Fürst der Finsternis von aprileagle (Zweiter Platz Herbst-Winter-FF Wettbewerb 2003) ================================================================================ Epilog: Kinder der Liebe ------------------------ Epilog: Kinder der Liebe In diesem Winter hatte es kaum geschneit, obwohl die Luft kalt genug gewesen war. Frost färbte die Dächer weiß, umhüllte die Äste der Bäume, so als gebe es wenigstens jetzt, da der Frühling bereits vor der Tür stand, doch noch ein wenig von dem kalten Element. Die Einkaufspassage war wie leergefegt, es war bereits spät am Abend, die meisten Leute hatten sich bei der vorherrschenden Kälte in ihre warmen Häuser zurück gezogen und saßen über ihren Abendbrotstischen. Eine junge Frau stand vor einem bereits geschlossenen Laden und schaute in Gedanken versunken auf die angepriesene Ware. Kalter Wind fuhr durch ihre dicke Jacke, ließ sie schützend ihre Arme vor ihrem Oberkörper verschränken. Einige blonde Strähnen hingen in ihre blauen Augen und sie blinzelte einige Male, um wieder frei auf das Schaufenster blicken zu können. "Anna-san!" Sie drehte sich um und blickte der Gestalt eines jungen Mannes entgegen, der auf einer gefrorenen Pfütze ausrutschte und beinahe hingefallen wäre. Im letzten Moment konnte er jedoch sein Gleichgewicht noch halten und kam keuchend neben ihr zum Stehen. "Gomen ne, Anna-san. Unser Prof hat einfach nicht aufgehört zu erzählen." Entschuldigte sich Manta und verbeugte sich kurz der jungen Frau, die noch immer größer war als er. Obwohl er in den letzten Jahren doch noch ein wenig gewachsen war, überragten ihn seine Freunde noch immer um mindestens einen Kopf. Im Kino musste er noch immer seinen Personalausweis vorzeigen und wenn sie einmal in ein Restaurant gingen und er sich ein alkoholisches Getränk bestellte, bezweifelte jeder, dass er keine fünfzehn Jahre mehr alt war. Es nervte, aber er hatte gelernt, damit zu leben und ohne seinen Ausweis das Haus nicht zu verlassen. "Das hatte ich erwartet. Deswegen hast du deinen Koffer ja schon gepackt." Anna steckte ihre rotgefrorenen Hände in ihre Jackentaschen und lächelte leicht, als sie das Papier spürte, das sie vor einer halben Stunde dort hin getan hatte, da sie so etwas wie eine Handtasche nicht besaß und einen Rucksack nur überall vergessen würde. "Eine wirklich kluge Idee, Anna-san." Manta grinste, dann umgriff er seine Aktentasche stärker und folgte ihr zu dem Asakura Anwesen. "Wie waren deine Vorlesungen?" Obwohl Anna nie in ihrem Leben Jura studiert hätte, interessierte sie sich doch sehr für das Fach. "Einige richtig gut, andere langweilig, das Übliche eben." Manta zuckte seine Schultern. Für ihn hatte schon sehr zeitig fest gestanden, was er einmal werden wollte und da er seine Schule mit Auszeichnung beendete, schaffte er den Eingangstest der Tokioer Universität mit Leichtigkeit und studierte nun ebenso fleißig, wie er das noch vor einigen Jahren auf der Schule getan hatte. Selten sahen Anna oder Yoh ihn ohne seinen Computer oder diversen dicken Büchern im Wohnzimmer sitzen. Und mehr als ein Mal erzählte er von gar seltsamen Dingen, die Yoh zwar nicht verstand, aber denen er gerne zu hörte. "... und deshalb darf ich über die nächsten Tage mindestens fünfhundert Seiten lesen." Mantas Hauptprofessor war für zwei Wochen auf Forschungsreise, was Mantas Freunde auch sogleich nutzten, um selbst zu verreisen, und ihn natürlich mitzunehmen. Wenn auch mit Computer und im wahrsten Sinne des Wortes schwerer Literatur im Handgepäck. "Dafür hast du genug Zeit im Flugzeug." Anna korrigierte ihren Schal, der ihr von den Schultern zu rutschen begann, und sah hinauf zum sternenklaren Himmel. Die Sonne war erst vor wenigen Minuten untergegangen, der Horizont schillerte noch in dunklen Rot- und schwachen Violetttönen. Rasch bogen sie von der Fußgängerzone in die abgelegene Strasse, die sie zum Asakura Anwesen führen würde. War es in der Einkaufspassage schon ruhig gewesen, so war es hier still. So wunderbar friedlich. Anna mochte diese abendlichen Spaziergänge. Seit sie in dem Tempel arbeitete, ein Job, der ihr nach ihrer Ausbildung zur Priesterin angeboten wurde, holte sie manchmal Manta von der Universität ab und sie gingen gemeinsam nach Hause. Natürlich hatte der Japaner mittlerweile seine eigene Wohnung, eine sehr noble sogar in der Nähe des Campus', aber trotzdem verbrachte er seine Freizeit bei seinen Freunden, so oft ihm das sein knapper Stundenplan ermöglichte. "Weihnachten ist gerade mal sieben Wochen her, trotzdem bin ich froh, sie wieder zu sehen. Ich vermisse diese Verrückten." Manta brachte seinen Aktenkoffer zu seiner Schulter und blickte ebenfalls hinauf zum Himmel, wo bereits die ersten Sterne glitzerten. Es war sehr kalt, er konnte seinen Atem vor seinem Gesicht sehen, dennoch fühlte er sich sehr wohl. Eine Weile liefen sie schweigend nebeneinander her und Manta konnte bereits das Asakura Anwesen sehen, als Anna plötzlich stehen blieb, ein seliges Lächeln auf