Hajimemashite, Dir en grey! von Saki-san (MTV Japan 24h Live Reportage über die Dirus) ================================================================================ Wanna talk? ----------- Irritiert schauen die anderen auf die sich soeben hinter dem Bassisten schließende Tür, so dass für einen Moment die Zeit beinahe stehen geblieben zu sein scheint und auch nicht der leiseste Ton zu hören ist. Im Hintergrund sieht man Miyaka zur Seite schleichen, um ja nicht in die Schusslinie zu geraten, die Shinya nur wenige Sekunden später mit vorwurfsvollem Blick in Dies Richtung markiert. Doch gerade, als dieser die Hände hebt und zu seiner Verteidigung ansetzen will, schaltet MTV Japan auf eine andere Kamera um... Mit langen, aber nicht gerade kraftvoll wirkenden Schritten, irrt Toshiya den Flur entlang und biegt an der erstbesten Möglichkeit links ab. Den Blick hat er auf den abgelaufenen PVC-Boden gerichtet; die Hände hängen untätig an seinen Seiten hinab. Auch die wenigen Mitarbeiter des Fernsehsenders, denen der Bassist unterwegs begegnet, scheint er gar nicht wirklich wahr zu nehmen. Erst, als Toshiya nach nochmaligem Abbiegen eine abgelegene Sitzecke findet, wo einige Topfpflanzen das bisschen Sonne aufsaugen, was durch das große Fenster hereinscheint, bleibt er stehen, fummelt an seiner Hosentasche herum und hat einen Moment später eine Zigarette im Mund. Ein wenig zittert seine Hand, als er die Zigarette mit seinem Zippofeuerzeug anzünden will, so dass er gleich zwei Versuche braucht. Doch als das erledigt ist, wendet er sein immer noch sehr blasses Gesicht dem Fenster zu und schaut mit glasigem Blick hinaus. Kaoru in Großaufnahme - das ist die nächste Einstellung, die die Macher von Hajimemashite, Dir en grey! über den Äther schicken und damit allen Zuschauern einen lebhaften Eindruck von dessen schlechter Laune vermitteln. Er verdreht gerade die Augen und hat die linke Hand abwehrend erhoben, so dass Stille in der kleinen Garderobe herrscht. "Ist ja okay. Nicht alle auf einmal! Ich werde mich darum kümmern. Aber bitte, schaut die anderen Fragen durch, dass nicht noch mal so eine Dreistigkeit drin steht, ja? Ich gehe ihn solange suchen..." Dann dreht er sich um und stiefelt mit den Händen in den Hosentaschen leise seufzend zur Tür, hinter der er dann auch verschwindet. Die lässt sich seufzend auf das linke der beiden Sofas sinken und verzieht sein Gesicht. "Gomeeeen... ich habe doch nicht gewusst, dass er daraus gleich so einen Staatsakt macht. Ist doch wohl klar, dass das niemand ernst meinen kann!", brummelt Die vor sich hin und zündet sich eine Zigarette an, an der er erst einmal heftig zieht, um eine gute Dosis Nikotin abzubekommen. Shinya hingegen schüttelt nur seufzend den Kopf: "Du hast das Einfühlungsvermögen einer Dampframme... hast du denn gar nicht bemerkt, dass es Toshiya heute nicht gut geht?" Der Rythmgitarrist sieht den jüngeren nur einen Moment lang schweigend an, lässt dann den Kopf in den Nacken fallen und bläst den Rauch langsam und genüsslich wieder aus. "Woher sollte ich denn wissen, dass seine schlechte Laune was mit Mädchen zu tun hat? Ich dachte, er hätte einfach schlecht geschlafen." "Schlecht mit wem geschlafen, meinst du wohl!", meint Kyo knurrig und setzt sich mit den Zetteln auf den Boden, um noch weitere Stolperfragen aus dem Interviewkatalog herauszusuchen. Schweigend wechseln Shinya und Kyo einen Blick, bevor der Chibi neben Die auf die Polster rutscht und abwartet, bis der schwarzhaarige Gitarrist ihn ansieht: "Pass auf, das war so..." Während Shinya Die so erzählt, warum dieser eben in ein Swimmingpool-großes Fettnäpfchen getreten ist, werden langsam aber sicher wieder die beiden Moderatoren von Hajimemashite, Dir en grey! eingeblendet, die grinsend auf ihrem lila Sofa sitzen und in die Kamera winken. Als dann auch der Ton freigeschaltet wird, zieht Sumiko wie auf Kommando einen Schmollmund und sieht Hokichi an. "Siehst du, meine Sorgen um Toshiya waren begründet!", flötet sie und rauft sich dann die Haare. Hokichi nickt engagiert und grinst dann, auch wenn das eigentlich so gar nicht zu der Stimmung passt, die bei der Livereportage gerade omnipräsent ist. "Sososo... du hattest Recht! Wie gut, dass wir hinter die Kulissen schauen können und mitbekommen haben, was man sonst nie zu Gesicht bekommt!" Um seine Worte noch zu unterstützen, nickt Hokichi vor sich hin und stützt dabei seine Hände auf die schwarze Hose seines Anzugs. "Was rund um ein Interview so alles passiert... aber wie die Aufzeichnung jetzt laufen wird, finde ich auch spannend!", fügt die ein wenig hibbelig wirkende Moderatorin noch hinzu und gibt damit Hokichi ein offenbar zuvor verabredetes Stichwort, da dieser nun aufsteht und auf einen Bildschirm schräg hinter sich deutet. "Deswegen machen wir eine kleine Liveschaltung in das Aufnahmestudio in Nagasaki, wo die Moderatoren von Genki schon auf uns warten! Nagai Hochiko und Koizumi Kentaro, wir wünschen euch einen wunderschönen guten Tag!" Auf dem Bildschirm werden nun zwei gut gekleidete Japaner eingeblendet, die lächelnd mehrere kleine Verbeugungen machen und beide ein Mikrofon umklammert halten. "Es freut uns sehr, in eurer Show zu sein!", meint der Mann im grauen Anzug, der ein ebensolches Hemd und eine