No Reproaches von grmblmonster ================================================================================ Kapitel 3: Ziel der Reise ------------------------- Saki hielt die schlafende Rin in ihren Armen. Das gleichmäßige Atmen des Mädchens machte sie auch müde. Sie schloss die Augen und fiel in einen leichten Schlaf. Tief in ihrem Inneren regte sich etwas. Sie merkte es nicht. Auch dass sich ihr Mund öffnete und ein leises Geräusch über ihre Lippen huschte, merkte sie nicht. Am nächsten Tag brachen sie früh auf. "Senpai?" Saki schloss mit Rin an der Hand zu Sesshoumaru auf. Dieser blickte sie während des Laufens an. "Senpai, verzeiht die Frage, aber wohin gehen wir?" fragte Saki. Rin ließ ihre Hand los und rannte zu Jaken und Ah-Un, die etwas weiter hinten liefen. Sesshoumaru betrachtete die Bergkette am Horizont. "Dorthin!" "Aber, Senpai, was ist unser Ziel?" Saki ließ nicht locker. Sesshoumaru antwortete nicht. Sie würden es früh genug erfahren. Uneigennützigkeit war nicht das, wofür der Daiyoukai bekannt war. Er schnupperte. Ein kalter Wind wehte, der Winter war da. Spätestens nächste Woche würde es schneien. "Senpai! Die Kälte kommt." bemerkte die Dämonin neben ihm überflüssigerweise. Er nickte. "Senpai, ihr wisst, was das jetzt für eine Zeit ist?" Sesshoumaru sah sie leicht genervt an. Das dauernde Senpai ging ihm gelinde gesagt auf den Geist. Und worauf wollte sie nun wieder hinaus? Diese rhetorischen Fragen hasste er wie die Pest. "Das ist die Zeit in der sich die Wurmdämonen fortpflanzen!" sagte Saki mit einem Grinsen und ihre grünen Augen funkelten. "Worauf willst du hinaus?" fragte Sesshoumaru, dessen Stimme langsam leicht genervt klang. "Senpai, wo pflanzen sich Wurmdämonen fort?" Sesshoumaru dämmerte es langsam, trotz seines steigenden Aggressionslevels. Er drehte sich im Laufen um. "Rin! Jaken! Auf Ah-Un. Sofort!" Saki nickte ihm zu. "Ihr habt es erfasst, Sesshoumaru-sama. Das hier ist so ein Ort. Ich kann sie schon hören!" Das erstaunte den Yowai. Er hatte nichts gehört. Doch dann fiel sein Blick auf den Oberarm von Saki mit dem versteckten Symbionten. Der pochte und pulsierte nun so stark, dass man es durch das Tuch sehen konnte. Unter dem Stück Stoff krochen in hoher Geschwindigkeit dünne pulsierende grüne Linien über die Haut der Dämonin bis zu den Fingerspitzen. Dort angekommen schwollen die Linien an wie dicke, pulsierende Adern, wurden breiter bis sie sich gegenseitig berührten. Dann platzte eine dünne Schicht Haut über dem nun vollständig grün pulsierenden Arm auf und die grüne Masse darunter gewann an Volumen und Form. Aus weichem Material wurden feste Chitinplatten, kompliziert ineinandergreifend und keine Lücke lassend. Die Finger wurden als letztes umschlossen und an den Fingerspitzen formten sich spitze Ende. Saki ließ diese Klauen knacken und aus dem Chitin brachen zusätzlich lange, grüne, glänzende Krallen hervor. "Lasst uns Spaß haben, Sesshoumaru-sama!" Bis zu ihrem Hals liefen dünne grüne Adern, nahmen auch einen Teil ihres Gesichtes ein, in dem grüne Augen nun Sesshoumaru voller Vorfreude anblitzten. Eine Erregung ging von ihr aus, die die Grenze der Sexualität streifte und fast greifbar war. Ihr Geruch stieg ihm in die Nase. Von der Angst des vergangenen Tages war nichts zu riechen, stattdessen roch sie nach purer Kraft und Leidenschaft. Aus jeder ihrer Poren konnte er ihre Lust auf einen Kampf riechen. Und er merkte, wie ansteckend diese Lust war, trotz des leichten Gefühls des Ekels aufgrund der gesehenen Verwandlung des Armes. Ein schmales kühles Lächeln trat in sein Gesicht. "Rin, Jaken! Auf Ah-Un und in die Höhe! Sofort!" Jaken verstand die Welt nicht mehr. "Sesshoumaru-sama, was ist los?" Doch statt Sesshoumaru antwortete Saki. Sie wandte Jaken ihr Gesicht zu. Es stand Kampfeslust in ihren Augen. "Wurmdämonen in Hitze!" Und Jaken sprang auf Ah-Un. Saki betrachtete den Boden unter ihren Füßen. Er zitterte. Bald würden sie herausbrechen. