DER SCHMERZ EINER VORHERBESTIMMTEN LIEBE von harumi20 ================================================================================ Kapitel 2: Vergebliche Liebesmüh (Part 2) ----------------------------------------- Titel: DER SCHMERZ EINER VORHERBESTIMMTEN LIEBE Pairing: Shinji & Natsuki Kommentar: Ich habe ein paar Veränderungen vorgenommen. Das Alter von Shinji beträgt 17 Jahre und das von Natsuki 15 Jahren. Mir war der Altersunterschied von 4 Jahren doch etwas zu groß. Warnung: Eventuelle Ähnlichkeiten zu existierenden Personen, Gegebenheiten und Orten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt! Naja, eins noch. Die Charaktere könnten womöglich etwas seltsam handeln, dass somit auch die Story einen eigenwilligen Charakter angenommen haben könnte! @ belezza: Nochmals danke für den Kommi und deine Kritik. Ich hoffe, dass ich deine Ratschläge hiermit, so gut es eben möglich war, umsetzen konnte. *verbeug* Aber ich hoffe, dass es nicht so arg schlimm wird und wünsche euch viel Spass beim Lesen! 2. Vergebliche Liebesmüh (Part 2) Am nächsten Morgen folgte nicht wie sonst der Marathon des WER-STEHT-ALS-ERSTES-AUF, sondern ein gemütliches SICH-AUS-DEM-BETT-QUÄLEN stand auf dem Programm, da heute Wochenende war. "Guten Morgen! Mutter. Vater." "Morgen." "Guten Morgen, mein Schatz." Maron und Chiaki sahen aus, wie durch den Fleischwolf gedreht. War wohl ein sehr langer Abend gestern. "Was ist denn hier los?" fragte Chiaki verschlafen. "Na ja, ich habe mir gedacht, dass ich, als Entschuldigung wegen gestern, mal das Frühstück mache. Also, Entschuldigung." "Schon vergessen." sagte Maron und sah ihre Tochter liebevoll an. "Daran könnte man sich glatt gewöhnen." scherzte Chiaki. Die Familie Nagoya saß gemütlich am Tisch und bei Familie Minazuki war es nicht anders. "Hast du heute was vor Shinji?" fragte ihn sein Vater. "Ja, dass hab ich. Ich gehe heute Nachmittag mit Takashi ins Einkaufszentrum, ein bisschen rumhängen." "OK. Ach, Miyako. Ich muss heute noch mal ins Büro fahren, Schreibkram erledigen und ein Meeting vorbereiten." "Aber. Sollte das nicht eigentlich ein Wochenende mit der Familie werden? Schade." sagte sie bedrückt. Shinji stand vom Tisch auf und ging zurück in sein Zimmer. Endlos lang schien die Zeit zu sein, die er wartete bis es drei Uhr war. Endlich, an der Tür war das Klingeln zu hören. Es ist Takashi. Die zwei Kumpel verließen das Haus und rasten schnellen Fußes Richtung Innenstadt zum Einkaufszentrum. Miyako ging in der Zwischenzeit Maron und Chiaki besuchen. "Wie geht es Shinji?" überfiel Maron sie. "Ich denke gut. Er ist mit Takashi ins Einkaufszentrum gegangen." "Schön, dass es ihm besser zu gehen scheint." Maron war erleichtert. Natsuki hatte das gehört mit dem Einkaufszentrum und machte sich bereit für die Lösung des Problems mit Shinji. Die Jungs waren am Einkaufszentrum angekommen. Sie gingen in das dortige Café, ein beliebter Treffpunkt solch junger Leute. Takashi bestellte zwei Gläser Cola und brachte sie zu Shinji an den Tisch, außerhalb des Cafés. Die beiden unterhielten sich. "Wie geht es eigentlich Shizuka? Hab sie schon eine Weile nicht mehr gesehen, weil sie ständig nur mit Natsuki zusammen ist." "Ihr geht es gut. Sie... bemüht sich sehr um Dich und Natsuki." gab Takashi zu. "Wie?" Shinji blickte Takashi ernst an. "Na ja, sie redet mit Natsuki über dich und versucht ihr klar zu machen, dass du ganz OK bist... trotz deiner Macken, mit dem ewigen hinterher spionieren und allem anderen." Shinji wurde noch ernster in der Stimme. "Aha. Und was sagt Natsuki dazu?" "Sie meint nur, dass sie auf denjenigen wartet, der