schwarze Kravatte trägt. Die Frau im blauen Kostüm neben ihm, nickt zustimmend und strahlt in die Kamera. "Nein, uns freut es, in eurer Show zu sein!", entgegnet Hokichi und lacht über diesen Kommentar, wie über einen guten Witz. Deswegen springt die MTV-Moderatorin im pinken Röckchen schnell an seine Seite und übernimmt ihren Part der Moderation. "Wir freuen uns schon sehr auf das Interview. Was dürfen wir erwarten?" "Das verraten wir noch nicht!", antwortet die Moderatorin von Genki Nagasaki ihrerseits und macht eine wegwerfende Handbewegung mit eben der Hand, in der sie ihr mit einem pinken Kopf versehenes Mikrofon hält. "Bleibt einfach dran und genießt die Show!" Schon folgt allgemeines Lachen aller vier Moderatoren über ihre ach so unauffällige Crosspromotion, bevor der Moderator aus Nagasaki wieder das Wort ergreift: "Wir werden uns gleich bei der Band vorstellen und sie ins Studio holen, um das Interview zu machen. Ihr dürft schon gespannt sein..." "Oh, das sind wir auch!", kommt die einstimmige Antwort der beiden MTV-Moderatoren, bevor sie sich von ihren Kollegen verabschieden, damit diese sich auf ihre Arbeit vorbereiten können. Als nächstes wird wieder recht unvermittelt das Livebild aus den Gängen des Fernsehstudios in Nagasaki eingeblendet, wo Kaoru soeben die Sitzecke erreicht, in die Toshiya sich zurückgezogen hat. Selbst auch mit einem Glimmstengel bewaffnet, lässt er sich neben den Bassisten sinken und sieht ihn nachdenklich an. Dann jedoch kommt ein leichtes Schmunzeln über seine Lippen und er wedelt kurz mit seinem Krebsspargel vor Toshiyas Gesicht herum. "Ich glaube, wir sollten aufhören zu rauchen. Die hat das jetzt anscheinend schon die letzten Gehirnzellen gekostet - also die, die er noch nicht weggesoffen hatte..." Das bringt Toshiya dann doch dazu, seinen Kopf sinken zu lassen - auch wenn kein riesiger Schweißtropfen daneben auftaucht - und ein kleines bisschen zu lächeln. "Hai... Die ist dämlich!" Mit der freien Hand wuschelt Kaoru durch Toshiyas Haare, zieht dann aber doch wieder an seiner Zigarette, da er natürlich gar nicht daran denkt, diese auszumachen oder wegzuwerfen. Gerade, als der Bandleader wieder ansetzt, um seinen Bassisten weiter aufzumuntern, dudelt aber eine ziemlich quirkige und nervende Melodie aus Toshiyas Hosentasche und kündet lautstark an, dass jemand den Bassisten zu sprechen wünscht. Zuerst reagiert Toshiya gar nicht. Als das Piepsen jedoch immer lauter wird, fummelt er sein Handy aus der Tasche und klappt es auf: "Moshimoshi?... oh hi Yataro, was gibts?" Toshiya versucht nun, dem Gesprächsteilnehmer am anderen Ende der Verbindung klar zu machen, dass er eigentlich gar keine Zeit hat, schrecklich dringend zu einem Interview muss und jetzt wirklich auch nicht nur eine Minute aufbringen kann, um mit ihm zu reden. Währenddessen steht Kaoru wieder auf und stellt sich ans Fenster, wo er die draußen immer noch scharenweise versammelten Fans beobachtet und dabei zufrieden vor sich hingrinst. "Hai... anou... ja schon, wir kommen heute Abend zurück..." knirscht Toshiya vor sich hin und stützt seinen Kopf in die Hand, während er weiterspricht. "Du, ich werde bestimmt schrecklich müde sein und... was?... das war kein Versprechen, das war ein eventueller Vorschlag..." Jetzt seufzt der Bassist nur leise, drückt seine abgebrannte Zigarette aus und runzelt die Stirn. Die nächste Szene zeigt Miyaka, wie sie gerade einige Reishäppchen auf einen Teller läd und sich damit in Kyos Richtung dreht. "Auch Soße?", fragt sie und sieht den mittlerweile der Länge nach auf dem Boden liegenden Sänger fragend an. Der Warumono, der seinen Oberkörper auf den Unterarmen aufgestützt hält, um somit besser die Zettel vor sich lesen zu können, hebt den Kopf und grinst sie lieb an. "Aber sicher. Soße ist doch das Beste!" Auch Shinya hat sich mittlerweile vor den Cateringtisch gestellt und begutachtet mit kritischen Blicken das Angebot. Seine Entscheidung fällt auf einige eingelegte und dann gebratene Stücke Hühnerbrust, die er mit den bereitliegenden Stäbchen in sein Schälchen zusammensammelt - mitten aus der Garnitur der Platten. Dann allerdings öffnet sich die Tür zur Garderobe und ein junges Mädchen von vielleicht 17 oder 18 Jahren betritt den Aufenthaltsraum der Dirus. Sie verbeugt sich respektvoll und meint dann mit leiser Stimme: "Entschuldigung, aber sie müssten jetzt in die Maske. Würden sie bitte mitkommen?" Das veranlasst Die, der nun mit geschärften Sinnen - oder zumindest etwas sensibilisiertem Verstand - ebenfalls die Frage noch einmal durchgeht, seinen Kopf zu heben und dem Mädchen ein entwaffnendes Lächeln zu schenken: "Klar doch... eine Sekunde noch, wir sind gleich fertig, ne?" Zur Bestätigung von Dies Worten setzt sich auch Kyo auf und nickt demonstrativ mit. Shinya hingegen stellt mit einem etwas zu festen Klacken sein soeben gefülltes Schälchen auf dem Cateringtisch ab und dreht sich in Zeitlupentempo zu der Praktikantin um. Hierbei ermöglicht es die Kameraführung von MTV Japan, dass die Zuschauer zuerst von einer Kamera hinter den Rohkostarrangements eine Großaufnahme von Shinyas Gesicht zu sehen bekommen, welches sich schlagartig auf das Übelste verfinstert, als das ahnungslose Persönchen in die Maske ruft. Man kann das Knirschen