ihrem Gesicht. "Hai." Sagte sie und Manta wusste nicht genau, ob sie damit seine Aussage meinte oder einfach nur einen Gedanken kommentierte, der in ihrem Kopf umher schwirrte. Bevor er sie jedoch fragen konnte, sah er bereits den Schatten, der auf sie zu schoss, stolperte und auf die kalte Erde prallte, mit einem hörbar gequälten Stöhnen. "Warum muss er sich immer diese blöden Schuhe kaufen?" Anna schüttelte ihren Kopf und trat auf Ryu zu, der nun zu ihren Füßen lag und sich das schmerzende Knie rieb, während er langsam wieder auf seine Beine kam. In seiner rechten Hand hielt er einen riesigen Blumenstrauß, der wohl für seinen Sturz erst verantwortlich gewesen war, hatte er ihn offensichtlich nicht loslassen wollen. "Na, Ryu, hast du denn keine Angst, dass die Blumen erfrieren?" Anna blickte ihn skeptisch an und ging zielstrebig an ihm vorbei und betrat den Innenhof. Manta half dem ungeschickten Japaner hoch und beide folgten ihr. "Für wen hast du die denn gekauft?" "Na, als Gastgeschenk." "Blumen? Die werden verwelkt sein, wenn wir dort ankommen." "Meinst du?" "Außerdem, was will den Ren-kun mit Blumen?" "Die sind doch nicht für Ren-kun!" empörte sich Ryu, errötete jedoch tief, als Manta ihn fragend anschaute. Wenn die Blumen nicht als Gastgeschenk für den Chinesen waren, für wen hatte sie der junge Mann dann gekauft? Etwa für...? Manta grinste wissend, worauf Ryu noch tiefer errötete und gerade eine Streiterei beginnen wollte, als Anna wieder im Türrahmen erschien. "Wo sind die zwei?" Sie wirkte leicht genervt, so wie immer, wenn etwas nicht nach ihrem eisernen Plan klappte. Manchmal übertrieb sie es mit ihrer Ordnung, aber heute hatte sie Recht. Ihr Flug sollte in zwei Stunden vom Flughafen starten, das Taxi, sprich Ryu, der vor einigen Jahren nicht nur seinen Auto- sondern auch seinen LKW-Führerschein machte, war bereits anwesend, also konnten sie starten, um morgen zum großen Tag in China sein zu können. Und einer der beiden Hauptakteure fehlte! "Keine Ahnung." Verteidigte sich Ryu sofort und trat einige Schritte zurück, als er das ärgerliche Blitzen in ihren Augen sah. "Ich bin auch gerade erst angekommen." "Ich geh mal meinen Koffer holen." Entschuldigte sich auch Manta und wollte gerade verschwinden, als er helles Gelächter aus dem oberen Stockwerk hörte. Aus einem bestimmten Zimmer. Oh nein... Manta beobachtete, wie Annas Gesicht sich zu einer Maske des Zorns verwandelte, als sie sich umdrehte und entschieden die Treppe hinauf stapfte. Sein bester Freund, Asakura Yoh, tat ihm mit einem Mal unendlich leid. "Ich habe ihm gesagt, dass er die Taschen bereit stellen und ihn windeln und waschen soll! Dafür hatte er weiß Gott genug Zeit!" Sie folgte dem Gang und riss die Tür auf, die einst zu Yohs Zimmer geführt hatte. Nun befanden sich anstelle Mangaregale lauter Plüschtiere und ein Laufgitter auf dem weichen Untergrund. "Hüa!" rief eine hohe Stimme und lachte glücklich. Annas komplette Wut verrauchte, als sie sah, wie Yoh auf allen Vieren durch das Zimmer trabte, wobei sich ein kleiner Junge an seinen braunen Haaren fest hielt, als wären sie Zügel und der junge Mann ein Pferd. Beide, der große und der kleine Junge, wie Anna sie oft zu nennen pflegte, grinsten über das ganze Gesicht. Es war nicht nur dasselbe Grinsen, sondern auch dasselbe Gesicht. "Yoh..." Anna schüttelte ihren Kopf hilflos und lehnte sich gegen den Türrahmen, wo sie ihre Hände in einer strengen Geste in ihre Hüften stemmte. Dennoch konnte sie nicht länger ärgerlich wirken. Ein zärtliches Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihren Sohn betrachtete, der so viel Spaß hatte, auf dem Rücken seines Vaters zu reiten. Natürlich hatte Yoh ihren Plan gehört, hatte sie ihm schließlich einen Zettel in die Hand gedrückt, bevor sie am Mittag das Haus verließ. Und natürlich hatte er seine Pflichten vollkommen vergessen über seiner größten Aufgabe: Das Hüten seines beinahe vierjährigen Sohnes. Am Anfang war Anna sehr skeptisch gewesen, denn sie hatte sich ihren kindsköpfigen Ehemann gar nicht als verantwortungsbewussten Vater vorstellen können, als sie nicht einmal drei Monate nach ihrer Hochzeit ihre Schwangerschaft feststellte. Aber sie wurde rasch eines Besseren belehrt. Yoh schien zwar immer von einem faulen Leben geträumt zu haben, als er noch jünger gewesen war, als sie noch um den Titel des Shaman King kämpften, aber seine wahre Bestimmung erfüllte sich wohl erst in dem Moment, da er das kleine Bündel das erste Mal in seinen Armen halten durfte. Er war wie vernarrt in den winzigen Jungen, was es Anna auf der einen Seite sehr erleichterte, nicht nur in ihren Beruf sondern auch in einen geregelten Alltag zurück zu kehren, da Yoh ohne zu Murren drei Mal die Nacht aufstand, wenn der Kleine schrie. Auf der anderen Seite aber hatte es zu Beginn auch Streitereien gegeben, weil Yoh nur noch am Bettchen seines Sohnes wachte und sich überhaupt nicht mehr um seine eigene Ausbildung kümmerte. Immerhin