ihr den Ohrring gegeben hat." "Ihr hab ihr doch wohl nicht schon gesagt... von wem er ist, oder?" "Nein, natürlich nicht." "Dann ist ja gut, denn ich habe nämlich vor es ihr selber zu sagen und werde mich bei ihr entschuldigen, um jeden Preis soll sie die Wahrheit erfahren. Heute noch." "Du willst das tatsächlich durchziehen?!" "JA. Ich bin es langsam leid ihr ständig Lügen auftischen zu müssen." Natsuki war unterdessen auch schon im Einkaufszentrum eingetroffen, sie war aber nicht allein gekommen. Längst hatte sie Shinji bemerkt und wartete nur noch darauf, dass er zu ihr rüberschaut. Noch immer waren Shinji und Takashi dabei, wie wild zu gestikulieren und zu diskutieren. Ein Zufall ließ es geschehen, dass Shinji sich ein wenig umdrehte und direkt rüber zu Natsuki sah. "Da ist sie!" flüsterte er Takashi zu. "Was hast du jetzt vor?" "Ich werde mit ihr reden. Jetzt sofort." Er erhob sich langsam, mit einem Glas in der Hand, von dem runden Metallstuhl. Shinji ging langsam, etwas unsicher, auf Natsuki zu. Sein Herz klopfte wie wild vor Aufregung. Während er sich ein paar Schritte auf sie zu bewegte, fiel ihm der Junge an Natsuki's Seite auf. Erschrocken blieb er stehen, da es etwas unerwartet gewesen war. Aber er wollte es endlich hinter sich bringen und machte weitere Schritte nach vorn. Doch plötzlich passierte das Unfassbare. Der Junge und Natsuki küssten sich vor Shinji's Augen, er ließ das Glas fallen und es zersprang in tausend Stücke, wie auch sein Herz. Starren Blickes auf Natsuki, zitterte er am ganzen Körper. Sein Gesicht sprach Bände. Wut, Entsetzen und Enttäuschung mischten sich in den Tränen, die in seine Augen stiegen und sich anschließend aus diesen, als Sturzbäche ergossen. Er ballte die Fäuste und starrte zum Boden und urplötzlich stürzte er davon. Natsuki hatte seine Reaktion registriert und verzog keine Miene. Da tauchte vor ihr Takashi auf und sah ihr wütend in die Augen. Ihr fröstelte es. Shinji war zutiefst verletzt, im Herzen, als auch in der Seele, denn alles war aus. Zerstört seine Hoffnung. Diese Tat ließ alles in ihm sterben, an das er noch glaubte und genau das wollte er jetzt nur noch. Sterben. Er rannte durch die, von Menschen überfüllten, Strassen und ab und zu rempelte er fremde Leute an. Das alles war jetzt in diesem Augenblick unwichtig. Shinji bog um eine Häuserecke und blieb verwirrt neben einer Laterne, die einen kleinen Lichtkegel in die bereits dunkle Gasse warf, stehen. Seine Tränen waren schon versiegt, als das Bild des Kusses, neue hervorbrachte. Unter den Tränen brach er zusammen und saß noch eine ganze Weile an der Mauer neben der Laterne. In der Dunkelheit war er kaum zu erkennen. Wie konnte sie ihm das nur antun, wo er ihr doch gerade alles erzählen wollte. Das 'Warum?' und 'Wieso?' beschäftigte ihn. Hatte er ihr einen Grund gegeben, der sie veranlasste, so etwas zu tun? War es Rache für sein Verhalten? Was sollte er jetzt tun? Wütend war er, wie noch niemals zuvor. Nach einiger Zeit stand er auf und machte sich auf den Weg nach Hause. Allein sein, war alles was er jetzt wollte. Er bemerkte nicht, dass sich ihm Chiaki näherte. Dann blickte er auf und beide schauten sich kurz an. Chiaki sah Shinji's verzweifelte Augen, als dieser ihn mit verheultem Gesicht entgegenschaute. Shinji lief nur noch an ihm vorbei in den Hauseingang hinein. "Shinji?!" rief Chiaki. Das war das einzige, was er sagen konnte. Shinji wollte nicht, dass ihn sein alter Kumpel, so sah. So schwach und zerbrechlich. War er denn früher nicht immer stark gewesen, als Access Time? Und jetzt, als Shinji Minazuki? Was war so anders im Vergleich zu