seiner Zähne geradezu visuell mit anhören, auch wenn es gar keinen Ton gibt. Während der Drehung des schmalen Drummers hingegen wird aus dem Übertragungswagen auf eine andere Kamera umgeschaltet - genau in dem Moment, wo auch Shinya seinen Gesichtsausdruck (noch bevor das Mädchen ihn sehen kann) ändert und eine etwas friedfertigere Haltung ihr gegenüber annimmt. Dann nickt auch der Chibi und stiefelt kurzerhand auf das Mädchen zu, um ihr zu folgen. "Du solltest hingehen, das tut bestimmt gut!", erwidert Kaoru gerade in Toshiyas Richtung und verschränkt beim Gehen seine Arme vor der Brust. "Außerdem wird es bestimmt Spaß machen, denkst du nicht?" Toshiya, dessen Gesicht schon beinahe wieder die normale Farbe angenommen hat, nickt langsam. "Hai... wahrscheinlich hast du Recht. Und so blöde das auch gerade ist, aber Yataro hatte auch irgendwie Recht... Ich hatte mal irgendwann einen Animeabend mit Junkfoodschlacht vorgeschlagen und kann mich jetzt so oder so nicht davor drücken." Zerknirscht schaut Toshiya zu Boden, doch in seinem Mundwinkel zuckt schon wieder ein kleines Lächeln. All zu lange kann der Sonnenschein nun einmal doch keine schlechte Laune hegen, wenn die Sonne scheint und seine Freunde - sogar per Telefon aus dem weit entfernten Tokyo - ihn aufmuntern. "Sollst du auch nicht", entgegnet Kaoru und patscht Toshiya eine über den Hinterkopf, "Deine Kumpels haben eben ein hervorragendes Timing." "Hai...Hellseher...wie unheimlich..." Mit großen Rehaugen schaut Shinya in den beleuchteten Spiegel, vor dem er soeben auf einem drehbaren Stuhl Platz genommen hat. Ein wenig kritisch ist sein Gesichtsausdruck, als sei er mit seinem Aussehen absolut unzufrieden, doch als ihn eine etwas ältliche Stylistin von der Seite anspricht, schenkt er ihr kurz seine Aufmerksamkeit. "Ist es in Ordnung, wenn ich sie dezent schminke und ihre Haare mit dem Glätteisen nach außen auffedere?", fragt die Frau mit der schwarz geränderten Brille und mustert Shinya wie ein Exponat aus dem Kuriositätenkabinett. Shinya nickt kurz, weicht dann jedoch ihrem Blick instinktiv aus, als würde er gar nicht gern so angesehen. Viel mehr finden die ganzen Schminkutensilien auf der Ablage vor ihm sein Interesse, während die untersetze Frau professionell zu Werke geht. Kyo hingegen hat sich zwei Plätze weiter gegen eben jene Ablage gelehnt und beobachtet mit verschränkten Armen und leicht gehobenen Augenbrauen Die, der auf einem anderen Stuhl gerade von der jungen Praktikantin gestylt wird, die sie aus der Garderobe abgeholt hatte. Der Rythmgitarrist hat nämlich gerade ein 200 Watt Grinsen aufgelegt und blendet das schmale Persönchen neben sich so mit dem Colgateweiß seiner Beißerchen, dass das Mädchen immer wieder rot wird und den Blick abwenden muss. Das hat natürlich wiederum zur Folge, dass sie absolut nicht damit vorwärts kommt, Dies Haarsträhnen einzeln mit Haarspray einzunebeln und auszukämmen... sie setzt immer wieder vergeblich an. Dann fällt ihr vor Nervosität sogar noch der Toupierkamm auf den Boden... Kyos Mundwinkel zucken schon verdächtig nach oben, als die junge Frau sich mit einem unterdrückten Grummeln zur Ablage umdreht, um einen weiteren Toupierkamm aufzunehmen. Schwupps hat Kyo einen Reishappen im Mund und kaut ganz unschuldig vor sich hin, lächelt aufmunternd in Richtung des Mädchens und lässt sich gar nichts anmerken... der Warumono hat nämlich nachgedacht und im Gegensatz zu Shinya sein Essen einfach mit in die Maske genommen! Nebeneinander gehen Kaoru und Toshiya die langen Gänge des Fernsehstudios entlang, um zurück zu ihrer Garderobe zu finden. Allerdings sieht Toshiya ziemlich verwirrt aus und schaut ein wenig zu suchend in jeden abzweigenden Gang hinein, als dass man glauben könnte, er wisse wirklich, wo er sich gerade befindet oder wohin er gehen muss. Bei Kaoru sieht das allerdings schon ganz anders aus. Zielsicher schreitet er vorwärts und scheint sich von den Gängen kein bisschen aus dem Konzept bringen zu lassen. Da kommt ihnen auch schon Inoue entgegen, der mit leicht geröteter Stirn und ebensolchen Wangen auf sie zusteuert. "Ach, da seid ihr ja... ich wusste ja gar nicht, wo ihr abgeblieben seid...", meint der Mann und tupft sich mit einem weißen Taschentuch über die Stirn. "Ihr werdet schon sehnlichst in der Maske erwartet - ich bringe euch hin!" Damit dreht der Manager der Dirus auf dem Absatz um und schreitet voran... Toshiya und Kaoru tauschen nur einen wissenden Blick - ihre Meinung über den Manager scheint die gleiche zu sein - und folgen dann, beide mit den Händen in den Hosentaschen, gemütlich dem korrekt auftretenden Anzugträger in die Maske. "Nie im Leben! Nein!!!", zischt Kyo und wirft einen giftigen Blick auf ein Foto, was er in der Hand hält. "Wenn sie vorhaben, mich so zu stylen, dann style ich sie auch mal - mit Schere und Rasiermesser!" Mit einem absoluten Killerblick zerfleischt Kyo die ältere Stylistin vor sich, die sich soeben seiner annehmen will. Die allerdings lässt sich davon kaum beeindrucken und schaut dem Sänger, auf dessen Augenhöhe sie sich befindet, direkt in die Augen: "Vielleicht sind sie gut in ihrem Job, ich aber in meinem. Also setzen sie sich hin und lassen mich machen! Je schneller ich das fertig habe, desto schneller können sie