziellos. "Was jetzt?" "Ich halte es für das Beste, wenn wir das Geld noch nicht anrühren würden", meinte Virginia. "Außerdem ist es ohnehin schon zu spät, die Banken haben längst geschlossen ... Also ..." Der folgende Gedanke, der sich ihr aufdrängte, gefiel ihr ganz und gar nicht, aber offensichtlich war es zur Zeit ihre einzige Chance. Deswegen bemühte sie sich um den zuversichtlichsten Gesichtsausdruck, den sie aufbringen konnte, während sie ihren Satz zu Ende sprach. "Also werden wir meiner Großmutter einen Besuch abstatten." ~*+^+*~ "Was ist denn, Roland?" Großmutter blickte ihren knurrenden Pudel missbilligend an. "Jetzt hör schon auf! Da ist niemand, den du anknurren müsstest. Hier", sie füllte etwas Champagner in die Hundeschüssel nach, "trink noch etwas, vielleicht bringt dich das wieder zu Vernunft ..." Kopfschüttelnd goss sie den Rest in ihre Flöte und stellte die nun leere Sektflasche zurück auf die Kommode. Mit einem zufriedenen Seufzen führte sie das Glas schließlich an ihre Lippen, um sich selbst zu beruhigen, als auf einmal jemand an ihrer Tür läutete. Vor Schreck spuckte sie den Sekt in hohem Bogen aus und hustete heftig. Roland warf ihr einen 'hab ich doch gleich gesagt'- Blick zu. Aber vielleicht lag das auch nur daran, dass sie schon zuvor genug getrunken hatte. Erneut klingelte es, und mühsam riss Großmutter ihren Blick von dem Hund los. "Ich komme", rief sie mit ihrer hohen Stimme, während sie gleichzeitig ihren Morgenmantel enger schnallte und zur Tür eilte. "Ich komme ja schon!" - *Wenn das jetzt wieder irgendein Vertreter ist, kann er sich auf was gefasst machen!* Vorm Eingang angekommen richtete sie noch schnell ihre Frisur, ehe sie die Türe öffnete, die Kette ließ sie aber wie immer noch vorgelegt. "Ich bin's, Großmutter, Virginia", sagte ihre Enkelin und lächelte zögerlich. "Ich ... hab meinen Schlüssel ... vergessen ..." "Virginia?", fragte Großmutter überrascht zurück. "Was machst du denn um diese Uhrzeit hier? Hat dich dein Vater wieder rausgeschmissen?", fuhr sie wie immer mit zusammengekniffenen Augen fort, wenn Virginia bei ihr auftauchte. "Das ist jetzt das zweite Mal in nur zwei Wochen!" "Er hat mich nicht rausgeschmissen, Großmutter", seufzte sie ergeben. "Das weißt du doch ..." "Warum ... oh, warte, ich lasse dich erst mal rein." Sie schloss die Tür wieder, entfernte die Kette und öffnete dann wieder, um ihre Enkelin hereinzulassen. "Komm rein, du frierst dich ja zu Tode! Und wie du aussiehst! Gibt dir dieser Möchtegern-Schwiegersohn nicht genug zu essen? Viel zu dünn bist du, mein Kind!" Hinter all den gedankenlosen Beleidigungen Tony gegenüber verbarg sich echte Besorgnis. Großmutter fasste Virginias Schultern und wollte sie in das Apartment ziehen, doch sie wollte sich nicht bewegen. "Das sage ich auch immer", ertönte eine tiefe, und bekannte Stimme, die Großmutter nur zu gut aus ihren Albträumen kannte. "Aber hört jemand auf mich? Neeiiin." Eine kopfschüttelnde, dunkelhaarige Gestalt trat aus dem Schatten in die schwache Gangbeleuchtung. "Wolf", knurrte Virginia leise. "Ich hab dir doch gesagt, dass du mich das regeln lassen sollst, oder?" Großmutter beobachtete mit großen Augen als sich das Verhalten des Unbekannten von mysteriös gefährlich zu geschlagenem Hundebaby verwandelte, als er leise winselte. "Aber sie hat Recht, du bist viel zu dünn. Jetzt musst du sowieso anfangen mehr zu essen, weil ..." *Irre ich mich, oder ist das tatsächlich der Verrückte, der versucht hat, mich zu ESSEN?!* - "Wer. Ist. Das?", wollte Großmutter ruhig wissen. Viel zu ruhig. "Das ... ist ... na ja", stammelte Virginia. *Na großartig, genau was mir noch gefehlt hat!* - "Das ist Wolf, er ist ..." Wie sollte sie das formulieren, ohne ihrer Großmutter einen Herzinfarkt zu bereiten? "... ihr Verlobter", half Wolf grinsend aus und verbeugte sich leicht vor seiner zukünftigen Schwiegeroma. "So wie ich es damals gesagt hab ... nur ein wenig anders ..." Aus seiner Tasche zog er das silbern gerahmte Bild von Virginia und küsste es, dann noch einmal, und ein drittes Mal. Vielleicht brachte es ja Glück. *Da ist das Bild hin*, dachte Virginia mit einem Seitenblick auf Wolf, doch dann hörte sie jemanden nach Luft schnappen. "Großmutter!", stieß sie alarmiert aus, als diese gefährlich schwankte und bei der Kommode nahe der Tür nach Halt suchte. *Na ja, sie hat die Neuigkeiten besser aufgenommen, als ich zuerst gedacht hatte. Obwohl Wolf nicht so plump hätte vorgehen müssen ...* "V-v-v ... V-v-v ...", stotterte Großmutter. "Ver ...?" Sie konnte es nicht glauben, sie konnte es nicht aussprechen. War das ein Déjà Vu oder war sie in einem sich wiederholenden Traum gefangen? "'Verlobter' ist wohl das Wort, das du suchst", sprang Wolf wieder ein. "Huff-puff, wir können uns doch duzen, oder? Schließlich gehöre ich bald zur Familie ..." Das war der letzte Tropfen, den Großmutter gebraucht hatte, und nachdem die beiden Gesichter vor ihren Augen verschwammen und sie in die Dunkelheit eintauchte, fühlte sie nur noch vage, dass sie nicht so hart am Boden landete, wie sie angenommen hatte. - A/N: Alle Daten und Angaben in dem ersten Teil sind echt, außer 'Will'. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich einen fest angestellten Portier gibt. Von einer sehr informativen Homepage habe ich Basisinformationen über die Neun Königreiche runtergeladen. Leider widerspricht sich Wolfs Geschichte mit den Fakten aus Buch/Film, obwohl es irgendwie viel mehr Sinn macht. Ich denke, ich werde mich an den Text aus dem Internet halten. Damit kann ich dann auch viel mehr überraschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)