sollte er eines Tages den Tempel seiner Großeltern übernehmen, da musste er ein noch mächtiger Schamane sein als er es bereits war. Annas Trainingsprogramm war entsprechend hart - und wurde nach der Geburt des jüngsten Sprosses der Asakura Familie komplett ignoriert. "Hüa!" Der Kleine riss kräftig an Yohs Haaren, so dass diesem Tränen in die Augen schossen, aber er beschwerte sich nicht. Statt dessen wieherte er, so wie kein Pferd jemals wiehern würde, und trabte hinüber zu seiner Frau, die ihn amüsiert anfunkelte. "Wenn ich gewusst hätte, dass ich ein Pferd geheiratet habe, dann hätte ich dir nicht so schwere Aufgaben aufgetragen." "Aufgaben?" Yoh setzte seinen Sohn auf seine Schultern, während er sich erhob. Plötzlich blickte er sehr schuldbewusst drein. "Ist es etwa schon so spät?" "Und noch später." Anna wusste, dass es keinen Sinn hatte, mit ihren zwei Jungs zu streiten, also beugte sie sich nur vor und küsste ihren Ehemann sanft. "Ich kümmere mich um Hao-chan, du um die Reisetaschen, ok? Dann packen wir's schon." "Ok. Arigatou." "Mama!" rief der Kleine und streckte seine Ärmchen nach der jungen Frau aus, die ihn ihrem Mann abnahm und zärtlich an sich drückte. "Hab Ferd habt." Der Junge strahlte über das ganze Gesicht und sie fuhr ihm sanft durch braune Haare. "Das ist schön, mein kleiner Hao-chan." Hao-chan. Es war ihre Idee gewesen, den Jungen nach Yohs verstorbenem Bruder zu nennen, als sie das Baby das erste Mal in den Arm nehmen durfte. Alle anderen Namen, die sie sich bereits sorgfältig überlegt hatten, waren mit einem Mal über den Haufen geworfen worden und Anna hatte ihren Ehemann einfach gefragt, ob ihm dieser Name Recht wäre, nur, um sein glückliches Lächeln zu sehen. Yoh war mehr als nur einverstanden mit dem Namen, vermutlich hatte er ihn sich insgeheim sogar gewünscht, sie aber nicht danach gefragt, weil sein Zwillingsbruder in seinem kurzen Leben eine Menge Fehler beging und er nicht wusste, ob sie ebenfalls sehr viel Negatives mit dem Namen Hao verband. Mein kleiner Hao-chan. Anna drückte den kleinen Jungen in ihren Armen sanft, während sie in das Badezimmer ging, um ihn zu waschen und zu windeln. Ryu kommandierte sie kurz umher, bis der junge Mann neben ihr stand, mit einem Eimer voll warmen Wassers in der Hand und einem sauberen Handtuch über dem Arm. Mein kleiner Hao-chan. Nein, sie verband mit dem Namen nichts Negatives, machte doch erst der Charakter einen Menschen aus, seine Seele, nicht sein Name. Yohs Großeltern hatten sich erst sehr aufgeregt, als sie von dem kleinen Asakura Hao erfuhren und sein Großvater wollte sofort den Jungen darauf hin untersuchen, ob es sich bei ihm um eine Wiedergeburt von Yohs Zwillingsbruder handelte, aber Anna stellte sich wie eine wilde Raubkatze vor ihren Jungen und sagte Yohs Großvater sehr deutlich, dass mit ihrem Sohn alles in Ordnung wäre und er ihn deswegen ja nicht berühren sollte. "Shu shu..." krähte der Kleine freudig, während seine Mutter ihn sanft wusch. Dabei grinste er fröhlich über das ganze Gesicht. "Shu shu..." Sollte es sich bei ihrem Sohn wirklich um die Wiedergeburt von Yohs Zwillingsbruder handeln, so würde Anna alles daran setzen, dass sich dessen grausames Schicksal nicht noch einmal wiederholte. Jetzt besaß der kleine Junge eine Familie, die ihn liebte - oder in Yohs Fall vergötterte. Niemand würde ihm weh tun, ihn verstoßen, ihn zu dem Jungen werden lassen, den sogar Anna gehasst hatte, obwohl er ihrer Liebe so verdammt geähnelt hatte. Wenn er denn die Reinkarnation ist. Woran Anna nicht so recht glaubte, zu sehr verhielt sich der Junge wie eine Miniaturausgabe ihres Ehemannes. "Shu shu..." "Oh nein." Seufzte Ryu und reichte der jungen Frau das Handtuch. "Jetzt fängt er wieder damit an!" Gequält blickte er auf Anna, die die seltsamen Töne ihres Sohnes für ihn mühelos übersetzen konnte. "Er sagt einfach nur Onkel. Yoh hat ihm gestern erzählt, dass wir zu Ren fliegen, seitdem freut er sich auf ihn." "Warum kann er das nicht auf Japanisch sagen?" Ryu, der nicht viel von Sprachen hielt und froh darüber war, sich wenigstens mit Händen und Füßen mit Chocolove und Lyserg verständigen zu können, rekapitulierte vor Rens Muttersprache, die Hao immer öfter plapperte, je älter er wurde. "Weil er sich mit Ren nur auf Chinesisch unterhält." Lächelte Anna zuckersüß. "Lern's einfach, Ryu-kun, es ist nicht so schwer, wie es auf dem ersten Blick erscheinen mag." "Für mich schon, ich bin doch so unbegabt." Ryu blickte wirklich verzweifelt drein, als der kleine Junge noch ein paar andere Worte brabbelte, die er wieder nicht verstehen konnte. Nicht nur, weil das Kleinkind die Aussprache noch nicht richtig beherrschte. Anna ignorierte Ryu großzügig, schließlich wären sie ja alle da, um ihm bei der Übersetzung zu helfen. Und wenn alle Stricke rissen, konnten sie sich immer noch an Horo Horo wenden, der dem Chinesischen mittlerweile beinahe genauso mächtig war wie sein Freund, obwohl der Ainu ebenfalls nicht so viel