gehen - und das ist uns doch beiden lieber, nicht wahr?" Total verstört dreht sich die Praktikantin um, schlägt die Hände vor den Mund und starrt die Stylistin erschrocken über deren unjapanische Dreistigkeit an. Auch Die ist sein breites Lächeln verflogen und er fixiert die Szene mit offenem Mund. Shinya sieht aus, als wäre er gerade frisch vor einen Baum gelaufen und sogar Toshiya und Kaoru, die erst wären Kyos Einspruch in den Raum gekommen sind, stehen absolut sprachlos in der Tür. Kyo hingegen stutzt, hält einen Moment inne und lässt sich dann ohne weitere Widerworte auf seinen Stuhl fallen, wo er sich gemütlich zurücklehnt. "Na dann mal los..." meint er nur mit gut gelauntem Tonfall, schließt die Augen und summt vor sich hin. In den nächsten Minuten können die Zuschauer in ganz Japan in aller Ruhe bestaunen, wie die Dirus einer nach dem anderen aus ihrem morgendlichen Rumlaufoutfit in gutaussehende, nachahmungswürdige Rockstars umgestylt werden: Shinyas blonde Haare sind nach außen hin aufgefedert, Die hat einen gesund glänzenden Wuschelkopf, Kaorus kurze Haare sind mit etwas Gel bearbeitet und Toshiyas Haare hängen so tief in sein Gesicht, dass er einem jahrelangen Straßenstricher mit offensichtlicher Drogensucht ohne Probleme Konkurrenz machen könnte. Und Kyo? - Der hat locker durchgekämmte Haare, die absolut normal aussehen. Nicht zerfetzt, nicht gespiket, nicht toupiert... schlichte schwarze Haare wie der nette Nachbar von nebenan. Damit kann man selbst dem verwegensten Dir en grey Fan noch einen Schock verpassen: ein süßer Kyo! Als nächstes werden die Dirus von ihrem Manager in den Hauptraum des eigentlichen Fernsehstudios geführt, wo Inoue den beiden Moderatoren sogar persönlich die Hand schüttelt. Dann folgen die üblichen Begrüßungsfloskeln und man nimmt Platz. Hastig eilen Lichttechniker herbei, die die ganze Szene ausleuchten und auch die Visagistin muss noch mal ran, um die letzten kleinen Unebenheiten auf den Gesichtern der Dirus auszugleichen - man will ja perfekt aussehen! Lächelnd sieht Koizumi Kentaro auf seine Interviewgäste und ordnet noch einmal seine Karten. "Wären sie dann soweit, dass wir mit der Aufzeichnung beginnen können?", fragt seine Kollegin und sieht dabei fragend zu Inoue, der hinten bei den Kameras steht. Kaoru, der ganz am anderen Ende der Reihe sitzt, hebt hingegen leicht den Kopf und fasst die beiden Moderatoren ins Auge. Als Inoue seine Zustimmung zum Interviewbeginn gibt, räuspert er sich leise und meint dann mit leiser aber sehr deutlicher Stimme: "Sie haben den abgestimmten Fragenkatalog?" Sofort sehen sich die beiden Moderatoren ein wenig fragend an und blicken hilfesuchend auf ihre Aufnahmeleitung, als Inoue nur zustimmend nickt und mit erhobenem Daumen anzeigt, dass er die überarbeiteten Fragen wohl während des Stylens weitergereicht habe. Das stimmt Kaoru dann offenbar auch zufrieden, so dass er nach einem kurzen Blick zu seinen Bandkollegen ebenfalls nickend dem Interviewbeginn zustimmt. Mit einem Schlag werden die Lichter aufgeblendet und der Aufnahmeleiter zählt den Take an. Dann erklingt ein ziemlich durchgedrehter Jingle, den das Stammpublikum von Genki Nagasaki schon im Schlaf mitsummen kann, und schon grinsen die beiden Moderatoren wie auf ein Stichwort in die Kamera. Die Macher von Hajimemashite, Dir en grey! haben sich für diese Aufzeichnung allerdings etwas ganz besonderes einfallen lassen: Im Hauptbildschirm zeigen sie je nach Kameraführung die Bilder, die von den Fernsehstudiokameras wirklich für die Aufzeichnung gefilmt werden. Oben im rechten Eck jedoch werden weiterhin Bilder von den nicht im Rampenlicht stehenden Diru-members gezeigt, so dass man ihre Reaktionen und Gesichtsausdrücke ganz genau am Bildschirm mitverfolgen kann. "Herzlich willkommen bei Genki Nagasaki!", spricht der adrett gekleidete Moderator seine Eingangsworte in die Kamera und winkt kurz. "Wir begrüßen heute ganz außergewöhnliche Gäste zu unserem Interview: Die Rockband Dir en grey!" Lächelnd nickt seine Kollegin Hochiko und klatscht ein wenig, mit dem Mikrofon in der Hand. Dann folgt eine kurze Einleitung, in der die Moderatoren die Band vorstellen: nacheinander werden Kyo, Toshiya, Kaoru, Die und Shinya eingeblendet, ihre Positionen erklärt und ein wenig zu ihnen erzählt. Das alles scheint recht gut recherchiert zu sein, verrät aber keine großen Neuigkeiten. "Genki Nagasaki ist dafür bekannt, dass in unseren Interviews das gefragt wird, was unsere Zuschauer wirklich interessiert. Deswegen haben viele von ihren Fans Fragen eingesandt, die wir nun stellen wollen!", erklärt gerade die Moderatorin, deren klassische Hochsteckfrisur ihr ein sehr seriöses Aussehen vermittelt. "Kaoru-sama, was halten sie davon, dass Dir en grey vielen jungen Menschen als Vorbild dient und diese ihnen nacheifern?" Fragend sieht der Moderator den Bandleader an, der die erste Frage stellvertretend für seine Jungs beantworten soll. "Das kommt sehr darauf an, in welchem Bereich sie uns nacheifern!", meint Kaoru mit fester Stimme und legt für einen kurzen Moment nachdenklich zwei Finger an die Lippen. "Musikalisch freuen wir uns sehr, wenn wir als Vorbild dienen, Menschen inspirieren und unseren Fans durch unsere Songs etwas vermitteln können. Wenn wir sie