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Erde. Sie konnte ihn kommen spüren. Da vorne! Saki riss ihr Schwert aus der Scheide und sprang. Bevor der Wurmdämon überhaupt realisierte, was geschah, war er auch schon tot. Sesshoumaru hielt sich zurück. Er beobachtete lieber die kämpfende Dämonin. Ihr feuerroter Kopf sauste zwischen den aus dem Boden brechenden Dämonenleibern hin und her. Der Wind trug ihm ihren aufregenden Duft zu. Dieser Duft schien zu rufen: 'Kämpfe! Töte! Nimm dir, was du willst!' Sesshoumaru hatte einige Schwierigkeiten seine Selbstbeherrschung zu bewahren. Ein ansteckender Geruch. Er spürte, wie seine Hand nach Tokijin griff. Er zog es heraus und ließ sich gehen. Der Kampf war vorbei. Saki stand schwer atmend inmitten eines Haufens toter Wurmdämonen. Sie strahlte unter einer dicken Schicht Dämonenblutes und schnurrte ein entspanntes tiefes Schnurren. An ihrem Arm vollzog sich das Schauspiel von vor einer halben Stunde im Rückwärtsgang. Die Chitinplatten wurden wieder weiche Masse, formten beim Auseinandergleiten dicke Adern, in denen sichtbar Flüssigkeit nach oben zum Symbioten gesogen wurde, bis die Adern schmal und flache grüne Striche wurden, die ebenfalls nach oben zu dem Stück Stoff, dass den Symbionten bedeckte gezogen wurden. Sesshoumaru war nicht außer Atem, schließlich war dies kein Kampf für einen Youkai seines Formates. Er wischte Tokijin an einem Stück Fell eines toten Dämons ab und betrachtete dann wehmütig einen Riss in seiner Hose. Saki sah ihn an und lachte. "Das war ein Spaß!" keuchte sie. Sie sah auf ihr Schwert. "Mist!" Das fein geschwungene Schwert hatte vorher schon ein paar Scharten gehabt, aber jetzt? "Du braucht ein neues Schwert!" Sesshoumaru stand neben ihr und sah ebenfalls auf die lädierte Klinge. " Ich nehm einem Menschen eins ab. Das geht schon, Senpai!" Sesshoumaru schüttelte den Kopf. "Nein, kein Menschenschwert. Ich meine ein Schwert, das nur für dich gemacht ist! So wie es sich eigentlich für einen Dämon gehört." Die Kritik war unüberhörbar, und Sak sah ihn mit einer Mischung aus Betroffenheit und Trotz an. Dann änderte sich ihr Gesichtsausdruck langsam in Richtung erstauntes Gesicht. Warum hatte er das jetzt so betont? Sesshoumaru drehte sich um. Ihm war eine Idee gekommen. "Wir werden sehen!" Er stieg elegant über die Kadaver und setzte seinen Weg fort. Saki schüttelte verwirrt den Kopf und folgte ihm dann. Nach einer Weile stießen Rin und Jaken auf Ah-Un zu ihnen. Eine Woche war vergangen. Der Schnee war gekommen und sie waren immer noch unterwegs, mit Sesshoumaru an der Spitze, der als einziger das Ziel seiner Reise kannte. Der Schnee hatte die weite Ebene und die kleinen Wälder in ein glitzerndes Weiß getaucht und Rin hatte Jaken in das glitzernde Weiß getaucht. Er sann auf Rache. In einer unbeobachteten Sekunde warf er einen Schneeball auf Rin. Diese beantwortete das Ganze natürlich genauso und nach einer Weile lieferten sich die zwei eine wilde Schneeballschlacht. Sesshoumaru beachtete das Geschrei nicht weiter und Saki, mit Ah-Un an der Leine, sah sich nur kurz amüsiert um. Dann traf sie etwas am Rücken. Ihr Mantel wurde