vom Vokabellernen hielt. Aber er wollte wissen, welche Schimpfwörter Ren ihm an den Kopf warf, wenn sie sich stritten, deshalb hatte er sich eines Tages mit einem Wörterbuch hingesetzt und gelernt. Jedenfalls hatte das Horo Horo Anna einst lachend erzählt. "Shu shu..." "Hai, mein kleiner Spatz. Wir fliegen jetzt zu Onkel Ren." Anna zog ihrem Sohn die frisch gewaschene Kleidung an, bevor sie ihm auf die Stirn küsste und ihn wieder auf ihren Arm nahm. "Dan-chen..." lachte Hao, der genau wusste, welch großer Tag vor ihm lag. Er war noch sehr klein, aber solche Dinge verstand er bereits. Jedes Kind auf dieser Welt verstand das Wort Geburtstag, sobald es Geschenke erhielt, ganz einfach so. "Genau, mein Hao-chan, morgen ist dein Geburtstag." "Shu shu!" "Und der von deinem Onkel Ren." "Super!" Der Kleine klatschte in seine Hände und strampelte, bis Anna ihn herunter ließ. Dann rannte er über den Gang und direkt in Yohs Arme. Es war damals alles sehr schnell gegangen, als plötzlich ihre Wehen einsetzten und sie in das Krankenhaus fuhren. Keiner von ihnen dachte daran, dass es damals auch Rens neunzehnter Geburtstag gewesen war. Nicht einmal der aufgeregte Chinese selbst. Seitdem feierten sie die beiden Geburtstage zusammen, wo sich auch immer der andere gerade befand. Es war eine Art Tradition geworden, die Anna mochte, obwohl sie Traditionen sonst eigentlich nicht besonders achtete, sah sie tagtäglich wohl zu viele im Tempel. Morgen wird gefeiert. Anna beobachtete, wie ihr Mann ihren kleinen Sohn in die Luft hob und umher wirbelte, wieder einmal die Zeit vergessend. Hao quiekte vor Lachen, während Yoh glücklich grinste. Plötzlich musste die junge Frau Manta Recht geben, der bereits an der Tür stand, in der einen Hand seinen Computer und in der anderen seinen Reisekoffer haltend. Es waren nur wenige Wochen seit Weihnachten vergangen, aber sie vermisste Ren und die anderen. Gerade sieben Monate verstrichen, seit der Chinese auszog und nicht nur Anna hätte ihn am liebsten wieder zurück geholt, obwohl das nicht ging, und das wussten sie alle. Aber... Anna lächelte und rief dann schließlich alle zur Räson, das Flugzeug würde nicht auf sie warten. ... vielleicht fanden sie dennoch einen guten Kompromiss. *** Es war still in dem Flugzeug. Die meisten Passagiere schliefen, nur wenige lasen oder schauten aus dem Fenster, obwohl sie von dem Meer nichts sehen konnten, das sie gerade überquerten. Immerhin war es weit nach Mitternacht, außerhalb des Flugzeuges herrschte finsterste Nacht. Anna gähnte und ging langsam zurück zu ihrem Platz neben ihrem Verlobten. So richtig mochte sich kein Schlaf einstellen und so war sie einfach mehrere Runden zur Toilette und wieder zurück gegangen, immer darauf bedacht, nicht die Aufmerksamkeit einer Stewardess zu erregen. Sie mochte diese Frauen nicht, die immer nur falsch lächelten, sich aber nicht weiter um ihre Belange kümmerten. Diese Idioten! Die Stewardessen hatten versucht, zu Hao freundlich zu sein. Dieser hatte sich vor den fremden Frauen gefürchtet und angefangen zu weinen, was einen dicken Mann ihnen gegenüber nervte. Ärgerlich fuhr er den kleinen Jungen an und hätten Manta und Anna nicht geistesgegenwärtig reagiert, hätte Yoh dem alten Chinesen mit Sicherheit die Nase gebrochen. Niemand beleidigte seine Familie. Niemand! Nun aber schliefen sie alle, sogar der ältere Herr, der sich nach einem verbalen Wortgefecht woanders hingesetzt hatte. Amidamaru saß jetzt in dem leeren Stuhl und blickte sie schweigend an. Schweigend und ein wenig schuldbewusst, denn er hatte auch nicht an den abendlichen Flug gedacht und fern gesehen, während Yoh und Hao Pferdchen spielten. Yoh ist vierundzwanzig! Amidamaru kann nicht ewig sein Babysitter sein! Anna seufzte leise, aber erneut verpuffte all ihre Wut, als sie ihre beiden Jungs sah, die auf einem Sitz lagen und schliefen. Yoh hatte seinen Sohn auf seinen Bauch gezogen und ihn sanft über der Decke umarmt. Beide sahen sie so friedlich und so glücklich aus, als würden sie auf ewig zueinander gehören. Als könnte sie niemand trennen. Yoh ist ein liebevoller Papa. Die junge Frau lächelte zärtlich und tastete unbewusst nach ihrem Bauch, der unter ihrem dicken Pullover ganz flach war. Noch. Nach weiteren Minuten, in denen sie ihren Mann und ihren Sohn stumm angesehen hatte, setzte sie sich auf ihren Platz und lehnte ihren Kopf an Yohs Schulter. Bald würden sie in China ankommen, Rens Heimatland, in das er letzten Sommer zurück gekehrt war, nachdem er fast zehn Jahre in Japan gewohnt hatte. Ihrem Schwager war die Rückkehr sichtlich schwer gefallen, aber es war sein Erbe und er konnte den Palast nicht verkommen lassen, hatte er doch eine andere Möglichkeit gefunden, ihn sinnvoll zu nutzen. Anna freute sich auf die kommenden zwei Wochen, während der Schlaf sie doch noch erreichte, ihr einen wunderschönen Traum bescherte über eine große Familie. *** "Shu fu!" Hao streckte seine kleinen Ärmchen aus, während er über das grüne