damit anspornen, ihre eigene Kreativität umzusetzen, ist das sicherlich eine gute Sache." Jetzt lächelt Kaoru ein wenig, aber nur soweit, dass er sein cooles Aussehen dabei nicht ganz verliert. "Was wir nicht mögen, ist bis ins kleinste Detail kopiert zu werden. Sowohl musikalisch als auch, was unser Aussehen und Auftreten angeht. Jeder sollte seinen eigenen Stil finden und aus sich als Individuum das Beste machen!" Lächelnd und nickend nehmen die Moderatoren die Antworten auf. "Was sind denn ihre drei besten, was ihre drei schlechtesten Eigenschaften? Kyo-san?" Kyo, dessen Beine ein wenig gelangweilt vom Stuhl baumeln, sieht auf, schaut die Moderatorin an und zuckt mit den Schultern. "Ich habe keine guten Eigenschaften... und was die schlechten angeht... hmm..." Er umfasst die Armlehnen seines Stuhls und richtet sich ein bisschen auf. "Das ist doch einfach!", meint Die da von der Seite und stubst Kyo an. "Ich muss ja zugeben: Kyo-kun ist sehr kreativ, weiß genau, wie er wirkt und ist viel intelligenter, als er immer zugibt! Aber manchmal ist er schon etwas nervig und stur... und penetrant kann er auch sein." Allgemeines Lachen folgt auf Dies Einwand, so dass einige Momente gar keine weiteren Fragen der Moderatoren gestellt werden können. Als man sich wieder beruhigt hat, sind auch die anderen an der Reihe. "Und wie schätzen sie sich selbst ein, Die-san?" Jetzt grinst Die nur breit und hat sehr schnell eine Antwort parat. "Gute Eigenschaften: Ich bin ziemlich sportlich, bin meistens gut gelaunt und hoffe zumindest mal charmant zu sein." Als würde er das unterstützen wollen, lächelt er noch mal demonstrativ. "Und negative: Naja, ich bin Kettenraucher, ärgere ganz gerne mal unseren Chibi und manchmal... da trete ich in Fettnäpfchen und tue damit anderen weh..." Zumindest beim dritten Teil dieser Aufzählung wird Die ein wenig ernster und wirft Toshiya dann einen ehrlich gemeinten, entschuldigenden Blick zu. Oben in dem kleinen eingeblendeten Fenster sieht man, dass Toshiya ganz leicht nickt und lächelt, als wolle er damit die indirekte und doch öffentliche Entschuldigung annehmen. Als nächstes soll Shinya Rede und Antwort stehen: "Hmm...", meint er leise und zieht die Nase kraus. "Ich kann mich so schlecht einschätzen...", entgegnet er leise, versucht dann aber doch, eine Antwort zu geben. "Manchmal setze ich mich nicht gut genug gegen andere durch... und... ich bin oft distanziert... und ein bisschen eitel!", gibt er zu und lächelt auch ein wenig, wobei er hin und wieder, eine kleine Verbeugung andeutend, nickt. Als er jedoch nicht von alleine weiterredet, fragt die Moderatorin noch mal nach: "Und ihre guten Eigenschaften, Shinya-san?" Erst nach einer kleinen Denkpause, spricht Shinya dann weiter: "Anou...ich bin vielleicht ein ganz passabeler Beobachter und definitiv sehr sehr ehrgeizig und zielstrebig. Wenn ich ein Ziel habe, versuche ich es durch harte Arbeit an mir zu erreichen!" Dann richten sich alle Blicke auf Toshiya, der recht locker auf dem Stuhl sitzt und die Moderatoren offen ansieht: "Ich machs kurz... fröhlich, sportlich, kontaktfreudig - zu gutgläubig, viel zu emotional und faul!" Etwas überrascht schauen sich die beiden Moderatoren an, dass die Antworten so schnell kamen, lächeln dann aber und machen hastig weiter - man soll ja nicht sehen, dass sie das, gerade nach Toshiyas bisherigem heutigen Verhalten, doch etwas zu sehr überrascht hat. Zu guter Letzt, muss auch Kaoru noch antworten, der ganz bequem nach hinten gelehnt da sitzt und die Szene ein wenig paschahaft betrachtet. "Eigentlich habe ich viel mehr schlechte als gute Eigenschaften, da ich ein schlechter Mensch bin. Ich bin pessimistisch, verlange mehr, als man leisten kann, mache Leuten Angst und verschrecke sie. Ich bin sehr ehrgeizig, stur und manchmal etwas unterkühlt..." Jetzt lacht er leise. "Zumindest behaupten meine Jungs immer, dass sie mich unheimlich fanden, als sie mich kennen gelernt haben!" Auch die anderen Jungs stimmen in das Lachen mit ein, bis Kaoru weiterspricht: "Ansonsten bin ich wohl diszipliniert, ordentlich und verantwortungsbewusst." Zufrieden lächelt Koizumi Kentaro, dass er so ausführliche Antworten bekommen hat und sieht zu Kyo: "Gehen sie sich manchmal gegenseitig auf die Nerven?" Der Warumono sieht den Moderator nur an und nickt dann - nicht mehr und nicht weniger. Als keine weiteren Ausführungen Kyos mehr kommen, springt schnell die Moderatorin ein und spricht Shinya an: "Gibt es etwas, das lästig daran ist, ein Star zu sein?" Shinya überlegt wieder einen Moment und nickt dann. "Man wird überall erkannt und angesprochen...", gibt er leise zu und senkt ein wenig den Kopf. "Nicht, dass wir uns nicht freuen, bekannt zu sein, aber... das Privatleben wird ein bisschen eingeschränkt und manchmal... na da hat man schon gerne seine Ruhe! Also ich zumindest..." Lachend kratzt sich Die am Kopf: "Ist schon komisch, wenn man im Kaufhaus in der Unterwäscheabteilung steht, Shorts kaufen will und plötzlich Fans kommen und um ein Autogramm bitten!" Wieder folgt allgemeines Gelächter und Die grinst zufrieden. Als nächstes stellen die Moderatoren Fragen, die von den Zuschauern ganz gezielt an die verschiedenen Dirus gestellt wurden... "Kyo-san, sind manche ihrer Lyrics auf sie