damals? War es womöglich die Tatsache, dass er jetzt ein Mensch war und kein kleiner dummer Engel, der nichts Besseres zu tun hatte, als die Welt zu verteidigen, mit Hilfe von Sindbad? Er riss die Wohnungstür auf, stürmte in sein Zimmer und verschloss dieses. Seine Mutter war verwirrter denn je, wegen seinem Verhalten. "Shinji? Was ist los? Sag doch was?" versuchte Miyako ihn zu erreichen. Er jedoch reagierte nicht auf das Klopfen und Rufen. Miyako trat besorgt vor seiner Tür auf und ab und wurde immer nervöser. Chiaki ging zurück zu Maron in die Wohnung. "Maron?" "Chiaki? Du bist schon zurück?" "Ja! Wir müssen zu Shinji, und zwar sofort." "Was... was ist denn passiert?" "Unsere Tochter ist passiert, nach seinem Gesicht zu urteilen." Sie gingen zu Miyako, die noch immer verzweifelt versuchte an Shinji heranzukommen. "Hallo Miyako. Wo ist ER?" "Shinji?" "JA!" "Er hat sich mal wieder im Zimmer eingeschlossen. Bestimmt wieder wegen eurer Tochter, Chiaki!" "Sowie es aussieht ist es ernster als je zuvor. Shinji wirkte verstört. Er lief an mir vorbei und sagte kein einzigen Ton." bekräftigte Chiaki. "OK, dann versucht ihr es. Mal sehen vielleicht lässt er euch ins Zimmer." "OK!" Erneutes Klopfen und Rufen an der Zimmertür. Shinji aber, konnte seinen Schmerz nicht mehr unterdrücken und presste sein Gesicht tief in das Kissen auf seinem Bett. "Shinji? Ich bin's Chiaki und Maron ist auch hier. Lässt du uns rein? Wir wollen mit dir reden." Langsam drehte sich der Schlüssel im Schloss und Maron und Chiaki traten ein. "Shinji, was ist passiert?" ertönte Maron's sanfte Stimme. Er sah mit tausenden Tränen in den Augen zu Maron und Chiaki auf und fing an zu stottern und verwirrt zu reden. "Er... Sie... Geküsst." Die beiden verstanden nicht ganz was er ihnen sagen mochte, weil es nur Wortfetzen gewesen waren. "Wer hat wen geküsst?" Daraufhin platzte es förmlich aus Shinji heraus. "NATSUKI HAT EINEN ANDEREN JUNGEN GEKÜSST UND ES SCHIEN IHR RICHTIG SPASS ZU MACHEN." Natsuki's Eltern waren total geschockt, so etwas von ihrer Tochter zu hören und Maron hatte auch ein paar kleine Tränen im Gesicht. "HABE ICH IHR IRGENDETWAS GETAN, DASS ICH DAS VERDIENT HABE. ICH LIEBE SIE DOCH SO SEHR, MEINE FYNN. ICH WOLLTE IHR HEUTE DIE WAHRHEIT ÜBER DEN SCHWARZEN OHRRING ERZÄHLEN, DAMIT SIE WEISS WAS ICH FÜHLE." schluchzte und schrie er. "Wir werden sie zur Rede stellen glaub mir. Am besten lauft ihr euch eine Zeit lang nicht mehr über den Weg, damit Gras über die Sache wächst." Maron nahm Shinji in die Arme und gab ihm einen Kuss auf die Stirn und flüsterte ihm etwas zu. "Mein Access gibt doch niemals auf oder?" Mit einem Lächeln verabschiedete sie sich von dem ehemaligen Schwarzengel Access. Sie blickte noch einmal in den Raum zurück, bevor sie die Tür schloss. Shinji tat ihr sehr leid, sie wollte nie, dass er mal so leiden müsste, wie sie es durchmachen musste. Nun war es trotzdem geschehen und wieder hatte Fynn, ja Natsuki, Schuld an dem Elend Shinji's. Takashi und Shizuka waren sehr böse auf Natsuki, am liebsten wären sie ihr an die Kehle gesprungen. Über so viel Dummheit konnten sich die Geschwister nur aufregen. Natsuki war unwohl in ihrer Haut, wegen den alles durchbohrenden Blicken ihrer besten Freunde. Es war doch die einzige Möglichkeit, dass sie Shinji loswerden konnte. Oder nicht? Sie hatte den richtigen Weg gewählt. Vielleicht aber auch den Falschen? Wie sollte sie es ihren Freunden erklären? Sie würden es nicht verstehen, schließlich standen sie auf der Seite von Shinji, weil sie ständig sagen, dass er ganz ok ist, trotz seiner sehr oft vorkommenden Macken. Natsuki konnte