Gras lief, das mitten im Gebirge wuchs, obwohl auf den Berghängen noch tiefster Winter herrschte. Das Dach und die umliegenden Felder lagen noch unter kaltem Schnee begraben, während eine große Wiese vor dem Palast der mächtigen Tao Dynastie blühte, als gebe es keine Jahrzeiten, nur einen immerwährenden Sommer. "Hao-chan. Na so was!" Der junge Mann drehte sich herum und ein freudiges Lächeln strahlte auf seinem Gesicht, als er sich bückte und den kleinen Jungen in seine Arme hob. Fröhlich wirbelte er ihn umher, worauf hin der Junge laut zu lachen begann. "Shu fu!" "Kleiner Frechdachs!" Horo Horo kicherte, als Hao nach seinem Stirnband griff und es sich über die eigenen Haare stülpte. Dann klatschte der Junge und streckte seine Hände nach der jungen Frau aus oder besser, nach den langen, blauen Strähnen, die er so gerne in seinen kleinen Fäusten hielt. Pirika lächelte und legte das Blatt beiseite, das sie gerade in ihren Händen gehalten hatte. Ein kleiner Naturgeist erschien und nahm es an sich, während sie den kleinen Hao umarmte, der sie glücklich angrinste. Genauso wie sein Vater, der den Bannkreis passierte und plötzlich von kaltem Schnee in warmes Gras trat. "Das ist aber schön, Yoh-kun, Anna-san, Ryu-kun, Manta-kun! Wir hatten euch erst heute Abend erwartet." Sagte Pirika und verbeugte sich nur, da sie den kleinen Jungen hielt, während Horo Horo alle überschwänglich umarmte. Ja, es waren erst wenige Wochen vergangen, aber er hatte seine japanischen Freunde vermisst, auch wenn er das nicht zeigte. Obwohl niemand seine Gefühle so gut verbergen konnte wie Horo Horos Freund, Tao Ren, der statt dessen einfach die Telefonrechnung in astronomische Höhen trieb. Pirika war erst skeptisch gegenüber dem jungen Chinesen gewesen, der während der ersten Entscheidungskämpfe des Shaman Fights mehr als einmal versuchte, ihren Bruder umzubringen, aber je mehr Jahre vergingen, desto größer wurde ihr Vertrauen in ihn, nicht zuletzt dadurch, da Horo Horo sich vor der dunklen Gestalt nicht mehr fürchtete. Im Gegenteil... Es war ein schrecklicher Schock für sie gewesen, als Horo Horo Ren zu ihnen einlud, um ihm Snowboardfahren zu lernen, und sie den Lehrmeister und den Schüler nicht etwa beim eifrigen Üben, sondern beim leidenschaftlichen Küssen erwischt hatte. Damals hatten sie und ihr Bruder ihren ersten richtigen, ihren ersten ernsten Streit gehabt, in dem Horo Horo keinen Millimeter zurück wich, jeden Kompromiss ablehnte. Er liebte Ren, hatte er ihr klipp und klar gesagt, und er würde ihn mit Sicherheit nicht verlassen, weil seine Schwester mit ihrer Beziehung nicht zurecht kam. Beinahe hätte sie ihn an jenem Abend rausgeworfen, genauso wie Ren, der nur schweigend da stand und sie mit seinen gelben Augen fast in den Wahnsinn trieb. Aber ihre Geschwisterliebe siegte und sie jagte ihren Bruder nicht zum Teufel. Auch nicht seinen seltsamen Freund. Nach einer Weile beruhigte sie sich wieder, indem sie sich einredete, dass das sowieso nicht klappen würde. Immerhin waren Tao Ren und ihr Bruder einst die ärgsten Feinde gewesen. Vermutlich würde sich der junge Chinese bald langweilen und Horo Horo in Ruhe lassen oder ihr Bruder kam doch noch zur Vernunft. Auf jeden Fall hatte sie der Beziehung nicht den Hauch einer Chance gegeben und wartete darauf, dass ihr Bruder ihr geknickt gestehen musste, dass er verlassen worden wäre. Damals war sie überzeugt gewesen, dass es sich lediglich um Wochen, allerhöchstens Monate handelte. Doch es vergingen Jahre. Und nichts geschah. Tao Ren und Horo Horo besuchten einander regelmäßig, riefen sich täglich an, und niemand trennte sich von dem anderen. Langsam aber sicher musste Pirika nicht nur die Liebe ihres Bruders einsehen, sondern auch akzeptieren, dass sich Tao Ren wirklich geändert hatte, nicht mehr die Killermaschine war, die Horo Horo einst verabscheut hatte. Deshalb ging sie wohl auch mit nach China, als Ren sie vor einem halben Jahr fragte. Ihr war klar gewesen, dass Horo Horo sonst allein mit dem Chinesen in den Palast zurück gekehrt wäre, aber es war nicht die Angst um ihren Bruder, die sie dazu bewegte, in die Fremde zu gehen, sondern es war Tao Ren, die Freundschaft, die sich zögerlich zwischen ihnen entwickelte und das unglaubliche Angebot, das er ihnen machte. >Wenn das Feld euer Traum ist, baut es euch einfach. In China ist genug Platz.