als Person und ihr Leben bezogen?" Der kleine Sänger hebt eine Augenbraue ein wenig an und legt die Hände zusammen. "Ich schreibe alle Lyrics selbst und sie kommen von innen... aber falls sie sich auf die Inhalte beziehen - ich habe noch nie jemanden umgebracht!" Damit macht Kyo eine kleine Kunstpause und lässt Nagai Hochiko und Koizumi Kentaro eigentlich doch ohne konkrete Antwort im Dunkeln stehen. "Dann erklären sie uns vielleicht, warum sie sich auf der Bühne verletzen, Blut spucken oder ähnliches tun?", fragt der Moderator in sehr dezenten Andeutungen, um nicht gleich halb Japan bei Erwähnungen von Kotzen und Würgen zu eben jenem zu verleiten. "Das ist ein Ausdruck meines Selbst und meiner Songs..." meint Kyo leicht grinsend, was allerdings eher belustigt über die Abneigung des Mannes im Anzug wirkt als provozierend. "Zumal ich damit, dass sie mich nach so etwas fragen, schon etwas erreicht habe!" Da Kyo heute offensichtlich zu sehr kryptischen Antworten neigt, werden die nächsten Fragen an Die gestellt. Mit freundlichem Interesse setzt Hochiko auch schon an: "Die-san, haben sie noch viel Kontakt zu ihren Brüdern?" Der Rythmgitarrist grinst mal wieder und nickt zustimmend. "Ich bin zwar nicht ständig zu Hause, aber wenn ich meine Brüder sehe, gehen wir auch mal das ein oder andere Bier trinken. Ansonsten gibt's ja Telefone..." Etwas erleichtert, jetzt eine vernünftige Antwort bekommen zu haben, stellt die Moderatorin auch gleich die nächste Frage: "Sososo... Bier! Sind sie deswegen meistens so gut gelaunt oder nehmen sie andere Drogen, um immer so gut drauf zu sein?" Jetzt wird Dies Grinsen noch breiter, so dass seine Mundwinkel beinahe drohen, an seinem Hinterkopf wieder zusammenzustoßen. "Körpereigene Drogen sind doch immer noch die besten!" Damit zwinkert er leicht in die Kamera und lehnt sich zurück. Um die nun errötende Frau, die - wie schon die Praktikantin vor ihr - durch Dies Auftreten ein wenig geniert ist, aus ihrer Situation zu befreien, wendet sich Kentaro als nächstes an Toshiya. Er lächelt und setzt gerade zum Fragen an, als oben in dem Fensterchen Kaoru eingeblendet wird, der den Moderator scharf ins Auge genommen hat, um mit Argusaugen darüber zu wachen, dass hier auch wirklich nur die zensierten Fragen gestellt werden. "Toshiya-san, sie sind als letztes Mitglied in die Band gekommen. Wurden sie gut aufgenommen und von den anderen akzeptiert?" Der Bassist wirft einen kurzen Blick durch die Runde und antwortet dann leise: "Ich bin von den anderen aus Nagano quasi entführt worden... und dann war ich plötzlich ihr Bassist. Ich bin von Anfang an gut aufgenommen worden, auch wenn ich zu Beginn dachte, dass Shinya mich nicht ausstehen kann... aber dann habe ich erfahren, dass er auch den anderen monatelang seine Telefonnummer nicht gegeben hat und das wohl ziemlich normal war. Nein, eigentlich war das ein guter Start von Anfang an und ich bin genau so Mitglied der Band wie alle anderen auch!" Diese Antwort sprudelt nur so aus ihm heraus und seine Augen leuchten schon wieder gut gelaunt. "Unsere Zuschauer interessiert auch, warum sie sich ihre Zähne nicht haben richten lassen!", fügt die einzige Lady in der Runde mit einem entschuldigenden Lächeln hinzu. "Oh... anou!", jetzt lässt Toshiya den Kopf einen kurzen Moment hängen, hebt ihn dann aber wieder und lächelt - natürlich ohne die Zähne zu zeigen - in die Kamera: "Ich bin schon immer so gewesen und meine Zähne gehören halt auch zu mir..." Er wischt sich eine Strähne aus dem Gesicht und setzt dann wohl eher unbewusst einen sehr niedlichen Totchi-Gesichtsausdruck auf. "Ich lasse mir ja auch kein Fett absaugen... also warum sollte ich an meinen Zähnen rumhacken lassen? Die sind doch normal... wie bei vielen anderen Leuten auch!" Damit bezieht sich Toshiya wohl auf den allgemeinen Krautundrübenkahlschlag in der japanischen Zahnkultur, was den Moderatoren auch sofort einzuleuchten scheint. Jedenfalls richten sie ihr Augenmerk nun auf den Drummer. "Shinya-san! Wie sind sie eigentlich gerade zum Schlagzeugspielen gekommen, wo sie doch so feminin und zerbrechlich wirken?" Sobald das Wörtchen "feminin" fällt, zieht Shinya eine Schnute, da er sein weibliches Image ja eigentlich schon vor Jahren abgelegt hat. Eine Antwort bleibt er trotzdem nicht schuldig: "Ich mochte dieses Instrument schon immer sehr gerne. Es bildet ja das Fundament, was die Musik koordiniert und zusammenhält. Ich habe das schon sehr früh so gesehen und gewusst, dass ich Drummer werden möchte. Ich konnte mir nie etwas anderes vorstellen und als ich in X Japan no Yoshiki ein so wunderbares Vorbild gefunden habe, stand für mich fest, dass ich mit Selbstdisziplin auch ohne ein all zu breites Kreuz ein guter Musiker werden kann." Diesmal zeichnet sich auf Shinyas Lippen ein ehrliches und warmes Lächeln ab, was deutlich zeigt, wie glücklich er mit seiner Wahl auch immer noch ist. "Eine weitere Frage: Haben sie eine Essstörung?" ... und schon ist Shinyas Lächeln dem üblichen neutralen Gesichtsausdruck gewichen. "Nein, habe ich nicht", ist das einzige, was er entgegnet. Er kann ja schlecht zugeben, dass er viele Lebensmittel nicht mag und immer wieder einfach nicht zum Essen kommt, weil er seine Mahlzeiten jedes Mal erst stundenlang sezieren