nass. Mit einem leisen Knurren drehte sie sich um. Jaken und Rin sahen sie wie die Unschuld persönlich an. "Wer war das?" fauchte Saki, aber ihre Augen glitzerten verräterisch. "Keine Ahnung!" kreischte Rin und warf den nächsten Schneeball. Saki duckte sich und griff in derselben Bewegung in den Schnee und formte einen Ball. Der traf Jaken. So schaukelte es sich immer weiter hoch. Rin kreischte vor Vergnügen, Saki lachte ab und zu schallend und sogar Jaken sah amüsiert aus. Sie hatten viel Spaß. Bis dann ein Querschläger eine unbeteiligte Person am Kopf traf. Und diese Person war nicht Ah-Un. Das Lachen verstummte. Erschrocken sahen die drei Sesshoumaru an. Er war stehen geblieben. Langsam drehte er sich um. Schnee fiel aus seinen Haaren. Der Hundedämon sah von einem zum anderen. Alle drei schluckten. Mit einer unendlich langsamen Bewegung bückte sich Sesshoumaru. Und er tat das Erstaunliche. Er formte 3 Schneebälle und mit schnellen Bewegungen warf er allen dreien einen ins Gesicht. Wortlos drehte er sich wieder um und ging weiter. Saki, Rin und Jaken sahen sich erstaunt an. Dann lachten sie und folgten ihrem Herrn. "Hatschi!" Rin nieste und drängte sich näher ans Feuer. Es war dunkel geworden und sie hatten ihr Lager in einem kleinen Wald aufgeschlagen. Saki sah das Mädchen besorgt an. Die Kleine sah nicht gut aus. Vorsichtig legte sie ihr die Hand auf die Stirn. Rin hatte Fieber, und das nicht wenig. Das Tollen im Schnee war nicht gut für sie gewesen. Saki hob Rin in ihren Schoß und rollte sie in ihren Mantel ein. Dann sah sie Sesshoumaru an. Dieser blickte zu Rin und dann zu Saki zurück. Er sagte nichts, sein Blick blieb fast regungslos, nur eine Augenbraue zog sich leicht nach oben. Saki nickte und gab kehlige Laute von sich als Rin leise im Schlaf wimmerte. Mitten in der Nacht bekam Rin Schüttelfrost. Saki war zwar kein Mensch, aber sie wusste genug über Menschen, um die Lage abschätzen zu können. "Sesshoumaru-sama, das Mädchen muss behandelt werden von einem Menschenheiler." Der Hundedämon stand auf, ging neben der Dämonin in die Hocke und fühlte an Rins schweißnasser, heißer Stirn. Dann nickte er. "In der Nähe ist ein Dorf. Wir bringen sie dorthin. Vielleicht haben sie eine Miko?!" schlug Saki vor. Sesshoumaru nickte langsam. Er weckte Jaken mit einem leichten Anstoßen mit dem Fuß, Saki hob Rin hoch und sie machten sich auf den Weg zum Dorf. Das Dorf hatte tatsächlich eine Miko. Saki klopfte an den Türstock der Hütte und schob dann die Matte von der Tür beiseite. Eine ältere Frau sah sie erstaunt an. "Dämonin! Was willst du?" Saki trat ein. Es war gut gewesen, dass Sesshoumaru und Jaken nicht mit ins Dorf gegangen waren. So war es einfacher. Saki klopfte den Schnee von ihren Füßen und öffnete dann ihren Mantel. Die Miko stand erschrocken auf, als sie das fiebrige kleine Mädchen in den Armen der Dämonin sah. "Komm her! Leg sie hierhin!" Saki legte Rin vorsichtig auf eine weiche Decke, die die Miko ausbreitete. Saki blieb schweigend neben der Tür stehen und beobachtete, wie die Heilerin aus Kräutern einen Sud aufkochte, in eine Schale füllte und Rin einflösste. Nach einer Weile sah Rin friedlicher aus und schlief ruhiger. Die Miko wandte sich an Saki. Ihr Blick war fragend und misstrauisch gleichzeitig. "Wer seid ihr und was macht ihr mit dem Menschenmädchen?" "Mein Name ist Saki. Rin reist mit unserer Gruppe. Ich kümmere mich um sie. Wird sie wieder gesund?" Die Miko nickte. "Mein Name ist Unmay. Die Kleine hat einen starken Willen." Saki nickte ebenfalls, allerdings eher