< Pirika erinnerte sich noch sehr gut an Rens so einfache Worte, die jedoch alles für sie bedeuteten. Zwar hatten sie es bereits in Japan versucht und für ihre Geister ein kleines Feld angelegt, aber das Dorf war nicht besonders reich und auch nicht besonders mächtig, um den Bannkreis auch über den Winter aufrecht zu erhalten. Hier in China dagegen sorgte Ren dafür, dass sie ein besonders großes Feld in der Nähe des Palastes erhielten, wo selbst in den kältesten Winternächten noch angenehme zwanzig Grad herrschten. Die kleinen Naturgeister fühlten sich pudelwohl und Pirika freute sich mit ihnen. Tao Ren hat uns einfach so unseren Herzenswunsch erfüllt. Obwohl sie ahnte, dass er sich dessen nicht einmal bewusst war, wollte er doch einfach nur, dass sich Horo Horo in seiner Nähe befand. Und dass sein Freund glücklich war. "Ryu-kun hat einen Taxifahrer erpresst." Erzählte Manta und setzte sich mitten in das weiche Gras, schloss seine Augen und holte tief Luft. Der Frühling würde bald in Japan Einzug halten, dennoch genoss er diese vorzeitige Wärme. Ryu... Pirika schaute auf die Blumen, die ihr entgegen gehalten wurden und ließ langsam Hao auf den Boden, bevor sie das traurige Bündel ergriff und so hielt, dass besonders viele Blumen ihre Köpfe hängen ließen. "Sag mir nicht, dass du die von Japan bis hierher mitgeschleppt hast!" sagte sie und ihre rechte Augenbraue zuckte gefährlich. "Weißt du, was sie durchlitten haben?" "Weißt du, was ich durchlitten habe, um sie durch den Zoll zu bekommen?" jammerte Ryu. Anna trat zwischen die beiden, um einen größeren Streit zu verhindern, der immer zwischen ihnen entflammte, wenn sie sich sahen. Als Pirika noch jünger gewesen war, hatte sie es noch geschafft, Ryu zu ignorieren, aber in letzter Zeit ging das nicht mehr und ihre Streitereien wurden immer schlimmer. Yoh sah sie nur grinsend an. "Vielleicht sollten wir herein gehen und einen schönen warmen Tee trinken? Wir sind nämlich durchgefroren." Sagte die junge Frau und harkte sich bei den beiden Streithähnen ein, um sie Richtung Palast zu ziehen. Yoh sah sich kurz um und grinste, als er sah, wie Horo Horo durch den Schnee stapfte, dabei den kleinen Hao auf seinen Schultern tragend, der einen Schneeball in seinen Händen hielt und sichtlich stolz drein schaute. Dann folgte Yoh seiner Frau und seinen Freunden in das Innere des altehrwürdigen Gebäudes. *** Horo Horo wusste genau, wo er seinen Geliebten fand, besonders an einem Tag wie diesen. An Haos vierten und Rens dreiundzwanzigsten Geburtstag. Er hat den ganzen Morgen so traurig ausgesehen... Der aufmerksame Ainu hatte die Traurigkeit all die Monate in Rens Blick gesehen, seit sie nach China zurück gekehrt waren. Für einige Wochen hatte er es schweigend ertragen, bis er Ren schließlich fragte, ob er nicht wieder nach Japan zurück kehren wollte. Sie könnten doch genauso gut ein Haus in Tokio beziehen und dort ein Feld für die kleinen Naturgeister erschaffen. Ren hatte ihm gedankt, aber abgelehnt. Er wollte hier sein, in seiner Heimat, zusammen mit ihm und seiner kleinen Schwester. Auch wenn es weh tat, er würde es schon meistern, Horo Horo sollte ihm einfach ein wenig mehr Zeit geben. Mehr Zeit... Horo Horo bog um die Ecke und konnte schon von weitem den jungen Mann sehen, der sich in seiner schwarzen Kleidung vom weißen Schnee um sich herum abhob. Wind fuhr durch schulterlange Haare, die Ren zu einem Zopf im Nacken zusammen gebunden hatte, und durch den dunklen Mantel. Ansonsten war die Gestalt bewegungslos, blickte stumm auf einen Grabstein herab. Auf einen von vielen auf diesem Friedhof. Ihren Grabstein. Juns Grabstein. Horo Horo seufzte leise und blieb etwa zehn Meter von seinem Freund entfernt stehen, unbemerkt. Er hatte sich wahnsinnig gefreut, als Ren ihn fragte, ob er mit ihm nach China gehen und dort gemeinsam mit ihm leben wollte. Immerhin hatten Ren bis dahin bei Yoh und Horo Horo mit seiner Schwester in dem kleinen Dorf gelebt, sie hatten sich nur an den Feiertagen, in den Ferien oder sporadisch am Wochenende sehen können. Dieses Zusammenziehen empfand Horo Horo fast als Legitimation ihrer Beziehung, so wie Yoh und Annas Heirat. Als Ren ihnen das Feld gab und Pirika damit einen Lebenstraum erfüllte, war Horo Horo unsagbar glücklich gewesen. So, wie er sich Ren jetzt jedoch ansah, war er sich nicht sicher, ob dieses Glück nicht zu teuer erkauft war. Sicherlich, Horo Horo fühlte sich wohl hier in China, ja selbst Pirika dachte nicht mehr daran, in das kleine Dorf zurück zu kehren. Aber Ren schien sehr von seinen Erinnerungen gequält zu werden. Von Erinnerungen an seine ältere Schwester, die immer bei ihm gewesen war, als er noch als Kind durch den Palast gestreift war. Ich will ihn nicht so traurig sehen. Ein stechender Schmerz fuhr durch Horo Horos Herz, als sich die dunkle Gestalt verstohlen über ihre Augen fuhr und sich zu dem Grab herab bückte, um einige Blumen auf das Grab zu legen und ein Räucherstäbchen zu entzünden. Dann kniete sich Ren in den Schnee und faltete seine Hände im Gebet. Horo Horo ahnte, dass er sich umdrehen und leise davon gehen sollte, schließlich war dies eine sehr private Angelegenheit. Wenn Ren mit seiner Schwester sprach, sollte er nicht dabei sein, erst recht nicht an seinem Geburtstag. Dennoch konnte sich Horo Horo nicht von dem Anblick seines betenden Freundes abwenden. Also blieb er einfach so stehen und spürte, wie Hao gähnte und seine Ärmchen um seinen Hals schlang, um im nächsten Moment seinen Kopf an Horo Horos zu lehnen und einzuschlafen. Es war ein anstrengender Flug gewesen und er war doch noch