muss. Die letzten Fragen dieser Runde gehen an den Bandleader: "Kaoru-sama, haben sie sich das Ablecken ihrer Gitarre bei dem ehemaligen Gitarristen von Luna Sea, Sugizo, abgeschaut?" Der Gitarrist schiebt schmollend den Mund vor und betont somit seine hohen Wangenknochen, bevor er zur Antwort ansetzt: "Mir wird ja nachgesagt, dass ich eine orale Fixierung hätte und vielleicht hat Sugizo die ja auch... aber... nein... ich habe mir das nicht abgeschaut. Wie schon mal gesagt, finde ich, dass jeder seinen eigenen Stil haben sollte und ich bin in der Lage, meinen eigenen zu haben..." Damit nickt er bekräftigend und schaut fragend, was er wohl als nächstes zu beantworten hat. "Haben sie schon einmal daran gedacht, die Band aufzulösen?" Jetzt zieht Kaoru die Augenbrauen etwas zusammen und schenkt dem Moderatorenduo einen Deathglare, der sich hinter Kyos giftigen Blicken nicht zu verstecken braucht. "Wir werden sicherlich nicht unser ganzes Leben lang zusammen Musik machen, aber warum sollten wir aufhören? Wir mögen unseren Job und unsere Musik und solange wir uns weiter entwickeln können, haben wir keinen Grund, irgend etwas zu verändern. Man mag sich ja mal streiten, aber man verträgt sich auch immer wieder. Wir denken definitiv NICHT daran, dem allgemeinen Trend zu folgen und uns aufzulösen!" Das erleichterte Aufseufzen, was in diesem Moment durch die japanischen Wohnzimmer geht, kann man schon beinahe bis ins Fernsehstudio von Genki Nagasaki hinein hören. Das freudige Quietschen von Sumiko, die mit Hokichi zusammen das Interview ihrer Kollegen natürlich auch genau beobachtet, wird jedenfalls - ob absichtlich oder unbeabsichtigt - zu den Zuschauern von Hajimemashite, Dir en grey! übertragen. "Zum Schluss," meint dann der lächelnde Anzugträger zu seinen Gästen, "noch einmal einige Fragen an sie alle. Gehen sie mit anderen J-Rockern weg oder pflegen Freundschaften zu ihnen?" Die nun gezeigten Reaktionen reichen von Schulterzucken über gelangweilte Blicke bis hin zu deutlichem Kopfschütteln. Kyo grinst schon so, als wolle er wieder eine seiner berüchtigten Antworten geben, ist dann aber doch recht verträglich: "Wir kennen mittlerweile einige Musiker und zu einigen pflegen wir auch Kontakt - gerade, was unseren musikalischen Schaffensprozess angeht. Aber sonst... Freunde zeichnen sich nicht dadurch aus, dass sie den gleichen Beruf haben. Sie sind einfach da oder eben nicht. Deswegen haben wir auch keinen Grund, uns mit irgendwem in die Kneipe zu setzen, nur weil er vielleicht auch ein Lied bei Oricon hat!" Diese ernsthaft vorgetragene Antwort, dass sich Freunde eben nicht über ihre Platzierungen in den Verkaufscharts definieren lassen, scheint sogar bei den Moderatoren ein gewisses Erstaunen wachzurufen. Kentaro schaut kyo beinahe beeindruckt an und Hochiko ist sogar geradezu sprachlos, dass der kleine, bisher gelangweilt rumsitzende Sänger solche Antworten gibt. Die nächste Frage wird folglich mit einiger Verzögerung gestellt: "Wissen sie, wie viele Fanfictions es über sie gibt? Wie stehen sie dazu?" Beinahe sofort schaltet sich Die ein, um eine Antwort zu geben: "Kennen sie mein "No Analsex" T-Shirt?... Nein ernsthaft. Die Fans beschäftigen sich sicher sehr eingehend mit uns und das ist schön, aber wir sind schon noch lebendige Menschen mit atmender Seele. Einiges von dem Geschreibe, was wir zu Gesicht bekommen haben, war einfach nur dreist, unverschämt und menschenverachtend... Die Leute, die so etwas schreiben, werden schon verstehen, was ich damit meine!" Gerade, als Die noch weiter ausholen will, legt Kaoru ihm eine Hand auf den Arm. Das veranlasst Die dazu, sich doch noch zu beruhigen und an diesem Punkt keinen halben Anfall zu bekommen. Auf Kaorus Ablenkung eingehend, lächelt die Frau im blauen Kostüm den Leadgitarristen freundlich an. "Nur noch eine letzte Frage: Könnten sie sich vorstellen, bei einem Projekt wie z. B. "Big Brother" mitzumachen, bei dem man sie rund um die Uhr mit Kameras beobachtet?" Kaoru, der als Bandleader wohl das Gefühl hat, die letzte Frage des Tages beantworten zu müssen, lächelt leicht und schüttelt dann den Kopf: "Das wäre sicherlich sterbenslangweilig... und.. nein, wir würden das auf gar keinen Fall machen. Unser Privatleben geht niemanden etwas an. Deswegen heißt es ja auch Privatleben. Die Leute sollen unsere Musik und unsere Auftritte mögen und nicht irgend so ein gefaketes Fernsehformat wie "Big Brother" mit Dir en grey in der Hauptrolle anschmachten! So was ist doch lächerlich..." Von allen Seiten kommt ein zustimmendes Nicken. Offenbar sind die Dirus sich einig: ihr Privatleben ist PRIVAT! Betreten schauen Hokichi und Sumiko sich gegenseitig an, während sie da so auf ihrem Moderatorensofa sitzen und eigentlich die Aufzeichnung von Genki Nagasaki betrachten. Dass sie gerade live übertragen werden, haben sie noch gar nicht mitbekommen, als Hokichi plötzlich hoch ruckt und an sein Ohr fasst. Ihm wird offenbar gerade über den kleinen Mann im Ohr mitgeteilt, dass sie auf Sendung sind. Bei Sumiko wirkt die Ermahnung des Regisseurs schneller, denn sie schaut sofort in die Kamera und beginnt zu lächeln. "...ja! Das war also die Aufzeichnung von Genki Nagasaki!", meint die MTV-Moderatorin ganz schnell und steht auf, wobei sie etwas