Takashi und Shizuka nicht mehr in die Augen sehen. Was würde sie erwarten, wenn sie nach Hause käme? Machten ihre Eltern ihr Vorwürfe, wie es schon so oft vorgekommen war? Oder wissen sie noch nicht, was sie Shinji angetan hatte, aus Wut und Frust darüber, dass er ihr auf die Nerven ging? Nur das schlechte Gewissen blieb ihr im Moment, wie die Luft die sie atmete. Es war schon spät, als sie nach Hause kam und ihre Eltern fielen sogleich über sie her. Ihr wurde noch ein schlechteres Gewissen eingeredet, als sie es schon längst hatte. Der Abend neigte sich dem Ende. Bevor alle zu Bett gingen, musste Natsuki versprechen, sich mit Shinji auszusprechen, sobald sie weiß, was sie da angerichtet hatte. Wie sollte sie das anstellen? Jeder war wütend auf sie und so konnte sie keinem unter die Augen treten. Nicht einmal Shinji. Sie ging zu Bett und eine schreckliche Nacht mit Gewissensbissen wartete auf sie. Am Morgen war es ruhig. Ungewohnt ruhig. Natsuki blickte aus dem Fenster ihres Zimmers hinaus auf die Stadt. Wie friedlich sie noch schlief, nur ein paar Vögel zwitscherten. Der Sonnenaufgang war in zarten Nebel eingetaucht, der die Stadt, wie eine Decke überzog. Es war ein schöner Sonntagmorgen, aber die Gedanken an den Vortag trübten die schöne Stimmung. Ihr schlechtes Gewissen holte sie wieder ein. Sie hatte das Gefühl von jeden gehasst zu werden, von ihren Eltern, von Takashi und Shizuka und vor allem von ihm... Shinji. Sie erhob sich und lief in ihrem Zimmer auf und ab. Sie dachte wieder an die Worte ihrer Eltern, dass sie sich mit ihm aussprechen sollte, wenn sie wüsste was sie falsch gemacht hatte. Aber wie sollte sie ihm jemals unter die Augen treten können, nach allem was geschehen war? Verlor sie einen Freund? Vielleicht sollte es ja so kommen? So... wie es jetzt ist. Natsuki zog sich an und verließ die Wohnung. Sehr zeitig am Morgen. Die Ruhe rings um war sehr angenehm. Keine Autos. Keine Menschen, die sich durch die engen Straßen und Gassen drängten. Sie war allein unterwegs. Das Mädchen lief und lief. Seltsamer Weise ging sie immer an Orte, an denen sie mit ihm, den sie so verletzt hatte, oft gewesen war. Was sollte das bedeuten? Ein Wink des Schicksals? Sollte das heißen, dass sie sehr an ihm hing? Ihn mochte? Das mochte was er tat? Wie er sie ansah, mit seinen großen braunen Augen? Liebte er sie? Liebte sie ihn? Vollkommen durcheinander ging Natsuki zurück, in ihrem Zimmer holte sie, aus einem Schrank, das Kästchen in dem der schwarze Ohrring, den sie seit ihrer Geburt besaß - darauf legte ihre Mutter sogar einen Eid ab - heraus. Natsuki betrachtete ihn, jetzt bestimmt schon zum tausendsten Mal, sehr genau und lächelte. Sie schob die seltsamen Fragen zur Seite und träumte von ihm, der ihr den Ohrring gab. Wie er wohl war? Älter bestimmt. Wie sah er aus? Würde er sie beobachten? Wie hieß er? Und was waren seine Hobbys? Sie überschlug sich fast, bei diesen vielen Fragen. Es klopfte. Die Realität holte sie ein. Es war Maron, die sie zum Frühstücken holte. Langsam klappte Natsuki den Deckel des Kästchens zu und legte es zurück in den Schrank. Niemand sagte etwas, nur die üblichen Geräusche waren zu hören. Das Rühren im Kaffee. Das Knuspern, wenn man in den warmen Toast biss. Warum sagten sie nichts? Warteten sie darauf bis ich ihnen erzähle, was ich zu sagen habe? "Ähäm." Räusperte Natsuki. Ihre Eltern schauten von ihrer Tasse Kaffee auf. "Ja." Erklang Chiaki's Stimme. "Na ja... ähm... Wegen gestern... " Stammelte sie. "Wir sind ganz Ohr." Sagte Chiaki ernst. "Ich wollte nur sagen, dass ich mich... " Maron und Chiaki blickten sie mit angespannten