Sajô no uta von abgemeldet ================================================================================ Sajô no uta ----------- gewidmet: Das_Kyo/ KyoDie Langsam, bedächtig schritt der junge Bassist durch den noch immer kühlen Sand, atmete tief den erfrischenden Duft des Salzwassers ein. Er war völlig allein und schien die Ruhe dieses Tages im April, an dem er endlich einmal - seit langem - die Zeit gefunden hatte, hierher zu kommen, auf sich einwirken zu lassen, sich zu ihrem Gefangenen nehmen. Seine nackten Füße wurden hin und wieder von den seichten Wellen umspült, die am Meeresufer zu weißem Schaum zerstoben und auf ihrem Weg zurück ins tiefe Gewässer seine Fußspuren, wie auch so viele andere Dinge - Muscheln, Steinchen, Erinnerungen - mit sich nahmen, sie verschwinden ließen... Währenddessen waren die dunklen Augen des 26-jährigen beinahe leer in den stetig schwärzer werdenden Himmel gerichtet, verbargen jegliche Einblicke in die Emotionen des großgewachsenen Mannes vor der Außenwelt... Utsushi shigatsu no kisetsu sajô no uta kiete yuku Koko wa kuroi hatete shinai asu sa deauwakare aoi sora no moto Natsu no owari umi to deaimasu Nagare kiete yuku nara ai to wa nani Todoku hazu no nai taiyô ni Ore wa nani wo nozomihai ni shita Nicht ganz neun Monate waren vergangen, da war er schon einmal hier gewesen, hatte sich in die beruhigenden Fänge des steten Geräusches der Wellen begeben, wenn sie gegen die Küste schlugen, hatte im lauen Spätsommerwind gestanden, in dem seine kurzen Haare sich wiegten, hatte die letzten Strahlen der Sonne seine blassen Glieder wärmen lassen. Ein zufriedenes Lächeln zierte damals seine Züge, als seine Gedanken abschweiften. Abschweiften zu einer Person, von der er dachte, erst wenige Stunden zuvor ihr wahres Gesicht kennen gelernt zu haben. Erst wenige Stunden zuvor, ein wirkliches, ein ernstgemeintes Lächeln des Anderen auf dessen sinnlichen Lippen gesehen zu haben - nach ihrem ersten, einem federartigen Kuss... Doch seit diesem sonnigen Tag, an dem nicht eine Wolke das Blau des Himmels trübte, hatte er dieses unbeschwerte Strahlen nie wieder erlebt. Nie wieder in fast neun Monaten... Doch was hatte er sich überhaupt eingebildet? Dass der Ältere sich wegen ihm ändern würde? Dass er für ihn immer so lächeln würde, nur weil sie diesen einen Kuss miteinander geteilt hatten? Lächerlich! Lächerlich naiv! Fast so unbedarft, wie die Idee, nach den Sternen greifen zu können und tatsächlich einen zu erhaschen... Sachte sank er in den weichen Sand, griff sich eine handvoll der winzigen Gesteinskörnchen, starrte sie an, als seien sie die wertvollsten Gegenstände dieser Welt - fast wie Erinnerungsbruchstücke, die man ungern ziehen ließ. Doch dann, von einem Moment auf den anderen ließ er sie sich durch die fragilen Finger rinnen, schaute fasziniert dabei zu, wie sie wieder eine Vereinigung mit ihresgleichen eingingen. Währenddem summte er beständig immer nur eine einzige Melodie - leise und zaghaft - und hielt den Kopf gesenkt, als wolle er verhindern, dass man in sein Inneres blicken könne... Owaru koto no dekinai ore wa mata Suna ni kieta kimi wa hiroiatsumeru Sajô utau otoko wa utsumuite Koe wo ochitoshi soko ni wa... Sora no namida utareta subete no hitotachi shiawase ni mieta Ore no hidarigawa ni mou kimi wa inai nijimu kyonen no kaze Die ersten Regentropfen des angekündigten Sturmes vermischten sich mit der salzigen Flüssigkeit, die über seine Wangen rann, sich an seinem Kinn sammelte und schließlich in freiem Fall nach unten tropfte... Wieso war er hier allein? Warum war der Andere nicht bei ihm? Er hatte ihm doch versprochen, ihn niemals zu verlassen, doch nun? Nun saß er hier, aber der Gitarrist - sein Gitarrist - war nicht da, hielt ihn nicht, wärmte ihn nicht, obwohl er sich doch eigentlich nichts sehnlicher wünschte, als genau das. Er wollte sich in die starken Arme des Kleineren kuscheln können, dessen unvergleichlichen Geruch inhalieren, ihm sanft die Lippen auflegen dürfen, um dann mit ihm in einem innigen Zungenspiel versinken zu können - wie es alle anderen, die so viel glücklicher waren, auch tun durften. Doch stattdessen saß er hier, verlassen und nur mit diesen quälenden und