zu sorgfältig ihren Rock glatt streicht. "Sehr interessant das Ganze und immer so witzige Antworten!" Verlegen schaut sie ihren Kollegen an, der auch äußerst aufgesetzt lächelt. "Hai, wirklich witzig, was Die über Unterwäsche erzählt hat und so..." versucht er abzulenken. Einen wirklichen Plan haben die beiden aber anscheinend nicht und so lassen sie Kaorus Bedenken, nicht in so einer Sendung vorkommen zu wollen, lieber ganz schnell unter den Tisch fallen, damit seine Ablehnung gar nicht all zu viel Aufsehen bei den Zuschauern von Hajimemashite, Dir en grey! erregt. Protestschreiben oder ähnliches kann MTV schließlich gar nicht gebrauchen, denn so etwas würde ja das ganze Sendeformat gefährden... Auch wenn der Tonkommentar weiter geht, wird nun wieder das Livebild eingeblendet. "Wie ihr sehen könnt, werden die Dirus gerade von unseren Kollegen verabschiedet. Sie scheinen alle fünf ganz gute Laune zu haben!", meint der schwarz gekleidete Moderator mit fröhlicher Stimme und seine Kollegin pflichtet ihm bei: "Hai, aber nach so einer anstrengenden Tour ist es ja auch nicht verwunderlich, dass sie sich jetzt auf zu Hause freuen..." Die hat schon wieder eine Zigarette im Mundwinkel und schaut grinsend zu seinen Bandkameraden, die sich einer nach dem anderen vom Fernsehteam losreißen. Hier und da wird sich noch von der Stylistin oder dem Aufnahmeleiter verabschiedet, doch dann sammeln sich die Dirus und folgen ihrem Manager hinaus ins Freie - man hat wohl nicht vor, länger als unbedingt nötig in diesem Fernsehstudio zu bleiben. Draußen skandieren die immer noch wartenden Fans weiterhin Lobgesänge auf ihre Lieblingsband und wieder einmal ist es die Toshiyaaufmunterungsfraktion, die man am deutlichsten heraushört. Allerdings nehmen sich die fünf Jungs diesmal nur ganz kurz Zeit, um noch einige Hände zu schütteln, da auf sie ein großer schwarzer Nightliner wartet, der die Band hinter seinen verdunkelten Scheiben heute Abend nach Hause bringen soll. Wie eine der vielen Onboardkameras zeigt, steigen die Jungs einer nach dem anderen in den geräumigen Bus ein und verziehen sich in die Sitzecke, die noch hinter den Schlafkojen ganz am Heck des Fahrzeugs liegt. Dort erwartet sie eine lächelnde Miyaka, die mittlerweile schon die Taschen und Rucksäcke der Jungs hierher geschafft hat und für alle ihre Lieblingsgetränke bereithält. "War das Interview gut?", fragt sie leise, aber mit interessiertem Gesichtsausdruck. "Nein", meint Kyo nur patzig. "So hohle Moderatoren habe ich selten gesehen... was die teilweise für Fragen gestellt haben, war ziemlich dreist... selbst bei den zensierten!" Grummelig lässt Kyo sich auf die Bank hinter dem Tisch fallen, rutscht rum und zieht die Beine auf die Polster. Shinya folgt ihm so gleich und zuckt auf Miyakas fragenden Blick nur leicht die Schultern: "Ich bin ein Mädchen und kann deswegen keine Drums spielen... ach ja und essgestört bin ich auch!" Von hinten klopft Die dem Chibi auf die Schulter und hält ihm direkt einen Schokoriegel unter die Nase. "Was solls, es waren nicht ihre Fragen... Hier, nimm mal, ich glaube, du hattest heute echt noch nicht so viel zu essen!" Dann setzt sich auch Big Red mit auf die Bank. Toshiya wird soeben von Kaoru ebenfalls auf den Sitz geschoben, als Inoue zu den Jungs herantritt. "Gibt es noch etwas zu besprechen, oder wollt ihr Feierabend machen?" Wie auf Kommando schauen die Jungs auf und fangen alle gleichzeitig an, ein gröhlendes "Feierabend, Feierabend, Feierabend!" zu singen, was sie ihrem Manager sicherlich schon das ein oder andere mal vor den Latz geknallt haben. Daraufhin lächelt Inoue milde und nickt: "Ich werde noch hier bleiben und mir den Schnitt der Aufzeichnung ansehen. Ich wünsche euch eine gute Heimfahrt und wir sehen uns übermorgen! Machts gut!" Damit gibt er Kaoru noch schnell die Hand und steigt dann auch recht zügig aus dem Bus, damit dieser endlich losfahren kann. Gemütlich lehnt sich auch Kaoru zurück und lächelt. "So, wir fahren zurück nach Tokyo - damit wäre die Tour wohl nun wirklich zu Ende..." Ein zustimmendes Gemurmel zeigt an, dass die anderen Bandmitglieder das auch soeben erst vollständig realisieren. Wie um das zu feiern, zünden sich prompt auch alle übrigen Raucher eine Zigarette an und Shinya rümpft etwas pikiert die Nase. Da er zwischen Kyo und Die eingeklemmt ist, kann er den Dunstschwaden nicht einmal entfliehen. "Was habt ihr heute Abend vor?", fragt Kaoru dann und bläst in kleinen Kringeln den Rauch aus. "Schlafen!", meint Kyo direkt und legt den Kopf schon einmal auf seine Arme, da er wohl vor hat, gleich an Ort und Stelle damit anzufangen. "Ich schau fern oder so..." meldet sich Die und Toshiya murmelt nur etwas von wegen "Animeabend". Shinya hingegen ist sofort Feuer und Flamme: "Ich werde meinen kleinen Schatz abholen. Und dann gehen wir in die Badewanne... oder nein, ich gehe in die Badewanne und vorher bade ich Miyu im Waschbecken..." Doch bevor Shinya lang und breit erzählen kann, welche Pläne er für sich und seinen Chihuahua hegt, hält Die ihm einfach den Mund zu, bevor er Kaoru anzüglich angrinst: "Und was hast du vor, oh großer Leader-sama?" "Ich gehe heute Abend aus...wohin genau, das bleibt mein Geheimnis!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)