erleichtert. Dann verzog sie das Gesicht und rieb sich ihren Rücken. Die Narben schmerzten bei der Kälte. Unmay sah sie an. "Ihr habt Schmerzen. Lasst mich euren Rücken sehen!" Saki überlegte eine Weile mit versteinertem Gesicht, entblößte dann aber in die Hocke gehend ihren Rücken. Die Miko sog anerkennend die Luft ein, fing sich aber schnell wieder. "Das sind schlimme Narben. Kein Wunder, dass sie bei der Kälte ziehen. Ich werde morgen in der Frühe Koro, den Novizen, rufen. Er wird euch die Narben massieren. Dann wird es besser." Saki nickte dankbar. Es würde vielleicht wirklich helfen, hauptsache dieser Koro war kein Dämon. Wenn Menschen sie anfassten, hatte sie keine Probleme. Dazu waren sie einfach zu unwichtig. Rin stöhnte irgendetwas. Saki sprang auf und hockte sich neben die Kleine. Fasziniert beobachtete die alte Miko die Dämonin. 'Sie verhält sich, als wäre die Kleine ihr Kind!' In diesem Moment streckte Rin die Hände nach der rothaarigen Dämonin aus und rief leise: "Okaa-san!" Saki schluckte. Rin hatte sie Mutter genannt. Sie musste im Fieber reden. Doch Rin öffnete die Augen und sah Saki bittend an. "Okaa-san!" sagte sie wieder und versuchte Saki zu sich herunter zu ziehen. "Nimm sie in den Arm!" mischte sich die Miko ein. "Sie braucht jetzt die Person, die sie als ihre Mutter ansieht!" Unmay lächelte Saki vorsichtig an. Diese setzte sich neben Rin, hob den Kopf des Mädchens in ihren Schoß. Das Mädchen seufzte glücklich und kuschelte sich an die Dämonin. "Okaa-san..." hauchte sie. Der Novize Koro war erstaunt, als er am nächsten Tag in Unmays Hütte stand und eine Dämonin eine Schüssel Reis essen sah. "Unmay-sama, ich dachte, ich sollte hier jemanden behandeln?!" Unmay nickte lächelnd und wies auf Saki. "Das ist Saki. Eigentlich ist sie mit ihrer Kleinen da, weil das Mädchen krank ist, aber du solltest ihr den Rücken behandeln." Koro hustete ungläubig. "Der Dämonin?" Unmay nickte wieder. Dann wandte sie sich an Saki. "Er macht das gut. Leg dich einfach da hinten hin und mach deinen Rücken frei!" Saki nickte, grinste den jungen Mann an und legte sich mit entblößtem Rücken auf eine Strohmatte. Als Koro ihren Rücken sah, verschwanden seine Zweifel. Was er sah, waren Narben, die schmerzen MUSSTEN! Der Heiler in ihm erwachte. Er packte seinen Topf mit der Kräuterpaste, hockte sich über die Dämonin und begann deren Rücken mit der Paste einzureiben und zu massieren. Saki fühlte eine Welle der Entspannung durch ihren Körper rollen und zur großen Belustigung von Unmay und Koro begann sie laut zu schnurren. Sesshoumaru hob ruckartig den Kopf. Was war das? Er schnupperte und lauschte. "Sesshoumaru-sama! Was ist los?" fragte Jaken erstaunt. "Bleib hier, Jaken und pass auf Ah-Un auf!" befahl Sesshoumaru. Und er sprang in Richtung Dorf davon. Je näher er dem Dorf kam, desto genauer hörte er es. Er hatte schon gefühlt, dass jemand sein Eigentum anfasste, aber jetzt hörte er etwas Erstaunliches. Er konnte Sakis Schnurren hören. Es war nicht das Schnurren, das sie Rin gegenüber machte, sondern ein tieferes, entspannteres Schnurren, ähnlich dem, das sie nach dem Kampf mit den Wurmdämonen verlauten gelassen hatte. Mit einem Ruck wurde die Matte vor der Tür der Miko aufgerissen und 3 Gesichter sahen erschreckt zu Tür. Sesshoumaru stand im Türrahmen, der Blick kalt und unnahbar wie immer. "Saki!" knurrte er. Zwei verschlafene grüne Augen sahen ihn an. Sein Eigentum lag unter einem Menschenmann. Und sie war HALBNACKT! "Senpai! Was macht ihr denn hier?" murmelte Saki verpennt. "Saki! Was machst du