Gesichtszügen an. Das warf Natsuki etwas aus der Bahn. "Ich weiß noch nicht, wann das sein wird, aber ich werde mit ihm reden... versuchen mich zu entschuldigen. Wenn es nicht klappt, hab ich es wenigstens versucht." Sprudelte es regelrecht aus ihrem Mund. Sie war selbst überrascht, über das, was sie da sagte. Ihre Eltern wussten, dass es nicht leicht für sie war, dass zu sagen. Erleichtert waren sie dennoch. "Ist gut. Wir verlassen uns auf dich, also enttäusche deine Eltern nicht." Sprach Maron in einem sanften Ton. Natsuki biss zufrieden von ihrem Toast ab. Wie und wann aber, sollte sie das anstellen? Maron und Chiaki würden doch jetzt ständig darauf warten, dass etwas passierte. Und wie sollte sie sich Shinji gegenüber verhalten? Shinji war schon seit Tagen nicht mehr aus seinem Zimmer gekommen, nur wenn er zur Schule ging. Er dachte über viele Dinge nach und wollte noch immer Natsuki alles sagen, obwohl sie ihm sehr wehgetan hatte. Er hatte sein Kästchen mit dem schwarzen Ohrring in der Hand und betrachtete ihn sorgfältig. Shinji faste den Entschluss, dass er ihr, wenn sie sich das nächste Mal über den Weg liefen, alles erzählte. Es war ihm sehr wichtig. Sie sollte erfahren, was er für sie fühlte. In der Schule allerdings wollte er es nicht klären, obwohl sie sich dort häufig über den Weg liefen, genauso wie jetzt. Natsuki stand, wie jene Tage zuvor, am Schultor, nicht um auf ihn zu warten, sondern aus reiner Gewohnheit. War denn das Warten auf Shinji nicht aus reiner Gewohnheit gewesen? Die anderen Schüler warteten schon darauf, dass sie sich wieder gegenseitig anfallen würden. Nichts geschah. Die Schüler waren verwirrt. Shinji ging langsam und schweigend an Natsuki vorbei. Er blickte nicht auf zu ihr. Aus sicherer Entfernung beobachteten Takashi und Shizuka das Schauspiel des Schweigens. Ihre Gesichter waren ernst. Natsuki und Shinji würdigten sich keines Blickes und entfernten sich weiter von einander. Allmählich bewegte sich auch Natsuki in Richtung Schulgebäude, an den kritischen Blicken der Anderen vorbei. Shinji sagte nichts. Natsuki sagte nichts. Keiner sagte irgendetwas zum anderen. Stille. Beklommenheit. Das war in der Luft deutlich zu spüren. Im Klassenzimmer setzte sich Shinji, gefolgt von den Blicken der Mitschüler, langsam auf seinen Platz. Der Lehrer war verwundert, dass er diesmal pünktlich anwesend war. Auch Natsuki wurde von ihren Mitschülern genauestens beobachtet. Beide taten so als wäre gar nichts vorgefallen. Das Läuten der Schulglocke erlöste die Schüler aus ihrer Starre, Erleichterung erregte den Raum und die Schüler wuselten, wie Ameisen, aus dem Gebäude in ihre Freiheit. Nur Shinji und Natsuki ließen sich Zeit und trafen sich plötzlich an einer Biegung des Schulflures. Augenkontakt. Tausende Fragen konnte man in ihren Augen lesen, dennoch sprach niemand. Auch Shinji nicht, der es sich doch vorgenommen hatte. Doch dann lief er einfach los und Natsuki stand mutterseelenallein im Flur. Er konnte es ihr nicht sagen, obwohl er es doch so sehr wollte. Was war nur passiert? Er blieb an einer Straßenecke stehen und wartete auf Natsuki. Aus der Ferne erblickte sie ihn und wollte schon in eine andere Strasse abbiegen, aber ihr Innerstes verhinderte es. Sie schlenderte auf Shinji zu, immer mit einem scharfen Blick auf ihn gerichtet. Bei ihm angekommen sprach Shinji Natsuki an. "Ich muss mit dir reden, Natsuki!" "Ach ja. Ich auch." gab sie in einem ernsten Ton wieder. "Also was ich sagen wollte ist... na ja es betrifft dich und mich und... " Aha. Das trifft sich ja gut, darüber wollte ich auch mit dir reden." "JA?" wurde Shinji