dennoch auch wunderschönen Erinnerungen, die allmählich verblassten, verschwammen, genau wie die milde Brise des vergangenen Jahres... Im Wechsel von Sommer zu Herbst - so kurz, nachdem sie zusammen gekommen waren und teils so schöne Erlebnisse durchlebt hatten - hatte eines Tages der Andere vor seiner Tür gestanden und das beendet, was noch nicht einmal richtig begonnen hatte. Ganz plötzlich, ohne Vorwarnung oder jegliche Anzeichen, die darauf hätten hindeuten können. Einfach so, aus heiterem Himmel brach er das Versprechen, welches er ihm noch wenige Tage zuvor gegeben hatte. Für den Jüngeren brach in diesem Augenblick eine Welt zusammen. Das Gefühl von Trauer und Schmerz kam in ihm hoch, wie auch das der eigenen Wertlosigkeit. Er fühlte sich beinahe wie eine Blume - eine Blume, die man wegwarf, sobald sie welk und somit unansehnlich wurde. Aber war er das überhaupt? War er wirklich "verblüht"? Nein, er war noch immer er selbst - er hatte sich nur geringfügig verändert, wie es alle anderen auch taten - auch der Andere... Aki no hajime kimi no deaimasu Nagasu itami yori kanashimi no omosa Sakedochiredo hana wa hana ni iki Asu ni kawaru negai wo Kimi wo sagashita haru yo sajô no umi kiete yuku Die dicken, schweren Tropfen des Regens, der rasend schnell an Stärke gewonnen hatte, prasselten auf seinen dünnen Körper, durchweichten die weiße Jeans, das roséfarbene kurzärmlige Hemd, nässten seine teils rotgefärbten, teils dunkelbraunen Haare so sehr, dass sie ihm wirr im Gesicht klebten. Allerdings schien den jungen Mann das nicht zu stören. Sein Schluchzen, welches noch Minuten zuvor vom Heulen des Windes und dem Schlagen der Wellen gegen die Brandung geschluckt worden war, verebbte langsam und die feste Umklammerung seiner Knie, die er in dem Versuch, sich gegen das Unwetter zu schützen, an den Oberkörper gezogen hatte, löste sich. Entschlossen hob er seinen Blick und stockte... Vor ihm stand der 29-jährige Gitarrist, der ihn erst hierher - an den Ort, an den er nach ihrem ersten Kuss gegangen war - getrieben hatte und er streckte ihm lächelnd die Hand entgegen, als wolle er sagen, dass nun alles vorbei sei, dass nun all die Traurigkeit ein Ende hätte und er nicht mehr nach seiner Nähe suchen bräuchte. Als wolle er ihm klar machen, dass er nun sein Versprechen vom vergangenen Jahr einhalten würde... Owari Übersetzung: Owari - Ende Sajô no uta - Lied das Sandes Utsushi shigatsu no kisetsu sajô no uta kiete yuku In der Jahreszeit, dem Monat April, verschwindet das Lied, welches im Sand geschrieben ist Koko wa kuroi hatete shinai asu sa deauwakare aoi sora no moto Am Ende ist es ein dunkles und endloses Morgen. Sich zu begegnen, Abschied zu nehmen unter blauem Himmel Natsu no owari umi to deaimasu Das Ende des Sommers, ich traf das Meer Nagare kiete yuku nara ai to wa nani Was ist Liebe, wenn sie einfach wegtreibt und verschwunden ist? Todoku hazu no nai taiyô ni Ore wa nani wo nozomihai ni shita Was betete ich zur Sonne, von der ich wusste, ich könne sie nicht erreichen und in Asche verwandeln? Owaru koto no dekinai ore wa mata Suna ni kieta kimi wa hiroiatsumeru So wie es aussieht, kann ich es nicht beenden, also hebe ich wieder einmal die teile von dir auf, die im Sand verschwanden Sajô utau otoko wa utsumuite Koe wo ochitoshi soko ni wa... Er singt das Lied, welches im Sand geschrieben steht, mit hängendem Kopf, seine Stimme ruhig haltend, und darunter... Sora no namida utareta subete no hitotachi shiawase ni mieta Die Tränen des Himmels treffen mich, alle sehen so glücklich aus Ore no hidarigawa ni mou kimi wa inai nijimu kyonen no kaze Die Brise ist in Verschwommenheit vom letzten Jahr Aki no hajime kimi no deaimasu Ich traf zu Beginn des Herbstes Nagasu itami yori kanashimi no omosa Das Gewicht der Traurigkeit überwiegt das des Schmerzes Sakedochiredo hana wa hana ni iki Blumen blühen und Blumen fallen, aber eine Blume ist wie sie ist: eine Blume Asu ni kawaru negai wo Aber ebenso wünschend, sich schon morgen zu ändern Kimi wo sagashita haru yo sajô no umi kiete yuku Im Frühling, in dem ich nach dir suchte, verschwand der Sand des Meeres Text: Kyo Musik: Dir en grey Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)