da?" grollte Sesshoumaru. Unmay mischte sich ein. "Ihre Narben schmerzen bei der Kälte, also werden sie behandelt!" sagte die Miko herrisch. "Außerdem ist es nicht gut für Kranke, wenn jemand sie so erschreckt!" Sie sah den Hundedämon streng an. "Und jetzt, stellt euch wenigstens vor!" Sesshoumaru ordnete sich wieder in dem er knapp mit einer Schulter zuckte um seinen Fellüberwurf wieder in Form zu bringen und gewann seine Selbstbeherrschung zurück. "Saki! Wie geht es Rin?" Er überging die Aufforderung, sich vorzustellen. "Sie wird wieder! Ihr geht es schon viel besser, dank der Hilfe der Menschen." Saki hatte keinerlei schlechtes Gewissen. Sie konnte seinen Ärger riechen, verstand aber nicht wirklich, warum er wütend war. Es waren doch nur Menschen?! Sesshoumaru gab ein knappes "Gut!" von sich, dann drehte er sich um und verließ die Hütte ohne ein weiteres Wort. Verwirrt sah sowohl Saki, als auch die beiden Menschen zu der noch hin und her pendelnden Matte der Tür. Dann wandte sich Unmay an Saki. "War das dein Gefährte?" Saki schüttelte den Kopf und schloss die Augen, als der Novize fortfuhr, ihren Rücken zu massieren. "Das war Sesshoumaru-sama. Er ist mein Senpai.“ "Ihr seid eine Soldatin in seinem Dienst?" fragte Koro erstaunt. Saki nickte knapp. "Aber warum war er dann so aufgebracht?" fragte der Mann weiter. Saki zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht." Unmay wandte sich Rin zu und dachte sich ihren Teil. Sie wusste ganz genau, wie sie das Verhalten des Dämons einzuordnen hatte. Eigentum von Dämonen zu berühren oder es ihnen sogar streitig zu machen, war niemals eine gute Idee. Sesshoumaru stampfte innerlich kochend zu Jaken zurück. Warum hatte er so reagiert? Als er Jaken sah, hatte er seiner Selbstbeherrschung wieder. Sein Blick war kühl wie immer. "Sesshoumaru-sama? Was war denn los?" Der Dämon antwortete nicht. Sie war doch nur seine Soldatin, warum regte er sich so auf? Etwas, was sein Vater ihm vor langer Zeit gesagt hatte, fiel ihm ein. ~~~~~~~~~~ Die Zeit kam, als Sesshoumaru etwa 10 wurde. "Vater, werde ich genauso ein Herrscher wie du? Werde ich so großartig sein, wie du es bist?" Der alte Hundedämon sah seinen Sohn wohlwollend an. "Sesshoumaru, eines Tages wirst du dein eigenes Rudel haben. Du wirst merken, dass du es spürst, mit jeder Faser deines Körpers, das dass Rudel ein Teil von dir ist. Und wenn etwas dein Rudel bedroht, wirst du automatisch spüren, was zu tun ist! Und wenn d dich darauf verlässt, wirst du ein guter Rudelführer sein, genau wie ich es bin!" Und Sesshoumaru nickte und schloss die Worte in sein Herz. ~~~~~~~~~~ Sesshoumaru schüttelte die Gedanken ab. 'Guter Rudelführer! Und dann hat er sich diese Menschenfrau geschnappt!' Er schnaubte missmutig. Dann dachte er über sich und die nach, die ihm folgten. Ja, sie waren sein Rudel. Spätestens seit die Dämonin bei ihnen war und für Rin die Mutterrolle übernommen hatte. Dass das nicht in seine Pläne passte, war eine ganz andere Geschichte. Er beschloss, ein anderes Mal darüber näher nachzudenken. Saki hob Rins Kinn an und blickte dem Mädchen in die Augen. "Wie geht es dir, Rin?" fragte sie sanft. "Mir geht es schon wieder viel besser!" strahlte Rin. "Gehen wir jetzt wieder zu Sesshoumaru-sama?" Saki musterte die Kleine eindringlich und nickte dann langsam. "Ich denke schon! Dir scheint es wirklich wieder gut zu gehen! Komm, ich trag dich!" Rin jubelte und ließ sich von Saki hochheben. Diese drückte dem Mädchen aus einem spontanen Impuls heraus einen Kuss auf die Stirn und sie verabschiedeten