ein wenig ungläubig. "Also ich musste meinen Eltern versprechen, dass ich mit dir spreche und mich bei dir entschuldige. Hiermit tue ich das auch, aber eines will ich trotzdem klar stellen." sprach sie mit fester Stimme. "Und das soll sein?" Das wollte er jetzt unbedingt wissen, bevor er ihr von seinen Gefühlen erzählte. "Shinji ich möchte, dass du aufhörst mir nach zu spionieren. Überall dort zu sein wo auch ich bin. Klar?" schrie Natsuki. "Was soll das heißen? Ich und dir nach spionieren, wie kommst du darauf? Mir ist egal was du wo machst." "Ach, du spionierst nicht? Das ist ja ganz was Neues. Komisch. Wieso sehe ich dich dann ständig, wie ein Hund hinter mir herdackeln. Ich kann das nicht leiden, wenn man mich überwacht." erzählte sie weiter. "Ich überwache dich doch gar nicht. Das ist nun mal so, wenn man die gleichen Freunde hat, die einen an jeden denkbaren Ort schleppen." verteidigte er sich. "Ja, Takashi und Shizuka. Die beiden stehen immer auf deiner Seite und sagen ständig wie toll du doch wärst. Das ich nicht lache. Was an dir ist schon so toll?" "Vieles. Aber an dir ist ja auch nichts Besonderes zu entdecken. Außer vielleicht... " "Was denn? Hm?" wurde Natsuki wütend. "... deine große Klappe, die nur Mist erzählt." Shinji sprach in einem sarkastischen Ton zu ihr, der Natsuki nicht in den Kram passte. "Große Klappe? Mist? Wer von uns beiden erzählt hier denn Mist? Das bist doch du. Du verkraulst ja sogar Freunde von mir, wenn du uns zusammen siehst." "Das bildest du dir nur ein. Ich habe es nicht nötig, Leute zu verkraulen, denn du kannst das ganz gut allein, Natsuki." Sie blickte ihn mit zornigen Augen an. "Argh!!! Was reg ich mich auf über so jemanden wie dich, der ständig eifersüchtig ist." "Eifersüchtig? Auf wen sollte ich eifersüchtig sein? Auf den Jungen, den du... geküsst hast?" Es schmerzte ihn sehr, daran zu denken und es auszusprechen. "JA. Er ist wirklich sehr nett. Wenn ich dich so recht betrachte, hat es wirklich keinen Sinn mehr auf irgendeinen Kerl zu warten, nur weil man einen dämlich Ohrring von ihm bekommen hat... " Diese Worte bohrten sich, wie unzählige Messerspitzen, tief in sein Herz. "... Ich kenne ihn ja nicht einmal. Also ist es doch völlig unnötig seine Zeit an so jemanden zu verschwenden." Shinji ballte die Fäuste. "WIE KANNST DU SO ETWAS SAGEN? WER GIBT DIR DAS RECHT SO ÜBER JEMANDEN ZU REDEN? ICH HASSE DICH, NATSUKI NAGOYA!!!!!" brüllte er und verpasste ihr, zum ersten Mal in seinem Leben, eine gehörige Ohrfeige, die sich gewaschen hatte und stürzte davon. Natsuki hielt sich die Wange und stand nichts wissend und nichts verstehend, umringt von einer Menschentraube, stumm in der Gegend. Man erkannte, beim näheren Hinsehen, Shinji's Handabdruck auf ihrer Wange. Was hatte er plötzlich? Das was sie sagte, wollte sie so eigentlich nicht sagen. Aber Shinji brachte sie immer aus dem Konzept. Sie ging langsam und irritiert nach Hause. Noch immer rannte der schwarzhaarige Junge durch die Straßen. Was hatte er getan? Er hatte sie geschlagen, gesagt, dass er sie hasst. Ein schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit. Es fing an zu regnen. Ziellos irrte er durch die Straßen und Gassen der Stadt. Seine Gefühle übermannten ihn zunehmend. Wegen der Tränen in seinen Augen und dem Regen sah er nicht, wo er lang lief. Ständig rempelte er irgendwelche Passanten an, die ihn beschimpften. Eine Reaktion seinerseits blieb aus. Ab und an huschten auch Laternenmasten oder Mülltonnen in seinen Weg, die er zu umwinden wusste. Auf einmal durchzog ein Quietschen und Geschrei die Stille der Umgebung... Zu Hause bei den