so klein. Sicherlich hatte ihn das alles sehr ermüdet. "Ich danke dir für alles, Jun..." flüsterte Ren mit geschlossenen Augen leise, aber dennoch laut genug, so dass Horo Horo ihn verstehen konnte. "Du warst eine phantastische Schwester und das einzige Licht in meiner dunklen Kindheit. Ich werde dich nie vergessen, Jun, so lange ich lebe..." Der junge Mann seufzte tief und schien einige Momente lang nach den richtigen Worten zu suchen. "... aber lass mich bitte los, Jun. Ich will nicht mehr durch den Palast gehen und bei jedem Bild, das ich sehe, bei jedem Stuhl und jedem Fenster traurig sein, weil du nicht da bist. Ich..." Erneut stockte die dunkle Gestalt und Horo Horo konnte kaum dem Drang widerstehen zu ihm zu gehen und ihn zu trösten. Er wusste jedoch, dass dies seinem Freund unglaublich peinlich gewesen wäre. Horo Horo kannte Ren gut genug, schließlich waren sie seit fast zehn Jahren zusammen. "Horo und Pirika sind hier, Jun. Und heute kommen auch Yoh und seine Familie. Ich will glücklich sein, Jun, so wie du mich immer sehen wolltest." Ren schluckte und fuhr erneut rasch über seine Wangen, so als wollte er die Tränen vor sich selbst verbergen. "Ich liebe dich und werde dich immer lieben, Jun, aber ich liebe auch Horo und meine japanische Familie. Bitte, lass mich gehen, damit wir uns später wieder sehen." Ren verbeugte sich tief vor dem Grabstein, bevor er tief Luft holte und sich erhob. Horo Horo wusste, dass er spätestens jetzt das Weite hätte suchen sollen, aber erneut gehorchte ihm sein Körper nicht. Er beobachtete, wie der junge Mann sich umdrehte - und stockte, als er seinen Freund am Eingang des kleinen Friedhofes stehen sah. Einen Augenblick lang erwartete Horo Horo ein Donnerwetter und versuchte, seine Gedanken auf Chinesisch einzustellen, da Ren immer in seiner Muttersprache zu schimpfen pflegte, aber anstelle eines aufgeregten Wortschwalls hieß ihn ein warmes Lächeln willkommen. Ich liebe dich. "Ihr zwei seht niedlich aus." Flüsterte Ren und trat vorsichtig über den Schnee, der unter seinen Stiefeln knirschte. "Yoh-nii-chan und die anderen sind schon da?" "Vor etwa einer halben Stunde angekommen." Erwiderte Horo Horo und lehnte sich in den Kuss, als er Rens Lippen spürte. Der Kuss schmeckte ein wenig salzig, aber dennoch wollte er ihn nicht beenden, so wie immer. "Das ist schön." Rens Traurigkeit schien mit einem Mal von ihm abgefallen zu sein. Zärtlich lächelte er und streckte beide Arme nach dem Jungen aus, der noch immer auf Horo Horos Schultern saß. Der Ainu half seinem Freund und bald lag Yohs Sohn, Rens Neffe, in den Armen des Chinesen. "Siehste, ich kann eben küssen, was?" "Eingebildeter Esel." Beide grinsten sich an und liefen langsam zurück zu dem Palast, in denen Rens Familie und ihre Freunde waren. Die letzten Monate hatte sich der Chinese immer vor den weiten Gängen, vor der Dunkelheit und vor seinen eigenen Gedanken gefürchtet. Nun aber freute er sich darauf, wieder Kinderlachen in dem alten Gebäude hören zu dürfen. Er schaute Horo Horo an und fühlte sich das erste Mal seit sieben langen Monaten, als würde er nach Hause kommen. "Shu shu...?" murmelte Hao und gähne herzhaft, um in Rens Armen weiter zu schlafen. Wo er sich sicher und geborgen fühlte. Hier konnte ihm nichts geschehen. Nie wieder. Denn hier wurde er geliebt. *** ----------------------------------------------------------------------------- Nachwort Disclaimers: Der Anime "Shaman King" gehört Hioyuki Takei, die Idee, die Umsetzung und die Geschichte an sich habe ich mir ausgesponnen und niedergeschrieben, weil mich diese verrückten Charaktere nicht mehr in Ruhe gelassen haben ^-^'''. Das Lied "Keine Ewigkeit" wurde von Blutengel komponiert. Wenn ihr jemals die Gelegenheit habt, diese Band live zu erleben, dann geht hin, es lohnt sich! Yoh, Manta und Horo Horo (und später auch Ryu) singen voller Begeisterung das "Ghostbuster-Lied", das Titellied des gleichnamigen Hollywood-Filmes. Diese Hymne hat im Original natürlich Ray Parker Jr. gesungen. Als Vorlage für die Tokyo Tower Hotel Serie, welche die Geister so gerne anschauen, diente die legendäre Serie "Spuk im Hochhaus", die ich als Kind fast ebenso wie Bason vergöttert habe ^-^''' Anmerkung zu japanischen / chinesischen Fremdwörtern: ~ san - höfliche Anrede an eine höher gestellte Person, drückt Respekt aus (deswegen Anna-san) ~ kun - Anrede an einen guten Freund oder Bekannten (deswegen nennt Manta Yoh auch Yoh-kun) ~ chan - so nennt man ein kleines Kind, auch junge Mädchen sprechen mitunter einander so an deswegen nennt Jun ihren kleinen Bruder bis zum Ende Ren-chan) ~ nii-chan - bedeutet so viel wie >Brüderchen<, liebevolle Ansprache gegenüber Bruder (deswegen fragt Yoh, ob er Ren Ren-nii-chan nennen darf) * hai - ja * arigatou - danke * gomen / gomen ne / gomen nasai - Entschuldigung (je nach Höflichkeit) * kawaii - niedlich * Ramen - japanische Instantnudeln (sehr lecker ^-^''') * Okonomyaki - eine Art japanische Pizza * baka - Dummkopf # shu shu - Onkel (bezogen auf den Bruder des Vaters) # shu fu - Onkel # dan-chen - Geburtstag Meine Japanischkenntnisse sind leider *sehr* begrenzt. Sollte ich hier etwas verkehrt verwendet oder hier einfach nur falsch erklärt haben, bitte sagt mir bescheid, dann ändere ich es sofort ab. aprileagle@freenet.de Chinesisch kann ich leider überhaupt nicht. Hierbei hat mir ein nettes Wörterbuch geholfen und ich hoffe, dass ich dabei die richtigen Wörter mit den richtigen Bedeutungen herausgesucht habe (ihr glaubt nicht, wie dick diese Dinger sein können... und wie unübersichtlich O_O'''). Herbst / Winter-Wettbewerb des Animexx 2003 (Leitung Cristall): Diese Fanfic nahm an dem oben genannten Wettbewerb teil unter folgenden Voraussetzungen: Seitezahl: mindestens 8 Seiten pro Teil, insgesamt 16 Seiten, keine Obergrenze Erster Teil: muss im Herbst spielen, Begriffe: Herbst, Eichhörnchen, Laub Zweiter Teil: muss im Winter spielen, Begriffe: Winter, Schlittschuhe, Nikolaus Zusatz: zusätzlich gilt die Bedingung, dass einer der Charakter sterben muss. Egal ob einer der Nebencharaktere, ein völlig unbekannter oder ob es nur um eine Todesanzeige in der Zeitung geht oder ob es im ersten bzw. im zweiten Teil vorkommt. Ich habe mit ihr einen sagenhaften zweiten Platz belegt. Das erfüllt mich mit Stolz ^____________________^. Schlussbemerkung zur Geschichte: Bei dieser Geschichte handelt es sich um eine Fanfiction über den Anime "Shaman King". Hierbei habe ich mir einige künstlerische Freiheiten heraus genommen, besonders, was die Vergangenheit von Tao Jun und Ren betrifft. Ich weiß, dass beide als Erben von ihrem Vater erzogen werden und Jun im Anime zu Beginn genauso brutal wie Ren ist und dass sie Li Pailong bis zu einem Kampf gegen Yoh mit ihren Zaubersprüchen unter Kontrolle hält. Ich bin mir bewusst, dass sie die von mir beschriebene Kindheit nie so erlebt hat, aber ich finde es langweilig, wenn man sich nur streng an die Vorlage hält. Deswegen habe ich es mir erlaubt, hier eine Art Paralleluniversum zu erschaffen. Viele kleinere Details habe ich ebenfalls frei erfunden oder als passend empfunden (Mantas reiche Eltern, Annas Vergangenheit, der Tod von Horo Horos Eltern...). Die Fanfiction könnte sich direkt an das Ende der Serie anschließen, basiert aber auf anderen Grundlagen als der Anime, die ich versucht habe, im Prolog glaubhaft darzustellen. Ich hoffe, wahre Shaman King Fans werden mir verzeihen ^-^'''. Ich kann eben einfach nicht anders. Gebt mir einen Anime, der mir gefällt und ich schreibe so lang drin herum, bis ich daraus meinen eigenen Senf zusammen gerührt habe *lach*. Was die Charakterdarstellung betrifft, so habe ich ebenfalls Veränderungen vorgenommen, die sich jedoch erst während er Geschichte vollziehen. Zu Beginn habe ich mich noch sehr an die Vorlage vom Anime gehalten, bin dann aber während der Geschehnisse davon abgewichen. Einige Charaktere mögen am Ende der Geschichte "out of character" wirken, aber ich glaube nicht, dass sie das wirklich sind. Denn wer verändert sich nicht, wenn eine ihm nahe stehende Person plötzlich stirbt? In dieser Geschichte lassen sich auch leichte Shonen-Ai Elemente finden. Diese sind nur leicht, weil die Charaktere während des Hauptteiles der Geschichte gerade einmal 13 Jahre alt sind. Ich hoffe, dass ich damit niemanden vor den Kopf gestoßen habe, aber ich möchte keine große Warnung vor die Geschichte schreiben, weil ich mir keiner Schuld bewusst bin; ich habe lediglich über eine sich langsam entwickelnde Liebe geschrieben und nicht über irgend etwas, vor dem man sich fürchten muss (na gut, vor Ren vielleicht auf in Kapitel 4, dafür bekommt die FF auch eine Einstufung 17, aber nur dafür ^-^'''). An "Fürst der Finsternis" habe ich exakt einen Monat gearbeitet, vom 16. September bis zum 16. Oktober 2003. Geschätzte Arbeitszeit: 160 Stunden (ohne Planung). Ich habe viel Spaß gehabt, diese Geschichte zu schreiben, die mir während meines Urlaubes einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte (so wie Nightwish ^-^). Wenn ich damit auch nur einen Leser unterhalten und vielleicht sogar nachdenklich stimmen konnte, hab ich mein Ziel erreicht. Falls sich jemand mit mir über diese Geschichte, über den Anime "Shaman King" oder über etwas völlig anderes unterhalten will, der kann mir gerne eine Email schreiben an: aprileagle@freenet.de. Emails werden immer beantwortet, es kann nur manchmal ein wenig dauern, wenn ich viel Stress habe. Vielen Dank an jeden einzelnen Leser fürs Lesen ^-^. April Eagle PS: Danke auch noch einmal an die Jury, die mich wirklich an die 230 Seiten schreiben ließ, obwohl sie höchstwahrscheinlich nicht damit gerechnet hatte, dass es jemand mit der unbegrenzten Seitenhöchstzahl so ernst nehmen könnte. Es hat sicherlich eine ganze Menge Arbeit gemacht, all dies zu lesen und zu bewerten. Ich hoffe aber, dass es auch ein wenig Freude bereitet hat ^-^. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)