sich von Unmay und Koro. Sesshoumaru atmete auf, als die beiden weiblichen Anhängsel seines Rudels wieder da waren. Er fühlte sich verantwortlich. Nun wandte er sich an Saki. "Rin braucht wärmere Kleidung." Saki nickte und im nächsten Dorf erwarben sie warme Sachen für Rin. Gut, erwerben war nicht das richtige Wort. Sesshoumaru marschierte zu einer Familie und nahm die Sachen schilcht und einfach. Rin freute sich unheimlich, ließ sich aber auch weiterhin von der Dämonin tragen. Einige Nächte später hatten sie am Fuß der Berge ihr Nachtlager aufgeschlagen. Rin schlief in den Armen von Saki, die leise schnurrte. Jaken schnarchte unter einem Haufen Mäntel. Sesshoumaru sah sich sein Rudel an. Es war ein gutes Rudel, nicht jeder hatte so fähige Personen in seiner Gruppe. Na ja, Jaken mal ausgenommen. Der Hundedämon schloss die Augen. Er war müde. Und ohne dass er es wirklich merkte, nickte er ein. Sesshoumarus Mund öffnete sich unmerklich und aus seinem Inneren kam ein dumpfes Grollen. Jaken wachte auf. 'Sesshoumaru-sama schläft?' wunderte er sich. 'Soll ich ihn wecken?' Doch er entschied sich dagegen und beobachtete seinen Herrn. Dieser hob plötzlich im Schlaf den Kopf und aus seiner Kehle drang ein Geräusch, das mit Schnarchen nichts zu tun hatte. Es war eine animalische Frage, eine Art Grollen. Und auf der anderen Seite des Lagers bekam er eine Antwort. Saki, ebenfalls im Schlaf, unterbrach ihr Schnurren und antwortete mit einem kurzen dumpfen Fauchen. Jaken überlegte, was er da beobachtete. Da beide Dämonen tief schliefen, musste das ihre animalische Seite sein, die sie sonst kontrollierten. Das gegenseitige Schlafgespräch ging immer weiter. Jaken war irritiert. 'Ich wüsste gern, was ihre tierischen Seiten sagen.' Aber eins war ihm klar. Dieses Phänomen stärkte die Bande zwischen den beiden Dämonen. Das kannte er von anderen reinrassigen Dämonen, vor allem in einem Rudel. Ein Rudel? Jaken lief es heiß und kalt den Rücken runter. Auch Hundedämonen bildeten Rudel. Hieß das, Sesshoumaru-sama sah sie alle als sein Rudel an? Das Gespräch der beiden steigerte sich inzwischen. Mittlerweile röhrte Sesshoumaru aggressiv und Saki fauchte zischend. Doch dann zuckten ihre Mundwinkel leicht und sie fing an laut, schmeichelnd und samtig zu schnurren. Auf Sesshoumaru schien das eine beruhigende Wirkung zu haben, denn er wurde leiser. Jaken lauschte noch eine Weile, doch das Schnurren von Saki wiegte ihn in den Schlaf. Sesshoumaru öffnete die Augen. Ein seltsamer Traum. Eigentlich bildlos, doch voller Emotionen war er gewesen. Er blickte zu Saki, die Rin im Schlaf wiegte. Sie schnurrte leise. 'Morgen sind wir da!' dachte Sesshoumaru. 'Ich muss mich zusammenreißen.' Am nächsten Tag stand die Gruppe vor einer massiven Felswand aus grauem, harten Kalkstein. "Und nun, Sesshoumaru-sama? Wohin?" fragte Jaken. "Wir sind da!" antwortete Sesshoumaru. Erstaunt sahen ihn 3 Gesichter an. Er trat auf die Wand zu und legte seine Klaue an das harte Gestein. "OOPUN!" sagte er laut. Und die Felswand zitterte leicht. "Ein Bannkreis!" hauchte Jaken. Die Illusion der Wand verschwand und gab den Blick frei auf einen runden Talkessel in dem eine kleine Stadt gebaut war. Sesshoumaru trat in den Talkessel und bedeutete den anderen ihm zu folgen. Saki schloss zu Sesshoumaru auf. "Senpai, was ist das hier für ein Ort?" Der Hundedämon lief unbeirrt weiter, wandte aber sein Gesicht zu der Dämonin. "Das ist der Ort meiner Geburt. Die Heimatstadt der Hundedämonen des Westens!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)