Minazuki's, hatte Miyako gerade Besuch von Maron. Sie planten die Geburtstagsfeier für Miyako's Sohn. Auch Natsuki die inzwischen im Wohngebäude angelangt war, war ebenfalls bei den Minazuki's. Sie hatte ein eigenartiges Gefühl, als sei etwas für immer verschwunden. Sie konnte es sich nicht erklären. "Natsuki? Hast du was?" Fragte Maron, die ihre Tochter besorgt ansah. "Ich weiß nicht so genau, aber... Ich habe nur so ein seltsames Gefühl, als ob etwas fehlen würde." kam es unsicher aus ihrem Mund. "Du bildest dir das bestimmt nur ein, mein Schatz." "Du hast Recht Mutter. Es war heute ja auch ein stressiger Tag." Sie hatte ihrer Mutter und auch Miyako nichts von dem heftigen Streit mit Shinji erzählt. Wo möglich war das der Auslöser für das komische Gefühl, dass sie hatte. ...Er lag regungslos auf der nassen Straße und blickte starr gen Himmel. Einige Regentropfen fielen, wie Perlen, auf sein Gesicht. Um ihn herum erkannte er die verschwommenen Gesichter von Menschen, die ihn ansahen. Ein zarter Lichtstrahl durchbrach die dunkle Wolkendecke und er glaubte am Himmel einen Engel zu sehen, der ihn anlächelte. "Fynn!" hauchte er sanft und schloss die Augen. Chiaki, der sich im Krankenhaus befand, bekam die Meldung eines Notfalls. Ein siebzehn jähriger Junge hatte einen Unfall. Er lief zur Notaufnahme und wartete auf den Patienten. Nach ungefähr zehn Minuten traf der Krankenwagen ein und als sich Chiaki ihm näherte, blieb ihm fast das Herz stehen. "SHINJI!!!!" Entsetzt schaute er seinen Kumpel von früher an. Chiaki zitterte, denn er hätte nie damit gerechnet, dass er eines Tages mal so etwas durchmachen müsste. Was sollte er jetzt tun? Miyako und Yamato mussten davon erfahren. Das stand außer Frage. Aber was würde geschehen, wenn es Shinji nicht schaffen sollte? Daran zu denken wagte er nicht. Gäben seine besten Freunde ihm die Schuld daran? Langsam nahm er den Hörer des Telefons ab und wählte zaghaft mit dem Zeigefinger die Nummer. Bei jeder Zahl, die er eingab ertönte ein Signalton. Es tutete. Bei Miyako klingelte das Telefon. "Maron gehst du mal bitte ran?" rief sie aus der Küche, da sie das Abendbrot zubereitete. "JA." Maron ging rüber zu dem kleinen Tisch auf dem das Telefon stand. Sie hob ab. "Ja, hier bei Minazuki." sprach sie in den Hörer. "Maron? Ich bin's Chiaki." erklang es am anderen Ende. "Hallo Chiaki. Was gibt es denn?" "Ist Miyako in der Nähe?" "Sie ist gerade in der Küche und macht Abendbrot. Soll ich sie holen?" "Ja. Es ist sehr wichtig." Er sprach sehr ernst, sowie schon lang nicht mehr. "Einen Moment." Maron legte den Hörer neben das Telefon und ging zu Miyako in die Küche. Kurz darauf kamen beide wieder aus dieser zurück. Miyako nahm den Hörer in die linke Hand. "Hallo Chiaki! Was gibt es denn so dringendes?" "Es geht um Shinji, Miyako!" Er klang sehr besorgt. "Was ist mit Shinji? Ist etwas passiert?" fragte sie erschrocken. "Er hatte einen schweren Unfall, Miyako." "......" "Miyako? Hallo?" Miyako konnte nichts mehr sagen, sie stand nur noch, wie versteinert mit dem Hörer in der Hand, neben dem Telefon. Sie legte schließlich ohne ein Wort zu sagen auf. Maron kam zu ihr. "Und was wollte Chiaki von dir?" Sie bemerkte den kreidebleichen Gesichtsausdruck ihrer Freundin. "Miyako ist was passiert?" "Shinji... hatte einen... Unfall." flüsterte und stotterte sie gleichzeitig. Natsuki die in der Tür stand, hatte es mitgehört und ihre Augen wurden nasser. "Shinji wird sterben?" Maron fuhr erschrocken herum. "Natsuki?" "Er wird sterben!" sagte sie erneut. "Natsuki, Shinji wird auf keinen Fall sterben." "Natsuki, deine Mutter hat Recht. Er darf und wird nicht sterben." sagte Miyako mit Tränen in den Augen. "Aber... Wir hatten vorhin einen sehr heftigen Streit, er verpasste mir eine Ohrfeige und lief dann davon. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe." offenbarte sie es ihnen. "Ihr habt euch gestritten? Aber warum denn das nun schon wieder?" wollte Maron wissen. "Es waren die Dinge, die mich gestört haben. Das Nachspionieren, das Leute vergraulen und die Überwachung durch ihn. Dann hab ich auch noch was Blödes über den schwarzen Ohrring gesagt, da hat er mich angeschrieen, mir die Ohrfeige verpasst und ist davon gestürzt." "Was hast du nur angerichtet, Natsuki?" wurde ihre Mutter etwas ärgerlich. "Ich weiß nicht was du meinst." Natsuki verstand nichts mehr. "Warte ich muss dir was zeigen. Miyako, dürfte ich etwas aus Shinji Zimmer holen gehen?" "Ja, natürlich." Maron ging in Shinji's Zimmer, öffnete einen kleinen Schieber des Nachttisches und holte ein Kästchen heraus. Sie ging damit zurück zu Miyako und Natsuki und gab es dem Mädchen. "Mach es auf! Shinji wollte dir schon vor einer Ewigkeit davon erzählen und hat erst vor kurzem den Mut dazu gefunden." Natsuki öffnete das Kästchen und konnte nicht glauben, was sie darin liegen sah. Sie zitterte und weinte. "Der zweite schwarze Ohrring!!!! Soll das heißen, Shinji hat mir diesen, meinen Ohrring geschenkt?" Sie konnte ihre Tränen nicht mehr kontrollieren. "Ja. Shinji hat dir den Ohrring geschenkt." Beantwortete Maron mit sanfter Stimme. "Was hat das alles zu bedeuten? Warum ich?" Verwirrt und fragend sah sie ihre Mutter an. "Die Antwort liegt in der Vergangenheit." "Vergangenheit? Ich begreife nicht?" "Das ist jetzt auch nicht so wichtig, mein Kind. Aber eins solltest du wissen, Natsuki. Shinji liebt dich von Herzen und er lässt sich deshalb alles gefallen und macht sich vor anderen zum Trottel. Alles aus Liebe zu dir." Maron nahm ihre Tochter in die Arme. Shinji liebte sie? Was hatte sie ihm angetan? Sie war egoistisch. Nie hatte sie Rücksicht auf seine Gefühle genommen. Sie trat seine Gefühle mit Füssen, machte ihn lächerlich und er ließ sich alles gefallen. Diese Schmach verkraftete sie nicht. Wie konnte er nur so jemanden, wie sie, lieben. Natsuki lief aus der Wohnung der Minazuki's in die ihre und schloss sich in ihrem Zimmer ein. Dort betrachtete sie sich die zwei Ohrringe und fing erneut an zu weinen. Während dessen fuhren Miyako und Maron zu Shinji ins Krankenhaus. Er lag einfach nur so da, blass und regungslos. Er atmete. Ein wenig Erleichterung ging durch den Raum, dennoch war Miyako noch immer geschockt. Sie blieb an seinem Bett sitzen und hoffte, dass ihr Sohn zu ihr zurückkehrt. Maron und Chiaki standen wortlos neben ihr, sie wollten ihr so viel sagen... in diesem Augenblick wollten sie ihr die ganze Wahrheit erzählen. Warum sie sich so sehr um Shinji kümmerten. Weshalb Shinji so ungezwungen mit ihnen sprach, so als ob sie sich schon ewige Zeiten kannten. Miyako sollte auch wissen, was es mit dem schwarzen Ohrring auf sich hatte. Und warum Shinji so verrückt nach Natsuki ist. Eine ganz entscheidende Frage ließ sie nicht los. Wieso hat Gott es zugelassen, dass Shinji so etwas widerfährt? War es sein Schicksal? Oder war es nur eine Verkettung unglücklicher Zufälle? Fortsetung folgt! (im Kapitel: "Der Lauf des Schicksals") Ich hoffe, euch hat dieser Teil gefallen. Natürlich freue ich mich wieder über ein paar nette Kommis und auch Kritik und ein paar Anregungen sind herzlichst willkommen. Noch einen großen Dank an die, die diese FF lesen. ^-^ *verbeug* Mata ne harumi20 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)